Die Wölfe 5 ~Das Blut des Paten~ von Enrico (Teil V) ================================================================================ Kapitel 40: ~Der letzte Kuss~ ----------------------------- Eine Blutspur zieht sich den Boden entlang, ein blutiger Handabdruck umklammert den Rahmen der Küchentür. Die Wand entlang zur Treppe, immer wieder klebt er an den Wänden. Mir stockt der Atem. Nein, bitte nicht! Ich folge der Spur. Dort auf den ersten Treppenstufen, da liegt doch jemand. Ein knorrige Hand reicht die Treppe hinauf, sie zittert. Hilfesuchend greift sie ins Leere. Der alte Körper vibriert, ein schmerzhaftes Stöhnen ist zu hören. "Jester!", rufen Toni und ich zeitgleich und werfen uns zu dem Butler auf die Knie. Toni dreht den bebenden Körper um. Der alte Mann sieht uns bittend an, sein Mund formt tonlose Worte. Er schaut verbissen und atmet schwer, sein Gesicht seine Hände, sein weißes Hemd, alles einfach alles ist voller Blut. Ich kann auf den ersten Blick nicht erkennen, wo er verletzt wurde. Der Boden unter unseren Füßen ist nass, eine Pfütze, die schnell immer größer wird. Er hat schon so viel Blut verloren, er ist doch schon so alt und gebrechlich. Das wird er nie ... nein! Tränen laufen mir heiß über die Wange. Warum nur tut man ihm das an? Ist das denn wirklich nötig gewesen? Er ist doch keine Bedrohung. Jester streckt seine Hand nach mir aus. Ich greife seine zitternden, kalten Finger. Er packt fest zu uns sieht mich eindringlich an. "Der Master!", keucht er. Ich schaue die Treppe hinauf. Verdammt! Der Butler war nicht das Ziel, sondern der Pate. Ich nicke und schaue Toni eindringlich an. "Bleib bei ihm!", befehle ich und stehe auf. "Enrico, warte!" "Bleib bei ihm!", weise ich ihn ernst an. Vielleicht kann er ja noch etwas für ihn tun und wenn nicht, Jester soll nicht allein dort unten sterben müssen. Der Weg die Treppe hinauf, kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Meine Beine sind schwer wie Blei, als ich endlich die letzte Stufe erklommen habe, wollen sie mein Gewischt kaum noch tragen. Ich zittere am ganzen Körper. Die Tür zum Büro steht offen, ich kann es schon von weitem sehen. Es ist still, so unnatürlich still. Keine Schritte, kein Kampf, nichts. Mit der Waffe voran gehe ich weiter. Der letzte Schritt fällt mir unendlich schwer. Noch immer ist nichts zu hören. Mit bebendem Herzen betrete ich das Büro. Nur widerwillig schaue ich zum Schreibtisch und dem Sessel dahinter. Wir beide sind allein, nur das Fenster in Aarons Rücken steht offen. Der Wind bläst die Gardine um den Sessel und bläht sie auf. Ich lasse die Waffe sinken und schaue in das schmerzverzerrte Gesicht. Der Kopf ist nach hinten über die Lehne unnatürlich überdehnt. Angst und Schrecken spiegeln sich in seinen weit aufgerissenen Augen. Seine Arme hängen schlaff herab, kein Atemzug verlässt seine Kehle. Wie auch! Aus seinem Hals ragt ein langes Samuraischwert. Die Klinge stößt weit durch seinen Körper und dringt durch den Sessel dahinter. An seinem Griff hängt ein Zettel: ~Ich hasse es zu warten!~ Ich lese die Worte einmal, zwei mal, drei mal. Sie hämmern durch meinen Kopf. "Michael!", fluche ich. Mein Atem geht schnell und wird immer schneller, die Hände balle ich zu Fäusten, so fest, das die Waffe knirscht und sich die Nägel in meine Haut bohren. Wut erfüllt meinen Magen, mein ganzes Denken. Wie automatisch gehe ich die wenigen Schritte zum Schreibtisch. Die Pistole knalle ich auf die Tischplatte und gehe um das Möbelstück herum zu Aarons Sessel. Meine kalte Hand lege ich dem alten Herrn auf die Wange. Sie ist noch warm, er ist noch nicht lange tot. 'Leb wohl Vater' - schwirrt es unaufhörlich durch meinen Kopf, doch ich bekomme kein Gefühl dafür. Da ist nichts als Hass und Verachtung und der unbändige Durst nach Vergeltung. Ich schließe seine weit aufgerissenen Augen und gebe ihm einen letzten Kuss auf die Stirn, dann packe ich das Schwert am Griff. In einem Ruck ziehe ich es aus seinem Leib. Der Pate sackt in seinem Sessel tief in sich zusammen, ein unaufhörlich blutiger Strom, fliest aus seiner Kehle und ihm in den Schoss. "Dafür lösche ich den Clan der Drachen aus, alle bis auf den letzten Mann, das schwöre ich dir!", verspreche ich ihm und wende mich von dem schaurigen Anblick ab. Mit dem Schwert in der Hand verlasse ich das Büro. Jeder Schritt, der mich weg von diesem schrecklichen Anblick bringt, wird schneller und kraftvoller. Ich werde sie jetzt auslöschen, auf der Stelle. In Scheiben werde ich sie schneiden, jeden von ihnen und am Ende knöpf ich mir ihren verfluchten Anführer vor. Michael werde ich sein verdammtes Schwert in Herz rammen, so wie ich es versprochen habe, so wie es schon längst hätte tun soll. Ich erreiche die Treppe und steige die ersten Stufen hinab, als lautes gepolter im Flur zu hören ist. Verwirrt bleibe ich stehen. "Polizei keine Bewegung!", tönt es laut und schrill. Beamte in Uniform, mit den Pistolen voraus, stürmen das Haus. "Waffe fallen lassen!", bellen sie Toni an. Er kniet noch immer bei Jester, in seiner Hand hält er ein Messer. Ob er das aus dem Körper des Butlers gezogen hat? Noch bevor er reagieren kann, wird er von den Beamten gepackt und auf dem Boden fixiert. "Kümmert euch um ihn!" fordert er die Männer auf. Die Szene fliegt, wie ein schlechter Film, an mir vorbei. Als die Polizisten auf mich aufmerksam werden, erhebe ich lediglich stolz den Kopf und sehe ihn zu, wie sie die Treppe hinauf kommen. Unzählige Waffen sind auf mich gerichtet, als sie brüllen: "Waffe fallen lassen!" Ich betrachte das Katana in meiner Hand, von dem noch Aarons Blut tropft. Sie halten mich und Toni für die Mörder? Welch Ironie! Der einzige Mord, denn wir nicht begangen haben, wird uns jetzt das Genick brechen. Ich lasse das Schwert fallen und sehe ihm zu, wie es die Treppen hinabrutscht. Kaum einen Moment später packen mich dutzende Hände und verdrehen mir die Arme auf den Rücken. Ich spüre kalte Metallringe, die sich um meine Handgelenke schließen. Das darf doch alles nicht wahr sein. Das ist doch ein abgekartetes Spiel. Warum sonst sollten diese Kerle ausgerechnet jetzt hier auftauchen. Verdammt! Die Treppe hinunter, durch den Flur, hinaus ins Freie, alles fliegt wie in Zeitlupe an mir vorbei. Bevor ich richtig begriffen habe, was uns gerade passiert, sitze ich bereits auf der Rückbank eines Polizeiautos und werde weggebracht. Im Rückspiegel kann ich noch sehen, wie Toni in einen anderen Wagen gestoßen wird. "Dieses Mal kriege ich euch dran!", keift der Beamte am Steuer. Ich kenne den Kerl, diesen Typ mit dem markanten Kinn und den Schlitzaugen, Jans Vater. Seit meinem großen Bruch, ist der Typ hinter mir her. Sein selbstgefällig Grinsen geht mir auf die Nerven, doch ich schweige. Die Situation in der Villa, ist viel zu eindeutig gewesen. Aus der Nummer, komme ich mit noch so viel Protest nicht mehr heraus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)