An deiner Seite bis ich sterbe... von Kisuko_Valentinesday ================================================================================ Kapitel 2: Von Karpfen, Provokation und heißer Suppe ---------------------------------------------------- Tief in den Sessel gesunken in einer ungesunden Körperhaltung schlief Ogami noch bis ihm die ersten Sonnenstrahlen ins Gesicht schienen. Der Frühling begann sich schon von einer viel besseren Seite zu zeigen als gestern. Durch ein geöffnetes Fenster konnte man einige Vögel zwitschern hören und vielleicht hätte Ogami sich sogar darüber gefreut, wenn ihn diese Helligkeit nicht gerade unheimlich beim Schlafen gestört hätte. Die Nacht war lang. Quengelnd drehte sich Ogami von einer Seite auf die andere und versuchte der Sonne und den Geräuschen von draußen auszuweichen. Leider vergebens. Ein frischer Luftzug, der durch die geöffnete Terrassentür wehte, strich an seinem Körper entlang. Allerdings empfand Ogami dies als etwas unangenehm und nervtötend. Dann stand er endlich auf. Die Sicht noch etwas verschwommen rieb er sich die Augen, strich durch sein Haar. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf den ihm entgegen flatternden weißen Vorhang der Terrassentür. „Hm?“ Einen Moment lang begriff Ogami die Situation nicht ganz bis er aber auf das Sofa schaute, wo eigentlich der Hitomi liegen sollte. „Was zum?! Wo bist du hin du Idiot?“ Er wandte sich der offenen Terrassentür zu. Es war wohl völlig offensichtlich, dass Hitomi von dort nach draußen verschwunden war. Mit genervtem Blick schlurfte Ogami auf den Ausgang zu und betrat die Terrasse. Er ließ den Blick durch den weitläufigen Garten schweifen, ging noch ein paar Schritte und stellte sich auf die Zehenspitzen um über die Büsche und kleinen Bäume hinweg zu sehen. Am kleinen Gewächshaus entlang, über die Blumenbeete auf denen schon die ersten bunten Krokusse fröhlich vor sich hin blühten. Dann ging er langsam und gelassen die zwei Stufen der etwas höher liegenden Terrasse hinab. Kurz wurde er von einem Singvogel abgelenkt, den er einige Sekunden beobachtete, bevor er sich wieder abwandte und sich von der Sonne geblendet kurz über die Augen rieb. Sein Weg führte Ogami schließlich zum Gartenteich. Unscheinbar, still und bewegungslos saß Hitomi am Rand und beobachtete die Karpfen. Dennoch entdeckte Ogami ihn. Seinen Adleraugen entging nichts, aber er wartete kurz und musterte Hitomi einen Moment lang. Vielleicht würde er ja mit sich selbst reden so wie einsame Erwachsene das nun mal gelegentlich taten und das eine oder andere interessante Wörtchen ausplaudern. Doch Hitomis Blick folgte nur stumm den Tieren wo auch immer sie hin schwammen. Sie waren schön anzusehen wie sie in prächtigen Farben mit glänzenden Schuppen leuchteten. Sehr edle Tiere. Ogami stellte sich neben ihn und sah kühl auf ihn herab. Er schien zu erwarten, dass Hitomi zu ihm hoch schaute aber dieser tat ihm den Gefallen nicht und starrte weiterhin den Karpfen hinterher. Es sah so aus als wäre er völlig weggetreten und bemerkte nicht, was um ihn geschah. „Hitomi...“, gab Ogami knapp und gut verständlich von sich um, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Er war erwartungsvoll und schon recht ungeduldig, spielte mit dem Gedanken diesem verträumten Kerl einen leichten Tritt zu verpassen um endlich eine Reaktion zu erhalten. Mit Gewalt käme er aber bei Hitomi nicht weiter. Schließlich setzte er sich neben ihm hin und schaute ihn weiterhin an. Immer wieder machte er den Ansatz, ein Gespräch zu beginnen. Es gab viele Dinge die, ihn wurmten und viele Fragen, die er Hitomi stellen wollte. Kurz sammelte er sich. Erneut suchte Ogami Augenkontakt und begann mit seinen Fragen: „Wo warst du so lange? Wir dachten du wärst tot... Wie kommst du auf die Idee dich hier wieder blicken zu lassen?“ Hitomi nahm die Fragen merklich auf, schien sie aber nicht beantworten zu wollen. „Ich kann mich an diesen Fischen kaum satt sehen. Sie sind friedlich, edel und anmutig zugleich“, entgegnete er, ohne Ogami ins Gesicht zu sehen. Dieser hob eine Augenbraue an, musste sich merklich zusammenreißen ihn sich nicht zu packen und einmal kräftig durchzuschütteln, damit er zur Vernunft kam. Er versuchte es noch einmal: „Hitomi sprich mit mir! Wieso bist du wieder hier?“ Daraufhin fing Hitomi an zu lächeln und setzte zur Antwort an. Aber er stockte kurz und hielt die Hand ins Wasser zu den Fischen. Mit den Fingerspitzen streichelte er vorsichtig über die Schnauze eines der zahmen Tiere. „Es wäre noch spannender, wenn sie noch ein paar Spielkameraden dazu bekämen... Vielleicht wären sie dann noch aktiver“, murmelte er wieder abschweifend vom eigentlichen Thema. Langsam wurde Ogami wahrlich gereizt. Ihm zitterte die Hand, die sich langsam zur Faust ballte und drohte ihm auszurutschen. „Wir reden vollkommen aneinander vorbei!“, knirschte er seinem völlig desinteressierten Gesprächspartner entgegen. Endlich drehte Hitomi seinen Kopf in Ogamis Richtung. Ihre Blicke trafen sich und Hitomi erkannte den Zorn in den Augen seines Gegenübers. Er nickte kurz und entgegnete ihm: „Das ist mir durchaus bewusst. Es könnte wohl Absicht sein.“ Ogami traute seinen Ohren nicht, dass sich dieser alte Knochen die Frechheit nahm, ihm nach so langer Zeit so entgegen zu treten. Gerade hob er wutentbrannt die Hand um zuzuschlagen, aber im nächsten Augenblick sank Hitomi ihm entgegen. Er lehnte sich an seine Brust und sackte tiefer. Fast schon aus Reflex hielt Ogami ihn fest und hatte ihn nun in seinen Armen liegen. Womöglich hätte er ihn am liebsten dort draußen versauern lassen aber irgendetwas in ihm sagte das Gegenteil. Er packte Hitomi unter den Armen, zog ihn hoch und trug ihn mühsam wieder ins Haus. Bei genauerem Nachdenken hatte er ihn schwerer in Erinnerung, aber ein Fliegengewicht war er nun trotzdem noch lange nicht. Wieder wurde Hitomi auf das Sofa im Wohnzimmer abgelegt. Plötzlich ertönte ein bösartiges grummeln. Schon fast beängstigend knurrte es aus Hitomis Richtung um genau zu sein aus seiner Bauchgegend. Er streichelte sich den Magen, blickte beschämt weg. Man konnte eine zarte Röte auf seinen Wangen erkennen. Die Arme verschränkend belächelte Ogami, wie sich sein Gegenüber schmerzlich auf dem Sofa räkelte. Kurz ließ er die Glieder knacken und bewegte sich in die nahe gelegene Küche. Er spürte Hitomis Blick im Rücken, bis er den Raum schließlich verließ. Nun wartete er schon fast sehnsüchtig darauf, dass Ogami wieder auftauchte. Wusste Ogami etwa was der große Code:01 begehrte? Derweil schaute sich der kränkelnde Hitomi in dem großen Wohnzimmer um, kuschelte sich in seine Decke zurück und musste sich ausruhen, vielleicht ein bisschen dösen. Schon kurz davor einzuschlafen, zog ihm ein würziger Duft in die Nase. Schnüffelnd öffnete er wieder die Augen, erneut meldete sich der leere Magen. Ogami saß wieder hier und starrte Hitomi an. Er schob ihm eine Schüssel mit Ruis stärkender Suppe entgegen. Gierig und ohne zu zögern griff Hitomi sich den dazugehörigen Löffel und schaufelte sich das Essen hinein. Manchmal verbrannte er sich und zuckte kurz zusammen, aber bis die Suppe etwas abgekühlt war wollte Hitomi nicht warten. Der große Hunger machte ihn schon fast wahnsinnig. Leicht schmunzelnd musterte Ogami dieses Schauspiel und schaute auf die Uhr. „Na wenn sich dein Zustand weiterhin so schnell verbessert kann ich dich schon bald wieder verprügeln, ohne mich schämen zu müssen, einen Schwächeren zur Sau zu machen...“, sprach Ogami zu dem Fressenden. Dieser reagierte jedoch schon wieder nicht. Langsam brachte es Ogami auf die Palme wie provokant dieser Sack ich verhielt. Irgendetwas aber hinderte ihn daran, Hitomi eins auf die Nuss zu hauen. Dann stand er auf. Einmal schaute er noch auf die Uhr, wandte sich dann ab. „Ich muss zur Arbeit...“, sagte er noch während er davonging. Keine letzten Blicke mehr und kein weiteres Wort zum Abschied. Das sah Ogami ähnlich. Er hatte sich kaum verändert aber warum auch. Es war Totenstille in der großen Villa. Vielleicht war nun niemand mehr daheim der sich um Hitomi kümmern würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)