Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 96: XCVI – Mutig der Angst entgegen ------------------------------------------- Samstag, 12.September 2015 - Später Abend Leicht gehetzt erreichte Mirâ den Treffpunkt, von welchem aus sie regelmäßig in die Spiegelwelt aufbrachen, und war damit die Letzte, die eintraf. Sich entschuldigend stützte sie sich an ihren Knien ab und rang nach Luft. Ihre Mutter hatte sie aufgehalten und gefragt, wohin sie um diese späte Zeit noch so eilig wollte. Nur mit Mühe hatte sich Mirâ eine Ausrede einfallen lassen können, sodass sie gehen konnte. Jedoch hatte sie das Gefühl, dass ihre Mutter ihr nicht ganz glaubte. Es würde von nun an wohl noch schwerer werden sich aus dem Haus zu schleichen, um die Missionen abzuschließen. Als wäre es nicht schon genug, dass die Dungeons immer schwieriger wurden. Sie seufzte und richtete sich auf, als ihr Akane beschwichtigend auf die Schulter klopfte und meinte, dass es okay sei. Dabei fiel ihr Blick auf Hiroshi und Masaru, welche in ein Gespräch vertieft waren und ihre Anwesenheit noch gar nicht wirklich wahrgenommen hatten. Das Gespräch der beiden wirkte sehr ungezwungen, was die ganze Sache echt ungewohnt wirken ließ. Eigentlich hatte man bisher immer das Gefühl, dass zwischen den beiden eine angespannte Atmosphäre herrschte. Irgendwas schien immer zwischen ihnen zu stehen, doch in diesem Moment wirkten sie sehr harmonisch. "Ah, die beiden sind schon eine ganze Weile am Debattieren. Ich glaube es geht um Fußball", richtete auch Akane ihren Blick auf die beiden jungen Männer, "Ein wirklich ungewohnter Anblick." Mirâ nickte: "Ich wusste gar nicht, dass sich Senpai für Fußball interessiert." Ihre beste Freundin lachte: "Man lernt echt nie aus. Was?" "Aber es ist schön, dass sich die beiden nun etwas mehr zu verstehen scheinen", gesellte sich Megumi zu den älteren Mädchen und wurde daraufhin mit überraschten Blicken begrüßt, "Naja. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass zwischen den beiden irgendwas stand. Da war immer so eine Distanz." "Ja da geb ich dir Recht. Da ist Hiroshi aber nicht ganz unschuldig dran...", murmelte Akane mit einem Blick zu ihrem Kumpel. Megumi legte den Kopf schief, doch ehe die Ältere reagieren konnte, ertönte ein genervtes Räuspern. Dieses veranlasste sogar Masaru und Hiroshi dazu ihr Gespräch zu unterbrechen, woraufhin sie nun auch Mirâ bemerkten. "Wo wir jetzt vollständig sind sollten wir langsam los", kam es genervt von Kuraiko, die sich bereits vor der verspiegelten Wand positioniert hatte, durch die sie immer in die Spiegelwelt kamen. "Ja du hast Recht", stimmte Mirâ zu, "Entschuldige." "Schon gut", die Schwarzhaarige wandte sich ab und trat ohne weiteres durch den überdimensionalen Spiegel. Immer noch ein entschuldigendes Lächeln auf den Lippen, sah die Violetthaarige ihrer Freundin nach und wandte sich dann an Megumi, die wie angewurzelt neben ihr stand: "Bist du bereit Megumi-chan?" Die Mittelbrünette sah sie kurz etwas erschrocken an, schluckte aber dann und setzte einen entschlossenen Blick auf, bevor sie nickte. Aufmunternd klopfte ihr Mirâ kurz auf sie Schulter und schritt dann an der Kleinen vorbei direkt auf den Spiegel zu, in welchem sie einen Moment später verschwand. Megumi beobachtete, wie die anderen der Oberschülerin nach und nach folgten und schluckte erneut, als sie spürte wie ihre Beine zitterten. Sie hatte Angst. Das konnte sie nicht einmal bestreiten. Diese Welt war ihr unheimlich, doch sie musste sich zusammenreißen, immerhin hatte sie versprochen ihren Freunden zu helfen. Und sie, beziehungsweise die Kraft ihrer Persona wurde dringend benötigt. Sie legte ihre zitternden Hände auf ihre Brust, in der sie ihr Herz wie wild schlagen spürte, und atmete tief durch, bevor die Entschlossenheit in ihre Augen zurückkehrte. Nun endlich setzte sie einen Schritt vor den nächsten und berührte vorsichtig das Glas vor sich, durch welches ihre Hand hindurchglitt. Noch einmal gab sie sich einen Ruck und war daraufhin auch hinter der gläsernen Fassade verschwunden. "Ah, da ist unser Mauerblümchen ja", wurde sie sogleich von Kuraiko begrüßt, "Ich dachte schon, du bekommst kalte Füße und rennst wieder nachhause." Gemeinte senkte den Blick und biss sich auf die Lippe, doch schrak auf, als sie eine warme Hand auf ihrer Schulter spürte. "Lass den Mist, Kuraiko. Als hättest du beim ersten Mal keine Zweifel gehabt", nahm Hiroshi sie in Schutz, "Megumi-chan hat aktiv ihre Zeit in dieser Welt mitbekommen. Dass sie Angst hat ist nur selbstverständlich, aber sie hat den Mut aufgebracht uns zu folgen. Das verdient eher Respekt." Ein freundliches Lächeln traf die Jüngere, was sie etwas verlegen machte. Die Schwarzhaarige wiederum schnaubte nur genervt und drehte den beiden den Rücken zu. "Dass die auch nie ohne Streit auskommen...", seufzte Masaru, wurde dann aber ernst, "Lasst uns gehen." Daraufhin setzte er sich in Bewegung, woraufhin ihm Yasuo mit einem Gähnen folgte. Akane schloss sich den beiden an und hängte sich sogleich an Yasuos Fersen. Kuraiko schnalzte noch einmal mit der Zunge und lief nun ebenfalls los. Zurück blieben Hiroshi, Megumi, Mirâ und Mika, welche der kleinen Gruppe kurz hinterhersahen. "Du solltest dir nicht zu viel aus dem machen, was Kuraiko von sich gibt", wandte sich der Blonde grinsend an die Brünette, "Sie ist halt ne Zicke." "Hiroshi-kun...", mahnte Mirâ kurz, bevor sie sich auch Megumi zuwandte, "Kuraiko ist etwas speziell. Man muss lernen mit ihrer Art klarzukommen. Wenn man das kann, dann merkt man, wie nett sie eigentlich ist." "Na ich weiß ja nicht...", murmelte Hiroshi und sah in die Richtung der anderen. Diese riefen mittlerweile nach ihnen mit der Drohung sie hier zurückzulassen, wenn sie sich nicht langsam beeilten. Der Blond seufzte und machte sich nun auch endlich auf den Weg, gefolgt von den drei übrig gebliebenen Mädchen. Nach einem etwas längeren Fußmarsch, den sie Aufgrund der Entfernung zwischen Stadtmitte und Schule und ohne Verkehrsmittel zurücklegen mussten, erreichten die Persona User ihr Ziel. Das Schultor stand noch immer einladend offen, genauso wie die Eingangstür, welche sie von ihrer Position aus bereits sehen konnte. Dieser Dungeon war voller Widersprüche. Zum einen stand der Eingang weit offen, so als wolle Arabai, dass sie eintreten. Wiederum war der zweite Teil des Dungeons ein so verzwicktes Labyrinth, welches sie immer wieder hinausschleuderte, sodass man den Eindruck gewann, dass der jüngere Schüler sich nicht helfen lassen wollte. Es stellte sich also die Frage: Was war seine wahre Intention? Eine Antwort darauf würden die User allerdings erst erhalten, wenn sie es schafften ihren Kōhai und Klassenkameraden zu retten. Jedenfalls hofften sie das. "Da wären wir", murmelte Mirâ und sah zu Megumi, welche das Gebäude skeptisch betrachtete, "Keine Sorge Megumi-chan. Wir werden dich beschützen." Angesprochenen atmete noch einmal tief durch und nickte dann. Die Ältere wandte sich an die restlichen Mitglieder ihres Teams: "Also, wie besprochen teilen wir uns auf. Hiroshi-kun geht mit in den Support und unterstützt dort Megumi-chan. Zusätzlich würde ich gerne dich, Yasuo-senpai, darum bitten, ebenfalls in den Support zu wechseln. Sowohl deine Persona, als auch deine Waffe sind gut geeignet für Angriffe aus dem Hintergrund." "Ja kein Problem...", meinte der Ältere sich den Nacken reibend. Megumi verbeugte sich leicht: "Vielen Dank für eure Unterstützung. Und verzeiht, dass ihr mich extra beschützen müsst." "Schon gut, Megumi-chan", winkte Hiroshi seufzend ab, "Abgesehen davon, dass ich mich ja selber in diese Situation verfrachtet habe, wird ja jeder mal dran sein. Außerdem ist es genauso wichtig, dass du, als unsere Navigatorin, in Sicherheit bist. Immerhin sind wir diejenigen, die das von dir abverlangen und dich damit wieder in Gefahr bringen. Also mach dir darüber keinen Kopf." "Dem ist nichts hinzuzufügen", gähnte Yasuo und klopfte der Jüngeren beim Vorbeigehen auf die Schulter. Lächelnd beobachtete Mirâ das Gespräch, bevor ihr Blick wieder ernst wurde. Mit einem Ruck drehte sie sich um und lief dann zielstrebig auf den Eingang des Dungeon zu, woraufhin ihr der Rest des Teams folgte. Kurz darauf fanden sie sich im ehemaligen Raum des Zwischenbosses wieder, welcher in tiefer Stille lag. Besorgt sah sich Megumi wieder um, in der Hoffnung, dass nicht jeden Moment ein Shadow aus einer Ecke auftauchte. Jedoch spürte sie die warme Kraft von Nechbet, welche ihr verriet, dass sich in ihrem näheren Umfeld keine Feind befanden. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Einerseits war da die Angst, jederzeit von einem Shadow angesprungen zu werden, andererseits spürte tief in sich auch eine Ruhe, da sie wusste, dass keiner in der Nähe war. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte, wie Mika an sie herantrat. "Keine Sorge. Hier sind keine Shadows mehr", sagte sie beruhigend, "Wobei ich mir vorstellen kann, dass deine Persona dir diese Information schon hat zukommen lassen." Überrascht sah die Brünette die Jüngere an und nickte dann: "J-ja. Es ist etwas merkwürdig, a-aber daran werde ich mich schon gewöhnen. Hm..." Sie stoppte und schloss kurz die Augen: "Irgendwas stimmt mit dem nächsten Stockwerk nicht..." "Ja ach nee... Was denkst du, wieso wir dich mitgenommen haben?", kam wieder eine genervte Reaktion von Kuraiko, welche Megumi getroffen zusammenzucken ließ. "Jetzt ist aber mal gut, Kuraiko", schimpfte Akane, "Woher sollte Megumi-chan das wissen?" "Kche...", kam nur als Antwort von der Schwarzhaarigen. "Megumi-chan, lass dich davon nicht aus der Ruhe bringen", ging Mirâ auf die Brünette zu, "Das Stockwerk ist insofern merkwürdig, dass es einen immer wieder hinausschleudert, sobald man den falschen Weg nimmt. Deshalb hoffen wir, dass du uns hindurchlotsen kannst." Verunsichert nickte Angesprochene, holte ihr Handy heraus und rief mithilfe dessen und der Persona-App ihr zweites Ich zurück. Dabei schloss sie die Augen und hielt das Smartphone mit beiden Händen fest vor ihre Brust. Plötzlich bildete sich um sie herum ein blauer Strudel, woraufhin Nechtbet hinter ihr erschien und sie mit ihren Flügeln umschloss. Auf ihren Augen erschien wieder der silberne Reif, der an eine VR Brille erinnerte. Durch die Schwingen der Persona, welche leicht transparent wurden, sobald sie das Mädchen umschlossen hatten, erkannte Mirâ, wie diese auf der Unterlippe herumkaute. Der Älteren kamen leichte Zweifel, ob es wirklich eine so gute Idee war ihre Kōhai mit hierherzunehmen. Wenn man es genau nahm lastete nun die ganze Verantwortung für ihr Weiterkommen auf deren schmalen Schultern. Mirâ selbst kannte das Gefühl, die ganze Verantwortung tragen zu müssen, zur Genüge. Und sie hasste es. Doch das war ihre zugeteilte Aufgabe. Und Megumis Aufgabe war die eines Navigators. Also hatte sie ja keine andere Wahl. Oder? "Von hier aus kann ich das Labyrinth nicht komplett überschauen", holte sie die Stimme der Jüngeren aus ihren Gedanken. Nechbet war mittlerweile wieder verschwunden, doch der Blick der Brünetten zeugte nun vollständig von Entschlossenheit: "Lasst uns hoch gehen. Dann kann ich euch auf jeden Fall weiterhelfen." Nachdem sie das nächste Stockwerk erreicht hatten rief Megumi ihre Persona erneut und scannte mit ihrer Hilfe das Labyrinth. Es dauerte eine Weile, bis sich Nechbet von ihrer Besitzerin trennte und diese sicher nickte. "Gut. Ich weiß wo wir lang müssen und ich glaube, ich habe auch ein paar Schatztruhen oder ähnliches gefunden. Jedenfalls scheint es ein paar Räume hier zu geben, die etwas verstecken", erklärte sie den Finger an ihr Kinn gelegt. Ihre Freunde sahen sich fragend an. Eigentlich waren sie sich sicher, dass sie bei ihrem ersten Versuch keine Türen zu irgendwelchen Räumen gefunden hatten. Wo kamen sie also plötzlich her? Entweder diese lagen weiter hinten im Dungeon versteckt oder aber sie hatten sie bei dem ganzen Trubel übersehen. "Ein Stückchen von hier entfernt treiben sich einige Shadows herum, aber sie sind nicht sehr stark. Mit denen sollten wir klarkommen", sprach die Brünette weiter ohne die Unsicherheit ihrer Senpais zu bemerken, "Allerdings..." "Allerdings?", hakte Mirâ auf die kurze Unterbrechung hin nach. Ein leicht unsicheres Lächeln umspielte die Lippen die Jüngeren: "Ich konnte nur einen kleinen Teil der Umgebung analysieren. Nechbet meinte für mehr reiche unsere Kraft noch nicht. A-aber sobald wir in der Nähe des nächsten Abschnitts sind kann ich einen neuen Scan durchführen. Dann wissen wir mehr." Die Ältere legte ihr eine Hand auf die Schulter: "Das reicht uns schonmal. Hauptsache wir kommen endlich voran. Vielen Dank Megumi-chan." Verlegen blickte die Kleine zur Seite und murmelte etwas Unverständliches, während sich auf dem Gesicht der Violetthaarigen ein breites Lächeln bildete. Dieses verschwand jedoch kurz darauf wieder und wurde ernst, bevor die Oberschülerin sich an den Rest des Teams wandte: "Dann lasst uns weitergehen. Dieses Mal schaffen wir es!" "Ja mit Megumi-chans Hilfe wird das hier ein Klacks!", jubelte Akane freudig. "Nu übertreib mal nicht. Das wird sich noch zeigen...", kam es ernst von Kuraiko. Ein Seufzen erklang, welches von Hiroshi kam: "Musst du immer so ne negative Stimmung verbreiten?" "Streitet nicht schon wieder. Dafür haben wir keine Zeit", mahnte Masaru ernst, was die beiden Streithähne zusammenzucken und in eine jeweils andere Richtung blicken ließ. "Wollen wir dann?", kam es gelangweilt von Yasuo, welcher so aussah als würde er gleich wieder einschlafen. Mit einem entschlossenen Lächeln sah Mirâ zu Megumi, die erst etwas verunsichert wirkte, dann jedoch ebenfalls entschlossen nickte. So machten sich die Persona-User und Mika endlich auf den Weg dieses Labyrinth zu lösen. Dank Megumis Hilfe schaffte es das Team zügig voranzukommen. Die Fähigkeit vom Nechbet war ein wahrer Segen, wie sie feststellen mussten. Wie die Brünette vorhergesagt hatte, fanden sie sogar die versteckten Zimmer, in welchen sie so einiges an nützlichen Gegenständen fanden. Wiedererwartend befanden sich genannte Räume nicht einmal nur im hinteren Teil des Labyrinths, welchen sie vorher nicht geschafft hatten zu betreten. Dass die Gruppe sie übersehen hatte, lag einzig und alleine daran, dass sie ziemlich gut versteckt beziehungsweise getarnt waren. So war der Eingang keine typische Tür, sondern zumeist ein Fenster. Nämlich ein solches, welches man in den Klassenräumen vorfand und die in den Flur reichten. Zwar waren Mirâ und den anderen diese Fenster beim ersten Mal aufgefallen, jedoch hatten sie diese für normale Deko gehalten. Wer hätte auch darauf kommen können, dass es sich um Eingänge handelte, zumal sich nicht jedes Fenster auch öffnen ließ. Das Problem an diesen Zugängen war jedoch, dass die Gruppe sich ziemlich sportlich betätigen musste, um überhaupt hineinzugelangen. Das lag daran, dass das untere Ende der Fenster auf Brusthöhe der Jungs endete. Besagte aufzubekommen war also nicht das Problem, sondern über den Rahmen hinweg zu klettern. Nicht nur einmal kam es dabei zu einigen mehr als lustigen Szenen, vor allem wenn einer der Beteiligten regelrecht hängen geblieben war. Doch auch wenn sie viele interessante Gegenstände fanden, so gab es häufig das Problem, dass sich auch Shadows in besagten Zimmern befanden, die nicht scheuten die User anzugreifen, selbst wenn noch gar nicht alle den Raum betreten hatten. Irgendwann hatte die Gruppe entschieden, dass nur noch der Kampftrupp hinein ging, während der Support draußen blieb. Auch von dort konnte Megumi Hinweise zu den Gegnern geben, sobald sie Nechbet aktiviert hatte. So war es kein Problem die Gegner nach und nach auszuschalten, was allerdings nicht hieß, dass die Kämpfe spurlos an ihnen vorbei gingen. "Oh man... Wie weitläufig ist dieses Labyrinth denn noch?", stöhnte Akane, während sie sich gegen die Wand in ihrem Rücken fallen und danach zu Boden rutschen ließ. Megumi hatte wieder ihre Persona aktiviert und scannte bereits den nächsten Teil des Labyrinths, denn sie waren wieder an einem Punkt angelangt, bis zu welchem sie vorher nur hatte analysieren können. Kurz darauf entfernte sich Nechbet auch schon von ihr und verschwand dann in blauem Nebel. "Hm... Ich möchte nicht zu viel versprechen, aber ich denke ich habe das Ende dieses Stockwerks gefunden", sagte deren Besitzerin daraufhin und setzte sich dann auf den Boden, "Es ist aber noch ein Stück. Und gerade ist kein Shadow in der Nähe. Wir sollten uns etwas ausruhen." "Wirklich? Das Ende?! Juchhu!", warf die Dunkelbrünette die Arme in die Luft. Ein Seufzen erklang, welches von Kuraiko kam: "Hörst du schlecht? Es ist aber bis dahin noch ein Stück." Akane grinste: "Aber ich seh ein Licht am Ende des Tunnels." Masaru setzte sich neben Megumi: "Sag mal Yoshiko-chan. Mich würde interessieren, wie du uns leitest. Ich habe verstanden, dass du die Umgebung Mithilfe deiner Persona scannst und dadurch die Wege siehst, die sicher sind. Aber während wir gehen hast du Nechbet nicht aktiviert. Oder? Jedenfalls sieht man sie nicht. Kannst du etwa so mit ihr kommunizieren?" Überrascht sah die Brünette ihren Senpai an, doch schüttelte dann mit einem kleinen Lächeln den Kopf: "Nein. Auch wenn das praktisch wäre, aber ich kann mit Nechbet nur kommunizieren, wenn sie aktiv ist. Aber ich habe ein gutes Gedächtnis, was Grundrisse angeht." "Das heißt, du merkst dir durch einmaliges scannen den Weg den wir gehen müssen", brachte es Yasuo auf den Punkt. "Was? Ernsthaft?", kam es überrascht von Akane. Verlegen nickte sie jüngste Userin, doch zuckte erschrocken zusammen, als ihr die Ältere freudig um den Hals fiel und sie lobte, wie toll das wäre. Leise versuchte sie die Sache herunterzuspielen und meinte, dass es doch nichts Besonderes wäre. Ihr war die Aufmerksamkeit unangenehm, immerhin tat sie nur etwas, was sie sowieso konnte. "Ich muss zugeben, diese Fähigkeit ist wirklich ganz cool", ließen sie Kuraikos Worte etwas rot anlaufen. Gerade von der Schwarzhaarigen hätte sie ein solches Lob niemals erwartet. Vielmehr hatte sie die ganze Zeit das Gefühl, als könne diese sie nicht leiden. Aber anscheinend hatte sie sich diesbezüglich geirrt. Verlegen sah sie zur Seite und bedankte sich leise, bekam darauf jedoch keine weitere Reaktion. "Wollen wir dann weiter?", fragte plötzlich Mika, "Ich denke je schneller wir das Ende erreichen, umso besser für alle Beteiligten." "Mika hat Recht", erhob sich Hiroshi aus seiner bisher hockenden Position. Mirâ nickte: "Ja ihr habt Recht. Genug ausgeruht. Lasst uns weitergehen." Wieder ging ihr Blick zu Megumi, welche lächelnd nickte und sich dann auch erhob, nachdem Akane von ihr abgelassen hatte. Sie sah wieder in den Gang hinein, welcher, genau wie am Anfang, immer dunkler wurde je tiefer er hineinreichte. Sie hob die Hand und zeigte auf einen Punkt am Ende, während sie erklärte, dass in wenigen Metern eine weitere Kreuzung kam, welche diesen Gang mitgezählt in vier Richtungen verlief. Zwei der Gänge konnte man betreten, einer davon endete jedoch in einer Sackgasse. "Ich kann nicht genau sagen, ob es sich lohnt den Weg zu der Sackgasse zu gehen. Direkt kann ich dort keine Kiste spüren", erklärte sie, "Aber ich kann auch nicht sagen, dass dort gar nichts ist... Irgendwie liegt eine Art Schleier darüber." Die anderen schwiegen kurz und tauschten Blicke aus. Die Frage war nun, ob sie dem Weg folgten oder ihn einfach ignorierten. Dass Megumi diese Stelle nicht genau lesen konnte, konnte daran liegen, dass sich dort etwas befand, was sie für ihren weiteren Weg brauchten. Aber es konnte auch genauso gut eine Falle sein. Was sollten sie also tun? "Lasst uns das prüfen", warf Mirâ letzten Endes ein, "Wenn dort nichts ist, gehen wir einfach zurück. Aber vielleicht finden wir dort etwas Wichtiges." Sie sah zu ihren Freunden, die nur nickten. Keiner schien etwas gegen diesen Vorschlag zu haben. Sicher blieb ihnen die Wahl einfach geradeaus weiterzugehen, doch würden sie es am Ende vielleicht bereuen nicht jeden Winkel kontrolliert zu haben. So war der weitere Weg also beschlossen und die Gruppe machte sich auf den Weg. So bogen sie an der nächsten Kreuzung nach rechts ab und folgten dem Weg, welcher sie immer wieder nach rechts führte. Es wirkte, als würde er sich wie eine Spirale drehen. Nach einiger Zeit erreichten sie letztlich das Ende des Weges und wurden dort von einem Shadow erwartet, welcher vor einer Tür stand. Bei dem Gegner handelte es sich um eine Sanduhr, an dessen oberen Ende eine türkisblaue Maske befestigt war. Um ihre Mitte war ein Ring, ähnlich dem des Saturns, nur das dieser mit merkwürdigen Zeichen bestückt war. Auf seinen dünnen schwarzen Beinen, welche so aussahen, als würden sie jeden Moment unter dem Gewicht zusammenbrechen, schwankte das Wesen ruhig hin und her und schien die Gruppe noch nicht bemerkt zu haben. Megumi nutzte diesen Umstand und rief Nechbet hervor, um sich ein Bild des Gegners zu machen, doch kaum hatte sie den Scan abgeschlossen, trat sie erschrocken einen Schritt zurück. Daraufhin trafen sie überraschte Blicke. "Dieser Shadow... Ganz davon abgesehen, dass er abweichend von den Anderen hier eine völlig andere Arcana hat, ist er unglaublich stark. Sein Level übersteigt unseres um einiges. Hinzu kommt, dass ich es nicht schaffe seine Schwächen zu analysieren. Jedenfalls nicht sofort. Nechbet meinte, dass man ihn am besten im Kampf lesen kann, aber...", erklärte sie. "Das heißt wir müssen ihn einfach nur angreifen?", fragte Akane bereit dazu jederzeit in die Offensive zu gehen. "J-ja", kam es verunsichert von der Navigatorin, "A-aber der Shadow ist zu stark. W-wenn ich es nicht schaffe rechtzeitig seinen Schwachpunkt zu finden, endet das nicht gut. Deshalb..." "Und die Tür?", fragte plötzlich Kuraiko, "Was befindet sich dahinter? Würde es sich lohnen dieses Hindernis zu beseitigen?" Die Jüngere schüttelte den Kopf: "Das kann ich nicht sagen. Aber da dieser Shadow den Raum bewacht, gehe ich davon aus, dass sich dahinter etwas Wichtiges befindet." "Na dann ist doch alles geklärt", trat nun auch Masaru nach vorn, während er sein gezogenes Katana in der Hand kreisen ließ. Erschrocken sah die Kleine auf ihre Senpais, welche sich bereits in einer Reihe vor ihr aufgestellt hatten; jederzeit bereit diese Sanduhr anzugreifen. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und ließ sie neben sich blicken, wo Hiroshi und Yasuo an ihre Seite getreten waren. "Hab ein wenig mehr Selbstvertrauen. Und vertrau ruhig auch auf unsere Fähigkeiten, so wie wir dir vertrauen, dass du schnell eine Lösung finden wirst", sagte der Blonde mit einem aufmunternden Lächeln. Überrascht sah sie den Älteren an, doch nickte dann lächelnd, bevor auch sie sich bereit machte Nechbet zur rufen, sobald der Kampf begann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)