Plan B (empfohlen +16) von Yeliz (Zwischen Liebe und Sucht) ================================================================================ Kapitel 5: Wenn du willst ------------------------- Als ich die Augen öffnete, war da nichts Schönes, nur grelles Licht und das widerliche Stechen in meinem Schädel. Ich kniff sie wieder zusammen, in der Hoffnung, dass ich mich noch im Traum befand. Aus meiner Sicht arbeitete mein Gehirn auf Hochtouren. So gesehen arbeitete es im Schneckentempo und es fühlte sich an, als würde eine Karawane meinen Schädel durchqueren. Ich versuchte mich zu orientieren und fand mich auf meiner Couch wieder. Eigentlich war es Sasukes Couch, aber wiederum mein Schlafplatz. Bei Sasukes Namen kamen mir Bilder vom vorherigen Abend ins Gedächtnis. Es waren nur kleine Ausschnitte, aber die reichten mir vollkommen, um zu wissen, dass ich mich nicht erinnern wollte. Das letzte, was mir in Erinnerung geblieben ist, war der Teil als Sasuke und ich den Whiskey leerten. Plötzlich weiteten sich meine Augen und die Erkenntnis traf mich unerwartet im Magenbereich. Übelkeit kam auf. Sasuke und ich hatten gestern gekifft. Wer zum Teufel hatte diese blöde Idee und warum, verdammt nochmal, bin ich darauf eingegangen? Kein Wunder, dass ich mich an nichts mehr erinnerte, dachte ich mir genervt. Gestern war ich völlig hacke und dicht! Nachdem ich diese Erkenntnis verarbeiten konnte, bewegte ich mich schleichend in der Wohnung vorwärts. Dabei kramte ich mühselig eine Schmerztablette und ein Glas Wasser zusammen. Mir fiel auf, dass der kiffende Übeltäter nicht anwesend war. Erneut meldete sich mein Magen, der mich zusammen mit meinem Hirn malträtieren wollte. Was hatten wir nur verbrochen, schoss es mir durch den Kopf, als ich die ganzen leeren Bierflaschen sah. Die Wohnung sah übel aus sowie ich und ich fragte mich ernsthaft, wie es meinem Mitbewohner ging. Er konnte doch nicht in diesem Zustand auf Achse sein? Und wie er konnte. Es stellte sich später heraus, dass er mich, nachdem ich mich ein paar Mal übergeben hatte und schlafen gegangen war, allein gelassen hatte, um feiern zu gehen. Ich verdaute diese Information und das Erlebnis dann einige Wochen und war in der Zeit auf Wohnungssuche. Sasukes Wohnung musste in ein paar Monaten leer stehen, daher suchte ich fleißig. Das Suchen erwies sich schwieriger als gedacht. Ich wusste, dass der Uchiha seine damaligen Forderungen ernst meinte. Zuletzt hatte ich dann drei Wohnungen gefunden, die akzeptabel waren und hielt ihm nun alle vor: „Hier, schau dir die mal an und entscheide, welche dir gefällt." Wir saßen im Wohnzimmer. Der Fernseher dudelte. Ich hoffte inständig, dass er nicht die teuerste Wohnung wählte, denn ich wusste nicht, wie ich die Miete bezahlen sollte. Schließlich würde ich bald zur Uni gehen und ein zweiter Nebenjob käme da nicht in Frage. Er schaute sich auf dem Laptop die einzelnen Tabs an, scrollte ein wenig herum und sagte dann: „Die ist okay." Ich stand auf und ging zum Sessel rüber, um mir seine Wahl anzusehen. Als ich mich hinunterbeugte, achtete ich darauf, ihn nicht zu berühren. Sasuke und ich waren uns in den vergangenen Wochen zwar auf verbaler Basis näher gekommen, doch körperlich wollte ich es weiterhin vermeiden. Mir sah das gar nicht ähnlich. Ich mochte Körperkontakt und hatte nie etwas daran auszusetzen, wenn mich andere Menschen berührten oder nah neben mir saßen. Selbst in der Bahn war es mir nicht unangenehm, wenn ich gezwungenermaßen anderen Leuten näherkam. An sich war ich ein kuschel-bedürftiger Mensch und hatte das an Beziehungen immer gemocht. Trotzdem wollte ich nicht mit Sasuke kuscheln. Selbst gezwungenermaßen würde ich es gerne vermeiden, denn Sasuke war nicht einer von den Leuten in der Bahn oder ein drängelnder Passant in der Einkaufstraße. Ich fragte mich manchmal, ob Sasuke in einer vollen Bahn überhaupt Menschen berühren musste? Bei seiner Aura wäre es kein Wunder, wenn sich die Menschen freiwillig von ihm wegdrängen würden. Möglicherweise übertrieb ich, während ich meinen Gedankengängen freien Lauf ließ. Er war schließlich nicht giftig. Sasuke roch immer gut und pflegte sich. Viel mehr die Erinnerungen, die mir kamen, wenn wir uns berührten, ließen mich versteinern. Ich musste immer wieder daran denken, wie wir im Bad standen. Dieses Trauma ließ sich nicht abstreifen. Die Assoziation, die ich mit ihm verband, hat sich mit dem Schmerz und der emotionalen Nacktheit von damals manifestiert. „Keine Sorge. Ich bezahle auch zwei Drittel der Miete.", sagte er entspannt und blickte mir seelenruhig in die Augen. Ich war völlig verwirrt, als er mich aus meinen Erinnerungen riss. Ich hatte erst kurze Zeit später bemerkt, dass er tatsächlich die teuerste Wohnung gewählt hatte. Daraufhin hob ich die Hände in der Luft und schüttelte verneinend den Kopf: „Was? Nein! Ich kriege das schon hin." Ich wollte glaubwürdig herüberkommen, doch der Frosch in meinem Hals ließ mich verzweifelt wirken. Die Nähe zu Sasuke brachte mich aus dem Konzept. Ich wich zurück und besetzte wieder den Platz auf der Couch. Allerdings stand ich dann wieder auf, um mir aus der Küche ein Bier zu holen. Ich wollte meine Gedanken ordnen und ließ mir Zeit beim Öffnen. Anscheinend war das nicht mein Tag. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, lag der emotionslose Blick des Schwarzhaarigen auf mir. Dieser Blick erschwerte das Vorhaben cool und locker zu bleiben. Ich versuchte mich auf das Fernsehprogramm zu konzentrieren, doch er hörte nicht auf mich anzustarren. Ich blickte ihn fragend an. Er meinte daraufhin abschließend: „Zwei Drittel der Miete. Ich habe das größere Zimmer. Außerdem machst du die nötigen Einkäufe, somit wären wir quitt.“ Ich nippte an meinem Bier. Das reichte für ihn als Zusage, sodass er sich wieder dem Laptop widmete. So gesehen, hatte er Recht mit seinen Argumenten. Zurzeit erledigte ich die ganzen Einkäufe, abgesehen vom Alkohol. Wieder fragte ich mich, wie Sasuke früher einkaufen gegangen ist. Wenn ich ihn mir mit Einkaufwagens und Einkaufszettel durch den Supermarkt schlendernd vorstellte, war mir zum Lachen. Jedenfalls waren unsere Pläne schön und gut, allerdings stellte sich mir eine weitere Frage: "Was ist, wenn wir die Wohnung nicht kriegen?" Er schaute mich selbstsicher grinsend an, woraufhin ich schon wieder nicht wusste, wie ich das deuten sollte. Er zückte bereits im nächsten Moment sein teures Smartphone, womit er jemanden anrief. „Guten Tag, mein Name ist Uchiha. Ich habe Interesse an einer Wohnung in der Nähe des Zentrums ... Genau, eine Dreiraumwohnung. Die Apartmentwohnung im 16. Stock ... Sie scheinen Gedanken lesen zu können, dann hoffe ich für Sie, dass es keine weiteren Komplikationen gibt und gebe sie an meinen Assistenten weiter. Machen Sie mit ihm einen Termin aus." Ich sah ihn etwas verdutzt an, als er mir das Telefon reichte. Mein Blick fixierte kurz das Smartphone, ehe ich es in die Hand nahm. Ich schluckte und antwortete möglichst seriös: „Guten Tag, hier spricht Naruto Uzumaki. Wäre Ihnen eine Wohnungsbesichtigung unter der Woche lieber?" Der Mann am Apparat redete viel. Er war anscheinend so aufgeregt wie ich. Wir machten einen Termin für kommende Woche aus. Nachdem ich mich verabschiedet hatte, war ich heilfroh Sasuke sein Handy wiederzugeben und meinen Laptop wieder an mich nehmen zu können. „Was sollte das?", fragte ich ihn sauer, als ich mich schließlich gefangen hatte. Er ignorierte meine Frage und vor allem meine Wut. Der Dunkelhaarige meinte nur lässig: „Wenn er bei der Besichtigung irgendwelche Anzeichen von anderen Interessenten macht, sag ihm, dass seine Provision angemessen sein wird." Erneut fühlte ich mich von diesem Idioten gänzlich verarscht. Was fiel ihm ein, mich ohne jegliche Ankündigung so ins kalte Wasser zu schmeißen? Ich konnte meine Wut nicht länger halten und erhob unweigerlich meine Stimme: „Sag mal, hackt's bei dir? Bin ich dein Bediensteter? Du kannst froh sein, dass ich die Wohnung gefunden habe und dann soll ich auch noch den ganzen Dreck machen? Du willst da schließlich auch drin wohnen!" Ich hatte dafür keine Nerven. Die letzten Wochen waren zwar angenehmer gewesen, trotzdem musste ich mich zusammenreißen und Sasukes arrogante, selbstgefällige Art ertragen. Auch Naruto Uzumaki verlor irgendwann mal die Geduld und in diesem Moment wollte ich mich verbal, mental und von mir aus auch körperlich rächen. Als er dann noch anfing zu abwertend zu lachen, war ich kurz davor aufzustehen. Doch er kam mir zuvor. Blitzschnell bewegte er sich in meine Richtung und überbrückte plötzlich die Distanz zu meinem Gesicht. Ich fühlte mich unwohl und bedrängt, denn sein Atem kreuzte meinen. Sein muskulöser Körper war zu mir hinunter gebeugt, da er seine Hände neben mir auf der Couchlehne abstützte. Ich konnte nicht entkommen. Die Würgeschlange hatte sich um mich herum geschlängelt und wollte mir nun solange die Luftzufuhr eindämmen, bis ich als Futter taugte. Shit, durchfuhr es meinen Kopf. Das Wort wiederholte sich immer wieder, denn ich wollte es nicht wahrhaben, dass er mich erneut aus der Fassung brachte. Doch das Beste kam erst, als er spöttisch und verrucht äußerte: „Dobe, wenn du willst, mache ich dich zu meinem Assistenten, Bediensteten oder Sklaven. Du musst mir nur meine Füße küssen, dann haben wir einen Vertrag." Meine Augen waren weit aufgerissen und ich musste ein paar Mal blinzeln, bevor ich überhaupt verstand, was er gesagt hatte. Doch als die Lampe in meinem Schädel anging, spannte sich mein Kiefer an. In mir stieg erneut die Wut hoch. Sie war für einen Moment entflohen, doch jetzt war sie präsenter denn je. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und wollte Mitten in sein Gesicht schlagen, allerdings war Sasuke so schnell weg, wie er gekommen war. Möglicherweise hatte er sich gar nicht beeilt wegzukommen. Jedenfalls war er weg und hinterließ mich wieder allein mit meiner Wut. Ich haute mit meiner Faust auf die Armlehne des Sessels und konnte mir ein angepisstes "Fuck" nicht verkneifen. „Such dir, verdammt nochmal, jemand anderes als Mädchen für alles, du Penner!", brüllte ich ihm anschließend noch hinterher, obwohl er längst das Gebäude verlassen hatte. Genervt von ihm, verließ auch ich die Wohnung. Nachdem ich aus dem Haus trat, ging ich ein paar Meter, doch die angestaute Energie wollte raus. Ich rannte los. Blind vor Wut sprintete ich die Straßen entlang. Nach einigen Blocks ging mir die Puste aus. Ich spürte den Schweiß auf meiner Haut. Meine Lungenflügel schnappten nach Luft. Meine Lunge wollte frische Luft hereinlassen. Ich verringerte mein Tempo, dann joggte ich noch ein paar Blocks weiter, bis ich dann abbog und wieder zurücklief. Zuhause angekommen, war von dem Uchiha nichts zu sehen. Im Wohnzimmer lief noch der Fernseher. Ich ignorierte es und ging sofort duschen. Die Dusche verschaffte mir letztendlich wieder den klaren Durchblick. Ich bemerkte, dass mir der Sport fehlte. Mein Körper war es früher gewohnt sportlich aktiv zu sein. In Schottland spielte ich mehrmals in der Woche Basketball. Zusätzlich ging ich oft mit Kiba joggen. Seitdem ich in London lebte, fehlte mir die Lust. Während ich mich abtrocknete, wurde mir bewusst, dass ich ohne Sport nicht derselbe Naruto war, den ich kannte. Ich beschloss seit diesem Tag täglich joggen zu gehen, unwichtig ob am Abend oder am Morgen. Nach jedem Tag fiel mir mehr und mehr auf, dass es Sasuke und mir gut tat, auch während unserer gemeinsamen Freizeit Abstand zu halten. Außerdem war mir mein Körper dankbar und ich fühlte mich nach jedem Lauf viel entspannter. Leider brachte mir diese Entspannung am Tag der Wohnungsbesichtigung gar nichts. Ich hätte noch fünf Mal joggen gehen können und die Aufregung wäre geblieben. Dabei wusste ich nicht mal, weshalb ich so aufgeregt war. Die Wohnung hatten wir so gut wie in der Tasche. Es fehlte nichts bis auf mein überzeugendes und seriöses Auftreten. Ich hatte ernsthaft überlegt einen Anzug anzuziehen, doch verwarf diesen Gedanken ganz schnell, als ich am Morgen Sasukes zerrissene Jeans sah. Ich entschied mich für ein Hemd und eine schwarze Hose. Das musste genügen. Meine Haare wollte ich anfangs stylen, doch diesen Versuch gab ich kläglich auf, als ich mal wieder merkte, dass die Bettfrisur lebenslang mein Markenzeichen blieb. Deshalb machte ich mich mit einem Maßband bewaffnet auf den Weg zum Treffen. Ich war pünktlich und der Immobilienmakler ebenfalls. Ein komischer Kauz in schwarzem Anzug begrüßte mich vor dem modernen, mehrstöckigen Wohnhaus. Er war schmaler als ich, jedoch einen Kopf größer. Er trug eine Brille mit schwarzen Gläsern und hatte kurzes, braunes Haar. Die Brille zerstörte sein seriöses Outfit bereits zu Anfang. Nachdem er anfing sich zu bewegen und zu reden, war es gänzlich verloren mit seiner Ernsthaftigkeit. Zumindest gab es keine Probleme. Ich maß mein Zimmer ab, da dort noch meine Sachen aus Schottland hineinpassen mussten. Ansonsten versicherte ich ihm eine angemessene Provision, als er fragte. Der Termin für die Schlüsselübergabe und Unterzeichnung des Vertrages sollte er dann mit Mr. Oberwichtig per Telefon abklären, sodass ich für meinen Teil fertig war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)