An deiner Seite bis ich sterbe... von Kisuko_Valentinesday ================================================================================ Kapitel 1: Wo bist du nur gewesen? ---------------------------------- Mit finsterer Miene blickte Ogami aus seinem Zimmerfenster nach draußen auf den Hof der Villa, in der er lebte. Es regnete. Nein, es stürmte schon fast, was ungewöhnlich war für die Tatsache, dass doch eigentlich der Frühling anfangen sollte. Gedankenverloren beobachtete er die Muster, die die Regentropfen an die Fensterscheibe zeichneten, bis sein Blick wieder auf den Hof wanderte. Reglos stand er da und beobachtete jede Regung in den Schatten, wartete regelrecht auf irgendetwas, auf eine Bewegung, die sich tun könnte, denn er hatte ein ungutes Gefühl. Er spürte, dass sich irgendetwas auf dem Hof regte obwohl er nichts sah. Einige Minuten lang passierte gar nichts. Ogami spielte schon mit dem Gedanken, sich abzuwenden, ins Bett zu gehen, zu lesen, was auch immer, scheinbar war ja doch nichts im Gange und das Unwetter machte ihm einfach nur schlechte Laune. Doch im nächsten Moment schon geschah etwas und Ogamis Haltung versteifte sich. „Was…“ Er zog die Augenbrauen zusammen und beugte sich etwas vor bei dem Versuch zu erkennen, was sich da in den Schatten bewegte. Gerade so außerhalb des Lichtscheins, den das Fenster hinab auf den Hof warf schien eine Gestalt entlang zu kriechen. Ogami kniff noch etwas mehr die Augen zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Was zur Hölle war das?! Diese kriechende Gestalt schleppte sich mühsam, so schien es, in eine Pfütze, in der sich der Himmel spiegelte. Ogami erkannte, dass es sich bei dieser Gestalt um einen höchst wahrscheinlich, verletzten Menschen handelte. Jetzt ging alles ganz schnell und mit einigen Sprüngen und hastigem Gerenne stolperte er die Treppen hinunter bis zur geöffneten Eingangstür der Villa. Sein stürmisches Verhalten konnte er sich selbst nicht erklären, aber wahrscheinlich verleitete sein schlechtes Gefühl ihn dazu. Unbedingt wollte er wissen wer sich auf den Hof, der abgelegenen Villa herumschlich. Draußen war Rui, die ihm zuvor kam. Sie begann, sich um den Fremden zu kümmern und versuchte ihn ins trockene zu hieven. Neugierig näherte sich Ogami dem Geschehen, dachte aber nicht daran, Rui zu helfen, denn im nächsten Augenblick zuckte er vor Schreck zusammen, als er das Gesicht des verletzten jungen Mannes erkannte. Langes schwarzes Haar mit einem sorgfältig gebundenen Haarknoten am Hinterkopf. Sanfte Gesichtszüge. Schließlich diese schmalen grauen Augen. Diese schönen Augen, die sonst so vor Leben und Inhalt funkelten, wirkten plötzlich so leer und willenlos und sein sonst so starker und muskulöser Körper hatte sich auf einmal in ein zierliches, kränkliches Häufchen Elend verwandelt, sodass man Angst haben musste, ihn bei einer Berührung zu zerbrechen. Hitomi, der stärkste Code Breaker und ein Vorbild. Völlig durchnässt und bewusstlos. Es war kein schöner Anblick. „Steh da nicht so blöde rum und hilf mir gefälligst!“, knurrte Rui Ogami an, der einen Moment einfach nur tatenlos starrte und fast wie gelähmt war. Doch dann fing er sich schnell, reagierte wieder. Er schüttelte kurz Kopf und packte schließlich mit an. „Was macht der hier? ...will er, dass ich ihn gleich in die Hölle befördere?", knirschte Ogami vor sich hin, während die beiden den angeschlagenen Hitomi auf das nächstgelegene Sofa trugen. Relativ unsanft ließ Ogami ihn darauf fallen und hatte vor, seinen Teil der Arbeit zu beenden und sich schließlich wieder in sein Zimmer zu verkrümeln. Man könnte meinen, er wolle von alldem nichts wissen. Vielleicht hatte er einen Grund, vielleicht aber wusste er auch selbst nicht so recht wie er über diese Situation denken und handeln sollte. "Ogami, bitte bring ihm schnell eine Decke und etwas Trockenes zum anziehen!", murmelte Rui Ogami mit gequältem Blick entgegen. Selten war sie so besorgt und es war gar nicht ihre Art, sich so liebevoll um jemanden kümmern zu wollen. Hitomis jämmerliche Erscheinung verleitete sie einfach dazu. Schließlich war er kein Fremder. Ihn mit Samthandschuhen berührend, entkleidete sie ihn ganz vorsichtig und untersuchte ihn gründlich auf Verletzungen, kümmerte sich wie eine fürsorgliche Mutter. "Wo bist du nur die ganze Zeit gewesen...Du bist ganz kalt...", flüsterte sie und streichelte über seinen Kopf. Derweil wühlte Ogami suchend in seinem Kleiderschrank, seufzend und von der Aussichtslosigkeit geplagt etwas Passendes für Hitomi zu finden. Es sah ihm nicht ähnlich, dabei eine solche Unordnung zu veranstalten, wie er es gerade tat ohne auch nur ein bisschen darüber nachzudenken. Schließlich wurde er dann doch fündig. Kissen, eine Decke und Kleidung unter die Arme geklemmt kam Ogami wieder hinunter in das Wohnzimmer, wo Rui den bewusstlosen Hitomi versorgte. "Ogami, bitte pack ihn gut ein während ich eine Wärmflasche mache! Er ist völlig unterkühlt..." Mit diesen Worten und vor allem mit der Erwartung, dass Ogami tat was sie verlangte, bewegte Rui sich in die Küche. Sie ließ Wasser aufkochen, befüllte die besagte Wärmflasche und fing sogar schon an eine Suppe zuzubereiten, falls ihr Schützling bald erwachen würde. Sicher litt Hitomi Hunger und eine heiße Suppe wäre genau das richtige. Die Augen verdrehend und genervt seufzend verschränkte Ogami die Arme und linste Rui hinterher. Als hätte er nicht schon genug getan. Einen Moment spähte er auf die auf die tickende Uhr über dem Fernseher, aber sein Blick wanderte dann doch wieder zu Hitomi, dem er lieber endlich wieder etwas anziehen sollte. "Hmm...Was solls...In deinem Zustand wirst du niemandem mehr etwas antun..." Nun sprang Ogami endlich über seinen Schatten. Er griff erst den rechten, dann den linken Arm von Hitomi. Versuchte ihm stück für stück das niedliche Schlafanzugoberteil mit den aufgedruckten Bärchen überzustreifen, welches er aus den dunkelsten Tiefen seines Kleiderschrankes hervorgeholt hatte. Wirklich alt musste dieses Teil sein, denn nichtmal im Traum hätte Ogami soetwas angezogen. Er hatte sogar die passende Hose dazu. Doch etwas schmunzelnd betrachtete er dann sein Werk mit angehobener Augenbraue. "Ich sollte es dir schenken...es steht dir unheimlich gut, Hitomi" Zum Schluss wickelte er ihn fest in die weiche Decke ein und schüttelte ihm ein Kissen auf. Besonders herzlich und fürsorglich war Ogami aber nicht, denn er tat nur das nötigste und dachte nicht daran auch ein Fünkchen mehr zu tun. Er ließ sich auf dem Sessel nieder, der neben dem großen Sofa stand, auf dem man Hitomi platziert hatte und griff sich die Fernbedienung vom Wohnzimmertisch. In seinem Zimmer würde er sich wahrscheinlich langweilen und so beschloss er, lieber zu bleiben und sich die Sportshow anzusehen. Nicht einmal Arbeit gab es heute für ihn, was ihn schon ziemlich wurmte. Aber er musste es nunmal so hinnehmen, wenn auch grummelnd. Immer wieder linste er neben sich zu Hitomi. Alle paar Sekunden hatte er das Verlangen nachzusehen ob dieser erwachte, denn er verspürte den Impuls seinem alten Freund diverse Fragen zu stellen. Aber es regte sich nichts. Die einzige Regung die Hitomi machte, war das leichte, sehr langsame auf und ab Bewegen seiner Brust beim Atmen. Selbst damit schien er Schwierigkeiten zu haben. Um kurz nach Ogami und Hitomi zu sehen, kam Rui wieder ins Wohnzimmer und brachte die besagte Wärmflasche die Hitomi aufheizen sollte. Sie schob die Flasche vorsichtig in den Kokon aus Decken bis hin zu seiner Bauchgegend. Testete immer wieder die Temperatur damit er sich nicht verbrannte. "Er ist schon ein bisschen aufgetaut...", gab Rui erleichtert von sich und ließ sich neben Hitomi auf dem Sofa nieder. Ogami hingegen verfolgte gespannt seine Sportshow und tat so, als interessierte ihn das ganze kaum. Er gab sich so, aber in Wahrheit machte er sich sehr wohl seine Gedanken. Ruis Blick schweifte zur leise tickenden Uhr über dem Fernseher. "Ich werde jetzt ins Bett gehen...Du bleibst sicher noch eine Weile hier oder? Wenn er aufwacht dann bitte gib ihm etwas zu Essen..." Sie schaute noch einmal kurz zu ihm rüber und wartete auf eine Reaktion. Von ihm kam nur ein kurzes Nicken. Was gerade im Fernseher kam war viel interessanter als alles andere und kaum war Rui um die Ecke verschwunden, begann Ogami regelrecht den Sportlern entgegenzufibern. "Mach ihn fertig! Ja, ja...JAAH! Voll rein! Voll aufs Maul! BAMM!" Auf den schlafenden Hitomi direkt neben sich nahm er gar keine Rücksicht. Nein, er vergaß sogar seine Anwesenheit. Dies ging vielleicht eine gute halbe Stunde lang bis Ogami dann auch irgendwann müde wurde. So ein ruhiger Kerl war der Gute nämlich doch nicht, wenn er mal für sich alleine war. Es war schon 2 Uhr früh, langsam fielen ihm die Äuglein zu. Immer mehr versank er in seinem Sessel und konnte sich kaum noch munter halten. Es ging so schnell, dass er es nicht einmal bemerkte, wie das Traumland ihn verschluckte und ihn wohl erst am nächsten Morgen wieder frei lassen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)