Allein, zu zweit, zu dritt von MaryReilly (Johnlock) ================================================================================ Kapitel 15: Zurück nach Hause ----------------------------- „Sherlock, jetzt sei nicht albern! Setz dich“, bat Violet zum dritten Mal, als ihr Sohn immer noch gegen den Küchentresen gelehnt stand und es vorzog seinen Tee stehend zu sich zu nehmen. „Mutter, lass ihn. Er kann nicht!“, bestimmte Mycroft genervt und löffelte sein Müsli. Die Feiertage hatten ihm wieder unnötige Kalorien eingebracht, die musste er dringend wieder loswerden! Strenge Diät war also unabdingbar. „Ja, John scheint ein echt toller Hecht im Bett zu sein“, erklärte Greg auch wissend, was Sherlock und John getrieben hatten. „Ich hab zwar meine Wette verloren, aber das ist nicht wichtig.“ „Ich sage dir immer wieder, du sollst nicht mit mir wetten.“ Mycroft lächelte ihn süffisant und schadenfroh an. „Du verführst mich immer wieder dazu!“ „Du musst ja nicht drauf eingehen.“ „Morgen. Wette? Um was habt ihr denn gewettet?“, wollte John wissen, der gerade die Küche betrat. Er hatte noch geduscht und war daher etwas später. Sherlock hatte ihm zwar angeboten, sie konnten gemeinsam duschen, aber der Ältere hatte dankend abgelehnt. Er wollte es mit der Gastfreundschaft seiner Schwiegereltern nicht übertreiben. „Darum wer von euch unten liegt natürlich“, antwortete Lestrade. „Morgen John, übrigens.“ Johns Augen weiteten sich. Er blickte Sherlock fragend an. „Du hast doch nicht etwa … alles ausgeplaudert?“, hakte er mich leicht roten Wangen an. „Nein, natürlich nicht!“, antwortete der Jüngere empört. Er war zwar sicher in dieser Hinsicht etwas offenherziger als John, aber er musste ja auch nicht jedes Detail erwähnen! „Er kann nicht sitzen“, warf Mycroft ein und atmete tief durch. „Wie wäre es, wo du meinen Bruder schon so geschunden hast, wenn du ihm ein Kissen besorgst, damit er sich endlich setzt und Mutter Ruhe gibt!“ „Mycroft!“, entfuhr es Greg, John und Sherlock gleichzeitig. Dieser rollte genervt mit den Augen. „Entschuldigung!“, brachte er dann gepresst hervor und schob das Müsli von sich weg. Das war einfach nicht gut! „Hier, iss das ...“ Greg stellte ihm einen Marmeladetoast auf seinem Teller vor die Nase. „Du weißt ...“, begann Mycroft. „Iss!“, bestimmte der DI und nickte zufrieden, als sein Partner dem nach kam. „Ist wie in dieser einen Snickers Werbung … wenn er hungrig ist, wird er zur Diva“, kam es trocken von Greg und John konnte nicht mehr. Er musste lachen. Er würde den Bruder seines Freundes nie wieder so sehen wie früher. Mycrofts jetzt fast mörderischer Blick traf Lestrades braune Augen, doch diesen ließ das kalt. „Das wirst du noch bereuen!“ „Oh, das hoffe ich doch sehr“, kam es anzüglich von Greg zurück. „Ich gebe es auf. Nach diesen Feiertagen brauche ich Urlaub! Siger … wollen wir nicht irgendwo hin fliegen?“, rief Violet und verschwand aus der Küche. Sie ging ins Wohnzimmer, zu ihrem Mann, der dort in ein Buch vertieft war. „Soll ich dir ein Kissen holen, für deinen geschundenen Hintern?“, flüsterte John jetzt Sherlock zu und musste grinsen, als dieser etwas verlegen den Kopf schüttelte. „Nein, ich wollte es so und ich ertrage es wie ein Mann.“ „Stehend?" „Verdammt richtig!“ Als sich ihre Blicke trafen mussten sie beide lachen, dann beugte John sich vor und küsste Sherlock sanft, bevor er sich dann zu Mycroft und Greg an den Tisch setzte. „Nun, entweder wart ihr beiden gestern brav oder ihr seid nicht so gut wie wir“, bestimmte John so ernst und trocken er konnte. Was sollte es? Es konnte ja wohl kaum noch peinlicher werden. „Alles eine Frage der Übung“, erwiderte Mycroft und leckte sich etwas Marmelade von seinem Daumen. „Nicht wahr, Greg?“ „So sieht's aus. Schade das wir heute schon abreisen ...“, seufzte der DI. „Ich muss. Dringende Termine, die leider meiner werten Anwesenheit bedürfen. Ich werde schon mal packen.“ Danach stand Mycroft auf und verschwand aus der Küche. Sherlock grinste schief und warf Lestrade einen Blick zu. „Ja, Mycroft liegt auch öfter unten“, bestätigte er die nicht ausgesprochene Vermutung des Detektivs. „Hm? Was ist … woher?“, wollte John wissen und blickte verwirrt von einem zum anderen. „Sein Gang. Sitzen kann er vielleicht noch, aber beim Gehen hat er Schwierigkeiten. Sehr interessant.“ „Trotzdem, wir führen eine sehr ausgeglichene Beziehung. Wie wollt ihr das handhaben?“, hakte Greg nach und John verschluckte sich an seinem Toast. Er hustete leise. Hatte er eben noch gedacht, es konnte nicht mehr peinlicher werden?? „Das steht noch nicht zur Debatte. Alles in Ordnung, John?“, wollte Sherlock wissen, als der Arzt sich gerade wieder fing. „Frag mich so was bitte nie wieder, während ich etwas esse oder trinke!“, bat er Greg und löste damit einen kurzen Lachanfall bei dem Polizisten aus. Gute zwei Stunden später verabschiedeten sich John und Sherlock von den Eltern des Detektiven. Violet betonte noch einmal, wie überaus schön es gewesen war John kennenzulernen und bat ihn, sie etwas auf dem Laufenden zu halten, da Sherlock ohnehin nie anrufen würde. Sherlock hatte daraufhin nur mit den Augen gerollt und John Richtung Taxi gezogen. Als sie dann endlich am späten Nachmittag des 1. Weihnachtstages wieder zurück in der Baker Street waren, seufzte Sherlock tief durch. „Zu Hause“, meinte er leise. „Hab ich dich noch nie sagen hören“, stellte John überrascht fest. „Nun, es ist auch erst ein Zuhause für mich, seit ich dich habe. So richtig habe.“ „Also, seit wir miteinander geschlafen haben?“ „Nein, seit wir ein Paar geworden sind“, stellte Sherlock die Sache richtig. Der Jüngere benutzte das Wort „Paar“ nicht sonderlich oft, daher genoss es John immer wieder, wenn er es doch mal tat. Ebenso wie er ihn seinem Vater als Lebenspartner vorgestellt hatte. Es hatte ein warmes Gefühl in John ausgelöst. Oft würde er ein „Ich liebe dich“ von Sherlock sicher nicht hören, aber diese Kleinigkeiten sagten ihm genau das. Der Jüngere liebte ihn. „Tee?“, hakte der Arzt dann nach und befreite sich von seinem Mantel. „Gern. Etwas Gutes hat es, dass wir weg waren. Die lästige Weihnachtsparty entfällt.“ „Oh nein, tut sie nicht.“ „Doch tut sie.“ „Nein, tut sie nicht!“, antwortete John mit Nachdruck und stellte den Wasserkocher an. „John! Willst du mir vielleicht irgendwas mitteilen?“ „Das hab ich dir schon, als ich alle eingeladen habe vor 2 Wochen, ich hab es dir in den darauffolgenden Tagen immer wieder gesagt, ebenso an dem Tag vor unserer Abreise“, erklärte er ernst und blickte Sherlock in die Augen. „Du hast vermutlich nur mal wieder nicht zugehört, was ja nichts Neues ist.“ „Weihnachtsgeschenke hab ich nicht besorgt“, stellte der Detektiv nur trotzig fest und setzte sich an den Küchentisch, stand jedoch gleich wieder auf, als er merkte, dass Sitzen immer noch nicht so vorteilhaft war. Die Fahrt nach Hause war schon schlimm genug gewesen. „Macht nichts, das wusste ich und hab es erledigt. Da wir jetzt ein Paar sind, reicht es völlig wenn wir als Paar jedem etwas schenken. Für Mrs. Hudson hab ich einen Seidenschal besorgt, für Molly ihr Lieblingsparfum und für Greg eine gute Flasche Whisky. Wusste ja da noch nicht, dass wir ihn bei deiner Familie treffen. Kann es immer noch nicht glauben, er und die eiserne Lady…“ John schüttelte lachend den Kopf. „So eisern erschien mein Bruder mir nicht wirklich.“ Sherlock schmunzelte. „Nein, ganz und gar nicht … Greg hat wohl den Schlüssel für seinen Keuchheitsgürtel gefunden“, scherzte John, während er Teebeutel in die Tassen warf. Er wollte gerade das Wasser eingießen, als Sherlocks Arme sich von hinten um seinen Körper schlangen. „Ebenso wie du zu meinem. Hm … John … du riechst gut“, stellte der Jüngere fest, während er seine Nase in Johns Haaransatz vergrub. Seit sie miteinander geschlafen hatten, war er noch verrückter nach John. Konnte das überhaupt gehen? „Danke, Sherlock.“ Der Ältere lehnte sich zurück und schloss die Augen. „Manchmal fasse ich noch nicht mal, dass wir wirklich zusammen sind …“, seufzte er leise und drehte sich dann zu Sherlock um, um ihn zu küssen. Am nächsten Tag quälte Sherlock sich durch die öde und nach seiner Meinung unnötige Weihnachtsparty. Er spielte ein paar Lieder auf seiner Geige, trank etwas Wein und langweilte sich. Jedoch hatte John ihm versprochen ihre Erfahrungen noch etwas zu vertiefen, wenn er sich ordentlich benahm. Daher hatte er es tunlichst unterlassen spitze Bemerkungen in Mollys Richtung zu unternehmen, nachdem sie erfahren hatte, dass John und er ein Paar waren. Vielleicht würde ihr das aber auch endlich helfen, über ihn hinweg zu kommen? Nachdem ihre Gäste dann endlich weg waren, zogen die beiden sich in ihr mittlerweile gemeinsames Schlafzimmer zurück. Auch dieses Mal wurden die beiden sehr leidenschaftlich und Sherlock verlangte regelrecht von John, dass er ihm schmutzige Sachen ins Ohr flüsterte. Als die beiden ihren Gefühlen dann unterlagen, war es schon mitten in der Nacht. „Ich sollte meine Kleider mal hier runter räumen, findest du nicht? Hast du noch Platz im Schrank?“ „Nein, er ist voll“, seufzte Sherlock und schmiegte sich müde an John, der einen Arm um ihn legte. „Hm … dann sollten wir einen Größeren kaufen.“ „Findest du? Du könntest auch deinen hier herunterschaffen.“ „Hilfst du mir?“ „Muss ich wohl, oder?“ „Allein wird es schwierig … und ich finde es umständlich, dass ich ständig zum Anziehen hoch rennen muss, wo ich doch immer hier schlafe.“ „Gut, dann helfe ich dir.“ „Es war überraschend einfach dich zu überzeugen“, stellte John lachend fest. „Vielleicht sollte ich dich öfter nach dem Sex um Dinge bitten, die ich gerne hätte.“ „Du kannst es versuchen, aber ich werde dir nicht garantieren, dass ich alles einhalte, was ich in diesem postkoitalen Zustand verspreche!“ „Einen Versuch ist es wert …“ John gähnte ausgiebig. „Lass uns schlafen.“ „Ja … Nacht.“ „Nacht.“ Es dauerte nicht lange, bis sie eingeschlafen waren. In den kommenden Tagen half Sherlock Lestrade bei einigen Fällen. John arbeitete wieder aushilfsweise im Krankenhaus und kurz vor Jahreswechsel nahmen sie einen neuen Fall an. Silvester feierten die beiden allein. Sie sahen sich einen Film an, zu dem John Sherlock in einem schwachen Moment überredet hatte und sie genossen einfach die Nähe des anderen. Kurz vor Mitternacht gingen sie dann nach unten zu Mrs. Hudson und stießen mit ihre auf das neue Jahr an. Als sie sich das Feuerwerk ansahen seufzte John schwer. Seine ungeborene Tochter kam ihm wieder in den Sinn. Etwas wehmütig dachte er daran, dass er sie nie kennenlernen würde. Gut, in sein Leben passten auch keine Kinder, aber er hätte sie dennoch gerne kennengelernt und aufwachsen gesehen. Mary war ihm mittlerweile reichlich egal, er war mit dem Menschen zusammen, den er liebte und diesem Umstand verdankte er auch, dass er über dieses ganze Drama mit Mary recht schnell hinweg gekommen war. Dennoch, das mit seinem Kind … das lag ihm immer noch schwer in seinem Magen. „Alles in Ordnung?“, wollte Sherlock wissen. „Es ist … wegen … ach es ist nichts.“ Sherlock verengte die Augen. „Du denkst an dein Kind“, stellte er nüchtern fest und seufzte schwer. Am liebsten hätte Sherlock ihm jetzt geraten, sie einfach zu vergessen, aber das erschien ihm als nicht angebracht. Seit er mit John zusammen war, hatte er zumindest was ihn betraf etwas mehr Taktgefühl erlernt, als vorher. „Ja, woher …“ „Ich sehe es dir an. Deine Augen glänzen dann immer so sehnsüchtig und dein Blick geht ins Leere. Noch dazu deine hängenden Schultern, das tust du nur, wenn du wehmütig oder traurig bist. Da es zwischen uns gut läuft, du Mary längst überwunden hast, deinen Job wieder aufgenommen hast und wir einiges zu tun hatten, dir auch nicht langweilig ist, ist es deine Tochter. Offenkundig.“ Sherlock machte eine Pause. „Sie ist momentan das einzige, dass dir die Stimmung vermiest.“ „Du hast Recht, wie immer“, seufzte John und zuckte mit den Schultern. „Ich hätte sie gerne kennengelernt.“ „Ich weiß“, erwiderte Sherlock nur leise und hauchte einen Kuss auf die Wange seines Partners. „Ein Kind kann ich dir natürlich nicht bieten, nur mich.“ „Ja. Danke Sherlock“, erwiderte der Ältere und verschloss die Lippen seines Partners mit einem Kuss. Auch an Weihnachten hatte er das ein oder andere Mal an sie gedacht, aber den Gedanken immer wieder beiseite geschoben. Er war auch von den Holmes sehr gut abgelenkt worden. Das war wirklich ein schönes Weihnachtsfest gewesen und John freute sich schon auf das nächste Mal. Ostern wollten sie dann wieder dort verbringen. Sherlock hatte murrend zugestimmt, mit der Anmerkung dass er jetzt zweimal im Jahr seine Eltern besuchen müsste und das doch Zeitverschwendung wäre!! Nach dem John die Arbeit an seinem Blog wieder aufgenommen hatte, gingen auch wieder mehr Fälle ein. Die beiden hatten gut zu tun, was sich auch auf Sherlocks Laune niederschlug. Er war völlig ausgelastet. Interessante Fälle, eine ausgeglichene, befriedigende Beziehung … es schien alles perfekt. John dachte immer weniger an seine Tochter, begann sich damit abzufinden, dass er sie nie sehen würde und genoss die Zeit mit dem Detektiven. Es war März, als Mrs. Hudsons erschrockener Aufschrei die beiden Männer in Alarmbereitschaft versetzte. Sie hatten gerade gefrühstückt, als ein lautes „OH MEIN GOTT!“, durchs Haus geschallt war. Sofort sprangen sie auf und liefen die Treppe hinunter. Doch was sie dort vorfanden, hätten sie nicht erwartet. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)