Darkness ahead von Percival_Graves (Kaito x Astral) ================================================================================ Kapitel 15: Er lebt ------------------- *schleicht leise herein* Hey. o.= Ihr Lieben, es tut mir sooooooo leid! Ich weiß, ich bin viel zu spät dran... Gomen gomen gomen! *verbeug* Leider haben sich meine Arbeitszeiten geändert und ich bin furchtbar im Stress, so dass ich euch leider wohl in Zukunft nicht mehr an jedem Samstag ein neues Kapitel zukommen lassen kann. Deshalb werde ich ab sofort immer dann eines hochladen, wenn es eben fertig ist. Das kann also ab sofort immer sein. Ich weiß aber nicht, wann ich ein neues on stellen kann. Ich werde versuchen, euch nicht zu lang warten zu lassen. :( Ich bedanke mich für das Kommentar bei AlienBlood23 und außerdem bei jedem neuen Fan (Favoler). *verbeug* Ich hoffe, das aktuelle Kapitel entschädigt euch für die lange Wartezeit und ich wünsche euch allen viel Spaß mit Kapitel 15 Beobachtung 58: Er lebt. Immer mehr Hüllen erreichten das Camp und versuchten, die verschreckten Astralwesen zu attackieren, doch Kaito versuchte, sie mit mehreren seiner Monster in Schach zu halten. Astral sah Photonendrescher, Tagesanbrecher und Galaxiezauberer, die sich alle sofort auf Späher oder Hüllen stürzten, sobald diese ihnen oder den Astralwesen zu nahe kamen. Tara entdeckte ihn und brach aus der Kindertraube aus, die von Kuriphoton beschützt wurde. Mit in Kaitos Richtung ausgestreckten Händen und tränenden Augen rannte sie über den Waldboden auf ihn und Astral zu und sofort wurden einige Späher auf das kleine Mädchen aufmerksam und sausten auf es zu. Der Mensch sah das sofort und rannte der Kleinen entgegen, während er eine weitere Karte zog und auf einen der Scanner knallte. Er aktivierte Photonenschleier und sofort bildete sich zwischen Tara und den angreifenden Spähern eine Art weißer, schimmernder Nebel, der fast wie ein weißes Seidentuch aussah. Während Kaito den Abstand zu dem Mädchen weiter verkürzte, hinderte der Schleier die seelenlosen Wesen daran, sie zu erwischen. Egal, was sie versuchten, keiner der Späher schaffte es, den Photonenschleier zu durchbrechen. Nur einer von ihnen hatte die Idee, wenn nicht hindurch, dann drum herum, so dass er an dem weißen Seidenschleier entlang flog und ihn schließlich umrundete. „Kaito!“, rief Astral, als er den gewitzten Späher näherkommen sah. „Da kommt einer!“ Der Blonde reagierte sofort. Allerdings war gerade keines seiner Monster in der Nähe, weshalb er sich selbst etwas einfallen lassen musste. In aufkommender Panik und das Schluchzen des Mädchens im Ohr, das hinter ihm kauerte, fiel sein Blick auf einen silbern schimmernden Ast auf dem Boden. Er griff nach ihm und zerrte ihn hoch, so dass er ihn wie einen Baseballschläger schwingen konnte. Als der Späher nahe genug gekommen war, vollführte er einen Schlag, der jeden Profi-Baseballer neidisch gemacht hätte. Anders als ein Baseball allerdings flog der Späher nicht ins Aus, sondern zerbarst mit einem lauten Quieken. Astral kniete sich zu Tara hinunter, die sich an ihn schmiegte und ängstlich schluchzte. Kaito drehte sich zu den beiden um und betrachtete sie eine Weile. „Bleibt hier und versteckt euch am besten. Ich mach das hier schon.“ Er wirbelte den Ast einmal um die eigene Achse, um zu verdeutlichen, was er mit Spähern und Hüllen zu tun gedachte, sollten sie ihm oder einem der Astralwesen zu nahe kommen. Astral nickte und drückte das Kind fester an sich. „Sei vorsichtig…“ Kaito versank einen Moment in Astrals zweifarbigen Augen und konnte nicht anders, als dem anderen ein warmes, wenn auch schmales Lächeln zu schenken. Das zauberte eine leichte Bläue auf Astrals Wangen. „Du kennst mich doch…“ „Darum mache ich mir ja Sorgen.“ Doch trotz der Worte des Wesens verzogen sich auch dessen Mundwinkel ein wenig nach oben, bevor er Tara vom Boden hob und sich mit ihr hinter einem der großen Bäume versteckte. Der Mensch blickte ihnen einen Moment hinterher, bevor er den Ast fester packte und sich ins Getümmel warf. Er wusste, dass nicht nur die Astralwesen gefährdet waren, von der Dunkelheit infiziert zu werden. Immerhin hatte er vor ihrem Aufbruch selbst gesehen, was mit Menschen geschah, die von der Dunkelheit verzehrt wurden. Und er hatte beileibe nicht vor, sich diesen zombiegleichen Kreaturen anzuschließen. Inzwischen war auch der Photonenschleier verschwunden und die übrigen Späher surrten wieder auf Kaito zu, der sie wie ein Profi in Stücke schlug. Allerdings kostete ihn das eine Menge Kraft und schnell merkte er, dass er noch nicht wirklich wieder auf der Höhe war. Doch was konnte er schon anderes tun als durchzuhalten, weiterzumachen, bis die Bedrohung eliminiert war. Die Astralwesen hatten sich inzwischen zu Gruppen zusammengefunden und hielten sich wenn möglich in der Nähe von Kaitos Monstern auf. Dort war es derzeit am sichersten. Die Kinder hockten noch immer in der Mitte der kleinen Lichtung und Kuriphoton hatte alle Hände voll zu tun, die Späher und Hüllen auf Abstand zu halten. Kaito machte sich auf den Weg zu ihm und den Kleinen und verprügelte auf dem Weg mehrere Hüllen. Unter anderen Umständen hätte er sicher darüber nachgedacht, dass diese Kreaturen einmal Astralwesen gewesen waren, allerdings hatte er dafür gerade keine Zeit. Gerade zählte für ihn nur, dass diese kreischenden Dinger seine Feinde waren und er sie ausschalten musste. Sein Weg führte ihn zu den Kindern, die noch immer auf dem Boden kauerten und schloss sich dem kleinen Monster an, das trotz seiner eigentlich immateriellen Existenz langsam zu erschöpfen schien. Sogar einige Schweißtropfen erkannte der Duellant an dem von glattem schwarzem Fell bedeckten pistolenkugelförmigen Körper des kleinen Monsters mit dem grünen Kristall auf der Stirn. Als er näher kam, drang das leise Weinen und Schniefen der verängstigten Kinder an seine Ohren und gab ihm zusätzliche Kraft. Kinder waren Kaitos Schwachpunkt. Schon immer gewesen. Seine bedingungslose Aufopferung für Haruto hatte ihn dahingehend geprägt. So wichtig, wie sein kleiner Bruder ihm war und wahrscheinlich für immer sein würde, so wichtig waren diese Kinder für jemand anderen. Er wusste zwar nicht, wie es in der Astralwelt in Bezug auf die Existenz von Familien und Freundschaften und solcherlei Dinge bestellt war und ob es überhaupt etwas wie Familienbande und die daraus resultierende Zuneigung gab, doch er war sich sicher, dass jemand existierte, der diese kleinen Geschöpfe liebte. Sie waren so fröhlich gewesen, so herzerwärmend, waren so liebevoll mit seinem Monster umgegangen, dass es Kaito unmöglich schien, dass es im Leben dieser Kinder nicht etwas mit Eltern vergleichbares geben würde. Er durfte nicht zulassen, dass diese um ihre Kinder trauern mussten. Mit einem lauten „Hey!“ rannte er auf die in nächster Nähe schwebenden Hüllen zu und erlangte sofort deren Aufmerksamkeit. Mit einem lauten Schrei, der Kaitos Nackenhaare sich kräuseln ließ, drehten sie sich in seine Richtung und hoben die krallenbewährten Hände, bereit sie auf das Gesicht und den Körper des Menschen hinuntersausen zu lassen. Sie stürzten sich sofort auf den Menschen, der allerdings seinen Ast schwang. Er traf eine der Hüllen am Unterarm, direkt vor dem Ellenbogen und das leuchtende Holz des Astes ging durch diesen hindurch wie durch Butter. Die abgetrennte Gliedmaße fiel, doch noch bevor sie auf den Waldboden fallen konnte, hatte sie sich aufgelöst. Die Hülle schrie gequält auf und hielt sich den Stumpf mit dem übrigen Arm und duckte sich unter Kaito hinweg, um zu flüchten. Das hielt allerdings die anderen nicht auf, im Gegenteil. Sie schienen noch erpichter darauf zu sein, Kaito das Fleisch von den Knochen zu schälen. Dieses Mal warfen sich dem Menschen zwei Hüllen auf einmal entgegen und mehrfach schaffte er es nur ganz knapp, sich aus der Reichweite der Krallen zu bewegen. Astral lugte derweil hinter dem Baum hervor, den er für sich selbst und Tara als Deckung ausgesucht hatte und versuchte, die Lage zu peilen. Die Monster Kaitos hatten die Lage langsam im Griff und der Nachschub an Gegnern versiegte langsam. Das größte Problem waren noch immer die Späher, die über ihren Köpfen herumflogen und per Sturzflug auf sie hinunterstürzten, in dem Versuch, sie mit der Dunkelheit zu infizieren. Sie waren so flink und wendig, dass sie vielen Angriffen der Monster mit Leichtigkeit ausweichen konnten. Die besten Chancen gegen sie hatte Kuriphoton, denn es war kleiner und wendiger als die anderen Monster, die Kaito zum Schutz der Astralwesen gerufen hatte. Das kleine Mädchen zitterte vor Angst in seinen Armen und schniefte leise. Er konnte sich vorstellen, was in ihr vorgehen musste. Als er das erste Mal eine Hülle zu Gesicht bekommen hatte, war dieser Anblick ihm durch Mark und Bein gegangen. Und die Tatsache, dass diese scheinbar aus purer Dunkelheit bestehenden Kreaturen mit den rot leuchtenden Augen und Mündern wie ein schwarzer Schlund tatsächlich einmal Astralwesen wie sie gewesen waren, ließ sicher jeden taumeln, der wusste, wie strahlend hell die Seelen dieser eigentlich leuchteten. Schon erwachsene Astralwesen hatten mit einem solchen Anblick hart zu kämpfen, wo Dunkelheit und Angst so lange Zeit keinen Platz in ihrer Heimat hatten. Früher war die Astralwelt erfüllt gewesen mit Licht. Gefühle wie Angst und Schmerz kannten die Astralen nicht. Zumindest offiziell. Astral wusste, dass seine Artgenossen nichts anderes getan hatten, als die negativen Gefühle zu verdrängen. Sie hatten sie nicht zugelassen und in ihrem Inneren eingeschlossen, auf dass sie sich nicht damit würden auseinandersetzen müssen. Auch er selbst hatte es so gehandhabt. Als Wächter war es immer Astrals Aufgabe gewesen, den anderen ein gutes Beispiel zu sein. Für ihn und die anderen war es einfach unmöglich gewesen, Angst zu haben. Schmerzen zu spüren. Sie hatten niemals Schwäche zeigen dürfen. Immerhin war es so lange das höchste Ziel der Astralwelt gewesen, dass das Chaos, wie die Astralwesen solche Gefühle wie Traurigkeit, Schmerz und Angst nannten, nichts Böses war. Es waren nicht die Gefühle selbst, die böse waren, sondern die, die sie ausnutzten. Und schließlich hatte er erkannt, dass es kein Licht geben konnte ohne Dunkelheit. Das war ein Teilgrund dafür gewesen, dass sich dazu entschieden hatte, die Barianwelt nicht zu zerstören, wie es seine Aufgabe gewesen war. Auf Dauer hätte die Astralwelt ohne die Barianwelt nicht existieren können. Beide Welten waren unvollständig ohne die andere. Deshalb war es das Natürlichste gewesen, sie zu einer zu verschmelzen. Wenn all das hier vorbei war, würde er Najm fragen, wie sich diese Entscheidung auf ihre Heimat ausgewirkt hatte. Bisher war Astral noch nicht in der Lage gewesen, sich selbst ein Bild davon zu machen, welche Auswirkungen seine Entscheidung auf die beiden zu einer verschmolzenen Welten gehabt hatte. Er wurde aus seiner Überlegung gerissen, als Kaito auf seinem Weg zu den Kindern von mehreren Hüllen attackiert wurde. Der Mensch schaffte es mit etwas Mühe und mithilfe seiner behelfsmäßigen Waffe, sich seine Angreifer vom Hals zu halten, doch der schmerzerfüllte Schrei der verletzten Hülle sorgte auch bei ihm für eine feine Gänsehaut. Tara schmiegte sich näher an Astral, der sich auf die Unterlippe biss. Kaito hatte gesagt, er solle hier bleiben. Es war zwar nicht wirklich seine Art, sich von anderen vorschreiben zu lassen, was er tun sollte, doch es gab mehrere Gründe für seine Entscheidung, genau das zu tun, worum Kaito ihn gebeten hatte. Der wichtigste war wohl der, dass er sowieso nichts hätte tun können, um zu helfen. Im Gegenteil. Wahrscheinlich wäre es eher so gewesen, dass er Kaito nur im Weg gestanden und dessen Aufmerksamkeit von denen abgelenkt hätte, die jetzt seine Hilfe brauchten. Außerdem konnte er die Kleine in seinen Armen nicht allein lassen. Nicht jetzt, wo sie in Todesangst hier mit ihm im Schatten des mächtigen Baumes saß und leise schniefte. In diesem Augenblick schien der Nachschub an Feinden endgültig zu versiegen und einige der panischen Astralwesen jubelten leise. Kuriphoton vollführte einige kleine Tanzeinlagen, um die Kinder von dem eben Geschehenen abzulenken und auch Astral und Tara verließen ihr Versteck und liefen Hand in Hand auf Kaito zu, der auf der Lichtung stand und noch immer den als Baseballschläger missbrauchten Ast in der Hand hielt. Und nun, da das Adrenalin nicht mehr durch die Adern des Menschen jagte, spürte er seine Erschöpfung. Und zusätzlich dazu gewahr er mit Sorge dem spitzen Stechen in seiner Brust, genau dort, wo sich sein Herz befand. Natürlich hatten die Ärzte ihm erzählt, was ihm während des Komas, in das Najm ihn versetzt hatte, geschehen war, also wusste er, dass dieser Schmerz wahrscheinlich eine Nachwirkung der Herzattacke war, die ihn während der Prüfung fast umgebracht hätte. Ob Najm eigentlich wusste, was für körperliche Auswirkungen diese Prüfung auf Kaito gehabt hatte? Der Blonde wusste es nicht, aber eigentlich war das auch egal. Er würde dem Violetten das sicher nicht unter die Nase reiben. Wer wusste schon, was dieser dann tat. Die Kartenmonster waren noch da und patrouillierten am Rand der Lichtung, für den Fall, dass doch noch ein Späher oder eine Hülle auf die Idee kam, einen Kamikazeangriff zu starten. Der Mensch sah sich nach den anderen um und es schien, als gäbe es keine Verluste unter den Flüchtlingen. Allerdings hatte Kaito das seltsame Gefühl, dass dieser Angriff auch nicht den Zweck gehabt hatte, jemanden zu infizieren. Es kam ihm eher so vor, als wollte der Feind testen, wie stark er war und wie er kämpfte. Gerade, als Astral und Tara ihn erreicht hatten und das Mädchen seine Hand genommen hatte, kam Astrum auf sie zu gestürzt. Obwohl der Kampf vorbei war und sie den Feind zurückgeschlagen hatten, wirkte er alarmiert und panisch. Schweiß lief seine Schläfen hinunter und er wirkte gehetzt. Mehrfach blickte er sich um, als befürchte er, hinter jedem Baum befände sich ein Späher, der es nur auf ihn abgesehen hatte. „Ihr müsst gehen. Sofort.“ Kaito nickte. „Das ist wahr. Wir alle müssen gehen. Dieser Ort ist nicht mehr sicher, jetzt, wo die Dunkelheit ihn gefunden hat. Das war mit Sicherheit nicht der letzte Angriff. Je eher…“ Weiter kam Kaito allerdings nicht, denn Astrum unterbrach ihn scharf. Seine Augen sprühten vor Verzweiflung und Sham. „Das meine ich nicht… Ich meine, dass ihr beide gehen müsst. Sofort.“ „Was?“, erwiderte Astral. Wollte Astrum etwa, dass sie die Flüchtlinge im Stich ließen? Oder glaubte er, ihre Anwesenheit brachte die Astralwesen in Gefahr? „Ich…“, begann der gelbe Wächter, stockte jedoch sofort. Er senkte den Kopf und presste die bebenden Lippen aufeinander, dass sie nur noch einen dünnen Strich bildeten. „Es ist meine Schuld…“ „Was ist deine Schuld?“ Kaito klang leicht gereizt, versuchte allerdings, möglichst ruhig und gelassen rüberzukommen. Doch der noch immer anhaltende Schmerz in seiner Brust und das gerade Erlebte hatten seine sonst so unerschütterliche Gelassenheit zum Bröckeln gebracht. „Ich habe…“, begann Astrum, doch ein lauter, spitzer Schrei, der wie Kaito, Astral und Astrum gleich darauf mit gehobenen Köpfen feststellten, von einem der Flüchtlinge kam, hinderte den Gelben daran, den Satz zu beenden. Eine junge Frau, die rein optisch eventuell in Kaitos Alter hätte sein können, zeigte mit weit aufgerissenen Augen auf den Rand der Lichtung. Dort und auch an anderen Stellen, neben Bäumen, auf Ästen, zwischen den Blättern der Bäume, waren Hüllen und Späher. Wie eine Mauer versperrten sie jeden möglichen Fluchtweg, den die Flüchtlinge durch die Bäume hindurch hätten nehmen können. Still standen sie da und bewegten sich nicht. Sie hätten auch Schatten sein können, böse Erinnerungen, die zurückblieben, wenn man mitten in der Nacht schweißgebadet nach einem Alptraum aufwachte und in die Ecken seines Zimmers spähte, ob das Grauen aus der Traumwelt auch in der realen Welt auf einen lauerte. Die Flüchtlinge drängten sich in der Mitte der Lichtung zusammen und Kaitos Monster bildeten einen Kreis um sie, wagten jedoch nicht, einen Angriff zu beginnen. Tara schmiegte sich ängstlich an Kaito und Astral erwischte sich bei dem Gedanken, dass auch er sich jetzt gern in den Armen des Blonden verstecken würde. Die Situation war unheimlich. Die wartenden Jünger der Dunkelheit, die seltsame Stille, die sich über den Wald gelegt hatte… All das und noch viel mehr ließen die Alarmglocken in Astrals Kopf läuten. Wie Statuen standen die Hüllen auf dem Waldboden, wie Wächter. Wie ein Begrüßungskommitee. Und als Astral genau dieses Wort in den Sinn kam, hörten er und die anderen ein Knacken im Unterholz und das leise Rascheln von Füßen, die auf dem Waldboden auftraten. Wäre es nicht so still gewesen, hätte man diese sanften, fast lautlosen Geräusche wahrscheinlich nicht gehört, doch in der unnatürlichen Stille der Ruhe vor dem Sturm hörte man sie mehr als nur deutlich. Eine der Hüllen machte ein wenig Platz und vorbei schritt ein Astralwesen. Anders als jede Hülle, die Astral und Kaito bisher gesehen hatten, wirkte dieses Wesen tatsächlich nicht wie eine solche. Eigentlich wirkte das Geschöpf vor ihnen eher wie ein normaler Wächter. Astral jedoch schüttelte es bei dem Anblick des Neuankömmlings, denn er wurde durch dessen Anblick sofort an die eine Nummernkarte erinnert, die ihm nie etwas Gutes gewollt hatte: No. 96 – Black Mist. Das Astralwesen vor ihnen war schwarz wie die Nacht. Auf seinem Körper schimmerten goldene Zeichnungen und ebensolche Steine, die das natürliche Licht des Waldes einfingen und dem anderen etwas Mystisches gaben. Die schmalen und listig aufblitzenden Augen des Wächters leuchteten dagegen weiß, so dass man seine Iriden kaum als solche erkannte. Die schwarzen Pupillen stachen aus ihnen hervor wie offene Wunden. Seine schmale Brust sowie die zierlichen Gliedmaßen und die schlanke Taille waren ebenfalls geschmückt mit Steinen und Zeichnungen, anders als die aller anderen Wächter, die Kaito bisher kennengelernt hatte, waren die Steine des Unbekannten jedoch nicht rund, sondern eckig. Schwarzer Nebel umgeisterte ihn und es kam dem Duellanten fast so vor, als verschlucke diese Schwärze alles Licht in der unmittelbaren Nähe des Astralwesens. Der Schwarze schritt durch die Mauer aus Hüllen hindurch und blieb einige Meter vor der Flüchtlingstraube sowie Astral, Kaito und Astrum stehen. Er musterte den Menschen und eine seiner Augenbrauen hob sich leicht. Als er schließlich zu sprechen begann, war es fast, als rausche nur der Wind durch die Blätter der Bäume. Es war schwer für die Zuhörer, sich nicht von der trügerischen Sanftheit der dunklen, seidigen Stimme einlullen zu lassen. „Wie ich sehe, sind deine Besucher noch da, Astrum. Astral… Es freut mich, dich endlich persönlich kennenzulernen. Bisher hatte ich aufgrund von widrigen Umständen nicht die Gelegenheit dazu. Und…“ Er warf einen Blick auf Kaito. „…offenbar bist du nicht allein heim gekommen.“ Astral schob sich an Kaito vorbei, der den Neuankömmling argwöhnisch musterte. Das konnte keine Hülle sein. Er hatte noch nie eine Hülle sprechen hören. Dieses Geschöpf wirkte eigentlich wie ein normaler Wächter auf Kaito. Obwohl ihm dessen tiefschwarze Farbe seltsam vorkam. Ein so dunkles Schwarz passte eigentlich nicht in eine Welt wie diese. „Wer bist du?“, fragte Astral den anderen gerade und dieser lächelte, zeigte dabei seine makellosen weißen Zähne. „Ich bin du“, war die kryptische Antwort des anderen und Kaito zog die Augenbrauen zusammen. Doch besonders lang dauerte die Grübelei des Menschen nicht, denn das schwarze Astralwesen fügte noch etwas hinzu, das seine vorherige Aussage relativierte. „Oder um es anders auszudrücken, du bist ich. Du bist, was ich einst war. Du hast getan, woran ich scheiterte.“ Auf diesen Satz hin weiteten sich Astrals Augen und er hob eine Hand staunend vor den Mund. Ungläubig musterte er das andere Astralwesen erneut und es war, als blicke er ihn jetzt das allererste Mal an. „Corvo?“ Die Antwort des anderen war nur ein schmales Lächeln. „Das ist unmöglich… Du… Wie…?“ Der schwarze Astrale – Corvo? – zuckte mit den Schultern. „Die Dunkelheit, wie ihr sie nennt, schenkte mir ein zweites Leben.“ Er hob eine Hand, zuckte mit ihr leicht in eine Richtung und sofort surrten zwei Späher heran und umkreisten das schmale Handgelenk des Wesens in einer gleichbleibenden Umlaufbahn. Fast, als wären sie XYZ-Materialien. „Du… Du hilfst der Dunkelheit…“ Diese Aussage Astrals war eine Feststellung und eigentlich auch kaum an den anderen gerichtet. Es war eher ein kläglicher Versuch, zu begreifen, was er so offensichtlich vor sich sah. Corvo, der einst ein Held seines Volkes gewesen war, hatte die Seiten gewechselt. Er hatte sich mit der Dunkelheit verbündet und half ihr nun, die Astralwelt in Finsternis zu hüllen. „Wenn du es so ausdrücken willst…“ „Wieso?“, fragte Astral und Kaito konnte in der Stimme des Kleineren hören, wie verletzt und gekränkt er war. „Das ist nicht wichtig.“ Das Lächeln war aus Corvos Gesicht verschwunden. Unbemerkt von Astral verringerten die Hüllen und Späher jetzt langsam den Abstand zwischen sich und der Flüchtlingsgruppe und die Astralwesen um Kaito wurden unruhig. Bisher hatten sie sich still verhalten und waren nicht in der Lage gewesen, wirklich zu begreifen, in welcher Lage sie sich befunden hatten, doch jetzt, da sich ihre Feinde wieder bewegten, griff die Angst erneut um sich. Astral und Corvo schienen derweil einen stummen Dialog zu führen. Sie starrten einander an und keiner von ihnen rührte einen Muskel. Schließlich seufzte der Schwarze jedoch leise und brach so den Moment. Astral blinzelte und gewahr den näher kommenden Hüllen. Er unterdrückte den Drang, laut zu fluchen, da er sich so von dem anderen hatte ablenken lassen. „Nun…“, begann Corvo erneut. „Ich habe leider keine Zeit, mit dir zu plaudern, mein Guter. Deshalb hoffe ich, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich dieses kleine Intermezzo jetzt beende und wir zum ernsten Teil übergehen.“ Er bewegte erneut die Hand und das brach den Bann, der auf den Jüngern der Dunkelheit gelegen hatte und sie griffen an. Mit lautem Gekreische und heftigem Surren stürzten sie sich auf die verängstigten Astralwesen und Kaitos Monster antworteten sofort mit Gegenmaßnahmen. Astral hielt sich an Kaito, der Tara hinter sich schob und den Ast wieder hob, um sich erneut als Baseballspieler zu betätigen. Doch dieses Mal war es anders. Waren Hüllen und Späher beim vorherigen Angriff noch unkoordiniert und unvorsichtig gewesen, so waren sie jetzt organisiert und vorsichtig. Sie wichen aus, rückten vor und zogen sich zurück, als hätten sie eine vorgefertigte Angriffsstrategie. Und schließlich sprang eine der Hüllen direkt in die Traube von Flüchtlingen, so dass diese in alle Richtungen davon rannten, um ihr zu entkommen. Das war scheinbar das Stichwort für eine Horde Späher, die sich sofort auf die Flüchtenden warf. Kaito versuchte, die Astralwesen zu schützen, doch gegen die schiere Anzahl von Spähern in der Luft war er machtlos. Immer mehr Flüchtlinge fielen der Dunkelheit zum Opfer. Einzig Tara klammerte sich in blindem Vertrauen an ihn, zitterte dabei wie Espenlaub und hatte die Augen fest zugekniffen. Astral sah sich bestürzt um und fühlte sich so furchtbar hilflos, dass ihm die Tränen kamen. Er sah, wie die Späher über die Flüchtlinge herfielen, wie die schwarzen Kugeln in deren Köper eindrangen und dann von innen heraus auffraßen. Man konnte es förmlich sehen, konnte sehen, wie das natürliche Leuchten verschwand, wie ihre Haut sich dunkler färbte, bis sie schwarz wurde. Man sah, wie ihre Körper sich in pure Dunkelheit verwandelten, bis von ihrer ursprünglichen astralen Gestalt nichts mehr übrig war. Auch wenn der Verwandlungsprozess nicht bei jedem gleich schnell von statten ging, so waren die meisten innerhalb von wenigen Minuten verloren und zu dem geworden, was sie so gefürchtet hatten. Und in all dem Chaos stand Corvo und blickte Astral und Kaito stumm an. Ohne einen Muskel zu bewegen, ohne eine Geste oder ein Wort. Astrum hatte sich aus der unmittelbaren Nähe des schwarzen Astralwesens zurückgezogen und presste sich mit dem Rücken so stark an einem Baum, dass die Rinde ihm schmerzhaft den Rücken zerkratzte. Er wusste, er war nicht in Gefahr, von einem der Jünger angefallen zu werden. Denn letztendlich war er es gewesen, der sie hergeführt hatte. Und doch wünschte er sich in diesem Moment, es rückgängig machen zu können. Er wünschte sich, Corvo nicht Bescheid gegeben zu haben, dass Astral und dessen Partner hier waren, er wünschte sich, sich für das Richtige entschieden zu haben, anstatt den leichten Weg zu gehen- den Weg des Feiglings. Doch was konnte er jetzt noch tun? Corvo war hier und er würde nicht ruhen, bis jedes einzelne der Astralwesen hier verzehrt war. Er würde Astral zu sich holen und dessen menschlichen Partner töten. Wenn er gnädig war. Sie würden nicht entkommen und das war seine Sch… Astrums grüne Augen weiteten sich und instinktiv stürzte er vor. Er dachte nicht darüber nach, sondern handelte einfach. Mit wenigen langen Schritten war er bei Astral angekommen und stieß diesen beiseite, so dass der Späher, der ihn hatte attackieren wollen, ihn nicht erwischte. Stattdessen drang er durch die gelbe, kristalline Haut des Wächters und Tränen des Schmerzes und des Leids verließen dessen Augen. Astral, der mit schockgeweiteten Augen auf dem Waldboden saß, beobachtete die Szene nur sprachlos und mit offenem Mund. Astrum fiel zu Boden und blieb dort liegen, während sich sein Gesicht unter Schmerzen verzerrte. Er spürte mehr, als dass er sah, dass Astral zu ihm kam und eine Hand auf seine bebende Schulter legte. Die grünen, sich langsam dunkel verfärbenden Augen des sterbenden Wächters lagen auf dem ernsten und erschütterten Gesicht seines Wächterkameraden, der sich über ihn gebeugt hatte. „Es tut mir so leid, Astral. Es ist nur meine Schuld…“ Tränen verließen Astrums Augen, als er sprach. Er spürte, wie die Dunkelheit in seinem Körper wütete, spürte die Kälte sich ausbreiten und die Schmerzen wurden immer unerträglicher. Und doch konnte er den Blick nicht von dem Astrals lösen, dessen zweifarbige Augen kein bisschen Wut zeigten, kein bisschen Abscheu, sondern nur Traurigkeit und Dankbarkeit. „Bitte, versprich mir, dass du unsere Heimat rettest. Und Corvo…“ Er bäumte sich auf und Astral sah, wie sich die goldgelbe Haut seine Kameraden immer dunkler verfärbte. Er hatte kaum noch Zeit übrig. „Das werde ich“, antwortete er, obwohl er nicht wusste, ob er dieses Versprechen würde halten können. Astrum starb. Er starb zwar nicht so, wie ein Astralwesen normalerweise starb, doch trotzdem war das wohl das Wort, was am besten beschrieb, was gerade mit ihm geschah. Sein Geist würde verschwinden und sein Körper würde nichts weiter sein als eine leere Hülle, gefüllt mit purer Dunkelheit. Und Astral war machtlos, etwas dagegen zu tun. Er konnte nur zusehen, wie die Dunkelheit den anderen auffraß. Einem inneren Impuls folgend, beugte sich Astral zu dem anderen herab. Er wusste, dass das, was er zu tun gedachte, eine sehr menschliche Geste war, doch gleichzeitig spürte er, dass es genau das war, was Astrum jetzt rauchte. Der andere würde verstehen, er würde verstehen, was Astral ihm damit sagen wollte und er hoffte, es konnte seinem gefallenen Kameraden Frieden bringen. Sanft und vorsichtig, presste Astral seine kristallinen Lippen auf Astrums Stirn. Der Gelbe schloss seine inzwischen schwarz verfärbten Augen und ein schmales Lächeln stahl sich auf seine dunkelnden Züge. Als Astral die Berührung auflöste und ihn wieder ansah, sah er, dass er recht behalten hatte. Sein Kamerad hatte Frieden gefunden. „Flieht…“, war das letzte Wort, das er noch hervorbrachte, bevor sich seine Augen schlossen und das letzte bisschen Farbe aus seinem Körper verschwand. „Astral!“, rief Kaito in dem Moment panisch und der Astrale drehte sich zu dem Menschen um. Er sah Schweißperlen auf dessen Stirn und Panik in dessen hübschen Zügen, als er, Tara im Schlepptau, auf ihn zugestürzt kam. „Wir müssen verschwinden!“ Ein kurzer Blick rundherum genügte, um festzustellen, dass inzwischen so gut wie alle Flüchtlinge verloren waren. Nur eine Handvoll hatte sich in einem Ring aus Kaitos Monstern bislang halten können. Doch auch sie würden ob der schieren Menge an Aufgezehrten bald dem Untergang geweiht sein. Kaito half ihm auf die Beine und warf selbst einen kurzen Blick auf den gefallenen Wächter, der sich langsam wieder zu regen begann. Es war allerdings zu erwarten, dass es nicht mehr Astrum sein würde, der die Augen aufschlug. Sie schlugen sich zu den noch übrigen Flüchtlingen durch und Kaito warf einen Blick auf Corvo, der den Blick kühl und selbstbewusst erwiderte. Der Astrale hielt diesen Kampf bereits für gewonnen, doch er kannte Kaito nicht. Der Duellant zog eine Karte und knallte sie auf den letzten freien Kartenscanner seiner Disk. Und schon ein paar Sekunden später hörte Astral das vertraute Brüllen von Galaxieaugen-Photonendrache, das den Boden unter ihnen zum Schwingen brachte. Der mächtige Drache erhob sich und brachte die Baumhäuser zum Einsturz, die Hängebrücken rissen und es regneten Zweige und Blätter auf die Kämpfenden hinunter. Mit ungläubig geweiteten Augen duckte Corvo sich unter dem Strom aus Blattwerk und starrte das riesige Monster an, mit dem er nicht gerechnet hatte. Kaito befahl den Angriff und der Todesstrom der Zerstörung pflügte durch Äste, Baumstämme und alles, was ihm im Weg stand. Es herrschte Chaos, als Bäume umfielen und Hüllen und Späher unter sich begruben, das laute Kreischen der Jünger der Dunkelheit erfüllte die Luft, wurde allerdings übertönt von dem wütenden Brüllen des blauen Drachen, der es gar nicht gut fand, wenn jemand seinen Meister in Gefahr brachte. Doch Kaito hatte ihn nicht gerufen, um zu kämpfen. Dieses Mal musste er vor allem an eines denken. Die Flüchtlinge. Deshalb nutzte er die allgemeine Panik und das herrschende Chaos und befahl den Astralwesen, auf seinen Drachen zu klettern. Auch er selbst, Astral und Tara fanden einen Platz auf dem mächtigen Rücken des Drachen und sobald alle eine Schuppe gefunden hatten, an der sie sich festhalten konnten, breitete er die imposanten Flügel aus und erhob sich in die Luft. Die anderen Monster Kaitos hielten die Feinde in Schach, so dass auch Corvos wütender Befehl, sie aufzuhalten keine Früchte trug. Und das Letzte, was Astral bei einem Blick zurück sah, war das wütende Gesicht des schwarzen Astralwesens, aus dessen Augen Funken zu sprühen schienen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das wars. :3 Betet zusammen mit mir, dass ich für das nächste Kapitel nicht so lang brauche. >.< Corvo ist btw. der italienische Name für das Sternbild des Raben. Grüße und Weihnachtsplätzchen, euer Wieselchen :3~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)