Course of Time von LittlePuppetFreak ================================================================================ Kapitel 5: Frusttraining mit Folgen ----------------------------------- „Deidara…“, kam es ganz leise und ruhig vom Leader. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis, mich zurückzuziehen. Schließlich sollte es ja mich treffen, obwohl es der Bengel gewesen war, der es verbockt hatte. Selbst Hidan in der Ecke schien so sauer zu sein, dass er kein Wort rausbrachte. Stattdessen drehte er sich schweigend zu seiner Sense um und versuchte, sie aus der Wand zu ziehen, was anscheinend fast unmöglich war. Die Druckwelle hatte sie zu tief hinein geschleudert. Vermutlich hatte der Jashinist vorgehabt, damit Deidara zu opfern. Tja, zu schade. Kakuzu holte zitternd Luft und schien um Ruhe bemüht. Er merkte, dass der Junge wohl zuerst Pain-samas Wutausbruch überleben musste und hielt sich absichtlich zurück. Nun…das sagte gar nichts. Niemand zerstörte von Kakuzu finanziertes Mobiliar und kam unbeschadet davon. Der Leader stand langsam auf und ging Schritt für Schritt auf Deidara zu. Jeder im Raum horchte auf seine Schritte, gespannt, was jetzt passieren würde. Plötzlich riss er Deidara am Kragen seines Shirts hoch, sodass er ein kleines Stück über dem Boden baumelte. „Was fällt dir ein, hier einfach unbedacht deine Bomben zu zünden?! Wenn das noch mal vorkommt, bekommst du es ernsthaft mit mir zu tun, hast du mich verstanden?!“, brüllte Pain auf einmal los und ließ Deidara einfach auf den Boden fallen. Dann wirbelte er zu mir herum und brüllte im selben Ton einfach weiter. „Und von dir bin ich enttäuscht, Sasori! Ich habe Deidara trotz Minderjährigkeit ausgesucht, weil ich der Meinung war, dass du damit klarkommst und ihn trainieren kannst! Ich gebe dir noch genügend Zeit dafür, aber wenn du dazu nicht in der Lage bist, sag gefälligst Bescheid! Und jetzt raus und zwar alle! Meine Geduld ist am Ende, raus mit euch!“ Ohne ein weiteres Wort verließen die Akatsuki den Raum und ließen Pain und Konan alleine. Sogar Hidan ließ seine Sense notgedrungen stecken. Vor der Tür drehte sich die versammelte Mannschaft zu Deidara um, der mit gemischten Gefühlen zurückstolperte. Doch gerade als Hidan ausholen wollte, ging ich dazwischen. „Was soll das werden, du dämliches Stück Brennholz?“, schnauzte der Sektenanhänger mehr als nur gereizt. „Niemand fasst ihn an.“, verkündete ich kalt. Dafür fing ich mir verwirrte Blicke ein. „Warum schützt du ihn? Bist du nicht selber kurz vorm Ausrasten?“, fragte Kisame verdutzt. Ich warf einen langen Blick in die Runde, bevor ich mit nun zischender Stimme zwei kleine Sätze der Erklärung abgab. „Ich werde ihn zurechtstutzen und keiner von euch. Das ist mein Privileg als Partner.“ Damit packte ich Deidara am Zopf und zerrte ihn hinter mir her, den Gang entlang. Nicht zum Zimmer, nein. Richtung Ausgang. „Auaa… un! Sie tun mir weh!“, jammerte der Iwa, doch es interessierte mich nicht. Das waren noch keine Schmerzen. Was jetzt kommen würde, das würden Schmerzen sein. „Wohin zerren Sie mich, un?! Können Sie nicht mal loslassen? Das ziiiiieht, un!“ „Klappe.“, knurrte ich, öffnete die Tür nach draußen und stieß ihn vor mich, sodass er sich noch gerade so fangen konnte, ohne hinzufallen. Dann drehte er sich um funkelte mich wütend an. „Was sollte das, un?!“ „Wir trainieren jetzt. Ich dulde dein Gejammer nicht länger. Das, was du da gerade vollbracht hast, wird dich teuer zu stehen kommen, Bengel.“, mit diesen Worten schloss ich die Tür wieder hinter mir und scheuchte ihn ein Stück weit weiter weg vom Eingang. „Trainieren, un?! Sie wollen doch jetzt nicht ernsthaft Ihren Frust an mir auslassen, oder?!“, quiekte der Junge und riss die Augen auf, doch die Erkenntnis kam zu spät. Grob befahl ich ihm, sich wenigstens in Kampfstellung zu begeben. Zögernd gehorchte er, allerdings war das Ergebnis nicht gerade professionell. Um genau zu sein, war es erbärmlich. „Du hast deinen Gegnern jahrelang nur den Kopf weggesprengt, habe ich recht?“, höhnisch stieß ich einen kleinen Zischlaut aus und beförderte ihn mit einem Schlag in die Kniekehlen auf den Boden, wo er einen Moment liegen blieb und sich die leicht schmerzende Stelle rieb. „Was sollte das denn jetzt wieder, un? Sie hätten doch einfach sagen können, dass-…“ „Sei ruhig und steh auf.“ Widerwillig gehorchte er und versuchte es wieder. Nun gut, sollte er doch versuchen, so durchzuhalten. Das könnte nur noch besser werden. „Greif mich an, ohne deinen Lehm. Und wag es ja nicht , dich irgendwie zurückzuhalten.“ Auf einmal fing der Iwa an zu grinsen. „Mit dem größten Vergnügen, Sasori no Danna, un.“ Von jetzt auf gleich stürmte er los. Am liebsten hätte ich mir die Hand vor die Stirn geklatscht. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein… Grinsend holte er mit dem Bein aus. Müde hob ich die Hand, packte seinen Fuß und drehte, sodass er erneut auf dem Boden landete, diesmal allerdings fluchend. Innerlich schlich sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. Schade, dass ich nicht stärker gedreht hatte, sonst hätte der Kerl nicht mal mehr laufen können. Erstaunlich schnell rappelte er sich auf, vollführte eine Reihe von Finten, die, wie zugeben musste, doch schon wenigstens ein Anfang waren, allerdings traf er kein einziges Mal. Dabei benutzte ich den Skorpionenschwanz noch nicht mal. Außerdem war Nahkampftraining ohne Hiruko wesentlich einfacher, doch dieser Bengel war es nicht wert, mein Gesicht zu zeigen. So weit käme es noch, klar. Nur über meine Leiche. Plötzlich wich Deidara zur Seite und versuchte, von hinten anzugreifen. Er war mir der Mühe nicht wert, mich umzudrehen und so holte ich einfach mit dem Skorpionenschwanz aus und wischte ihn mit voller Wucht zur Seite. Dieser Schwung traf ihn so hart, dass er mehrere Meter zurückgeworfen wurde und nach Luft schnappen musste. Wieder ein Lächeln. Doch da sah ich es das erste Mal. Er sah mich an und ich wusste: Er würde nicht aufgeben. Seine Augen verwirrten mich einen Moment, denn in ihnen gab es keine Angst, keine Verzweiflung. Als schien das alles nichts weiter zu sein als eine Herausforderung, die er annehmen musste. Entschlossenheit schien seinen Verstand übernommen zu haben und so griff er erneut an. Dieses Funkeln in den Augen stellte alles in Frage, was ich von Menschen hielt. Ich hatte gedacht, Menschen wären durchweg von Zweifeln und Ängsten getrieben. Unterbewusst, aber dennoch deutlich zu erkennen. Sie wurden nur durch den Trieb des Überlebens erhalten, waren immerzu ängstlich, konnten instinktiv gar nicht anders. Ich verabscheute sie dafür und war froh, mich nicht mehr dazu zählen zu können. Doch warum hatte dieser Typ keine Angst? Er war doch noch ein halbes Kind! Warum zog er nicht brav den Schwanz ein und kuschte? Ich verstand es nicht. Doch mein Fehler riss mich zurück, denn ich hatte seinem folgenden Angriff keine Beachtung geschenkt. Dies nutzte er aus, zog ein Kunai und traf sogar Hiruko, zerschnitt einen Teil des Mantels und hinterließ eine tiefe Kerbe im Holz. Fassungslos hielt ich kurz inne, doch dann… Genau das war der Moment, in dem meine Wut nun doch Auslauf fand und sich einzig und allein auf den blonden Iwa-nin bezog. Mit einem Zischen endete die Trainingseinheit schon nach den wenigen Minuten und ein richtiger Kampf begann, in dem ich kaum noch Rücksicht zeigen konnte und wollte. Im Nachhinein war ich nicht stolz auf meinen Gefühlsausbruch, hatte mich doch ein Kind dazu getrieben, doch das Bild des Blonden verschaffte mir wieder genügend Genugtuung. Es zauberte mir seltsamerweise immer wieder ein kleines, selbstgefälliges Lächeln auf das Gesicht. Gnädigerweise hatte ich ihn sogar wieder mit ins Quartier geschliffen und auf sein Bett geworfen, wo er einfach nur liegen blieb und die Augen geschlossen hielt. Tot war er nicht, das hatte ich schon vorsichtshalber mal geprüft. Vergiftet auch nicht. Also war doch alles in Ordnung. Bis Konan rein kam, um nach ihrem „Schützling“ zu sehen. Erschrocken blieb sie im Türrahmen stehen und starrte fassungslos zu Deidara. Erst nach mehreren Minuten hatte sie sich so weit abgeregt, dass sie ihre Stimme wieder einsetzen konnte. „Sasori, was zur Hölle hast du getan?!“, brüllte sie mich an und baute sich vor mir auf. Ihre Augen blitzten gefährlich. So außer sich hatte ich die sonst ruhige Konan noch nie gesehen. „Was fragst du denn so? Siehst du doch.“, war meine trockene Antwort und für eine Sekunde sah es aus, als wolle sie zuschlagen, doch dann besann sie sich eines Besseren und kümmerte sich lieber um Deidara. Sorgsam drehte sie ihn ganz auf den Rücken und betrachtete die Wunden. „Gnade dir Gott, wenn du ihn vergiftet hast…“, zischte sie in meine Richtung. „Was willst du denn noch? Der Junge lebt und ist auch nicht vergiftet. Der Rest heilt doch wieder.“ „Sag mal was für ein Monster bist du eigentlich?!“ Wieder stand sie auf und starrte mich fast schon mörderisch an. „Du wirst dich um ihn kümmern, Sasori. Und zwar richtig. Du wirst seine Wunden behandeln und ihm jeden Gefallen tun, den er dir aufträgt. Wenn nicht, wirst du noch ein gewaltiges Problem mit Pain bekommen, das schwöre ich dir.“ Gerade wollte ich etwas erwidern, als Deidara sich regte und langsam den Kopf hob. Seine Stimme war schwach, aber verständlich. Noch dazu kam ein kleines, schadenfrohes Grinsen. „Dafür bin ich auch…un.“ „Halt du dich da raus, du ver-…“ „Sasori!“ Wieder ein schadenfrohes Kichern seitens Deidara. Oh, wie ich ihn hasste… „Na schön, ich mach’s ja! Dann lass mich aber auch gefälligst in Ruhe.“, brummte ich leicht gereizt. „Gut. Und streng dich an, Sasori. Wenn du noch einmal die Hand gegen ihn erhebst, glaub mir, ich erfahre es und dann bist du dran.“, zischte Konan noch, schenkte Deidara ein mitfühlendes Lächeln und verließ den Raum. Deidara drehte langsam den Kopf zur Seite und grinste mich an. „Tja, Sasori no Danna. Scheint so, als müssen Sie mich ab jetzt pflegen, un?“ Ich reagierte gar nicht darauf und ging stattdessen ganz anderen Gedanken nach. Natürlich war es mies, dass ich mich jetzt um ihn kümmern musste. Aber das Problem war ein ganz anderes. In Hiruko konnte ich das nicht. Dafür war er einfach zu plump und dazu kam, dass ich meine eigenen Hände brauchte, um jemanden zu behandeln. Ich kannte mich damit aus, klar, aber so geschickt konnte man mit den Händen der Puppe einfach nicht arbeiten. Das hieß also, ich musste wirklich… Ich knirschte mit den Zähnen und zog mir die Kapuze des Mantels, den ich noch neben mir liegen hatte, über den Kopf. Verdammt, es war gerade mal der zweite Tag und ich musste ihm schon zeigen, dass ich, also mein wirkliches Ich, nur in einer Puppe steckte. Das war nicht nur deprimierend, sonst auch schlicht und ergreifend unter meinem Stolz, da ich ja dazu gezwungen wurde. Wenigstens mein Gesicht musste ich ihm nicht direkt zeigen. Das war meine Entscheidung. Eigentlich unnötig, was war denn schon so schlimm daran…? Am Anfang war Hiruko nur eine Schutzvorrichtung gewesen, doch irgendwann hatte ich mich sicherer gefühlt, wenn mein Gegenüber nicht wusste, wer genau ich eigentlich war. Ich schätzte es einfach, unerkannt zu bleiben. Vielleicht eine blöde Angewohnheit, aber das war mir egal. Langsam schob ich den Verschluss der Puppe auf und trat heraus. Insgeheim wartete ich auch auf Deidaras Reaktion. Und die ließ nicht auf sich warten. Erschrocken riss er die Augen auf, stieß einen kleinen erschrockenen Laut aus und rutschte trotz Schmerzen auf dem Bett zurück, wobei er mit dem Kopf gegen die Wand stieß. Eigentlich sollte ihm das ja wehtun, schließlich hatte ich auch seinen Kopf nicht verschont, doch er zuckte nicht mal zusammen und wandte den Blick nicht eine Sekunde von mir. „Starr nicht so.“, brummte ich und schnappte mir meine Tasche, in der sich alles Nötige zum Behandeln der Wunden befand. Ich würde ihn behandeln, ja. Fragte sich nur, wie vorsichtig ich damit war. Komischerweise brachte er keinen Ton hervor. Erst als ich näher kam und seinen Arm nahm, fing er an zu stammeln. „S-Sumimasen… Das sind also Sie, un? Was ist dann das da, un?!“, verwirrt und irgendwie ein bisschen überfordert zeigte er kurz zu Hiruko. „Eine Marionette. Und jetzt halt still.“ Ich hatte eigentlich vorgehabt, ein bisschen grob zu werden, aber letztendlich ergab es sich ganz anders. Ich holte einen feuchten Lappen aus dem Badezimmer, wusch grob das Blut ab und verfiel sofort in meine Arbeit und es gab einiges zu tun. Seine Arme waren zerkratzt, an manchen Stellen war auch eine tiefere Wunde zu sehen. Die Rippen schienen angeschlagen, denn er hatte Mühe, sich halbwegs aufrecht zu halten. Eine tiefe Wunde zog sich über den linken Oberschenkel, sodass ihm auch das Laufen eine Weile schwerfallen würde. Wenn er das denn überhaupt konnte. Dazu kamen noch etliche blaue Flecken und Prellungen, die durch die Wucht des Skorpionenschwanzes entstanden waren. Es dauerte eine Weile, bis ich bemerkte, dass ich ihn genauso vorsichtig behandelte wie eine meiner Puppen. Es kam mir komisch vor, schließlich hasste ich ihn noch immer und diese Wunden hatte ich ihm ja auch zugefügt. Seltsam, sie jetzt so im Ganzen zu sehen… Wieder zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, als ich ihm die Wunde am Oberschenkel säuberte und anschließend verband. Zufrieden betrachtete ich mein Werk. Alles war versorgt. So hätte Konan das nicht hinbekommen. „Hey, Sasori no Danna, un.”, Deidara sah mir aufmerksam zu, als ich die blutigen Tupfer und Lappen entsorgte. „Hm?“, murmelte ich, nun schon milder gestimmt. „Sie haben ne ganz schön hohe Stimme, wissen Sie das, un? Wie alt sind Sie eigentlich?“, fragte er nun voller Interesse. „Das geht dich nichts an.“, bestimmte ich entschlossen und packte die Tasche unter sein Bett. Ich würde sie in den nächsten Tagen noch öfter brauchen. „Och bitte, un. Ich sag Ihnen, wie alt ich bin, wenn Sie mir sagen, wie alt Sie sind, un. Abgemacht?“ Ich seufzte ergeben und sah ihn unter meiner Kapuze schon leicht interessiert an. Sein Alter hatte ich wirklich wissen wollen. So ganz einschätzen konnte ich ihn nämlich doch nicht. Fünfzehn wäre mein Tipp gewesen, allerdings war die Stimme doch schon ziemlich tief… „Also schön. Was denkst du denn?“ „Ich kann Ihr Gesicht ja nicht sehen…un. Aber von der Stimme würde ich sagen… hm… Also Sie klingen wie ein 14-Jähriger, un!“, er lachte, wurde dann aber wieder einigermaßen ernst. „14-Jähriger? Hast du sie noch alle?!“ „Okay, okay, entschuldigen Sie, un! Na ja… Sie sind kleiner als ich, haben eine hohe Stimme, sind ganz schön launisch… Ich tippe auf ein Kind, un. Ein Kind, was ein bisschen zu viel Kraft für sein Alter hat.“, er grinste mich schadenfroh an und wartete mit einer gewissen Neugier in den Augen. „Also? Wie alt sind Sie? Ich will kein Kind siezen müssen, un.“ „Du verdammter…“, diesmal war es nicht direkt Wut, die in mir aufstieg, sondern eher so was wie… Trotz? So könnte man es nennen, aber der Kerl ging auch gehörig zu weit! Wenn er nicht verletzt gewesen wäre, hätte ich ihm noch zusätzlich dafür eine gescheuert. Ein Kind… Kind! Das musste man sich mal vorstellen! Vollkommen bedenkenlos riss ich die Kapuze zurück und funkelte ihn an. „Sehe ich etwa aus wie ein Kind, du Mistkerl?!“ Er starrte mich an und aus irgendeinem Grund klappte ihm der Mund auf. Bis ich irgendwann mal auf den Gedanken kam, was genau ich da gerade getan hatte, war es auch zu spät… Verdammt. Eben hatte ich noch geflucht und geschworen, dass er mich niemals so sehen würde und im nächsten Moment hatte ich einfach so ohne nachzudenken die Kapuze runter gerissen… Das war wirklich nicht geplant gewesen. Und so bedenkenlos handelte ich auch eigentlich nicht. Das war so gar nicht meine Art und war es auch niemals gewesen. Deidara vor mir schluckte und sah zur Seite. „Nein, Sie sehen nicht wie ein Kind aus, un. Ich schätze auf siebzehn oder achtzehn, un. Vielleicht auch so um die zwanzig.“ War das da gerade… ein Rotschimmer gewesen? Ach, Quatsch. Sicher nicht. „Falsch. Ich bin 35. Tut mir leid, deine Gedanken zunichte zu machen.“, erklärte ich ruhig und amüsierte mich derweil über seine ständig wechselnden Gesichtsausdrücke. Anscheinend machte er sich nicht mal die Mühe, sie zu verstecken. Diesmal war er geschockt. Aber das war mir egal. „Wie alt bist du jetzt also?“ „Ich… also ich bin sechzehn, un.“, murmelte er irgendwie bedrückt. „Hm… So etwas in der Art habe ich mir gedacht.“, ich zuckte mit den Schultern, drehte mich um und verstaute Hiruko in einer Schriftrolle. Danach wandte ich mich zur Tür meiner Werkstatt und war gerade dabei, aufzuschließen, als seine Stimme erneut die Stille zerschnitt. „Sie wollen jetzt einfach gehen, un?“ „Hör mir mal zu, Bengel. Nur, weil ich deine Wunden gezwungenermaßen behandeln musste, heißt das noch lange nicht, dass wir Freunde sind. Wir sind keine Freunde, verstanden? Ich kann dich nicht ausstehen. Wir sind Partner, mehr auch nicht. Merk dir das.“ Und damit schloss ich die Tür der Werkstatt hinter mir, um diesem komischen Jungen zu entkommen, der irgendwie so gar nicht war wie die Anderen. Aber das konnte mir ja eigentlich auch egal sein. War es auch. Er war mir egal. Ich könnte ihn jederzeit töten, musste mich dafür noch nicht einmal anstrengen. Dass er mein Gesicht nun kannte, war ein Unfall gewesen. Mehr aber auch nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)