NX I: Hokages First ANBU von KamuiMegumi ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5: NEUSTART ------------------------------ Kapitel 5 Neustart Es war spät geworden. Der Himmel hatte eine tiefrote Farbe angenommen und die wenigen Wolken am Himmel lagen tief über dem Horizont. Es würde bestimmt regnen in der Nacht. Schweigend liefen wir nebeneinander her. Auf dem Weg in mein bescheidenes Zuhause, welches sich noch immer bei den Notunterkünften befand, welche nach dem Angriff der Pains errichtet worden waren. Mein ANBU und ich. Wir sprachen nicht. Wir blickten uns nicht an. Ich wusste, dass er nachdenklich war. Kakashi-sensei hatte mich vorgewarnt. Mir war nicht klar gewesen, dass Sasuke die Ereignisse rund um den Kampf vergessen hatte. Er hätte mich doch fragen können! Doch dann fiel mir ein, dass er ja gar keine Möglichkeit gehabt hatte in der kurzen Zeit, in der er wieder unter uns weilte. Meine Hand glitt in die Papiertüte auf meinem Arm und zog einen weiteren Spieß heraus, auf dem sich fünf schmackhafte Dangos befanden. Genüsslich biss ich in den Ersten hinein und das süße Bohnenmus quillte seitlich heraus und tropfte ungeachtet von mir auf mein Kinn. Die waren einfach lecker, echt wahr jetzt! Ich bemerkte, dass er zu mir herüber schielte, obwohl dies durch die Maske eigentlich nicht möglich sein konnte. „Auch einen?“, fragte ich und wedelte mit meinem Stäbchen und den darauf verbliebenen vier Dangos vor seinem Gesicht. Ich konnte ein „Tzzz“ heraushören. „Komm schon, Sasuke, die sind echt gut!“, ich hielt ihm das Stäbchen noch dichter vor die Maskennase. Er blieb abrupt stehen und wandte sich mit ganzen Oberkörper zu mir herum: „Die ganze Maskerade bringt nichts, wenn du mich auf offener Straße beim Namen ansprichst, Dobe!“ Oh! Da hatte er allerdings Recht! Soweit hatte ich echt noch nicht gedacht! Wieso denke ich eigentlich immer erst nach dem Sprechen? Ich kratzte mich beschämt am Hinterkopf und bereute diese Handlung auch sofort wieder: ich hatte immer noch die Dangos in der Hand und nun klebten nicht nur meine Haare. Viel schlimmer war für mich die Tatsache, dass die süßen Bällchen nun behaart waren. Ich muss wirklich echt entsetzt drein geschaut haben, denn Sasuke lachte leise: „Du bist so ein Idiot, Usurakontachi!“ Ich stimmte in sein Lachen ein. Endlich. Sein Lachen. Es war schön. Und es klang schön. Nur schade, dass ich es nicht sehen konnte. „Wie soll ich dich denn in der Öffentlichkeit nennen?“, fragte ich ihn schließlich, nachdem unser Lachen verstummt war und ich meine Dangos in den nächsten öffentlichen Mülleimer geworfen hatte. „Das ist mir gleich!“, entgegnete er kühl. Hmpf. Tolle Info. Wieder liefen wir eine Weile schweigend nebeneinander her. „Ich mag deinen Namen!“, flüsterte ich, „Ich kann mir nicht vorstellen, dich anders zu nennen!“ Er schwieg immer noch, aber ich merkte, dass ihn meine Aussage, oder vielmehr mein Geständnis, nicht kalt gelassen hatte. Er blieb erneut stehen. Da ich dies nicht direkt merkte, hielt ich erst zwei Schritte vor ihm und drehte mich dann überrascht zu ihm herum. Er sagte immer noch nichts, doch gerade als ich ihn fragen wollte, was denn los sei, denn schließlich war er ja auch mein Leibwächter und es hätte ja etwas sein können, trat er diese zwei Schritte genau auf mich zu und legte den Kopf schräg, als würde er mich frech angrinsen hinter seiner Katzenmaske. Ich spürte seinen Finger unterhalb meines Kinns und wie dieser langsam hochfuhr bis zu meinen Lippen. Mich durchfluteten Millionen Gedanken, doch keiner von ihnen schien in dem Moment greifbar um das in Worte zu fassen, was ich gerade fühlte. Aus irgendeinem Grund hatte mein Herz aufgehört zu schlagen. Ich starrte nur auf seine Maske, deren weißlicher Anteil orange schimmerte durch das warme Licht der untergehenden Sonne. Seine schwarzen Haarsträhnen, die ihm links und rechts über den Maskenrand ins Gesicht hingen, glänzten in eben diesem Licht wie Seide. Verdammt! Was war mit mir los? Sein Finger löste sich von meinen Lippen. Er hob mit der anderen Hand die Maske so an, dass sie weiterhin den Großteil seines Gesichts bedeckten. Nur seinen Mund konnte ich erkennen. Langsam zog er seinen Finger an seine eigenen Lippen und leckte ihn mit einem Lächeln ab. Mir war noch nie so bewusst wie jetzt aufgefallen, wie schön Sasuke war. Dürfte das ein Mann überhaupt über einen anderen Mann sagen oder denken? Ich war mir da nicht sicher. Vielleicht sollte ich diesbezüglich wirklich darauf achten, dass ich vor dem Sprechen nachdachte. Er setzte sich die Maske wieder richtig auf und machte einen weiteren Schritt um mich herum: „Schmeckt ganz gut!“ Ich spürte, wie mich dieses fremde, neue Gefühl in mir verließ und der Freude über das Gesagte wich: „Sag ich doch, Teme! Wir müssen morgen früh noch mal zu dem Laden und welche holen!“ „Warum? Du hast doch noch die ganze Tüte voll!“ „Bis morgen früh aber nicht mehr!“, entgegnete ich schon mit leicht beleidigtem Unterton, „Zudem will ich einem Freund morgen welche mitbringen! Er kann das Haus nicht so gut verlassen!“ Ich spürte einen interessierten Blick unter der Maske: „Denkst du nicht, du solltest mich über deine Pläne besser unterrichten? Schließlich bin ich für deine Sicherheit verantwortlich!“ Ich zog ein neues Spiesschen aus der Tüte und biss freudestrahlend das erste Dango herunter: „Du willst also die morgige Tagesplanung wissen, hm, Sas-“, ich verschluckte mich und hustete laut los. Sasuke schlug mir einmal kräftig zwischen die Schulterblätter und das kleine Stück des Dangos sprang im hohen Bogen aus meinem Mund und fiel auf die Straße. „Usurakontachi! Es gibt Dinge, vor denen kann selbst ich dich nicht beschützen! Versuch wenigstens Mahlzeiten und Schlafenszeiten zu überleben!“, ich brauchte sein Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen, dass er allein bei diesem Satz mindestens viermal mit den Augen gerollt haben musste und dreimal innerlich laut seufzte. Ich lachte hell auf: „Ich geb mein Bestes, ey, versprochen, Sasu! Echt wahr!“ „Sasu?“ „Ja, das geht doch wohl klar, oder?!“ „Tzzz!“ Ich grinste und griff irgendwie automatisch zu seiner Hand. Sie war kühl. Aber er zog sie nicht ruckartig weg, sondern ließ sich von mir ziehen: „Wir sind gleich da!“, und mein Griff festigte sich um seine langen, schlanken Finger, während ich ihn hinter mir her zu den Holzhütten am Ende des Waldweges zog. Wir liefen nun schon eine ganze Weile durch Konoha. Wo hatten sie nur diese Unterkünfte für Jonins errichtet, in denen Naruto untergebracht war und wo ich nun mit ihm in der nächsten Zeit leben sollte? Wir hatten kurz an einem Cafe Halt gemacht, weil er Hunger hatte. Irgendwie verwunderte mich das. Es hatte bei dieser Amtseinführung ein wirklich ausladendes Büffet gegeben und ich war mir sicher, dass er dort mehr als nur dreimal Nachschlag geholt hatte. Wie konnte er jetzt noch hungrig sein? Mit einer großen Papiertüte war er breit grinsend wieder aus dem Geschäft herausgetreten und lief nun mit der Sonne um die Wette strahlend neben mir her. Den Pfad an den Hokagesteinköpfen vorbei zu einem weniger belebten Platz. Dort hinüber zu einem etwas breiterem Weg am Waldrand entlang. Er griff erneut in die Tüte und holte sich den dritten Spieß in Folge heraus. Ich seufzte lautlos. Ich hatte den Rest der Veranstaltung stets im Hintergrund verbracht und ihn beobachtet. Jede seiner Bewegungen. Seiner Gesten. Seiner Mimik. Ich musste gestehen, er hatte sich trotz seines vielleicht nach außen hin kindlich wirkenden Verhaltens sehr gut gemacht. Ich hatte nach der Begegnung mit Neji nicht mehr gesprochen. Und ich hatte auch nicht weiter danach gefragt. Ich würde schon meine Antworten bekommen. Früher oder später. Auch wenn mir die Frage, wie dies überhaupt möglich war unter den Fingernägeln brannte. Er biss in den ersten Dango auf seinem Spieß und ich vernahm das Geräusch von heraus gepresstem Bohnenmus. Sogleich stieg mir auch dessen süßlicher Geruch in die Nase. Ich schielte zu ihm herüber. Eine schmale Spur Bohnenmus lief ihm vom Mundwinkel zum Kinn herunter. Er grinste mich an, als ob er genau wüsste, dass ich ihn beobachtete. „Auch einen?“, und er wedelte mit dem Spieß vor meiner maskierten Nase herum. „Tzzz!“, entwich es mir. Würde ich den ganzen Tag so viel Süßkram essen wie der Blondschopf käme ich aus dem benötigten Training gegen unerwünschte Pfunde nicht mehr heraus. Naruto musste eine wahnsinnig gut funktionierende Fettverbrennung haben! „Komm schon, Sasuke, die sind echt gut!“ Fast klebte er mir die restlichen vier Dangos an meine Maske. Ich blieb stehen und auch er verharrte sofort. Es waren zwar nicht viele Menschen auf der Straße, aber Naruto konnte sich nicht darüber beschweren, dass er ein leises Stimmchen hatte! „Die ganze Maskerade bringt nichts, wenn du mich auf offener Straße beim Namen ansprichst, Dobe!“ Seine Augen weiteten sich entsetzt. Ich erkannte sofort, dass bei ihm gerade der kleine Teil, der für das Denken in seinem Kopf zuständig war, angesprungen war. Der Gesichtsausdruck war so selten dämlich, dass ich mir mühsam das Lachen unterdrückte. Er hob seine Hand, mit der er den Dango-Spieß hielt und ich wollte gerade schon etwas sagen, doch da kratzte er sich auch schon beschämt am Hinterkopf. Sofort erkannte ich wieder Entsetzen in seinen Augen, denn er bereute diese Handlung sofort. Er hatte sich doch tatsächlich diese süßen Bällchen in die Haare geklebt. Ruckartig zog er sie wieder heraus und starrte sie dann entsetzt an. Es war ein Blick zwischen absolutem Entsetzen und Trauer. Das er nun wohl eine kahle Stelle am Hinterkopf haben würde störte ihn gerade weniger als die Tatsache, dass diese Dangos wohl nicht mehr zu genießen waren. Nun konnte ich wirklich nicht mehr an mich halten und lachte: „Du bist so ein Idiot, Usurakontachi!“ Seine Augen weiteten sich und begannen sofort wie das schönste Sternenfirmament zu funkeln. Vergessen schienen die Bohnenmusbällchen in seiner Hand. Er blickte mich direkt an und lachte laut mit. Dieses Lachen klang so ungewohnt für mich und doch so wunderschön. Wusste Naruto eigentlich, wie schön er war, wenn er so lachte? Dieses Lachen war so viel schöner und angenehmer anzusehen, wie die Tränen, die er meinetwegen auf dem Schlachtfeld vergossen hatte. Diese Erinnerung quälte mich und unterbrach mein Lachen. Hatte er auch in den Jahren meiner Abwesenheit geweint? Um mich? Er lief zu einer nahestehenden Mülltonne und entsorgte die ungenießbare Süßigkeit. „Wie soll ich dich denn in der Öffentlichkeit nennen?“, fragte er plötzlich, nachdem wir wieder einige Meter weiter gegangen waren und zog mich erneut aus meinen düsteren Gedanken. „Das ist mir gleich!“, entgegnete ich kühl. Schließlich hatte ich selbst keine Ahnung, wie wir nun im Detail mit dieser neuen Situation umgehen sollten. Vor wenigen Wochen war er in meinen Augen einer meiner erklärten Erzfeinde, weil er für Konohagakure gestanden hatte und nun war ich seine persönliche Leibwache. Allein der Gedanke war schon recht makaber! Wieder liefen wir eine Weile schweigend nebeneinander her. „Ich mag deinen Namen!“, flüsterte er plötzlich kaum hörbar, „Ich kann mir nicht vorstellen, dich anders zu nennen!“ Was sagte er da? Und warum sagte er es? Ich verspürte ein seltsames Kribbeln in meiner Bauchgegend. Es war doch nur ein Name. Ein Name, den meine Eltern für mich ausgesucht hatten. Meine Eltern! Ja, mein Name war eigentlich alles was mir noch von ihnen geblieben war! Ich ließ meinen Blick wieder zu ihm hinüber huschen. Diese Bohnenmusspur an seinem Kinn schimmerte golden im Licht der untergehenden Sonne. Er selbst wirkte seltsam nachdenklich und abwesend. Ein seltsamer Anblick und irgendwie passte das alles nicht zusammen. Ich blieb stehen. Naruto schien dies nicht sofort mit zu bekommen, denn er schritt weiter. Jedoch fuhr er etwa einen Meter vor mir überrascht herum. Er legte den Kopf seitlich und die Frage, warum wir plötzlich angehalten hatten, lag ihm sichtlich bereits auf den Lippen, als mich plötzlich meine Beine näher an ihn heran treten ließen. Normalerweise vermied ich eine solche Nähe zu anderen Menschen, da sie mir durchweg immer unangenehm erschien, doch hier und gerade jetzt fühlte es sich richtig an. Ich hob meine linke Hand und fuhr mit meinem Zeigefinger ganz sachte über sein Kinn hoch zu seinem Mundwinkel. Dort ließ ich meinen Finger nur wenige Sekunden ausharren, ehe er weiter sanft über seine Unterlippe strich. Sie war so warm und weich. Ich spürte sie unter meinem Finger pulsieren. Sein leichter Atem schlug gegen meinen Finger. Warum tat ich das? Irgendwie schien es mich zu faszinieren. Ja, es berauschte mich sogar. Doch das dürfte es nicht! Er war nun der Hokage und ich ein ihm zur Seite gestellter ANBU. Wenn uns irgendjemand jetzt sehen würde, würde man vermutlich was eindeutig Falsches denken! Ich zog meinen Finger zurück, an welchem nun das süßliche Mus klebte. Mit meiner rechten Hand hob langsam die Maske an, die mein Gesicht bedeckte und ich führte meinen klebrigen Finger an meine Lippen. Ich merkte, wie ein Lächeln meine Lippen umspielte. Langsam leckte ich den Mus mit meiner Zunge von meinen Finger. Narutos Augen fixierten jeden einzelnen meiner Schritte. Seine Atmung hatte sich deutlich beschleunigt und seine Wangen wirkten rosig. Verdammt! Wieso intensivierte dieser Blick dieses unheimliche Kribbeln in mir so sehr? Und warum verhielt ich mich so? Hastig zog ich nun den Finger von meinem Mund zurück und trat einmal um Naruto herum, während ich die Maske wieder richtig positionierte: „Schmeckt ganz gut!“, säuselte ich mehr vor mich hin und setzte zum weitergehen an. Narutos Trance schien sich augenblicklich in Luft aufzulösen und er schloss zu mir auf: „Sag ich doch, Teme! Wir müssen morgen früh noch mal zu dem Laden und welche holen!“ „Warum? Du hast doch noch die ganze Tüte voll!“, entgegnete ich seufzend. „Bis morgen früh aber nicht mehr! Zudem will ich einem Freund morgen welche mitbringen! Er kann das Haus nicht so gut verlassen!“, er klang leicht schmollend. Hatte ich nun auch noch die Rolle eines Erziehers übernommen? Ich hatte das Gefühl, als hätte ich gerade einem Kind verboten, Süßigkeiten zu naschen! Zudem würde mich mal interessieren, wen oder was er mit Freund meinte: „Denkst du nicht, du solltest mich über deine Pläne besser unterrichten? Schließlich bin ich für deine Sicherheit verantwortlich!“ Und das es sich bei meinem zu sichernden Objekt um Naruto Uzumaki handelte machte das Ganze an sich schon schwierig genug! Er zog ein neues Spiesschen aus der Tüte und biss freudestrahlend das erste Dango herunter: „Du willst also die morgige Tagesplanung wissen, hm, Sas-“, er verschluckte sich und hustete laut los. Hmpf! Dieser Idiot! Ich rollte mit den Augen und seufzte leise vor mich hin. Schnell holte ich aus und schlug ihm einmal zentriert kräftig zwischen die Schulterblätter. Ein kleines Stück Dango sprang ihm aus dem Mund und fiel auf die Straße. Anscheinend hatte er heute beim Verzehr dieser Knödel kein Glück! „Usurakontachi! Es gibt Dinge, vor denen kann selbst ich dich nicht beschützen! Versuch wenigstens Mahlzeiten und Schlafenszeiten zu überleben!“ Er gluckste und lachte hell auf: „Ich geb mein Bestes, ey, versprochen, Sasu! Echt wahr!“ „Sasu?“, ich stockte. Wie kam er denn jetzt da drauf? „Ja, das geht doch wohl klar, oder?!“, wieder dieses unbeschreibliche Lächeln. Er machte mich noch ganz verrückt! Wie sollte ich darauf nur reagieren? „Tzzz!“ Ich schritt einfach weiter und dann folgte etwas, was mich total überraschte. Würde ich nicht diese Maske tragen, hätte Naruto dieses Unterfangen vermutlich auch sofort gestoppt, denn selbst ich konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, wie sich meine Mimik deuten ließe. Urplötzlich ergriff er meine Hand. Seine warmen Finger umschlangen die Meinen. Wie ein sanfter, elektrischer Impuls schoss es mir den Arm hoch und ließ den Schlag meines Herzens für wenige Augenblicke aussetzen. Sachte zog er an mir, während er an mir vorüber lief: „Wir sind gleich da!“, lachte er und sein Griff festigte sich noch eine Spur mehr. Ich schluckte und ließ es einfach zu. Es fühlte sich fremd an, doch mit Sicherheit konnte ich auch sagen, dass es genau das war, was ich gerade brauchte, um nicht wieder meinen düsteren Gedanken zu verfallen. Es war diese Wärme, die er ausstrahlte und die gerade über unsere verschränkten Finger in mich überfloss. Das deutliche Lächeln unter meiner Maske war für ihn nicht sichtbar, aber ich wusste, dass er spürte, das es mich nicht störte. Und so zog er mich hinter sich her zu den Holzhütten am Ende des Waldweges. Ähm, ja! waren meine ersten Gedanken. Mehr wollte ich gar nicht denken. Denn ich wusste, dass wenn ich jetzt darüber nachdenken würde, in was ich hier hinein geraten war, würde ich mich aufregen. Und ich würde vermutlich irgendetwas Gemeines, aber durchaus dieser Situation angebrachtes, sagen. Und dann würde er heftig und laut, ja, vor allen Dingen laut, protestieren. Und ich würde wieder was sagen und er noch lauter reagieren und dann ich... also hielt ich besser den Mund. Der Tag war so wieso bisher schon seltsam genug für mich! Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal von so vielen Menschen umgeben gewesen war ohne den Hintergedanken oder die Verpflichtung zu haben, sie nieder zu stecken weil es nötig war. Und ich hatte es überstanden. Vor allen Dingen hatten es die Menschen auf dieser Amtseinführung überstanden! Und mir war wieder klarer geworden, warum ich lieber ein Einzelgänger war und eigentlich auch bleiben wollte. Mir fehlte die Ruhe. Die nichtssagende, wundervolle Stille. Mir fehlte auch irgendwo das Alleinsein. Verdammt! Ich war gerade einmal 36 Stunden aus dem Koma und ich wollte wieder meine Ruhe haben! Das sprach doch auch nicht unbedingt für mich! Nun denn. Das mit dem Einzelgänger bleiben wollen hatte sich für das Erste erledigt. Aber musste dieses Zwangsdoppel wirklich so hart werden? Ich atmete tief ein und ärgerte mich gleich, warum ich das getan hatte! Denn die Gefahr, dass sich hier Keime, Schimmelpilze oder Schlimmeres in der Raumluft befanden, war hoch und ließ mir selbst von der Luft in meinen Lungen übel werden. Himmel, Jashin oder wer auch immer, HILF! Ich bekenne mich auch sofort zu deinem Glauben! „Haha!“, gluckste es neben mir, „Tut mir leid, Teme! Bin nicht zum aufräumen gekommen, wirklich wahr!“ Dabei trat er ein mir nicht definierbares Kleidungsstück in eine Zimmerecke und ließ mich durch den freigewordenen Fleck am Boden erahnen, welche Farbe der Fußboden hatte. „Was hat dich denn gehindert?“, rutschte mir nun doch meine trockene Frage heraus. Doch er schien gar nicht wirklich beschämt zu sein, sondern wirbelte nur herum und warf dabei seinen ausgezogenen Hokagemantel auf einen Stuhl neben einem eindeutig überladenen Schreibtisch: „Ich habe mich um meinen Freund gekümmert!“, er stoppte in der Bewegung, „Nein, eigentlich um zwei Freunde!“, und grinste keck. Meinte er mich? Irgendwie hatte ich nun doch ein schlechtes Gewissen. Aber das er schon immer ein Chaot war und dadurch von Natur aus der Kategorie unordentlicher Zeitgenossen angehörte hatte ich auch schon vor Jahren gewusst und es hätte mich daher auch nicht so schockieren dürfen. Ich bückte mich und sammelte einige Kleidungsstücke ein, ebenso wild durch den Raum verteilte Schriftrollen, Schuhe, zwei Chipstüten, einen Rucksack, einen -warum auch immer- zertrümmerten Wecker sowie drei Kissen und legte alles an die dafür vorgesehenen Stellen. Nur die Schmutzwäsche brachte ich ins Badezimmer, welches in die linke Ecke dieser doch recht kleinen Behausung integriert war. Ich war so wieso noch reichlich verwundert darüber, dass man Naruto, den Held von Konoha, immer noch in einer solchen Unterkunft untergebracht hatte. „Ich war so gut wie nie hier seit der Sache mit den Pains!“, schallte es zu mir ins Bad, als ich gerade die Wäsche in die schon übervolle Wäschetruhe stopfte, „Ich hatte noch nicht die Möglichkeit, mir eine andere Bleibe zu suchen. Zuerst Pain, dann die Suche nach dir, dann Akatsuki und der Ärger im Eisenreich“, ich zuckte zusammen bei den Erinnerungen an meine Taten dort, „und mein Training bei Onkel Bee und dann...“, ich trat aus dem Badezimmer wieder heraus und beobachtete ihn, wie er den Tisch von seinem Ballast befreite, „..die Bijus und Madara und...“ „Ist schon okay, Dobe!“ Er fuhr herum, beide Arme beladen mit Schriftrollen. Hatte er wirklich alle gelesen? Irgendwie bezweifelte ich das. „In der Küche liegt ein Futon und eine Tasche mit Wechselkleidung für dich. Ich denke, Shikamaru hat es für dich herbringen lassen“, er deutete auf eine wirklich schmale Tür, die wohl in den besagten Raum führen würde. Mich verwunderte die Fortsetzung des absoluten Chaos in diesem Raum nicht weiter. Wenn man sich einmal darauf eingestellt hatte, schien es doch ganz erträglich zu sein. Damit möchte ich aber nicht behaupten, dass ich nun Naruto den Freibrief zum Ausleben seiner Unordentlichkeit geben würde. Nein. Ich hatte beschlossen, dass solange ich dazu gezwungen war, mit ihm unter einem Dach zu leben, er schon lernen würde, was Ordnung hieß und sie auch zu schätzen wusste! Das würde allerdings eine Menge zusätzlicher Arbeit von mir abverlangen. Erneut hörte ich ein genervtes Seufzen über meine Lippen kommen, während ich den zusammengelegten Futon hoch hob und ihn in das Wohnzimmer trug, welches zeitgleich auch als Schlafraum diente. Naruto schien selbst auch kein eigenes Bett zu haben. Ihm diente wohl seit der Zerstörung Konohas eine etwas breitere Pritsche als Schlafstätte. Er nahm das Futon entgegen und legte es direkt neben seine Pritsche auf den mittlerweile deutlich aufgeräumteren Fußboden. Aus einem Schrank zog er nun einige Decken und Kissen und warf sie auf mein künftiges Bett. Dann streckte er sich und ich hörte deutlich seine Wirbel knacken: „So ein Tag ist härter als drei Tage Kampf gegen Madara!“, stöhnte er und ließ direkt ein Gähnen folgen. Ich musste schmunzeln, während ich langsam die Maske vom Gesicht zog und diese auf dem Tisch ablegte. „Du hast dich heute gut geschlagen!“, auch ich streckte mich, „Ich hätte dir das ehrlich gesagt nicht ganz so professionell zugetraut! Besonders die sachlich geführten Gespräche mit den Feudalherren und der Ratsmitglieder!“ Er sah mir mein belustigtes Auffunkeln meiner Augen wohl an. Ja, ich wollte ihn necken. „Ja, da staunste, Teme! Ich kann auch vernünftig aguuu...allu...“ Ich lachte leise auf: „Du meinst argumentieren?“ „Jepp, genau!“, verlegen kratze er sich am Hinterkopf, „Und für alles was ich nicht kann, habe ich ja dich!“ „Hmpf!“, entfuhr es mir da schon weniger begeistert, „Der Tag hat nur 24 Stunden, Dobe, und Hokage ist dein Job!“ Er trat wieder deutlich näher an mich heran, seine Augen funkelten auffordernd: „Und deiner der des Hokages First ANBUs!“ „Dann belasse es auch dabei und lass Shikamaru den Rest machen wenn du es nicht hinkriegst!“, ich trat einen Schritt von ihm zurück, um wieder den nötigen Abstand zwischen uns zu schaffen. Ich erkannte ein Zucken eines Mundwinkels, doch er sagte nichts mehr. Einen Bogen um mich machend schritt er mit einem: „Ich geh dann noch duschen!“, um mich herum ins Bad. Als er die Türe hinter sich schloss, seufzte ich auf. Ich wusste diese Stimmung zwischen uns absolut nicht einzuordnen. Früher war es einfacher gewesen. Wir haben uns beschimpft, angeschrien, die Fäuste sprechen lassen. Nun war es anders. Neu. Und es fühlte sich seltsam an und anstrengend. Aber fühlte sich nicht alles Neue am Anfang seltsam, anstrengend und fremd an? Zudem wusste ich ja auch, dass ich mich erst einmal wieder an alles gewöhnen musste. Gewöhnen an ein ganz normales Shinobi - Leben in Konohagakure. Gewöhnen an Menschen, denen ich wohl wichtig war. Und gewöhnen an Menschen, die mir wichtig waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)