Sommersturm von Jason ================================================================================ Kapitel 4: IV ------------- - Percy - Percy hatte keine Ahnung wie die Römer es geschafft hatten, in solch kurzer Zeit eine solche Festung zu bauen, aber Tatsache war, dass sie dazu offenkundig in der Lage waren. Als er mit Hazel zum Jupiter-Tempel gegangen war, hatte diese noch nicht an Ort und Stelle gestanden. Das hätte er auf keinen Fall übersehen können. In diesem Spiel wurde tatsächlich ein kleiner Krieg simuliert. Zwei Kohorten verteidigten die Festung und die anderen drei griffen sie an. Die fünfte Kohorte, zu diesem 'Verein' gehörte Percy nun, gehörte zu den angreifenden Parteien. An und für sich war Percy zufrieden damit in dieser Kohorte untergekommen zu sein. Frank und Hazel waren ihm sympathisch. Die beiden hatten ihn nicht bloß freundlicherweise aus dem Wasser gezogen, sondern sie hatten sich seiner angenommen und dafür gesorgt, dass er nicht alleine und aufgeschmissen in diesem fremden Camp war. Er hätte an diesem Ort nirgends lieber sein wollen, als bei ihnen. Die Umstände, wie er in diese Kohorte gekommen war, störten ihn jedoch gewaltig. Dieser Jason Grace hatte für ihn gebürgt. Er fühlte sich dem Blonden nun noch mehr unterstellt als ohnehin schon. Hatte es dem Kerl nicht gereicht, bereits als Prätor das Sagen über ihn zu haben? Percy und die anderen warteten, bis die Zenturionen der zweiten, vierten und fünften ihre Besprechung abgeschlossen hatten. Als schließlich Dakota, er war der Oberzenturio der fünften Kohorte, gemeinsam mit Jason zurück zur Gruppe kam zog Percy die Augenbrauen zusammen und wandte sich an Hazel. „Ich dachte die Prätoren sind die Schiedsrichter bei diesem Spiel?“ Sie schüttelte den Kopf. „Bloß Reyna“, sie deutete mit einem Nicken nach oben in den Himmel. Die Prätorin kreiste auf ihrem Pegasus weit über dem Schlachtfeld. „Jason besteht darauf mitzuspielen.“ Wie herzallerliebst von ihm. Percy verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg. „Der Plan ist wie folgt“, Jason bedeutete den anderen näher zu kommen. Percy war versucht dieser Aufforderung zu trotzen, doch seine Neugier war größer. „Sie haben Wasserkanonen aufgebaut“, erklärte der blonde Prätor. „Ich schätze, dass das Octavians Idee war um meine Blitze im Zaum zu halten.“ Sohn des Jupiter. Blitze. Scheinbar reichten die Fähigkeiten eines Halbgottes ziemlich weit, wenn Jason ein solches Können von seinem Vater geerbt hatte. Wenn Percy den ganzen Erzählungen so lauschte dann konnte er tatsächlich sehr gut darauf verzichten, völlig durchnässt von einem der Blitze getroffen zu werden. „Wie werden wir es dann machen?“, fragte einer der Legionäre. „Wie wäre es mit dem Einsatz von Schwert und Schild?“, schlug Percy vor und runzelte die Stirn. „So haben die es im alten und echten Rom sicher auch gemacht.“ Nur wenige konnten seinen Vorschlag mit Humor nehmen. Jason gehörte zu jenen, die das überhaupt nicht lustig fanden. Das war seinem wütenden Blick deutlich zu entnehmen. … dabei hatte Percy diesen Vorschlag tatsächlich ernst gemeint. Man wandte sich wieder an Jason und Dakota und erhoffte sich einen besseren Plan. Percy jedoch empfand das Vorhaben als grandios unspektakulär. Während Hazel, Dakota und Jason in einem Tunnel verschwinden würden, sollte der Rest mit Hilfe der anderen beiden Kohorten die Verteidiger ablenken und beschäftigen. In der Zwischenzeit würden Hazel und die beiden anderen sich ihren unterirdischen Weg bis zur Mauer bahnen. Dort würde es schließlich an Dakota liegen, mit Hilfe von Weinranken, die Mauer einzunehmen und die Wasserkanonen außer Gefecht setzen, damit diese niemanden mehr zurückdrängen konnten. Anschließend würde Jason die Mauer erklimmen, wenn Percy es richtig verstanden dann war der Prätor ein richtiger Superman und konnte fliegen. Von da an sollte dann alles einfach laufen. Jason würde seine Blitze einsetzen, den Weg ebnen und die Tore öffnen. Seine Mitstreiter würden in die Festung eindringen und sobald das Banner erobert wäre, hätten sie dieses Spiel gewonnen. Percy glaubte, nicht der Experte für Pläne zu sein. Diesen Plan hielt er jedoch für das größte Schauspiel überhaupt. Wenn Jason fliegen konnte, weshalb flog er nicht einfach hoch genug, so dass die Wasserkanonen ihn nicht erreichen konnten? Mit dieser Variante konnte man sich den ganzen unnötigen Ablenkungsquatsch und die Tunnel-Geschichte sparen. Mit ein paar Blitzen wäre es dem 'Sohn des Himmels' sicherlich auch möglich gewesen, die Wasserkanonen innerhalb kürzester Zeit in die Luft zu sprengen. Er schwieg jedoch und behielt seine Missmut für sich. Vielleicht wollte Jason den anderen lediglich das Gefühl geben gebraucht zu werden, zumindest irgendwie und ein wenig. Er lauschte weiter, als Jason jeden auf Positionen einteilte. Jeden – bis auf ihn. „Hey Grace!“ Percy wollte sofort darauf aufmerksam machen. Er war sicherlich bloß vergessen worden, weil er der Neue war und man sein Gesicht deshalb nicht vermisste. „Was soll ich machen?“ Der Angesprochenen wandte sich ihm zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du hast noch keinerlei Kampferfahrungen. Du bleibst einfach hier und wartest bis die Schlacht entschieden ist.“ Mit einem knappen Schulterklopfen ließ der Blonde von Percy ab und gab dem Rest ein Zeichen. Der Angriff begann. In Percy brodelte es. Woher wollte dieser arrogante Idiot wissen, wie viel Erfahrung er im Kampf hatte? Er erinnerte sich zwar nicht daran, jemals einen Kampf bestritten zu haben, jedoch wusste er sehr genau wie er ein Schwert zu halten hatte. Instinktiv griff er in seine Hosentasche und zog den Kugelschreiber aus dieser. Er löste die Kappe und in seiner Hand wuchs ein Schwert heran. Springflut. Das war seine Waffe. Percy war in diesem Camp gelandet, ohne Erinnerungen an das was gewesen war, wo er her kam und was ihn selbst ausmachte. Doch eines wusste er in diesem Moment sehr genau: Er war niemand der bloß zuschaute, wenn andere kämpften. Das Schwert lag leicht und sicher in seiner Hand. Diese Klinge war ihm mit einem Mal so vertraut als wäre sie ein Teil seines Armes, eine tödliche Verlängerung. Selbstverständlich wollte er in diesem Spiel niemandem das Leben nehmen, aber er wäre durchaus dazu in der Lage gewesen. Der Tunnel, in dem Jason und die anderen verschwunden waren, war geschlossen. Hazels Fähigkeit war irgendwie beeindruckend. Percy war jedoch etwas enttäuscht, dass sie sich nicht dafür eingesetzt hatte ihn mit ihrer Gruppe mitzunehmen. Es störte ihn, so maßlos nutzlos eingeschätzt zu werden. Percy traute sich durchaus zu zumindest genauso sehr den Lockvogel spielen zu können wie alle anderen. Bisweilen war das Geschehen auf dem Schlachtfeld sehr einseitig. Die Kämpfer der angreifenden Legionen liefen zwar auf die Mauern zu, wurden jedoch immer wieder aufs neue von starken Wasserströmen aus den Kanonen zurückgedrängt. Es gab für niemanden ein nennenswertes Herankommen. Percy spürte, wie zuerst seine Fingerspitzen kribbelten und dieses elektrisierende Gefühl sich schließlich durch seinen ganzen Körper zog. Er betrachtete die nassen Massen und das viele Wasser und ein siegesgewisses Grinsen legte sich auf seine Lippen als er auf einmal wusste was er zu tun hatte. Er ließ Springflut einfach fallen. Er hatte noch immer keine Ahnung wie er dieses Schwert in seinen Kugelschreiber-Gestalt zurückverwandeln konnte, aber es würde gewiss in eben dieser Gestalt wieder in seiner Hosentasche erscheinen. Percy näherte sich der Mauer. Einige Zeit wurde er dabei von niemandem bemerkt und auf einmal riefen ihm Leute zu, er solle schnell wieder verschwinden. Sie mussten ihn für einen unbewaffneten Idioten halten. Das war ihm nun jedoch egal. Eine Grube öffnete sich unmittelbar vor der Festung und die drei Höhlenforscher kamen aus dieser. Octavian entdeckte diesen Einsatztrupp und befahl einen Angriff auf diese. Die Wasserkanonen konnten sie aus dieser Nähe nicht treffen, aber die Krieger aus der ersten und dritten Kohorte hatten jedoch auch noch andere Möglichkeiten, zu versuchen die Angreifer unschädlich zu machen. Das Treiben interessierte Percy jedoch nicht. Es war ihm bloß Recht, wenn Jason auf Widerstand stieß. Er sah sich stattdessen in der Menge um und fand schließlich, wen er suchte. „Frank!“, rief er. Der Angesprochene drehte sich verwirrt herum, als er Percys Stimme so plötzlich vernahm. Die anderen Legionäre, die ihm beistanden, taten es ihm wie aus einem Reflex heraus nach. Diese Unachtsamkeit wurde von den verteidigenden Römern auf der Festung sofort wahrgenommen. Man schoss auf diese Gruppe, doch bevor das Wasser sie erreichen konnte hob Percy die Arme. Das Wasser blieb augenblicklich stehen, teilte sich schließlich in drei und wurde zurück in die ausgehende Richtung geschickt. Mit diesem Schwall Wasser schoss Percy eiskalt drei Legionäre der ersten Kohorte von der eigenen Mauer. Dieses Ereignis weckte eine Menge Aufmerksamkeit. Frank starrte Percy fassungslos an und die Legionäre um ihn herum wichen zurück. „Was ist los?“, Percy runzelte die Stirn. „Ich bin auf eurer Seite.“ Grinsend klopfte er Frank auf die Schulter. „Lass uns das Banner holen und das Spiel gewinnen.“ „Aber Jason...“ Percy schnaubte. „Er mag euer aller Anführer sein“, er rang sich mit viel Mühe dazu durch nicht die Augen zu verdrehen. „Aber ihr seid dennoch in der Lage selbstständig zu denken und zu agieren, oder nicht?“ Er hielt einen erneuten Beschuss von Wasser zurück und bemerkte gar nicht wie viele der Römer ihn anstarrten. „Wir sehen bloß eine zuvor noch nicht da gewesene Chance und ergreifen sie. Jeder Kriegsführer wäre stolz auf solche Soldaten!“ Percy achtete darauf nicht schlecht über Jason zu reden sondern bloß gut über das, was sie bewirken könnten. Er rechnete sich nämlich keine guten Chancen auf Erfolg aus, wenn er ihren Prätoren kritisierte. Dennoch zögerten sie noch. Ihre Blicke fielen auf das Wasser, welches sich vor ihnen wie eine Mauer aufbaute. „Kinder Neptuns sind ein schlechtes Omen“, murmelte ein Mädchen aus der Gruppe. Percy nickte, davon hatte er schon gehört. „Ich bin ein schlechtes Omen für Octavian und die erste Kohorte“, grinste er. Mit diesem Spruch konnte er Frank ein Schmunzeln entlocken und dieser regelte den Rest für ihn. „Wir haben nichts zu verlieren, oder? Normalerweise hätten wir lediglich als Lockvögel und Zielscheiben agiert. Nun sind wir aber in der Lage, zumindest den Versuch zu starten etwas zu bewirken.“ Der asiatische Junge wurde von den anderen gemustert, sie sahen schließlich von ihm zu dem Wasser und anschließend ruhten ihre Blicke auf Percy. „Was sollen wir tun?“ Es gefiel Percy auf der Stelle, dass er als Neuling und Probatio die vollwertigen Legionäre befehligte. Nun war er an der Reihe und seine Kameraden bekamen sofort seinen spontanen Plan geschildert. Es stellte sich schließlich als ein Leichtes heraus, die Mauer zu erklimmen. Die Verteidiger hatten es noch ein paar Mal versucht, sie mit Wasser abzuwehren, doch sie kamen damit nicht gegen Percy an. Als sie nahe genug an der Mauer waren, ließ er die Kanonen schließlich einfach platzen und spülte den Teil dieser Mauer frei von Soldaten. Mit Hilfe von Enterhaken erklommen er, Frank und zwei weitere Legionäre die Mauer. Auf der anderen Seite war mittlerweile auch Jason nach oben gedrungen. Allem Anschein nach hatte der Plan des großen Prätoren wohl doch etwas mehr Zeit in Kauf genommen als geplant. „Sucht das Banner!“, befahl Percy und obwohl er keine Befehlsgewalt über die anderen hatte gehorchten sie. Er selbst blieb auf der Mauer. Es trachtete Percy nicht nach dem Erfolg, das Banner zu erobern. Er hatte ein ganz anderes Ziel vor Augen. Percy griff in seine Hosentasche und wie erwartet fand er dort den Kugelschreiber wieder. Er rannte die Mauer entlang, streckte die Hand aus und brachte eine der noch aktiven Wasserkanonen zum explodieren. Das Wasser strömte dabei sowohl über Jason wie auch über Octavian und seine Gefolgsleute. „Was für ein Missgeschick“, tat Percy unschuldig und verwandelte Springflut in ein Schwert, welches er lässig einmal in der Hand drehte. „Ich hab dich gar nicht gesehen, Grace.“ Damit hatte er Jasons Blitze, insofern er sich nicht selbst grillen wollte, ausgeschaltet. „Was soll das Jackson? Wir sind ein Team und ich habe dir befohlen dich raus zu halten“, knurrte er. „Ich sagte doch, es war ein Missgeschick!“, er schnalzte mit der Zunge und richtete sein Schwert auf Octavian. „Ihr solltet euch besser ergeben. Ansonsten ist hier noch ausreichend Wasser, um euch auf andere Art und Weise davon zu überzeugen.“ Er lächelte freundlich. Als Percy schließlich das Wasser aus den Leitungen einer zerstörten Kanone zog ließen Octavian und die anderen ihre Schwerter fallen. Percy erntete sowohl von Octavian, wie auch von Jason böse Blicke und das verschaffte ihm in diesem Augenblick eine riesige Genugtuung. Die Tore der Festung wurden aufgebrochen und Frank drang mit den anderen und dem feindlichen Banner ins Freie. Sie bejubelten laut Percys Namen. „Jackson! Jackson! Jackson!“ Es dauerte nicht lange, bis der Rest der Angreifer diesem Chor beistimmte. Sie hatten gewonnen und das mit der Hilfe eines Rekruten auf Probatio. Schmunzelnd senkte Percy das Schwert. „Wir sollten uns über den Sieg freuen, Grace.“ Er legte es darauf an, den Blonden zu provozieren. Nachdem dieser ihn so dermaßen unterschätzt hatte, dass er ihn rein gar nichts hatte machen lassen wollen, geschah ihm das bloß recht. „Percy Jackson!“, hallte mit einem Mal eine starke Frauenstimme laut über das Feld. Reyna war mit ihrem Pegasus gelandet und von diesem herabgestiegen. Um sie herum zogen die beiden Metallhunde ihre Kreise und fletschten besorgniserregend aggressiv wirkend die Zähne. Percy fragte sich, ob die beiden Hunde sich der Laune der Prätorin anpassten. Er runzelte die Stirn, das roch nach Ärger.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)