Blinddate 2 von Kibo-kamichan (Schicksalsfeuer (Sessh X Sayo )) ================================================================================ Kapitel 4: Distanz? ------------------- Der Morgen brach meiner Meinung nach viel zu früh an. Ich war so müde. Ich schielte den Wecker böse an und hoffte inständig, dass es noch nicht wirklich Zeit zum Aufstehen war… doch es war die richtige Zeit. Seufzend setzte ich mich auf und keuchte. Mir tat alles weh. Das konnte doch nicht wahr sein, dass dies bisschen Sex mich so fertig machte, oder? Damals war es nicht so schlimm gewesen. Warte. Damals habe ich trainiert. Es scheint wirklich einen Unterschied auszumachen. Müde rieb ich mir die Augen und blickte mich im Zimmer um. Mein Laptop lag neben mir immer noch auf dem Bett. Leise seufzte ich und schwelgte noch etwas in den Erinnerungen an Gestern. Es war wirklich schön gewesen. Dieser Mann war der Hammer und ich war auf meine Kosten gekommen, wie auch er. Jedoch konnte ich mich glücklich schätzen, dass ich die Pille nahm, sonst könnte ich jetzt nur beten, dass ich nicht schwanger war. Das wäre wohl die totale Katastrophe. Egal wie klug meine Kinder waren, war es mir doch peinlich mit ihnen ein Gespräch führen zu müssen, bei dem ich ihnen sagte, dass ich mit Herrn Akiyama Sex hatte und von ihm schwanger war, aber auch er keine Beziehung wollte. Das wäre wohl der Knüller. Sie würden mir einen Vogel zeigen und mir wahrscheinlich nach kurzer Zeit erklären wollen, wie Verhütung funktioniert. Manchmal machte es mir auch Angst, da sie so gut mit dem PC umgehen konnten und sämtliche Sicherungen knackten. In mir kam immer wieder die Frage auf, woher diese Intelligenz kam, denn ich empfand mich eigentlich ganz durchschnittlich. Auch Sesshomaru war nicht die Koryphäe gewesen. Obwohl… Nein… oder doch? Ich war mir da wirklich nicht sicher. Zumindest schienen sie einige gute Sachen abbekommen zu haben, die mir oftmals Angst machten. Sie gingen in einen Elitekindergarten und besuchten nachmittags oftmals eine Art Vorschule, bei denen sie schon lesen und schreiben gelernt hatten. Mir gefiel diese Art von Schule, wo sie selbst entscheiden konnten. Zumindest für die beiden war es gut, da sie einfach zu wissbegierig waren. „Mama?“, fragte eine leise Stimme. Überrascht zuckte ich zusammen und suchte. Wo kam die Stimme her? „Ja?“, fragte ich vorsichtig und bemerkte, wie neben mir etwas raschelte. Kaori kam unter der Decke hervorgekrochen und sah mich gähnend an. „Was machst du hier, Kaori?“ „Ich konnte nicht schlafen, Mama… und du bist nicht wach geworden, da hab ich mich dazu gekuschelt.“, flüsterte sie und schmiegte sich an mich. Zärtlich nahm ich sie in den Arm und küsste ihre Stirn. „Es tut mir leid. Mama war ganz Dolle müde. Aber wieso konntest du denn nicht schlafen, mein kleiner Engel?“, fragte ich besorgt und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Sie schmiegte sich enger an mich und sah mich betrübt an. So kannte ich die kleine Dame wirklich nicht. Was war denn nur? „Ich dachte jemand wäre vor meinem Zimmer gewesen… Aber als ich schauen wollte, war da aber keiner mehr.“ „Hast du es vielleicht geträumt?“, fragte ich vorsichtig und kratzte mich am Hinterkopf. Ich selbst hatte gestern einmal geglaubt, dass mich jemand beobachtete. Konnte wirklich sein, dass Sesshomaru draußen rumschlich? Aber dann würde er mir doch Bescheid sagen oder? „Ich weiß nicht. Ich bin ja aufgewacht, weil ich dachte mich beobachtete jemand. Aber ich glaube nicht unbedingt, dass ich in Gefahr war, denn meine Tür stand offen… Also die Balkontür.“ „Du solltest sie demnächst zu machen. Ich werde Kuro bitten, dass er ein paar Leute zusammen trommelt und sie das Haus bewachen.“, meinte ich besorgt und küsste noch einmal ihre Stirn. Wenn sie meinte es war nicht gefährlich, wollte ich ihr glauben, denn sonst hatten sie ein großes Problem, wenn nachts schon fremde Eindringlinge es schafften vor unseren Fenstern auszuharren. Ich kraulte sie zärtlich und blickte aus dem Fenster. Unbedingt mussten Vorsichtsmaßnamen vorgenommen werden, sonst würde noch ein Unglück passieren. „Mach dir nicht zu viele Sorgen. Wir schaffen das alles.“ „Ja, Mama. Wir schaffen das. Ich lieb dich über alles.“, hauchte sie und kuschelte sich noch etwas an mich, während ich ihren Rücken streichelte. Ihr schneeweißes Haar hatte etwas Wundersames. Hätte sie nicht so nach Blumen gerochen, hätte ich sie wohl Yuki, also Schnee genannt. „Grüß bitte Herrn Akiyama von mir.“, meinte sie schüchtern und gab mir noch ein Küsschen auf die Wange, bevor sie meinen Armen entschlüpfte und schnell aus dem Zimmer stürmte. Herzallerliebst. Sie mochte ihn wirklich, doch war ich mir nicht sicher, wie heute ablaufen würde. Sehnsüchtig blickte ich meine Uhr an. Warum konnte sie nicht rückwärts laufen? Nach weiteren 5 Minuten konnte ich mich dann endlich von meinem Bett losreißen und machte mich fertig wie jeden Morgen, wobei ich die Unterhose von ihm in meinem Bad ordentlich zusammen gefaltet hinlegte. Ich würde sie später waschen. Jetzt aber musste ich mich für das Gespräch vorbereiten und heute Morgen noch einige Termine abarbeiten. Wie immer kam die Prozedur, doch schien mir heute alles ferner als sonst. Ich war mit meinen Gedanken bei ihm, aber nur wieso? Wir hatten Sex gehabt und ich schien es nicht vergessen zu können. Wie sollte ich ihm nur gegenüber treten? Sollte ich ihm die Hand reichen oder ihn umarmen? Unsicher trat ich von einem Bein aufs andere, während ich immer noch überlegte, was ich ihm schönes schenken könnte. Es sollte etwas sein, das nicht übertrieben war, aber auch nicht zu persönlich. Erst jetzt bemerkte ich, wie wenig ich doch von diesem Mann wusste. Er war ein Buch mit sieben Siegeln und etwas über seine Kindheit hatte ich auch nicht herausfinden können. Er hielt alles privat und versiegelt. War etwas vielleicht in seiner Kindheit passiert, dass keiner ausgraben sollte? Ich hatte einige Fragen und er würde sie mir nie beantworten.    Der Tag lief ganz okay. Ich hatte wieder einige nette Gespräche geführt und einige Talente entdeckt, wobei auch manche waren, bei denen ich mir noch nicht so sicher gewesen war, ob sie das Zeug dazu hätten. Aber so war das Geschäft. Alles war kalkuliert, darum konnten wir so vielen eine Chance geben. Nebenher machte ich auch die Verträge fertig für den Druck und sammelte alles zusammen. Mein Herz schien schneller zu schlagen. Es wurde immer schneller, je näher die Zeiger der 15 Uhr kamen. Bald sah ich diesen Mann wieder, der in mir so viel auslöste. Mir zu wünschen, er wäre Sesshomaru, war aber zu viel des Guten, denn das wäre nur ein dummes Wunschdenken, was mir Probleme machen würde. Er war nicht Sesshomaru und es war ein großer Fehler sie auf eine Ebene zu stellen. Sorgsam packte ich alle meine sieben Sachen in meine Tasche und machte mich bereit. Kurz verabschiedete ich mich und lächelte meiner Sekretärin aufmunternd zu, die über etwas grübelte. Unbedingt musste ich Zeit für sie freimachen, denn es schien sich nicht von alleine zu lösen. Endlich angekommen, ging ich in seine Firma, meldete mich an und lächelte die Rezeptionistin an. Sie nickte nur und beauftragte mich, im Besprechungszimmer zu warten. Ich seufzte. Anscheinend war es einmalig gewesen, dass ich in sein Büro durfte. Elegant stieg ich in den Aufzug und fuhr ins vorletzte Stockwerk. Angekommen stieg ich aus und wurde in den Raum geführt. Man stellte mir ein Glas Wasser hin und dann war ich alleine. Seufzend blickte ich mich um und fühlte mich unwohl. Mir war sein Büro um einiges lieber. Hier war alles schwarz und weiß eingerichtet. Ich mochte es gar nicht und rieb mir über die Arme. Der Tisch war viel zu groß und auch die Stühle mir zu hart. Es war alles funktional eingerichtet und nicht fürs Entspannen. Endlich kam er dann auch herein. Ich erhob mich und er schüttelte mir kurz die Hand. Seine war eiskalt. „Guten Tag, Frau Fenikkusu.“ „Guten Tag, Herr Akiyama.“, antwortete ich vorsichtig und fühlte mich durch seine Präsenz regelrecht eingeschüchtert. Warum war er nur so eiskalt? „Setzen Sie sich doch bitte.“, meinte er kalt und deutete auf einen Stuhl. Er hielt wirklich Abstand zu mir. Es war für ihn wirklich nur ein Fick gewesen. „… Gerne.“, meinte ich leise und setzte mich auf einen Stuhl. Er setzte sich mir gegenüber auf den nächsten Stuhl und beobachtete mich lauernd. „Wir sollten nun die Verträge tauschen.“ „… Hier.“, murrte ich und hielt ihn hin, während er mich nicht einmal ansah. „Danke.“, hauchte er und reichte mir den anderen. Er las ihn aufmerksam, während auch ich meinen las. Es war so unterkühlt, dass ich fröstelte. So konnte doch jetzt nicht unser Alltag aussehen. War es nur so gewesen, weil er mich von Anfang an ins Bett kriegen wollte? Gerade wollte ich ihm einfach nur noch den Hals umdrehen. Aufmerksam las ich den Vertrag und betrachtete ihn. Mit so einem Mann wollte ich nicht arbeiten. Es sollte etwas Wärme herrschen.   Ich schluckte leicht. „Es war ein Fehler.“, flüsterte ich und sah den Vertrag traurig an. „Haben Sie etwas gesagt?“ „Ich sagte, es war ein Fehler…“ „Was war ein Fehler?“ „Sie. Sie sind der Fehler. Das können Sie doch nicht ernst meinen?“ „Ich bin ein Fehler?“, fragte er ungläubig und hob eine Augenbraue, während ich aufstand und die Hände zu Fäusten ballte. Es tat einfach zu sehr weh und er tat noch so, als wäre nichts passiert. „ja. Ich glaube wir kommen nicht ins Geschäft…“, knurrte ich leise und kniff die Augen zusammen. „Wie können Sie es wagen mich so zu behandeln? Wo ist der nette Mensch, den ich kennen gelernt habe? Wissen Sie, worum es in unserer Firma eigentlich geht? Wir geben Menschen eine Chance. Nächstenliebe ist etwas Wichtiges und Sie? Sie scheinen ihre gestern aufgebraucht zu haben. Es ist nicht so, dass ich kein ernstes Gespräch mit Ihnen führen will, aber ich möchte mit einem Menschen und keiner Maschine reden.“ Er sah zur Seite. Warum nur? Er sollte mich ansehen. Rede und Antwort stehen! „Takeo.“, fluchte ich und packte ihn an den Kragen. Unsanft zog ich ihn in meine Richtung. Anfangs versuchte er noch wegzusehen, aber dann sah er mir in die Augen. Ich sah etwas Unerwartetes. Seine Augen waren nicht so kalt wie der Rest. Er schien unsicher zu sein. Warum? „Was ist mit Ihnen los, Herr Akiyama.“, fluchte ich und sah ihn traurig an. „Deine Augen verraten dich. Du kannst mir nicht erzählen, dass alles Show war, nur um mich in die Kiste zu bekommen. Bitte. Ich akzeptiere ja, dass du nicht mehr willst. Ich könnte es wohl auch nie, aber behandel mich nicht wie ein Stück Dreck!“ Seine Hand griff mein Handgelenk. Erschrocken wankte ich, als er an meiner Hand zog und fiel auf seinen Schoß. Sein Blick war durchdringend. Was war mit ihm nur los? „Takeo?“, fragte ich leise und beobachtete, wie er um Selbstkontrolle rang. „Sayo. Bitte.“, flüsterte er heiser und kam meinem Gesicht immer näher. Ich war sichtlich irritiert und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Worum bat er mich bitte? „Was ist denn?“ „Sayo. Ich brauch diesen Abstand gerade. Für mich ist es zurzeit schwer, mich einfach nur zurück zu halten. Wir müssen diesen Vertrag hier fertig machen. Denk nicht, dass ich dich hasse, aber wir müssen Haltung bewahren.“ „Was passiert, wenn du nicht diesen Abstand bekommst?“, säuselte ich leise und legte meine Arme um seinen Hals. Er verkrampfte sich übermäßig und bot mir ein Einblick in seine Gefühlswelt. Anscheinend konnte er auch nichts Näheres eingehen. Ich mochte ihn schon irgendwie, aber ich verstand ihn auch. Es war einmalig gewesen und wir mussten zur Normalität zurückkehren, aber ich wollte nicht alles verlieren. Fast schon zärtlich ließ ich von ihm ab und setzte mich wieder auf meinen Stuhl. „Ich verstehe schon. Aber bitte. Ich würde mich freuen, wenn wir zwischendurch normal reden könnten. Eiskalte Geschäftsmänner mag ich nicht. Wir beide müssen wohl unser Zwischending finden.“ „Wird wohl so sein. Am besten halten wir erst einmal Abstand voneinander. Nimm es mir nicht übel.“ „Ist schon gut.“ „Wahrscheinlich wird es gut tun, dass ich sowieso für ein paar Tage ins Ausland muss, wegen eines Termins.“, murmelte er nur leise vor sich hin und betrachtete weiter den Vertrag. „Wahrscheinlich…“, hauchte ich nur zustimmend und las auch seinen durch. Zwischen uns sprangen Funken und es würde schwer sein, diese im Keim zu ersticken. Es war eine unangenehme Stimmung. Gestern hatten wir noch heißen Sex gehabt und heute wollten wir so tun, als hätte es nicht stattgefunden. Anscheinend hatte er noch nie eine Partnerin gehabt, die er den nächsten Tag gleich wieder treffen musste. Bestimmt waren es nur aufgegabelte Frauen… Vielleicht auch auf seinen Geschäftsreisen.  Leise seufzte ich und lächelte. „Wir stimmen in fast allen Aspekten über ein. Das ist wirklich erfreulich…“, meinte ich und versuchte leicht zu lächeln. Wie sollten wir beide dass denn bitte meistern? Sein Blick ruhte nur auf dem Skript. Ihm schien es unangenehm mich anzusehen. Aber warum? Zwischendurch fragte ich mich wirklich langsam, ob es sein erster Versuch gewesen war… aber nein. Dieser Mann hatte bestimmt schon einige Male Sex gehabt… oder? Sesshomaru hatte auch keinen… nein, Sesshomaru war nicht so aufdringlich gewesen. Der Mann war in keinem Fall Jungfrau gewesen. „Das stimmt. Diese Klausel hier. Die hatten wir nicht besprochen.“ Ich beugte mich zu ihm herüber und blickte auf sein Skript. „Nein, das hat meine Mutter eingefügt. Sie fand es sollte da rein. Es ist eine Absicherung für unsere Kunden, damit sie immer aussteigen können, wenn es ihnen nicht gefällt. In unseren Verträgen ist auch so etwas drin, weswegen ich nicht ganz weiß, ob es dort auch noch mal stehen sollte.“ „Naja. Schon. Wenn es in euren eigenen steht. So weiß ich, dass ich eure Kunden erst frage, ob sie ihr Bild oder Kunstwerk anbieten möchten. Am besten schickst du mir eine Zusammenfassung von denen, die überhaupt daran interessiert sind. Das wird bestimmt dauern…“ „Nicht so lang. Glaub mir. Wir sind sehr gut organisiert und normal haben wir Werkstätten, wo Künstler zusammen arbeiten unter einem Meister. Somit rufen wir nur in den Stellen an und die machen dann die Liste fertig.“ „Gut.“, meinte er und sah noch einmal durch. „Der Rest ist in Ordnung so. Wie viel Prozente bekommt eure Firma an den Bildern?“ „20%. Aber am Anfang 50%, wenn sie noch recht neu sind, da die Kosten der Materialien und so abgerechnet werden müssen. Zu Beginn bekommen sie alles gestellt, damit sie sich vor der Ausstellung beweisen können und es nicht dann an den falschen Materialien gelegen hat, das sie keinen Durchbruch hatten.“ „Ist das nicht gefährlich?“ „Eigentlich nicht. 50% ist da wirklich ausreichend. Du musst bedenken, dass ich sie mir vorher anschaue und ihre Konzepte. Ich sortiere schon aus. Wenn sie sich dann meisterlich verhalten, kann man viel Geld dafür bekommen. Glaub nicht, dass die Bilder so günstig sind. Es reichen wenige Bilder um dann das Geld rauszuholen und da meist nach einem halben Jahr bis Jahr der Prozentsatz erst runter geht, können wir so auch die anderen Kosten ausgleichen. Normal stellen wir ihnen auch zuvor eine Wohnung und Essen.“ „Klingt wie die Fürsorge.“ „So etwas sind wir wohl auch… Aber es ist profitabel und viele bekommen ihre Chance.“ Er lächelte nur und sah mich eingehend an.  „Bist du auch eine Künstlerin?“ „Ich bin trainiert in den alten Künsten. Fächertanz und alles. Teezeremonie kann ich natürlich auch. Die alten Künste interessieren mich sehr.“ „Du überrascht mich wirklich immer wieder.“, flüsterte er verheißungsvoll und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Er war wirklich sehr angespannt und es machte mir wirklich Sorgen. Bestimmt würde uns der Abstand gut tun, aber ich war mir immer noch nicht sicher, ob wir beide damit klar kämen. Etwas verband uns, aber ich war mir nicht sicher, was es war. Sesshomaru würde mich dafür hassen. Ich hoffe Phenea hatte nicht Recht damit, dass ich nur mit Sessh-chan angebandelt war, weil er der erste Mann in meinem Leben gewesen war. Aber auch wenn. Schien ich einen fabel für Männer zu haben, die eigentlich für mich tabu waren. Wahrscheinlich konnte niemand verstehen, wie große meine Sehnsucht war  und wie sehr ich oft wünschte, einfach zu vergessen was war. Hier saß ich einem Mann gegenüber, der mich anzog wie das Licht eine Motte. Doch wusste ich allzu gut, wie sehr ich mich an ihm verbrennen würde. Er war kein Familienmensch, auch wenn er es sehr gut gemimt hatte. Mir kam es auch vor, als wäre er meinen Kindern nicht so abgeneigt. Was fesselte ihn nur? So liebevoll schienen seine Berührungen, doch sein Geist war von etwas gefesselt, was mir Angst machte. Aber auch mein Geist war gefesselt und das nicht nur von der Tatsache, dass Sesshomaru nicht da war. Nein auch von diesem Schemen damals. Dieser Mann, der mich an sich gezogen hatte. Dem Mann, dem ich in der Zukunft ein nein aufdrücken würde. Ich wünschte nur, ich hätte diesen Mann erkannt. Konnte es der Mann vor mir sein, der später meinen Tot wollen würde? Ich war verwirrt und es würde mein Herz noch lange fesseln, bis die Wahrheit da war. Auch war er sterblich und würde irgendwann merken, dass ich kein Mensch war. „Danke, du überrascht mich auch öfters.“, flüsterte ich leise und sah ihn mir noch einmal genau an. Ich konnte ihm nicht wirklich zu trauen, dass er meine Familie auslöschen wollte. So kam er mir gar nicht vor, eher sah er mir aus, als würde er eine schwere Last tragen, die ihm nicht erlaubte sich mir zu öffnen. Seine Lippen zogen sich zu einem festen Strich. Was war bloß los?  Ich mochte gar nicht, wie er mich gerade anstarrte. „Alles in Ordnung?“ „Ja. Natürlich. Entschuldige mich.“, meinte er nur überrascht und fuhr sich durch seinen Pony. Er sah sehr zerzaust aus. Worüber grübelte er nur? Ich beugte mich vor und schob seine Hand leicht weg. Er ließ es zu und beobachtete genau, wie ich sein Pony richtet. Meine Hände fuhren tiefer über sein Gesicht, streichelten seine Wange und seinen 3 Tage Bart. Er war weicher als ich es gedacht hatte. Im Geisterhaus hatte er mich geküsst, doch ich konnte mich nicht erinnern, wie es war und ich hatte Angst davor, es wieder auszuprobieren. Kurz strich ich über seine Lippen und seufzte. Sein Blick wurde dunkel. Schnell zog ich meine Finger zurück und lächelte unbeholfen. Wieso tat ich so etwas, wenn wir eine Normalität wieder einkehren lassen wollten? Einmalig. Das durfte ich nie vergessen. Vielleicht konnte er mir irgendwann sagen, was der Grund war. „Du solltest gehen. Möchtest du den Vertrag fertig machen? Wenn ich wieder da bin, werde ich ihn dann unterschreiben.“, meinte er und schien zu versuchen kalt zu klingen, doch ich hörte das gefährliche in seiner Stimme mitschwingen. Was er sich vorstellte? Dieser Mann war nichts für mich, er würde mich nur verletzen, wenn ich ihn fragen würde, ob er sich mehr vorstellen könnte. Sesshomaru? Wo warst du in diesem Moment. Warst du wirklich gestorben? Ich nickte zart und packte alles ein. „Natürlich. Verlass dich auf mich. Ich wünsche dir viel Spaß. Wohin geht es eigentlich?“ „New York.“ „Grüß meinen Vater, wenn du ihm über den Weg läufst.“ „Wird schwer.“, meinte er nur mit hochgehobener Braue. „Oh. Natürlich. Naja…. dann… bye?“ Mein Herz tat weh. Was tat ich hier? Ich war total durch den Wind. Ich wünschte mir jemand würde mir sagen, was ich tun sollte. Der Sex mit ihm war wahrscheinlich eine große Dummheit gewesen. Niemals hätte er mein Haus betreten dürfen, doch er hatte es getan  und war mir so nah gekommen. Mein Herz schlug in seiner Nähe so laut und wild. Hoffentlich legte es sich wieder. Anscheinend gab es für mich kein Happy End und das würde ich zu akzeptieren lernen. Langsam begab ich mich zur Tür. Kurz davor drehte ich mich noch einmal um und hob die Hand zum Abschied. „Bis in ein paar Tagen Sayo.“, meinte er nur und hob auch kurz die Hand zum Abschied. Wieso tat es so weh? Ein paar Tage und dann sah ich ihn wieder. Den Mann, der meinem Leben einen neuen Sinn zu geben schien. Oder vielmehr mir das Gefühl gab, dass ich glücklich sein könnte, wenn ich nur endlich aus meinem Versteck kam. Doch  mit jedem Schritt, den ich gerade tat, desto weiter verschwand ich wieder in meiner Höhle. Keine Aussicht darauf, dass ich einmal richtig glücklich sein würde. Mein restlicher Tag verlief so wie immer. Ich bekam Kunden und besprach alles. Aß wie immer eine Kleinigkeit und dachte daran, was er tat. Wahrscheinlich saß er schon im Flieger. Vergaß mich langsam und suchte sich dort ein anderes Mädchen, um sich über mich hinwegzutrösten. Wenn er wieder kam, würde er damit abgeschlossen haben, doch ich? Ich konnte es einfach nicht. Wenn Sesshomaru mich so sehen würde, er würde den Kopf schütteln und schockiert sein, dass ich einem anderen Mann nachlief. Doch warum kam er nicht und quälte mich so? Warum war er damals vom Erdboden verschwunden? Damals hätte ich mich gerne so richtig von ihm verabschieden können. So naiv wie ich war, hatte ich gehofft, dass ich die Chance noch bekäme, doch mir war nur die Brosche und die 2 Kinder geblieben. Und natürlich die Erinnerungen an ihn. Einerseits plagten mich Gewissensbisse, dass ich mit Takeo geschlafen hatte, doch andererseits hatte es so gut getan. War ich dabei mich in diesen Mann zu verlieben? Konnte man das überhaupt? Null Ahnung hatte ich von diesem Leben, dass ich führte und hatte geglaubt ewig bei Sesshomaru bleiben zu können, doch das passierte nicht. Ich konnte später durch die Zeit reisen in 100 Jahren, doch wie würde es mir ergehen in dieser Zeit? Macht. Ich wollte und brauchte sie, um erfahren zu können, was passiert war. So gern würde ich es jetzt wissen, doch Phenea wollte es nicht versuchen, auch nicht Hachidori. Sie meinten es wäre zu gefährlich. So oft hatte ich mich schon gefragt, ob sie vielleicht die Wahrheit wussten und sie mir nicht sagen wollten, um mich zu schützen. Was war, wenn Sesshomaru wirklich nicht mehr warten wollte und es ihnen gesagt hatte? Oder er war gestorben? Nach der Arbeit fuhr ich heim und mit jedem Schritt schien meine Welt um mich herum dunkler zu werden. Ein solches Leben hatte ich mir doch eigentlich nie gewünscht. Wie oft hatte ich geträumt, wie die Zwillinge hin und her sprangen. Ich mit ihnen womöglich in einem auseinander gezogenen Dorf wohnte, wo sie leben konnten, wie sie waren. Immer noch steckte in ihnen ein Hundedämon, der mit den Gegenständen unterdrückt wurde, doch sie konnten es nicht. Manchmal fuhren wir zu einem abgelegenen Ort, doch oft klappte es nicht. Sesshomaru hätte ihnen alles beibringen können. Hätte sie lachend in die Arme geschlossen oder sie ausgeschimpft. Er fehlte mir und diese Tagträume, wie wir eine glückliche Familie waren und ein abgeschiedenes Leben führten, verschwand nicht. Warum konnte ich es nicht? Wir waren jetzt reich, aber immer noch nicht frei und wenn ich jemanden wie Takeo in mein Leben ließ… Wenn er es wollte… Konnte ich ihm dann die Wahrheit sagen? Wie würde ich es machen? Ach jah. ich bin unsterblich und ein Phönix. Schau, ich kann fliegen und hab so viel Macht, dass ich dich zu Asche abfackeln kann. Und meine Kinder, die sind von einem Hundedämon. Einem mächtigen und sie kennen sich auch mit Giften aus und können sich in eine Hundegestalt verwandeln mit scharfen Reißzähnen und ätzenden Sabber. Wunderbar. Entweder würde er mich für Irre halten oder flüchten. Ein sterblicher. Ich bin nicht normal und war es noch nie. Jetzt konnte ich normal aussehen, aber dort war immer in meinem Inneren etwas, was mich von jedem unterschied. Meine Unsterblichkeit.  Betrübt ging ich ins Haus und schloss die Tür hinter mir. Es war eine kleine Villa. Die reichte uns vollkommen, denn wir brauchten nicht dieses ganze Krams. Na gut, es gab eine Bibliothek und hinterm Haus war ein großer See, wo wir gerne schwimmen gingen. Es gab viele Bäume auf unserem Grundstück und somit verbarg es uns vor Schaulustigen, aber trotzdem war es hier zu gefährlich. Wenn ich jetzt auch hörte, dass jemand in dem Zimmer der kleinen gewesen war, wurde mir schlecht. Wieso musste es so sein? Ich hätte sogar meine Unsterblichkeit gegeben, nur um zumindest ein paar Jahrzehnte mit Sesshomaru alt zu werden und unsere Kinder aufwachsen zu sehen, doch nicht mal das war eine Option gewesen. Wahrscheinlich war es gut gewesen, dass ich Takeo nicht nach mehr gebeten habe. Sesshomaru würde immer da sein und das Loch, das er hinterlassen hatte in meinem Herzen, würde wahrscheinlich nur er richtig füllen können. Sein langes weiß silbernes Haar und seine goldenen Augen. Ich schluckte schwer und sah mich um. Es war still. Wo waren sie nur alle?  „Jemand daheim?“, fragte ich sachte und hängte meine Jacke auf den Kleiderständer, während ich meine Tasche teils achtlos daneben fallen ließ. Mein Laptop war eine extra Anfertigung. Der hielt viel aus. Zum Glück. Aber wenn wäre es mir auch egal, alles wurde auf Servern gespeichert. Unachtsam pfefferte ich meine Schuhe ins Regal und suchte weiter. Meine Laune war echt im Keller. Nicht nur, dass das Treffen so blöd verlaufen war. Nein. Langsam bekam ich große Gewissensbisse. Vielleicht hatte ich das alles zu schnell angegangen. Takeo hatte vielleicht Recht damit, dass er den Vertrag hätte zerreißen sollen. Meine Einsamkeit und Sehnsucht trieb mich wirklich zu Dummheiten. „Hallo?“, fragte ich noch einmal nach und ging in die Küche. Ein Zettel. Schnell eilte ich hin und hob ihn an. Meine Finger krallten sich ins Papier und zerknitterten es leicht. Die Kinder waren mit Phenea unterwegs. Sie wollten etwas kaufen. Aber warum? Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Bald war mein Geburtstag. Ich war wirklich ein Dummerchen. Genau in einer Woche war es so weit. Dann würde ich schon wieder altern. Zumindest tat ich es auf dem Papier, auch wenn ich sonst nicht mehr wirklich körperlich alterte. Ich knüllte den Zettel zusammen und warf ihn in den Mülleimer, während ich mich im leeren Haus umsah. Irgendwie hatte ich gehofft, dass jemand da war und ich mich ablenken konnte, doch so war es nicht. „Kuro…“, hauchte ich leise und ging schnell in mein Zimmer, doch auch er war nicht da. Keiner war es und ich war hier alleine. Ich zog mir etwas Bequemeres an. Eine graue Jogginghose und eine weiße Sweat-Jacke. Einsamkeit war gerade das falsche, was ich gebrauchen konnte… Mein Blick schweifte zum Balkon und zu der großen Wiese, an die sich der See anschloss. Entschlossen öffnete ich die Balkontüren und blickte runter. Es war nicht wirklich hoch. wir waren im Erdgeschoss. Ich krabbelte über die Brüstung und sprang den Meter runter in das Gras. Es war saftig und groß. Es sollte gemäht werden, doch ich mochte es so hoch. Es ging mir bis zu den Knien und bewegte sich im Wind, wie auch mein Haar, dass ich geöffnet hatte. Langsam setzte ich meinen Weg fort. Das Gras knickte unter meinen Füßen weg, aber später würde es wieder aufstehen. Manchmal wünschte ich, dass mein Leben genauso leicht wäre. Doch ich fühlte mich immer noch wie im freien Fall. Damals als ich in diese Welt kam, war ich auch gefallen. Pheneas warmer Windhauch, hatte mich gebremst, wie auch Takeo mir einen leichten Halt gegeben hatte. Nur war ich immer noch nicht unten angekommen. Würde mich einer Retten oder würde ich am Ende versagen und hart aufschlagen auf dem Boden. Mein Herz war in den Jahren immer weiter gebröckelt. Mein Leben war eine Fassade für meine Kinder. Ich liebte sie über alles. Doch sie sollten nicht wissen, wie schlimm es mir ging. Sie sollten glücklich sein. Einsamkeit und Distanz. Kurz vor dem See hielt ich an und blickte ins Wasser. Dort sah mich eine Frau an. Das rot wallende Haar flatterte im leichten Wind, während sie mir die Hand reichte. Nein, ich hatte wieder einmal die Hand ausgestreckt. Mein Spiegelbild könnte nie leben. Vorsichtig kniete ich mich ins Gras und legte meine Handfläche aufs Wasser. Das Wasser schlug Wellen und mein Ebenbild verschwamm. Tränen kullerten, wie so oft. Ich hasste Weinen, doch es musste raus. Ich fühlte mich wie die größte Versagerin. Eigentlich sollte ich Takeo vergessen, doch ich konnte es nicht und Sesshomaru auch nicht. Ich hatte ihn doch damit betrogen oder? Aber wenn er nicht mehr lebte… Keine der Optionen war wirklich toll. Wieso konnte ich nicht wie andere Frauen sein? Oder wie die Frauen aus den Märchen, die ich meinen Kindern vorlas? Es gab auch traurige, aber wenn, starb das paar meist zusammen und fand sich da wieder oder sie fanden sich. Ich hätte auch nichts dagegen, ihn nur einmal im Jahr zu sehen, aber nicht mal das war mir erlaubt. Erschöpft ließ ich mich nach hinten ins Gras fallen und sah hinauf in den dunkler werdenden Himmel. Das Abendrot ergoss sich über die Landschaft, während ein Schmetterling sich neben mir auf eine Blume setzte. Wie lange war es her, dass ich meine Flügel unterdrückte? Bestimmt schon fast 3 Jahre. Ich hatte den kleinen mal meine Flügel gezeigt, doch danach nie wieder. Es hatte so weh getan, auch wenn die kleinen gestaunt hatten. Meine Flügel fühlten sich an wie eine große Anomalität. Irgendwann wurde es dunkler und dunkler, doch ich rührte mich nicht vom Platz, bis Kuro neben mir Platz nahm. Am liebsten wollte ich hier bleiben. „Alles in Ordnung Sayo?“ „…“, mir war nicht zum Reden und ich drehte mich weg, doch Kuro sprang über mich und setzte sich wieder vor mein Gesicht. „Es ist nicht gelaufen, wie du erhofft hast?“ „Er ist für einige Tage in Amerika und meint es tut uns gut, damit wir Abstand davon gewinnen können…“ „Sayo. Er hatte es dir doch auch vorher gesagt…“ „Sei ruhig.“, fauchte ich nur und setzte mich auf. Schnell stand ich auf und nahm Abstand zu ihm auf. „Lass mich alleine. Verstanden? Es ist jetzt sowieso Wochenende beinahe. Also.“ Kuro wollte mir noch etwas sagen, doch ich war schon los gerannt. Nach einiger Zeit blieb ich stehen. Er war wirklich da geblieben. Halt suchend lehnte ich mich an einen Baum und drückte meine Stirn dagegen. Die Tränen liefen in Strömen über meine Wangen. Was sollte ich bloß tun? Mein Herz tat höllisch weh, so wie damals, als ich endlich gerafft hatte, dass Sesshomaru nicht kommen würde. Verliebte ich mich in meinen One-Night-Stand gerade? Schnell schüttelte ich den Kopf und rieb mir meine Tränen weg. Später waren wohl die anderen heim gekommen. Phenea hatte mich ins Haus gebracht. Meine Gegenwehr war schnell zu Ende gewesen, doch ich hatte keine Lust und auch keinen Hunger. Ich wollte meine Ruhe. Es tat mir leid für meine Kinder, doch gerade konnte ich einfach nicht mehr. Mein Leben war doch einfach ein ganzer Scherbenhaufen. Ich wollte meine Kinder nicht sehen. Kenshin sah seinem Vater viel zu ähnlich. Niedergeschlagen schmiegte ich mich in meine Kissen und verschwand in meiner Traumwelt. Mein finsterer Traum, der mich verschlang. Doch diesmal war er da… Takeo. Er schlug die Äste des Baums davon und hielt mich fest im Arm. Ich fühlte mich sicher, doch dann hörte ich ein Keuchen und blickte auf. Aus seinem Hals ragte ein Ast und sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, während sein Blut auf meine Stirn tropfte. Es lief über mein Gesicht zu Boden. „Takeo…“, keuchte ich und sah nur, wie der Ast sich schnell aus seinem Hals zurückzog und er schlaff in meine Arme fiel. Mit ihm ging ich zu Boden. Dort lag er in meinen Armen und bekam keine Luft. Seine grünen Augen verloren an Glanz. Ich versuchte meine Kraft zu nutzen, doch es klappte nicht, es war, als hätte der Baum sie mir ausgesaugt. Als seine Augen starr wurden, wachte ich mit Schrecken auf. Angst packte mich. Ich fiel aus dem Bett und kam auf dem Teppich hart auf. Ich zitterte. Diesmal lebte ich, doch er war gestorben. Was wollte mir dieser beschissene Traum nur sagen? Ich krallte mich in den Teppich und krampfte. Tränen fielen über meine Wangen, wie vor kurzem noch das Blut. War es wirklich besser, wenn ich ihm fern blieb? Was sollte ich nur tun? Ich weinte die halbe Nacht. War hier alleine und wünschte mir, dass Sesshomaru durch die Tür kam, mich in die Arme nahm und nie wieder los ließ. Es vergingen zwei Tage, in denen ich mich verkroch. Morgen müsste ich wieder arbeiten, doch ich wollte nicht. Albträume plagten mich so sehr, dass ich gar keinen Hunger mehr hatte. In mir wuchs die Angst auch, dass es Takeo schlecht ginge, aber ich hatte seine Handynummer nicht, und somit konnte ich ihn nicht anrufen und nachfragen. Was war das nur für eine hässliche Welt? Leise schlich ich aus dem Zimmer und rieb mir die Augen. Sie waren blau unterlaufen und ich sah aus wie eine halbe Leiche. Das mussten meine Kinder nicht unbedingt sehen, aber ich brauchte etwas gegen die Kopfschmerzen. Als ich aber dann bei Kaoris Zimmer vorbeikam, blieb ich stehen. Sie telefonierte. Leicht schielte ich ins Zimmer. „Meiner Mama? Hmm. Weiß nicht. Sag mal… meinst du, dass Mama mich und Kenshin nicht mag? Sie will uns nicht sehen. Ich wollte nicht, dass sie auf uns böse ist… Wie mach ich meine Mama wieder glücklich?“ Ich schluckte schockiert und wich kurz einen Schritt zurück. Mit wem telefonierte sie? Und dachten meine Kinder wirklich gerade, dass ich ihnen böse war? Schwer schluckend öffnete ich die Tür. Kaori blickte auf und nickte noch kurz am Telefon. „Mama. Du siehst schrecklich aus… Tut mir leid, wenn wir böse waren…“, flüsterte sie und sah mich besorgt an, während sie dem Telefon lauschte. Ich ging zu ihr und ließ mich traurig aufs Bett sinken: „Ich bin euch doch nicht böse… Mama ist auf sich selbst böse.“ Meine Arme schlossen sich um das kleine weißhaarige Mädchen. Sie warf sich in meine Arme und drückte mich ganz ganz fest, so als würde ich weglaufen, wenn sie los ließ. „Mama, warum bist du dir böse?“ „Das verstehst du noch nicht, aber hab keine Angst. Ich liebe euch über alles… Aber mit wem telefonierst du? Normals sollst du doch nicht mit Fremden sprechen.“, meinte ich streng und sah sie tadelnd an. Kaori zuckte mit den Schultern. „Ich telefoniere aber mit keinem Fremden. Warte kurz. … Du willst also Mama sprechen? Wirklich? Okay, dann geb ich sie dir, aber wehe du machst Mama traurig, dann mag ich dich nicht mehr! … Oh, wirklich? Okay. Ja.“ Sie sah zu mir, löste sich und drückte mir das Telefon in die Hand: „Bitte. Er möchte mit dir reden.“ Ich nickte nur leicht verwirrt und hob den Hörer an mein Ohr: „Ja, bitte?“ „Alles in Ordnung?“, fragte eine müde, krächzende Stimme auf der anderen Seite. „Wer spricht da?“ „Rate.“ „Kein Bock.“, fluchte ich und sah das Telefon böse an. Welcher Irre war da? „Hast du meine Stimme schon vergessen? Wen könnte deine Tochter wohl anrufen? Ich bin es. Takeo.“, meinte die verschlafende Stimme nur seufzend. Kurz setze mein Herz aus, bevor es sich schmerzend zusammen zog. Ich stand auf und strich meiner Tochter noch einmal über den Kopf, bevor ich das Zimmer verließ und die Tür schloss. Ich ging in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Die Person am anderen Ende schien abzuwarten auf meine Reaktion. „Wieso haben sie deine Nummer?“, fragte ich verwirrt und wusste nicht, ob ich dieses Gespräch verkraften würde. „Sie haben gefragt. Es schien ihnen wichtig, darum hab ich sie ihnen gegeben und anscheinend war das auch gut so.“ „Wieso?“, fragte ich heiser und krallte meine freie Hand in meine Hose. „Das fragst du noch? Kaori hat mir gesagt, dass du dich seid ich weggeflogen bin in dein Zimmer einsperrst und dass sie dich Freitagnacht draußen gefunden haben.“, meinte er ernst und ich hörte auch eine große Sorge in seiner Stimme. Aber wieso? „Ist doch egal.“ „IST ES NICHT. Sayo. Ich wusste, es wird nicht leicht, aber für dich ist es eine regelrechte Qual. Deine Kinder denken, du hasst sie und sie wissen nicht, was sie machen sollen. Sie fühlen sich hilflos und du dich doch auch.“ „Sry. Ich konnte meine Fassade nicht aufrecht erhalten.“ „Du solltest erst gar keine aufbauen. Das tut doch nicht gut, alles zu schlucken. Du hättest mit mir reden können.“, fluchte er leise. Ich hörte Stoff rascheln und horchte auf. „Wie viel Uhr ist bei dir?“, fragte ich sachte, während ich lauschte, wie er anscheinend einen Kaffee aufsetzte. „3 Uhr morgens. Aber leg jetzt nicht deswegen auf. Ich mach mir einen Kaffee.“, meinte er schlaftrunken am Telefon, während ich wirklich kurz überlegt hatte, ob ich sagen sollte, dass er lieber weiter schlafen sollte. „Nun? Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen? Hältst du mich für so ein Monster?“ „Nein… Aber dich bedrückt auch etwas und ich weiß zurzeit einfach nicht, wie ich mit all dem umgehen soll…“, brummte ich verlegen und wünschte mir wieder, mich in meinen Kissen zu vergraben. „Sayo. Ich hab mir schon so etwas gedacht, als du dieses traurige Bye abgelassen hattest, aber du irrst dich, wenn du meinst, dass ich dich gar nicht mehr sehen will. Denkst du, ich denke gar nicht mehr an dich und vergnüg mich mit der nächsten?“ „Ehrlich gesagt? Ja… Das denke ich.“, flüsterte ich und schluckte, während ich ein paar Tränen wegblinzelte. „Ach Sayo.“, fluchte er, während der Kaffeekocher gluckerte, „Ehrlich? Ich habe deine Unterhose ausversehen mitgeschleppt. Ich klinge wohl wie ein Perverser, wenn ich sage, dass ich dabei an dich denken musste und an den Tag im Freizeitpark.“ „Ja, schon.“, schluchzte ich und rieb mir die Augen. „Nicht weinen. Bitte nicht. Dass ertrag ich nicht. Wenn du lächelst bist du wirklich schön. Wie wär’s, wenn wir uns in einem netten Café treffen, wenn ich wiederkomme? Und Kopf hoch. Wir werden darüber reden. Du bist nicht alleine, nur es macht mich traurig, dass du glaubst, dass ich ein Dreckschwein bin, dass dich nur in die Kiste kriegen wollte.“ Ich schluckte schwer und rieb mein Gesicht sauber: „Nein.. ich meine. Ja es ist falsch… Aber du hast gesagt, du willst keine Geliebte oder Beziehung und dann der Vertrag. Ich dachte einfach, du machst das mit jeder…“ „Sayo. Du kennst mich wirklich noch nicht. Lern mich einfach kennen. Anscheinend hätte ich diesen Vertrag gar nicht schreiben dürfen. Hör doch einfach mehr auf dein Herz. Du bist eine starke und mutige Frau. Lass nicht zu, dass deine Gedanken dich auffressen.“ „Wirst du mir sagen, was dich bedrückt?“ „Teils teils. Aber bitte. Hör auf Trübsal zu blasen. Wenn du wieder lächelst, unternehmen wir was. Wenn du willst auch gerne mit den Kindern. Ich habe nichts gegen dich oder deine Familie, auch wenn mir deine Mutter etwas sehr dazwischen fuscht. Nur du musst lernen, Geschäftliches und Privates zu trennen. Auch nicht alles in einem Interview stimmt, was man sagt. Die Frau hat mich einfach genervt.“ „Wirklich?“, fragte ich überrascht und sah das Telefon mit großen Augen an. Ein Ausflug? „Ja. Wirklich. Nur ich verstehe auch, dass dein Herz gefesselt ist. Ich mag dich, aber wir kennen uns kaum. So etwas braucht Zeit. Es war ein Fehler, dich nach diesem Techtelmechtel zu fragen, doch es war einfach zu überschwänglich dieses Gefühl, sodass ich wohl eine große Dummheit machte. Ich werde dir wohl ein großes Geschenk zum Geburtstag schenken müssen, damit du mir für das Chaos verzeihst.“, flüsterte er heiser, während ich hörte, wie er zwischendurch seinen Kaffee trank. Was sollte ich nur denken? Sagte er mir da gerade, dass er mich mochte und Daten wollte? Ich verstand die Welt nicht mehr. „Na gut. ich habe dich wohl falsch eingeschätzt. Es tut mir leid, ich bin wohl echt manchmal voreilig. Aber es hat mir auch sehr gefallen. Wahrscheinlich hättest du mich sonst gar nicht dazu bekommen, dass ich mich dir nähre… Ich brauch bestimmt noch Zeit, wegen Sesshomaru.“ „Du liebst ihn und das ist keine Schande. Er ist der Vater deiner Kinder. Trotzdem schau nach vorne. Ich klinge gerade wahrscheinlich wie sonst für ein Speichellecker, aber Zeit bringt Rat. Vertrauen ist auch eine wichtige Rolle. Wie wäre Mittwoch gegen 16 Uhr im Café Rosengarten? Dann erzählst du mir alles und ich höre dir zu. Du bist nicht alleine mit deinen Problemen. Du hast eine Familie und du kennst mich auch. Jeder steht dir zur Seite und wird dir helfen.“ „Danke… Das ist wirklich lieb von dir. Und gerne treff ich mich Mittwoch mit dir. Es ist nur oft so schwierig, sich jemanden anzuvertrauen. Schon nach diesem Albtraum.“ „Was ist passiert?“ „Du hast mich beschützt… und bist gestorben deswegen.“, meinte ich leise und zitterte. Ich war doch der totale Freak hier… „Aber du lebst. Auch wenn es das nicht viel besser macht, aber ich habe geschafft, dich zu beschützen. Vertrau mir und glaub an mich. Ich werde dir zeigen, dass dein Albtraum mich nicht töten kann.“ „Du hast ein starkes Selbstbewusstsein.“, meinte ich seufzend und legte mich aufs Bett etwas gemütlicher. „Natürlich. Hey. Mich bekommt man nicht so schnell kaputt. So. Naja, hast du noch meine Unterhose?“, fragte er sachte nach und schien das Thema in andere Gefilde lenken zu wollen. „Natürlich! Du hast ja auch meins…“ „Ich würde dich gerne nur in meiner Unterhose bekleidet sehen. Vielleicht noch mit einem Hemd von mir …“ „Takeo!“, fluchte ich und grinste leicht. „Dann musst du aber meine Anziehen und mein Kleid!“ Er stockte am Telefon und schien nachzudenken, bevor er antwortete: „Nein, lieber nicht. Ich würde dein Kleid sprengen und dein Slip… Nein… Dann würde er nicht mehr so gut nach dir riechen~“ „Also! Danke…“ „Naja. Was bleibt mir anderes übrig? Du hast doch gehört, wenn ich dich noch mehr traurig mache, macht mir Kaori die Hölle heiß. Sie liebt dich sehr und macht sich wirklich Sorgen. Tu mir einen Gefallen und red mir ihr später über alles. Auch wenn sie jung ist, versteht sie es.“ „Soll ich wirklich ihr von unserem Sex erzählen???“ „NEIN! Um Gotteswillen! Du bringst mich um den Verstand. Red mit ihr darüber, dass du dich einsam fühlst. Dass du deinen Mann vermisst und auch mich. Sie versteht das. Nur sie muss merken, dass sie nicht der Grund ist. Es ist schwer für ein Kind, wenn es zwischen den Stühlen steht und nichts Genaueres weiß. Deine Kinder unterstützen dich und nehmen dir nichts übel.“ „Du hast ja Recht.“ „Natürlich hab ich Recht. Deine Kinder sind klug und sie vertragen die Wahrheit. Sonst denken sie genauso wie du viel zu viel nach. Grüß sie von mir.“ „Jetzt solltest du aber schlafen gehen…“ „Sollte ich. Vielleicht hätte ich den Kaffee lassen sollen. Aber ich versuch es. Dafür gehst du jetzt zu deiner Familie und drückst sie. Denk einfach an Mittwoch und an deinen baldigen Geburtstag. Vielleicht finde ich etwas Schönes, welches ich dir mitbringen kann. Good night.“ „Good Night. Nice dreams.“ „Thanks. Aber du gehst erst später schlafen. Vergiss nicht, worüber wir geredet haben.“ „Ja. Keine Sorge.“, meinte ich nur leise und schwieg dann. legte er auf? Nach einer geschlagenen Minute fragte ich leise nach: „Bist du noch da?“ „mhm… ja.“, brummte eine dumpfe Stimme. Ich hörte das Bett rascheln und wurde rot. War er jetzt mit dem Telefon eingeschlafen? „Du scheinst manchmal wirklich niedlich zu sein.“ „Mhmm… Sayo.“, keuchte es an der anderen Leitung. Ich wurde knall rot. Er flüsterte meinen Namen? Er stöhnte immer mehr. Omg. Er hatte gerade einen Sextraum. Sollte ich auflegen oder zuhören? Ich war mir nicht ganz schlüssig, aber ich wollte schon wissen, wovon er genau träumte. „Sayo. Reite mich. Mehr. Fester. Ohhhh.“ Mein Gesicht glich einer Tomate. Das konnte er haben…später irgendwann. Aber jetzt hatte ich etwas in der Hinterhand. Aufgemuntert legte ich auf und schüttelte nur den Kopf.  Aber es überraschte mich. Er hat mit keinen Korb gegeben. Jetzt habe ich Mittwoch ein Date. Anscheinend doch kein Mistkerl, auch wenn er wohl heiße Träume von mir hat. Ich sah das Telefon noch einmal an und speicherte schnell die Nummer in meinem Handy. Kurz ruhte ich mich noch aus, bevor ich mich aufsetzte und zu meiner Familie ging. Kaori sah mich mit großen Augen nur an. „Kaori-chan. Alles gut. Er war lieb zu mir  und ich soll dich grüßen. Du musst ihm kein Feuer unterm Hintern machen.“ Sie kicherte schüchtern und schürzte unschuldig die Lippen, während sie ihre Zeigefinger gegeneinander drückte. „Ich lieb dich kleines und auch deinen Bruder. Es tut mir leid, nur im Augenblick bin ich so wirr. Du weißt ich vermisse deinen Vater, aber ich… mag wohl Herrn Akiyama und dachte er mag mich nicht. Darum war ich so am Boden.“ Sie nickte, stand auf und kam zu mir und schmiegte sich an mein Bein, wie ein Kletteraffe: „Aber Herr Akiyama mag dich doch! Mama du bist echt blind!“ „Bin ich wohl…“, hauchte ich und kniete mich neben sie, während Kenshin auf meinen Rücken kletterte. Sie umarmten meinen Hals und schmiegten sich an mich. „Mama, wir haben dich vermisst~“, meinten beide nur und drückten mich immer fester mit ihren kleinen Händchen. „Ich euch auch. Es tut mir wirklich leid. Ich hätte etwas sagen sollen, doch ich hatte Angst…“ „Du musst keine Angst haben Mama! Wir beschützen dich!“, erklärten sie mir liebevoll und drückten ihre kleine Näschen an mich. Kaoris Geruch hatte etwas Beruhigendes und ich seufzte. Anscheinend hätte ich gleich etwas sagen sollen. Sie sind meine Engel. Meine Schutzengel. „Ihr seid meine Lieblinge. Findet ihr es schlimm, wenn ich mit Herrn Akiyama ausgehen würde?“ „Nö. Wir mögen ihn. Papa hat da selbst schuld. Aber wenn du mit Herrn Akiyama was machst, wollen wir manchmal auch mit!“ Ich starrte sie ungläubig an. Unglaublich, wie Kinder ihren eigenen Vater in den Rücken fallen konnten, aber sie hatten wohl Recht. „Gerne. Er meinte schon, dass er gerne mit euch etwas macht, aber ihr solltet ihm erstmal nichts von eurer zweiten Gestalt erzählen…“ „Mama, du vergisst manchmal, dass wir nicht dumm sind. Wir wissen das.“, brummelten sie und gaben mir ein Küsschen. Jeder auf eine Wange, bevor sie noch etwas kuschelten. Kenshin krabbelte rum und ich umarmte sie. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir so auf dem Teppich saßen, aber bestimmt eine halbe Ewigkeit. Ich vergaß immer, dass wir uns hatten, egal was passierte, meine Kinder waren da. Phenea gab es auch noch, aber diese beiden waren mein ganzer Stolz. Trauriger Weise schienen sie auch mehr Ahnung von diesem Leben zu haben als ich. Das kam wahrscheinlich davon, dass ich anders als sie aufgewachsen war und jetzt in einer neuen Zukunft stand, in der ich mich nicht wirklich eingewöhnen konnte. Innerlich freute ich mich schon auf Mittwoch und auch auf meinen Geburtstag. Er wusste es. Entweder hatte er sich informiert oder meine kleinen hatten etwas ausgeheckt. Ich würde abwarten und Tee trinken, so wie es sich gehörte. Doch ich wusste nicht, was mich Mittwoch erwarten würde. Es würde meine ganze Welt auf den Kopf stellen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)