Allein, zu zweit, zu dritt von MaryReilly (Johnlock) ================================================================================ Kapitel 6: Unerwartete Nähe --------------------------- Kapitel 6 – Unerwartete Nähe John sah noch einmal nach Sherlock, bevor er sich an seinen Laptop setzte und diesen hochfuhr. Er wusste noch immer nicht, ob er wirklich sehen wollte was auf dieser CD drauf war. Andererseits hatte Mycroft Recht, von selbst würde Sherlock sicher niemals erzählen, was ihm in den 5 Tagen passiert war. Der Arzt schob also die CD ins Laufwerk, nachdem sein Laptop startklar war und er wünschte sich keine 5 Minuten später, er hätte es nicht getan. Was er sah trieb ihm Tränen in die Augen. Er musste hart schlucken und war versucht auf Pause zu drücken, doch er zwang sich weiter zu schauen. Es war grausam und das alles tat ihm nur aus purer Lust an der Gewalt an. Die wollten gar nichts von ihm. Sie waren einfach nur froh gewesen, ein Opfer zum Quälen zu haben. Okay, vielleicht waren sie auch etwas sauer, dass er sie ausspioniert hatte, aber es war nicht so, dass sie etwas von ihm verlangten. Nein, sie quälten ihn einfach nur gerne und wollten das allem Anschein nach so lange wie möglich durchziehen. Vielleicht, bis ihn wirklich seine Lebensgeister verließen. Es war … grausam. Einfach nur grausam! John strich sich einige Tränen weg, die über seine Wange liefen und atmete tief durch. „Was … schaust du da …?“, hörte er dann die dunkle Stimme seines Mitbewohners. Der Arzt schrak hoch und klappte den Laptop sofort zu. „Nichts.“ „Den Tränen nach zu urteilen … sieht das nicht … nach nichts aus ...“, kam es atemlos von dem Jüngeren, der ziemlich viel Kraft aufbringen musste, um sich überhaupt auf Beinen halten zu können. „Was machst du überhaupt hier?“, lenkte John vom Thema ab. „Muss … muss aufs Klo ...“ Sherlock schwankte gefährlich und der Ältere war direkt zur Stelle, er stützte seinen Freund und half ihm ins Bad. „Normale Menschen würden schlafen, nach so einer Dosis Medikamente.“ „Bin … eben nicht … normal“, erwiderte Sherlock und versuchte ein Grinsen, was ihm nur schwerlich gelang. Im Bad angekommen, wollte John wieder hinausgehen, doch Sherlock hielt ihn fest. Mit leicht roten Wangen blickte er ihn verlegen an. Sherlock - verlegen?! „Du … musst mir helfen … ich pack mich nicht ...“ „Aber die Male davor ging es doch ...“ „Das Fieber … die Schmerzen … die Medikamente … ich hab keine Kraft mehr“, bestimmte der Jüngere und John atmete durch. „Du bist doch Arzt. Du … solltest doch kein Problem damit haben … oder? Falls doch, dann muss ich sehen wie ich klar komme ...“ „Nein, es ist okay … du hast Recht. Halt dich da an der Wand fest“, bat John leise, während er einmal durchatmete und Sherlock dann seine Pants noch unten zog. Er bemühte sich sehr dabei nicht auf den Schritt seines Mitbewohners zu starren und ihn so wenig wie möglich zu berühren. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass ihm irgendwie warm wurde. Er schob es auf die leichte Scham, die er dabei empfand. Es war eben schon … merkwürdig, seinem besten Freund aufs Klo zu helfen, doch trotzdem unabdingbar, das sah sogar John ein. „Danke …“, murmelte Sherlock leise und nahm mit Johns Hilfe auf der Toilette platz. Es war dem Detektiv sichtlich unangenehm auf so viel Hilfe angewiesen zu sein, doch wenn er sich nicht in die Hose machen wollte, musste er da durch. Im Krankenhaus hätte man ihm vielleicht einen Katheter gelegt, aber hier ging das nicht. Nachdem Sherlock sein Geschäft verrichtet hatte, half John ihm wieder in seine Hose und ins Bett zurück. „Bleibst du … bei mir?“, hakte Sherlock nach und John schob das alles immer noch auf das Fieber. Normalerweise würde ein Sherlock Holmes ihn nicht um so etwas bitten! Niemals. „Ich komme gleich. Ist es okay, wenn ich noch meinen Tee austrinke?“, antwortete John leise. Würde der Jüngere nein sagen, würde er den Tee, Tee sein lassen. Doch dieser nickte und kuschelte sich wieder unter die Bettdecke. John verschwand noch einmal im Wohnzimmer. Griff nach seiner Tasse mit Tee. Sein Blick wanderte wieder zum Laptop und er dachte daran, was er da eben gesehen hatte. Nein, Tee war nicht das, was er jetzt brauchte!! John ging in die Küche und nahm sich ein Glas. Kurz darauf füllte er es mit bernsteinfarbener Flüssigkeit und trank einen Schluck davon. Kein Wunder, dass Sherlock Albträume hatte! Verdammt, es war einfach schrecklich und John zog sich der Magen zusammen als er an das dachte, was man seinem Mitbewohner angetan hatte. "Genau ... es war furchtbar und du hast nichts besseres zu tun, als ihm ständig zwischen die Beine zu starren!", fluchte er leise über sich selbst. Er kam sich immer noch sehr schäbig dabei vor. Trotzdem konnte er seinen Körper nur schwer kontrollieren, in dieser Hinsicht. Er war doch nicht mal schwul! Er hatte nie Probleme damit gehabt mit Frauen zu schlafen oder andere Männer attraktiv gefunden. Wobei ... das ein oder andere Mal in der Armee ... John biss sich unsicher auf die Unterlippe. Nun, zumindest musste er ja bi sein. Na fabelhaft! Jetzt musste er sich nicht nur mit seinem verlorenen Kind auseinandersetzen und damit dass ihn seine Frau verlassen hatte, sondern auch mit seiner sexuellen Orientierung. War es das was man Midlifecrisis nannte? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Er und sein Leben waren schon ziemlich verkorkst. Während seiner Dienstzeit hatte er es darauf geschoben, dass er einfach sexuell frustriert und keine Frauen in der Nähe waren. Aber zur Zeit? Er könnte jeder Zeit los ziehen, flirten und eine Affäre haben ... doch das wollte er gar nicht. Er wollte etwas festes, eine erwachsene Beziehung und keine wöchentlich wechselnden Betthäschen. Dem war er entwachsen, als er Mary kennengelernt hatte. Doch dann war Sherlock wieder gekommen und das Unheil hatte seinen Lauf genommen. Ein leises, gequältes Stöhnen drang an sein Ohr. John leerte sein Glas, löschte das Licht und eilte dann in Sherlocks Schlafzimmer. Dieser wandte sich im Schlaf und John ließ sich auf der freien Betthälfte nieder. Er strich ihm sanft über die Stirn und versuchte ihn etwas zu beruhigen. "Sherlock, ich bin hier. Es ist alles gut. Nur ein Traum", flüsterte John leise. Sein Mitbewohner fühlte sich immer noch heiß an. Das Fieber konnte noch nicht weit gefallen sein, wenn überhaupt. John japste überraschend nach Luft, als zwei Arme sich um ihn schlangen. Ein gemurmeltes "John ..." drang an sein Ohr und der Jüngere schmiegte sich im Halbschlaf und Fieberwahn fest an ihn, doch es schien dem Jüngeren gut zu tun, denn er beruhigte sich langsam wieder. John ergab sich stöhnend in sein Schicksal und hielt ihn einfach nur fest. "Es ist gut. Ich bin hier und bleib bei dir." "Danke ... ich ... liebe dich John, weißt du das?" Johns Augen weiteten sich und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Hatte er das richtig vernommen? Aber Sherlock hatte Fieber, sehr hoch! Unter normalen Umständen hätte er niemals so etwas gesagt. John schluckte und er musste zugeben, dass diese Worte ein angenehmes Gefühl bei ihm hinterließen. Dennoch, sicher hatte Sherlock das nicht so gemeint. Sicher liebte er ihn, wie man eben einen besten Freund liebte oder seinen Bruder. John zog die Stirn kraus, als er an Mycroft dachte und konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Nein, nicht wie einen Bruder! Zumindest nicht in Sherlocks Fall. Der Jüngere schlief und wirkte entspannt, seit er in seiner Nähe lag und John rutschte jetzt in eine bequemere Position. Was brachte es noch mit seinem Schicksal zu hadern? Er konnte nicht leugnen, dass auch er sich in Sherlocks Nähe wohlfühlte. Während er weiter darüber grübelte, ob er nun schwul, bi oder hetero war, strich er gedankenverloren durch Sherlocks dunkelbraune Locken, die leicht feucht waren. Natürlich, der Jüngere schwitze und hatte starkes Fieber. Trotzdem empfand der Ältere das hier selbst gerade als entspannend und er fühlte sich das erste Mal ein wenig besser, seit er wieder hierher zurück in die Baker Street gekehrt war. Das Schlimmste an der Sache mit Mary war einfach, dass er geglaubt hatte sie zu kennen, sie zu lieben … doch sie hatte das mit ihrem Handeln zerstört. Die Liebe, das Vertrauen. Es war weg und er hatte es nicht wieder aufbauen können. Komisch, Sherlock konnte wirklich tun was er wollte, ihm hatte er immer verziehen. Manchmal hatte er etwas länger gebraucht, manchmal war schon binnen Sekunden alles wieder normal zwischen ihnen gewesen. Für ihn hatte er sogar diesen dämlichen Schnurrbart abrasiert. Zwar hatte er es damals nicht zugegeben, aber es war so. Sherlock hatte sich spöttisch darüber geäußert und sein Entschluss war gefasst gewesen. Das Ding musste weg. Da hatte es nicht noch Marys Reaktion bedurft. Er war sich sicher, er hätte ihn sogar abrasiert, wenn er ihr gefallen hätte. John seufzte leise. Egal wie man es drehte. Sherlock war schon immer Mittelpunkt seines Lebens gewesen und würde es bleiben. Für andere war da auch einfach kein Platz. Der Detektiv vereinnahmte einen gänzlich. Über diese ganzen Gedanken schlief John irgendwann mitten in der Nacht ein. Als er am nächsten aufwachte, spürte er als erstes Hitze. Unglaubliche Hitze! Er schwitzte an jeder erdenklichen Stelle seines Körpers. Sein Hemd klebte feucht an seinem Oberkörper und er war sich sicher, dass er das T-Shirt darunter auswringen konnte. Dann erst wurde ihm der Grund für diese Hitze bewusst. Sherlock. Dieser lag an seinem Rücken, die Arme um und Beine fest um ihn geschlungen. Sein Gesicht ruhte in Johns Nacken und er konnte den leichten Atem des Jüngeren spüren, der ganz sacht gegen die Härchen seines Haaransatzes stieß. John atmete durch und schloss wieder seine Augen. Was sollte er tun, wenn er sich jetzt regte würde er Sherlock aufwecken und ohne ihn zu wecken konnte er unmöglich der Umklammerung entfliehen. Ob es dem Jüngeren peinlich war, wenn er aufwachte und sah, dass er körperlichen Kontakt nicht nur zugelassen, sondern sogar gesucht hatte? Sherlock bewegte sich etwas, vielleicht die Chance zu entkommen, doch er musste resigniert feststellen, dass er ihn nur noch dichter an sich zog. Ein leises, genüssliches Schmatzen war zu hören und John schob grinsend eine Augenbraue hoch. Im Schlaf wirkte Sherlock so menschlich. Der Arzt begann das langsam zu genießen, wenn er ehrlich war. „Willst du aufstehen?“, durchschnitt dann Sherlocks dunkle, schlaftrunkene Stimme seine Gedanken und John riss die Augen auf. „Du … du bist … wach?“, seine Stimme klang heller, als sie eigentlich war, was seine Überraschung und seinen Schock zum Ausdruck brachte. „Natürlich, sonst könnte ich wohl kaum mit dir reden“, erwiderte der Detektiv nonchalant und gab ein leises Schnauben von sich, das heiß in Johns Nacken blies. Dieser schluckte hart und versuchte die aufkommende Erregung niederzukämpfen, die dadurch verursacht wurde. „Warum …?“ „Warum was, John?“ „Du … umarmst mich.“ „Brillant, wie hast du das nur festgestellt?“ „Dir geht es offensichtlich besser, wenn du wieder so zynisch sein kannst.“ „Ein wenig, ja. Dank dir.“ „Dank den Medikamenten“, korrigierte John leise. „Nein. Na ja, zugegeben sie werden schon eine Rolle gespielt haben, aber du hast dich um meine Wunden gekümmert, mich versorgt und jetzt bist du hier. Bei mir.“ „Das hast du wirklich haarscharf erkannt.“ „Also, was ist, willst du aufstehen?“ „Ich ...“, begann John und seine Wangen färbten sich leicht rot. „Es wäre wohl besser, ich bin völlig verschwitzt und brauche eine Dusche.“ 'Eine eiskalte!', setzte er in Gedanken hinterher. „Du riechst noch gut“, seufzte Sherlock, der kurz Luft einsog, da er an ihm schnupperte. „Im Gegensatz zu mir.“ Noch immer hatte der Jüngere ihn nicht losgelassen. Was machte er da nur? John sollte die Gelegenheit beim Schopfe packen und aus dem Bett fliehen. Kalt duschen und wieder etwas runterkommen, doch stattdessen ließ er es zu, dass Sherlock ihn weiterhin festhielt. Er konnte nicht aufstehen. Zu sehr genoss er das hier gerade. „Hab … schon Schlimmeres … gerochen“, kam es leise und mit rauer Stimme von John. „Hmhm … trotzdem, ich muss mich dringend waschen.“ „Wenn du wieder etwas genesen bist.“ „Ein Bad wäre gut. Hilfst du mir dabei? Du könntest mich waschen.“ „Sherlock!“ Er hörte ein leises, dunkles Lachen hinter sich. „Ich sollte noch einmal dein Fieber messen, du scheinst immer noch nicht bei klarem Verstand zu sein“, jetzt wandte sich John aus der Umarmung oder versuchte es zumindest, doch nachdem er spürte, dass Sherlock ihn mit seiner letzten Kraft festhielt, gab er es auf. Er wollte ihn nicht noch weiter auslaugen. „Ich habe noch Fieber, keine Frage, aber es ist lange nicht mehr so schlimm wie gestern. Ich kann wieder etwas besser denken.“ „Für mich sieht das aber gerade nicht so aus!“ Wieder dieses dunkle Lachen und dann drehte Sherlock sich auf den Rücken. Ließ John los und ein grausames Gefühl von Verlust stieg in dem ehemaligen Soldaten auf. Er kämpfte es nieder und richtete sich auf. Der Jüngere hatte einen Unterarm über seine Augen gelegt, dann drehte er John den Rücken zu und kuschelte sich wieder fröstelnd unter die Bettdecke. Ja, Fieber hatte Sherlock immer noch. Sicher war er auch nur deshalb so anhänglich gewesen. Unter normalen Umständen würde der Jüngere sich so etwas doch nie hingeben, oder? Wobei man ja sagte, Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit … war das auch so, wenn man Fieber hatte? John schob auch diese Gedanken wieder in weite Ferne und richtete sich auf. „Du musst deine Medikamente noch nehmen“, sagte er mit, wie er hoffte, fester Stimme und ging um das Bett herum. Er dosierte alles und stellte es auf Sherlocks Nachttisch. „Ich hol dir noch ein Wasser“, bestimmte er und ging dann in die Küche. Nachdem Sherlock versorgt war, ging John ins Bad. Er brauchte jetzt wirklich eine Dusche und etwas Abstand. Mit der plötzlichen Nähe und Anhänglichkeit von Sherlock konnte er momentan nicht umgehen. Nicht, da seine eigenen Gefühle nicht mal annähernd geklärt waren! tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)