Der Tag wird kommen von Nyotsu (With Hope In Your Heart) ================================================================================ Kapitel 3: Verwirrung --------------------- Er stand vor mir nur mit einem Handtuch um die Hüften. Dieser kleine Bauch war verschwunden. Hatte ich mir den nur eingebildet oder kam es durch die Klamotten in der Buchhandlung? Ein leichter Ansatz von meinem Six-Pack war zu sehen. Gott, war dieser Mann attraktiv. Er reichte mir Handtücher und neue Klamotten, weil meine immer noch nicht fertig waren. Ich ging ins Bad und er folgte mir. Was sollte das werden? Er stellte sich vor dem Spiegel und rasierte sich. Wir waren beide Kerle, es sollte mich eigentlich nicht stören, aber weil ich für diesen Mann etwas empfand hatte ich Hemmungen. Ich kramte mir meinen ganzen Mut zusammen und zog mich aus und stieg unter die Dusche. Sein Shampoo und Duschgel rochen herrlich. Wie Josh, nur das bei ihm noch dieser Duft von Parfum und Rauch mitzog. Obwohl das letztere so gut wie gar nicht bestand war. Als ich fertig war griff ich hastig nach dem Handtuch um es mir umzubinden. Josh machte gerade seine Haare. Haare bis zu seinem Bauchnabel lugten hervor die unter dem Handtuch weitergingen. Ich riss mein Blick los. Wie gern würde ich ihm über den Oberkörper streicheln und diese einzelnen Muskeln nachziehen um dann diese feinen Härchen hinunter zu gleiten. Ich versuchte diese Gedanken zu verbannen und blickte in den Spiegel und sah, dass durch ihn mich Josh anschaute. Hatte er meine Blicke bemerkt? Ich lief rot an und wendete mich schnell ab. Ging in das angrenzende Schlafzimmer, trocknete mich ab und zog mich an. Gott, wie peinlich. Konnte es noch schlimmer werden? Ich fragte mich, was Josh denken würde, wenn er sehen würde, wie ich wohnte. Dachte er ich gehöre zum Prekariat? Obwohl ich normal lebte? Wusste er, dass er gut lebte? Oder dachte er, er würde normal leben? Irgendwie war mir mein privates Leben nun sehr unangenehm vor ihm. Ich wollte ihn keinen Einblick in mein kleines Zimmer werfen lassen. Das wäre zu peinlich, wenn ich mir seins betrachtete. Meine Gedanken waren natürlich nur eine Hypothese. Die Klamotten bestanden aus einem dunklen roten Kapuzenpullover, der mir zwei Nummern zu groß war und einer Jogginghosen von Jack&Jones, die an den Waden so knall eng war und im Schritt weit. Josh würde die sicherlich herrlich stehen mit seinen wunderbaren muskulösen Waden. Ich schmachtete wieder vor mich hin. Er war nun mal ein Adonis, in meinen Augen. Ich trat wieder in das Bad. Josh war fertig und blickte zu mir. „Hast du mich die Nacht umgezogen?“, fragte ich nun endlich. Ich versuchte den Blick Stand zu halten und nicht rot an zu laufen. „Ja, ich wollte dich nicht in deinen stinkenden Klamotten in meinem Bett schlafen lassen.“, erklärte er und strich sich mit der Hand durch seine postkoitalen Haare. „Und wo hast du geschlafen?“, fragte ich weiter nach. „Natürlich in meinem Bett.“, antwortete er und trat an mir vorbei in sein Zimmer und ich ging zum Waschbecken um mich fertig zu machen. Fertig ging ich zurück in das Zimmer, doch Josh war nirgends zu finden. Ich ging in das Wohnzimmer und entdeckte beide vor dem Fernseher. Ich ging zu ihnen herüber. „Was schaut ihr?“, fragte ich nach. „Rückblick vom letzten Spiel Hamburg gegen Hannover.“, erklärte Daniel abwesend. Die beiden schauten gespannt auf den Fernseher. Jetzt waren die auch noch Fußballfreaks? Toll, ich konnte damit nicht mal was anfangen. Ich wusste die Regeln und die Namen ein paar Mannschaften, aber mehr auch nicht. Josh trug die gleiche Jogginghose wie ich und dazu ein graues Shirt mit weitem Ausschnitt. Er sah göttlich darin aus. Selbst in so einem Gammel Look sah er immer noch elegant aus. Ich fragte mich wie er das machte. Ich wünschte ich hätte annähernd so ein Auftreten. „Magst du heute Abend mitkommen?“, fragte Josh mich, als sie endlich fertig geschaut hatten. Ich hatte mich auch auf die Couch zu ihnen gesetzt, doch schaute der Zusammenfassung eigentlich gar nicht zu. Ich hatte mein Handy herausgeholt und hing daran. „Wohin den?“, fragte ich nach. „Wir gehen in unsere Stamm Bar, trinken etwas und schauen und das Spiel an.“, erklärte Josh weiter und trat aus der Balkontür und zog seine Zigaretten heraus. Ich ging ihm hinterher und nahm dankend eine Zigarette von ihm, die er mit hinhielt. „Was für ein Spiel?“, fragte ich weiter nach. Noch mehr Fußball? Ob ich dazu wirklich Lust hatte? Eigentlich sollte ich mal nach Hause, aber ich wollte auch weiterhin bei Josh bleiben. „Hamburg gegen München.“, antwortete er knapp. Seine Stimme war nun wieder so monoton, nicht mal mehr ansatzweise einer dieser Gefühlsregung von vorhin. „Ich weiß nicht.“, antwortete ich ihm ehrlich. Die Zigarette lies mich endlich ruhiger werden und ich konnte in Ruhe nachdenken. „Wieso?“ „Ich sollte mal nach Hause und na ja nach gestern Abend reicht es erst mal mit dem Alkohol.“ „Wenn du auch so saufen musst.“ „Wenn man auch scheiße behandelt werden muss.“, entkam es mir und ich bereute es sofort. Scheiße, dass hätte ich nicht sagen sollen. Er schaute mich mit gerunzelter Stirn an. „Wo hab ich dich schlecht behandelt?“, fragte er und schien echt nachzudenken. „Vergiss es.“, sagte ich, zerdrückte meine Zigarette und ging hinein. Jetzt wollte ich erst Recht nur noch nach Hause. Ich nahm mein Handy, wählte eine Nummer. Die von meinem besten Freund. Nach dem zweiten Klingeln, nahm er schon ab. „Hi Nick, kannst du mein Auto holen und mich in Marburg abholen?“, fragte ich und drehte mich zur Balkontür in der Josh gerade herein kam. „Ich kann dich auch fahren.“, sagte er. Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte hier weg. „Klar, wo soll ich dich abholen?“, fragte Nick nach. „Am besten beim Forum. Ich stell mich auf den freien Parkplatz.“, erklärte ich. Nick stimmte zu und wir verabschiedeten uns. „Ich bring dich hin.“, sagte Josh. Ich schüttelte wieder den Kopf. Ich will hier weg. Bevor er weiter nachfragt. „Ich bring dich hin.“, sprach er nun mit einer Stimme und einem Blick der keine Widerworte duldete. Es schüchterte mich ein. Ich zuckte dennoch nur mit den Achseln, so einfach wollte ich mich nicht geschlagen geben. Daniel kam gerade in das Wohnzimmer mit meinen Klamotten. „Vielen Dank.“, sagte ich schnell, nahm sie und verschwand in Joshs Zimmer. Ich zog mich schnell um und suchte meine letzten Sachen zusammen. Als ich alles hatte ging ich wieder in den Flur und suchte meine Schuhe. An der Tür fand ich sie. Ich zog sie mir schnell an, doch Josh hatte mich bemerkt und kam auf mich zu und zog sich seine an. „Du musst mich nicht dahin bringen. Ich weiß wie der Weg ist.“, sagte ich, doch er schaute mich wieder mit dem Blick an. Er schien mürrisch zu sein. Als Daniel aus dem Wohnzimmer kam, bekam er von Josh einen Blick als ob er ihn gleich umbringen will. Ich schluckte. Josh machte mir etwas Angst. Josh hielt mir die Wohnungstür auf und ich schlüpfte unter seinem Arm hindurch. Wir gingen zum Parkplatz und eine unangenehme Stille zwischen uns aus. „Was meintest du nun damit, dass du scheiße behandelt wirst?“, entkam es Josh, als wir kurz vor dem Parkplatz waren. „Nichts, vergesse einfach, was ich gesagt habe. Es ist alles in Ordnung.“, versuchte ich ihn abzuwimmeln. Ein bisschen über reagiert hatte ich ja, aber wenn man nun mal jemanden mag, dann kann man auch mal so reagieren. Die Sonne schien und es war wunderschön warm, für einen Spätsommer. „Überleg es dir, ob du mitkommen willst heute Abend. Ich hole dich dann ab und du kannst bei uns übernachten, wenn du willst.“, gab er von sich und schien das Thema wechseln zu wollen. Er wollte wohl eine angenehmere Stimmung übergehen. Ich hol meine Zigaretten heraus und nahm mir eine. Nick sollte endlich kommen. Ich wollte weg von hier. „Ich überlege es mir.“, antwortete ich ihm. Er trat näher zu mir und strich mir durch die Haare. Seine Hand fühlte sich wunderbar an. „Sag mir, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Ich bin auch nur ein Mensch. Ich fand den Tag gestern schön.“, sagte er und lächelte mich entschuldigend an. Fehler sind menschlich, erklärte mir mein Unterbewusstsein. Mir schossen Daniels Worte in den Kopf. Die Beziehungen gingen zu Grunde, weil sie ihn anders vorgestellt hatten. War das vielleicht dieser Teil? Ich sollte nicht so egoistisch sein. Ich lächelte ihn ehrlich an. „Es war schön, nur…“, ich wollte ihm nicht sagen, was Daniel gesagt hatte und das es mich verletzt hatte. „Nur?“, fragte er. „Hat Daniel etwas gesagt?“, seine Miene ging von entschuldigend zu wütend. Was war das für ein akuter Stimmungswechsel? „Nein, nein, nein.“, sagte ich. Ich wollte Daniel jetzt kein Beil ans Bein binden. Josh lies einen erleichterten Seufzer aus. „Wenn du willst kann dein Kumpel auch mit, heute Abend.“, und schon lächelte er mich wieder an. Seine Stimmungswechsel verwirrten mich. Vielleicht lag es ja daran, dass wir zu wenig geschlafen hatten. „Mal schauen. Er ist überhaupt kein Fußball Fan.“, erklärte ich. „Und du?“ „Na ja.“ „Oh. Du musst dich nicht zwingen.“ „Ich überlege es mir.“ Nick kam auf den Parkplatz gefahren und hielt vor uns. Er hatte mein Auto zum Cabrio gemacht und Musik dröhnte aus meiner Anlage im Auto. Josh hob eine Augenbraue. „Das ist dein Auto?“, fragte er und die Skepsis war ihm ins Gesicht geschrieben. Ich bin nun mal nicht so reich wie du. Ich nickte. „Ist das überhaupt sicher?“, fragte er weiter nach. „Ich bin ein guter Autofahrer, also.“, was sollte das für eine Frage sein. Nick stellte den Motor ab und trat aus dem Auto aus und kam zu uns. „Nick das ist Josh, Josh das ist Nick.“, stellte ich die beiden gegenseitig vor. Josh schüttelte Nick die Hand. „Hi.“ „Hey.“, antwortete Nick. „Also wollen wir?“, fragte Nick. Ich schaute zu Josh, der Nick finster anschaute. „Also bis dann.“, sagte ich zu Josh und er lächelte mich an. „Schreib mir, wenn du mitkommen willst.“, sagte er und ich nickte. „Bis dann.“, kam es von ihm und er hielt mir die Fahrertür auf. Ganz der Gentleman. Ich lächelte ihn noch mal an. Ich schaltete die Zündung an und wechselte das Album aus dem USB-Stick auf Dame. Auf die guten alten Zeiten kam nun aus den Boxen und ich startete den Motor. „Fahr vorsichtig.“, sagte er und schaute mich mit einem besorgten Blick an. „Mach ich schon.“, sagte ich und fuhr los. Ich sah im Rückspiegel, dass Josh uns noch hinterher schaute. Nick drehte meine Anlage laut auf. Kurz vor Gießen, drehte er die Musik wieder leise. „Er mag dich.“, entkam es Nick. Mein Blick war weiter auf die Straße gerichtet. „Schon wär‘s.“, entkam es mir mit einem Seufzer. Ich ließ Nick bei ihm heraus und bedankte mich noch mal. Daheim angekommen ging ich hinein und in mein Zimmer. Ich holte mein Handy heraus und sah eine Nachricht von Josh. 11:37 Josh: Ich hoffe du kommst heute Abend mit. Er wollte also, dass ich unbedingt mitkomme? Ich war hin und her gerissen. Sollte ich nun oder nicht? So könnte ich weiterhin mit zusammen sein, doch ich hatte keine Lust darauf einen gleichen Abend wie gestern zu haben. Ich kämpfte innerlich mit mir, doch mein Herz antwortete mir. 12:13 Timo: Okay… ich komme mit. Ich legte das Handy auf meinen Tisch zum Aufladen und als ich aus der Tür gehen wollte um zu meiner Mutter zu gehen klingelte es. Ich nahm es erneut. 12:14 Josh: Schick mir deine Adresse. Ich hole dich um 16:30 Uhr ab. Das ging ja schnell. Ich sendete ihm meine Adresse, legte es an die Seite und huschte schnell aus dem Zimmer, bevor er mir zurückschreiben konnte und ich es mitbekommen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)