Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 16: XVI - Endloses Labyrinth ------------------------------------ Samstag, 06.Juni - Abends / Dungeon „Lauft!“, rief Mirâ nur, während sie den eiskalten Hauch im Nacken spürte. Das Klimpern der Eisenketten folgte der Gruppe, welche versuchte ein Versteck vor diesem Gegner zu finden. Sie waren nun einige Zeit in diesem Dungeon um Fukagawa zu finden, doch dieser war wesentlich weitläufiger als der der Tempel, sodass sie sogar noch öfters zu Sackgassen kamen, welche nicht einmal eine Truhe beherbergten. Sicher hatten sie auch wertvolle Items und Waffen gefunden und bereits damit gegen einige kleine Shadows gekämpft, doch nach geraumer Zeit tauchte wieder der Reaper auf. Genau wie die Gruppe am Anfang wollte sich auch Masaru diesem Gegner in den Weg stellen, doch schnell musste er feststellen, dass wegrennen die beste Möglichkeit war. Sie rannten bereits eine ganze Weile, als das Klimpern der Ketten langsam verstummte. Anscheinend hatte der riesige Shadow mittlerweile das Interesse verloren und war vorerst wieder verschwunden. Doch um sicher zu gehen, blieben die fünf kurz stehen und lauschten eine Weile in die Umgebung, doch nichts Neues drang an ihre Ohren. Erleichtert atmete Mirâ auf und rief ihre Persona, um ihre Wunden und die ihrer Freunde zu heilen. Der Reaper war wirklich ein Gegner vor dem sie sich in Acht geben mussten. Dieses Mal kam er recht zeitig, doch Mirâ wusste nicht womit das zusammen hing. Ob er wirklich ihre Präsenz gespürt hatte oder einfach nur die ganzen Shadows, wusste sie nicht, doch im Grunde war es egal. Immer wenn er auftauchte wurde es gefährlich und deshalb war es besser ihm aus dem Weg zu gehen. Nach der kurzen unfreiwilligen Pause und einer kurzen Orientierungsphase wo sie denn nun überhaupt waren und aus welcher Richtung sie kamen, machte sich die kleine Gruppe wieder auf den Weg. Es war schwierig zu sagen, wo sie bereits lang gelaufen waren, da alle Wände gleich aussahen, sodass es mehrmals vorkam, dass sie noch einmal an einen Punkt kamen, an dem sie mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits schon einmal gewesen waren. Doch irgendwann hatten sie, so hofften sie jedenfalls, endlich ihren Weg wiedergefunden. Allerdings währte die Freude über den Erfolg nicht lange als sich nun wieder die Shadows vor wagten, welche ebenfalls vor dem Reaper geflüchtet waren. Ein Stab sauste vor der Gruppe nieder, welchem sie nur ganz knapp ausweichen konnten. Als alle in die Verteidigung gingen erkannten sie den Shadow vor sich, welcher aussah wie ein kleiner König. Er trug einen roten Mantel und eine blau gestreifte kurze Hose. Seine Haare waren weiß, genau wie der Schnurrbart, welcher an dem schwarzen Gesicht zu erkennen war. Auf seinem weißen Haupt trug er eine violette Krone. Mit seinen schwarzen Knopfaugen, die ihn schon fast niedlich wirken ließen, fixierte er die Gruppe. „Ein Contrarian King.“, rief Mika, „Er benutzt physische Angriffe.“ „Irgendwelche Schwächen?“, fragte Hiroshi. Mika schien kurz zu überlegen: „Das kann ich leider nicht sagen. Tut mir leid.“ „Schon gut. Das bekommen wir raus.“, meinte Akane grinsend und zog ihr Smartphone aus der Tasche. Kurz darauf erschien Wadjet hinter ihr und ging sogleich in einen Angriff über. Sie streckte die Hand aus und ein Feuerball steuerte auf den Shadow zu. Doch als dieser den Gegner traf, ertönte nur ein Geräusch, als würde er den Angriff absorbieren. „Kche.“, kam es nur von der braunhaarigen jungen Frau, „Feuerangriffe sind nutzlos.“ „Dann versuch ich mal mein Glück.“, sagte Masaru, während er sein Smartphone aus der Jackentasche zog, „Harachte!“ Hinter dem jungen Mann erschien die schwarze in weißes Leinen gekleidete Persona mit dem Falkenkopf, den Krummsäbel in seiner rechten Kralle zum Kampf bereithaltend. Mit einem Tippen auf dem Display gab Masaru Harachte die Anweisung zum Angriff „Garu“. Die Persona erhob sich in die Luft und auf seinem Rücken bildeten sich grünliche durchsichtige Flügel. Mit diesen holte er weit aus und schleuderte sie auf den Shadow vor sich. Dieser jedoch blieb von dem Angriff unbeeindruckt, denn der drang nicht einmal zu ihm durch. „Was zum...!?“, leicht verstört sah Masaru zu seinem Gegner, welcher unbeirrt weiter vor sich hin tänzelte und die Gruppe beobachtete. „Anscheinend ist er resistent gegen Wind-Angriffe.“, stellte Mika fest. „Kche.“, kam es genervt von Hiroshi, „Feuer wird absorbiert und Wind kommt gar nicht durch. Dann halt so.“ Er rief seine Persona Aton und gab ihr den Befehl „Hama“, welche kurz darauf den Shadow umgab. Die weißen Siegel, die typisch für den Angriff waren, lösten sich in hellem Licht auf, doch es brachte nichts. Wieder ging die Attacke nicht durch und der Shadow stand immer noch da. Es kam einem fast so vor, als sei er sogar ein wenig schadenfroh. „Licht funktioniert auch nicht. Verdammt.“, fluchte Hiroshi. Ernst blickte Mirâ zu ihrem Gegner hinüber. Angestrengt überlegte sie sich ihren Angriff. Er musste ja irgendwie angreifbar sein. Langsam griff sie nach einem ihrer Pfeile und spannte diesen in ihren Bogen. Kurz darauf zischte ihr Pfeil durch die Luft und traf den Shadow genau am Kopf. Dieser trug zwar keine gravierenden Wunden davon, aber er torkelte einige Schritte zurück. 'Physische Angriffe funktionieren also.', schoss ihr sofort in den Kopf. Ein Blick zu ihren Freunden und sie wusste sofort, dass auch sie es verstanden hatten. Doch zuvor bildete sich um den Shadow ein weißes Licht. Sie sahen den Angriff nicht einmal kommen, sondern spürten plötzlich nur mehrere Schläge auf ihren Körpern. Diese jedoch waren nicht so stark, dass sie schwer verletzt wurden, doch der Angriff hatte sie überrascht, weshalb sie zu Boden gegangen waren. Akane stieß sich mit ihren Händen vom Boden ab und sprang so mit einer sportlichen Bewegung wieder auf die Beine. Sie ließ die Chance nicht liegen und rief erneut Wadjet, welche daraufhin mit dem Angriff „Bash“ auf den Gegner losging. Die Attacke ging genau durch und wieder stolperte der Shadow zurück. Masaru unterdessen zog sein Katana und rannte auf den immer noch torkelte Gegner zu. Kurz vor dem Shadow sprang er in die Höhe und griff ihn so von oben herab an. Ein sauberer Schnitt durchzog den Mantel des wie ein kleiner König aussehenden Shadows, welcher zu Boden ging. Aus dem Augenwinkel sah Masaru etwas anfliegen, weshalb er aus der Schussbahn ging. Kurz darauf prallte mit voller Wucht ein Ball an dem Wesen auf, der in hohem Bogen wieder zurück zu seinem Besitzer flog. Nun war der Shadow komplett ausgeknockt und die Gruppe nutzte ihre Chance um noch einmal gemeinsam anzugreifen. Der Shadow schrie kurz auf eher er sich in schwarzem Nebel auflöste. Erst einmal durchatmend stand die Gruppe noch eine Weile da, ehe sie registriert hatten, dass das Wesen verschwunden war. Es wurde schwerer. Selbst die Shadows wurden immer stärker. Sie mussten wirklich auf der Hut sein und aufpassen, dass sie nicht an zu starke Gegner gerieten. Der Reaper war schon Sorge genug. „Ziemlich lästige Viecher.“, meinte Masaru, während er sein Katana zurück in die Scheide schob. Akane nickte: „Das kannst du laut sagen. Aber dieser Reaper ist der Schlimmste. Oder dieser komische Ritter. Wisst ihr noch? Ob hier wieder so ein Shadow auf uns wartet?“ Die Braunhaarige schüttelte sich leicht. Die Erinnerungen an den schrecklichen Shadow, welcher sie in Masarus Dungeon versuchte aufzuhalten, steckten ihr noch tief in den Knochen. Auch Mirâ wollte nicht gerne daran denken, doch eher, weil sie damals so schwer verletzt war, dass sie nicht weiter konnten. An dem Tag mussten sie umkehren und das hatte sie wahnsinnig gemacht. Hätte Hiroshi sie damals nicht aufgehalten, wäre sie sicher weiter gegangen und damit mit Sicherheit auch in ihren Tod gerannt. Hatte sie sich eigentlich schon bei Hiroshi dafür bedankt, dass er ihr das Leben gerettet hatte? 'Das sollte ich bei Gelegenheit vielleicht noch machen.', dachte sie sich. „Ist etwas Mirâ?“, holte sie Hiroshis Stimme aus den Gedanken. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihren Kumpel angestarrt hatte und lief sofort leicht rot an. Schnell wandte sie den Blick ab und schüttelte peinlich berührt den Kopf. Fragend blickte ihr Kumpel sie an. Etwas irritiert darüber, dass Mirâ ihn anstarrte war er schon, denn das war das erste Mal, dass er so etwas erlebte. Ob es noch mit seinem Verhalten vor zwei Tagen zusammen hing? Normalerweise war er nicht so impulsiv, aber in diesem Moment war er, aus welchen Gründen auch immer, sauer darüber gewesen, dass Mirâ sich so über Masarus Nummer gefreut hatte. Deshalb hatte er auch einfach das gesagt, was ihm in diesem Moment spontan einfiel. Doch das war ihm nicht sonderlich freundlich heraus gerutscht. Auch als sie den Dungeon betreten hatten hatte er so reagiert. Das kam sicher schlecht rüber. Er sollte versuchen sich zu zügeln. 'Und mich am besten bei Mirâ entschuldigen.', dachte er sich. Allerdings erst, wenn sie hier fertig waren. Sich nun mit anderen Gedanken abzulenken konnte in dieser Welt gefährlich werden. Vorsichtig schüttelte er den Kopf und versuchte wieder ins Hier und Jetzt zu kommen. Auch Mirâ hatte ihre Gedanken wieder etwas sortiert und schaute wieder Ernst in den Gang, welcher noch vor ihnen lag. Wer weiß was sie dort noch erwartete, aber sie sollten nicht zu viel Zeit verlieren. Auch sie wurden von dieser merkwürdigen Atmosphäre in dieser Welt geschwächt, wenn auch nur langsam und schwach. Wie musste es dann jemanden gehen der keine Persona hatte? Masaru war nach seinem Aufenthalt in dieser Welt so geschwächt gewesen, dass er eine Woche gebraucht hatte um wieder vollständig zu Kräften zu kommen. Doch es ärgerte sie, dass sie vor dem nächsten Neumond in ihrer Welt nichts weiter machen konnten, als bis zu dem versiegelten Raum zu gelangen, in dem die nächste Gefangene eingesperrt war. Aber wenigstens bis zu diesem Raum wollte sie so schnell wie möglich gelangen, denn Kämpfe vor einem so mächtigen Gegner würden die Gruppe nur unnötig schwächen. „Lasst uns weiter gehen. Wir sollten so weit wie möglich in den Dungeon vordringen, damit mir am Ende unsere Kräfte sparen. Bis zum Neumond sollten wir den versiegelten Raum erreicht haben.“, erklärte sie ihren Freunden. Vier, voller Tatendrang sprühende Blicke trafen sie, weshalb sie wusste, dass ihre Freunde ihr zustimmten. So setzte sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung. Eine ganze Weile und mehrere Sackgassen später erreichten sie eine große Tür, welche mit Blumen geschmückt war. Mirâ spürte wieder diesen gefährlichen Luftzug, welcher ihr auch beim letzten Mal aufgefallen war. Allerdings hatte die Tür nicht die Verzierung des versiegelten Raumes. Das konnte nur eines bedeuten. „Hier hinter ist wieder so ein Shadow, wie der Ritter das letzte Mal. Oder?“, stellte Akane entsetzt fest. Sie hatte keine Lust noch einmal gegen so einen Gegner zu kämpfen, doch um weiter zu kommen würden sie keine andere Wahl haben, als gegen ihn anzutreten. Auch Mirâ wusste dies und stieß, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, die Tür auf. Der Raum sah auf den ersten Blick aus wie ein leer geräumtes und verlassenes Gewächshaus, an dessen Wände sich alte verdorrte Äste hinauf schlängelten und dessen Fenster schon arg zerbrochen waren. Doch durch die Fenster sah man nicht das äußere Umfeld des Gebäudes sondern immer noch die merkwürdigen Wände, welche die Farbe wechselten. Ihnen gegenüber war eine weitere verschlossene Tür und zwischen ihnen und dieser befand sich ein riesiger Shadow. Dieser sah aus wie eine aufrecht stehende weiße Schlange, auf dessen Kopf eine rote Maske befestigt war. An seinem Hals, wenn man es denn so nennen konnte, befand sich ein Gegenstand, welcher hin und her schwang, wenn sich der Shadow bewegte. Dieses sah aus wie das Zeichen für Männlichkeit und daran war am Ende ein Gegenstand befestigt, welcher aussah wie das Zeichen für Weiblichkeit. In geschmeidigen Bewegungen schien der Shadow vor ihnen zu tanzen. Die Gruppe machte sich zum Angriff bereit, doch ehe sie reagieren konnten, bildete sich um das Wesen ein weißes Licht. Dabei verknotet sich der Shadow beinahe und ging dann wieder in seine eigentliche Stellung zurück. Kurz darauf wurde das Feld mitsamt der Gruppe in grünlichen Rauch gehüllt. Schützend hielten sie sich sofort Nase und Mund zu, aus Angst es könnte etwas gefährliches sein. Doch der Rauch hatte wieder Geruch noch wirkte er sich auf den ersten Blick auf die Gruppe aus. Erstaunt blickte jedes einzelne Mitglied der Gruppe an sich herunter, nachdem sich der Rauch wieder verzogen hatte. Niemand schien verletzt oder vergiftet zu sein. 'Aber vielleicht sollen wir das auch nur denken.', dachte sich Mirâ. Einen Grund musste dieser Rauch ja gehabt haben, sonst hätte der Shadow ihn nicht freigesetzt. Sie mussten vorsichtig agieren. Fragend blickte Mirâ zu Mika, welche etwas abseits hinter ihr stand. „Ich kann nicht genau sagen, was das für ein Rauch war, aber die meisten haben verändernde Eigenschaften. Entweder sind eure Angriffe schwächer oder eure Verteidigung. Ich weiß es aber nicht genau.“, kam es von der Kleinen etwas erschrocken, „Tut mir leid.“ Anscheinend gab es wirklich viele Shadows denen sie vorher nie begegnet war. Ob sie sich auch verändern konnten? Stärker wurden sie auf jeden Fall. Masaru trat vor und zog sein Katana: „Dann muss es eben so gehen. Wir werden ja früher oder später erfahren was das war.“ Er rannte los und holte mit dem japanischen Schwert weit aus, ehe er den Gegner mit einem gekonnten Schnitt angriff. Der Shadow zuckte etwas zusammen und wand sich kurz bevor er etwas einknickte, doch ansonsten blieb er von dem Angriff unbeeindruckt. Hinter sich hörte Masaru aus Hiroshis Richtung den Klang einer gerufenen Persona und trat zur Seite, bevor ein Blitz auf das schlangenartige Wesen herab sauste. Mit einem Kampfschrei sprang Akane nach vorn und wollte dem Shadow einen kräftigen Tritt verpassen, doch dieser wich aus, sodass sie mit einem dumpfen Knall hinter ihm auf dem Boden landete. „Aua.“, bekam sie nur mit schmerzverzerrtem Gesicht heraus. „Akane, alles in Ordnung?“, fragte Mirâ erschrocken. „Ja.“, kam die Antwort, jedoch blieb die junge Frau noch sitzen und rieb sich ihr Hinterteil. Um Mirâ bildete sich ein blaues Licht und hinter ihr erschien ihre Persona Hemsut. Im Auswahlmenü wählte sie den Angriff „Single Shot“, woraufhin in Hemsuts rechter Hand ein Bogen erschien. Mit schnellen Griffen nahm sie sich einen Pfeil von dem Schild über ihrem Kopf und spannte ihn ein. Kurz darauf zischte auch schon ein Pfeil durch die Luft und traf den Shadow. Dieser zuckte kurz zusammen, doch es änderte nichts daran, dass er weiterhin den Weg versperrte. Erneut bildete sich ein weißes Licht um den Shadow und kurz darauf spürte die Gruppe mehrere Schläge auf ihren Körpern, was sie etwas auseinander trieb. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Mirâ in die Runde. Dabei bemerkte sie nicht, wie etwas von links geflogen kam. Kurz darauf traf sie etwas an den Beinen, worauf sie zu Boden gerissen wurde. Als sie aufblickte erkannte sie zu ihrem Schrecken einen Ball, welcher langsam wieder in die Richtung rollte, aus welcher er gekommen war. „Eh?“, kam es nur irritiert. Erschrocken blickte sie zu ihrem Kumpel Hiroshi. Was sollte das? Wieso hatte er sie angegriffen? Es versetzte ihr einen kleinen Stich. Das ihr Kumpel sie einfach angegriffen hat, konnte und wollte sie nicht glauben. Doch sie wurde eindeutig von dessen Ball getroffen. Aber weshalb? Hatte er vielleicht falsch gezielt? Das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Schon oft hatte sie Hiroshi beim Training zugeschaut, wenn sie die Zeit dafür fand. Dabei konnte sie erkennen, dass er ein guter Spieler war, wenn er sich anstrengte und konzentrierte. Ausrutscher, wie der am Anfang des Jahres oder bei der Aktion mit Fukagawas Beet, kamen nur zu Stande, wenn er nachlässig schoss. Doch in dieser Situation würde Hiroshi niemals nachlässig handeln. Das konnte nur bedeuten, dass er mit Absicht geschossen hatte. Diese Erkenntnis machte es allerdings nicht leichter. In ihrem Augenwinkel merkte Mirâ etwas herunter sausen. Gerade noch so konnte sie den Angriff mit ihren Armen abfangen, bevor Akanes Fuß sie getroffen hätte. Nun griff also auch ihre beste Freundin sie an. Diese holte noch einmal aus, aber auch wenn es Mirâ versuchte, sie konnte sich nicht bewegen. Sie war viel zu geschockt über das Verhalten ihrer Freunde. Bevor sie von Akanes Tritt getroffen worden wäre, sah sie einen Schatten vor sich. „Alles in Ordnung, Shingetsu?“, wurde sie von Masaru gefragt, welcher sich schützend vor sie gestellt hatte und Akanes Angriff abwehrte, „Die beiden sind nicht bei Sinnen. Sieh dir ihre Augen an.“ „Was?“, erschrocken blickte Mirâ ihrer Freundin so gut es ging in die Augen. Sie waren leer und schienen nichts wahr zu nehmen. Es sah wirklich so aus, als seien sie nicht sie selbst. Erneut kam Hiroshis Ball angeschossen, welchen Masaru mit seiner Schwertscheide abwehrte: „Anscheinend hatte der letzte Angriff die Nebenwirkung uns zu verwirren. Wir hatten Glück, dass es uns nicht getroffen hat. Die Beiden anscheinend nicht.“ Besorgt sah Mirâ in die Richtung ihrer Freunde, welche sich bereits wieder zum Angriff bereit machten. Es musste doch eine Möglichkeit geben, die beiden wieder zur Vernunft zu bringen. Eine davon war mit Sicherheit den Shadow zu besiegen, doch es war schwierig ihn anzugreifen wenn sie selbst die ganze Zeit von ihren Freunden attackiert wurde. Sie konnte auch nicht Masaru die ganze Arbeit machen lassen. Sie musste also eine andere Möglichkeit finden. Dieses Mal wich sie dem Ball von Hiroshi aus, als dieser auf sie zukam, während Masaru versuchte sich gegen Akane zu verteidigen ohne sie zu verletzen. Der Shadow dagegen stand im sicheren Abstand zur Gruppe und war in diesem Moment unerreichbar. Für einen direkten Angriff jedenfalls. Mirâ schnappte sich wieder ihr rotes Smartphone, doch rief dieses Mal nicht Hemsut auf das Feld. Als sich um sie das blaue Licht bildete erschien nun das gelbe hundeähnliche Wesen mit den grünen Flügelohren. „Cu Sith!“, rief Mirâ und gab der Persona den Befehl „Garu“. Diese schlug schnell mit ihrem Ohren, als wolle sie davon fliegen. Während des Schlagens bildete sich vor den Ohren grünlicher Wind, welcher kurz darauf auf den Shadow zuflog und ihn genau traf. Der Gegner torkelte zurück und schien eine Weile benebelt. Wind-Angriffe schienen zu wirken. Wieder kam Hiroshis Ball auf Mirâ zugeflogen und dieses Mal konnte sie nur mit Mühe ausweichen, da sie auf den Angriff gegen den Shadow konzentriert war. Masaru stieß Akane leicht von sich um etwas Freiraum zu haben. Als diese zurück torkelte nutze er seine Chance und rief Harachte, welcher sogleich mit dem Befehl „Garu“ in den Angriff ging und diesen auf den schlangenartigen Shadow richtete. Auch dieses Mal ging der Angriff durch, doch freuen konnte sich Masaru darüber nicht, denn es folgte auch gleich der nächste Angriff von Akane, welchem er auswich. Mit besorgtem Blick beobachtete Mika aus sicherer Entfernung den Kampf. Auch ihr war das merkwürdige Verhalten von Hiroshi und Akane aufgefallen. Sie war sich sicher, dass es etwas mit dem Angriff zu tun hatte und überlegte, wie man die beiden von diesem „Bann“ wieder lösen konnte. Ob sie irgendwo ein Item gefunden hatten, mit dem sie den beiden helfen konnten? Wenn Mirâ eine Fähigkeit gehabt hätte, die den Beiden half, dann hätte sie diese sicher bereits eingesetzt. Während sie die Gruppe beobachtete, bemerkte sie, wie sich im Hintergrund um den Shadow ein weißes Licht bildete. Kurz darauf blitzten violette Blitze um ihn herum auf. Sie erschrak. „Mirâ, Masaru! Weg da! Weicht aus!“, rief sie so laut sie konnte. Mika wusste, welcher Angriff auf die Gruppe zukam und auch, welchen Nebeneffekt er hatte. Erschrocken sahen Mirâ und Masaru zu dem kleinen Mädchen und richteten dann ihren Blick auf ihren Gegner. Nun bemerkten auch sie die violetten Blitze, doch da war es bereits zu spät. Noch ehe sie ausweichen konnten wurden sie und ihre beiden immer noch verwirrten Freunde von den Blitzen getroffen, welche sich in kreisförmigen Bewegungen um den Shadow bewegten. Alle vier wurden zurück geschleudert und landeten schmerzhaft auf dem Boden. „Aua“, kam es langgezogen von Akane, „Was war das denn?“ Irritiert sah sie sich um. Was war nur passiert? Sie erinnerte sich noch daran von einem Angriff zu Boden gestoßen worden zu sein, danach hatte sie irgendwie dunkel in Erinnerung gegen zwei andere Shadows gekämpft zu haben. Und dann? Was hatte sie gerade zu Boden gerissen? Als sie an sich herunter sah, musste sie erschrocken feststellen, dass ihre Weise Leggings, welche sie trug, an einigen Stellen eingeschnitten war und sie einige leichte Schnittwunden hatte. „Bist du wieder normal, Chiyo?“, fragte eine männliche Stimme, doch sie klang sehr geschwächt. Erschrocken blickte sie auf und sah Masaru vor sich hocken. Auf seinen Wangen und Händen bildeten sich violette Bläschen, welche sich langsam ausbreiteten. „Senpai. Was ist passiert?“, fragte sie geschockt. „Makoto und du wart durch einen Angriff verwirrt und habt Shingetsu und mich angegriffen.“, antwortete Masaru schwer. Panisch sah sie sich um und fand Mirâ und Hiroshi etwas weiter von sich und Masaru entfernt. Auch sie hockten auf dem Boden und schienen sich zu unterhalten. Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihr breit. Wie konnte sie nur ihre beste Freundin angreifen? Hoffentlich konnte ihr Mirâ das verzeihen. Nach dem Kampf musste sie sich bei ihr entschuldigen, doch erst einmal ging der Kampf gegen den Shadow vor. Und was noch wichtiger war, sie musste Masaru von dem Gift befreien. Schnell suchte sie in der Itemliste nach „Dokudami Tea“ und wendete es auf den Älteren an. Die violetten Flecken und Bläschen lösten sich langsam auf und verschwanden dann. Vorsichtig erhob sich Masaru: „Danke Chiyo.“ „Das ist das Geringste...“, meinte Akane nur und sprang ebenfalls wieder auf, um sich für den weiteren Kampf vorzubereiten. Mirâ derweil schaute besorgt und erschrocken zugleich zu Ihrem Kumpel Hiroshi hinüber. Seit dem Angriff des Shadows hatte er sich nicht mehr bewegt und sie hoffte, dass er nicht schwer verletzt war. Sie hatte gerade vor zu versuchen ihn mit ihrer Persona zu heilen, als er sich doch endlich langsam bewegte. Vorsichtig öffnete Hiroshi die Augen. Was war eigentlich passiert? Irgendwie hatte er einen Filmriss. Das letzte woran er sich erinnerte waren zwei Shadows gegen die er gekämpft hat. Doch wo er nun darüber nachdachte: Wo kamen die zwei Shadows her? Sie hatten doch eigentlich nur gegen dieses schlangenartige Wesen gekämpft. Wie hatte es also sein können, dass er gegen zwei völlig andere Shadows gekämpft hat? Oder hatte er das nur geträumt? Vorsichtig setzte er sich auf und hielt sich den schmerzenden Kopf. Dieser fühlte sich an, als hätte ihm jemand mit voller Wucht darauf geschlagen. Als er aufschaute, blickte er in zwei rote Augen. Erschrocken wich er zurück, doch dabei fiel ihm auf, dass es die Augen von Mirâ waren, welche ihn besorgt ansahen. „Alles in Ordnung, Hiroshi-Kun?“, fragte die junge Frau besorgt. Hiroshi nickte: „Abgesehen von diesen schrecklichen Kopfschmerzen. Was ist eigentlich passiert?“ Mirâ schwieg kurz und überlegte, ob sie Hiroshi berichten sollte, was passiert war. Doch letzten Endes erzählte sie ihm doch kurz und bündig was geschehen war. Erschrocken blickte der junge Mann Mirâ an. Er konnte nicht glauben, dass er seine Freunde und Kameraden angegriffen hatte. Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihm breit, doch ehe er sich entschuldigen konnte hörte er neben sich den Angriff einer Persona. Als er aufblickte sah er Akane und Masaru, wie sie den Shadow angriffen. Auch Mirâ erhob sich nun und rief ihre neue Persona „Cu Sith“, welche sogleich mit „Garu“ auf den Shadow losging. Schnell schüttelte Hiroshi den Kopf. Entschuldigen konnte er sich auch nach dem Kampf. Trotz seines schmerzenden Schädels stand er auf und rollte sich mit einer gekonnten Bewegung seinen Ball auf den Fuß. Er balancierte diesen kurz, ehe er ihn leicht in die Luft stieß, dann mit dem Fuß ausholte und die Lederkugel gen Shadow schoss. Der Ball traf den Shadow genau in der Mitte und endlich löste er sich in dunklem Nebel auf. Der Kampf war vorbei, doch wenn sich Mirâ in der Gruppe umsah, so bemerkte sie, wie viel Kraft sie dieser wieder gekostet hatte. Auch sie fühlte sich total fertig und hätte am liebsten sofort einschlafen können. Hiroshi kam auf sie zu, den Blick gen Boden gesenkt: „Mirâ, Senpai. Es tut mir leid.“ Fragend blickten die Beiden den jungen Mann an: „Wofür?“ „Das ich euch angegriffen habe.“, kam prompt die Antwort. Mirâ schüttelte den Kopf, doch ehe sie etwas sagen konnte fiel ihr bereits Akane um den Hals. „Mirâ~! Es tut mir so leid! Bitte sei nicht böse auf mich!“, rief sie verzweifelt, während sie Mirâ fest umarmte. Vorsichtig strich diese ihrer Freundin über den Rücken: „Schon gut. Es ist ja nichts Schlimmes passiert. Ich bin dir nicht böse.“ „Wirklich?“, fragte die Braunhaarige schniefend. „Ja.“, sagte Mirâ mit einem freundlichen Lächeln und wandte sich dann an ihren Kumpel Hiroshi, „Das gleiche gilt auch für dich, Hiroshi-Kun. Bitte macht euch darüber keine Gedanken.“ „Shingetsu hat recht.“, meinte nun auch Masaru, „Chiyo. Ich muss mich bei dir dafür entschuldigen, dass ich deine Sachen etwas demoliert habe. Du bist ziemlich stark. Ich musste mich wirklich anstrengen um mich zu verteidigen.“ Nun fiel Akane auch wieder ein, dass ihre Leggings voller Schnitte war. Erschrocken ließ sie von Mirâ ab und sah an sich herunter. Erst jetzt sah sie das ganze Ausmaß. Ihre Leggings war nichts weiter als ein Schweizer Käse. An den Stellen wo Masarus Katana sie leicht geschnitten hatte, war die weiße Hose rot gefärbt. Abgesehen von den offenen Stellen, würde ihre Mutter das Blut wohl nie wieder raus bekommen. „Na super. Wie erklär ich das meiner Mutter? Hoffentlich schläft sie nachher schon.“, meinte sie leicht geknickt. „Wir sollten die Suche hier unterbrechen.“, meinte Mika, als sie auf die Gruppe zukam, „Ihr seht alle fertig aus und seid verletzt. Jetzt weiter zu gehen könnte gefährlich werden.“ „So ungern ich es sage, aber du hast recht. Mir wäre es lieber wir könnten weiter gehen, aber in unserem derzeitigen Zustand...“, sagte Mirâ ernst, „Ich heile so weit wie möglich einige unserer Wunden, aber meine Kraft reicht nicht mehr um alles zu heilen.“ Hemsut erschien hinter Mirâ und nach und nach heilte sie die schlimmsten Wunden, welche sich die Gruppe bei diesem Kampf zugezogen hatte. Damit brauchte sie allerdings ihre letzte Kraft auf. An weitergehen war nun wirklich nicht mehr zu denken und das wussten auch ihre Freunde. Somit machte sich die Gruppe vorerst wieder auf den Rückweg. Wie bereits bei Masarus Dungeon gelangten sie wieder zum Eingang des Gewächshauses, als sie durch das Tor der Halle traten. Mika versprach den Dungeon im Auge zu behalten, bis sie Gruppe das nächste Mal wieder kam. Noch einmal sahen die Vier kurz zurück, ehe sie sich abwand und auf den Heimweg machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)