Course of Time von LittlePuppetFreak ================================================================================ Kapitel 1: Soll er ruhig kommen... ---------------------------------- Seit einem halben Jahr nun arbeitete ich alleine. Orochimaru war schon seit einer gefühlten Ewigkeit gegangen und die neu gewonnene Freiheit, die die Abwesenheit eines Partners nun mal mit sich brachte, tat gut. Es war ruhig. Keiner redete, störte. Ich konnte in meiner Werkstatt stehen, meine Fähigkeiten als Toxikologe und Puppenspieler ausbauen. Es kam keiner. Niemand kramte in meinen Zutaten für Gifte herum, fragte irgendetwas, lenkte mich von meiner Arbeit ab. Gerade jetzt war ich damit beschäftigt, das Gesicht einer Puppe zu bearbeiten. Die groben Umrisse waren bereits geschaffen, ich schliff nur noch die Kanten glatt und verfeinerte den Ausdruck, ließ alles ein wenig menschlicher aussehen. Das war es, was man Kunst nennen konnte. Was man ewige Kunst nennen konnte. Orochimarus Art, die Ewigkeit zu erreichen, hatte mir nie gefallen. Natürlich, es war eine Möglichkeit. Aber keine, die mir zusagte. Marionetten wirkten echter. Sie bewegten sich wie Menschen, sahen aus wie Menschen. Und wenn man ihnen sein Herz, seine Seele und seinen Körper schenkte, dann redeten sie auch wie Menschen, dachten wie sie und lebten wie sie. Orochimaru hingegen war anders gewesen. Ganz anders. Und ohne zu lügen konnte ich sagen, dass er mir nicht gerade fehlte. Niemand fehlte mir. Alleine war alles besser. Ein heftiges Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Innerlich seufzte ich entnervt auf, verzog äußerlich hingegen keine Miene. Egal, welcher vollkommen inkompetenter Vollidiot mich störte, er würde es noch bereuen. „Sasori! Sasori, mach die Tür auf! Leader-sama will dich sprechen!“, rief eine tiefe Stimme durch die Tür hindurch. Natürlich, was sollte man anders erwarten. Der Kerl riss mal wieder fast die Tür ein, ohne sich auch nur im Ansatz darum zu kümmern. „Sasori!“, rief Kisame nochmals. „Ich werde schon zu ihm gehen.“, antwortete ich gerade laut genug, sodass er mich hören konnte. Ich hörte noch ein leises Seufzen und schließlich Schritte, als er den kleinen Vorraum verließ, der zu meiner Werkstatt führte. Wenn man es so betrachtete, war meine Marionettenwerkstatt aus drei Räumen aufgebaut, wobei der Vorraum vollkommen leer war und nur dazu diente, Besucher wie Kisame an der Tür aufzuhalten, damit sie nicht rein kamen. Der Vorraum war winzig, die Wände standen eng. Eigentlich war es ein halber Gang. Der endete in einer großen Tür, die immer fest verschlossen war. Hinter dieser ersten Tür, die noch nie jemand anderes als ich passiert hatte, befand sich ein relativ großer Raum, in dem meine Schränke mit den Werkzeugen standen. Dazu noch kam eine breite Werkbank zum Arbeiten. Auch das längliche Hängeregal mit den hunderten von Flaschen, die ich für das Mischen von Gift brauchte, befand sich in diesem zweiten Raum. Ebenso meine Werke und eigentlich fast alles sonst, was ich brauchte. Der dritte Raum war wieder sehr klein und hatte einzig und allein einen Zweck: Die Schreie meiner Opfer zu ersticken und dafür zu sorgen, dass ich die Überreste schnell und sauber entsorgen konnte. Hier landeten die Shinobi, die ich als würdig erachtete, Teil meiner Sammlung zu werden. Zumindest war das ihre erste Station, wo sie ihren menschlichen Inhalt loswurden. Und wenn ich ehrlich sein sollte gab es dabei meistens ein Problem für sie: Ich hatte eine kleine grausame Eigenschaft. Es war mir vollkommen egal, ob sie noch am Leben waren oder nicht, wenn ich begann. Wenn sie noch lebten – tja, dann war das eben so. Dann sollten sie sich bemühen, möglichst früh zu sterben. Wenn nicht – Glück gehabt. Kaum hörbar seufzte ich und legte das Puppengesicht vorsichtig zur Seite, damit es in diesem unvollständigem Zustand noch ja keinen Schaden nahm. Erst musste es robuster werden… Und schon wieder hatte ich mich für einen kurzen Moment in meiner Kunst verloren, ohne daran zu denken, dass der Leader wartete. Ich hasste es, wenn andere auf mich warten mussten. Zu warten war ein schreckliches Gefühl. Es weckte wieder diese abscheuliche Unruhe, die mich andauernd ergriff. Immer wieder hatte ich diese ewige Unruhe in mir. Sie tauchte auf, machte mich ruhelos, ließ mich hin und her laufen und mich arbeiten. Sie trieb mich eine Weile an, ließ mir wieder einen Moment Zeit, nur um dann noch heftiger zuzuschlagen. Selbst die Verwandlung in eine Puppe hatte nichts dagegen unternehmen können. Kein Mittel half. Schon wieder leicht in Gedanken versunken setzte ich mich in meine Puppe Hiruko, verschloss sie über mir, verließ meine Werkstatt und schloss hinter mir sorgfältig doppelt ab. Sicher war sicher. Vielleicht rannte Tobi hier wieder irgendwo rum. Mit den schleifenden Schritten Hirukos ging ich durch die langen Gänge des Quartiers. Eigentlich hatte ich keine Lust, jetzt auch noch zum Leader zu gehen. Es war wahrscheinlich wieder irgendeine Kleinigkeit, die ich erledigen musste. Eine pure Zeitverschwendung, die mir nichts brachte und dem Leader eigentlich auch nur sehr wenig. Einfach, um mich zu beschäftigen. Als hätte ich den lieben, langen Tag nichts Besseres zu tun, als den Botenjungen für den Anführer zu spielen. Vor seinem Büro blieb ich stehen, klopfte und trat anschließend langsam ein. Pain saß wie immer hinter seinem Schreibtisch und besah irgendwelche Dokumente, mit denen ich absolut nichts zu tun haben wollte. Wahrscheinlich nur wieder unnötige Arbeit. „Das ging schnell, Sasori. Wie immer eigentlich.“, murmelte er, ohne mich anzusehen. Ich sagte nichts und wartete ungeduldig darauf, dass er weitersprach. „Ich habe nachgedacht, weißt du. Man bekommt dich immer seltener zu Gesicht und anscheinend wird deine Laune auch nicht besser.“ „Worauf willst du hinaus?“, hakte ich mit monotoner Stimme nach. Innerlich klatschte ich mir bereits die Hand vor die Stirn. Jetzt ging das wieder los. Das war schließlich der Grund, warum er mich immer durch die Gegend jagte. Ich sei zu oft alleine, meinte er. Er habe Akatsuki extra in Zweierteams eingeteilt, damit die Partner sich gegenseitig ergänzen konnten und dafür sorgten, dass der jeweils andere auf Trab blieb. Ich sei nicht offen genug, seiner Meinung nach. So ein idiotischer Quatsch. Und diesen Mist hörte ich nun zum dreitausendsten Mal. Wirklich, so langsam ging er mir gehörig auf die Nerven mit seinen Moralpredigten. „Ich habe mich seit Orochimaru weg ist durchgehend umgehört. Dazu noch habe ich recherchiert und habe endlich einen neuen Anwärter gefunden.“, verkündete er stolz. Oh oh… „Für den du verantwortlich sein wirst.“ Shit. „Das Problem ist, dass er noch minderjährig ist…“ Das wurde ja immer besser. „Und daher erwarte ich, dass du dich besonders um ihn kümmerst.“, schloss er ab. Auch das noch. „Hörst du mir überhaupt zu?“, leicht ärgerlich sah der Leader mich an. „Ich will ihn nicht.“ „Wie bitte?!“, so langsam riss sein Geduldsfaden, allerdings meinte ich jedes Wort genauso, wie ich es sagte. Was wollte ich denn bitte mit einem kleinen Balg? Wahrscheinlich konnte der Idiot noch nicht mal kämpfen. Wahrscheinlich so ein hirnverbrannter Tollpatsch, der seine Klappe nicht halten konnte. Ganz toll. „Ich will ihn nicht als Partner. Teil ihn jemand anderem zu. Ich will keinen Partner. Und erst recht keinen Minderjährigen.“, erklärte ich sachlich und hielt das Thema für beendet. Ich drehte mich um und wollte gerade die Türe öffnen, als Pain hinter mir aufsprang und die Stimme erhob. „Jetzt hör mir mal gut zu, Sasori! So eine Nummer kannst du dir langsam echt schenken! Er wird Akatsuki beitreten und dein neuer Partner werden! Du wirst dich um ihn kümmern, ihn trainieren und dafür sorgen, dass er überlebt! Er wird bei dir im Zimmer schlafen und wenn etwas ist, wird er sich an dich wenden, denn du wirst sein Mentor, hast du mich verstanden?!“ Ich schwieg einen Moment. Nicht etwa, weil ich eingeschüchtert war, nein, sein kleiner Wutausbruch hatte mich nicht im Mindesten beeindruckt. Ich hielt es einfach für taktisch besser. Wenn Pain-sama einmal einen Ausbruch hatte, beruhigte er sich in der Regel relativ schnell, wenn man kurz still war, kleinlaut tat, mehr oder weniger, und dann normal weiterredete. Dem Thema entsprechend, als ob man auf ihn hören wollte. Das musste nicht der Fall sein, aber er musste es einem nur kurz abkaufen. „Woher kommt er?“, fragte ich. Bitte nicht aus Iwa, bitte nicht aus Iwa, bitte nicht aus Iwa… „Er ist ein Nuke-nin aus Iwagakure.“, antwortete der Leader nun schon wesentlich ruhiger. Dazu wollte ich nichts sagen. Wirklich, es hätte zu einem Streit geführt. Ich hasste Iwas. „Itachi, Kisame und du werdet morgen früh aufbrechen und ihn hierher holen. Sei also früh fertig. Das war es erstmal. Du kannst gehen.“, mit einer wegwerfenden Bewegung ließ er sich laut auf seinen Stuhl fallen und seufzte entnervt. Den Gefallen tat ich ihm nur zu gerne und machte mich so schnell es ging auf den Weg zurück in meine Werkstatt. Dort angekommen riss ich Hiruko auf, trat heraus und versuchte wirklich mich zu beruhigen, damit nicht noch irgendwas zu Bruch ging. Ein Iwa… Ein minderjähriger Iwa! Machte dieser Karottenkopf sich jetzt über mich lustig, oder was?! Es war doch wohl allgemein bekannt, dass Iwas und Sunas sich auf den Tod nicht ausstehen konnten! Noch dazu wusste er ganz genau, dass ich vorlaute Bälger nicht ausstehen konnte. Tobi war doch das beste Beispiel! Wütend ließ ich meine Faust auf die Kante meiner Werkbank krachen. Ein kleiner Riss entstand. Meinetwegen… Leader-sama… Sollte dieser Knirps doch gerne kommen… Ein kleines Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Sollte er sehen, was ich mit ungebetenen Gästen tat. Wenn ich mit ihm fertig war, würde er sich wünschen, er hätte sich damals in seinem Dorf unter Steinen vergraben und wäre jämmerlich erstickt. Kapitel 2: Deidara ------------------ Noch die gesamte Nacht versuchte ich, meine schlechte Laune irgendwie zu vertreiben. Doch jedes Mal, wenn ich an den nächsten Tag dachte, stieg diese Wut wieder in mir auf. Ich wollte einfach nicht, dass jemand meine Ruhe störte und Pain war dabei, eben dafür zu sorgen, wofür ich ihm nur zu gerne irgendwas in den Kopf gejagt hätte. Schneller als es mir lieb war brach der Morgen an und meine Laune sank auf den absoluten Nullpunkt. Allerdings wollte ich Itachi und Kisame auch nicht unbedingt warten lassen, das war schließlich nicht meine Art. Also packte ich seufzend meine Sachen, schmiss die Tasche lieblos in Hirukos Innenraum und stieg selber hinterher. Was für ein mieser Tag… Ich lehnte mich zurück, schloss die Augen und genoss noch einen Augenblick die himmlische Ruhe, die in meinen Räumen herrschte. Wie ich es vermissen würde… Vielleicht sollte ich den Neuen im hintersten Raum aufhängen und dort lassen, bis er begriffen hatte, dass man in meiner Gegenwart die Klappe zu halten hatte. Aber vielleicht redete ich mir nur was ein. Ja, genau. Konnte doch sein, dass es eine Ausnahme war. Vielleicht war dieser Iwa doch einigermaßen ruhig. Keine Nervensäge mit großer Klappe. Kopfschüttelnd zog ich Hirukos Verschluss herunter und setzte mich in Bewegung, um mich mit Itachi und Kisame zu treffen. „Itachi. Was denkst du, was das für ein Typ sein wird?“, fragte Kisame bestimmt zum fünften Mal inzwischen. Selbst der ging mir schon auf die Nerven. Und auch Itachi seufzte leise. „Noch mal, Kisame: Ich weiß es nicht.“, knurrte er leicht gereizt. „Wollte ja nur fragen…“ „Wie die letzten Male auch.“ „Reg dich nicht auf, Itachi. Es interessiert mich eben, was für einen Kerl wir jetzt bekommen. Hoffentlich nicht so einen Spacken wie Tobi.“, der Haimensch wandte sich an mich. „Na, freust du dich schon, endlich einen neuen Partner zu bekommen?“ Darauf erwiderte ich nichts. Warum sollte ich auch? Es ging ihn nichts an. „Dann eben nicht! Mein Gott, wie kann man nur so stur sein! Mit dir kann man nicht einmal vernünftig reden, Sasori!“, meckerte er. „Itachi ist sicher auch meiner Meinung, nicht wahr, Ita?“ Doch auch der schwieg einfach darauf. Wahrscheinlich hatte er ebenfalls keinen Bock auf die Aktion. „Och man, ihr seid beide echt mies! Warum muss ich gerade mit euch beiden Eisklötzen reisen?! Das macht gar keinen Spaß!“ Wütend schmollte er vor sich hin, nun allerdings leise. Sollte er doch. Ich hatte Besseres zu tun, als seinem Gejammer zuzuhören. Nämlich mich selbst davon zu überzeugen, dass es nicht die schlimmste Aktion seit Jahren war, einen neuen Partner zu bekommen. Vielleicht war er ja vernünftig… Klar, das würde schon gut werden. Ich meine… wie schlimm konnte er schon sein? Vielleicht stellte ich mich ja einfach an. „Seht mal, Leute! Da drüben soll er sich öfters aufhalten. Wer will gegen ihn kämpfen, wenn er nicht freiwillig mitkommt?“, bemerkte Kisame und deutete auf ein tempelartiges Gebäude in einiger Entfernung. „Lass das Itachi machen. Bring ihn auch gleich um, wenn du schon dabei bist.“, ich ignorierte die komischen Blicke der beiden und starrte stur geradeaus. Sollten sie ja nicht denken, dass alles hier war freiwillig. Pain hatte mich dazu gezwungen und nichts anderes. Mürrisch ignorierte ich die weiteren Gespräche der anderen und widmete meine Aufmerksamkeit nun dem Gebäude, auf das wir zusteuerten. Es war ziemlich groß und sah tatsächlich aus wie ein Tempel. Aber warum verkroch er sich in einem Tempel? Na, wem es gefällt. Pain-sama hatte mir noch angeboten, seine Akte zu lesen, doch ich hatte das Teil nur schlecht gelaunt in die hinterste Ecke der Werkstatt geworfen, anstatt mal hineinzusehen. Ja, vielleicht wäre das sinnvoll gewesen. Allerdings würde es eh ein Desaster werden, da konnte eine ungelesene Akte nichts verändern. Langsamer als vorher näherten wir uns dem großen Tor, welches ins Innere des Tempels führte. Man konnte nicht wissen, was für einen Psychopathen uns Pain-sama da angeschleppt hatte. Vielleicht war er auch genauso wahnsinnig wie Hidan. Oder schlimmer. In dem Fall würde er sehr bald durch meine Hand krepieren. „Hier ist ja gar keiner…“, murmelte Kisame auf einmal leicht genervt. Sorgsam ging ich alle meine Sinne durch, doch hier befand sich wirklich keine Menschenseele.  Keine einzige Chakraquelle meldete sich. Innerlich seufzend gab ich meine angespannte Körperhaltung auf und folgte stattdessen den anderen beiden, die etwas tiefer in das Gebäude hinein gingen und dabei diskutierten, was nun zu tun sei. Es fielen Vorschläge wie den Leader zu kontaktieren oder ungetaner Dinger zum Quartier zurückzugehen. Beides würde bedeuten, dass das alles einfach pure Zeitverschwendung gewesen war, allerdings auch bedeutete, dass ich keinen neuen Partner bekommen wü-… „Hey, was wollt ihr denn hier, un?“ Innerlich fluchend wandte ich mich der Stimme zu und erkannte eine Silhouette im Torrahmen. Mein erster Eindruck war… klein. Der Typ war klein. Klar, ein wenig größer als ich vermutlich, aber das konnte man nicht zählen, schließlich hatte ich mein Wachstum durch die Verwandlung in eine Puppe gestoppt und war deswegen eben ein wenig kleiner. Aber der? Pah, der sah ja noch aus wie ein Kind! Moment… der? Das war doch noch nicht mal ein Mann! Das war doch wohl eine Frau! Aber das passte nicht. Hier passte gerade gar nichts. Während meine Gedanken rasten und versuchten sich zu ordnen, musterte ich den Neuankömmling genau, um wenigstens die Mann-Frau-Identifikation zu klären. Das Gesicht sah jung aus, sehr jung. Vielleicht fünfzehn oder so. Innerlich setzte ich schon eine Liste an und hakte die Punkte ab, die ich erwartet hatte. Zu jung, um ein vernünftiger Partner zu werden. Die Augen waren relativ groß und von einem solch intensiven Blauton, wie ich sie bisher noch nie gesehen hatte. Ich versuchte Beispiele zu finden, doch nur der klarste Sommerhimmel hätte noch mithalten können. Oder der Himmel am Tag über der Wüste… Ansonsten war sein Gesicht doch recht männlich. Okay, eine Frau mit der tiefen Stimme schon seltsam gewesen, aber egal. Trotzdem war der Faktor, warum ich ihn als Frau gesehen hatte, mehr als deutlich zu sehen: Der Kerl hatte lange Haare. Aber nicht nur so ein bisschen und so unauffällig wie Itachi, sondern wirklich lange, blonde Haare. Sie waren kurz vor den Spitzen sorgsam zu einem Zopf gebunden worden und dieser Zopf reichte fast bis zur Hüfte. Ein langer Seitenpony verdeckte die komplette linke Gesichtshälfte. Er trug einen grün-blauen Jimbei mit Holzsandalen. Über das Iwa-Stirnband, welches unter seinem Pony hervor lugte, wollte ich gar nicht nachdenken. Es sagte genau das aus, was ich verdrängen wollte: Dieses kleine, feminine Balg war mein neuer Partner. Warum eigentlich immer ich…? „Starrt nicht so und beantwortet gefälligst meine Frage, un!“, befahl er mit irgendwie leicht beleidigter Stimme. Wie ein Kleinkind, das seinen Willen nicht bekam, wie ich fand. Und was sollte bitte dieses bescheuerte ‚un‘? „Wir sind von Akatsuki, Kleiner. Wir haben nach dir gesucht.  Und du wirst mit uns kommen.“, erklärte Kisame mit einem hämischen Grinsen. Wahrscheinlich machte er sich gerade über den Knirps lustig, genau wie ich. „Ihr seid von Akatsuki? Na und, das interessiert mich nicht, un.“, der junge Iwa setzte ein selbstgefälliges Grinsen auf. „Man erwartet allen Ernstes von mir, dass ich diesen Jungen als Partner akzeptiere? In meinen Augen sieht er wie einer von der Sorte aus, die schnell draufgehen.“, murrte ich schon leicht angenervt, doch Itachi blockte einfach mit einem kleinen Kopfschütteln ab. „Pain-sama will es. Wir können seine Fähigkeiten gut brauchen.“ „Woher willst du denn etwas über meine Fähigkeiten wissen, huh, un?!“ „Du bist doch dieser Explosionsfanatiker, der feindliche Organisationen in verschiedenen Ländern unterstützt hat, hab ich recht? Welchen Zweck könntest du als abtrünniger Ninja wohl damit verfolgen?“, meldete sich wieder Kisame zu Wort. Der blonde Nuke-nin lachte gehässig. „Welchen Zweck, un? Ich verfolge keinen Zweck. Ich bekomme Aufträge, Dinge explodieren zu lassen. Und dafür benutze ich meine Kunstwerke, un.“ Nun doch neugierig geworden horchte ich auf. Vielleicht war dieser Typ doch gar nicht so schlimm und konnte wenigstens eine künstlerische Begabung aufweisen, die mir zusprach? Wenn dem so war, gab es wenigstens einen einzigen Grund, ihn nicht sofort umzubringen. „Kunstwerke?“ „Ja, so ist es. Ich zeige es euch.“, grinste er und hob seine Hände, mit den Handinnenflächen zu uns. Leicht irritiert erkannte ich eine weitere Abnormität an ihm: Jeweils in der Mitte jeder Handinnenfläche befand sich ein großer Mund. Und das war tatsächlich wortwörtlich zu verstehen, denn ein Mund fing auf einmal an zu kauen, streckte die Zunge raus und spuckte etwas aus, was wie eine tennisballgroße, weiße, ganz schön dicke Spinne aussah. Was… sollte das darstellen? War es das, womit Pain-sama mich fertig machen wollte? Ein halber, minderjähriger Junge mit spinnenkotzenden Händen?  Wirklich…? Doch der Junge war plötzlich nicht mehr zu bremsen und vergas vor Aufregung für einen kurzen Moment sogar sein komisches ‚un‘. Seine Augen funkelten voller Begeisterung. „Die Linien und diese Form, die zwei-dimensionale Objekte übertrifft – das ist absolute Kunst. Und das Besondere ist, dass meine Kunstwerke fliegen können. Aber im Grunde genommen bestehen sie aus purem, geformtem Lehm. Und sie können explodieren. Durch diese Explosion verwandelt sich der feste Gegenstand in Gas. In diesem Augenblick zeigt sich dann die unglaubliche Wirkung meiner Schöpfung zum ersten Mal. Für mich ist Explosion wahre Kunst!“ Wie… gestört war der Kerl eigentlich…?! Hatte der sie noch alle?! Was redete der da? So einen vollkommenen Schwachsinn hatte ich in meinem Leben noch nicht gehört! Gerade wollte ich zu dem Thema etwas erwidern, doch Itachi warf mir einen kurzen Blick zu, was mich wieder zur Besinnung brachte. Statt meiner ausgereiften Beleidigung beließ ich es bei zwei kleinen Wörtern. „Er nervt.“ Kisame seufzte. „Ist er jetzt bald mal fertig?“ Itachi verzog den Mund ein wenig, fasste sich allerdings doch schon sehr gut. „Ich weiß nicht ganz… Was soll’s.“ Für einen kurzen Moment schloss er seine Augen. Als er sie wieder öffnete, waren sie scharlachrot. Seine Sharingan-Augen. Ah, dann hatte er scheinbar auch die Schnauze voll von diesem sinnlosen Gelaber. „Ich fange jetzt an.“ Der Iwa runzelte die Stirn und beobachtete Itachi genaustens. Man konnte praktisch die Zahnräder rattern hören. Wahrscheinlich dachte er jetzt nach, was das für Augen waren. Tja, da konnte er doch gerne mal raten. Es war sowieso zu spät. Leider. „Dann komm doch her. Du weißt, ich werde mich euch nicht anschließen, un.“, knurrte er und begab sich nicht einmal in eine richtige Kampfposition. Oh man, was konnte der Kerl eigentlich…? „Wir werden kämpfen und wenn ich gewinne, wirst du freiwillig mit uns mitkommen und ein Mitglied Akatsukis werden.“, erklärte Itachi, der es wohl wirklich so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Der Blonde ließ ein breites Grinsen aufblitzen und stopfte die Hände in zwei große Taschen, die rechts und links an seiner Hüfte hingen. Als er sie wieder herauszog, kroch gerade ein langer, weißer Tausendfüßler aus einem der Handmünder. Oh wow, er konnte sogar variieren, was genau er da ausspuckte. Respekt. „Du scheinst mir nicht ganz zu glauben, un. Na los, fangen wir an! Gleich wirst du selbst spüren, was passiert, wenn man meine Kunst unterschätzt, un!“, brüllte er, holte aus und warf die dicke Spinne direkt in die Richtung des Uchihas. „Katsu!“ Das Teil explodierte mit einem lauten Knall, doch Itachi wich einfach aus, sprang zur Seite und landete ohne Probleme wieder auf den Füßen. Auch wenn nun ein Loch in der Wand hinter ihm prangte, so war er doch vollkommen unversehrt. Pah, ganz schön berechenbare Angriffe. Plötzlich brach der Boden direkt vor den Füßen des Blonden auf, ein riesiger, weißer Tausendfüßler schoss blitzschnell daraus hervor und wand sich innerhalb einer Sekunde um ihn. Es war das Tierchen, welches doch gerade eben in Miniatur aus einem der Handmünder gekrochen war, nur  x Mal größer. Tja, Itachis Sharingan funktionierte anscheinend wieder ganz hervorragend, wenn der Idiot nicht mal merkte, dass er gerade dabei war, sich selber in die Luft zu sprengen. Der Iwa lachte voller Hohn und Spott. Fast hätte ich mit ihm gelacht. „Du hast eine große Klappe, aber das scheint auch alles zu sein, un! Es ist vorbei, un.“ Itachi sah langsam auf und blickte dem Blonden starr in die Augen. „Irrtum. Du solltest lieber mal auf dich selber aufpassen.“ Anscheinend löste er in dem Moment das Gen-Jutsu, denn der Nuke-nin fing plötzlich an, hastig an sich hinunter zu sehen und realisierte erst jetzt, was für einen Mist er da gerade gebaut hatte. Erleichtert seufzte Kisame auf. „Puh, das war ja wirklich knapp. Fast hättest du dich selbst in die Luft gesprengt! Dann hätten wir aber Ärger bekommen. Schließlich kommt das nicht gut, wenn neue Mitglieder so schnell Suizid begehen.“ „Ich hab doch gesagt, dass er schnell draufgehen wird. Da war der Beweis, wie eilig er es damit hat.“, knurrte ich fast schon belustigt. Doch der Blonde schien das alles gar nicht lustig zu finden. „War das ein Gen-Jutsu, un? Aber wann?!“ Kisame stieß ein kurzes Lachen aus. „Du warst schon von Beginn an im Bann von Itachis Gen-Jutsu. Schon seit du ihm das erste Mal in die Augen gesehen hast.“ Geschockt riss der Junge die Augen auf und starrte den Uchiha an. Vielleicht lag sogar einen Moment lang Bewunderung in seinem Blick. Doch dann änderte sich der Ausdruck darin vollkommen und plötzlich lag tiefer Abscheu in den leuchtend blauen Augen. Vermutlich hatte er ein freies Leben geführt. Hatte ab und an mit Aufträgen Geld verdient und hatte sonst tun und lassen können, was er wollte. So war das mit Nuke-nins. Sie lebten einsam, aber frei. Und nun hatte Itachi das freie Leben dieses Jungen beendet und dafür gesorgt, dass er das Leben als Akatsuki annahm. Klar, als Akatsuki war man auch frei von den Gesetzen der Dörfer. Allerdings nicht von den Anweisungen des Leaders und den Pflichten, die innerhalb der Organisation erfüllt werden mussten. Wahrscheinlich dachte er gerade darüber nach, warum er sich darauf eingelassen hatte, denn nun hatte er keine Wahl mehr. Das da musste mein neuer Partner werden, egal, ob er wollte oder nicht. Blieb nur die Frage, wie lange er mein Partner blieb… „Wir sollten dann losgehen, meint ihr nicht auch? Es wird Zeit, dass unser neues Mitglied seinen Platz in Akatsuki einnimmt.“, meinte Kisame plötzlich mit enthusiastischer Stimme und grinste noch breiter, als der Iwa ein wütendes Zischen ausstieß. Und doch folgte er uns, als wir den Tempel verließen und uns auf den Weg zur Basis machten. Es dauerte bedauerlicherweise nur etwa zehn Minuten, bis er seine erste Wut überwunden hatte und anfing, Fragen zu stellen.  Innerlich seufzte ich bereits. Jetzt gings los… „Was genau ist Akatsuki eigentlich, un?“, war seine erste Frage. Kisame schien froh darüber, endlich mit jemandem reden zu können und antwortete bereitwillig. „Das wird dir der Anführer, Pain-sama, erklären.“ „Wie viele sind denn da, un?“ „Mit dir sind wir jetzt zehn Mitglieder.“ „Und muss man jetzt noch irgendwas machen, un? Also eine Prüfung oder so, un?“ „Nein, du bist ab jetzt Mitglied. Du bist nicht freiwillig gekommen, sonst hättest du eine Prüfung machen müssen. Aber da wir dich praktisch gezwungen haben, hast du das nicht nötig.“ „Ich bin also so verdammt wertvoll und talentiert, dass ihr mich zwingen musstet, ja, un?“, der Iwa grinste breit. Was für ein Idiot… „Und wer genau seid ihr, un?“, stellte er schon die nächste Frage. „Na ja, also ich bin Kisame. Das da ist Itachi, wie du sicher schon mitbekommen hast und das…“, ich unterbrach ihn einfach, denn inzwischen waren meine Nerven so zum Zerreißen strapaziert, dass ich drauf und dran war, ihm eine zu scheuern. „Halt deine Klappe, Kisame, und sei bitte einmal ruhig!“ „Und das ist der mürrischste Arsch der Welt.“, brummte der Schwertträger noch, leiser diesmal. „Könntet ihr mal aufhören mit eurem kindischen Geplänkel?“, motzte Itachi von vorne. „Kindisch ist hier nur dein zurückgebliebener Partner und der Knirps da hinten.“, erwiderte ich, nicht minder genervt. „Ich bin nicht zurückgeblieben, du mürrischer Eisklotz.“, motzte Kisame zurück. Und meine Nerven fingen an, leichte, hauchdünne Risse zu bekommen… „Okay, Schluss jetzt! Hattet ihr beide nicht noch eine andere Mission zu erledigen? Ich schlage vor, ihr erledigt das jetzt und ich sage Pain-sama dann Bescheid. Ich übernehme es, den Neuen in die Basis zu bringen und ihr kümmert euch um anderen Kram.“ „Gute Idee.“, stimmte Itachi anscheinend ebenso erleichtert zu. „Lass ihn nicht fliehen.“ Mit diesen Worten änderte Itachi die Richtung und Kisame musste sich beeilen, hinterher zu kommen. Und endlich war es ruhig… Bis auf… „Ihr seid aber schon ziemlich chaotisch, das ist euch schon bewusst, un?“ Ich stöhnte entnervt. Es begannen die nervigsten Stunden meines Lebens und ich hatte wirklich vor, ihn umzubringen, doch ich musste mich zusammenreißen und gedulden. Das würde nur Ärger geben. Also hielt ich es stillschweigend aus und antwortete nicht einmal. Wenigstens erfuhr ich so seinen Namen, um den ich mich vorher nicht mal im Ansatz gekümmert hatte. Deidara. Kapitel 3: Lektion Nummer 1: Ich lasse mich nicht herumkommandieren ------------------------------------------------------------------- Der Weg zur Basis zurück dauerte mindestens anderthalb Tage und ich war stolz auf mich, Deidara nicht einmal an die Kehle gegangen zu sein. Nein, der war noch sehr lebendig, hibbelte nur rum und konnte einfach nicht die Klappe halten. Durchgehend erzählte er etwas aus vergangen Tagen, was er damals in Iwa alles getrieben hatte und dass er der ehemalige Schüler des Tsuchikagen gewesen war. Nun, das war schon einigermaßen interessant zu hören, schließlich musste der alte Kage ihm wenigstens so manches beigebracht haben, was ich dann nicht mehr zu lehren hatte. Zumindest hoffte ich das. Ansonsten war Deidara das Vorzeigebeispiel für alles, was ich nicht mochte und nicht brauchen konnte. Seine bescheuerte Ansicht von Kunst war da nur eines von vielen Übeln. Vor allem seine ständigen Annährungsversuche gingen mir gewaltig auf die Nerven. „Du weißt doch jetzt, wie ich heiße, un. Sagst du mir auch, wie du heißt, un?“, fragte er immer wieder. Nie antwortete ich. Er würde es schon früh genug erfahren. Dann wollte er wissen, wie lange wir noch unterwegs sein würden. Auch diese Frage beantwortete ich ihm nicht. Bis er irgendwann ebenfalls richtig angenervt war. „Fehlt da nicht so was wie ‚Willkommen bei Akatsuki‘, un?“, motzte er und trat beim Laufen gegen einen Stein, der im hohen Bogen wegflog und gegen einen Baum prallte. „Wir sind eine Organisation, bestehend aus den gefährlichsten Mördern der Welt und keine Selbsthilfegruppe. Also warte nicht auf irgendwelche Freundlichkeiten meinerseits. Es wäre vergebens.“, murmelte ich mit kalter Stimme, doch die Tonlage schien ihn gar nicht zu stören. „Du hast geredet, un!“ Ich stöhnte entnervt, was ihn nur auflachen und irgendwie fröhlicher als eben weitergehen ließ. Wie ein kleines Kind… Es kam die Phase, in der er vollkommen ruhig war. Vielleicht war Deidara einfach zufrieden mit sich und der Welt, weil ich ihm geantwortet hatte, konnte ja sein, auf jeden Fall war ich dankbar für die Ruhe. Schweigend hing ich meinen Gedanken nach und bewegte die Marionette im immer gleichbleibenden Tempo weiter. Es war eine Selbstverständlichkeit geworden, sich auf langen Strecken nicht selber fortzubewegen und so brauchte ich nicht einmal daran zu denken – meine Finger mit den Chakrafäden bewegten sich von ganz alleine. Plötzlich fiel mir auf, wie Deidara mir immer wieder einen kurzen Seitenblick zu warf und verdächtig langsamer wurde. Zuerst wollte ich nichts sagen, der Kerl würde sich schon wieder fangen… Doch dann drehte sich der Iwa-nin plötzlich um und rannte in die entgegengesetzte Richtung. Schade nur, dass ich etwas geahnt hatte. Sekundenschnell feuerte der breite Skorpionenschwanz Hirukos aus der Puppe heraus, jagte dem Entlaufenen hinterher, wand sich um den dünnen Körper und hob ihn ohne weitere Schwierigkeiten hoch. Das alles geschah, ohne, dass ich Hiruko auch nur einmal anhalten musste. So beladen bewegte sich die Puppe einfach mühelos weiter. Eine wahre Salve von wüsten Beschimpfungen flog mir um die Ohren und irgendwie verdiente der Knirps wirklich Respekt für den vulgären Einfallsreichtum. „Was fällt dir ein, du fetter Dreckskerl, un?! Lass mich gefälligst runter, verdammte Scheiße! Du hast kein Recht, mich festzuhalten, du beschissenes Etwas! Du hasst mich doch eh, un! Also lass mich verdammt noch mal endlich runter, un! Ich hab keinen Bock, mit euch Typen mitzukommen!“, brüllte der Blonde und wand sich im eisernen Griff wie ein Fisch auf dem Trockenen. Dieser Ton gefiel mir gar nicht und in der Basis wurde es Zeit, ihm zu zeigen, dass er mir Respekt zu zollen hatte. „Ich an deiner Stelle würden aufpassen. Der Skorpionenschwanz ist vergiftet. Du solltest keinen Kratzer abbekommen, wenn dir dein Leben lieb ist.“, gab ich monoton zurück. Augenblick hielt der Junge still und betrachtete die Gerätschaft noch einmal genauer. Dann sah er wieder nach vorne und begann von Neuem, ruhiger diesmal. „Du magst mich doch nicht, un. Und ich mag dich auch nicht. Für die beiden von eben gilt Dasselbe. Lass mich doch einfach gehen, dann sind alle glücklich, un.“ „Ich würde gerne, aber es geht nicht. Du wirst sehen.“, war meine knappe Antwort und danach schwiegen wir beide, bis endlich das Hauptquartier in Sicht kam. Kurz vor dem Eingang ließ ich ihn runter und stieß ihn ungeduldig rein, als er noch einmal den Weg zurück sah, den wir gekommen waren. Er brummte nur beleidigt und folgte mir schließlich doch brav durch die Flure des Quartiers in Richtung des Büros von Pain-sama. Auf dem Weg dorthin sah Deidara sich interessiert um und betrachtete alles genau. Man konnte erkennen, dass er Fragen hatte, doch diesmal hielt er sich zurück. Hier drin konnte er sich nicht mehr wehren und dessen war sich der junge Nuke-nin voll und ganz bewusst. Wenn er etwas Falsches tat, hatte er keine Chancen mehr zu entkommen. Es wäre vorbei. Welch ein Glück das wäre. Vor der Bürotür blieb ich stehen, atmete noch einmal tief durch, klopfte an und trat ein. Pain-sama saß wie immer an seinem Tisch und sah mit monotonen Augen auf. Diesen Blick hatte er immer drauf, wenn Neue ankamen. Vielleicht wollte er damit zeigen, dass man sich nicht mit ihm anlegen sollte…? Keine Ahnung, jedenfalls war das die alte Masche. Bei Hidan war es ebenso gewesen. Ganz plötzlich schien Deidara wie ausgewechselt. Vor einer Sekunde hatte er sich mit neugierigen Augen umgesehen… doch jetzt brannte die Herausforderung in seinen Augen. Aufmüpfig erwiderte er Pains Blick und dachte scheinbar gar nicht daran, ihn zu senken. „Du bist also Deidara. Willkommen bei Akatsuki.“, sagte der Anführer mit ruhiger Stimme. Mit einem blöden Grinsen sah mein neuer Partner zu mir zurück. „Ach, wohl doch eine Selbsthilfegruppe, un?“ Am liebsten hätte ich ihm dafür eine reingehauen, aber das musste warten, bis wir aus dem Büro draußen waren. Verwirrt sah Pain von mir zu dem Neuen. „Wie war das?“ „Ach nichts, un. Du bist dann also der Anführer von dem Ganzen, un?“ Der nickte. „Ich bin Pain und in Zukunft wirst du auf das hören, was ich sage. Auf mich und auf den Nuke-nin hinter dir.“ Verdutzt drehte Deidara sich zu mir um und schenkte mir einen geschockten Blick. „Moment… Was?! Warum denn das, un?!“ „Akatsuki ist in Zweierteams eingeteilt, eine Mission wird niemals alleine durchgeführt. Er wird dein Partner hier sein. Dein Partner und Mentor, wenn du es genau nehmen willst. Du bist noch jung, Deidara, und deswegen wird er dir alles Nötige beibringen, damit du bei uns überlebst.“, erklärte Pain-sama vollkommen die Ruhe selbst. „Willst du mich verarschen, Karottenkopf?! Doch nicht dieser Fettsack da, un!“ „Find dich damit ab.“, knurrte ich schnell, denn der Anführer schien kurz vor einem Ausbruch zu stehen. Gerade wollte ich den blonden Idioten aus dem Büro schieben, als die Tür aufging und Konan herein kam. Im Türrahmen stockte sie kurz, musterte Deidara von oben bis unten und fing dann an zu lächeln. Sofort reichte sie ihm herzlich die Hand, die der Junge komischerweise auch sofort ebenso lächelnd ergriff. „Du musst der Neue sein. Hallo, freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Konan, Pains Partnerin.“, stellte sie sich freundlich vor. Huh…? Was ging denn hier ab? Seit wann war sie so herzlich zu Neuen? Das war aber bei Hidan und mir anders gewesen… „Hallo, mein Name ist Deidara. So wie es aussieht, der Partner dieses launischen Typs dahinten.“, der Iwa-nin lächelte verlegen und machte eine Kopfbewegung in meine Richtung. Launischer Typ? Was erdreistete sich der Kerl eigentlich?! „Ach so, ja. Der Kerl heißt Sasori. Nimm es ihm nicht so übel, aber er ist ein wenig mürrisch und macht es den Menschen in seiner Umgebung nicht gerade leicht. Wenn es wirkliche Probleme geben sollte und auch sonst, kannst dich jederzeit an mich wenden, okay?“ „Vielen Dank, das ist wirklich sehr freundlich, un.“, dankbar lächelnd nickte Deidara. Pain und ich konnten die Welt nicht mehr fassen. Dieses vollkommen seltsame Verhalten passte weder zu Konan, noch zu Deidara. Konan jagte uns immer nur unter Morddrohungen durch die Gegend, wurde manchmal gewalttätig, wenn jemand nicht hörte und scheuchte uns, wenn jemand zu spät war. Das war die Konan, die wir kannten. Aber doch nicht das hier! Und zu Deidara musste ich jetzt wohl kaum etwas sagen. „Ach was, das ist vollkommen in Ordnung. Hier gibt es leider viel zu wenig Freundlichkeit, weißt du.“, die Partnerin des Anführers war eben diesem einen mörderischen Blick zu, wobei ich der festen Überzeugung war, dass sie auch mich in diesen Blick einbezog. „Jedenfalls… ich glaube nicht, dass du das unter deinem Mantel tragen will, huh?“ Deidara sah an sich hinunter. „Öhm… nein, un?“ „Gut. Alles, was du haben willst an Kleidung, wirst du Sasori sagen, der sich darum kümmern wird.“, diesmal ging ihr Mörderblick aber wirklich genau in meine Richtung. Dabei beließ sie es allerdings auch schon, die Nachricht war klar. ‚Wenn ich höre, dass du dich nicht kümmerst, hast du ein Problem.‘ Dann drehte Konan sich um und durchkramte eine Schublade. „Hm, mal sehen… Wo habe ich das denn wieder hingeräumt… hm… Ach, hier haben wir es ja!“, mit einem fröhlichen Lächeln drehte sie sich wieder um und drückte Deidara eine faustgroße Schachtel in die Hand. „So. Dein Mantel liegt in eurem Teamzimmer bereit. Wenn du noch Fragen hast zum Inhalt der Schachtel: Pain und Sasori stehen dir gerne zur Seite, habe ich nicht recht Jungs? Also dann, ich muss mich noch um etwas kümmern. Viel Erfolg!“ Damit verließ sie den Raum und der Leader atmete eine Spur zu laut aus. Doch ohne auf Deidaras fragenden Blick einzugehen, stützte er den Kopf in die Hand und winkte uns einfach raus. Ich seufzte leise, was man außerhalb Hirukos allerdings nicht hören konnte. Natürlich, es war klar gewesen, dass Pain-sama wieder die mieseste Aufgabe mir überließ: Nämlich den Inhalt der Schachtel zu erklären. Schweigend führte ich den Iwa-nin noch ein Stück weiter ins Quartier hinein, wo mein –oder jetzt eben unser- Zimmer lag. Wegen meiner Werkstatt hatte ich mehr Platz gebraucht, weswegen diese Räumlichkeiten sich nun ein Stück weit weg von den anderen befand, was mir nur zu Gute kam. Schließlich hatte ich sie dann nicht alle auf der Haut hängen und musste mir die morgendlichen Streitereien anhören, die unweigerlich jeden Tag im Flur vor den Teamzimmern entstanden. Innerlich für die nun kommende Diskussion wappnend, trat ich ins Zimmer und wartete, bis der Junge ebenfalls eingetreten war, sich ausreichend umgesehen hatte und sich anschließend mit einem theatralischen Seufzen auf eines der beiden Betten fallen ließ. Glück für ihn, dass er das Richtige traf. Dann nahm er sich mit neugierigem Blick die Schachtel vor, öffnete sie… und schwieg. Oh bitte, halt die Klappe… Sag nichts, nimm es einfach hin… Bitte, sei einmal halbwegs nicht aufmüpfig… „Nagellack, un?!“, kam es entsetzt aus dem Mund des Iwas. Oder auch nicht… „Ist das euer Ernst, un? Nagellack?! Das hat Konan doch sicher einfach hier drin vergessen, oder, un?“ „Nein, den…den sollst du tragen. Auch wenn es dir nicht passt, -und uns anderen auch nicht-, gehört das leider dazu. Ebenso wie der Ring, der an deinen rechten Zeigefinger gehört. Ich habe mir die Regeln nicht ausgedacht.“, murmelte ich als Erklärung. „Ringe und Nagellack?! Was seid ihr denn hier, un? Ne Schwulenversammlung?“ „Halt einfach deine Klappe, okay?“, schlecht gelaunt wandte ich mich an meinen Schrank, in dem sich auch –gut versteckt- der Schlüssel meiner Werkstatt befand. Ich kramte einen Moment danach, während Deidara sich den Ring an den Finger zog und seine Hand skeptisch betrachtete. „Wieso sollte ich auf dich hören, Sasori? Du bist kleiner als ich und könntest eigentlich durch die Gegend rollen. Auf Leute wie dich, höre ich ni-…“, weiter kam ich nicht, denn jetzt war es mit meiner Geduld absolut vorbei. Ich packte ihm am Hals und hob ihn hoch, sodass er nach Luft schnappen musste. „Hör mir gut zu, Deidara.“, in meiner Stimme lag purer Spott, als ich seinen Namen aussprach. „Du wirst die nächsten Jahre mit mir verbringen müssen, aber ich kann dir versprechen, dass es keine Jahre mehr werden, wenn du weiter so machst. Ich hasse solche Bengel, die keine Ahnung vom Leben haben und trotzdem ihre vorlaute Klappe aufreißen und vor allem nicht wissen, wen sie zu respektieren haben. Ich bin um ein Vielfaches stärker als du und habe tausende von Menschenleben auf die grausamsten Weisen beendet und ich schrecke nicht mal im Ansatz davor zurück, mir etwas für dein erbärmliches Leben einfallen zu lassen. Von so einer verzogenen Göre wie dir lasse ich mir nichts sagen und vor allem dulde ich nicht länger, wie du mit mir redest. Ab jetzt wirst du mich ‚Sasori no Danna‘ nennen und mich nur noch siezen. Wenn du das nicht tust, wirst du es bitter bereuen. Ist das klar?“ Mit vor Panik geweiteten Augen starrte er mich an, krallte sich am hölzernen Arm fest, Fingernägel über Holz, und schnappte immer wieder hektisch nach Luft. Das war es, was ich hatte sehen wollen. Angst, die in diese intensiven blauen Augen zog, sie verdüsterte und verzerrte. Die Einsicht, dass er es nicht mit irgendeinem gutmütigen, aber mürrischen Kerl zu tun hatte, sondern mit einem starken, kalten und grausamen Mörder. Das hatte ich sehen wollen und nur das. Und ich würde es in den nächsten Tagen noch öfter sehen, dafür würde ich schon noch sorgen… Kapitel 4: Lektion Nummer 2: Mit Bomben um sich werfen ist verboten ------------------------------------------------------------------- Hier stand ich jetzt: Akasuna no Sasori, begnadeter Puppenspieler und erfahrener Akatsuki Seit einem halben Tag und einer Nacht Partner von Deidara, eines vollkommen verblödeten Iwa-Trottels. Es war acht Uhr morgens und ich stand wiedermal in meiner Werkstatt. Eigentlich hatte ich die Uhr ignorieren wollen, allerdings musste ich ja doch darauf achten, da Pain-sama den Neuen zu einer früheren Zeit sehen wollte. Es half also nichts: Ich legte meine Werkzeuge zur Seite, kletterte zurück in Hiruko und begab mich zurück ins Teamzimmer, wo Deidara zu seinem eigenen Bedauern noch schlief. Okay, es wurde Zeit, die neu gewonnene Autoritätsposition auszunutzen. „Deidara, wach auf, oder ich sorge dafür, dass du auf ewig weiterschläfst!“, zischte ich direkt an seinem Ohr, was ihn aber nicht mal störte. Murmelnd drehte er sich auf die andere Seite und schlief einfach weiter. Gut, dann eben die harten Mittel. Mithilfe des Skorpionenschwanzes packte ich ihn erneut um die Hüfte, hob ihn hoch und ließ ihn aus einer angemessenen Höhe einfach fallen, was wiederum den gewünschten Effekt erzeugte. „Uhhh…. Verdammt, hast du sie nicht mehr alle, un?!“, brüllte er, hielt sich den Arm und funkelte mich wütend an. Allerdings gab es da einen kleinen Hacken an der Sache… Und dieser Hacken ließ meine Hand ganz automatisch nach vorne schnellen und ihm eine kräftige Ohrfeige verpassen. Sein Kopf wurde zur Seite gerissen und er hielt sich die gerötete Wange. „Was hab ich denn jetzt schon wieder gemacht, un?!“, so langsam war er wirklich außer sich. Das Blau seiner Augen schien zu zittern, als ob es sich um pure Elektrizität handeln würde. Ha, er wäre eine schöne Marionette. Ebenmäßiges Gesicht, die Augen gefielen mir… Sicher hatte er auch einen ganz annehmbaren Körper und seine Fähigkeiten sollten sich noch herausstellen. „Denk darüber nach und mach dich währenddessen fertig.“, war meine knappe Antwort. Deidara richtete sich ein wenig auf und starrte mich weiter wütend an. Dann deutete er eine spöttische Verbeugung an. „Oh, entschuldigen Sie, Sasori no Danna.“ Ich stand kurz davor, ihm noch eine zu scheuern, doch ich hielt mich zurück. Genau das provozierte er schließlich und ich war kein Kind wie er. Leider aber der Babysitter. „Zieh die Sachen an, die da im Bad liegen. Konan hat dort eine Tasche abgestellt, das sind deine Sachen. Also beweg dich und lass mich nicht warten.“ Widerwillig stand er auf und begab sich tatsächlich ins Bad. Zu seinem Glück brauchte er nur etwas mehr als fünf Minuten und kam anschließend mit einem normalen schwarzen Shirt, schwarzer Hose, den weißen Akatsuki-Gamaschen, seinen komischen Seitentaschen und teilweise zu einem Zopf gebundenen, gekämmten Haaren heraus. Sobald er draußen war, warf ich ihm noch den Mantel zu und ging dann los, sodass er sich beeilen musste, um mitzuhalten. Anscheinend war der Junge mehr als nur beleidigt, denn mit mir sprach er nicht mehr und zog sich nur schweigend im Gehen Ring und Mantel an. Sogar den Nagellack trug er sowohl auf den Händen, als auch auf den Füßen. Beleidigt bemerkte ich, dass es schwarz war. Pah, Konan meinte es aber gut mit ihm! Anders als ich mit meinem hellen Grün-Blau… Erst im Gemeinschaftsraum machte Deidara wieder den Mund auf und das auch nicht zu mir, sondern um höflich Konan und Pain zu begrüßen, wobei Pain-sama nicht ganz so begeistert aussah. Konan hingegen schon. „Guten Morgen, Deidara. Hast du gut geschlafen? Ich hoffe doch, Sasori war nicht ganz so unausstehlich wie sonst.“, lächelte sie ihn freundlich an und dirigierte ihn neben sich an den Tisch. Ich schnaubte verächtlich und ging lieber zu Pain, der sich ein wenig näher zu mir beugte und so leise redete, dass Konan ihn nicht mehr hörte. „Und…? Wie hat er auf den Inhalt der Schachtel reagiert?“, murmelte er. „Das Übliche, was auch sonst. Er ist respektlos und nervtötend, aber ich kann ja reden so viel ich will.“, antwortete ich monoton. „Merkwürdig, wie Konan mit ihm umgeht, meinst du nicht…?“, war die nächste leise Frage, während genannte Frau gerade an uns vorbeilief, um dem Neuen die Küche zu zeigen. Tss, es machte fast den Anschein, als ob der Leader eifersüchtig auf den Bengel wäre. „Nein. Das ist eine Frau und er ist ein halbes Kind. Sie bemuttert ihn. Abgesehen davon hasst sie mich und denkt, ich würde ihn jeden Moment umbringen.“, innerlich zuckte ich desinteressiert mit den Schultern, was Pain natürlich nicht sehen konnte. Der zeigte jetzt allerdings sogar ein kleines Zucken der Mundwinkel, als er sich wieder zurückbeugte. „Du hast sicher recht.“ Ich hatte wohl recht gehabt mit der Eifersuchtstheorie, allerdings wollte ich nicht den Eheberater spielen und so war ich dankbar dafür, als Hidan in den Raum gestürmt kam und die Tür dabei so aufriss, dass sie gegen die Wand knallte. „Wir haben einen Neuen?! Wo??“, war seine erste Frage und meine Dankbarkeit schmolz dahin, als Deidara gerade aus der Küche kam und Hidan die Augen aufriss. Oh nein… Hier trafen Nervensäge und Vollidiot aufeinander. Die Mischung musste einfach grausam sein… „Höh?? Ey, Narbenfresse, beweg deinen Arsch hierher und zieh dir das rein! Das Fischstäbchen hat uns beschissen! Es ist doch kein Kerl, sondern ne Frau!“, brüllte der Jashinist und Kakuzu erschien neben ihm, allerdings vollkommen desinteressiert. „Jaja…“, winkte er ab und setzte sich neben mich. Hidan trat stattdessen ein paar Schritte auf Deidara zu und musterte ihn eindringlich. Man konnte praktisch die Zahnräder aneinander rattern hören. Anscheinend wusste er nicht recht, wen oder besser was genau er da jetzt vor sich hatte. Der Iwa hingegen ließ seiner angestauten Wut von heute Morgen freien Lauf. „Sag mal, hast du sie noch alle, un?! Noch so n Kommentar und ich mach dich zur Frau, un!!“, mit bitterbösen Blick baute er sich mit seinen geschätzten 1,65 vor dem mindestens zehn Zentimeter größeren Akatsuki auf. Der hingegen stolperte mit großen Augen zurück. „Heiliger Jashin, eine Tunte mit Geschlechtsverirrung!“ „Okay, jetzt reicht’s, un!“, gerade wollte der Blonde auf Hidan losgehen, als Kakuzu sich schließlich doch erhob und ihn an den Schultern festhielt. Wütend wirbelte der Iwa herum, prallte direkt gegen den Kopfgeldjäger und musste feststellen, dass er den Kopf fast in den Nacken legen musste, um das Gesicht seines Gegenübers zu sehen. „Bleib ruhig, Kleiner. Unbewaffnet auf Hidan loszugehen, wenn der seine Sense dabei hat, ist sowieso nutzlos. Dann geht wieder irgendwas zu Bruch und das kostet dann wieder Geld und Geld ist zu wichtig, um es für solche Sachen auszugeben.“ War ja klar, dass Kakuzu nur eingegriffen hatte, weil er sich Sorgen um Reparaturkosten machte. Deidara schien nicht so ganz zu wissen, was er sagen sollte, also warf er einfach einen Blick zurück zu Hidan. Und vorbei war die Ruhe… Der Jashinist grinste über beide Ohren, stützte sich auf die Sofalehne hinter ihm und sagte nur ein einziges Wort, was die Situation eskalieren ließ: „Pussy.“ Deidara duckte sich unter Kakuzus Armen weg und stürzte sich auf den Weißhaarigen, der mit einem solchen Angriff nicht gerechnet hatte und die Faust genau ins Gesicht bekam. Klein hin oder her, der Bengel schien Kraft in den Armen zu haben, sodass Hidan fluchend zurückstolperte und die Hand über die Nase hielt, aus der bereits ein kleiner Blutstropfen sickerte. „Willst du noch was sagen, un?!“, zischte der Iwa mit mörderischem Blick. Der Sensenträger ruckte noch ein bisschen an seiner Nase herum und nahm dann seine Waffe in beide Hände. „Ich mach dich kalt, Blondie!!“, damit holte er aus und schwang das riesige Mordinstrument auf den Neuen zu, doch der duckte sich rechtzeitig, sodass die Klinge knapp über seinem Zopf hinweg flog. Den folgenden Tritt konnte er allerdings nicht ausweichen und wurde hart zurückgeschleudert. Doch sofort war er wieder auf den Beinen und schien für einen Sekundenbruchteil zu überlegen, was er als nächstes tun sollte. „Du weißt aber schon… Alles, was der Junge anrichtet, geht auf dein Konto als Mentor.“, erklang plötzlich Pains Stimmt direkt neben mir. Moment… was?! Entsetzt erkannte ich wie der Blonde die Hände in die Seitentaschen an seinen Hüften schob. Halt, wenn jetzt das kommen würde, wie im Tempel, dann… „DEIDARA!!“ „KATSU!“ Mein Brüllen versank bereits in einem ohrenbetäubenden Knall. „Oh wow, was ist denn hier passiert?“, fragte Kisame, der fünf Minuten später zusammen mit Itachi den Raum betrat. Beide sahen sich staunend um und vor allem Hidan war einen Blick wert. Seine sonst so sorgsam zurückgegelten Haare waren zerzaust und seine geliebte Sense war durch die Druckwelle aus seiner Hand gerissen worden. Nun steckte sie fein säuberlich in der Wand. Er hatte allerdings noch Glück gehabt, als er aus Reflex zur Seite gesprungen war, was Kakuzu sicher gar nicht recht war. Schließlich hatte die Bombe so voll ins Schwarze getroffen, wenn man es so bezeichnen wollte. Denn das Sofa existierte nicht mehr. Es flogen nur noch kleine Fetzen durch die Luft, wie Schnee, der vom Himmel rieselte. Die Druckwelle hatte bedauerlicherweise noch mehr mitgerissen. Sie hatte den Tisch komplett ‚abgeräumt‘ und dafür gesorgt, dass die meisten Lebensmittel, die dort gestanden hatten, auf dem Leader gelandet waren, der am Kopfende saß. Kakuzu und Pain waren mir generell eine Spur zu ruhig in dem Moment und innerlich verfluchte ich den Leader immer noch dafür, dass er mir nicht früher gesagt hatte, dass ich für den Mist des Jungen zuständig war. Ich hätte rechtzeitig dazwischen gehen können. Hätte. Es herrschte absolute Stille, denn inzwischen hatten auch Kisame und Itachi bemerkt, wie Pain-sama aussah. Verdammt… Deidara richtete sich verlegen auf. „Oh… Ähm… Entschuldigung… un…?“ Kapitel 5: Frusttraining mit Folgen ----------------------------------- „Deidara…“, kam es ganz leise und ruhig vom Leader. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis, mich zurückzuziehen. Schließlich sollte es ja mich treffen, obwohl es der Bengel gewesen war, der es verbockt hatte. Selbst Hidan in der Ecke schien so sauer zu sein, dass er kein Wort rausbrachte. Stattdessen drehte er sich schweigend zu seiner Sense um und versuchte, sie aus der Wand zu ziehen, was anscheinend fast unmöglich war. Die Druckwelle hatte sie zu tief hinein geschleudert. Vermutlich hatte der Jashinist vorgehabt, damit Deidara zu opfern. Tja, zu schade. Kakuzu holte zitternd Luft und schien um Ruhe bemüht. Er merkte, dass der Junge wohl zuerst Pain-samas Wutausbruch überleben musste und hielt sich absichtlich zurück. Nun…das sagte gar nichts. Niemand zerstörte von Kakuzu finanziertes Mobiliar und kam unbeschadet davon. Der Leader stand langsam auf und ging Schritt für Schritt auf Deidara zu. Jeder im Raum horchte auf seine Schritte, gespannt, was jetzt passieren würde. Plötzlich riss er Deidara am Kragen seines Shirts hoch, sodass er ein kleines Stück über dem Boden baumelte. „Was fällt dir ein, hier einfach unbedacht deine Bomben zu zünden?! Wenn das noch mal vorkommt, bekommst du es ernsthaft mit mir zu tun, hast du mich verstanden?!“, brüllte Pain auf einmal los und ließ Deidara einfach auf den Boden fallen. Dann wirbelte er zu mir herum und brüllte im selben Ton einfach weiter. „Und von dir bin ich enttäuscht, Sasori! Ich habe Deidara trotz Minderjährigkeit ausgesucht, weil ich der Meinung war, dass du damit klarkommst und ihn trainieren kannst! Ich gebe dir noch genügend Zeit dafür, aber wenn du dazu nicht in der Lage bist, sag gefälligst Bescheid! Und jetzt raus und zwar alle! Meine Geduld ist am Ende, raus mit euch!“ Ohne ein weiteres Wort verließen die Akatsuki den Raum und ließen Pain und Konan alleine. Sogar Hidan ließ seine Sense notgedrungen stecken. Vor der Tür drehte sich die versammelte Mannschaft zu Deidara um, der mit gemischten Gefühlen zurückstolperte. Doch gerade als Hidan ausholen wollte, ging ich dazwischen. „Was soll das werden, du dämliches Stück Brennholz?“, schnauzte der Sektenanhänger mehr als nur gereizt. „Niemand fasst ihn an.“, verkündete ich kalt. Dafür fing ich mir verwirrte Blicke ein. „Warum schützt du ihn? Bist du nicht selber kurz vorm Ausrasten?“, fragte Kisame verdutzt. Ich warf einen langen Blick in die Runde, bevor ich mit nun zischender Stimme zwei kleine Sätze der Erklärung abgab. „Ich werde ihn zurechtstutzen und keiner von euch. Das ist mein Privileg als Partner.“ Damit packte ich Deidara am Zopf und zerrte ihn hinter mir her, den Gang entlang. Nicht zum Zimmer, nein. Richtung Ausgang. „Auaa… un! Sie tun mir weh!“, jammerte der Iwa, doch es interessierte mich nicht. Das waren noch keine Schmerzen. Was jetzt kommen würde, das würden Schmerzen sein. „Wohin zerren Sie mich, un?! Können Sie nicht mal loslassen? Das ziiiiieht, un!“ „Klappe.“, knurrte ich, öffnete die Tür nach draußen und stieß ihn vor mich, sodass er sich noch gerade so fangen konnte, ohne hinzufallen. Dann drehte er sich um funkelte mich wütend an. „Was sollte das, un?!“ „Wir trainieren jetzt. Ich dulde dein Gejammer nicht länger. Das, was du da gerade vollbracht hast, wird dich teuer zu stehen kommen, Bengel.“, mit diesen Worten schloss ich die Tür wieder hinter mir und scheuchte ihn ein Stück weit weiter weg vom Eingang. „Trainieren, un?! Sie wollen doch jetzt nicht ernsthaft Ihren Frust an mir auslassen, oder?!“, quiekte der Junge und riss die Augen auf, doch die Erkenntnis kam zu spät. Grob befahl ich ihm, sich wenigstens in Kampfstellung zu begeben. Zögernd gehorchte er, allerdings war das Ergebnis nicht gerade professionell. Um genau zu sein, war es erbärmlich. „Du hast deinen Gegnern jahrelang nur den Kopf weggesprengt, habe ich recht?“, höhnisch stieß ich einen kleinen Zischlaut aus und beförderte ihn mit einem Schlag in die Kniekehlen auf den Boden, wo er einen Moment liegen blieb und sich die leicht schmerzende Stelle rieb. „Was sollte das denn jetzt wieder, un? Sie hätten doch einfach sagen können, dass-…“ „Sei ruhig und steh auf.“ Widerwillig gehorchte er und versuchte es wieder. Nun gut, sollte er doch versuchen, so durchzuhalten. Das könnte nur noch besser werden. „Greif mich an, ohne deinen Lehm. Und wag es ja nicht , dich irgendwie zurückzuhalten.“ Auf einmal fing der Iwa an zu grinsen. „Mit dem größten Vergnügen, Sasori no Danna, un.“ Von jetzt auf gleich stürmte er los. Am liebsten hätte ich mir die Hand vor die Stirn geklatscht. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein… Grinsend holte er mit dem Bein aus. Müde hob ich die Hand, packte seinen Fuß und drehte, sodass er erneut auf dem Boden landete, diesmal allerdings fluchend. Innerlich schlich sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. Schade, dass ich nicht stärker gedreht hatte, sonst hätte der Kerl nicht mal mehr laufen können. Erstaunlich schnell rappelte er sich auf, vollführte eine Reihe von Finten, die, wie zugeben musste, doch schon wenigstens ein Anfang waren, allerdings traf er kein einziges Mal. Dabei benutzte ich den Skorpionenschwanz noch nicht mal. Außerdem war Nahkampftraining ohne Hiruko wesentlich einfacher, doch dieser Bengel war es nicht wert, mein Gesicht zu zeigen. So weit käme es noch, klar. Nur über meine Leiche. Plötzlich wich Deidara zur Seite und versuchte, von hinten anzugreifen. Er war mir der Mühe nicht wert, mich umzudrehen und so holte ich einfach mit dem Skorpionenschwanz aus und wischte ihn mit voller Wucht zur Seite. Dieser Schwung traf ihn so hart, dass er mehrere Meter zurückgeworfen wurde und nach Luft schnappen musste. Wieder ein Lächeln. Doch da sah ich es das erste Mal. Er sah mich an und ich wusste: Er würde nicht aufgeben. Seine Augen verwirrten mich einen Moment, denn in ihnen gab es keine Angst, keine Verzweiflung. Als schien das alles nichts weiter zu sein als eine Herausforderung, die er annehmen musste. Entschlossenheit schien seinen Verstand übernommen zu haben und so griff er erneut an. Dieses Funkeln in den Augen stellte alles in Frage, was ich von Menschen hielt. Ich hatte gedacht, Menschen wären durchweg von Zweifeln und Ängsten getrieben. Unterbewusst, aber dennoch deutlich zu erkennen. Sie wurden nur durch den Trieb des Überlebens erhalten, waren immerzu ängstlich, konnten instinktiv gar nicht anders. Ich verabscheute sie dafür und war froh, mich nicht mehr dazu zählen zu können. Doch warum hatte dieser Typ keine Angst? Er war doch noch ein halbes Kind! Warum zog er nicht brav den Schwanz ein und kuschte? Ich verstand es nicht. Doch mein Fehler riss mich zurück, denn ich hatte seinem folgenden Angriff keine Beachtung geschenkt. Dies nutzte er aus, zog ein Kunai und traf sogar Hiruko, zerschnitt einen Teil des Mantels und hinterließ eine tiefe Kerbe im Holz. Fassungslos hielt ich kurz inne, doch dann… Genau das war der Moment, in dem meine Wut nun doch Auslauf fand und sich einzig und allein auf den blonden Iwa-nin bezog. Mit einem Zischen endete die Trainingseinheit schon nach den wenigen Minuten und ein richtiger Kampf begann, in dem ich kaum noch Rücksicht zeigen konnte und wollte. Im Nachhinein war ich nicht stolz auf meinen Gefühlsausbruch, hatte mich doch ein Kind dazu getrieben, doch das Bild des Blonden verschaffte mir wieder genügend Genugtuung. Es zauberte mir seltsamerweise immer wieder ein kleines, selbstgefälliges Lächeln auf das Gesicht. Gnädigerweise hatte ich ihn sogar wieder mit ins Quartier geschliffen und auf sein Bett geworfen, wo er einfach nur liegen blieb und die Augen geschlossen hielt. Tot war er nicht, das hatte ich schon vorsichtshalber mal geprüft. Vergiftet auch nicht. Also war doch alles in Ordnung. Bis Konan rein kam, um nach ihrem „Schützling“ zu sehen. Erschrocken blieb sie im Türrahmen stehen und starrte fassungslos zu Deidara. Erst nach mehreren Minuten hatte sie sich so weit abgeregt, dass sie ihre Stimme wieder einsetzen konnte. „Sasori, was zur Hölle hast du getan?!“, brüllte sie mich an und baute sich vor mir auf. Ihre Augen blitzten gefährlich. So außer sich hatte ich die sonst ruhige Konan noch nie gesehen. „Was fragst du denn so? Siehst du doch.“, war meine trockene Antwort und für eine Sekunde sah es aus, als wolle sie zuschlagen, doch dann besann sie sich eines Besseren und kümmerte sich lieber um Deidara. Sorgsam drehte sie ihn ganz auf den Rücken und betrachtete die Wunden. „Gnade dir Gott, wenn du ihn vergiftet hast…“, zischte sie in meine Richtung. „Was willst du denn noch? Der Junge lebt und ist auch nicht vergiftet. Der Rest heilt doch wieder.“ „Sag mal was für ein Monster bist du eigentlich?!“ Wieder stand sie auf und starrte mich fast schon mörderisch an. „Du wirst dich um ihn kümmern, Sasori. Und zwar richtig. Du wirst seine Wunden behandeln und ihm jeden Gefallen tun, den er dir aufträgt. Wenn nicht, wirst du noch ein gewaltiges Problem mit Pain bekommen, das schwöre ich dir.“ Gerade wollte ich etwas erwidern, als Deidara sich regte und langsam den Kopf hob. Seine Stimme war schwach, aber verständlich. Noch dazu kam ein kleines, schadenfrohes Grinsen. „Dafür bin ich auch…un.“ „Halt du dich da raus, du ver-…“ „Sasori!“ Wieder ein schadenfrohes Kichern seitens Deidara. Oh, wie ich ihn hasste… „Na schön, ich mach’s ja! Dann lass mich aber auch gefälligst in Ruhe.“, brummte ich leicht gereizt. „Gut. Und streng dich an, Sasori. Wenn du noch einmal die Hand gegen ihn erhebst, glaub mir, ich erfahre es und dann bist du dran.“, zischte Konan noch, schenkte Deidara ein mitfühlendes Lächeln und verließ den Raum. Deidara drehte langsam den Kopf zur Seite und grinste mich an. „Tja, Sasori no Danna. Scheint so, als müssen Sie mich ab jetzt pflegen, un?“ Ich reagierte gar nicht darauf und ging stattdessen ganz anderen Gedanken nach. Natürlich war es mies, dass ich mich jetzt um ihn kümmern musste. Aber das Problem war ein ganz anderes. In Hiruko konnte ich das nicht. Dafür war er einfach zu plump und dazu kam, dass ich meine eigenen Hände brauchte, um jemanden zu behandeln. Ich kannte mich damit aus, klar, aber so geschickt konnte man mit den Händen der Puppe einfach nicht arbeiten. Das hieß also, ich musste wirklich… Ich knirschte mit den Zähnen und zog mir die Kapuze des Mantels, den ich noch neben mir liegen hatte, über den Kopf. Verdammt, es war gerade mal der zweite Tag und ich musste ihm schon zeigen, dass ich, also mein wirkliches Ich, nur in einer Puppe steckte. Das war nicht nur deprimierend, sonst auch schlicht und ergreifend unter meinem Stolz, da ich ja dazu gezwungen wurde. Wenigstens mein Gesicht musste ich ihm nicht direkt zeigen. Das war meine Entscheidung. Eigentlich unnötig, was war denn schon so schlimm daran…? Am Anfang war Hiruko nur eine Schutzvorrichtung gewesen, doch irgendwann hatte ich mich sicherer gefühlt, wenn mein Gegenüber nicht wusste, wer genau ich eigentlich war. Ich schätzte es einfach, unerkannt zu bleiben. Vielleicht eine blöde Angewohnheit, aber das war mir egal. Langsam schob ich den Verschluss der Puppe auf und trat heraus. Insgeheim wartete ich auch auf Deidaras Reaktion. Und die ließ nicht auf sich warten. Erschrocken riss er die Augen auf, stieß einen kleinen erschrockenen Laut aus und rutschte trotz Schmerzen auf dem Bett zurück, wobei er mit dem Kopf gegen die Wand stieß. Eigentlich sollte ihm das ja wehtun, schließlich hatte ich auch seinen Kopf nicht verschont, doch er zuckte nicht mal zusammen und wandte den Blick nicht eine Sekunde von mir. „Starr nicht so.“, brummte ich und schnappte mir meine Tasche, in der sich alles Nötige zum Behandeln der Wunden befand. Ich würde ihn behandeln, ja. Fragte sich nur, wie vorsichtig ich damit war. Komischerweise brachte er keinen Ton hervor. Erst als ich näher kam und seinen Arm nahm, fing er an zu stammeln. „S-Sumimasen… Das sind also Sie, un? Was ist dann das da, un?!“, verwirrt und irgendwie ein bisschen überfordert zeigte er kurz zu Hiruko. „Eine Marionette. Und jetzt halt still.“ Ich hatte eigentlich vorgehabt, ein bisschen grob zu werden, aber letztendlich ergab es sich ganz anders. Ich holte einen feuchten Lappen aus dem Badezimmer, wusch grob das Blut ab und verfiel sofort in meine Arbeit und es gab einiges zu tun. Seine Arme waren zerkratzt, an manchen Stellen war auch eine tiefere Wunde zu sehen. Die Rippen schienen angeschlagen, denn er hatte Mühe, sich halbwegs aufrecht zu halten. Eine tiefe Wunde zog sich über den linken Oberschenkel, sodass ihm auch das Laufen eine Weile schwerfallen würde. Wenn er das denn überhaupt konnte. Dazu kamen noch etliche blaue Flecken und Prellungen, die durch die Wucht des Skorpionenschwanzes entstanden waren. Es dauerte eine Weile, bis ich bemerkte, dass ich ihn genauso vorsichtig behandelte wie eine meiner Puppen. Es kam mir komisch vor, schließlich hasste ich ihn noch immer und diese Wunden hatte ich ihm ja auch zugefügt. Seltsam, sie jetzt so im Ganzen zu sehen… Wieder zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, als ich ihm die Wunde am Oberschenkel säuberte und anschließend verband. Zufrieden betrachtete ich mein Werk. Alles war versorgt. So hätte Konan das nicht hinbekommen. „Hey, Sasori no Danna, un.”, Deidara sah mir aufmerksam zu, als ich die blutigen Tupfer und Lappen entsorgte. „Hm?“, murmelte ich, nun schon milder gestimmt. „Sie haben ne ganz schön hohe Stimme, wissen Sie das, un? Wie alt sind Sie eigentlich?“, fragte er nun voller Interesse. „Das geht dich nichts an.“, bestimmte ich entschlossen und packte die Tasche unter sein Bett. Ich würde sie in den nächsten Tagen noch öfter brauchen. „Och bitte, un. Ich sag Ihnen, wie alt ich bin, wenn Sie mir sagen, wie alt Sie sind, un. Abgemacht?“ Ich seufzte ergeben und sah ihn unter meiner Kapuze schon leicht interessiert an. Sein Alter hatte ich wirklich wissen wollen. So ganz einschätzen konnte ich ihn nämlich doch nicht. Fünfzehn wäre mein Tipp gewesen, allerdings war die Stimme doch schon ziemlich tief… „Also schön. Was denkst du denn?“ „Ich kann Ihr Gesicht ja nicht sehen…un. Aber von der Stimme würde ich sagen… hm… Also Sie klingen wie ein 14-Jähriger, un!“, er lachte, wurde dann aber wieder einigermaßen ernst. „14-Jähriger? Hast du sie noch alle?!“ „Okay, okay, entschuldigen Sie, un! Na ja… Sie sind kleiner als ich, haben eine hohe Stimme, sind ganz schön launisch… Ich tippe auf ein Kind, un. Ein Kind, was ein bisschen zu viel Kraft für sein Alter hat.“, er grinste mich schadenfroh an und wartete mit einer gewissen Neugier in den Augen. „Also? Wie alt sind Sie? Ich will kein Kind siezen müssen, un.“ „Du verdammter…“, diesmal war es nicht direkt Wut, die in mir aufstieg, sondern eher so was wie… Trotz? So könnte man es nennen, aber der Kerl ging auch gehörig zu weit! Wenn er nicht verletzt gewesen wäre, hätte ich ihm noch zusätzlich dafür eine gescheuert. Ein Kind… Kind! Das musste man sich mal vorstellen! Vollkommen bedenkenlos riss ich die Kapuze zurück und funkelte ihn an. „Sehe ich etwa aus wie ein Kind, du Mistkerl?!“ Er starrte mich an und aus irgendeinem Grund klappte ihm der Mund auf. Bis ich irgendwann mal auf den Gedanken kam, was genau ich da gerade getan hatte, war es auch zu spät… Verdammt. Eben hatte ich noch geflucht und geschworen, dass er mich niemals so sehen würde und im nächsten Moment hatte ich einfach so ohne nachzudenken die Kapuze runter gerissen… Das war wirklich nicht geplant gewesen. Und so bedenkenlos handelte ich auch eigentlich nicht. Das war so gar nicht meine Art und war es auch niemals gewesen. Deidara vor mir schluckte und sah zur Seite. „Nein, Sie sehen nicht wie ein Kind aus, un. Ich schätze auf siebzehn oder achtzehn, un. Vielleicht auch so um die zwanzig.“ War das da gerade… ein Rotschimmer gewesen? Ach, Quatsch. Sicher nicht. „Falsch. Ich bin 35. Tut mir leid, deine Gedanken zunichte zu machen.“, erklärte ich ruhig und amüsierte mich derweil über seine ständig wechselnden Gesichtsausdrücke. Anscheinend machte er sich nicht mal die Mühe, sie zu verstecken. Diesmal war er geschockt. Aber das war mir egal. „Wie alt bist du jetzt also?“ „Ich… also ich bin sechzehn, un.“, murmelte er irgendwie bedrückt. „Hm… So etwas in der Art habe ich mir gedacht.“, ich zuckte mit den Schultern, drehte mich um und verstaute Hiruko in einer Schriftrolle. Danach wandte ich mich zur Tür meiner Werkstatt und war gerade dabei, aufzuschließen, als seine Stimme erneut die Stille zerschnitt. „Sie wollen jetzt einfach gehen, un?“ „Hör mir mal zu, Bengel. Nur, weil ich deine Wunden gezwungenermaßen behandeln musste, heißt das noch lange nicht, dass wir Freunde sind. Wir sind keine Freunde, verstanden? Ich kann dich nicht ausstehen. Wir sind Partner, mehr auch nicht. Merk dir das.“ Und damit schloss ich die Tür der Werkstatt hinter mir, um diesem komischen Jungen zu entkommen, der irgendwie so gar nicht war wie die Anderen. Aber das konnte mir ja eigentlich auch egal sein. War es auch. Er war mir egal. Ich könnte ihn jederzeit töten, musste mich dafür noch nicht einmal anstrengen. Dass er mein Gesicht nun kannte, war ein Unfall gewesen. Mehr aber auch nicht. Kapitel 6: Auf Jobsuche ----------------------- Die Verletzungen Deidaras machten mein Leben die nächsten Tage über schwer. Schwerer als mir lieb war. Um genau zu sein hatte ich kaum noch Zeit, mich um meine Kunstwerke zu kümmern oder sonst irgendetwas für mich selbst produktives zu leisten. Denn wie sich herausstellte, war Deidara nicht nur nervig, sondern auch unglaublich verzogen. Oder er benahm sich einfach extra so, um mich zu provozieren. Den ersten Tag über war es ja noch einigermaßen okay, dass ich mich um ihn kümmern musste. Der Junge war zwar anstrengend, aber man konnte es ertragen. Am zweiten Tag allerdings grinste er schon spöttischer und forderte mich immer wieder zu irgendwelchen Kleinigkeiten auf. Zuerst tat ich es auch, wenn auch sehr widerwillig. Doch irgendwann hatte ich die Schnauze voll und so kam es, dass ich am Abend des zweiten Tages in Pain-samas Büro stand. „Was hast du denn, Sasori?“, fragte er relativ locker. Meine Art dem Neuen Manieren beizubringen, hatte ihm nicht ganz so gefallen, allerdings war er der Meinung, dass es nicht mehr vorkommen würde, nachdem seine Freundin so eingegriffen hatte. Daher war er gar nicht so schlecht auf mich zu sprechen, denn auch Deidara würde daraus lernen, laut ihm. Pah, als ob ich Angst vor einer Frau hätte… „Ich will, dass du jemand anderem aufträgst, sich um Deidara zu kümmern.“, stellte ich ruhig klar. Pain vor mir richtete sich nun ein wenig mehr in seinem Sessel auf und sah mich mit einem Blick an, als würde er bereits Böses ahnen. „Wieso das?“, fragte er erstmal ebenso ruhig nach, als wolle er zunächst einmal einen weiteren Streit verhindern. „Weil er ein verwöhntes, nervendes Balg ist und ich keine Lust mehr darauf habe, deswegen.“, war meine bestimmte Erklärung. Diesmal schlich sich sogar ein kleines, schadenfrohes Lächeln auf das Gesicht des Leaders. „Tut mir leid, Sasori, aber du wirst dich weiterhin kümmern müssen. Erstens ist Deidara dein Partner und zweitens warst du es doch, der ihn so zugerichtet hat. Jetzt musst du auch die Konsequenzen dafür tragen.“ „Schon, aber man könnte doch wenigstens mal dafür sorgen, dass sich ab und zu mal jemand anderes um ihn kümmert, oder?“, so langsam schlich sich Verzweiflung in meinen Verstand. Das hier war aussichtslos, Pain-sama hatte Spaß daran. „Wer denn? Itachi? Deidara hasst Itachi dafür, dass er ihn im Kampf geschlagen hat. Hidan? Der will ihn unbedingt seinem Psychogott opfern, da Deidara ihm ja die Sense in die Wand gesprengt hat. Hast du die inzwischen mal gesehen? Beim Rausziehen ist eine Klinge abgebrochen. Hidan tobt vor Mordlust. Kakuzu? Von dem solltet ihr beiden euch fernhalten, der ist nicht gut auf euch zu sprechen. Tobi? Der bringt ihn höchstens aus Versehen mit irgendeinem Mittel oder einem zu eng gewickelten Verband um den Hals um. Zetsu? Das wollen wir lieber gar nicht erst ausprobieren. Konan hat ebenfalls genug anderes zu tun und...“, ich unterbrach den Anführer einfach und schenkte ihm einen sowohl ungeduldigen, als auch aufgebrachten Blick. „Komm zum Punkt. Was heißt das für mich?“ „Es bedeutet für dich, dass du dich weiterhin um Deidara kümmern musst. Du bist der einzige, der das perfekt kann und die anderen Gründe habe ich dir ja bereits genannt. Es ist deine eigene Schuld und jetzt geh, du kannst es nicht ändern. Du bist für deinen kleinen Schüler verantwortlich, vergiss das nicht, Sasori.“ Der letzte Satz war es, der mich sofort aus dem Büro jagte. Ich war für ihn verantwortlich. Wieso war er nicht, wie die anderen auch, für sich selbst verantwortlich?! Nur, weil er eben ein bisschen jünger war? Itachi war auch nur ein bisschen älter. Den Iwa-nin mit dem kühlen Uchiha zu vergleichen, lockte mir schon fast ein Lächeln auf das Gesicht. Zu unterschiedlich waren ihre Charaktere. Deidara, der anscheinend trotz miesem, erstem Tag nicht einmal den Mut verlor. Und Itachi, der arrogante Uchiha, der seine herablassenden Sprüche nicht einmal sein lassen konnte. Und irgendwie… kam mir der Blonde plötzlich viel sympathischer vor. Ein bisschen besserer Laune ging ich den Flur zurück in Richtung unseres Teamzimmers, als mich plötzlich jemand von hinten am Mantelkragen packte, zurückzerrte und grob an die Wand drückte, doch ich reagierte schnell, duckte mich unter dem Arm hindurch und drehte mich um, sodass mein Angreifer loslassen musste. Zu meiner Verwirrung war es Kakuzu, der sich da vor mir aufgebaut hatte. Vielleicht auch zu meinem Pech, denn ich saß nicht in Hiruko, sondern trug nur wieder meine Kapuze. Wäre Deidara nicht gekommen, wäre mir das nie passiert. „Darf ich fragen, was genau das gerade sollte?“, fragte ich noch einigermaßen ruhig. Mit dem wollte ich keinen Streit anfangen, schließlich war er einer der wenigen hier, mit dem man vernünftig reden konnte. „Es reicht mir jetzt, Sasori. Pain-sama verlangt von mir, dass ich das Teil bezahle, welches dein kleiner Schüler in die Luft gesprengt hat!“, fing er an zu fluchen und das in einem nicht gerade angemessenen Ton. Der Leader musste das sicher hören. Na hoffentlich war er jetzt glücklich. Und so langsam regten mich diese kleinen drei Wörter langsam auf… „Dein kleiner Schüler hat dies, dein kleiner Schüler hat das! Warum könnt ihr eure Probleme nicht einmal selbst regeln und ihn selbst darauf ansprechen?! Ich bin hier nicht der Laufjunge!“, giftete ich zurück und stöhnte genervt. Was sollte denn auch dieser Mist, von wegen, ich sei das alles Schuld und so. „Weil Pain meinte, dass wir uns dann an dich wenden sollen, wenn es um Deidara geht. Und da der Junge dank dir jetzt verletzt ist –vielen Dank nochmal, dieser Anblick tröstet uns sehr-, muss ich mich eh an dich wenden. Tja und da du ja verantwortlich bist, wirst du auch zahlen.“, erklärte Kakuzu jetzt ruhiger, doch mit einem forderndem Unterton. „Ich?! Was fällt dir ein?! Warum sollte ich??“ „Oder Deidara, ist mir egal. Aber ich will mein Geld wiedersehen und zwar von eurem Team. Wenn nicht gibt es Ärger, das schwöre ich dir, Sasori.“, mit diesen Worten drehte er sich um, ging in die andere Richtung wieder zurück und ließ mich etwas perplex zurück. Doch das blieb nicht lange so, denn die bekannte Wut meldete sich wieder zurück. Mit den Zähnen knirschend ging ich mit schnellen Schritten durch den langen Flur und riss die Tür zu unserem Teamzimmer geradezu gewaltsam auf. „Deidara!“ Der saß gerade gemütlich auf dem Bett und schlürfte den Tee, den ich ihm notgedrungen gemacht hatte. Er wandte den Kopf zu mir, strahlte mich an und setzte sein breitestes Grinsen auf. „Sasori no Danna, un! Was führt Sie denn zu mir?“, fragte er in einem schon leicht spöttischen Unterton. „Ich habe gerade mit Kakuzu geredet und rate mal, was er wollte.“, mit verschränkten Armen sah ich ihn leicht säuerlich an. „Geld, un? Wie immer, un?“, er legte leicht den Kopf schief und sah mich mit fragendem Blick an. „Viel Geld und zwar von uns beiden. Und das ist alles deine Schuld!“ Gelangweilt richtete er sich noch ein wenig mehr auf und sah mich mit schief gelegtem Kopf an. „Ach echt? Wäre ich ja nie drauf gekommen, dass Kakuzu mal Geld verlangt ist ja auch total abwegig, un. Ist er etwa immer noch sauer wegen dem Sofa, un? Er ist doch für Neuanschaffungen zuständig. Außerdem habe ich eh kein Geld, also was soll‘s, un!“ Deidara lachte kurz und trank einen weiteren Schluck aus seiner Tasse. „Dann wirst du dir wohl welches verdienen müssen.“ „WAS?!“, er spuckte mir den Tee schon fast entgegen, wenn ich nicht einen Schritt zur Seite gegangen wäre. Angeekelt betrachtete ich ihn, wie er sich hustend beugte und kaum noch an Luft kam. Es dauerte genau zwei Minuten, bis er sich wieder einbekommen hatte und mich fassungslos anstarrte. „Entschuldigen Sie, aber was genau haben Sie da gerade gesagt, un?!“ „Ich sagte, dass du dir wohl Geld verdienen musst, um deine Schulden abzubezahlen.“, wiederholte ich vollkommen ernst. Warum reagierte dieser Idiot überhaupt so? Schließlich hatte er sich doch vor Akatsuki ebenso Geld selbst verdient. „Ich soll für diesen Mistkerl arbeiten, un?! Ist das Ihr Ernst??“ „Selbstverständlich. Wenn du einfach unkontrolliert mit Bomben um dich werfen musst, ist das nicht mein Problem. Bilde dir ja nicht ein, ich würde deine Schulden abbezahlen.“ „Was soll ich denn machen, un?“, fragte er nun schon ruhiger, allerdings immer noch relativ aufgebracht. „Wie wäre es, wenn du dir Kakuzus Art, Geld zu verdienen, zu Gute ziehst?“, schlug ich nun desinteressiert vor und machte mich daran, in meinem Schrank nach einem Puppenarm zu suchen, den ich angefangen hatte. Ich hatte ihn doch extra hier und nicht in der Werkstatt verstaut, damit ich schneller dran kam… „Kleine Kinder verprügeln und ihnen das Taschengeld wegnehmen, un?“ Perplex hielt ich mitten in meiner Suche inne und warf ihm einen langen Blick zu, den er wohl doch verstand. Abwehrend hob er die Hände und grinste verlegen. „Gomen nassai, war nur ne Vermutung, un!“, verteidigte sich der Blonde und fing schon fast an zu lachen. Ich schüttelte nur verständnislos den Kopf und wandte mich wieder meiner Suche zu. „Kopfgeld, Deidara. Davon finanziert sich das Ganze hier. Kakuzu ist Kopfgeldjäger.“ „Ah… Ja, das ist irgendwie logischer, un. Und weiter? Soll ich jetzt hinter irgendeinem Typen her hetzen, un?“ Ich seufzte. Den Job sollte er ja eigentlich alleine machen… Doch so wie ich Pain-sama inzwischen einschätzte, konnte ich davon ausgehen, dass ich mitkommen musste. Irgendwie schien es jetzt meine Aufgabe geworden zu sein, 24 Stunden am Tag auf den Bengel aufzupassen. Ohne Ausnahme. Nun ja, Alleingänge waren in Akatsuki sowieso verboten. Unnötig, irgendwie… Schließlich würde Deidara vermutlich nie wieder kommen, wenn ich ihn alleine gehen lassen würde. Das würde alle Probleme lösen! Schade, dass die Welt nicht so einfach war, wie ich es gerne hätte… Ich gab ihm eine Nacht, um darüber nachzudenken und zu entscheiden, wie und wann er los wollte. Seine Wunden schienen letztendlich einigermaßen erträglich geworden zu sein, mehr wollte ich auch nicht. Der Bengel musste lernen, strapazierbar und flexibel zu werden. Doch eines musste man ihm trotz allem lassen: Der Junge war zäh. Er würde auf diesem speziellen Ausflug nicht gerne zurückbleiben und alles geben was er hatte, denn anscheinend mochte er es nicht, Schwäche zu zeigen. Dies kam mir nur gelegen, sollte es doch schnell gehen. Schlimm genug, dass ich mitgehen musste. Am nächsten Tag suchte ich die Kopfgeldmissionen heraus, es kamen mir vor wie mindestens hundert, packte sie in eine Box und nahm diese komplett mit ins Teamzimmer. Dort angekommen knallte ich sie auf den kleinen Tisch unseres Zimmers und wandte mich dann wieder zum Gehen, doch eine Kleinigkeit hielt mich auf: Deidara, der inzwischen mithilfe einer Krücke als Stütze wieder gehen konnte, betrachtete die Box genaustens, hielt sich dann die Augen zu und griff blind hinein. Er zog eines der vielen Blätter heraus und besah es sich nun genauer. „Also, Sasori no Danna, so wie es aussieht, werden wir beide nach Sunagakure gehen, un.“, erklärte er grinsend und hielt mir den Auftrag hin. Innerlich erschrak ich schon fast und riss ihm das Blatt Papier aus der Hand. „Such dir gefälligst einen anderen aus!“, kam es kalt aus meinem Mund, bevor ich auch nur ansatzweise darüber nachdenken konnte. Um meinen Ausbruch irgendwie zu kaschieren, stopfte ich das Dokument wieder nach ganz unten in die Box zurück und betrachtete gespielt interessiert die anderen. Was für eine peinliche Misere, unter seinen Augen Schwäche zu zeigen. „ACH, un… Was war das denn, Sasori no Danna, un? Haben Sie was gegen Suna?“, auf das Gesicht des Blonden schlich sich ein kleines, selbstgefälliges Grinsen. Er humpelte um den Tisch herum, bis er mir gegenüber stand und beugte sich etwas runter, um mein Gesicht sehen zu können. „Was soll ich gegen Suna haben? Es ist ein normales Dorf.“, log ich nicht gerade geschickt. Doch gleichzeitig setzte ich mein emotionsloses Gesicht auf, sodass er unmöglich erkennen konnte, ob es nun die Wahrheit war oder nicht. „Ja, stimmt…un. Eigentlich. Allerdings haben Sie gerade so reagiert, als ob ich Sie darum gebeten hätte, mit Hidan ins Bett zu springen, also, was haben Sie, un?“ „Moment… wie bitte?!“ Mein Partner machte eine wegwerfende Handbewegung und verdrehte die Augen. „Das war doch nur so daher gesagt, mein Gott noch mal, was regen Sie sich eigentlich bei jeder Kleinigkeit so auf? So ein Spießer, un.“ Und wieder diese Wut… Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie er es schaffte, doch immer wieder, fast immer wenn er den Mund aufmachte, stieg diese Wut in mir auf und so langsam hatte ich keine Lust mehr, es immer zurückzuhalten. Und das würde ich auch diesmal nicht tun. Mit einem klatschenden Geräusch landete meine flache Hand mit voller Wucht auf seinem Gesicht, sodass er mit der Krücke zurückstolperte, dabei das Gleichgewicht verlor und unsanft auf dem Boden aufkam. Anklagend sah er zu mir hoch und hielt sich die gerötete Wange. „Was haben Sie eigentlich für Probleme, Sasori no Danna, un?! Müssen Sie mich andauernd schlagen? Verdammt, Sie übertreiben es maßlos, un!“ „Ich sagte doch, dass ich Respekt erwarte. Wenn nicht, kommen die Konsequenzen. Wenn ich sage, dass wir nicht dorthin gehen, dann gehen wir nicht dorthin und da hast du nicht nach Gründen zu fragen, haben wir uns verstanden? Denk ja nicht, nur weil Konan dich kleines Kind so umsorgt, dass du direkt in Sicherheit bist.“ „Ich komme alleine klar, un. Konan braucht das nicht zu tun. Ich bin stark genug, un.“, mit einem entschlossenen Ausdruck in den Augen stand er auf und stellte sich direkt vor mich. „Nein, Deidara. Du bist schwach. Aber das ist nicht mal deine alleinige Schuld. Alle Menschen sind schwach.“, meine Stimme klang viel zu ruhig. Fast schon sanft. Aber in diesem kurzen Moment war es mir egal. Es war auch egal, dass seine Sicherheit in den azurblauen Augen langsam abnahm und er leicht unentschlossen wirkte. Unsicher. Mein Ton schien ihn vollkommen aus dem Konzept zu bringen. „Also Sie auch, un.“, folgerte er eigentlich vollkommen logisch, jedoch klang es fast wie eine halbe Frage. Zu recht. „Ich sagte, alle Menschen sind schwach.“, stellte ich klar. „Ach und Sie sind keiner, oder was, un?“ „Nein.“ Kapitel 7: Die Sache mit der Menschlichkeit ------------------------------------------- Es dauerte noch anderthalb Wochen, bis Deidara in der Lage war, zu kämpfen. Seiner Meinung nach hätte er sofort losgekonnt, aber das war Schwachsinn. Allein die Krücke hätte Beweis genug sein müssen, aber gut, man konnte es auch einfach ignorieren. In dieser Zeit hatte Kakuzu mehr als ein wenig Druck gemacht und es hatte gedauert, bis ich ihm endlich erklären konnte, dass das alles keinen Sinn hatte, wenn mein Partner, der ja das Geld ranschaffen sollte, noch nicht mal selbstständig laufen konnte. Irgendwann war er dann beleidigt, aber doch irgendwie einsichtig abgehauen, mit der Drohung, er würde ihn noch übler zurichten, wenn er nicht bald sein Geld sehen würde. Was für ein nerviger Klotz Kakuzu doch sein konnte, wenn es um Geld ging… Letztendlich hatte sich Deidara für einen Auftrag in Amegakure entschieden. Das lag nahe, sodass er nicht ganz so weit zu laufen hatte (ich traute es ihm immer noch nicht vollständig zu) und meiner Hoffnung nach, war der gesuchte Mann auch nicht so besonders stark. Doch ich wollte wenigstens sehen, was der Bengel drauf hatte. Vielleicht schätzte ich ihn einfach zu schwach ein. Aber genau das wollte ich herausfinden. Am frühen Morgen brachen wir schließlich auf. Auch wenn allein schon das Aufbrechen als solches nicht gerade einfach war… Denn erstmal Deidara wach zu bekommen, ihn dann zum Aufstehen zu bewegen und ins Bad zu scheuchen… Das sollte mir mal einer nachmachen. Der Junge war eine entsetzliche Schlafmütze und war kaum zu wecken. Noch dazu war er faul, trödelte und hatte nichts für Zeitpläne übrig. Dämliche Nervensäge… Eine halbe Stunde zu spät konnten wir die Basis dann auch endlich verlassen. Seine einzige Ausrede war, dass er sich ja um seine Haare hatte kümmern müssen. Meine folgende Drohung, ihm die Haare einfach abzuschneiden, wenn er nicht mithalten konnte, schien ihn allerdings dann doch zu beeindrucken und ab diesem Moment beeilte er sich, mir an den Fersen zu heften. Doch da kam das nächste Problem, welches mir schon mal aufgefallen war… Deidara konnte die Klappe nicht halten. Mit ihm zu reisen war eine bloße Tortur für die Nerven und zwar unübertrieben. Wie ein kleines Kind… Wann sind wir da? Sasori no Danna, mir ist langweilig, reden Sie mit mir, un. Ich war wirklich dankbar dafür, dass Amegakure nur einen halben Tagesmarsch entfernt lag. Wenn das gerade mal so wenig Reisezeit bedurfte, wollte ich gar nicht wissen, wie nervtötend es erst wurde, wenn wir mal weiter weg mussten. „Warst du jemals in Amegakure?“, fragte ich nebenbei, als ich mich aufmerksam umsah. „Vielleicht einmal, un… Kann mich kaum dran erinnern. Nett.“, antwortete der Blonde und sah sich ebenso um, mit einem neugierigen Funkeln in den Augen. Ich nickte geistesabwesend und überlegte bereits weiter. Der Mann, den wir suchten, müsste sich am westlichen Ende des Dorfes niedergelassen haben. Zumindest war das ein grober und sehr unsicherer Tipp für die Mission. Wahrscheinlich stimmte es noch nicht mal, aber man konnte es ja versuchen. Wenigstens wussten wir, wie er aussah. Eigentlich kaum zu übersehen. Mindestens 1,90m groß, durchtrainiert, dunkelbraune Haare. Unauffällige, fast schon ärmlich aussehende Kleidung. Mit der Größe fiel der zumindest uns auf. Schließlich waren wir beide, nun ja, nicht gerade groß gewachsen. „Sehen Sie mal, Sasori no Danna, ich glaube, es fängt an zu regnen, un.“, mit einem kleinen Lächeln sah mein Partner in den Himmel und betrachtete die dunkelgrauen Wolken. Wie auf’s Stichwort fielen bereits die ersten schweren Tropfen. Leicht angesäuert folgte ich seinem Blick und seufzte schwer. „Das sieht nach einem ausgewachsenen Unwetter aus… Wir setzen unsere Suche später fort, jetzt suchen wir uns erstmal eine Unterkunft.“, bestimmte ich und beschleunigte meinen Schritt, als immer mehr Regentropfen ihren Weg auf die Erde fanden, bis es schließlich in einen steten Platzregen überging. Ich fluchte und Deidara rannte schon fast los, wobei er mich an der Hand mit sich zerrte. Und anscheinend waren wir hier in einer abgelegenen Gegend, es dauerte mindestens zehn Minuten, bis wir ein Gasthaus gefunden hatten. Unter dem Vordach der Eingangstür angekommen schüttelte er kurz den Kopf, wobei die Tropfen aus seinen Haaren auf meinem Gesicht landeten. „Also ich mag den Regen ja, aber wenn man in so einen Schauer kommt, wird es einem auch zu viel, un! Und hören Sie das? Ich glaube, das wird ein Gewitter. Heute wird das nichts mehr mit der Mission, un. Wir bleiben wohl besser über Nacht hier, un.“, murmelte er und wrang seinen Zopf aus. Ein Blick in den Himmel verriet mir, dass das wirklich nichts mehr werden würde. Erneut seufzte ich, diesmal leise. „In Ordnung, du hast recht. Wir bleiben über Nacht hier. Bedauerlicherweise, wir verlieren nur Zeit… Aber das macht keinen Sinn.“, ich deutete mit dem Kopf auf den Eingang. „Lass uns rein gehen.“ Die Eingangshalle war nicht gerade riesig oder besonders schön. Alles war schlicht gehalten und einfach, ohne großes Aufheben. Vielleicht war das der Grund, weshalb es mir gefiel. Es war nichts Besonderes. So normal, dass es irgendwie beruhigend wirkte. Genau das richtige, nach einer solch folternden Reise. Während Deidara damit beschäftigt war, sich den triefenden Mantel irgendwie aufzuknöpfen, bestellte ich ein Zimmer für zwei und bezahlte auch schon in einem Rutsch. Zerknirscht sah Deidara mich an. „Das war nicht Kakuzus, sondern Ihr Geld, oder, un?“, fragte er zögernd. „Ja. So etwas müssen wir selber von unserem Geld bezahlen. Hier sind die Schlüssel. Geh du schon mal vor, ich komme später nach.“, mit diesen Worten drückte ich ihm einen der beiden Schlüssel in die Hand und verließ das Gebäude wieder, schritt hinaus in den Regen. Ich sah mich kurz um und machte mich dann auf den Weg durch die engen Straßen von Amegakure. Meine Besorgungen dauerten nur etwa zwanzig Minuten. Sofort danach kehrte ich mit zwei Tüten in der Hand zurück und machte mich auf den Weg zu unserem Gaststättenzimmer. Zu meiner Freude war es ebenso einfach eingerichtet. Eine Couch, ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen und ein ziemlich großes Zweierbett – sollte der Bengel sich freuen, so ein riesiges Bett für sich alleine zu haben. Eine Tür führte noch in ein kleines Bad, in dem sich auch nur Grundlegendes befand. Verwundert sah ich mich um und erkannte erst jetzt, dass Deidara sich unter eine der Decken ins Bett vergraben hatte. Die blonden Haare hingen quer über dem Kissen. „Deidara, steh auf. Ich habe dir etwas mitgebracht.“, murrte ich. Sofort regte er sich und sprang aus dem Bett, allerdings… nur in Boxershorts. Ihm selbst schien das auch erst jetzt aufzufallen und ein leichter Rotschimmer schlich sich auf sein Gesicht. Vielleicht wäre mir das ebenso passiert… Allerdings gab es kein Blut in mir, also war ich definitiv glücklicher dran. Und doch kam mir die Situation so befremdlich vor, dass ich einen Moment erstmal nach Worten suchen musste, bis ich schließlich doch etwas raus bekam. „Darf ich fragen…warum du nicht angezogen bist?“. Er lächelte verlegen und kam nun auf die Tüten neugierig geworden näher. „Weil ich warten muss, bis meine Klamotten trocken sind, un. Das müssen Sie doch auch. Ich kann sowieso nicht nachvollziehen, warum Sie noch einmal raus in den Regen gegangen sind, un.“ Darauf erwiderte ich nichts und warf ihm eine der Tüten zu. Locker find er sie auf und warf einen Blick hinein. „Das sind ja Klamotten, un. Warum das, un?“ Ich öffnete ebenfalls meine Tüte, die etwas größer war und kramte eine Weile darin herum, bis ich fand, wonach ich suchte. Die gekauften Instant-Nudeln stellte ich auf den Tisch und wandte mich erst dann wieder meinem Partner zu, um ihm zu antworten. „Es ist erst Nachmittag. Willst du für den Rest des Tages wirklich halb nackt rumrennen? Nein, danke. Na los, zieh dich schon an. Müsste passen.“ Unauffällig warf ich einen Blick auf seinen Körper, als er die Tüte auf das Bett legte und darin herumkramte. Man müsste lügen, um zu sagen, dass er schlecht aussah. Das tat er nämlich wirklich nicht. Sein Körperbau war nicht direkt muskulös, aber man konnte Andeutungen erkennen, was ihm ziemlich gut stand. Was mich allerdings verwirrte, war das Siegelzeichen über seinem Herzen. So etwas hatte ich bisher noch nie gesehen und ich wurde neugierig, was es wohl bewirken sollte, doch ich fragte nicht nach und wandte bald den Blick ab. Stattdessen beobachtete ich, wie er ein Shinobi-typisches Netzshirt anzog und darüber ein normales schwarzes Shirt. Doch irgendwas schien ihn daran zu stören, denn er krempelte das Schwarze bis weit über den Bauchnabel hoch und klappte es nach innen, sodass sein Bauch nur noch von dem Netz bedeckt wurde. Dazu zog er sich noch eine schwarze Dreiviertelhose an und drehte sich grinsend zu mir um. „Und, Sasori no Danna? Wie sehe ich aus, un?“, fragte Deidara und sah mich erwartungsvoll an. Ich zuckte mit den Schultern. „Wie sollst du schon aussehen? Normal eben.“, damit stand ich auf und ging an ihm vorbei in das kleine Bad, mit der Tüte in der Hand. Mein Partner hingegen schien plötzlich beleidigt zu sein und setzte sich schmollend auf das Bett. Ich kümmerte mich nicht darum und schloss die Tür hinter mir. Der kleine Raum war wirklich schön, wenn auch fensterlos und nur mit einer kleinen Lampe beleuchtet, die an der oberen Kante des Spiegels hinter dem Waschbecken angebracht war. Schneeweiße Möbel und als Kontrast war die Wand in einem warmen Dunkelrot gestrichen worden. Seufzend zog ich die normalen schwarzen Sachen aus der Tasche und entledigte mich meines tropfenden Oberteils. Gerade wollte ich es über den Rand der Badewanne hängen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Deidara wie angewurzelt mit aufgerissenen Augen im Türrahmen stehen blieb. Ebenso erschrocken starrte ich ihn an und für einen langen Augenblick blieb es totenstill. „Ähm… Deidara?“, brach ich schließlich das Schweigen, denn inzwischen war er irgendwie ungesund blass angelaufen. „Was…was zur Hölle… ist das, un?!“, fand er seine brüchige Stimme wieder. Ich konnte nicht antworten. Was sollte das schon sein. Ein Körper. Nur eben nicht menschlich. „Was… sind Sie?! Verdammte Scheiße, was für ein Monster sind Sie?!“ „Deidara, beruhig dich doch mal.“, versuchte ich es und kam näher, doch er wich zurück, stolperte über seine eigenen Beine und landete rücklings auf dem Boden. Seine Augen blieben an mir hängen, vor Panik geweitet. „Kommen Sie mir ja nicht zu nahe, un!“ „Jetzt krieg dich wieder ein, verdammt noch mal!“, so langsam verlor ich die Geduld. Es war mir egal, ob er Angst hatte oder nicht. Weglaufen konnte er nicht und außerdem sollte er sich nicht so anstellen. Ich war noch immer sein Partner und nur, weil er jetzt eben ein weiteres kleines Geheimnis gelüftet hatte, erneut gezwungenermaßen, hieß das nicht, dass er jetzt flennen durfte wie ein kleines Balg. Und als Monster würde es mich auch zum letzten Mal bezeichnen. „Ich reiße dir nicht die Kehle raus oder sauge dir das Blut aus! Ich bin doch wohl immer noch wie vorher. Es ist deine eigene Schuld, dass du unbedingt reinplatzen musst.“ „Aber was ist das, un?!“, fragte er erneut, nun nicht mehr ganz so hysterisch, allerdings von Ruhe noch lange entfernt. „Mein Körper. Der Körper einer Puppe. Ich habe dir gesagt, dass ich kein Mensch bin, Deidara. Hast du mir das nicht geglaubt? Ich mache keine Scherze. Das war ernst gemeint.“ „Ach ja, klar. Schon okay, das ist doch vollkommen normal, un. Ja, wirklich, un. Das habe ich schon so oft gesehen, da kann man ja eigentlich nur noch die Augen verdrehen.“, murmelte er, triefend vor Sarkasmus. Dann wurde er ernst und brüllte schon fast. „Verdammt! So was ist nicht mal möglich, also hören Sie auf mit dem Gerede und sind bitte mal ernst! Sie machen mir eine Scheißangst, un!“ „Gut so.“, damit ging ich zurück in Bad, knallte die Tür hinter mir zu und zog mich fertig um. Konnte der Junge nicht mal das glauben, was er vor sich sah? Ich hatte ihm erklärt, dass ich kein Mensch war. Dabei hatte ich allerdings nicht erwähnt, was ich sonst war. Wahrscheinlich hatte er mir zu dem Zeitpunkt auch nicht geglaubt. Nachdenklich sah ich in den Spiegel und betrachtete mich selbst. Fein geschnittene Gesichtszüge in einem blassen Gesicht. Ein ernster Zug um den Mund und große, braun-grüne Augen, die irgendwie kalt und abweisend wirkten. Das konnte man kaum ändern. Sie sahen nun mal ein wenig gläsern aus, ernst und emotionslos. Die feuerroten Haare, die im grellen Licht der kleinen Badezimmerlampe leuchteten, fielen locker ins Gesicht und verdeckten manchmal einen Teil der Augen, wenn ich den Kopf ein wenig senkte. Alles in allem ziemlich kalt. Aber war das das Gesicht eines Monsters? Vielleicht. Meine Opfer hatten es sicher als solches betrachtet. Und nun auch mein Partner. Es sollte mich nicht weiter stören, aber das Wort gefiel mir nicht. Es definierte zwar etwas Unmenschliches, was ich nun mal war, aber auch etwas, was eigentlich meistens mit wenig Verstand dargestellt wurde. Etwas Brutales, Gewalttätiges. Etwas, was sich selbst nicht unter Kontrolle hatte. Ein wiedernatürliches, angsterregendes Gebilde. War ich das? Diese Frage beschäftigte mich durchgehend, ließ mich nicht mehr los. Sie schoss durch meine Gedanken und ließ mich andauernd darüber nachdenken. Gedankenverloren verließ ich wieder das Bad und ignorierte die prüfenden Blicke meines Partners. Vorerst. Stattdessen holte ich den Auftragszettel aus der Tasche und betrachtete ihn noch einmal genau, lauschte allerdings eher dem draußen grollenden Donner und das sanfte Platschen der Regentropfen an dem Fenster. Obwohl es erst später Nachmittag war, war es bereits dunkel, sodass ich die Stehlampe anmachte, um überhaupt etwas sehen zu können. Und noch immer verfolgten mich die Blicke meines Partners. „Okay, was willst du hören?!“, fuhr ich ihn an, sodass er heftig vor Schreck zusammenzuckte und mich perplex anstarrte. „Ich bin eine Puppe. Ich fühle anders als du, esse nicht, trinke nicht, schlafe nicht. Ich altere auch nicht und werde immer so jung bleiben. Ich kann nicht verletzt werden, blute nicht. Wenn etwas ist, kann ich meinen Körper sofort ausbessern. Selbst unter Anstrengung werde ich nie erschöpft. Und ich kann meinen Körper wechseln, wenn ich will. Sonst noch Fragen?“ Er schüttelte mit dem Kopf und schien nun doch irgendwie neugierig geworden zu sein. „Also sind Sie wirklich kein Mensch…un.“, nachdenklich lehnte er sich zurück, sodass er mit dem Rücken auf dem Bett lag. Ein langes Schweigen entstand und als ich ihn so liegen sah, entschied ich mich dafür, ihm etwas zu essen zu machen. Einfach so. Es war wohl Gewohnheit, schließlich hatte ich das zwei Wochen lang tun müssen. Also bereitete ich die Instant-Nudeln vor und da fiel mir eine Kleinigkeit ein, die ich ihn schon am Anfang hatte fragen wollen. „Was soll eigentlich dieses ‚un‘?“ „Welches ‚un‘, un?“, kam sofort die Gegenfrage. „Na dieses ‚un‘, welches du ständig am Ende eines Satzes sagst.“ „Sag ich doch gar nicht, un!“ „Und was war das gerade?“ „Was denn, un?“ „Dieses ‚un‘!“ „Welches ‚un‘, un?!“ „Tu doch nicht so!“ „Hey, Sasori no Danna, Sie sollten sich in dem Alter nicht mehr so aufregen, un.“, rief er mit einem breiten Grinsen. Ich seufzte laut. Der Kerl raubte mir noch den letzten Rest verstand… Genervt knallte ich ihm sein Essen auf den kleinen Tisch und setzte mich auf einen der Stühle. Schweigend stand Deidara auf, schlurfte zu mir rüber, setzte sich auf den anderen Stuhl und starrte den Becher an. „Danke, un… Und… Sasori no Danna…?“, mit betretenem Blick sah er mich an. „Hm?“ „Ist ein kleiner, persönlicher Sprachfehler…un.“ Ich lächelte. Kapitel 8: Deidara der Kopfgeldjäger ------------------------------------ In der folgenden Nacht wusste ich nicht, was ich machen sollte. Mir fehlte meine Werkstatt, denn in der Basis konnte ich mich nachts wenigstens dorthin zurückziehen und arbeiten. Hier saß ich nur da und hatte nur meine Gedanken, denen ich nachgehen konnte. Es war ein Uhr morgens und mein Blick wanderte zu Deidara, der halb auf dem Bauch lag, die Arme unter dem Kopf verschränkt und die Beine seltsam um eine Ecke der Decke gewickelt. Der andere Teil der Decke lag auf dem Boden. Ein seltsamer Anblick. So hatte ich nicht mal als Kind geschlafen. Seufzend stand ich auf und betrachtete ihn noch einen Moment. Dann wandte ich mich von ihm ab und sah aus dem Fenster. Der Mond schien mir entgegen, tauchte meine blasse Haut in sein Licht und ließ sie unnatürlich leuchten. Unnatürlich… Und wieder kam es mir in den Sinn. Was… sind Sie?! Verdammte Scheiße, was für ein Monster sind Sie?! Ich wusste es doch selber nicht, wenn ich es genau nahm. Aber warum machte ich mir überhaupt Gedanken deswegen? Sicherlich gab es in meinem Heimatdorf viele, dich mich als Monster betrachteten. Ein paar meiner Opfer hatten dieses Wort auch benutzt, als sie ihre letzten Atemzüge taten. Aber bei ihm störte es mich plötzlich… Ich konnte mir nicht erklären, wieso. Im Morgengrauen packte ich die Sachen zusammen und verließ das Zimmer. Draußen war die Luft angenehm frisch und kalt, es tat gut und so atmete ich einmal tief durch, bevor ich mich daran machte, loszugehen, um beim Bäcker die Straße runter, den ich gestern gefunden hatte, etwas zu essen für meinen Partner zu besorgen. Heute sollte es wenigstens schnell gehen, denn eigentlich hatte ich vorgehabt, spätestens heute Abend wieder in der Basis zu sein. Ihm das Frühstück zu bringen war also keine Tat reiner Freundlichkeit, ganz im Gegenteil, ich wusste, dass das Balg sich nie bewegen und ständig nur trödeln konnte. Er würde nörgeln, meine Nerven strapazieren und zu allem Überfluss könnte es auch noch sein, dass er mir auf dem Rückweg nach der Mission zusammenklappen könnte, denn am Tag würde er nichts bekommen. Noch so eine menschliche Schwäche. Mit der Brötchentüte in der Hand verließ ich das Geschäft wieder und machte mich auf den Weg zurück in die Gaststätte. Wahrscheinlich schlief Deidara noch. Er war ein Langschläfer, also von daher kam eigentlich gar nichts anderes infrage. Da fiel mir ein müde aussehender Mann auf, der sich ein Stück vor mir die Straße entlang schliff. Ich schätzte ihn auf Mitte dreißig und dem Anschein nach leicht verkatert. Erschöpft blieb er vor einer der Haustüren stehen und klingelte. Innerhalb von zwei Sekunden wurde die Tür aufgerissen und eine Frau sprang dem Mann um den Hals. Der Wind wehte ein paar Fetzen ihres Gesprächs zu mir herüber. „Oh Gott, ich habe mir solche Sorgen gemacht! Ich dachte schon, dir sei etwas passiert! Bitte, tu das nie wieder!“, jammerte die Frau und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Er umarmte sie seinerseits. „Entschuldige… Es wird nie wieder vorkommen. Ich wollte dir keine Sorgen bereiten, ich komme doch immer zu dir zurück. Das habe ich dir doch versprochen.“ Sie küssten sich innig und schienen vollkommen in ihrer eigenen Welt versunken zu sein. Eilig beschleunigte ich meinen Schritt und ließ dieses Bild hinter mir, doch irgendwie hatte es sich in meinen Kopf gebrannt. Merkwürdig, dabei störte mich so etwas eigentlich nie. Solche offenen Gefühlsbekundungen fand man an jeder Ecke. Typisch Mensch eben. Unnötige Sache. Gedankenverloren hob ich den Blick in den Himmel und fuhr mit zwei Fingern nachdenklich über meine eigenen Lippen. Wie sich das wohl anfühlte…? Noch nie hatte ich jemanden so nah an mich heran gelassen. Nicht, dass es nicht schon manche Mädchen versucht hätten, allerdings… Na ja, hatte ich einfach einen Rückzieher gemacht. Beziehungsweise hatte ich sie dazu gebracht, einen Rückzieher zu machen, mehr oder weniger meistens gewaltfrei. Solche Sachen interessierten mich nicht. Hastig schüttelte ich mit dem Kopf. Ja, es interessierte mich wirklich nicht und es würde es auch nie. Ganz sicher. Zurück im Zimmer musste ich ihn tatsächlich aus dem Bett schmeißen. Verblüffenderweise schien der gestrige Tag irgendetwas in ihm ausgelöst zu haben, worüber er die Nacht über nachgedacht haben musste, denn es kamen keine Kommentare oder Sonstiges. Still befolgte er meine Befehle und das auch noch relativ schnell. Nun ja, dann hatte das alles gestern ja doch einen Zweck gehabt. „Der Mann, den wir suchen, hält sich meistens in einem ganz bestimmten Viertel des Dorfes auf. Um diese Zeit müsste er wie immer in einem kleinen Waldstück dahinter beim Training anzutreffen sein. Ganz schön begrenzt, dieser Mann. Wenn man gesucht wird, sollte man seine Zeit nicht durchgehend an der Öffentlichkeit verbringen und einen bekannten Wohnsitz sein Eigen nennen. Er sollte wenigstens versuchen, nicht getötet zu werden. Warum macht er es nicht gleich selbst…?“, murmelte ich gedankenverloren und rechnete bereits die Zeit aus, in der wir ungefähr nach Deidaras Tempo dort ankommen würden. Mein Partner schwieg dazu und aß einfach still weiter, wobei er geistesabwesend in seinem Brötchen herumstocherte. Allerdings bemerkte er meinen Blick, was ihn dazu brachte, den Rest einfach in den Mund zu stopfen und sich sofort ins Bad zum Anziehen zu begeben. Es hatte seine Vorteile, wenn der Junge Angst vor einem hatte und ich nahm doch an, dass es das war. Seltsamerweise zog Deidara nicht seine inzwischen getrockneten Sachen an, sondern die neuen Klamotten mit dem bauchfreien Shirt. Wenn es ihm gefiel… Zwanzig Minuten später verließen wir endlich die Gaststätte. Die Zimmerschlüssel hatte ich bereits abgegeben, sodass wir nach der Mission schnell den Rückweg zur Basis antreten konnten. Zielgerichtet steuerte ich mit schnellen Schritten durch die Gassen Amegakures. „Sasori no Danna, ich kann nicht so schnell, un! Das wissen Sie doch, un!“, motzte der Blonde hinter mir, doch ich ignorierte es. Sollte er doch zusehen, wie er mithielt, wenn er immer so trödeln musste, Verletzungen hin oder her. Er würde gleich noch kämpfen müssen, also sollte er wenigstens fit sein. Und schließlich hielt er auch die Klappe, als er merkte, dass mich sein Genörgel nicht im Ansatz interessierte. Wir gelangten an das Ende des Dorfes und den Anfang eines Stück Waldes. Es dauerte nicht lange und wir fanden auch ein kleines Haus in der Nähe. Ziemlich unscheinbar, eher eine Hütte. Efeu suchte sich einen Weg an den Wänden empor und reichte inzwischen bis zum moosbewachsenen Dach, in dem sich schon ein paar Löcher gebildet hatten. „Hier soll einer wohnen, un?“, fragte Deidara skeptisch und trat ungläubig ans Fenster, um einen Blick ins Innere zu werfen. „Hm, sieht innen sogar ganz nett aus, un. Eigentlich alles da, was man so zum Leben braucht und wirklich nicht so verwahrlost wie das Äußere.“ Während er sich noch immer neugierig die Nase an der Scheibe platt drückte, musterte ich die Umgebung, auf jedes Detail genaustens achtend. Natürlich lebte hier jemand. Überall gab es Spuren, die darauf hinwiesen. Und abgesehen davon: Wenn mein Partner sich auch nur einen Moment konzentrieren würde, würde er merken, dass sich nicht weit von hier, weiter im Wald, eine spürbare Chakraquelle befand. Aber nein, die häusliche Einrichtung seines Opfers war natürlich wesentlich wichtiger. „Deidara.“ „Ja, un?“, sofort wandte er das Gesicht vom Fenster ab und sah mich fragend an. „Reiß dich zusammen.“, befahl ich und deutete nach oben, um kurz danach auf einen der unteren Äste eines Baumes zu springen. Er folgte mir und ich erkannte in seinen Gesichtszügen sofort, dass er die Quelle nun auch wahrgenommen hatte. Wenigstens etwas. Ich überließ ihm die Führung und folgte ihm, als er sich über die Bäume in die Richtung der Quelle bewegte. Mal sehen, wie gut der Bengel sich schlug. Schließlich blieb er abrupt auf einem Ast stehen und sah aufmerksam nach unten. Ich landete neben ihm und folgte seinem Blick. Wir befanden uns direkt vor einer riesigen, kreisförmigen Kuhle im Gestein. Auf keinen Fall eine natürliche Einkerbung, eine Explosion musste sie in den Stein geschlagen haben. Die Wände der Kerbung mussten fast zwei Meter hoch sein und nur an einer Seite war die Wand etwas tiefer, sodass man sie bequem wieder verlassen konnte. Mitten drin stand ein Mann. Die Beschreibung passte perfekt, außer, dass er vielleicht ein wenig größer als 1,90m war, so um die zwei Meter. Wie auf dem Tablett serviert stand er da, vollkommen mit seinem Training beschäftigt, was daraus bestand, Kunai auf einen bemalten Holzklotz zu werfen. Wenn der Bengel das jetzt verhauen würde, würde ich ihn mindestens zwei Wochen lang am Stück trainieren lassen. Besser ging diese Vorlage nicht. Gerade wollte ich mich an meinen Partner wenden, um ihm etwas zu erklären, als ich merkte, dass der bereits in die Kuhle gesprungen war und sich dem Mann nun nicht gerade leise näherte. „He, un!“, brüllte er und stapfte weiter, wobei er mindestens zweimal über Geröll stolperte. Am liebsten hätte ich mir die Hände vor das Gesicht geschlagen, um das nicht mehr sehen zu müssen… Was für ein Idiot war das eigentlich…? Und womit hatte ich dieses verdammte Glück verdient, dessen Partner zu sein…? Der Mann wirbelte herum und erstarrte, als er das Muster auf Deidaras Mantel erkannte. Allerdings beruhigte er sich vollkommen und zeigte ein spöttisches Lächeln. „Was willst du, du Zwerg?“, fragte er mit einer tiefen Stimme. „Das Geld für deinen Arsch kassieren, wonach sieht’s denn aus, un?“, antwortete der Kleinere patzig und funkelte sein Gegenüber herausfordernd an. Der Mann lachte. „Jetzt habe ich aber Angst. Und bevor du mich mit deinen lackierten Mädchenhänden zu Tode kitzelst… Sagst du mir, ob ich es mit einer Frau oder einem Mann zu tun habe?“ Innerlich seufzte ich bereits auf. Jetzt würde die dämliche Prügelei ohne Sinn und Verstand anfangen… Genau wie bei Hidan. Allerdings würde hier kein wütender Leader eingreifen und es beenden. Tss, schade aber auch. „Okay, du Arschloch, jetzt hast du’s hinter dir. Ich spreng dir den Kopf ab, un!“, Deidara riss den Mantel auf, um mit den Händen in seine Lehmtaschen zu kommen. Mit vor Wut verzerrtem Gesicht sprang er einige Meter zurück, um Abstand zwischen sich und seinen Gegner zu bekommen. Es dauerte nur einen Moment, bis er die Hände wieder aus den Taschen zog und die Hände nach vorne streckte. Zwei vogelartige Wesen entflohen seinen Handmündern und jagten mit hoher Geschwindigkeit auf den ahnungslosen Gegner zu, der allerdings genug Verstand besaß, um rechtzeitig auszuweichen. Deidara hob seine Hände und legte sie zu einem Fingerzeichen aneinander. „Katsu!“, brüllte er und die Vögel explodierten. Die Explosion riss sogar noch den ausweichenden Mann von den Beinen und schleuderte ihn gegen eine Wand. Triumphierend lachte Deidara auf und machte sich daran, weiteren Lehm zu formen. Nun, hier durfte er es ja anwenden. Das war die Möglichkeit für mich, mir diese Fähigkeit mal genauer anzusehen. Plötzlich sprang der Gesuchte wieder auf die Beine und legte die Finger zu mehreren Zeichen aneinander. Von jetzt auf gleich kam Wind auf. Allerdings nicht nur ein wenig, es war eine Böe, die mich fast vom Baum gerissen hätte, wenn ich mich nicht am Stamm festgehalten hätte und Deidara mit zusammengekniffenen Augen zurückstolpern ließ, als wäre man in einem Wirbelsturm gefangen. Den Anwender des Jutsus selbst ließ das alles unberührt. Er stand da, als ob sich nicht ein Lüftchen regen würde, sogar die Haare und die Kleidung blieben unberührt. Innerhalb einer Sekunde war der Mann bei dem jungen Akatsuki und verpasste ihm einen sauberen Kinnhaken, sodass er von den Beinen gerissen wurde. Sofort wollte er sich aufrappeln, doch der Wind verlagerte sich nur auf die Kuhle, sodass ich zwar verschont blieb, Deidara allerdings zurück auf den Boden gepresst wurde. Ungerührt sah ich zu, wie der Mann immer wieder auf meinen Partner einschlug und dachte nicht einmal daran, einzugreifen. Entweder er schaffte das alleine, oder er war zu schwach und ging drauf. In dem Falle war er für Akatsuki nicht geeignet und es störte keinen, ob er starb oder nicht. Plötzlich explodierte etwas genau neben den Beiden, sodass sowohl der Mann als auch Deidara mitgerissen wurden. Zuerst konnte man kaum etwas erkennen, denn die Bombe hatte ein riesiges Loch in den Boden der Kuhle gerissen und somit eine Staubwolke erzeugt. Ich dachte schon, der Bengel hätte sich selbst in die Luft gesprengt, doch aus dem Blickwinkel erkannte ich noch, wie er von der Druckwelle über den Boden geworfen wurde, noch ein Stück weit schlitterte und schließlich am Rand des Feldes zum Liegen kam. Er war nicht verletzt, sodass er sofort aufstehen konnte. Der Braunhaarige hingegen hatte weniger Glück. Er wurde mit dem Kopf zuerst weggeschleudert und schlug sich eben diesen hart an einem Stein auf. Das Blut verklebte ihm die Haare und lief ihm über Stirn und Gesicht. Benommen versuchte er aufzustehen, kam allerdings ins Straucheln und musste sich komplett an die Wand stützen. Deidara verzog das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen. Die Kleidung war unbeschädigt, doch vollkommen bedeckt von Steinstaub. Sein Gesicht sah zwar etwas demoliert aus, es bildeten sich bereits leichte Blessuren von den Schlägen, die er hatte einstecken müssen, und doch hielt er den Kopf gerade und sah voller Spott auf seinen Gegner hinunter. „Kannst wohl keine großen Töne mehr spucken, un?“, fragte er zuckersüß und trat näher an ihn heran. Nächster Fehler: Zu unvorsichtig. Er wusste schließlich nicht genau, ob sein Gegenüber wirklich so wehrlos war. Weiterer Fehler: Zeit verloren. In dieser Zeit konnte der Mann sich ohne Probleme wieder sammeln. Und genau so war es auch. Ohne Probleme packte der Gesuchte den Akatsuki an den Beinen und zog sie ihm weg, sodass dieser ebenfalls auf dem Boden landete. Sofort schloss der Angreifer Fingerzeichen und schuf eine Art Windverstärkung um seine Faust herum, die er Deidara sofort in den Magen rammte. Der schien mehr als ein wenig angekratzt und rollte sich, als der Gegner zu einem erneuten Schlag ausholen wollte, zur Seite, um dem Schlag auszuweichen. Die Faust krachte direkt neben seinem Kopf in den Boden und zerfetzte einen Stein. Anscheinend hatte er die Kraft des Jutsus erhöht, der Kopf des Blonden wäre zerschmettert worden. Erneut rollte sich Deidara zur Seite, um weiteren Angriffen auszuweichen und kam dann wankend auf die Beine. Angeschlagen brachte er so schnell wie möglich Abstand zwischen ihn und seinen Gegner. Der Blick seiner blauen Augen huschte hoch zu mir. „Oi, Sasori no Danna, un! Was soll das da eigentlich werden?! Wir sind doch Partner, warum helfen Sie mir nicht, un?!“, brüllte er so laut wie möglich zu mir hoch, wobei man bereits eine gewisse Schwäche in der Stimme hören konnte. Der Schlag musste es wirklich in sich gehabt haben. „Das hier ist keine offizielle Mission, Deidara. Das ist höchstens dein Versuch, deine Fehler auszubügeln. Nicht mein Problem. Es ist dein Kampf, nicht meiner. Warte nicht auf Hilfe meinerseits.“, antwortete ich ruhig und beobachtete, wie Deidara erneut immer wieder irgendwelchen Angriffen ausweichen musste und mir dabei böse Blicke zuwarf. Dann wandte er seine volle Aufmerksamkeit wieder auf seinen Gegner. Erneut ließ er seine Hände in den Lehmtaschen verschwinden, um sie wenig später wieder herauszuziehen, allerdings passierte nichts. Was sollte ihm das bringen…? Immer wieder griff der Braunhaarige an, noch immer die Faust verstärkt, sodass er nur einen Treffer zu landen brauchte, um den jungen Akatsuki vollends außer Gefecht zu setzen, wenn nicht ganz zu töten. Doch er traf nicht ein einziges Mal, Deidara war wesentlich kleiner als er selbst und somit auch schneller. Und das war es, was dem Gesuchten nun zum Verhängnis wurde. Blitzschnell duckte der Kleinere sich unter dem Arm des Braunhaarigen hinweg, wirbelte herum, sodass er hinter seinem Rücken stand, klatschte ihm irgendetwas ins Genick und sprang mehrere Meter weit zurück. „Katsu!“ Der Mann ging nicht wie gedacht in einer riesigen Explosion unter, sondern… Nun ja, verlor lediglich den Kopf. Diesen hob Deidara mit feierlichem Stolz hoch, hielt ihn mir entgegen und grinste. „Geschafft, Sasori no Danna, un!“ Kapitel 9: Das Ende der Mission ------------------------------- Es dauerte, um das Dorf herumzugehen und den Mann dabei mitzuschleppen. Dabei sah das Ganze so aus: Ich durfte den Körper tragen, der trotz fehlendem Kopf gefühlte vierzig Zentimeter größer war als ich und sicher mindestens doppelt so schwer war und Deidara trug selig pfeifend in einem Beutel den Kopf mit sich rum. Am Anfang war es andersherum gewesen. „Deine Mission, dein Geld, deine Arbeit.“ Allerdings hatte der Bengel den toten Körper nur quälend langsam voran bekommen. Inzwischen ließ ich mir von ihm ein wenig helfen, wobei es eher freiwillige Hilfe war – anscheinend hatte er ein schlechtes Gewissen. „Okay, wir machen das jetzt anders, un. Die Schlepperei will ich selbst Ihnen nicht zumuten, wobei es mir doch eigentlich scheißegal sein sollte, da Sie mich ja vorsätzlich alleine gelassen haben, un.“, erklärte Deidara, ließ den Kopf fallen und schob seinen Mantel hoch, um an die Lehmtaschen zu kommen. „Ich habe es dir erklärt: Ich will eigentlich damit nichts zu tun haben, muss allerdings wegen Pain-sama den Begleitschutz spielen. Und lass die Hand da raus, für heute hast du genug Bomben in der Gegend rumgeschmissen.“, murrte ich, ließ allerdings ebenfalls los. „Ich habe auch nicht vor, jemanden in die Luft zu sprengen, un. Lassen Sie sich ausnahmsweise mal überraschen und zeigen Sie etwas Geduld, un.“, grinste mein Partner und zog seine Hand wieder aus der Tasche. Nach zwei Sekunden spuckte der Mund auf der Hand einen kleinen Klumpen Lehm aus, den Deidara einen Moment knetete. Als er die Hand wieder öffnete, saß ein kleiner weißer Vogel in der Handinnenfläche. Er ließ den Vogel los und schloss ein Fingerzeichen. Ich dachte schon, er wolle den jetzt einfach so in die Luft sprengen, doch stattdessen wurde er größer, bis er mindestens Platz für knappe drei Personen bot. Ich musste zugeben: So schlecht war das jetzt nicht unbedingt. Es wäre schon fast bewundernswert gewesen, wenn mein Partner nicht genau in dem Moment einen kleinen Knicks gemacht hätte und mit einem spöttischen Grinsen auf den Vogel gezeigt hätte. „Alter vor Schönheit, Sasori no Danna, un.“ Ich seufzte entnervt, schlug ihm einmal kräftig auf den Hinterkopf, sodass er schon wieder am Fluchen war und wartete, bis er auf den Rücken seines Werkes sprang. Zögerlich folgte ich ihm, eher mit gemischten Gefühlen. Normalerweise hatte ich die Dinger nur explodieren sehen und nicht… na ja, als Transportmittel. Ob das so ganz sicher war, wusste ich auch nicht wirklich. Ich sollte wirklich absteigen… Gerade wollte ich etwas sagen, als Deidara den Mann ebenfalls auf den weißen Rücken des Werks schliff, sich neben ihn kniete, um ihn festhalten zu können und das ganze Ding plötzlich vom Boden abhob. Ich strauchelte und ließ mein Chakra in die Füße fließen, um mich so auf den Beinen zu halten und nicht doch mitten im Flug abzustürzen. „Also, Sasori no Danna, ich hoffe doch wirklich für Sie, dass Sie keine Höhenangst haben, un!“, grinste Deidara und von jetzt auf gleich gewann der Vogel an Geschwindigkeit und Höhe. Der Wind peitschte mir um die Ohren, machte mich taub, warf mir die roten Strähnen ins Gesicht und hätte ich mich nicht mit Chakra festgehalten, wäre ich auf jeden Fall gefallen. Ein Blick nach unten ließ meinen Kopf schwirren, denn die Bäume und Häuser wirkten schon klein. Hätte ich einen Magen gehabt, hätte er sich jetzt sicherlich bemerkbar gemacht. Ich fühlte mich mehr als nur unsicher, doch Deidara schien es vollends gut zu gehen. Er grinste breit, seine blauen Augen strahlten vor Begeisterung. Die langen, blonden Haare wirbelten nach hinten, sodass auch mal beide Augen sichtbar wurden und sein ganzes Gesicht. Als Ablenkung ließ ich meinen Blick über sein Gesicht schweifen, versuchte mir, alles genau einzuprägen und ihn zu beurteilen, um ja nicht daran zu denken, in welcher Höhe wir uns inzwischen befinden mussten. Er hatte ein sehr ebenmäßiges Gesicht. Nicht so unwirklich blass wie ich, sondern normal gesund, obwohl er in den letzten Wochen blasser geworden war. Im Moment waren seine Wangen gerötet vor Begeisterung und wenn ich mich nicht schon vor langer Zeit von jeglicher Art der Träumer- und Fantasterei losgesagt hätte, hätte ich schwören können, dass seine intensiven Augen jetzt Funken schlugen wie zitternde Elektrizität. Und obwohl mir vollkommen bewusst war, dass das niemals passieren könnte, konnte ich den Blick nicht abwenden. Gerade jetzt, wo er den Kopf in den Nacken warf und voller Heiterkeit anfing zu lachen, wollte ich auch gar nicht mehr wegsehen. Es war ein schöner Anblick und aus irgendeinem verwirrenden Grund fühlte ich mich gut. Als ob… Plötzlich erwachte mein Verstand wieder zum Leben und verdrängte mit einem Ruck diese unsinnigen Gedanken. Doch das kleine Pulsieren in meinem Herzen, meinem Kern, blieb. Merkwürdig eigentlich, denn seit der Verwandlung war dieses Klopfen nur noch so schwach wahrzunehmen, dass ich es gar nicht hätte spüren dürfen und seitdem auch nie mehr gespürt hatte. Und Schuld war er. Ich wusste nicht warum, aber er war definitiv Schuld, anders konnte ich es mir gar nicht erklären. In der Basis musste ich unbedingt noch einmal überprüfen, ob alles in Ordnung war. Vielleicht war mir bei der Umwandlung damals doch ein Fehler unterlaufen, der dringend behoben werden musste. Der Flug endete eine halbe Stunde später am Waldrand. Nur fünf Minuten mussten wir laufen, um das mittelgroße Haus mit den grauen Wänden zu finden. Es war wirklich irgendwie ein trostloser Anblick. Hätten die Bewohner des Dorfes, welches eine weitere halbe Stunde von hier entfernt lag, gewusst, dass es sich hier um eine „Einlösestelle des Kopfgeldes“ handelte… Keiner wäre erstaunt gewesen, offensichtlicher ging es gar nicht, dass hier etwas nicht stimmte. Ein Wunder, dass die Anbu das Teil nicht schon auseinander genommen hatten. Innen sah es nicht viel besser aus. Die Wände waren unverputzt und bröckelten schon leicht, sodass sie uneben und rau waren. Man hätte sich daran verletzen können, so scharf sahen manche Kanten aus. Auf dem Boden lag Schutt und Staub, sodass der eigentliche Boden schon gar nicht mehr zu erkennen war. Anscheinend versuchten sie hier das Image des verlassenen, einsturzgefährdeten Hauses zu erhalten, um der allgemeinen Aufmerksamkeit zu entgehen. Deidara schien das Ganze anscheinend erneut wahnsinnig zu interessieren. Neugierig sah er sich um und ließ durchgehend irgendwelche sinnlosen Kommentare ab, die wirklich kein Mensch brauchte, bis ich ihn zurechtwies. Nach der Aktion in der Grube bei dem Mann hatte ich solches Gerede satt. Der Eigentümer der Einlösestelle war nur ein kleines Stück größer als wir und sah leicht grimmig auf uns hinab. Er war kahl, was seinen Kopf unglaublich klein erscheinen ließ, viel zu klein für den Körper. Die Augen sahen hier im Dämmerlicht vollkommen schwarz aus, wie die Augen eines Tieres, welches seine Beute beobachtet, bevor es zuschlägt. Dafür schien die Kleidung allerdings doch nicht gerade ärmlich zu sein. Ich hasste solche Menschen. Sie waren die letzten, denen man trauen konnte, so viel Menschenkenntnis hatte ich mir inzwischen angeeignet. Misstrauisch begutachtete er vor allem unsere Mäntel, dann unsere Gesichter und starrte jedem von uns eine Weile in die Augen. Ich erwiderte ungerührt seinen Blick, vielleicht sogar ein wenig gelangweilt. Deidara neben mir wurde allerdings nervös und hätte fast den Kopf seines Opfers fallen gelassen. „Akatsuki, huh? Merkwürdige Angelegenheit, normalerweise bekomme ich nur Besuch von dem werten Herr Kakuzu.“, grinste er irgendwie schmierig, ein ekelerregendes Grinsen. „Allerdings sehe ich Akatsukis hier gerne, die bringen immer die besten Kandidaten.“ „Sei gefälligst ruhig und mach deinen Job. Wir sind wegen des Geldes hier, nicht um mit dir zu reden.“, stellte ich mit kalter Stimme klar. Anscheinend kannte er mich nicht, denn plötzlich war der Spott aus seinen Augen verschwunden und sein Kopf versank ein kleines Stück zwischen den Schultern. „Jawohl.“, war seine leise Antwort und schweigend nahm er meinem Partner den mit einem Stofffetzen umwickelten Kopf aus den Händen, drehte sich um und ging schweigend vor. Ebenso still folgten wir ihm und erneut spürte ich Deidaras Blick auf mir ruhen als ging er davon aus, dass ich es wegen dem Dämmerlicht nicht merkte. Vielleicht würde ich ihn später darauf hinweisen. Der Mann führte uns in einen kleinen Raum mit mehreren Fächern. Selbst früher hatte ich nicht oft Kopfgeldmissionen angenommen, nur im größten Notfall, wenn ich wirklich sonst wegen Geldknappheit ein Problem bekommen hätte. Und trotz meiner fehlenden Erfahrung zum Thema Einlösestellen und Kopfgeld, war es mehr als klar, dass hinter jedem dieser Fächer eine Leiche lag, auf die eine riesige Summe ausgesetzt gewesen war. Vielleicht hätte mir diese Tatsache etwas ausmachen sollen, von Leichen umgeben zu sein, allerdings waren es nicht die ersten Toten in meinem Leben und wenn man es so wollte, waren meine Marionetten auch nicht mehr als präparierte Leichen, für die Kunst haltbar gemacht und zum Kämpfen umgebaut. Von daher machte es mir nicht mal im Ansatz etwas aus. Doch plötzlich hatte ich so ein ungutes Gefühl… Irgendwas kam mir seltsam vor. Etwas stimmte an diesem Raum nicht… Langsam ließ ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen, konnte allerdings absolut nichts Verdächtiges erkennen. Alles war, wie es sein sollte. Und trotzdem wich das Gefühl nicht. Deidara sah sich immer noch neugierig um, also hatte er auch nichts bemerkt. Vielleicht war das auch nur ein Anflug von Paranoia. War wohl zu lange nicht mehr auf einer Mission gewesen, die von der Basis wegführte. Der Mann zog währenddessen ein Fach auf, legte den Kopf darauf, nahm mir den Körper ab und legte ihn ebenfalls auf die aufgezogene Bahre. Anschließend griff er nach einem Koffer und reichte ihn mir. Ich nickte kurz und nahm ihn entgegen, wegen diesem Teil, oder besser wegen dessen Inhalts, waren wir ja überhaupt hier. Gleichzeitig vernahm ich allerdings eine Bewegung an einem der anderen Fächer. Das leise Geräusch, als der Mechanismus aufsprang, war anscheinend nur mir aufgefallen, niemand sonst kümmerte sich darum. Also erkannte nur ich die Gefahr rechtzeitig, reagierte mehr nach Instinkt, zog Deidara am Arm zu mit, halb hinter mich. Er protestierte, doch als das erste Kunai knapp an seinem Gesicht vorbeiflog, hielt er die Klappe. Mein Blick schwang zum Mann herüber, doch der sackte gerade blutspuckend zusammen, als ein Katana seinen Hals durchbohrte. Ich zischte kurz und sah wieder nach vorne. Acht Anbu waren aus den Leichenfächern gekrochen, anscheinend hatten sie nur gewartet. Mein Partner hinter mir schien verunsichert und wusste nicht recht, ob er jetzt weglaufen oder doch einfach hinter mir bleiben sollte. Seine Bomben hier drinnen zu zünden könnte auch uns das Leben kosten. Falls das Gebäude zusammenkrachte, und es sah eindeutig so aus, wären wir lebendig vergraben. Entschlossen zog ich eine Schriftrolle und befreite zehn Marionetten daraus. Wenn es mit seinen Feuerwerkskörpern nichts brachte, dann musste es mit meiner Kunst gehen. Ich ging ein wenig rückwärts, wobei ich Deidara mit nach hinten drängte. Als Fernkämpfer brauchte ich Platz. Von jetzt auf gleich griffen die Anbu an, doch sie hatten keine Chance. Dafür hatten sie sich den falschen Gegner gesucht. Meine Finger bewegten sich rasend schnell, fast zu schnell für das Auge. Es war wie ein Tanz. Eine Seite führte einen Schritt aus, als Reaktion darauf reagierte die andere Seite mit dem nächsten Schritt. Ein Anbu holte mit dem Katana aus, eine Marionette leitete den Schwertstreich geschickt ab, drehte es in der Bewegung um und rammte es dem Anbu in den Magen. Auch die anderen „Paare“ bewegten sich vollkommen im Einklang, bis immer mehr „Partner“ zusammensackten und regungslos liegen blieben, als hätte man ihnen die Fäden durchgeschnitten. Ihr Tanz war vorbei. Für diese Art von Tanz lebte ich inzwischen. Auch der vorletzte Anbu fiel, nur der letzte war noch übrig. Er hielt bemerkenswert lange durch und konnte sich gut zur Wehr setzen, auch benutzte er gute Jutsus… Ein kleines, kaltes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Er war geeignet. Sieben Marionetten verstaute ich wieder in der Schriftrolle, die achte lenkte ich so, dass sie noch schneller und präziser zuschlagen konnte. Sie bekam den Arm des Anbu zu fassen, verdrehte ich schmerzhaft und schlug mit der anderen Hand genau an die richtige Stelle an der Schulter. Der Mann sackte bewusstlos zusammen. Zufrieden verstaute ich auch die letzte Marionette und lud mir den relativ leichten Mann auf die Schulter. „Können wir?“, fragte ich, den Anbu auf der Schulter und den Koffer mit dem Geld in der Hand, die Augen ernst wie immer. Das alles hatte mich keinerlei Anstrengung gekostet. Entgeistert traf mich der Blick meines Partners, irgendwie ungläubig und vielleicht auch ein wenig erschrocken. Doch dann wandte der rasch den Blick ab und nickte. „Sicher, un…“, murmelte er, drehte sich um und beeilte sich, vorzugehen und das Gebäude zu verlassen. Ich kümmerte mich nicht darum und folgte ihm, ohne noch einen Blick auf den blutigen Schauplatz hinter mir zu werfen. Es waren auch nur wieder ein paar Leichen mehr. Nichts Neues mehr, ich war es gewöhnt. Der Flug zurück verlief ruhiger. Sehr viel ruhiger. Vor allem Deidara schien bedrückt zu sein und bemühte sich sichtlich, mich ja nicht anzusehen. Ich hatte keine Ahnung warum und wenn ich ehrlich sein sollte, war es mir auch egal. Er hatte mich schon genug durcheinander gebracht. So ein Verhalten war einfach ungewohnt in meinem Leben. Von den anderen Akatsukis, ja. Mit denen hatte ich auch nicht so viel zu tun. Aber als Teampartner… Das war schon was anderes. Das Schweigen hielt an, auch als wir die Basis erreichten, blieb er stumm. War ich ihm jetzt keinen Blick mehr würdig, oder was? Wie war ich ihm denn jetzt schon wieder auf den Fuß getreten? Nicht, dass es mich stören würde, so war es ja nicht. Aber es regte mich auf, dass er sich andauernd wie ein bockiges Kleinkind verhielt! Schon leicht gereizt betrat ich das Gebäude, meinen Partner direkt hinter mir. Ohne auch nur einmal inne zu halten legte ich einen schnellen Schritt ein und wollte so schnell es ging zurück in meine Werkstatt, um mit meinem neuen Werk anzufangen, doch… „Sasori!“, erklang eine tiefe Stimme. Seufzend drehte ich mich um und sah genervt Konan und Kakuzu entgegen, die nebeneinander auf uns zu kamen, anscheinend hatten sie unsere Rückkehr bereits erwartet. Deidara nahm mir den Koffer ab und sah auf den Boden. „Gehen Sie ruhig schon zurück, Sasori no Danna, un. Ich kümmere mich um Kakuzu.“, murmelte er leise. Erstaunt sah ich ihn an, doch er wollte immer noch nicht hochsehen. Nun ja, wenn er mir schon das Angebot machte… Erneut drehte ich mich um und wollte weitergehen, doch diesmal war es Konan die mich aufhielt. „Sasori, hast du Pain schon Bericht erstattet?“, fragte sie mit kühler Stimme. Lautlos seufzte ich erneut und sah sie ebenso kühl an. „Nein, ich war gerade dabei.“, antwortete ich so beißend wie möglich. „Schön.“, erwiderte die Freundin des Anführers und stolzierte an mir vorbei. Manchmal hasste ich diese Frau wirklich. Selbst, wenn sie ihre guten Seiten hatte, an mir wischte sie die nicht ab. Ich knurrte noch einmal und machte mich eilig auf den Weg in das Büro Pains, um ihm Bericht zu erstatten, während Deidara mit Kakuzu um den Preis eines Sofas verhandelte. Nach einer geschlagenen Stunde entließ mich der Leader endlich. Seine Fragen waren irgendwann schon lächerlich gewesen. Jede Einzelheit hatte er wissen wollen, so ausführlich wie möglich. Vor allem über Deidaras Kampfstil und meine Einschätzung zu dem Thema wollte er besonders viel wissen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel mit ihm geredet hatte. Irgendwie geschafft ging ich durch die Flure, endlich in Richtung des Zimmers und meiner Werkstatt. Doch mit jedem Schritt wuchs die Vorfreude in mir. Wie lange hatte ich kein neues Werk angefangen? Wie lange war es her, seit die letzte Menschenmarionette unter meinen Händen ihr neues Leben erblicken durfte? Irgendwie hatte ich es sogar vermisst. Im Zimmer saß mein Partner auf seinem Bett und starrte gedankenverloren vor sich hin. Diesmal würdigte ich ihm keines Blickes und ging einfach weiter in meine Werkstatt, sorgsam jede Tür hinter mir abschließend. Innerhalb von fünf Minuten war mein Werkzeug bereit gestellt und der Mann, der inzwischen halb bei Bewusstsein war, an den Handgelenken aufgehangen. Meine Arbeit konnte beginnen. Ich musste ehrlich sagen, entweder er war noch so weit ohne Bewusstsein, dass er nicht alles ganz mitbekam, oder er war einfach hart im Nehmen. Die letzten meiner Opfer hatten lauter geschrien. So laut, dass ich sie irgendwann sogar umgebracht hatte, bevor sie so weit waren, da sie meine Nerven so unglaublich strapaziert hatten mit ihrem Geschrei. Aber er schrie zwar, wäre auch seltsam gewesen, wenn es anders gewesen wäre, allerdings so, dass meine Nerven nicht mal gespannt wurden und stattdessen meine eigene Mordlust wieder aufkeimte. Es war eine Seite von mir, die nur wenige Menschen bereits gesehen hatten. Eine Seite, die mir damals im Krieg meinen Künstlernamen, wie ich es nannte, eingebracht hatte. Inzwischen hatte ich sie soweit unter Kontrolle, dass sie nur noch zum Vorschein kam, wenn ich meine Kunst schuf. Ein irres Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und plötzlich gefielen mir die Schreie meines Opfers. Ich war so vertieft in meine Arbeit, dass ich nicht einmal merkte, wie sich jemand anderes gerade aus einem Zimmer schlich, die Gänge entlang huschte und das Gebäude verließ. Kapitel 10: Nur eine kleine Frage... ------------------------------------ Das erste Mal seit langem war ich endlich wieder richtig vertieft in meine Kunst. Endlich hatte sie mich wieder so in ihren Bann gezogen, dass ich gar nicht anders konnte, als eine Nacht lang durchzuarbeiten. Das Werk, das dadurch entstand, war herausragend, meiner Meinung nach. Die Waffen fehlten noch, doch er sah seinem menschlichen Vorbild so ähnlich, als hätte sich nichts verändert, als lebte er noch und würde gleich vom Tisch aufstehen und davon gehen. Doch das konnte er nicht mehr. Nicht ohne meine Hilfe. Eigentlich hatte ich vor, die Waffen noch zu erstellen und einzubauen, vielleicht noch ein neues Gift zu entwickeln und ihn als Testmarionette zu verwenden, doch dann fiel mir auf, wie viel Zeit inzwischen vergangen sein musste. Erstaunt darüber sah ich aus dem Fenster. Es musste so um die Mittagszeit sein. Und trotzdem bereute ich es nicht, wer sollte mich denn schon vermisst haben? Als ich diese Zeit keinen Partner gehabt hatte, hatte ich mich manchmal tagelang hier eingesperrt. Tja, allerdings musste ich mich jetzt um einen kleinen Iwa kümmern, der alleine nicht sonderlich klarkam. Seufzend legte ich mein Werkzeug zur Seite und verstaute mein neustes Kunstwerk in einer leeren Schriftrolle, die ich sorgsam in einem Schrank verstaute. Es sollte ja nichts drankommen, in meiner Abwesenheit. Hier kam zwar niemand rein außer ich selbst, aber man konnte ja nie wissen. Ich verließ die Werkstatt, schloss hinter mir ab und sah mich im Zimmer um. Deidara war nicht zu sehen, sein Mantel hing allerdings noch halb auf dem Bett. Wahrscheinlich war er unten beim Essen oder so. Vielleicht sollte ich mal nach ihm sehen, schließlich konnte man nie wissen, was er alles in meiner Abwesenheit angestellt hatte. Außerdem wollte ich mit Kakuzu reden, ob die Sache nun erledigt war, oder ob der Bengel wieder irgendwas zerstört hatte. Ich machte mich also auf den Weg durch die Gänge und wunderte mich bereits, dass es so merkwürdig still war. Normalerweise hörte man immer irgendwas. Meistens irgendwelche Stimmen, die durch die langen Gänge hallten oder Hidans laute Metalmusik. Manchmal auch Konan, wie sie heimlich sang, wobei das schon ein sehr seltenes Geräusch war. Mindestens aber Tobis aufgedrehte Lache, wenn er mal wieder irgendwas spielte. Aber… hier war es absolut still. Wenn nicht schon totenstill… Merkwürdig. Als ich im Gemeinschaftsraum ankam, der normalerweise immer Quelle der meisten Geräusche war, hielt ich perplex inne. Hier war niemand. Alles war vollkommen leer. Aber warum…? Mit ein paar Schritten durchquerte ich den Raum und sah kurz in die Küche, doch auch hier war niemand. Wo waren die denn alle…? „Sasori! Verdammt, da bist du ja!“, ich wirbelte herum und erkannte Kisame, der gerade in den Raum geplatzt kam. „Wo warst du denn?!“ Verwirrt sah ich ihn an. Sein Gesicht war aufgewühlt, als wäre irgendwas passiert. Und dass er nach mir gesucht hatte, war auch was Neues. Sowas war noch nie vorgekommen. „In meiner Werkstatt… Was ist denn los? Wo sind die alle?“, fragte ich nach. „Die meisten sind draußen, Tobi rennt hier durchs ganze Quartier. Ich habe nach dir gesucht. Deidara ist verschwunden.“, erklärte der Haimensch aufgebracht und sah mich vorwurfsvoll an. „Ach tatsächlich? Habe ich gar nicht mitbekommen.“, murmelte ich und zuckte desinteressiert mit den Schultern. Kisame schien das alles andere als zu gefallen und so kam er auf mich zu, packte mich am Kragen und zog mich zu sich, doch starrte ich ihn weiterhin unbeeindruckt an. „Hör mir mal zu, du kleiner rothaariger Zwerg! Deidara ist noch nicht mal erwachsen und hat ne Menge Scheiße im Kopf. Du bist sein Partner, sehr zu seinem Leidwesen. Du bist dafür zuständig, auch mal mit ihm zu reden und dich um ihn zu kümmern. Er ist dein Partner, verdammt! Das Wort hat nen Sinn! Also lass diese arrogante Visage gefälligst sein und hilf uns, ihn zu suchen. Hidan und Kakuzu sind auf Mission, Pain ist was erledigen in irgendeinem kleinen Kaff, Zetsu ist ebenfalls auf Mission. Nur Tobi, Konan, Itachi, du und ich sind hier, also müssen wir ihn suchen. Jetzt beweg deinen verdammten Arsch und fang an, dich endlich mal wie ein Partner zu benehmen!“, brüllte er mir ins Gesicht, stieß mich dann von sich und verließ den Raum genauso schnell, wie er gekommen war. Wow, Respekt. Der Kleine schien bereits ganz Akatsuki auf seine Seite gezogen zu haben. Und was war ich dann? Der böse Puppenspieler, der den armen kleinen Iwa misshandelte? Was sollte dieses dumme Spiel? Und jetzt war er also verschwunden. Wahrscheinlich abgehauen. Das würde auch dieses seltsame Schweigen mir gegenüber erklären. So ein verdammter Mist. Natürlich blieb es wieder an mir hängen. Gereizt verließ ich den Gemeinschaftsraum und packte ein paar verschiedene Schriftrollen ein. Danach verließ auch ich die Basis, um nach dem Ausreißer zu suchen. Und wenn ich ihn gefunden hatte, würde er ein Problem haben. Sollte er dafür beten, dass ein anderer Akatsuki ihn fand. Wobei er vielleicht der idiotischen Annahme war, dass man ihn nicht finden würde. Was wirklich ein dummer Gedanke war. Aber das war Deidara. Fragte sich nur, wo er sich verstecken könnte. Nachdenklich sah ich in den Himmel und überlegte. Und plötzlich kam mir sein lachendes Gesicht in den Sinn. Und noch eine Kleinigkeit: Nämlich sein plattgedrücktes Gesicht an einer Scheibe. Ich schüttelte mit dem Kopf, seufzte und setzte mich eilig in Bewegung. Wenn dieser Idiot wirklich wieder zurückgegangen war, würde ich ihm nicht nur eine reinhauen, weil er weggelaufen war, sondern auch, weil er sich mehr als dumm bei seiner Unterschlupfwahl angestellt hatte. Ausnahmsweise verlief mal alles nach Plan. Der Weg war zwar leicht und ohne Komplikationen, doch irgendwie musste ich zugeben, dass mir Deidaras Art zu reisen gefallen hatte. Der Wind im Gesicht, der einem die Haare aus dem Gesicht fegte und das Gefühl, irgendwie schwerelos zu sein… Ich war noch nie zuvor irgendwie geflogen und es machte süchtig, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. Am Abend dann kam ich endlich in Amegakure an. Es kam mir vor wie ein merkwürdiges Déjà-vu. Vor allem war es seltsam, jetzt alleine hier zu sein. Irgendwas fehlte. Es war so…still. Hatte ich mich etwa schon so sehr an den Chaoten gewöhnt…? Ich biss mir leicht auf die Lippe. Ich vermisste ihn nicht. Konnte ich ja gar nicht vermissen, schließlich war endlich das passiert, was ich mir gewünscht hatte. Und wenn man es genau betrachtete, ergab sich hier eine einmalige Möglichkeit. Wenn ich ihn fand, könnte ich ihn endgültig loswerden. Ich könnte ihn töten und sagen, ich hätte seine Leiche gefunden, wäre aber zu spät gekommen. Ich wäre wieder alleine und vielleicht würde Pain endlich einsehen, dass ich alleine besser dran war. Aber… Irgendwie wollte ich plötzlich nicht mehr ganz alleine sein. Aber das war Quatsch. Wenn ich ihn fand würde sich ergeben, was genau ich jetzt tun würde. Nach einer Weile erreichte ich den Dorfrand und erneut erhob sich vor mir der Wald. Nur noch ein kleines Stück und ich würde die kleine verfallene Hütte des Mannes erreichen, dessen Kopfgeld wir doch gerade erst eingelöst hatten. Hoffentlich war er da. Sorgsam unterdrückte ich mein Chakra und ging weiter, wenn auch um einiges langsamer als bisher. Während ich weiterging prüfte ich die Chakraquellen um mich herum und tatsächlich erkannte ich ihn, wie er sich in der Hütter versteckte. Ich lächelte leicht und näherte mich der Tür, wobei ich mich von den verdreckten Fensterscheiben fernhielt. Langsam umfasste meine Hand die Türklinke und drückte sie leise herunter, schob die Tür selbst lautlos auf. Tatsächlich hatte er mich nicht kommen gehört. Deidara saß zusammengekauert auf einem Sofa, den Kopf in den Armen vergraben, die Beine aufgestellt. Auf seinen Armen hatte sich bereits eine Gänsehaut gebildet, selbst hier in der Hütte war es mehr als kalt. Der Abend hatte die Luft unerwartet schnell abgekühlt und der Idiot hatte noch immer das von mir besorgte Netzshirt an, ohne jegliche Jacke oder sonstiges. Vielleicht sollte er sogar froh sein, dass ich ihn gefunden hatte. Ich trat ein und schloss die Tür wieder lautlos hinter mir, schloss dabei sogar noch ab, zog den Schlüssel aus dem Schloss und ließ ihn im weiten Ärmel meines Mantels verschwinden. Sicher würde er versuchen abzuhauen. Das leise Klicken des Schlosses hatte den Iwa-nin erschreckt. Alarmiert riss er den Kopf hoch, sprang auf und wirbelte herum. Seine Augen weiteten sich vor Schock. Er schien wie eingefroren. „Ich freue mich auch, dich zu sehen, Deidara.“, sagte ich ruhig und unterdrückte mein Chakra nicht länger. Als wäre es das Natürlichste der Welt ging ich ein paar Schritte auf ihn zu, doch er wich zurück und presste sich an die Wand. „Was ist los mit dir?“, noch einmal musterte ich ihn genau, besonders den Ausdruck in seinen Augen und ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Du bist also abgehauen, weil du Angst vor mir bekommen hast, richtig? Was für ein kluger Junge du bist. Allerdings habe ich eine Frage. Was genau hat dir ein Licht aufgehen lassen?“ Noch immer reagierte er nicht wirklich und so näherte ich mich ihm noch weiter und betrachtete ihn eingehender. Seine Haltung war abwehrend, ängstlich. Als wäre ich ein gefährliches Tier auf der Jagd. Als wüsste er, dass ich ihn jederzeit töten konnte und es sogar in Erwägung zog. „Was soll ich jetzt bloß mit dir machen, Deidara? Kannst du mir das verraten?“, schwer ließ ich mich auf das Sofa fallen und sah ihn von meiner niedrigeren Position aus fragend an. So harmlos wie es nur irgendwie ging. Ich wollte Antworten. Ich wollte wissen, was er über diese ganze Sache dachte und was er von mir dachte. Es interessierte mich enorm. Also musste er denken, ich sei nur hier, um ihn zurückzuholen. Er schluckte und sah mich misstrauisch an. „Sind Sie hier, um mich zu töten, un?“ Ich überlegte. Ja zu sagen war nicht die ganze Wahrheit. Nein war auch keine Wahrheit. Ich wusste es selbst nicht so genau, das war die Wahrheit. „Weiß nicht. Bist du hier, um vor mir wegzulaufen?“ „Weiß nicht, un.“, murmelte er leise und kam langsam näher. Er setzte sich mir gegenüber auf den Boden und betrachtete mich, während die Sonne hinter den Fensterscheiben endgültig versank und es dunkel wurde in der Hütte. Ich stand auf, suchte eine Weile und fand Streichhölzer und eine Kerze. Elektrisches Licht schien es hier nicht zu geben, also musste das eben ausreichen. Ich stellte sie zwischen uns und setzte mich wieder an meinen Platz zurück. Dabei ließ er mich nicht eine Sekunde aus den Augen. Die Angst in seinem Blick war inzwischen fast vollständig verschwunden. Jetzt war es Neugier, die siegte. „Sie machen mir Angst, Sasori no Danna, un. Das wissen Sie.“, fing er schließlich an. Ich nickte stumm und wartete halbwegs geduldig darauf, dass er weitersprach. Der Gedanke, ihn töten zu wollen, war nun gänzlich verschwunden. Ich würde ihn wieder mitnehmen, dessen war ich mir sicher. Er war einfach zu interessant, als dass ich ihn jetzt einfach so töten konnte. Nach einer Weile sprach er weiter, rutschte dabei näher an mich heran. „Als Sie mir das gezeigt haben, nun ja, Sie wissen schon…“, er stockte, fing sich aber wieder. „Da stand mein Plan fest, wegzulaufen, un. Ich habe Sie kämpfen gesehen und ich kann mir vorstellen, was Sie mit dem Mann gemacht haben… Er ist jetzt Ihr Eigentum, habe ich Recht, un?“ Wieder ein Nicken meinerseits. „Ich kann nicht behaupten, nicht selber grausam zu sein, un. Aber was Sie da machen ist krank. Das ist Ihnen bewusst?“ Erneutes Nicken. Tiefes Luftholen seinerseits. „Es ist schwer für mich, Sie als Partner anzusehen, un. Das sollte auch nichts Neues sein, un. Aber… ich will es wissen. Sind Sie ein Monster, Sasori no Danna?“, seine Augen leuchteten im Kerzenlicht und verliehen seiner Frage Nachdruck. Was für eine Frage… Schwierig, aber man konnte sie doch beantworten. Irgendwie war es eben doch offensichtlich. „Ja.“, war meine Antwort und es klang seltsam endgültig. Und doch schien es Anlass genug zu sein, dass Deidara sich noch ein Stück zu mir vorbeugte. „Wenn Sie mir etwas gestatten, werde ich freiwillig wieder mit Ihnen kommen. Ich werde nicht mehr weglaufen, un. Aber Sie dürfen sich nicht bewegen. Ist das in Ordnung, un?“, fragte er mit bestimmter Stimme und sah mich ernst an. Ich hatte keine Ahnung, wovon er redete und was er jetzt vorhatte, also nickte ich einfach mal. Langsam streckte er seine Hand aus. Mein erster Impuls war es, wegzuzucken, doch ich erinnerte mich daran, dass ich mich nicht bewegen durfte. Also hielt ich still und zuckte nur einmal kurz, als er seine Hand an meine Wange legte. Millimeter für Millimeter ließ er seine Finger runter zu meinem Kinn wandern, als ob er überprüfen musste, dass ich wirklich echt war und existierte. Noch eine Weile ließ er die Hand wo sie war und erst nach einer gefühlten Ewigkeit nahm er sie wieder weg. Ein Gefühl der Leere blieb zurück. Das Gefühl seiner Hand brannte noch immer auf meinem Gesicht und insgeheim wünschte ich mir, es würde dort bleiben und nicht einfach verschwinden. So etwas hatte noch nie jemand getan und auch wenn ich es nicht zugeben wollte, es war angenehm gewesen. Plötzlich merkte ich, dass er mich durchgehend beobachtete. Sofort zog ich meinen leicht in seine Richtung geneigten Kopf zurück und richtete mich gerade auf. „Was guckst du denn so?“, fragte ich ein wenig zu bockig. Es gefiel mir nicht, ihm diese Genugtuung zu verschaffen. Doch dann lächelte er plötzlich. Ein strahlendes Lächeln und vollkommen ohne Spott oder Hohn, so wie ich es eigentlich erwartet hatte. „Nein, Sie sind kein Monster. Irgendwie habe ich es mir doch gedacht, un.“, er grinste, stand auf und löschte die Kerze. Dann ging er rüber zur Tür. Vollkommen perplex sah ich ihn an, verstand die Situation kaum. Doch er lachte nur. „Wollen Sie mir nicht den Schlüssel geben, Danna? Ich möchte jetzt gerne nach Hause, un.“ Das verwirrte mich noch ein wenig mehr, trotzdem musste ich irgendwie schmunzeln und warf ihm den Schlüssel rüber. Er grinste erneut, schloss auf und trat ins Freie, wobei er bereits den Tonvogel für den Rückflug formte und zu seiner vollen Größe wachsen ließ. Erfreut folgte ich ihm auf den Rücken des Tieres. Der Rückflug dauerte noch nicht mal die Hälfte des Weges, den ich hatte herlaufen müssen und gut gelaunt hob ich den Kopf ein wenig an, um den Wind durch meine Haare fegen zu lassen. Ich spürte es nur schlecht auf meiner Puppenhaut und doch tat es irgendwie gut. Ich erinnerte mich kaum noch daran, wie es war, den Wind im Gesicht zu spüren… Das hier ließ mich wenigstens erahnen, wie es sich angefühlt haben mochte. Deidara neben mir war ebenfalls bester Laune. Lächelnd betrachtete er mich und ausnahmsweise störte es mich nicht. Heute Abend würde ich nicht mehr der strenge, kalte Meister sein, dafür war ich einfach zu fertig. Morgen konnte ich meine Rolle wieder übernehmen, aber bis dahin sollte es mir doch gestohlen bleiben. Als wir in der Basis ankamen wurde Deidara herzlich empfangen. Er wurde ausgefragt und er erklärte einfach, dass er aus der Mission etwas vergessen habe und es nur mal eben geholt hätte. Ihre Sorgen seien vollkommen unnötig gewesen. Prompt fing er sich eine Kopfnuss von Hidan. „Das nächste Mal opfere ich dich Jashin-sama, wenn du mal wieder irgendwas vergessen hast, du scheiß Vollidiot! Hast du Mistkerl eigentlich eine Ahnung davon, was wir durchmachen mussten?! Konan war voll para und hat uns allen den Arsch aufgerissen! Denk mal an uns du-“ „Hidan! Es reicht langsam, meinst du nicht?“, Kisame unterbrach den Jashinisten, bevor eine weitere Salve Beleidigungen folgen konnte. „Aber er hat recht, hättest ja mal Bescheid sagen können, Deidara-chan!“ Kisame wuschelte dem Iwa-nin durch die Haare und nickte mir kaum merklich, aber zufrieden zu. Ich nickte zurück. Es war klar, worauf er anspielte. „Ach ja, Deidara! Du warst bisher nie bei unserem Pokerabend dabei. Morgen Abend machst du aber mit, oder?“, fragte der Schwertträger. „Klar, warum nicht, un.“, Deidara grinste und zuckte mit den Schultern. „Aber kein Alkohol, Jungs. Pain sieht das nicht gern, wenn ihr euch so zulaufen lasst.“, meinte Konan und runzelte bereits die Stirn. Wahrscheinlich würde sie aufpassen wie ein Schießhund. „Würden wir doch nie machen. Haben wir dich jemals enttäuscht?“, Hidan grinste breit und sah Konan beinahe unschuldig an, doch die zog nur eine Augenbraue hoch. Oh super. Kaum war die eine Katastrophe überwunden, stand die nächste Katastrophe bereits an. Wahrscheinlich gab es morgen einiges für mich zu tun… Kapitel 11: Was ein Pokerabend mit sich bringt ---------------------------------------------- „Sieh mal Kisame-san! Tobi hat ein neues Spielzeug von Konan-san bekommen! Ist der nicht toll? Ich habe ihn Kisame-san genannt!“ Kisame, Hidan und Deidara saßen zusammen im Gemeinschaftsraum und waren gerade am Klären, wie sie den Pokerabend am besten organisieren sollten. Ich selbst saß ihnen gegenüber und las. Pain hatte mich dazu verdonnert, jetzt immer mindestens zwei Stunden am Tag in seiner Gegenwart zu sein. Das gefiel uns beiden nicht sonderlich, aber ändern konnte man es auch nicht. Tobi hüpfte gerade hinter Kisame auf und ab – in den Armen einen blauen Plüschhai, der mindestens so lang war wie mein Unterarm. „Tobi, nerv nicht.“, zischte Hidan aggressiv. Sofort hielt der Maskenträger in der Bewegung inne und erstarrte. „Darf… Darf Tobi nicht hier sein…? Mag Hidan-san Tobi nicht…? Oder darf Tobi sein Spielzeug nicht Kisame-san zeigen?“, seine Stimme klang schon weinerlich. Hidan riss die Augen auf. „Nein, nein! Verfluchte Scheiße, jetzt flenn ja nicht rum, Tobi!“ „Also… mag Hidan-san Tobi wirklich nicht!“, jetzt fing er an richtig zu heulen, drückte seinen Plüschhai an sich und rannte aus dem Raum. Sein Heulen war im ganzen Quartier zu hören. „Das kannst du nicht bringen, Hidan, un. Los, geh dich entschuldigen, bevor er noch das ganze Haus volljammert und du Ärger von Pain bekommst.“, seufzte Deidara. Der Jashinist stöhnte entnervt und stand auf. „Plant nicht zu viel ohne mich! Bin gleich wieder da.“, nuschelte er und folgte Tobi, allerdings mit einem gewissen aggressiven Gesichtsausdruck. Ich konnte nur für Tobi hoffen, dass er sich keine fing. Kisame hingegen schien inzwischen weiter gedacht zu haben. Er zeichnete etwas auf den Block vor ihm und zeigte es Deidara. Ich selber las seelenruhig weiter, ihre Planung interessierte mich nicht im Ansatz. Solange sie keinen Mist anstellten, den ich ausbügeln musste, war es mir egal. „Ähm, Danna… un?“, fing mein Partner vorsichtig an. Seit gestern nannte er mich nur noch ‚Danna‘. Es machte mir nichts aus, es war ja dasselbe, wenn auch wesentlich kürzer. Ich sah auf. „Macht es Ihnen was aus, wenn Sie uns mal eben alleine lassen würden, un?“, fragte der Blonde zuckersüß. Ich zog die Augenbraue hoch. „Ganz im Gegenteil, ich habe Besseres zu tun, als Babysitter zu spielen. Allerdings hat Pain was dagegen. Schade aber auch. Außerdem weiß ich, dass ihr Alkohol besorgen werdet, wenn es das ist, was ihr verheimlichen wollt. Tut euch keinen Zwang an und redet weiter.“ Kisame sah mich misstrauisch an. „Und du verpfeifst uns nicht?“ „Wieso sollte ich? Sowas habe ich nicht nötig. Um euch eins auszuwischen bräuchte ich Pain nicht. Konan schon gar nicht.“ „Wieso sollte man dir glauben? Bevor Deidara kam, hast du schließlich nicht mal zeigen wollen, wie du wirklich aussiehst. Ach ja, nebenbei…“, der Haimensch grinste. „Bist ja wirklich niedlich. Wie alt bist du, Kleiner? Vierzehn? Oder doch schon fünfzehn? Ein ganz großer Junge!“ Ich knirschte mit den Zähnen und funkelte ihn an. Deidara hingegen lachte. „Oh, du wirst es nicht glauben, un! Der Kerl ist…-“ „Ist zwar klein, aber stark genug, um dir deinen kleinen, bekiemten Kopf abzureißen.“, unterbrach ich ihn. Wenn rauskam, wie alt ich wirklich war, würde es nur wieder dumme Witze geben. Meine Größe war Anlass genug, darauf konnten sie sich meinetwegen stürzen. „Jedenfalls halte ich das, was ich sage. Ich werde euch schon nicht verpetzen. Seid gefälligst nicht so paranoid, ich bin kein Tobi, der sofort zu Pain rennt, wenn er was komisch findet und es nicht versteht.“ Kisame nickte langsam und kritzelte wieder irgendwas auf seinen Block. Ich seufzte entnervt und beugte mich wieder über mein Buch. Seit vier Uhr nachmittags räumten die drei durch die Gegend. Irgendwann erfuhr ich auch von Kakuzu, dass er ebenfalls kommen wollte, genau wie Itachi, was mich allerdings doch schon wunderte, für sowas war der Kerl eigentlich gar nicht der Typ. Tobi wurde wegen ‚geistiger Minderjährigkeit‘ ausgeschlossen. Deidara hingegen wurde sofort in die Mitte genommen, als hätten sie nur auf ihn gewartet. Mich störte es nicht. Ich würde da nicht mitmachen. Schließlich gab es Besseres zu tun, als sich den Kopf weg zu saufen. Und das würden sie definitiv. Es sei denn, Konan kam dazwischen. Doch die war blöderweise gerade jetzt mit Pain auf Mission, sodass sie nicht mitbekam, wie die Jungs ihre Flaschen heimlich in Hidans und Kakuzus Zimmer brachten, oder wo auch immer sie die heute Abend hinschaffen würden. Das hieß, der einzige hier in diesem Gebäude mit einem gewissen Grad an Vernunft war ich, aber anscheinend auch nur ich allein, sonst hätte Kakuzu nicht zugestimmt, einzusteigen. Aber natürlich war das Gegenteil undenkbar, schließlich ging es hier um Geld. Um sechs Uhr abends hörte ich das gläserne Klirren von Flaschen in Plastikboxen. Also wurden sie jetzt erst ins Zimmer geschafft, hm, später als erwartet. Ich wollte gar nicht sehen, wie viel genau sie besorgt hatten, aber sicherlich genug, sodass sich jeder einzelne von ihnen die Kante geben konnte. Ich wollte mich da auch nicht einmischen, hatte nichts gehört und es war nicht meine Schuld. Verdammt, ich musste keinen 91-jährigen Mann und seine Truppe bemuttern. Kopfschüttelnd verschwand ich in meiner geliebten Werkstatt und ließ die Menschen, Menschen sein. Sollten sie doch ihren Spaß haben, ich würde mich um mein neuestes Werk kümmern, denn noch immer hatte er keine Waffen. Hilflos lag der Mann, wenn man ihn denn noch Mann nennen konnte und wollte, auf meiner Werkbank, die Augen leer und leblos, vollkommen ohne Ziel an die Decke starrend, als würde er vergebens auf ein wenig Hoffnung warten, welche ihm nicht mehr gewährt wurde. Ich kramte in einer bestimmten Schublade nach Messern und Säbeln, die noch übrig und nicht verbaut waren. Dabei ließ sich so einiges finden, wie zum Beispiel eine gebogene Eisenkralle, die mich ein wenig an die der Puppe vom Kazekagen erinnerte. Vielleicht würde ich sie benutzen… Ich würde sie noch ein wenig schleifen, ein bisschen Gift – das Teil könnte sich als mörderisch erweisen. Schon jetzt konnte man sich daran ohne Probleme den Finger abschneiden. Ein tolles neues Spielzeug. Bereits um acht Uhr klopfte Deidara an die Tür meiner Werkstatt. „Dannaaaaa~ ,un? Ich bin jetzt weg, un!“, rief er und schien noch einen Moment auf eine Antwort zu warten. Wie niedlich, als ob er um Erlaubnis fragen wollte. Vielleicht wollte er das ja auch…? Dann hatte er seine Lektion gelernt und begriffen, dass er auf mich zu hören hatte. Oder aber ihm lag was an meiner Meinung, wobei das einfach nicht zu ihm passte. Dafür war er einfach zu draufgängerisch und stolz. Ich hielt es nicht für nötig, darauf zu antworten. Er musste mir wohl wirklich nicht Bescheid sagen, wann er jetzt zu seinem gemeinschaftlichen Pokerabend ging, ein paar Räume weiter. Obwohl es ja auch bedeutete, dass ich dann wenigstens Bescheid wusste, wann genau ich absolute Ruhe hatte. Und diese tollen Stunden würden jetzt endlich folgen, ohne nerviges Geklopfe an der Tür. Und diese Stunden kamen. Es war tatsächlich absolut still, kein Geräusch war zu hören. Irgendwie erholend, so nach diesen aufwühlenden Tagen, die ich ja eigentlich nicht gewollt hatte. Irgendwie war es ja auch Deidaras Schuld… Schweigend konzentrierte ich mich auf meine Arbeit und versank vollkommen darin. Nur das leise Klackern von Holz und Metallgelenken war zu hören. Sonst absolut nichts. Ungewohnt, wenn ich ehrlich sein sollte. Doch meine Arbeit lenkte mich ab und so vergingen die Stunden wie im Flug. Erst Stunden später merkte ich, dass es bereits stockdunkel war. Benommen sah ich von meiner Arbeit auf, in Gedanken noch vollkommen in Rechnungen zum Thema Marionettenbau vertieft, nur langsam bekam ich klare Gedanken. Es musste schon tief in der Nacht sein, wahrscheinlich sogar nach Mitternacht. Nun schon wacher sah ich auf die Uhr und tatsächlich, es war bereits vier Uhr morgens. Bald würde es hell werden. Da ich nachts einfach nichts zu tun hatte, außer an meinen Werken herumzubasteln, blieb mir nichts anderes übrig, als einfach weiterzumachen, doch mir fehlte ein Teil. Nach einer Weile fiel mir ein, dass das Teil noch in meiner Tasche im Schrank lag, der wiederum im Zimmer stand. Seufzend schloss ich die Türen auf und machte mich schon auf den Anblick eines tief und fest schlafenden Deidaras gefasst, doch als ich ins Zimmer trat, war sein Bett leer. Es war nicht mal angerührt worden. War er immer noch auf seinem komischen Spieleabend…? Oder war er etwa wieder abgehauen, hatte die Gunst der Stunde genutzt, jetzt, wo wahrscheinlich die Hälfte von Akatsuki betrunken war? Ganz automatisch spannte ich die Fäuste an. Ich musste ihn schnellstens hierher bekommen, bevor jemand was merkte, sonst würde das für mich ordentlichen Ärger bedeuten, in beiden Fällen. Denn wenn er noch bei den anderen war, dann wahrscheinlich sturzbetrunken und dafür würden mir Pain und Konan eine reinwürgen. Wenn er abgehauen war, war das natürlich auch meine Schuld. Verdammt. Hastig öffnete ich die Tür und machte mich als erstes auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Vielleicht war er da oder in der Küche. Unwahrscheinlich, aber der Kerl kam mir sowieso meistens ziemlich durchgeknallt vor, also spielte das schon mal keine Rolle. Doch der große Gemeinschaftsraum war leer. Dunkel lag er da, vollkommen still. Genau wie die Küche. Im ganzen Quartier war kein einziges Geräusch zu hören. Schade, das erschwerte meine Suche. Langsam ging ich wieder zurück durch die Gänge, legte hier und da das Ohr an eine Tür, aber überall herrschte diese Stille. Meine Schritte schienen vollkommen fehl am Platze zu sein. Nur in Itachis und Kisames Teamzimmer hörte ich ein Rascheln. Eigentlich wollte ich ja nicht reinsehen, aber… Es war nur zu meinem Besten. Also öffnete ich die Tür, beinahe geräuschlos und spingste in den Raum. Das eine Bett war leer, auch sonst war das komplette Zimmer leer, nur in dem zweiten Bett lag eine Gestalt. Zuerst dachte ich, Kisame hätte sich wieder eine Frau mitgebracht und sie kurzzeitig hier deponiert, doch dann erkannte ich, dass es sich doch um Itachi handelte, nur mit offenen Haaren. Schlafend. Hastig schloss ich die Tür wieder und schlich weiter. Man, ich wollte hier echt nicht den Stalker vom Dienst spielen! Irgendwann ertönte doch ein Geräusch. Leise, kaum hörbar, aber doch da. Ich drehte mich nach rechts und zog die Augenbrauen hoch. Also tatsächlich Hidans und Kakuzus Teamzimmer. Seufzend öffnete ich die Tür und sah hinein. Und fast hätte ich mir die Hand vor die Stirn geklatscht. Das war ja mal wieder so typisch. Hidan hatte sich anscheinend auf das Bett schleppen wollen, war allerdings in der Bewegung eingeschlafen. Sein Kopf und Oberkörper hingen auf dem Bett, der Rest hing auf dem Boden. Ein Oberteil trug er nicht mehr. Kisame sah nicht besser aus. Er lag wie erschossen auf dem Boden, Arme und Beine weit von sich gestreckt, als wolle er einen Schneeengel mitten im Zimmer machen. Eine Flasche hing noch in seiner Hand, wobei der Inhalt fein säuberlich neben seinem Kopf verteilt war. Kakuzu war einfach umgekippt. Seine Beine waren sogar noch irgendwie halb verschränkt, als hätte er vorher mal im Schneidersitz gesessen. In seinen Armen lag ein kleines Vermögen, wohl sein Verdienst. Tja und Deidara lag praktisch direkt vor mir. Er lag auf der Seite, die Haare verdeckten sein Gesicht. Allesamt schliefen tief und fest, die Geräusche waren Kisames und Hidans Schnarchen gewesen. Im gesamten Raum lagen überall leere Flaschen und Spielkarten verteilt, als wäre ein Taifun durch das Zimmer gejagt. Ich seufzte tief und beugte mich zu Deidara runter, strich ihm die Haare aus dem Gesicht. „Hey, Deidara! Wach auf!“ Er murmelte irgendwas Unverständliches und drehte sich auf den Rücken. Ich schüttelte mit dem Kopf, zog ihn hoch und legte seinen Arm um meinen Hals, sodass ich ihn stützen konnte. Er wog nicht viel und schien inzwischen sogar halbwach zu sein, denn seine Beine bewegten sich halbwegs mit, als ich mit ihm das Zimmer verließ und den Flur entlang schlurfte. Er sprach nicht, wofür ich auch irgendwie dankbar war. Ich wollte wirklich nicht wissen, was der in betrunkenem Zustand so von sich gab. Im eigenen Zimmer angekommen hatte ich meine liebe Mühe damit, ihn ins Bett zu schleifen. Zuerst lag sein Kopf, dann rutschte er wieder vom Bett, sodass ich ihn auffangen und erneut darauf legen musste. Die azurblauen Augen waren inzwischen offen und musterten mich neugierig, wobei ein Grinsen sein Gesicht zierte. Die Wangen waren leicht gerötet vom Alkohol. „Dannaaaa….un….“, er grinste noch breiter. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Respekt, du erkennst mich noch.“, damit wollte ich mich eigentlich umdrehen und wieder in die Werkstatt gehen, doch er packte meinen Arm und hielt mich fest. Verdutzt sah ich zurück und traf seinen benebelten Blick. „Danna…“, murmelte er noch einmal, diesmal kaum hörbar, und zog mich mit einem Ruck zu sich. Ich stolperte und verlor das Gleichgewicht, sodass ich mit den Schienbeinen gegen den Bettrand stieß und nach vorne kippte, wobei ich mich noch mit den Händen abstützen konnte, bevor ich halb auf ihm landen konnte. Doch noch bevor ich überhaupt irgendwie reagieren konnte, oder mich wenigstens entfernen konnte, zog er mich erneut zu sich, diesmal mit der Hand in meinem Nacken, und presste plötzlich aus heiterem Himmel seine Lippen auf meine. Zuerst wollte ich mich geschockt losreißen, aber er krallte sich so sehr an mich, dass ich einfach nicht zurückweichen konnte. Und dann auf einmal hielt ich inne. Ich spürte etwas, tief in mir. Etwas Unbekanntes. Eine Wärme, die leicht kribbelte. So etwas hatte ich noch nie gespürt, hatte noch nicht einmal gewusst, dass es sowas gibt. Und ich wollte es festhalten, es auskosten, für einen kleinen Moment. Verstand gegen Gefühle, die nicht einmal existieren sollten. Also schloss ich die Augen und erwiderte ich den Kuss, einfach, um es auszutesten und diese neue Regung auszuprobieren. Deidara halb unter mir nahm dies mit einem leisen Seufzen zur Kenntnis und zog mich weiter zu sich. Ich ließ es geschehen, vollkommen in der Situation vertieft. Innerlich wütete ein halber Wirbelsturm, alles verwirrte mich und alles war vollkommen neu. Ich realisierte kaum, dass ich inzwischen ganz über ihm auf dem Bett lag. Es interessierte mich schlicht nicht mehr. Es gab Wichtigeres… Bis ich seine Hand unter meinem Shirt spürte. Von jetzt auf gleich setzte mein Verstand wieder ein. Fast schon reflexartig riss ich mich so schwungvoll von ihm los, dass ich halb vom Bett fiel und auf dem Boden landete. Deidara sah mich fragend an, als erwarte er, dass ich wieder zu ihm kam, doch ich starrte ihn nur zutiefst geschockt an. Fluchtartig stand ich auf und rannte zurück in die Werkstatt, schmiss die Tür hinter mir zu und schloss zweimal ab. Verdammt, was war denn los?! Wie hatte ich sowas nur tun können, vollkommen freiwillig?! Und es auch noch so genießen können! Meine Hand wanderte zu meinem Herzen und das erste Mal seit ewigen Zeiten spürte ich einen fast schon menschlich starken Herzschlag pochen, der mir sogar im Kopf wiederhallte. Und etwas fehlte plötzlich. Irgendwas fehlte, alles in mir zog. Es schmerzte, dieses Gefühl. Kapitel 12: Wie man richtig spielt ---------------------------------- Es dauerte ganze drei Tage, bis ich mich wieder halbwegs zusammen hatte. Jetzt soll mich niemand für verrückt halten, das bin ich wirklich nicht, es ist nur… eine Erfahrung für sich, wenn man nun mal so jemand ist, wie ich es bin. Man sollte einbeziehen, dass ich kein Mensch bin und sich bisher niemand getraut hat, sowas zu machen. Wobei man sagen muss, dass sich Deidara sicher auch nicht getraut hätte, wenn er ihn sich nicht ‚angetrunken‘ hätte. Nun stellte sich nur noch eine Frage: Was genau hatte da jetzt hintergesteckt? Er könnte einfach nur vollkommen betrunken gewesen sein und einfach aus totaler Verwirrung heraus gehandelt haben. Oder er hatte das schon länger vor, brauchte nur etwas alkoholischen Mut. Oder aber ich interpretierte einfach viel zu viel hinein. Ich wurde paranoid, ganz sicher. Eine andere Frage war, wie es jetzt weitergehen sollte. Wie sollte ich mit ihm reden? War alles wie immer? In diesen Tagen hatte er mehrmals an meine Tür geklopft, einmal hatte sogar Pain angeklopft, aber ich hatte geschwiegen und alles vollkommen ignoriert. Aber Deidara hatte normal geklungen. Genervt, aber normal. Und er hatte geredet wie sonst auch. Hatte mich ‚Danna‘ genannt, mich gesiezt und sein ‚un‘ nicht vergessen. Alles wie gehabt. Aber ich wollte da nicht raus… Die dritte Frage und für mich immer noch die wichtigste Frage: Was sollte jetzt mit mir werden? Dieser Moment, in dem er mich geküsst hatte, hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt, unauslöschlich. Aber dieses Gefühl… Es war gerade mal 72 Stunden her, aber mir fehlte es irgendwie. Auch wenn ich das niemals in meinem Leben zugegeben hätte. Schon hatte ich Ansätze davon vergessen. Vielleicht war es auch mein Stolz, der es verdrängt hatte. Aber ein anderer Aspekt der Frage war immer noch: Was war denn jetzt mit diesem nervigen Balg? Dieses Gefühl wurde wahrscheinlich durch die letzten Reste meiner Menschlichkeit im Herzen hervorgerufen. Also hatte das nichts mit Deidara zu tun. So war es doch, ganz sicher. Aber was war denn, wenn nicht…? Genau darüber hatte ich mir den Kopf zerbrochen und immer, wenn meine Gedanken darum kreisten, wechselte ich innerlich bereits das Thema, als ob diese Frage ein absolutes Tabu wäre. Und das war sie auch, denn letztendlich lief das alles auf eine Tatsache hinaus: Ich war eine Puppe. Eine Puppe war dazu da, zu kämpfen und die Zeit zu überdauern. Sie fühlte nicht, aß nicht, trank nicht, alterte nicht. Sie war nicht menschlich. Das konnte man dann Puppe nennen. Ich war Akasuna no Sasori. Der beste Marionettenspieler und –bauer der Welt. Ich war bekannt für meine Grausamkeit und Kälte. Kein Mensch mehr, vollkommen in der eigenen Kunst versunken. Der rote Skorpion. Das war ich. Und das sollte auch so bleiben. Wenn ich an meinen Partner dachte, was fiel mir zu ihm ein? Ich stellte mir sein Gesicht vor. Ich hatte niemals gesagt, dass er schlecht aussah. Aber das interessierte mich doch nicht, schließlich bedeutete mir der Kerl nichts. Wenn ich mich überhaupt für solche menschlichen Bindungen interessieren würde, dann würde ich mich wenn schon für Frauen interessieren. Nicht für Männer. Und vor allem nicht für sechzehn Jahre jüngere Männer, also halbe Kinder. Und für diese ganzen Überlegungen brauchte ich tatsächlich drei volle Tage. So viel zum Thema Puppe, ein Mensch hätte das nicht ausgehalten. Am Morgen des vierten Tages stand ich endlich vor der Tür meiner Werkstatt, mit dem Schlüssel in der Hand und starrte zögerlich die Klinke an. Sollte ich wirklich rausgehen…? Wenn man es genau nahm, konnte ich bis in alle Ewigkeit hier drin bleiben… Wobei meine Ewigkeit dann kaum noch Sinn hätte. Ich könnte es höchstens noch ein bisschen aufschieben und vielleicht morgen oder heute Abend rausgehen… Nein, jetzt mussten die endlosen innerlichen Ausreden mal aufhören! Entschlossen steckte ich den Schlüssel ins Schloss, schloss auf und öffnete schwungvoll die Tür. Und blieb mitten im Türrahmen stehen. Schräg gegenüber von mir lag Deidara auf dem Bett. Also so halb. Der Kopf hing gerade so vom Bettrand, sodass seine Haare schon auf dem Boden lagen. Seine langen Beine waren an die Wand gelehnt. In den Händen hielt er ein Stück Lehm, welches seine Münder an den Handflächen fleißig bearbeiteten. Jetzt neigte er den Kopf ein wenig und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. „Ah, Danna, un! Sie kommen ja auch noch mal raus, was für ein ungewohnter Anblick, un!“, er strahlte mich an und seine Augen leuchteten ein wenig. Und irgendwie wurde mir warm. Keine Ahnung, wie das möglich war, das sollte eigentlich auch nicht gehen… „J-Ja, ich hatte viel Arbeit und war beschäftigt.“, erklärte ich gespielt ernst und sah ihn zumindest halbwegs kalt an. Er grinste und drehte sich auf den Bauch, sodass er mich besser ansehen konnte. „Dann hätten Sie doch was sagen können, ich dachte schon, Sie hätten sich selbst ein Messer irgendwohin gerammt und wären verblutet oder so. Oder hätten sich an einem Kabel oder sonst was selbst stranguliert, un! Das ist alles möglich, wissen Sie, es gibt doch so viele Möglichkeiten.“, er lachte. Anscheinend hatte er verdammt gute Laune. Irgendwie makabere gute Laune… „Ich dachte schon, Sie wollen wegen mir nicht mehr rauskommen, un.“ Automatisch schluckte ich und sah ihn bemüht unwissend an. Vielleicht kaufte er es mir ja ab, dass ich mich nicht erinnern konnte… „Ja, un. Ich dachte, Sie seien noch sauer, weil ich so betrunken war. Wobei ich mich nicht mehr erinnern kann, ins Zimmer gegangen zu sein, un. Haben Sie mich etwa geholt? Wenn ja, vielen Dank, un! Konan hat die anderen am nächsten Tag gefunden und ihnen die Hölle heiß gemacht, un. Nur ich habe keine Extraarbeiten bekommen!“, er lachte fröhlich und knetete nebenbei weiter an seinem Stück Lehm. Ich starrte ihn perplex an. „Du meinst also, du kannst dich nicht mehr erinnern? An gar nichts mehr?“ „Oh, doch natürlich, un. Also wir haben getrunken und so und haben ein paar Runden Poker gespielt, un. Kakuzu hat andauernd gewonnen und Hidan war schon kurz nach dem Anfang randvoll und hat sich das Shirt ausgezogen, bis ihm Kisame dafür eine reingehauen hat und später hat dann Kakuzu-“ „Jaja, schon klar, aber ich meine danach.“ „Danach? Ich bin irgendwann eingepennt und bin in meinem Bett aufgewacht, un. Wieso fragen Sie denn so nervös?“, er sah mich mit seinen großen blauen Augen fragend an und irgendwie fiel mir ein Stein vom Herzen. Wir konnten sie Angelegenheit also begraben, es war nie passiert, keiner wusste was davon. Irgendwann würde ich es auch sicher vergessen, so wie Deidara es bereits getan hatte. „Ach nichts. Habe mich nur gefragt, wie viel du überhaupt noch weißt, nachdem du so glanzvoll deine letzten Gehirnzellen mit Alkohol getötet hast.“, erklärte ich betont desinteressiert und schloss die Tür hinter mir wieder ab. Empört sah der Blonde auf. „Was soll der Mist denn jetzt, un?! Kaum sind Sie wieder hier, schon müssen Sie mich wieder fertig machen?!“ „Das war eine Feststellung. Ich mache dich nicht fertig. Knet du ruhig weiter an deinem Stück Matsch.“, ich winkte müde ab und verließ das Zimmer, hauptsächlich, um etwas Abstand zwischen ihn und mich zu bringen. Sein Gesicht erinnerte mich zu sehr an diese paar Minuten. Besser gesagt sein Mund, seine Lippen. Irgendwie hatte ich plötzlich Gedanken und Vorstellungen im Kopf, die ich gar nicht da drin hatte haben wollen. Langsam schlenderte ich durch den Flur, komplett ohne Ziel. Ich dachte nicht mal nach, wohin ich ging. Doch irgendwie führten mich meine Füße in den Gemeinschaftsraum. Irgendwas würde man da schon als Ablenkung finden, also öffnete ich die Tür und trat ein. Auf der Bank saß Kakuzu und zählte gemütlich seine Geldscheine. Ich seufzte leise. Endlich mal jemand, der beinahe eine entspannende Gesellschaft sein konnte. Kakuzu war mir von den Akatsukis am liebsten. Schweigend setzte ich mich neben ihn, verschränkte die Arme und legte den Kopf darauf. So blieben wir sitzen, ich mit aufgestütztem Kopf und er geldzählend. Muss ein seltsames Bild abgegeben haben, aber diese stille Gesellschaft tat ganz gut, nach drei Tagen in meiner Werkstatt. Dank Deidara war ich einfach gewöhnt, jemanden um mich zu haben. „Na, lässt du dich auch mal wieder blicken?“, fragte Kakuzu locker, während er immer noch weiterzählte. „Hatte viel Arbeit.“, war meine knappe Antwort. „Ach ja? Also die anderen hier dachten schon, du begehst da in deinem Kämmerchen heimlich still und leise Suizid oder so. Hast mir eine Menge Kohle eingebracht.“ Ich seufzte entnervt und drehte den Kopf zu ihm, sodass ich ihn ansehen konnte. „Warum denken eigentlich alle, dass ich mich umbringe, verdammt?! Und wieso habe ich dir Geld eingebracht?“ „Itachi hat gewettet, du bleibst da drin und wir sehen dich nie wieder. Ich habe gewettet, dass du nur ein paar Tage brauchst und dann angekrochen kommst.“, erklärte er stolz und hielt das Geld ein wenig hoch. „Jetzt habe ich gleich noch mehr davon!“ „Freut mich, wenn ich dir helfen konnte. Aber hat dir das Geld, dass du allen hier beim Spielen abgezogen hast, nicht gereicht?“ Kakuzu zischte leise durch die Zähne. „Pah. Weißt du, was das Problem hier ist? Der Lohn.“ „Lohn?“, fragte ich entgeistert nach. „Ja. Ich habe sämtliche hier im Gebäude Anwesende bis zum letzten Rest abgezogen, aber das Geld, was dabei rumkam, war auch nicht so viel. Das liegt am Lohn. Der ist hier nämlich unter jeder Grenze. Aber was will man machen… Die Wette hat’s ja auch getan. Eine wahre Freude, dass Itachi noch Geld übrig hatte. Oder noch hat. Ich geh es mir gleich abholen.“ „Aha. Wie bist du eigentlich früher an so viel Geld gekommen?“ „Weißt du, Sasori…“, er lehnte sich ein wenig zurück und steckte das Geld wieder ein. „Dein Problem ist, dass du die Menschen einfach nur verachtest, oder als Opfer ansiehst. Aber du musst alles dreimal überdenken. Menschen sind äußerst nützlich, denn sie haben den kleinen Vorteil, dass man sie manipulieren kann. Aktionen rufen gewöhnlich Reaktionen hervor. Also, was machst du? Du planst deine Aktionen so, dass die gewünschten Reaktionen entstehen. Zwing ihnen unbemerkt deine Pläne und deinen Willen auf, so kommst du ans Ziel. Sie dürfen es selber nicht merken, doch wenn sie es merken, muss deine Aktion gut genug gewesen sein, sodass sie sich nicht wehren. Lass sie glauben, es sei ihr eigenes Gefühl, was sie da haben, der eigene Wille, dir zu folgen, ihre eigene Idee. So kann man sie problemlos ausnutzen und machen, was man will. Spiel mit ihnen, Sasori, und sie liegen dir zu Füßen.“ Ich sah ihn an und schwieg. In meinem Kopf rasten die Gedanken hin und her. Was er da sagte, ergab Sinn. Es war eine fantastische Idee, vielleicht nicht gerade fair, aber wirklich fantastisch und es könnte klappen, wenn ich es nur richtig anstellte. Aber dafür musste ich planen und damit würde ich sofort anfangen. Hoffentlich klappte das dann alles so, wie es sollte… Kakuzu hatte mich auf eine Idee gebracht. Diese ganze Angelegenheit einfach zu vergessen war mir eben schon missfallen und nun hatte er mir eine perfekte Idee zum Lösen des Problems geliefert. Die größte Frage, dich mich im Moment beschäftigte, war nämlich, was genau Deidara jetzt eigentlich für mich empfand. Ihn einfach zu fragen kam natürlich nicht infrage. Aber diese Idee… Ich könnte es aus ihm heraus zwingen. Man konnte es ja nicht mal Zwang nennen, eher… Mut machen. Und sobald ich mir etwas überlegt hatte, würde mein Plan starten. Aktion „Deidara“ Teil 1 konnte beginnen… Kapitel 13: Aktion "Deidara" - Teil 1 ------------------------------------- In den nächsten Wochen stellte sich heraus, dass Deidara äußerst positiv eingestellt und offen mit Teil 1 meines Planes umging. Natürlich hatte er keine Ahnung, doch die Veränderung im Umgang zwischen uns nahm er sichtlich erfreut war. Teil 1 bestand lediglich aus einem kleinen, kaum sichtbaren ersten Schritt. Ein einfacher Schritt, in die von mir vorgegebene Richtung. Und mein Partner trabte heiter hinterher. Anscheinend hatte er sich genau das gewünscht: Eine bessere Partnerschaft, eine lockerere Partnerschaft. Und genau das bekam er jetzt im ersten Teil. Ich redete mehr mit ihm, lächelte ein wenig öfter und zeigte auf Missionen Rücksicht. Das alles zeigte bald erste Ergebnisse. Denn plötzlich lachte er in meiner Gegenwart viel mehr und hatte auf einmal kaum noch Probleme damit, mir zuzuhören und das zu tun, was ich ihm sagte. Dieses erste Ergebnis kam so schnell, dass ich es sogar in Erwägung zog, den zweiten Teil gleich dranzuhängen, doch das wurde trotz Ungeduld wieder zur Seite geschoben. Man wollte ja bloß nichts überstürzen! Zwei Wochen nach Beginn meines Plans, wir kamen gerade von einer Mission zurück, wurde ich von Konan zu Pain ins Büro gerufen. Deidara ging schon vor in unser Zimmer zurück, wobei er mich noch einmal kurz anlächelte. Ganz automatisch lächelte ich zurück und wollte losgehen, doch da sah ich Konans Blick. Sie grinste und hob beide Augenbrauen und sobald der Blonde aus unserem Sichtfeld verschwunden war, fing sie an zu reden. „Aha? Woher kam das denn?“, fragte sie süffisant, als hätte sie nur darauf gewartet, sowas mal zu sehen. „Was grinst du so? Und was soll denn sein?“, gab ich mürrisch zurück und ging los, wobei sie ruhig neben mir herging. Da lächelte sie mich plötzlich fröhlich an. „Na ja, so kennt man dich gar nicht. Zuerst sieht man dein wahres Gesicht, dann redest du plötzlich und auf einmal lächelst du deinem Partner hinterher. Ich finde den neuen Sasori gar nicht mal so schlecht.“ Ich warf ihr einen kleinen Seitenblick zu. „Es gibt keinen neuen Sasori, Konan. Ich bin immer noch ich und das werde ich auch bleiben, verlass dich darauf.“ Mit diesen Worten ließ ich sie mit einem verblüfften Gesichtsausdruck im Flur stehen und floh schon fast in Pains Büro. Auch wenn sie jetzt freundlich war, ihr Auffassungssinn war mir einfach zu gut… Nachher gefährdete sie noch meinen Plan und dann konnte ich alles in die Tonne stecken. Gerade lief es doch so gut… Pain saß wie immer hinter seinem Schreibtisch und kramte in irgendwas rum. Seinen Job wollte ich ja auch nicht haben, mit dem ganzen Papierkram… Sicher hatte der auch nie Urlaub. Und wenn man dann auch noch so manche Idioten hier sah, musste man den Leader einfach nur noch bemitleiden. Gerade setzte Pain zum Sprechen an, als plötzlich ein jämmerliches Heulen zu hören war. Mal wieder. Und es wurde lauter. Der Anführer und ich sahen uns an und seufzten fast schon synchron, denn es dauerte keine zwei Minuten, bis sich unser Verdacht bestätigte: Tobi kam heulend ins Büro gestürzt. Jammernd kauerte sich hinter den Stuhl des Leaders. Dicht gefolgt kam auch noch Hidan mit seiner Sense in den Raum gestürzt, sichtlich aggressiv und er war drauf und dran, trotz Zuschauer auf den Maskenträger loszugehen. Pain warf mir einen auffordernden Blick zu und ich verstand, auch wenn ich ja eigentlich keine Lust auf sowas hatte. Innerhalb einer Sekunde hatte ich dem Jashinisten mit meinen Fäden die Sense entrissen und war hinter ihn getreten. Ich packte seine Arme, verdrehte sie schmerzhaft und hielt sie an seinem Rücken fest, sodass er sich kaum bewegen konnte. Natürlich war Hidan wesentlich größer als ich, sodass ich meine Kraftreserven, die ich als Puppe bekommen hatte, benutzen musste, um ihn festhalten zu können. „Du kleine verf****e Puppe, nehm gefälligst deine dreckigen Hände von mir, oder ich mach dich kalt!“, brüllte er und versuchte sich loszureißen, doch ich konnte ihn problemlos halten, zumal er dank dieser ungünstigen Position nicht wirklich Kraft in die Arme bringen konnte. Pain stand seufzend auf. „Hidan, halt dich zurück. Und Tobi, verdammt noch mal, lass endlich meinen Mantel los! Was ist denn überhaupt schon wieder passiert? Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du Tobi in Ruhe lassen sollst, Hidan?!“ „Jaaaa jetzt ist es wieder meine Schuld! Diese Ratte da ist in mein Zimmer gegangen und hat das Jashin-Zeichen an der Wand verunstaltet!“, schnauzte der Sensenträger. Verwirrt sah ihn der Anführer an. „Du hast gar kein Jashin-Zeichen an der Wand.“ „Doch! Deidara-chan hat es mir gestern Abend gezeichnet, extra in schöner blutroter Farbe und jetzt hat dieser ver****** kleine Dreckssack mit rosa Farbe drübergekrakelt! Also lass mich los, du scheiß Holzwurm und lass mich diesen Spast da endlich Jashin opfern!“, wieder versuche er, sich zu befreien, doch ich hielt ihn weiter schraubstockartig fest. Tobi jammerte noch lauter. „A-Aber Tobi hat es doch nur schöner gemacht! Kakuzu-san hat gemurmelt, dass die Farbe ihn irgendwann noch ganz doll böse macht und er das Zeichen auch ganz blöd findet und da wollte Tobi es schöner machen, damit es ganz lieb aussieht!“, heulte er und versteckte sich weiter hinter Pain, wobei er durchgehend an dessen Mantel zerrte. Wahrscheinlich heulte er ihn gerade auch noch voll. Mit einem kräftigen Ruck befreite sich der Leader und setzte sich wieder vollkommen gefasst auf seinen Stuhl. „Also schön, wir machen das anders. Tobis Wille war ja nicht gegen dich, Hidan. Wenn auch etwas… unverständlich irgendwie. Sasori, eigentlich wollte ich dir eine andere Aufgabe geben, aber da das Problem ja gelöst werden muss und sowohl Hidan als auch Tobi zu blöd zum Streichen sind, wirst du zusammen mit Deidara Hidans und Kakuzus Teamzimmer neu streichen. Irgendwo im Abstellraum müsste noch weiße Farbe rumstehen. Wenn ihr das habt, werdet ihr sowohl Hidans, als auch Kakuzus Wünsche an Gestaltungen beherzigen und nach ihren Wünschen weiterstreichen. Hast du mich verstanden?“ „Äh… Moment mal! Wieso sollen wir das machen?! Das können die doch selber machen!“, wandte ich ein und ließ sogar vor Schreck Hidan los. Der setzte sein herablassendstes Lächeln auf, hob seine Sense wieder auf und stellte sich seelenruhig neben mich. „Hast du nicht gehört, mein herzallerliebstes Ampelmännchen? Du sollst mein Zimmer streichen, hat der Leader gesagt! Also los, beweg dich und dass du ja keine Bläschen an der Wand hinterlässt!“ „Halt die Klappe, Hidan und beweg dich selber in dein Zimmer. Es muss alles noch weggeräumt und abgedeckt werden. Kakuzu kann dir helfen. Und du, Sasori, gehst jetzt Deidara holen und besorgst alles, was ihr braucht. Und verdammt noch mal, Tobi! Du hast meinen Mantel versaut! Konan bringt mich um!“, befahl Pain in striktem Ton, wobei er kläglich auf den riesigen Tränenfleck auf seinem Mantel sah. Ich schenkte dem Sensenträger noch ein kleines selbstgefälliges Lächeln und verließ das Büro, wobei ich Hidan noch hinter mir her schimpfen hörte. Es war mir vollkommen egal, also steuerte ich erstmal auf direktem Weg mein Teamzimmer an, um Deidara das alles zu erklären. Das alles fügte sich ja bestens zusammen. Pains Befehl war perfekt. Ein ganzer Tag, nur mit Deidara in einem Zimmer! Besser konnte es gar nicht laufen. Ich grinste immer noch leicht, als ich bereits an der Tür ankam, versteckte das Grinsen dann jedoch und trat locker in das Zimmer. Deidara saß wie immer auf seinem Bett. In seiner Freizeit bastelte er eigentlich nur an seinem Lehm rum. Als ich reinkam drehte er sich einmal, sodass er auf der Bettkante saß. „He, Danna! Das hat aber lange gedauert, was wollte er denn schon wieder, un?“, fragte der Blonde und lächelte. Wie immer. Inzwischen mochte ich sein Lächeln sogar. Es war etwas so Natürliches und fast schon Selbstverständliches. Es kam mir schon seltsam vor, wenn er nicht lächelte. „Wir haben eine kleine Arbeit vor uns. Tobi hat Hidans Jashin-Zeichen an der Wand ruiniert und jetzt sollen wir das gesamte Zimmer neu streichen. Anscheinend sehen die anderen Wände auch nicht mehr sonderlich aus, sonst müssten wir nicht alles streichen. Hast du alte Klamotten?“, erklärte ich und kramte sofort in meinem Schrank rum. „Na ja, altes Zeugs hab ich eh nicht mehr, un. Aber Konan hat mir mal auf meinen Wunsch ein paar zu große Shirts mitgebracht, das müsste auch gehen.“, nachdenklich stand er auf und kramte seinerseits in seinem Schrank. Es dauerte nicht lange und er wurde fündig. Abschätzend musterte er zwei Shirts und warf mir dann eins zu. Perplex fing ich es auf. „Das müsste ein bisschen kleiner sein. Nichts gegen Sie, Danna, aber Sie sind nun mal kleiner als ich, un.“, erklärte er und zog sich sein eigenes Shirt über den Kopf. Und wieder wurde mir warm. Ich wandte den Blick ab, um seinen Oberkörper nicht anzustarren. Ein kurzer Seitenblick genügte, auch wenn ich eigentlich gar nicht hinsehen wollte. Nervige Gefühle, das kotzte einen ja nur noch an. Trotzig zog ich mir mein eigenes Shirt über den Kopf und wollte gerade Deidaras Shirt anziehen, als er mich plötzlich am Arm packte und umdrehte. Irgendwie unschlüssig starrte er auf meinen Oberkörper, nur dass es bei ihm einen anderen Grund hatte. Eine Weile musterte er mich noch von oben bis unten, dann sah er mich an. „Darf ich, un?“ Ich hatte keine Ahnung, was genau er eigentlich meinte, als zuckte ich mit den Schultern, als wäre es mit gleichgültig. Wieder wandte er seinen Blick zu meinem Oberkörper und legte aus heiterem die Hand darauf. Ich sah ihn vollkommen verdutzt an. „Ähhh… Deidara? Was genau…ähm… tust du da?“, fragte ich leicht neben der Spur. „Na ja, damals habe ich mich zu Tode erschreckt. Seitdem habe ich das nicht mehr gesehen, un. Ich will doch sehen, wovor ich vorher so ne Angst hatte, un.“, erklärte er locker und strich wie ein kleines Kind, welches das erste Mal im Leben Schnee sieht, über meine hölzerne Haut. Ich sah derweil bemüht in eine andere Richtung, um ja nicht darauf zu achten. Denn schon wieder war da diese Wärme. Dieses Gefühl, was ich nicht kannte. Und wieder dieses Ziehen. Ich trat ein paar Schritte zurück, zog das Shirt drüber und traf seinen irgendwie leicht verletzten Blick. Als Entschuldigung lächelte ich ihn an. „Ende der Experimentierstunde. Wir haben noch Arbeit, Deidara, vergiss das nicht.“ Er fasste sich schnell und nickte fröhlich. Von jetzt auf gleich war er wieder heiter und verließ vor mir den Raum. Ich folgte ihm und berührte fast wie nebenbei mein Herz. Es machte süchtig, dieses Gefühl… Ganz wie Pain gesagt hatte, fanden wir in der Abstellkammer alles, was man so brauchte: Pinsel, Rollen, Farbtöpfe und alles, was sonst noch nötig war. Schwer bepackt machten wir uns auf den Weg zum Teamzimmer des Zombieduos, wobei Deidara die Tür mit dem Fuß auftrat. Drinnen war schon alles vorbereitet. Die Betten waren wohl in einen anderen Raum geschleppt worden, sonstige Möbel waren alle säuberlich abgedeckt und in die Mitte des Raumes geschoben worden, damit man an den Wänden Platz hatte. Und jetzt konnte ich auch verstehen, warum wir das gesamte Zimmer streichen sollten… Tobi hatte nicht nur das blutrote Jashin-Zeichen verunstaltet. Überall waren rosa Schmetterlinge, Sonnen und Smilys hingemalt worden, zusammen mit ebenso rosa Spiralen und Kreisen. An einer Wand waren sogar Lollis und Bonbons zu sehen. Kein Wunder, dass Hidan so ausgerastet war, hier hätte ich auch den Verstand verloren… Mein Partner kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. „Whoa…un. Krass, wie man das sooo bemalen kann, ohne das einer was merkt… Und wie kam der an die Decke, un?!“ Ich folgte seinem Blick und seufzte leise. Na super, also musste man die Decke auch noch streichen… Denn da hatte der maskierte Kindskopf einen Riesenkeks gezeichnet, wie auch immer er das geschafft hatte. „Und wie wollen wir da dran kommen? Die Leiter ist letztens zusammengebrochen, als Kisame drauf rumgehüpft ist, um an das Regal im Gemeinschaftsraum zu kommen.“ Der blonde Iwa-nin sah mich an und grinste. „Na auf die gute alte Partner-Art. Lass uns bei der Decke anfangen, un.“ Er schnappte sich eine Farbrolle, tauchte sie in die weiße Farbe und sah mich abwartend an. „Na los schon, un. Bücken Sie sich mal ein bisschen. Mag sein, dass Sie kleiner sind als ich, aber so komm ich trotzdem nicht auf Ihren Rücken.“ Verdutzt sah ich ihn an. „Auf meinen Rücken…? Meinst du nicht, dass das etwas…ähm merkwürdig ist oder so?“ „Was soll daran denn merkwürdig sein, un? Oder wollen Sie auf meinen Rücken?“, er sah mich fast schon trotzig an. Ich schüttelte hastig mit dem Kopf, irgendwie verlegen. „Na also, un. Dann machen Sie schon.“ Also hatte ich keine andere Wahl, als mich zu bücken, sodass er auf meinen Rücken springen konnte. Und er war wirklich ein Fliegengewicht, man spürte ihn kaum. Außer die Wärme, die er ausstrahlte… Die spürte ich und zwar fast schon überdeutlich. Und wieder ein kleines Aufkeimen des Gefühls. Anscheinend wurde ich langsam wirklich abhängig davon. Doch meine Gedanken wurden unterbrochen, als ein dicker Tropfen weiße Farbe auf meinem Kopf landete und runter zu meinem Gesicht lief. Allerdings konnte ich ihn ja nicht mal wegmachen , sonst hätte ich Deidara fallen lassen. „Verdammt, Deidara! Mach das weg!“ Mein Partner beugte sich vor, sah mir einen Moment ins Gesicht und fing dann schallend an zu lachen. Er klatschte mir seine flache Hand mitten ins Gesicht und verteilte die Farbe noch mehr, sodass ich ihn vor Schreck losließ und die Hände vor mein Gesicht presste, um ihn daran zu hindern. Er lachte noch mehr, fiel dabei aber von meinem Rücken, wobei er mich mitriss und wir zusammen auf dem Boden landeten. „Oh Gott, Danna! Du siehst so bescheuert aus, un!“, lachte der Blonde und irgendwie musste ich plötzlich mit ihm lachen. Eine Weile lagen wir so da und es dauerte wirklich, bis wir uns mal in den Griff bekamen und weitermachten. Wir strichen den ganzen Tag bis in den späten Abend hinein an dem Zimmer und in dieser Zeit bauten wir eigentlich fast nur Mist. Die meiste Farbe landete auf uns und nicht auf der Wand und ich musste zugeben, in meinem ganzen Leben hatte ich noch nie so viel gelacht. Es tat verdammt gut, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. Am Ende hatten wir die weiße Farbe doch endlich an der Wand und nach weiteren drei Stunden war auch Hidans Zeichen wieder an der Wand, wenn auch nicht mitten im Raum wie vorher, sondern etwas kleiner und nur über Hidans Bett, um Kakuzus Laune zu entlasten. Erleichtert räumten wir die Sachen wieder weg, ließen aber die Folie noch dran. Sollten doch die Bewohner sie abmachen, wir hatten hier erstmal genug geschafft. Gut gelaunt aber erschöpft und voller Farbe verließen wir das Zimmer, beide immer noch leise lachend. Deidara beschwerte sich über die ganze Farbe in seinen Haaren, woraufhin ich ihm durch die Haare wuschelte und meinte, dass er die schon wieder rauskriegen würde. So gingen wir langsam zusammen wieder Richtung Zimmer. Wir waren so vertieft, dass wir Konan nicht mal bemerkten, die locker an der Wand gelehnt dastand und über beide Ohren grinste. Im Zimmer angekommen packte sich Deidara nur noch frische Sachen und wollte gerade im Bad verschwinden, als er sich noch einmal umdrehte, grinste und meinte: „ Ach ja, Danna, un. Danke, dass ich dich jetzt duzen darf.“ Damit verschwand er im Bad und wenig später hörte ich bereits das Wasser in der Dusche rauschen. Ich saß verwirrt auf dem Bett und dachte über seine Worte nach. Tatsächlich hatte er mich irgendwann nur noch geduzt und es war mir nicht einmal aufgefallen. Aber wenn ich so darüber nachdachte, war das schon irgendwie in Ordnung… Und erst jetzt fiel mir der Plan wieder ein. Den ganzen Tag über hatte ich nicht einmal daran gedacht, wobei ich doch eigentlich den ganzen Tag daran gearbeitet hatte. Nun ja, man konnte es nicht ändern. Jedenfalls waren wir nun weit genug. Wurde langsam Zeit für Teil 2. Kapitel 14: Aktion "Deidara" - Teil 2 ------------------------------------- Drei Tage später war Teil 2 immer noch nicht im Gange. Klar, nichts stand dem noch im Wege, schließlich machte Deidara bereitwillig mit, mein Plan stand fest, Konan störte auch nicht, nichts und niemand könnte mich daran hindern. So sah die Theorie aus. Aber irgendwie haperte es noch mit der Praxis… Das Ganze war ein bisschen verzwickter als gedacht. Das Problem war mir wenige Stunden nach der Streichaktion klar geworden: Ich ließ mich zu sehr gehen. Während der Durchführung hatte ich gar nicht mehr daran gedacht und mich einfach gehen lassen, hatte gelacht und mich amüsiert, nur dabei hatte ich vollkommen den eigentlichen Grund des Ganzen vergessen. Das alles galt Deidara und nur Deidara allein. Dabei sollte ich endlich lernen, meine momentan ziemlich merkwürdigen Stimmungen endlich mal zu verdrängen. War sowieso lächerlich, wie ich mich aufführte. Nun ja, Teil 2 war schon komplizierter. Wesentlich komplizierter, denn wenn ich mich schon bei Teil 1 hatte mitreißen lassen, dann jetzt erstrecht. Aber wie sollte man lernen, sämtliches zu ignorieren? Gar keine so leichte Aufgabe, wenn man gleichzeitig ja auch noch überzeugend schauspielern sollte. Aber wir würden sehen, worauf das alles hinauslaufen würde. Fragte sich nur noch, wie ich es jetzt am Geschicktesten anstellen sollte… Deidara liebte Explosionen. Das war klar. Aber was brachte mir dieses Wissen? Sonst wusste ich doch kaum etwas über ihn. Zu blöd, dass ich einfach keine Lust gehabt hatte, mir seine Akten durchzulesen. Tss, spätestens jetzt hätte es sich ausgezahlt. Aber jetzt nochmal bei Pain-sama danach zu verlangen war auch Quatsch… Tja, es blieb mir wohl nichts anderes übrig, als Deidara erneut kennenzulernen. Oder besser gesagt, besser kennenzulernen. Ich sah von meinem Buch auf, das ich als Tarnung vor mir liegen hatte, sonst hätte ich auch vor mich hin starren können, und sah meinen Partner lächelnd an. Erstaunt sah der auf und sah mich seinerseits fragend an. „Äh, was ist, Danna, un…?“, fragte der Blonde leicht verwirrt. Ich lächelte einfach weiter. „Weißt du, ich habe von etwas hier in der Nähe gehört. Du magst doch Explosionen und so, oder?“, fragte ich wie nebenbei zurück. „Äh klar, blöde Frage, un. Und was willst du jetzt von mir?“ „Weißt du, das kommt jetzt wirklich blöd, aber ich habe in meinem Leben noch nie ein Dorffest gesehen. Auch keine Feuerwerke. Ich habe mich gefragt, ob du als Partner mitkommen willst, oder ob ich alleine gehen soll.“, ich zuckte leicht mit den Schultern, als sei ich vollkommen ratlos. Der Köder biss sofort an. Allein das Wort ‚Feuerwerk‘ ließ die Augen des Explosionsfanatikers aufleuchten. „Klar, kann ich mitkommen, un! Das wird sicher lustig, ich hab schon lange kein Dorffest mehr gesehen, un! Wann denn?“ „Heute Abend. Es ist nicht mal sehr weit von hier, wir könnten hin laufen und-“ „Ja man! Endlich mal was Lustiges, un!“, erfreut sprang der jüngere Akatsuki auf und grinste breit, während das Blau seiner Augen vor Freude Funken zu schlagen schien. Es war doch irgendwie ein ganz netter Anblick, ihn so fröhlich zu sehen, wenn meine Pläne aufgingen. Ich lächelte. Erst später fiel mir ein, dass ich etwas Grundlegendes total vergessen hatte: Ich hatte ja nicht mal frei! Warum sollte Pain uns einfach so weglassen, wenn wir auch Arbeiten für ihn erledigen konnten? Abgesehen davon, wenn ich ihn jetzt fragen würde, würde er uns nur noch nebenbei eine Mission aufbrummen und mal ernsthaft, sowas passte mir gerade gar nicht in den Kram. Also, was tun…? Ihn fragen kam also nicht infrage. Einfach wegschleichen? Das würde auffallen. Natürlich würde das auffallen und wahrscheinlich würden wir dann noch mehr Arbeit als sonst schon aufgebrummt bekommen, aber war es das nicht trotzdem irgendwie mehr als wert…? Ich musste mich jetzt also entscheiden, was mir wichtiger war. Ob es Deidara war und mein Plan, oder meine Freizeit, die Zeit, die ich in meiner Werkstatt verbringen konnte. Das erste Mal in meinem Leben entschied ich mich also doch für etwas anderes als meine Kunst und ich musste ja schon ehrlich sagen: Der Bengel konnte sich geehrt fühlen! Das war sowieso nur dieses dumme Gefühl Schuld, was wiederum von ihm ausging, also war es dem entsprechend seine Schuld. Seufzend kehrte ich doch wieder ins Zimmer zurück. Es war bereits später Nachmittag und eigentlich hatte ich Deidara gesagt, dass wir in einer Stunde loswollten. Tatsächlich stand er schon im Zimmer und suchte sich Klamotten raus, die er auf dem Fest anziehen könnte. Als ich eintrat, lächelte er mich gut gelaunt an. „Na, un? Schon fertig?“ „So halb. Hör mal, wem hast du erzählt, dass du heute Abend mit mir dahin gehst?“, fragte ich. Schließlich kam es darauf an, dass Pain ja nichts mitbekam. Und wenn der Bengel das jetzt schon überall rumerzählt hatte, konnten wir das fast schon vergessen. Verwundert sah Deidara mich an. „Na ja, eigentlich keinem. Ist das schlimm, un? Ich dachte, es wäre gemein, ihnen das unter die Nase zu reiben.“ „Nein, nein. Sehr gut. Das Problem ist nämlich, dass Pain davon nichts weiß, verstehst du? Wir müssen uns hier raus schleichen und auch heimlich wieder rein schleichen, er darf das nicht erfahren. Haben wir uns verstanden?“ „Ähm… Ja, un. Also machen wir das mal gegen die Regeln? Wow, Danna, du hängst zu viel mit mir rum, un.“, er grinste, nahm seine Jacke und zog sie über sein Shirt. Die Mäntel ließen wir hier, das sollte schließlich nicht mit einem Massaker unter Anbu enden. Das hier war ein ganz einfaches Ausgehen unter Partnern. Oder sowas ähnliches. Bereits wenig später schlichen wir tatsächlich durch die Gänge, wobei wir unser Chakra unterdrückten, damit ja keiner auf die Idee kam, uns doch noch aufzuhalten und zu fragen, was genau wir vorhatten. Das ging niemanden was an, außer Deidara und mich. Dieser Abend gehörte mir. Nicht uns. Ganz allein mir, denn er wusste nicht die wahre Bedeutung. Hätte er sie gewusst, wäre er vielleicht nicht mitgekommen. Oder vielleicht auch doch. Ich wusste es nicht. Und genau das war der Grund des Ganzen. Ich wusste nichts und das machte mich rasend. Schweigend liefen wir nebeneinander her. Ausnahmsweise flogen wir nicht, dafür war das Dorf einfach zu nahe und wir wollten einfach unerkannt bleiben. Man konnte sagen, so als ‚Zivilisten‘. Irgendwie störte es mich, dass Deidara so ruhig war. Er war niemals so ruhig, wenn wir zusammen unterwegs waren. Außerdem hatte er eben noch so aufgeregt gewirkt… Ich warf einen heimlichen Blick zur Seite und erkannte, dass er nachdenklich in den Himmel sah, als warte er darauf, dort irgendetwas zu sehen. Alles, was dort oben auf ihn wartete, waren hunderte von Sternen. Woran er wohl gerade dachte…? „Danna…?“, ertönte plötzlich seine Stimme, kaum lauter als ein Flüstern. Verwundert sah ich ihn an. „Ja?“ Unsere Blicke trafen sich, hingen lange ineinander. Durchgehend sah ich in seine unglaublich blauen Iriden und wartete auf eine Antwort, denn irgendwas schien ihn zu beschäftigen und ich wollte nicht, dass ihn heute irgendwas anderes beschäftigte. Dann auf einmal fing er an zu lächeln und sah geradeaus. „Ach nichts, un. Sieh mal, wir sind gleich da.“, winkte der Blonde ab und lächelte weiter stur geradeaus. Irgendwie leicht verletzt folgte ich seinem Blick und erkannte tatsächlich bereits die hellen Lichter des Dorfes und hörte die ausgelassene Musik des Festes. Aber das alles erschien mir unwichtig, gegenüber den seltsamen Sorgen meines Partners, die er anscheinend nicht mit mir teilen wollte. Ich seufzte leise und folgte ihm weiter, während die Musik immer lauter und lauter wurde. Inzwischen hörte man auch den verschwommenen Unterton von einer Menschenmenge, wenn alle möglichen Menschen mit unterschiedlichen Stimmen durcheinander redeten. Eigentlich mochte ich sowas ganz und gar nicht. Früher in Suna hatten wir mal solche Feste gehabt, sie wurden immer noch dort gefeiert. Nur als ich noch sehr jung war, war ich ein paarmal da gewesen. Die vielen Menschen hatten mich schon immer gestört. Zu viele Gesichter, zu viele Stimmen. In jedem Kopf ging etwas anderes vor und überall musste man aufpassen. Menschen waren einfach nicht so mein Typ. Gut, die Feste in Suna konnte man hiermit nicht vergleichen. Damals waren sie mir immer…irgendwie magisch vorgekommen. Unwirklich. Sie hatten dort spezielle Traditionen, die man nur in der Wüste fand und genau die machten das alles einzigartig. Jede Veranstaltung hatte eine Hintergrundgeschichte und einen Sinn. Sie wurden immer zum Anlass von etwas Großen gefeiert, was normale Menschen wie hier, mitten im Wald, meistens gar nicht zu schätzen wussten. Sie wussten einfach nicht die kleinen Dinge zu bewundern. Wie oberflächlich. In der Wüste lernte man wenigstens, wie hart es sein konnte, wenn man mal nicht alles bekommen konnte, was man wollte. Dort herrschten andere Gesetze. Ich spürte es immer wieder. Wie eine andere Welt. Irgendwann würde ich Deidara vielleicht diese Welt, meine Welt, zeigen… Sobald wir den ersten Schritt auf das Pflaster der Straße setzten, schienen wir ebenso in eine andere Welt zu tauchen. Obwohl es eben noch ruhiger gewesen war, nur umringt von der kühlen und stillen Nacht, war es jetzt auf einmal unglaublich laut. Alles stürzte auf einmal auf meine Sinne ein. Einen Moment musste ich mich benommen fassen – zu lange hatte ich sowas nicht mehr erlebt. Musik von den unterschiedlichsten Instrumenten erscholl von allen Seiten und drang sofort in meinen Kopf, in meinen Körper ein, erfüllte ihn und ließ ihn nicht mehr los. An jeder Ecke gab es einen anderen Geruch von den vielen Essensständen am Rand der Straßen. Gerüche von den verschiedensten Gerichten, die man sich nur vorstellen kann. Von allen hatte ich den Geschmack vergessen. Von allen Seiten hörte man das Lachen ausgelassener Menschen, die Stimmen, tiefe, hohe, junge, alte. Ich brauchte wirklich erstmal Zeit, um das alles auf mich einwirken zu lassen. Wie man doch irgendwie vereinsamen konnte… War mir gar nicht aufgefallen. Doch Deidara hingegen schien in dieser Umgebung regelrecht aufzublühen. Seine Augen fingen wieder an zu strahlen und lachend packte er meine Hand und zog mich mitten ins Gedränge hinein. Stolpernd folgte ich ihm und ergriff seine Hand noch fester, um ihn ja nicht zu verlieren. Zwischen all dem Gejubel kam ich mir fremd und fehl am Platz vor… Der junge Akatsuki schien mein einziger Anhaltspunkt hier zu sein. Nach einer Weile kamen wir in eine etwas ruhigere Straße und es war auch nicht so vollgestopft, sodass ich ihn zwar nicht losließ, aber neben ihm laufen konnte. Rechts und links an der Straße standen nun nur noch vereinzelte, ruhige Essensstände. Dazwischen tummelten sich nun Händler mit den unterschiedlichsten Gegenständen, die zum Verkauf angeboten wurden. Ich atmete einmal tief durch und schlenderte langsam neben meinem Partner her. Der lachte. „Du siehst total gestresst aus, Danna, un.“, meinte er und grinste. „Ich bin nicht gestresst. Nur ein wenig… überfordert.“, ich zuckte die Schultern und sah mich um. „Schon klar, un. Das kommt davon, wenn man immer nur in der alten Dunkelkammer hängt, un! Du musst doch auch mal Spaß im Leben haben. Oder weißt du nicht wie das geht?“ Verwundert sah ich ihn an und antwortete nicht, denn ich hatte keine Ahnung, was er meinte oder wovon er redete. Spaß im Leben? Was sollte das denn? Als Nuke-nin war Spaß im Leben nun mal gestrichen. Man lebte immer als Gejagter, immer musste man damit rechnen, dass der nächste Tag der letzte war. Für etwas anderes hatte man keine Zeit. Doch Deidara schien das wiedermal anders zu sehen. Er blieb stehen, nahm meine beiden Hände jeweils in seine, sah mir fest in die Augen und strahlte fröhlich. „Okay, Danna, hier ist mein Vorschlag, un! Du bleibst mein Partner und dafür zeige ich dir, was es heißt, Spaß im Leben zu haben, okay, un? Ich bringe es dir bei, bis du es selber kannst und dann haben wir zusammen Spaß! Einverstanden?“ Ich starrte ihn perplex an, absolut sprachlos. Was…was sollte das denn jetzt…? Er brachte doch noch alles durcheinander… Sowas sollte man gar nicht zu mir sagen, immerhin war ich nur eine Puppe… Aber dieser Bengel… Er schaffte es, was sonst noch keiner geschafft hatte. Ich musste lächeln. Und es fühlte sich seltsam in meinem Gesicht an, denn es war nicht wie sonst. Es war nicht dieser Reflex gewesen, dieses ‚jetzt musst du lächeln, damit es echt aussieht‘. Es kam einfach so und ich konnte es nicht einmal zurückhalten. Ein außergewöhnlicher Mensch… Ganz automatisch setzte sich mein Kopf in Bewegung und ich nickte. Und auch meine Gedanken setzten sich wieder in Bewegung. Also wenn wir schon dabei waren, so freundschaftlich miteinander zu reden, dann war doch sicher auch noch Platz für eine kleine Unterstützung meines Plans. Ich lächelte noch einmal, beugte mich vor, streckte meine Arme aus und umarmte ihn. Ganz langsam, als hinge mein Leben davon ab. Nun gut, das tat es vielleicht nicht, aber dafür rief es schon wieder dieses merkwürdige Gefühl wach, nach dem ich inzwischen so süchtig geworden war. Eines stand fest: Wenn das alles hier vorbei war, würde ich herausfinden, was genau das für ein Gefühl war. Aber erst wenn ich hier fertig war. Nach einem kurzen Moment trat ich zurück, wich Deidaras vollkommen perplexen Blicken aus und ging langsam weiter, augenscheinlich sehr an den Händlern am Rand interessiert. Mal wieder ein perfekter Ablauf. Ein paar Stunden später saßen wir am Rande des Dorfes auf der Wiese an einem Teich. Der Mond war schon lange aufgegangen, vermutlich war es so um die elf Uhr oder so. Deidara saß sehr zufrieden neben mir. Eben erst hatte er sich etwas zu essen geholt und mich gefragt, ob ich auch etwas wolle. Ich hatte ihn solange angesehen, bis er leicht verlegen gelächelt und sich entschuldigt hatte, da er erst dann den kleinen Fehler an der Frage bemerkt hatte. Obwohl ich kein Problem damit gehabt hätte, wieder etwas zu schmecken, so wusste ich doch, dass das einfach nicht möglich war, egal was ich tat. Nun saßen wir hier schweigend nebeneinander. Er lächelte immer noch selig. Ich ging meinen Gedanken nach. Das hier war der perfekte Moment. Genau hierauf hatte ich gewartet. Mein Partner war abgelenkt, denn er wartete sehnsüchtig darauf, dass das Feuerwerk endlich begann. Er saß mit angezogenen Knien da und sah mit leuchtenden Augen in den Himmel, diesmal schien er ein Wunder zu erwarten, zumindest sah er so aus. Tss, für ihn war ein Feuerwerk sicher ein Wunder. Er war so abgelenkt, dass er es nicht merken würde, wenn ich nun endlich Teil 2 anfangen würde… Noch nicht, erst wenn es schon fast zu spät war. Dann würde er sich umdrehen und mich ansehen, würde vielleicht die Augen ein bisschen weiten, aus Unglauben, vielleicht auch aus Schreck. Aber sicher nicht aus Abscheu, dafür war ich einfach zu weit und… „Danna? Warum starrst du mich so an, un?“ Seine Frage riss mich aus meinen Gedanken und erst da merkte ich, dass ich ihn die ganze Zeit angestarrt hatte. Eilig schüttelte ich den Kopf und sah wieder weg. Auch er sah nach einer Weile wieder in den Himmel, als hätte er eingesehen, dass es Wichtigeres gab, als den Partner zu löchern. Und es gab wirklich viel Wichtigeres, sehr viel Wichtigeres. Langsam und unbemerkt rutschte ich näher an ihn heran. Dann beugte ich mich ein wenig zu ihm hin und legte kaum spürbar eine Hand an seine Wange. Sofort wandte er den Kopf zu mir und sah mich an, den Mund aus Erstaunen ein wenig geöffnet. Ich lächelte nicht und sagte auch nichts. Stattdessen beugte ich mich einfach noch weiter vor und zog seinen Kopf zu mir. Und er ließ sich ohne jeglichen Widerstand ziehen. Ein gutes Zeichen. Fast hätte ich gelächelt, wenn ich nicht genau in dem Moment seinen Mund getroffen und langsam angefangen hätte ihn zu küssen. Sofort brach wieder das Gefühl nach oben, stärker als beim ersten Mal. Es setzte mich innerlich in Brand und doch musste ich noch irgendwie bei Verstand bleiben, schließlich war das alles ein Plan und… …und er ließ das einfach mit sich geschehen, machte sogar mit. Einfach so, als hätte er damit gerechnet. Ich spürte seine Hand in meinem Nacken und so blieben wir, noch eine ganze Weile, länger als beabsichtigt. Doch irgendwann siegte doch mein Verstand und erinnerte mich an mein Vorhaben. Also riss ich mich zusammen und versuchte das alles halbwegs zu ignorieren, auch wenn es schwer möglich war. Langsam tasteten sich meine Finger vorwärts, an seiner Wange entlang, seinem Hals, ganz langsam, suchend. Dann hatte ich es gefunden, diesen einen Punkt, und drückte zu. Sofort sank Deidara in meinen Armen zusammen, bewusstlos. Ich selbst setzte mich zurück, leicht außer Atem und etwas durcheinander. Schon wieder hatte ich mich gehen lassen, so konnte das nicht weitergehen. Schließlich war das der Anfang gewesen. Im Hintergrund begann das Feuerwerk. Seufzend zog ich meine Jacke aus, rollte sie halbwegs zusammen und legte sie meinem Partner als Kissen unter den Kopf, sodass er dalag, als würde er schlafen. Ein kleines Stück rutschte ich weg und wartete. Alles lief perfekt gesteuert, wie eine Marionette an meinen Fäden. Genauso ließ Deidara mit sich spielen, ohne zu merken, dass er immer tiefer in meinem Netz aus Fäden versank. Ganz im Gegenteil, er schien sich ja noch freiwillig reinzuwerfen. Wie zuvorkommend von ihm. Zufrieden betrachtete ich das farbige Schauspiel im Himmel. Nach ungefähr zwanzig Minuten wachte er langsam auf und setzte sich gerade hin. Sein Blick ruhte auf mir, wenn auch ein wenig verschlafen. Unbekümmert lächelte ich ihn an. „Gut geschlafen, Deidara? Da schläfst du einfach so ein und hast das Feuerwerk verpasst! Warst du so müde? Das nächste Mal warnst du mich bitte vor.“, meinte ich locker. Sein Blick wurde verwirrt. „Aber…was…? Wir haben doch…? Un…. Danna, du hast…! Oder nicht?“ Ich lachte. „Hör auf zu stottern, ich verstehe dich doch kaum. Du hast was gegessen und sobald wir uns hierhin gesetzt haben, bist du sofort eingeschlafen, einfach so. Sogar das Feuerwerk hat dich nicht geweckt.“ Genau betrachtete ich seine Reaktionen. Erstaunen, Verwirrung, Zweifel. Dann Erkennen und irgendwie… war das etwa leichte Enttäuschung? Ich stand auf und hielt ihm meine Hand hin. „Komm, es ist spät. Lass uns nach Hause gehen.“ Er ergriff sie, sah dabei allerdings schweigend auf den Boden, als würde er nachdenken. Es war alles nur ein Traum. Genau das war es, nichts weiter. Und er sollte seinen kleinen Traum weiterträumen, bis mein Experiment geglückt war. Ich würde ihn weiter mit Träumen füttern. Er würde sich wünschen, dass sie wahr werden. Als wir gingen, folgte er mir langsam und schleppend und noch immer still. Er konnte nicht sehen, dass meine Augen glänzten vor Triumph. Ich grinste. Kapitel 15: Aktion "Deidara" - Teil 3 und Ende ---------------------------------------------- In den nächsten Tagen gingen meine kleinen Versuche weiter, immer so ähnlich wie der Kuss am Teich, und es bereitete mir immer mehr Spaß, mit ihm zu spielen. Es fühlte sich an, als hätte ich eine Marionette. Deidara fügte sich so perfekt in alles ein, dass es so schien, als würde ich ihn steuern. Ich führte eine kleine Aktion durch, er reagierte genau wie vorhergesehen. Ein kleines Spiel, welches er einfach nie gewinnen konnte. Egal wie weit er ging, ich war ihm einen Schritt voraus. Das lustige an der ganzen Sache war immer noch, dass mein kleiner Schüler so verwirrt war, dass er mich nicht einmal darauf ansprach. Seine Blicke gingen unzählige Male in meine Richtung, jedes Mal unsicher. Und jeden Tag wurden sie unsicherer, unvorsichtiger. Er war den ganzen Tag abgelenkt und meistens gedankenverloren. Mein Ziel war so gut wie erreicht. Irgendwie machte der kleine Iwa-nin es mir einfach zu leicht. Tsss, er war einfach zu durchschaubar. Fünf Tage nach der Aktion im Dorf saßen wir gemeinsam mit den anderen am Tisch beim Essen. Oder eher: Die anderen aßen, ich saß daneben und las. Freiwillig war ich nicht hier, zumindest nicht offiziell freiwillig, aber ich wollte die zwei Stunden absitzen, die ich ja immer noch pro Tag zu erfüllen hatte. Trotz allem galt Pains Regelung noch. Er musste ja nicht wissen, dass wir inzwischen weit mehr als zwei Stunden am Tag zusammen verbrachten… Diese beiden offiziellen Stunden kamen mir sowieso gelegen, sie waren meine Ausrede, um mit am Tisch zu sitzen, auch wenn ich ja nichts essen musste. Allerding hatte dieser Platz seine Nachteile und zwar… „Boa, Konan! Das ist so mega geil, echt mal! Wenn die olle Fischfresse kocht, schmeckt’s zwar auch nicht zum Kotzen, aber bei dir isses immer noch am Besten. Mein geldgeiler Partner ist ja zu hohl zum Kochen, Leaderchen zu faul und das Rotauge ist sich zu fein dafür. Find ich geil, wenn du das machst. Ernsthaft, solltest dich endlich mal wie ne richtige Haustusse benehmen und dich jeden Tag in die Küche stellen! Wofür hat man denn Frauen?“, schmatzte Hidan. Ich war mir nicht sicher, aber wenn ich mich nicht ganz täuschte, hatte er gerade so ein paar kleine Teile auf den Teller seines Gegenübers, Kakuzu, gespuckt. Was für ein Glück, dass ich nicht essen musste… Vor allem nicht in der Gegenwart dieses zurückgebliebenen Vollidiots. Konan starrte ihn an, irgendwie schwankte ihr Gesicht zwischen einem Lächeln und einer mörderischen Fratze. Sollte man ihn umbringen, oder sich doch für das Lob bedanken? Umbringen, oder bedanken…? Letztendlich schien ihre Vernunft zu siegen. „Tja, Hidan. Blöd, dass du ebenso zu ‚hohl‘ zum Kochen bist. Aber es ist nun mal nicht zu ändern, wenn man eine Tomate nicht von einer Kartoffel unterscheiden kann. Abgesehen davon… Hidan und Kakuzu können nicht kochen, Kisame hat alle zwei Tage Dienst, Itachi weigert sich immer noch, ich wechsele mich mit Kisame ab, Zetsu darf nicht kochen, Pain will nicht und Tobi… also…“, sie warf einen skeptischen Blick zu Tobi, der tief über den Teller gebeugt dasaß und sich das Essen unter die Maske schaufelte, sodass keiner sein Gesicht sehen konnte. Bei der Erwähnung seines Namens sah er neugierig auf. „Tobi, was??“, wollte er heiter wissen. Konan lächelte gezwungen. „Tobi braucht diese zusätzliche Aufgabe nicht. Das heißt, hier sind zwei, die sich absolut überhaupt nicht kümmern. Deidara ist der Neuzugang, du hast hier noch nicht gekocht. Kannst du kochen?“ Deidara sah von seinem Essen auf und lächelte. „Klar, kann ich das, un. Nichts leichter als das. Früher hab ich öfters mal gekocht und ich glaube, so schlecht stelle ich mich gar nicht an, un.“ Die Blauhaarige nickte zufrieden und lächelte nun mich an, zwar nicht ganz so herzlich, aber doch irgendwie schon freundlicher als sonst. „So, Sasori. Du hast dich hier sonst nie blicken lassen. Seit Jahren bist du bei Akatsuki, warst sogar einer der ersten Mitglieder, allerdings hast du dich in dieser Zeit nicht einmal hier in der Basis nützlich gemacht.“ Ich zog eine Augenbraue hoch. „Könnte das vielleicht daran liegen, dass Pain mich andauernd auf irgendwelche blöden Botengänge schickt und mir tausend Missionen aufbrummt?“ Der Anführer hustete betont theatralisch und wandte den Blick ab, doch seine Partnerin ließ sich nicht beirren. „Selbst wenn es nicht so wäre, hättest du dich wahrscheinlich null engagiert. Du hättest dich weiter stur in deiner Werkstatt verkrochen, zumindest hast du das die ganzen Jahre über so durchgezogen. Jetzt ändern wir hier mal ein paar Dinge. Du wohnst hier schließlich auch! Kannst du kochen?“ „Ähm…“, über diese Frage dachte ich sogar ernsthaft nach. Also… mit fünfzehn war ich abgehauen, mit zwanzig wurde ich zur Puppe und musste somit nichts mehr essen. In diesen fünf Zwischenjahren, hatte ich da jemals…? „Kein Stück. Ich stand noch nie in der Küche und habe noch nie in meinem Leben gekocht.“ Konan nickte nur. „Nicht schlimm. Dafür hast du ja Deidara. Er wird es dir schon beibringen. Also dann: Ihr beiden seid für die nächste komplette Woche mit Küchendienst dran.“ Deidara legte den Kopf schief und sah die ‚zweite‘ Anführerin fragend an. „Und wieso sollen wir das eine ganze Woche lang machen, un?“ „Na ganz einfach. Weil ihr beiden hier kaum was beisteuert und Kisame und ich das sonst immer machen. Deswegen seid ihr beiden jetzt mal was länger dran. Wollt ihr euch beschweren?“ Pains strafender Blick traf uns und vollkommen synchron schüttelten wir mit dem Kopf. Zusätzliche Missionen konnte ich jetzt mal so gar nicht brauchen. „Wie schön, dann könnt ihr gleich schon mal überlegen, was ihr zum Abendessen macht. Denn das wird praktisch eure Prüfung sein, sodass wir sichergehen können, dass ihr keinen Mist in der Küche baut. Abgesehen davon habe ich vergessen zu erwähnen, dass ‚Küchendienst‘ nicht nur kochen beinhaltet, sondern auch das Abräumen und Decken des Tisches - jeden Tag, und den Abwasch.“ Sobald alle fertig gegessen hatten, verließen die übrigen Akatsukis rasch den Gemeinschaftsraum, als hätten sie Angst, dass sie doch noch zum Abwasch verdonnert werden könnten. Tsss, da mussten sie sich keine Sorgen machen, dafür hatte Konan ja gesorgt. Hätte ich diesen Bengel nicht als Partner, wäre mir das nie passiert, ganz sicher. Immerhin wäre ich dann auch niemals im Gemeinschaftsraum beim Essen gewesen und generell säße ich jetzt bequem in Hiruko. Wobei…den hatte ich wirklich lange nicht mehr benutzt… „Danna, un? Jetzt komm schon, hilf mir gefälligst!“, rief Deidara aus der Küche. Ich seufzte entnervt, nahm die restlichen Teller vom Tisch und schlenderte langsam zur angrenzenden Küche, wo mein Partner damit beschäftigt war, die Reste in den Müll zu kratzen. Ich stellte die Teller neben die Spüle und sah ihm entspannt dabei zu. Sein giftiger Blick traf mich sofort. „Würdest du BITTE mal deinen Hintern bewegen und mir mal helfen, anstatt da rumzustehen?! Du hast genauso Küchendienst wie ich, un!“, zischte er angesäuert und kratzte den letzten Rest ab, wonach er sofort den Deckel auf den Mülleimer knallte. „Hidan ist so ein Arsch, un! Der hat extra so rumgematscht, ich sag’s dir, un!“ Ich zuckte mit den Schultern. „Du wirst es überleben. Abgesehen davon: Du spülst. Ich kann abtrocknen, wenn du willst.“ „Oh wie großzügig von dir, un.“, gereizt knallte er die Teller ins warme Spülwasser und begann, sie mit einem Lappen abzuwaschen. Ich trat zwei Schritte zurück und betrachtete ihm so im Großen und Ganzen. Hm, gar nicht so schlecht. Seine Haare waren leicht zerzaust, da er eben vor lauter Gereiztheit mit der Hand durch seine Haare gefahren war, sodass sein Pony leicht abstand, der Zopf allerdings fein säuberlich noch an Ort und Stelle saß. Zusammen mit der Schürze gab er wirklich ein echt liebenswürdiges Bild ab. Jetzt fehlte nur noch eine winzige Kleinigkeit… Leicht bewegte ich den Finger und zupfte ihm mit einem einzigen Chakrafaden, den nur geübte Augen sehen konnten, den Pony so ihn Gesicht, sodass er frustriert aufstöhnte und dagegen pustete, da seine Hände schließlich noch nass und voller Schaum waren. „Ach verdammt, diese beschissenen Haare, un! Manchmal regen die einen wirklich auf!“, fluchte er sofort lautstark. Perfekt, genau das. „So schlimm ist es doch auch wieder nicht.“ Ich grinste, trat direkt hinter ihn und beugte mich über seinen Rücken, sodass meine Arme rechts und links um ihn griffen und ihm ganz langsam die Strähne aus dem Gesicht holen und ihm hinter das Ohr streichen konnten. Es war nur ein winziger Anstoß, aber langsam musste mal sowas kommen. Es wurde Zeit, ihn einzuweihen, zumindest zum Teil. Denn Part drei des Geschehens würde noch heute beginnen und beendet sein. Der Plan sollte spätestens heute Abend endgültig ein Ende finden und die Ergebnisse bekannt werden. Ich war schon gespannt, was genau das Resultat meiner ganzen Arbeit war. Ganz wie erwartet spannte sich Deidara vor mir an und hielt mitten in der Bewegung inne. Ich tat einfach so, als hätte ich nichts gesehen, stattdessen versuchte ich, noch mehr zu provozieren, denn dieses kleine Stocken reichte mir nicht. Ich griff über seine Schulter nach vorne, runter zum Beckenrand, wo ein bereits gespülter Teller lag. Dabei musste ich mich weiter nach vorne lehnen, was automatisch dafür sorgte, dass ich halb auf ihm hing und mein Kinn auf seiner Schulter lag, dabei versuchte ich augenscheinlich immer noch angestrengt, den blöden Teller zu erreichen, an den ich wohl einfach nicht dran kam. Angestrengt atmete ich aus, um noch weiter nach vorne zu kommen. Erst als ich die Gänsehaut auf seinen Armen sah, war ich zufrieden, schnappte mir den Teller, lehnte mich zurück und begann, ihn summend abzutrocknen. Gewonnen, Deidara. Schon wieder. Mit einem leisen Aufseufzen begab er sich wieder an die Arbeit. Und schon wieder zuckten meine Mundwinkel, bis ich ihnen erlaubte, sich zu einem breiten Grinsen zu verziehen. Im Zimmer angekommen überlegte ich nicht lange und schloss sofort meine Werkstatt auf. Ich hatte schon eine Weile nicht mehr wirklich intensiv an meiner Kunst gearbeitet, bedauerlicherweise, allerdings war das auch diesmal nicht mein Plan. Die Werkstatt sollte diesmal ganz anderen Zwecken dienen. Eigentlich nur als Schauplatz. Ich betrat den ersten Vorraum meines eigenen kleinen Reiches und ließ absichtlich den Schlüssel stecken, schloss nicht ab, als wolle ich nur kurz was holen und dann wiederkommen. Langsam schlich ich durch den Vorraum und in den großen Hauptraum hinein, in dem meine Werkbank stand, auf der immer noch der so gut wie fertige Mann lag, noch immer nicht ganz mit vollständigen Waffen ausgestattet. Dazu war ich einfach nicht mehr gekommen. Sofort hörte ich das leise Schaben der Tür, als sie aufgezogen wurde. Erneutes Lächeln. Warum war dieser Kerl einfach so durchschaubar für mich? Es konnte doch nicht sein, dass sich ein Mensch so bereitwillig und offensichtlich kontrollieren und manipulieren ließ. Und doch schlich er sich durch den Vorraum und blieb im Türrahmen stehen, den riesigen Raum dahinter bestaunend. Ich musste mich nicht umdrehen, doch ich wusste, dass seine Augen wieder funkeln würden, wie immer, wenn er etwas sah, was er noch nie gesehen hatte und was ihn irgendwie faszinierte. Freiwillig würde er nicht herauskommen. Nur ich konnte ihn dazu bringen und das würde ich auch, denn genau das war mein Plan. Um genau zu sein, eher meine Falle. Denn wer sich als Lebender in mein Reich verirrte, musste damit rechnen, hier drin absolut keine Rechte zu haben und allein mir gehorchen zu müssen. Pech für den armen kleinen Jungen. Ich drehe mich langsam um, die Hand bereits leicht ausgestreckt. Innerhalb eines Sekundenbruchteils hatte ich meine Fäden mit seinen Gelenken verbunden und zog ihn aus dem Türrahmen heraus in den Raum hinein, wobei ich mit der anderen Hand den Schlüssel so steuerte, dass die Tür verriegelte. Seine Augen weiteten sich geschockt und irgendwie sogar ein bisschen panisch. Niedlich, wenn man es so betrachtete. Wirklich sehr niedlich. Irgendwie unschuldig, als wäre er ein kleines Kind. Tss, als ob… Er machte den Mund auf, um etwas zu sagen, entschied sich dann aber dagegen und schloss ihn wieder, als ich ihn Schritt für Schritt auf mich zusteuerte. Er konnte den Blick nicht abwenden, konnte nicht stehen bleiben, konnte keinen Schritt ohne mich machen. Er war auf mich angewiesen und ich liebte dieses Gefühl, ihn soweit zu haben. Lange genug hatte es gedauert. Diesmal grinste ich so, dass er es sah. „Hey, Dei. Welchen Traum soll ich dir heute erfüllen?“, murmelte ich laut genug, sodass er es hörte. „Was möchtest du heute haben? Nur einmal darfst du wünschen. Danach entscheide ich wieder, welchen Traum du träumen darfst und welchen ich dir erfülle.“ Er starrte mich an, erschrocken und die Erkenntnis blitzte in seinen Augen auf. Ich konnte es ihm förmlich ansehen, wie er all diese Versuche meinerseits durchging und langsam erkannte, dass sie alle keine Träume gewesen waren. Wie er erkannte, wie oft er mir inzwischen nah gewesen war. Ich fühlte mich irgendwie überlegen, dass ich es geschafft hatte, mit einem lebenden Menschen zu spielen und nicht mit einer Marionette. Einem richtigen Menschen, der denkt und fühlt. Eine interessante Erfahrung und ein fast unbezahlbarer Moment, ihn jetzt so zu sehen, verletzlich. Doch plötzlich machte er alles zunichte. Mit einer einzigen Mimik zerstörte er meine kleine Genugtuung und ließ stattdessen mich vollkommen verwirrt und irritiert zurück. Er lächelte. Ein strahlendes Lächeln. Ich war so perplex, dass ich meine Fäden reißen ließ und er einfach weiterging. Lächelnd kam er auf mich zu. Ich verstand die Situation nicht mehr, wusste nicht, was er jetzt tun würde, und so wich ich zurück. Doch er ging einfach weiter, packte irgendwann meinen Arm und zog mich wieder zu sich. Und küsste mich wieder. Und noch einmal. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er mich los. „Ich wusste es, Danna. Schon die ganze Zeit, un. Nach dem Pokerabend konnte ich mich irgendwann wieder erinnern, was ich gemacht hab, un. Dann bist du allerdings nicht mehr aus deiner Werkstatt rausgekommen, tagelang. Ich wusste, dass es daran liegt und so hab ich so getan, als ob ich mich nicht mehr erinnern könnte, wegen des Alkohols. Du schienst einigermaßen zufrieden zu sein. Und dann warst du auf einmal so anders zu mir… so… freundschaftlich. Von jetzt auf gleich. Ich wusste, dass du etwas vorhast, un. Und so habe ich mitgespielt. Mal, zu Mal, zu Mal, zu Mal, un. Immer wieder und ich habe für dich geschauspielert. Ich bin mir nicht sicher, was du jetzt von mir erwartest, aber ich glaube, ich weiß, was ich jetzt erwarte.“ Ich drückte mich weiter zurück, prallte mit dem Rücken gegen die Wand und war gezwungen, stehen zu bleiben. Er hatte durchgehend mit mir gespielt und nicht andersrum… Ich war die Marionette gewesen… Wochenlang?! Ich hatte wirklich gedacht, ich könnte ihn so einfach durchschauen, dabei war das Gegenteil der Fall gewesen. Er hatte sich so gut verstellt, dass ich ihn nicht mal im Ansatz hatte durchschauen können. „Und… was erwartest du jetzt?“, war meine Frage, brüchig und irgendwie abgehackt. Und wieder lächelte Deidara, ganz locker und entspannt, als sei das alles hier das Natürlichste der Welt. Vermutlich war es das für ihn auch. Für ihn, als Mensch. Wahrscheinlich sah er das alles vollkommen anders als ich. Es kam nur darauf an, wie- „Weißt du, Danna? Ich war eigentlich schon immer ein Einzelkämpfer. Ich bin abgehauen, weil niemand mich vollkommen anerkennen wollte. Mein ganzes Ich, meine ich. Dann bin ich hier gelandet und eigentlich wollte ich sofort wieder abhauen, oder ein paar umbringen und dann abhauen. Aber dann kamst plötzlich du und irgendwie fand ich dich direkt ein bisschen faszinierend. Dich und deine Ewigkeit. Deine Lebenseinstellung, meine ich. Sowas habe ich noch nie gesehen und ich mag Personen, die anders sind und mir etwas Neues bieten können. Deswegen bin ich geblieben. Nach einer Weile ist das immer weitergegangen und weißt du-“ „Sei ruhig. Egal, was du sagen willst, sei ja ruhig. Kein einziges Wort sollst du noch sagen, ich warne dich. Du hast genug gesagt, den Rest will ich nicht hören, hast du verstanden? Weder heute, noch irgendwann sonst. Behalt es für dich. Rede in meiner Gegenwart nicht so und auch sonst nicht, verstanden? Du hast kein Recht, sowas zu sagen. Egal, was du sagen wolltest, du solltest etwas wissen: Ich bin eine Puppe. Ich fühle nichts. Du bist mir egal. Das warst du schon immer und wirst es auch immer sein. Ich habe nur mit dir gespielt.“ Mit diesen Worten stieß ich ihn grob zur Seite und verließ die Werkstatt. Vollkommen ruhig, ganz plötzlich. Ich hatte diese Wörter nicht einmal gedacht. Eigentlich hatte ich etwas anderes sagen wollen, etwas ganz anderes, aber ich musste zur Vernunft kommen. Und vergessen. Ich ließ die Basis hinter mir, merkte nicht einmal, wie ich sie verließ und durch den angrenzenden Wald ging, vollkommen ohne Plan und mit gesenktem Kopf. Meine Gedanken schossen weiter, raubten mir langsam den Verstand. Seine Augen. Die gingen mir nicht mehr aus dem Sinn. Er hatte so verletzt ausgesehen. Traurig. Enttäuscht. Aber vor allem verletzt, so schrecklich verletzt, als hätte ich ihm etwas herausgerissen und es vor seinen Augen zerquetscht. Was hatte das alles denn für einen Sinn gemacht? Wofür hatte ich das alles denn gemacht? Weil ich mich von menschlichen Gefühlen hatte verleiten lassen. Weil ich süchtig nach Menschlichem geworden war und einfach nicht mehr hatte aufhören können. Deswegen dieses Spiel, deswegen diese Genugtuung und dieser unglaubliche Triumph. Aber was bedeutete das schon, im Leben einer Puppe? Damit war Schluss. Endgültig. Ich hatte gespielt und gewonnen. Fertig. Spiel vorbei, es gab keine neue Partie, die Karten waren verloren gegangen und man würde sie nie wiederfinden. Plötzlich sah ich etwas aus den Augenwinkeln, ein schwarzer Schatten, der vorbeihuschte, blitzschnell und verschwommen. Sofort sah ich auf, doch es war bereits zu spät, viel zu spät. Der Schatten jagte hinter meinem Rücken entlang, ich drehte mich um und auf einmal explodierte die Welt in Schmerz. Entsetzlicher Schmerz, der nur eines bedeuten konnte. Mein Herz, mein Kern, mein menschlicher Teil. Alles versank in tiefer Schwärze. Kapitel 16: Gefangen -------------------- Ich erinnerte mich nicht mehr wirklich, was danach geschah. Ich verlor das Bewusstsein und landete dann hier. Ich wusste auch nicht wirklich, wo ich war oder wie meine Zelle aussah. Es war dunkel, vollkommen ohne Licht. Ich wusste nur, dass ich mich nicht bewegen konnte. Noch nicht einmal Chakra konnte ich einsetzen. Ich war gefangen. Nun gut, es war nicht das erste Mal, dass ich irgendwo festsaß. Okay, es war schon lange nicht mehr vorgekommen, seit Jahren nicht mehr, aber das änderte eben nichts an der Tatsache, dass es jetzt nun mal so war. Wenn ich nur wüsste, wo genau ich mich befand, könnte mir das schon helfen, irgendwie. Bisher war ich immer entkommen, egal welcher armselige Trottel es gewagt hatte, mich irgendwo einzusperren. Bisher war auch jeder bei dem Versuch gestorben. Seit einem oder zwei Tagen schon musste ich hier drin sein. Noch immer war allerdings nichts passiert. Das einzig Gute war, dass die Schmerzen in meinem Kern langsam aufhörten. Irgendjemand hatte mich außer Gefecht gesetzt, indem er mir mit voller Wucht auf das Herz geschlagen hatte… Nur musste der Jemand wirklich Kraft besitzen. Um das zu schaffen, gehörte schon einiges dazu! So fühlte es sich auch an. Plötzlich, von jetzt auf gleich, ging das Licht an. Gereizt zischte ich leise und kniff die Augen zu, so geblendet war ich von dem strahlenden Weiß hier überall. Es dauerte bis ich blinzeln, den Kopf heben und mich umsehen konnte. Ich war an eine Art Platte gebunden, sodass ich zwar stand, meine Hände allerdings rechts und links von mir leicht nach oben gezerrt wurden und in großen Fesseln hingen. Auch meine Fußgelenke steckten fest und um das Fach mit dem Stahlseil in meinem Bauch war ein breiter, stählerner Riemen gezogen worden, der mit kleinen Metallverschlüssen an meiner Seite fest verschlossen worden war. Um meinen Hals spürte ich eine Art Halsband und wusste nur zu gut, wozu es diente: Es bündelte mein Chakra und sorgte dafür, dass ich es nicht einsetzen konnte. Ich saß hier fest, vollkommen wehrlos. Nachdenklich musterte ich meine Zelle. Es schien ein Operationsraum zu sein. Die Wände waren schneeweiß, genau wie der Boden und die Decke. An der Wand standen einige Glasschränke und Flaschen mit verschiedenen Substanzen sammelten sich darin. Genau in der Mitte des Raumes befand sich ein silber glänzender Operationstisch. Direkt daneben war ein kleiner Wagen rangeschoben worden, auf dem so einiges an Werkzeugen zu finden war, was man eben für OPs brauchte: Skalpelle, Tupfer, Spritzen und so weiter. Verdammt, warum war ich auch nicht vorsichtiger gewesen?! Das alles stank doch bestialisch nach… Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein relativ großer, blasser Mann mit rabenschwarzen, langen Haaren betrat das Zimmer. Seine Augen waren von einem reptilienartigen Gelb und funkelten mich triumphierend an. „Orochimaru“, zischte ich und funkelte ihn meinerseits mörderisch an. „Sasori, mein guter ehemaliger Partner. Wie geht es dir? Siehst gut aus. So jung. Aber das tun wir beide, nicht wahr? Keinen Tag älter“, er grinste breit und lehnte sich an den Operationstisch, brach den Blickkontakt nicht eine Sekunde. „Was willst du von mir?“, knurrte ich zurück. „Wenn ich hier rauskomme… Ich schwöre dir, ich bring dich um.“ „Aber aber, mein guter Sasori, warum so feindselig? Unsere Arbeit als Partner war damals ausgesprochen produktiv und angenehm. Und weißt du…“, er lehnte sich ein wenig zurück und tat einen Moment nachdenklich. „In letzter Zeit habe ich viel darüber nachgedacht. Über unsere Zusammenarbeit… Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir das wiederholen sollten. Bist du nicht auch der Meinung?“ „Nur über meine Leiche“, ich spuckte ihm die Antwort geradezu entgegen. Erst wagte es dieser Mistkerl, mich hier einzusperren und dann sowas?! Tss, er würde sich noch wundern, was er als Belohnung von mir dafür bekam! „Tja, weißt du, ich meine auch nicht so richtig als Partner“, Orochimaru stand auf, kam näher zu mir und packte schließlich mein Kinn, sodass ich ihm in die Augen sehen musste. „Ich will dich nicht mehr als Partner. Das ist Vergangenheit. Willkommen in der Gegenwart. Ich will dich als Untergebener.“ Angeekelt drehte ich den Kopf weg. „Als ob ich für dich arbeiten würde.“ „Oh, Sasori, das wirst du. Und das hier wird dein neues Zuhause sein. Denn es wird dich niemand retten kommen. Du bist tot. Offiziell.“ „Was redest du da für einen Schwachsinn?!“, giftete ich ihn an. Sein ganzes Gerede, so scheinheilig wie es war, ging mir auf die Nerven. Seine ganze Art ging mir auf die Nerven. Doch er achtete kaum auf mich und erzählte einfach weiter, wobei er ein paar Schritte um den Tisch herum ging. „Ich habe viele Untergebene, möchte ich erwähnen. Sehr viele sogar und alle haben verschiedene Fähigkeiten. Eine Sammlung von Kekkai Genkais, von der manche nur träumen. Ein bisschen wie du, nur dass meine Marionetten leben. Willst du nicht auch für mich die lebende Marionette spielen? Nun ja, du hast eigentlich keine Wahl. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du mir freiwillig gehorchen. Egal, was ich dir auftrage.“ „Jetzt antworte mir auf meine Frage! Was redest du, von wegen ich sei tot?!“, brüllte ich dazwischen. Meine Geduld war am Ende und wenn ich ehrlich war, machte ich mir ein wenig Sorgen um Deidara. Wenn der Kerl mich in der Gewalt hatte, hatte er auch ihm etwas angetan…? Was würde ich tun, wenn Deidara verletzt oder sogar tot war…? Orochimaru würde dafür leiden müssen. Eine unbändige Wut stieg in mir auf und ich zog mit aller Kraft an den Fesseln. Ich würde ihn töten. Ich würde ihn grausam foltern, bis seine Schreie in sämtlichen Dörfern im Umkreis zu hören waren. Niemals wieder würde er Freude an seinem Leben haben, was bald zu Ende sein würde. Mein ehemaliger Partner lachte. „Streng dich doch nicht so an, diese Fesseln halten dir ohne Probleme stand. Das alles hier wurde für dich gebaut, extra an dich angepasst, damit du es ja bequem hast. Du kommst hier nicht mehr raus. Zumindest nicht einfach so.“ Hier kam ich so nicht weiter. Langsam beruhigte ich mich und lehnte mich wieder gegen die Platte, mit Gewalt kam ich hier erstmal kein Stück weiter. Das einzige, was ich jetzt noch machen konnte, war, auf eine Möglichkeit zur Flucht zu hoffen, wann auch immer das war. „Was hast du jetzt mit mir vor, huh? Erwartest du ernsthaft, dass ich dir gehorche?“, fragte ich also nun ruhiger, darauf bedacht, jede Einzelheit in seiner Erscheinung, seiner Gestik und seiner Mimik zu erkennen und zu planen. Ich würde hier rauskommen. Ganz sicher. Orochimaru winkte gelassen ab und zeitgleich betraten vier Männer den Raum. Anscheinend ein paar von seinen Untergebenen… „Nein, nein. Ich erwarte nichts von dir, zumindest nichts Freiwilliges. Man musste dich schon immer zu deinem Glück zwingen, Sasori. Aber ich muss dich bitten, dich dort auf den Tisch zu legen, ja? Das wäre ungeheuer freundlich von dir.“ Ich zog eine Augenbraue hoch. „Dein Ernst…?“ Er seufzte theatralisch und machte eine kurze Handgeste in meine Richtung. „Ich weiß schon, das machst du nicht. Nun gut, dann eben anders.“ Die Männer kamen auf mich zu, lösten langsam, Schnalle für Schnalle, meine Fesseln. Ich erkannte schon dort eine Chance, doch gerade als ich einen Arm losreißen wollte, zog einer der Männer ein Messer und hielt es bedrohlich nahe an mein Herz. Gereizt sah ich ihn an, doch er zog nur seine Mundwinkel zu einem verächtlichen Grinsen hoch. Ich zischte und wandte den Blick ab. Verdammt. Der Druck an meinen Handgelenken und Füßen verschwand nun ganz und zwei andere von Orochimarus Untergebenen verdrehten mir die Arme auf dem Rücken. Könnte ich Chakra benutzen, würden diese Kerle schon lange an der Wand hängen, aufgespießt auf ihren eigenen Waffen. Aber so war ich praktisch wehrlos. Die Typen waren mir erstmal im Vorteil, vor allem das Messer vor mir machte meine Pläne vollkommen zunichte. Die beiden führten mich zu dem Operationstisch und wollten mich darauf drücken, doch niemals würde ich mich dahin legen. Ein OP-Tisch, mitten in einem Labor, ein Abstelltisch mit Skalpellen daneben und das alles in Orochimarus Versteck…? Pff, klar. Einen Moment sah ich ruhig auf den Tisch hinab, als würde ich überlegen, was sie nun mit mir vorhatten… Doch dann sammelte ich meine Kraft und trat nach hinten aus, doch der Mann wich rechtzeitig aus und packte meine Schultern, riss sie nach hinten, sodass ich merkwürdig schräg stand. Nicht nur das, mein Rücken lag bereits auf dem Tisch. Wütend holte ich erneut aus, doch auch dieser trostlose Wehrversuch wurde abgeblockt. Das Messer drückte sich einen Moment an mein Herz, sodass ich nur für eine Sekunde abgelenkt war… das genügte den anderen dreien, mich einfach ganz auf den Tisch zu werfen und meine Arme fast schon unter der Konstruktion festzumachen, anscheinend wieder mit solchen komischen Fesseln. Sekunden später waren auch meine Beine fest. „Das werdet ihr bitter bereuen, ich schwöre es euch, verdammt! Wenn ich hier rauskomme, werde ich euch allesamt auf die kreativsten Wege umbringen, das verspreche ich euch bei allem, was ich habe!“, brüllte ich, zerrte wie verrückt an den Fesseln, doch die saßen bombenfest, niemals würde ich sie so lösen können. Verdammt, das durfte nicht passieren, ich durfte nicht hier festsitzen! „Mein Lieber, was hast du denn noch? Deine Kunst? Kannst du hier nicht benutzen. Deine Freiheit? Pff, träum weiter. Deinen… Partner? Der hat dich aufgegeben“, erklärte Orochimaru fröhlich weiter, als sei das hier ein lockerer Spaziergang. Ich würde ihn zu einem Gang in die Hölle für ihn machen. „Jetzt erklär mir doch endlich, was du meinst! Was hast du mit Deidara gemacht, huh?!“ „Ich habe gar nichts mit ihm gemacht. Ihm geht es blendend. Körperlich, wohl gemerkt. Seelisch… Na, ich weiß nicht. Du hast ihm wohl den Kopf verdreht, bevor du gegangen bist, hm? Wie niedlich. Und ich dachte immer, eine Puppe sei nicht in der Lage zu fühlen? Nun, wahrscheinlich ist es auch so. Du spielst immer noch so gerne mit deinen Opfern, was? Tja, alte Gewohnheiten legt man eben nie ab.“ Sein dämliches, sinnloses Geplänkel ging mir auf die Nerven. Ich wollte Antworten, aber er redete immer nur drum herum. Es kostete Zeit und die hatte ich einfach nicht. Ich musste hier raus, so schnell es irgend möglich war. Ungeduldig wartete ich, bis der Schwarzhaarige weiter sprach. „Ich sagte, du bist tot. Meine Männer haben dich getötet. Einer hat dir auf das Herz geschlagen. Du wurdest zu Boden gerissen, hast aber noch den darauf folgenden Angriff abgewehrt. Du bist aufgesprungen und hast sie angegriffen, aber durch den Schlag waren deine Reflexe etwas zu langsam und so wurdest du von zwei Männern gepackt, während der Dritte versucht hat, dich mit einem Katana zu erstechen. Ein ziemlich kurzer Kampf mit allem drum und dran. Dabei hast du übrigens unter Schmerzen deinen Partner um Hilfe angefleht, hast geschrien. Leider kam er nicht rechtzeitig und musste zusehen, wie du langsam und qualvoll mit viel Geschrei getötet wurdest. Das ist die offizielle Geschichte.“ Ich starrte ihn an. Was…redete der Kerl da bitte für einen vollkommenen Schwachsinn…? „Und jetzt zu der inoffiziellen Geschichte, die aber unser kleines Geheimnis bleiben muss. Du wurdest von meinen Männern angegriffen. Leider warst du so abgelenkt von irgendwas anderem, dass sie dich ohne Probleme durch einen Schlag auf dein Herz außer Gefecht setzen konnten und so wurdest du hierher geschleppt. Währenddessen nahm einer der Männer deine Gestalt an und übernahm deine Rolle in deinem letzten großen Kampf, in dem Akasuna no Sasori endgültig fiel. Und jetzt liegst du hier. Und so freundlich, wie ich nun mal bin, bekommst du sogar noch eine Information: Du hast eine große Operation vor dir.“ So langsam war mein Kopf wirklich überladen. Das war zu viel… Wenn das alles so stimmte, wie diese Drecksschlange es gesagt hatte, dann hatte Deidara mir beim Sterben zugesehen. Während ich um seine Hilfe geschrien hatte. Zumindest theoretisch. Allein der Gedanke verursachte mir Übelkeit. Verdammt… Jetzt musste ich wirklich hier raus. Die Geschichte gefiel mir gar nicht und ich musste dringend zu Deidara zurück. Abgesehen davon… „Operation…?“, meine Stimme klang inzwischen leise und abgehackt, als hätte sich etwas in meiner Kehle eingenistet. Ein großes, widerlich schmeckendes Etwas, welches einfach nicht verschwinden wollte, egal wie oft ich auch schluckte. Im Hintergrund stand einer seiner Gefolgsleute in einem weißen Kittel und Handschuhen. In seiner Hand glänzte eine ungewöhnlich dicke Spritze, die er gerade mit einer durchsichtigen Flüssigkeit füllte. Bei genauerem Hinsehen konnte man erkennen, dass die Nadel verstärkt war. Wohl damit sie durch die Holzummäntelung meines Kerns kam. Zeitgleich zog auch Orochimaru langsam OP-Handschuhe aus einem Behälter. Er ließ sich wohl extra Zeit, um mir alles noch erklären zu können, bevor es losging. „Also, hör zu. Ich habe früh mit der Entwicklung einer besonderen Materie begonnen, in der man bestimmte Impulse speichern kann, die, wenn sie erstmal im Fleisch eines Menschen festgewachsen ist, von einer festgesetzten Person beliebig gesteuert werden können“, er nahm eine metallene Schale von einem der ‚Assistenten‘ entgegen und nahm eine kleine, matt glänzende Kugel heraus, nicht größer als der Nagel meines Ringfingers. Diese hielt er grinsend vor mein Gesicht. „Das ist diese Materie, von der ich spreche. Ich werde sie in dein Herz implantieren und dich für ca. fünf oder sechs Monate in künstliches Koma versetzen. In dieser Zeit wird diese winzige Kugel mit deinem Herzen verwachsen und wenn du aufwachst, wirst du nur noch mir gehorchen. Wie eine Puppe an ihren Fäden.“ Seine Worte drangen zwar bis zu mir durch, doch ich sah ihn nicht mehr an. Mein Blick galt nur noch diesem kleinen Stein, der mir ins Herz gesetzt werden sollte. Als er ihn aus meinem Sichtfeld nahm, starrte ich ins über mir leuchtende Licht der grellen Lampe. Sie blendete, aber es war mir egal. Was sollte ich machen…? Sicher saß Deidara jetzt in unserem Zimmer. Ich hatte es ihm nicht gesagt. Ich hatte ihn nur angefaucht und ihn unterbrochen. Vielleicht hätte ich es ihm sagen sollen. Nein, ganz sicher hätte ich das tun sollen. Jetzt war es zu spät. „Und wenn wir das alles haben, werde ich testen, wie gut du mir gehorchst. Mal sehen. Außerdem kann in der Zeit deiner geistigen Abwesenheit viel passieren. Vielleicht nutze ich die Zeit und spiele ein bisschen mit deinem angeschlagenen Partner…? Mal sehen, was der so ohne dich treibt.“ Der Mann mit der dicken Spritze kam näher. Ich wand mich auf dem Tisch, zerrte wieder an den Fesseln, doch es brachte nichts. Die Nadel versenkte sich schmerzhaft in meinem Herzen und die Flüssigkeit, wohl ein Betäubungsmittel, verteilte sich darin. Spätestens jetzt war es endgültig vorbei. Nur wegen meiner Unachtsamkeit. „Nun, Sasori. Wir werden uns wohl bald wiedersehen. Sehr bald.“ Meine Gedanken flossen nur noch träge dahin, drohten ganz anzuhalten und mich hinunter in den Schlaf zu reißen. Ich wusste, wenn ich jetzt einschlief, würde ich selbst sterben. Es würde nur noch eine Puppe namens Sasori geben. Ich selbst wäre schon lange tot. „Ich freue mich schon darauf, dein neues Ich kennenzulernen.“ Es war noch viel zu früh. Und es war vollkommen der falsche Augenblick. Ich hatte noch eine Aufgabe zu erfüllen. Ich konnte doch jetzt nicht einfach sterben, nachdem ich Deidara so verletzt hatte! „Hoffentlich lässt du mich nicht warten. Ich kann es doch kaum erwarten!“ Langsam spürte ich, wie meine Augenlider schwerer wurden und sich nach und nach schlossen. Das grelle Licht der Operationslampe stach noch hinter den Lidern weiter, bis ich irgendwann gar nichts mehr wahrnahm und erneut in die tiefe Schwärze glitt. Diesmal vielleicht für immer. Deidara… Kapitel 17: Nachdem ein Leben zerbrach -------------------------------------- Ich spürte kaum etwas. Mein ganzer Körper war wie betäubt, unfähig, sich zu bewegen. Tot. Rot. Blutig. Wahrscheinlich blutig. Was war es schließlich nicht? Alles war nur noch rot. Haare, Herzen, Körper… Alles rot. „Zetsu, verdammte Scheiße, was zur Hölle ist-…?!” Eine Stimme, weit entfernt. Vielleicht bekannt. Aber das ist egal. Sie spielt keine Rolle. Das Licht blendet nicht länger. Angenehm, aber wenn man es im Ganzen betrachtet, war es auch ziemlich egal. „Ist das etwa Deidara??“ „Lass ihn runter! Was ist passiert?“ „Wo ist-“ „Pssht! Nicht diesen Namen sagen! Ich erkläre es euch später, nur helft mir, ihn ins Zimmer zu tragen. Er ist verletzt und nicht ansprechbar.“ „Aber er hat doch die Augen offen! He, Deidara!“ „Jetzt sei ruhig, Hidan! Lass ihn in Ruhe. Er steht unter Schock. Und jetzt beweg dich doch endlich!“ So viele Stimmen und so viele Worte. Ich konnte ihren Sinn nicht mal erfassen. Alles lief so unfassbar schnell. Warum lief denn alles so schnell…? Wieder Schritte. Ich wurde wohl immer noch getragen. Aber warum? Ich konnte auch selber gehen. Ich öffnete meinen Mund, zumindest versuchte ich es, doch ich fand den dazugehörenden Muskel nicht mehr. Was genau brachte noch mal meinen Mund dazu, aufzugehen? Und wie sprach man noch mal Wörter, Buchstaben, Sätze? Eine Tür knarrte und die Person, die mich trug, blieb stehen. Mein Körper wurde weitergereicht. Plötzlich waren die Arme ganz anders. Muskulöser, irgendwie. „Leg ihn auf das Bett, Kisame. Ich hole Verbandszeug. Er braucht Ruhe. Und sagt bitte auf keinen Fall dieses Namen! Er ist erst ruhiger geworden.“, sagte wieder diese ruhige Stimme, die mich auch geholt hatte von… ja von woher kam ich denn? Was war passiert? Ich fühlte mich so leer… „Verdammt, jetzt spuck es doch endlich aus, Zetsu! Wo zur Hölle ist Sasori?!“ Ein Zucken durchdrang meinen Körper, heftig und erschreckend stark. Von jetzt auf gleich fühlte ich wieder und es tat weh. Schmerzen. Warum tat es denn so weh…? Aua… Es wurde schlimmer… Es nahm immer weiter zu, mein Herz stach plötzlich so. Als würde jemand ein Messer hinein rammen, mitten ins Herz, wie… w-wie… Sasori. Von jetzt auf gleich war alles wieder da. Er hatte um Hilfe geschrien, erbärmlich. Man hatte ihm das Herz zerstochen, immer wieder und er hatte so geschrien, wie ein Tier, welches man folterte. DEIDARA! ICH BITTE DICH, HILF MIR!! BITTE! Immer wieder, mein Kopf drehte sich, immer im Kreis, als würde jemand immer wieder Replay drücken. DEIDARA! DEIDARA! DEIDARA! Mein eigener Name wurde zur Hölle. Nur nebenbei nahm ich war, dass ich schrie. Ich schrie, wie am Spieß. War das meine Stimme? Es klang so rau, so brüchig. So klang ich doch sonst nicht. Niemals hatte ich so geklungen. Wirklich nicht, normalerweise klang ich nicht so komisch. Und meine Arme und Beine gehorchten mir auch normalerweise. Jetzt schlugen und traten sie wild um sich, als würden sie mit jemandem kämpfen. Aber dafür war es doch zu spät, oder nicht? Es tat so schrecklich weh… „Haltet ihn fest! Los schon, er verletzt sich sonst noch mehr, Kisame leg ihn auf das Bett, Hidan, Kakuzu, haltet endlich seine Arme und Beine!“ Mein Arm traf auf Widerstand, genau wie meine Beine. Etwas stützte sich auf mich, ich bekam kaum Luft. Doch mein Mund schrie weiter. Wie dumm er doch war! Sah er das alles denn nicht endlich ein? Sah er denn nicht, dass schreien keinen Sinn mehr hatte? Er sollte aufhören damit. Ein kleiner Stich bohrte sich in meine Armbeuge. Ich wurde müde. Vielleicht sollte ich schlafen. Hoffentlich für immer, für die Ewigkeit. Genau wie er. „Und?“, fragte der Silberhaarige leise. Der großgewachsene Mann mit den Kiemen im Gesicht und den blauen Haaren, sowie Haut, schwieg und schüttelte nur leicht mit dem Kopf. Die ebenfalls am Tisch sitzende Frau mit der weißen Papierrose im Haar seufzte leise, kaum hörbar. „Er muss langsam essen… Sonst wird er sich zu Tode hungern.“ „So langsam glaube ich, dass genau das sein Ziel ist.“, fügte der orangehaarige Mann neben ihr hinzu und legte sacht eine Hand auf ihren Rücken, als wolle er sie unterstützen, irgendwie. Wobei ihm das natürlich nicht möglich war. Alle hier Anwesenden waren bedrückt und doch redete er weiter. „Deidara muss Sasori sehr geliebt haben. Er war bei dessen Tod dabei und hat scheinbar den Verstand deswegen verloren. Ich hätte nie gedacht, dass Sasori sterben könnte. Er war einfach so lange hier… Ich habe es einfach nicht mehr für möglich gehalten.“ „Die beiden waren zwar gegen Ende hin nicht mehr ganz so zerstritten, aber zusammen? So sah es nicht aus.“, der blauhaarige Mann schüttelte mit dem Kopf. „Vielleicht liegt da das Problem. Vielleicht waren sie das auch nicht. Aber wen hindert das schon daran, jemanden zu lieben? Deidara kann man nicht mehr ansprechen. Er isst und trinkt nicht. Er bewegt sich auch nicht mehr. Aber er hat die Augen offen, atmet. Es scheint, als sei er wie narkotisiert. Im Zustand der Empfindungslosigkeit. Was machen wir mit ihm?“, meinte die mit der Rose im Haar, seufzte leise und traurig und stützte den Kopf auf die Hände. „Abwarten. Was anderes kann man jetzt nicht mehr tun. Warten, bis er es überwunden hat.“ „Was denkt Ihr? Wird es klappen?“, fragte der Brillenträger seinen Meister, der gerade mit fasziniertem Blick vor dem Operationstisch stand und den darauf aufgebahrten Mann betrachtete. In seinen Augen spiegelte sich solch ein Interesse, dass man meinen könnte, Orochimaru wollte nie wieder seinen Posten neben diesem Tisch aufgeben. Zu wichtig war ihm sein kleines Experiment. Schließlich könnte eben dieses Experiment, angenommen es hatte Erfolg, alle seine Ziele in für ihn greifbare Nähe stoßen. Allein diese Aussicht ließ sein Herz höher schlagen. „Natürlich wird es klappen. Ich habe jahrelang daran gearbeitet. Gut, die Idee, Sasori dafür zu benutzen, ist mir erst später gekommen, aber es ändert nichts, außer vielleicht zum Positiven. Er ist stärker als ein Mensch, klüger als ein Mensch und gewissenloser als ein Mensch. Ein Untergebener, ein Spion, ein Kämpfer, ein Leibwächter – alles was du brauchst, in einer Person. Diese Person hier hat schon mehr Menschen getötet als du in deinem ganzen Leben, Kabuto. Hunderte. Vielleicht sogar Tausende. Einen besseren Diener kannst du dir nicht suchen. Und er wird mir niemals widersprechen.“ Kabuto senkte den Blick und betrachtete den Mann mit den roten Haaren genauer. Er sah aus wie ein normaler Jugendlicher. Nicht besonders muskulös oder so. Für einen Mann eine wirklich mickrige Größe. Und sehr friedlich, so, wie er jetzt dalag. Wenn Kabuto ehrlich war, glaubte er nicht daran, dass so ein schwächlich wirkender Knirps zu etwas Großem in der Lage war. Doch sein Meister hatte Teile seiner Jahre dafür verschwendet, eben diesen Mann in seine Gewalt zu bringen, also musste etwas in dem Kerlchen stecken. „Dieser Sasori, er hatte doch einen Partner. Euren Nachfolger, wenn ich mich recht entsinne?“, wagte der Brillenträger sich vor. Orochimaru lächelte leicht. „Ja. Deidara, hieß er, glaube ich. Keine sehr eindrucksvolle Gestalt. Sogar noch kleiner und um ein Vielfaches schwächer. Einfach aus dem Weg zu schaffen.“ „Meister, Ihr müsst doch anders denken. Denkt doch daran, wie Ihr Sasori von der Bildfläche habt verschwinden lassen!“ „Ja… Ich weiß, was du meinst. Ich denke schon, dass ich es so machen werde.“, erneut grinste der Schwarzhaarige, diesmal gehässig und doch voller Vorfreude. Doch der Spion runzelte die Stirn. „Sasoris Verwandlung wird lange dauern. Sehr lange. Habt Ihr keine Angst, dass sie in der Zwischenzeit kommen und ihn zurückhaben wollen?“ „Wieso sollten sie? Er ist tot. Ihren Sasori gibt es offiziell nicht mehr. Offiziell ist er gestorben, qualvoll und langsam, mitten in einem Kampf, vor den Augen des winselnden Partners.“ „Und das werden sie nicht genauer überprüfen?“ „Unsinn. Sie haben den Tod beobachtet, die Todesursache gesehen und sie haben eine Leiche. Wenn sie sich zusammennehmen würden, würden sie feststellen, dass es lediglich ein normaler Mann ist, dem ich Sasoris Gestalt verliehen habe. Aber wahrscheinlich kümmern sie sich gar nicht mehr um ihn. Warum sollten die also gerade hierher kommen? Nein, sie werden versuchen, ihn zu streichen. Vielleicht holen sie auch schon einen Nachfolger, wie sie es bei mir gemacht haben“, der Mann mit den Schlangenaugen lachte leise und wandte schließlich den Blick ab. „Ihr habt Recht. In so einem Fall, ist Akatsuki wirklich gewissenlos. Und die Maschinen zeigen perfekte Werte an. Alles scheint so zu klappen, wie Ihr Euch es gewünscht habt. Ich werde ihn weiter beobachten und ein paar Männer zum Schutz und zur Überwachung hierlassen.“, Kabuto neigte respektvoll den Kopf, während sein Meister langsam zur Tür ging. „Gut, mach das.“, war seine knappe Antwort, bevor er den Raum verließ. Immer noch langsam ging er den langen Tunnel entlang. Sein Gesicht konnte nicht aufhören zu grinsen. Endlich war er so weit gekommen. Nun würde ihn nichts und niemand mehr aufhalten. Bald schon, Pain-sama, bald schon wirst du sehen, wen du da weggeschickt und einfach durch ein nichtsnutziges Balg ersetzt hast… Die Tage vergingen langsam. Genau wie bisher. Vielleicht vergingen sie auch nicht, ich sah schließlich nie aus dem Fenster, allerdings musste es so sein, denn es wurde abwechselnd hell und dunkel. Aber das betraf mich nicht mehr. Ich würde hier liegen bleiben. Was sonst sollte ich schon groß tun? Ich hatte versagt. Er war wegen mir gestorben, es war alles meine Schuld. Schließlich hatte er nach mir gerufen, mich um Hilfe angefleht, die ich ihm nicht gegeben hatte. Alles in meinem Kopf drehte sich um ihn. Man erkennt erst, wie wichtig einem etwas ist, wenn man es verloren hat. Wie wahr. Aber es war alles so schnell gegangen! Ich hatte es ihm sagen wollen, doch er hatte mich nur abgewiesen. Auch das hatte wehgetan, aber nicht so wie das jetzt. Sei ruhig. Egal, was du sagen willst, sei ja ruhig. Kein einziges Wort sollst du noch sagen, ich warne dich. Du hast genug gesagt, den Rest will ich nicht hören, hast du verstanden? Weder heute, noch irgendwann sonst. Behalt es für dich. Rede in meiner Gegenwart nicht so und auch sonst nicht, verstanden? Du hast kein Recht, sowas zu sagen. Egal, was du sagen wolltest, du solltest etwas wissen: Ich bin eine Puppe. Ich fühle nichts. Du bist mir egal. Das warst du schon immer und wirst es auch immer sein. Ich habe nur mit dir gespielt. Seine Worte waren ebenso schmerzhaft gewesen. Tief hatten sie sich in mein Herz gebohrt, doch ich war ihm trotzdem nach draußen gefolgt. Dort hatte ich ihn dann gefunden. Zwischen einer großen Anbu-Gruppe. Es ging alles so schnell, er konnte sich kaum wehren. Aber warum? Sonst hatte ihn auch nie jemand in die Ecke getrieben. War er vielleicht abgelenkt…? Aber warum? Wovon? Die Anbus hatten ihn überrascht und ihn sofort festgehalten. Der Kampf hatte nur wenige Minuten gedauert und trotzdem schien er mir Jahre gedauert zu haben. Sie hielten ihn fest und als sie ihn endlich soweit hatten, hatte einer ihm ein Katana ins Herz gerammt. Wobei, nicht ins Herz. Er hatte langsam angefangen, ihm das Herz aufzuschlitzen. Ganz langsam. Das war der Moment gewesen, in dem er angefangen hatte zu schreien. Er hatte mich gesehen, streckte die Hand mit panischen Augen nach mir aus, schrie meinen Namen, nach meiner Hilfe. Ich war losgerannt. Doch als ich angekommen war, war es bereits zu spät gewesen. Sie hatten ihm immer wieder, immer und immer wieder ins Herz gestochen, es durchstoßen, bis er so vollkommen rot zu Boden gesunken war. Und ich war stehen geblieben, betäubt vor eigenem Schmerz. Ich hatte geschrien und geweint. War zusammengesackt, wie er. Hatte mich an ihn geklammert, wollte ihn nicht loslassen, nicht gehen lassen. Und irgendwann hatte mich Zetsu geholt. Er hatte mich hochgehoben und von ihm weggetragen. Wie gelähmt hatte ich über Zetsus Schulter zu ihm zurückgesehen. Und dann hatten die verwirrenden Gedanken angefangen. Ich verstand sie kaum selber, aber sie beschäftigten mich immer noch. Er lag dort einfach so auf dem Boden… Sicher war ihm kalt. Puppe hin oder her, einfach so auf dem Boden zu liegen war nicht gut. Ich sollte aufstehen, zu ihm gehen und ihn zudecken. Vielleicht wurde er krank… Das war nicht gut, das durfte er nicht. Aber regen konnte ich mich trotzdem nicht. Draußen vor dem Fenster sangen die Vögel weiter, alles lebte und lief seinen Gang. Nur zwei Personen auf dieser Welt lagen da, bewegten sich nicht. Der Unterschied zwischen ihnen war klein, aber ausschlaggebend: Ein Herz schlug, das andere nicht. Kapitel 18: Das Leben geht weiter --------------------------------- Ein nervtötendes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Warum konnten sie mich nicht einmal in Ruhe lassen? Es nervte einfach nur noch, den ganzen Tag angequatscht zu werden. Als könnte ich nicht eine Sekunde alleine gelassen werden. Dabei war es genau das, was ich mir wünschte. Einfach eine Weile alleine zu sein, alleine mit meinen tausend Gedanken. „Deidara! Verdammt noch mal, hast du schon wieder abgeschlossen?! Du sollst das doch nicht mehr machen!“, kam Hidans Stimme von der anderen Seite der Tür. Inzwischen trommelte er schon gegen die Tür, sodass ich dachte, die Angel müssten jeden Moment brechen. Seufzend stand ich auf und drehte den Schlüssel widerwillig im Schloss herum. Das Schloss ging mit einem leisen Klacken auf. Hidan öffnete die Tür und begutachtete mich, wie jedes Mal, von oben bis unten. Das tat er seit Monaten. Wahrscheinlich, um sicherzugehen, dass ich nicht dünner oder blässer oder was auch immer geworden war. Vielleicht suchte er auch nach was anderem. Aber trotz allem war ich ja immer noch ich, irgendwie. Auch wenn ich mich nicht mehr so fühlte. Schon lange nicht mehr. „Ich habe geschlafen und wollte meine Ruhe, un. War das zu viel verlangt?“, murmelte ich leise, aber vorwurfsvoll. Mein Gegenüber zuckte mit den Schultern. „Hättest jetzt sowieso aufstehen müssen. Pain will dich sehen. Keine Ahnung, worum es geht.“, erklärte er und sah mich abwartend an. So blieb er eine ganze Weile, ohne auch nur Anstalten zu machen, wegzugehen. „Was willst du noch, un?“, war meine gemurrte Frage. „Ich geh mit dir dahin. Muss sowieso an seinem Büro vorbei, da kann ich dich auch gleich da abliefern.“ Jetzt drehte er vollkommen durch. „Ich bin durchaus in der Lage, alleine zu gehen, danke, un.“ Damit drängte ich an ihm vorbei, fast schon grob, aber das war mir egal. Dieses ewige Getue ging mir auf die Nerven. Kostete doch eh alles Zeit bis zum Geht-nicht-mehr. Abgesehen davon war ich erwachsen genug, um auf mich selbst aufzupassen. Niemand hatte das Recht, sich als meinen Beschützer auszugeben. Absolut niemand. Ich war und blieb Einzelgänger, nur für mich selbst verantwortlich. Mit eiligen Schritten und geradeaus gerichtetem Blick schritt ich durch die langen Flure, durch die ich schon so viele Male gelaufen war. Wobei ich ehrlich sagen musste, dass sie mir in den letzten Wochen und Monaten fremd geworden waren. Um genau zu sein, sogar im letzten gesamten Jahr. Seltsam, wie schnell die Zeit doch verging. Vor dem Büro des Leaders blieb ich schließlich stehen. Ohne zu zögern klopfte ich an und trat, ohne eine Antwort abzuwarten, ein. Es würde eh nur sinnloses Gerede geben von wegen ich solle endlich mal mit in den Gemeinschaftsraum gehen oder so. Alles nur Zeitvergeudung und Zeit war leider etwas, wovon der Mensch wenig zur Verfügung hatte. Manchmal einfach viel zu wenig… Pain sah mir bereits mit Augen entgegen, die eindeutig gemischte Gefühle zeigten. Er fühlte sich sichtlich nicht wohl in seiner Haut. Wahrscheinlich wegen mir. Keine Ahnung, warum sonst. „Du hast mich rufen lassen, un?“ Er nickte, fast schon nervös. Doch dann fasste er sich. „Es gibt etwas, was ich dir mitteilen muss, Deidara.“ Ich sah auf, halb desinteressiert. Wahrscheinlich wieder eine Mission, die ich mit irgendeinem anderen Akatsuki machen sollte. Wie immer inzwischen. Nichts Besonderes. „Es geht um deinen Partner und-…“, wollte er gerade ansetzen, doch ich unterbrach ihn mit funkelnden Augen. „WAS ist mit meinem Partner?!“, meine Stimme war nicht mehr als ein Zischen. Pain zuckte fast schon zusammen und biss sich auf die Lippe, bevor er weitersprach. „Ich weiß, das ist im Moment ein schwieriges Thema für dich, aber Sasoris T-… Abschied ist jetzt fast ein Jahr her. Du musst langsam darüber hinwegkommen. Wir alle haben keine Ahnung, was da zwischen euch war, aber Sasori ist gegangen und damit musst du dich abfinden, Deidara. Er wird nicht wiederkommen, aber es geht weiter. Du bist ein Akatsuki. Du brauchst einen Partner. Einen neuen Partner.“ Wut durchzuckte meinen gesamten Körper. Meine Fäuste kribbelten wie verrückt, drängten danach, dem Anführer mitten ins Gesicht zu schlagen. Nur nicht ausrasten, Deidara, nur nicht ausrasten… „Da war nichts zwischen uns! Er war eine Puppe, verdammt, nichts und niemand war ihm wichtig! Seid ihr zu blöd, um das zu verstehen?! Er war mir genauso scheißegal, also hört gefälligst auf, mich wie ein Kleinkind zu behandeln, un! Er war ein verdammtes Arschloch und ist gestorben. Ende der Geschichte! Und einen neuen Partner will ich erstrecht nicht, egal wer! Vergiss es, ich bleibe alleine, un! Ich hab keinen Bock auf noch so eine Geschichte!“ Meine flachen Hände knallten auf seinen Schreibtisch, direkt vor ihm. Meine Augen brannten wieder, wie sie es so oft taten. Der Schmerz meldete sich wieder. Auch nach einem Jahr schien er noch frisch und präsent, doch ich ließ ihm keinen Spielraum mehr. Meine Maske war über die Monate immer besser geworden, doch hin und wieder wollte sie nicht richtig sitzen, wie jetzt gerade zum Beispiel. Wahrscheinlich sah ich aus, als würde ich ihn jeden Moment töten – und das war auch keine Lüge. Ich könnte ihn ohne zu zögern töten, nichts in mir sprach dagegen. Rein hypothetisch betrachtet. Pain erwiderte meinen Blick. Er ruhig und gelassen, ich wutgeladen, mit blitzenden Augen. Es dauerte, bis die angespannte Luft zwischen uns mit Worten gefüllt wurde. „Ich verstehe. Du hast ihn also gehasst.“, schloss er kurz und sah mich ruhig an. Ich nickte und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. „Das ändert ein wenig. Aber auch nicht viel. Diese Geschichte wird sich nicht wiederholen, denn dein neuer Partner ist vollkommen anders als Sasori. Das Gegenteil. Du wirst von nun an mit Tobi zusammenarbeiten. Er wird dein neuer Partner sein und zu dir ins Zimmer ziehen.“ Das Bild von Tobi in Dannas Bett, welches schon lange nicht mehr nach ihm roch, zu oft hatte ich darin gelegen und den Kopf im Kissen vergraben, verursachte mir Würgereiz. Niemals in diesem Leben würde ich zulassen, dass so ein bescheuerter Kindskopf Dannas Platz einnahm. Niemand würde seinen Platz einnehmen. Es dauerte genau anderthalb Wochen, bis sie mich soweit hatten, dass ich mit Tobi redete. Wenn auch nur ein paar Minuten. Er war mir zu laut und zu aufgedreht. Ständig hüpfte er in der Gegend rum und nervte rum. Früher hatte ich ihn vielleicht noch ganz lustig gefunden, heute verabscheute ich ihn. Wenigstens würde er in seinem Zimmer bleiben. Ich durfte alleine in Dannas und meinem Zimmer bleiben. Gut so. Und nach einer weiteren Woche ging es eigentlich halbwegs, bis zu einem kleinen Vorfall… Ich war in den Gemeinschaftsraum gegangen, um von dort aus in die Küche zu kommen, um etwas zu essen. Es war relativ leer. Nur Hidan, Konan, Kisame, Tobi und ich waren anwesend. Alles war ruhig, nichts Besonderes. Hidan und Kisame spielten Karten, Tobi sah zu und stellte durchgehend irgendwelche Fragen und Konan saß da und blätterte in einer Zeitschrift. Als ich den Raum betreten hatte, hatte Konan mich freundlich angelächelt und ich hatte ihr zugenickt, wie ich es immer tat. Hidan hatte nur abgelenkt eine Hand gehoben, Kisame hatte gegrinst. Tobi hingegen hatte sich mir komplett zugewandt, war auf mich zu gesprungen und direkt vor mir stehen geblieben. Seine Stimme klang hoch und gut gelaunt, als hätte ihm gerade jemand erklärt, dass er morgen eine Dose Kekse zum Frühstück bekam. Er war vor mir herumgesprungen, mit seiner penetranten guten Laune und hatte mich plötzlich gefragt: „Sag mal, Deidara-san! Du hast doch Sasori-san immer Sasori no Danna genannt… Soll Tobi dich jetzt auch Deidara no Danna nennen? Oder lieber doch anders? Vielleicht sollte Tobi auch bei Deidara-san bleiben?“ Vielleicht hätte ich ruhig bleiben sollen, aber manchmal kommt diese Wut über mich, die ich einfach nicht kontrollieren kann. So auch zu diesem Zeitpunkt, denn ich verlor halb den Verstand. Ohne überhaupt nachzudenken hatte ich ihm schon genau auf die Maske geschlagen, wollte auf ihn losgehen, doch Hidan und Kisame hielten mich zurück. Seitdem hatte ich Tobi nicht mehr gesehen und auch die anderen nicht, denn ich war auf meinem Zimmer geblieben. Es tat mir nicht leid, was ich getan hatte. Das war wohl das Problem. Aber irgendwie musste ich ja trotzdem weitermachen. So kam es, dass ich irgendwann danach im Büro Pains stand, schon wieder, mit Tobi an meiner Seite. Mein neuer Partner. Ich würde ihn niemals so nennen können. Aber anscheinend musste ich das auch gar nicht, zumindest schien niemand großartigen Wert darauf zu legen. Diesmal ging es um eine Mission. Um unsere erste Mission als… Zweckgemeinschaft. Es so zu nennen, war zwar nicht wirklich professionell, aber es gefiel mir in dem Sinne besser. Vielleicht hätte es auch normal laufen können, wenn ich nicht einen kleinen Schrecken bekommen hätte, als ich die Missionsunterlagen in der Hand hielt. Wir sollten eine bestimmte Schriftrolle holen gehen, von einer relativ angesehenen Familie. Mein Problem war ein einziges keines Wort, welches mir ins Auge stach: Sunagakure. Die Mission fand in Suna statt. „Also, Sasori no Danna, so wie es aussieht, werden wir beide nach Sunagakure gehen, un.“ „Such dir gefälligst einen anderen aus!“ „ACH, un… Was war das denn, Sasori no Danna, un? Haben Sie etwa was gegen Suna?“ „Was soll ich gegen Suna haben? Es ist ein normales Dorf.“ Er hatte mir nie erklärt, was er wirklich an Suna auszusetzen hatte. Aber inzwischen konnte ich es mir vorstellen. Er hatte so reagiert, wie ich reagiert hätte, wenn wir eine Mission in Iwa hätten machen müssen. Dazu kam sein Aussehen. Alles an ihm sah so… ich weiß nicht, es erinnerte mich einfach an Sand, an Wüste… So rote Haare fand man auch nicht überall, aber in Suna sollte es eine solche Haarfärbung öfter geben, als in anderen Dörfern. Inzwischen war ich mir ganz sicher, dass meine erste Mission mit Tobi uns direkt in die Heimat meines Dannas führte. Am Morgen der Mission stand ich bereits früh auf. Das tat ich immer. Wer sollte mich schließlich sonst wecken…? Bereits um acht Uhr stand ich im Bad und band gerade meine langen Haare zu einem Zopf. Sie wollten nicht so recht wie sie sollten, doch nach einer Weile schaffte ich es doch, einen einigermaßen annehmbaren Zopf zu kreieren. Danach tat ich etwas, was ich wirklich lange nicht mehr getan hatte: Ich betrachtete mich ausnahmsweise mal eingehend im Spiegel. Nachdem Hidan einmal gesagt hatte, ich sähe aus wie gerade aus dem Grab gekrochen, dachte ich schon öfters mal darüber nach… Also sah ich in den Spiegel und riss die Augen erschrocken auf, was seltsam wirkte, denn irgendwie zeigten meine Augen keine wirkliche Reaktion. Sie schienen irgendwie trüb… ein wenig leer. Mein Gesicht war schmal und zum Kinn hin irgendwie spitz geworden. Um den Mund lag ein verbitterter Zug, als wäre alles, egal was kommen mochte, von Grund auf schlecht. Meine inzwischen blasse Haut machte den Eindruck auch nicht besser. Ich biss mir auf die rauen Lippen und hob leicht mein Shirt an. Der Anblick meines eigentlich normal gebauten Körpers machte mir, zugegebenermaßen, ein wenig Angst… Da war nichts mehr mit normal. Ich hatte wochenlang, vielleicht auch monatelang nicht mehr trainiert. Meine Arme wirkten schlaff und nutzlos. Außerdem hatte Konan vielleicht doch recht gehabt: Ich hätte mehr essen sollen. Selbst wenn der Appetit einfach nie da war. Meine Schultern waren spitz und knochig, mein Oberkörper sah nicht mehr wirklich bewundernswert aus, sondern besorgniserregend. Alles in allem: Ein persönliches Bild des Grauens. Wie hatte ich mich nur so verwahrlosen lassen können? Und so was nannte man Nuke-nin. Nach meiner etwas beunruhigenden Entdeckung im Bad machte ich mich daran, meine Tasche zusammenzupacken. Vorher war ich noch nie in Suna gewesen, war nur flüchtig am Rand der Wüste entlanggegangen, fasziniert von den endlosen Sandweiten. Es schien mir einfach unmöglich, dass Menschen dort leben konnten, vollkommen abgeschnitten vom Rest der Welt. Zugegeben, so oft hatte ich Sunas auch noch nicht gesehen. Höchstens ein paar. Jeder von ihnen verschwiegen und hart im Nehmen. Ich hatte schon von einigen Erziehungsmethoden dort gehört. Sand schmirgelt, hatte unser Sensei früher an der Akademie immer gesagt. Die Sunas sind abgeschmirgelt, abgehärtet. Harte Gegner, die anpassungsfähig sind. Wahrscheinlich würde ich gegen ein paar von ihnen kämpfen müssen. Als die Tasche mit allem gefüllt war, was man so brauchen würde, machte ich mich auf den Weg in die Küche. Ob starke Gegner oder nicht – die Wüste war ein Gegner für sich und auch diesen galt es zu bekämpfen. Also packte ich meine Tasche noch mit drei großen Flaschen Wasser voll, in der Hoffnung, dass es wohl reichen möge, bis wir im Dorf angekommen waren. Tobi wartete bereits im Gemeinschaftsraum, anscheinend mal wieder bester Laune. Das würde eine nervtötende Reise werden… „Deidara-Senpai, du bist aber früh auf den Beinen! Wie schön, dann können Tobi und Deidara-Senpai ja jetzt losgehen, oder?“, fragte er ausgelassen und hüpfte in der Gegend herum. Ich seufzte leise. „Ja, können wir und jetzt halt endlich still und komm, un. Dieses Gehüpfe macht mich nur nervös.“ Ohne ihn noch weiter zu beachten verließ ich den Raum wieder und hörte, wie er mir folgte. Seine unregelmäßigen Schritte, die immer wieder von abruptem Hüpfen unterbrochen wurden, gingen mir leicht auf die Nerven, doch ich zwang mich, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Schließlich würden wir mindestens drei Tage unterwegs sein. Lustlos holte ich mit dem Bein aus und trat gegen den lockeren Boden. Mir war warm, ich hatte Durst und um ehrlich zu sein, hatte ich auch absolut keine Lust mehr, weiterzugehen. Natürlich könnte ich auch einfach einen Tonvogel formen, dann wären wir in ziemlich kurzer Zeit schon da, allerdings gab es da ein Problem: Ich weigerte mich schlicht, Tobi auf eins meiner Werke zu lassen. Sie waren nicht für ihn bestimmt, nur für mich. Tja und so kam es, dass wir nach knappen drei Tagen immer noch mitten in der Wüste herumirrten. Man sagte, Stolz wäre manchmal der Wegweiser zum Grab. In diesem Fall könnte das sogar stimmen. Das Wasser hatte auch nicht lange gehalten. Vor allem nicht, als Tobi gestern aus Versehen eine Flasche beim Trinken hatte fallen lassen und die Hälfte ihres Inhalts im Sand gelandet war. Ich hatte ihm fast aus Versehen eine auf den Hinterkopf geknallt und seitdem war er ruhig. Vielleicht war es auch der Durst oder die Hitze, die ihn schweigen ließen. Wenn das hier wirklich Dannas Zuhause gewesen war, dann war ich wirklich froh, in Iwa geboren worden zu sein. Diese ewigen Sandstürme und die Temperaturschwankungen machten mich noch fertig. Allerdings gab es einen einzigen Grund, warum ich nicht einfach umdrehte und die Mission als gescheitert abstempelte. Ohne diesen Grund, wäre ich wahrscheinlich schon lange wieder in der Basis zurück. Doch… ich wollte Gewissheit. Ich wollte wissen, wer dieser Sasori gewesen war, der mir damals den Verstand und die Vernunft geraubt hatte. Ich wollte wissen, um wen ich so trauerte und wegen wem ich eigentlich nachts aus schrecklichen Träumen aufwachte. Wessen Stimme es war, die mir immer noch im Kopf herumwirbelte, wie ein nie verblassendes Echo. Die Mission war mir egal. Aber er nicht. Und ich würde herausfinden, wer er gewesen war. Koste es, was es wolle. Vor uns tauchten die gewaltigen Mauern Sunagakures auf, als würden sie aus dem Sand emporwachsen und überlegen, wann sie uns verschlingen würden. Kapitel 19: Geheimnisse aus einem vergangenen Leben --------------------------------------------------- Langsam näherten wir uns den Mauern. Wenn ich mich konzentrierte, konnte ich die Shinobi spüren, die dort oben als Wächter positioniert waren. Allerdings schienen sie hier nicht sonderlich viel Arbeit zu bekommen – keiner von ihnen stand wirklich an der Mauer und passte auf. Es war praktisch schon zu leicht, ins Dorf reinzukommen. Doch der Anblick Sunagakures ließ mich schlucken. Es bestand aus neun Teilen und einem Gebäude als Kern, selbst von hier konnte man das Zeichen des Kazekagen am Gebäude erkennen. Es schien, als sei alles um den Kazekagen herum aufgebaut worden zu sein, als sei er das Herz des Dorfes, was er ja eigentlich auch war. Wenn auch ein umstrittenes Herz. Wenn mich nicht alles täuschte, war der Kazekage ein Jinchuriki. Wie ungewöhnlich. Aber das war nicht der Grund, weswegen ich hier war. Oder wir. Tobi war ja auch noch da… Langsam gingen wir durch die ersten Straßen, die zu dieser Zeit, Himmel sei Dank, relativ leer waren. Wir mussten dringend die Klamotten tauschen. Vielleicht bekam man hier irgendwo halbwegs unauffälligere Kleidung her. Doch die Leere der Straßen verschaffte mir Zeit, mich genauer umzusehen. Die Gebäude waren komplett aus Sandstein erbaut worden. Egal, wo man hinsah, alles hatte diesen Braunton an sich. Die wenigen Menschen, die uns entgegenkamen, trugen allesamt neutrale Farben. Kaum Helles. Weiß, creme, braun, dunkelgrün, dunkles orange… Ihre Gesichter sahen größtenteils auch nicht viel besser aus. Schon vorher hatte ich von der schlechten Wirtschaft Sunas gehört und natürlich die ganzen Sprüche unseres Senseis damals, wenn wir mal über andere Länder geredet hatten, allerdings hatte ich nie gedacht, dass sie wirklich so düster aussahen. Alles wirkte irgendwie bedrückend. Wobei das auch meine eigene Laune sein konnte. Wenn man es genauer betrachtete, war mein Vorhaben praktisch unausführbar. Das Dorf war nicht riesig, aber doch schon groß genug, sodass man sich darin verirren konnte. Die Straßen waren eng, die Häuser standen dicht an dicht. Wir würden Mühe haben, die Mission auszuführen. Wie aber wollte ich eigentlich meine eigene kleine Mission erfüllen…? „Deidara-Senpai…? Tobi ist warm… Können wir vielleicht irgendwo eine Pause machen? Tobi braucht wirklich, ganz doll dringend was zu trinken…!“, murmelte mein Weggefährte hinter mir. Noch immer weigerte ich mich, ihn Partner zu nennen. Ich seufzte leise und sah mich um. „Gleich, un. Wir suchen zuerst andere Klamotten und dann eine Unterkunft.“ Wenn wir denn eine fanden… Ungefähr zwei Stunden später saßen wir tatsächlich in einem halbwegs gekühlten Zimmer. Oder in unseren Zimmern. Ich hatte zwei Zimmer gemietet. Eins für Tobi und eins für mich. Ich brauchte meine Ruhe und mit dem in einem Zimmer würde es niemals Ruhe geben. Behutsam strich ich über meine neuen Klamotten. So, wie ich jetzt aussah, sah ich tatsächlich aus wie ein harmloser Suna. Das Oberteil war weit, die Ärmel waren etwas zu lang und das ganze Teil war im schlichten Grau gehalten. Weiter oben hatte es allerdings einen weißen Kragen, wie ihn die meisten anderen ebenfalls hatten. Die Hose war lang und schwarz und um meiner Hüfte prangte ein weißes Band wie eine Art Gürtel. Unauffällig und schlicht. Mein Stirnband hatte ich in meiner Tasche verstaut – Iwas wurden hier nicht gerne gesehen. Vor allem keine, die sich für einen Suna ausgaben. Nachdenklich trat ich ans Fenster und sah nach draußen. Einen großen Ausblick hatte ich nicht, aber das spielte auch keine Rolle. Meine Gedanken kreisten ganz woanders. Der Himmel war klar, unglaublich blau, meinen Augen ganz ähnlich. Das hatte er immer gemocht… Vielleicht gerade deswegen…? Hier musste es immer einen so blauen Himmel geben, während die Sonne heiß und erbarmungslos auf die Erde brannte. Grausam und schön zugleich – genau wie er. Erneut schob ich meine Hand in meine Tasche, die an dem Gürtel befestigt war. Der zerknüllte Missionszettel ging mir nicht aus dem Kopf. Was sollte ich zuerst machen? Die Mission, oder meine eigene Mission? Vielleicht wäre es besser, erstmal den offiziellen Kram zu erledigen. Danach konnte ich immer noch nach meinen Beweisen suchen, wo auch immer ich sie suchen wollte, schließlich hatte ich wirklich keine Ahnung. Erneut seufzte ich, das scheinbar tausendste Mal an diesem Tag, und verließ das Zimmer. Tobis Zimmer befand sich direkt neben meinem, sodass ich ihn trotz allem schnell erreichen konnte, wenn mal was war. Nach einem kurzen Klopfen öffnete er sofort die Tür und holte schon Luft, um etwas zu sagen, doch ich unterbrach ihn einfach. „Tobi, ich gehe alleine los und erledige die Mission, un.“ „A-Aber Senpai! Pain-sama sagt, dass man das nicht alleine machen darf!“, protestierte er sofort, doch ich winkte nur ab. „Ach Quatsch, un. Das sagt er nur, weil er sich Sorgen um uns macht, verstehst du das, Tobi? Aber ich werde ganz schnell zurück sein. Sei du bitte so nett und treib in der Zeit was zu essen auf. Rede mit dem netten Mann unten am Schalter und bestell was. Sag ihm, ich bezahle später, okay, un? Wenn ich wieder da bin.“, an dieser Stelle hätte jetzt eigentlich ein Lächeln den Satz beendet, allerdings hatte ich das schon eine Weile nicht mehr getan, also ließ ich es auch jetzt bleiben. Tobi schwieg einen Moment, schien dann aber doch einzusehen, dass ich recht hatte und nickte fröhlich. „Okay, Senpai! Und wenn du wieder da bist, essen du und Tobi zusammen!“ Ich nickte nur und machte mich stattdessen auf den Weg, den Flur entlang und die Treppe runter. Währenddessen zog ich den Missionszettel erneut hervor und las nochmals die wenigen Informationen, die darauf aufgelistet waren. Viel war es wirklich nicht und gerade hier hätte ich mir gewünscht, genauere Angaben zu haben. Schließlich war ich das erste Mal hier und so vollkommen ohne genauere Angaben… Das konnte ja noch heiter werden. Der Mann im Empfangszimmer grüßte freundlich, doch ich nickte nur abgelenkt. Für Freundlichkeiten hatte ich im Moment einfach keine Zeit. Draußen auf der Straße blieb ich einen Moment stehen, die Hitze schoss mir entgegen wie ein Schlag in den Magen. Kurz schüttelte ich den Kopf, um mich zu fangen. Erst dann ging ich los, um meine Arbeit als Akatsuki zu erledigen. Es war nur ein Name auf dem Zettel aufgelistet. Ein Vorname. Kein Nachname. Konkreter konnte Pain sich wohl auch nicht ausdrücken. Anderthalb Stunden machte ich mir sogar die Mühe und suchte selbstständig nach dem Haus, doch als die Hitze langsam abnahm, ich anfing zu frösteln und die Sonne langsam in einem blutigen Rot versank, blieb ich stehen und fragte ein paar Passanten, die um diese Zeit anscheinend lieber vor die Tür gingen. Na ja, verständlich. Seltsamerweise wusste sofort die erste Person, eine junge Frau mit fuchsfarbenen Haaren, wer meine Zielperson war und wo sie wohnte. Sie zögerte nicht einen Augenblick, musste anscheinend nicht mal darüber nachdenken, allerdings sah sie mich ein wenig verdutzt an. „Wenn ich mir die Frage erlauben darf, Sie kommen doch nicht von hier?“, fragte sie mit einer sanften Stimme. „Nein, nicht wirklich, un. Ich bin zu Besuch hier.“, erklärte ich bemüht freundlich. Die Frau nickte und lächelte. „Ja, Sie sehen wirklich nicht aus, als wären Sie von hier. Fremde fallen hier immer sofort auf, das ist man einfach nicht gewöhnt. Aber diese Person, die Sie suchen… Wollen Sie die etwa besuchen?“ „Ja. Das hat private Gründe, wissen Sie, un. Lange Geschichte. Aber vielen Dank für Ihre Hilfe, wirklich sehr freundlich von Ihnen.“, ich versuchte mich an einem kleinen Lächeln, beließ es dann aber doch lieber bei einem kleinen Zucken der Mundwinkel. „Einen schönen Abend noch, un.“ Ich drehte mich um und folgte dem Weg, den sie mir beschrieben hatte. Ein leises Schnauben kam über meine Lippen. Anscheinend ein sehr geselliger Mensch, dem ich da einen kleinen Besuch abstatten sollte. Es dauerte eine halbe Stunde, bis ich das Haus endlich gefunden hatte. Es war ein wirklich schönes Haus mit zwei Stockwerken, wobei das obere Stockwerk anscheinend mit Sandsteinsäulen noch besser gestützt wurde und die runden Fenster im Obergeschoss aussahen wie kugelrunde Augen, die auf einen heruntersahen, als seien sie neugierig auf alles und jeden. Im Vergleich zu den Häusern am Dorfrand war es relativ groß und sah nicht besonders ärmlich aus. Natürlich keine Villa, aber eben nicht so heruntergekommen. Das Kazekage-Gebäude war nicht weit von hier, höchstens zwei Straßen weiter… Ich musste vorsichtig sein. In keinem der Fenster, weder im Obergeschoss, noch im Untergeschoss, brannte Licht. Alles lag dunkel und verlassen da, als stünde das Haus vollkommen leer. Mit einem letzten Blick in den inzwischen nachtschwarzen Himmel unterdrückte ich mein Chakra und näherte mich der Haustür. Mit ein paar kleinen Handgriffen schnappte das Schloss mit einem leisen Klacken zurück und die Tür ließ sich problemlos öffnen. Hoffentlich hielt mein Glück an. Tatsächlich war das Haus komplett leer, aber bewohnt war es allemal. Der Flur war klein und eng, hatte aber doch etwas Gemütliches an sich. Direkt neben mir hing ein ovaler Spiegel und ein Lichtschalter ließ sich daneben erkennen, doch ich entschied mich dagegen und ging langsam vorwärts. Rechts und links führte jeweils ein Durchgang in andere Räume. Der rechte Durchgang gab eine kleine Küche preis, alles säuberlich aufgeräumt und schön eingerichtet. Der linke Durchgang führte in ein relativ geräumiges Wohnzimmer mit einem Kamin, einem Tisch mit ein paar Stühlen daran und einer kleinen, gemütlichen Sitzecke. Wände, Decke und Boden – alles war aus Sandstein, wie das gesamte Haus und auch alle anderen Häuser hier. Irgendwie hatte es etwas Niedliches. Auf dem Tisch fand ich eine Kerze mit Streichhölzern und zündete sie sofort an. Wenigstens etwas. Ich verließ das Wohnzimmer wieder und sah mich weiter um. Das Geschoss beinhaltete nur noch zwei Schlafzimmer, ein großes und ein kleineres. Am Ende des engen Flurs führte eine Treppe nach oben und eine nach unten. Ich entschloss mich, mich von unten nach oben durchzuarbeiten und stieg langsam die Treppe nach unten. Dort erwartete mich ein langer Flur, der nur in eine Richtung führte und nur zu einer einzigen Tür führte. Mit eiligem Schritt näherte ich mich ihr, wer wusste schon, wie viel Zeit mir noch hier alleine blieb? Ich öffnete die Tür und ließ fast die Kerze fallen vor Schreck. Ein Gesicht starrte mir entgegen. Nein, nicht nur eins, mehrere, viele! Körper hingen da von der Decke, sahen aus, als würden sie am Galgen baumeln. Zuerst stieg Übelkeit in mir auf, doch als ich mich zwang, genauer hinzusehen, erkannte ich, dass es sich nicht um Menschen, sondern um Puppen handelte. Mein Herz fing an zu rasen, als wolle es weglaufen, doch ich konnte nicht. Zu sehr fesselten mich diese emotionslosen Gesichter, sahen sie doch aus wie er. Er hatte mich auch oft so angesehen. Alles in mir schrie, mich umzudrehen und zu gehen, aber genau wie bei ihm ignorierte ich es und ging weiter, zwischen den Reihen der hängenden Körper entlang. Ich konnte keine Angst vor ihnen haben. In meinen Augen sahen sie einfach traurig aus. Einfach nur furchtbar traurig. Ihre Augen sahen leer aus, verlassen, als hätte man sie hier vergessen und nie wieder rausgeholt. Die Luft roch leicht abgestanden, nur ein einziger Geruch war wahrnehmbar: Der von Holz und noch etwas anderem, undefinierbarem… Er warf mich vollkommen aus der Bahn, denn ich kannte diesen Geruch. Ich hatte ihn gerochen, in einer anderen Werkstatt, die ich nur einmal in meinem Leben betreten hatte. Ich hatte ihn gerochen, wenn mir jemand näher kam und ihn geschmeckt, wenn dieser Jemand seine Lippen auf meine gelegt hatte. Meine Augen brannten, doch ich riss mich zusammen. Ich hatte das Bedürfnis, mich irgendwo hinzulegen, am besten genau zwischen die Puppen, einzurollen und so liegen zu bleiben, bis jemand kam, um mich zu holen. Bis alles vorbei war. Und doch ging ich weiter. Meine Beine trugen mich, bis hin zu einem Schreibtisch, der alleine an der hintersten Wand stand. Ich trat hinter den verstaubten Stuhl und betrachtete die alten Skizzen von verschiedensten Marionetten. Das Papier sah schon älter aus, wegen der schlechten Luft hier unten schon fast modrig. Tief atmete ich ein, versuchte, diesen einen schwachen Geruch herauszufiltern und einzuprägen, was kaum möglich war. Zwei Schubladen am Schreibtisch fielen mir ins Auge und ohne lange nachzudenken hockte ich mich hin und zog die erste Schublade auf. Sie war leer, bis auf eine Kette. Langsam streckte ich die Hand danach aus, zog sie heraus und legte sie in meine Handfläche. Es war ein Skorpion. Ein winziger, roter Skorpion an einem schwarzen Band. Meine Hand zitterte leicht, doch ich schloss sie einfach zur Faust, den Anhänger fest im Griff. Das konnte nicht wahr sein… Langsam zog ich auch die zweite Schublade auf und entdeckte einen Umschlag. Auch diesen nahm ich raus und öffnete ihn vorsichtig. Zum Vorschein kam nur ein Bild. Ein einziges, altes Bild, doch kaum eine Minute später spürte ich einen kleinen Tropfen über meine Wange laufen. Wie in Zeitlupe sah ich mich um, starrte in die Puppenreihen. Das hier war seine Werkstatt gewesen. Vor langer Zeit. Das waren Dannas Werke, Sasori no Dannas Anfänge. Das alles gehörte ihm. Und der ernste Junge mit den Puppenaugen neben dem anderen grinsenden Jungen auf dem Bild, das war er ebenfalls. Ich befand mich hier in seinem Zuhause. Hier war er geboren worden, hatte hier gelebt. Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitzschlag, ließ mein Herz vor Aufregung schneller schlagen. Ich hatte es gefunden! Es dauerte, bis ich mich von diesem Raum losreißen konnte, doch meine Neugierde auf den Rest des Hauses, also das Obergeschoss, wuchs immer mehr, sodass ich die Tür wieder hinter mir schloss – das Foto und die Kette allerdings in meiner Tasche. Ich würde sie an einen Ort bringen, der noch immer nach ihm roch und in dem andere Puppen warteten, ebenfalls von ihrem Meister verlassen. Mit gemischten Gefühlen ging ich weiter die Treppen hoch bis ins Obergeschoss. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, angesichts dieses Ortes. Im Obergeschoss erwarteten mich nur zwei Räume: Ein kleines Bad und ein Schlafzimmer, welches ebenfalls etwas abgestanden roch, als wäre die Tür jahrelang geschlossen gewesen und nicht einmal geöffnet worden. Wahrscheinlich war es auch so. Allerdings sah es nicht aus wie ein Kinderzimmer. Es war neutral, als würde ein Erwachsener hier leben. Die einzige persönliche Note im Raum waren ein paar Bilder auf einer Anrichte über dem Bett. Familienbilder, welche Sasori in verschiedenen Altersstadien zeigten. Ich betrachtete sie ebenso lang, konnte mich kaum losreißen. Zu faszinierend war es, den sonst meistens emotionslosen Mann als kleines Kind, ich schätzte ihn auf fünf oder sechs Jahre, lachen zu sehen. Doch ein Gedanke unterbrach meine Stöberei in der Kindheit meines Dannas. Ich hatte hier noch etwas zu erledigen, ob ich wollte oder nicht. Danach hatte ich immer noch alle Zeit der Welt, das Zimmer genauer zu erkunden. Anscheinend blieben die Besitzer dieses Hauses, wohl Sasoris Eltern – wer sollte sonst hier wohnen? - , noch länger weg. Es wurde spät, aber noch immer rührte sich nichts. Also stand ich notgedrungen auf und ging wieder runter, machte mich sofort daran, alles zu durchsuchen. Wenigstens wusste ich, wie die Schriftrolle aussehen musste, sonst hätte ich wirklich ein Problem gehabt. Hier lagen dutzende von Schriftrollen, aber was sollte man erwarten? Wahrscheinlich waren es ebenso Puppenspieler und Danna hatte auch immer tausende von den Teilen zur Hand gehabt. Es dauerte eine ganze Stunde, bis ich sie schließlich gefunden hatte: In einem kleinen versteckten Fach im Schrank in einem der unteren Schlafzimmer. Anscheinend war sie ja mehr als wertvoll, wenn Dannas Familie sie so gut versteckte… Ich fühlte mich unwohl dabei, sie zu stehlen… Aber sicher hätte er es verstanden, schließlich war er ebenso ein Akatsuki. Ein plötzliches Geräusch ließ mich zusammenfahren. Die Tür! Jemand hatte das Haus betreten. Das Licht im kleinen Flur ging an und ein langgezogener Seufzer war zu hören. Die Stimme klang alt und rau, brüchig, irgendwie. Hastig presste ich mich an die Wand und unterdrückte mein Chakra noch mehr, hoffte inständig, diese Person, wer auch immer es war, würde einfach weitergehen. Ich presste die Augen aufeinander und konzentrierte mich vollständig auf die Geräusche, keinen Meter von mir entfernt, auf der anderen Seite der Wand, durch keine Tür getrennt. Sie musste nur den Kopf durch den Durchgang stecken und nach links sehen und ich war geliefert. Die Geräusche hielten inne, als würde die Person angestrengt horchen. Atmete ich zu laut? Oh bitte nicht… Dannas Familie zu bestehlen war eine Sache, aber sie zu töten…? Auf keinen Fall. Jeden anderen Menschen, ja. Aber das nicht. Gerade dachte ich, mein Herz müsse zerspringen, doch dann entfernten sich die Schritte und ich hörte eine Tür zuschlagen. Es klang weiter weg, vermutlich eines der Schlafzimmer. Erleichtert ließ ich kaum hörbar die angehaltene Luft aus und schlich um die Ecke. Fast lautlos öffnete ich die Tür, schlüpfte heraus und schloss sie ebenso leise wieder hinter mir, in meiner Tasche zwei Erinnerungen an Danna, zusammen mit der Schriftrolle, die ich gestohlen hatte, im Namen von Akatsuki. ~An einem anderen Ort, drei Monate zuvor~ Es wurde laut. Von jetzt auf gleich herrschte Aufruhr im Versteck Orochimarus. Aufgeregtes Murmeln war zu hören und ein einzelner Mann mit grauem Zopf und Brille rannte durch die Gänge. Seine Augen glänzten, als hätte er gerade eine sensationelle Entdeckung gemacht. Er wurde immer schneller. Nach einigen Minuten erreichte er vollkommen außer Atem sein Ziel: Den Trainingsraum. Hastig riss er die Tür auf und trat in den riesigen Raum ein, wo sein Meister Orochimaru mit seinem Schützling Sasuke trainierte. Erbost sah der Mann mit den gelben Schlangenaugen auf. „Kabuto! Was fällt dir ein, hier so einfach reinzuplatzen?! Und was herrscht da draußen überhaupt für eine Unruhe?!“ Kabuto vergaß vor lauter Aufregung vollkommen, dass er eigentlich den Kopf einziehen müsste und sich entschuldigen sollte und redete einfach drauf los, immer noch mit glänzenden Augen. „Es ist soweit! Die Maschinen schlagen aus, er wacht auf!“ Sofort war Sasuke für’s erste für Orochimaru vergessen. Grob stieß er Kabuto zur Seite und rannte los, immer in Richtung seines Labors. Nur nebenbei nahm er war, wie der Brillenträger ihm folgte. Im Vordergrund standen ausschließlich sein wie wild klopfendes Herz, der immer kürzer werdende Weg zu seinem Labor und seine rasenden Gedanken, die hin und her schossen wie Pfeile. Die Vorfreude und die Aufregung banden ihm fast die Luft ab. Kaum konnte er es erwarten, endlich das Ergebnis langer Arbeit zu sehen. Endlich war es so weit! Schon war die nur angelehnte Labortür zu sehen, doch aus dem Raum drangen mehrere Geräusche. Ein kurzes Klirren, ein Keuchen, dann ein Knallen… Stille. Voller Begeisterung riss Orochimaru die Tür auf und erblickte den Schauplatz eines Massakers. Der gesamte Raum bildete ein Bild des Grauens. In der Mitte stand noch immer der Operationstisch, nun eher rot als silber glänzend. Der weiß geflieste Boden erinnerte mehr an den Boden eines Schlachthauses, direkt neben der Tür lag ein Arm, das Ende, welches eigentlich an einem Körper hängen sollte, furchtbar zerfetzt, als hätte man ihn einfach rausgerissen. Im ganzen Raum war Ähnliches zu finden, insgesamt fünf Körper, jeder in seine Einzelteile zerlegt. Blutrot auf schneeweiß. Inmitten dieses Bildes stand eine einzelne Gestalt. Sie trug nur eine schwarze Hose, kein Oberteil und keine Schuhe. Die Haare waren rot, so rot wie das Blut, welches ihm in langen Spritzern im Gesicht und am Oberkörper hing. Eiskalte Augen blitzten unter den roten Strähnen hervor, eiskalt, grausam und absolut leer, wie die Augen eines Toten… oder einer Puppe. Orochimaru schluckte und lächelte selbstzufrieden. Innerlich dachte er sich bereits alle Möglichkeiten durch, mit denen er sein neues Spielzeug testen konnte. Kabuto hinter ihm keuchte erschrocken auf, beim Anblick des Labors. „Was werden Sie mit ihm machen?“, hauchte er seinem Meister zu. Der grinste. „Er gehört jetzt mir. Ich werde ihn testen und dann werde ich ihn benutzen, um meine Ziele zu erreichen. Schließlich…“, er lachte leise. „…habe ich jetzt eine Puppe, die an meinen Fäden geht!“ Kapitel 20: Böse Vorahnungen ---------------------------- Wir blieben noch zwei Tage in Suna. Ein heftiger Sandsturm machte eine Rückreise unmöglich, sodass wir keine andere Wahl hatten, als geduldig abzuwarten. Noch dazu kam, dass man das Haus kaum verlassen konnte, auch wenn Suna extra so gebaut worden war, dass Sandstürme es schwer hatten, bis in die engen Straßen vorzudringen und jetzt verstand ich auch, warum diese gigantischen Mauern erbaut worden waren und die Häuser dicht an dicht standen. Es war schon ein faszinierendes Schauspiel, aber schon am zweiten Tag verlor ich das Interesse daran. Es passierte nichts Aufregendes mehr, was ich mir eigentlich auch gar nicht mehr wünschte, also schmiss ich mich auf das Bett, verschränkte die Arme unter mir und ließ die Gedanken schweifen, doch schon einige Sekunden später kam mir ein Gedanke. Ich rollte mich bis zum Rand des Bettes und streckte meine Hände zur auf dem Boden liegenden Tasche aus. Ich zog das Bild, welches ich aus Dannas alter Werkstatt entwendet hatte, hervor, rollte mich zurück auf die Mitte des Bettes und betrachtete es endlich genauer, da ich letzte Nacht nicht mehr dazu gekommen war. Auf dem Bild waren zwei Jungen zu sehen, ungefähr gleich alt, schätzungsweise fünfzehn bis sechszehn Jahre alt. Danna, mit seinen roten Haaren nicht zu übersehen, trug das Sunaband an der Stirn, eine schwarze Jacke, schwarze Hose und fingerlose Handschuhe. Seine Augen schienen seltsam glasig, leer, und doch hatten sie noch einen kleinen Funken in sich, den er später verloren haben sollte. Anscheinend war er zu dem Zeitpunkt noch ein Mensch gewesen. Der Junge neben ihm hatte dunkelbraune, kurze Haare, unter denen ebenfalls ein Sunastirnband hervor lugte. Seine Augen, so dunkelbraun, dass sie an die schwarzen Knopfaugen eines Teddybärs erinnerten, leuchteten fröhlich und ausgelassen. Er lachte in die Kamera und seine Hand ruhte freundschaftlich auf Dannas Schulter. Ein merkwürdiger Anblick – er so fröhlich und Dannas leerer Ausdruck. Es schien nicht ganz zu passen. Schade, dass ich nichts gefunden hatte, was mir vielleicht seine Geschichte erzählen könnte. Sein Familienmitglied hätte mich auch interessiert, wer auch immer mich im Haus überrascht hatte. Ansonsten gab es niemanden mehr, der es mir erzählen könnte… Bald darauf war der Sandsturm endlich abgezogen und selbst die Temperatur schien ein klein wenig runtergegangen zu sein, wobei mir die Hitze hier noch immer im Kopf stach und auf der Haut brannte. Aber das war einfach Gewohnheitssache. Bereits am frühen Morgen packte ich die Sachen und sorgte dafür, dass auch Tobi sich endlich bewegte. Ich wollte hier weg. Meine Entdeckungen waren unglaublich gewesen, aber inzwischen konnte ich die Nähe dieses Hauses nicht mehr ertragen, es tat zu weh. Das alles kostete mich noch den Verstand. Meine beiden Erinnerungsstücke wickelte ich sorgsam in ein Tuch ein und verstaute sie in meiner Tasche, als seien sie der größte Schatz der Welt. In meinem Fall war das sogar vielleicht so. Noch einmal warf ich einen Blick zurück ins Zimmer, als würde ich mich vergewissern, ob ich nichts vergessen hatte. In Wahrheit wusste ich allerdings selbst nicht, warum ich das tat. Irgendwie hatte ich einfach das Bedürfnis, mir das alles einzuprägen. Welchen Sinn ich damit verfolgte? Keine Ahnung. Vielleicht einfach, weil meine Nerven verrückt spielten und ich mich selbst sowieso kaum noch verstand. Beließen wir es einfach dabei. Tobi erwartete mich bereits und zusammen verließen wir das Gasthaus, wobei ich der zuständigen Empfangsperson noch einmal kurz zunickte. Wer wusste schon, wie sehr Tobi gelabert hatte? Ich würde ihm alles zutrauen, so wie der manchmal drauf war. Sobald wir draußen waren, seufzte er so tief, als hätte man ihm einen zwanzig-Kilo-Sack auf den Rücken geworfen. „Deidara-Senpai… Hier ist es so warm… Warum muss es hier so warm sein…?“, wollte er wissen und schleppte sich scheinbar schwerfällig neben mir her, durch die Straßen. „Daran kann ich auch nichts ändern, Tobi, un. Das hier ist eine Wüste und kein Wintersportparadies. Wenn du dich beeilst, kommen wir auch schneller wieder zurück in die Basis.“, erwiderte ich ruhig. Heute schien meine Geduld doch ganz annehmbar zu sein. Tobi wandte sein maskiertes Gesicht in meine Richtung und sah mich durch das kleine Loch an. „Denkst du, wir sind vor Kisame-san und Itachi-san zurück?“ „Kisame und Itachi? Wo waren die denn, un?“ Verwundert dachte ich nach. Hatten die beiden was von einer Mission erzählt? Nein, nicht wirklich… Und normalerweise erzählte Kisame doch alles. Allerdings lag das zu 99% Wahrscheinlichkeit an meiner fehlenden Aufmerksamkeit. In letzter Zeit hörte ich den anderen tatsächlich kaum mehr zu. Das sollte ich vielleicht mal ändern, es würde mir eine Menge Nachfragerei ersparen. So wie ich den Fischmenschen kannte, hatte er es eben doch erzählt, nur ich hatte nicht zugehört. „Pain-sama hat nicht so viel gesagt. Tobi hat nur gehört, wie Pain-sama zu Itachi-san gesagt hat, sie sollen aufpassen.“, erklärte der Maskenträger fröhlich. Während er sprach, beobachtete ich die Wachen, die dort oben auf der großen Dorfmauer standen. Wie einfach sie sich auf’s Kreuz legen ließen. Wie einfach man in das Dorf hinein und wieder hinaus kam! Sunagakure war wirklich nicht sonderlich das, was man sich unter dem Begriff ‚Großmacht‘ vorstellen würde. Nebenbei nahm ich Tobis Gerede zu Kenntnis und dachte darüber nach, ob ich nicht vielleicht in letzter Zeit etwas Bedenkenerregendes gehört haben könnte, was auch Akatsuki betreffen könnte. Leider machte mir wieder meine Unaufmerksamkeit in den letzten Wochen zu schaffen…. Ich hatte keine Ahnung von der Welt. „Hast du gehört, wohin sie wollten, un?“ „Nein. Tobi weiß nichts, tut Tobi leid, Deidara-Senpai. Das nächste Mal passt er aber sehr viel besser auf, ja?!“, fröhlich hüpfte er einmal, um dann wieder normal weiterzugehen. Kurz schüttelte ich mit dem Kopf, empfand seine überschwängliche Laune allerdings nicht mehr als störend. Zumindest nicht so störend, dass ich ihn jetzt zurechtweisen würde. Wenigstens war einer von uns gut gelaunt. Mein Blick wanderte hoch in dem strahlend blauen Himmel, ebenso wie meine Gedanken abschweiften – zu der Farbe Blau, zu ihrer Bedeutung, zu meinen Augen und zu dem Menschen, der Person, die meine Augen so geschätzt hatte. Erst sehr viel später erreichten wir endlich die Basis. Die Reise war nicht gerade einfach gewesen und bei jedem Schritt knirschten meine Schuhe. Wenn ich sie gleich auskippen würde, hätte ich einen halben Sandkasten im Zimmer. Wenn ich schluckte, fühlte sich mein Hals trocken und sandig an. Sandkörner knirschten zwischen meinen Zähnen. Tobi neben mir war ebenfalls schon vor Stunden ruhig geworden. Alles in allem: Ich hatte Durst, Hunger, mein Kopf brummte noch vom Marsch durch die Wüste, meine Klamotten waren schon festgebacken aus Schweiß und Sand, meine Haare klebten zusammen und meine Füße fühlten sich an, als wollten sie jeden Augenblick einfach auseinander brechen. Man sollte doch meinen, man könnte dann einfach so in sein Zimmer gehen, duschen, sich umziehen, essen, trinken und alles. Richtig? Falsch. Gerade als wir die Basis betraten, fühlte ich schon, dass etwas nicht ganz stimmte. Die Stimmung war irgendwie merkwürdig… Misstrauisch sah ich mich um und stellte fest, dass es absolut still war. Nichts regte sich. Verwirrt machte ich mich auf in Richtung Gemeinschaftsraum und tatsächlich saßen alle dort, allerdings schweigend. Als wir eintraten, wandten sich alle Köpfe zu uns. Leicht stirnrunzelnd sah ich mich um. Konan, Pain, Kakuzu, Hidan… „Sind Kisame und Itachi noch auf Mission, un?“, fragte ich in den Raum hinein. Konan reagierte als erstes. „Nein. Die beiden sind von ihrer Mission zurück, allerdings gab es… Komplikationen.“ Ich legte den Kopf schief. „Komplikationen, un?“ Pain nickte. „Kisame ist verletzt worden. Itachi ebenfalls, doch ihn hat es nicht so erwischt. Sie waren auf einer Mission, die lautete, dass sie einen bestimmten Unruhefaktor aus dem Weg räumen sollen. Eine einzelne Person hat in den letzten Wochen mehrere kleine Siedlungen nahe Konoha zerstört und dabei unzählige an Menschen getötet. Die Angriffe rutschen näher an Konohagakure und bald könnte es dort einschlagen. Die beiden haben sich auf die Suche nach dieser seltsamen Person begeben, die augenscheinlich ihr Ziel im Angriff auf Konoha hat.“ „Und dabei wurden sie also verletzt. Wo sind sie jetzt, un? Was ist mit dem Kerl, der das angerichtet hat?“ Hidan ließ seine Faust auf den Tisch krachen, wobei seine Augen glühten. Man konnte ihm so Einiges nachsagen. Zum Beispiel, dass er lieber mit seinen Muskeln dachte, als mit seinem Kopf. Aber eins stand fest: Er war einer der besten Freunde, die man haben konnte – wenn etwas war, sprang er für die Menschen, die ihm am Herzen lagen. Und Kisame gehörte nun mal dazu. Wütend starrte er auf den Tisch vor sich. „Dieser beschissene Bastard lebt noch. Er hat sie fertiggemacht und ist dann einfach gegangen, als wolle er sich über sie lustig machen.“, er knirschte mit den Zähnen. „Wenn ich dabei gewesen wäre hätte ich diesem Hurensohn das Fell abgezogen und ihn auf die abartigste Art und Weise gekillt, ihn gefoltert, bis er nach seiner beschissenen Mama schreit wie ein Baby!“ Konan, die Hidan normalerweise jetzt zur Ordnung gerufen hätte, blieb still und nickte stumm. So langsam wurde ich nervös. „Wo sind sie, un?“, wollte ich immer noch wissen. „Sie sind im Bad deines Zimmers. Ihre Dusche hat einen Defekt, weswegen sie sich bei dir fertig machen. Ich hoffe, das stört dich nicht.“, Pain sah auf und sein ernster Blick traf meinen. Ebenso ernst erwiderte ich ihn. „Nein, das ist okay, un. Ich werde nach ihnen sehen.“ Mit diesen Worten verließ ich den Raum wieder und machte mich auf den schnellsten Weg zurück zu meinem Zimmer. Sobald ich die Tür aufgerissen hatte, erkannte ich Itachi, der neben der Badezimmertür an der Wand lehnte. Er trug ein schwarzes Shirt und eine schwarze Dreiviertelhose, allerdings war ein Bein mit einem Verband umwickelt und in seinem Gesicht klebte ein Pflaster. Es sah so aus, als sei er noch recht heil davon gekommen. Er sah auf und betrachtete mich mit seinen im Moment schwarzen Augen. „Du bist wieder da.“ „Ihr auch, un.“, war alles, was mir in diesem Moment einfiel. Still setzte ich mich ihm gegenüber auf mein Bett und sah ihn weiterhin an. Es dauerte eine Weile, bis ich weitersprach – in Itachis Gegenwart war ich nie sonderlich gesprächig, auch wenn es hier nicht nur um den Uchiha ging. „Wie geht es ihm, un?“ Itachi seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Wird schon. Er regt sich nur darüber auf, dass er seinen Arm nicht mehr bewegen kann und Schwierigkeiten damit hat, zu stehen. Er will mich kaum helfen lassen. Seit einer halben Ewigkeit hantiert er da drin und versucht, sich alleine zu waschen. Ein sinnloses und nichtsnutziges Unterfangen, aber er hört nicht auf mich.“ „Wer war es, un?“ Langsam schüttelte der Uchiha mit dem Kopf und sah zu Boden. „Ich kann es dir nicht mal genau sagen. Es ging alles unglaublich schnell. Sowas habe ich noch nie erlebt, als wäre es ein Tier gewesen und kein Mensch. Und als hätte er es gewusst, sorgte er sofort am Anfang mithilfe eines Jutsus dafür, dass ich nichts mehr sehen konnte. Schneller als mir lieb war, lag ich bereits auf dem Boden und hörte, wie dieser Jemand Kisame fertigmachte. Gruselige Angelegenheit, das kannst du mir glauben.“ Noch nie hatte ich den Schwarzhaarigen so viel auf einmal reden hören, aber vielleicht waren wir alle ein wenig fertig. Außerdem schien es ihn wirklich erschrocken zu haben. Unter normalen Umständen hätte ich mich jetzt darüber gefreut, dass Itachi seine wohlverdiente Abreibung bekommen hatte, allerdings machte ich mir auch Sorgen um Kisame. Das alles kam mir so faul vor, als stünde ein riesiger Fehler, ein Missverständnis, mitten in dieser Situation und keiner war auch nur ansatzweise in der Lage, es zu verstehen. Ich schrak aus meinen Gedanken, als die Tür aufging und Kisame im Rahmen erschien, wobei er sich schwer daran abstützte. Er trug nur eine lange graue Hose und kein Oberteil, wobei der schneeweiße Verband um seinem Oberkörper perfekt zu sehen war. An seinen Armen lagen ebenfalls an manchen Stellen Pflaster und kleine Verbände, wobei der rechte Arm komplett zugebunden war. Als er mich erkannte, raffte er sich zusammen und schenkte mir sein Haifischlächeln. „Deidara-chan, du bist ja wieder da. Schön, dass wenigstens du verschont geblieben bist und nicht ebenfalls was von deiner Mission mitgebracht hast. Sehe ganz schön erbärmlich aus, huh? Tja, hatte mal einen schlechten Tag. Das nächste Mal kill ich den Kerl.“, ein gezwungenes Lachen verließ seine Lippen und um das Schauspiel perfekt zu machen, zog auch ich meine Mundwinkel ein wenig hoch. Das freute ihn anscheinend, denn er grinste mich noch einmal breit an, bevor ihn Itachi aus dem Zimmer führte. Ich seufzte tief, schnappte mir ein paar frische Sachen aus dem Schrank und begab mich ebenfalls auf dem schnellsten Wege in die Dusche. Endlich warmes Wasser. Endlich kein Schmutz mehr und endlich konnte ich den Sand loswerden. Während ich vorsichtig meine Haare ausspülte und dabei das ständige Ziepen ignorierte, dachte ich über die Gesamtsituation nach. Irgendwie lief alles nur noch schief. Nach der Dusche, einer Flasche Wasser, einer nicht ganz so großen Mahlzeit, ein paar Stunden Schlaf und erneuter Pflege am nächsten Morgen, traf ich die anderen wieder im Gemeinschaftsraum. Ich fühlte mich wieder halbwegs annehmbar und aß ein wenig, allerdings wieder nicht viel. Mein Appetit hatte das Weite gesucht, spätestens als ich von den Verletzungen Kisames erfahren hatte. Wenige Minuten nach mir betrat auch Pain als letzter den Raum. Ohne groß zu fackeln nahm er sich etwas zum Essen und setzte sich mir gegenüber. Ein leises Seufzen seinerseits war zu hören. „Ich habe eine Entscheidung getroffen. Wir werden diesen Kerl ausschalten.“ Die Aufmerksamkeit aller Anwesenden war geweckt. Kisame lag in seinem Zimmer, Itachi war bei ihm, doch Hidan und Kakuzu hoben sofort die Köpfe und sahen den Anführer an. Dieser atmete noch einmal tief durch. „Ich weiß, dass er Kisame und Itachi mit Leichtigkeit außer Gefecht gesetzt hat… Aber er gefährdet noch unsere weiteren Handlungen, wenn er so weitermacht. Wir haben auch Geschäftspartner in Konohagakure, wichtige Geschäftspartner, und können es uns nicht leisten, dass dieser Kerl das Dorf abschlachtet.“, Pains Blick wanderte zu mir. „Deidara, du wirst zusammen mit Tobi dorthin gehen und diesen Störenfried suchen. Hidan und Kakuzu erfüllen noch ein paar andere Aufgaben und kommen euch dann zur Hilfe. Ihr werdet nichts alleine unternehmen, er scheint sehr stark zu sein. Habt ihr verstanden? Der Angriff erfolgt nur zu viert. Kein einzelnes Team unternimmt etwas! Der Kerl muss aus dem Weg geräumt werden. Wenn ihr Hilfe braucht, fordert sie an. Konan und ich werden ebenfalls eingreifen, im äußersten Notfall. Wir wissen absolut nichts über ihn, also seit vorsichtig. Ich will nicht noch einen meiner Jungs verlieren.“ Kapitel 21: Wenn ich klug gewesen wäre -------------------------------------- Es störte mich, dass Pain-sama ausgerechnet jetzt schon wieder eine Mission anordnete. Vor allem eine, die anscheinend nicht gerade so leicht zu sein schien. Kisame und Itachi hatten wohl noch nicht ausgereicht. Jetzt sollten auch noch wir anderen dran glauben. Wenn ich raten müsste, wer von uns sterben könnte und ob jemand von uns sterben könnte… Ich würde entweder auf Tobi oder auf mich setzen. Hidan und Kakuzu hatten es einfach nicht so mit sterben. Es hatte noch nie jemanden gegeben, der Pain in dem Sinne solche Sorgen gemacht hatte. Natürlich, die Kage würden ihn doppelt so sehr in Alarmbereitschaft versetzen, aber es ging hier schließlich um einen einzelnen Mann! Wie konnte er einfach so sowohl Kisame als auch Itachi außer Gefecht setzen…? Das hatte es noch nie gegeben. Als ich abends noch einmal zu Kisame ins Zimmer ging, um es ihm zu erzählen, riss er ungläubig die Augen auf. „Deidara, ich weiß nicht, du solltest da nicht hingehen.“, murmelte er irgendwie besorgt. „Wieso nicht, un? Ich meine, schon klar, gefährlich und so. Aber damit kann ich umgehen, ich bin kein Kind mehr, un.“, erklärte ich halbwegs lächelnd, um ihn zu beruhigen. War ja wirklich rührend, dass er sich da Gedanken machte, aber ganz so schwach war ich dann doch nicht. Er schüttelte mit dem Kopf. „Darum geht’s mir eigentlich kaum. Ich hab den Kerl nicht mal gesehen, verstehst du? Er kam einfach, hat zugeschlagen und ist wieder gegangen. Ich hab ein paar Mal einen Umriss gesehen und weißt du, was mich wirklich fertigmacht? Der Kerl war winzig! Ich meine es ernst, er war einfach…klein. Hätte ich ihn gesehen, hätte ich ihm das Fell über die Ohren gezogen.“ „Du hast dich… von einem Zwerg fertigmachen lassen, un?“, mein Lächeln wurde breiter. „Mach dich ja nicht lustig über uns.“, Itachis Stimme ließ mich herumwirbeln. Seine Augen waren kalt, wie immer, als er in den Raum trat, sich auf sein eigenes Bett setzte und mich ernst ansah. „Er kennt uns, Deidara. Zuerst hat er meine Sicht genommen und Kisame Samehada weggenommen, bevor er seine Angriffe gestartet hat. Ich habe keine Ahnung, wer es ist. Sogar sein Chakra war unterdrückt. Irgendein Spiel wird hier gespielt und ich habe keine Ahnung was. Er schiebt uns herum wie Schachfiguren. Und wenn ich ehrlich sein soll, gefällt mir das gar nicht.“ Ich blieb noch ungefähr eine Viertelstunde im Teamzimmer der beiden und diskutierte mit ihnen über den Gegner. Kisame war sich wirklich unsicher, wenn es darum ging, dass ich gegen ihn kämpfen sollte. Itachi wohl ebenso. Immer wieder erklärte er, dass er auch an meiner Stelle gehen könnte, was Quatsch war, schließlich war ich kein Kind mehr und konnte sehr wohl kämpfen. Abgesehen davon war er verletzt, was er allerdings nicht einsehen wollte. Wohl der Uchiha-Stolz. Beim Rausgehen seufzte ich tief. Hielten mich hier eigentlich alle für unnütz? Danna hatte mich auch nie wirklich ernst genommen und mich manchmal behandelt wie ein Kind. Ich meine… Was sollte das? Der Gang war schon leicht dämmrig, eilig machte ich mich auf den Weg zurück ins Zimmer. Es war noch nicht Abend, allerdings wollte ich vorher noch mit meinem Lehm arbeiten. Ins Bett gehen konnte ich anschließend immer noch machen. Vielleicht würde ich heute damit experimentieren… Eine neue Art entwickeln. Was konnte es schon schaden, wenn morgen eh ein starker Gegner wartete? Plötzlich spürte ich, wie sich eine Hand auf meine Schulter legte und mich relativ grob zurückriss. Erschrocken und ziemlich angepisst sah ich mich um und sah direkt auf eine orangene Maske. „Tobi…?! Was soll der Scheiß, un?!“, perplex starrte ich ihn an und verstand die Welt nicht mehr. Sowas passte nicht zu dem kindischen Akatsuki. Durch sein kleines Loch in der Maske sah er mich an und auch wenn ich nicht mal seine Augen sehen konnte, war ich mir ganz sicher, dass er lächelte. Er sagte nur ein Wort und doch ließ es mich zurückstolpern und gegen die Wand taumeln: „Deidara…“ Seine Stimme war nicht wie sonst. Sie war weder hoch, noch verspielt. Sie war tief und ernst, viel zu erwachsen und vollkommen fehl am Platze. Es war einfach nicht Tobi! „Aber, aber, Deidara. Ich wollte dir doch nur eine gute Nacht wünschen.“ Er kam mir näher, drängte mich nun wirklich gegen die Wand, sodass ich mich nicht mehr richtig bewegen konnte. Sein Kopf näherte sich meinem, bis ich spürte, wie er die Maske ein Stück hochzog und sich warme Lippen direkt an meinen Ohr bewegten. Ich wollte ihn ansehen, doch ich schien wie festgefroren. Er begann zu sprechen und sein ebenso warmer Atmen wischte mir über Hals und Ohr. „Du solltest früh schlafen gehen… Schließlich haben wir beide morgen eine Mission und da solltest du gut ausgeruht sein. Also dann… Gute Nacht und angenehme Träume, Deidara-chan.“ Und nachdem er seine Lippen kurz auf meine Ohrmuschel gepresst und sich die Maske wieder runtergezogen hatte, drehte er sich um und verschwand im Gang, ganz so, als sei nichts gewesen. Dabei ließ er mich schwer atmend und mit pochendem Herzen vor Schock und Unglauben zurück. Bereits am Tag darauf kündigte Pain an, dass wir am folgenden Tag aufbrechen sollten. Hidan und Kakuzu waren bereits unterwegs, um ihre Arbeiten noch vorher zu erledigen, da Hidan wegen seinen Ritualen öfters mal länger brauchte. Tobi sollte vorher noch Zetsu holen, der sich ebenfalls außerhalb der Basis auf einer Art Mission befand. Ob es so intelligent war, Tobi alleine losgehen zu lassen… gut, das blieb dem Anführer überlassen. Jedenfalls sollte ich also am folgenden Morgen alleine losgehen, wobei die drei anderen in einem kleinen Dorf, nicht weit von Konohagakure, zu mir stoßen sollten. Am Abend vorher ging ich also mal rechtzeitig ins Bett, um wenigstens ein bisschen Schlaf zu bekommen. Meine Sachen lagen bereits gepackt da, allerdings rechnete ich nicht damit, dass die Mission lange dauern würde. Egal, ob der Typ uns kannte, oder eben nicht: Gegen vier Akatsukis konnte er unmöglich etwas ausrichten. Egal, wie stark er angeblich war. Die Nacht schlief ich ausnahmsweise mal relativ gut, zwar nicht durchgehend, aber wenigstens etwas. Am Morgen darauf hatte ich allerdings tobende Kopfschmerzen. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass auch meine Haut gelitten hatte, beziehungsweise die Haut unter den Augen, die nun von tiefen Augenringen gezeichnet war. Als ob ich nicht schon schlimm genug aussehen würde, so schmächtig wie ich inzwischen aussah. Es war eine wahre Schande. Schnell machte ich mich fertig und raffte mich auf, sogar noch etwas zu essen. Nicht, dass ich schon am frühen Morgen Appetit gehabt hätte… So war das wirklich nicht. Aber es gab Konan eine gewisse Beruhigung, als ich mich mit einem Brot neben sie setzte und wenigstens so tat, als hätte ich Hunger. Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln und wünschte mir viel Glück bei der Mission. Pain, der wiederum gegenüber von mir saß, erklärte mir noch einmal den Ablauf, als traue er mir nicht zu, dass ich auch so alleine zurechtkam. „Und keine Sorge, Deidara.“, sagte er. „Sobald du in dem Dorf, nahe Konohagakure, angekommen bist, werden Hidan und Kakuzu schon bald zu dir treffen. Du musst nicht lange warten. Tobi kommt dann ebenfalls im näheren Zeitfenster und wenn ihr dann zu viert seid, werdet ihr die Suche nach diesem Mann starten. Teilt euch allerdings nicht zu sehr, wir wissen, dass er aus dem Hinterhalt angreift. Bleibt in Rufweite.“ Ich schenkte ihm einen leicht genervten Blick. „Ja doch. Wir sind zu viert, un. Er ist alleine. Wie sollte er es schaffen, uns zu überrumpeln? Abgesehen davon sind wir keine Kinder mehr, un.“ „Davon bin ich überzeugt. Allerdings haben Itachi und Kisame gezeigt, dass es auch Shinobi gibt, gegen die man sich anstrengen muss. Seid einfach vorsichtig, mehr verlange ich nicht. Und bringt diesen Mann hierher. Ich will ihn mir persönlich ansehen, bevor ich ihn auch persönlich aus dem Weg räume.“ Mit einem Nicken beendete ich das Gespräch, räumte meine Sachen weg und verließ den Gemeinschaftsraum. Wurde Zeit, endlich hier raus zu kommen und diesen Kerl aus dem Verkehr zu ziehen. Die frische Luft draußen tat mir gut. Ungestüm fegte sie mir meine Haare nach hinten und wie automatisch regte ich den Kopf etwas nach hinten und atmete tief ein. Es war noch ziemlich frisch, aber im Laufe des Tages würde es sicher warm werden, die Wolken lösten sich bereits teilweise auf. Fröstelnd schob ich den Mantelkragen noch etwas höher. Der Tag flog praktisch an mir vorbei. Zeitgleich wirbelten meine Gedanken frei durch meinen Kopf, belanglos und ohne Bedeutung. Skizzen, die noch auf meinem Bett lagen und die ich noch in die Tat umsetzen wollte. Außerdem… hatte ich vergessen, das Bild und die Kette in die Werkstatt zu legen. Stirnrunzelnd öffnete ich einen Teil meines Mantels und holte beides aus einer der Innentaschen hervor. Allerdings wanderte das Bild recht schnell wieder hinein. Nur die Kette ließ ich durch meine Hände gleiten, der kleine Skorpion schimmerte rot wie Blut in der Sonne. Ein makaberer Gedanke… Stumm legte ich mir die Kette um den Hals. Stunden später, keine Ahnung, wie spät es inzwischen war, schlenderte ich einen Weg entlang, mitten durch den Wald. Träge sah ich nach oben und beobachtete die Zweige der Bäume, wie sie langsam hin und her schwankten, angetrieben vom leichten Wind. Manchmal kam ich mir vor wie sie, wie ein Zweig, und Pain-sama war der Wind. Er gab die Richtung an, während ich nur nach seinem Willen hin und her schwankte, vollkommen hilflos und ohne richtigen eigenen Willen… Plötzlich spürte ich die Anwesenheit einer anderen Person hinter mir. Alarmiert wirbelte ich herum und hielt fast sofort inne, als der Mann, der dort stand, verlegen lächelnd die Hände hob, als wolle er sich ergeben. „Immer ruhig bleiben, ich bin nur auf der Durchreise, genau wie du!“, lachte er. Misstrauisch musterte ich ihn von oben bis unten. Seine Haare waren schwarz und lang, ziemlich lang sogar für einen Mann, aber solche Kommentare konnte ich mir ja nicht erlauben. Die Haut war blass, fast weiß, doch die Augen glänzten in einem fast schon animalischem reptiliengelb. Umrandet waren sie in einem Lilaton, der in einem Stich seitlich an beiden Nasenseiten herunter gezogen war. Seine Statur war nicht besonders muskulös, aber größer als ich, wie auch sonst. Trotzdem ein merkwürdiger Typ. Er grinste mich an und nach einer Weile gab ich schließlich meine Kampfhaltung auf. „Du bist doch auf dem Weg in das nächste Dorf, nicht weit von hier, oder? Nun ja, der Weg führt nur dorthin. Könntest du vielleicht einen ziemlich wehrlosen Mann wie mich mitnehmen?“ Erneut starrte ich ihn eine Weile an. Irgendwie war der Typ mir wirklich unsympathisch, dabei konnte ich mir nicht erklären wieso. Nur ein geschwätziger Kerl in mittleren Jahren. Nichts Bedrohliches. Ich nickte. „Wie schön!“, weiterhin grinste er und begab sich ruhig auf meine Seite. Langsam gingen wir los. Doch er hielt einfach nicht seine Klappe. „Wie heißt du eigentlich?“ Einen Moment überlegte ich, ob es wirklich klug war, ihm meinen Namen zu verraten… Allerdings schien der Typ sich nichts aus Details zu machen, wie zum Beispiel meinem Mantel. Also von daher war es wohl keine große Sache. „Deidara.“ „Was für ein schöner Name. Nein, wirklich. Selten, hab ich noch nie gehört. Und nebenbei: Der Mantel gefällt mir.“, brabbelte der Schwarzhaarige einfach weiter. Wie gesagt, der schien sich ja eh nichts aus Details zu machen. Anscheinend war dem alles egal. „Ich habe ihn schon immer gemocht, weißt du. Aber übrigens, Deidara, wo sind die anderen? Jemand wie du ist niemals alleine unterwegs. Vor allem nicht, wenn man noch nicht mal erwachsen ist. Und sag jetzt nichts, zwei Jahre sind eben doch ein Unterschied.“ Meine Beine verweigerten mir den Dienst, noch bevor mein Gehirn überhaupt realisiert hatte, was gerade gesagt worden war. Warum…? Was zur Hölle?! Wie angewurzelt blieb ich stehen und starrte ihn an. Der Mann blieb ebenfalls stehen und sah mich mit seinen reptiliengelben Augen, Schlangenaugen, fragend an. Das breite Grinsen wich nicht eine Sekunde von seinem Gesicht. „Habe ich etwas Falsches gesagt, Deidara-chan?“ Ich wich zwei Schritte zurück. „Warum…?“ „Weißt du, ich bin ein Mensch, der sehr wissbegierig ist. Deswegen weiß ich auch ziemlich viel. Du kennst dein Ziel nicht, weißt nicht, wie diese Person aussieht, die deinen Kameraden verletzt hat.“ Inzwischen wollte auch meine Stimme nicht mehr. Hastig sah ich mich um. War das eine Falle? Was genau stimmte hier nicht…? Es waren keine anderen Chakraquellen zu erkennen. „Woher…?“ Der Schlangenmann grinste noch breiter und legte den Kopf schief, als ob er nicht verstehen könnte, warum ich so seltsam reagierte. „Ich kenne dich, Deidara. Und gewissermaßen sind wir gleich. Wir beide waren zufrieden mit unserem Partner. Doch uns beide hat er im Stich gelassen. Tja, manche Leute sind eben nicht sehr loyal…“ Und genau in diesem einen Moment wurde es mir klar. Es war die ganze Zeit klar gewesen und es war die richtige Antwort, das musste er mir nicht mal sagen. Automatisch wich ich noch weiter zurück, während meine Gedanken hastig hin und her flogen. Wegrennen oder kämpfen…? „Du…du bist Dannas alter Partner!“ Er legte den Kopf wieder schief und sprach mich direkt an, als wolle er absolut nichts mehr vertuschen: „Danna? So nennst du ihn? Ich habe Sasori bevorzugt. Aber er hat viele Namen, nicht wahr? Sasori, Danna, Akasuna no Sasori, oder wie die Sunas sagen: Zokeishi. Da ist es schwer, sich für einen zu entscheiden. Aber ich, ich habe nur einen Namen. Du kannst mich Orochimaru nennen.“ Und mit diesen Worten drehte sich Orochimaru um, rannte los und verschwand im Wald neben dem Weg. Ja, ich weiß. Wäre ich klug gewesen, hätte ich das ignoriert und wäre dem Weg weiter gefolgt. Schließlich wartete eine Mission auf mich, richtig? Doch in dem Augenblick war es mir so scheißegal, was für eine gottverdammte Mission am Arsch der Welt auf mich wartete. Dieser Mann wusste etwas über ihn und ich würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ihn einzuholen. Ohne weiter nachzudenken rannte ich los, ihm nach, durch das Geäst. Zweige peitschten mir ins Gesicht und ein paar Mal stolperte ich über Wurzeln, doch jedes Mal fing ich mich wieder. Irgendwie hatte ich plötzlich einen enormen Hass auf den Menschen vor mir. Wie konnte er es wagen, so von Danna zu redet, vor allem jetzt, da er doch tot war?! Ich spürte die Wut wie eine Flamme in mir und sie zog mich praktisch weiter, ließ mich straucheln, aber weiterrennen. Durch sie war ich in der Lage, mich immer wieder zu fangen. Ich verlor Orochimaru immer wieder aus den Augen, doch meine Intuition feuerte meine Beine an, sodass ich trotzdem weiterrannte – wie durch ein Wunder in die richtige Richtung. Erst auf einer Lichtung blieb er stehen. Nur kurz sah ich mich um, suchte nach Chakraquellen, aber wir waren alleine. Perfekt. Die Lichtung selbst war riesig. Ich konnte das andere Ende fast nicht sehen und am Rand stand eine kleine Felsablagerung wie ein Gebirge, dass mitten auf dem Weg zum Himmel aufgegeben hatte. Mit funkelnden Augen sah ich ihn an. „Du kennst Danna! Und du scheinst etwas zu wissen, was ich nicht weiß, un. Was meinst du mit ‚loyal‘, huh?! Er hatte doch keine Wahl! Also rede nicht so, als ob du alles wüsstest, un!“ Orochimaru seufzte und schüttelte mit dem Kopf, als würde etwas ihn schrecklich betrüben. „Ach ja, was für ein Verlust der große Sasori doch war, findest du nicht auch, Deidara-chan? Einfach so wurde er hinterhältig umgebracht. Was für eine Schande! Pain-sama muss sich wirklich sehr geärgert haben, dass einer seiner besten Männer aus dem Gefecht gezogen worden ist.“ Das Feuer in mir tobte höher und feuerte meine Beine dazu an, ein paar Schritte auf den Schwarzhaarigen zuzugehen. So durfte man nicht über ihn reden. Niemand. Und schon gar nicht dieser elende Heuchler. „Du weißt gar nichts, un! Also sei still!!“, mit diesen Worten kochte ich endgültig über, zog ein Kunai und ging mit einem wütenden Schrei auf ihn los, doch er wich in letzter Sekunde aus. Zischend wirbelte ich herum und stach erneut zu, doch wieder tänzelte er zur Seite und wich nur um Haaresbreite aus. So langsam ging mir der Typ richtig auf die Nerven und so stach ich immer wieder zu, holte mit dem Bein aus und schlug zu, doch nie traf ich ihn. Außer Atem sprang ich zurück, brachte wieder Abstand zwischen meinen Gegner und mich. „Du elender Mistkerl! Du bist es, der hier die Dörfer angreift, un!“, fauchte ich und erkannte meine eigene wutverzerrte Stimme kaum noch wieder. Theatralisch riss er die Augen auf und hob die Hände. „Ich?! Niemals. Ich bin nur ein harmloser Forscher. Was für Beweggründe sollte jemand wie ich denn haben, unschuldige Dorfbewohner abzumetzeln? Aber mal ganz unter uns: Diese Angriffe sind ja schlimmer geworden. Ich denke, das nächste Ziel ist Konohagakure.“ „Ein Forscher, ja? Irgendwie glaube ich dir das nicht. Ein harmloser Wissenschaftler kann nicht so kämpfen.“, erneut flammte die Wut auf, doch diesmal hielt ich mich noch zurück. Er sollte zugeben, dass er es war. Dann hatte ich wenigstens einen guten Grund mehr, ihn zu töten. „Stimmt, ich bin noch in der Übung.“, er lachte. „Aber eigentlich muss ich gar nicht kämpfen. Ich kann dir sogar versprechen, dass ich die Dörfer nicht angegriffen habe. Außerdem kann ich dir versprechen, dass ich deine beiden Kameraden nicht angefasst habe.“ „Ach ja, und wer soll es dann getan haben, un?!“, meine Stimme klang nun viel zu laut, schallte über die ganze Lichtung. Noch immer klang sie leicht verzerrt. Plötzlich lachte Orochimaru. Am Anfang hielt er noch die Hand vor den Mund, doch dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte sein wahnsinniges Lachen aus vollem Halse, sodass es ebenfalls von den Bäumen widerschallte. Von jetzt auf gleich riss er den Kopf allerdings wieder zurück, wobei sein Hals eine unnatürliche Drehung vollführte. Die Schlangenaugen blitzten, als sich eine viel zu lange und unmenschliche Zunge den Weg aus dem Mund des Mannes bahnte und sich wie im Zeitraffer über die Lippen leckte. Ein Grinsen bildete sich. „Töte ihn!“ Ich runzelte die Stirn. Wer sollte mich denn bitte töten? Wen sollte er denn bitte befehligen? Bis sich plötzlich eine Gestalt aus den Schatten löste, mit dem sie vorher verschmolzen gewesen war. Ein Fuß wurde sichtbar, ein Bein. Zwei Beine. Ein Oberkörper. Mein Blick schweifte von unten nach oben. Ich konnte erst nicht erkennen, wen genau die Gestalt darstellte, doch schon vorher begann mein Herz schmerzhaft zu klopfen. Rote Haare kamen zum Vorschein und mein Herz vollführte eine komplette Drehung, bis es irgendwo in meinem Magen landete und dort von der Säure zerfressen wurde. So fühlte es sich an. Ich bemerkte nicht, wie das Kunai meine Hand verließ, fiel, und sich in den Boden bohrte. „Töte ihn!“ Orochimarus Stimme schallte über die leere Lichtung. Kapitel 22: Immer wieder rot ---------------------------- Diese Worte… sie schlichen sich durch meine Ohren in meinen Kopf, blieben dort und wirbelten herum wie ein Tornado. Töten… mich töten…? Er? Warum er? Warum war er eigentlich hier? Gehörte er hierher? Oder war das wieder ein Traum? Gleich, ganz bestimmt, gleich löste er sich wieder auf. Wie immer. Wie jedes Mal, wenn ich ihn sah. Na los schon. Lös dich auf. So viele wirre Gedanken… Mein Kopf tat so entsetzlich weh. Er trat aus den Schatten, leise, als ob man ihn nicht hören durfte. Seine Bewegungen, so lautlos und elegant wie eine Katze. Eine Raubkatze. Ein Panther vielleicht. Ich war das Lamm. Und was macht ein Lamm, wenn es kurz davor steht, getötet zu werden? Richtig, es läuft weg. Leider war ich ein dummes Lamm. Und er war ein viel zu schöner Panther. Wie ich ihn vermisst hatte! Bitte, weckt mich jetzt nicht auf. Sein Gesicht war so blass, entsetzlich blass. Leichenblässe. Die Augen, normalerweise so schön in ihrem Zusammenspiel von Grün und Braun, waren kalt, eiskalt, wenn man ihnen zu nahe kam, würde man sicher gefrieren. Und leer. Die Leere eines Toten, der nichts mehr wahrnimmt, nur noch die kalte Dunkelheit. Vielleicht sah er nur noch Dunkelheit. Was für ein schrecklicher Albtraum. Aber wie in jedem Albtraum hatte ich keine Kontrolle mehr. Ich ging los, stolperte vor mich hin, immer auf ihn zu. „Dan…na…“ Eine brüchige Stimmte, abgehakt und kaum mehr als ein Flüstern. Meine Stimme. Meine Hände die sich ausstreckten, nach ihm, damit er mich auffangen konnte und mir sagen konnte, dass ich jetzt aufwachen durfte. Dass alles gut war. Weckt mich auf. Weckt mich nicht auf. Töte ihn! Plötzlich kam Bewegung in ihn. Er sah mich an, seine Augen immer noch kalt, doch ich blieb nicht stehen. Er allerdings auch nicht. Eine kurze Bewegung, die ich gar nicht richtig wahrnahm. Im nächsten Moment flog ich durch die Luft, spürte den Wind um mich herum, und knallte hart auf den Boden auf, wobei der Schmerz erst verzögert eintrat. Mein Herz, war es jetzt vollständig verätzt…? Ich fand die Kraft, mich aufzurichten und ihn anzusehen. Er sah genauso aus wie vor seinem Tod, wenn auch nicht so lebendig. Ein merkwürdiger Gedanke. Als wäre es nicht klar, dass er nicht mehr lebte. Sah er mich überhaupt? Sein Blick war so stumpf. Als wäre er blind. Er trug eine schwarze Hose und keine Schuhe. Ein schwarzes Oberteil verdeckte seinen Körper. In meinen Augen sah er aus, als sei er ein Racheengel auf der Jagd. Eigentlich war er das doch auch. Aber was machte er hier…? Orochimarus Lachen war erneut zu hören. Inzwischen klang es mehr als triumphal. „Was hast du denn auf einmal, Deidara? Wo ist deine wundervolle Wut hin? Willst du deinem Danna nicht zeigen, was aus dir geworden ist, nachdem er gestorben ist? Sicher interessiert ihn das sehr. Beeil dich aber, er mag es doch nicht, warten gelassen zu werden.“ Langsam wich meine Starre dem vollkommenen Entsetzen. Das hier war kein Traum. Sasori war real. Er lebte. Zumindest glaubte ich das. Er sah aus wie ein wandelnder Toter. Oder eher eine Marionette, die jemand lenkte. Und dieser Jemand war Orochimaru. Aber wie…? Danna setzte sich erneut in Bewegung, wieder genau auf mich zu. Erschrocken riss ich die Augen auf und rollte zur Seite – seine Faust kam eine Sekunde später an der Stelle auf, an der ich gelegen hatte. Seine plötzliche Nähe löste ein schmerzhaftes Ziehen in meinem Herzen aus. Ich krümmte mich leicht und versuchte, es zu verdrängen, doch der Wind trug seinen Geruch zu mir und machte meine Pläne zunichte. Erneut traf mich seine Faust und schleuderte mich abermals zurück. Blut tropfte über meine Stirn und lief mir in die Augen, sodass sich meine Welt rot färbte. Hastig wischte ich es mit dem Handrücken weg und kam taumelnd auf die Beine. Konzentration, Deidara, du musst dich konzentrieren, sonst tötet er dich! Selbst meine innere Stimme versagte, angesichts dieses neuen Gegners. Er würde mich töten… Ich würde durch seine Hand sterben… Er würde leben und ich würde sterben. Er kannte mich nicht mal. Was machte das Leben für einen Sinn…? Aber warum eigentlich das Ganze? „Danna! Sasori no Danna, un!“, langsam schaffte ich es, wieder lauter zu klingen. Verzweiflung war deutlich zu hören. „Danna, ich bin es! Hör auf damit, un!“ Doch er hörte nicht auf mich und schlug erneut zu, diesmal wich ich allerdings rechtzeitig aus. Mit wieder klareren Gedanken versuchte ich es erneut. Ich sprang etwas näher zu ihm, packte ihn von hinten und versuchte, seine Arme festzuhalten. „Ich bin es, Deidara! Dein Partner! Danna, un!“ Mit einem Ruck, der mir fast die Arme gebrochen hätte, riss er sich los, holte aus und sein Fuß traf mich mit einer solchen Wucht über den Rippen, dass ich direkt gegen die Felsablagerung knallte. Diesmal kam der Schmerz sofort und ich schrie auf. Das ekelerregende Geräusch, welches meine Rippen verursacht hatten, war überdeutlich gewesen. Die waren durch. Meine Sicht wurde an den Rändern schwarz, das Blut suchte sich nun drängender seinen Weg über mein Gesicht. Verdammt… Trotz allem versuchte ich aufzustehen, schaffte es sogar halbwegs, und hielt mich an der kleinen Felswand hinter mir fest. Sasori stand nur da und beobachtete mich. Ob er sich Gedanken machte oder nicht, war mir nicht klar. Doch er wartete nur auf einen Befehl. „Lass ihn ein wenig leiden. Lass dir Zeit.“, kicherte Orochimaru und klang dabei, als sei nun endgültig dem Wahnsinn verfallen. Die gelben Augen funkelten und das Grinsen strahlte aus seinem Gesicht. Erst nach einem Moment verstand ich, was genau er da gesagt hatte und achtete viel zu spät auf den Rotschopf, der sich mir inzwischen genähert hatte, bereit, den Auftrag zu vollster Zufriedenheit auszuführen. Der Griff um meinen Hals kam unerwartet und erschrocken keuchte ich auf, doch es war bereits zu spät. Langsam spürte ich den Druck, der von der hölzernen Puppenhand um meiner Kehle ausging. Die Luft wurde knapper. Mit geweiteten Augen starrte ich in die leeren Iriden meines ehemaligen Partners und versuchte krampfhaft, mich loszureißen, doch es nützte nichts. Meine Füße verloren den Kontakt zum Boden und die Panik wuchs. Der Drang, um mein Leben zu kämpfen, setzte ein und sofort zerrte ich am Arm meines Gegners, doch der Griff blieb genau da, wo er war. Der Druck wurde größer. Ein leises Fiepen entfloh meinen Lippen und noch verzweifelter zerrte ich an den Fingern. Umsonst. Erneut machte sich die Schwärze in meinem Blick breit, nahm mir die Sicht und die Kraft. Meine Arme und Beine hingen schlaff zu Boden, es fehlte die Energie, um die noch zu bewegen. Die Lunge protestierte, verlangte nach Luft, bekam sie nicht. Ich sackte weg. Bis der Griff plötzlich weg war und mein Kopf auf dem Boden aufschlug. Ohne etwas zu sehen, sog ich den begehrten Sauerstoff in mich ein, atmete krampfhaft, hustete dabei. Automatisch zogen mich meine Arme über den Boden, bloß weg von der Gefahrenquelle – so lautete mein Instinkt. Doch mein Verstand setzte wieder ein und mit ihm auch meine Sehkraft. Ich drehte mich auf den Rücken, sah hoch und sah direkt in braungrüne Augen. Danna stand da und beobachtete, wie ich von ihm wegkroch. Sein Shirt wölbte sich, eine Klingenspitze bahnte sich ihren Weg durch den Stoff und zerriss dabei die Fasern, sodass das Oberteil komplett zerrissen auf dem Boden landete. Das Stahlseil in seinem Bauch rollte sich ab und schwang leicht in der Luft hin und her. Erschrocken keuchte ich auf, wobei die Luft noch immer in meiner Kehle brannte, und schob mich weiter weg. Obwohl ich wusste, dass es keinen Sinn hatte. Es war zu spät. Ich schloss die Augen nicht, so wie mein Körper es eigentlich tun wollte, denn ich wollte sehen, wie mein Ende kam. Eine einzelne Träne kämpfte sich aus meinem Auge und rollte lautlos an meiner blutverschmierten Wange entlang, sodass sie eine Rinne in die rote Farbe riss. Immer wieder rot. Es sollte wohl das letzte sein, was ich sah. Immer wieder rot. Das Stahlseil mit dem tödlichen Gift an der Spitze schoss vor, genau auf mein eigenes Herz zu. Dieses stotterte, vielleicht aus Angst. Noch einmal sah ich meinem Danna in die Augen. Versuchte mich an seinen damaligen Blick zu erinnern. Ein letztes Mal. Doch plötzlich erklang ein helles und durchdringendes Geräusch. Metall schlug auf Metall und die Spitze wurde zur Seite gerissen. Ich riss die Augen auf, starrte auf das riesige Mordinstrument, welches das Seil zur Seite gestoßen hatte. Eine große Sense, mit drei Klingen, die ein Stück weit neben mir im Boden steckte. Verdutzt wandte ich den Kopf zur Seite und erblickte einen grimmig dreinblickenden Hidan. Neben ihm Kakuzu und Tobi. Mein restliches Team. Fast hätte ich gelacht. Danna starrte die Neuankömmlinge an, handelte jedoch nicht. Konnte er nicht mehr eigenständig handeln…? Sein selbsternannter ‚Meister‘ sah plötzlich nicht mehr so selbstsicher aus. Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich und er stolperte rückwärts. „Sasori, mach sie kalt! Und zwar sofort! Alle vier, verstanden?! Und danach kommst du auf schnellstem Wege zurück in das Versteck!“, Orochimarus Stimme klang leicht panisch, während er weiter zurück stolperte, sich umdrehte und losrannte, wieder in den Wald hinein. Kakuzu hob seinen Arm und wollte ihn zurückholen, doch blitzschnell schoss Sasori sein Stahlseil nach vorne, umklammerte Kakuzus Arm mit diesem und riss ihn mit Gewalt zur Seite, sodass der Kopfgeldjäger Mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben. Während Tobi und Kakuzu Sasori ablenkten, rannte Hidan zu mir. Sein Gesicht war von Sorge gezeichnet, als er sich zu mir runterkniete. „Verfluchte Scheiße, Deidara-chan, lebst du noch?!“, hastig winkte er vor meinem Gesicht herum, bis ich seine Hand schwach festhielt. „Sie dürfen ihn…nicht töten…! Verstanden…un?! Nicht…töten!“, mein Hals war leicht geschwollen und die Worte fielen mir schwer, doch ich legte so viel Nachdruck in meine Stimme, wie es nur ging. Hidan sah hinüber zu den Kämpfenden. Gerade hatte Kakuzu Sasori mithilfe seiner Tentakel umklammert, doch der Puppenspieler schaffte es, sich zu befreien und Tobi mit einem normalen Kunai eine Wunde in den Arm zu reißen. Der Blick des Jashinisten legte sich wieder auf mich. Wiederstrebend nickte er. „Na schön… Aber zuerst müssen wir dich mal hier wegbringen. Dieser wahnsinnige Puppentyp reißt dir sonst noch den Kopf ab.“, er seufzte und griff nach seiner Sense. Dann nahm er mich hoch, wobei ich schmerzerfüllt das Gesicht verzog. Trotzdem ließ ich den Silberhaarigen nicht aus den Augen. „Ihr müsst…ihn in…die Basis bringen, un! Einsperren…! Keine…Kontrolle…über sich…“, versuchte ich ihm zu erklären, doch er nickte nur. „Ich weiß schon. Wir töten ihn nicht. Mach dir keine Sorgen.“, er lächelte mich vollkommen unhidanmäßig an, nickte Kakuzu zu und rannte dann mit mir auf den Armen in den Wald hinein. Ich sah nur noch, wie Danna sich umsah und mich anstarrte, bevor er wieder meine Kameraden attackierte. Irgendwann auf dem Weg zur Basis musste ich das Bewusstsein verloren haben. Die Schmerzen waren unerträglich gewesen, ständig hatte ich leise Schmerzenslaute ausgestoßen, ohne es auch nur im Mindesten zu wollen. Alles tat weh, nicht zuletzt mein Herz. Es schmerzte unglaublich und immer wieder sah ich Danna vor mir, meinen Sasori no Danna, wie er ausholte, um mich mit dem Stahlseil aus seinem Bauch zu erstechen. Endlich schaffte es die Dunkelheit und Schwärze, mich zu übermannen und so sank ich dankbar ins Nichts. Das erste, was ich wahrnahm, war diese Schwere. Eine bleierne Schwere, die mich in einen weichen Untergrund drückte – ein Bett, wie es wohl sein musste. Meine Beine und Arme schienen bewegungsunfähig. Jemand hielt meine Hand. Es war eine dünne Hand, mit zierlichen Fingern und sie drückte meine eigene Hand unentwegt. Eine Frauenhand, nahm ich doch an. Langsam öffnete ich die Augen, verstand gar nicht, wo ich war. Ich kann diese Decke. Tagtäglich starrte ich sie an. Aber wie kam ich nach Hause, in mein Zimmer? Und wo…war Danna…? Der Gedanke war überwältigend – Danna lebte! Wieso auch immer. Wie auch immer das möglich war. Und er hatte mich verletzt. Hatte mich töten wollen. Hidan war dazwischen gegangen und mit mir geflüchtet. Kakuzu und Tobi hatten ihn im Schach gehalten. Aber… Ich drehte den Kopf zur Seite und erkannte Konan, die mich besorgt ansah. Eine Art Trauer lag in ihren Augen, und doch versuchte sie sich an einem kleinen Lächeln. „Dan…na…?“, brachte ich mühsam hervor, obwohl sich mein Hals noch dicker anfühlte als vorher noch. Es war nur ein Wort, doch sie verstand es sofort und auch die Frage dahinter war klar. Doch ihre Augen verdüsterten sich und sie senkte den Kopf. „Es tut mir sehr leid, Deidara.“, murmelte sie kaum hörbar. „Sasori ist noch nicht zur Besinnung gekommen. Er ist hier in der Basis eingesperrt worden. Pain überlegt noch, was wir mit ihm machen sollen. Die anderen suchen nach Orochimaru.“ Fast hätte ich erleichtert aufgeseufzt, doch das ließ mein Hals nicht zu. Stattdessen schenkte ich Konan ein kleines Lächeln. Danna lebte. Allein dieses unglaubliche Glücksgefühl machte alles wett. Und er war hier in der Basis. Wurde Zeit, alles in Ordnung zu bringen. Kapitel 23: Niemand ------------------- Ich hatte vorgehabt, sofort zu Danna zu gehen. Allerdings kam mir da etwas dazwischen, was ich durch meine Ohnmacht vollkommen vergessen hatte. Gut, vielleicht war es seltsam, sowas zu vergessen, aber im Moment hatte ich einfach anderes im Kopf. Die Verletzungen, die er mir zugefügt hatte, schienen mir irgendwie unwichtig. Wenn auch nicht ganz praktisch… Denn nun zum Resultat des ziemlich einseitigen Kampfes gegen meinen Danna: Zwei gebrochene Rippen auf der rechten Seite, eine Platzwunde an der Stirn und am Hinterkopf, dunkle Blutergüsse am Hals in Form einer Hand, leichte Schürfwunden an der Hüfte und eine Prellung auf der linken Seite meines Oberkörpers. Man sagte mir, ich sei gut davon gekommen. Wie hatte ich nur denken können, jemand ließe mich aufstehen und zu dem Mann gehen, der mir das angetan hatte. Sie wollten mir ja nicht mal sagen, wo er sich befand. Egal, wen ich fragte, alle sagten sie, sie wüssten es nicht. Vielleicht hätte ich es ihnen geglaubt, wenn sie denn dabei auch Augenkontakt gehalten und nicht nervös gewirkt hätten. Aber das Problem konnte man auch ganz einfach lösen. Wenn man nur wusste wie. Konan kam jeden Tag mehrmals vorbei. Hidan brachte mir dreimal am Tag was zu essen. Dazwischen kam hin und wieder mal Kisame ins Zimmer. Und genau das war es, was ich ausnutzen musste, denn wenn sich nun eines herausgestellt hatte, war es vor allem die Tatsache, dass Kisame sich besonders nervös in meiner Gegenwart verhielt. Er wusste, wo Danna war. Er wusste, dass ich es wusste. Und er wusste, dass ich es von ihm wissen wollte. Nur wusste er nicht, wie er es weiter einfach so geheim halten konnte. Als er das nächste Mal zu mir ins Zimmer kam und sich auf den Stuhl neben meinem Bett setzte, schenkte ich ihm ein kleines Mundwinkelzucken, mein breitestes Lächeln im Moment. An das Gefühl musste ich mich schließlich erst wieder erinnern und gewöhnen. Er grinste zurück. „Dir scheint es ja wieder besser zu gehen, Deidara-chan.“, meinte er anerkennend. Ich nickte stolz und erklärte mit meiner angeschlagenen Stimme, dass ich ja nicht aus Zucker sein und ein paar gebrochene Knochen mich nicht aufhalten konnten. „Natürlich nicht. Aber alle hier machen sich große Sorgen um dich.“ „Das weiß ich, un. Ist aber vollkommen unnötig. Bald kann ich wieder trainieren, du wirst schon sehen, un!“ Kisame lachte. „Ja, aber natürlich. Und Konan wird ihren Spaß daran haben, dich an deinen Haaren zurückzuziehen. Übertreib es nicht!“ „Nein, wirklich!“, ich nickte bekräftigend. „Außerdem brauche ich dringend etwas Bewegung. Kannst du mir mal bitte als Stütze dienen und ein bisschen mit mir durch die Basis laufen, un? Nicht lange. Weißt du, ich hab nur einfach keinen Bock darauf, dass ich nach diesem ewigen Stillliegen Gummiknochen habe.“ Der Haimensch hielt nachdenklich inne. Wahrscheinlich schätzte er den Ärger ab, den er dafür kassieren würde. Wenn ich mir Konan so vorstellte… wahrscheinlich eine ganze Menge. Lautlos seufzte ich. Er würde das eh nie machen. Freunde hin oder her, das war einfach- „Okay, ich mach’s. Aber nur, weil ich weiß, wie mies es ist, wenn alle einen für hilfsbedürftig, schwach und handlungsunfähig halten. Das habe ich schließlich selbst gerade erst hinter mir.“, seufzte er, stand auf und hielt mir eine Hand hin. Ich grinste innerlich. Ach ja, stimmt, da war ja was mit ihm gewesen. Langsam nahm ich seine Hand und versuchte, auf die Beine zu kommen. Schmerz durchzuckte mich, aber das war mir egal. Da musste ich jetzt einfach mal durch – schließlich war das hier die einzige und vielleicht letzte Chance, zu Dannas Gefängnis zu finden. In meinem Zustand konnte ich eben nicht stundenlang alleine suchen, das musste ich zugeben und ich war noch nicht lange genug bei Akatsuki, um wirklich zu wissen, wo jeder noch so kleine Raum war. Dannas Training früher war einfach zu anstrengend gewesen. Und doch musste ich einfach herausfinden, was geschehen war. Als ich neben Kisame, halb getragen, halb laufend, herhumpelte, biss ich mir leicht auf die Lippe und sah zu ihm hoch. Zeit, alles auf eine Karte zu setzen. „Kannst du mir was verraten, un?“ „Was willst du wissen?“, der Blick des älteren Akatsuki traf mich. Noch einmal holte ich tief Luft und hoffte wirklich, endlich auf direktem Wege Antworten zu finden. „Kann…also weiß Danna, wer er ist, un?“, murmelte ich schließlich leise. Kisame seufzte. „So eine Frage habe ich erwartet. Aber ich kann sie dir nicht beantworten.“, ein trauriges Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. „Seit sie ihn auf der Lichtung getroffen haben, hat er nicht einen Laut von sich gegeben. Kein Seufzen oder sowas, geschweige denn ein Wort. Vielleicht kann er gar nicht mehr reden. Schließlich war er ein Jahr lang Orochimarus Testspielzeug zum Experimentieren… So sicher wäre ich mir da nicht. Er sieht uns ja nicht mal an. Vielleicht kann er nur Orochimarus Stimme hören.“ Wieder biss ich mir auf die Lippe. Es konnte doch nicht wirklich so sein, wie Kisame gesagt hatte… Denn wenn es so war, dann war Sasori verloren. Keine Ahnung, was dieser abartige Schlangentyp ihm ins Hirn gesteckt hatte: Es wirkte und zwar so gut, dass meine letzte Hoffnung schon jetzt erschauderte. Trotzdem musste ich es versuchen, kostete es was es wollte. „Bitte… Sag mir, wo Danna ist, un. Ich flehe dich an! Es ist so wichtig, wie es wichtiger gar nicht sein könnte. Ich MUSS zu ihm, un!“ Doch der Schwertträger schüttelte nur bestimmt mit dem Kopf. „Nein, Deidara. Wir alle haben strikte Anweisungen: Du darfst auf keinen Fall zu Sasori gelassen werden. Er ist wirklich unberechenbar, niemand kann ihn einschätzen und seine Kraft ist in der Gefangenschaft so enorm angestiegen, dass man es nicht mehr menschlich nennen kann. Dich könnte er wie einen Zahnstocher zerbrechen. Außerdem hat er speziell für dich den Befehl erhalten, dich zu töten.“ „Das spielt keine Rolle, un! Er hat den Befehl, uns alle hier zu töten, un! Er soll jeden einzelnen abschlachten und dann wieder zu diesem Mistkerl kriechen. Kisame, versteh doch, ich muss mit ihm reden! Wenn er entkommt, wird er uns alle töten, un. Mit seiner neuen Kraft schafft er das sogar vielleicht. Lass mich mit ihm reden, mich könnte er noch kennen, un.“, mit drängenden Augen sah ich ihn an, spürte sogar eine einzelne Träne im Auge, während ich mich an seinen Arm krallte, um die Dringlichkeit meiner Absicht zu verdeutlichen. Und seine Barrikade schmolz wie Eis im Sommer. Er schluckte, bevor er mich ernst ansah. „Na schön… Meinetwegen. Aber wir müssen uns beeilen und ruhig sein, niemand darf wissen, dass ich dich zu ihm gelassen habe. Ansonsten hab ich ein riesiges Problem und du dreimal. Also…“, er seufzte noch einmal – lang und ergeben. „Gehen wir.“ Eilig humpelte ich mit ihm die Gänge entlang. Es tat weh, das Tempo zu beschleunigen, doch das war für mich nur nebensächlich, solange Kisame nur gewillt war, mich zu meinem Partner vorzulassen. Und solange uns keiner bemerkte. Gehetzt nach rechts und links schauend, scheuchte er mich einen Gang entlang, der mir bis dahin vollkommen unbekannt war. Es wurde immer dunkler und irgendwie roch es fast schon abgestanden. Anscheinend kam hier selten jemand vorbei. Dazu noch stiegen wir eine Treppe hinab – seit wann gab es hier Treppen…? Und mit den Treppen kam die Kälte. Die Luft wurde dichter, stickiger, das Licht drohte sich endgültig zu verabschieden. Weiter scheuchte er mich, immer weiter runter, bis er vor einer Tür stehen blieb, einen Schlüssel aus seinem Mantel zog und aufschloss. Unschlüssig sah er mich an. „Pass auf, ich lass euch alleine. Aber wenn er sich auch nur ansatzweise bewegt, rufst du, verstanden?“ Ich nickte rasch, meine Stimme versagte vor Aufregung. Endlich… Endlich konnte ich ihn sehen… „Du bekommst fünf bis zehn Minuten, klar? Und jetzt beeil dich!“, der Haimensch öffnete die Tür und ich humpelte hastig hinein, bevor er es sich anders überlegen konnte. Die Tür fiel hinter mir ins Schloss und ich betrachtete den Raum vor mir. Er bestand aus grauen Betonwänden und –böden und einer Betondecke. Alles grau. Ganz oben gab es ein kleines Fenster, durch das wenigstens Licht in den Raum eindringen konnte. Einen Meter vor mir verbanden eiserne Gitterstäbe den Boden mit der Decke. Langsam trat ich näher an die Stäbe, berührte sie sachte, spürte ihre Eiseskälte. Es dauerte einen Moment, bis ich ihn endlich entdeckte, so dunkel war es hier. Dazu noch saß er halb in der Dunkelheit. In den Schatten, aus denen er sich auch bei unserer Begegnung auf der Lichtung gelöst hatte. Anscheinend waren die Schatten ihm über die Monate hinweg immer noch treu geblieben. Er saß zusammengesunken an der rechten Wand, die Arme waren am Rücken mit Eisenringen verbunden, die wiederum in der Wand verankert waren. Sein Oberkörper war ebenfalls mit einer Art Metallweste umwickelt, die selbst seine Arme an den Körper pinnten. Um seinen Hals trug er eine Art Halsband, welches sein Chakra bündelte, sodass er es nicht mehr einsetzen konnte. Still setzte ich mich auf den kalten Boden und betrachtete ihn von oben bis unten – versuchte, jeden Moment seiner Nähe auszukosten und festzuhalten. Sasoris Kopf war gesenkt, sodass die roten Strähnen das blasse Gesicht samt Augen verdeckten. Sein Körper, eingeengt und eingesperrt wie er war, hing locker gegen die Wand gelehnt da. Noch immer trug er keine Schuhe und kein Hemd. War ihm…nicht kalt…? Schon wieder dieses schmerzhafte Ziehen. Und endlich konnte ich mich ihm hingeben. Nun, da Danna wieder da war. Ich legte mich auf die Seite, ignorierte den stechenden Schmerz in meinen Rippen, und weinte. Stille, unbemerkte Tränen. Aber endlich Tränen. Vielleicht war es Freude, ihn endlich wiederzuhaben…? Vielleicht Trauer, da er nicht mehr der war, der er einmal war? Wut, weil ihn mir jemand vollkommen genommen hatte und nur seinen Körper dagelassen hatte? Vielleicht alles zusammen. Wie sollte es weitergehen…? Niemand hörte es. Niemand sah es. Niemand hob den Kopf. Niemand tröstete mich. Alleine lag ich vor dem Gefängnis, in dem die Person, die ich geliebt hatte, in Ketten saß, und weinte kleine, glitzernde, einsame Tränen. Nur für mich allein. Kisame musste mich gefunden haben, als ich auf dem kalten Gefängnisboden vor Erschöpfung eingeschlafen war. Zumindest konnte ich mich nicht erinnern, zurück ins Zimmer gehumpelt zu sein. Die Schmerzen waren erstaunlich zurückgegangen. Sie waren da, klar, aber irgendwie konnte ich mich sogar halbwegs bewegen. Als Hidan mit dem Frühstück kam, konnte ich mich fast alleine aufsetzen. „Hey, Deidara-chan! Du machst ja Fortschritte!“, grinste er und legte das Tablett mit Brötchen und Kakao auf meinen Beinen ab. Ich grinste zurück. „Klar doch, ich bin ja auch nicht so ein Waschlappen wie du, un!“ „Halt ja die Fresse, Barbiearsch!“ Nach einem kleinen Schimpfwettbewerb, der definitiv unentschieden ausging, setzte er sich schließlich neben mich auf den Bettrand. Es entstand ein angespanntes Schweigen, in dem Hidan nervös an seiner Kette herumspielte. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit machte er endlich die Klappe auf und sprach es sich von der Seele. „Ich, also ich, äh…. Kisame hat mir erzählt, dass du bei ihm warst… Also du weißt schon bei wem. Bei ihm halt.“, murmelte er irgendwie unbeholfen. Ich sah ihn nur ungerührt an, unschlüssig, ob ich jetzt sauer auf Kisame sein sollte, oder nicht. Es war riskant, anderen davon zu erzählen. Allerdings war es Hidan. Ich entschied mich, mich einfach nicht darum zu kümmern. „Sasori no Danna. Ja, ich war bei ihm, un.“ Bei dem Namen zuckte der Jashinist zusammen. Wahrscheinlich hatte Pain verboten, diesen Namen auch nur ansatzweise in meiner Nähe anzusprechen. Tja, ich hatte damit im Moment aber keinerlei Probleme. „Ah, also doch. Ja, also was ich fragen wollte… Hat er was gesagt? Hat er dich…angesehen?“ Ich schüttelte mit dem Kopf. „Keine Reaktion, un. Nur emotionsloses Starren, sonst nichts. Und immer auf den Boden.“ Hidan nickte langsam. Erneut dauerte es, bis er endlich sagte, was ihn bedrückte. In dieser Zeit hibbelte er herum, sah sich etwas zu ausführlich im Zimmer um und spielte unaufhörlich mit seiner Kette. Sein Gezappel machte nervös. „Konan…hat da mal sowas gesagt, weißt du…“, fing er an. Ich zog eine Augenbraue hoch. Er sah in eine andere Richtung und redete weiter. „Ich rede eigentlich nicht über sowas und jetzt halt mich nicht für nen verdammten Softie, sonst bring ich dich um, Blondie!“ „Ist ja gut man, spuck’s doch endlich aus, un.“, seufzte ich, um die ganze Sache mal abzukürzen. „Konan sagt, ihr beiden wärt…also sowas wie…ähm… sooooo Freund und Freund, weißt du? Also so richtig. Weißt schon. Mit knutschen und so.“ Ich starrte ihn an. Und wirklich: eine halbe Ewigkeit hatte ich nicht mehr gelacht. Aber jetzt ging es einfach nicht anders. Ich lachte. Aus vollem Hals und ich bekam mich kaum mehr ein, so gut tat es. Bis mir schließlich Tränen über das Gesicht rollten. Dicke, kullernde Tränen. Hidan sprang auf. „Lachst du mich etwa aus?! Du Mistkerl, was lachst du denn da, huh?!“, doch er war selbst am Lachen. „Tut mir leid, deine Formulierung war einfach goldwert, un!“, doch dann wurde ich wieder ernst, denn mir fiel es wieder ein. Die letzten Worte, die er zu mir gesagt hatte, bevor er gegangen war, für Monate, für ein Jahr. Totgeglaubt. Ich schenkte meinem Kameraden ein trauriges Lächeln. „Ich habe ihn geliebt. Wir haben uns geküsst. Mehr als einmal. Aber er hat nur gespielt, un. Wie mit einer Puppe, so habe ich für ihn getanzt. Wahrscheinlich mochte er mich nicht mal.“ „Und…tust du es immer noch? Also, ihn lieben, meine ich.“ Ich brauchte nicht nachzudenken. Die Antwort war klar, sie würde immer klar sein, absolut. „Ja. Und vielleicht ist genau das das Problem, un.“ Ich sollte erst später erfahren, warum Hidan ausgerechnet solche Sachen fragte. Es kam unerwartet. Nun, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall änderte sich dadurch für den jungen Jashinisten einiges. Kapitel 24: Enthüllungen und Ereignisse --------------------------------------- Es dauerte lange, bis sie mir überhaupt erlaubten aufzustehen. Zumindest, bis sie mir offiziell erlaubten, aufzustehen. Von meinen heimlichen Ausflügen wusste niemand etwas. Noch nicht einmal Kisame, denn wenn ich ihn gefragt hätte, wäre bloß wieder gekommen, dass ich mich ja noch nicht bewegen dürfte wegen den Verletzungen. Konan und Hidan predigten dasselbe. Als ob mich das gekümmert hätte. Jeden Morgen, noch bevor überhaupt jemand wach war und die Sonne noch nicht mal richtig aufgegangen war, stand ich heimlich auf, trotz Schmerzen. So auch diesen Morgen. Ich schleppte mich zu meinem Schrank und kramte ein paar Sachen heraus, die ich mir einfach schnell überwarf. Anschließend humpelte ich mehr schlecht als recht ins Badezimmer, um mir wenigstens die Zähne zu putzen und mir die Haare zu machen. Ganz so zerrupft wollte ich dann doch nicht aussehen, obwohl das Kämmen der Haare und die damit verbundenen Armbewegungen schmerzhafter waren als das Laufen selbst. Nach geschlagenen zwanzig Minuten zog ich mir noch Schuhe und eine etwas dickere Jacke über und verließ fluchend das Zimmer. Ich hatte mal wieder viel zu lange gebraucht. Wenn ich mich nicht beeilte, würden die anderen noch aufwachen und meine nächsten Besuche konnte ich dann endgültig vergessen. Scheiß Verletzungen… Hätte sich Danna nicht was anderes aussuchen können…? Zum Beispiel… Nein, alles wäre blöd gewesen, alle behinderte mich. Seufzend schloss ich die Tür hinter mir und humpelte so schnell es ging den Gang entlang. Hastig warf ich einen Blick auf die Uhr. Kurz nach vier Uhr morgens. Um die Zeit würde wohl kaum einer wach sein, auch wenn Pain, Konan und Itachi immer früh auf den Beinen waren. Seit Tagen studierte ich ihr morgendliches Verhalten und wusste, dass ich spätestens um halb sechs wieder brav im Bett liegen musste. Schon bald fand ich die Abzweigung, die mir vorher nie aufgefallen war und stieg wenig später bereits die Treppe runter, wobei die Luft bereits abkühlte und stickiger wurde. Kein gemütlicher Ort hier unten… Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich Danna woanders hingebracht. Egal wo, meinetwegen in eine Abstellkammer, aber nicht an so einen widerlichen Ort. Hastig holte ich den Schlüssel hervor, den ich Kisame bei unserem ersten Gang gestohlen hatte. Bitte keine Vorwürfe, der Typ sollte einfach besser aufpassen – dieses Teil war wichtig für mich und er hatte ihn einfach locker in seiner Manteltasche. Nicht gerade schlau, wenn ich das doch mal anmerken durfte. Damit hatte er mir allerdings einen riesigen Gefallen getan, also sollte es mir recht sein. Laut ihm hatte er ihn verloren und suchte immer noch danach… Auf den Gedanken, dass ich ihn haben könnte, kam er gar nicht. Pain war dementsprechend begeistert. Fast lautlos schloss ich die Tür auf, schob mich durch, in das halbe Dämmerlicht und schloss sie wieder hinter mir. Vor mir erkannte ich die inzwischen vertraute Silhouette. Noch immer hatte er sich keinen Millimeter bewegt. Ein Mensch hätte das nicht gekonnt. Nicht mal seine Schultern bewegten sich zum Zeichen, dass er atmete. Nichts. Er sah aus, wie ein zum Tode Verurteilter. Langsam schlich ich näher und setzte mich genau vor die Gitterstäbe, wie jeden Morgen. Wie immer eine Reaktion. Bisher hatte ich noch nicht ein Wort mit ihm geredet. Einfach aus Angst, er könnte sich an das Schlachtfeld erinnern und auf mich losgehen, auch wenn uns viele Ketten und Gefängnisgitter trennten – ich wollte ihn nicht noch einmal so erleben, wie er einfach ohne Emotionen oder sonstiges auf mich losging. Als wäre es ihm egal, was es nun mal letztendlich auch war. Diesmal allerdings hatte ich mich schon vorher überwunden. Es hatte ja keinen Sinn, ewig neben ihm zu sitzen und rein gar nichts zu unternehmen, um ihn wieder zurückzuholen. Auch wenn es vielleicht nichts brachte, schließlich redete Pain auch mit ihm, doch er reagierte nicht. Wenn es war, wie Kisame sagte, hatte das keinen Sinn. Doch ich hatte eine Idee. Mehr oder weniger. „Ähm…hallo…?“, fing ich, zugegebenermaßen, sehr geistreich an. Wenigstens klang meine Stimme wieder besser. Keine Reaktion. „Kannst du… kannst du mir sagen, wie du heißt, un…?“, fragte ich etwas lauter. Immer noch bewegte er sich nicht. Ich versuchte es erneut. „Weißt du, wo du bist? Ich kann es dir sagen, un. Ich heiße Deidara. Wenn du mit mir redest, kann ich dir alles sagen. Du musst nur mit mir reden, un.“  Wieder nichts. Frustriert atmete ich geräuschvoll aus. „Willst du nicht hier raus? Wenn du mit mir redest, könnte ich dich vielleicht hier raus holen, un! Es ist doch ein bisschen ungemütlich hier, oder?“ Emotionsloses Starren auf den Boden. So langsam wurde das hier echt deprimierend. Immer wieder probierte ich es, erwähnte seine Kunst, sein Dorf, seinen Künstlernamen. Nichts. Einfach nichts, er reagierte in keinster Weise. Nicht mal ein verdammtes Zucken oder so! War er da festgefroren, oder was? Bis zwanzig nach sechs versuchte ich, ihm wenigstens etwas zu entlocken, doch er blieb, wie und wo er war. Schließlich gab ich es für dieses Mal auf. „Na schön… Ich werde dann jetzt gehen, okay, un? Aber ich komme wieder. Zweimal am Tag komme ich dich besuchen. Überleg es dir, ob du mit mir reden willst, un. Ich will dir helfen.“ Mit diesen Worten machte ich mich wieder auf den beschwerlichen Rückweg. Meine Beine waren eiskalt festgefroren, doch das war nebensächlich. Danna redete einfach nicht. Verdammt, lebte er überhaupt noch? Konnte Orochimaru ihn auf die Entfernung töten? Was hatte er ihm eingepflanzt, dass er einfach gar nicht mehr redete? Konnte…er ihm auch jetzt noch etwas antun…? Um die gewohnten Zeiten kamen in der Reihenfolge wieder Hidan mit dem Frühstück, Konan, um zu fragen, wie es mir geht, Hidan mit dem Mittagessen, am Abend nochmals für die dritte Mahlzeit und am Abend wieder Kisame. Gerade als Hidan nach dem Abendessen wieder gegangen war, stand ich allerdings auf und schleppte mich ins Bad. Duschen konnte ich wegen den Verletzungen immer noch nicht, dafür wusch ich mich öfters. Keine einfache Angelegenheit, wirklich nicht, aber egal wie mitgenommen ich auch aussah: Stinken wollte ich nun wirklich nicht. Nachdem ich damit fertig war und mich angezogen hatte, kam Kisame, um mir beim Haare waschen zu helfen. Inzwischen war das nichts Neues mehr und so machte er sich sofort an die Arbeit. Es war immer ein wenig umständlich, da ich mich nicht richtig bewegen konnte, aber inzwischen hatten wir den Trick halbwegs raus und so hing ich etwas merkwürdig am Boden, den Kopf in der Duschkabine. Das letzte Mal war Hidan dabei gewesen und hatte sich über unsere Haltung totgelacht – ich war trotzdem dankbar, dass Kisame mir den Gefallen tat. Langsam rieb er mir das Shampoo in die langen Haare. Ich nutzte meine Gelegenheit. „Was passiert im Moment eigentlich so im Haus? Ich bekomme hier ja gar nichts mit, un!“, murrte ich. Kisame lachte. „Ach, das Übliche halt… Mal so, mal so… Ein ewiges Hin und Her halt. Du kennst das doch.“ „Das klingt verdächtig, un! Sag schon, was ist passiert?“ Er begann damit, meine Haare auszuspülen und war bereits nach kurzer Zeit fertig. Schnell wickelte er sie in ein Handtuch, half mir hoch und grinste über beide Ohren. „Wusstest du, dass Hidan seit Neustem jemandem hinterher guckt?“, fragte er, plötzlich noch besser gelaunt als vorher. Ich runzelte die Stirn und starrte ihn verständnislos an. „Oh nein… Der wird doch jetzt nicht so strohdoof sein und Konan auf den Rock starren, oder? Pain bringt ihn doch um, un!“ Wieder lachte Kisame, rubbelte meine Haare ein bisschen und fing an, sie zu kämmen. Ab und zu verzog ich das Gesicht, wenn er wieder zu grob war und die Knoten teilweise fast ausriss. „Man Kisame! Schön, dass du so ausgelassen bist, aber lass meine Haare dran, un!“ „Oh, ups. Sorry, Deidara-chan. Jedenfalls, wo war ich stehen geblieben…? Ach ja, Hidan. Nein, Konan war falsch. Du hast noch genau einen Versuch, um richtig zu raten, ansonsten denk ich gar nicht dran, sanft zu deinen Rapunzelhaaren zu sein!“ „Lass meine Haare aus dem Spiel! Und seit wann haben wir noch eine Frau bei Akatsuki, un…? Okay, ähm… Itachi hat lange Haare. Ist es Itachi, un?“, überlegte ich, doch sofort riss er die Bürste durch meine Haare, noch gröber als vorher. „Ah, verdammt!! Hast du sie noch alle?!“ „Du hast falsch geraten, das hier ist die Strafe! Aber da du ja so ein schwerverletzter Zwerg bist, lasse ich Gnade walten.“ Ich seufzte und starrte ihn durch den Spiegel gereizt an. „Jetzt sag es endlich, un! Wem starrt er auf den Arsch?“ Der Haimensch beugte sich vor, grinste noch breiter, nur um es im selben Moment komplett abzustellen und todernst zu gucken. „Rate!“, er verstellte seine Stimme, sodass sie noch tiefer klang als sonst sowieso schon. „Deidara! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du deine Bomben woanders zünden sollst?! Du kannst nicht einfach alles zerstören, das kostet alles Geld! Und es gibt nichts Wertvolleres als Geld, verstanden, du nichtsnutziges Balg?!“ Ich starrte ihn an, mit fast offenem Mund. „KAKUZU, un?!“, meine Stimme war voller Unglauben. „Hör auf, mich zu verarschen! Hidan ist in Kakuzu verschossen, un?! Hast du ihn mal gefragt? Bist du dir sicher? Seit wann ist der olle Frauenaufreißer denn bitte schwul?!“ „Ja, doch! Der Sensenfreak starrt dem immer hinterher, meistens mit einem Blick, der etwas zu tief geht, wenn du mich fragst. Der benimmt sich wie… ein sehr vulgäres, perverses und lautes Schulmädchen, ich sag’s dir!“ Das ließ ich mir erstmal durch den Kopf gehen. Wenn das mal keine interessante Neuigkeiten waren! Abgesehen davon erklärte das Hidans merkwürdige Fragen. „Konan sagt, ihr beiden wärt…also sowas wie…ähm… sooooo Freund und Freund, weißt du? Also so richtig. Weißt schon. Mit knutschen und so.“ Vielleicht hatte er ja Angst, dass er damit alleine war und wusste nicht, was er tun sollte. Und das äußerte er nun eben mit seiner persönlichen Art und Weise. Aber jetzt mal ehrlich: Ein schwuler Hidan? Wer kommt denn bitte auf den Gedanken? In der Nacht, um kurz nach halb eins, machte ich mich erneut auf den Weg zu Danna. Kisame war noch ziemlich lange geblieben, bis ich ihn um elf praktisch rausgeschmissen hatte, indem ich angetäuscht hatte, dass ich einfach einschlafen würde, wenn er nicht endlich gehen würde. Letztendlich war er dann auch gegangen. Nachdem ich mich wie immer langsam fertiggemacht hatte, ging ich auch schon los, um nicht noch mehr Zeit zu vergeuden, als unbedingt notwendig war. Schließlich wartete er nicht gern, auch wenn ich genau wusste, dass er nicht auf mich wartete und niemals warten würde. Trotzdem wollte ich ihn besuchen, unbedingt. Es schien mir eine Selbstverständlichkeit zu sein, die ich auf jeden Fall erfüllen musste, auch wenn es eigentlich keinen Sinn hatte. Nicht mehr. Leise, wie immer, schlich ich mich wieder durch die Gänge, die Abzweigung entlang, die Treppe hinunter. Ich schloss die Tür auf, wie die letzten Male, und schloss sie auch wieder hinter mir. Dann setzte ich mich vor die Gitterstäbe, mein Stammplatz inzwischen. Und wie immer hatte sich absolut nichts verändert. Er saß da, auf den Boden starrend, immer noch in derselben Position. Schmerzhaft, wenn man sich immer wieder Hoffnungen machte. Und ich erzählte. Von diesem und jenem. Von draußen, von der Sonne. Von unserem Zimmer und meiner Kunst. Seiner Kunst. Davon, wie die anderen so waren, wie sie hießen, was sie taten. Von alten Missionen, die wir zusammen erfüllt hatten, zum Beispiel in Amegakure, wo er mir gezeigt hatte, was er wirklich war. Unsere Flüge, zusammen auf meinem Tonvogel. Von vergangen Tagen, der kleine, fast schon magische Moment, nachts in der Hütte, als ich weggelaufen war. Unser Training. Das Missgeschick bei Hidans und meinem ersten Aufeinandertreffen. Wie ich hier angekommen war, vor mehr als einem Jahr. Die Stunden flogen nur so dahin, aber ich vergaß sie. Inzwischen lag ich auf meiner Jacke auf dem Boden, doch meine Knochen waren bereits durchgefroren. Es wurde tatsächlich langsam Zeit. Ich versuchte dieselbe Methode von heute Morgen erneut. „Kannst du mir sagen, wer du bist? Wie du heißt, un?“ Langsam stand ich auf und sah ihn an – noch immer nichts. Vielleicht war er inzwischen versteinert. Ich lächelte noch einmal und drehte mich um, um ihn für heute Nacht alleine zu lassen, nachdem ich ihm trotz allem eine gute Nacht gewünscht hatte. Doch etwas ließ mich erstarren. Leise Töne, kaum wahrnehmbar. „Mein…Name…? Er nennt…mich…Sa…sori. Und du bist…jemand der…nicht…leben darf…“ Kapitel 25: Gefängnisgeflüster ------------------------------ Von jetzt auf gleich schien mein Herz zu explodieren, riss dabei alles in mir in Fetzen. Ein schmerzhaftes, allerdings inzwischen alt bekanntes Zerren machte sich in mir breit. Langsam drehte ich mich um, drehte den Kopf in seine Richtung und starrte ihn mit geweiteten Augen an. Und er starrte zurück. Seine Augen hingegen waren absolut leer gefegt, als würde er noch immer den Boden anstarren, doch sein Kopf war in meine Richtung gedreht. Eine Strähne hing ihm im Gesicht, über dem Auge, doch er bewegte sich nicht weiter. Es war die einzige Bewegung, die er vollführte. Erst nach einer ganzen Weile, in der wir uns wie festgefroren anstarrten, fand ich meine Stimme wieder. „W-was…hast du gerade gesagt, un?“, hauchte ich fast schon lautlos, doch er schien es trotzdem zu hören, auch wenn er es sich kaum anmerken ließ. „Ich…habe gesagt, dass er mich…Sasori nennt. Und dass du jemand bist, der… nicht leben dürfte. In seinen Augen ist dein Leben nicht erwünscht.“, erklärte er mit einer Stimme, die kalt und einschüchternd klang. Wie eine Scherbe, ein Skalpell schnitt sie durch die Luft und traf mich direkt ins Herz. So hatte er noch nie geklungen. Und doch näherte ich mich wieder der Zelle, kniete mich direkt daran und umklammerte die Gitterstäbe mit meinen Händen. „Ja, ich weiß. Er mag mich nicht sonderlich, un. Aber was ist mit dir…? Magst du mich auch nicht?“, wagte ich mich vorsichtig zu fragen. Immer noch dieser starre Blick, der mich langsam nervös machte. Es war einfach zu…unmenschlich. „Ich darf niemanden mögen. Niemand darf mich mögen. So etwas steht mir nicht zu.“ „Hat er dir das eingetrichtert, un?“, hakte ich ein wenig lauter nach, die Wut kroch in mir hoch. Wie konnte dieser Mistkerl es wagen, Danna so zu manipulieren?! Kaum bemerkte ich, wie die Tür hinter mir geöffnet wurde und ein leises, erschrockenes Keuchen ertönte. Ich ignorierte es einfach. Sasori wandte den Blick keinen Zentimeter von meinen Augen ab. „Ein…getrichtert? Nein. Er hat es befohlen. Es ist so. Was er sagt, muss ich befolgen. Eigentlich…“, leicht legte er den Kopf schief, was seltsam aussah, so monoton sein Gesicht wirkte. „Eigentlich wärst du gar nicht mehr hier. Warum tust du nicht auch, was er sagt? Das muss man doch.“ Ich öffnete bereits den Mund, um etwas zu sagen, doch eine Hand zog mich gewaltsam auf die Beine und unterbrach mich so. Itachis Stimme zischte in mein Ohr. Die Person, die ich am wenigsten erwartet hätte. „Ich habe mich also doch nicht getäuscht! Seit Tagen schon spüre ich dein Chakra an Plätzen, wo es gar nicht sein sollte, aber ich dachte, ich werde schon paranoid wegen Pain-sama! Du wirst jetzt mitkommen, verstanden?“, grob zog mich der Schwarzhaarige weg, egal wie sehr ich mich wehrte – durch meine Verletzungen war ich viel schwächer als normal. Sasori sah mir hinterher, bevor er schließlich den Kopf wieder sinken ließ und seinen Blick erneut dem Boden zuwandte. Ich hätte schreien können. Alles brachte nichts. Itachi schliff mich nach oben und ignorierte meine verzweifelten Versuche mich zu wehren vollkommen. Auch meine Beschimpfungen und Flüche ignorierte er gekonnt. Selbst auf der Treppe zögerte er nicht eine Sekunde. Wütend brüllte ich ihn an, biss sogar irgendwann nach seiner Hand, doch auch das ignorierte er. Stur zerrte er mich durch die Gänge, bis er schließlich die Tür zum Gemeinschaftsraum aufstieß und mich mit einem Ruck durch die Tür zog. Ich hielt in meinen Verwünschungen inne und sah geradeaus in den Raum hinein. Pain, Konan und Kakuzu waren gerade dabei, gemütlich zu frühstücken. Irgendjemand werkelte lautstark in der Küche herum. Wie lange… war ich denn unten gewesen…? Hatte ich etwa so die Zeit vergessen?! Alle versammelten Akatsuki starrten meinen unfreiwilligen Begleiter und mich an. Bis Pain sich zu Wort meldete. „Deidara? Was tust du hier? Du solltest doch liegen bleiben. Itachi, was hat das zu bedeuten?“, fragte er mit gerunzelter Stirn. Noch war der Ärger nicht zu hören. Doch statt zu antworten kam Itachi erneut auf mich zu und machte sich an meiner Jacke zu schaffen. Ich wusste sofort, was er suchte und schlug zu, doch er hielt meine Hand einfach locker in der Luft fest und schob die andere, freie Hand in meine Jackentasche. Erneut wehrte ich mich, doch er ließ mich einfach los, mit dem Inhalt meiner Tasche in der Hand. Ohne Kommentar hielt er Pain den Schlüssel hin. Der Anführer rastete aus. „Was soll das denn bitte sein, huh?! Deidara, ich habe dir jeglichen Kontakt zu Sasori untersagt!“, brüllte er und sprang auf. Wütend funkelte ich ihn an. Diesmal kuschte ich nicht. „Er ist mein Partner, un! Niemand kann mir den Kontakt zu ihm verbieten! Und wenn ihr mir mal zuhören würdet, dann könnte ich erklären, dass…-“, doch so weit kam ich gar nicht. „Das ist nicht mehr dein Partner, Deidara! Es gibt keinen Sasori mehr! Er ist vor mehr als einem Jahr gestorben, erinnerst du dich etwa nicht mehr? Das da unten ist ein Toter, mehr nicht. Er hat keinen Namen, eine Stimme, keine Persönlichkeit. Lass ihn endlich los!“ Ich stockte, doch das kleine Erlebnis eben ließ mich die schmerzhafte Erinnerung verdrängen. Als ob ich sie vergessen hätte. „Ihr müsst mir doch zuhören, un! Er…-“ „Wir wissen es, Deidara-chan. Wir wissen alles, was man wissen muss.“, Hidan schüttelte mit dem Kopf. „Wenn man das Monster da unten raus lassen würde, würde es sich auf dich stürzen und dich in Fetzen reißen. Es will dich töten, wahrscheinlich wartet es nur auf einen Fehler unserer Seite.“ So langsam platzte mir der Kragen. Warum zur Hölle hörte mir keiner zu, verdammt nochmal?! Und was sollte dieser Scheiß hier eigentlich?! „Er! Nicht es! Danna ist ein Mann, kein Wesen, verstanden, du Bastard, un?!“, fauchte ich aggressiv und wollte auf ihn zugehen, hatte ich doch wenigstens von ihm etwas Hilfe erwartet, doch wieder zog mich der Sharinganträger zurück. „Es bringt nichts, jetzt Hidan fertig zu machen. Das löst das Problem auch nicht, schließlich hat er recht.“, Itachi sah mich ernst an, genau wie alle anderen im Raum ebenfalls. „Hat er nicht, un! Danna ist kein Monster, ist er noch nie gewesen, ich weiß das, sonst würde er nicht mit mir…-“ „Ist schon gut.“, unterbrach mich Pain erneut und ich knirschte mit den Zähnen. „Eigentlich wollte ich dir unseren Plan nicht verraten, doch da du es anscheinend darauf anlegst… Wenn Sasori nicht innerhalb von drei Tagen seine Erinnerungen und seinen Charakter wiederfindet, werde ich ihn als Feind zum Tode verurteilen. Es hat keinen Sinn, einen solch gefährlichen Feind zum Risiko von uns allen hier zu beherbergen. Hast du verstanden? In dieser Zeit wirst du zwei Stunden am Tag zu ihm dürfen. Danach ist es vorbei und du hast ab sofort absolut kein Mitspracherecht mehr, ehemaliger Partner hin oder her.“ Zwei Stunden später lag ich noch immer auf meinem Bett, wusste nicht, ob ich weinen oder schweigen sollte. Nach einer Weile entschied ich mich dafür zu schweigen. Und so lag ich nun schon seit Stunden da, schweigend, keinen Muskel bewegend. Wofür lohnte es sich denn noch aufzustehen? Danna würde ohnehin nicht mehr lange existieren. Pain würde ihn töten. Einfach so. Und was tat ich hier? Verzweifeln. Endgültig verzweifeln. Danna war Orochimaru so verfallen, dass nichts und niemand ihn noch zurückholen konnte… Es war vorbei. Zeit, aufzugeben. Das Spiel war vorbei. Die Karten waren verloren gegangen und niemand konnte sie mehr finden. Ich hatte doch alles versucht! Über alles hatte ich gesprochen! Ja, jetzt redete er wieder. Aber nur über Orochimaru und darüber, dass er den Rest nicht verstand. Und dass ich nicht existieren durfte. Das kam ja noch dazu. Für ihn war ich ein Fehler in der Welt. Fast vergessen. Erneut dachte ich nach, doch mir fiel einfach nicht ein, was ich noch probieren könnte. Außer… Nein, das war wirklich Selbstmord, das musste ja sogar ich zugeben. Abgesehen davon war es gar keine Option, ihn freizulassen. Allerdings…musste man ihn für manche Sachen gar nicht freilassen… Langsam richtete ich mich auf und hatte noch immer diese eine, irrwitzige Idee im Kopf. Das könnte etwas ändern… Ja, warum denn nicht! Allerdings musste ich nun wirklich sehr leise sein. Und nicht ein Hauch von Chakra durfte zu spüren sein. Allerdings hatte Pain nicht gesagt, dass meine zwei Stunden für heute schon abgelaufen waren. Rein theoretisch betrachtet konnte er weder etwas dagegen sagen, noch sich beschweren. Dann musste er sich eben genauer ausdrücken das nächste Mal. Sofort machte ich mich daran, das Bad und die Schubladen nach den dünnsten Spangen zu durchwühlen, die ich besaß. Nach einiger Zeit wurde ich fündig und nahm dazu noch ein bisschen Lehm mit – man wusste ja nie. Anschließend unterdrückte ich mein Chakra bis auf‘s Genaueste. Nichts und niemand durfte es spüren. Noch nicht einmal dieser aufgeblasene Mistkerl Itachi, der schon einmal meine Pläne zunichte gemacht hatte! Mit allen Sachen bepackt öffnete ich die Tür und sah mich um. Niemand in der Nähe. Perfekt. Sofort rannte ich los, so schnell, wie man das eben mit meinen Verletzungen konnte. Bei Weitem war das nicht gerade eine Höchstleistung, aber doch schon ein Rekord. Zumindest für den Moment reichte es aus, um unbemerkt zum zweiten Mal an diesem Tag die Treppe hinunter zu kommen und vor die verschlossene Tür zu gelangen. Nun hieß es alte Erinnerungen auffrischen. Langsam setzte ich die dünne Spange in das Schloss und fing an, die Spange so zu steuern, dass sie den Riegel zurückschieben konnte. Gar nicht mal so einfach, früher war ich mal besser darin gewesen… Aber einfach wegsprengen war auch keine Lösung und dazu noch viel zu laut, auch wenn ich genau dafür den Lehm mitgenommen hatte. Nach einer ganzen Weile hatte ich es schließlich doch geschafft und gelangte in den Raum, in dem sich Dannas Zelle befand. Zu meinem Erstaunen sah er sofort auf, sagte aber nichts. Zuerst mal war das auch besser so. Hastig schloss ich die Tür wieder, sah ihm eine Weile in die Augen und machte mich dann daran, die Zellentür zu knacken. Diesmal meldete er sich doch zu Wort. „Warum bist du hier?“, immer noch war es diese leere Stimmte. Allerdings konnte man diesmal einen Hauch von Interesse erahnen. „Willst du mich etwa befreien?“ „Nicht ganz, tut mir leid.“, mühsam schenkte ich ihm ein leichtes Lächeln und schaffte es endlich, das Schloss zu knacken. „Aber… würdest du mich eigentlich töten, wenn ich es tun würde, un?“ Leicht legte er den Kopf schief. Die Antwort blieb er mir eine ganze Weile lang schuldig, während ich mich ihm langsam näherte. Es gab keine Gitterstäbe mehr, die uns trennten. Nur seine Fesseln brachten ihn dazu, still sitzen zu bleiben. Doch auch sonst bewegte er nicht mal einen Muskel. Schweigend sah er mir entgegen. Erneut lächelte ich und streckte die Hand nach ihm aus. Er wich nicht zurück. Ganz langsam berührten meine Fingerspitzen seine Wange, dann meine Finger und schließlich meine ganze Hand. Er fühlte sich kälter an als damals. Vielleicht lag das an den Temperaturen hier, vielleicht aber auch nicht. Meine Gedanken schweiften ab, zu fröhlicheren Tagen, zu der Zeit vor seinem Tod. Ohne es zu merken wanderten meine Fingerspitzen zu seinen Lippen, streiften leicht darüber, als würden sie testen, ob er zubeißen würde. Doch er tat nichts, sah nur zu. Irgendwann fand ich auch meine Stimme wieder. „Also…? Würdest du mich töten, un?“, war meine erneute Frage. Und wieder überlegte er. „Nein. Er hat es zwar gesagt, doch es ist viel Zeit vergangen. Inzwischen gelten neue Befehle und ich will nichts falsch machen. Ich warte, bis er kommt. Vorher handele ich nicht.“, war schließlich seine ruhige Antwort. Ich biss mir auf die Lippe. „Wenn ich dich also losmache… Und dich woanders verstecke… Wirst du mich nicht angreifen, un? Und auch nicht die anderen hier?“ „Nein. Solange er es nicht nochmals befiehlt, werde ich nichts tun.“ Langsam nickte ich. Also doch. Es wurde Zeit, zu handeln, auch wenn ich hatte aufgeben wollen. Die Situation hatte sich geändert. Niemand würde ihn anfassen. Ich setzte mich genau vor ihn und nahm wieder die Spange zur Hand. Zuerst löste ich die Handfesseln, die nach einer Weile mit einem dumpfen Knall auf dem Boden aufschlugen. Leicht reckte Sasori die Arme nach vorne, bewegte die Gelenke, sodass sie leicht knirschten. Ein Schauer jagte mir über den Rücken, doch ich machte weiter. Als nächstes fiel der Bauchring von ihm ab und auch der Rest blieb auf dem Boden zurück, bis auf den Halsring. Konnte ja sein, dass er sich nicht wehren wollte, aber Chakra brauchte er trotzdem erstmal nicht. Das hier war unsicher genug… Langsam stand er auf, streckte sich ein wenig und sah mich dann an. Kein danke oder sonst was. Einfach nur ein stummer Blick. Er wartete wohl. Ich nickte leicht und versuchte die leichte Angst in meinem Magen zu unterdrücken. Er würde nichts machen, er würde sich nicht wehren… Mit eiligen Schritten verließ ich den Raum und stieg die Treppe hinauf, Danna direkt hinter mir. Keiner von uns sprach, doch ich glaube wir wussten beide, dass wir ein Problem hatten, sollte uns jemand sehen. Trotzdem sah ich mich in den Gängen um und hastete zusammen mit ihm durch die Basis. Doch erst im letzten Moment bemerkte ich die Geräusche, die vor uns ertönten. Wie angewurzelt blieb ich stehen, sah mich um, doch zum Ausweichen war es zur spät. Stur stellte ich mich neben Sasori und starrte geradeaus, bereit, uns zu verteidigen, sollte jemand auf ihn losgehen. Verdammt… Das war eine ganz miese Idee gewesen. Hätte ich es bloß in der Nacht gemacht. Warum war ich auch so blöd gewesen und war mitten am Tag runtergegangen? Die Geräusche kamen näher und sofort spannte sich mein Körper an. Ein leises, irgendwie gedämpftes Husten ertönte, dann konnte ich endlich erkennen, wer mir entgegenkam. Ich traute meinen Augen nicht und unwillkürlich fing ich an zu zittern. Was…? Es waren Hidan und Kakuzu, genau zwischen ihnen stand ein Mann, gebeugt und geknebelt. Die Hände waren auf den Rücken gekettet worden, die schwarzen Haare hingen ihm fast im bleichen Gesicht. Ich keuchte leise, einfach aus Schock, doch anscheinend nicht leise genug. Reptiliengelbe Augen hoben sich und trafen direkt auf mich. Das Gesicht verzog sich und trotz Knebel konnte man deutlich erkennen, dass er grinste. Kapitel 26: Geschäfte unter zwei problembelasteten Akatsuki ----------------------------------------------------------- Und dann geschah alles gleichzeitig. Kakuzu packte Orochimaru im Genick, drückte ihn runter auf die Knie und sorgte dafür, dass sein Kopf fast auf dem Boden hing. „Unten bleiben, verstanden?!“, blaffte er ihn an. Derweil zog Hidan seine Sense aus der Halterung am Rücken, schwang sie angriffsbereit und stellte sich so vor den Schwarzhaarigen, dass er weder Danna noch mich ansehen konnte. Der Blick des Jashinisten selbst hing unentwegt an Danna. „Geh da weg, Deidara… Langsam… Komm zu mir und stell dich hinter mich.“, knurrte er mit blitzenden Augen. Ich schnaubte, stellte mich mit ausgebreiteten Armen vor den Rothaarigen und erwiderte den Blick ernst. „Nein. Geh du lieber weg! Niemand fasst ihn mehr an, un!“ Hidan runzelte die Stirn. „Deidara, ein Wort von Orochimaru und er tötet dich! Schalt dein Hirn ein!“ „Das habe ich endlich. Sasori wird nicht mehr eingesperrt und ihm wird auch nicht mehr wehgetan, un!“, meine Stimme überschlug sich und die bedrohliche Gestalt hinter mir war mir überdeutlich bewusst. Eine falsche Bewegung, ein Wort oder ein Blick und ich war tot. Sasori würde mich ohne mit der Wimper zu zucken töten. Vielleicht streckte er schon die Hand nach meinem Genick aus, um es zu brechen… Sein Meister war schließlich in Gefahr. Genau in dem Moment legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich zuckte zusammen wie vom Blitz getroffen und mein Blick raste zu Sasori, der immer noch so seltsam hypnotisiert Hidan anstarrte. „Und…was willst du machen? Bist du hier, um mich wieder einzusperren? Wenn es dein Wunsch ist, lasse ich es zu. Aber ich verstehe nicht, was hier los ist.“ Der Sensenträger starrte ihn an, als sei ein Wunder geschehen. Anscheinend hielten sie ihn immer noch für einen unzurechnungsfähigen Sklaven. Na schön, so weit war er davon nicht entfernt. Wirklich nicht. Allerdings schien er doch eine Art Willen zu besitzen. Sonst hätte er mich doch schon angreifen müssen, oder nicht…? „Es ist alles in Ordnung, Sasori, un. Ich werde mich darum kümmern. Du wirst nicht mehr da unten landen, un.“, erklärte ich ruhig und behielt dabei Hidan im Blick. Der knurrte leise, sagte allerdings nichts darauf. Anscheinend sah er ein, dass ich mich nicht bewegen würde. Langsam griff ich nach Dannas Arm und zog ihn zur Seite, sodass wir nebeneinander an der Wand standen, um den drei Männern Platz zu machen. Kakuzu ging sofort weiter, wobei er Orochimaru grob auf die Beine riss. Der Jashinist hingegen blieb stur bei uns, ließ uns nicht aus den Augen. Aber das war egal, denn mein eigener Blick klebte an den Schlangenaugen in diesem blassen Gesicht. Orochimaru grinste noch immer, dessen war ich mir bewusst. Allerdings kratzte es mich nicht. Pain würde ihn töten. Und damit würde er endlich das bekommen, was er verdiente. Vielleicht aber auch zu schnell. In dem Moment erkannte ich aus dem Augenwinkel, dass Hidan an Dannas Schulter riss. Ich hielt ihn fest, allerdings war der Sensenträger nun mal stärker als ich. Gnadenlos wurde ich mitgezogen, musste sogar loslassen, weil ich nicht mehr hinterherkam. Sasori ließ es stumm über sich ergehen. „Hidan, du verfluchter Bastard, jetzt lass ihn los, un!“, brüllte ich ihm hinterher. Doch ich erntete nur böse Blicke. „Vergiss es! Schlimm genug, dass er hier oben rumrennt! Ich bringe ihn wieder zurück, verstanden?!“ „Warte, un! Okay, okay, du darfst ihn einsperren, aber nicht mehr da unten, bitte!“, meine Stimme klang verzweifelt. „Er kann unser altes Zimmer haben! Er kann wieder in sein Bett und seine Klamotten tragen, un! Dann ziehe ich auch in ein anderes Zimmer, aber bitte, Hidan! Lass ihn nicht mehr da runter…“ Meine Verzweiflung brachte ihn wohl zum Stocken. Einen Moment überlegte er noch, doch dann nickte er. „Er bekommt das Einzelzimmer im hinteren Bereich der Basis. Pain wird das schon regeln, was jetzt passiert. Wenn er sagt, der Rotschopf kommt wieder in sein Loch, dann ist das so, kapiert?!“ Hastig nickte ich. Einen besseren Kompromiss konnte ich mit Hidan eh nicht eingehen, es war ein Wunder, dass er jetzt schon zustimmte. Wenn ich jetzt auch nur im Ansatz diskutierte, würde er seine Meinung ändern. Zusammen gingen wir los. Danna befand sich noch immer im Schraubstockgriff Hidans, aber ich wollte mal nichts dagegen sagen und hoffte einfach stumm, dass der Puppenkörper sowas einfach wegstecken konnte. Nach einer Weile standen wir vor dem Einzelzimmer. Das Zimmer war eher eine Abstellkammer. Ein kleiner Raum, ein einfacher Futon in der Ecke, weiße Wände, sonst nichts. Eine Art Zelle, würde ich behaupten, doch meinen Mund ließ ich jetzt erstmal zu. Hidan stieß Danna grob in den Raum hinein und zog den Schlüssel aus dem Türschloss. „Ich schließe von außen ab. Es kommt gar nicht infrage, dass der hier im Gebäude rumläuft. Der Schlüssel bleibt bei mir. Ob du ihn jemals wieder zu Gesicht bekommst, ist eine andere Frage.“, knurrte der Jashinist, zerrte mich mit aus dem Raum und schloss doppelt ab. Diesmal allerdings konnte ich nicht anders. „Das ist mein Partner! Du hast doch wohl nicht zu bestimmen, ob ich ihn sehe oder nicht!“, fauchte ich ihn an, zugegeben, es war nicht besonders intelligent den Träger des einzigen Schlüssels zu dieser Tür so anzufahren. Aber das musste man meinem Temperament sagen. Anscheinend hatte es absolut keinen Nerv mehr, sich jetzt auch noch um Höflichkeit zu einem vulgären Idioten zu bemühen. Hidan funkelte mich an. „Das habe ich sehr wohl zu bestimmen, weil du leider nicht mehr zurechnungsfähig bist! Für dich existiert nur noch dein Danna, das weiß ich. Aber dabei vergisst du, dass dein Danna vor einem Jahr getötet wurde und jetzt rennst du seinem ferngesteuerten Körper hinterher wie ein Hündchen. Ich hab die Schnauze voll davon und deswegen wirst du ihn jetzt langsam mal vergessen, verstanden?!“ Und genau in dem Moment kam mir eine Idee. Zugegeben: Eine teuflische und gemeine Idee. Aber immerhin. Er wollte mit unfairen Mitteln spielen? Gut, das konnte ich auch. „Wenn du mir den Schlüssel nicht gibst, werde ich dir nicht bei deinem kleinen Liebesproblemchen helfen, un…“, ein kleines Grinsen schlich bei diesen Worten um meine Lippen und amüsiert sah ich zu, wie Hidans lila Augen sich weiteten und seine Gesichtsfarbe erst weiß, dann feuerrot wurde. Aha, das ließ also auch ihn nicht ganz kalt… Interessantes Spielchen. „Ja, Hidan. Du hast mich richtig verstanden, un. Wenn du mir den Schlüssel gibst, helfe ich dir, bis Kakuzu selbst zu dir kommt und dich bis zur Besinnungslosigkeit abknutscht. Vielleicht bekommst du ihn ja sogar noch etwas weiter, du weißt schon, die drei Schritte weiter bis zum Bett…“ Die Gesichtsfarbe des Jashinisten wechselte sogleich von leichtem Erröten bis zur Tomate. Der hatte gesessen! „D-Das…was bildest du dir ein, du mieses Stück-…“, fauchte er los, doch ich unterbrach ihn mit einer lockeren Handbewegung. Ich hatte ihn genau da, wo ich ihn haben wollte: auf hundertachtzig. „Also, sind wir im Geschäft?“, mit einem herausfordernden Lächeln hielt ich ihm die Hand hin. „Wenn ich dir helfe, dass Kakuzu auf dich steht, dann wirst du mir erstens den Schlüssel geben und zweitens dabei helfen, alle Informationen, die Pain von dem Experiment an Sasori von Orochimaru hat und die ich sonst nicht erfahren würde, zu beschaffen. Ich will alles wissen. Vor allem will ich Pains weitere Handlungen im Auge behalten, un. Deal?“ Nach einigem Zögern sah er mich grimmig an und nahm meine Hand. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, dass er absolut keine Lust darauf hatte, mit jemandem wie mir eine Art Handel einzugehen. Und auch die Aussicht darauf, dass ich ihm bei seinem kleinen privaten Problem helfen sollte, missfiel ihm deutlich. Aber eigentlich hatte er keine Wahl. Normalerweise war Hidan eben hetero und nun, wo er doch auf Kakuzu stand, hatte er eben keine Ahnung, was zu tun war. Okay, ich hatte auch noch keinen genauen Plan, wenn ich ehrlich war… Schließlich hatte ich Danna auch nicht rumbekommen. Doch irgendwie musste das schon gehen. Schließlich war ich Künstler! Fantasie und Kreativität waren mein Spezialgebiet! Hoffte ich zumindest… Von Orochimaru und Sasori hörte man die nächsten Tage nichts. Niemand störte es, dass Sasori jetzt an einem „schöneren“ Ort eingesperrt war, die Hauptsache war, dass er eingesperrt war. Alle wussten, dass ich keinen Schlüssel hatte und damit war die Sache erledigt. Orochimaru hingegen hatte man in irgendein dunkles Loch gesperrt, Pain persönlich stieg immer wieder zu ihm herab und nahm ihn in die Mangel. Der Plan: Eine Möglichkeit aus ihm herausquetschen, wie man den alten Sasori zurückholen konnte und ob das überhaupt möglich war. Leider war die falsche Schlange sehr ausdauernd… Bisher hatte man nichts aus ihm herausbekommen können. Das hieß für mich: Freie Bahn. Um nichts von beiden musste ich mich kümmern, also konnte ich mich getrost auf meine eigene Mission konzentrieren, die da lautete „Beschaffe den Schlüssel“. Das war allerdings der Nachfolger von Mission „Mach Kakuzu scharf auf Hidan“, die wahrscheinlich komplizierter war… Einen Versuch war es wert. Bereits am nächsten Morgen beim Frühstück beobachtete ich Kakuzus Verhalten genau. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich den älteren Akatsuki vorher nie großartig beachtet hatte. Und jetzt kam raus, dass es da auch nicht viel zu beachten gab. Kakuzu war ein ruhiger Typ, der wenig sprach. Eigentlich unterhielt er sich nur mit Pain, damals hatte er auch oft mit Sasori gesprochen. Er las viel, meistens in irgendeiner Zeitung. Er lachte nicht, redete nicht, ging niemandem auf die Nerven. Wow. Und so einen fand Hidan heiß? Wem es gefiel… Dass Danna ähnlich war, ließ ich jetzt mal außen vor. In ein Gespräch verwickeln, schlug damit schon mal fehl. Meine einzige Idee war (und es war wirklich nur eine grobe Idee, mehr ein ungefährer und unsicherer Vorschlag), dass Kakuzu eher ein Typ war, der auf ungeplante Ereignisse und Berührungen reagierte. Eine Vermutung. Weiter nichts. Als ich Hidan von meinen Überlegungen erzählte, war der sofort Feuer und Flamme. Die Weiber hätten damals auch immer auf ‚Berührungen‘ gestanden, erklärte er stolz. Es dauerte eine ganze Weile, bis er begriff, dass ich wirklich nicht plante, dass er Kakuzu begrabschen sollte. Das würde nur zu Verletzungen führen. Meine Idee sah komplett anders aus und bereits nach dem Mittagessen würde ich anfangen. 15:37 Uhr. Kakuzu saß auf dem Sofa und ging seine Einträge auf seiner eigenen Liste der Verbrecher durch, die Kopfgeld einbrachten. Hidan und ich saßen am Tisch und tuschelten. Anscheinend hatte Hidan meinen Plan jetzt verstanden, besser wäre es. Gerade warf er einen letzten Blick auf den Zettel vor sich, auf dem ich ihm alles nochmals erklärt hatte. Ich nickte ihm ernst zu, stand auf und verschwand scheinbar in der Küche…allerdings so, dass ich beide noch sehen und hören konnte, gleichzeitig aber aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Hoffentlich klappte es… Mit einem geräuschvollen Gähnen stand Hidan vom Tisch auf und schlenderte locker zu seinem Partner. Genau hinter diesem blieb er stehen, beugte sich vor und reckte sich dabei über Kakuzus Schultern, wohl darauf achtend, seinen Kopf direkt neben Kakuzus zu halten. „Was liest du da…?“, murmelte der Jashinist in derselben Tonlage, die ich mal bei Danna angeschlagen hatte, als er am Arbeiten war. Damals hatte er wenigstes kurz mit der Hand gezuckt, ein Zeichen der Überraschung. Doch der Kopfgeldjäger blieb… ruhig. Sehr ruhig. „Hidan, du bist schwer, geh runter. Das ist nichts, was dich interessieren könnte.“ Enttäuschung blitzte in den Augen des Grauhaarigen auf. Doch so leicht gab er sich nicht geschlagen. Aufreizend beugte er sich noch weiter vor, für meinen Geschmack zu weit. Sein Mund hing jetzt direkt an Kakuzus Ohr. Nur noch gerade so konnte ich ihn verstehen. „Aber Kuzu-chan… Ich habe doch nur ganz lieb gefragt…“ Praktisch aus Reflex klatschte ich mir lautlos die Hand vor die Stirn. Ich hatte ihm doch gesagt, er sollte diese Nummer sein lassen! Er sollte es langsam angehen und sich ihm nicht praktisch an den Hals werfen. Das kam einfach nur… wie jemand, der es dringend nötig hatte. Auf sowas stand der Maskierte sicher nicht. Genau in dem Moment bildete ich mir ein, dass ein kurzer Ruck durch seinen Körper ging. Doch so schnell es gekommen war, war es schon wieder weg. War das Einbildung gewesen…? Hidan sah zufrieden aus. Ganz langsam lehnte er sich wieder zurück, grinste wie ein Honigkuchenpferd und stampfte locker den kurzen Weg zurück zur Tür und verließ mit einem Zwinkern in meine Richtung den Raum. Kakuzu saß noch immer mit dem Rücken zur Tür, sodass er es nicht sehen konnte. Und wenn ich mich nicht irrte, hatte er die Nase etwas tiefer in seine Aufzeichnungen gesteckt. „Also dann, ich mache mich mal für unsere Mission morgen früh fertig, okay? Komm doch nach, wenn du soweit bist!“, grinste Hidan und verließ voller guter Laune den Raum. Mit fast schon offenem Mund starrte ich ihm hinterher. War das sein Ernst?! Hatte ich Kakuzu so falsch eingeschätzt? Wenn das so war, hatte Hidan noch eine Menge anderer Optionen offen und anscheinend war das Fundament ja gelegt – er reagierte auf den Jüngeren. So wie es aussah, würde ich morgen ebenfalls auf Mission gehen, wenn auch icognito. Und wenn ich wiederkam, würde ein kleiner silberner Schlüssel in meiner Tasche ruhen, der mich schnurstracks zu Danna führen würde. Ha, so einfach war das! Kapitel 27: Kleine Vorstellungen -------------------------------- So ein Mist war das! Vor mich hin knurrend stand ich im Badezimmer und versuchte, meine Haare irgendwie zu bändigen. Alles Scheiße! Zuerst einmal hatte ich falsch geschlafen, weswegen meine Haare in alle Himmelsrichtungen abstanden. Dazu kam, dass wir nichts mehr im Kühlschrank hatten, Kisame gerade erst auf eine Einkaufstour geschickt worden war und ich verdammten Hunger hatte. Die Krönung der ganzen Sache: Hidan und Kakuzu waren bereits weg. Und eins sollte man auch noch bedenken… Hidan hatte keine Ahnung, dass ich ihm beistehen wollte. Hoffentlich unternahm er keine dämlichen Eigenexperimente. Während ich hastig meine Zähne putzte und gleichzeitig versuchte, ein Shirt überzuziehen, rasten Gedanken durch meinen Kopf, die ich eigentlich gar nicht da drin haben wollte. Bestes Beispiel war der grauenerregende Gedanke, dass Hidan einfach über seinen Partner herfallen würde – was natürlich zu Knochenbrüchen und Platzwunden führen würde. Kakuzu ließ nicht mit sich spielen. Weiter überlegte ich, was ich wohl tun würde, wenn das alles hier schief lief. Dann würde ich den Schlüssel nicht bekommen… Egal, zur Not stahl ich ihn eben wieder, wie zuvor schon bei Kisame. Den Ärger kassierte dann natürlich Hidan und nicht ich. Denn ein wesentlicher Vorteil der ganzen Situation hier war der, dass mich hier alle für unzurechnungsfähig hielten. Das wiederum bedeutete, dass ich keine Verantwortung zu tragen brauchte. In den Augen der anderen war alles, was ich tat, unbedacht und reflexgesteuert. Nun ja, ein Jahr lang vor sich hin vegetieren müsste ausreichen, um alle davon zu überzeugen. Ein Wunder, dass Pain-sama mich nicht rausgeschmissen hatte! Wahrscheinlich hatte er das nur Konan zuliebe nicht getan. Schnell hastete ich ins Zimmer und packte ein paar Sachen in eine kleine Tasche. Kunai waren wichtig, was zu trinken… Essen gab es ja nicht. Meine Linse konnte nicht schaden, immerhin sollte ich in gewisser Art und Weise auch spionieren. Im letzten Moment dachte ich noch daran, meine Lehmtaschen umzuschnallen. Das Shirt hatte ich eben schon aufgegeben. Stattdessen nahm ich mir nun einen schwarzen, etwas zu großen Kapuzenpulli und zog ihn über, sodass man nicht mal mehr die Taschen erkennen konnte. Sehr gut. Dazu kam eine etwas weitere schwarze Hose und normale Schuhe – keine Ninjaschuhe. Zur Not sollte eine Verwandlung sofort möglich sein. Zu meinem Glück war Hidan blöd genug, sodass es eigentlich ein Leichtes sein sollte, damit durchzukommen. Der Mantel blieb in der Basis. Kaum hatte ich mein Zimmer verlassen, schon hörte ich plötzlich hastige Schritte. Es war wie zwei Tage zuvor, als sie Orochimaru in die Basis geschleppt hatten, denn schon wieder waren die Schritte bereits zu nahe, um noch auszuweichen. Gespannt starrte ich dem anderen Akatsuki also entgegen. Doch als dieser um die Ecke bog, atmete ich erleichtert auf – es war bloß Tobi. Leise seufzend drehte ich mich um und ging los. Aber was sollte man von ihm auch erwarten? Dass er stehen blieb und mich in Ruhe ließ? Weit gefehlt. „Senpai! Senpai, bleib doch stehen!“, brüllte er sofort. Ich seufzte entnervt. Das war doch alles nicht wahr…  Bereits zwei Sekunden später hüpfte er mir vor den Füßen rum. Dass ich weiterlief, störte ihn nicht, er hüpfte einfach rückwärts vor mir her. „Wohin geht Senpai? Darf Senpai weggehen? Wird Senpai Tobi mitnehmen? Darf Tobi denn mitkommen? Tobi würde sich soooo freuen, wenn er mit Senpai mitgehen könnte!“ Ich hörte schon gar nicht mehr zu. Doch dass er mir folgte, das könnte schon eher ein Problem geben. „Tobi, bleib hier. Ich gehe alleine, also dreh dich brav um und geh, un.“ „Aber Tobi hat gehört, dass Senpai gar nicht rausgehen soll. Also dass Senpai keine Mission hat, weil Tobi wüsste das dann auch, weil Tobi ja Senpais Partner ist und deswegen mitkommen müsste!“ Wie automatisch verkrampften sich meine Fäuste und meine Kiefer. Ich konnte nichts dagegen tun, doch allein diese Worte brachten mich auf die Palme. „Sasori no Danna ist mein Partner. Niemand anderes. Geh zurück, Tobi, un. Ich brauche dich im Moment nicht. Such dir jemanden zum Spielen, un.“, knurrte ich in einem zugegebenermaßen nicht sehr freundlichen Ton. Doch es tat seinen Zweck – der Maskenträger blieb stehen, schniefte kurz und drehte sich dann um. Seine Schritte verhallten langsam hinter mir und die Erleichterung stieg in mir auf. Vielleicht würde ich mich später bei ihm entschuldigen… Wenn meine Aufgaben alle beendet waren und alles wieder gut war. Es dauerte sagenhafte drei Stunden, bis ich die beiden endlich eingeholt hatte. Durch Kakuzu hatten sie einen gar nicht mal so schlechten Schritt drauf, selbst ich oben in den Bäumen musste mich wirklich ranhalten. Vor allem musste ich mein Chakra gut unterdrücken, denn Kakuzu war genauso stark, wenn nicht sogar ein wenig stärker als Danna. So eine Chakraquelle sollte ihm absolut kein Problem sein und woher ich dann auch noch eine Ausrede nehmen sollte war mir ein absolutes Rätsel. Von oben herab beobachtete ich sie, wie sie ruhig nebeneinander herliefen. Hidan trug seine Sense locker auf der Schulter und schien gelangweilt. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm sagen sollte, dass ich da war. So wie ich diesen Idioten kannte, würde er mich wahrscheinlich sogar aus Versehen verraten und dann war die ganze Aktion umsonst. Nein, zumindest den Weg über musste ich unbedingt unerkannt bleiben. Noch in der Basis hatte ich mich über die Mission erkundigt. Zu Fuß sollte man fünf Stunden bis zu dem Dorf brauchen. In diesem Dorf trieb eine Gruppe ihr Unwesen, die ihre Einnahmen mit Akatsuki teilte. Dass sie das Geld durch Drogenhandel und anderen Mist bekamen, störte den Leader nicht – wieso auch? Akatsuki hielt sich zwar von solchen Geschäften fern, allerdings hatte diese Gruppe den Fehler gemacht und hatte sich in Akatsukis Angelegenheiten eingemischt. Also war Pain einen Handel eingegangen: Akatsuki bekam regelmäßig einen Teil der Einnahmen und dafür durften sie weiterleben. Ziemlich einfache Sache also. Nun war es allerdings passiert, dass sie langsam aufständisch wurden und seit zwei Monaten kein Geld mehr gebracht hatten. Noch einfachere Sache also: Kein Geld=schneller Tod. Nun kamen also Akatsukis Todesengel in Form von Kakuzu und Hidan um erstens das Geld einzutreiben und zweitens die komplette Gruppe zu finden und abzumetzeln. Tja, der Untergrund hatte es eben nicht mit komplizierten Vorgehensweisen. Gegen Mittag erreichte das Team bereits das Dorf und irgendwie sah es genauso aus, wie ich es mir vorgestellt hatte: Ein Bild der Armut. Es bestand nur aus wenigen Häusern und laut der Informationen belagerte diese Gruppe einige Häuser davon. Die Zivilisten mussten allerdings sehen, wie sie klarkamen. Die Häuser waren halb verfallen, die Menschen waren blass und dürr, standen Größtenteils kurz vor dem Tod. Kinder sah man nicht mehr viele und die, die man sah, waren ein bitteres Abbild ihrer Eltern – verwahrlost, unterernährt, krank. Ihre Armut machte auch meinen Job nicht leicht, schließlich wollte ich die Klamotten nicht verändern müssen. Doch mit dem Pulli und der Hose war ihr der bestgekleideste Mann im ganzen Dorf, egal wie mein Gesicht aussah. Ganz schön auffällig. Leise seufzend machte ich es mir auf einem Ast bequem, von dem man eine sehr gute Aussicht hatte, allerdings selbst nicht entdeckt werden konnte. Sollten sie doch die Typen abmetzeln. Mir war das relativ schnuppe, ich hatte ja noch fünf Stunden Rückweg plus Nacht, um die beiden aufeinander aufmerksam zu machen. Also war ja alles ganz locker! Hätte ich gewusst, dass die beiden Spinner verdammte sechs Stunden brauchen würden, hätte ich es nicht so locker gesehen. In diesen sechs Stunden probierte ich mehr als zehn verschiedene Liegepositionen aus, um meine Rückenschmerzen vom harten Baumstamm erträglich zu machen, ich experimentierte mit Lehm, zupfte an Blättern herum, spielte mit einem kleinen Käfer, der verzweifelt versuchte, mir zu entkommen und schlief sogar einmal für kurze Zeit ein. Hätte man Danna so warten lassen, hätte er denjenigen ohne zu zögern getötet. Abgesehen davon… Ich fragte mich wirklich, wie es Danna im Moment ging. Willenlose Puppe hin oder her – trotzdem konnte er sicher irgendwo tief in seinem Inneren fühlen. Und vielleicht war er ja gerade sehr einsam. „Puppen sind einsame Geschöpfe, Deidara. Ihre Körper, ihre Augen und ihre Seelen sind leer… Sie wünschen sich jemanden, der ihre Leere füllt und sie zu etwas macht. Einsamkeit ist etwas Grausames, schlimmer noch als so manche Krankheit. Sie frisst einen innerlich auf und es gibt kein Heilmittel dagegen.“ Damals hätte ich ihm das nur zu gerne gesagt. Dass es eben doch ein Heilmittel gab und dass ich sein Heilmittel sein wollte. Doch bevor es dazu kommen konnte, war es passiert. Dann schließlich kamen sie. Es war bereits finstere Nacht und beide sahen ziemlich gestresst und angeschlagen aus. Waren wohl ziemlich gute Kämpfe gewesen, sonst würde Hidan nicht so seltsam grinsen. An seiner Sense klebte Blut, was definitiv für eine Opferung und ein ewiglanges Ritual sprach. Das erklärte Kakuzus Laune. Schnell machte ich mich daran, ihnen zu folgen, natürlich vollkommen unbemerkt. Beide hatten keine Lust mehr, was meine Chancen erheblich verbesserte. Allerdings wurde es auch langsam Zeit, Hidan meine Anwesenheit zu offenbaren und vielleicht sogar einen neuen Plan. Im Kopf ging ich bereits alles durch. Wie sollte ich das anstellen, dass die beiden in der angepissten Stimmung übereinander herfielen…? Eigentlich ja so gut wie unmöglich, vor allem wenn Hidan jetzt noch einen dummen Spruch vom Stapel ließ, den eh keiner hören wollte. Normalerweise tat er das immer, wenn er besonders müde war. Leise seufzend ließ ich meine rechte Hand in die Lehmtasche an meinem Gürtel wandern. Mit einem kaum hörbaren, schmatzenden Geräusch begann der Mund auf der Handinnenfläche ein Stück Lehm zu kauen. Es war nicht viel und es reichte auch für meine Zwecke. Die andere Hand tat es ihr gleich, wenn auch mit etwas mehr Lehm. Als die rechte Hand fertig war, hockten zwei kleine Spinnen auf meiner Hand. Schnell ließ ich sie auf meine Schulter krabbeln, damit ich beide Hände zum Kneten frei hatte. Schnell war eine handflächengroße Tafel aus Lehm geformt. Mein Blick wanderte hinunter zu den beiden Akatsukis, die gerade damit beschäftigt waren, ihr Nachtlager aufzuschlagen. Kakuzu hatte gerade Holz herbeigeschafft und ein kleines Lagerfeuer entzündet, während Hidan sich mit den beiden Schlafsäcken herumärgerte. Es dauerte, bis er beide endlich gerade hingelegt hatte – für meinen Geschmack allerdings zu weit auseinander. Einen Moment beobachtete ich das Schauspiel genau, bis mir auffiel, dass Hidans Shirt komplett zerrissen war und eigentlich nur noch grob über die Schultern gehängt worden war. Perfekt. Schnell bereitete ich noch eine dritte Spinne vor und schrieb mit den Fingern in den extra weich gelassenen Lehm der Tafel „Dir ist verdammt kalt“. Diese Tafel machte ich an den Rücken der beiden Spinnen fest, sodass alles zusammenhing. Die dritte Spinne schickte ich währenddessen schon mal vor in Richtung Hidans Bein. Die beiden mit der Tafel folgten wenig später. Der Jashinist reagierte sogar relativ gelassen. Er entdeckte die kleine weiße Spinne, sah sich einen Moment um, als würde er nach mir suchen und tat dann so, als sei nichts gewesen. Scheinbar locker kramte er in einer Tasche herum, allerdings suchte sein Blick ab und an mal die Gegend ab. Er hatte begriffen. Sofort ließ ich die beiden Spinnen mit der Tafel zu Hidan krabbeln. Die dritte deutete mit einem Beinchen auf Kakuzu und innerlich betete ich einfach dafür, dass er es verstand. Und wie ein Wunder verstand er es anscheinend tatsächlich. Zumindest hoffte ich das… Langsam ließ er sein Shirt zu Boden rutschen. Die dazugehörenden Überreste des Mantels waren ebenso nicht mehr vorzeigbar und so rutschten sie ebenfalls zu Boden, sodass der Grauhaarige nun nur noch in Hose und Schuhen dastand. Mit einem fast schon traurigen Blick wandte er sich an Kakuzu, während ich meine Spinnen wieder zu mir rief. „Kakuzu… Ich frier mir den Arsch ab.“, murrte der Sensenträger. Doch der Ältere zischte nur einmal leise. „Kommt davon, wenn man seine Kleidung zerstört.“ Hm, kein schlechtes Argument. Allerdings sollte man Hidan nie unterschätzen, wenn es um das Nerven ging. „Bitte… Wir sind doch Partner. Komm schon, hilf mir. Sonst bin ich morgen krank und gehe dir mit meiner Husterei mega auf den Sack!“ „Dann leg dich ans Feuer.“ „Das bringt nichts und der Schlafsack ist zu dünn. Du willst mich doch jetzt nicht ernsthaft erfrieren lassen, oder…?“, und es folgte der Hundeblick des Jahrhunderts. Ehrlich, der Kerl mochte so einiges sein, aber bestimmt kein Vorzeige-Kuschel-Uke. Um genau zu sein sah sein Blick aus, als hätte er was verschluckt. Selbst Kakuzu musste sich leise räuspern, worin man sehr deutlich sein Lachen erahnen konnte. Also das hatte echt noch Übungsbedarf! „Na schön, aber nur wenn du mir das Geld für die Klamotten zurückgibst und diesen bescheuerten Blick lässt, davon bekommt man ja Angst.“ Innerlich jubelte ich. Tja, genau so machte man’s, genau so! Auch wenn der Blick beschissen war, immerhin war es ein passables Druckmittel, denn fast sofort legte sich Kakuzu in seinen Schlafsack und hielt ein Ende hoch, das Gesicht genervt verzogen. Ohne zu überlegen grinste Hidan über das ganze Gesicht und quetschte sich mit Mühe und Not mit seinem Riesenpartner in einen Schlafsack. Ehrlich, der Anblick war ja schon selten blöd, wie sich der riesige Kakuzu und der breit gebaute, muskulöse Hidan sich in einen Schlafsack quetschten. Es hatte was…nun ja, einerseits Amüsantes, andererseits auch total Lächerliches. Das Problem war, dass Hidan mal wieder ein Eigenexperiment fabrizierte. Grinsend drehte er sich zu seinem Partner um, sah ihm in die Augen und bewegte seinen Arm etwas. Ich hatte zuerst keinen Plan, was genau er da eigentlich tat, aber spätestens als ich ein dumpfes Stöhnen hörte, wollte ich es auch gar nicht mehr wissen. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Oh bitte, Jashin oder wer auch immer da sitzen sollte und mir zuhörte, lass mich jetzt keinen halben Hidan-Kakuzu-Porno-Dingens-was-auch-immer mit erleben! Hastig machte ich mich daran, von meinem Baum runterzukommen. Bereits beim Landen spürte ich entsetzlichen Schwindel  der nur von meinem Hunger kommen konnte – immerhin hatte ich im Gegensatz zu den beiden heute noch nichts bekommen. Trotzdem lief ich schnell und leise weiter und wartete ab, bis sich die beiden in einer ausgiebigen Knutscherei befanden. Ein kleines Stechen machte sich in meiner Herzgegend breit, sodass ich beschloss, den Schlüssel doch nicht jetzt sofort zu stehlen. Leise murrend machte ich mich doch auf den Rückweg und ließ die beiden schon bald hinter mir. Meine Gedanken kreisten rund um die Szene gerade, nur etwas anders. Danna und ich…wir hatten uns nur geküsst… Mir war es nicht klargewesen, allerdings hatte ich mir gegen Ende unseres Spiels mehr gewünscht. Vielleicht ein paar liebevolle Worte. Oder…in einer anderen Hinsicht mehr. Mehr von ihm. Aber letztendlich musste ich mich doch mit dem Gedanken abfinden, dass er mir eine Abfuhr erteilt hatte, bevor er „starb“. Letztendlich…rannte ich eben doch nur jemanden hinterher, der mich nie gewollt hatte. Und doch gab ich nicht auf. Hidan hatte recht gehabt – ich war tatsächlich dumm. Aber das machte mir nichts. Denn der Wunsch, Danna auch mal so nah zu sein wie die beiden eben, blieb. Und irgendwann würde es sicher passieren… Wenn er mich jemals wiedererkannte. Nach einer Stunde Fußmarsch wurde der Schwindel stärker und setzte sich mit meiner Müdigkeit zusammen, was mich langsam aber sicher schwanken ließ. Mir fehlte die Energie, um mich zu wehren, also sackte ich langsam wie ein Stein auf den Boden und blieb dort liegen. Mit den Gedanken bei Danna verlor ich langsam das Bewusstsein und sank in die Schwärze hinein. Kapitel 28: Belohnung und der weitere Plan ------------------------------------------ Als ich die Augen das nächste Mal öffnete, stand ich mitten im Wald auf einer winzigen Lichtung. Die Bäume standen dicht an dicht und das Gestrüpp erschwerte das Weiterkommen enorm. Durch die Dichte war es relativ dunkel und über mir raschelte es, als ob mehrere Tiere mich beobachten würden. Verwirrt sah ich mich um. Ich musste hier eingeschlafen sein. Wie lange genau ich geschlafen hatte, war mir allerdings auch ein Rätsel. Mein Blick wanderte weiter umher und langsam setzten sich meine Beine in Bewegung und kämpften sich durch das Dickicht. Es war wirklich nicht leicht und die Dornen rissen an meiner Hose und meinem weiten Kapuzenpulli, stachen sich durch den Stoff und bohrten sich in meine Beine. Verdammt und hier war ich echt im Halbschlaf durchgewandelt?! Mit einem weiteren Schritt bahnte sich ein Riss durch mein Hosenbein. So ein Mist… Als ich den Blick nach vorne wandte, fiel mir plötzlich eine Lichtung auf, nur ein paar Meter vor mir. Durch das dort lichte Blätterdach wurde die Lichtung von der Sonne erleuchtet und gab den Blick auf einen rothaarigen jungen Mann frei, der ruhig dort stand und mir entgegen sah. Mein Herz vollführte einen schmerzhaften Sprung und wie angewurzelt blieb ich stehen. „Sasori no Danna, un?!“, mein Ruf schallte durch den Wald. Der Rotschopf hob langsam die Hand, als wolle er mich begrüßen. „Danna, un! Was tust du hier?! Du darfst doch nicht einfach abhauen, das macht alles nur noch schwieriger! Und überhaupt, wie bist du entkommen, un?“ Doch Sasori antwortete nicht auf meine Fragen, sondern legte den Kopf schief. „Entkommen? Deidara, was redest du denn da? Ich habe nach dir gesucht. Willst du nicht bald nach Hause kommen? Alle warten schon auf dich. Und…du willst mich doch nicht warten lassen, oder, Bengel?“, seine Mundwinkel zeigten ein kleines Lächeln und Tränen stiegen in mir auf. Freudentränen. Er erkannte mich! Sicher hatte er sich in der Basis erinnert und Pain hatte ihn losgeschickt, um mich zurückzuholen, nachdem ich auf dem Weg zusammengebrochen war. Er war wieder der Alte und deswegen hatten sie ihn gehen lassen, ganz bestimmt! „D-Danna!“, es war ein halber Schrei, doch ich kam nicht weiter, da ich im Dickicht festhing. Es war ein Magnet, der von seinem Gegenpart angezogen wurde, allerdings festgehalten wurde. Und es tat weh. Danna hob die Hand erneut, diesmal sah es allerdings aus wie ein Abschied. Sofort kam die Panik. „Nein! Nicht gehen, un! Warte auf mich, ich bin gleich da, bitte, Danna!“ „Komm schon her, Deidara. Ich warte eine halbe Ewigkeit, dass du endlich zu mir kommst und doch bist du nicht an meiner Seite, obwohl du da doch hingehörst. Ich bin alleine aufgewacht. Jetzt komm, Deidara.“, seine Stimme war leise und bestimmend. Und sein Abwenden schien endgültig. „Deidara. Los, Deidara.“ „Nein, warte!“ „Deidara, jetzt komm schon! Ehrlich jetzt, was ist denn bei dir los, dass du nicht mal mehr aufwachst? Beweg dich endlich. Deidaraaaa…“ Verstimmt murrte ich leise. Das war aber nicht Dannas Stimme. Ganz im Gegenteil… Die Stimme ging einem ja richtig auf die Nerven. „Boa, ehrlich, jetzt beweg deinen Barbiearsch und wach mal langsam auf!“ Leise knurrend hob ich mit geschlossenen Augen die Hand und ließ sie in die Richtung fallen, aus der die Stimme kam. Mit einem zufriedenstellenden Klatschen landete meine Hand auf einem Widerstand und sofort kuschelte ich mich zurück in die Wärme, die mich umgab. Ein Fluchen ertönte und plötzlich schüttelte mich jemand. „Was fällt dir ein, du Idiot?! Los, aufstehen jetzt! Sei froh, dass ich gute Laune habe, sonst würde ich dir eine knallen!“, schimpfte Hidan und notgedrungen öffnete ich die Augen…und musste grinsen. Seine lila Augen leuchteten irgendwie auf eine Art, die ich bisher noch nie bei ihm gesehen hatte. Obwohl ich ihm eine geklatscht hatte, lächelte er und schien bester Laune zu sein – es war klar, dass der Knutschfleck an seinem Hals einer der Gründe dafür war. „Guten Morgen, Hidan. Gut geschlafen? Oder habt ihr nicht geschlafen, un?“, ein breites Grinsen schlich sich sowohl auf mein Gesicht, als auch auf seins. Dazu bildete sich eine leichte Röte auf seinen Wangen… wie ein kleines Schulmädchen. Wie niedlich. „Doch, geschlafen haben wir schon… Als wir fertig waren.“, er kicherte leise. „Whoa, ernsthaft, der war so gut im Bett! Das kannst du dir gar nicht vorstellen und-“ „Oh nein, un! Kein weiteres Wort. Ich will echt nicht wissen, was er dir wohin und wie und baaaah… Ne danke, die Details kannst du behalten.“, hastig schüttelte ich mit dem Kopf und versuchte auf zu stehen, taumelte allerdings ein bisschen. „Uh… Ich hab so einen Hunger, un… Ist Kisame denn mit dem Essen zurück?“ „Klar. Du warst ja auch ne lange Zeit bewusstlos. Kakuzu und ich haben dich auf dem Weg gefunden und ich habe dich zurückgetragen.“, der Jashinist nickte stolz, als wolle er auf seine Muskeln anspielen. „Als Dank für das Essen holen hat Konan übrigens beschlossen ein großes Frühstück für alle zu machen. Also solltest du jetzt wirklich mal in die Gänge kommen und dir was über deine Boxershorts ziehen, sonst gibt es nichts mehr!“ Wie vom Blitz getroffen stürzte ich zum Schrank und riss ein viel zu großes schwarzes Shirt und eine schwarze Hose raus. Innerhalb von drei Sekunden war ich hineingeschlüpft und machte mich daran, meine Haare so schnell es irgend möglich war zu kämmen und einfach alles bis auf den Pony zu einem Zopf zu binden. Schnell putzte ich noch die Zähne und zog mir Socken über, damit ich wenigstens nicht barfuß zu laufen hatte. Anschließend packte ich Hidan am Arm und zerrte ihn ohne Rücksicht auf Verluste mit mir aus dem Zimmer. Mein Magen war schon richtig verkrampft… Über 24 Stunden ohne Essen! So langsam geriet ich an meine Grenzen, vor allem, seitdem ich wieder angefangen hatte, richtig zu essen. Ich mutierte zum Vielfraß. Im Gemeinschaftsraum angekommen warf ich einfach ein allgemeines „Morgen, un!“ in den Raum und stürzte zum Tisch. Die anderen waren bereits am Essen und starrten mich an, doch das war mir egal. Innerhalb von wenigen Sekunden waren zwei Brötchen geschmiert und sofort machte ich mich daran, sie in meinen Mund zu stopfen. „Was…ist denn mit dem los…?“, Kisame starrte mich an, als sei ich ein Außerirdischer. Hidan setzte sich locker neben mich und fing extra kultiviert an zu essen. Wahrscheinlich sah ich aus wie ein Psychopath. „Der Junge hat Hunger, sieht man doch.“, war die lockere Bemerkung des Sensenträgers. Gleichzeitig spürte ich allerdings eine Hand an meinem Bein. Erschrocken zuckte ich zurück, doch Hidan schenkte mir einen warnenden Blick. Vorsichtig warf ich einen Blick unter den Tisch und hätte fast laut aufgelacht, als er seine Hand zurückzog und ein kleiner silberner Schlüssel auf meinem Bein lag. Sofort griff ich danach und presste ihn so fest in meine Handfläche, dass der Abdruck sicher deutlich zu sehen war. Ziel erreicht… Schnell aß ich weiter, wenn auch ruhiger als eben. Der Schlüssel wanderte derweil ich meine Hosentasche. Alles perfekt, Mission erledigt. Jetzt fehlte nur noch ein anderer Aspekt des Deals und der war mehr als einfach für mich. Nach dem Essen zog ich Hidan mit mir aus dem Gemeinschaftsraum, bevor jemand auf die idiotische Idee kam, uns doch noch irgendeine andere Aufgabe aufzudrücken, wie beispielsweise Tisch abräumen oder spülen – es gab wichtigeres im Leben. Mit dem Jashinisten an der Hand kehrte ich in mein Zimmer zurück, schloss die Tür und verschränkte die Arme. „Die Informationen bekomme ich noch, un. Über Pains Pläne bezüglich Sasori.“ Hidan hob abwehrend die Hände. „Bleib locker, Blondie. Ich hab ja alles, war ja n Deal, oder nicht?“ Er sah sich um und steuerte auf mein Bett zu. Mit einem lauten Seufzer ließ er sich darauf fallen und öffnete die Schublade des kleinen Tischchens direkt neben dem Bett. Als er die Hand herausnahm, befand sich eine dünne Mappe darin. Misstrauisch setzte ich mich neben ihn. „Was genau ist das jetzt, un…?“, fragte ich. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Hab noch nicht rein gesehen aber da stand ‚SASORI‘ drauf und das Datum seiner Rückkehr in die Basis. Dachte das würde schon richtig sein. Immerhin wolltest du Informationen über deinen kleinen Rotschopf.“ „Darin werdet ihr nichts finden. Zumindest nichts, was ihr sucht .“, die Stimme ließ uns beide zusammenzucken und in Richtung Tür starren. Keiner hatte damit gerechnet, dass uns jemand belauschen würde – und doch stand Kakuzu dort im Türrahmen und zog gerade die Tür hinter sich zu. Seelenruhig kam er in das Zimmer hinein und setzte sich auf das Bett gegenüber. Mit ruhigem Blick sah er uns an. „Fragt mich. Sasori und ich waren immer Pain-samas erweiterte Hände. Ich weiß eine Menge über Pain, was die anderen sich nicht mal erträumen. Wenn ihr eine Frage habt, dann wendet euch an mich.“ Eine Weile starrten Hidan und ich den Neuankömmling nur an und brachten keinen Ton heraus. So viele Wörter und vor allem so viele nette Wörter hörte man selten aus Kakuzus Mund. Sein plötzliches Auftauchen hatte uns beiden einen gehörigen Schrecken eingejagt. Doch sein Angebot war tatsächlich mehr als verlockend, sodass ich schließlich ernst nickte und ihm in die Augen sah. „Ich will wissen, was Pain-sama mit Sasori no Danna plant, un. Ich will wissen, was jetzt mit ihm passiert und was mit Orochimaru passiert. Es kann nicht ewig so weitergehen, beide eingesperrt und jeder hier weiß das. Was genau weißt du darüber, un?“, von jetzt auf gleich klang meine Stimme selbstsicher und bestimmt. Kakuzu sah mich einen Moment wortlos an, bevor er schließlich nickte. „Sowas habe ich mir gedacht. Und die Antwort auf deine Fragen hättest du sicher nicht in diesem Umschlag da gefunden. Du hast Glück, dass ich euch gefolgt bin – euer Auftritt mit dem Wegschleifen war etwas zu auffällig.“ Neben mir zuckte Hidan mit den Schultern und öffnete die Mappe. Zum Vorschein kam ein komplett mit Formeln beschriebenes Blatt. Unter den Formeln waren ein paar kleine Bilder mit Büroklammern an den Rand gepinnt worden und ganz unten ein paar Skizzen vom menschlichen Körper, die mir allerdings sehr bekannt vorkamen: Es waren Bauskizzen von einer Marionette aus verschiedenen Perspektiven. „Um dir dieses Dokument erklären zu können, erzähle ich am besten als erstes, was Pain aus Orochimaru raus quetschen konnte.“, setzte Kakuzu erneut an. „Nach einigen Methoden, die Schlange zum Reden zu bringen, fanden wir schließlich heraus, wie er es fertigbrachte, den sonst disziplinierten und selbstständigen Sasori so zu manipulieren. Dazu verwendete er eine Art Materie, an der er wohl mehrere Jahre lang geforscht hat und selbst zusammengesetzt hat. Diese Materie setzte er zu einer Kugel zusammen und implantierte diese in das Herz Sasoris.“ „Eine Materie, un? Was hat das mit Manipulation zu tun?“ „Dazu komme ich jetzt, Deidara. Dieser bestimmte Stoff, den er Sasori einsetzte, ermöglichte es ihm, Sasoris Erinnerungen und Gedanken auszulöschen und zu unterdrücken. Was blieb war eine vollkommen einsatzfähige Puppe, die nur mit neuen Daten gefüttert werden musste. Diese Daten enthielten vollkommenen Gehorsam gegenüber Orochimaru und die komplette Unterdrückung menschlicher Gefühle. Sein Charakter und seine Erinnerungen wurden ausgelöscht, der alte Sasori wurde getötet. So entstand ein Untergebener, der keine Nahrung und keinen Schlaf benötigt, immer einsatzbereit ist und jeden Befehl ohne Fehler ausführen kann. Der perfekte Sklave.“ Erneut herrschte Stille, doch in meinem Kopf jagte ein Gedanke den anderen. Wenn Danna also ein Sklave Orochimarus war und seine Erinnerungen komplett ausgelöscht wurden… Dann gab es so etwas wie ‚Hoffnung‘ doch gar nicht mehr? Wenn der alte Sasori zu Gunsten des neuen Sasoris getötet worden war, dann existierte ‚Danna‘ doch nicht mehr…? Der Gedanke ließ mich zittern. Hidan neben mir schluckte hörbar. „Aber Pain hat doch noch nicht aufgegeben? Immer wieder rennt er runter zu dieser Scheißschlange. Jeden Tag. Da läuft doch noch was?“ Kakuzu nickte langsam. „Richtig. Und nun kommen wir zu der Frage, was Pain mit Sasori plant.“ Augenblicklich wurde ich hellhörig. Der Kopfgeldjäger nahm meine fas t schon verzweifelte Aufmerksamkeit mit einem leicht verzogenen Mund zur Kenntnis. „Pain-sama will noch nicht ganz aufgeben - schließlich war Sasori mit am längsten Mitglied und dazu noch nicht gerade schwach. Der Anführer sieht es als Verschwendung an, ihn aufzugeben. Sein Plan ist einfach, allerdings riskant und eigentlich ein Himmelfahrtskommando für Sasori: Er will die Kugel entfernen lassen und so versuchen, den alten Sasori zurückzuholen. Der Puppenspieler war schon immer der Akatsuki, der am meisten von der Medizin verstand, ansonsten haben wir hier keinen. Das heißt, Orochimaru muss die Operation durchführen, in Begleitung mit Pain, Kisame und mir, als Vorsichtsmaßnahme. Das bedeutet, das Leben und vielleicht auch die Zukunft deines Dannas, wie du ihn nennst, liegt in den Händen der Schlange.“ „Und…wann ist die Operation, un…?“ „Morgen früh.“ Kapitel 29: Ein letztes Wort vor der Entscheidung ------------------------------------------------- Seit wie vielen Tagen war ich schon hier...? Vielleicht eine Woche...? Aber wen kümmerte es schon? Es wartete niemand auf mich. Im Moment war ich hier nur ein Gefangener, genau wie Meister Orochimaru. Sachte legte sich meine Hand wie von selbst an die Fensterscheibe. Irgendwas sagte mir, dass sie kalt sein musste, doch ich hatte schon lange vergessen, was Kälte war. Ich hatte vergessen, wie es sich anfühlte – und auch Wärme war mir kein Begriff mehr. Meine Erinnerungen reichten über ein Jahr zurück. Ich war in einem Labor aufgewacht, mit Männern, die mir seltsam vorkamen. Irgendwas hatte mir damals gesagt, dass sie eine Gefahr, eine Bedrohung für mich darstellten... und so hatte ich sie getötet, einen nach dem anderen. Meister Orochimaru hatte begeistert ausgesehen und er befahl mir immer wieder, jemanden zu töten. Er schlug Profit aus der Sache und verfolgte seine eigenen Ziele und das war auch gut so, immerhin war ich sein alleiniges Werkzeug. Das war mein Leben. Der Einzige, der sich strikt gegen den Gedanken wehrte, war der Blonde. Er war aufgetaucht, als ich mit Orochimaru unterwegs gewesen war. Und obwohl ich gegen ihn gekämpft hatte, hatte er sich nicht gewehrt. Ganz im Gegenteil: Er hatte geweint bei meinem Anblick. Und soweit ich es einordnen konnte, waren es keine Tränen der Angst gewesen. Als sie mich fesselten, diese Männer in den schwarzen Mänteln, und einsperrten, kam er mich immer wieder besuchen. Erst spät hatte ich erkannt, dass er das gar nicht durfte und irgendwann erklärte ich es ihm – dass er laut dem Meister kein Recht auf das Leben hatte. Doch statt zu gehen erzählte er mir Geschichten. Es waren seltsame Geschichten, über ihn und einen Mann namens 'Danna', den er in mir sah. Wenn er über ihn sprach, nannte er ihn 'du', als wäre ich bei ihm gewesen. Ein seltsamer Junge, das musste man ihm lassen, doch seine Geschichten klangen interessant. Er hatte von weißen Vögeln aus Lehm erzählt, auf denen man fliegen konnte. Von kleinen verfallenen Häusern, in denen man sich verstecken konnte, obwohl alle Fensterscheiben bereits kaputt waren. Dem Tanz von 'Dannas' Marionetten. Von verschiedenen Menschen in diesem Haus, wie beispielsweise dem mit der blauen Haut und dem Orangehaarigen mit den Piercings. Eine bunte Welt, die mir sehr fremd erschien. In Orochimarus Versteck war es immer grau gewesen. Grau und braun und schwarz. Diese Geschichten waren wie ein Märchen oder eine Gutenachtgeschichte. Plötzlich ertönte das Geräusch eines sich öffnenden Schlosses. Verwirrt sah ich zu der Tür und tatsächlich öffnete sie sich. Im Türrahmen stand wieder der blonde Junge, den ich schon seit einer Weile nicht gesehen hatte. Hatte er wieder erst den Schlüssel stehlen müssen...? Hastig trat er ein und schloss die Tür wieder hinter sich ab. Der Schlüssel verschwand in seiner Hosentasche. Wir beide standen da wie perfekte Marmorskulpturen – bewegungslos und mit starrem Blick. Er konnte sich wohl nicht entscheiden, was er tun sollte, denn sein Blick war unsicher. Nach einer Weile löste sich seine Starre und er kaum auf mich zu. Ganz langsam streckte er die Arme nach mir aus und schlang sie um meinen Körper, allerdings zuckte er kurz. „Warst...warst du schon immer so dünn, Sasori no Danna, un?“ flüsterte der blonde Junge. Ich nickte. Was sollte ich auch sonst sagen? Jemand wie ich nahm nicht ab wie ein Mensch. „Ich...habe richtig Angst, dich zu umarmen... Nachher brichst du noch durch, so zerbrechlich wie du dich anfühlst, un...“ „Ich bin nicht so zerbrechlich wie du.“, erklärte ich und als Beweis legte ich meine Arme um ihn, ohne zuzudrücken, einfach, um das Gefühl zu testen. Und er war wirklich dünn und zerbrechlich – jeder Knochen war spürbar. Langsam strich meine Hand an der Wirbelsäule entlang nach unten. Jede Erhebung berührte meine Fingerspitzen. Ein wirklich magerer Junge... Plötzlich erschauderte er leicht unter meinen Händen, ein heftiges Zittern, welches sich von den Händen bis zu den Füßen zog und nach einer Sekunde stoppte es wieder. „Mein Körper ist dir zu kalt.“, stellte ich ruhig fest. „N-nein... Das ist es nicht...un.“, er schüttelte mit dem Kopf und lehnte sich leicht gegen mich. Ich sagte nichts dazu. Manchmal hatte er solche Momente und schon früh hatte ich bemerkt, dass man nicht nachhaken durfte. Im Normalfall ging er nach einiger Zeit, wenn man ihn darauf ansprach. Es waren anscheinend Erinnerungen, die in seinem Kopf randalierten. Der Blauhäutige mit den Haifischzähnen hatte mal gesagt, dass Deidara 'seelisch instabil' war und dass es allein meine Schuld sei. Ich hatte nicht nachgefragt und es einfach hingenommen. Doch zu meiner Überraschung sprach der Junge diesmal weiter. „Weißt du... Es ist ungewohnt, wenn du mich berührst. Bisher haben wir meistens nur miteinander gesprochen, un.“ Ich nickte leicht. Auch er verwirrte mich mit seinen Berührungen, schließlich berührte mich nie jemand. Bis auf Orochimaru. Er hatte mich manchmal angefasst, doch das hier fühlte sich anders an. So vollkommen anders, als steckte ich in einem anderen Körper und als sei die Person vor mir kein Mensch. Dabei war mir noch nie jemand begegnet, der so durch und durch menschlich war, innerlich und äußerlich. So verletzlich, so schutzbedürftig... So anders. „Danna... Du zerdrückst mich, un!“, unterbrach seine Stimme meine Gedanken und ließ mich verdutzt loslassen. Ich hatte nicht mal gemerkt, dass ich meine Arme fest um ihn geschlungen hatte. Und dieses Mal sah ich in seinen Augen die Unsicherheit, die ich schon lange erwartet hatte. „Tut mit leid, Deidara.“, mein Blick klebte an seinen blauen Augen. Deidara. Genau, das war sein Name. Der Name, der mir schon am Anfang so vertraut vorgekommen war. „Nein, nein... Alles okay. Es tut nicht weh, un.“, hastig schüttelte er mit dem Kopf und schon erschien wieder dieses Lächeln auf seinem Gesicht. Machte es ihm denn gar nichts aus...? Hätte ich auch nur ein wenig fester gedrückt, hätte ich ihm die Rippen brechen können – ohne es zu merken. Schnell nahm er meine Hand und drückte sie leicht. „Alles ist in bester Ordnung, un.“ Ich nickte leicht und ließ mich von ihm zum Bett führen, wo wir uns nebeneinander auf die Bettkante setzten. Beide schwiegen wir und hingen unseren eigenen Gedanken nach. Vielleicht fragte er sich ja genauso, was in meinem Kopf vorging, so wie ich mich fragte, was er wohl gerade dachte. Doch es dauerte geschätzte zwanzig Minuten, bis wieder jemand was sagte. Aber so war es normal, so funktionierte die Kommunikation zwischen uns. Ein ruhiges Schweigen, keine Nervosität oder gar ein unangenehmes Schweigen. Alles war gut. Und so fühlte es sich auch fast an. „Danna, un...?“, fing er irgendwann leise an. Sein Gesicht war dem Boden zugewandt. Ich sagte nichts; das war auch gar nicht notwendig, er wusste, dass er meine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. „Ich habe heute gehört, was jetzt mit dir passiert, un...“ Normalerweise sollte ich jetzt hellhörig sein, dass sagte mir mein Verstand. Doch nach den letzten Wochen in Gefangenschaft hatte ich keinen Grund mehr, gespannt zu sein. Mein Leben bestand sowieso nur noch aus Ketten, verschlossenen Türen, Geschichten und Deidara. Es war mir egal, was ab jetzt geschah. Doch dem Blonden schien es nicht egal zu sein. „Sie werden dich nicht töten. Aber sie werden etwas tun, was dich das Leben kosten könnte, un... Sie haben vor dich zu operieren, un.“ „Puppen kann man nicht operieren.“ „Das stimmt.“, er nickte. „Allerdings wollen sie an dein Herz. Also deinen menschlichen Kern. Sie wollen die Kugel, die Orochimaru eingepflanzt hat, rausholen, un.“ „Kugel?“, meine Augenbrauen hoben sich. Meister Orochimaru hatte mich zwar angefasst, doch niemals hatte er an meinem Herzen herumexperimentiert. Das hätte ich ja wohl mitbekommen. Doch Deidara nickte. „Es ist ein Material, oder wie alle anderen es nennen, eine Art Materie, die dich von innen heraus kontrolliert. Pain und die anderen holen dir dein altes Leben zurück, Danna, un.“ Ich war verwirrt, doch ich wollte ihn nicht beunruhigen. Gerade jetzt, wo ein breites Lächeln sein Gesicht zierte, wollte ich ihn bei Laune halten. „Weiß ich dann wieder, warum du mich 'Danna' nennst?“, fragte ich mit einem kleinen Lächeln. Das war sicher kein schlechter Ansatz. Und tatsächlich vergrößerte sich sein Lächeln zu einem Strahlen. „Natürlich! Und du wirst die ganzen Geschichten mit erzählen können und du wirst wissen, wer ich bin, un. Du wirst überhaupt alles wissen und dann bist du wieder ein richtiger Danna. Mein Danna.“ *~Deidaras Perspektive~* Seine Augen funkelten leicht, mehr als ich es seit seinem Tod bei ihm beobachtet hatte. Ich musste daher lächeln und führte ihn zu seinem Bett zurück. Ohne etwas zu sagen legte er sich hin und ließ sich von mir widerstandslos zudecken. Behutsam setzte ich mich neben ihn. Er musste zwar nicht schlafen, aber wenigstens ruhen konnte er. Mir zuliebe, denn ich wollte so bei ihm bleiben. Eigentlich wollte ich ihn auch morgen früh nicht alleine lassen, doch ich musste wohl – immerhin hatte mir offiziell keiner davon erzählt und Kakuzu jetzt zu verpetzen wäre nicht besonders fair gewesen, nachdem er mir einen solchen Gefallen getan hatte. Ruhig fing ich an, gedankenverloren über seine Hand zu streichen. Immer wieder. Die Glätte seiner makellosen Haut irritierte mich nicht mehr. Beziehungsweise seines makellosen Körpers. „Du hast Angst.“, durchbrach seine leise Stimme die Stille. Seit seinem Tod fragte er nicht groß, es sei denn, er musste. Er stellte fest. Irgendwie hatte sich seine Gabe, die Menschen um ihn herum durch beobachten einzuschätzen, enorm verbessert – als würde er Gedanken lesen. „Ein wenig, ja. Morgen früh beginnt die Operation...un.“, gab ich schließlich zu. Leicht schüttelte der Puppenspieler mit dem Kopf. „Du machst dir sehr viele Sorgen um mich. Niemand macht das. Selbst Orochimaru-sama nicht.“ Ein kleines Zischen entglitt meinen Lippen. „Diese falsche Schlange würde sich auch niemals um irgendjemanden außer sich selbst sorgen. Du bist jetzt hier und hier musst du dich nicht mehr um ihn kümmern, un. Er bedeutet nichts mehr, er hat nichts mehr zu bestimmen und spielt in deinem Leben keine Rolle mehr. Lass ihn elendig sterben, so wie er es verdient hat, un. Kümmer dich eher um dich, damit du schnell gesund wirst. Damit du schnell der Alte wirst.“ Er antwortete nicht mehr, sondern starrte nur aus dem Fenster. Von seiner Position aus konnte man gut nach draußen sehen, wo es langsam dunkel wurde. Es erschreckte mich ein wenig, um ehrlich zu sein... Die Stunden des Tages hatte ich kaum gespürt. Aber so lief das in letzter Zeit andauernd – dass ich aufwachte, lebte und ehe ich es wirklich realisieren konnte war der Tag wieder vorbei und ein neuer begann. Die Zeit flog nur so dahin und somit lief auch meine Zeit mit Danna ab. Wenn er es nicht überleben sollte, würde ich ihn nie wieder sehen. Dann wäre das gerade mein Abschied. Mein Blick wanderte hinunter zu seinem Gesicht, zu der blassen Haut, den Mischlingsaugen und den so roten Haaren. Er war ein schöner Anblick. Das war er schon immer gewesen, seit dem ersten Moment. Sacht drehte ich sein Gesicht mit einer Hand in meine Richtung. Was ich vorhatte war Schwachsinn. Es war widersinnig und vollkommen blöd. Doch wie so meist ließ ich dieses Mal nicht mehr meinen Kopf steuern. In einer einzigen fließenden Bewegung beugte ich mich hinunter und küsste den so fremden Danna auf die Lippen. Es war ein komisches Gefühl... Die Lippen waren relativ hart und eiskalt. Ein Prickeln rann mir von meinen eigenen Lippen hinunter bis in die Zehenspitzen. Die Kälte seiner Lippen ließ mich denken, dass ich jeden Moment festfrieren könnte. Jede Sekunde konnte zu lang sein, denn schon jetzt wollte sich mein Mund nicht mehr lösen. Festgefroren, zusammengefroren, ewiges Eis – heiß und kalt zugleich. Die Kunst der Ewigkeit, Dannas Moralpredigt. Hier fand ich sie. Doch schon nach ein paar Augenblicken endete die große Ewigkeit und schrumpfte zu einem winzigen Flecken des Momentes zusammen. Eine Grausamkeit, denn wenn man es recht bedachte, gab es Dannas Kunst vor allem hier nicht. Nicht, wo man sich nur einen Moment hingab, einen Augenblick, der danach endete, als sei er nie gewesen. Ein Kuss war die Vereinigung unserer Leidenschaften. Aller unserer Leidenschaften. Schade, dass ich genau das erst jetzt erkannte. Vielleicht hätte es das Spiel vor Sasoris Tod verändert. Langsam legte ich mich neben ihn und schloss die Augen. Wenn er morgen nicht mehr war, dann wollte ich wenigstens die letzten Stunden mit ihm verbringen. Mit der Person, die mir alles bedeutete. Ohne es zu merken sank ich in ruhigen Schlaf. Schon lange hatte ich nicht mehr so tief und gut geschlafen wie in dieser einen Nacht. Keine Albträume, keine innere Unruhe – einfach schlafen. Wie ich es vermisst hatte. Allerdings war das Erwachen nicht unbedingt das Angenehmste. „Deidara. Deidara, du musst aufwachen.“ Es war wie am Morgen davor, nur dass es diesmal die richtige Stimme war und nicht Hidans Generve. Doch sehr viel drängender. „Deidara, bitte. Du musst wirklich aufwachen.“, erklang erneut Dannas Stimmte. Ich lächelte leicht und blinzelte im Halbschlaf. Was für ein schöner Wecker, der da über mich gebeugt dastand und mich mit braunen Augen ansah. So könnte ich jeden Morgen geweckt werden. „Bitte. Die anderen sind auf dem Weg hierher und sie werden dich sicher finden. Du wirst wieder Ärger bekommen und den Schlüssel wieder abgeben müssen.“ So langsam wurde ich dann doch hellhörig. Was sagte er da…? Schlüssel…abgeben? Warum? Langsam setzte ich mich auf und genau in dem Moment klopfte es an der Tür. Von jetzt auf gleich waren meine Sinne wieder beisammen. Ich sprang auf, sah mich hastig um, fand kein Versteck. Auf einmal spürte ich eine Hand auf meinem Rücken und merkte, wie Danna mich runter zu Boden drückte – und in dem Moment verstand ich ihn. Fast sofort kroch ich unters Bett, quetschte mir dabei sonst was ein, schaffte es allerdings rechtzeitig, bevor die Tür aufgeschlossen wurde und ich die ernste Stimme Pains ausmachen konnte. Zusammen mit ihm erkannte ich noch von meiner ungünstigen Position aus ein blaues Paar Füße und die Nagellackfarbe von Kakuzu. „Sasori, es wird Zeit. Du wirst jetzt mit uns gehen.“, erklärte Pain ruhig. Bevor Danna auch nur irgendwas sagen konnte trat Kisame vor und ein kleines mechanisches Einschnappen war zu hören. Vermutlich Handfesseln. Wenige Minuten später verließen alle zusammen das Zimmer und schlossen die Tür hinter sich. Erleichtert zählte ich bis zehn, sodass ich ganz sicher sein konnte, dass sie wirklich weg waren, und kroch aus meinem Versteck heraus. Danna war weg. Zumindest vorerst. Und meine einzige Option war das Warten. Welch Ironie… Warten war tatsächlich eine abscheuliche Sache. Kapitel 30: Die letzte Möglichkeit ---------------------------------- *Sasoris Perspektive* Die drei Männer führten mich aus dem Raum heraus und durch einen der vielen, langen Gänge. Dass ich mich noch nicht mal von Deidara hatte verabschieden konnte, störte mich mehr, als ich gedacht hatte. Irgendwie war schließlich er Derjenige, der sich um mich kümmerte. Sonst gab es keinen, dem ich wichtig genug sein könnte. Wenigstens hatte er keine Probleme wegen mir bekommen… Leicht drehte ich den Kopf ein wenig, um meine Begleiter zu mustern. Es war der Mann mit den vielen Piercings und den orangenen Haaren. Laut Deidara war er der Anführer hier unten und anscheinend hatte ich mal einen relativ guten Draht zu ihm gehabt. Angeblich hatte ich selbst einmal einen solchen Mantel getragen und hatte an der Seite der anderen für die Moral des Anführers gekämpft. Doch auch hier streikte mein Gedächtnis und so verschob ich es einfach in den Hinterkopf – im Moment war es fast schon unnützes Wissen. Wahrscheinlich würde ich es nie wieder brauchen. Meinen linken Arm hielt der Riese mit der blauen Haut in seinem schraubstockartigen Griff. Kisame, wenn ich mich recht an die Geschichten erinnern konnte. Eigentlich ein sehr lockerer Mann, wenn er unter Freunden war. Ich zählte wohl schon lange nicht mehr dazu und irgendwie stellte ich auch infrage, ob ich jemals ein ‚Freund‘ gewesen war. Sein Schwert ruhte auf seinem Rücken und ich wusste, dass er es gegen mich einsetzen würde, wenn ich auch nur einen falschen Schritt machte. Meine rechte Seite hielt ein ebenso großer Mann mit halber Maske. Auch zu ihm musste ich aufsehen, wenn auch nicht so extrem wie bei Kisame. Seinen Namen hatte ich vergessen und konnte mich auch nicht mehr daran erinnern, doch er kam mir vertraut vor. Längst nicht so wie Deidara, doch auch irgendwie auf eine andere Art und Weise als Kisame. Sein Blick traf meinen und unwillkürlich legte ich den Kopf schief. Seine Augen hatten komische Farben, nicht menschlich und sofort fühlte ich mich verbunden, einfach, weil er mich weder hasserfüllt, noch verärgert ansah. „Warum siehst du mich so an, Sasori?“, fragte er mit einer tiefen Stimme. „Weil ich versuche, mich an deinen Namen zu erinnern.“, erklärte ich ruhig und wandte den Blick nicht ab. Die beiden führten mich weiter, sodass ich nicht auf den Weg vor mir zu achten brauchte. „Ich heiße Kakuzu. Wir beide waren mal sowas wie Freunde.“, seine Erklärung kam abwesend, doch ich wusste, dass er öfters daran dachte. Ob mein Anblick ihn schmerzte konnte ich nicht beurteilen – woher sollte ich schon wissen, was der Unterschied zwischen einem Freund und einem ‚Geliebten‘ war? Es gab Unterschiede zwischen Deidara und Kakuzu und sie mussten gewaltig sein, doch beim besten Willen konnte ich mich nicht erinnern. An so vieles konnte ich mich nicht erinnern und langsam fing es sogar an mich zu stören. Diese Gedächtnislücken schränkten mich ein. Unsere kleine Gruppe blieb vor einer schneeweißen Tür stehen und plötzlich hatte ich Bilder im Kopf, die ich mir nicht erklären konnte. Weiß. Weiße Wände, weiße Decken, weiße Böden. Eine schreckliche Farbe. Oder nein…weiß war keine Farbe… Es tat mir in den Augen weh, ohne ersichtlichen Grund. Es tat mir im Herzen weh und unwillkürlich zuckte ich zurück, doch Kisame riss grob an meinem Arm. „Hiergeblieben!“, zischte er gereizt und ich gab mein Bestes, in eine andere Richtung zu sehen, um diesen stechenden Farbton nicht sehen zu müssen und gleichzeitig stillzuhalten. Pain, der Anführer, öffnete langsam die Tür und führte uns in den ebenso schrecklich weißen Raum hinein. Nur die Wände zeigten einen hellen Grauton, was mich zumindest ein wenig beruhigte. Warum zur Hölle reagierte ich so stark auf weißen Kontrast…? Neben dem in der Mitte stehenden Operationstisch stand Meister Orochimaru – seine Arme wurden von einem schwarzhaarigen Mann mit Zopf festgehalten. Auch der Tisch störte mich und so bemühte ich mich, einen anderen Fokuspunkt im Raum zu finden. In diesem Fall eignete sich Meister Orochimaru dafür und so musterte ich ihn von oben bis unten. Seine Kleidung war zerfetzt, allerdings nicht beschmutzt. Vermutlich hatten sie sie für die Operation gereinigt. An seinem Arm zog sich eine lange Wunde, doch auch die war gut verbunden. Genau wie die restlichen Pflaster und Verbände an seinem Körper. Anscheinend hatten sie ihn verarztet, damit er keine Infektionen übertrug. Trotz allem sah er mitgenommen und gequält aus. Deidara hatte mir von den Folteraktionen Pains erzählt. Orochimarus Augen wirkten stumpf, doch gleichzeitig auch wachsam. Mit einem undefinierbaren Blick musterte er mich seinerseits. Beinahe schon abwartend. Kisame und Kakuzu zogen mich weiter zu dem Operationstisch. „Hinlegen.“, befahl Pain mit klarer Stimme, die keinerlei Widerspruch duldete, doch ich konnte nicht. Mein Blick klebte an dem silberglänzenden Tisch und erneut waren es Farben, die in meinem Kopf auftauchten. Blutrot auf schneeweiß. Auf silber. Gleich würde er wieder rot sein. Mein Blut…? Diesmal sollte es mein Blut sein. Nein… Der Meister hatte gesagt, dass mich niemand anfassen durfte, ich durfte nicht bluten, musste einsatzfähig sein. Orochimaru grinste. *Kakuzus Perspektive* Genau nach der zweiten Sekunde begriff ich, dass etwas fatal schiefgelaufen war. Irgendwas stimmte nicht und Sasoris Körper spannte sich bis zum Zerreißen an, seine Fäuste zitterten. Ein Blick zu Orochimaru verriet, das etwas in Gang gekommen war, was definitiv nicht hatte sein sollen. Zumindest nicht für uns. Und genau in dem Moment überkam es den Rotschopf wie eine zittrige Welle, voller Kraft, die ihm die Möglichkeit gab, sich augenblicklich loszureißen und Kisame den Ellenbogen in den Magen zu rammen. Der krümmte sich würgend zusammen, während ich vergeblich versuchte, ihn irgendwie festzuhalten. Es war umsonst. Seine braunen Augen waren so leer wie vor Wochen auf dem Kampffeld, als er versucht hatte, Deidara zu töten. Die Befürchtungen Pains hatten sich bewahrheitet – es gab einprogrammierte Warnsignale in seinem Gehirn, die ihn ohne Befehl handeln ließen. Der Anblick des Operationstisches hatte etwas in ihm freigeschaltet, wie ein eingebauter Schalter, den man nur schnell umzulegen brauchte. Sasori sprang zurück und in seinem Gesicht konnte man deutlich erkennen, dass er nicht an Flucht dachte. Er dachte allein ans Töten und daran, wie es wohl aussähe, unser Blut zu vergießen. Ich befreite die Tentakel aus meinem Körper, doch er sprang einfach zur Seite, wischte sie mit einer einfachen Bewegung zur Seite – seine Kraft hatte um ein Vielfaches zugenommen. Auch wenn er kein Chakra nutzen konnte, so war er doch schneller als sonst und sofort steuerte er auf den kleinen Tisch neben dem OP-Tisch zu, auf dem unter anderem auch ein Skalpell lag. Nun kam auch Kisame wieder auf die Beine und ohne zu zögern zog er sein Schwert. Mit Samehada bewaffnet stellte er sich Sasori in den Weg und schlug zu, doch der Kleinere tauchte unter dem Monsterschwert hindurch und streckte schon die Hand nach dem kleinen silbernen Schneidewerkzeug aus, gerade noch rechtzeitig packte ich allerdings seinen Arm und riss ihn mit aller Kraft weg. Ein Zischen verließ die Lippen Sasoris und mit einem brutalen Ruck zerrte er an meinem Griff. Selbst ich kam schon ins Straucheln, packte allerdings beide Arme und verdrehte sie auf dem Rücken. Ein weiteres Zischen war zu hören, diesmal kam es allerdings von Orochimaru, der von Itachi auf die Knie gezwungen wurde. Zuerst dachte ich, es sei eine Vorsichtsmaßnahme doch dann erkannte ich, dass Orochimaru ebenfalls in Bewegung gekommen war und nun versuchte, sich zusammen mit seinem Sklaven zu befreien. Meine Gedanken um die Schlange wurden unterbrochen, als der Puppenspieler mit voller Kraft nach mir trat. Gerade noch so konnte ich ausweichen und versuchte, ihn in eine Position zu bringen, in der er sich nicht mehr bewegen konnte, doch bei dem Versuch gewann er erneut die Oberhand und entriss sich durch eine galante Drehung meinen Händen. Noch in der Drehung holte er Schwung und schlug nach mir und als ich zur Seite auswich, landete seine Faust mit einem Krachen in der Wand, wobei sie einen sauberen kleinen Krater hinterließ. Geschockt davon, wie sehr Orochimaru den ehemaligen Akatsuki mit Kraft vollgepumpt hatte, wich ich anderen Schlägen und Tritten aus, wohlwissend, dass ein Tritt einen Knochen zerschmettern konnte. „Schluss jetzt!“, erklang plötzlich die bedrohliche Stimme Pain-samas. Nur für einen Moment stockte die komplette Gruppe, erschrocken darüber, wie volltönend seine Stimme in solchen Situationen klingen konnte. Der Anführer hob die Hand, seine Rinnegan-Augen funkelten. „Shinra-Tensei!“ Bevor ich in irgendeiner Art reagieren konnte, wurde Sasori von mir weggerissen, quer durch den Raum geworfen und mit voller Wucht gegen die Wand geschleudert. Die Wand bröckelte von der Kraft des Aufschlages und es gab ein dumpfes Geräusch, als der Puppenspieler schließlich auf dem Boden landete. Doch während ich ihn nur ungläubig anstarren konnte, nahm Kisame die Gelegenheit wahr, nahm den kleineren Körper hoch, legte ihn auf den Operationstisch und schnallte Arme und Beine fest. Das Spiel war für Sasori vorbei. Langsam näherte ich mich dem Tisch. Sasori hatte die Augen aufgerissen und starrte zur Decke. Und in diesem Moment tat er mir leid, obwohl er nicht mehr der Mann war, mit dem ich früher meistens geredet hatte. Und auch wenn ich wusste, dass Deidara eigentlich an meiner Stelle stehen sollte und seine Hand halten sollte, griff ich nun nach der hölzernen Hand, die sich an den Tisch gekrallt hatte. Was sich in seinen Augen wiederspiegelte war diesmal Angst und so paradox es auch erschien, so war ich doch froh, einen Funken Menschlichkeit in ihm zu erkennen. Die anderen um mich herum machten sich langsam fertig, doch Sasori krallte sich inzwischen so in meine Hand, dass ich es ihnen nicht gleichtun konnte. „Deidara darf nicht in diesen Raum.“, es klang nicht wie eine Frage, eher wie eine trostlose Feststellung; die ruhige Stimme passte nicht zu seinen Augen, die inzwischen geradeaus an die Decke zeigten. Ich nickte nur. Pain würde den Explosionsfanatiker niemals hier rein lassen. „Wenn ich aufwache und ihn erneut vergessen habe… Bedank dich in meinem Namen für die Geschichten. Und sag ihm… gute Nacht von mir.“ Er schloss die Augen und erst als sein Griff sich löste bemerkte ich, dass sie ihm bereits die Narkose ins Herz injiziert hatten. Seine Worte verstand ich nicht, zumindest die Bedeutung seiner Worte nicht. Doch da sich niemand hier um seine Worte scheren würde, nahm ich mir vor, nach der Operation Deidara aufzusuchen. Der Puppenspieler hatte ein Recht darauf, dass jemand seine vielleicht letzten klaren Worte auffing und weitergab. Kisame zog mich sacht beiseite und half mir, mich ebenfalls für die Operation vorzubereiten, während Orochimaru das Skalpell ansetzte. *Deidaras Perspektive* Der Gedanke, dass Danna ungeschützt auf dem Tisch lag, Orochimaru mit einem Skalpell vor sich, verursachte mir Übelkeit. Mein Magen kämpfte darum, das Essen noch von gestern bei sich zu behalten und ich hatte auch eigentlich keine Lust, es schon loszuwerden. „Deidara-chan, beruhig dich. Das wird schon. Du hast doch selbst gesagt, dass das Püppchen was ab kann.“, versuchte es Hidan zum x-Mal. Ohne Erfolg, wie auch bei den anderen Malen. Seufzend lehnte er sich an die Wand zurück, sodass er locker auf meinem Bett saß. Ich selbst tigerte im Raum hin und her. „Sei doch ruhig! Seit vier geschlagenen Stunden sind die jetzt da drin, un! Es muss was schief gelaufen sein, sonst wären sie doch schon lange hier drin und hätten mir gesagt, dass alles gut ist! Sie hätten gesagt, dass es ihm gutgeht und dass er darauf wartet, dass ich zu ihm gehe, un!“, meine Stimme war schrill – das war sie seit den genannten vier Stunden. Und an Ruhe war gar nicht zu denken. „Du kannst nichts machen, das weißt du auch. Du solltest eine Sekunde Ruhe bewahren und vor allem mal etwas Essen. Sasori würde es nicht freuen, wenn er dich wiedersieht und du so abgemagert bist.“, versuchte es nun Konan, die auf dem anderen Bett saß und mir besorgt zusah. „In der Zeit nehme ich auch nicht mehr zu, un!“, motzte ich nur und blieb dabei nicht eine Sekunde stehen. Wahrscheinlich machte ich die anderen beiden im Zimmer geradezu nervös. „Und der Lärm vor vier Stunden hat sich auch nicht wiederholt, un. Da ist wirklich was schief gelaufen, ich bin ganz sicher!“ Meine Verzweiflung wuchs. *währenddessen im Operationsraum* „Was ist? Warum machst du nicht weiter?!“, zischte Kisame. Seine Nerven waren genau wie die der anderen strapaziert und Orochimaru stand seit geschlagenen fünf Minuten mit dem Skalpell in der Hand da und bewegte sich nicht, starrte nur ohne Unterlass auf das geöffnete Herz Sasoris. Das silberne Glänzen der kleinen Kugel war deutlich zu erkennen; allerdings konnte man auch die Adern erkennen, die sich rund um die Materie verästelt hatten und mit ihr verwachsen waren. „Wenn ich jetzt weitermache, wird er erbärmlich sterben. Die Adern behindern die Entnahme der Kugel. Wenn ich sie durchschneide, wird er jämmerlich verbluten und unter euren Händen wegsterben.“, erklärte Orochimaru und in seiner Stimme erklang beinahe schon Schadenfreude. „Du brauchst also Blut…“, Pain trat vor und betrachtete das Gebilde der Adern genauer. „So ist es.“ „Was genau brauchst du?“ Itachi nahm an Orochimarus Stelle einen kleinen Zettel vom Nebentisch und betrachtete ihn. „AB.“ Pain nickte und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Er war gewillt, Sasori zu retten, doch wenn es so weiterging, würde er es als gescheitert beurteilen und ihn aufgeben. Wenn das mit dem Blut nicht funktionierte, würde er ihn sterben lassen. Eine andere Möglichkeit gab es sowieso nicht – einen ferngesteuerten Sasori konnte Akatsuki nicht gebrauchen und es wurde irgendwann zur Last. Schnell betrat er sein Büro und durchsuchte einen der Aktenschränke. Hier lagerten alle Informationen, die man über jeden der Akatsukis hatte. Darunter auch die Blutgruppen. Schnell suchte er die Akten durch. Immer wieder murmelte er gereizt, viele wollten nicht passen, hatten andere Blutgruppen und waren daher für sein Vorhaben unnütz. Selbst seine eigene und Konans Blutgruppe zog er infrage, doch auch das passte nicht. Doch schon wenige Minuten später hatte er die Anwärter gefunden, mehrere Spritzen geholt und drei Kunststoffbeutel, die man mit Blut füllen konnte. Wurde Zeit für die letzte Möglichkeit, die letzte Option, die dem Puppenspieler noch blieb. Kapitel 31: Das Ende der Operation ---------------------------------- „Das dauert schon viel zu lange…un.“, murmelte ich, immer noch neben mir stehend. Die Minuten zogen sich nur so dahin, wurden zu gefühlten Stunden, die wiederum zu Tagen wurden. In Wahrheit allerdings bewegte sich nur der Sekundenzeiger immer im Kreis und ließ die Minuten verstreichen. Das Ticken der Uhr an der Wand machte mich noch vollkommen wahnsinnig. Plötzlich mischte sich unter das Ticken der Uhr noch ein weiteres Geräusch – ein Klopfen an der Tür. Ohne nachzudenken wirbelte ich herum, stürzte beinahe schon zur Tür und riss sie auf. Pain stand vor mir und starrte mich leicht perplex an. Kein Wunder, so wie ich aussehen musste. Verwundert musterte ich die Gegenstände, die er in der Hand hielt. Zuerst waren da drei Spritzen, noch sorgfältig verpackt. Dazu kamen drei Verpackungen mit dünnen Schläuchen und Anschlüssen. Eine Flasche Desinfektionsspray und drei Kunststoffbeutel, die mir irgendwie auf eine unangenehme Art und Weise bekannt vorkamen. Nach einigem Nachgrübeln fiel mir auch wieder ein, wieso mir die Teile so bekannt vorkamen: Blutkonservenverpackungen aus einem Krankenhaus. Nur ein Stück kleiner. Hidan und Konan traten verdutzt hinter mich. „Wo kommt ‘n das Krankenhaus-Zeugs her?“, murrte Hidan leicht irritiert. Pain seufzte leise und schob sich an uns vorbei ins Zimmer, wobei er die Sachen mit einem Poltern auf den kleinen Tisch fallen ließ. „Hidan und Konan, euch kann ich leider nicht bitten. Doch du, Deidara, eignest dich ironischerweise perfekt. Komm her.“, der Anführer winkte mich zu sich und nur zögerlich kam ich seiner Bitte nach, die Spritzen beunruhigten mich. Langsam setzte ich mich neben ihn auf einen Stuhl. Er nickte zufrieden, setzte sich mir gegenüber auf den Stuhl und machte sich daran, die erste Verpackung mit dem Schlauch zu öffnen und ihn an die Konserve, beziehungsweise an den Kunststoffbeutel anzuschließen. „Und was…ähm…ist jetzt der genaue Plan, un?“, wagte ich mich zögerlich vor, während er eine Spritze auspackte und die Nadel desinfizierte. Entschlossen packte er sich meinen Arm und desinfizierte auch meine Armbeuge. „Ganz einfach. Halt bitte jetzt still, ich brauche Blut von dir.“, erklärte Pain ruhig und stach die Nadel tief unter meine Haut. Fast sofort drehte sich mir der Magen um und ich musste den Blick abwenden, um Schlimmeres zu vermeiden. Wie ich Blutabnehmen doch hasste! Töten, ja. Erstechen, erwürgen, explodieren lassen, in Stücke sprengen, ja verdammt. Dannas Spielereien, wenn er einen Menschen umbaute, kein Problem. Aber Blutabnehmen war einfach nur abartig. Konan näherte sich uns langsam und legte den Kopf leicht schief, als Pain weiter an meinem Arm hantierte und mein Blut irgendwann direkt durch den Schlauch in den kleinen Beutel floss. Mehr Blut, als ein normaler Arzt je abnehmen würde. „Wozu brauchst du das Blut, Pain?“, wandte sich Konan nun direkt an ihren Partner. Der seufzte leise. „Sasori braucht es und es gibt in ganz Akatsuki nun mal nur drei Mitglieder, die seiner Blutgruppe entsprechen. Und das sind Deidara, Kisame und Itachi. Wenn alles gut läuft, werden wir nur eine Konserve brauchen. Wenn nicht, dann wäre es besser, etwas mehr als Vorrat zu haben, weswegen ich auch den beiden etwas abnehmen werde.“ „Warum braucht Danna das, un?“, meine Frage ließ Pain innehalten und mich anstarren. Man konnte ihm deutlich ansehen, dass er überlegte, was er mir sagen sollte und was nicht. Erst nach einer Weile antwortete er mir – langsam und mit Bedacht. Dem Ton nach eine pure Lüge. Niemand sprach einen normalen Satz mit einem solchen Unterton. „Sasori braucht das Blut nicht direkt, verstehst du, Deidara. Wir besorgen es schon mal im Voraus. Man weiß ja nie und vorsichtig genug sollte man immer sein. Wir haben zu viel gewartet und gekämpft, um ihn jetzt sterben zu lassen, im Ernstfall.“ Selbst Konan zog eine Augenbraue hoch, doch ich sagte nichts dazu. Also war etwas schief gelaufen – wie erwartet. Er hätte es auch einfach sagen können, dann hätte er sich Luft und Zeit gespart. Wir warteten noch eine Weile, bis die Konserve halbwegs voll war, Pain die Kabel abmachen konnte und ging. Ich blieb blass, schwummerig und mit traurigem Blick zurück. *Kakuzus Perspektive* Es dauerte, bis Pain wiederkam. In seiner Hand hing ein voller Behälter mit Blut. In der anderen Hand hingen zwei noch verpackte Behälter. Wortlos reichte er das Blut zu Orochimaru herüber, der sofort das Kunststoffgefäß an einer Stange über dem reglosen Körper befestigte und mit einer Nadel dafür sorgte, dass Deidaras Blut langsam in das Herz Sasoris tropfen konnte. Sofort konnte man beobachten, wie die kleinen Äderchen, die mit dem Körper verbunden waren, in das Herz zurückrutschten und sich noch dichter verzweigten, um das neue Blut aufzunehmen. „Orochimaru... Wolltest du nicht genau die Adern beseitigen, die du gerade so glanzvoll dorthin gelockt hast?“, knurrte ich leise und bedrohlich. Wenn der Kerl Sasori umbrachte, konnte er was erleben. „Sasori ist eine Puppe mit einem eigenen Aufbau! Was bei uns im Körper verteilt ist, ist bei ihm auf ein Minimum reduziert und in dieses Gefäß befördert worden! Mach du es doch, wenn du es besser kannst!“, fauchte die Schlange zurück und funkelte mich mit den gelben Reptilienaugen hasserfüllt an. Darauf konnte ich nur leise knurren, immerhin wusste ich, dass er leider recht hatte und ich selbst hatte kaum Ahnung von sowas. Herzen rausreißen und einpflanzen, kein Problem. Wobei das auch Kinjutsu-bedingt war. Seufzend wandte ich mich zu Pain, der gerade damit beschäftigt war, Itachi und Kisame nebeneinander zu setzen und beiden Blut abzuzapfen. Kisame war leise am Knurren, immerhin konnte er so Orochimaru nicht direkt neben sich halten und darauf aufpassen, dass nichts schief lief. Itachi sagte nichts dazu, doch seine Augen klebten an dem ehemaligen Akatsuki. Sollte er auch nur einen falschen Schritt machen, wären die beiden zur Stelle. Ich stand ihm gegenüber, der Puppenkörper trennte mich von ihm. Sasoris Hand war zwar erschlafft, doch seine Finger lagen noch locker an meiner Hand. Spätestens jetzt, wo die Adern nicht mehr im Körper steckten, war dieser Körper hier nur noch eine leere Hülle. Doch irgendwie gab es einem trotzdem Mut, eine Hand zu halten. So hatte man wenigstens das Gefühl, man könnte etwas machen, auch wenn dem nicht so war. In dem Moment zückte Orochimaru eine Art hauchdünnen Metallstab. Fast schon vorsichtig versuchte er damit, das Nest aus Adern etwas zur Seite zu schieben und schaffte es, wenigstens ein paar zu retten. Allerdings räkelten sich ein paar andere wie meine Tentakel über den offenen Herzrand. Es war ein schauerlicher Anblick, wenn man es so betrachtete. „Steuert er diese Adern?“, war meine leise Frage. „Nun, ich denke nicht. Ich denke, dass sie sowas wie ein Eigenleben haben. Es ist sein Selbst, sein ganzes Leben steckt in diesen Strängen. Diese Bewegungen sind wohl eher Reflexe, die der Narkose trotzen.“, murmelte Orochimaru und setzte das Skalpell an. Mit einem Ruck trennte er die ersten durch und in dem Moment kam Leben in das Herz. Die restlichen Adern um die Wunde herum zuckten hektisch, Blut fing an, den Behälter rasend schnell zu füllen. Gleichzeitig zeichnete sich ein Grinsen im Gesicht der Schlange ab. Ein Fauchen entfloh meinen Lippen und sofort riss ich ihm das Skalpell aus der Hand. Gleichzeitig versuchten Itachi und Kisame loszukommen, schafften es allerdings nicht, da Pain sie festgemacht hatte, damit nichts von dem kostbaren Blut verloren ging. Pain selbst hatte eben schon den Raum verlassen, um etwas im Büro zu holen. Blieb nur ich, doch sobald ich nur einen Fuß bewegt hatte, fauchte Orochimaru laut und im nächsten Moment sah man nur noch eine schneeweiße Schlange, die durch ein winziges Loch in der Wand verschwand – es musste beim Aufprall Sasoris entstanden sein. Innerlich kochend starrte ich das Loch an. Er hatte die Initiative des günstigsten Momentes abgewartet...und gleichzeitig dafür gesorgt, dass wir andere Probleme hatten, als ihn einzufangen: Das Puppenherz blutete, als hätte man einen Wasserhahn aufgedreht, die Adern wild um sich peitschend und verzweifelt nach Rettung suchend. Ich wusste, wäre das Herz mit dem Körper verbunden, hätte Sasori sich in Qualen gewunden. Die Tür wurde aufgeschlagen und Pain stürme herein, anscheinend vom kurzen Lärm alamiert. Man konnte sich vorstellen, was wir für einen Anblick abgeben mussten... Ohne nachzudenken eilte der Anführer zu dem Verletzten, legte die Hand seitlich ans Herz und versuchte, genügend Chakra aufzubringen, um die Blutung zu stoppen. Ein riskantes Unterfangen – einmal ins falsche Gefäß und der Puppenspieler war so tot, wie eine echte Puppe es nur sein konnte. *Deidaras Perspektive* „Junge, beruhig dich mal. Du nervst.“, knurrte Hidan mich an und stocherte in seiner Reisschüssel herum. Konan hatte letztendlich darauf bestanden, dass ich trotz der ganzen Situation etwas aß. Warum ich mich darauf eingelassen hatte? Gute Frage, das wüsste ich auch gern. Sie schien es glücklich zu machen, obwohl ich schon vor einer halben Stunde angefangen hatte, nervös mit dem Fuß auf den Boden zu tippen. „Sei ruhig, Hidan. Wenn Kakuzu da liegen würde, würdest du genauso aussehen“, Konans Antwort war leicht schnippisch und ließ den Jashinisten wie üblich sofort an die Decke gehen. „Sag sowas ja nicht nochmal, kapiert?! Und warum weißt du das überhaupt, hä?! Das geht ja wohl keinen Arsch was an!“, fauchte er und knallte mit der Faust auf den Tisch. Ich verdrehte die Augen. „Dann seit in Zukunft etwas leiser, un“ „Fresse, Barbie! Du hast dem Marienkäfer doch auch nur auf den Arsch geglotzt!“ „Wie bitte, un?! Sag doch nochmal, Sensenfreak!“, meine Stimme wurde zu einem bedrohlichen Fauchen. Ob Stress hin oder her, die Nerven waren angespannt und der Kerl übertrieb - es wäre nicht das erste Mal, dass ich ihn mit einer Bombe fertigmachte. „Ich sagte, dass du deiner Ampelleuchte doch eh andauernd auf den Arsch geglotzt hast!“, Hidan grinste herausfordernd, doch es war bereits zu spät. Quer über den Tisch sprang ich ihn an, nagelte ihn auf den Boden und funkelte ihn wütend an. „Niemand, wirklich niemand hat das Recht, jetzt irgendwas Falsches oder Dummes über Sasori no Danna zu sagen, verstanden?! Du verstehst nichts, gar nichts, un!! Du hast dein Narbengesicht, aber mehr verstehst du doch nicht! Dass ich dir dabei helfen musste, hast du wohl auch vergessen!“ Konan versuchte mich von Hidan runterzuholen, doch ich blieb noch einen Moment auf ihm und sah ihm ganz genau in die Augen. „Wenn das die einzigen Kommentare sind, die dir im Moment einfallen, dann lass sie wonders ab, un. Ich will sie jedenfalls nicht hören.“ „Ist ja gut“, knurrte Hidan angesäuert, doch auch ruhiger. Mein Angriff hatte ihn wohl leicht erschrocken. Armer Kerl. Mit einem leisen Zischlaut stand ich von ihm auf und setzte mich wieder an den Tisch. Eher aus Freundschaft zu Konan nahm ich mir meine Reisschüssel und die Stäbchen. Essen war mir inzwischen egal geworden, doch ihr schien es am Herzen zu liegen. Währenddessen machte ich mir weiter Gedanken. Immer noch war kein Mucks zu hören und so langsam glaubte ich, dass Danna schon längst tot war und es nur keiner berichten wollte, aus Angst vor meiner Reaktion. Wir warteten noch stundenlang, bis sich irgendwann etwas tat. Um genau zu sein drei Stunden und irgendwie hatte mein Unterbewusstsein so seltsam abgeschaltet, dass ich nun die Ruhe selbst war. Nebenbei arbeiteten meine Hände wie automatisch mit meinem geliebten Lehm, ab und an erfüllte ich Konans Wunsch und trank ein bisschen. Nach einer Stunde kam Hidan und warf mir einen Apfel zu, den ich ebenfalls ohne zu murren herunterwürgte. Zwischenzeitlich zeichnete ich ein wenig und kurz vor dem Ablauf der drei Stunden kam sogar etwas auf, was ich nie für möglich gehalten hätte, zumindest nicht in dieser Situation: Langeweile. Ohne es zu merken war ich diese ganze Warterei bereits so gewohnt, dass es mich nicht kalt ließ, allerdings nicht mehr ganz so fertig machte wie am Anfang. Egal war es mir nicht, doch ich kam besser damit klar. Und dann, endlich, kam die rettende Nachricht in Form eines Klopfens an der Tür. Murrend sah ich auf, störte man mich doch bei meiner Kunst. Kisame trat ein. Erstaunt hob ich den Kopf und setzte mich auf. „Hey...“, murmete er müde. Ich versuchte mich an einem kurzen Nicken, war aber viel zu aufgeregt, um irgendwas zu sagen. Er verstand. „Nun... Orochimaru ist entkommen.“ Automatisch zog ich die Augenbrauen zusammen. „Entkommen? Und wer hat Danna dann operiert?“ „Kakuzu und Pain. Mehr schlecht als recht, aber er lebt. Er schläft noch, lebt aber. Und es war verdammt knapp, das kann ich dir sagen! Das hat uns mehr Ärger beschert, als unbedingt notwendig.“ „Wo ist er?“, meine Augen wurden immer größer. „Wo liegt er?“ Kisame zeigte ein kleines Haifischlächeln. „Im Krankenzimmer. Sei nicht traurig, wenn er nicht wach ist, das wird wohl noch eine Weile dauern. Aber du darfst ihn sehen.“ Ohne noch ein weiteres Wort abzuwarten sprang ich auf und warf ihn beinahe um. Warum genau ich ihn jetzt umarmte, wusste ich auch nicht wirklich, aber es schien mir wichtig, es zu tun. Erst danach machte ich mich auf den Weg zum Krankenzimmer. Langsam und zurückhaltend. Gezwungenermaßen. Irgendwie hatte ich das innere Gefühl, dass ich mich zurückhalten musste. Danna war sicher schwach...vielleicht auch lärmempfindlich. Ich sollte ruhig sein, wenig sprechen und keinen Lärm verursachen. Immerhin sollte er sich erholen. Und ich mich ebenfalls. Behutsam schob ich die weiße Tür zum Krankenzimmer auf und erkannte ihn in einem schneeweißen Bett. Eine abartige Farbe, so scheinheilig. Wahrscheinlich war ich auch der Einzige, der solch komische Details überhaupt wahrnahm und verurteilte. Langsam schob ich mich auf ihn zu, jeden Schritt bedenkend. In meinem Kopf spielten sich die vergangenen Szenarien noch einmal ab. Wie er mich angegriffen hatte. Wie er im Kerker saß. Wie er mich angelächelt hatte. Seine Hand war eiskalt, wie immer. Seine Haut blass, wie immer. Die Haare blutrot, wie immer. Und doch war nichts wie immer. Er schlief und sah dabei so friedlich und ruhig aus, dass mein Herz unwillkürlich einen Sprung vollführte. Zum ersten Mal seit Wochen schöpfte ich echte und ehrliche Hoffnung. Es war überstanden. Wie Kisame gesagt hatte, dauerte es noch, bis Sasori no Danna aufwachte. Die Tage zogen sich so dahin und nach einer Woche nahmen sie ihm bereits den Verband am Herzen ab. Was darunter zu sehen war, erstaunte jeden im Raum: Eine lange und wulstige Narbe über dem roten Schriftzug – mehr auch nicht. Dadurch, dass sein Chakra direkt darunter pulsierte und den Kern ausfüllte, war die Heilung rasant vollzogen worden. Bald würde die Narbe zurückgehen, doch einen leichten weißen Strich würde man noch in Jahren sehen. Eine ständige Erinnerung an seinen vermutlich schwersten Kampf ums Überleben. Er blieb so regungslos wie er war. Und ich ging wieder auf Missionen. Meistens mit Tobi, manchmal aber auch alleine. Ich trainierte viel und aß noch mehr, dazu ging ich jeden Abend früh schlafen und schlief bis in den Morgen durch. Stets traumlos. Das Training wurde zu einer Art komischen Hobby. Mal mit Hidan, was meistens in einer halben Prügelei endete, dann mit Kisame, der mich jedes Mal 'spielen ließ', zumindest nannte er es so, und mich dann fertigmachte und sogar ab und an mit Itachi, wenn es sich ergab. Mit Abstand stellte es das härteste Training dar, doch das alles sollte auch einen Sinn haben, also beschwerte ich mich nicht. Danna sollte bei seinem Erwachen einen Deidara vorfinden, den er auch erkennen konnte. Ich fing an zu zeichnen. Meistens wenn ich neben Danna am Bett saß. Dabei erzählte ich ihm von meinem Tag, was geschehen war und was mich gefreut hatte. Ich konnte lachen, auch wenn er niemals ein Lächeln erwidern konnte. Ich wusste, dass er aufwachen würde. Irgendwann, wenn er bereit dazu war. Solange setzte ich alles daran, wieder der zu werden, der ich einmal gewesen war. Der vorlaute Bengel, der den mürrischen Puppenspieler von morgens bis abends provozieren konnte, ohne müde zu werden. Um meinen Hals baumelte jeden Tag die Kette mit dem blutroten Skorpionenanhänger. Kapitel 32: Gedächtnislücken und Gute-Nacht-Geschichten ------------------------------------------------------- Wie lange ich nun wirklich so bei ihm saß, konnte ich nie sagen, als ich wieder ging. Die Zeit verging während meiner Besuche rasend schnell und wie schon vorher, als Danna noch wach gewesen war, verfiel ich in meine Geschichten. Inzwischen handelte es sich um die alten Gutenachtgeschichten, die ich in Iwagakure damals aufgeschnappt hatte. Nicht, dass Danna das interessieren würde, doch es beruhigte mich, das alles zu erzählen. So hatte ich etwas zu tun und kam mir irgendwie nützlich vor, auch wenn dem ganz und gar nicht so war – eigentlich saß ich dabei ja doch nur rum und er hörte mich sowieso nicht, egal was ich sagte. Mein Körper hatte sich mit den Wochen erholt. Es war nicht einfach gewesen, doch nach und nach hatte sich eine gesunde Schicht zwischen meine Knochen und Haut geschoben, die mich fast wieder aussehen ließen wie vorher. Gleichzeitig legten die Muskeln wieder zu, es erschienen kleine Andeutungen meines alten Oberkörpers und meiner Arme. Auch hatte die gute Pflege meiner Haare angeschlagen – immer mehr ähnelte ich dem Deidara von vor einem Jahr. Die anderen hier schienen erleichtert, machten sich allerdings gleichzeitig Sorgen, da Danna auch nach vier Wochen noch schlief. Mir machte das nichts aus. Er würde aufwachen, nur sicher brauchte er seine Zeit dafür. Die Suche nach Orochimaru hatte nichts ergeben. Immer wieder machte sich ein Team auf den Weg, um den Mistkerl zu finden, doch alle kehrten sie ohne Informationen und mit leeren Händen zurück. Anscheinend hatte sich die Schlange noch tiefer unter ihrem Stein versteckt; er wusste, was ihm blühte, sollte er einem von uns in die Hände fallen. Noch hatte er seine gerechte Strafe nicht erhalten und es wäre mir ein Vergnügen höchsten Niveaus, ihn zu Tode zu foltern. Sollte Danna zu dem Zeitpunkt schon wieder wach sein, konnte er das ruhig übernehmen, es war sein gutes Recht. Eine weitere Beschäftigung während der langen Wartezeit war es, Dannas Werkstatt wieder herzurichten. Das Jahr ohne ihren Meister war ihr nicht bekommen. Überall hatte sich eine dicke Staubschicht angesammelt, die einzelnen Flaschen mit den Giften konnte man kaum noch erkennen durch die dicken Spinnweben. Die Werkbank war morsch geworden und mit der Zeit hatte sich eine Puppe von der Wand gelöst und hatte ihre Einzelteile über dem Boden verteilt. So widmete ich ein paar Tage den Aufräumarbeiten in Sasoris wichtigstem Zimmer. Die Gifte zu entstauben stellte fast schon eine Herausforderung dar, denn anscheinend waren sie geordenet. Dazu kam, dass sie dicht an dicht standen und keine von ihnen umfallen durfe – wer wusste schon, was für eine Scheußlichkeit es mit einem anstellen würde, sollte eine der Flüssigkeiten an menschliche Haut gelangen. Die Werkbank kaufte ich nach langer Überlegung neu. Das alte Teil war sowieo baufällig, da konnte eine Neue nicht schaden und so sorgte ich für eine neue und größere Arbeitsfläche als zuvor. Hoffentlich war die richtig und gefiel ihm. Als auch das erledigt war, widmete ich mich der Puppe am Boden. Ihr Gesicht durchzogen mehrere Risse, Arme und Beine lagen im Raum verteilt und überall lief man Gefahr, in die Splitter zu treten oder zu fassen. Reparieren konnte sie nur der Puppenspieler selbst, also suchte ich nur alle ihre Einzelteile zusammen und legte sie feinsäuberlich auf die neue Werkbank. Die konnte er sich ansehen, wenn er wieder arbeitstüchtig war. Als ich sie so liegen sah, erinnerte sie mich an eine aufgebahrte Leiche, die emotionslos an die Decke starrte. Und genau das stellte sie letztendlich auch dar – ein Mensch, der sein Leben verloren hatte  und nun auch ihr zweites Leben fast verwirkt hatte. Nur der Meister persönlich konnte nun noch etwas für sie tun. Traurig, wenn man so darüber nachdachte. Nach einiger verstrichener Zeit dachte ich gar nicht mehr daran, ihn mental zu zwingen. Er würde schon aufwachen. Von allein, und nicht, weil ich es ihm gesagt hatte. Ein paar Tage nach diesem Entschluss nahm ich mir also meine Zeichensachen und machte mich auf zu Dannas Bett im Krankenzimmer. Es war eine Tradition, oder besser gesagt eine Art tägliches Ritual: Erst Abendessen, dann eine Stunde neben ihm zeichnen, vom Tag berichten, eine gute Nacht wünschen und ins Bett gehen. Also trat ich ins Zimmer, schloss die Tür hinter mir und lächelte Danna zu – natürlich sah er mich nicht an. „Guten Abend, Sasori no Danna, un“, begrüßte ich ihn gut gelaunt, zog meinen üblichen Stuhl ans Bett und setzte mich zu ihm. „Ich habe deine Werkstatt gerettet, habe ich dir das eigentlich schon erzählt? Deine alte Werkbank war blöd, un. In Zukunft lässt du sie immer von mir kaufen, ja? Ich weiß wenigstens, was ein Künstler braucht.“ Irgendwie war ich ja dankbar, dass er darauf nicht reagieren konnte, so musste ich wenigstens für den Satz keine einstecken. Langsam fing ich an, die neue Werkstatt zu zeichnen. Es sollte eine Art Kalender sein, für die Tage und Wochen, in denen er schlief. Wenn Danna aufwachte, konnte er die Bilder durchsehen und wusste, was während seines Schlafes geschehen war. Ob er nun beim Erwachen der verwirrte Danna war, der nur plötzlich alle Erinnerungen bekommen hatte, oder ob es der alte Danna war, wusste hier niemand. Ob er die Erinnerungen generell wiedererlangen würde, war ebenso fraglich. Wusste er, was er uns beinahe angetan hatte? Wusste er, was Orochimaru mit ihm angestellt hatte? Beim Gedanken daran, dass er möglicherweise das Opfer zahlreicher Experimente geworden war, erschauderte mein gesamter Körper. Hatte Orochimaru ihn noch für etwas anderes missbraucht...? Dass die Schlange auf Sasori stand, war unklar. Dass er allerdings einen Narren an ihm gefressen hatte, wurde mehr als deutlich. Einfach aus Rache hätte er alles mit Danna machen können – auch Dinge, die ich mir gar nicht vorzustellen wagte, so abartig und widerwärtig war allein die Vorstellung, dass die beiden im Bett gewesen sein könnten; Danna als unfreiwilliges Opfer, das seine Not nicht begriff und sich nicht wehrte, nicht wehren konnte. Eine Art Würgereiz überfiel mich. Wie abscheulich konnte ein einzelner Mensch sein?! Er würde alles büßen... Als mein Blick langsam hochwanderte, erschreckte ich mich halb zu Tode, sodass der Stuhl einmal ins Schwanken kam. Nur mit Mühe brachte ich ihn auf seine vier Beine zurück, den erschrockenen Laut konnte ich allerdings nicht unterdrücken. Sasori no Danna lag dort in seinem Bett, die Arme wie sonst auch regungslos neben sich liegend. Doch sein Kopf war in meine Richtung gedreht, die Augen starrten mich mit stumpfen Blick an. Innerlich schäumte ich geradezu über, die Freude umfing mich wie ein kunterbunter Glasball und meine Augen wollten schon die ersten Freundentränen vergießen, doch irgendwie schaffte ich es, es äußerlich bei tellergroßen Augen und zitternden Händen zu belassen. Zuerst musste getestet werden, wer er war. „Sasori no Danna...un?“, meine Stimme klang wackelig und rau, kurz vor dem Abbruch. Er reagierte nicht. Gar nicht. Weder ein Wechsel im Blick, noch sonst irgendwas. Behutsam streckte ich die zitternde Hand aus und berührte zaghaft seine Wange. „Erkennst du mich? Weißt du, wer ich bin, un...? Ich bin Deidara, Sasori no Danna. Wir sind...wir sind Partner.“ Von jetzt auf gleich verzog ein Stirnrunzeln sein Gesicht, als ob er nachdenken würde. Dann schüttelte er kurz mit dem Kopf. „Wo ist Orochimaru?“ Die Frage ließ mich erstarren. Die Kugel war doch draußen, oder nicht?! Wieso zeigte sie dann noch immer Wirkung? „Orochimaru ist weit weg, un. Er kann dir nichts mehr tun. Du hast ihm nicht mehr zu dienen. Er war nie dein Meister, un.“ Nun allerdings sah Danna mich an, als hätte ich sie tatsächlich nicht mehr alle. „Was redest du da für einen Schwachsinn?! Als ob ich ihn dienen würde, wenn ich ihn doch töten will. Vor allem nachdem er mich entführt hat. Er wird schon noch seine Rechnung dafür bekommen. Abgesehen davon habe ich keinen Meister, höchstens einen Anführer und das ist Pain-sama. Sag mir, wie habt ihr es geschafft, mich noch rechtzeitig da rauszuholen? Ich muss schon betäubt gewesen sein. Seid ihr ihm gefolgt?“ Mit riesigen Augen starrte ihn ihn an. Das gab's doch nicht! „Danna, du...du bist...also du hast... niemand hat...“, doch genau in dem Moment besann ich mich eines Besseren. Warum sollte ich es ihm sagen? Zuerst musste er sich erholen, dass seine Erinnerungen mehr als ein Jahr alt waren, musste ein Riesenschock sein und im Moment hatte ich das Gefühl, er sei einfach noch zu instabil für sowas. Stumm schüttelte ich mit dem Kopf und setzte mich neben ihn auf das Bett. Eine Ablenkung wäre jetzt das beste, was man ihm bieten konnte. Er sagte nichts, als ich mich einfach neben ihn legte und meinen Kopf auf seine Schulter bettete. Anscheinend ahnte er, dass hinter seiner Frage eine bedrohliche, fast erschlagende Antwort lauerte und so fragte er nicht weiter nach. Fast sofort kam die Müdigkeit und eine gigantische Last schien von meinen Schultern zu rutschen. Danna war der Alte. Kein Gedächtnisverlust, keine Kämpfe mehr, keine Ketten oder dunkle Kerker. Ohne ein Wort knipste ich das Licht aus. Heute Nacht würde ich hier verbringen. „Danna?“, leise klang meine Stimme im stillen, dunklen Raum. Ich ging nicht davon aus, dass er wach war, schließlich schlief er scheinbar sehr viel, wenn er sich erholen musste. Doch ein Rascheln verriet, dass er den Kopf zu mir gedreht hatte. „Als du geschlafen hast, da habe ich oft Geschichten erzählt, weißt du. Von uns, vor dem  Unfall, un. Und auch von mir, als ich noch klein war“, deutlich spürte ich seinen Blick auf mir, doch ich sah ihn nicht an, sondern ließ meinen Blick aus dem Fenster wandern, hinauf zum schwarzen Himmel. „Ich weiß, es ist unfair, vor allem, da du dich nicht an meine Geschichten erinnern kannst, das heißt, sie gar nicht mitbekommen hast... Aber würdest du mir auch eine erzählen, un?“ Einen Moment blieb es ruhig und ich dachte schon, er sei wieder eingeschlafen. Doch dann hörte ich seine leise Stimme. „Was willst du denn hören? Etwas Trauriges? Ich kann dir eine Menge aus meinem Leben anbieten – nur nichts Fröhliches.“ „Ich habe genug Trauriges gesehen, un. Genug, was einem das Herz gefrieren lässt. Genug Schlechtes. Ich will, dass du mir die Geschichte von deinem schwersten Kampf erzählst, aus dem du am Ende doch als der Stärkere hervorgegangen bist.“ Danna musste nicht lange überlegen, sondern fragte nur runheraus: „Und wenn mein Sieg nur Glück war? Willst du es trotzdem hören, auch wenn ich vielleicht nicht der Stärkere war?“ „Ja, un“, ich nickte. „Du lebst, also hast du gewonnen. Das will ich hören.“ Sasori nickte und nachdem er noch einen Moment nachgedacht hatte, begann er schließlich mit seiner Geschichte. „Ich war achtzehn, als mein schwerster Kampf stattfand – also ungefähr so alt wie du. Kurz vor meinem zwanzigsten Geburtstag wurde ich zur Puppe, das heißt, ich war zu dem Zeitpunkt noch ein Mensch und seit drei Jahren verfolgter Nuke-nin. In der Zeit hatte ich viel gelernt und so führte mich mein Weg zurück ins Windreich, nach Sunagakure. Rückblickend war ich jung und dumm gewesen, viel zu planlos und voreilig. Einen genauen Antriebsgrund hatte ich auch nicht – ob es Rache oder der Wunsch nach einem Beweis meiner Stärke gewesen war, kann ich heute und auch damals schon nicht sagen. Doch eins weiß ich genau: Trotz allem bereue ich nichts. Auch wenn ich damals gestorben wäre.“ Flashback Ruhe lag über dem Dorf versteckt unter dem Sand. Die Nacht war hereingebrochen – plötzlich und fast schon unangekündigt. Der Sand glitzerte wie silberner Schnee im Licht des Vollmondes, der riesig am Himmel hing. Eine helle Nacht. Schritte waren zu hören und eine vermummte Gestalt schritt durch die engen Straßen, vollkommen unbemerkt von den schlafenden Bewohnern in den Sandsteinhäusern. Sein Gesicht war zur Hälfte von einer schwarzen Maske bedeckt und die große Kapuze seines ebenso schwarzen Umhangs verdeckte auch Haare und Augen. Seine Kleidung war schlicht und schwarz. Der Weg vor dem ungebetenen Besucher teilte sich und er wählte den Weg, der vom Dorfzentrum weg zur Trainingshalle führte. Er wusste, dass er die Person, die er suchte, dort finden würde und tatsächlich spiegelte sich in einem der Fenster das Licht einer Kerzenflamme. Zufrieden betrachtete der Eindringling das große Gebäude vor sich. Man könnte meinen, es wäre zweistöckig, doch aus vergangenen Tagen wusste er es besser. Es war eine Halle mit sehr hoher Decke. Unter der Decke wurde das Gebäude von mehreren breiten Holzgieben gestützt. Direkt über der Eingangstür im Inneren befand sich eine mittelgroße Plattform, die man durch eine Treppe aus Sandstein neben der Tür erreichen konnte. Rechts und links standen breite Säulen aus Holz, die ebenfalls die Decke stützten – sie standen frei am Rand des Raumes, sodass man sie umrunden konnte. Früher hatten die kleinen Kinder dort verstecken gespielt. Zusätzlich stützten die Säulen eine weitere lange Plattform, die einmal wie ein Kranz an den Wänden der Halle verlief und es den Prüfern der Akademie ermöglichte, den unten stehenden Prüfling von allen Seiten zu beobachten – oder anzugreifen. Beim Gedanken an seine eigene Aufnahmeprüfung in die 'Kugutsu-Butai', die Vereinigung der Puppenspieler, schnaubte er leise. Mit einem Sprung landete der Vermummte auf dem Dach und löste lautlos den schon seit Jahren defekten Fensterriegel, sodass das Fenster ebenso lautlos aufschwang. Ohne einen Mucks zu verursachen, kletterte er hinein und landete auf einem der höchsten Dachbalken. Unter ihm saß nichtsahnend der Kazekage der dritten Generation und studierte einige Schriftrollen. Seit Jahren pflegte er dies jede Nacht zu tun. Hier hatte er genügend Platz, um das angeeignete Wissen sofort in der Praxis zu lernen – nicht umsonst galt er als der stärkste Kazekage aller Zeiten. Langsam schob sich die Gestalt vom Balken und landete leichtfüßig wie eine Katze auf der kranzförmigen Plattform. Sein Plan war kurz und einfach zu verstehen: Die Konzentration auf das Schriftstück ausnutzen und aus dem Hinterhalt angreifen – das, was er besonders gut konnte. Vorsichtig tat er ein paar Schritte vorwärts, doch plötzlich rasten zwei Shuriken durch die Luft, zerrissen seine Maske, hinterließen einen tiefen Kratzer an seiner Wange und nagelten die Kapuze an die Wand. Beim Losmachen zerriss auch diese und die Einzelteile fielen zusammen mit der Maske zu Boden – zum Vorschein kam ein junger Mann mit blasser, fast durchsichtiger Haut, roten Haaren und braun-grünen Augen. Sasori konnte sich nicht länger unter den Klamotten verschanzen, um unerkannt zu bleiben. Doch der Kazekage konnte ihn nicht erkennen, nun verhüllte die Dunkelheit den Puppenspieler. „Was willst du von mir?“, erklang die ruhige Stimme des Kopfes von Sunagakure. Mit verengten Augen sah er sich misstrauisch um, doch der Rotschopf hatte sein Chakra unterdrückt, sodass er eigentlich unsichtbar für den Mann sein musste. „Zeig dich schon!“ Sasori trat zurück und ging langsam an der Wand entlang. Er überlegte sich, wie er am besten angreifen sollte, während er seinen Gegner umkreiste. Flashback Ende „Danna...un?“, verwundert lag ich noch immer neben meinem Partner. Seine Geschichte spuckte durch meinen Kopf und im Geiste schlich noch immer ein jugendlicher Danna um den viel stärkeren Gegner herum. Doch Sasori sprach nicht weiter. Irritert richtete ich mich halb auf und bemerkte, dass er eingeschlafen war – einfach so, mitten in seiner Erzählung. Ich schmunzelte, sah der sonst so ernste Sasori auf einmal aus wie ein kleines Kind. So ruhig und entspannt. Behutsam nahm ich ihn in die Arme. Morgen würde ich ihn auf die Fortsetzung der Geschichte ansprechen, ganz sicher. Einmal angefangen, ließ es mir keine Ruhe. Und morgen würde ich ihm auch von der riesigen Lücke in seinem Kopf erzählen und hoffen, dass er es besser wegstecken konnte, als ich ahnte. Kapitel 33: Eisen und Blut -------------------------- Letztendlich kam es ein wenig anders als erwartet. Ziemlich anders. Angefangen damit, dass ich tatsächlich neben ihm eingeschlafen war – im Sitzen. Dementsprechend machte sich auch mein Genick bemerkbar, als ich am Morgen den Kopf ein wenig drehte. Ein ungesundes Knacken ertönte.  Leise murrend rieb ich ein wenig daran herum, doch auch mein Rücken hatte was zu meckern. Nie wieder würde ich so schlafen, unbequemer ging es kaum! Widerwillig stand ich auf und streckte mich mit einem abartigen Knirschen sämtlicher Gelenke. Sofort wanderte mein Blick zu Danna, doch der schlief noch seelenruhig, was auch so bleiben sollte. Im letzten Jahr hatte er es schwerer gehabt, als man sich vorstellen wollte. Die Ruhe der letzten Wochen war mehr als notwendig gewesen und wenn er nun viel schlief, dann schlief er eben. Puppe hin oder her. Wobei das ja nicht mehr die feine Puppenart war, die er immer vorgegeben hatte... Schlaf? Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf und schon jetzt nahm ich mir vor, ihn später mal zu testen. Doch nicht jetzt. Die anderen sollten erfahren, dass Sasori wieder unter den Lebenden weilte. So verließ ich das Krankenzimmer, leise vor mich hin summend. Es schien doch einfach nur noch ein wundervoller Tag zu werden. Danna war wach, oder war wach gewesen, es roch nach Frühstück und die Sonne schien. So ein richtiger Bilderbuchmorgen. Was konnte da schon schief gehen...? Ganz einfach. Einfach alles. Angefangen mit meinem Glück. Gerade bog ich in den Gang ein, der zum Gemeinschaftsraum führte, da durchlief plötzlich ein starker Ruck meinen Körper, als eine Hand nach meiner Schulter griff. Erschrocken vom festen Griff, entfloh ein Zischen meinem Mund und ich riss mich los, doch sofort kam eine zweite Hand zum Einsatz, packte mich im Genick und zog mich zurück. Innerhalb einer Sekunde wechselte der Griff erneut. Dumpf knallte mein Körper mit dem Rücken gegen die harte Steinwand. Schmerz durchzuckte mich und mit einem leichten Aufkeuchen sah ich auf. Tobi stand direkt vor mir und hielt mich fest gegen die Wand gedrückt. Die Situation kam mir unangenehm vertraut vor... „Tobi...un“, meine Stimme klang gereizt. „Was willst du schon wieder?!“ „Schon wieder...?“, ein leises Lachen ertönte. Wieder klang diese Stimme so gar nicht nach Tobi. Sie war tief und kalt. Erwachsen. Bedrohlich... „Schon wieder ist gut! Oh Deidara, merkst du eigentlich noch etwas von deiner Umgebung? Was kreist nur in deinem Kopf herum? Richtig, dein Danna.“ Er spuckte das Wort beinahe aus, als wäre es eine Beleidigung oder der Name einer seltenen und ansteckenden Krankheit. Etwas Abstoßendes. „Ich sehe es schon wieder in deinen Augen. Du willst etwas sagen, nicht? Du willst widersprechen und sagen, dass du nicht nur an ihn denkst, aber das stimmt nicht. Dein Leben kreist um ihn, für andere ist kein Platz. Noch nicht mal du selbst hast in deinem Leben Platz – nur für ihn hast du dich aufgerappelt! Der Rest ist dir doch scheißegal!“, langsam steigerte sich seine Stimme, wechselte von blankem Hohn zu Wut und nun zu Verzweiflung. „Egal was man tut, für dich existiert man doch nicht! Was ist das Problem? Muss man rote Haare haben, um von dir angesehen zu werden?!“ Ich weiß, darauf hätte man reagieren sollen. Man hätte ihm sagen sollen, dass das nicht stimmte und man hätte ihn trösten sollen. Doch ich sagte nichts und tröstete ihn auch nicht. Stattdessen starrte ich ihn an, unfähig, irgendwas zu sagen, was alles nur noch schlimmer machte. Immerhin konnte ich so auch nichts leugnen und nur schweigend hinnehmen. War es das, was ihn in letzter Zeit hatte schweigen lassen...? War es Eifersucht oder Sorge? Vielleicht beides. Vielleicht auch aufkeimender Hass – immerhin hatte ich ihn, seit wir gezwungenermaßen Partner geworden waren, nicht einmal gut behandelt. Er hatte recht, ich war tatsächlich durchgehend darauf fixiert gewesen, ihn nicht an Dannas Stelle treten zu lassen. Mit einem leisen Zischen ließ Tobi mich los und trat zurück. Einen Moment stand er wie verloren da und zum ersten Mal tat er mir wirklich leid. Es tat mir leid. Das alles tat mir leid. Wie automatisch streckte sich meine Hand nach ihm aus, doch er schlug sie zur Seite. Noch bevor ich reagieren konnte, machte er kehrt und verschwand in einem angrenzenden Gang. Schweigend folgten ihm meine Blicke. Eine halbe Stunde später hatte sich ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust breit gemacht. Es drückte und vielleicht, ganz vielleicht, tat es auch ein wenig weh. Zur Hölle, hatte diese blöde Spiralfresse etwa ein Wunder vollbracht und in mir, einem halbwegs 'professionellen' Mörder und Nuke-nin, sowas wie ein Gewissen zutage befördert...? Das käme ungelegen, sowas stand jemandem wie mir einfach nicht. Wenn man mal genauer darüber nachdachte, hatte Tobi absolut kein Recht, mich so anzuklagen. Mit Fug und Recht konnte ich behaupten, dass Sasori und ich eine etwas andere Beziehung pflegten. Keine feste Beziehung, aber auch keine Feindschaft. Ob es Freundschaft war, wusste ich letztendlich auch nicht mehr, denn es hatte sich eine Menge verändert. Meine Gefühle waren jedenfalls keiner freundschaftlichen Herkunft, dessen war ich mir im letzten Jahr schmerzhaft und vollkommen bewusst geworden. Und er...? Er hatte mich von sich gestoßen, in seinen letzten Momenten. Noch ein Thema, auf das ich ihn eigentlich ansprechen müsste. Genau wie auf das Loch in seinen Erinnerungen. Aber was würde ich tun können, wenn er es nicht verkraftete? Im schlimmsten Fall würde er wieder in Ohnmacht fallen und wer wusste schon, ob er diesmal aus diesem Koma erwachen würde. Lustlos schnippte ich die Brötchenhälfte vor mir auf dem Teller an. Mit einem leisen Ploppen landete es mit der Käseseite auf dem Tisch, die Krümmel und Körner verteilten sich. Ein leises Räuspern erklang von Kakuzu, der mir gegenüber saß. Seit ich den Raum betreten hatte, saß er dort und las seine Zeitung. Wie jeden Morgen. Gleich würde er aufstehen, seinen Teller wegbringen und sich in sein Zimmer verziehen. Wie immer. Doch jetzt schenkte er mir einen Blick über den oberen Rand hinweg und dachte anscheinend gar nicht daran, ihn abzuwenden. Diese Augen machten mir Angst, lieber sah ich zu dem anderen am Tisch. Pain hatte sich eben erst niedergelassen, um ebenfalls etwas zu essen. In der Küche nebenan hantierte irgendjemand, was mir allerdings egal war. Die beiden Männer, mit denen ich reden musste, saßen bereits hier und beide schenkten mir ihre Aufmerksamkeit. Was eine auf dem Tisch liegende Brötchenhälfte schon bei solch ordnungsliebenden Menschen bringen konnte. „Pain-sama...un...?“, murmelte ich schließlich doch. Irgendwann musste ja die Bombe platzen. Fast sofort wanderte sein Blick zu mir und wie fast immer wandte ich den Blick ab. Seine Rin'negan-Augen verwirrten und machten nervös, zumindest war es mir immer so ergangen. Zeitgleich legte Kakuzu seine Zeitung weg. Anscheinend ahnte er, worum es ging und seine Augen waren nicht minder schlimm. „Es geht um Sasori no Danna...“ „Er ist wach, nicht wahr?“, Pain klang erfreut und irgendwie gefiel mir das nicht. Es klang, als plane er schon die ersten Missionen. „Ja, seit gestern. Aber...also...ich will noch eine Bitte äußern, bevor jemand mit ihm spricht, un.“ Der Anführer zog eine Augenbraue hoch. „Er lebt und ist wach. Da du noch nichts gesagt hast, hat er wohl auch seine Erinnerungen zurück. Es wird wie früher und er ist wieder dein Partner, wie früher. Was kannst du jetzt noch wollen?“ „Er weiß nicht alles, un. Er weiß, wer er ist, aber er denkt, dass wir ihn gerade noch so gerettet haben, bevor Orochimaru etwas mit ihm anstellen konnte. Ihm fehlt das Jahr und ich will, dass alle so tun, als wäre nichts. Wenn es ihm jemand erklärt, werde ich das sein und niemand sonst, un. Das ist meine Bedingung.“ „Verstehe“, ein kleiner Laut erklang und ich war mir sicher, dass es eine Art darstellte, zu zeigen, dass er amüsiert war. „Es tut mir ja leid, dir das sagen zu müssen, aber du bist nicht mal im Ansatz in der Stellung, eine Bedingung zu stellen, Deidara. Sasori fällt ab jetzt wieder unter meine Befehlsgewalt und sobald er genesen ist, wird er wieder Missionen im Namen Akatsukis erledigen. Das heißt, alles was ihn einschränken könnte, geht auch unter meine Entscheidung und nicht unter deine Bedingungen. Allerdings...“, ein leises Seufzen. „Allerdings kann ich mir vorstellen, dass es eine Art Schockzustand auslösen wird, der seinen Genesungsprozess nur unnötig herauszögern wird. Meinetwegen, sag es ihm noch nicht. Doch wenn du es ihm nicht innerhalb der nächsten zwei Tage sagst, werde ich es tun, wenn auch etwas schonungsloser, als du es wahrscheinlich tun würdest.“ Ein hastiges Nicken von meiner Seite war die einzige Reaktion. Dann stand ich ohne ein weiteres Wort auf und machte mich daran, so schnell wie möglich meine Sachen wegzuräumen und den Gemeinschaftsraum zu verlassen. Pain hatte schon oft genug einen spontanen Launenwechsel gehabt und dieses eine Mal sollte seine Entscheidung auch wirklich so bleiben. Ohne nochmal darüber nachzudenken, machte ich mich wieder auf den Weg zu Danna. Es war inzwischen fast Mittagszeit und ich hatte mir vorgenommen, meinen Test jetzt auszuführen. Doch gerade als ich die Tür öffnete, um mit einem breiten Lächeln ein fröhliches „Guten Morgen“ in den Raum zu werfen, stockte ich mitten in der Bewegung. Kakuzu stand am Bett und redete leise mit ihm. Danna selbst saß nun aufrecht im Bett und schien vollkommen entspannt. Als ich mich leise einschlich, verabschiedete sich der ältere Akatsuki gerade und verließ mit einem kurzen Nicken in meine Richutung den Raum. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, setzte ich mich wieder auf meinen Stammplatz neben dem Bett und lächelte ihn an. „Na, was hat er dir Schönes erzählt, un?“ „Belangloses, aber eine willkommene Ablenkung. Er wollte wissen, wie es mir geht, nichts Besonderes. Im Moment ist fast jeder willkommen – dieses ewige Rumsitzen kostet mich noch den Verstand“, erklärte Sasori mit einem leisen Seufzen und wandte den Blick zu mir. Mahnend schüttelte ich mit dem Kopf und holte eine kleine Box hervor. „Das tut dir gut. So lernst du wenigstens, Geduld zu haben, un. Abgesehen davon sitzt du hier noch nicht lange“, langsam öffnete ich die Box und hielt ihm eine Erdbeere hin. Sein Augenbrauen schossen in die Höhe. „Was will ich damit?“ „Na ja... Essen? Du schläfst mehr als jeder normale Mensch, dabei bist du kein Mensch. Ich dachte mir...vielleicht isst du ja jetzt auch wieder. Niemand weiß, was...“, nur im letzten Moment konnte ich mich unterbrechen, bevor der eigentliche Satz meinen Mund verließ. 'Niemand weiß, was diese Kugel noch alles in dir verdreht hat.' „Was als Nächstes kommt, nachdem du eine halbe Ewigkeit geschlafen hast und jetzt jede Nacht schläfst, un.“ Ein leises Schnauben war zu hören. „Ich esse nicht, Deidara. Und das Schlafen stellt sich auch bald wieder ein. Sieh es ein, ich werde nicht mehr zum Menschen. Das kannst du vergessen. Oder kannst du mir eventuell sagen, wo diese Erdbeere landen wird, wenn ich sie esse?“ Das ließ mich stocken. Wenn man mal darüber nachdachte, hatte er vollkommen recht... Wäre auch zu schön gewesen, mal mit ihm zusammen zu essen. Grummelnd steckte ich mir die Erdbeere in den Mund. Danna schüttelte nur leicht mit dem Kopf. „Wenn du nichts zu tun hast und nur murrst, dass du hier rumsitzt, dann kannst du mir auch deine Geschichte von gestern weitererzählen, un.“ Verdutzt sah er mich an. „Oh? Stimmt, ich scheine eingeschlafen zu sein... Es interessiert dich also?“ „Klar doch, un. Ich habe gehört, dass du den Kazekagen auf dem Gewissen hast, aber wie, das war mir eh ein Rätsel. Hier ist ein Deal: Ich esse die Erdbeeren und du erzählst. Dann darfst du auch heute Nacht im Zimmer schlafen.“ Er seufzte und schwieg einen Moment, scheinbar um sich zu orientieren, wo er gestern Nacht aufgehört hatte. Ein Wunder, dass er sich noch erinnern konnte, nachdem er eingeschlafen war wie ein kleines Kind. Mit einem tiefen Durchatmen begann Danna wieder zu erzählen. „Seine Aufmerksamkeit irritierte mich... Von einem Moment auf den anderen hatte er mich ausfindig gemacht, nur um mich dann wieder zu verlieren, als ich mich in Bewegung setzte. Es war ein wenig paradox, dass ich, der Angreifer, mehr Angst zu haben schien als er, der sich einem Gegner gegenüber befand, doch ihn nicht sehen konnte. Von Anfang an fühlte ich mich unterlegen, doch damals hätte ich das niemals zugegeben. Stattdessen machte ich weiter, trotz der Lebensgefahr, in die ich da hineinsprang, wie ein Kind in eine Regenpfütze auf dem Spazierweg...“ Flashback Sasori schlich auf der kranzförmigen Plattform weiter, während sich der Mann in der Mitte des Trainingsraumes kaum rührte, jedoch den Blick hin- und herschießen ließ. Kleine Schweißperlen hatten sich auf der blassen Haut gebildet. So hatte es sich der Puppenspieler nicht vorgestellt. Wie sollte er jetzt angreifen, wenn der Kazekage alamiert war und auf einen Angriff wartete...? Doch entgegen seiner Erwartungen, machte stattdessen der Mann selbst den ersten Schritt. Aus seiner weißen Robe zog er zwei Kunai und wich langsam zurück, immer Richtung Ausgang. Scheinbar wollte er ein größeres Kampffeld, doch das konnte Sasori nicht zulassen. Er wäre ihm schutzlos ausgeliefert. Augenblicklich bewegte der Puppenspieler seine Hand und eine der versteckten Puppen, die er schon Stunden vorher dort positioniert hatte, schlug einmal fest gegen die Säule, hinter der sie sich verbarg. Sie sollte seine Aufmerksamkeit auf sich lenken, während Sasori selbst erneut einen Hinterhalt plante. Wie sonst sollte man einen übermächtigen Gegner in die Knie zwingen? Zielsicher warf der Kazekage seine Kunai ab und traf die Puppe innerhalb eines Sekundenbruchteils. Während sie schwer zu Boden sackte und der Mann zu seinem Opfer sah, seinen Fehler bemerkte, befreite Sasori eine andere Puppe, die weitaus schwerer bewaffnet war. Mit einem ohrenbetäubenden Knall durchtrennte er eine Säule am unten und oberen Ende, sodass sie umfiel wie ein gefällter Baum. Der Ausgang war versperrt. Gleichzeitig verriet er dadurch auch seinen Aufenthaltsort und der Kage reagierte schneller, als sein Gegner gedacht hätte. Augenblicklich flogen die nächsten Shuriken auf den Jungen zu und dieser war dankbar dafür, hieß das doch, dass wenigstens die gefährlichste aller Waffen noch unter Verschluss gehalten wurde. Geschickt wich er aus und griff mit der bewaffneten Puppe an. Es war ein kleines Werk und bis dahin eines der Besten. Sasori hatte sie gebaut, um eine Art zweiten Hiruko zu schaffen, da Hiruko selbst größtenteils defensiv handelte. Diese hier war ausschließlich für die Offensive gedacht und mit mehreren ausfahrbaren Klingen und einem drei Meter langen, schweren und Hiruko ziemlich ähnlichen Skorpionenschwanz ausgestattet. Dieser Schwanz allerdings war an den Seiten aufgebaut wie eine Säge mit handlangen und -breiten Sägeklingen. Durch die Kugelgelenke war er allerdings genauso beweglich, wenn auch geringfügig tödlicher. Der Körperaufbau der Puppe unterschied sich nicht vollkommen, aber doch ausreichend von Hiruko, sodass sie größer als er, schnell und wendig war – perfekt für den Kampf. Der Kage wich seinerseits aus, bevor der Skorpionenschwanz in den Boden einschlagen und eine tiefe Kerbe hinterlassen konnte. Sofort wirbelte die Puppe herum und machte sich an einen erneuten Angriff, direkt frontal in die Bedrängnis. Scheinbar setzte dem Gegner das nur halb so viel zu wie gewünscht, denn trotz Abwehr war er noch in der Lage, zur Seite zu springen und sich Sasori zu nähern. Er wollte den Lenker der Puppe mit in den Kampf einbeziehen und somit die Schwäche eines jeden Puppenspielers ausnutzen. Mit einem vernichtendem Fußtritt schaffte sich der Kazekage für ein paar Sekunden die Puppe vom Hals – lang genug, um die vom Gegner gefürchtete Waffe freizusetzen: Den Eisensand. Wie eine wabernde Gewitterwolke schwebte sie über dem Mann und schien Blitze zu werfen, in Form reinen, eisernen Sandes. Trotz schneller Manöver war die Marionette schnell zerstört und Sasori in seiner dunklen Ecke schluckte. Schon wurde der nächste Blitz abgefeuert, direkt auf ihn zu, doch er sprang zur Seite  und wich auch den nachfolgenden Attacken aus, indem er zwischen den Säulen in Raum hin und her wechselte. Fieberhaft suchte der Rotschopf nach einer Möglichkeit für den Sieg. Kunai und Shuriken fielen aus, immerhin war Magnetismus die Kraft des Kage, die auch den Eisensand in der Luft hielt. Puppen wurden durch den Sand außer Gefecht gesetzt – er setzte sich in ihren Gelenken fest und machte sie unbeweglich. Erst in diesem Moment verstand der Junge seinen schrecklichen Fehler, den er in seiner Dummheit begangen hatte. Viel zu übermütig war er gewesen, hatte er doch endlich seinem Dorf zeigen wollen, wen sie vertrieben hatten, welches Genie sie fortgejagt hatten – und dann kam so eine törichte Entscheidung und so ein einseitiger Kampf. Wie erbärmlich... Doch der plötzliche Schmerz riss ihn aus seinen beinahe selbstgehässigen Gedanken, als eine Art Stahlzapfen ihn traf, sich in seinen Bauch bohrte und ihn gegen die Wand schleuderte. Mit voller Wucht knallte sein Hinterkopf gegen die Holzwand und prallte zurück, als wäre er bereits erledigt. Ein Keuchen verließ seine Lippen und mit dem wabernden, grauen Sand um sich herum trat der Sandaime nun näher, um seinen an der Wand sitzenden Gegner zu betrachten. „Du bist es also tatsächlich, Sasori... Ich hätte nicht gedacht, dass man dein Gesicht so schnell wieder hier im Dorf sehen würde.“ Der Junge sagte darauf nichts, sondern hielt sich lediglich die Bauchwunde, die inzwischen eine breite Blutpfütze unter ihm zu verantworten hatte. Auch sein Hinterkopf blutete. „Dein Auftauchen war ein Fehler und es tut mir beinahe weh, dich so sitzen zu sehen. Immerhin bist  du ein sehr guter Shinobi, bis zuletzt. Du hattest meinen Respekt und hättest ihn immer noch, wenn du dein Leben nicht solchen Schandtaten widmen würdest“, er musterte den Nuke-nin, betrachtete seinen abgemagerten, schmächtigen und nun durch den Blutverlust noch blässeren Körper. Es war ein Kind, trotz allem, und es behagte dem Kazekagen nicht, ein solches Kind töten zu müssen. Doch es gab keine andere Wahl, keine zweite Option – zu viele Menschenleben hatte der Junge bereits genommen. Eine Schuld, die nichts und niemand ausgleichen konnte. Es wäre besser, sein Leben zu beenden, bevor die Schuld weiterwuchs. Sasori sah auf und dem Mann direkt in die Augen. Sein Blick war eiskalt und beinahe emotionslos. Im Hintergrund, wie ein Schatten der Augen, leuchtete das Feuer der absoluten Entschlossenheit. Sein Körper war der eines Kinders, sein Geist war es allerdings schon lange nicht mehr, das Leben hatte ihm jegliche Kindlichkeit genommen, aus ihm herausgesaugt, wie ein Insekt. Dieser Blick lenkte den Sandaime Kazekage ab, was seinen letzten Fehler darstellen sollte. Noch bevor er irgendwie reagieren konnte, regte sich im Hintergrund seine Kampfmarionette mit dem Skorpionenschwanz. Es sollte ihre letzte Aktion sein, bevor sie vollkommen und irreparabel zerfiel, doch es gab eine schwerwiegende Tatsache: Sie war schnell. Dafür war sie gebaut worden. Zu schnell, alsdass sich der Mann hätte wehren können. So schnell, dass sie sich aufrichten und auf ihn zurasen konnte, ihm die Kehle durchschneiden konnte, noch bevor sich jemand anderes bewegen konnte. Sasori hob den Kopf, sah dem Kage noch einmal fest in die langsam verglühenden Augen. „Wenn ich den Respekt verloren habe, dann werde ich ihn wieder verdienen – nicht durch das Befolgen von unnützen Befehlen, sondern mit meinen Fähigkeiten. Denn die sind dreimal so viel wert, wie die vorgespielte Ehre, ein Dorfninja zu sein.“ Und dann regnete es Eisen und Blut. Flashback Ende Kapitel 34: Nichts als die Wahrheit ----------------------------------- Eine Weile saß ich schweigend da und ließ den inneren Film seiner Erzählung nochmals abspielen. Wie er attackiert und verletzt wurde und schließlich in letzter Sekunde doch noch den Sieg davontragen konnte, trotz seiner immensen Nachteile. Eine kurze Unaufmerksamkeit... Deswegen hatte Danna mich immer dazu trainiert, aufmerksam zu bleiben und niemals die Deckung fallen zu lassen – er wusste, wie tödlich das enden konnte. „Wie bist du aus Sunagakure entkommen, un? Der Kampf muss doch einen Höllenlärm verursacht haben“, murmelte ich leise, noch immer abgelenkt. In meiner Vorstellung hinterließ er gerade dunkle Blutspuren im verräterischen Sand. „Es war fast genauso schwer wie der Kampf selbst – ein Kampf für sich. Nachdem ich den Kazekage auf die Schultern einer Puppe geladen hatte, machte ich mich auf den Rückweg – trotz Verletzungen. Abgesehen davon ließ ich vorher mein Blut und die Puppenreste verschwinden, denn sie sollten erst später erfahren, wer ihren geliebten Kage hatte. Zuerst sollten sie in Panik geraten und sich selbst zerstören, was sie letztendlich auch taten. Jedenfalls schleppte ich mich aus dem Dorf und wie durch ein Wunder schaffte ich es ungesehen bis zum Dorftor und schaffte es sogar bis in die Wüste hinein, was mir aber letztendlich auch wenig brachte... In der Hitze und mit dem Blutverlust wäre ich beinahe auf dem Weg einfach umgefallen und jämmerlich verendet. Kein besonders würdiger Tod. Es entstand das Gerücht, ein Fremder hätte den Kazekage der dritten Generation verschleppt und getötet, wobei sie nie eine Leiche fanden. Nur sein Blut – und das in großen Mengen.“ „Wissen sie inzwischen, wer es war, un?“ Sasori schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Es kam noch kein Suna-nin, der mir als würdig genug erschien, ihm mein teuerstes Spielzeug vorzuführen. Ich wünsche mir allerdings, dass es irgendwann so weit kommt. Dann wissen sie endlich, vor wem sie wirkliche Angst haben sollten.“ Ich nickte verklärt und sah runter auf die leere Box auf meinem Schoß. Einen solchen Kampf hatte ich in meinem Leben nie bestritten. Ich hatte auch sonst nie etwas dergleichen vollbracht. Niemand kannte meinen Namen wirklich und wusste direkt, wer ich war – außer natürlich die Einwohner Iwagakures und der ein oder andere Kopfgeldjäger. Danna hatte in seinem Leben mehr vollbracht, allewelt kannte seinen Namen, seinen Künstlernamen, daber war er noch jünger gewesen als ich. Er hatte im Krieg gekämpft, er hatte einen Kage auf dem Gewissen, er hatte eine Kunstform gemeistert und alle übertroffen. In meinem Inneren wuchs ein Gefühl, was nichts mit Neid zu tun hatte, sondern eher... eine Art des Bereuens. Vielleicht hätte ich mehr handeln sollen, als ich noch frei gewesen war. Außerhalb Akatsukis, wobei mir mein Eintritt in die Organisation inzwischen wie selbstverständlich erschien. „Wie steht es mit Orochimaru? Habt ihr ihn gefangen?“, kam plötzlich die spontane Frage. Ich erschrack, mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Bitte, warum musste er das fragen...? „W-Wieso...wieso willst du ihn hierhaben, un?“, meine Stimme klang leise, aber wenigstens bemerkte er das leise Stottern nicht. „Warum wohl? Er hat mich entführt, dir etwas vorgespielt und mich mit Gewalt festgehalten. Er hat mein Herz angefasst und rein aus Prinzip töte ich jeden, der es wagt, mein Herz zu berühren“, fauchte er und wie automatisch legte ich den Kopf schief. Jeden...? Brachte er wirklich jeden um, der es anfasste? „Ich verstehe...un“, langsam und zögerlich wagte ich mich nun an die erschreckenden Geschehnisse heran. Ganz langsam sprach ich, wie zu einem Kind. „Danna...? Wie lange ist es her, seit Orochimaru dich entführt hat?“ *Sasoris Perspektive* Er sah mich an, mit diesen blauen Augen, und schien so, als ob er Angst hätte. Fragte sich nur, wovor. Vielleicht vor Orochimaru. Der Schlange nach hatte man Deidara ein mieses Theaterstück meines Todes vorgeführt. Wie der Junge darauf reagiert hatte, wusste ich nicht und alle, die bisher mit mir geredet hattem, waren Kakuzu und Deidara selbst. Misstrauisch musterte ich ihn sehr genau. Er war blass, vielleicht ein wenig zu blass. In meinen Erinnerungen kramte ich durchgehend, ob seine Wangenknochen schon immer so sichtbar gewesen waren, doch es wollte mir nicht einfallen. Sein Shirt hing ein wenig locker, vielleicht hatte er einfach ein wenig abgenommen. Vielleicht war er auch während meiner Abwesenheit erkrankt und hatte sich jetzt erst erholt. Dann wären diese kleinen Details zu erklären gewesen. Denn auch seine Finger waren dünn. Ich konnte mich nicht erinnern, dass er knochige Hände gehabt hätte. Bei genauerem Hinsehen...hatte sich nicht ganz verändert? Irgendwas war anders... Das alles waren mir einfach zu viele 'vielleicht' in meinen Gedanken. Ein paar Fragen würden die Sache sicher bessern. „Nun, da ich im Krankenzimmer liege und sowohl Kakuzu als auch du ein wenig angeschlagen wirken, habe ich wohl mehrere Tage geschlafen, nachdem ihr mich hierher gebracht habt. Aber zu etwas anderem: Warst du krank, während ich geschlafen habe? Oder habt ihr hier eine Nahrungsknappheit?  Wobei Kakuzu auch nicht unterernährt aussah, sondern wie sonst auch...“ Deidara sah mich wieder eine ganze Weile lang an. Doch sein Blick ging durch mich hindurch. Seine Gedanken mussten ihn ja sehr beschäftigen, wenn er so verloren aussah – so hatte er noch nie ausgesehen. Zumindest nicht, solange ich ihn kannte. „Sasori no Danna, was ich dir jetzt erzählen werde, wird grausam für dich sein. Du wirst dich fragen, warum das alles, du wirst wütend werden...aber auch verwirrt. Bitte, lass mich bis zum Ende aussprechen. Dann darfst du Fragen stellen, so viele du willst.“ Die Tatsache, dass er nicht einmal ein 'un' in seinen Sätzen gebrauchte, beunruhigte mich. So ernst kannte ich ihn nicht und die Bedeutung der Sätze ließ mich ebenso stocken. Ohne mit der Wimper zu zucken sah ich ihm in die Augen, die nun trauergefüllt waren, als wolle er weinen. Schweigend wartete ich, bis er zum Reden ansetzte, wenn auch zögerlich und langsam. „Diese Entführung war inszeniert... Das weißt du, nicht wahr?“, ein stummes Nicken meinerseits. „An was kannst du dich noch erinnern, un?“ Ich dachte nach. „Ich bin in einem Raum aufgewacht... Festgebunden und nicht in der Lage, mein Chakra einzusetzen. Orochimaru erklärte mir das mit der Materie und die Inszenierung. Dann...wurde ich auf einen Tisch gelegt und bin narkotisiert worden... Danach brechen meine Erinnerungen vollkommen ab und ich bin hier aufgewacht.“ Irgendwas in meinem Kopf, tief verborgen, fing an zu schmerzen. Dumpf und noch zurückhaltend, doch stark genug, sodass ich darauf aufmerksam wurde. Trotzdem hörte ich Deidara zu, als er weitersprach. „Diese Erinnerung, die du da hast... Das ist lange her, Danna. Sehr lange. Der Plan, den Orochimaru dir unterbreitet hat, hat er durchgesetzt, nachdem du eingeschlafen bist. Er hat dir diese Kugel ins Herz gepflanzt“, er zog einen Gegenstand aus seiner Hosentasche und reichte ihn mir. Stumm betrachtete ich die kleine, graue Kugel in meiner Handfläche, nicht größer als mein Daumennagel. Es war die Kugel, die Orochimaru mir gezeigt hatte, kein Zweifel, auch wenn sie jetzt ein wenig abgenutzt wirkte und an manchen Stellen minimale Löcher zu finden waren, als hätte man sie für eine Halskette benutzt...oder als hätten sich feine Adern mit ihr verbunden. Aber das würde heißen... „Das ist ein ganzes Jahr her, Danna... Du warst ein volles Jahr nicht mehr hier und standest unter seinem Befehl...“ Ich starrte die Kugel an, unfähig, irgendwas zu sagen. Ein Jahr... EinJahr...!Mein Kopf drehte sich, Schwindel erfasste mich. Er hatte mich kontrolliert, hatte mich benutzt, ausgenutzt, wie eine willenlose Puppe... Meine Hand schloss sich um den kleinen Gegenstand, krampfte sich zusammen, mein Körper zitterte vor Wut. Geradeaus denken war kaum möglich. Ein Jahr, ein  Jahr! Er hatte mir ein  Jahr gestohlen! Mein Kopf explodierte vor Schmerz. „Danna...?“, Deidaras Stimme drang zaghaft zu mir durch, doch ich konnte mich nur mit Mühe zusammenreißen. „Geh...bitte...“ Er stockte und schien verletzt, doch nach einem Moment verließ er wortlos das Zimmer. Später war ich ihm dankbar dafür, doch im Moment benebelte blinde Wut meine Sinne. Solch einen Andrang eines Gefühls hatte ich noch nie wahrgenommen. Mit einem leisen Aufschrei schleuderte ich die Kugel mit aller Kraft von mir. Sie landete mit einem lauten Knall an der Wand und auf dem Boden, wo sie liegen blieb. Mein Hass auf die Schlange wuchs ins Unermessliche. Noch nie hatte ich jemanden so töten, so foltern wollen. Plötzlich kam der Schmerz wieder, er traf mich mit voller Wucht und ließ mich zurück ins Kissen fallen. Bilder tauchten in meinem Kopf auf, Stimmen, längst vergessen, vergangen, doch jetzt erst bei mir angekommen. Ein Kerker, so dunkel und einsam. So kalt, die Ketten so schwer... „Danna? Ich bin es... Deidara... Erkennst du mich...un?“ Jedes Wort war ein Tritt gegen den Kopf, ich wand mich – schrie ich? „Du bist mein Meisterwerk, Sasori. Mein absolutes Meisterwerk, meine Puppe, ich lasse dich nie wieder gehen.“ „Du musst mir gehorchen... Egal was ich von dir verlange. Wehr dich nicht, füge dich. Leg dich hin, Sasori, und sage kein Wort. Lass mich nur machen und schweige.“ „Nein...“, abgebrochen und hohl klang die Stimme im eigentlich stillen Krankenzimmer. Niemand hörte mich. Niemand sollte mich hören. Dabei kreisten die Stimmen in meinem Unterbewusstsein, ließen mich nicht los und schrien in mir, vielleicht auch mit mir. Warm... Abartig. Ich hasse diese Wärme... Ich hasse seine Stimme, seinen Geruch... Ich hasse ihn, so vollkommen... Vergangene Gedanken, vergangene Situationen... Alles vergangen, nichts davon die Gegenwart, doch so schmerzhaft. Es dauerte schier eine endlose Zeit, bis es sich legte, bis die Schmerzen abebbten und mich alleine und schwer atmend zurückließen. Ich hatte Deidara verletzt, damals. Ich hatte ihm wehgetan und ihn töten wollen. Nein, nicht gewollt, es war mir befohlen worden. Still schloss ich das Versprechen, Orochimaru zu töten – egal wie lang es brauchen würde, um ihn zu finden. *Deidaras Perspektive* Bereits nach dem ersten Schrei Dannas wollten meine Nerven nicht mehr. Direkt neben der Tür sank ich langsam zu Boden, starrte stumm geradeaus und lauschte ihm. Tränen wollten nicht kommen, schon lange nicht mehr – vielleicht hatte ich sie in dem Jahr einfach verloren und vermissen war etwas anderes. Irgendwie sah ich es als mein persönlicher Abschluss. Wenn Dannas Schmerzen verklungen waren, würde er alles wissen... Ich konnte es mir nicht anders erklären, alsdass es die wiederkehrenden Erinnerungen waren, die ihm solche Schmerzen bescherten. Und mit den Erinnerungen würde der Hass kommen, Hass auf Orochimaru. Die Schlange würde sich nirgends mehr verstecken können, zumindest nicht, solange Danna lebte und auf Rache aus war. Selbst wenn er vor mir starb, gab es immer noch mich und ich würde seine Aufgabe, seinen alten Partner zu töten, übernehmen. Die Zeit verging und irgendwann verebbten die Schmerzenslaute aus dem Zimmer. Ich war träge geworden, hatte die Augen halb geschlossen. Mein ganzer Geist hatte sich ausschließlich auf die Geräusche konzentriert, doch als sie ebenfalls verklangen, schlossen sich meine Augen ganz. Der Gang war dunkel geworden, niemand kam vorbei. Es wurde still in der Basis. Keine Ahnung wie viele Stunden ich dort zubrachte. Zwischendurch nickte ich ein, wachte hier und da wieder auf, nur um dann wieder einzuschlafen. Vielleicht war es die neue Art, Schmerz zu bekämpfen und bisher schien sie besser zu sein als das ewige Geheule. Ein Nuke-nin sollte nicht weinen, zumindest nicht so. Ob Danna gerade weinte? Ach nein. Puppen weinen ja nicht. Noch ein paar Stunden später, mein Magen hatte sich zwischenzeitlich lautstark beschwert, doch ich hatte ich vollkommen ignoriert, erklangen leise Schritte. Unter normalen Umständen hätte ich sie wahrscheinlich nicht mal gehört, doch in dieser unwirklichen Stille konnte man klar heraushören, dass es sich zumindest nicht um Hidan oder Kisame handelte – die waren einfach zu laut dafür, zumindest in der Basis. Eine Hand legte sich auf meine Stirn, doch ich hatte einfach keine Lust, die Augen zu öffnen. Warum auch? Itachi würde es nicht sein, Hidan und Kisame waren ausgeschlossen, Kakuzu würde nicht stehenbleiben, Pain schon mal gar nicht und eine Frauenhand war es auch nicht, was Konan ebenso ausschloss. Zetsu konnte ich mir nicht vorstellen. Abgesehen von den ganzen Aspekten klärte eine einzige Tatsache die Identiät meines Gegenübers: Es war eine behandschuhte Hand. Schon wieder. Langsam schoben sich Arme unter mich und ich wurde hochgehoben. Der Geruch kam mir inzwischen genauso vertraut vor und ob ich ihn noch positiv oder schon negativ einordnen sollte, stand noch nicht fest. In letzter Zeit tendierte ich zu negativ. Er ging los, mit mir auf den Armen. Es war ein wenig unangenehm, so getragen zu werden... Vielleicht wegen den gesagten Worten. Vielleicht aber auch wegen den Worten, die noch hilflos im Raum standen und noch nicht den Weg nach außen gefunden hatten. Er ging los. Der Klang der Schritte wirkte beinahe einschläfernd. Ein leises Murmeln mischte sich unter diesen Klang. Ein monotones Murmeln, wie eine Art Selbstgespräch. Kein einziges Wort war verständlich, die Maske erstickte jeden gehauchten Buchstaben. Eine Tür wurde geöffnet und im nächsten Moment lag ich auf einem weichen Untergrund, vermutlich mein Bett. Und dann wurden die Worte lauter, bildeten Sätze und irgendwie verursachte es mir eine Gänsehaut... Meine Gedanken waren bei der dunklen Stimme, doch diese hier war eine Art Misch, der nur noch mehr verwirrte. „Der böse Sasori-san hat Senpai sehr wehgetan, Tobi sieht das. Aber Senpai braucht sich keine Sorgen zu machen. Denn wenn er es irgendwann merkt, dann ist Tobi da und hilft ihm, ja genau! Niemand weiß, was die Zukunft bringt; niemand weiß, wie sehr Orochimaru-san Sasori-san wehgetan hat, auch Tobi weiß es nicht. Aber Senpai wird es wissen und wenn er nicht mehr will, dann kommt er ganz sicher zu Tobi zurück und dann sind alle glücklich~“ Kapitel 35: Die Kunst, nach der man lebt ---------------------------------------- Am nächsten Morgen war Tobi weg. Um genau zu sein, konnte ich nicht mal genau sagen, wann ich eingeschlafen war, irgendwann war es einfach passiert. Um ehrlich zu sein, war es auch kein schöner Gedanke, dass Tobi solange noch bei mir gewesen war – sein Verhalten am Vortag, vor allem seine Worte, waren einfach nur noch beunruhigend und zeigten eines ganz klar: Er hatte mich als Ziel gesetzt, auf irgendeine Art und Weise wollte er meine Zuneigung. Sasori spielte dabei in seinen Plänen eine mindere Rolle, scheinbar mochte der Maskenträger ihn nicht besonders. Er machte den Puppenspieler für all das Leid verantwortlich, nicht Orochimaru. Langsam setzte ich mich auf. Die Sonne warf bereits ihr Licht durch das Fenster und blendete mich. Meine Augen fühlten sich furchtbar an, wahrscheinlich wegen der elenden Trübsalblaserei, die ich langsam ja so satt war. Das Heulen, das Wimmern, das Jammern – das passte zu einem Kind, doch nicht zu mir. Es wurde Zeit, wieder normal zu werden. Danna lag nicht mehr im Bett. Er saß aufrecht auf einem Stuhl am Fenster und starrte nach draußen, auf seinem Schoß ein aufgeschlagenes Buch, welches Kakuzu ihm mitgebracht hatte. Ich wusste, wenn ich ihn ansehen würde, würde ich nur diesen leeren Blick erkennen. Seit der Geräuschkulisse des vorherigen Tages, die aus seinem Zimmer gekommen war, ließ mich der Gedanke nicht los, dass wesentlich mehr in Orochimarus Versteck geschehen sein musste, als wir ahnten. Kisame und Itachi hatten die Suche nach Orochimaru bereits aufgegeben. Es gab keine Hinweise, als ob der Boden ihn verschluckt hätte. Keine Hinweise, keine Tipps, keine Zeugen. Als hätte es ihn nie gegeben. Leider war dem nicht so und Danna schien seine Wut und seine Rachegedanken immer weiter in sich hinein zu fressen. Es würde zwar dauern, bis er wirklich gesund war, doch das hielt ihn nicht davon ab, immer wieder Nachrichten zu schreiben. Es kam oft vor, dass ich ihm Botenvögel bringen musste, die er zu seinen Gefolgsmännern aussandte – er suchte auf eigene Faust. Das Leben in der Basis normalisierte sich derweil vollkommen. Jeder ging seinem gewohnten Gang nach, und nach nicht allzu langer Zeit wurde auch Sasori wieder auf Missionen geschickt, zusammen mit mir. Es war ungewohnt, an seiner Seite kämpfen zu dürfen, doch schnell fielen wir wieder in unseren alten Rhythmus und auch unser Leben normalisierte sich zusehens. Vielleicht auch zu normal... Niemals wurden die Worte ausgesprochen, die in meinem Kopf saßen und sich so sehr einfraßen wie Sasoris Rachegelüste. Wahrscheinlich ahnte er es gar nicht, hatte es wahrscheinlich schon wieder vergessen, zusammen mit anderen kleineren Erinnerungen an die Zeit von vor einem Jahr. Es hatte ihm einfach nicht viel bedeutet und was ihm nichts bedeutete, das hatte auch seine Amnesie nicht überlebt, zumindest nicht in seinem Herzen. Auf der Mission sprachen wir nicht viel. Schweigend standen wir nebeneinander auf dem Rücken meines Tonvogels und sahen geradeaus. Nur einmal kurz huschte mein Blick nach unten, zu der grau-grünen, fast immer gleichen Landschaft unter uns. Und fast hätte ich es nicht erkannt. Wir flogen gerade über Amegakure hinweg, dem Dorf, in dem Danna und ich unsere Mission erledigt hatten – die Mission, auf der er mir seinen Körper gezeigt hatte. Meine Kopfgeldmission. Wieso hatte ich damals nochmal so viel Angst vor ihm gehabt...? Im letzten Jahr war mir sein Puppendasein beinahe belanglos vorgekommen. Was sollte daran denn auch schlimm sein, immerhin hatte er so sicher besser überleben können. Auch wenn Orochimaru ihn so unter seine absolute Kontrolle bekommen hatte... Schnell verdrängte ich den Gedanken – Danna redete ja auch niemals über diese Zeit. In der Stille unseres Schweigens passierte in meinem Kopf der Erinnerungsstrang der Mission. Es waren schöne Momente gewesen und auch weniger schöne. Der Kampf mit dem Mann, in dem Danna mich getestet hatte. Sein Kampf gegen die Anbu in der Einlösestelle – sein augenscheinlicher Tanz mit den Marionetten, der so elegant wirkte, als sei es gar keine Kampftechnik, sondern ein spezielles Ritual. Und dabei fiel mir noch was ganz anderes ein... Sofort fing ich an zu kramen. Sasoris Blick wandte sich zu mir. Ich spürte seinen fragenden Blick, doch ich hatte schon gefunden, was ich gesucht hatte: Mein Geldbeutel. „Was willst du jetzt mit Geld, Deidara?“ Ich antwortete nicht, sondern kramte einfach einen Moment darin herum und reichte ihm dann ein bisschen Geld. „Was will ich damit?“ „Ich schulde dir doch noch was, Danna, un“, ein breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. „Du hast mir mein Shirt bezahlt, weißt du nicht mehr? Und ich habe nicht so gerne Schulden.“ Einen Moment sah er noch ein wenig ratlos aus, doch dann nahm er das Geld an. Sein Mundwinkel zuckte kurz zu einem nicht ganz so freudlosen Beinahe-Lächeln wie sonst. Auch mussten wir feststellen, dass er wesentlich ungeduldiger geworden war. Anscheinend machte ihm die Tatsache, dass er ein Jahr lang nichts getan hatte, mehr aus, als er zugeben wollte. Ständig bat er Pain, ihm Missionen zu geben. Und fast jedes Mal brachte er einen Shinobi mit – mal jünger, mal älter. Irgendwann sah ich mir ihre Gesicher nicht mal mehr an, denn es lohnte sich nicht; jedes Mal, wenn sie zusammen mit Danna in seiner Werkstatt verschwanden, kamen sie nie wieder lebend heraus. Nur als Puppe konnte man sie später noch bewundern, im nächsten Kampf, in dem er sich den Nächsten holte. Irgendwann irritierten mich die Schreie aus diesem kleinen, dunklen Raum schon gar nicht mehr. Im Gegenteil: Ich lernte, sie vollständig zu ignorieren. Sie wurden monoton, bis auch das letzte Wimmern erstarb, immer wieder. Es war mein Training, wieder ich selbst zu werden. Auch Kakuzu nutzte Sasoris Genesung aus: Er lernte medizinische Grundlagen. Mit seinem neu gewonnenem Wissen und den wachsamen Augen des Puppenspielers half er Sasori nun, wieder vollkommen auf die Beine zu kommen. Es funktionierte und bald waren die Verletzungen am Herzen nur noch eine Erinnerung. Nur die dicken, schlecht heilenden Narben über dem Zeichen blieben ein fester Bestandteil seines Körpers. Es würde wohl noch Monate dauern, bis es wieder so aussah wie früher. Manchmal erwischte man ihn, wie er gedankenverloren darüberstrich und seine Augen wieder abdrifteten, in einen vergangenen, für mich wahrscheinlich unbekannten Moment mit anderen Menschen. Das tat er oft, meistens erinnerte er mich dann an eine Puppe. Oder an den Kampf auf dem Feld, auf dem ich ihm das erste Mal nach seinem augenscheinlichen Tod wiedergesehen hatte. Auf dem er mich fast getötet hätte... Still stand er da, es war bereits kurz vor Mitternacht. Seine Augen waren starr nach draußen gerichtet, durch das Fenster, hinter dem finsterste Nacht Einzug hielt. Nur ganz schwach konnte ich ihn von meinem Bett aus sehen, grob waren seine Konturen erkennbar, sein Profil... Keinen Zentimeter bewegte er sich, wie eine Skulptur, die Hand auf dem Herzen, vollkommen bewegungslos. Meine Augen wanderten an ihm hinunter. Er trug nur die typische Dreiviertelhose, noch von der Mission heute, und ein graues Shirt über dem Puppenkörper. Still, beinahe lautlos, stand ich auf und näherte mich ihm. Mein Kopf arbeitete nicht wirklich, es war eher eine impulsive Handlung, doch es kam mir so notwendig vor wie das Atmen selbst. Wortlos schob ich mich zwischen ihn und das Fenster, legte meine Arme um ihn und schmiegte meinen Kopf an Dannas Herz. Was genau jetzt für eine Reaktion hätte folgen sollen, wusste ich nicht, allerdings hatte ich definitiv einen Schlag erwartet. Einen groben Stoß von sich weg, ein kleines Zischen, wie immer und eine zuschlagende Tür. Langsam hob er bereits mein Kinn an, gleich würde ein Aufschlag ertönen, vielleicht eine Ohrfeige oder... Ohne ein weiteres Wort legte er beinahe vorsichtig seine Lippen auf meine und sorgte damit dafür, dass jeder weitere Gedanke an eine imaginäre Ohrfeige abgeschüttelt wurde. Gleichzeitig legte mein Herz einen Zahn zu, schlug schneller und schneller, mein Kopf schaltete sich aus. Das Gefühl, die Wärme, die so seltsam harten und irgendwie auch weichen Lippen, das alles kam mir vertraut vor. Und es stimmte, es war nicht unser erster Kuss, allerdings auf eine bestimmte Weise ein so besonderer Kuss, dass er sogar unseren ersten Kuss einfach in den Schatten stellte. Sasoris Hand legte sich an meine Taille, die andere folgte wenig später, doch wanderte er bereits tiefer, schob mein Shirt hoch. Ich schwankte noch zwischen anschmiegen, vielleicht doch auf Abstand gehen und einfach weiterküssen, da meldete sich mein Körper bereits vollständig ab und meine Hände glitten ebenso unter sein Shirt – wenn auch wesentlich langsamer. Seine Finger hinterließen prickelnde Streifen an meinem Rücken, als er es immer weiter anhob und das Shirt schließlich zu Boden gleiten ließ. Gleichzeitig machte er einen Schritt nach hinten, zog mich dabei mit sich und setzte sich langsam auf die Bettkante. Wirklich halten konnte und wollte ich meine Balance nicht, also ließ ich mich auf seinen Schoß nieder. Während keinem Schritt hielt es einer von uns für notwendig, den Kuss zu lösen. Mein ganzer Körper prickelte inzwischen, jede Stelle, an der seine Hand und seine Finger ruhten, wurde warm. Auch ich nutzte die Initiative und zog ihm das Shirt aus, er ließ es zu. Langsam wurde ich sicherer, seine ganze Ausstrahlung war so ruhig, so sicher, als wäre es das normalste der Welt, dass wir hier so beieinander saßen, uns küssten und so innig miteinander umgingen, dass es meinem Herz schon beinahe einen schmerzhaft starken Stoß versetzte – genau das hatte ich mir die ganze Zeit über gewünscht: Nur bei ihm zu sein, ihn direkt in der Nähe zu haben und ihn berühren zu können. Kurz löste sich der Kuss, doch nur, damit Sasori seine Lippen an meinen Hals legen konnte. Erneut zog er damit eine warme Spur über meine Haut und automatisch legte ich den Kopf zurück, um ihm mehr Platz zu geben. Sofort nutzte er es aus und wanderte mit den Lippen zur Kehle und dann hinab zum Schlüsselbein. Ein leiser genüsslicher Seufzer entfloh meinen eigenen Lippen, meine Augenlider schlossen sich ruhig. Ehe ich es mich versah, hatte er mich ganz auf das Bett gedrückt und sich über mich gelegt, die Arme rechts und links von mir abgestützt. Seine Küsse wanderten hinab, weiter nach unten bis zum Bauch, wo er frech am Bauchnabel spielte. Ich legte meine Arme um seinen Nacken, genoss jede noch so kleine Berührung und Liebkosung, erwartete beinahe, dass er endlich die Hose wegschob... „Seit wann hast du die...?“, Sasoris Stimme ließ mich aufschrecken und die Augen öffnen. Er selbst lag immer noch über mir, Oberkörper frei, rechts und links abgestützt, doch seine Augen verweilten an meinem Hals. Verwirrt folgte ich seinem Blick und entdeckte die rote Skorpionenkette aus der Schublade seines Kindheitsschreibtisches. „Ich war bei dir... Ich sollte eine Schriftrolle stehlen und dabei bin ich in deinem Haus gelandet, un. Dabei habe ich dann deine Werkstatt gefunden...und die hier. Ich wollte sie nicht einfach dalassen, un. Bist du mir böse?“ Sachte schüttelte er mit dem Kopf. „Nein. Bist du mir böse, dass ich nicht weitergehen kann, als das hier gerade?“ Erneut kam mir in den Sinn, dass in diesem schrecklichen Jahr mehr vorgefallen sein musste, als ich es mir jemals denken könnte. Dinge, von denen er mir niemals erzählen würde. Und es blieb dabei. Sasori blieb in dieser Nacht neben mir liegen und hielt mich im Arm. In dieser Nacht und in vielen Nächten danach. Viele Worte blieben unausgesprochen. Niemals sprachen wir mehr über den Vorfall, der ihn damals dazu gebracht hatte, die Basis zu verlassen und in sein Verderben zu laufen. Niemals mehr sprachen wir darüber, dass ich in seiner Vergangenheit gestöbert hatte und Dinge wachgerüttelt hatte, über die er nicht nachdenken wollte. Erst zwei Monate später wagte er sich mehr. Es kam, dass wir tatsächlich miteinander schliefen. Und erst vier Monate später, lange nach seiner Rückkehr und den Geschehnissen, sprach er es aus. Dabei bezogen wir uns nur auf das Hier und Jetzt. Denn es war eine unausgesprochene Tatsache, dass wir ein neues Kapitel starten wollten, ohne Orochimaru, ohne diese Lügen, ohne Spiele und ohne Experimente. Wir waren kein gewöhnliches Paar. Vielleicht waren wir noch nicht mal ein richtiges Paar; es war eine seltsame Beziehung. Doch immerhin war es eine Beziehung und solange es so blieb, war alles gut. Wir wussten beide, dass wir eines Tages nicht mehr beisammen sein würden, denn als Nuke-nin führte man kein langes Leben. Doch dieses eine Mal erlaubte er mir, vollkommen nach meiner Kunst zu leben: Wie sollte man unter diesen Umständen nach der Ewigkeit leben, wenn man nur einen Moment hatte? Epilog: Epilog -------------- Es dauerte noch weitere anderthalb Jahre, bis sich schließlich das ereignete, was beide vorausgesagt hatten. Bei der Jagd nach dem ersten Jinchuuriki und dessen Versieglung starb Sasori. Er fiel in einem Kampf gegen seine eigene Großmutter -Chiyo-, eine große Meisterin des Puppenspiels, von der er damals in seiner Kindheit gelernt hatte, und ein junges Mädchen aus Konohagakure namens Sakura, augenscheinlich eine Freundin des Neunschwänzigen. Seine Puppen waren zerstört, sein Lebenswerk geschändet, sein Körper beschädigt und sein Herz durchbohrt mit vergifteten Schwertern – gehalten von den Händen der Puppennachbildungen seiner Eltern. Nur schwer kam Deidara darüber hinweg, doch es war anders als damals. In den Jahren war vieles gesagt und getan worden; er war gereift, körperlich und seelisch. Der Junge trauerte, sein Charakter veränderte sich. Langsam aber sicher wurde die einst begeisterungsfähige Frohnatur ernster, ruhiger und vor allem reizbarer, worunter besonders Tobi litt, der erneut als Partner einsprang. Dessen Plan war nicht aufgegangen – seit Sasoris Tod wollte Deidara gar nichts mehr von ihm wissen und ging ihm aus dem Weg. Wenn sie doch mal miteinander redeten, blockte Deidara meist ab, sodass auch Tobi irgendwann sein Ziel aufgab, ihn für doch noch für sich zu gewinnen. Um den Puppenspieler seinen letzten Wunsch zu erfüllen, machte sich der Explosionsfanatiker auf die Suche nach Orochimaru, der in all der Zeit nie wieder aufgetaucht war, konnte ihn allerdings nicht ausfindig machen. Irgendwann kam es schließlich, nach und nach, dass Deidara sich von seinem besten Freund Hidan verabschieden musste. Zeitgleich verschied auch Kakuzu, Sasoris damaliger langjähriger Freund. In der Zeit waren die beiden zusammengeblieben, in ihrer seltsamen, chaotischen Beziehung. Sie starben beinahe zum gleichen Zeitpunkt, sodass keiner von ihnen Deidaras Leid teilen musste. Er gönnte es ihnen, auch wenn er Hidan vermisste. Bald musste er erfahren, dass Sasuke, Itachis jüngerer Bruder, Orochimaru auf dem Gewissen hatte. Enttäuscht und wütend darüber, dass er seinem Danna nicht einmal diesen Wunsch hatte erfüllen können, wurde sein neues Ziel Sasuke. Die Tat der Schlange konnte nicht einfach ungerächt vergessen werden, auch wenn dieser bereits sein wohlverdientes Ende gefunden hatte. Bei dem Versuch, Sasuke zu töten, fiel schließlich auch Deidara – ein halbes Jahr nach Sasori. Er starb mit einem Lächeln im Gesicht. Ob es nur wegen seiner Kunst war, oder doch vielleicht aus einem anderen Grund, wusste niemand, denn er nahm seine geflüsterten, letzten Worte mit ins Grab. „Warte nur noch ein bisschen länger, Sasori no Danna. 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