Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 82: LXXXII – Verriegelt ------------------------------- Donnerstag, 03.September 2015 Mit schlurfenden Schritten liefen Mirâ und ihre Freunde durch den endlos wirkenden Dungeon. Wie lange sie sich mittlerweile in diesem Irrgarten aufhielten wussten sie nicht, aber sie hatten das Gefühl, dass es bereits mehrere Stunden waren. Ihnen allen war die Erschöpfung mehr als deutlich anzusehen und noch immer war kein Ende in Sicht. Nicht einmal eine Treppe, die sie in ein weiteres Stockwerk führte, hatten sie bisher gefunden. Stattdessen bogen sie nach links ab, dann wieder nach rechts. Kamen an verschiedene Kreuzungen und landeten letzten Endes doch immer mal in einer Sackgasse, die sie zum Umkehren zwang, oder einem der unzähligen Klassenräume, in denen sie jedes Mal von einem oder mehreren Shadows angegriffen wurden. Zwar fanden sie dabei häufig auch neue Gegenstände, die ihnen bei der Regeneration ihrer Energie halfen, allerdings bisher keinen weiteren Fernseher oder ähnliches, der ihnen Hinweise auf Megumi geben konnte. Dabei fiel ihnen jedoch auf, dass sie auf ihrem Weg nie in den Gängen von Gegnern angegriffen wurden, sondern immer nur in den genannten Räumen. Sie waren also vorerst sicher, sofern sie nicht eines der Zimmer betraten. Jedoch war ihnen bewusst, dass ihnen mit Sicherheit dann auch Hinweise verloren gingen, zumal sie nicht einmal wussten, ob nicht sogar die Treppe zum nächsten Stockwerk irgendwo hinter einer Tür versteckt war. Allgemein wurde es mit jedem Mal schwieriger die Dungeons wirklich zu durchschauen. Vor einiger Zeit hatte Akane bereits einmal angebracht, dass sie so etwas wie einen Navigator bräuchten. Immerhin gab es in RPGs immer jemanden, der die andern lotste. Murrend hatte Kuraiko sie damals darauf hingewiesen, dass sie sich nicht in einem Computerspiel befanden und das Thema wurde ad acta gelegt. Doch je mehr Mirâ darüber nachdachte, desto mehr kam ihr der Gedanke, dass ein Navigator eigentlich gar keine schlechte Sache war. Doch woher sollten sie so jemanden nehmen? Gab es denn überhaupt eine Persona, die solch eine Fähigkeit besaß. Sie selbst konnte ja mehrere dieser Wesen in sich aufnehmen, aber keine von ihnen konnte ihr Details über Dungeons oder den Gegnern geben. Sie waren also nur auf Angriffe spezialisiert. Ihr Blick richtete sich leicht seitlich auf Mika. Bisher hatte sie die Kleine immer recht gut durch die Dungeons gelotst beziehungsweise ihnen Tipps zu irgendwelchen Shadows gegeben. Jedoch musste sie feststellen, dass die Kräfte der Blauhaarigen immer mehr an ihre Grenzen stießen. Mirâ sah wieder nach vorn und hing weiter ihren Gedanken nach. Die Frage war ja auch, ob es überhaupt jemanden gab, der die Rolle eines Navigators in ihrer Gruppe einnehmen konnte. Auszuschließen war es natürlich nicht, jedoch befanden sie sich ja wirklich nicht in einem Spiel. Gedanklich schüttelte sie den Kopf. Wahrscheinlich brachte es gar nichts darüber nachzudenken. Sicher würde es einiges erleichtern, jedoch waren sie die letzten Male auch so zurechtgekommen. Es würde mit Sicherheit auch weiterhin so funktionieren. Etwas weiter vorn lief Hiroshi und hing seinen Gedanken nach. Dieser Dungeon beschäftigte ihn; in vielerlei Hinsicht. Er war sich sicher, dass auch die anderen mittlerweile mitbekommen hatten, dass ihn das ganze ziemlich mitnahm. Mobbing war ein schreckliches Thema. Das Schlimme daran war, dass es keinen sinnvollen Grund bedurfte, um zum Opfer zu werden. Ein Einziger wurde von allen anderen auserkoren und daraufhin im Verbund fertig gemacht, bis seine Psyche komplett gebrochen war. Dabei machte es keinen Unterschied, ob die Schikane körperlich oder psychisch war. In den meisten Fällen war es nicht einmal so, dass der vorrangige Grund für das Mobbing das Brechen der Seele war. Häufig wussten es die Schüler einfach nicht besser und dachten, sie würden einfach nur ein paar dumme Streichen spielen. Das Thema wurde seit vielen Jahren in Japan totgeschwiegen. Lehrer und Eltern sprachen das Thema nicht an und spielten es herunter. Dementsprechend gab es auch keine Aufklärung dazu. Dabei war schon lange bekannt, dass das Land ein enormes Problem mit Mobbing hat. Doch solange wie nichts geschah, ging es eben weiter wie immer und diejenigen, die diese Schikane nicht mehr aushielten und sich deshalb das Leben nahmen, wuchs von Jahr zu Jahr. Zu sehen und zu hören, dass Megumi solch eine Grausamkeit durchmachen musste, machte ihn wütend. Sicher war, dass sie ihr helfen mussten, sobald sie wieder in der realen Welt waren. Er jedenfalls würde sich auf alle Fälle dafür stark machen und er war sich sicher, dass die anderen ihm helfen würden. „Kommst du klar?“, holte ihn die Stimme von Akane aus seinen Gedanken, woraufhin er sie überrascht ansah, „Mit diesem Dungeon und der Situation meine ich…“ Der Blonde grinste leicht: „Sollte ich das nicht dich fragen? Du bist so blass wie Mehl. Wenn das hier ne Geisterbahn wäre, würdest du perfekt ins Inventar passen.“ Seine Sandkastenfreundin blähte beleidigt die Wangen auf und boxte ihn leicht in die Seite: „Lass den Quatsch!“ „Au…“, lachte der junge Mann und rieb sich die getroffene Stelle, „Ich komm schon klar. Aber danke der Nachfrage.“ „Ich weiß, wie du dich gerade fühlst, Hiroshi. Wenn etwas ist…“, begann sie, wurde jedoch von ihrem Kumpel abgehalten weiterzusprechen. „Das ist lieb von dir. Aber es geht schon.“, meinte er mit einem kleinen Lächeln und blickte dann wieder nach vorn in den Dungeon, wo ihm etwas auffiel, „Hey Leute seht mal. Eine Tür.“ „Oh wow! Eine Tür… welch Überraschung“, der sarkastische Unterton in Kuraikos Stimme war nicht zu überhören, doch der Blonde ignorierte ihn gekonnt. Stattdessen trat er an den Durchgang heran und versuchte ihn zu öffnen. Wiedererwartend bewegte sie sich jedoch nicht. „Abgeschlossen…“, murmelte er. Akane beobachtete ihren Kumpel dabei, wie er versuchte die Tür irgendwie aufzubekommen und hing dabei ihren Gedanken nach. Sicher machte sie sich Sorgen Aufgrund der Situation und wie er sich verhielt, sobald sie einen weiteren Hinweis bekamen. Sie wusste, dass es ihn fertig machte, wenn er hören und sehen musste, wie seine Freunde gemobbt wurden und dass er ihnen am liebsten sofort helfen würde. Nun zu erfahren, dass eine gute Freundin so etwas durchmachen musste, ohne dass er es mitbekommen hatte, war sicher schrecklich für ihn. Andererseits war er aktuell ziemlich gefasst. Sie seufzte und schüttelte dann den Kopf. Wahrscheinlich machte sie sich zu viele Gedanken. Irgendwie sah sie in ihm immer noch den Jungen aus der Mittelstufe, dabei war er mittlerweile erwachsen geworden. Er kam also auch klar, ohne dass sie ihm unter die Arme greifen musste. Noch einmal seufzte sie, um ihre Gedanken zu verbannen und trat dann an ihren Kumpel heran, welcher mittlerweile von der Tür abgelassen hatte und meinte, dass diese wohl einfach nur Deko und deshalb nicht zugänglich war. Gerade in dem Moment, als Akane neben den Blonden trat, gab es einen lauten Knall neben ihr. Der Durchgang wackelte in den Angeln und ließ die Brünette mit einem lauten Schrei zurückweichen. Auch die anderen waren erschrocken, als es plötzlich knallte, jedoch weniger als die junge Frau. „H-Hallo. Ist da jemand?“, hörten sie eine zarte Stimme aus dem verschlossenen Zimmer, welche ihnen mehr als bekannt vorkam. Sofort war Mirâ an die Tür gestürmt: "Megumi-chan. Bist du das? Geht es dir gut?" "Mi-Mirâ-senpai? J-ja mir geht es gut. I-ich wüsste nur gerne wo ich hier bin...", kam prompt eine Antwort. Erleichtert atmete die Ältere auf, als ihr bewusst wurde, dass es der jüngeren Schülerin anscheinend gut ging. „Halte durch Megumi-chan. Wir holen dich da raus“, sagte die Violetthaarige und griff nach ihrem Smartphone. Wenn sie die Tür auf herkömmliche Weise nicht aufbekamen, dann mussten sie halt unkonventionelle Methoden anwenden. Doch noch bevor sie ihre Persona rufen konnte, wurde sie von Kuraiko zurückgehalten, welche nach der Hand mit ihrem Telefon gegriffen hatte. Irritiert sah die junge Frau ihre Freundin an: „Was soll das, Kuraiko?“ Verzweifelt versuchte sie sich aus dem Griff ihrer Freundin zu befreien. Wieso hielt sie sie denn überhaupt ab? Immerhin waren sie doch extra hierhergekommen um Megumi zu retten. Sie verstand nicht, wieso sich Kuraiko auf einmal so verhielt. Wollte sie die Kleine etwa nicht retten? Sicher, das Verhältnis der beiden war bisher eher angespannt, da sie so komplett gegensätzlich waren. Aber war das ein Grund sie nicht retten zu wollen? Endlich schaffte es Mirâ ihre Hand zu befreien und blickte die Schwarzhaarige mit einem düsteren Blick an. „Unser Ziel ist es Megumi hier rauszuholen. Das sollte unsere Priorität sein. Wieso willst du das jetzt verhindern?“, schimpfte sie. Die Schwarzhaarige sah sie eine ganze Weile eindringlich an, schwieg aber vorerst und ließ die Schimpftirade über sich ergehen. Doch plötzlich klatschte es laut, woraufhin alle Anwesenden scharf die Luft einzogen. Mirâs Blick war mit geröteter Wange seitlich zu Boden gerichtet, während ihre Freundin sie immer noch ernst ansah und langsam ihre Hand wieder sinken ließ. „Was sollte das denn?“, kam Hiroshi dazu, doch stoppte, als er die wütend dreinblickenden violetten Augen der jungen Frau bemerkte, die ihn für einen Moment fixierten. „Hast du dich jetzt wieder beruhig?“, fragte sie in einem doch recht ruhigen Ton, während sie ihre Augen wieder auf Mirâ richtete, „Versteh mich nicht falsch. Es mag stimmen, dass mich dieses kleine Mauerblümchen mit ihrer Art echt aufregt. Das heißt aber nicht, dass ich unser Ziel deshalb aus den Augen verliere oder sie hier zurücklassen will. Aber du scheinst das Ziel aus den Augen verloren zu haben.“ „Was meinst du?“, fragte Mirâ, die ihren Blick wieder hob und die Schwarzhaarige mit einem bösen Blick musterte. Diese seufzte: „Oh man. Merkst du es nicht selber? Findest du es nicht merkwürdig, dass wir mit Yoshiko so plötzlich reden können, obwohl wir uns doch angeblich in ihrem Dungeon befinden? Was, wenn das eine Falle ist?“ Mirâs rote Augen wurden groß und wirkten, als würden sie jeden Moment aus den Augenhöhlen fallen. Nun schien auch ihr aufzufallen, dass diese Situation merkwürdig erschien. Es war noch nie vorgekommen, dass sie mit dem Besitzer eines Dungeons normal sprechen konnte, bevor sie in dessen Raum gelangt waren. Ganz zu schweigen davon, dass sie meistens bewusstlos waren. Auch den anderen schien es nun aufzufallen. Nachdenklich richteten sie alle ihre Blicke auf die verschlossene Tür hinter welcher sich das vermeintliche Mädchen aufhalten sollte. Doch war sie es wirklich? Wieso konnten sie mit ihr sprechen, wenn sie in ihrem Dungeon waren? War sie nicht die Besitzerin? Oder war es wirklich nur eine Falle? Es war eine skurrile Situation. Einerseits wären sie am liebsten sofort in den Raum gestürmt, andererseits wussten sie nicht, was sie erwarten würde. Was sollten sie tun? „Ähm… Ist das Fukagawa-senpai? Mirâ-senpai, ist bei dir noch jemand? U-Und was soll das mit dem Dungeon?“, , hörten sie leise aus dem Raum und wussten nicht genau, was sie darauf antworten sollten, „Ha-Hallo? Seid ihr noch da?“ Kuraiko trat an die Tür: „Sei uns nicht böse, aber wir sind uns nicht ganz sicher, ob du nicht nur ein Shadow bist, der uns verarschen will.“ „Ei-Ein Shadow? Was ist das?“, , fragte die Jüngere verunsichert, als ihr plötzlich etwas einzufallen schien, „S-Sind das diese Wesen, die hier überall herumschleichen? Habt ihr etwa die besiegt, die plötzlich verschwunden sind?“ Irritiert blickte die gesamte Gruppe auf die verschlossene Tür. Woher wusste die Jüngere, dass sie die Shadows besiegt hatten? Für Kuraiko war das Beweis genug, dass es sich hierbei um eine Falle handelte. Wie konnte die Kleine immerhin davon wissen, wenn sie in diesem Raum eingesperrt war. Mirâ jedoch konnte immer noch nicht wirklich glauben, dass sie hier in die Irre geführt wurden. „Megumi-chan? Woher weißt du von den Shadows?“, fragte sie nach. „E-ehrlich gesagt habe ich den Namen gerade zum ersten Mal gehört. A-aber ich spüre wie sie sich bewegen. Bi-bitte fragt mich nicht wieso, i-ich weiß es einfach. Zu-zum Beispiel i-ist etwas weiter hinten e-ein Raum, in dem sich mehrere von ihnen tummeln. Ich habe nur das Gefühl, dass sie anders sind, als die, die ihr bisher besiegt habt. Irgendwas ist bei ihnen merkwürdig“, erklärte Megumi ruhig, wurde aber mit jedem Mal leiser, „I-ihr glaubt mir nicht, oder?“ Perplex sahen sich die einzelnen Mitglieder der Gruppe an. Sie verstanden nicht, wie es sein konnte, dass die jüngere Schülerin die Wesen dieser Welt spüren konnte. Eigentlich war das unmöglich. Es gab nur eine Möglichkeit, wie es sein konnte. „Megumi-chan… kann es sein, dass du eine Persona besitzt?“, fragte Akane geradeheraus. „Akane-senpai? Du bist auch hier?“, , Megumi schien mehr als verwirrt, doch antwortete dann auf die Frage der Brünetten, „Was ist eine Persona?“ Wieder sahen sich alle fragend an. Die jüngere Schülerin konnte die Shadows spüren, wusste aber nicht was eine Persona war. Bedeutete das sie hatte keine? Aber wie war dann diese Fähigkeit zu erklären? Oder hatte sie sie noch nicht bemerkt? Es bestand auch immer noch die Möglichkeit, dass es sich bei ihr wirklich um einen Shadow handelte, der sie in eine Falle locken wollte. Aber wieso sollte sie ihnen dann davon erzählen, dass sie die anderen herumschwirrenden Gegner spüren konnte. Wieso war aber dann die Tür verschlossen? Es wäre doch dann wesentlich einfacher sie einfach hineinzulassen, um sie anzugreifen. Was war hier nur los? „Hey Yoshiko. Bist du alleine? Oder ist noch jemand bei dir?“, fragte plötzlich Kuraiko. Ein kurzes Schweigen trat ein, dann antwortete die Jüngere noch verwirrter: „I-Ich bin allein. W-wer soll denn bei mir sein? M-meinst du etwa diese Wesen, die ihr Shadows nennt? So etwas ist hier nicht.“ „Und eine andere Gestallt?“, fragte Akane, „Wurdest du von etwas attackiert, woraufhin diese erschienen ist?“ „W-welches andere Gestallt?“, , kam eine Gegenfrage, „Ich verstehe nicht was du meinst, Senpai.“ Die Brünette verschränkte die Arme vor der Brust und sprach laut aus, was sie dachte: Dass die Jüngere anscheinend keine Persona hatte. Das machte die Sache natürlich noch verwirrender. „W-was ist denn eine Persona?“, kam erneut die Frage aus dem verschlossenen Raum. Nun mischte sich auch Hiroshi in das Gespräch ein und meinte, dass sie die Sache auch klären konnten, sobald sie die Schülerin da rausgeholt hatten. Kuraiko warf natürlich wieder ihr Veto ein und erinnerte ihn daran, dass sie seit einer gefühlten Ewigkeit darüber debattierten, ob es sich hier um eine Falle handeln könnte. Natürlich war das dem Blonden mehr als bewusst, aber solange sie an Ort und Stelle herumstanden und debattierten würden sie es niemals herausfinden. Der einzige Weg war, diese Tür irgendwie zu öffnen und nachzuschauen. Und wenn es sich doch um einen Shadow handelte, so würden sie es schon schaffen diesen zu besiegen. Er hatte einfach keine Lust mehr nur noch hier herumzustehen. Ohne auf eine weitere Antwort der Schwarzhaarigen zu warten hatte er sein Smartphone gezückt und Aton gerufen. „Megumi-chan, geh von der Tür weg. Wir versuchen sie aufzubrechen.“, rief er der Jüngeren zu und befahl Aton dann mit Agi anzugreifen. Die Persona erhob sich in die Luft und streckte seinen rechten Arm in Richtung der Tür. Kurz darauf traf diese ein Feuerball, doch wiedererwartend passierte nichts. Die Tür rückte kein Stück und sah auch nicht so aus, als hätte sie einen Kratzer abbekommen. Auch als ein starker Wind aufkam und kurz darauf ein Wirbelsturm dagegen prallte passierte nichts. Selbst Akanes Versuch die Tür aufzubrechen endete nur in einer Schmerzhaften Niederlage der Brünetten, welche sich daraufhin jammernd das Bein rieb. Ratlos standen die Persona-User kurze Zeit später vor der immer noch verschlossenen Tür und wussten sich keinen Rat mehr. Egal was sie versucht hatten, nichts hatte die Absperrung zerstören können. So als wollte jemand unter allen Umständen verhindern, dass sie sich der jüngeren Schülerin näherten. Aber einen Weg musste es ja geben. Mirâ dachte nach und erinnerte sich daran, was Hiroshi ihnen einige Tage zuvor erzählt hatte, als sie die beiden Shadows am Tor besiegt hatten. Er hatte erwähnt, dass er erfahren hatte, dass jemand im Kunstraum eingeschlossen wurde. „Wahrscheinlich brauchen wir auch hier einen Schlüssel“, sagte plötzlich Mika, bevor Mirâ auch nur ihre Gedanken aussprechen konnte. Überrascht sah sie die Blauhaarige an, welche die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte und mit großen roten Augen in die Runde starrte. Irgendwie sah sie so wirklich aus wie ein kleines Kind, auch wenn ihr Verhalten häufig dagegensprach, was der Violetthaarigen ein leichtes Schmunzeln entlockte. Aber abgesehen davon hatte Mika anscheinend den gleichen Gedanken gehabt. Sie war nur schneller damit ihn auszusprechen. „Ich musste daran denken, dass die Jungs gemeint hatten, sie hätten jemanden eingeschlossen. Vielleicht ist der Schlüssel hier irgendwo versteckt“, erklärte sie. „Guter Einwand. Die Frage ist, wo wir anfangen sollen zu suchen“, mischte sich nun auch Masaru ein. Die Kleine hatte jedoch schon eine Idee: „Ich bin mir sicher ein Shadow hat ihn. Ansonsten wäre es zu einfach. Wir müssen also nur den richtigen Shadow finden und besiegen.“ „Das klingt so einfach. Aber hier wimmelt es nur so davon. Wir werden ewig dafür brauchen“, gab Kuraiko als Einwand. „Vielleicht auch nicht…“, sagte nun auch Yasuo, „Yoshiko hat erzählt, dass sich in einem Raum etwas weiter entfernt von hier Shadows aufhielten, die sich merkwürdig verhielten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der Schlüssel dort. Jedenfalls spricht einiges dafür.“ Die Schwarzhaarige wurde langsam ungehalten: „Das sind alles Vermutungen. Wollt ihr euch alle kopflos in einen Kampf stürzen?“ Sie blickte jedem einzelnen ins Gesicht und seufzte dann: „Oh man… ihr seid doch alle nicht mehr ganz dicht.“ Mit einem Mal wandte sie sich wieder der Tür zu: „Yoshiko!“ „Ha-Hai!“, kam es erschrocken zurück. „Kannst du uns sagen, wo genau sich dieser Raum befinden?“, fragte Kuraiko in einem Ton, der keine Widersprüche duldete. Wieder war es kurz still, bevor die Angesprochene antwortete: „Der Raum befindet sich einige Meter weiter südlich. Ihr müsst dem Gang nur folgen, dann werdet ihr die Tür finden. Aber seid bitte vorsichtig. Und… vielen Dank.“ Noch einmal blickte Kuraiko in die Runde, welche sie alle irritiert ansahen, drehte sich dann aber mit einem Ruck um und folgte dem Gang tiefer hinein. Völlig verwirrt sahen die anderen ihr nach, setzten sich jedoch dann auch in Bewegung und folgten der jungen Frau. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)