Broken Soul von Silwyna ================================================================================ Kapitel 23: Sprechende Herzen und weitere Überraschungen -------------------------------------------------------- Kapitel 23 Sprechende Herzen und weitere Überraschungen Überrascht war auch Loki, als Sif plötzlich neben ihm stand und ihm ein Kelch mit Wein hinhielt. Sie beide waren keine Freunde. Um genau zu sein, hatten sie sich nie sonderlich gemocht. Sif hatte in Loki nur den schwachen kleinen Bruder Thors gesehen, den man gezwungener Weise mit ertragen musste und Loki meinte, sie hätte ihn immer schon loswerden wollen. Nun lag der Zwist der beiden offen zwischen ihnen und die Ereignisse der letzten Jahre hatte sicher nicht zu dessen Besserung beigetragen. Bestimmt hätte es in weniger als einer halben Stunde gelöst werden können, hätte man sich einfach mal ausgesprochen, aber… wann tat man das schon? So war es nicht verwunderlich, dass Loki spöttisch das Gesicht verzog, als die Kriegerin neben ihm stand. „Trink etwas mit mir!“, war das einzige was Sif sagte und Lokis Gesichts entsprach wohl einem Bild unter dem Lexikoneintrag „Verwunderung“. „Die trinkfesteste Frau Asgards gibt einem Eisriesen einen aus! Womit habe ich diese zweifelhafte Ehre verdient?“ Nun war jede Silbe der Worte betont kühl gehalten, während Loki die Frau vor sich ansah, als wolle er sie erdolchen. Jedoch verblüffte Sif ihn erneut, in dem sie sagte: „Ich will dich etwas fragen…“ Um seine Verwirrung zu überdecken, nahm Loki hastig einen großen Schluck von dem starken Wein, den Sif ihm gebracht hatte. Da man mit Wein im Mund schlecht sprechen konnte, machte er eine kurze auffordernde Geste zu seiner Gesprächspartnerin, damit diese fortfahren würde. „Es geht um… Lady Darcy.“ Das war so klar gewesen! Natürlich hatte Loki damit rechnen  müssen, dass man ihn mit Fragen löchern würde, sobald diese Sache zwischen ihm und der Kleinen offensichtlich wurde, allerdings war ihm so gar nicht danach mit jemandem darüber zu sprechen… schon gar nicht mit Sif! Genervt stöhnte er auf und verdrehte die Augen, um Sif deutlich zu zeigen, was er von dieser sehr persönlichen Frage hielt. „Warum gucken alle wie Wunderblumen, bloß weil ich mit einer Frau gut verstehe und mit ihr tanze?“, fragte er und nahm einen weiteren Schluck Wein. Sif hob inzwischen überrascht eine Augenbraue. Seit wann reagierte Loki so heftig? Nun sprach Sif etwas an, was sich viele Jahre zuvor zugetragen hatte und woran Loki ungern erinnert wurde: „Die letzte Frau bei der du das tatest war…Sigyn und…“ „Sprich nicht von ihr!“, fuhr Loki ihr zischen dazwischen. Das Thema Sigyn war etwas worüber er keineswegs sprechen wollte. Sicher, es lagen mehrere Jahrhundert zwischen den Ereignissen und dem aktuellen Tag und die Wunden waren verheilt, aber dennoch… er wollte sich nicht daran erinnern müssen. Das sah Sif allerdings völlig anders, denn sie fuhr fort: „Wieso nicht? Sie war die erste Frau, bei der du ernsthafte Gefühle gezeigt hast…“ „…bis sie dann starb!“, fiel Loki ihr erneut ins Wort und eine Bitterkeit, die seit Tagen nicht mehr bei ihm gesehen wurde, trat wieder ans Licht. Sif erkannte nun, dass sie da wohl eine Grenze überschritten hatte und biss sich auf die Unterlippe. Natürlich mochte sie Loki nicht, aber dass er so verletzt wurde hatte sie nicht beabsichtigt. Ungewohnt behutsam fuhr sie fort: „Das hat aber keinen Einfluss auf die Beziehung mit Darcy.“ Dass die beiden keine offizielle „Beziehung“ hatten, konnte Sif natürlich nicht wissen und Loki begann sich bei diesem Wort zu Fragen, wie es denn nun um sie beide stand, aber… „Oh, doch das hat es! Sie ist ein Mensch!“ Er drückte der erstaunt dreinblicken Sif seinen leeren Weinbecher in die Hand und ging, ohne ein weiteres Wort. Draußen, auf einer der Terrassen, standen Darcy und Jane und unterhielten sich leise, wobei die Stimme der jüngeren leicht schrill wurde und Jane deutlich erheitert klang. „Bist du sicher?“, fragte sie ihre Praktikantin und Freundin worauf hin diese eifrig nickte. Soeben hatte sie Jane von dem Tanz erzählt und was das mit ihr geschehen war. Nun es war nicht das erste Mal, dass Darcy sich verknallt hatte, bloß war die Sache hier noch komplizierter als es Gefühle ohnehin schon waren. Deswegen hatte sie sich auch an Jane gewandt, denn niemand wusste besser wie es war, einen Unsterblichen zu lieben. „Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll! Es fühlt sich irgendwie an als wäre ich unglaublich stark und trotzdem schwach wie eine kleine Maus. Ich will laut Lachen vor Freude und mich gleichzeitig verkriechen und … Jane, hilf mir!“ Darcy sah ihre Freundin hilflos an. Diese nahm sie vorsichtig in die Arme und strich ihr liebevoll übers Haar. „Schon gut, Süße. Ich versteh dich sehr gut! So fühlt es sich an, wenn man richtig verliebt ist. Das hattest du lange nicht oder?“ „Noch nie!“, meinte Darcy die ihren Kopf auf Janes Schulter abgelegt hatte. So sehr viele Beziehungen hatte Darcy nicht gehabt und ihre letzte, mit Ian, war die Hölle gewesen, als er sich zu diesem kontrollsüchtigen Stalker gewandelt hatte. Ohne Jane und Thor hätte sie das wohl nicht durchgestanden. Und jetzt? Jetzt liebte sie Loki! Den listigen Lügenmeister, den Trickser, den Hüter des Unheils. Doch genau deshalb liebte sie ihn, eben weil er gegen die Stränge schlug, weil er nicht der große, strahlende Krieger war. So wie es irgendwie alle anderen hier zu sein schienen. Er war wohl immer schon das schwarze Schaf gewesen und Darcy mochte alles, was außerhalb der Norm lag. Als sie dann auch noch hinter die Maske aus Abscheu, Wut und Verzweiflung blicken durfte, … da war es vorbei gewesen. Sie hatte den wahren Loki entdeckt: Klug, charmant, noch immer gerissen und oft mit spitzen Kommentaren auf der Zunge, aber ebenso liebevoll wie er tödlich sein konnte. Eine einnehmende Mischung! Jane merkte wie ihre Freundin leicht zitterte, doch an der Temperatur konnte es nicht liegen, es war wunderbar warm hier draußen. „Was mache ich denn jetzt?“, meinte Darcy und blickte Jane mit einem Hundeblick an, der wohl selbst Heimdall zum Schmelzen gebracht hätte. Daraufhin lachte Jane leise, drückte sachte die Hände ihrer Freundin und riet ihr: „Sprich mit ihm!“ „Nein!“, kam ihre Antwort unmittelbar danach und sie schüttelte energisch den Kopf. Loki von ihren Gefühlen erzählen, wäre undenkbar! Nun gut, es war klar, dass er ihr nicht ganz abgeneigt war, so wie sie miteinander umgingen und wie er sie küsste, doch gingen seine Gefühle für sie denn ebenso tief? Das konnte sich Darcy nur schwer vorstellen und sie wollte sich nicht einer Situation aussetzen, die sie wohl verletzt hätte, denn sie rechnete schon fast damit, dass es so kommen würde. „Wieso nicht?“, fragte eine männliche Stimme, die den beiden Frauen nur zu bekannt war. Das Gesprächsthema stand höchstpersönlich an der Terrassentür und blickte die beiden fragend an. Nur die letzten drei Sätze, die gewechselt worden waren, hatte er mitbekommen, so wusste er nicht direkt worum es ging, aber das Darcy aufgewühlt war, konnte er deutlich sehen. Er glaubte sogar, einen Hauch von Angst zu vernehmen, was Loki nun gar nicht gefiel. Was verängstigte Darcy so sehr, dass sie zittern musste? Er wollte nicht, dass sich sein Wirbelwind vor etwas fürchtete und lachte innerlich, als er wieder einmal die starke Veränderung an sich bemerkte, hätte er vor kurzem noch ein Hochgefühl angesichts der Ängste eines Menschen in seiner Gegenwart gehabt. Er wandte sich an Jane, die irgendwie das Gefühl hatte, nun fehl am Platz zu sein. „Lässt du uns beide kurz allein?“, fragte er sie und Jane zog sich mit einem knappen Nicken zurück, während Darcy sie flehend ansah und mit den Lippen ein stummes „Bitte nicht“ formte. Sie bekam noch ein entschuldigendes Lächeln, ehe Jane wieder im Saal verschwunden war und nun war sie allein…mit Loki. Jane konnte nicht anders. Sie musste grinsen! Wenn alles glatt ging, würden  sich die beiden aussprechen und alles wäre gut. Hoffentlich sabotierten sich die beiden aufgrund ihrer Sturheit nicht selbst. Schnell eilte sie zu Pepper um ihr diese Neuigkeiten mitzuteilen. Gerne hätte sie auch Natasha eingeweiht, waren die drei Frauen doch in den letzten Wochen gute Freudinnen geworden, doch sie führte gerade ein angeregtes Gespräch mit Sif über das Thema des Nahkampfes. Jane begann also sich mit Pepper über die Ereignisse der letzten Tage zu unterhalten und auch über ihre Beziehungen, sie wollte die junge Frau an Tonys Seite etwas näher kennen lernen, denn sie war ja erst später zu der Gruppe gestoßen. So vertieft waren die Frauen, dass Jane heftig erschrak, als sich zwei starke Arme von hinten um sie legten und sie sich in einer Umarmung von Thor wiederfand. „Hast du ein wenig Spaß, Jane?“, fragte er l und küsste sie liebevoll auf die Wange. Jane wurde mit einem Mal unglaublich müde, und ließ sich in die Arme ihres Freundes sinken, der daraufhin leise lachte. Diese Erschöpfung war wohl auf ihre Schwangerschaft zurückzuführen, ebenso wie die Übelkeit, die seine Liebste am Morgen heimgesucht hatte. „Ich denke es wird Zeit, dass wir beide uns zurückziehen, sonst schläft mir Jane noch im Stehen ein!“, verkündete Thor seinen Freunden in unmittelbarer Nähe und ging, ohne ihre Reaktionen abzuwarten. Kaum war die Tür ihres nun gemeinsamen Raumes hinter ihnen geschlossen, zog Thor seine Geliebte an sich und erstickte jeden überraschten Laut, den sie noch von sich zu geben gedachte, in einem brennenden Kuss. Atemlos sahen sich die beiden an und ohne Worte verstand Jane die stumme Bitte. Doch konnten sie das wagen? Immerhin war sie schwanger… Thor schien zu verstehen, was sie bewegte und so flüsterte er: „Keine Angst mein Engel… dem Kind geschieht nichts, wenn wir uns lieben.“  Dann küsste er sie erneut und hob sie auf seine Arme. Verblüfft bemerkte Jane, wie Thor auf das Nebenzimmer zusteuerte, es war ein Bad, mit einen ziemlich tiefen, großen Becken anstatt einer gewöhnlichen Wanne. Und auf eben jenes Becken ging Thor geradewegs zu, denn es war schon mit warmem Wasser gefüllt und ein paar Kerzen brannten hier und dort.  Dieser Schuft hatte das geplant! „Thor!“, sagte Jane alarmiert als sie das Grinsen auf dem Gesicht ihres Liebsten sah. Sie waren immer noch bekleidet und er machte keinerlei Anstalt sie abzusetzen oder sich auszuziehen. „Was hast du Liebes? Ich dachte mir ein Bad wäre genau das richtige, um zu entspannen!“ „Als ob du nur Baden im Sinn hättest!“, murrte Jane, kicherte aber trotzdem leise. Sie wollte noch etwas hinzufügen, doch Thor war eben in jenem Moment, sie noch immer ein den Armen haltend in das Wasserbecken gesprungen und man hörte nur noch einen spitzen Schrei als sie plötzlich im Wasser waren. Jane stieß eine Ladung Wasser in Richtung ihres Freundes der bloß lachte. „Thor, du…arghh.. wegen dir ist jetzt das Kleid nass... und ich auch, du…“ „Wenn es nass ist, solltest du es schnell ausziehen, dann kann es trocknen.“, meinte Thor und sein Grinsen wurde breiter, während er Jane zu sich zog. Diese bemerkte sowohl das freudige Blitzen in seinen Augen, als auch seinen Unterton und konterte frech: „Ach und du hast natürlich rein gar nichts davon, wenn ich jetzt das Kleid ausziehe, nicht wahr?“ Im nächsten Moment fand sie sich in seinen Armen wieder und sah überrascht zu ihm hoch. „Nur ein angenehmer Nebeneffekt!“, raunte Thor bevor er seine Lippen wieder auf ihre legte.     Wenige Minuten zuvor hatten Darcy und Loki noch immer auf der Terrasse gestanden und keiner hatte ein Wort gesagt. Sie hatten sich einfach nur angesehen, doch das reichte vorerst. Jeder konnte die Gefühle des anderen sehen, doch nun war noch nicht der Zeitpunkt, um diese laut auszusprechen. Dazu passierte in diesem Moment einfach zu viel. Es genügte, dass sie sich nun im Klaren waren, was in ihnen vorging. Nach einer gefühlten Ewigkeit überwand Loki die wenigen Meter, die sie trennten und stand nun unmittelbar vor ihr. Noch immer sprach keiner einen Ton. In Lokis Mundwinkeln zuckte es verdächtig. Wie klein und zierlich Darcy doch wirkte, wie sie so vor ihm stand, beschienen von dem Licht der Sterne und in einem Kleid, das eindeutig zu seiner Garderobe passen sollte. Einfach nur niedlich! Sogar Odin war weicher geworden in ihrer Gegenwart. Irgendwie schaffte es Darcy,  die Herzen der Personen zu berühren, …so wie seines, nur dass sie es nicht berührt, sonder glatt gestohlen hatte. Vorsichtig nahm er ihre Hand und legte sie auf seinen Oberkörper, dorthin wo man den Herzschlag am meisten spüren konnte und bemerkte mit einem warmen Gefühl im Bauch, wie sich Darcys Augen überrascht weiteten. Wie schnell es doch schlug! Genau wie ihres, wenn sie ehrlich wahr. Also doch! Loki erwiderte ihre Gefühle mit derselben Tiefe. Wie sollte es denn nun weiter gehen? Ein Krieg stand ihnen bevor, das war abzusehen. Würden sie aufeinander warten? Was wenn einer von ihnen das nicht überlebte? Die Fragen, die ihr soeben noch durch den Kopf schossen, verstummten als Loki ihre Hand von seinem Herzen wegzog und einen leichten Kuss auf der Hand platzierte. Jedoch nicht auf den Handrücken, wie es allgemein bei den höflichen Handküssen üblich war, sonder er küsste ihre Handinnenfläche, was eigentlich nur Paare taten, wenn sie allein waren, da diese Geste von großer Intimität zeugte. Ein letztes Lächeln schenkte Loki ihr, dann zog er sich zurück, einerseits weil er fürchtete nicht mehr an sich halten zu können und andererseits weil er zur Ruhe kommen musste. Darcy fuhr derweil mit ihrer anderen Hand über die Stelle, wo er sie geküsst hatte und ihr Herz schlug noch schneller. Was für ein aufwühlender Abend! Malbeth blicke herunter auf den Palast. Offenbar war eine große Feier im Gange, die Musik und das Lachen hallte bis zu ihnen hoch. Was hatten die Asen bloß mit ihren ständigen Festen? Doch dieses Mal war es Gut für ihn und seine Mitstreiter, denn am darauffolgenden Morgen würden wohl so einige der großen Krieger und mit etwas Glück auch der König selbst einen Kater von dem Gelage am Abend haben. Der ideale Zeitpunkt für einen Angriff! „Mein Herr, Surt will euch Sprechen!“, sagte einer seiner Krieger und verneigte sich leicht, als der den Teil des Dunkelelfenschiffes erreichte, in dem sein Herr sich befand. Malbeth verdrehte die Augen. Es behagte ihm ganz und gar nicht, dass sich dieser brennende Riese hier bei ihm aufhielt. Es war doch bloß ein kleiner Angriff um sie aufzuscheuchen, wozu also  das Getue? Schleunigst verbannte der Dunkelelf solcherlei Gedanken nach hinten als er dem Feuerdämon gegenüber stand. Irgendwie hatte er das Gefühl, Surt könne seine Gedanken erahnen. Welch unheimliche Vorstellung das doch war! Mit einer gewissen Genugtuung stellte er fest, dass Thanos ebenfalls hier antreten „durfte“ und auch nicht besonders begeistert davon war. „Meine Herren…“, begann der Dämon und ging vor seinen beiden Mitstreitern auf und ab. „… ist alles bereit für den morgigen Angriff?“ Die tiefe Stimme des Hünen schien von den Wänden zu hallen und fraß sich unangenehm in ihre Köpfe. Zögerlich nickte Malbeth. „Ja, alle Vorkehrungen wurden getroffen!“ Und Thanos setzte hinzu: „Sie werden gar nicht merken, was da auf sie zukommt!“ Von dem Gelächter der drei Anführer bebte das ganze Schiff… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)