ЯR Projekt III von Illyria (Was danach geschah) ================================================================================ Wie er diese Geräusche inzwischen verabscheute. Das schrille Pfeifen der Raketen war selbst hier, fast dreißig Kilometer von der Frontlinie entfernt deutlich zu hören. Jedenfalls für ihn, der sich hier in den verlassenen Häusern der Stadt versteckt hielt. Die Front war hier vor einigen Wochen schon durchgezogen und hatte außer ein paar Ruinen nicht viel übrig gelassen. Eigentlich hatte er gar nicht herkommen wollen, doch die Gerüchte, die sich hartnäckig in der Gegend hielten hatten ihn aufmerksam werden lassen.  Es waren inzwischen fast 2 Jahre vergangen seit er den Truppen den Rücken gekehrt hatte, ziemlich sicher, das die Abteilung ohne ihn nicht lange bestehen würde. Und tatsächlich hatte er Recht behalten. Kurz nach seinem Verschwinden war sie aufgelöst worden, nur um nun wieder neu formiert worden zu sein. Eine Einheit, die laut den Zeugenberichten, von IHM angeführt wurde. Und genau das war es was ihn stutzig machte. Der „Todesgott der Nibelungen“, wie ihn die Gegner genannt hatten, war vor 2 Jahren vom Schlachtfeld verschwunden und doch herrschte nun die Aufregung und die Gerüchte schienen wahr zu sein wenn er sich hier so umsah. Die wenigen Menschen die ihn auf seinem Weg hierher bei ihrer Flucht begegnet waren, hatten ihm in ihrer Angst zwar nur kurze Berichte geliefert doch alle waren in ihrem Inhalt gleich gewesen. ER hatte ihr Dorf heimgesucht und mit seiner Einheit die Frontlinie so innerhalb von zwei Tagen um fast vierzig Kilometer nach vorn verlagert. Und die Angst in den Augen der Überlebenden bei seinem Anblick war nicht gespielt gewesen. Er hatte die Situationen genau in Erinnerung, die panischen Blicke und Schreie wenn er aus dem Gebüsch am Straßenrand aufgetaucht war und sie angesprochen hatte. Zwar hatte die Uniform in den letzten Jahren bei seinem Versteckspiel ziemlich gelitten, doch war sie noch immer als die SS-Uniform zu erkennen die sie einst gewesen war. Und sie jagte diesen Menschen Angst ein, Angst im Zusammenhang mit seinem Gesicht.  Der junge Mann seufzte und zuckte zusammen als ein weiteres Pfeifen und die darauffolgende Explosion seine Gedanken störten.Für seine Sinne waren die Kriegsgeräusche näher als für andere, er spürte die seismographischen Auswirkungen der Einschläge, hörte das Stakkato der Gewehre. Um sich wirklich sicher zu sein mit wem er es zu tun hatte musste er allerdings noch näher heran, das Risiko eingehen entdeckt und gefangen zu werden. Er kniff die Augen zusammen als die Erinnerungen an seinen ersten Fluchtversuch wieder in sein Gedächtnis stiegen. Die Drohungen, die Erniedrigungen danach, die körperlichen Schmerzen. Man hatte ihm damals angedroht das sie dafür sorgen würden das er es nicht mehr vergisst, und sie hatten Recht. Er wußte nur nicht welcher Teil von ihm sich daran erinnerte. War es nun seine letzten Funken an Menschlichkeit oder doch einfach nur die elektrischen Verbindungen in seinem Neuronengeflecht. Der schwarzhaarige Mann seufzte und lehnte sich an die Mauer in seinem Rücken. Er hatte von den flüchtenden Menschen erfahren, das die deutsche Einheit umzingelt war und es wohl nichtmehr lange dauern würde, bis ihre Verteidigung fiel. Proto seufzte, er hatte die Kämpfe wirklich satt. Sein Blick glitt gen Himmel, es war bewölkt aber kein Regen fiel. Ein Wind wehte den Geruch von Schießpulver in seine Richtung. Ja dies war der Krieg und er war immernoch nicht vorbei, auch wenn er sich immer wieder eingeredet hatte das er bald aufhören würde. Nach Elenas Tod hatte er sich eingeredet den Krieg, das Kämpfen und das Leiden beenden zu können. Und später, als er bemerkt hatte, das dies nicht möglich war  so hatte er gehofft, es mit seinem Verschwinden zu schaffen. Und nun hatte es die SS geschafft einen Zwilling von ihm zu finden. So ganz konnte er es noch immer nicht glauben. Der junge Mann stieß sich seufzend von der Mauer ab und stand auf. Er lief durch die verfallenen Häuser und hing seinen Gedanken nach, dachte daran was aus ihm geworden war und wie es zu all dem gekommen war. Vor nicht einmal zwei Jahren war er noch ein Mensch gewesen, ein einfacher Soldat. Nun gut, vielleicht nicht ganz so einfach, er war Anführer einer Guerillaeinheit der SS gewesen und war meist in besonderen Situationen mit seiner Truppe in Aktion getreten. Alles war bestens gewesen, seine militärische Karriere und auch sein Privatleben war dank Elena, seiner Verlobten einfach nur perfekt gewesen. Bis zu dem einen Tag der alles verändert hatte. Elena war bei einem Anschlag ums Leben gekommen und er war nicht bei ihr gewesen um sie zu retten. Die Erinnerungen daran schmerzten ihn noch immer, auch wenn sie eigentlich hätten verschwinden sollen. Er hatte gelitten für Monate bis er einen Entschluss gefasst hatte. Er wollte vergessen und ein neues Forschungsprojekt hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Die Einheiten forschten an der Möglichkeit einen Supersoldaten zu erschaffen, einen Cyborg doch fehlte es ihnen an Freiwilligen für die Testphasen. Und so entschied er sich dafür als eben jener diesem Projekt beizutreten. Im Austausch zu seinen Erinnerungen und seinem normalen Leben war er zu einer Maschine geworden, mit mehr Stärke, mehr Wissen und schnelleren Reflexen als jeder andere Soldat in seiner Einheit. Auf diese Art hatte er gehofft den Krieg schneller zu einem Ende kommen zu lassen, Elenas Tod zu vergessen und die Welt für jeden, der ihm jemals in seinem Leben wichtig gewesen war, zu einem sichereren Ort zu machen. Doch es war nicht so gekommen wie er es sich erhofft hatte. Nach seiner Wandlung hatten sie ihn benutzt, noch mehr als zuvor schon. Sie hatten seine Einsätze in unschuldige Städte verlegt, Überfälle und Vernichtungen befohlen. Und jeder Versuch diese Befehle zu missachten, sie einfach zu ignorieren waren in Bestrafung geendet. Als er dann allerdings erfahren hatte das der oberste Befehlshaber seiner ehemaligen Einheit mit in den Angriff auf Elena verwickelt gewesen war hatte er rot gesehen.  Er hatte den Mann erschossen und sich erneut den Züchtigungen der Anderen ausgesetzt und doch war es für ihn eine kleine Genugtuung gewesen, wenn auch nicht groß genug für den Frieden seiner Seele. Zu diesem Zeitpunkt war die Idee der Flucht in ihm gewachsen und er hatte nur auf den richtigen Moment gewartet. Einige Monate später war es ihm gelungen bei einem Auftrag die Truppe zu verlassen und unterzutauchen. Er hatte nie wirklich eine Ahnung gehabt was die Forscher an ihm verändert hatten, den einen jungen Mann den er einmal genötigt hatte ihm Informationen über sich zu geben ausgenommen, doch mehr als ein paar Codes, einige gestammelte Erklärungen von Funktionsweisen und Szenarien war nicht herausgekommen. Nun war er seit etwas mehr als vier Monaten auf der Flucht aber es hatte keine Zwischenfälle gegeben. Er hatte mit Selbstschutzmechanismen gerechnet um zu verhindern das er in falsche Hände fallen würde aber nichts war geschehen. Und so wirklich hatte er sich auch keine Gedanken darüber gemacht. Als dann allerdings die Rede davon gewesen war das er erneut auf dem Schlachtfeld stehen würde war er neugierig geworden. Und darum war er nun hier, schlich durch diese Ruinen und näherte sich Meter für Meter der eingekesselten Einheit. Dies war der Weg den die Einheit genommen hatte, und dies würde der Weg sein den die Einheit nehmen musste wenn sie dem Untergang entfliehen wollten. Eine Reihe von Detonationen brachte den Boden zum Schwanken und zwang Proto dazu sich an einer Mauer abzustützen. Das klang alles andere als wie ein erfolgreicher Angriff auf die feindlichen Truppen. Er hielt sich noch etwas an der Mauer fest bis er sicher war das nichts mehr sich rührte und setzte seinen Weg dann, in etwas schnellerem Tempo fort.  Ein ungutes Gefühl beschlich ihn als es nun vollkommen ruhig blieb. Keine Gegensalve war zu hören, keine weiteren Angriffe erfolgten. Das klang alles andere als gut für egal welche Seite. Der Schwarzhaarige blieb stehen und lauschte. Er versuchte ein Geräusch zu hören, irgendwas das ihn darauf vorbereitete was er zu erwarten hatte. Aber es kam nichts. Nur Stille. Er seufzte und überlegte. War es wirklich klug sofort dorthin zu laufen? Oder sollte er noch etwas warten bis er sich wirklich sicher war das nichts mehr geschehen würde. So vergingen einige Minuten ohne das er sich rührte und nur um auf den Entschluss zu kommen das es besser wäre zu warten. Die Sonne war dabei unterzugehen, auch wenn man sie nicht sehen konnte, und die Umgebung wurde noch triester und dunkler als sie es eigentlich dank der Wolkendecke eh schon war. Er würde zwar keine Probleme haben im Dunkeln zu sehen doch er wusste nicht was ihn erwartete wodurch ihm eine Annäherung bei Tageslicht um einiges sicherer erschien. Eine weitere Nacht im Freien also. Er sah sich suchend um und entschied sich für eines der noch relativ in Takt aussehenden Häuser etwas entfernt von der Straße. Sollte jemand hier vorbeikommen würde man ihn dort wenigstens nicht sofort entdecken können.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)