Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 56: LVI – Einweihung ---------------------------- Nacht - Freitag, 14.August 2015 auf Samstag, 15.August 2015 Erschöpft fiel Mirâ auf ihren weichen Futon, als sie es endlich mit Mühe nach Hause geschafft hatte. Nicht nur einmal wäre sie unterwegs beinahe im Gehen eingeschlafen, so fertig war sie. Ihr Körper schmerzte und sie wollte einfach nur noch schlafen. Duschen konnte sie auch immer noch am Morgen, wenn sie ausgeschlafen hatte. Sie war beinahe schon im Reich der Träume verschwunden, als sie eine leise Stimme vernahm, die ihren Namen rief. Schwerfällig öffnete sie wieder ihre Augen und erhob sich ein Stück, um so einen Blick auf ihren Spiegel zu erhaschen, in welchem sie Mika stehen sah, die sie besorgt musterte. "Entschuldige die Störung. Ich weiß du bist müde, aber es gibt etwas, was ich dir sagen muss.", entschuldigte sich die Blauhaarige bei der Älteren. "Schon gut. Worum geht es denn?", fragte diese nach und kam langsam auf den Spiegel zugekrabbelt, da ihr für mehr die Kraft fehlte. Die Jüngere senkte kurz den Blick und während sie auf ihrer Unterlippe herumkaute hatte Mirâ das Gefühl, dass die Kleine mit sich zu kämpfen hatte, dieses Thema überhaupt anzusprechen. Doch gerade, als die Ältere sie darauf ansprechen wollte, kam der entschlossene Blick in den Augen der Kleinen zurück. "Dieser Schatten vorhin...", begann sie und Mirâ merkte, wie ihr plötzlich eiskalt wurde, "Die Anderen scheinen ihn nicht bemerkt und gehört zu haben, aber... ich habe ihn gesehen. U-und das, was er zu dir gesagt hat, das... macht mir wirklich Sorgen." Mirâs Augen wurden groß und sie starrte ihre Freundin fassungslos an. Auch sie hatte also diesen Schatten gesehen. Aber wieso nur sie beide? Was ging nur vor sich? Mit jedem Dungeon wurde die ganze Sache immer merkwürdiger. Nun tauchte auch noch dieser Schatten auf, der sie zu kennen schien und nur sie und Mika konnten ihn sehen und hören. Ihr Kopf begann zu dröhnen und sie hatte plötzlich das Gefühl, den Halt zu verlieren. Dann hörte sie nur noch wie Mika panisch nach ihr rief und plötzlich umgab sie nur noch tiefe Dunkelheit. Die sanfte Stimme, welche den Klavierklang der Arie begleitet, lässt mich meine Augen aufschlagen und mich umsehen. Ein Seufzen entkommt mir, als ich registriere, dass ich wieder einmal im Velvet Room gelandet bin. Eigentlich habe ich ja keine Lust mich jetzt mit der Langnase zu unterhalten, jedoch... vielleicht kann er mir ja eine Antwort darauf geben, was es mit diesem Schatten auf sich hat. Mir kommt das letzte Gespräch mit Igor in den Sinn und ich erinnere mich daran, dass er meinte "Er" würde mich nun immer leichter finden. Ob mit "Er" dieser Schatten gemeint ist? Aber was hat er mit mir zu schaffen? Wieder beginnt mein Kopf zu dröhnen, während mir in den Sinn kommt, dass Igor mir wahrscheinlich eh keine konkrete Antwort geben wird. "Willkommen im Velvet Room.", höre ich seinen hohe Stimme hinter mir und drehe mich langsam um, immer noch die Hand an meinen Kopf gelegt, um damit den dröhnenden Schmerz zu vertreiben, "Es scheint mir [Er] habe dich gefunden. Das ging wirklich schneller, als ich es erwartet habe." "Wer ist [Er]? Wieso meinte er, er habe mich lange nicht gesehen?", frage ich den alten Mann vor mir, dessen Gesichtsausdruck aber genauso nichtssagend ist wie immer. Er ändert sich auch nicht, als er kurz die Augen schließt und mich dann wieder mit ihnen fixiert: "Nun, das wirst du noch früh genug erfahren. Darüber mach dir erst einmal keine Sorgen. Aber ich möchte dich trotzdem vor ihm warnen. Seine Macht ist noch nicht vollständig erwacht, aber sollte dies der Fall sein, dann wird es unumstößlich sein, sich ihm entgegenzustellen." Natürlich ist diese Aussage alles andere als hilfreich, aber ich habe nichts anderes von Igor erwartet. Trotzdem stelle ich ihm eine weitere Frage: "Kannst du mir wenigstens verraten, wieso ausgerechnet Mika ihn sehen konnte, meine Freunde aber anscheinend nicht?" Sein Grinsen wird plötzlich größer, als ich meine Frage beendet habe. Er hebt die Hand und vor meinem Gesicht erscheinen die Tarot Karten des Narren und des Todes. Irritiert blicke ich auf die beiden Arkanas und frage mich, was die Langnase mir damit sagen will. Ich weiß natürlich, dass die Karte des Todes die von Mika ist und der Narr meine, aber was genau das jetzt mit meiner Frage zu tun hat, kann ich mir nicht zusammenreimen. "Ich habe dir ja schon vor einiger Zeit einmal gesagt, dass das Mädchen, das unter der Karte des Todes steht, etwas Besonderes ist. Um es genau zu sagen, sind eure Schicksale sehr eng miteinander verwoben, was wohl auch der Grund dafür ist, dass sie [ihn] ebenfalls sehen konnte.", spricht Igor nun mit leicht amüsierter Stimme. "Was soll das heißen?", frage ich noch und bemerke dann, wie das Bild langsam um mich herum verschwimmt. Der alte Mann grinst nur noch breiter und macht eine ausladende Handbewegung: "Das, mein Kind, musst du leider selber herausfinden. Unsere Zeit ist damit für heute um. Bis zum nächsten Mal. Lebewohl." Damit tauche ich in ein tiefes Weiß und verliere erneut den Halt unter den Füßen. Samstag, 15.August 2015 "Was zur Hölle...!?", rief Akane völlig perplex, während sie auf die riesige Villa schaute, die sich vor der Gruppe erhob. Wie am Abend besprochen hatte sich die Gruppe an diesem Tag auf den Weg zu Shuya gemacht, um diesem wie versprochen alles zu erklären. Zwar war am Morgen im Gruppenchat noch einmal eine Diskussion darüber entbrannt, ob es wirklich richtig war einen weiteren unbeteiligten in die Sache einzuweihen, was vor allem von Seiten Kuraikos und Masarus kam, doch Hiroshi hatte noch einmal wiederholt, dass es keine andere Möglichkeit geben würde, um Shuya ruhigzustellen. Dieser würde sonst nämlich keine Ruhe geben und wahrscheinlich irgendeine Dummheit unternehmen, nur um ihnen auf irgendeine Weise zu helfen. Immerhin kannte er seinen Kumpel sehr gut. Deshalb hatten auch die Beiden letzten Endes zugestimmt, wenn auch nicht unbedingt erfreut. Somit hatte sich die Gruppe am Nachmittag an der U-Bahnstation des Viertels getroffen, in dem Shuya lebte und waren dann gemeinsam, geführt von Hiroshi zu dessen Haus gelaufen. Dieses hatte sich allerdings kurze Zeit später nicht nur als einfaches Haus entpuppt, sondern als riesige Villa. "Ist das dein Ernst, Hiroshi?", fragte Kuraiko skeptisch, „Du willst mir nicht wirklich weiß machen, dass Nagase in dieser Villa lebt.“ Der Angesprochene seufzte: „Doch.“ „Was machen denn seine Eltern beruflich, dass sie sich diesen Luxus leisten können?“, fragte Masaru, dessen Neugier nun doch geweckt war. „Keine Ahnung… ich glaube sie sind Geschäftsleute oder so. Aber das Haus gehört eh seinen Großeltern.“, sagte Hiroshi nur schulterzuckend und trat durch das große Tor, in Richtung Eingangstür. „He?“, entkam es Akane, während sie ihrem Kumpel folgte und dabei den großen Vorgarten betrachtete. Auch die Anderen folgten dem Blonden, Mirâ wieder einmal als Schlusslicht. Ihr ging es an diesem Tag nicht so besonders gut. Nicht nur, dass sie sich ebenfalls die Frage stellte, ob es so gut war Shuya mit in die Sache zu involvieren, sie hatte auch noch schlecht geschlafen. Die Besuche im Velvet Room schlauchten sie und verschafften ihr keinen erholsamen Schlaf. Außerdem wunderte sie sich immer noch darüber, dass sie am Morgen in ihrem Futon aufgewacht war, wo sie sich doch ganze sicher war noch mit Mika gesprochen zu haben, bevor sie in den Velvet Room gelangt war. Sie hatte sich auch schon die Frage gestellt, ob sie sich das nur eingebildet hatte, aber sie konnte die Kleine noch nicht dazu befragen, denn diese war mal wieder verschwunden. Wenn sie sich das allerdings nicht nur eingebildet hatte, dann hieße das, Mika könne diesen Schatten, der wohl „Ihm“ gehört, wie Igor es gerne ausdrückte, auch sehen und das war es eigentlich, was ihr das meiste Kopfzerbrechen verursachte. Auch wer „Er“ war und was er wollte, schwirrte ihr im Kopf. Das Gespräch mit Igor hatte nicht viel gebracht, außer dass sie sich „ihm“ wohl irgendwann stellen müsse… und das Mikas und ihr Schicksal stark miteinander verwoben waren. Was das wohl wieder bedeutete? Ein Stechen in ihrer Schläfe ließ sie kurz zusammenzucken. Wieder dieser Schmerz. Er kam immer, wenn sie über sich und Mika nachdachte. Ob das auch etwas mit ihren Arcanas zu tun hatte? „Da seid ihr ja endlich.“, holte sie die aufgedrehte Stimme von Shuya aus den Gedanken, woraufhin sie aufsah. Der Violetthaarige stand breit grinsend in der Tür und sah auf die Gruppe herunter: „Ich hatte schon Angst, ihr kneift. Los kommt rein.“ Wenige Minuten später stand die Gruppe in einem geräumigen Zimmer, welches sich als Shuyas eigenes Reich entpuppte. Der Raum wirkte riesig und das obwohl er doch recht vollgestellt war, allerdings nicht überladen. Betrat man das Zimmer sah man direkt auf ein, über Eck stehendes, ungefähr brusthohes Regalsystem, dessen Fächer in verschiedenen Höhen eingebracht waren, damit dort CDs, einige wenige Bücher, Blu Rays und Konsolenspiele passgenau hinein passten. Die Wände darüber waren mit Postern von Linkin Park behängt, allerdings nur so, dass es nicht überladen wirkte. Auf den Regalen lagen mehrere Dinge verteilt, unter anderem auch verschiedene Bälle. So erkannte man genau in der Ecke einen abgegriffenen Basketball und zwei recht alt wirkende Baseball-Bälle. Auf dem länglichen Teil des Regals zur Tür hin lag ein Lacrosse Schläger mit einem dazu gehörigen Ball im Netz. Auch lagen an einigen Stellen hier und dort auf dem Regal ein paar Sachen verteilt, sowie ein zugeklappter Laptop, der aber eher so aussah, als wurde er nur lieblos dort abgelegt. Daneben stand ein kleines Bild, auf dem man eine junge Frau mit rosa Haaren und Brille erkannte. Direkt neben dem Regal befand sich eine große Glastür, die auf einen geräumigen Balkon führte und an ein großes Fenster grenzte, dass viel Licht in das Zimmer brachte. Auf der daran folgenden Seite befand sich ein geräumiges Bett, über dem eine Gitarre und noch ein paar weitere Poster von der amerikanischen Band hingen. Davor stand ein kleiner Nachttisch, auf welchem recht unordentlich eine Lampe, Wecker und einige Kleinigkeiten standen. An derselben Wand, wie das Bett, befand sich auch ein riesiger Kleiderschrank, vor welchem auch verschiedene Bälle, wie ein Fußball und ein Volleyball, sowie einige Klamotten verstreut lagen. In der Mitte des Raumes hatte der junge Mann eine Sitzecke eingerichtet, welche sich durch einen hellen weichen Teppich vom Rest des Zimmers abhob, dessen Boden sonst nur aus dunkelbraunem Parkett bestand. Diese Sitzecke bestand aus einem weichen anthrazitfarbenen Ecksofa und zwei dazugehörigen viereckigen Hockern, die um einen schwarzen Holztisch standen. "Du hättest ja wenigstens etwas aufräumen können, Shuyan. Wir haben Mädels dabei.", murmelte Hiroshi, während er sich im Zimmer umsah und auf die herumliegenden Klamotten anspielte. „Setzt euch. Kann ich euch etwas zu trinken anbieten? Wasser, Eistee?“, fragte der Violetthaarige total aufgedreht und immer noch grinsend, die Aussage seines Kumpels vollkommen ignorierend. Die Gruppe verteilte sich auf dem Sofa und den Hockern, woraufhin ihre Blicke auf die letzte Wand fielen, die auch die Eingangstür beherbergte, und ihnen beinahe die Blicke übergingen, als sie auf einen großen Flachbildschirm schauten, der an dieser Wand hing. Unter diesem stand ein dunkles Lowboard, auf welchem mehrere Gerätschaften, wie Player, Stereoanlage und Konsolen standen, während neben dem gigantischen TV-Gerät zwei große Boxen hingen. „WAS IST DAS DENN?“, fragte Akane schon fast übertrieben laut. Hiroshi fasste sich seufzend an die Stirn und ließ den Kopf sinken: „Shuyan, ich habe dir gesagt, dass es besser wäre, wenn wir uns woanders treffen.“ „Warum denn? Hier sind wir doch ungestört und Platz haben wir hier auch mehr als genug.“, sagte der Angesprochene nur mit schief gelegtem Kopf, weshalb er in diesem Moment eher wie ein kleines Kind wirkte. Der Blonde gab auf: „Schon gut… bringt nichts, darüber zu diskutieren.“ „Sag ich auch. So ich hole euch schnell was zu trinken.“, damit war der junge Mann aus dem Zimmer verschwunden. „So ein Idiot.“, seufzte Hiroshi erneut und ließ sich auf das Sofa fallen. Die Anderen währenddessen sahen sich noch immer staunend im Zimmer um. „Ich wusste gar nicht, dass Nagase Instrumente spielen kann.“, murmelte Kuraiko, während sie auf die Gitarre über dem Bett sah. „Kann er auch nicht.“, meinte Hiroshi, „Und bitte fragt ihn nicht, ob er euch was vorspielt… das klingt schrecklich. Im Gegensatz zu seinem Gesang.“ „Das stimmt allerdings…“, kam es kaum hörbar von der Schwarzhaarigen, doch Akane hatte es dennoch verstanden und wollte gerade noch einmal nachhaken, als der Violetthaarige bereits wieder das Zimmer betrat und sich zu ihnen gesellte. Nachdem er allen eingeschenkt hatte ließ er sich auf den Fußboden zwischen den beiden Hockern nieder und machte es sich bequem, ehe er wieder seinen ernsten Blick aufsetzte und alle ansah: „So… dann lasst mal hören. Was genau treibt ihr da eigentlich? Wie genau seid ihr durch das Glas gegangen, ohne dass es zerbrochen ist? Wieso hattet ihr dieses bewusstlose Teenie-Idol im Schlepptau? Und wieso durfte die Polizei euch da nicht sehen? Ach so… und versucht mich nicht wieder anzulügen. Ich bekomme es sowieso irgendwie raus. Außerdem schuldet ihr mir diesen Gefallen, nachdem ich gestern noch eine ganze Stunde von der Polizei befragt wurde, wie es dazu kam, dass ich Akisu gefunden habe. Echt ätzend sag ich euch. Ich dachte schon, die lassen mich gar nicht mehr gehen.“ Die Gruppe tauschte kurz besorgte Blicke aus, bevor Mirâ nickte und begann alles von Beginn an zu erzählen. Shuya hörte schweigend zu, doch man konnte mehrmals erkennen, wie ihm die Gesichtszüge entglitten. Während er lauschte, wechselte sein Gesichtsausdruck nicht nur einmal von interessiert, zu besorgt, über fragend und ungläubig, bis hin zu grübelnd. Ihn schien dieses Thema auch zu interessieren, doch er sagte nichts dazu, bis Mirâ mit ihren Erzählungen geendet hatte, welche mit dem Bosskampf gegen Akisus Shadow endete. Den Schatten und einige Dinge, die sie beschäftigten ließ sie dabei bewusst weg, immerhin hatte sie auch ihren Freunden davon noch nichts erzählt. „Tja… so ist das… auch wenn es merkwürdig klingt.“, murmelte die Violetthaarige zum Abschluss, woraufhin Schweigen in die Runde einkehrte. Noch einmal von allem zu hören, ließ bei einigen die schlechten Erinnerungen daran wieder hochkommen und sie kämpften ein weiteres Mal gegen ihren inneren Teufel, um sich von diesen Erinnerungen nicht übermannen zu lassen. Auch Shuya schwieg und schien zu überlegen. Mit grübelndem Gesicht hatte er eine Stelle auf dem Tisch fixiert, schien diese allerdings nicht wirklich anzusehen. „Jetzt weißt du, was wir da treiben und was uns verbindet.“, meinte Hiroshi. Der Angesprochene schwieg noch immer, doch nickte dann zu sich selbst: „So ist das also. Das erklärt auch, wieso ihr plötzlich alle aufeinander hockt.“ „Du glaubst uns das Ganze einfach so?“, fragte Kuraiko skeptisch. „Naja… es klingt wirklich eher wie ein typisches RPG und wirklich mehr als ungläubig, aber ich sehe keinen Sinn darin, dass ihr mir so eine verrückte Geschichte einfach so auftischen würdet. Außerdem sehe ich ja, dass es einige von euch ziemlich beschäftigt.“, erklärte der junge Mann mit ernstem Gesichtsausdruck und den Finger ans Kinn gelegt, „Und ihr versucht jetzt herauszufinden, was dahintersteckt?“ Ein synchrones Nicken der Gruppe war zu erkennen. Wieder schien Shuya zu überlegen, bevor er kurz die Augen schloss und dann alle mit einem entschlossenen Blick ansah: „Gut. Dann lasst mich euch helfen.“ „Auf gar keinen Fall.“, kam es erstaunlich synchron von Hiroshi und Kuraiko, woraufhin alle Blick auf die Beiden gerichtet waren. Vor allem der Violetthaarige schien erstaunt von der Reaktion der Beiden, besonders der Kuraikos. Dass Hiroshi ihn aus so etwas heraushalten wollte, hatte er sich schon denken können, aber die Reaktion der Schwarzhaarigen überraschte ihn etwas. Allerdings machte ihn dies auch ziemlich glücklich, verriet ihm das doch, dass die junge Frau anscheinend doch etwas für ihn empfand. Natürlich zeigte er seine Freude nun nicht so offen, wie er es gerne würde, immerhin wollte er Kuraiko nicht noch mehr verärgern. "Ich bin ehrlich gesagt auch dagegen.", mischte sich nun auch Mirâ ein, weshalb nun alle Blicke auf sie gerichtet waren, "Es reicht, dass schon ein Unbeteiligter in die Sache hineingezogen wurde. Auf noch jemanden können wir in der Spiegelwelt nicht aufpassen." "Ich meinte ja eigentlich auch Hilfe von außen. In diese komische Welt komme ich eh nicht, auch wenn sie mich wirklich tierisch interessiert. Gibt es etwa noch andere, neben euch, die in diese merkwürdige Welt gelangen?", meinte Shuya, worauf ihn alle fragend ansahen. Auch er blickte kurz fragend in die Runde und erklärte dann, dass er mehrmals versucht hatte durch den Spiegel zu gelangen, er allerdings immer wieder an der Glasscheibe abgeprallt war. Immerhin wäre er der Gruppe sonst sofort gefolgt. Deshalb wollte er sie von der realen Welt aus unterstützen. "Ich könnte euch Informationen beschaffen, wenn ihr welche braucht.", schlug er zum Ende hin vor, "In diesem Fall würde ich diese Welt nie betreten und würde mich auch nicht in Gefahr bringen. Das macht euch doch Sorgen, oder? Mal ganz davon abgesehen, dass ihr mich eh nicht davon abhalten könnt. Außerdem scheint ihr ja das Problem zu haben, dass die Polizei euch irgendwie auf den Fersen ist. Mit mir könntet ihr das umgehen." Die Gruppe schwieg und überlegte, denn der junge Mann hatte damit nicht ganz Unrecht und Unterstützung konnten sie gut gebrauchen. Trotzdem fand Mirâ es nicht richtig, andererseits würde der Violetthaarige wohl nicht locker lassen. "Shuyan, das ist wirklich gefährlich und wir wissen nicht, welche Auswirkungen das noch haben wird.", erklärte Hiroshi, in der Hoffnung sein Kumpel würde es sich noch einmal überlegen. Dieser grinste allerdings nur: "Du kennst mich, Hiro. Ich lasse da eh nicht locker. Wie könnte ich auch, wenn ich weiß, dass mein bester Kumpel in so eine gefährliche Sache verwickelt ist?" "Shuya...", der Blonde ließ seufzend seinen Kopf sinken, "Du bist wirklich unverbesserlich..." Der junge Mann ihm gegenüber lachte: "Du kennst mich doch. Also ist es beschlossen." Noch einmal tauschte die Gruppe sorgenvolle Blicke, als Shuya bereits weiter redete: "Ihr habt eh keine andere Wahl." Sein Grinsen war so breit, dass es schien als würde es von einem Ohr zum Anderen gehen und ließ der Gruppe damit gar keine andere Wahl, als dem zuzustimmen, wenn auch widerwillig. Somit war also entschieden, dass der junge Mann sie von Außerhalb unterstützen würde, auch wenn die Sorge blieb, dass ihm etwas zustoßen könnte. Masaru seufzte und lehnte sich zurück: "Naja... da das jetzt entschieden wurde, können wir ja auch gleich hier und jetzt darüber sprechen, was da gestern eigentlich passiert ist." Seine Körpersprache zeigte, dass er recht entspannt wirkte, doch seine Stimme verriet, dass er nicht so ganz einverstanden war, allerdings dieses Thema nicht weiter diskutieren wollte. Stattdessen lenkte er das Thema wieder auf das eigentliche Problem, denn obwohl die Gruppe am Abend Akisus Shadow besiegt hatte, war ihre Persona nicht erwacht. Bisher war das noch nie passiert und es beunruhigte die Gruppe. Der Dungeon war in sich zusammengebrochen und das Tor verschlossen, jedoch wollte Mirâ am Abend noch einmal mit Mika sprechen, ob es auch immer noch so war. Sofern die Kleine sich zeigte. "Was meint ihr? Was ist passiert?", fragte Shuya neugierig in die Runde. Auch Hiroshi lehnte sich nun zurück und erklärte seinem Kumpel die Situation. "Das heißt ihr seid bisher davon ausgegangen, dass die Opfer der Spiegelwelt auch gleichzeitig die Besitzer einer Persona sind. Ja? Dem scheint aber nicht so zu sein. Richtig?", fasste der Violetthaarige zusammen. "So sieht es aus.", meinte Kuraiko, "Zusätzlich scheint es aber auch Personen zu geben, die trotz fehlender Kraft einer Persona in die Spiegelwelt gelangen, während andere das nicht können." "Wirklich merkwürdig. Oder? Könnte es einen Grund geben, weshalb das so ist?", fragte Akane. Yasuo machte es sich auf seinem Hocker bequem und fügte nun auch etwas zur Diskussion bei: "Das ist eine gute Frage. Man könnte Gemeinsamkeiten suchen, aber ich glaube, da kommen wir auf keinen grünen Zweig. Die Meisten von uns haben erst zu der Gruppe gefunden, nachdem sie bereits in der Spiegelwelt waren. Davor ist man sich vielleicht mal begegnet, aber hatte nicht viel miteinander zu tun." "So ganz stimmt das ja nicht, auch wenn ich verstehe was du meinst.", mischte sich nun auch der schwarzhaarige wieder ein, "Aber wir beide gehen seit dem ersten Jahr in die gleiche Klasse und haben im Grunde schon miteinander zu tun. Hiroshi und Akane kennen sich auch schon sehr lange. Allerdings hatten weder Kuraiko, noch Mirâ vorher irgendwie Kontakt zu einem von uns und wir wiederum auch mit den jeweils anderen nicht." "Das macht die Sache nicht leichter.", seufzte Kuraiko, "Das heißt es muss einen anderen Grund geben, weshalb gerade wir diese Kraft haben und natürlich, weshalb gerade Mirâ die Kraft hat mehrere Personas zu rufen. Wie nanntest du es? Wild Card?" Mirâ nickte und erklärte, dass die dies in dem Buch gelesen hatte, wo es um Dinge wie Personas und Shadows ging. Den Velvet Room und Igor ließ sie dabei mal wieder außen vor, immerhin hatte schon Akane mit dem Begriff nicht anfangen können. "Sagtest du nicht, dass du gelesen hast, dass es noch andere Persona User gab? Vielleicht könnte man die ja fragen.", warf ihre beste Freundin ein, worauf nun die erwartungsvollen Blicke der anderen auf Mirâ lagen. Diese schüttelte allerdings nur den Kopf und meinte, dass die Idee selber schon hatte, aber keine Ahnung hatte, wie sie die anderen Persona-Uwer kontaktieren sollte und ob sie ihre Kraft denn überhaupt noch besaßen. Immerhin war nicht klar, ob sie die Kraft der Personas auf Dauer, auch nach der Aufklärung dieses Falls noch behalten würden. Sollte es dazu kommen, dass sie diese Kraft wieder abgeben mussten, dann wären sie wieder normale Menschen. Das Gleiche galt für die früheren Persona-User und das bedeutete sie würden noch schwerer zu erkennen sein. Und falls sie ihre Kraft weiterhin besaßen, blieb immer noch die Frage, wie man sie erkennen und mit ihnen in Kontakt treten konnte. Schweigen breitete sich im Raum aus, während jeder seinen Gedanken nachging. Es musste doch eine Möglichkeit geben in der Sache endlich einen Schritt weiterzukommen. Das Ganze stellte sich mit jedem Mal schwerer heraus und wenn sie dachten, dass sie einen Schritt weiter waren, dann kam etwas, was neue Fragen aufwarf. Sie steckten also wieder einmal in einer Sackgasse. Mirâ jedoch fiel etwas ein: "Wir sollten bei Gelegenheit mit Akisu sprechen. Vielleicht kann sie uns etwas erzählen." "Gute Idee, aber wie? Wir wissen nicht, wo sie wohnt und wie wir an sie herankommen sollen.", meinte Masaru. Das Grinsen auf Shuyas Gesicht kehrte zurück: "Sie wurde gestern ins Zentralkrankenhaus gebracht. Mich hat es zwar gewundert, wieso nicht in ein gehobeneres Krankenhaus, aber vielleicht war das zu weit weg. Jedenfalls könntet ihr Glück haben, dass sie die nächsten Tage noch dort unter Beobachtung steht." Alle Blicke waren auf den jungen Mann gerichtet, bevor wieder Schweigen ausbrach. "Das ist gut zu wissen. Allerdings wird sie mit Sicherheit von Bodyguards bewacht.", warf Kuraiko ein, "Wenn wir alle dorthin stürmen, könnten die es falsch verstehen. Und wer weiß, wie lange sie dort liegt." "Dann sollte Mirâ mit ihr sprechen.", meinte Akane mit dem Blick auf ihre Freundin gerichtet. Diese senkte den Blick: "Das würde ich, aber ich bin ab morgen für ein paar Tage in Osaka, meinen Vater besuchen. Tut mir Leid." "Es wäre allerdings besser, wenn du diejenige wärst, die mit ihr spricht.", sagte Masaru, "Immerhin hast du Kontakt zu ihrem Bruder." "Und was, wenn sie in der Zeit verlegt wird?", kam es nun von Yasuo, woraufhin wieder Schweigen ausbrach, bis Hiroshi seufzte. Er kratzte sich am Nacken und hatte seinen Blick auf die schwarze Tischplatte gerichtet: "Dann machen wir es so. Mein Bruder liegt eh in dem Krankenhaus. Ich nutze einfach die Chance, wenn ich die Tage dort bin und kundschafte die Lage mal aus. Sollte sie verlegt werden, könnte ich versuchen herauszufinden wohin." Alle Blicke waren auf den Blonden gerichtet, vor allem aber Akanes Gesicht verriet mächtige Verwunderung. "Rin-ni...", begann sie und schüttelte dann den Kopf, "Rin liegt im Krankenhaus? Seit wann? Wieso? Warum hast du nichts erzählt?" Ein missmutiger Blick ihres Kumpels traf sie: "Das erzähle ich dir ein anderes Mal. Gehört jetzt auch nicht hierhin. Jedenfalls würde ich sagen, machen wir das so. Ist glaube ich die beste Möglichkeit. Oder?" Er sah in die Runde woraufhin ihm allgemeines Nicken antwortete. Somit war die Sache erst einmal besprochen und beschlossen und Mirâ hoffte, dass sie diese Mal etwas Neues herausfinden würden. Abend "Beehren Sie uns bald wieder.", verabschiedete sich Mirâ von den Gästen, die die Karaokebar gerade verließen und setzte sich dann seufzend auf die Sitzecke im Foyer der Bar. Ihr Blick fiel auf den Fernseher ihr gegenüber, wo gerade die Nachrichten liefen und verkündeten, dass Akisu endlich wieder aufgetaucht war und nun in einem Krankenhaus in Kagaminomachi untergebracht war. In welchem behielten die Medien allerdings für sich. Gleich darauf zeigten sie einen Ausschnitt der Pressekonferenz, welche an diesem Morgen abgehalten wurde und in der Akisus Mutter und Managerin mitteilte, dass die weiteren Konzerte des Idols vorerst abgesagt und auch keine weiteren Konzerte geplant seien. Weitere Informationen würden in den nächsten Tagen folgen. "Echt unglaublich, was da passiert ist. Was?", meinte Shuichi, welcher an Mirâ herangetreten war und ebenfalls seinen Blick auf den Fernseher gerichtet hat, "Aber noch unglaublicher, dass sie so einfach wieder aufgetaucht ist. Scheint als wäre sie nur weggelaufen. Oder? Aber schade um ihre Karriere. Ich hab ihre Musik echt gemocht." Mirâ nickte nur, doch schwieg. Sie wusste ja, was wirklich passiert war, konnte es ihrem Kollegen allerdings nicht sagen. Außerdem beschäftigte sie immer noch die Diskussion vom Nachmittag, in der sich Shuya ihnen regelrecht aufgedrängt hatte und sie hoffte, dass das alles gut gehen würde. "Alles in Ordnung mit dir? Du bist so still.", mit einem Mal saß der Student neben der jungen Frau und lächelte sie freundlich an, "Du weißt, ich hab immer ein offenes Ohr." Auch auf dem Gesicht der Oberschülerin zeichnete sich ein zartes Lächeln ab: "Danke, Shuichi-San. Ich weiß das zu schätzen. Aktuell schwebt mir vieles durch den Kopf. Ich möchte einer Freundin helfen, trete aber irgendwie auf der Stelle und weiß nicht mehr, was ich noch machen soll. Dann wird diese ganze Sache auch noch immer verzwickter und jetzt hat sich ein guter Bekannter dazu entschlossen, zu helfen, dabei wollte ich ihn eigentlich aus der Sache heraushalten." "Das klingt alles wirklich verstrickt. Der Bekannte… hat er denn etwas mit der Sache deiner Freundin zu tun?", kam die nächste Frage, woraufhin Mirâ verneinte und erklärte, dass er eine neutrale Person sei, "Vielleicht ist es dann gar nicht so schlecht, dass er euch hilft. Meistens haben Unbeteiligte einen neutralen Blick darauf und deshalb bessere Ideen." Die Violetthaarige sah auf und blickte in das lächelnde Gesicht des Älteren. So ganz falsch hörte sich das nicht einmal an, es klang sogar logisch. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr ergab es sogar Sinn, auch wenn das Unbehagen, dass Shuya etwas passieren könnte nicht wich. Trotzdem war es wohl keine schlechte Idee, auf den Rat des Violetthaarigen zu vertrauen, wenn er notwendig war. Auch ihr Gesicht zierte nun wieder ein Lächeln: "Du hast Recht, Shuichi-San. Vielleicht mache ich mir zu viele Gedanken darüber und sollte mich lieber auf seine Unterstützung verlassen und mich darüber freuen." "Genau so.", grinste der Braunhaarige breit, woraufhin Mirâ ein warmes Gefühl in ihrem Magen verspürte. Der junge Mann stand auf und streckte sich: "Da fällt mir ein. Es scheint mir, als hättest du dich mit Kyo endlich vertragen." "Kann man so sagen.", meinte Mirâ nur trocken, doch mit leichtem Grinsen auf den Lippen, behielt dabei aber für sich, dass es eher notgedrungen war. "Das freut mich. Er ist kein schlechter Kerl, nur halt etwas eigen.", erklärte der Student lachend, "Naja... dann machen wir mal weiter bevor die nächsten Gäste kommen. Oh... wenn man vom Teufel spricht." Shuichi stoppte in seinem Tun, als die Tür der Karaokebar aufging und kurz darauf Kyo im Raum stand, welcher seinen Kommilitonen überrascht ansah, sich dann aber mit einem "Hallo" abwandte und direkt auf Mirâ zuging, als ihm diese ins Sichtfeld kam. "Können wir kurz reden?", fragte er ohne weitere Umschweife. Irritiert sah Mirâ den Blauhaarigen an und richtete dann einen fragenden Blick an Shuichi, welcher nur abwinkte und meinte, dass es okay sei und sich dann wieder hinter seinen Tresen verzog. Wenige Minuten später standen die Oberschülerin und der Student vor der Bar. "Akki ist wieder aufgetaucht. Ich denke, das habe ich euch zu verdanken. Deshalb...", er zögerte kurz, bevor sich schlussendlich doch dazu entschloss es auszusprechen, "Vielen Dank. Ich weiß nicht, wie ich euch danken kann." "Schon okay.", Mirâ schüttelte den Kopf, "Ich hoffe nur, dass es Akisu gut geht. Warst du schon bei ihr?" Kyo schwieg erneut kurz: "Nein... meine Mutter ist wahrscheinlich die ganze Zeit bei ihr. Und ob ihre Bodyguards mich zu ihr lassen, ist auch eine Frage. Und wer weiß, ob Akki mich überhaupt sehen möchte." "Ich denke schon.", kam es wie aus der Pistole geschossen von der Violetthaarigen, weshalb Kyo sie mit erstaunten goldgelben Augen ansah, "Sie vermisst dich, Kyo und sie wünscht sich nichts mehr, als dich wiederzusehen. Du solltest sie besuchen und mit ihr sprechen. Dann klärt sich sicher alles auf." Der Student sah sie einige Zeit schweigend an, schnaufte dann allerdings und drehte sich um: "Was weißt du denn schon davon!?" Es klang ziemlich forsch und wütend, doch trotzdem hatte Mirâ ein kleines Lächeln auf den Lippen, während sie Kyo nachschaute, der schon fast beleidigt von dannen zog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)