Alles dieser Welt von Petulia (für dich) ================================================================================ Kapitel 5: M&F -------------- Wieso kroch er eigentlich so oft auf den Knien in letzter Zeit? Glücklicherweise lag es diesmal nicht an übermäßigem Alkoholkonsum - den sparte er sich für den späteren Abend auf - sondern an seiner Faulheit. Albus hatte schlicht und einfach keine Lust ins Wohnzimmer zu laufen, nur um seinen Zauberstab zu holen. Irgendwo dort unter dem Schrank war sein Manschettenknopf verschwunden und er war Mann genug, ihn wieder hervor zu angeln. Oder zu viel Mann, denn seinen Arm konnte er nicht besonders weit darunter schieben. Es dauerte nur wenige Sekunde da grölte er: “Amy! Schatz!” Wenige Sekunden später erschien sie aus dem Wohnzimmer und fasste sich bei seinem Anblick an den Nasenrücken. “Hast du mich gerade hergerufen, damit ich dir helfe, anstatt selbst den kurzen Weg zu gehen?” “Ich hätte hin und zurück gehen müssen und du...” Unschuldig grinsend rollte er ganz auf den Rücken, seine Hand noch immer unter dem Schrank. “Du siehst klasse aus. Besonders von hier.” Ungläubig schüttelte sie den Kopf und strich den Stoff ihres anthrazitfarbenen Neckholders glatt, sodass er nicht darunter gucken konnte. “Süßeste Amy, würdest du einem armen Schlucker wie mir helfen und mit deinem zierlichen Arm den Manschettenknopf holen?”, säuselte er. “Du bist so ein Trottel.”, murmelte sie, deutete mit ihrem Zauberstab auf den Schrank und zauberte stumm das silberne Accessoire herbei. Flink schoss es darunter hervor und traf Albus an der Stirn. “Au, danke. Ich liebe es, wenn du lächelst, aber so grimmig siehst du einfach noch viel besser aus.”, kommentierte er beim Aufstehen, lockte ihr damit ein Lachen heraus und verdiente sich einen Kuss. Und noch einen. Sein Arm schlang sich um ihre Taille und er ließ den Kopf an ihrer Stirn ruhen, ohne sie dabei aus den Augen zu verlieren. Unter ihrem schwarzgefärbtem Wimpernkranz hindurch sah sie verliebt zu ihm hinauf. “Ich wünschte heute wäre schon die Hochzeit.”, wisperte er und sie schloss nur glücklich die Augen. “Vielleicht können wir auch einfach nur zu zweit die Verlobung feiern.”, hoffte sie beim Gedanken an die bevorstehende Feier, an das Treffen von Rose und Malfoy, an Lindsey, die Carl zuhause lassen würde und an Mr Potter, der wegen eines Notfalls viel zu spät kommen würde. Und beim Anblick von Albus in seinem maßgeschneiderten Hemd aus Himalayafasern mit diesen grandiosen Muskeln. Bevor sie sich in ihn verliebt hatte, war ihr nicht klar gewesen, dass sie an einem Körper wie seinem Gefallen finden würde. “Ach was, es wird fabelhaft werden und wenn du verzweifelst, schau einfach mich an und vergiss alles andere.” Erneut küsste er sie sanft und während sie ihn in Richtung des Bettes dirigieren wollte, wich er lachend aus. “Sparen wir uns das für heute Nacht.”, zwinkerte er. “Ich wollte noch bei Scorpius vorbeischauen und sichergehen, dass alles ok ist.” Das veränderte ihre Laune schlagartig.
“Wirklich, Al? In vierzig Minuten wollen wir da sein.” Seine zärtlichen Beschwichtigungsversuche schlugen nicht mehr an und um dies zu demonstrieren, verschränkte sie ihre Arme abweisend vor ihrer Brust. “Ich weiß, aber es soll alles glatt laufen, oder?”, versuchte er es also diplomatisch. “Er ist mein bester Freund, mein bester Mann und er hat... eine schwierige Phase momentan. Wenn es Rose wäre -” Genervt verdrehte sie die Augen, hob aber ergebend die Arme. “Rose muss man nicht babysitten. Tu, was du nicht lassen kannst. Aber wir gehen zusammen auf unsere Verlobungsfeier, Albus Severus Potter.”, mahnte sie. Im Hinausgehen hörte er, wie sie ihm nachrief: “In einer halben Stunde bist du hier!” Ungewöhnlich verspätet erreichte Carl die Party. Ungewöhnlich für ihn, denn sonst war er immer auf die Minute genau dort, wo er sein musste. Das Ambiente schien jedoch locker genug, um ihm seinen Fauxpas zu verzeihen. Viele der Gesichter waren ihm unbekannt und er vermutete sie als Amys und Albus Arbeitskollegen. Gemeinsam mit einigen Pärchen verschaffte er sich stockend Einlass in die Örtlichkeit und hielt dann sofort auf die Glastüren zu, welche auf eine große Hinterterrasse führten. Sie war romantisch von einigen Papierlaternen beleuchtet und bot sich perfekt an einem warmen Abend wie diesem. Rose hatte den Termin wohl absichtlich auf einen indischen Sommertag gelegt und ein paar Isolationszauber über die Terrasse gesponnen, sodass auch die luftig bekleideten Damen draußen nicht frieren würden. “Carl, da bist du ja.” Begeistert über sein Auftauchen eilte seine Schwester zu ihm und umarmte ihn. “Klar, bin ich hier. Herzlichen Glückwunsch, Amy.” “Danke.” Überwältigt sah sie sich um und er tat es ihr gleich. Wenn er auch von Rose extravaganteres gewohnt war, so erschien ihm die Gestaltung der Örtlichkeit auf den Punkt perfekt. Bevor sie Hand angelegt hatte, hätte Amy wahrscheinlich beim Anblick des Biergartens die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen. Nun baumelten sanfte Lichter über den mit Sekt bewaffneten Gästen, die sich mit und mit sammelten. Auch die Tabletts, auf denen volle, wie leere Gläser, sowie Häppchen thronten, schwebten eigenständig durch die Menge. Über die Tische hatte man leichte Tücher in unaufdringlichen Herbstfarben drapiert. Sie positionierten sich entlang der abschirmenden Hecke, sodass sich die Tanzfläche zwischen sie und die Glaswand zum Innenraum bettete. Hinter dieser Wand konnte Carl entspannende Sitzecken, ein Büffet und eine Bar erahnen. Vor dieser warm getünchten Landschaft sah Amy in Carls Augen sehr bleich aus. “Alles in Ordnung?”
“Ja.”, versicherte sie etwas außer Atem, wobei ihr Blick rastlos hin und her wanderte. “Es sind nur so viele Leute und ich schwöre, ich habe Reporter gesehen. Falls du Albus findest, bitte schick ihn zu mir.” Der Abend hatte vor einer Viertelstunde begonnen und schon hatte sich das Pärchen aus den Augen verloren. “Das ist alles viel mehr Stress, als ich dachte.” Beruhigend legte er ihr seine Hand zwischen die kühlen Schulterblätter. Dankend sah sie zu ihm auf. “Am liebsten würde ich gerade Kuschelsocken tragen, Albus schmusen und von mir aus alle Platten von Nimbus Three Million anhören, die er besitzt.” Carl drückte sie fest an sich und legte seine Hand auf ihr Haar - eine Geste, die sie zu seiner Überraschung nicht ablehnte. “Du musst deinen Kopf abschalten und einfach deine Feier genießen. Es geht um euch zwei.” “Ja, aber ich weiß nicht mal, wo er ist.”, erwiderte sie aufgebracht und drückte sich etwas von ihrem Bruder ab. “Diese Feier ist eine tickende Bombe, Carl. Rose hat mich fast avaderd, als ich Malfoys Namen nur erwähnt habe und du hast noch nicht einmal deine Freundin dabei meinetwegen. Du hättest sie doch mitbringen können, Carl.” Er schmunzelte. “Das ist nur eine Sache zwischen Lindsey und mir, mach dir darüber keine Gedanken. Und auch der Rest wird sich geben! Versuch einfach, dich zu entspannen und ich sorge dafür, dass dein persönlicher Potter zu dir zurück findet.” Ein letztes Mal drückte er sie, dann nickte er ihr aufmunternd zu und sie straffte dankbar die Schultern. Auf die Höflichkeit bedacht, noch einmal offiziell zu gratulieren, hielt er also Ausschau nach Albus und begrüßte unterwegs ein paar andere bekannte Gesichter, bis ihm sein Gesuch ins Auge stach. Auch Albus stand draußen, ein wenig abgeschirmt mit Malfoy, wohl in der Absicht für einen Moment den Gratulanten auszuweichen. Carl jedoch hatte einen Auftrag und so ging er zielstrebig auf die beiden zu. “Ich hab’s dir doch eben gesagt. Zeig dich von deiner besten Seite. Sei dein schmierigstes, arrogantestes Selbst von mir aus. Hauptsache du verbreitest... oder bist guter Laune.” Von Carl unterbrochen sahen sie auf. “Albus.”, grüßte er. “Herzlichen Glückwunsch noch einmal zur Verlobung.” Sie zogen einander in eine brüderliche Umarmung. “Danke, Carl. Lindsey ist nicht dabei?”, fragte Albus verwundert. “Nein, nein, sie hatte ja keine Lust.”, verdrehte er die Wahrheit ein wenig, was Malfoy nicht zu entgehen schien. “Aber Amy sucht dich dringend, soll ich dir ausrichten.” “Klar.” Albus klopfte seinem besten Freund auf die Schulter, wobei Carl sich sicher war, dass ein vielsagender Blick der Geste einher ging und wuselte dann strahlend zu seiner Verlobten zurück. Die beiden ungleichen Männer blieben allein zurück. Malfoy war eigenartig stumm und starr. Carl folgte neugierig seinem Blick und dieser verfing sich gleich in einem roten Lockenschwall. Rose. Rose? Er erinnerte sich an Amys Worte, denen er zuerst nicht viel Bedeutung beigemessen hatte. Wie es schien, war das sieben Jahre alte Kriegsbeil noch immer nicht begraben.
Unnötigem Drama vorbeugend schob er sich vor Malfoy und verbarg ihm die Sicht. Erster Schritt getan, jetzt musste er ihn nur noch in ein Gespräch verwickeln. “Tja... wie läuft die Arbeit? Wann ist das nächste Spiel?”, versuchte er es unter bestem Vorsatz. Verwirrt sah der Blonde ihn an und antwortete dann trocken. “Ende Herbst. Training geht jetzt wieder los.” “Richtig, richtig. Ganz schön spannend...” Ratlos wippte er ein wenig auf und ab. “Hast du dich schon mal übel verletzt?” Malfoy fixierte ihn für einen Augenblick. Einen langen Augenblick. “Sollen wir einfach was trinken gehen, Longbottom?” “Ja, super Idee.”, warf Carl sich sofort auf den Rettungsreifen. “Tante Fleur, wow, diese Blumen sind ja fantastisch, danke!”, strahlte Albus und umarmte seine Tante und Onkel. Auch Amy bedankte sich, nachdem sie genüsslich an dem ca zwanzigsten Strauß gerochen hatte, mit dem sie heute beschenkt worden waren. Ein Glück hatte sie keinen Heuschnupfen. Das Geld, dass sich vermutlich in den kleinen Säckchen an jedem Präsent befand, begutachteten sie nicht. Bei so einer Feier musste man wohl darauf vertrauen, dass niemand sich darüber her machen würde. “Sie haben einfach Geschmack, Mrs Weasley.”, lobte auch sie, woraufhin die wunderschöne Frau abwinkte. “Ich bitte dich, spätestens jetzt bin ich Fleur für dich.” Ihr französischer Akzent tanzte wie eine von einem Liebhaber komponierte Melodie durch die Luft, doch heute ließ Amy sich nicht beirren. Albus Arm ließ nur in wenigen Momenten ihre Taille los, die meiste Zeit war sie bei ihm und wusste das, egal mit wie vielen Menschen er schäkerte, er ganz bei ihr war. 
“Auf unserer Hochzeit wird das alles noch schlimmer.”, wurde es ihr noch einmal bewusst und er küsste sie aufmunternd. “So ist das, wenn man Berühmtheit heiratet. Nicht alles nur Glitzer und so.”, grölte Fred, der sich ihnen etwas zu wackelig näherte, dafür dass es noch so früh war. In seinen Händen trug er drei Shotgläser und reichte ihnen je eins. Gerade wollte Amy ablehnen, doch er bestand darauf. “Oder soll ich dir etwa auch einen Strauß Blumen schenken?” Das war vielleicht etwas zu laut, denn Tante Fleur drehte sich mit pikiertem Gesichtsausdruck zu ihnen zurück. Lachend nahm Amy ihm das Glas ab und sie prosteten einander zu, bevor die beißende Flüssigkeit ihre Rachen hinunter schoss. “Bist du alleine hier?”, erkundigte Amy sich freundlich. Freds Blick wandte sich in ihre Richtung. Er war eigenartig... eigenartig. “Dachte, ich suche mir hier die Schönste aus, aber sie ist schon verlobt.”, versuchte er einen schmeichelnden Scherz, doch er erreichte seine Augen nicht. Als er sich abwandte, sah Amy fragend zu Albus auf, der bedrückt die Schultern zuckte. Dann nahmen sie gleich weitere Gäste in Anspruch. Es dauerte bestimmt eine halbe Stunde, bis Ruhe in die Feier Einzug hielt und das allgemeine Gratulationsgrüßen sein Ende nahm. Die Brautjungfern waren gemeinsam erschienen und hatten in der Ankunftsphase aneinander gehalten, um sich in dem Ansturm der Feiernden nicht aus den Augen zu verlieren. Jetzt hatten sie endlich einen gemütlichen Tisch draußen gefunden, um den sie sich versammeln konnten. Lily sah aus wie ein Edelstein, da ihr kurzes flatteriges Kleid über und über glitzerte. Allein deshalb hatte ihnen das Eintreten Schwierigkeiten bereitet, denn Kameramänner verschiedener Tagesblätter standen bereit, um sie von ihrer Schokoladenseite einzufangen - ein Geschehen, das sie offensichtlich liebte. Rose erblickte hinter dem Küken einen blonden Haarschopf und ihr Herz gefror für einen Augenblick. Doch es war nicht Malfoy. Amy schien den Fremden zu kennen und verabschiedete sich kurz, um mit ihm zu plaudern, obwohl sie ihren Brautjungfern gerade erst fünf Minuten gegönnt hatte. “Diese ewigen Verpflichtungen. Das nächste Mal darf eine von euch eine Party schmeißen.”, stöhnte sie im Vorbeigehen. “Du hast es einfach himmlisch hinbekommen, Rose.”, schwärmte Lily aufrichtig. “Die Petit Fours sind klasse.”, murmelte Roxanne, in deren Mund sie gerade eines zerkleinerte. “Das sind Canapés.”, korrigierte Dominique. “Was sind dann Petit Fours?” “Sie sind süß und außerdem Gebäck.” “Jedenfalls sind sie klasse.”, zwinkerte die Dunkelhäutige. Einen Martini in der Hand gesellte sich nun Grace zu ihnen und nahm Amys Platz ein. “Sieh sich einer diese umwerfenden Mädels an!”, lobte sie und drückte jeder von ihnen einen Kuss auf die Wange. “Dominique, was ein Hammerkleid! Hast du es aus Frankreich mitgebracht?” Die Angesprochene bejahte begeistert und schob sich eine Strähne ihrer Hochsteckfrisur hinters Ohr. 
“So bedeckt hab ich dich selten gesehen, Dome.”, bemerkte Roxanne. “So wenig Dekolleté.” Interessiert sah Grace zu der ihr Unbekannten hinüber. “Hi, ich glaub wir haben uns noch nicht kennengelernt. Grace!” “Roxanne.” Sie schüttelten einander die Hände und begannen eine Diskussion über Dominiques früheren und jetzigen Klamottenstil. “Sie kann sowieso alles tragen. Hätte heute wahrscheinlich auch in Blaumann und Heels auftauchen können, und wir wären ihr trotzdem zu Füßen gefallen.” “Apropos!”, mischte sich Rose ein. “Liebste Dominique, wer ist der Waschbrettbauch, den du angeschleppt hast?” “Das ist Robert...”, erwiderte sie wenig begeistert. “Er ist mein neuer Kollege und war ganz heiß darauf die Potters kennenzulernen, also habe ich ihn mitgebracht.” “Oh.”, machten die anderen, enttäuscht von der wenig aufregenden Geschichte. Etwas Hoffnung blieb jedoch bestehen - Waschbrettbauch blieb Waschbrettbauch. “Rosie, wieso hast du eigentlich nicht Ken mitgebracht?”, fiel es Grace ein und die Angesprochene bereute gleich, Grace mitgebracht zu haben. “Mit ihm hättest du sicher einen klasse Abend gehabt.” “Ken?”, hakte Dominique kichernd nach, die im Takt der Musik wippte. “Klingt auch Waschbrett bauchig.” Rose seufzte und trank ihren Sekt aus. “Er ist mein Boss und das ist Grund genug, ihn nicht mitzubringen. Davon abgesehen will ich ihm keine Hoffnungen machen.” “Warum nicht?”, hakte Lily nach und schürzte enttäuscht die roten Lippen. “Weil ich nichts mit meinem Boss anfangen werde.” “Warum nicht?”, fragten sie alle im Chor und brachen in Gelächter aus. Rose blies eine Locke aus ihrer Stirn. “Wenn euch der Grund nicht reicht, dann muss der es tun, dass ich eine grausige Barbie abgebe.” Die Jüngste unter ihnen ließ ihr Grinsen zuerst zu einem verhaltenen Lächeln schrumpfen. Zwei Männer hielten auf das Grüppchen zu, mit zwei Frauen im Schlepptau. “Hugo.”, grüßte Grace einen Schluck von ihrem Drink nehmend mit lasziv auf ihn gerichteten Blick. Er grinste sie an, was das Mädchen an seiner Seite deutlich missbilligte. Statt sie zu beschwichtigen gab er Lily zur Begrüßung einen Kuss, die ihrerseits ihren kühlen Blick nicht von dem anderen Mann nahm. “Ms Potter. Ladies.”, grüßte der mit seiner tiefen Stimme. Auch den anderen war seine Anwesenheit nicht entgangen. Sie alle waren definitiv voreingenommen, was den ungebetenen Besucher anging. “Scamander.”, erwiderte Lily. “Ms Potter,”, setzte er mit deutlich leiserer Stimme an, “es sind Reporter anwesend und wir drei täten gut daran uns fröhlich und zivil miteinander zu zeigen.” “Meine Aufgabe heute ist, meine Schwägerin zu unterstützen.”, lehnte sie ab, doch Hugo begab sich nun auf die Seite des Geschäftsmannes. “Nur für eine halbe Stunde, Lil. Das ist wichtig für uns alle.” Die Potter seufzte gedehnt, grinste den anderen dann zu und verschwand mit den beiden und ihren Anhängseln. “Wow, was ein Mann.”, kommentierte Grace strahlend. “Scamander, den wollte ich immer schon in Person treffen.” “Er will dich mit Sicherheit auch in Person treffen.”, bedeutete Roxanne vielsagend, woraufhin Grace herzhaft lachte.
“Das kann gut sein, aber ich werde ihn enttäuschen müssen.” Sie ließ ihren Blick umher schweifen und deutete dann auf die andere Seite des Hofs. “Sie da vorne ist mehr nach meinem Geschmack.” Überrascht hob Roxanne die Augenbrauen. Mal wieder schien sie, was Informationen anging, weit hinterher zu hängen, denn den Verbliebenen am Tisch schien es keine Neuigkeit zu sein. Sie blies sich eine ihrer schwarzen Locken aus der Stirn und überlegte noch, ob sie sich mit Roses Mitbewohnerin anfreunden sollte, als sie Onkel Charlie erspähte. Eine Traube Verwandter hatte sich längst um ihn versammelt. “Hah, auf Onkel Charlie kann man sich verlassen, wenn es darum geht irgendjemandem die Show zu stehlen.”, scherzte sie, entschied aber, ihn in einer ruhigeren Minute zu begrüßen. Daher hielt sie ein vorbei schwebendes Tablett an und griff nach den Getränken darauf. “Auf, auf, Mädels! Wir, der verbliebene Kern, die tapferen Zurückgebliebenen, müssen dieser Party einen Namen verleihen. Runter mit dem guten Zeug.” Vor jeder der anderen platzierte sie zwei Shotgläser. Der Widerspruch glänzte bereits in Dominiques Augen, doch Grace kam ihr zuvor, indem sie begeistert eines der Gläser hob. “Die Party wird immer besser. Wie wird man Brautjungfer, ihr Glücklichen?” Damit verschwand die Flüssigkeit, so schnell sie eingeschenkt worden war. Über die gesamte Dauer ihrer Unterhaltung hinweg hatte es in ihre Richtung geklickt und geblitzt. So war Lily erneut froh ein ihr von Scamander angebotenes Getränk geleert zu haben.
“Was sagst du, Lust auf einen Tanz?”, bot ihr Hugo von ihrer rechten Seite an. Scamander hatte seine Begleitung in ein Gespräch verwickelt, doch Hugos stand gelangweilt neben ihnen und hoffte auf einen Augenblick ehrlicher Aufmerksamkeit. Dennoch griff Lily nach der Hand ihres besten Freundes und genoss zum ersten Mal den Abend, während sie umeinander tanzten. Wieder einmal bewährte es sich, dass sie ihn dazu gezwungen hatte, Tanzen zu lernen. “Wer ist sie?”, brachte sie irgendwann das Thema auf das am Rande sitzende Mädchen. “Niemand besonders.”, kommentierte er desinteressiert. Unter ihrem vielsagendem Blick fuhr er fort. “Wir waren auf ein paar Dates, aber es ist nicht wirklich was.”
“Und da bringst du sie auf eine familiäre Verlobungsfeier?”, fragte sie ungläubig, sodass er die Schultern zuckte. “Klar, ich dachte, dann hat sie noch ein bisschen Spaß, bevor ich ihr den Korb gebe.” Sich fremdschämend schloss sie die Augen. “Hugo, du bist unmöglich! Zum einen hat sie offensichtlich keinen Spaß -” Er unterbrach sie, indem er sie kraftvoll von sich wegdrehte und dann wieder heranzog. “Und zum anderen ist es sehr hoffnungsvermittelnd, sie auf so eine Feier mitzunehmen.”
“Ihr seht das alles viel zu interpretativ.”, kommentierte er, um daraufhin das Thema zu wechseln. “Wie ist es mit Scamander?” “Lenk nicht von dir ab!”, befahl sie. “Seit wann bist du so rücksichtslos?” Doch ihr bester Freund blieb standhaft. “Gewinnt er die Wetter oder kann er wirklich so wenig, wie du behauptest?” Sofort verdüsterte sich ihr Blick und schoss kurz in die Richtung des Geschäftsmannes, sodass Hugo zufrieden grinste. “Hast du mich absichtlich bei dem Kerl abgeliefert?”, ließ sie sich darauf ein. “Quatsch!”, protestierte er sofort. “Ich konnte ja nicht wissen, dass du ihn so wenig leiden kannst. Du hast nie ein Wort über ihn gesagt. Wie ist es also?” Während sie Kreise zogen, beobachtete sie ihn, wie er mit seiner Begleitung flirtete, wie immer jedes Wort, jede Bewegung abwiegend und gezielt setzend. Natürlich hatte sie Hugo nie etwas von ihrem Scamander Patzer erzählt. Aber das war lange her, Vergangenheit, daher machte es keinen Sinn, es noch einmal auszugraben. “Es ist zu früh, um es wirklich zu sagen.”, begann sie zögerlich. “Er ist sehr von sich überzeugt, hat bisher aber nichts getan, als mich zu studieren. Es sorgt mich, dass wir noch keine Aufträge von neuen Klienten an Land gezogen haben.” “Er muss dich erstmal kennen lernen.”
Sie war nicht überrascht, dass er Scamander verteidigte. Hugo lag viel daran, dass die Kooperation sich lohnen würde, nachdem er Lily diese Richtung vorgegeben hatte. “Seit wann versteht ihr euch so gut?”, hakte sie interessiert nach. “Tun wir nicht.”, wehrte er ab. “Wie funktionieren nur ähnlich. Legen viel Wert auf unsere Arbeit...” Und behandelt scheinbar eure Frauen ähnlich, fügte sie in Gedanken bitter hinzu. “Eigentlich kannte ich gar nicht so gut, als ihm die Idee kam, dich zu vertreten.” Ungewollt trat sie ihm auf den Fuß, da sie abrupt stehen blieb. “IHM kam die Idee?” Ungläubig starrte sie ihren Cousin an. “Ja - hm, ich weiß es nicht mehr.”, sagte er zögerlich. “Wir hatten uns auf einer Gala getroffen und uns unterhalten.” Anderen Tänzern ausweichend bewegten sie sich an den Rand der Tanzfläche, er in seinen Erinnerungen wühlend, sie auf alles, was er sagte, die Ohren spitzend. “Da kamen wir auf dich zu sprechen und darauf, dass ich nicht glaube, den Anforderungen gerecht zu werden. Ich weiß nicht mehr, ob er es vorgeschlagen hatte, oder etwas gesagt hat, was die Idee in meinem Kopf geformt hat. Jedenfalls bin ich sicher, dass es von ihm aus kam und dass ich den Gedanken grandios fand.” Unbeirrt lächelte er sie an, nichts ahnend von dem Todestrank, der in ihr brodelte. “Freunde dich nur nicht zu gut mit ihm an.”, warnte sie und stolzierte dann, ihren süßesten Gesichtsausdruck tragend, auf ihren neuen Geschäftspartner zu. Dieser wandte sich genugtuend um, neugierig darauf, weshalb sie ihn wieder aufsuchte. “Sie Wicht.”, sprach sie lieblich, zu oft blinzelnd. Augenblicklich zuckten seine Augenbrauen, weil er ihre Fassade erkannte. “Es tut mir Leid, aber ich müsste mir Mr Scamander einmal ausleihen.”, entschuldigte sie sich bei der unvergnügten Frau hinter ihm und geleitete ihn Abseits der anderen. “Sie schulden mir Erklärungen.”, knurrte sie unterwegs mit deutlich anderer Stimme. Er wandte den Kopf über seine Schulter und rief belustigt: “Jemand befreie mich von diesem Drei-Köpfigen-Köter.” “Sehr witzig.”, zischte sie. Endlich hatten sie ein wenig Ruhe. Die Hände auf der Hüfte seiner Verlobten versank Albus in ihren Augen. Auch sie hatte ihre Sorgen vergessen und strahlte. Seine Sonne. Er wollte sie küssen, gleich hier inmitten der Tanzfläche, wirklich küssen. Wollte seine Hände in ihrem Haar vergraben, ihre Finger in seinem Kragen spüren und sie nach einer Weile auf seine Hüfte heben. Unsägliche Dinge wollte er tun, doch wenn er ihr davon erzählte, würde sie es auf den Alkohol schieben. Als habe die Musik seine Gedanken gelesen wurde sie sukzessiv langsamer. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, zog er sie näher an sich, sodass ihre Oberkörper sich beinahe komplett berührten. 
“Albus.”, flüsterte sie verlegen. Ein rosa Alkoholschimmer lag auf ihren Wangen und er streifte eine von ihnen mit seinen Lippen.
“Ich liebe dich.”, wisperte er und vergrub seinen Kopf in ihrer Halsbeuge. Sie roch nach Frühling, so lieblich und erfrischend. Seine steigende Anzüglichkeit entging ihr kaum.
“Ich hatte vorgeschlagen zuhause zu bleiben und die ganze Nacht im Bett zu bleiben.” Bei dem Gedanken brummte er wohlig. “Aber wie es ist, musst du dich wohl gedulden, Herr Potter. Mindestens bis dein Vater hier war.” Enttäuscht aber weiterhin glücklich ließ er sie eine Pirouette drehen, um sich von ihrer verlockenden Nähe zu befreien. In dieser Bewegung mangelte es ihm plötzlich und er zog sie ein wenig zu hastig an sich, sodass sie in seine Brust stolperte. “Was -” “Meine Cousinen drehen total ab.”, murmelte er fassungslos und nickte in Richtung eines Stehtisches. Dort hatte Grace gerade Roxanne einen dicken Kuss mitten auf die Lippen gedrückt. Dominique und Rose lachten mit vor dem Mund gefalteten Händen und Roxanne wirkte zu überwältigt, um eine Regung zu zeigen. Amy zuckte mit den Schultern. “Roxi wirds schon überleben.” Eine gute Anzahl Gläser vor sich her dirigierend hielt Rose auf die gut besuchte Theke zu und wich dabei scherzenden Gästen und ihren ausladenden Gesten aus. Einer traf sie beinahe mit seinem Ellbogen ins Gesicht, doch sie schaffte es gerade noch auszuweichen. “Rosie.”, kam Albus gut gelaunte Stimme plötzlich von links und sie wandte sich erfreut nach ihm um. “Du sollst doch nicht die Kellnerin spielen, nachdem du diesen Wahnsinn organisiert hast.” Trotz ihrer Heels musste sie sich weiter auf die Zehenspitzen stellen, um ihm einen fröhlichen Kuss auf die Wange zu drücken. “Das stört mich überhaupt nicht. Unser Tisch war etwas voll und ich bin eh unterwegs zur Toilette.” “Solange du mir versprichst, dass du entspannst!”, forderte er von einem Ohr zum anderen grinsend. “Machst du Witze? Ich habe einen Heidenspaß, vor allem wenn ich zwei Lovebirds wie euch sehe. Das ist wie Felix Felicis schlucken.” Tatsächlich schmerzten ihre Wangen fast vom vielen Lachen und der ausgelassen guten Stimmung, die jeder an den Tag legte. Eine viertel Stunde zuvor hatten sie und die anderen Mädchen träumerisch dem frisch verlobten Paar bei einem rosa rot verliebten Tanz zugesehen. Ähnlich wie mit Zuckerguss überzogene, Schokoladen bestreute und karamellisierte Zuckerwatte - so süß, dass es beinahe ekelhaft, aber dennoch unwiderstehlich war. Bloß würde sie es Albus gegenüber nie so ausdrücken. “Hopp, geh und knutsch deine Zukünftige mehr. Genug, dass sie sich mindestens eine Woche nicht über ihren Job beschweren kann.”, forderte sie zwinkernd und lieferte die leeren Gläser ab. Dort traf sie auf ihren Onkel Charlie, der sie solange über ihr Leben ausfragte, bis ihre Blase zu platzen drohte und sie beinahe auf die Toiletten rennen musste. Die Erleichterung, die sie beim Verlassen des hübschen Bads verspürte, war beinahe lächerlich und dennoch fühlte sie sich frei und bereit, den Abend weiter zu genießen. Weiter hinten im Gang fiel die Tür der Männertoilette ins Schloss und die Schritte, die darauf gefolgt waren, verstummten plötzlich. Rose bewegte sich nicht. Mit einem Mal wurden ihre Hände heiß und schwitzig, ihr Herz pochte so laut und heftig, dass sie die Musik kaum zu sich herüber wabern hörte. Sie zwang sich zu atmen, schließlich konnte sie gar nicht wissen, wer da ein paar Schritte hinter ihr stand. Bloß sie wusste es doch. Sechs Jahre. So lange war sie ihm aus dem Weg gegangen. Das konnte sie auch jetzt tun und ihn vielleicht den ganzen Abend vermeiden. Aber es war zu spät. Sicher was sie erwarten würde, drehte sie sich langsam um. Scorpius war nicht erstarrt wie sie. Er lehnte lässig an der Wand, die Hände in den Hosentaschen. Sein Haar war dunkler, als es gewesen war. Die Gesichtszüge kantiger, weniger jugendlich und sein Gesichtsausdruck ernster. Jedoch lag ein ihr bekannter, selbstgefälliger Zug darauf. “Weasley, verrückt dich hier zu sehen.” So schnell ihre gute Laune verflogen war, so schnell nahm Abneigung sie ein. Ohne dass irgendetwas geschehen war, wurde sie wütend auf ihn und ballte die Hände zu ihren Seiten zu Fäusten. Aber sie würde ihm nicht die Genugtuung geben, sie zu provozieren.
“Ich habe kein Interesse an einem Gespräch.”, erwiderte sie kühl. Mit der Spur eines Lächelns stieß er sich von der Wand ab und wanderte auf sie zu. “Ich fürchte, darum wirst du kaum kommen.” “In Zukunft vielleicht nicht, jetzt schon.” In dem Moment, indem sie sich weg drehte, hielt er sie am Handgelenk fest. Zornig flog ihr Kopf herum, um ihn anzufunkeln, doch er gab sie ohnehin sofort frei. Angespannt starrten sie einander an, unfähig in der Miene des anderen zu lesen. Ihr Puls tanzte zu einem Armeemarsch in gefühlt dreißigfacher Geschwindigkeit, während sie dort stand, ohne etwas tun zu können. Er war ihr viel zu nah, sein Gesichtsausdruck spiegelte nichts von der Unsicherheit wieder, die sie spürte. “Du hast mich vermisst.”, wisperte er und sie wollte ihn so gerne anschreien. Doch das Klacken hoher Schuhe näherte sich rapide und beide wirbelten in Richtung der Quelle herum. Abrupt hielt Lily bei ihrem Anblick an. “Oh je.”, rutschte es ihr heraus und sie eilte wieder in die andere Richtung. “Klasse!”, fauchte Rose ihr Gegenüber an. “Jetzt haben wir bereits die Stimmung einer anderen Person versaut. Genau deshalb will ich dich nicht sehen. Weil du miese Laune verbreitest, wo du auch hingehst, Malfoy.” Sie spuckte seinen Namen mit so viel Abscheu, wie eine gutherzige Person wie sie zusammen nehmen konnte. Merlin, war sie schön. Ihr rotes Haar umrahmte feurig ihr sommersprossiges Gesicht und die klar definierten Lippen. Dunkel glimmten ihre braunen Augen unter ihrer Wut und ihrer Abneigung. Trotz der ungehalten zusammen gekniffenen Augenbrauen war sie wunderschön und sein Verstand wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Vielleicht hatte er das Gespräch falsch begonnen. Vielleicht waren Arroganz und Gefälligkeit nicht der richtige Weg zu ihrem guten Willen gewesen. Letztes Mal hatte es funktioniert. Doch es war nicht letztes Mal. “Es könnten auch deine giftig sprühenden Augen und dein viperhaftiges Auftreten sein, dass den Leuten die Stimmung verdirbt.”, gab er zu Bedenken, sodass ihre Nasenflügel gefährlich aufblähten. “Du bist kein bisschen anders.”, zischte sie abfällig. “Du auch nicht. Wie immer streng, verklemmt, bitter und bei jeglicher Ausgelassenheit unerwünscht. Es ist schon gut, dass ich dich damals nicht -” “Wag es nicht!”, fauchte sie und ihre Hand schoss auf ihn zu. Erneut umfasste er fest ihr Handgelenk, um den Schlag abzuhalten. Diesmal ließ er jedoch nicht los. Die Berührung brannte in seiner Handinnenfläche, aber er ließ sich nichts anmerken. Den Griff starr und kontrolliert war sie ihm jetzt sicherlich näher, als es ihr lieb war. Abwehrend zog sie den Kopf von ihm weg, um möglichst viel Raum zwischen ihnen zu schaffen. Mit einem Ruck zog er sie näher und versank seinen provokativen Blick in ihren Augen. Die geschwärzten Wimpern umrahmten ihre sonst haselbraune Iris. Es war zu leicht sich ihr Gesicht sehr viel gefügiger vorzustellen. Zwar erwachsener jetzt, fraulicher, aber genauso sehnsüchtig wie damals. Sehnsüchtig nach seinen Lippen und seiner Berührung. Wie vom Schlag getroffen ließ er ihren Arm fallen. Sofort stolperte sie zurück. Das Gesicht aus seinen Alpträumen entfernte sich und er marschierte zurück zur Feier. Zufrieden damit, das Geschehen zu beobachten, stand Carl in der Nähe einer Hecke und verfolgte das Treiben. Die Band spielte gute Musik, zu der er seinen Fuß rhythmisch wippen ließ. Roxanne hatte ihn vor einer kurzen Weile zum Tanzen aufgefordert, doch er hatte dankend abgelehnt. Seinen Tanz mit Amy hatte er bereits hinter sich und der hatte ihm für diesen Abend genügt. Zwar hatte er sie zum daheim bleiben beordert, dennoch trübte es seine Stimmung ein wenig, dass Lindsey nicht da war. Natürlich hätte er sie normalerweise gerne bei sich gehabt. Dann hätte er mit ihr tanzen können. Schon seit Ewigkeiten bettelte sie ihn darum an, ihr vernünftigen ‘Pärchentanz’ beizubringen, wie sie es nannte. Er wusste, dass sie bei Veranstaltungen wie diesen beeindrucken wollte, doch bisher hatten sie es aus arbeitstechnischen Gründen und wohl auch aus Faulheit nicht geschafft, vernünftig zu üben. Er bereute es, dass sie es nicht getan hatten und dass Lindsey nicht hier war, denn es wäre die perfekt Gelegenheit gewesen, mal etwas anderes miteinander zu machen. Das Fehlen ihrer Anwesenheit begleitete ihn jede Minute, die er auf dieser Feier verbrachte. Er betrachtete die vielen Mädchen und Frauen in ihren pastellfarbenen Kleidern, konform und lieblich aussehend. Schön zwar, doch ihm fehlte die Abwechslung. Kaum dass er sich versah, ertappte er sich dabei, Lindsey zwischen den Anwesenden zu sehen und sich zu fragen, was sie getragen hätte. Zweifellos hätte er sie gebeten, etwas ‘braves’ anzuziehen, etwas anständiges und insgeheim hoffte er, dass sie die Bitte ignoriert hätte. Vielleicht hätte sie viel Rücken oder Bein gezeigt, einen Schlitz im Stoff, der ihre zarte Haut bis hinunter zu den in schwarzen, gefährlichen Pumps steckenden Füßen umrahmt hätte. Oder vielleicht ein Kleid, dessen Rock durchscheinend war. So oder so konnte sie alles tragen, mit ihrem wunderschönen Körper. So viel zierlicher als ihre Persönlichkeit. Carl lehnte den Kopf zurück an die Außenmauer des Gebäudes. Wahrscheinlich hatte er ein wenig mehr getrunken, als ratsam gewesen wäre. Alles, was er sich wünschte, war seine atemberaubende, sexy Freundin an seiner Seite zu halten, sodass jeder Mann ihn ungläubig und neidisch ansehen würde. Stattdessen stolperte wenige Minuten später eine andere Blondine in seine Arme. Sie kicherte und blinzelte zu ihm hoch. “Ups.” “Dome.”, grüßte er beschwerlich, während er ihr half, wieder sicher auf beiden Absätzen zu stehen. “Bist du betrunken?”
“Nein.”, sagte sie mit ernster Mine, grinste jedoch gleich wieder. “Nein, bin ich nicht. Aber, oho, du solltest Roxy sehen. Sei froh, dass ich dich zuerst gefunden habe. Los, tanzen wir!” Schon schloss sich ihre Hand um seinen Arm und das erste, was er dachte, war, dass Lindseys Finger mit Ringen geschmückt gewesen wären. Dennoch folgte er Albus Cousine auf die mittlerweile gut besuchte Tanzfläche, wo sie begann einen unmöglichen Tango auf ein Softrocklied zu tanzen. “Auflockern, Carlchen!”, forderte sie und schüttelte seine Arme. “Vertrau mir, ich bin nicht so betrunken, wie ich erscheine. Bloß gut drauf.” Klar, dachte er und konzentrierte sich darauf die unvereinbaren Taktarten anzugleichen, bis es ihm tatsächlich Spaß machte. Es war unsinnig, sich dafür schlecht zu fühlen, den Abend zu genießen. Sicherlich würde Lindsey ihm bei seiner Rückkehr zu spüren geben, dass sie ohne ihn und die Party einen klasse Abend hatte. Da konnte er sich genauso gut unter die Menschen mischen. Rose brauchte eine Weile, bis sie in der Verfassung war, zu den anderen zurück zu kehren. Die erste Begegnung war zwar glimpflicher verlaufen, als in ihren tödlich endenden Vorstellungen, aber sie war auch so viel schrecklicher gewesen. Allein gespürt zu haben, dass er solch eine Macht über sie hatte, war beängstigend gewesen. Glücklicherweise traf ihr Blick nicht mehr auf seinen, bis sie bei ihren Freundinnen am Rande der Tanzfläche draußen angekommen war, wo sie sich ein bereitstehendes Shotglas zu eigen machte. Mittlerweile war Fred bei ihnen, dem die anderen halb belustigt, halb besorgt lauschten. Seine Krawatte saß mehr als schief und angesichts seines eher instabilen Halts auf dem Boden, war Rose überrascht von der Klarheit seiner Sprache. Gerade flanierte er an den Menschen in seiner Umgebung vorbei. “Man sieht sie gern am Wochenende - Sportlich moderne Herren mit heißem Blick.” Der Trunkenbold hatte sich eine verlegen kichernde Dame ausgewählt, die er in seine Arm zog. “Sie zerren frisch gestrichene Damen auf die Tanzflächen der Republik.” Dominique und Roxanne machten Platz für Rose in ihrer Mitte und warfen ihr beide besorgte, wenn auch verschleierte Blicke zu, fragten jedoch nicht. Kühl spürte Rose Lilys Hand auf ihrer Schulter, die stumm Unterstützung ausdrückte. 
“Rose!” Auch Fred hatte sie entdeckt und steuerte nun auf sie zu. Die Frau, die er sich zuvor herbei geangelt hatte, ließ er achtlos auf der Tanzfläche zurück. “Na, Fred.”, grüßte sie. “Was veranstaltest du hier für ein Theater?” “Das Balzverhalten erwachsener Menschen ist interessanter als so mancher glaubt.” Vielsagend neigte er den Kopf. “Von Brusthaartoupet bis Botoxmaske - in Kriegen der Liebe ist alles erlaubt.” “Genau deshalb date ich nicht.” Sich an Unbeschwertheit versuchend zwinkerte Rose Grace zu, deren rechte Augenbraue misstrauisch hochschoss. Vertraulich lehnte ihr Cousin sich zu ihr rüber und verriet mit gedämpfter Stimme: “Männer und Frauen sind das nackte Grauen, wie sie sich stundenlang tief in die Augen schauen und Frauen anderen Frauen ihre Männer klauen -” “Und die Männer an den Frauen ihren Frust abbauen.”, fügte sie bereitwillig hinzu, sodass er begeistert in die Hände klatschte und seinen Sing-Sang weiterführte. “Denn Männern und Frauen ist zu zu trauen, dass sie sich gegenseitig gern die Nacht versauen, wenn sie schmachten bis ins Morgengrauen und dann doch wieder allein nach Haus abhauen.” Als ob er eine Art Regentanz aufführte, hüpfte er durch die Umstehenden, sodass Dominique verstört den Kopf schüttelte. “Ich hatte mich gefreut ihn zu sehen. Ursprünglich. Ich hätte weiter trinken sollen, anstatt beim Tanzen auszunüchtern. Beschwipst ist er leichter zu ertragen.” Mit heftigen Bewegungen pflichtete Roxanne kichernd bei, die sich prächtig amüsierte. “Sie liegen schon Mittags in den Büschen.”, hörten sie ihn rumoren, während er tatsächlich auf den Knien war. Sie vergruben die Köpfe in den Händen, während Grace vergnügt lachte. Wie ein Indianer pirschte er sich an ein heftig flirtendes Pärchen und sah zwischen ihnen hinauf. “Nachts kann man kaum noch durch den Stadtpark gehen.” Dann sprang er auf und schlich sich an Scamander und seine Dame an, denen er beiden einen Arm um die Schulter warf. 
“Romantische Schwärmer nennen es ‘Liebe’.”, säuselte er, sodass nun Lily auflachte. “Immerhin hat er ein Gespür dafür, wen er anpöbeln sollte.” “Ich würde sagen, hier kann man Hormone bei der Arbeit sehen!”, verkündete er und ließ sich verscheuchen, nicht ohne gleich das nächste Pärchen anzusteuern und in ihre Richtung die Augen zu verdrehen. “Ihr Männer und Frauen seid das nackte Grauen, wie sie sich stundenlang tief in die Augen schauen.” Er schnappte sich die Dame und drückte sie an sich. “Und die Frauen anderen Frauen ihre Männer klauen.” “Und die Männer sowieso nur Scheiße bauen.” Fest packte Dominique Fred am Ohr und zerrte ihn von den anderen Gästen fort, sodass er nicht allzu viele belästigen konnte. “Ahh.”, zeterte er. “Genug von deinen Weisheiten über die Beziehung zwischen Männlein und Weiblein.”, entschied sie so streng sie grinsend konnte, sodass er scheinheilig nickte. “Verstehe, verstehe, du findest das unangebracht.” “Ganz genau.” Zufrieden blickte sie in die Runde, doch da machte der Weasley auch schon wieder den Mund auf, seinen Blick fest auf Grace gerichtet, einen beinahe entschuldigenden Blick in den Augen. “Manche Männer lieben Männer, manche Frauen lieben Frauen. Da gibt’s nichts zu bedauern und nichts zu staunen. Das ist genauso normal wie Kaugummi kauen, doch die meisten würden sich das niemals trauen.” “Cheers!”, pflichtete sie ihm fröhlich bei und ermutigt von ihrer Zustimmung, wandte Fred sich kurzerhand um, packte den hastig vorbei eilenden Malfoy und drückte ihm einen dicken Kuss auf den Mund. Die meisten ihrer Freunde lachten, husteten verlegen oder waren einfach stumm, doch aus irgendeinem Grund entfuhr Rose eine Art gurgelnder Schrei, bei dem ihr die Luft eigenartig quer im Hals steckte. Malfoys Blick traf ihren nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann schoss seine Hand vor und traf Fred so hart in die Brust, dass dieser in den Tisch hinter ihm krachte und ihn mit zu Boden riss. Nun schrieen einige Frauen auf und mehrere Männer äußerten sich empört über den Aufstand. Von dem kleinen Tumult alarmiert eilten Amy und Albus herbei, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Fred sich dem davon marschierenden Malfoy in den Rücken warf. Gemeinsam stürzten sie zu Boden und begannen auf einander einzuschlagen, wobei der Blonde Quidditchspieler durch sein Training und den geringeren Alkoholpegel klar die Überhand hatte. Er hockte über dem anderen Trauzeugen und schlug ihn, während der wild um sich hieb und trat. Albus, Grace und Scamander setzten sich gleichzeitig in Bewegung, um die Raufbolde auseinander zu zerren und in den Schwitzkasten zu nehmen. “Um Himmels Willen, stopp!”, schrie Amy aufgeregt und den Tränen nahe. Ob vor Wut oder Verzweiflung war nicht sicher. Es knallte und Harry Potter erschien wüst drein blickend unter den verblüfften Schaulustigen, den Blick wild umher schweifend. “Albus!”, rief er laut und autoritär. “Schnell -” Doch wozu er seinen Sohn anleiten wollte, wurde von einem dröhnenden Lärm verschluckt. Rose sah gerade wie der Zaubereiminister, dem zwei Auroren gefolgt waren, mit ihrer Unterstützung einen Schutzschild errichtete, als es hinter ihr explodierte. Die Wucht riss sie vorwärts von den Füßen und in einem Chaos an Körpern und Kleidern stürzte sie zu Boden. Sie hörte das Schreien derer, die sich ihren Weg so gut sie konnten aus dem brennenden Gebäude bahnten und die gerufenen Anweisungen ihres Onkels, dann wurde das Summen in ihren Ohren zu betäubend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)