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Pfad der Vergebung

von

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Gespräch im Park

Gelangweilt lief Tomoya durch die Stadt. Sunohara war mit seiner Schwester irgendwo unterwegs und hatte keine Zeit für ihn und der Junge hatte keine Lust darauf, zu Hause zu bleiben. Tomoya nutzte jede sich bietende Gelegenheit, von zu Hause zu entkommen. Abends kam er erst spät nach Hause, oft auch erst mitten in der Nacht und nachdem er morgens das Haus verlassen hatte, kam er allenfalls noch mal zurück, um sich umzuziehen und auch das nur, wenn es nicht anders ging. Sein Vater war ihm einfach unerträglich, vor Allem, seit er seinen letzten Job verloren hatte. Seitdem saß er nur zu Hause und betrank sich. Tomoyo war bislang aus seinem Freundeskreis die Einzige, die seinen Vater kennengelernt hatte, doch so wie es aussah, war sein Vater zu der Gelegenheit einmal nüchtern gewesen.

„Hey Tomoya“, erklang eine weibliche Stimme hinter ihm und der Junge drehte sich um.

Vor ihm stand Kyou, die Zwillingsschwester seiner Klassensprecherin. Auch sie schien alleine durch die Stadt zu wandern, auf jeden Fall konnte er niemanden bei ihr sehen.

„Kyou“, sagte Tomoya. „Was machst du denn hier so alleine in der Stadt?“

„Ryou ist mit Freundinnen unterwegs und für mich war kein Platz in der Gruppe“, meinte das Mädchen. „Und was ist mit dir?“

„Sunohara ist mit seiner Schwester unterwegs“, antwortete der Junge. „Ich glaube, die beiden wollen das Grab ihrer Großeltern besuchen und da war auch kein Platz für mich.“

„Ach so“, nickte das Mädchen. „Hey, was hältst du davon, wenn wir beide uns zusammentun und gemeinsam durch die Stadt gehen?“

„Ok“, meinte Tomoya. „Sieht so aus, als hätten wir beide nichts besseres zu tun.“

Gemeinsam setzten die Beiden ihren Weg fort und liefen ziellos durch die Gegend.

„Warum bist du eigentlich in der Stadt?“ wollte Kyou wissen. „Ich meine, du wohnst doch noch zu Hause, oder?“

Tomoya blickte zur Seite und überlegte, wie er antworten sollte. Über dieses Thema hatte er nie gerne gesprochen und wich ihm auch immer aus, wenn es ging.

„Tomoyo hat mal erwähnt, dass du zu Hause Probleme hast“, bohrte das Mädchen weiter nach. „Weißt du, wenn du nie darüber sprichst oder versucht, die Sache zu klären, wird es niemals besser werden.“

„Es ist nichts“, erwiderte der Junge und blieb stehen, als Kyou sich plötzlich vor ihm aufbaute. „Mir ist einfach nur die Decke auf den Kopf gefallen, das ist alles.“

„Ach so“, meinte das Mädchen spöttisch. „Es ist also vollkommen normal, dass man plötzlich vom Frühstückstisch aufsteht, weil sich der eigene Vater neben einen setzt? Für mich klingt das so, als gäbe es da wirklich ein Problem.“

Der Junge versuchte, Kyou's forschendem Blick auszuweichen, in dem er zu Boden blickte, doch es hatte den Anschein, als wäre sein Unterfangen zum Scheitern verurteilt.

„Ich weiß, eigentlich habe ich kein Recht, danach zu fragen“, sagte das Mädchen plötzlich. „Aber ich dachte, wir seien Freunde und Freunde sind da, um einander zu helfen. Jeder kann sehen, dass du unglücklich bist, vor allem wenn du nach Hause musst. Weißt du, wir wollen dir helfen.“

„Ich glaube nicht, dass ihr mir da helfen könnt“, murmelte der Junge. „Dafür ist das einfach zu lange schon so verworren.“

„Dann erzähl doch einfach, was los ist“, forderte das Mädchen ihn auf. „Manchmal hilft es, einfach nur darüber zu reden.“

Der Junge stand da und überlegt eine ganze Weile. Er wusste nicht, ob er wirklich mit ihr darüber reden sollte und falls doch, wo er anfangen sollte. Plötzlich griff das Mädchen ihn bei der Hand und zog ihn mit sich.

„Du hast recht“, sagte sie. „Hier ist nicht der richtige Ort, um darüber zu sprechen.“

Energisch zog das Mädchen den Jungen in den nahegelegenen Park und suchte eine Abgelegene Laube auf. Soweit Tomoya sehen konnte, war keine Menschenseele im Umkreis, dafür aber ein kleiner See, der von einem Bach gespeist wurde.

„So, hier können wir reden“, sagte das Mädchen. „Leg los, ich werde dir zuhören.“

„Und vermutlich habe ich auch keine Wahl, oder?“ fragte der Junge, obwohl ihm schon klar war, dass das Mädchen ihn hier so lange festhalten würde, bis er ihr alles erzählt hatte. „Also gut.“

Also erzählte Tomoya, wie es zu Hause bei ihm aussah. Erzählte, dass sein Vater seit längerer Zeit keinen Job mehr gefunden hatte, dass sich die Schulden anhäuften, dass er nahezu jeden Tag betrunken war. Erzählte, dass es zu Hause schlimm aussah, überall lag der Müll rum, das Geschirr wurde nur selten gewaschen und von der Wäsche wurde immer nur gerade das gewaschen, was gebraucht wurde. Die ganze Zeit über hörte Kyou mit betroffener Miene zu, sagte jedoch nichts. Der Junge redete lange, erzählte, wie sehr es ihn belastete, wie sehr er darunter litt, wie hilflos er sich fühlte. Irgendwann endete der Junge und die beiden schwiegen eine Weile, keiner wusste, was er sagen sollte.

„Wieso hast du nie etwas erzählt?“ fragte Kyou mit belegter Stimme? „Wir hätten nichts ändern können bei dir zu Hause, aber wir hätten für dich da sein können. Vielleicht hätte es ja auch geholfen, wenn wir dich ab und an mal besucht hätten, es scheint ja so zu sein, dass dein Vater, wenn jemand da ist, zumindest versucht, sich zusammenzureißen.“

„Ich wollte einfach nicht, dass es jemand erfährt, erwiderte der Junge leise. „Ich konnte mich nicht dazu überwinden, jemandem davon zu erzählen, ich bin einfach immer von zu Hause weg.“

„Vielleicht ist dein Vater einfach nur einsam“, sagte Kyou. „Er sieht dich so gut wie nie und er scheint auch keine Freunde zu haben, die ihm aushelfen. Vielleicht braucht er einfach mal Menschen um sich herum, damit er sich wieder fängt.“

Spontan legte sie ihre Arme um den Jungen, der so hilflos und verloren wirkte.

„Weißt du was?“ fragte das Mädchen. „Wir gehen bei dir zu Hause vor und stellen deinem Vater deine Freundin vor. Und dann sorgen wir dafür, dass dein Vater auch wieder jemanden findet.“

„Wen stellen wir meinem Vater vor?“ Erschrocken riss der Junge seine Augen auf.

„Na, mich“, lachte das Mädchen. „Jetzt komm schon, sonst brauchen wir ewig für den Weg.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  xXSelaiahXx
2014-04-20T20:17:56+00:00 20.04.2014 22:17
Soll das eig. eine Tomoya x kyou ff werden?
Ich shippe Tomoya x Nagisa ja ziemlich heftig
aber hat nichts mit der ff zu tun
Jedenfalls ist die ff dir echt super gelungen und ich hoffe du machst weiter so!
Antwort von: abgemeldet
21.04.2014 12:22
Also ich persönlich mag das Pairing Tomoya x Nagisa nicht so sehr, auch wenn ich Ushio wirklich süß finde, aber dieser Oneshot ist als Tomoya x Kyou geplant, ja ;)
Aber wo du es jetzt so sagst, könnte ich hierzu vielleicht wirklich noch ein, zwei Kapitel dazuschreiben, ich lass mir das mal durch den Kopf gehen ;)

Vielen Dank auf jeden Fall für deine Anregung ;)


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