Vergeltung von Nochnoi (Version II) ================================================================================ Kapitel 20: Ignis ----------------- Eve fühlte sich extrem unwohl in ihrer Haut. Die Ebenen, auf denen sich Vampire bewegten, mochten zwar faszinierend sein, bescherten Eve aber ein permanentes Schwindelgefühl. Ihr Magen begann allmählich zu rebellieren, mit aller Macht versuchte sie, ihr Unwohlsein irgendwie zu unterdrücken. Alec jedenfalls machte nicht den Anschein, als wollte er sie in nächster Zeit von ihren Qualen erlösen. Warum auch? Hätte er sie losgelassen, wäre sie aus dem Schatten geglitten und für die Kameras in der Bibliothek mehr als sichtbar gewesen. Deswegen hielt Alec weiterhin ihre Hand und war sehr erpicht, den Körperkontakt nicht abbrechen zu lassen. Diese Nähe zu einem Vampir war der zweite Grund, warum Eve sich so unwohl fühlte. „Also, wo sollen wir anfangen?“, vernahm sie Oscars Stimme. Wirklich genau erkennen konnte sie ihn kaum, er war mehr ein verschwommener Schemen. Einzig und allein seine glänzenden Raubtieraugen stachen hervor. „Nun, ganz genau weiß ich das auch nicht“, gab Eve zu. „Ich bin nur ab und zu hier. Aber vielleicht fangt ihr einfach dort drüben an.“ Sie deutete auf eine überfüllt wirkende Regalreihe. „Die Texte dort sind uralt. Und in dem großen, roten Buch dort sind alle Namen und Orte aufgelistet, die in irgendeinem der Berichte vorkommen.“ Oscar tat, wie ihm geheißen. Er nahm das Buch heraus und begann, darin herumzublättern. Dass die Oberfläche bei seiner Berührung kurz aufgeleuchtet hatte, schien er überhaupt nicht bemerkt zu haben. Eve war wenig überrascht, dass der Selbstschutzmechanismus des Buches nicht in Kraft getreten war. Jedes einzelne Schriftstück dieser Bibliothek war mit einem Zauber versehen, der einerseits vor äußeren Einflüssen wie Staub und Feuchtigkeit schützen sollte, sodass selbst den ältesten Werken bei ständiger Benutzung nichts geschehen konnte. Sogar die alten Papyrusrollen, die einen recht bröckeligen Eindruck erweckten, vermochte man ohne Probleme anzufassen, was ohne Magie niemals möglich gewesen wäre. Andererseits aber sollte der Zauber auch vor fremden Händen schützen. Die Magie war auf diejenigen ausgerichtet, die schon lange in der Organisation arbeiteten und denen man uneingeschränktes Vertrauen entgegenbrachte. Sie konnten die Bücher ohne Schwierigkeiten benutzen. Alle anderen hingegen wurden von der mächtigen Magie abgeblockt und nicht selten sogar von den Füßen gerissen, wie einige Jahre zuvor der Polizeipräsident von London auf unangenehme Weise hatte erfahren müssen, als er sich ohne zu fragen ein Buch in die Hand hatte nehmen wollen. Aber die Magie des Selbstschutzzaubers hatte offenbar auf Vampire keinerlei größere Auswirkungen, was jedoch wenig erstaunlich war. Oscar konnte ungestört die Seiten umblättern, unter Umständen fühlte er vielleicht nur ein winziges Kribbeln. Alec ließ seinen Blick inzwischen über die Bücherrücken schweifen, von denen ein Großteil einen Titel in einer für Eve unbekannten Sprache vorzuweisen hatten. Unwillkürlich fragte die Jägerin sich, ob der Vampir auch wirklich alle dieser alten Sprachen zu lesen vermochte. „Kannst du das etwa alles entziffern?“, stellte sie ihre Frage laut. Alec warf ihr einen amüsierten Blick zu. „Natürlich“, meinte er. „Ich bin mit diesen Sprachen aufgewachsen. Ich spreche Altgriechisch und Sumerisch sogar besser als Englisch.“ Eve vermochte darauf nichts zu erwidern. Sie selbst beherrschte ihre Muttersprache, hatte bescheidene Französischkenntnisse und sprach noch einige Brocken Spanisch, aber mehr auch nicht. Für sie waren Sprachen kaum von Bedeutung gewesen, nur selten war sie außerhalb Englands gewesen. Alec hingegen und auch viele seiner Artgenossen waren richtiggehend Nomaden, es hielt sie nur selten an einem Ort. Sie hatten schon Städte und Länder in den unterschiedlichsten Epochen besucht, von denen Eve zum Teil sicher noch nie etwas gehört hatte. Wahrscheinlich wäre es für ihn wesentlich einfacher gewesen, aufzuzählen, welche Sprachen er nicht beherrschte als umgekehrt. „Ich hab hier was“, meldete sich Oscar. Das Buch in seiner Hand wirkte nun genauso verschwommen wie er selbst. Eve warf einen unauffälligen Blick zu der versteckten Kamera an der Westwand und fragte sich, ob die Herrschaften an den Monitoren bemerkt hatten, dass von einem Moment auf dem anderen plötzlich ein Buch verschwunden war. „Hier.“ Oscar tippte auf eine vollgeschriebene Seite, die Eve aufgrund der Schatten um sie herum kaum zu entziffern vermochte. „As’kyp. Klar und deutlich. Jetzt müssen wir nur herausfinden, was diese Buchstaben- und Zahlenkombinationen hinter dem Namen zu bedeuten haben.“ „Das sind Nummerierungen, damit man die Bücher schneller findet“, erklärte Eve. „Na fein“, meinte Oscar. „Dann brauchen wir B56 und Jh890.“ Alec musste nicht lange suchen, relativ schnell fand er das erste Buch. Es war ein großer Wälzer, offenbar noch aus dem Mittelalter, der einen lateinischen Titel trug. Alec zog ihn – trotz seiner Größe und dem damit verbundenen Gewicht – mühelos hervor, wobei er eine Spinne aufschreckte, die es sich wohl in der Nähe des Buches gemütlich gemacht hatte. Als das erschrockene Tier blitzschnell davon krabbelte, zuckte Eve überrascht zusammen und wich einen Schritt zurück, wobei sie ihren Kontakt mit Alec verlor. Es war ein extrem seltsames Gefühl, als die Verbindung so plötzlich unterbrochen wurde. Beinahe, als würde sie unvorbereitet mit einem Schwall eiskalten Wasser übergossen werden. Alec stieß einen Fluch aus und packte sie sofort wieder am Arm. Das Ganze hatte nicht mal einen Sekundenbruchteil gedauert. „Verdammt, was soll das?“, zischte er. „Hast du tatsächlich solche Angst vor diesen Krabbelviechern?“ „Ich habe keine Angst vor ihnen“, erwiderte Eve zähneknirschend. „Ich habe mich nur erschreckt, das ist alles.“ Ihre Nerven waren im Moment dermaßen angespannt, sie wäre sogar sicherlich vor einer Fliege zurückgeschreckt. Im Augenblick wünschte sie sich kaum etwas sehnlicher, als endlich zu verschwinden, um die Menschen, die sie liebte, wieder in Sicherheit zu wissen. Ihr Blick schweifte erneut zur Kamera. Das Ganze mochte vielleicht nur eine Millisekunde gedauert haben, aber die empfindlichen Sensoren hatten die Anomalie sicherlich bemerkt. Die Chancen standen denkbar schlecht, dass niemand diesen kleinen Ausrutscher registriert hatte. Oscar stellte derweil das Buch seufzend wieder zurück an seinen Platz. „Wunderbar. Ich hatte eigentlich gedacht, wir könnten das Ganze ohne ein Massaker hinter uns bringen. Ich habe keinen Bock, mich mit pubertierenden Amateur-Jägern zu prügeln.“ Eve spürte, wie ihr das Herz in die Hose rutschte. Sie musste an Richard und Seamus denken, die ihnen zuvor im Flur begegnet waren, und große Sorge stieg in ihr hoch. Zwar war ihr Hilfe in solch einer vertrackten Situation normalerweise herzlich willkommen, aber diesmal war es etwas vollkommen anderes. Selbst alle schwerbewaffneten Jäger in diesem Haus hätten es nicht mit diesen speziellen Jägern aufnehmen können. „Wir nehmen einfach die Bücher mit und verschwinden“, schlug Oscar vor. „Ich habe nicht viel geschlafen und ein Kampf mit diesen Schmeißfliegen wird mich wahrscheinlich nur noch missmutiger stimmen.“ Alec aber schüttelte den Kopf. „Hast du nicht gemerkt, dass die Bücher mit Magie versehen sind? Man kann sie nicht so einfach aus der Bibliothek entfernen.“ Magie, die gegen sie gerichtet war, machte Vampiren meistens nur bedingt etwas aus, aber dennoch waren sie nicht dazu imstande, die magischen Ströme aufzulösen und einfach irgendwelche Zauber zu brechen. Auch sie konnten nicht ohne weiteres ein Buch aus einer Bibliothek entfernen, das magisch an jenen Ort gebunden war. Während die beiden Vampire heftig in einer anderen Sprache weiterdebattierten, wanderte Eves Blick zu der Tür an der Westwand, die zu Liams Büro führte. Sie hoffte inständig, dass ihr Boss irgendwo anders war oder wenigstens so vertieft in seine Arbeit, dass er die Stimmen der Vampire nicht hörte und somit auch nicht kommen würde, um nachzusehen, was los war. Er war nicht mehr in der Lage, sich anständig gegen einen Untoten zu verteidigen, geschweige denn gegen einen Sa’onti, und ihn sterben zu sehen, wäre eindeutig zu viel für Eve an diesem schon sehr bescheidenen Tag gewesen. „Sie haben unsere Anwesenheit bemerkt“, stellte Alec unvermittelt fest. Er lauschte in die Ferne, als würde er die Gespräche in der Sicherheitszentrale am anderen Ende des Hauses bestens verstehen können. Oscar gab daraufhin ein Geräusch von sich, das beinahe wie ein spöttisches Auflachen klang. „Du hast also das Schicksal der Londoner Jäger aufgrund einer Spinne besiegelt, kleines Mädchen? Möchtest du, dass wir das auf deinem Grabstein verewigen?“ Eve kaute auf ihrer Unterlippe. Sie hätte gerne zu einem passenden Kommentar angesetzt, aber zum Teufel, er hatte Recht! Die Vampire waren nicht mit der Absicht, einen Kampf anzuzetteln, hierhergekommen, aber würden die Jäger sie provozieren, dann würden sie sich unter allen Umständen verteidigen. Vielleicht würde es nur auf ein paar Verletzte hinauslaufen, womöglich auch einige Tote, aber im schlimmsten Fall würde der gesamte Stützpunkt vollkommen ausgelöscht, wenn die Anspannung auf beiden Seiten tödlich genug wäre. Und das alles nur, weil Eve sich selbst nicht unter Kontrolle hatte halten können.        *  *  *  *  *  *  *  *     Mit schwerem Geschütz und etwa zehn weiteren Jägern stand Richard vor der Tür der Bibliothek. Jedermann war sofort in Alarmbereitschaft gewesen, als die Nachricht sich blitzschnell verbreitet hatte. Man hatte die effektivsten und gefährlichsten Waffen aus den Schränken hervorgeholt, während die Analytiker und die Strategen ihre Köpfe hatten rauchen lassen, um möglichst einen Ausweg aus dieser verzwickten Situation zu finden. Feinde in ihrem allerheiligsten Rückzugsort! Man brauchte kein Genie zu sein, um zu wissen, dass es sich nicht bloß um irgendwelche zufälligen Vampire handelte, die plötzlich das Bedürfnis verspürt hatten, die Jäger ein bisschen aufzumischen. Auch ohne die Tatsache, dass man Eve für eine Millisekunde auf der Kameraaufnahme gesehen hatte, von der man genau wusste, dass sie sich zurzeit unter der Obhut der Sieben befand, wäre es eine absolut logische Schlussfolgerung gewesen, diese speziellen Untoten hinter dieser dreisten Tat zu vermuten. Richards Puls hatte sich gleich verdoppelt, auch wenn er mühsam versuchte, sich von außen nichts anmerken zu lassen. Es war im Grunde stets eine Möglichkeit gewesen, den Sieben früher oder später zu begegnen, sodass er eigentlich darauf hätte vorbereitet sein sollen. Er war es zwar nicht wirklich, wie er in diesem Moment bemerkte, aber dennoch musste er sich äußerlich wenigstens so geben, als wäre dies ein Einsatz wie jeder andere auch. Waffengewalt war jedoch keine Lösung, wie man sich sofort geeinigt hatte. Die Sieben waren zu stark, zu mächtig, um sich von ihrem Arsenal bedrohen zu lassen. Außerdem hatten sie keine Ahnung, wie viele sich überhaupt im Gebäude befanden. War es bloß einer oder sogar alle sieben? Sollten sie es demnach aus schierem Glück schaffen, einen von ihnen in die Knie zu zwingen, dann könnten immer noch andere im Schatten lauern und ihnen innerhalb eines Wimpernschlages die Kehlen aufreißen. Nein, Verhandlung schien zurzeit die einzige Basis zu sein, auf der man aufbauen konnte. Zumindest war dann die Chance, dass der gesamte Stützpunkt dem Erdboden gleichgemacht wurde, wenigstens um zwei Prozent kleiner. Das mochte zwar nicht besonders viel erscheinen, aber für Richard reichte es allemal aus, um sein Glück zu versuchen. Im Moment war er der dienstälteste, aktive Jäger, der sich im Hauptquartier befand, sodass automatisch ihm die Führung übertragen worden war. Seit seinem sechzehnten Lebensjahr war er in Ausbildung, er war aus allen Prüfungen mit Bravour hervorgegangen und er hatte schon so manche ausweglose Situationen gemeistert. Allerdings hatte er es auch noch nie mit den Sa’onti zu tun bekommen gehabt. Während er die Tür anstarrte, versuchte er, sein wild pochendes Herz zu beruhigen. Oft schon hatte er sich mit Vampiren angelegt und viele von ihnen hatte er mithilfe seiner Kollegen besiegt oder wenigstens verscheucht, aber das nun war etwas völlig anderes. Er musste an all die Geschichten und Gerüchte denken, die über diese speziellen Vampire im Umlauf waren, und von denen eine unheilvoller und grausamer war als die andere. „Hey, Richie, mach nicht so ein Gesicht“, feixte Avery, ein etwa vierzigjähriger, riesengroßer Hüne, der sich ihrer Organisation vor zwei Jahren angeschlossen hatte. Er war ein Kämpfer, wie er im Buche stand, und Richard war mehr als froh darüber, dass er an seiner Seite war. „Das sind doch nur ein paar Vampire, mit denen werden wir locker fertig.“ Richard zwang sich zu einem Lächeln. „Das sagt sich so leicht, aber ich fürchte, diesmal wird’s etwas schwieriger.“ Avery schwieg einen Moment, ehe er erwiderte: „Da hast du vermutlich Recht.“ Er rieb sich am Kinn und setzte ein verschmitztes Lächeln auf. „Kriege ich deine Stereo-Anlage, wenn du draufgehst?“ Nun musste Richard wirklich lächeln. „Tut mir leid, die habe ich schon Simmons versprochen. Aber du kannst gern meinen Toaster bekommen.“ Avery zuckte mit den Schultern. „Besser als gar nichts.“ Das Rauschen des Funkgeräts unterbrach ihr Gespräch. „Davis, wir sind in Position. Alle Ausgänge sind gesichert.“ Richard gab kurz eine Bestätigung durch. Mehrere Männer und Frauen hatten sich draußen vor den Fenstern der Bibliothek positioniert, während einige andere über die Veranda in Liams Büro eingedrungen waren und dort Stellung bezogen hatte. Richard hatte mit ihrem Boss zwar noch nicht sprechen können, doch er konnte sich geradezu bildlich vorstellen, wie Liam sicher zunächst überrascht gewesen war, dass plötzlich schwerbewaffnete Jäger in sein Büro gestürmt waren, und nun, da man ihm aufgeklärt hatte, seine Kampfeslust zu unterdrücken versuchte. Er war zwar schon länger nicht mehr im aktiven Dienst, doch er verspürte ab und zu immer noch das alte Feuer. Und gerade das Eindringen in seine heißgeliebte Bibliothek musste ihn sicherlich richtig schön kämpferisch werden lassen. „Wir gehen jetzt rein“, meinte Richard, seinen wilden Herzschlag ignorierend. „Ihr bleibt dicht hinter mir. Und passt um Himmels Willen auf! Keine Provokation, keine unnötige Waffenbenutzung! Ich will keinen Krieg in Gang setzen, den wir vielleicht mit einem kühlen Kopf hätten verhindern können.“ Einen kurzen Moment zögerte er noch, dann aber stieß er die Tür zur Bibliothek auf und trat mit angeschlagener Waffe hinein, dicht gefolgt von seinen Kollegen, die sofort ausschwärmten und die Mündungen durch den ganzen Raum schweifen ließen. Auf den ersten Blick wirkte alles völlig verlassen, doch Richard war schon lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass der Schein bisweilen trog. Vampire konnten sich im Schatten verstecken, sich völlig unsichtbar machen, aber wenn man sich genügend anstrengte und es jahrelang trainierte, vermochte man ihre Anwesenheit wenigstens ansatzweise zu spüren. Richard kam hierbei auch zugute, dass sein Großvater ein Magier gewesen war und er als sein Nachkomme ein paar Ausläufer seiner Fähigkeiten geerbt hatte, wie etwa ein überaus sensibles Gespür. Sie waren hier, keine Frage. Die Luft war kalt und roch irgendwie ein wenig falsch. Richard konnte es nicht genau erklären, aber es jagte ihm jedes Mal einen Schauer über den Rücken. Er glaubte, förmlich den Atem der Vampire auf seiner Haut zu fühlen. „Wir wissen, dass ihr hier seid“, sagte er mit bemüht beherrschter Stimme in den scheinbar leeren Raum. „Und wir würden gerne einen Kampf vermeiden, wenn das möglich wäre.“ Stille antwortete ihm. Entweder waren die Vampire noch unentschlossen, was sie als nächstes tun sollten, oder es machte ihnen einfach Freude, die Jäger etwas zappeln zu lassen. Auf jeden Fall war dieses Schweigen nervenzerreißender als alles andere. „Ihr seid doch sicherlich nicht ohne Grund in die Bibliothek eingebrochen, nicht wahr?“, versuchte Richard es erneut. „Vielleicht können wir –“ Er unterbrach sich jäh, als er eine kalte Brise auf seiner Haut spürte. Ihm war so, als würde plötzlich jemand sehr nah neben ihm stehen. Und ganz sicher keiner der Jäger. Richard drehte seinen Kopf ein wenig zur Seite. Im ersten Moment vermochte er nichts Außergewöhnliches zu erkennen, dann aber bemerkte er, dass alles ein bisschen verschwommen wirkte. Beinahe ein wenig, als würde er durch ein Glas schauen. „Ihr hättet nicht komme sollen“, flüsterte ihm eine Stimme in sein Ohr. Richard blieb keine Zeit, irgendwie darauf zu reagieren. Nicht mal Angst konnte in dieser winzigen Zeitspanne in ihm aufsteigen. Er spürte nur, wie etwas, das sich wie eine kalte Hand anfühlte, sein Handgelenk umklammerte und ihm blitzschnell den Arm auf dem Rücken verdrehte. Vor lauter Schmerz stiegen ihm Tränen in die Augen, aber er unterdrückte einen Schrei und ebenso den Drang, die Waffe in seiner anderen Hand fallen zu lassen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie die anderen Jäger sich wie eine geölte Maschine bewegten und mit ihren Gewehren und Schusswaffen in seine Richtung zielten. Avery zog aus seiner Jackentasche hastig einen Beutel hervor, öffnete ihn mit den Zähnen und warf einen Teil des Inhalts in die Luft. Ein spezielles Pulver, das auf den ersten Blick aussah wie Mehl, allerdings von ihren Wissenschaftlern in langer Arbeit entwickelt worden und sicher nicht zum Backen geeignet war, verteilte sich im Raum und rieselte auf den Boden. Es landete in Richards Haaren und verdreckte auch seine teure Jacke, aber ebenso der Vampir kam nicht ungeschoren davon. Zuvor noch unsichtbar machte nun das Pulver seine Gestalt erkennbar. Zumindest die Konturen seines Kopfes und seiner Schultern waren nun zu erahnen. „Was, beim Tartaros …?“, stieß der Untote zornig aus. Er fluchte ungehalten, während er das Pulver abklopfen wollte, nur um daraufhin festzustellen, dass dies unmöglich war. Richard konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. Das Pulver war extrem anhänglich und würde sich nur durch eine lange Dusche und eine Wäsche für die Kleidung wieder entfernen lassen. Im Moment hatte der Vampir keine andere Möglichkeit als sichtbar zu bleiben oder unter die nächste Dusche zu springen. „Verfluchtes Pack!“, zischte er ungehalten. Grob schubste er Richard von sich, sodass dieser ins Stolpern geriet und hart gegen ein Bücherregal stieß. Er stöhnte auf, als ein stechender Schmerz sein Handgelenk durchfuhr, mit dem er irgendwie versucht hatte, den Aufprall etwas weniger unangenehm zu gestalten. Einen kurzen Augenblick sammelte sich der Jäger und atmete einmal tief durch, ehe er sich wieder umdrehte. Seine Kollegen hatten ihre Waffen auf den Vampir gerichtet, der inzwischen vollkommen aus dem Schatten getreten war. In seinen dunklen Haaren hingen Unmengen des weißen Pulvers, was Richard vermuten ließ, dass er selbst auch nicht viel besser aussah. Man hätte über den Anblick des gepuderten Untoten lachen können, wäre die Situation nicht dermaßen verzwickt gewesen. Richard versuchte, den großen Mann mit dem zornigen Blick anhand der Fotos der Sa’onti, die er sich immer wieder angesehen hatte, zu identifizieren, aber es gelang ihm nicht wirklich. Viele der Bilder waren von mäßiger bis schlechter Qualität und dieser Mann hätte zu dem ein oder anderen Foto sicher zumindest vom Schemen her gepasst, doch wirklich festlegen konnte Richard sich nicht. Der Vampir grummelte, als auch er schließlich begriff, dass er dieses Pulver nicht ohne weiteres loswerden würde. Er wandte sich den Jägern zu und stieß ein tiefes Knurren aus, das an einen wütenden Wolf erinnerte, als er in Richtung Avery stürzte. Hastig stolperten alle ein paar Schritte zurück, während sie gleichzeitig ihre Waffen sprechen ließen. Mehrere Schüsse durchschnitten die gespannte Atmosphäre und veranstalteten in dem geschlossenen Raum einen enormen Geräuschpegel. Der Vampir hielt in seiner Bewegung inne und brauchte nur eine Millisekunde, um sich aus dem Gefahrenbereich zu begeben. Er schien für einen Augenblick wieder unsichtbar zu werden – bis auf das Pulver selbstverständlich –, nur um dann einen Wimpernschlag später gleich einige Meter von den Kugeln entfernt wie aus dem Nichts wieder aufzutauchen. Die Patronen schlugen schließlich auf der magischen Barriere der Bücher auf, die sich direkt hinter dem Vampir in einem Regal befunden hatten, und fielen zu Boden. Der Untote starrte auf die Kugeln und wandte sich schließlich mit einem zornigen Gesichtsausdruck den Waffenträgern zu. Offenbar schien es ihm wenig zuzusagen, dass die Menschen sich zur Wehr setzten. Richard umfasste sein eigenes Gewehr fester, während er sich in seinem Kopf bereits schlimme Szenarien ausmalte. Eigentlich hatte er ja gehofft, das Ganze irgendwie friedlich über die Bühne bringen zu können, aber anscheinend schienen die Vampire nicht gerade empfänglich für irgendwelche Gespräche. Dann hieß es wohl, sich mit den Sa’onti anzulegen. Auch wenn das höchstwahrscheinlich einen schnellen Tod bedeutete. Doch plötzlich war ein Lachen zu hören. Verwirrt schaute Richard zu seinen Kollegen, nur um festzustellen, dass diese ebenso erstaunt waren. Ein Teil von ihnen richtete ihre Waffen in die Richtung, aus der das Geräusch ertönt war. „Du siehst aus, als wärst du mit Puderzucker bestreut“, meinte die Stimme aus der Dunkelheit amüsiert. „Vielen Dank!“, knurrte der sichtbare Vampir. „Und du wirst gleich aussehen wie durch den Fleischwolf gedreht, wenn du nicht deine gottverdammte Klappe hältst!“ „Du hast wirklich keinen Sinn für Humor, Oscar.“ Aus der Dunkelheit schälte sich ein Schatten, der nach und nach Kontur und Farbe annahm. Grinsend betrachtete er den anderen Vampir und schien die auf sich gerichteten Waffen überhaupt nicht wahrzunehmen. Richard erkannte ihn auf Anhieb, zahlreiche Fotos von ihm gab es in ihrem Archiv. Er war wohl mitunter der mächtigste und gefährlichste der Sieben, von dem jeder Jäger sich wünschte, ihm niemals im Leben zu begegnen. Alec! Und der andere war also Oscar? So wie es aussah, hatte sich hoher Besuch in ihrem Hauptquartier eingefunden. Gerade als er darüber nachdachte, wie man nur solch ein Pech haben konnte, bemerkte er die Gestalt, die direkt neben Alec stand. Ihr Blick war besorgt, aber abgesehen davon machte sie einen recht gesunden und passablen Eindruck. Offenbar war sie nicht schlecht behandelt worden oder aber sie verstand es meisterlich, es zu vertuschen. Richard ging das Herz auf, als er sie erblickte. Er hatte sich bereits ausgemalt, dass er sie das nächste Mal als Leiche in irgendeinem Straßengraben wiedersehen würde. „Eve!“ Ein irrationaler Teil seines Selbst wollte ohne Rücksicht auf die derzeitige Situation einfach zu ihr hinstürmen und sie in den Arm nehmen. Einfach fühlen, dass sie wirklich noch da war, wirklich noch am leben war, und sich nicht bloß als Einbildung seiner Fantasie entpuppte. Aber im letzten Moment konnte er sich noch zurückhalten. Vampire mochten es sicher nicht sehr gerne, wenn man ihre Geiseln ohne vorheriges Fragen einfach umarmte. „Geht es dir gut?“, fragte er stattdessen, Alecs interessierten Blick auf ihn so gut wie möglich ignorierend. „Mir geht es bestens“, meinte Eve trocken. Ihre Stimme war fest, nur eine leichte Anspannung war daraus zu hören. Sie war schon immer gut darin gewesen, ihre wahren Gefühle zu verbergen. Sie mochte mehr oder weniger gefasst wirken, aber Richard wusste, dass sie sich große Sorgen um ihr aller Leben machte. „Das Familienwiedersehen ist wirklich rührend“, höhnte Alec. „Allerdings sind wir nicht hierhergekommen, um zuzusehen, wie ihr euch gegenseitig gesteht, wie lieb ihr euch doch habt.“ Er packte Eve am Oberarm und stieß sie in Oscars Richtung. „Wenn ihr ganz brav seid und wieder verschwindet, dann kommt niemand zu Schaden. Mein Ehrenwort darauf!“ Richard hätte am liebsten laut geschnaubt. Er bezweifelte, dass diese Vampire überhaupt wussten, was Ehre war. „Was wollt ihr hier?“, ertönte plötzlich Liams Stimme, woraufhin Richard all seine Beherrschung zusammennehmen musste, um nicht zusammenzufahren. Er hatte gar nicht bemerkt, wie der alte Mann, flankiert von zwei Jägern, aus dem Nebenzimmer gekommen war. Alec musterte Liam mit einem undefinierbaren Blick. „Nur ein bisschen Lektüre, sonst nichts. Wir müssen bloß etwas über einen bestimmten Kerl herausfinden und dann sind wir auch schon wieder weg.“ Liam nickte langsam. Seine Augen huschten kurz hin und her, schienen die ganze Lage innerhalb eines Sekundenbruchteils zu analysieren, ehe er seinen Blick wieder direkt auf Alec richtete. „Und wir haben euer Ehrenwort?“ Alec schmunzelte, als er sagte: „Wir schwören es bei Taranis[1], Zeus, Ra und wer euch sonst noch so alles einfällt!“ Richard gab nicht viel auf das Wort eines Vampirs, aber Liam schien sich damit zufriedenzugeben. Auf seinen Lippen zeichnete sich sogar ein Lächeln ab. „Und über wen genau sucht ihr Informationen?“, hakte er nach. Alec lachte spöttisch auf. „Bei aller Liebe, aber das geht euch wirklich nichts an. Ich kann euch bloß sagen, dass es bei der Vernichtung von Seth helfen wird.“ Liam kniff die Augen zusammen. Das tat es immer, wenn er nicht so einfach aufzugeben bereit war. „Dieser Feuerteufel ist unser gemeinsamer Feind. Womöglich können wir euch helfen.“ Alec grinste, während er lässig an einer Regalreihe entlang schlenderte und dabei mit seinen Fingern über die Bücherrücken fuhr. Man konnte förmlich hören, wie die Magie, die die Bücher beschützte, unter seiner Berührung zu knistern begann. „Was schlägst du vor?“, wollte der Vampir wissen. „Etwa eine Art … Waffenstillstand?“ Liam straffte seine Schultern und richtete sich etwas auf, als er antwortete: „Solange Seth noch am leben ist, warum nicht? Er ist uns beiden ein Dorn im Auge. Er löscht eure Sippe aus und vernichtet nach und nach unsere Stadt. Ich bin nicht gewillt, das länger hinzunehmen, doch alleine haben wir kaum eine Chance gegen Seth. Aber zusammen …“ Während Alec Liam nachdenklich musterte, schnaubte Oscar bloß verächtlich. „Wie kommst du auf die Idee, dass kleine Menschen uns nützen würden?“ Liams Mundwinkel zuckten kurz. „Wärt ihr sonst hier, wenn ihr es alleine, ohne das Wissen oder die Hilfe anderer, schaffen würdet?“ Oscar wirkte wenig begeistert, dass Liam sie auf diesen Punkt ansprach, aber Alec legte seinem Freund beruhigend eine Hand auf die Schulter. „So unrecht hat der junge Hüpfer gar nicht.“ Während Liam es offenbar ziemlich amüsant fand, noch mal von jemanden als ‚junger Hüpfer’ bezeichnet zu werden, flüsterten die beiden Vampire miteinander. Obwohl ihr Gespräch augenscheinlich zu einer heftigen Diskussion ausartete, vermochte Richard kein einziges Wort zu verstehen. Eve währenddessen suchte seinen Blick und wollte ihn mit ihrem Lächeln wohl dazu bringen, nicht allzu besorgt zu sein. Allerdings hätte sie auch hier und jetzt Polka tanzen oder einen Sketch aufführen können, es hätte die Anwesenheit dieser zwei Vampire nicht weniger gefährlich gemacht. „Nun gut“, erhob Alec wieder seine Stimme. Das Gespräch war offenbar beendet und augenscheinlich zu Alecs Gunsten ausgegangen, betrachtete man Oscars mürrischen Gesichtsausdruck. „Dein Vorschlag ist passabel, Menschlein. Es ist zwar bis jetzt selten vorgekommen, dass Sa’onti und kleine Würmer so etwas ähnliches wie zusammenarbeiten, aber besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen.“ Richard war mehr als überrascht, wie schnell der Vampir dazu geneigt war, nachzugeben. Eigentlich hatte er mit schweren Verhandlungen gerechnet und mit einem starken Widerwillen der Untoten, einen Waffenstillstand oder etwas in der Art auch nur in Erwägung zu ziehen. Schaute man aber in Alecs selbstzufriedene Miene, war klar, dass er wohl schon so etwas wie einen Frieden auf Zeit in Planung gehabt oder es zumindest im Bereich des Möglichen gesehen hatte. Womöglich versprach er sich sogar mehr davon, als es auf den ersten Blick erschien. Richard traute ihm mehr als jedem anderem Wesen auf dieser Welt irgendwelche Hintergedanken zu, die im Moment nicht wirklich ersichtlich waren und sich wahrscheinlich erst im Laufe der Zeit zu erkennen geben würden. Das roch irgendwie alles sehr nach einer Falle. Und auch wenn Liam sicher schon dasselbe vermutet hatte, konnte er nun nicht so einfach einen Rückzieher machen, ohne eins der mächtigsten Wesen auf Erden zu beleidigen. „Dann ist es also abgemacht?“, erkundigte sich Liam. „Wir beschaffen euch Informationen und helfen euch, Seth zu erledigen, und ihr werdet im Gegenzug davon absehen, die Londoner Jäger zu töten, sowohl jetzt als auch in Zukunft?“ Alec lächelte hinterhältig. „Solange Seth am leben ist, bleibt der Waffenstillstand bestehen“, versprach er. „Und nach dem harten Kampf mit diesem Feuerteufel werden wir wohl kaum große Lust dazu haben, euch auszulöschen. Also wenn ihr euch brav verhaltet und alles tut, was wir euch sagen, werdet ihr womöglich mit einem blauen Auge davonkommen.“ Irgendwie klang das in Richards Ohren dennoch nach einer Versprechung, sie alle nach der Erledigung Seths erbarmungslos umzubringen. Und auch wenn das Ganze nicht wirklich verlockend erschien, war es immer noch besser, auf diesen Handel einzugehen, als hier und jetzt einen sinnlosen Tod zu sterben. „Also schön“, meinte Liam. „Und was ist mit Miss Hamilton?“ Alec grinste schief. Er trat zu Eve heran und strich ihr sanft über die Wange, als würde er in ihr so etwas wie ein Haustier sehen. Sie ließ die Berührung ohne eine Regung über sich ergehen, während Richard nicht umhin kam, zusammenzuzucken und den Vampir mit einem zornigen Blick zu bedenken. „Miss Hamilton wird uns für die Jagd auf Seth sehr von Nutzen sein“, erklärte Alec. „Ihr wird kein Haar gekrümmt werden, dafür werden sowohl wir als auch Seth sorgen.“ Richard verstand diese Aussage zwar nicht wirklich, aber er wollte lieber nicht nachfragen. „Danach ist sie nur noch Freiwild und für uns so interessant wie ein Staubfussel“, meinte der Vampir schulterzuckend. Eve schien dieser Vergleich offenbar nicht besonders zuzusagen, doch sie hielt den Mund. „Wenn es nach mir geht, könnt ihr sie dann gerne wiederbekommen. Im Grunde ist die Kleine sowieso ziemlich nervig, wir werden mehr als froh sein, sie wieder loszuwerden.“ Oscar gab ein zustimmendes Geräusch von sich, was Eve dazu verleitete, leise zu schnauben. Unter normalen Umständen hätte sie nun ihrem Missmut Luft gemacht, doch glücklicherweise schien sie in der Anwesenheit der Sa’onti ihr sonst so überschäumendes Temperament einigermaßen unter Kontrolle zu haben. Richard konnte nur hoffen, dass sie sich weiterhin so benahm, ansonsten würden die Vampire sie trotz des Waffenstillstands sicher früher oder später von einer Brücke schmeißen oder ihr die Kehle aufschlitzen. „Nach was also sucht ihr?“, fragte Liam. Furchtlos trat er einen Schritt näher auf die Vampire zu. Alec legte kurz seinen Kopf schief und musterte den ehemaligen Jäger intensiv. Entweder bewunderte er den Wagemut des alten Mannes oder aber er hielt ihn für größenwahnsinnig. Vielleicht war es auch von beidem etwas. „Sein Name ist As’kyp“, sagte Alec schließlich. „So eine Art Totenwächter oder Seelenwächter. Keine Ahnung, wie man das genau beschreiben soll.“ Liam machte nicht den Eindruck, als würde ihm dieser Name irgendwie bekannt vorkommen. Und auch bei den anderen Jägern, die gerade erst langsam begannen, zögerlich ihre Waffen zu senken, schien sich keinerlei Wiedererkennung einzustellen. „Und dieser As’kyp kann helfen, Seth zu besiegen?“, hakte Liam nach. Alecs Miene verfinsterte sich. „Sagen wir einfach, er ist der Grund, warum unser kleiner Feuerjunge so gefährlich geworden ist.“ Liam schien immer noch nicht ganz zu begreifen, dennoch nickte er. „Nun gut. Wir werden alles über diesen Kerl zusammentragen, was wir finden können. Hier in dieser Bibliothek befinden sich Schätze, die sind sogar älter als ihr. Wenn wir noch unsere Experten einschalten, müsste es möglich sein … Hallo? Hört ihr mir überhaupt zu?“ Die Vampire schienen ihre Aufmerksamkeit bereits auf etwas anderes gerichtet zu haben. Zunächst schauten sie sich um, als würden sie etwas Bestimmtes suchen, dann schließlich ging Oscar zum Fenster und blickte hinaus. Die dort befindlichen Jäger, die dort als Verstärkung Stellung bezogen hatten, ignorierte er jedoch, sein Blick glitt weiter in die Ferne. Alec und Oscar begannen daraufhin, in einer anderen Sprache zu diskutieren. Oscar wirkte angriffslustig, während Alec einen etwas vorsichtigeren Eindruck machte. Richard brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass die beiden sich auf Lateinisch unterhielten. Angestrengt an seinen frühen Unterricht denkend versuchte er, ein paar Sätze oder wenigstens einige Worte zu verstehen, aber das gestaltete sich schwieriger als zunächst angenommen, da die beiden ausgesprochen schnell sprachen. Jedoch glaubte er herauszuhören, dass sie irgendetwas Außergewöhnliches gerochen hatten. Und noch ein Wort verstand er: ignis! Es war zwar schon lange her, dass er sich das letzte Mal mit Latein beschäftigt hatte, aber er erinnerte sich noch, dass ignis ‚Feuer’ bedeutete. Demnach rochen die beiden Feuer … und das war gerade in diesen Zeiten sicherlich kein gutes Zeichen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)