Kamigami ga doki doki da yo! von Erenya (One Shot Sammlung Part 1) ================================================================================ Kapitel 2: Mondaugen (MoonLightshipping) ---------------------------------------- Die Schulglocke, die auf den Namen Thoth hörte, hatte geläutet und den Unterricht beendet. Es war Zeit für die Club-Aktivitäten. „Baru-Baru! Tsuki-Tsuki, kommt ihr? Wir müssen über das kommende Sportfest reden.“ Fröhlich wie immer, ging Apollon auf Baldr und Tsukito zu. Sie hatten in der Tat den Tag zuvor vereinbart alles über das Ereignis, das die Menschen „Sportfest“ nannten zu lernen. Sie hatten in einer sehr spontanen Nacht und Nebelaktion, in der Yui ihnen wieder einmal Geschichten über das menschliche Schulleben erzählt hatte, beschlossen kurzfristig ein Sportfest zu veranstalten. „Mit Schweiß, Blut und der Kraft der Jugend, erschaffen wir Erinnerungen an unsere Freundschaft, die uns ein Leben lang begleiten werden. Oh ja, das werden sie.“ Unter diesem Motto hatte Apollon der Gruppe den Vorschlag für ein Sportfest gemacht und damit wieder einmal unter Beweis gestellt, dass er in seiner Begeisterung gerne dazu neigte Dinge zwar auf den Punkt zu bringen, es aber mit falschen Worten zu untermauern. Nachdem aber alle begeistert dem Vorschlag zugestimmt hatten, war der Schülerrat in die Vorbereitungsphase gegangen. Den Tag zuvor hatten sie alle nötigen Bücher besorgt und die wichtigsten Informationen aus diesen entnommen, um das Sportfest zu einem Erfolg zu machen. Heute wollten sie darüber debattieren, welche Wettbewerbe sie ausführen wollten, denn als einzige Klasse die wirklich ihren Abschluss machen würde, konnten sie nicht gegen die Feen die einfach nur in ihrer Statistenrolle existierten um das Schulgebäude zu füllen und zu beleben, antreten. Zusammen mit Baldr und Tsukito machte sich Apollon auf dem Weg ins Zimmer des Schülerrates. Sie hatten viel zu tun. Immerhin sollte in schon einer Woche das Sportfest stattfinden. **~~** Stille herrschte im Zimmer des Schülerrates. Nur das Rascheln von Papier, wenn die Seite eines Buches oder Schreibblocks umgeblättert wurde, durchbrach diese mit Erfolg. Konzentriert sahen die drei jungen Götter auf ihre Notizen, bis schließlich Tsukito ein Buch über verschiedene Spiele zuschlug. „Was ist los Tsuki-Tsuki? Brauchst du Hilfe?“ Hilfsbereit wie immer, und wahrscheinlich weil ihm seine eigenen Bücher zu langweilig waren, legte Apollon seine Aufmerksamkeit auf Tsukito, der müde den Kopf schüttelte. Er merkte nicht einmal, dass er auch Baldrs Aufmerksamkeit hatte und dass dieser bereits bemerkt hatte, wie blass der Mondgott war. „Ich muss schnell zu Kusanagi Yui, bevor sie mit Totsuka Takeru ins Clubcamp geht.“ Verwundert sahen sich Baldr und Apollon an. Sie fragten sich, was in dem Kopf des ruhigen Japaners vor sich ging und was für Probleme er hatte, die er mit ihnen nicht gemeinsam, dafür aber mit Yui lösen konnte. Um aber hinter dieses Geheimnis zu kommen, hatten sie keine Zeit, denn obwohl Tsukitos Handeln eher stoischer Natur war, konnten sie nur noch sehen, wie er durch die Tür ging und sie alleine zurückließ. **~~** Die Stunden waren vergangen und Tsukito war seit seinem Aufbruch nicht mehr zurückgekommen. Baldr und Apollon hatten einige wichtige Themen abgearbeitet, bei denen Tsukitos Hilfe nicht notwendig war, doch nun hingen sie fest. Sie konnten nicht alles ohne den Japaner entscheiden, weswegen der Gott des Lichtes und der Gott der Sonne entschieden hatten, dass eine Pause abwechslungsreich wäre. „Baru-Baru, was magst du trinken?“ Apollon hatte sich von seinem Platz erhoben und wollte gerade zur Tür gehen. Der kleine Miniladen, indem sie immer bekamen was sie gerade brauchten, hatte sicher noch auf und er wollte für eine kleine Erfrischung sorgen. „Sag, Agana Belea, mag Totsuka-san mich nicht? Seit der Sache mit Loki und Yui-san scheint er mir aus dem Weg zu gehen. Habe ich... was falsch gemacht? Hätte ich Loki mehr zur Rechenschaft ziehen sollen?“ Verwundert hob Apollon eine Augenbraue. Hinter dem lächelnden Gesicht Baldrs verbargen sich mehr Gedanken, von denen Apollon nichts geahnt hatte. Apollon selbst hatte nichts davon bemerkt, dass Tsukito dem Norden aus dem Weg ging. Er verhielt sich normal, für seine Verhältnisse. „Mach dir keine Sorgen, nur keine Sorgen, Baru-Baru. Du kennst doch Tsuki-Tsuki. Du kennst ihn doch. Er hat sicher nicht bemerkt, dass du dir um so etwas Sorgen machst. So wie er nicht merkt wenn er müde ist oder Essen braucht.“ Aufmunternd lächelte Apollon seinem Klassenkameraden entgegen, der ihn betreten ansah. „Frag ihn doch einfach, Baru-Baru. Er wird dir sicher erklären, dass das alles ein Missverständnis ist. Genau das wird er tun.“ Baldr dachte kurz über den Vorschlag Apollons nach. Der Sonnengott hatte recht. Wenn er schon ihm nicht glaubte, musste er wohl Tsukito persönlich fragen. Der Japaner konnte ihm das sicher alles erklären. „Ich werde ihn gleich suchen gehen. Danke.“ Es hatte gut getan mit Apollon zu reden. Auch wenn er nicht immer der Hellste war, so wusste er doch, wie er einen Kameraden aufmuntern und doch den einen oder anderen guten Rat mitgeben konnte. **~~** Baldr hatte wirklich jeden Stammplatz von Tsukito aufgesucht, doch das Mitglied des Schülerrates blieb verschwunden. Erneut beschlich Baldr das Gefühl, dass Tsukito ihm aus dem Weg ging und deswegen die üblichen Plätze mied. Sie hatten einander in der ganzen Zeit immerhin besser kennengelernt und wussten um die Eigenarten der anderen Bescheid. Es wurde wirklich höchste Zeit, dass er und Tsukito miteinander sprachen, denn er wollte den genauen Grund wissen, warum ihm der Japaner aus dem Weg ging und deswegen sogar gewillt war von seiner Gewohnheit abzuweichen. Da Tsukito weder in der Bibliothek noch in einem der Klassenzimmer war, neigten sich alle Möglichkeiten langsam dem Ende entgegen. Takeru konnte er auch nicht fragen, der war immerhin mit Yui auf dem Ausflug. Er konnte somit niemanden fragen, denn wenn er das so recht bedachte, waren er, Apollon, Yui und Takeru die einzigen engen Kontakte die Tsukito zu haben pflegte. Baldr entschied, dass es nicht viel bringen würde, wenn er weiter nach dem Japaner suchte, ohne auch nur eine Ahnung zu haben was in seinem Kopf vor sich ging. Er wollte schon die Suche abbrechen und hatte entschieden Tsukito am nächsten Tag zu fragen, als er im Gang Usamaro sah. Dunkel erinnerte sich der Norde daran, dass dieser Hase ein treuer Begleiter Tsukitos war und ihn immer an den seltsamsten Orten und zu den merkwürdigsten Gelegenheiten zu finden schien. Vielleicht, so dachte Baldr, war der Hase wieder auf der Suche nach dem Japaner. Baldr hatte somit nichts zu verlieren, wenn er dem Haustier des Mondgottes folgte. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit würde dieses ihn zu Tsukito führen. Der Hase hatte viele Umwege auf sich genommen und war schließlich auf den Weg zum Eingang der Lernanstalt. Baldr ließ bereits alle Hoffnung fahren und glaubte, dass der Hase wohl nur seine Freiheit genoss und seinen Instinkten folgte. Mit Sicherheit war der Haupteingang der letzte Ort, an dem Tsukito sich befinden würde. Nachdem er vor gut fünf Stunden seinen Bruder und Yui verabschiedet hatte, gab es für ihn keinen Grund länger vor Ort zu bleiben. In seinen Gedanken versunken, folgte Baldr dem Hasen dennoch, auch wenn ihm schleierhaft war wieso. Doch schließlich entdeckte er in der Ferne etwas auf dem Boden liegen. Ohne inne zu halten, hoppelte Usamaro auf den am Boden liegenden Körper zu und Baldr dämmerte, wer dort lag. Panik ergriff den Norden, als diese Gewissheit ihm immer klarer wurde und der Körper vor ihm deutlicher als Tsukito zu erkennen war. Der Japaner war noch blasser als zuvor. Leichenblass. Baldr bekam Panik, denn er sorgte sich darum, dass Tsukito in seinem menschlichen Körper ein großes Unheil widerfahren war. Ängstlich sah er sich um und entdeckte Hades zusammen mit Dionysos aus dem Schulgebäude kommen. „Kommt schnell her und helft mir!“, rief er ihnen mit panischer Stimme entgegen. Seine Worte signalisierten den beiden Griechen, dass es sich wirklich um einen Notfall handelte, denn Baldr so ausgebracht zu sehen, war ein seltener Anblick. Sofort folgten sie ihm, zu dem am Boden liegenden Körper, der besorgt aber sanft von Usamaros Nase angestupst wurde. **~~** Der Schleier der Dunkelheit wich von seinen Augen, als sein Geist wieder zurück in die Gegenwart fand. Es war alles so unglaublich schnell gegangen. Er erinnerte sich noch daran, wie er Yui und Takeru verabschiedet hatte. Ihm war schwindlig gewesen, weswegen er sich an das Tor geklammert hatte. Als sein Bruder und das Menschenmädchen außer Sichtweise gewesen waren, hatte er sich von dem Tor gelöst und wollte zurück zu Apollon und Baldr gehen. Seine Beine hatten aber nicht mitgemacht, genauso wenig wie sein Geist. Er war zusammengebrochen, dem Hier und Jetzt entglitten und in einen schlafähnlichen Zustand übergegangen. Dennoch ging es ihm, nachdem sein Körper geruht hatte nicht besser. Sein Kopf schmerzte. Metaphorisch hätte er den Schmerz verbildlicht, indem er gesagt hätte, dass sein Bruder und Loki ihr Unwesen in diesem trieben. Mühsam richtete sich Tsukito auf. Sein Körper fühlte sich an, als wäre jeder einzelne Knochen mit Blei gefüllt. Genau so, wie er es in den Büchern gelesen hatte. Es war eine Erfahrung, die interessant und unangenehm zugleich war. Er war dennoch froh, sie machen zu können, um seine Studien über die Menschen zu komplementieren und dem Ziel des Absolvierens der Schule näher zu kommen. Ein Murren neben ihm riss ihn aus den Gedanken. Verwundert darüber sah er neben sich, in der Erwartung seinen Bruder zu sehen, auch wenn er nicht wusste, warum er wieder hier war. Doch da saß nicht Takeru auf einem Stuhl, mit dem Oberkörper auf seinen Bett liegend. Es war Baldr. Takeru war also doch noch im Camp. Doch warum war Baldr hier? Vorsichtig, um den Norden nicht zu wecken, richtete sich Tsukito auf und fühlte einen Lappen von seiner Stirn in seinen Schoß gleiten. Er tastete nach dem körperwarmen Stoff, der klamm war. Hatte sich Baldr um ihn gekümmert und so Takerus Platz eingenommen? Warum? Tsukito verstand es nicht. In den Büchern die er gelesen hatte, stand immerhin geschrieben, dass diese Erkältung von selbst vorbeiging. Wozu also Zeit verschwenden und an seinem Bett wachen? Nachdenklich sah Tsukito zu Baldr, dessen Gesicht durch das Licht des Mondes beschienen wurde. Eine seiner langen Strähnen hing ihm ins Gesicht und Tsukito streckte die Hand danach aus. Behutsam strich er diese Strähne weg, berührte die weiche Haut des Norden und bewunderte das Spiel des Mondlichts mit dem natürlichen Leuchten, das Baldr scheinbar immer umgab. Noch nie hatte er so eine schöne Verbindung gesehen, was seltsam war, denn schließlich hatte er vor ihrer Schulzeit auch jeden Abend den Mond und damit auch sein Licht betrachtet. Doch seit er nun auf dieser Schule war, und der Mond schien hier nicht anders, erkannte er etwas, das ihm zuvor verborgen geblieben war. Oder, war es vielleicht Baldr, der dem Licht des Mondes ein besonderes Strahlen gab? Baldr wurde von dem Hauch einer Berührung aus seinen Träumen gerissen. Er war enttäuscht von sich, als ihm bewusst wurde, dass er wohl eingeschlafen war. Müde erhob er seinen Oberkörper vom Bett und blinzelte, damit seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen konnten. Erst undeutlich, doch dann in immer schärferen Konturen nahm er die sitzende Silhouette Tsukitos wahr. Der Mondgott war aufgewacht und hatte seinen Blick zu dem Fenster gewandt, von dem aus er einen guten Blick auf den Mond hatte. Baldr folgte seinem Blick und schätzte anhand der Lage des Himmelskörpers, dass es schon weit nach Mitternacht war. Aber das war nicht das, was er gerade so bewunderte. Es war der Mond, der so mysteriös und doch strahlend war. Genauso wie Tsukito. „Mir ist nie zuvor aufgefallen, wie schön der Mond bei sternenklarer Nacht ist“, gestand er, wissend dass Tsukito ihm zuhörte. Es sollte ein Kompliment für den Mondgott sein, der immer dafür garantierte, dass sie alle diesen Anblick genießen konnten. „Es ist seltsam... Er hat sich nicht verändert und doch, ist etwas anders...“, gestand Tsukito gedankenverloren und sah weiter den Mond an, der Millimeter für Millimeter über den Himmel wanderte. Fragend sah Baldr zu Tsukito. Seine goldbraunen Augen waren wehmütig auf die silberne Perle des Abendhimmels gerichtet. Sie wirkten so traurig und weltfremd. „Erst seit ich hier bin, ist der Anblick des Mondes etwas Besonderes für mich. Sein Licht ist wärmender. Hast du etwas damit zu tun, Baldr Hringhorni?“ Baldr verstand was Tsukito meinte. Er hatte schon viel Licht in der Welt gesehen. Immerhin war er der Gott des Lichtes, aber das Licht des Mondes war besonders. Anders als sein Fluch, der ihm vor allem schützte, fühlte er sich, beschienen vom Mond, wirklich geborgen. „Ich habe nichts damit zu tun, Totsuka-san. Ich denke, diese Schönheit, diesen besonderen Anblick, verdanken die Menschen dem Gott des Mondes. Und in angenehmer Gesellschaft, das habe ich hier gelernt, wird alles viel besser.“ Angenehme Gesellschaft. Tsukito wandte seinen Blick vom Fenster ab und sah auf die Decke, die seinen Körper umhüllte. Genoss er diesen Anblick, weil er Baldrs Anwesenheit als angenehm empfand? Machte Baldrs gegenwärtige Nähe diesen Moment zu etwas Besonderen? Schweigend blickte Tsukito zu Baldr auf, der ihn freundlich anlächelte. Der Norde erhob sich von seinem Platz und legte vorsichtig seine kühle Hand auf Tsukitos Stirn. Es war ein angenehmes Gefühl, ein wohliges, dass seinen Körper erfüllte und ihn sogar die Kopfschmerzen vergessen ließ. „Dein Fieber scheint gesunken zu sein, Totsuka-san. Mit mehr Ruhe, geht es dir morgen früh sicher wieder besser und wir können wieder zusammen in den Unterricht gehen.“ Lächelnd sah Baldr seinen Kameraden an, der keine Miene verzog. Und dennoch, Baldr erkannte in seinen Augen, dass er dieses Lächeln erwiderte. „Deine Augen leuchten wie der Mond...“, wisperte Tsukito und beugte sich zu Baldr vor, der nicht damit gerechnet hätte, dass sein Kamerad diese Nähe suchen würde. Tsukito hatte von solchen Momenten gelesen und sie sollten doch alles über die Menschen lernen. Am besten lernte es sich über die Praxis. Sanft legte er seine Lippen auf die des Norden. Sie fühlten sich weich an, schmeckten nach erfrischendem Schnee und gaben ihm das Gefühl von wohliger Sicherheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)