Allein, zu zweit, zu dritt von MaryReilly (Johnlock) ================================================================================ Kapitel 3: Das Abendessen ------------------------- Es hatte sich nichts verändert. Kaum hatten sie das Restaurant betreten, führte Angelo sie an den Tisch, an dem sie schon bei ihrem ersten „Date“ gesessen hatten. Wie damals und ebenso bei ihren restlichen Besuchen, stellte Angelo ihnen Kerzen auf den Tisch, weil es romantischer war. Sherlock sagte wie immer nichts dazu und John hatte es aufgegeben dagegen zu protestieren, denn der Italiener würde sowie niemals glauben, dass er und Sherlock kein Paar waren. Allerdings war es heute das erste Mal, dass er nichts dazu sagte, sondern direkt nach der Karte griff, was Sherlock natürlich stutzig machte. „Du sagst gar nichts“, stellte er daher fest und blickte aus den Fenstern. Noch konnte er ganz gut hinaus sehen, aber lange war das nicht mehr möglich. Es würde bald dunkel werden, denn es war bereits später Nachmittag. „Was sollte ich denn sagen?“, hakte John nach und entschied sich für eine Pizza und dazu einen trockenen Rotwein. „Sonst hast du dich immer beschwert, wenn er uns Kerzen wegen der „Romantik“ auf den Tisch gestellt hat. Du hast vehement abgestritten, dass wir ein Paar sind.“ „Vielleicht bin ich es einfach Leid gegen Windmühlen zu kämpfen, denn er wird es wohl nie begreifen.“ John winkte lachend ab. „Vermutlich nicht, Don Quichotte“, seufzte Sherlock. „Offensichtlich geben wir ein herrliches Paar ab.“ „Zumindest denken das viele. Muss wohl an deiner charmanten Art liegen und damit, dass ich damit zu Recht komme“, kam es ironisch von John. „Sie denken sicher, dass du andere Qualitäten hast, die mich bei Laune halten und das … obwohl ich erst vor kurzem geheiratet habe“, erklärte John leise und schüttelte resigniert den Kopf. „Ich habe viele Qualitäten!“, begehrte der Detektiv auf und runzelte die Stirn. „Welche könnten sie denn meinen?“ „Na welche wohl …?“ Jetzt musste John doch amüsiert schmunzeln. Manchmal war Sherlock einfach zu naiv. „Ich ein Meister der Deduktion, gut in Chemie, habe ein brilliantes Gedächtnis, kann ...“ „Nicht deine wissenschaftlichen oder geistigen Fähigkeiten, mein Lieber!“, unterbrach der Arzt ihn direkt lachend. Es war einfach ziemlich amüsant, fand John. Der Meister der Deduktion erkannte hier nicht das Offensichtliche, da es mal wieder um Gefühle und Emotionen ging. „Was … ist es dann?“ „Sie nehmen alle an, wir wären ein Paar … was denkst du denn?“ Sherlock legte die Stirn in Falten, legte den Kopf schief und schnappte dann wissend nach Luft. Endlich war der Groschen gefallen. „Oooh ...“, kam es leise über seine Lippen. „Genau.“ „Dann irren sie sich, diese Fähigkeiten beschränken sich auf einige feuchte Träume zu meiner Teenagerzeit. Du kannst dir vorstellen, wie froh ich war, als das nachgelassen hat“, kam es trocken von Sherlock. „Und ich wäre froh, wenn du diese Details einfach für dich behältst“, schlug John vor. „Es sind doch nur ein paar dumme Fakten aus meiner Vergangenheit.“ „Nicht alles muss näher erläutert werden.“ „Ich wollte nur klarstellen, dass ich mich solchen Intimitäten noch nie ...“ „Schon klar!“, unterbrach John seinen besten Freund. „Du bist noch Jungfrau, ich weiß Bescheid. Mehr will ich nicht hören!“, bestimmte er ernst. Sowieso fand John, dass solche Dinge keine angebrachten Themen für Unterhaltungen in einem Restaurant waren. Zu viele Mithörer. So etwas gehörte ins Schlafzimmer oder zumindest in die eigenen vier Wände. „Was? So was erzählt man doch seinen besten Freunden oder nicht? Zumindest, wenn man diesen Seifenopern im Fernsehen Glauben schenkt.“ „Siehst du dir immer noch diesen Mist an, um menschliche Beziehungen zu studieren?“ „Nein, denn menschliche Beziehungen langweilen mich.“ „Gut … denn es entspricht nicht mal im Entferntesten der Realität. Ich meine, in welchem normalen Leben passieren ständig solche Dinge, wie Entführungen, Erpressung, Betrug …“, zählte John leise auf und stockte dann. „Oh …“ Sherlock konnte jetzt nicht anders, als leise zu lachen und John rollte mit den Augen. Er stimmte in das Lachen des Jüngeren mit ein und schüttelte den Kopf. „Nun, ich gebe zu … unser Leben verläuft wohl auch in etwas anderen Bahnen.“ „Bereust du es?“ „Was?“ „Wieder zurück zu sein.“ „Nein“, kam es ohne groß darüber nachzudenken und John lächelte. „Nein, es tut mir gut. Du tust mir gut. Ich werde abstreiten, das je gesagt zu haben!“ Sherlock lachte wieder, dunkel und ehrlich, was selten vorkam. John konnte nicht anders, als sich gut und auch etwas beflügelt zu fühlen. Er war verantwortlich für dieses Lachen. Er war es, der etwas Farbe und Fröhlichkeit in Sherlocks Leben brachte und das tat gut. Das füllte ihn aus, egal wie nervig sein bester Freund und Mitbewohner sein konnte, oder auch … beleidigend. Im Endeffekt tat es gut zu wissen, dass er der eine Mensch war, der Sherlock wirklich zum Lachen bringen konnte. Sherlock hatte sich, wie angekündigt, nur einen Tee bestellt. John hatte die Hälfte seiner Pizza gegessen, aber mehr bekam er nicht runter. Dafür hatte er die letzten Wochen einfach zu wenig zu sich genommen. Er war es schlichtweg nicht mehr gewohnt so große Portionen zu essen. „Du solltest etwas essen. Probier mal, sie ist gut“, bat er leise und schob seinen Teller etwas in Sherlocks Richtung. „Keinen Hunger. Frühstück. Schon vergessen?“, kam es etwas genervt von Sherlock. „Sherlock, bitte … ein bisschen was. Für mich ...“ „Weißt du, das hat mir überhaupt nicht gefehlt!“, meckerte Sherlock genervt und griff sich ein Stück der Pizza. John hatte die Hälfte in 4 gleich große, handliche Teile zerschnitten. Sherlock biss in das Stück hinein, legte den Kopf etwas in den Nacken, um dem zähen, warmen Käse gerecht zu werden und diesen besser essen zu können. Hinter seinen Lippen verschwand Stückchen für Stückchen und John schluckte hart. Er zwang sich wegzusehen und griff daher nach seinem Glas mit Wein. Er trank einen großzügigen Schluck, merkte dann dass die kleine Glaskaraffe leer war und bestellte bei Angelo durch Handzeichen gleich noch eine. Besser, als seinem besten Freund dabei zuzusehen, wie dieser besonders lasziv Pizza aß. Vor allem, warum kam ihm überhaupt irgendwas Sexuelles dabei in den Sinn? War es, weil sie gerade eben das Thema hatten? So etwas sollte man nicht denken, wenn einen die eigene Frau gerade verlassen hatte. Auftragskillerin, Geheimagentin oder was auch immer, hin oder her! Oder? Das Schlimme war, es war ja nicht das erste Mal. John hatte schon vor seiner Heirat Situationen erlebt, in denen er Sherlock am liebsten verflucht hätte. War es, weil er sich mal wieder in viel zu enge Kleidung zwängte, einen Löffeln mit dem er Pudding aß viel zu lange, viel zu gedankenverloren und viel zu genüsslich ableckte oder seine Teetasse, wenn auch unbewusst, zu ausgiebig streichelte. Viele dieser Dinge waren ihm an Sherlock aufgefallen, jedoch hatte er das stets gekonnt ignoriert. Absicht wollte er dem Jüngeren nicht mal unterstellen. Vermutlich wusste der selbst nicht genau, dass er ab und an die erotischsten Posen annahm. Moment! Was dachte er da. Vielleicht doch besser kein Wein mehr? Aber da kam auch schon der bestellte Nachschub und John wurde die Entscheidung wieder abgenommen. Wie schon am Morgen durch Mary. Er seufzte leise über sich selbst. Er war ein hoffnungsloser Fall. Sherlock nahm sogar noch ein zweites Stück Pizza und blickte John nach diesem erwartungsvoll an. „Zufrieden? Können wir jetzt nach Hause gehen? Ich habe noch Vorbereitungen zu treffen.“ „Vorbereitungen?“ „Für meinen Fall, an dem ich schon länger dran bin.“ „Was denn?“ „Nichts von Bedeutung.“ „Aber wichtig genug, dass du dich dessen annimmst. Was ist los?“ „Nichts. Wie ich schon sagte und es ist mein Fall. Etwas, um das mein Bruder mich gebeten hat. Also trink aus“, bat Sherlock und war schon aufgestanden, bevor die Geldnoten den Tisch berührten, die er aus seiner Hosentasche geholt hatte. John bewunderte die Eleganz des Jüngeren, er selbst kam sich dabei immer tolpatschig und tölpelhaft vor. John versuchte gar nicht erst Sherlocks Gedanken zu folgen, denn dafür hatte er auch schon zu viel Wein intus und den letzten, den er bestellt hatte sowieso. Um seinem Freund folgen zu können, musste er ihn entweder leer trinken oder stehen lassen. Er entschied sich für ersteres. Etwas angetüdelt würde er sicher auch mal schlafen können, was ihm in den letzten Wochen oft versagt worden war. Als der Arzt das Restaurant verließ wartete Sherlock bereits im Innenraum eines Taxis und winkte ungeduldig. John sah seinen Verdacht, dass der Detektiv irgendein Abkommen mit allen Taxis Londons hatte, wieder einmal bestätigt. Warum fand man sonst so schnell immer ein Taxi? Egal wo man gerade war?? „Du solltest dich schlafen legen, nicht dass du morgen verkatert bist“, stellte der Jüngere fest. „Keine Sorge, das verkrafte ich schon. Wo willst du denn jetzt noch hin?“ „Hab ich gesagt, ich will weg?“ „Du sprachst von Vorbereitung … ich bin mir sicher, die wirst du nicht von der Baker Street aus machen, ich kenn dich doch. Zu gut manchmal ...“, seufzte John leise. Oh ja, er spürte den Alkohol und sehnte sich schon nach seinem Bett. „Gut, du hast Recht. Ich muss noch einmal raus. Ich brauche nur das ein oder andere aus der Wohnung und dann bin ich wieder weg. Könnte sein, dass es bis Morgen dauert, also warte nicht auf mich“, bat der Detektiv ungerührt und John seufzte. Er war heute eh nicht mehr in der Lage zu warten. Alles was er wollte war in sein Bett fallen und schlafen. Die zurückliegende Zeit und der heutige Tag waren einfach zu anstrengend gewesen. „Arbeitest du Morgen?“, wollte Sherlock dann unvermittelt wissen. „Nein. Bin … beurlaubt. War wohl nicht sonderlich nett und aufmerksam, zu meinen Patienten.“ „Nicht dein ernst. Du?“ Skeptisch blickte der Jüngere ihn an. „Tja, das passiert wohl … wenn die eigene Frau auf den besten Freund schießt und man das nicht verzeihen kann. Wenn man sich am liebsten von ihr trennen würde, aber genau weiß, dass sie ...“ John brach ab und machte eine wegwerfende Handbewegung. Er hörte wie Sherlock zu einer Antwort ansetzte. „Nicht jetzt. Sei einfach still.“ Sherlock tat ihm glücklicherweise den Gefallen und blickte aus dem Fenster, während John seine Augen schloss und kurz gähnte. Als sie in der Baker Street ankamen bat Sherlock den Fahrer kurz zu warten, da er gleich weiter wollte und begleitete John noch nach oben in die Wohnung. „Dann bis Morgen?“, hakte der Arzt leise nach. „Ja. Gute Nacht John.“ Waren die letzten Worte, die der Mediziner hörte, bevor Sherlock in seinem Schlafzimmer verschwand. Am nächsten Morgen erwachte John aus einem unruhigen Schlaf und mit leichten Kopfschmerzen. Der Wein kam ihm wieder in den Sinn und er verfluchte sich dafür, dass er ihn so schnell herunter gekippt hatte. Er brauchte ein Aspirin und das dringend, wenn er den Tag überleben wollte. Er hatte geschlafen, aber war öfter aufgewacht, als ihm lieb gewesen war. Er hatte von Mary geträumt, dem ungeboren Baby, Sherlock … verwirrende Träume und er wollte sie gar nicht näher analysieren. Verschlafen stand er auf, streckte sich und entschied, dass er vor der ausgiebigen Dusche, nach der er sich sehnte, einen Kaffee und ein Aspirin brauchte, also machte er sich auf den Weg in die Küche. Diese fand er verwaist vor. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es schon weit nach 11 Uhr war. Zuerst nahm er ein Aspirin, trank ein großes Glas mit Wasser leer und bereite sich dann einen Kaffee zu. Außerdem räumte er noch die restlichen Lebensmittel weg, die noch vom gestrigen Einkauf auf dem Tisch standen, dann ließ er sich auf einen der Küchenstühle nieder. Ob Sherlock bereits zu Hause war? Er hatte ihn zumindest nicht heimkommen gehört und es war nicht sonderlich ungewöhnlich, dass sein bester Freund länger wegblieb als er vorgehabt hatte. Nach dem John geduscht und sich angezogen hatte, waren seine Kopfschmerzen verflogen und er fühlte er sich wieder wie ein Mensch. Da sich Sherlock noch immer nicht hatte blicken lassen, ging John zu dessen Schlafzimmertür und lauschte. Kein Mucks. Er klopfte leise, denn der leichte Anflug von Sorge machte sich in ihm breit. Noch immer nichts. Er öffnete leise die Tür und stellte seufzend fest, dass das Zimmer leer war. Das Bett war unbenutzt. Sein Freund war noch nicht zu Hause gewesen, seit sie sich gestern getrennt hatten. Und das sollte auch noch einige Tage so bleiben ... tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)