Allein, zu zweit, zu dritt von MaryReilly (Johnlock) ================================================================================ Kapitel 2: Alles beim Alten? ---------------------------- Kapitel 2 – Alles beim Alten? John hatte, wie von Sherlock vorgeschlagen, gleich seine Sachen nach oben in sein altes Zimmer getragen. Es war lang nicht alles was er besaß, aber fürs erste hatte er einfach nur aus dem Haus raus gewollt. Alles hatte ihn an die zurückliegende Zeit mit Mary erinnert und das war momentan wirklich schwierig zu ertragen. Leider konnte er selbst nicht so einfach darüber hinwegsehen, dass sie auf Sherlock geschossen hatte. Nicht, nachdem sie genau wusste, wie viel er ihm bedeutete und was er in der Zeit in der er Sherlock für tot hielt, durchgemacht hatte! Außerdem war John sich sicher, auch wenn sein Freud immer behauptete andere Menschen wären ihm egal oder er wäre ein Soziopath und somit zu keinerlei Mitgefühlt fähig oder besäße kein Gewissen, wäre dieser nie in der Lage zu so einer Tat gewesen. Er hätte John nie so verletzt. 'Obwohl, wenn ich da an die Sache mit Moriaty denke …', schoss es ihm durch den Kopf. Nein, das war anders gewesen. Sherlock hätte aber nie auf Mary geschossen, weil er genau wusste, was sie John bedeutete. Dessen war er sich mehr als sicher. Oder vielleicht wollte er das auch nur glauben? Sherlock hatte das Handeln seiner Ehefrau durchaus logisch gesehen und war ihr nicht mal böse! Aber er, John, konnte es nicht. Er war eben nicht so. Vielleicht lag es auch daran, dass es um Sherlock ging und er es wirklich nicht ertragen hätte. Nicht noch einmal! In den letzten Wochen war er oft kurz davor gewesen einen Schlussstrich unter seine Ehe zu ziehen, doch dann hatte er an das Kind gedacht. Er hatte es nicht gekonnt. Mary war schwanger und man verließ keine schwangere Frau! Zumal er natürlich auch sein Kind kennenlernen und aufwachsen sehen wollte. Sie hatte ihm diese Entscheidung abgenommen. Vielleicht das einzig Vernünftige, was sie hatte tun können. Mary musste gemerkt haben, dass er damit nicht leben konnte. Sie musste gespürt haben, wie viel Sherlock ihm in Wahrheit bedeutete. Weibliche Intuition vielleicht. John wusste, dass seine Frau nicht dumm und ihr daher bewusst gewesen war, dass es nie wieder zwischen ihnen so werden würde, wie vor dieser Tat. Der Mediziner und ehemalige Soldat hatte erst einmal seine wenigen Habseligkeiten verstaut, war dann nach unten gegangen, um sich einen Einkaufszettel zu machen. Es war alles wie früher, irgendwie zumindest. Sherlock saß auf seinem Sessel, hatte seine Geige in der Hand und zupfte, in seine Gedanken vertieft, an ein paar Saiten. Er bemerkte den Älteren nicht einmal und als John keine Antwort erhielt, als er sich zum Einkaufen auf den Weg machte, wunderte dieser sich nicht wirklich. Für Sherlock war offenbar alles geklärt. Mary war weg, John wieder da. Alles beim Alten. Sicherlich war der Jüngere froh, dass er wieder einzogen war, aber er kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er so etwas nie von ihm hören würde. Er war überrascht gewesen, als Sherlock bei seiner Hochzeit eine wirklich, wie er fand, ergreifende Rede gehalten hatte. Sah man mal von dem Fall ab, den er nebenher noch gelöst hatte. Sein Freund war einfach ein Unikum und John musste schmunzeln. Es fühlte sich schon besonders an, einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigste Mensch in Sherlocks Leben zu sein. Umgekehrt war es auch so. Immer so gewesen und vermutlich würde es immer so sein. Er konnte nicht ohne den angeberischen Detektiven, der einem das Leben manchmal äußert schwer machte, aber mit dem es nie langweilig wurde. Ihm, John, wurde zumindest nie langweilig. Nachdem er alles nötige besorgt hatte, was sie in den nächsten Tagen über Wasser halten würde, machte er sich auf den Rückweg. Im Hausflur traf er auf Mrs. Hudson. Die hatte ihm gerade noch gefehlt. So sehr er sie auch mochte, er hatte keine Lust ihr jetzt Rede und Antwort zu stehen. „John“, kam es leise von ihr. „Sie sind wieder zurück? Was ist mit Mary?“ Sie musste seine Taschen im Flur gesehen haben. „Hallo Mrs. Hudson. Mary ist … gegangen und ja, ich bin wieder zurück.“ „Ich muss gestehen, auch wenn es egoistisch klingt, dass ich mich freue Sie wieder hier zu haben“, gab sie ehrlich zu. „Er war unausstehlich in den letzten Wochen.“ „Ich werde mich schon um ihn kümmern“, versprach John und ging ein paar Stufen nach oben. „Wie geht es Ihnen denn?“, hakte sie besorgt nach. Er blieb wieder stehen und seufzte leise. Er zuckte mit den Schultern, wirklich beschreiben konnte er es nicht. Er war hin- und hergerissen. Dass Mary fort war, erleichterte ihn, aber dass er nie die Möglichkeit bekam sein Kind zu sehen, das tat ihm von Herzen weh. „Es wird mit der Zeit besser werden“, meinte sie leise. „Und Sie sind ja nicht alleine.“ „Ich weiß“, war alles was John noch sagte und dann den Weg nach oben fortsetzte. Als er durch das Wohnzimmer in die Küche ging, saß Sherlock immer noch in der gleichen Pose wie eben. John stellte die Einkäufe auf dem Küchentisch ab, der momentan glücklicherweise nicht mit irgendwelchen Reagenzgläsern oder sonstigen Utensilien belagert war. Darauf vorbereitet einer Tüte mit Augäpfeln entgegen zu blicken, öffnete er die Tür, doch was er vorfand überraschte ihn. Er warf einen kurzen, fragenden Blick zu Sherlock, der sich aber keinen Zentimeter gerührt hatte. Ob er überhaupt mitbekommen hatte, dass er wieder zurück war? Dann blickte er wieder in den Kühlschrank. Sein Mitbewohner musste mindestens einmal aufgestanden sein und hatte die Augäpfel in einen kleinen Kochtopf verfrachtet, mit Deckel, und diesen in eines der Obstfächer getan. John war sich mehr als sicher, dass es so war, denn Sherlock hatte nicht damit rechnen können, dass er ausgerechnet heute wieder zurückkehren würde und da den Detektiven Körperteile oder -flüssigkeiten nur selten im Kühlschrank störten, musste er es für ihn getan haben. John schmunzelte, als ihn ein warmes Gefühl durchflutete. Sherlock hatte etwas für ihn getan, ohne dass er ihn darum hatte bitten müssen. Ungewohnt und neu, aber durchaus nett und schön. Es fühlte sich gut an. Während er dann begann die Lebensmittel einzuräumen, die in den Kühlschrank gehörten, dachte er daran wie sich ihre Beziehung kurz nach der Hochzeit schon verändert hatte. Sherlock hatte sich in seiner Rede, wenn auch nur bedingt, doch etwas geöffnet und durchblicken lassen, dass auch er Gefühle besaß. John hatte das verräterische Glitzern in den Augen des Detektives sofort gesehen und es hatte ihn selbst von Herzen gerührt. Eine Umarmung war unausweichlich gewesen, denn der Arzt hatte sich einfach nicht länger zurückhalten können. Obwohl John gewusst hatte, dass Sherlock sich sicher Mühe geben würde, für ihn, hatte er nicht mit einer solchen Ansprache gerechnet. Gerade hatte John die Butter eingeräumt, als ein Arm von hinten an ihm vorbei in den Kühlschrank griff. Der Ältere schrak aus seinen Gedanken hoch und drehte sich zu Sherlock um, der immer noch ganz dicht bei ihm stand. „Gut, du hast an die Milch gedacht“, stellte er trocken fest, nahm diese heraus und öffnete sie. „Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen.“ „Erschreck mich doch nicht so“, bat John leise und beruhigte sich wieder etwas. „Ich habe dich doch begrüßt“, erwiderte Sherlock irritiert und zog seine Augenbrauen zusammen. Wo war John nur mit seinen Gedanken? „Was? Nein, hast du nicht. Das hätte ich ja wohl gehört“, protestierte John leise. „Doch, das habe ich. Ich bin aufgestanden, sagte „Hallo John, wieder zurück?“ dann ging ich zum Kühlschrank und stellte fest, dass du an die Milch gedacht hast“, erklärte Sherlock seine letzten Schritte. „Okay … dann … hab ich es wohl doch überhört.“ „Offensichtlich.“ Sherlock schmunzelte leicht amüsiert und goss sich etwas Milch in eine Tasse. „Es ist gut, dass du zurück bist. Lestrade rief eben an, er hat einen neuen Tatort bei dem er nicht weiter kommt.“ „Du willst einfach zur Tagesordnung übergehen?“, hakte John leise nach, während er die restlichen Lebensmittel verstaute. „Das sind wir doch schon.“ Der Jüngere deutete auf die Einkauftaschen und trank die Milch aus. „Wenn du dich nicht in der Lage dazu fühlst, ist es in Ordnung. Ich bin mir sicher, ich brauche keine 15 Minuten an Lestrades Tatort und weiß was Sache ist, also wird deine Hilfe nicht unbedingt von Nöten sein.“ „Doch, also … ich würde gerne mitkommen … vielleicht hilft mir etwas Normalität das alles besser zu verarbeiten.“ Normalität? War wohl das absurdeste was man in Zusammenhang mit Sherlock denken konnte. Tatorte zu besichtigen, obwohl sie keine Polizisten waren. Fälle aufzuklären, obwohl er ein einfacherer Arzt war und darüber zu bloggen … bloggen … das hatte er schon ewig nicht mehr getan. Sollte er unbedingt wieder machen. „Keine Sorge, du wirst sicher bald die Gelegenheit haben, deinen kleinen Blog weiterzuführen“, seufzte Sherlock genervt und stellte die benutzte Tasse in die Spüle. „Was … woher … ach vergiss es!“, seufzte John und winkte ab. Mühselig zu fragen woher Sherlock das nun wieder wusste. Er kannte ihn eben zu gut und er wusste ja grundsätzlich alles. Der Detektiv zeigte nur ein schiefes, amüsiertes Grinsen und griff nach seinem Mantel, der über einem der Küchenstühle hing, wo er ihn am Nachmittag ausgezogen hatte. „Kommst du dann mit?“, hakte er nach, während er sich den Mantel überwarf und hinein schlüpfte. „Oh ja und wie ich mitkomme, mit dem größten Vergnügen“, ließ John verlauten, ließ die Lebensmittel die nicht verderben konnten, Lebensmittel sein und folgte seinem besten Freund nach draußen. Als sie wenige Minuten später am Tatort ankamen, blickte Greg überrascht auf, als er den Arzt erkannte. Dieser hatte sich in den letzten Monaten rar gemacht, den Grund dafür kannte er natürlich nicht, denn Sherlock hatte sich diesbezüglich in Schweigen gehüllt. „John!“, begrüßte er den Arzt daher und streckte ihm gleich eine Hand entgegen. „Lange her“, stellte er fest. „Ja, entschuldige. Ich wollte mich melden, aber … es war etwas turbulent.“ „Sicher nicht einfach, mit einer schwangeren Frau, was?“ Lestrade lachte fröhlich, doch John blickte ernst zurück. „Ja … nicht immer einfach ...“, erwiderte er leise, da er keine Lust darauf hatte, ausgerechnet hier darüber zu sprechen, dass er wieder in der Baker Street eingezogen war und seine Frau ihn verlassen hatte. „Lassen wir doch das Geplänkel und kommen zum Wesentlichen!“, bat Sherlock ungeduldig. Lestrade setzte sie kurz darüber in Kenntnis, was anlag und Sherlock begann wie üblich sich die Leiche anzusehen. Binnen Sekunden hatte er mehrere Theorien, von denen er einige gleich wieder verwarf. Als er fertig war, hörte er sich noch an, was John über die Leiche zu sagen hatte und teilte seine Erkenntnisse anschließend mit Lestrade, nicht ohne Anderson zweimal zu beleidigen und zwar so, dass dieser es auch hörte, weil er das Wichtigste übersehen hatte. Als er mit wehendem Mantel den Tatort anschließend verließ und John ihm nacheilte, fühlte der Arzt sich wieder wie in alten Zeiten. Und es tat gut. „Gehen wir noch irgendwo was essen?“, hakte er daher nach. Wenn er sich schon gut fühlte, sollte er diese Gelegenheit beim Schopfe packen und einen Happen essen, denn wenn es ihm schlecht ging, war er dazu nicht in der Lage. Das schlechte Gewissen, das leise an ihm nagte und ihm vermittelte, er dürfe nicht so gut drauf sein, wo ihn gerade seine schwangere Frau verlassen hatte, ignorierte er dabei gekonnt. „Wenn du etwas essen möchtest, ja“, erwiderte Sherlock. „Du solltest auch etwas zu dir nehmen.“ „Mir reicht ein Tee. Ich hatte schon Frühstück heute. Mrs. Hudson meinte wohl, dass ich sonst vom „Fleisch falle“ wie absurd, aber sie ließ sich nicht davon abbringen.“ „Einer muss ja auf dich achten“, meinte der Ältere und lächelte kurz. Er war froh, dass Mrs. Hudson sich um ihn gekümmert hatte, als er nicht da war. „Jeden Tag hat sie mir Kekse zum Tee dazugelegt und gemeint, die wären, damit ich überhaupt etwas esse.“ „Und, hast du?“ „Ja, ich wollte mir ihr Gezeter ersparen.“ John schob die Augenbrauen nach oben und musste dann loslachen. Gezeter und Mrs. Hudson passte so gar nicht zusammen. Ihre Vermieterin war einfach nett und fürsorglich. Manchmal vielleicht zu fürsorglich, aber sie meinte es jederzeit und stets nur gut mit ihnen. Das wusste auch Sherlock und er mochte sie, auch wenn er nicht gerne zugab. „Was? Ich fand das nicht witzig. Glücklicherweise hört das jetzt auf, wo du wieder da bist.“ „Schon gut“, beschwichtige John und blickte Sherlock von der Seite her an, bis dieser den Blick erwiderte und nicht anders konnte, als schief zu grinsen. „Du kennst sie doch! Sie kann ganz schön penetrant sein ...“ „Ja, das kann sie, aber sie meint es gut und Sherlock, ich werde schon dafür sorgen, dass du etwas isst. Denk nicht, dass du damit jetzt aus dem Schneider bist.“ Darauf erhielt John keine Antwort mehr. Als sie an der Straße ankamen, orderte der Detektiv schnell ein Taxi und John war wieder einmal verblüfft, wie schnell ihm das gelang. Kurze Zeit später saßen sie schon bei ihrem Stammitaliener. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)