Der Lauf der Liebe von Shino-Tenshi ================================================================================ Kapitel 4: Winterkälte ---------------------- Winterkälte Wir standen uns gegenüber und ich sah in das Gesicht, das meinem so ähnlich war. Du warst mein Bruder Koichi, den ich nach so langer Zeit in der Digiwelt wieder getroffen hatte. Wir waren Feinde gewesen und jetzt waren wir das komplette Gegenteil. „Unsere Beziehung hat keinen Sinn“, meine Worte waren ruhig und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen kamen, doch ich unterdrückte sie, denn das, was ich jetzt tun musste, war wichtiger als alles andere. „Wir sind Brüder. Niemals dürfen wir uns lieben“, ich hatte die Tür deines Zimmers im Rücken. Es war so spärlich eingerichtet, dass es kaum wirkliche Gefühle zuließ, sondern nur auf das Nötigste reduziert war und ich wünschte mir, dass du mich nicht aus so großen Augen ansehen würdest. Du saßest mir gegenüber auf den Schreibtischstuhl und versuchtest meine Worte zu verstehen, wobei ich sah, wie Tränen in deinen Augen zu glitzern begannen. Warum musste ich das tun? Wieso mussten wir Brüder sein? „Liebst du mich nicht mehr?“, deine Stimme war nur ein Zittern und ich wünschte mir, dass es anders wäre. Warum konntest du es nicht auch sehen? Unsere Liebe war zum Scheitern verurteilt. „Doch, aber als meinen Bruder“, log ich und hoffte, dass du es mir glauben würdest, wobei du dich schon erhobst und einem Schritt auf mich zukamst. Deine Hand streckte sich zitternd nach mir aus, doch du balltest sie dann nur zur Faust und ließest sie neben deinem Körper sinken. „Ich… ich verstehe es nicht. Warum auf einmal?“, deine Stimme überschlug sich, weil du selbst von so vielen Gefühlen überrannt zu werden schienst, wodurch ich seufzte und mir träge durch meine Haare strich: „Nicht auf einmal. Es war niemals so. Koichi, versteh doch bitte, dass wir nicht glücklich werden dürfen. Wir müssen Brüder sein. Es ist egal, was wir wollen, aber wir würden doch nur Probleme haben.“ „Hast du mich jemals geliebt?“, deine Stimme war nur ein Flattern im Wind, wodurch ich trocken schluckte und weiter log. Ich musste es tun, um dich zu beschützen. Mutter hatte Recht, du wärst nicht stark genug um den Druck der Gesellschaft zu widerstehen. Wir mussten wieder Brüder werden. „Nein. Nur als Bruder“, ich musste jegliche Hoffnung zerstören. Auch wenn es bedeutete, dass du mich eine Weile hassen würdest. Ich durfte von dir nicht verlangen, dass du deine Zukunft wegen dieser Beziehung mit mir wegwarfst. „Warum? Warum hast du dann überhaupt mit mir geschlafen?“, jetzt liefen die Tränen und ich spürte, wie sich ein Dolch unnachgiebig in mein Herz bohrte und ich mir wünschte, dass ich alle Worte zurücknehmen könnte und wir uns einfach lieben durften. Aber wir waren Brüder. Wir durften das nicht. „Ich wollte es einmal ausprobieren“, ich zuckte mit den Schultern und versuchte gleichgültig zu erscheinen, während in meinem Inneren ein Chaos herrschte und alles in mir schrie einfach danach dich in den Arm zu nehmen und zu küssen. Aber ich durfte nicht. Plötzlich zerschlug etwas neben meinem Kopf an der Tür und ich sah erschrocken auf dich. Du standest schwer atmend vor mir. Den Arm vom Wurf noch erhoben und als ich zur Seite blickte, erkannte ich dort die Scherben einer Vase, die du anscheinend nach mir geworfen hattest. „Du krankes Schwein!“, es war Hass, der mir aus deinen Augen entgegen sprang und ich schluckte schwer, als du nach dem nächsten Wurfgeschoss griffst. Es war ein Briefbeschwerer aus Stein, der bestimmt wehtat, wenn er mich traf, wodurch ich mit einer Hand nach dem Türgriff hinter mir tastete. „Verpiss dich!“, die Worte kamen nur als Knurren über deine Lippen und im nächsten Moment schlüpfte ich aus der Tür, als ich schon hörte, wie der Briefbeschwerer hart gegen das Holz krachte und dann vernahm ich das, was ich hoffte nie von dir hören zu müssen: Verzweifeltes Weinen und Schluchzen. Ich spürte, wie sich mein Herz in der Brust zusammenzog und wünschte mir, dass ich einfach reingehen und dich in den Arm nehmen konnte. Einfach noch einmal festhalten und sagen, dass wir weiter zusammenbleiben könnten und ich dich immer lieben werde. Plötzlich war dort eine sanfte Hand, die mich an der Schulter berührte und als ich mich umwandte, erkannte ich das Gesicht meiner Mutter, die mich sanft anlächelte: „Geh nach Hause, Koji. Ich werde mit ihm reden. Dein Verhalten war richtig gewesen. Danke, dass du es getan hast.“ Ich wünschte mir, dass es sich auch richtig anfühlen würde, doch das tat es nicht. Dennoch nickte ich und überließ unserer Mutter das Schlachtfeld. Sie lächelte mir noch aufmunternd zu, bevor sie hinter der Tür verschwand und ich alleine war. Ich hoffte, dass du mir irgendwann verzeihen würdest und wir wieder Brüder werden könnten. Dieser Wunsch musste in Erfüllung gehen, denn das Letzte, was ich wollte, war dich für immer zu verlieren. Koichi, ich liebe dich, aber wir können nicht zusammen sein… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)