Zwischen zwei Seelen von RedViolett ================================================================================ Kapitel 17: Seele 17 -------------------- Zwischen zwei Seelen Seele 17 „Bulma? Bulma, bist du da? Wir haben ein Problem!“, hörte ich es drängend hinter verschlossenen Türen sagen und sofort wurde ich aus meiner Illusion gerissen. Sah ich mehr denn je erschrocken, wie sich die Umrisse Vegetas vor meinen eigenen Augen auflösten und nichts als einen blassen Nebel beschrieb. Ich aber niemals den Ausdruck auf seinem Gesicht vergessen würde, der tiefer ging als Verwunderung und blindem Schocke. Es war Ahnung. Irgendein leiser Verdacht, dass etwas in diesem Moment nicht stimmen konnte. Er gar die federleichten Berührungen meinerseits zu vergleichen schien und nochmals aus einem schwachen Nebel heraus auf das Bett blickte, bevor er vollkommen verschwand. Mein damaliges Zimmer gleich mit und während die Illusion in sich zusammen fiel und das Orakel in meinen Händen mehr denn je an Macht verlor, kam ich in die Wirklichkeit zurück. Zurück ins Hier und Jetzt. Wieder klopfte es eindringlich an meiner Tür und panisch versuchte ich zu Atem zu kommen. Versuchte verzweifelt, das was ich gesehen und in meinem Herzen gespürt hatte, zu ordnen. Gar zu formen um es neu deuten zu können, doch selbst dazu schien mein Geist zu überfordert und wieder unterbrach mich ein barsches Klopfen. „Bulma, wenn du die Tür nicht aufmachst, trete ich sie dir ein. Wir brauchen dich hier!“, rief es wieder und endlich erkannte ich die Stimme, welche sich mehr denn je besorgter anhörte. Sie gehörte Yamchu. Hastig steckte ich das Orakel in meine Tasche zurück.  Warf einen letzten Blick in den Spiegel und wischte mir fallende Tränen aus einem blassen Gesicht. Den Kummer konnte ich leider nicht vertreiben, gar so schnell wie er mein Herz berührte. Aber immerhin konnte ich eine weitere Maske aus guter Laune aufsetzten und nachdem ich mich noch ein Mal vergewissert hatte, dass meine Verkleidung auch ja stand, öffnete ich meinem ungebetenen Besucher die Türe. Mehr denn je mit einem falschen Lächeln auf den Lippen und hoffte innigst, dass es standhalten würde. Denn dass ich unerlaubt und nur um meinen eigenen Schmerz zu stillen, abermals in Vegetas Leben gesucht hatte... Dass ich erneut unerlaubt mächtige Kräfte benutzt hatte, nur um meinem menschlichen wie falschen Egoismus das zu geben was er wollte... Nein. Das sollte so schnell niemand erfahren. Sollte alleine meine eigene Bürde sein und wieder sah ich in Yamchus steinerne Miene, als ich ihm die Türe öffnete. „Was ist denn los?“, fragte ich ihn ehrlich, denn nun sah ich den ganzen Schock in seinem Gesicht. Gar eine blinde Panik in seinen sonst so ruhigen Augen aufsteigen, dass es mir selbst mit einem Mal einen kalten Stich ins Herz versetzte und ungeahnte Ängste in mir weckte. Irgendetwas, das ich befürchtet hatte und dennoch hoffte, dass es nie eintreffen würde, schien eingetroffen zu sein. Denn als er nur erstickt, gar flüsternd und leise, den Namen der mir liebsten Person aussprach, schob ich ihn auch schon zur Seite. Zwängte mich sofort zwischen meinem damaligen Freund und der Tür hindurch und rannte schon fast den Gang hinunter. Mich nun nicht mehr um meine Tränen kümmern müssend, denn nun hatte etwas völlig Neues von mir Besitz ergriffen und stand fast in meinem ganzen Gesicht geschrieben. Es war Sorge. Unheimliche Sorge, dass ihm etwas passiert sein konnte und wieder bog ich um die Ecke. Hastiger denn je. Meine Gedanken nur alleine bei meinem Saiyajin und gerade hatte ich das geräumige Esszimmer erreicht, in dem wir alle zu Mittag gegessen hatten, als ich das erste Beben des Bodens spürte. Geschockt blieb ich stehen. Drohte gar zu stürzen, doch hielt ich stand.  Klammerte mich gar am Türrahmen fest und als das nächste Beben durch die Erde stieß, zog ich mich vorwärts. Überhörte das gar schon panische Murmeln im Zimmer vor mir und zog mich dann immer weiter. So weit, bis ich endlich mein Ziel erreicht hatte, doch das was ich nun sah.... Eher, das was ich nun hörte, ließ mein Herz mit einem Mal zu Eis gefrieren und es immer während in die Dunkelheit fallen. „Vegeta, beruhige dich!“, sprach mein bester Freund leise. Gar schon irgendwie flehend und langsam stieß ich die Eingangstüre mit dem Fuß beiseite, welche wohl durch Vegetas ungewollten Kraftausbruch halb aus ihren Angeln gerissen wurde. Vereinzelt lagen die Überreste des Essens und dem Geschirr auf dem Boden. Der Tisch war umgeworfen, ein paar Stühle gleich mit und meine Freunde standen alle in Alarmbereitschaft. Jeder, der konnte in Angriffspose und unweigerlich versetzte mir dieses Bild erneut einen kalten Stich ins Herz, als ich den kleineren Saiyajin erblickte. Weil es mich irgendwie an damals erinnerte. An diese eine Zeit, als er uns noch als Feind gegenüberstand und nichts als Tod und Verderben sehen wollte. Gar eine Welt, die brannte. So lichterloh und wie die Hölle selbst. Panisch hatte Vegeta die Hände wie zur Verteidigung erhoben und hielt sie nun dicht vor seinen Körper. Fixierte aus ängstlichen Augen, welche mehr denn je wachsender Wut wichen, den größeren Saiyajin, der immer noch vor ihm stand und versuchte zu schlichten. Immer wieder von sich gab, dass Vegeta sich doch bitte wieder beruhigen sollte, doch das wollte der kleine Saiyajin wohl bei weitem nicht hören. „Yána thàn káh!“, zischte es aus einem undefinierbaren Laut entgegen und fieberhaft versuchte ich das Wenige zu filtern, was ich von saiyanischer Sprache wusste, doch leider hatte Vegeta mir nie etwas darüber erzählt. Ich kannte nur genau zwei Worte, dessen Übersetzung er mir in der schönsten Nacht meines Lebens ins Ohr geflüstert hatte. Er mir an diesem Abend und als er zu betrunken war um seine Zunge im Zaum zu halten, seine wahren Gefühle für mich offenbart hatte. Und diese Worte waren: Plavath Ká. Blaues Haar.  `Ja, Bulma...´ dachte ich bitter, während ich versuchte zu begreifen, was hier soeben vor meinen eigenen Augen geschah und ich dennoch zu geschockt erschien, um die Wahrheit zu verstehen. `...es läuft wohl immer daraus hinaus, nicht wahr?´ „Vegeta, bitte....“, versuchte es Son-Kun wieder und ging dann abermals einen Schritt auf den kleineren Saiyajin zu. Was sich aber als riesengroßer Fehler herausstellte, denn wieder stieß Vegetas Ki durch die Erde und riss meinen ganzen Boden mit einem Mal in tausend Fetzen. Ging ein hörbar drohendes Knurren durch die Stille und wieder erzitterte die Erde unter all seiner Macht. Bei Gott.... Was hatte diese immense Wut verursacht? Was nur musste in diesen wenigen Minuten geschehen sein, in denen ich mich in meine eigene Welt aus Sehnsucht und Trauer verabschiedet hatte, dass diese Situation so eskaliert war? Was nur, um Gottes Willen?!? Gerade wollte ich Yamchu dazu befragen, der genauso wie ich ratlos neben mir stand und nicht wusste wo er anfangen sollte, als ich abermals Vegetas Stimme hörte. Panisch und so voller Wut. „Annò... yaìndarò. Annò yaìndarò Kakarotto dà!“, zischte es wieder und nun schrie er schon fast. Hörte man gar all seine Verzweiflung mit einem Mal heraus und endlich löste ich meine Augen von Vegeta, nur um sie dann erneut zu Son-Goku zu lenken. Und erkannte mit einem Mal, was vorgefallen sein musste, als ich dessen schuldbewussten Blick sah. Kakarotto.... ...Kakarott. Bitte. Das.... Das hast du nicht gesagt! Panisch schüttelte ich den Kopf, als ich Eins und Eins zusammenzählte, aber dennoch nicht wahrhaben wollte, was soeben hier geschehen war. Das hast du einfach nicht gesagt!!!  Und mir Vorhaltungen machen, ich sollte ihm nicht die Wahrheit sagen! Son-Kun.... Von allen Fehlern, die du in deinem Leben begangen hattest, war dieser hier wahrlich der Dümmste gewesen. Wieder wusch eine Welle reinen Ki´s über den Boden und brachte das Glas im Fensterrahmen zum Erbeben. Erschütterte die Mauern meines zu Hauses in ihren Grundfesten ein weiteres Mal, doch hielten sie weiter stand. Versteht mich nicht falsch. Vegetas Ki war enorm, aber verglich man es mit dem seines älteren Ichs, glich dieses hier eher einem Streicheln. Aber dennoch schaffte es genau eben jenes, eine helle Panik in den Gesichtern meiner Freunde wachsen zu lassen. Zornig sah ich auf Son-Goku, doch dieser wich meinem Blick aus und sah mehr denn je verzweifelt auf den wütenden Saiyajin vor sich. Wieso, bei allen Göttern, hatte er das nur getan? Alles hätte so gut laufen können. Wir hätten Vegeta langsam aber sicher in sein neues Umfeld eingewöhnen können, doch dass mein bester Freund gerade diese Bombe zum Platzen brachte.... Nein für wahr, das wollte einfach nicht in meinen Verstand und kopfschüttelnd seufzte ich aus. Nachher würde ich wohl ein ernsthaftes Wörtchen mit ihm reden müssen, aber nun galt es erstmals, Vegeta wieder zur Vernunft zu bringen, bevor noch etwas weit aus Schlimmeres passieren konnte. Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte ich langsam einen Fuß vor den anderen. Lief zaghaft auf den kleinen Saiyajin zu, welcher immer noch in seiner blinden Rage gefangen zu sein schien und überhörte Yamchus panisches Rufen. „Bulma, was machst du denn da?“, flüsterte er heiser. Gar erstickt und neuer Sorge gleich doch warf ich ihm einfach nur einen kurzen Blick zu. Mit nichts als einem Gefühl von Dejavue. „Sein Ki wird dich in Stücke reißen, wenn du da jetzt hingehst!“, warnte er mich wieder eindringlichst, stolperte nach vorne doch untersagte ihm mein strenger Blick weiter zu gehen. Denn ich schüttelte nur den Kopf. Schien Yamchu mit stummen Blicken zu antworten. Gar ein einziges Versprechen zu geben und genau konnte ich in seinen dunklen Augen sehen, dass ihn diese Szene hier; genauso wie mich, an damals erinnerte. An damals, als alles noch auf Anfang stand und die Zeiger der Zeit dennoch gesetzt waren. `Nein, das wird er nicht.´, schien mein Blick mit einem Lächeln zu sagen und wieder wandte ich mich dem kleineren Saiyajin zu. War ihm nun so nahe, dass sein aufkeimender Ki wild mit meinen Haaren spielte. Ich gar die ganze Wärme dessen spüren konnte, doch hinderte mich das nicht weiter, näher an ihn heran zu treten und sanft nannte ich ihn beim Namen.  „Vegeta, es ist alles gut.“, flüsterte meine Stimme. Versuchte dem aufgebrachten Jungen die Nervosität zu nehmen, doch es war als würde er mich nicht hören. Immer noch wuchs sein Ki und erneut zogen sich gleißende Risse durch den Boden. „Alles ist gut, keiner tut dir was.“, versuchte ich es wieder. Lief abermals vorwärts und durchstieß dann zögerlich mit meiner linken Hand lebenden Ki. Genau wie damals tat es nicht sonderlich weh. Jedenfalls nicht bewusst und dennoch weckte der Anblick fließende Blutes etwas Vertrautes in mir, das aber keinesfalls zu bedauern galt. Vielmehr war es so, als würde sich eine alte Sache einfach nur wiederholen und abermals schritt ich näher auf den Saiyajin zu. Ich war ihm nun so nah, dass ich mich zu ihm hinunter knien konnte und zögerlich streckte ich meine linke Hand weiter nach ihm aus. Die Haut, welche mit Vegetas brennender Aura in Berührung kam, brannte. Spannte gar lichterloh und noch ehe ich mich versah, platze meine alte Narbe über dem Handrücken erneut auf. Aber auch das war nicht so wichtig. Erlangte keinerlei Bedeutung, denn wichtig war nur, dass mein Vordermann zur Ruhe kam und erst, als ich soweit war und ihn in die Arme nehmen konnte, kam Vegeta zur Besinnung. „Alles ist gut.“, flüsterte ich wieder und während sich Vegeta aus meiner Umarmung schälte; mehr denn je erstaunt und so völlig verwirrten Blickes auf meine verletzte Hand starrte, erstarb sein Ki mit einem Mal. Fiel eine bestehende Kraft in ihre Bodenlosigkeit zurück und damit all der Ärger, welchen sie verursacht hatte. All dieses Chaos, das nur wenige Minuten andauerte, aber mehr denn je zu einer nahtlosen Katastrophe hätte führen können, war nun versiebt und endlich wurde es still um uns herum. Nur wir beide schienen zu existieren und die Anderen gerieten schnell in Vergessenheit. Hatte dieser eine Moment wieder etwas so geheimnisvolles Magisches an sich. Genauso wie damals und zu der Zeit, als Vegeta nach seinem unkontrollierten Wutausbruch wieder nach so langen Tagen erwacht war. Meine verletzte Hand erblickte und ich genau in seinen Augen die immense Schuld lesen konnte, mit der er meinen eigenen, verschuldeten Fehler als den Seinen auf seine Schultern lud. Und damit zeitgleich seiner ganzen Seele neuen Schmerz. Doch das... war falsch. Einfach nur falsch und sanft strich ich dem Jungen vor mir fallende Strähnen aus der Stirn, nur dass sie im nächsten Moment wieder nach unten fallen konnten. Oh dieser Querkopf... „Ist schon gut, Vegeta...“, sprach ich abermals und lächelte ihm dann aufmunternd zu. „Ist nur ein Kratzer. Es tut nicht ein Mal... mehr weh.“ Sanft fuhr ich ihm erneut durchs Haar. Sah genau in diesen blauen Augen, dass er mich nicht absichtlich verletzten wollte und es ihm so unendlich leid tat, es dennoch getan zu haben. So sehr leid, dass er augenblicklich einen Fetzen seines dunkelblauen Gis abriss und diesen dann um meine Wunde wickelte. Sich eine längst begangene Tat der Vergangenheit unbewusst neu zu wiederholen schien und wieder zauberte mir dieser Umstand der Dinge ein weiteres Lächeln auf die Lippen. Alles war auf Anfang gestellt und dennoch ist es so sehr bis gar unvollkommen – gleich. Eine bessere Bedeutung für sein Schicksal konnte man wohl nicht mehr finden, oder?  „Ich bringe dich nach oben, okay?“, fragte ich ihn sanft und nahm den kleinen Jungen dann auf die Arme. Vegeta war erschöpft, das sah sogar ein Blinder. Die Ereignisse des heutigen Tages mussten ihn mehr als nur mitgenommen haben und müde lehnte er sich erneut an mich. Wie sehr ich abermals um sein Vertrauen mir gegenüber dankbar war, vermochte ich kaum in Worte zu fassen und wieder strich ich ihm beruhigend durchs Haar, als ich weiter sprach. „Ich werde dir oben alles erklären, okay? Hier unten ist nicht der richtige Ort dafür...“ Das war es wirklich und entschuldigend sah ich meinen Freunden nun entgegen. Sie würden es schon verstehen. Gut, dass mich Yamchu gleich geholt hatte, sonst hätten wir wahrlich ein größeres Problem am Hals. Kaum zu glauben, was passiert wäre, würden sich die beiden Saiyajins hier drinnen einen ungleichen Kampf liefern. Nicht, dass ich mir Sorgen um Son-Kun machte... Auf ihn war ich sowieso mehr denn je wütend, aber ich wollte einfach nur, dass Vegeta hierbei nicht verletzt werden würde und wieder suchte ich den Blick des größeren Saiyajins. „Wir sprechen uns später!“, flüsterte ich ihm bedrohlich zu und kaum hatte Son-Goku diese Worte gehört, zuckte er auch schon nervös zusammen. Oh ja, Freundchen.  Hab du nur mal schön Angst vor mir. Die Beweggründe deiner Tat musst du dir echt noch schön reden, mein Freund. Bin mal gespannt, was du dazu zu sagen hast und vor allem, wie du dich da heraus reden willst. Da bin ich echt mal gespannt. ~*~ Ich begleitete Vegeta auf sein altes Zimmer und die ganze Zeit über hatten wir kaum ein Wort gesprochen. Ein Mal erkundigte er sich, wie es meiner Hand ginge, doch ich verwarf es auf jene einen Wörter, die ich zuvor auch zu ihm gesagt hatte. Es war ein Kratzer. Eine unbedeutende Kleinigkeit, um es mit seinen damaligen Worten auszudrücken und wieder zauberte sich ein schwaches Lächeln auf meine Lippen, als ich Vegetas Stimme erneut in meinem Geist hörte.  Eine Kleinigkeit, Onná! Nicht der Rede wert. Das hat dich nicht zu interessieren. Ja, damals hatte alles auf Konfrontation gestanden. Alles stieß sofort gegen eine Mauer reiner Starrköpfigkeit und wurde von seinem hohen Ego nur noch überboten. Damals wollte er mich von sich fernhalten, zu dieser einen Zeit, als ich noch nicht wusste, was ich wirklich für ihn fühlte. Wieso sich nur all meine Gedanken um ihn drehten, obwohl ich diesen Saiyajin mehr als nur verabscheuen sollte – doch ich konnte einfach nicht. Konnte und wollte ich einfach nicht und nun, da ich auf diese wunderbare Zeit zurückblickte, welche aber auch zeitgleich so endlosen Schmerz in sich trug, war ich froh, dass ich darum gekämpft hatte und mit den Mühen der Zeit etwas so Wundervolles entstanden war. Etwas, was tiefer ging, als eine einfache Partnerschaft, die jeder einfache Mensch auf diesem Planeten hatte. Es war.... „Sicher, dass sie nicht mehr weh tut?“, weckte mich abermals eine schwache Stimme aus meinen Gedanken und verwirrt sah ich auf den Jungen neben mir. Ich hatte Vegeta auf sein Bett gesetzt und wollte ihm nun helfen sich aus seinem Gi zu schälen, sodass er etwas Bequemeres anziehen konnte. Er sollte erstmals schlafen, das half bekanntlich immer. So konnte er dieses Chaos zumindest irgendwie vergessen, doch genau sah ich ihm an, dass ihm all dies mehr denn je auf der Seele lag. Außerdem... hatte ich ihm versprochen alles zu klären. Doch... je mehr ich mich dieser Aufgabe gegenüber fand, umso schwieriger empfand ich sie wirklich. Wieder wurde es still, als Vegeta abermals einen flüchtigen Blick auf meine Hand warf und abermals lächelte ich sanft. „Wie ich bereits sagte: Es tut nicht sonderlich weh. Man mag mir es zwar nicht ansehen, aber ich halte so einiges aus.“, grinste ich siegessicher, doch strafte mich nur ein argwöhnischer Blick. Eine hochgezogenen Augenbraue gleich mit dazu und gespielt beleidigt stemmte ich beide Arme in die Seite. „Werd nicht frech, kleiner Mann.“, neckte ich ihn von Neuem und eigentlich hatte ich gedacht, dass sich Vegetas Mine wenigstens ein bisschen erhellen würde, doch leider erreichte ich damit genau das Gegenteil. Nichts als Trauer; gar endlose Einsamkeit begleitete seinen Blick und leise flüsterte er mir fremde, saiyanische Worte. „ Yàna té mei`os...“, murmelte er mehr zu sich selbst und verwundert beugte ich mich näher zu ihm herab. „Was meinst du damit, Vegeta?“, fragte ich ihn ehrlich, doch schüttelte er sofort den Kopf. „Nichts...“ Wieder ein einfaches, simples Wort. Mehr denn je bedrückend über vernarbte Lippen gebracht und wieder seufzte mein Nebenmann schwer. „Gar nichts...“ Sanft schob ich die Vorhänge vor das Fenster, versicherte mich noch ein letztes Mal, dass diese auch ja richtig verschlossen waren und gesellte mich dann an Vegetas Seite zurück. Er lag ihm Bett, wirkte eher mehr erschlagen von dessen Größe, als sich wirklich wohl zu fühlen und dennoch schien er zumindest diesen Ort akzeptieren zu können. Für wahr, er wirkte wahrhaft doch recht verloren; so mit all den ganzen Kissen und Decken um sich herum und ehe ich mich versah, legte ich mich mit einem Lächeln zu ihm. Neugierig folgten mir blaue Augen und mit einem Seufzen machte ich mir es neben Vegeta bequem. Wissend, dass nun der eher ungemütliche Teil des Ganzen kommen sollte. „Er kann unmöglich...“, begann es nach einiger Zeit und aufmerksam hörte ich dem kleineren Saiyajin zu. Wissend, dass man Vegeta einfach nicht drängen durfte; er musste schon von selbst den Mund aufmachen. Doch genau sah ich, wie ihn sein verwirrtes Gewissen plagte und er mehr denn je versuchte, Ordnung in dieses ganze Chaos zu bringen. „...Kakarott sein. Das kann er einfach nicht.“, sprach er nun seine einst gesagten saiyanischen Worte in meiner Sprache aus und fieberhaft überlegte ich, wie ich nun an diese ganze Sache herangehen sollte. Wenn ich mich auf Son-Kuns Seite stellte, lief ich höchste Gefahr, dass auch ich in dem Sündenpfuhl der Verräter landen würde und da wollte ich; um ehrlich zu sein, nicht wirklich hin. Vegeta schien mir endlich zu vertrauen, da wollte ich dieses nicht gleich wieder halbherzig zerstören und mit einem Lächeln entschied ich mich dazu, die Ahnungslose zu spielen. Wer weiß, vielleicht war das ja noch für irgendwas gut. „Wer ist... Kakarott?“, fragte ich deshalb gespielt neugierig und abermals warf mir Vegeta einen unsicheren Blick zu. Nicht wirklich wissend, ob er mir soviel anvertrauen konnte und genau sah ich, wie er das Wenn und Aber abzuwägen schien. Bei Gott.... Ein Kind sollte nicht so verbissen sein. Ein Kind sollte Spaß haben. Sollte sich nicht um solche belanglosen Dinge sorgen und wieder wünschte ich mir nichts Sehnlicheres, als dass ich Vegeta eine glückliche Kindheit schenken konnte. Doch wusste ich auch, dass dies völlig unmöglich war. Vergangenes konnte man nicht so einfach und je nach Belieben wiederholen, nur weil einem der Ausgang dessen nicht passte. Doch umso erstaunter war ich, als mein kleiner Nebenmann nach einer Weile doch glatt zu sprechen begann und damit sein langes Schweigen endlich ad Akta legte. „Kakarott ist... war... ein Saiyajin, wie du dir vielleicht denken kannst.“, begann Vegeta mit seinen Erzählungen und gebannt hörte ich ihm zu.  „Ich traf ihn das aller erste Mal, als mich Nappa; mein Mentor, mit in die königlichen Gärten nahm. Ich war... das allererste Mal soweit fernab meines Palastes und eher auf die Umgebung fixiert, als ich ihnen vorgestellt wurde.“ Vegeta schien in Erinnerungen zu schwelgen, denn kurz richtete sich sein Blick in weite Ferne. Tief in die bestehende Dunkelheit vor ihm und behutsam rutschte ich näher an ihn heran, sodass ich nun fast neben ihm lag. So nah, dass ich ihn spielerisch in meine Arme ziehen konnte, wenn ich denn wollte, doch auch das ließ ich noch sein. Angst verspürend, dass ich diesen bedeutsamen Moment zerstören konnte und somit beließ ich es erstmals dabei. Vielleicht würde er meine Nähe wieder von selbst suchen. Ich musste nur... geduldig sein. „Na ja... eher zwängte ich mich ihnen auf, aber ich bin ja auch der Prinz und kann demnach alles machen, was ich will....“, betonte er scharf, so als wollte er sich selbst verteidigen und verwundert hob ich eine Augenbraue in die Höhe. Oh ja... Diesen Satz kannte ich nur zu gut, lächelte ich versteckt und schüttelte dann doch glatt den Kopf. Aber eigentlich und wenn ich so genauer darüber nachdachte... hatte Vegeta nie diesen Status gegen mich erhoben. Immer nur gegen die Anderen. Hatte mich stets als etwas ihm Gleichwertiges angesehen. Wenn nicht sogar als etwas weit aus darüber und wieder konnte ich mich über die Ansichten meines Gefährten nur wundern. Oder mich drüber freuen, wie man´s nimmt. „Er war nicht alleine, wie denn auch. Einen knapp Einjährigen lässt man nicht unbeaufsichtigt und so habe ich auch an diesem Tag Radditz das aller erste Mal kennengelernt. Er hatte zu der Zeit auf seinen Bruder aufpassen müssen, da Bardock die meiste Zeit im Palast tätig war.“ Bardock? Das schien dann demnach Son-Kuns Vater zu sein. Wieso... hatte uns Vegeta nie davon erzählt? Wieso nie seinem letzten Rassenmitglied berichtet, dass er seinen Vater kannte? Und sogar ziemlich gut zu kennen schien, wenn dieser im Palast gearbeitet hatte?!? `Wieso, Vegeta?´, dachte ich mitleidig und sah aus traurigen Augen auf den kleinen Jungen neben mir. Wieso hast du uns nie davon erzählt? Beinahe wäre mir diese Frage über die Lippen gekommen, doch verkniff ich sie mir im letzten Moment. Wäre nicht gut, diese Art der Diskussion anzufangen und gebannt hörte ich weiter zu. „Ich traf Kakarott noch ein zweites Mal, zu irgend einem bedeutsamen Anlass im Palast, bevor er.... auf Mission geschickt wurde und....und kurz danach....“ Doch damit brach Vegeta mit einem Mal ab. Schien sich irgendetwas Grausames in seinem Geist abzuspielen und genau sah ich in geschockten Kinderaugen, dass es nur das ein konnte, was ich auch damals in meinem Golden Eye gesehen hatte. Die Zerstörung Bejita-sais. Nur knapp war er und dank der Hilfe des älteren Saiyajins entkommen. Musste mit eigenen Augen ansehen, wie sein zu Hause zu nichts als Asche verbrannte. Ein Planet in die kleinsten Bestandteile seiner Selbst pulverisiert wurde. Ein ganzes Volk gleich mit dazu und nun bemerkte ich, dass er zitterte. Ehrliche Tränen in blaue Augen stiegen und nun nahm ich ihn in die Arme. Hier und jetzt und gar aus freien Stücken. Nur weil es Vegeta sonst nie zugelassen hatte und tröstend strich ich über einen bebenden Rücken, als wahre Tränen sich ihren Weg aus schwachen Lidern suchten. Ich wagte nicht zu sprechen. Wollte ich auch gar nicht, denn bei so einem Verlust reichte ein Einfaches: Es tut mir leid, oder:Das wird schon wieder, mit keinem Mal aus und erst jetzt begriff ich, wie sehr ihn das geprägt haben musste. Wie viel Schaden es in Wahrheit angerichtet hatte und nur der Vorläufer für all das weitere Übel war, das noch in Vegetas Leben folgen sollte. Ja gar... Wie viel Schmerz es in ihm weckte, als mein Saiyajin damals auf Namek erfuhr, dass niemand anders als derjenige, welcher ihm ein zweites zu Hause schenkte, sein Altes zerstört hatte. Und nur aus einem einfachen Grund... Sanft wog ich den Saiyajin in meinen Armen hin und her und versuchte somit Trost zu spenden. Drückte ihm einen langen, ehrlichen Kuss auf den Haarschopf und lauschte seinen Tränen. Wünschte mir so sehr, dass ich irgendetwas tun konnte, doch leider waren mir die Hände gebunden und somit versuchte ich es einfach damit: Dass ich bei ihm war. Für immer und ewig an seiner Seite bleiben würde und wieder nahm ich den Saiyajin fester in meine Arme. Erst jetzt begreifend, wie viel Stärke es eigentlich kosten musste, das zu überstehen. All diesen Schmerz und qualvollen Verlust. All diese Einsamkeit und stille Trauer und wieder hauchte ich Vegeta einen Kuss auf. Diesmal auf die Wange und damit all meine Liebe gebend, die ich hatte. `Habe... ich dir eigentlich jemals gesagt, wie sehr ich dich respektiere?´, dachte ich ehrlich und schloss dann die Augen. Erneut meinen Gefährten vor mir sehend und nun wuchsen auch meine Tränen. Dafür, dass du nie aufgegeben hast. Dafür, dass du trotz dieser Dunkelheit nie den Mut verloren hast. Weiter gegangen bist, wo ein jeder von uns schon längst aufgegeben hätte und somit mehr über dich hinausgewachsen bist, als du jemals selbst geahnt hättest. Auch wenn du dich immer nur an zweiter Stelle siehst...  Für mich bist und bleibst du die Nummer Eins. Habe... ich dir das eigentlich jemals gesagt, Vegeta? Wenn nicht, dann wird es höchste Zeit dafür. Das war das Erste was ich machen würde, sollte er wieder der Alte sein und meine stürmische Umarmung; behäuft mit tausend Küssen, überleben. Auf alle Fälle. „Seit damals, als er fortgeschickt wurde... haben wir nie wieder einen Funkspruch gehört und das ist jetzt mehr als... 4 Jahre her. Radditz dreht noch durch....“, flüsterte es leise neben mir und traurig sah ich in Vegetas blasse Züge. Froh darüber, dass er von selbst das Thema zu wechseln schien, aber dennoch tat es mir in der Seele weh, ihn so leiden zu sehen. „Kakarott müsste jetzt knappe 5 Jahre alt sein. Durchaus ein Alter, in dem wir Saiyajins in unserer geistlichen Reife fortgeschrittener sind, als eines eurer Menschenkinder...“, nahm mir Vegeta meine Frage vorweg, die ich ihm als nächstes stellen wollte und lenkte dann mit dem darauffolgenden Satz mein Augenmerk wieder auf das wesentlich Wichtige. Bei Gott...  Wie sehr ich diese beiden Wörter langsam hasste. „...und nicht das da.“ betonte er so voller Abscheu und zog doch glatt die Stirn in Falter. „Er kann kein ausgewachsener Saiyajin sein, oder gibt es in dieser dämlichen Galaxie, die du Milchstraße nennst so etwas wie ein Wurmloch?“, fragte er mich zornig und nach einer Weile schüttelte ich den Kopf. Nicht wirklich wissend, was er mit Wurmlöchern meinte, aber vielleicht war es so eine Art... Zeitverschiebung. Irgendwie so was und wütend verschränkte Vegeta die Arme vor der Brust. „Und jetzt erklärs mir, Mensch.“, zischte er zornig und sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. „Denn ich versteh´s kein bisschen.“ `Toll gemacht, Goku...´, fluchte ich innerlich und rieb mir kurz über müde Augen. `Ganz toll gemacht, Danke auch.`, verfluchte ich den größeren Saiyajin gedanklich und malte mir schon aus, was ich ihm später alles an den Kopf werfen konnte. Sprachlich wie objektiv, denn dieses ganze Schlamassel hatte ich nur seinetwegen und nur, weil er einfach mal nicht nachdenken konnte, bevor er den Mund aufmachte. `Erklär´s mir Mensch....´, wiederholte ich Vegetas bissiges Kommentar in meinen Gedanken und seufzte abermals schwer aus. Wo soll ich da nur anfangen?!? „Es gibt manche Dinge, die lassen sich schlecht erklären...“, begann ich zögerlich und sah genau wie ich aus dem Augenwinkel genaustens beobachtet wurde. Wie sich blaue Opale in die meinen bohren wollten, doch wich ich Vegetas Blick gekonnt aus. Ich wusste, dass ich diesen großen Kinderaugen einfach nichts abschlagen konnte und für das, was ich gleich zu ihm zu sagen hatte, war dies weniger von Nöten. Ja war gar mehr denn je so völlig unbrauchbar geworden und abermals raffte ich all meinen Mut zusammen. „Ich weiß nicht, ob du das kennst aber: Es gibt Wahrheiten, die sind so skurril und unglaubwürdig, man würde sie dennoch für einen Lüge halten, bekommt man sie zu hören.“, begann ich meine Erklärung und nun sah ich Vegeta in die Augen. Mehr denn je so voller Ehrlichkeit. „Du würdest es nicht glauben, selbst wenn ich es dir sagen würde und da ich dich nicht unnötig leiden sehen will, erschien es mir besser alles zu verschweigen was dich.... verletzten könnte.“, kam nun die Katze aus dem Sack und verwirrt zog Vegeta eine Augenbraue in die Höhe. Genau sah ich, dass er kaum zu verstehen schien, was ich zu ihm sagte. Wie sollte er dann bitteschön die Wahrheit begreifen, würde ich ihm diese erzählen?!? Die war ja noch verwirrender als das hier. Nein. Besser, es so zu drehen und auf sein weiteres Vertrauen mir gegenüber zu appellieren und dies tat ich nun auch. „Ich weiß, du kennst mich kaum, aber eines musst du mir glauben: Ich will nur das beste für dich.“, flüsterte ich mit einem Lächeln und zog den Jungen dann abermals in meine Arme. Strich ihm behutsam durch die Haare und zu geschockt von meinen Worten und dem was ich tat, ließ Vegeta es einfach zu. „Das habe ich immer für dich gewollt und ich hoffe auch, dass bald alles wieder zum Alten wird, aber... bis dahin... musst du mir vertrauen.“, flüsterte ich wieder und suchte dann seinen Blick. „Kannst du das, Vegeta? Kannst du mir vertrauen?!?“, fragte ich ihn jeglicher Ehrlichkeit gleich und sah dann, wie er nach einem kurzen Zögern schwach nickte. Aber immer noch so etwas wie eine leichte Verwirrung in seinem Blick lag und lange sah er mich aus müden Augen an. „Dann ist das... Kakarott?“, blinzelte er mir erschöpft entgegen. Kaum begreifen könnend, was er hier zu glauben versuchte und wieder strich ich ihm tröstlich über den Nacken. Ließ meine Finger federleicht unterhalb seines Haaransatzes wandern und spürte dann nur noch, wie sich sein saiyanischer Schweif zaghaft um mein Handgelenk wickelte. Eine Stelle, die ihn immer zu beruhigen schien, das hatte ich schon früher festgestellt und leise flüsterte ich ihm sanfte Worte ins Ohr, während er mir doch glatt in einen leichten Schlummer entglitt. „Wie fühlt es sich denn für dich an, Vegeta?“ Kurz herrschte Stille, dann ein zaghaftes Gähnen und mit einem Mal wurde der Griff um mein Handgelenk schwächer. „Das... er es ist.“, murmelte es schwach neben mir und damit entsagten ihm nun auch die letzten Kräfte. Fiel er in meinen Armen in einen traumlosen Schlaf. Gar erlegen seiner ganzen Erschöpfung und wieder drückte ich dem kleinen Jungen einen sanften Kuss auf fallendes Haar. „Dann soll es so sein...“, murmelte ich leise und sah in schlafende Züge. Legte mich selbst neben dem Saiyajin zur Ruhe und hielt ihn beschützend in meiner kleinen Umarmung fest, die kein Loskommen mehr möglich machte. Aber das wollte ich auch gar nicht. Dann soll es so sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)