Plan B (empfohlen +16) von Yeliz (Zwischen Liebe und Sucht) ================================================================================ Kapitel 3: Ignorieren, Provozieren, Prügeln ------------------------------------------- Nein, dieses Mal wollte ich ihm sein Verhalten nicht durchgehen lassen. Ich wollte und konnte das nicht mehr. Sasuke durfte mich nicht jedes Mal völlig verwirrt in der Küche stehen lassen und damit durchkommen. Jedes Mal diese unbändige Wut hinunterzuschlucken und zu hoffen, dass dieser arrogante Bastard endlich Manieren lernt, war keine Lösung. Ich stürmte ihm nach und wollte bereits sein Zimmer stürzen, doch da hinderte mich die verschlossene Tür. Ich rüttelte an der Türklinke, allerdings war die Mühe umsonst. „Verdammt, du Arschloch, hör auf dich zu verstecken und sag mir, was dein verfluchtes Problem ist! Ich habe keine Lust mehr auf diese sinnlosen Diskussionen!“, brüllte ich durch die gesamte Wohnung, während ich gegen die Tür hämmerte. Als sich nichts rührte, rief ich erneut mit verzerrter Miene: „Sasuke, hast du Angst, dass ich deine arrogante Visage verunstalte oder was?“ Ich schlug mit meiner flachen Hand noch ein letztes Mal gegen die Tür und rief wütend: „Sei verdammt nochmal nicht so feige!“ Ich lehnte mich rückwärts taumelnd an die Wand. Ich sah rot. Mein Puls war ungesund hoch. Mir fiel auf, dass ich schon die ganze Zeit mit den Zähnen knirschte. Als ich bemerkte, wie ich mich benahm, holte ich tief Luft. Mein Charakter war schon immer impulsiv. Das war mir bewusst, aber dieses Ausmaß an Wut und Zorn erschreckten mich. Meine Fäuste waren so sehr geballt, dass sich meine kurzen Nägel in die Haut bohrten. „Fuck!“, entfuhr es mir zischend, als ich der Schmerz unerwartet auf mich einwirkte. Wie konnte mein neuer Mitbewohner so einen Gefühlsausbruch hervorrufen. Er war für mich doch niemand. Während ich auf den hellen Linoleumboden vor mir blickte und mich sammelte, öffnete sich die Tür. Sasuke lehnte lässig am Türrahmen. Sein Blick war anders. Es war diesmal kein Spott darin zu sehen. Es war Hass, der gedämpft aus ihm quoll: „Nenn' mich nie wieder feige, du kleiner Hurensohn.“ Obwohl seine Stimme so tief und erzürnt klang. Ein anderer hätte wohl den Schwanz eingezogen. Ich sah mich hingegen in meiner Rache für die Demütigungen bestätigt. Mein Verstand verabschiedete sich bei seinen letzten Worten. Da war es für uns beide schon zu spät. Ehe ich mich versah, mobilisierte sich mein Körper von selbst. Ich rammte ihm meine Faust ins Gesicht. Seine Nase war mein Ziel, doch ich traf seine Wange. Er konnte meiner Faust ein Stück ausweichen. Meine Geschwindigkeit erwartete er nicht, doch er selbst erwiderte mit seiner Faust in meinem Gesicht. Der Schmerz war nicht ernüchternd. Die schmerzende Stelle reizte mich zu einem weiteren Schlag in seine Magengegend. Er musste schlucken, konterte daraufhin schnell. Ich stürzte mich auf ihn, wodurch er sich unter mir auf dem Boden krümmte. Sasuke schützte anfangs sein Gesicht, als ich darauf einschlug. Meine vorteilhafte Lage hielt nicht lange an. Er stieß mich plötzlich von sich und wir landeten in der entgegengesetzten Position. Ich schmeckte Blut und fühlte Schmerz, doch die Wut in meinem Bauch wollte nicht weichen. Wir prügelten uns härter, jeder versuchte die Oberhand zu gewinnen. Kurzzeitig schafften wir es aufzustehen. Wir standen inmitten seines Zimmers. Plötzlich nutzte er meinen leichten Schwindel aus und schlug mir mit seiner Faust so hart ins Gesicht, dass ich nach hinten fiel. Der kleine, weiße Couchtisch empfing mich mit klirrenden sowie knackendem Lärm. Auf dem Tisch standen Glasflaschen, Dosen und Aschenbecher. Ich konnte nicht darüber nachdenken, weshalb sie dort standen, denn ich landete direkt auf ihnen. Die Flaschen fielen lautstark zu Boden. Einige rollten weg, aber die meisten konnten nicht vor meinem 80 kg Körpergewicht flüchten. Unter der Wucht meines Oberkörpers zerbrach der Tisch und einige Glasflaschen unter meinem nackten Rücken. Der Schmerz durchströmte meinen Körper, doch in diesem Moment nahm ich ihn ganz anders war. Mir war nicht bewusst, dass sich einzelne Splitter in meine Haut bohrten. Ich wollte wieder aufstehen und mich auf Sasuke stürzen. Ich sah weder links noch rechts. Vor mir war nur eine Person fokussiert und das Verlangen ihn bewusstlos zu schlagen. Bevor ich handeln konnte, kniete er bereits über mir und wollte mir eine weitere Faust verpassen. Ich schützte mein Gesicht und schaffte es ihn auf Abstand zu bringen, um ihm dann mit voller Kraft in den Brustkorb zu treten. Er flog mit Schwung in Richtung Tür. Ich glaubte sogar den dumpfen Aufschlag seines Körpers gehört zu haben, aber ich fühlte mich zu benommen, um aufzusehen. Ich versuchte mich aufzurichten, doch stechender Schmerz in durchfuhr mich, sodass ich mich erneut stöhnend in den Glassplittern, den aufgerauchten Zigaretten und den Resten des Tisches wiederfand. Alles drehte sich. Ich konnte nicht mehr sagen, ob ich noch Wut oder viel mehr Übelkeit empfand. Meinem Gegner schien es nicht anders zu gehen. Ich hörte ein schmerzerfülltes Keuchen und ein zischendes 'Shit'. Ich blieb ein paar Minuten liegen und schluckte hart, als ich die Augen öffnete. Alles drehte sich. Langsam spürte ich zunehmend, dass die Wärme an meinem Rücken in Kälte umschlug. Ich sah über mir eine Glühbirne hängen. Ich betrachtete sie solange, bis sie mir nicht mehr doppelt erschien. Das grelle Licht stresste mich. Meine Augen brannten. Es fühlte sich nach einer Ewigkeit an, die vergehen musste, damit ich die Glühbirne vollends fokussieren konnte. Als es dann soweit war, betrachtete ich sie genauer an. Trist und nackt hing sie an einem Kabel die Decke hinunter, so wie ich trist und halbnackt in den Spuren der Prügelei lag. Nur war ich am Boden und sie nicht. Ich versuchte ruhiger zu atmen, da ich merkte, dass das Adrenalin nicht mehr Heer über meinen Körper war. Jeder Atemzug schmerzte. Ich traute mich meinen Adrenalinschub in Gedanken zu rekonstruieren, doch mein Schädel dröhnte lautstark. Ich spürte bei jedem Erinnerungsfetzen ein Stechen. Ich ließ es sein und begann mich vorsichtig aufzurichten, da ich auf den Splittern nicht liegen bleiben wollte. Es kostete mich Kraft, um nicht immer wieder schmerzerfüllt aufzustöhnen. Als ich halbwegs saß, bemerkte ich Sasuke mir gegenübersitzen. Er hatte sich auch mit Mühen an die Wand neben der Tür gesetzt. Sein Kopf war gesenkt, sodass ihm das schwarze Haar ins Gesicht fiel. Ich sah, dass er versuchte zu atmen. Mein letzter Tritt schien nicht ohne gewesen zu sein. „Alles ok?“, fragte ich etwas heiser. Meine Kehle war trocken. Mein Mund konnte sich nicht mit Speichel füllen und es fühlte sich so an, als ob die steigende Magensäure meine Kehle befeuchten wollte. Ich versuchte die Übelkeit zu unterdrücken und sah zu dem Uchiha, der seine Atmung einigermaßen unter Kontrolle bekam. Er hob seinen Kopf und schaute mich an. Er sah entstellt aus. Seine rechte Wange war geschwollen. Seine Nase blutete. Seine Lippe war angeschwollen. Aus der Entfernung sah ich, dass sie aufgeplatzt war. Sein fahles Gesicht hatte durch die Anstrengung und Atemlosigkeit Farbe angenommen. Er sah mir in die Augen, obendrein lachte er zynisch auf. „Du bist echt unfassbar.“, äußerte er mit tiefer Stimme, während er seinen Kopf an die Wand lehnte. Sasuke richtete seinen Blick gegen die Decke und fügte hinzu: „Ignorieren, Provozieren, jetzt sogar Prügeln. Ich polierte dir gerade deine verdammte Fresse und du fragst mich, trotzdem mit deiner beschissen freundlichen Art, ob es mir gut geht.“ Ich schaute ihn mit großen Augen an, dann sah ich auf einmal sein düsteres Grinsen. Er schüttelte den Kopf und schaute mir danach ernst in die Augen: „Ich hab's verstanden, Naruto. Ich werde dich nicht so einfach los.“ Meine Augen weiteten sich, da mein Kopf gegen die Aufnahme seiner Sätze rebellierte. Ich konnte nur vorsichtig nicken. Es vergingen etwa fünf Minuten in einem friedlichen Schweigen und entspanntem Blickkontakt. Sasuke erhob sich langsam und ging zur Tür. Er drehte sich zu mir und meinte: „Ich brauche erst einmal ein Bier, du auch?“ Erneut konnte ich ihm nur mit geweiteten Augen folgen und stumm nicken. Er ging in die Küche. Ich folgte seinem Beispiel. Zumindest versuchte ich ihm zu folgen. Das Aufstehen funktionierte nur sehr langsam und mimosenhaft. Obwohl ich mich bemühte, vorsichtig zu sein, durchfuhr mich bei jeder Muskelbewegung stechender Schmerz. Ich musste mehrmals das Aufschreien unterdrücken, indem ich auf meine beschädigte Lippe biss. Doch blöderweise war das eine schlechte Idee, denn meine Lippe hatte heftige Schäden von Sasukes Schlägen abbekommen. Der Schmerz war nicht so schlimm wie im Rücken, doch allmählich klärte sich dadurch mein Schädel. Im Schneckentempo verarbeitete ich die Informationen der vergangenen Minuten. Alles erschien mir zu schnell, zu suspekt. Es waren zu viele Bilder, viele davon waren verschwommen und unrealistisch. Ich folgte Sasuke in die Küche, wo ein geöffnetes Bier und eine Schmerztablette auf dem Tisch warteten. Ich nahm beides dankend entgegen und setzte mich an den kleinen Esstisch, da mir das Stehen unangenehm war. Mein Steiß und meine Schulterblätter schmerzten bei jeder Bewegung. Es tat verflucht weh sich zu setzten. Selbst die wenigen Schritte zur Küche kosteten mich alle Mühe, die ich auftreiben konnte. Mein Rücken fühlte sich einerseits betäubt an, wiederum brannte die Haut wie Hölle. Gleichzeitig fühlte es sich bei jedem Luftzug kühl und frisch an. Diese ganzen Empfindungen waren mir eindeutig zu viel, sodass mein Gehirn sich weigerte, sie zu verarbeiten. Ich bemerkte dafür, dass meine Handknöchel geschwollen waren und versuchte meine Hand zu bewegen. Während ich mich auf meine Hand konzentrierte, tropfte auf einmal etwas auf meine Hose. Ich verstand erst nicht, aber dann weiteten sich meine Augen vor Entsetzen und ich fluchte: „Scheiße, scheiße. Meine verdammte Nase!“ Ich stand auf und versuchte so schnell wie möglich ins Bad zu kommen. Doch ich stöhnte bereits beim schmerzerfüllten Aufschnellen auf. Ich glaubte den Schwarzhaarigen sogar leise lachen zu hören. Dieser Bastard hatte eine Menge an Schadenfreude in sich, wie ich leider feststellen musste. Der Weg zum Bad war genauso unschön, wie der Anblick im Spiegel. Sasuke hat mich ebenso entstellt wie ich ihn. Meine Nase war geschwollen und blutete. Meine Lippe und die linke Augenbraue waren deformiert. Ich bemerkte in diesem Moment den Metallgeschmack und den Blutgeruch, wodurch ich mich nicht mehr halten konnte. Ich erbrach mich ins Waschbecken. Die zuvor geschluckte Tablette verabschiedete sich im Abfluss. Ich drehte schnell den Wasserhahn auf, um vom Geruch der Kotze nicht noch einmal brechen zu müssen. Shit, dachte ich mir immer wieder. Shit, shit, shit. Ich spülte meinen Mund aus und putzte mir die Zähne, soweit das mit geschwollener Lippe möglich war. Ich nahm die Schmerzen in Kauf. Mir war der Schmerz lieber als der ekelhafte, säuerliche Geschmack. Ich bemerkte erst beim Blick in den Spiegel, dass mein neuer Mitbewohner in der Tür aufgetaucht war. Er lehnte wie immer lässig am Türrahmen. In einer Hand das Bier und in der anderen eine Kippe. Ich fragte mich, wie er jetzt rauchen konnte. Ich hatte seine Lunge dermaßen erschüttert und er kostete die Zigarette ganz genüsslich aus. Er inhalierte den Rauch, so als wäre er seine Luft zum Atmen. Er grinste belustigt. In dem Moment, als ich mich darüber aufregen wollte, kam mir zuvor und sagte: „Ich muss wirklich gut gewesen sein, so wie dein Rücken aussieht.“ Ich ignorierte seinen zweideutigen Tonfall, weshalb ich mich nochmal dazu entschied mein Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen. Doch beim Hinunterbücken merkte ich erneut das durchgehende Stechen. Sasuke kam mir währenddessen sehr nah. Meiner Ansicht nach zu nah, denn als ich wieder halbwegs aufrecht stand, spürte ich seinen Atem auf meiner Schulter. Das lies mich fast das Brennen vergessen. Ich sah ihn perplex im Spiegel an, doch er grinste nur weiterhin düster. Er blieb stumm und holte ein Fläschchen mit klarer Flüssigkeit aus dem Spiegelschrank hervor. Obwohl er mit seinem Arm an mir vorbei griff, berührten wir uns nicht. Trotzdem war seine Nähe seltsam. Mir wurde warm und meine Augen folgten seinen Bewegungen konzentriert. Ich fühlte mich befangen, beinahe hypnotisiert. Er stellte das Bier auf dem Waschbecken ab, zog ein letztes Mal an seiner Kippe. Dann schmiss er sie ins Klo. Ich hörte das kurze Zischen der Glut. Danach riss er großzügig Klopapier ab. Er knüllte es zusammen und tropfte das klare Zeug darauf. „Halt still!“, äußerte er knapp mit bestimmtem Tonfall. Er stellte sich wieder hinter mich. Ich sah ihm so gut es ging im Spiegel zu, doch es erwies sich wie bei einem Friseurbesuch als unmöglich. Er war nur einen halben Kopf kleiner als ich, da fiel es schwer sein Gesicht im Blick zu behalten, denn er bückte sich leicht hinunter. In diesem Moment wollte ich erneut zum Protestieren ansetzen, als mich ein unerwartetes Brennen so überraschend und widerlich durchfuhr, dass sogar meine Augen anfingen zu brennen. Jeglicher verbaler Protest war vergessen. Ich dachte nur instinktiv an Flucht. Allerdings hatte der Schwarzhaarige bereits mit seiner anderen Hand dafür gesorgt, dass ich mich nicht bewegen konnte. Er umklammerte meinen Arm hinter meinem Rücken so bestimmt und fest, dass ich mich ergab. Ich kniff meine Augen fest zusammen und unterdrückte einen Aufschrei nach dem anderen. Ich musste mich mit der freien Hand in das Waschbecken krallen, um den Stand zu behalten. Ich stöhnte auf, keuchte schmerzerfüllt und atmete schwer. Doch mir wurde keine Pause vergönnt. Es durchzuckte mich immer wieder, wenn er die Glassplitter aus meiner Haut entfernte. Ohne Vorwarnung spürte ich etwas Kaltes, das meine Haut zu einem Inferno verwandelte. Es brannte höllisch. Desinfektionsmittel, diese klare Flüssigkeit, schoss es mir durch den Kopf. Wie konnte ich diesen beißenden Geruch nicht sofort erkennen? Das Blut hatte ich doch auch gerochen, dachte ich verwundert und hörte hinter mir ein leises Lachen. Dann das Desinfektionsmittel auftrug und mich mit Vergnügen leiden sah. Mein Kiefer spannte sich an. Nur in kurzen Momenten konnte ich Sasukes kalte Finger spüren, die mir Schauer bereiteten. Meine Beine waren wie Pudding. Ich befürchtete bald unter den höllischen Schmerzen zusammenzubrechen. Gleich ist es soweit, dachte ich, als er das nächste Mal die offene Wunde berührte. Mir wurde schwarz vor Augen und die Gerüche förderten meine Übelkeit. Diese Situation war seltsam. Ich wusste wirklich nicht, wie ich meine schmerzerfüllten Laute unterdrückten sollte. Natürlich waren es die Schmerzen, die das Stöhnen erzeugten, aber dieser Moment hatte etwas Vielschichtiges in sich. Es fühlte sich so an, als wären da mehrere Ebenen, die uns in diesem Moment verbanden. Die Spannung war förmlich zu schmecken. Ich wusste, dass er es auch spürte. Sein schelmisches Grinsen verriet all seine Gedanken, während er mir die Glasreste und Holzsplitter akribisch mit einer Pinzette entfernte. Plötzlich vernahm ich etwas kaltes und nasses auf meiner Schulter und es brannte erneut. Diesmal lief es runter und die Tropfen brannten sich entlang meiner Wunden hinab zu meinem Steiß. Ich konnte das Aufschreien nicht unterdrücken. „Fuck, Sasuke, das ist nicht witzig!“, versuchte ich ihn zu ermahnen, als er mich schon wieder auslachte. Doch er tupfte ein weiteres Mal direkt auf meine Wirbelsäule. Aus Reflex zuckten meine Schultern nach hinten. Erneut schrie ich auf. Seine Wärme umschloss mich, als mein Körper seinem näher kam. Das Schreien hallte durch die Fliesen des Bades. Sasuke nutzte diese Situation schamlos aus und kam mit warmen Atem näher an mein Ohr, während er unaufhörlich Druck auf meine Wirbelsäule ausübte. Er antworte ruhig mit finsterem Ausdruck in den Augen: „Ich finde es sehr amüsant, wenn du dich vor Schmerzen krümmst. Manche Menschen würden für diesen Anblick bezahlen.“ Ich wusste nicht, ob ich diese irritierende Aussage als Kompliment annehmen sollte. Eigentlich wusste ich überhaupt nicht, wie ich seine Gedanken interpretieren sollte. Ich war verwirrt und noch vieles mehr. Die Schmerzen und Sasukes Nähe sowie sein warmer Atem, der mein Ohr streifte, machten mich benommen. Ich hatte kein Interesse an dem Mann hinter mir. Allgemeine hatte ich kein Interesse an Männern, dachte ich in diesem Moment immer wieder. Ich war bloß verstört und der Schmerz vernebelte mein Gehirn. Mit diesen Worten beruhigte ich mich selbst, als ich merkte, dass mich diese Situation erregte. Mein Herz hämmerte schneller als sonst. Ich hoffte, dass er es nicht bemerkte. Glücklicherweise fuhr er ohne weitere Vorfälle mit dem Desinfizieren meines Rückens fort. Ich biss meine Zähne zusammen und gewöhnte mich an die Schmerzen. Er verband meinen Rücken, wofür ich ihm sehr dankbar war. Ich hätte das alleine nicht geschafft und ins Krankenhaus wollte ich derzeit auf keinen Fall. Mir war immer noch schwindelig und mein Spiegelbild war ungesund blass. Mir war danach mich auszuruhen. Ich ging ins Wohnzimmer und dankte dem Uchiha für seine Hilfe, der allerdings nur nichtssagend den Arm bewegte. So als wollte er ihm mitteilen, dass er sich verziehen sollte. Als ich später in Sasukes Zimmer aufräumen wollte, fiel mir auf, weshalb ich derartige Schmerzen hatte. Als ich das Zimmer betrat, kam mir der Blutgeruch entgegen und ich sah etwas erschrocken auf die mit Blut überzogenen Glasreste und den in der Mitte zerbrochenen Tisch. Es sah gruselig aus, wenn ich darüber nachdachte, dass da mein Blut auf dem Boden verteilt war. Ich entschloss mich meinem Bauchgefühl zu vertrauen. Ich räumte daher später auf, um mich nicht erneut zu erbrechen. Wie zuvor ging ich schleichend, an der Wand gestützt ins Bad, dabei fiel mir auf, dass meine Jogginghose hinte voller Blut war. Das erklärte die Kälte an meinem Arsch, dachte ich mir Kopf schüttelnd. Auf dem Weg durch den Flur bemerkte ich auch, dass ich auf dem Boden rote Flecken verteilt hatte. „Shit!“, fluchte ich, da ich selbst zugeben musste, dass das alles mehr als verrückt war und mich aus der Bahn warf. Sasuke hat sich in der Zwischenzeit das Blut vom Gesicht gewaschen und ist danach abgehauen. Er hat sich sogar verabschiedet und mir fiel auf, dass das eine Premiere war. Musste ich mich erst mit Fäusten behaupten, um seinen Respekt zu erlangen? War Sasuke so krank wie der Typ aus Fightclub, falls ja, dann war ich eindeutig im falschen Film. Nachdem ich das Bier lehrte und mich nochmal an den Schmerzmitteln versuchte, beschloss ich aufzuräumen. Es musste geschehen. Da ich nicht ganz unschuldig an der Sache war, wollte ich ebenfalls etwas dafür tun. Immerhin hatte Sasuke mich medizinisch versorgt, da konnte ich auch die Scherben und den kaputten Tisch wegräumen. Dann versuchte ich in kniender Position das trockene Blut wegzuwischen. Gut, das Sasuke weg war, da konnte ich durchweg schmerzerfüllte Geräusche von mir geben, ohne eine Spannungsebene hervorzurufen, die eindeutig nicht von mir verursacht wurde. Durch meinen Blutverlust, das Bier und die Medizin fühlte ich betrunken. In einem anderen Zustand hätte ich mich auch nicht mit dieser surrealen Situation anfreunden können. Innerlich dankte ich dem Universum, dass Sasuke keinen Glastisch hatte. Selbstverständlich haben die Flaschen Schaden hinterlassen, aber wäre der Tisch aus Glas gewesen, dürfte ich die nächsten Wochen das Krankenhaus von innen besichtigen. Mir war es lieber das restliche Wochenende in Bauchlage auf der Coach zu verbringen und Fern zusehen. Erst nachdem ich die weiteren Schmerztabletten bei mir behalten konnte, entspannte ich mich nach und nach. Mein Rücken schmerzte zwar unerträglich, doch ich versuchte positiv zu denken. Wäre ich an diesem Tag realistisch geblieben, dann hätte ich mich selbst nicht verstanden. Mein Verstand spielte die Streitszene und den darauffolgenden Kampf auf und ab, so als müssten die Erinnerungen rekonstruiert werden. Am Ende war ich überzeugt, dass ich meine Schuld begleichen musste. Ich dachte daran, ihm einen neuen Tisch zu besorgen. Sasuke hingegen ließ sich bis Sonntagabend nicht blicken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)