Die vergessene Welt von DreamingAngel (Harvest Moon x Yu-Gi-Oh) ================================================================================ Kapitel 5: Magical Melody II ---------------------------- Magical Melody II Gestern war es während des Festes schwer für Nanali gewesen mit irgendjemanden zu reden oder etwas in Erfahrung zu bringen. Genauso wie es schwer war, vor dem Schlafen gehen etwas des neu Gelernten in Wort und Schrift zu fassen. So müde und erschöpft war sie gewesen. Aber heute war sie ausgeschlafen. Gerade irrte sie auf den Gängen des Rathauses umher, als sie Jemanden vor einem Bild stehen sah. Es war ein Mann im Anzug und einem Zylinder auf dem Kopf. In der Hand hielt er einen Gehstock. „Entschuldigung.“, begann sie zögerlich. Sie sprach leise um ihn nicht zu erschrecken und auch weil sie nicht unhöflich sein wollte. Der Mann der sich ihr zu wandte machte einen fröhlichen und sehr freundlichen Eindruck. „Nanali, nicht wahr?“ Das er sie bereits beim Namen kannte, kam ihr allerdings doch schon komisch vor. Hatten sie sich zum Fest gesehen? Nanali fiele auf Anhieb keine solche Begegnung ein. Ist eben doch nur ein kleines Dorf, dachte sie sich und schloss schnell mit dem Gedanken ab. „Ja, das ist richtig. Und, ehm, wären sie vielleicht so freundlich und könnten mir einen Augenblick aushelfen?“ Der Mann zupfte mit seinen leicht faltigen Fingern an seinem spitzen Bart. „Hm, zu aller erst, würde ich mich gerne Vorstellen.“, entschied er. „ Ich bin Bürgermeister von Blue Bell. Mein Name ist Rutger. Freut mich dich kennen zu lernen. Und nun zu dem was du suchst!“ „Entschuldigen sie meine Unhöflichkeit!“, entgegnete Nanali und wünschte an dieser Stelle einen guten Morgen. „Ich suche die Bibliothek.“ Der Bürgermeister lächelte verstehend und beschrieb ihr einen Weg auf dem sie zunächst einmal einen Gebäudeplan fand. Den würde sie in den vielseitig verwinkeltem Gebäude brauchen. Der half ihr dann weiter, den Weg Richtung Ziel zu bestreiten. Dort angekommen traf sie auf Ina, die gerade frisch sortierte Bücher zurück in die Regale stellte. „Guten Morgen, Bürgermeisterin!“, flötete Nana guter Laune und trat durch die riesige Tür aus schwerem Holz ein. Ina, die gerade auf eine Regalleiter gestiegen war, wandte sich zu ihr um. „Wenn dass nicht Nanali ist.Geht es dir heute besser? Dr. Ayame war sehr besorgt um dich. Hast du heute schon gefrühstückt? Sie bat mich etwas auf dich zu achten, weißt du.“ „Noch nicht. Ich hab auch keine Ahnung, wo ich dafür hin müsste!“, gestand sie und kratzte sich verlegen an der Wange. „Dann ist es sicherlich nicht verkehrt, würde ich dahin begleiten.“, entschied sie und unterbrach ihre Arbeit dafür. „Zur Küche geht es hier lang, ich kann dir dort etwas zubereiten.“ Auf dem Weg dorthin hielt es Ina für keine schlechte Idee etwas über das Mädchen in Erfahrung zu bringen und stellte ihr ihrerseits einige Fragen über das, was sie nun plante. „Hm, also Farmerin.“, nuschelte sie, als sie endlich vor der Küchen stand und einige Dinge aus dem Kühlschrank krammte. „Das wird nicht leicht. Mal schauen ob ich einige Ratschläge für dich habe.“, grübelte sie und ging Gedanklich die ihr bekannten relevanten Fakten zu den verschiedenen Dörfern durch. Solche wie Anwohner zahl und welche schwächen eventuell in Produktion und Lieferung noch bestanden, derer sie sich unter Umständen annehmen konnte. „Deine Endstation sollte Sonnenscheindorf sein, denke ich. Dort gibt es nur eine Farm, aber jede Menge freien Raum für ein zwei weitere wäre alle mal. Auch muss man den weitesten Weg zurücklegen, um ihnen Waren zu liefern. Außerdem hat es nur wenige Bewohner.“,überlegte sie laut. „Zumindest war dem so, bis über zwei hundert Menschen auf der ganzen Insel verteilt gestrandet sind.“, korrigierte Nanali sie. Da musste ihr Ina recht geben. „Hier kannst du auf jeden Fall das meiste dazu lernen! Am besten wenn du dich mit Reina, Nori, Cam oder Lilian unterhältst, wenn es um Pflanzen geht und mit Jessica, Gardy oder Reguna, wenn Tiere dein Interesse wecken.“ „Da haben sie wohl recht.“, gab Nanali zu und nahm sich fest vor diesem Rat nachzugehen, während sie sich hier aufhalten konnte. „Wenn wir auf dem Weg zurück zur Bibliothek an meinem Büro vorbei gehen, kann ich dich mit einigen Ordnern, unbeschriebenen Büchern und anderen Unterlagen versorgen. Das sollte einem Blätterchaos vorbeugen und dir ermöglichen das neue Wissen zu ordnen.“ Dieses Angebot war sehr großzügig. Vielleicht etwas zu großzügig, überlegte Nanali und entschied es mit fuchtelnden Armen abzutun. „Das kann ich nicht annehmen, dafür haben sie gearbeitet und das brauchen sie mit Sicherheit.“ Ina jedoch war da ganz anderer Meinung und würde sich auch nicht vom Gegenteil überzeugen lassen. „Das Rathaus hat genug davon und du wirst es auf deiner Durchreise mit Sicherheit brauchen. Es wird immerhin nicht weniger.“, redete Ina auf sie ein und dass solange bis sie schlussendlich nachgab und dankend annahm. In besagtem Büro angekommen, kramte Ina einiges an Materialien heraus. Unter ihnen ein Stadtplan von Konohana und Blue Bell und die versprochenen Schreibutensilien. „In der Bibliothek gebe ich dir dann die von dir erbetene Liste an Büchern, die du nur hier findest.“, versprach sie weiterhin und so kehrten die zwei Frauen letztendlich zurück zur Bibliothek. Vor der großen Tür stand auch schon Hiro und besah sich mit verwundertem und grübelndem Blick den Zettel mit der Aufschrift „sofort wieder da“, den Ina aufgeklebt hatte, bevor sie zuschloss. „Hiro!“, rief Nanali ihm zu und winkte vom Gang her zu. „Hey, Nanali. Guten Morgen, Frau Bürgermeister.“ „Guten Morgen, Hiro. “, wurde zurück gegrüßt und die Türe nach entfernen des Zettels wieder aufgesperrt. Drinnen kramte sie Nanali erst die Bücher auf der Liste heraus bevor sie sie alleine ließ. „Macht es dir was aus, wenn ich mich zu dir setze? Das ist nicht so einsam.“, erbat Hiro wenige Zeit später, der sich auf Nanalis Erlaubnis hin zu ihr setzte und einige Bücher durchstöberte. In der zwischen Zeit ist auch Seto, der sich am Vortag noch mit einigen der Dorfbewohnern unterhalten hat, aufgestanden und entschied Mokuba etwas länger Schlaf zu gönnen und sich ein wenig alleine umzuhören. Immerhin müsste er sich ja auch schön langsam mal entscheiden, wie er als Übergangslösung Geld verdienen konnte. Sein Weg führte ihn dafür zum Büro der Bürgermeisterin, wo er sich allerdings vor verschlossener Tür wieder fand. Wo ist die denn, bitteschön?, fragte sich Seto leicht verärgert und erkannte beim umherschauen, dass neben dem ihrigen Büro auch das des Bürgermeisters vom Nachbardorf Blue Bell war. Seto dachte nicht lange nach, bevor er anklopfte und nachdem er hereingebeten wurde auch eintrat. „Guten Morgen. Du musst einer der beiden Brüder von gestern sein, einen Moment, der ältere hieß...“, grübelte der ältere Mann. „Seto. Mein Name ist Seto Kaiba.“ „An, so was wie Nachnamen hält sich hier keiner auf. Wir sind wo wenige, die auf der Insel wohnen, dass wir keine solchen brauchen. Wäre es hinter dem Hintergrund für dich in Ordnung, nennte ich dich Seto?“ Ein wenig grummelte der ehemalig stolze Besitzer eines Großimperiums, dann jedoch gab er nach, weil er sich dachte, es würde ohnehin nichts bringen und dass er sich seinen Weg nicht leichter machen würde, wäre er bockig. Er war, ob es ihm nun passte oder nicht, im Moment auf die Hilfe der Inselbewohner angewiesen und musste sich diesen auch etwas anpassen, wollte er voran kommen. „Von mir aus.“, gab er demnach auf. „Gut, willkommen Seto. Wie kann dir geholfen werden?“, fragte der Mann freundlich und Seto lernte die exakt selbe Seite an ihm kennen, wie Nanali einige Zeit zuvor. Irgendwie empfand auch Seto, dass er einen sehr sympathischen Eindruck machte. „Arbeit. Ich suche etwas, dass ich während meines Aufenthalts hier in diesem Dorf als Arbeit tun kann, um Geld zu verdienen.“ Rutger nickte verstehend und zupfte nachdenklich an seinem Bart. Er brauchte nicht in seine Akten zu sehen. Er kannte die Dorfbewohner seien sie nun aus Blue Bell oder Konohana selbst zu genüge. „Nun. Hast du eine Konkrete Vorstellung was dir für deine weiteren Pläne behilflich sein könnte? Prinzipiell hätte ich schon ein paar mehrere Möglichkeiten.“ Diese Frage hatte Seto befürchtet. Was sollte er da drauf nur antworten? Das ihm gar nichts so wirklich in den Kram passte? Das war unerwachsen und wenig angepasst, auch wenn es die Wahrheit wäre. Wenn Mokuba in die Richtung Farmarbeit recherchierte, wäre es sinnvoll sich in dem Sektor zu informieren? In der Bibliothek merkte Nanali hier und da, wie Hiro sie musterte. Sie schrieb alles vom gestrigem Tag hernieder und übernahm auch alles aus anderen Büchern chronologisch und so ordentlich sie konnte mit allen nötigen Zeichnungen. Sie arbeitete sehr sorgsam und mit vielen Farben und Randnotizen. „Ich war in der Prüfungsphase meines letzten Abiturjahres, als es mich hierher verschlagen hat. Daher bin ich noch mitten im Lernprozess und mache das quasi automatisch. Wie man lernt wurde uns als aller erstes beigebracht.“, antwortete sie auf diese Blicke. Der Medizin-kundige verstand und versuchte sie nicht abzulenken, während sie hinter ihren Dokumenten verschwand. „Ab und zu ist es auch ganz herrlich bei Sonnenschein draußen zu lernen.“, merkte er dennoch kaum hörbar an. „Da hast du recht, Hiro. Zur Mittagszeit nehme ich diese Möglichkeit vielleicht sogar war, wenn ich mir den Rest der Stadt angesehen habe!“, entschied sie. Mokuba, als er aufwachte, fragte sich zu erst, wo sein Bruder hin ist, danach erst, ob er Nanali in der Bücherei aufsuchen sollte, wo er sie entweder störte oder sich selbst hinter Aufschrieben hocken würde. Entschied sich jedoch schlussendlich dafür, dass das heute noch Zeit hätte und dass er sich zu erst einmal hier umsehen würde. So erkundeten und lernten die drei getrennt von einander. Und keiner wusste, was der andere machte. Vielleicht würde er die ältere Dame Yun in ihrem Teeladen besuchen und fragen, ob es dort eine Möglichkeit für ihn gab ihr zur Hand zu gehen? Vielleicht würde er aber auch zu aller erst durch den Tunnel nach Blue Bell und sich die Beschaffenheiten des Nachbardorfs ansehen. Erst als der Nachmittag herein brach, entschied sich Hiro die immer noch fleißige Nanali zu unterbrechen und ihr einen Spaziergang anzubieten. „Keine schlechte Idee. Das wäre am vernünftigsten. Es gibt noch zwei Bauernhöfe für mich zu erkunden und zu Mittag werde ich auch bald essen müssen. Sag mal Hiro, wie verdiene ich während meines Aufenthalts hier eigentlich am besten Geld?“ Der Schwarzhaarige überlegte kurz, dann entschied er, dass sie als erstes auf Lilians Hof gehen sollten, um sie zu fragen. Sie wusste darüber am besten Bescheid, dachte er. Lilian war Farmerin auf einem unspezialisiertem Hof, also betrieb sie Anbau von Feldfrüchten genauso wie Viehaufzucht und wie Hiro ihr erzählte ging sie genauso gerne in die Minen oder zum Angeln. Auf dem Hof angekommen fragten sie sich, wo Lilian wohl steckte, weil sie nicht zu Hause oder auf dem Hof schien. Enttäuscht seufzend wollten sie den Hof verlassen, als sie gerade von einem Schmiedbesuch wieder zurück kam. „Hallo, Hiro.“, begrüßte sie ihn. „Und du bist bestimmt, Nanali. Hallo.“ Nanali nickte und beide begrüßten sie. „Kann ich euch irgendwie helfen?“ „Ja, das kannst du bestimmt. Sie will alles lernen, weißt du, was es über Farmarbeit insbesondere über Pflanzen zu wissen gibt. Da kannst du ihr bestimmt helfen. Aber heute ist unser wichtigstes Anliegen, wie sie während ihres wahrscheinlich einwöchigen Aufenthalts an Geld kommt.“, schilderte Hiro. Lilian überlegte kurz, bevor sie Nanali die Mistgabel, die sie eben abgeholt hatte in die Hand drückte. „Learning by doing, sag ich dazu bloß!“, entschied sie und wollte Nanali schon mitziehen, als Hiro ihr beipflichtete, dass die beiden doch recht bald essen sollten. Lilian sicherte ihm zu, dass sie das auch in kürzester Zeit machen werden und die beiden Mädchen verabschiedeten sich bei ihm. Jetzt würde Nanali erst mal etwas über Tiere lernen. Davor hatte sie sich bei Clair gedrückt. Und sie musste doch so schnell wie möglich entscheiden, ob das auch etwas für sie ist oder sie Hauptsächlich bei Pflanzen bleiben würde. „Heute wird der Kuhstall ausgemistet!“, entschied die Farmerin und schob Nanali in die andersriechende Scheune. So was war sie nicht gewöhnt. Das würde sie jetzt ändern müssen. Unter Lilians Anweisungen entsorgte sie das benutzte und dreckige Stroh und ersetzte es durch neues aus dem Heusilo. Da alle Tiere bereits heute morgen Futter in ihre Tröge bekommen haben, war es nun an der Zeit sie zu melken oder zu scheren, wo vor sich die Blonde am liebsten gedrückt hätte. Konnte man da nicht ebenso viel falsch wie richtig machen? Sie musste mehrfach schlucken, bevor sie sich selber traute, aber nach einigen Versuchen klappte zumindest das Melken schon mal ganz gut. Zu guter Letzt wurden die Tiere gebürstet und wenn nötig am Außenbecken auch gewaschen, hierbei beeilte sich Lilian, schnell alles zu erledigen, damit sie recht bald essen konnten. „Ich glaube, dass ist das beste Training, was du bekommen kannst. Steh morgens auf und komm zu mir. Wenn du mir bis Mittag helfen magst, können wir zusammen essen und du hast danach genug Zeit dich hier umzusehen und dich abends in die Bibliothek zu hocken. Außerdem kannst du so nebenbei etwas Geld verdienen ohne es für Mittagessen auszugeben!“, bot die dunkelblonde Farmerin mit dem Haarband an. Eine bessere Lösung für ihre Probleme konnte sich Nanali wirklich nicht Vorstellen und die Praxis brauchte sie rum wie num. Also willigte sie ein. Essen gingen sie dann in Yuns Teeladen, wo sich die Neueinsteigerin einmal mehr in Tee und Kuchen verliebte und sich die ein oder andere Teesorte überlegte zu kaufen. „Hier gefällt es mir immer noch am besten.“, schwärmte sie und wurde nicht müde die Keramik zu bestaunen. Heute würde sie auch ein Paar Sorten probieren, die sie noch nicht kannte und sich die wenigen Hauptspeisen, die der Laden anbot mitsamt eines großen Salat schmecken lassen. Auf der Terrasse sitzend sahen die zwei Frauen Ying beim Spielen vor dem Haus zu und unterhielten sich über Details, die Nanali auf ihre Notizblätter notierte. Ausführlich würde sie die Abends verfassen. „Wenn du mich fragst, dann würde ich als nächstes zu Gombe. Nori wird zu dieser Zeit das meiste ihrer Arbeit ebenfalls schon erledigt haben und dir auch nicht viel anderes beibringen können, als dass was ich dich lehren kann. Aber du kannst zu ihr gehen, wenn du Samen brauchst. Außerdem ist sie sehr nett und hilfsbereit.“, schlug Lilian noch vor bevor sie ging. Mokuba hatte sie beide aus dem Teeladen und sich trennen sehen. Kurze Zeit überlegte er, ob er Nanali ansprechen sollte, entschied dann aber, dass es schon langsam spät wurde und er sich jetzt doch um andere Sachen kümmern musste. Für nette Gespräche am Wegesrand war immer noch Zeit. Den ganzen Tag hatte er sich auf der Insel umgeschaut und hier und da mit den Dorfbewohnern unterhalten, um alles mögliche in Erfahrung zu bringen. Und nun würde er Yun fragen, ob sie feste Arbeit für ihn hatte. Zumindest Stundenweise. „N' abend, Yun!“, begrüßte der Wuschel sie, der gerade zur Tür hinein kam. „Einen schönen Abend, Mokuba. Nanali war eben hier.“ „Ich weiß, hab sie raus gehen sehen.“, entgegnete der Schwarzhaarige und kam zum Thresen. „Um ehrlich zu sein, Yun, ich habe eine bitte an dich.“ Yun sah dem kleinen an, dass es wichtig zu sein schien und so war sie bereit alles was er sagen würde ernst zu nehmen. „Wie kann ich dir helfen, Kleiner.“ „Also, ich würde dir gerne für die Woche oder zwei, die ich hier bleiben wollte im Laden aushelfen. Als Arbeitskraft, verstehst du?“ Yun war über diese bitte etwas verwundert und musste erst nachdenken. „Nun, was möchtest du denn machen?“ „Ich könnte deine Teesorten an der Kasse verkaufen, die Tische wischen und decken und die Tablettes zu den Tischen tragen.“, bot Mokuba eifrig an. Yun wusste nicht so recht, so viele Gäste hatte sie doch hier gar nicht, dass sie sich nicht auch alleine darum kümmern könnte. Zumindest im Moment nicht. Howard würde die Hilfe bestimmt viel dringender gebrauchen. Und er könnte ihn auch viel besser entlohnen. Mokuba rechnete schon fest mit einer absage, solange wie die Teeladenbesitzerin nun schon grübelte. Dann jedoch lächelte sie ihn an und schlug ihm folgendes vor. „Nun, wieso fragst du nicht bei Howard? Ich bin mir sicher, dass er die Hilfe dringend braucht. Dort findest du auf jeden Fall Arbeit. Aber wenn du dich doch Lieber in Richtung Farmarbeit entwickeln möchtest, dann wäre es sicherlich nicht verkehrt Reguna nach Arbeit zu Fragen. Seine Farm ist sehr groß und er kümmert sich alleine, weißt du?“ Beinahe hätte der jüngere Kaiba den Kopf hängen lassen, aber die Ideen waren nicht schlecht und Yun war sich sicher, er fände da Arbeit, also bedankte er sich und ging. Was bedrückte ihn eigentlich? In Konohana hatte er doch bereits alles gesehen, also wieso nicht schauen, was es in Blue Bell zu sehen gab? Nanali indes ließ sich das von Lilian gesagte nochmal durch den Kopf gehen, bevor sie sich auf den Weg machte. Unterwegs sah sie wie Reina mit einem Topf, etwas Erde und einer Schaufel neben einer Blume am Straßenrand kniete. Nanali die sie nicht bei ihrer Arbeit stören wollte, trat vorsichtig heran um sie nicht aufzuschrecken und sah ihr zu, wie sie die Blume umtopfte. Erst als sie damit fertig war, bemerkte sie die Frau von gestern. „Was ist? Warum schaust du so? Möchtest du etwas?“, hakte sie unbeeindruckt nach. „Hm, was du da machst, sah interessant aus. Gibt es einen Grund dafür, dass du sie eintopfst? Warum ziehst du keine Samen, wenn du so eine Blume möchtest?“, hakte Nanali unwissend aber neugierig nach. „Die Blume ist krank, weil die Erde auf der sie wuchs wenig Nährstoffe enthält. Daher braucht sie neue. Ich bring sie jetzt nach Hause. Bis dann.“ „He, Reina, nun warte doch noch mal eine Sekunde! Kann ich die Blume - , also ich meine kann ich dich morgen besuchen kommen, um zu sehen, ob es der Blume besser geht?“ Es wäre etwas unverschämt gewesen, zu sagen sie wolle nur die Blume besuchen, außerdem mochte Nanali Reina auch wenn sie schroff schien. „Dich interessiert die Blume? Meinst du das ernst?“ „Hm, mich interessiert die Natur ganz allgemein. Sie ist wunderschön und prachtvoll. Ich hasste es wenn sie dort wo ich her komme meinten einen ganzen Wald abholzen zu müssen und selbst vor dem Tropenwald keinen halt machen wollten!!“ Reina sagte zunächst gar nichts, dann setzte sie ein kurzes Lächeln auf. „Wenn du die Natur liebst, kannst du gerne jeder Zeit zu mir kommen.“, entschied die Floristin und Nanali fiel ein Stein vom Herzen. Sie wusste doch das Mädchen war echt nett!! Sie würde morgen auf jeden Fall vorbei kommen und nach der Blume fragen! Heute aber würde sie erst einmal das Rathaus aufsuchen und einige der heute gelernten Sachen niederschreiben. Immerhin, da hatte diese Begegnung ihren Zeitplan etwas durcheinander geschmissen und sie hatte ja noch genügend Zeit in den nächsten Tagen bei Gombe und Nori vorbei zu sehen. Das wäre schon in Ordnung. Außerdem musste sie für die morgige Arbeit auf dem Hof fit werden. Zumindest war das ihr vorhaben, aber etwas hielt sie dennoch davon ab. Ein Gefühl etwas wäre seltsam, nicht so wie es sein sollte. Einige Sekunden stand sie ohne festen Gedankengang da, als etwas kaum hörbares in ihr Unterbewusstsein drang und wenige Sekunden zugleich wieder verschwand. Nanali wagte nicht zu atmen und wartete auf das nächste leise Geräusch um eine Wage Richtung zu finden. Während sie suchte, ging die Sonne unter und die Weglaternen leuchteten wenig. Es dauerte seine Zeit bis sie meinte zu wissen um welches Geräusch es sich handelte. „Eine Violine...“ Sie schloss die Augen um die Melodie noch bewusster in sich aufzunehmen. Dann folgte sie dem immer lauter werdenden Klang bis zu einem kleinen See, an dem die Silhouette einer Person zu erkennen war. Nanali musste sie nicht ganz zu Gesicht bekommen, um zu wissen wer da stand. Einige Minuten sah sie ihm dabei zu wie er mehrfach ansetzte, einige wenige Verse spielte und dann abbrach. Die Blonde beschlich das Gefühl, er suche noch nach dem richtigen Ton. Als er dann schließlich die Arme sinken lies und aufzugeben schien, war sie entschlossen auf ihn zu zu gehen, als ein Ast unter ihren Füßen brach. „Wer ist da?“, rief Mikhail in das Dunkel und sah sich suchend um. „Nur ein Tier?“, fragte er sich schon wieder, als Nanalis ersten Umrisse im spärlichen Licht der entfernten Laterne deutlicher wurden. „Nein, kein Tier. Ich bin es nur. Nanali.“, gab sie sich zu erkennen und wanderte auf den jungen Mann zu, der sie gerade heraus ansah. „Du bist Mikhail, hab ich recht?“ Ein nicken. „Ja, der bin ich. Wie kann ich dir helfen?“ Nanali musste über diese Frage schmunzeln. „Eigentlich, da dachte ich bist du es, der vielleicht Hilfe gebrauchen kann.“ Mikhail sah sie fragen an und wartete darauf, dass sie weiter sprechen würde, doch es kam nichts. Bis er sich schlussendlich entschied danach zu fragen. „Ich? Bei was denn?“ „Na, wenn du das nicht weißt...“, seufzte die Blonde kopfschüttelnd. „Wie soll ich sagen, ich mochte dein Violinen Spiel gestern und heute. Es ist wunderschön. Aber-“, begann sie und ging die letzten Schritte zu ihm, um sich ans Ufer zu setzen. „Aber was?“, hakte der Weißhaarige nach. „Diese Melodie schien so unabsichtlich verloren. Als verirrte sie sich irgendwo auf der Suche nach dem, was sie Ausdrücken sollte oder vielleicht sucht sie auch den Ton, der dem Ausdruck den richtigen Klang geben würde?´“ Mikhail sah sie erst unverändert an, dann aber seufzte er und sah auf den See. „Das hast du heraus gehört?“ Nanali nickte. „Wie soll ich sagen, ich dachte, dass du vielleicht nach etwas ganz bestimmten suchst.“ Mikhail seufzte. „Das war nun schon das zweite mal.“, entgegnete Nanali. Doch Mikhail schien sie nicht zu verstehen. „Du seufzt und jedes mal geht ein Stückchen Freude verloren. Welchen Klang suchst du denn?“ „Wie soll ich dir dass denn sagen können, wenn ich ihn noch nicht gefunden habe?“ „Hm, naja, ist er traurig, fröhlich, enthusiastisch oder nostalgisch? Was soll er Ausdrücken?“ „Dein Name war Nanali, richtig? Dieses Lied soll ein Geschenk an meinen verstorbenen Lehrer sein. Diese Violine -“ Nanali glaubte zu wissen was er sagen wollte und wagte einen Versuch seinen Satz zu vollenden. „Sie ist ein Erbstück von dieser sehr wichtigen Person?“ „Sie hat sogar das Meer überstanden, welches mich hier her geschwemmt hat. Wie durch ein Wunder.“ Die Blonde dachte, dass die Erntegöttin ihre Finger im Spiel haben könnte, aber sie sagte nichts. „Aber so sehr ich auch suche, ich finde den Ton nicht, der den Schmerz ausdrücken könnte.“ Die junge Zuhörerin besah sich den Violinisten und erkannte an seiner Haltung und dem Blick, dass er in der Tat traurig war und diese Gefühle in Worte oder besser Noten fassen wollte. „Schmerz? Vielleicht ist das ja gar nicht der Klang nachdem du wirklich suchst!“ „Wie meinst du das? Es sei nicht wirklich?“ „Na ja, wenn du deinem geliebten Menschen ein Geschenk machst, würdest du ihm dann etwas trauriges schenken? Würdest du ihm nicht etwas fröhliches schenken?“ Mikhail schüttelte den Kopf. Ihm leuchtete nicht ein, worauf sie hinaus wollte. „Wärst du fröhlich, dass du so jemanden verloren hast?“ „Das nicht.“, sagte sie nüchtern und lächelte in ihr kaum sichtbares Spiegelbild. „Aber, fröhlich ihrer zu Gedenken und mich daran zu erinnern warum ich sie geliebt habe, auch wenn die Erinnerung schmerzt. Ich würde nach einem Ton suchen, der nicht gezwungen, nicht aggressiv oder gewaltig ist. Vielleicht nicht mal nach einem der traurig ist. Wahrscheinlich eher nach einem der lebendig ist, wie das plätschern eines Baches oder ein zarter Klang wie wenn … ja wenn ...“, sie überlegte wie sie dass nur beschreiben konnte. Ein Gefühl. Sie glaubte es schon einmal gespürt zu haben. Sie suchte in der Vergangenheit nach dem Gefühl. Wann sie es schon einmal gespürt hatte. Womit es sich assoziieren lässt. „Ich hab es. Der Klang wenn du die Vorhänge deines Fensters am morgen zurück ziehst und noch nicht weißt ob die Sonne scheint oder es regnet!“ Mikhail zuckte über diesen Aufschrei leicht zusammen und fand sich in ihrem Gedankengang wieder. „Wie?“ „Na ja, wenn eine Person von mir geht, dann verbinde ich damit Verlust, Sehnsucht, Einsamkeit. Aber auch den starken Drang, dass ich weiter gehen will, damit diese Person stolz auf mich sein kann. Ich will, auch wenn ich alleine bin, jeden morgen aufstehen, die Vorhänge bei Seite schlagen und den Tag so gut es geht genießen. Immerhin, wenn dieser Mensch mich nur einen Bruchteil so sehr geliebt hat, wie ich ihn, dann wäre dass sein Wunsch.“ Einige Sekunden blieb es still, bevor sie erneut ansetzte. „Du sagtest, dass diese Violine deinem Lehrer gehört hat. Wenn sie meine gewesen wäre, dann wäre ich traurig, dass jemand der sie nach meinem Tod noch spielt, mit einem Gefühl der Trauer und des Schmerzes auf ihr spielt. Heißt das, dass diese Person nur solche Erinnerung an mein Leben hat?“ Mikhail, der ihr gelauscht hatte, setzte nun die Violine an und strich ihre Seiten sachte und zart. Es war die selbe Melodie wie eben. Wenn Nanali sie hörte, rannte in ihrem Gedanken ein kleiner trauriger und verzweifelter Junge einem älteren Mann, der für ihn wie ein Vater war, hinterher. Die Hand nach ihm ausgestreckt und ihn doch nie erreichend. Der Mann verschwindet in der ferne. Bei diesen Klängen kamen ihr wahrlich die Tränen. In den nächsten Versen dachte sie an eine Beerdigung und an den Tod. Auch den Tod des Hinterbliebenen, der lange nach allen anderen am Grab zurück bleibt und - an der Stelle an der er normal endet folgt eine Melodie, die an eine Spirale des Leidens erinnert. Sie erinnert an eine übermächtige niederdrückende Gewalt, hervor gerufen durch einst schöne Erinnerungen, die überschattet werden durch die einhüllende Dunkelheit die über jeden kommenden und tristen Alltag hängt. Er komponierte ein Lied voller Leid und Einsamkeit. Bis zu einem Höhepunkt an dem der Junge getragen von seinem letzten Hoffnungsschimmer in das Studienzimmer zurück kehrt und die Violine seines Meisters findet, die für ihn so strahlend und hell all seine Trauer zu absorbieren scheint, als er nach ihr greift. Ihr klang, der blieb, über den Tod seines geliebten Lehrers und jede Erinnerung so hell und leuchtend zurück holt wie an jenem Tag. Ihr Klang der die Wolkendecke aufriss und dem Alltag seinen Glanz zurück gab. Wie das Gefühl, wenn man morgens aufwachte, den Vorhang zurück schlug und die Sonne schien. Nanali weinte noch, als er das Stück bereits beendet hatte. Was beide nicht bemerkt hatten, war das Feuerkäfer die Musik ebenso schön fanden und sie nun umschwirrten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)