Braizic von Aristokrat (L'Âme Immortelle) ================================================================================ Prolog: Einsamkeit ------------------ Seine Absätze schlagen auf dem nassen Pflaster auf, ein hallender Takt, der sich durch die Dunkelheit schneidet. Heißer Atem dampft vor seinem Gesicht, schnell, sein Herz rast. Thomas rennt so schnell er kann die dunkle Gasse entlang, blickt sich immer wieder panisch um. Seine Brille hat er schon lange verloren, wohl bei einem der zahlreichen Stürze, die er bei der wilden Jagd schon hinter sich brachte. Panisch blickt er sich um, entscheidet sich für die linke Seite der Wegesgabelung und rennt, so schnell ihn sein Atem trägt. Steine, Stöcke, Erde, Pflaster. Das melodische Klacken begleitet ihn auf seiner Flucht vor dem Bösen. Die Tränen der Panik stehen ihm in den Augen, als er die Mauer vor sich erblickt. Sackgasse. Verzweifelt schlägt er mit den Fäusten dagegen, bis seine Arme schmerzen. Die taumelnden, schlurfenden Gestalten kommen näher, strecken ihre Arme nach ihm aus. Seine Finger bluten, ein verzweifelter Versuch, die rettende Mauer zu erklimmen; erfolglos. Die toten Hände greifen nach ihm, seinen eigenen Schrei hört er nur von weit entfernt. Als er den heißen Schmerz des ersten Bisses an seiner Wade spürt, kommt er zu sich; schlägt um sich, kratzt, beißt. Es werden immer mehr; mehr, die sein Fleisch wollen. Grunzend, stöhnend und röchelnd zerren sich die toten Körper zu Thomas; reißen an seinen Kleidern, der schwarze Stoff am Oberkörper reißt. Klauen graben sich in seine Brust, heißes Blut schießt aus der Wunde; der rote Lebenssaft ergießt sich über seinen Oberkörper. Es läuft über seinen Bauch, wo die nächste Bestie ihre Zähne hineingräbt. Der Schmerz lässt ihn fast das Bewusstsein verlieren, doch der Drang zu überleben ist stark. Er schlägt zwei der wandelnden Leichen von sich, der beißende Gestank brennt auf seinen Schleimhäuten. Er rennt, so schnell ihn seine zerfleischten Beine tragen. Sie umringen ihn; kommen näher, stöhnen vor Hunger. Die Klauen zerfetzen sein Fleisch, die Dunkelheit breitet sich aus. Ein heißer Schrei fährt aus seiner Kehle; der letzte Atemzug, als sie sein Herz ergreifen. „Sonja!“ Kapitel 1: Zweisamkeit ---------------------- Sonja streichelt sanft meinen Kopf, ich spüre den wohltuend kühlen Lappen auf meiner Stirn. „Ssh, Thomas, beruhige dich…es war nur ein Traum.“ Ich sehe ihr Lächeln, dass von ihren vollen, roten Locken umrahmt wird. Mein Kopf liegt in ihrem Schoß, weich gebettet auf ihren dünnen Oberschenkeln. „Wo bin ich…?“ Meine Stimme zittert; meine Hände ebenso. „In deinem Bett. Du hast schlecht geträumt, Thomas. Es ist alles gut. Möchtest du etwas trinken?“ „Mir ist heiß…“ krächze ich und nestele an meinem Oberteil, doch Sonja hält meine Hände fest. „Du scheinst Fieber zu haben. Bleib‘ einfach liegen, ich mache dir Wadenwickel.“ Ich weiß, dass Widerstand zwecklos wäre und schweige deshalb. Sonja deckt mich ab, ich spüre ihre kühlen Hände auf meinen heißen Oberschenkeln. „Du glühst ja…“ Sonja blickt mir besorgt in die glasigen Augen. Sie tränkt die weißen Lakenreste in frischem Leitungswasser, ich genieße die kühlende Feuchtigkeit an meinen Beinen, als sie die Laken um meine Oberschenkel wickelt. Ich nehme meine Brille vom Nachttischschränkchen und setze sie auf, Sonja schiebt sie kichernd gerade. Sonja lächelt. „Wie fühlst du dich?“ Ich zwinge mich zu einem Lächeln. „Gut soweit. Danke dir…“ Mein Traum beschäftigt mich. Seit Wochen träume ich das gleiche. Zombies, überall. Vor 4 Wochen wurde ich angefahren, der Fahrer schien unterwegs zur Arbeit einen Herzinfarkt erlitten zu haben, während er den Fuß auf dem Gaspedal liegen hatte. Seit dem habe ich diese irritierenden Albträume. Sonja kümmert sich seit dem um mich. Ich habe mir einige Rippenbrüche und Prellungen zugezogen, weshalb ich nicht aufstehen kann. Ich bin ihr sehr dankbar für das, was sie für mich tut. Sonja richtet meinen Oberkörper vorsichtig auf, stützt meinen Rücken mit Kissen. „Ich mache dir Frühstück.“ Sie verschwindet in die Küche, ihr schwarzer Rock flattert leicht. Ich fühle mich unwohl, ich will aus meinen Kleidern, aus dieser Wohnung heraus. Wankend richte ich mich auf. Frische Luft… Ich folge dem dünnen Lufthauch, taumle zum Fenster, reiße es auf. Als ich meine Arme ausbreite, auf dem Fensterbrett stehe; in die Tiefe blickend nehme ich wahr, was ich eigentlich tue. Mein Körper schaukelt gefährlich auf dem Fensterbrett, ich blicke 16 Stockwerke in die Tiefe. Mir wird schlecht. Sonjas Hände umgreifen meine Taille und ziehen mich zurück in die Stube, als ich abrutsche. Ich fühle nichts mehr, starre abwesend vor mich hin. Irgendwann spüre ich ihre heißen Tränen, die auf meine Wangen tropfen. Das Salzwasser brennt auf meiner gereizten Haut. Ich betrachte die Tränen und realisiere. Das war nicht das erste Mal, ich weiß nicht, wieso das alles geschieht. Es bricht mir das Herz, Sonja weinen zu sehen. Ich ergreife vorsichtig ihre Hand und streichle darüber. Sie drückt sich vorsichtig an mich, ich blicke getroffen zur Seite. „Verzeih mir…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)