Kelshaar - Die Geschichte eines Trolls von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Anna --------------- 15 März 3021 (12.733) Anna Heute ist mein sechszehnter Geburtstag. Aber meine Freude hält sich in Grenzen, da alle meine Verwandten und Freunde von Vater erscheinen, deren Gesellschaft ich am liebsten meiden möchte. Aber würde ich fern bleiben, müsste ich wieder mit einer harten Strafe rechnen. Ich bin sehr früh aufgestanden, um das Grab von Mutter zu besuchen und mit einem schönen Strauß Blumen zu versehen. Ich war erst sechs Jahre alt als sie starb, aber ich erinnere mich gerne an ihr warmes Lächeln, das mich stets aufheiterte, wenn ich wieder einen schlechten Traum hatte. Auch Vater war sehr glücklich, doch als sie von uns ging, da veränderte er sich radikal. Zuerst wurde er nur streng, aber nach und nach wurde er immer ungerechter und hat mich und meine Schwester Katharina stets schwer bestraft, wenn wir nur fünf Minuten zu spät kamen. Ich frage mich stets warum er sich so stark verändert hat. Er war früher so ein gütiger und sehr einfühlsamer Mensch, doch heute ist er ein Tyrann, der nur die Kontrolle über uns möchte. Selten lobt er uns noch oder hat nette Worte für uns übrig. Meistens spüren wir nur seine Ablehnung und seine Gewaltbereitschaft, die schon extreme Formen angenommen hat. Einmal habe ich erlebt wie er mich mit seinem Schwert bedroht hat und sogar mir eine Schnittwunde am rechten Arm zufügte als Strafe dafür, dass ich alleine zum Markt gegangen bin. Katharina ist um drei Jahre älter als ich und soll schon bald verheiratet werden, doch ihre Tränen verraten mir, dass sie den Mann, dem sie versprochen ist, überhaupt nicht will. Aber wenn sie nicht gehorcht, dann droht ihr das Schlimmste. Der Mann ist schon zweiundvierzig Jahre alt, aber das kümmert Vater nicht, da dieser Mann eine sehr gute Partie für unsere Familie ist. Er ist sehr vermögend, besitzt mehrere Festungen und ist ein bekannter General, der über ein eigenes Heer in der Scherbenwelt verfügt. Ich habe diesen Menschen gesehen und er macht mir ein wenig Angst, da er keine besonders guten Manieren hat und er über Katharina redet, als ob sie nur ein Preis wäre. Er bemüht sich zwar einen freundlichen Eindruck zu hinterlassen, aber ich sah Katharinas Verzweiflung als er ihren Handrücken küsste. Ihr Körper zitterte vor lauter Ekel und weinte nur als ich sie alleine in ihrem Zimmer traf. „Bitte, Vater, ich flehe dich an. Zwing mich nicht dazu. Ich liebe ihn nicht!“, bettelte sie. „Du wirst gefälligst tun, was ich dir sage, sonst bist du nicht mehr meine Tochter. Du wirst seine Frau werden und ihm Söhne schenken. Hast du das verstanden?!“ Unter Tränen nickte Katharina und wagte es nicht mehr Widerworte zu geben. Auch ich fürchte stets seinen Zorn und hoffe, dass mein Gehorsam ihn friedlich stimmen wird. Auch für mich steht schon fest wem ich versprochen bin, auch wenn es erst in ein paar Jahren sein soll, so fürchte ich, dass auch ich an einen Mann gebunden werde, der keinerlei Rücksicht auf meine Gefühle nehmen wird und sich einfach das nehmen wird, wonach ihm gerade beliebt. Er ist zwar nicht so alt, da er erst zwanzig Jahre alt ist, aber ich empfinde keinerlei Sympathie für ihn. Er ist sehr ungehobelt und hat ein sehr ordinäres Vokabular. Ich habe ihn erlebt zusammen mit den anderen Männern, die zu viel getrunken haben. Wenn er betrunken ist, dann sucht er nur Streit mit seinen Mitmenschen und er behandelt andere Menschen von oben herab, die aus seiner Sicht niedriger Herkunft sind. Jedes Mal wenn mein oder Katharinas Geburtstag gefeiert wird, dann bekomme ich stets die Geschichten über die Konflikte zwischen der Allianz und der Horde mit. Es fallen oft nur abfällige Bemerkungen über die Horde und dass sie alle nur stinkende Wilde sind, die in Zelten oder Holzhütten hausen. Nur die Blutelfen gelten als zivilisierte Rasse über die man sich aber auch die Nase rümpft, da sie sich mit so einer niedrigen Gesellschaft wie der Horde abgeben. Ich möchte zu gerne erfahren wie die Völker der Horde sind. Ich wollte schon immer die Welt da draußen sehen und habe es an einigen Tagen sogar geschafft mich aus unserer Festung zu schleichen, um die Welt außerhalb unseres Schlosses zu erkunden. Um nicht erkannt zu werden, habe ich mir verschlissene, dreckige Kleidung besorgt und meine langen roten Haare unter einer Mütze versteckt. Auch meine Haut und mein Gesicht habe ich mit Dreck eingeschmiert, damit man mich nicht sofort erkennt, da die Männer meines Vaters stets auf Patrouille sind. Ich fühle mich auf diesen Festen absolut nicht wohl, besonders dann wenn Vaters Freunde ihre gierigen Blicke nicht von mir lassen können. Einer von ihnen packte mich am Arm und zwang mich sich auf seinen Schoß zu setzen. Allein der Geruch seines Atems ließ mich erschauern, da er schon sehr viel getrunken hatte. „Hey Kalor, deine Kleine hier ist aber ganz schön groß geworden und so weiblich!“, sagte er schon lallend. „Lass deine dreckigen Finger von ihr! Sie ist nicht für dich bestimmt, Bron!“, schrie er ihn an. Bron reagierte so beleidigt, dass er mich abrupt von sich wegstieß und ich dabei unsanft zu Boden fiel. „Ich weiß nicht, was du hast, an der ist doch sowieso nichts dran!“, reagierte er mit verletztem Stolz. Ich war nur froh, dass ich dieser Situation entfliehen konnte und Vater darauf achtete, dass die Männer keine weiteren Versuche machten mich zu berühren. Dennoch war ich froh, wenn dieser Tag vorüber ging und ich mich in mein Gemach zurückziehen konnte. Ich möchte zu gerne diesen schrecklichen Ort verlassen, doch meine Mittel sind leider begrenzt, da Vater mir nur Ausgaben von einem Gold pro Woche erlaubt. Auch einige meiner Kleider sind schon sehr abgetragen, aber das interessiert ihn überhaupt nicht. Nur wenn wir uns in der Öffentlichkeit zeigen, dann kauft er für mich und Katharina etwas Neues. In einigen Nächten weine ich mich in den Schlaf, da ich Mutter so sehr vermisse. Warum hat Gott sie zu sich geholt? Warum hat er zugelassen, dass Vater sich so verändert? Ich glaube, dass ich auf diese Frage nie eine Antwort erhalten werde, da ich inzwischen drohe meinen Glauben zu verlieren. 17 März 3021 (12.733) Heute Morgen wurde ich unsanft von meiner Hofdame Dorothea geweckt. Sie ist nicht besonders nett zu mir und wirft mir meine Kleidung stets vors Bett, die ich dann anziehen soll. Aber ich sollte dankbar dafür sein, dass meine Sachen nur ein wenig abgenutzt sind. Wenn ich die vielen armen Menschen sehe, die sich über meine Kleider freuen würden, dann unterdrücke ich meinen Frust und wage es auch nicht zu jammern. Hin und wieder sehe ich Leute deren Kleidung so stark zerrissen ist, dass diese drohen ganz zu zerfallen. Ich verabscheue nur noch den Unterricht, weil ich dort nur lernen soll wie man kocht, näht und eine fügsame Ehefrau wird. „Denkt stets an eins, Lady Anna. Solltet Ihr Unzucht treiben, so wird Euch der Teufel heimsuchen und Eure Seele wird nie in Gottes Reich gelangen.“, muss ich mir sagen lassen. Aber heißt es nicht, dass wir vor Gott alle gleich sind? Warum muss nur die Frau für all ihre Sünden büßen und der Mann darf ein Leben voller Sünde führen? Ohne den Leib einer Frau kann es keinen legitimen Erben geben und ohne den Samen des Mannes keine Nachkommen und warum darf man bei der Zeugung eines Kindes keine Freude empfinden? Es kann doch nicht Gottes Wille sein, dass ein Ehepaar keine Freude bei der Entstehung ihres Wunschkindes empfinden darf. Es heißt doch, dass ein Kind aus Liebe entstehen soll. Warum hat uns Gott die Lust gegeben, wenn sie doch nur etwas Schlechtes ist? Aber an dieser Stelle muss ich mir stets anhören, dass das Teufelswerk ist und nicht Gottes Wille. Früher hatte ich sehr viel Freude am dem Religionsunterricht und ich ging so gerne zur Messe, aber heute lasse ich mir viele Ausreden einfallen, damit ich nicht zur Kirche muss, weil es ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Hin und wieder bete ich zwar noch, aber meine Überzeugungen verlassen mich nach und nach, da ich mich immer mehr weigere an einen Gott zu glauben. Ich habe auch aus Überzeugung gefastet, weil ich stets das Gefühl hatte, dass es mich körperlich und geistig rein macht, doch jetzt verstecke ich etwas Essbares in meinem Gemach, weil es inzwischen das Einzige ist, was mir noch ein wenig Freude bereitet. Manchmal gibt es Tage da wünsche ich mir keine Katholikin mehr zu sein, aber die Protestanten scheinen mir keine Alternative zu sein, da sie inzwischen genauso voreingenommen sind wie die Katholiken. Heute wurde mir mein Verlobter vorgestellt und es ist der Mann, den ich schon von seiner schlimmsten Seite erlebt habe. Sein Name ist Arthur und wir werden heiraten sobald ich einundzwanzig bin. Obwohl ich mir fest vorgenommen habe Vater zu gehorchen, habe ich doch einen Versuch unternommen ihn davon zu überzeugen, dass ich ihn nicht heiraten will, aber auch bei mir zeigte er keine Gnade und gab mir sogar einen heftigen Schlag ins Gesicht. „Du hast mir zu gehorchen und das ist mein letztes Wort.“, sagte er voller Zorn. Ich konnte nicht mehr und weinte nur noch. Ich sammelte meine Kräfte, um wieder aufzustehen, damit ich mich in mein Gemach zurückziehen konnte. 23 März 12.733 (3021) Kelshaar Ich kam gerade von einer aufregenden Nacht zurück. Ich habe drei Blutelfen flachgelegt, nachdem ich sie alle ordentlich abgefüllt habe. Einige waren so blau, dass sie am nächsten Tag nicht wussten wo sie waren oder wer ich bin, aber das soll mir nur ganz Recht sein. Diese dürren Viecher waren auch nur dazu gut, um ordendlich Druck abzulassen. So manchmal nervt es mich, wenn einige meiner Weiber meinen, dass sie einfach an meine Sachen dürfen. Ich habe vor kurzem eine Draenei aus meiner Jagdhütte rausgeschissen, weil diese einfach an die Sachen von meiner Mutter heran gegangen ist. Dass sie total nackt vor der Tür stand hat mich überhaupt nicht interessiert. Sie schrie voller Empörung und meinte noch dazu mich beleidigen zu müssen. Doch dann kamen die Worte, die mich aus der Fassung brachten. „Kelshaar, du verdammter Hurensohn! Das wirst du mir büßen!“, schrie sie schon hysterisch. Zuerst wollte ich hinaus stürmen und ihr die Kehle aufschlitzen, doch dann beruhigte ich mich wieder und gang dann nach draußen, um mich bei ihr zu entschuldigen. Ich ließ sie wieder rein und auch sie wurde wieder viel freundlicher. „Hast du noch Lust?“, fragte sie mich sehr entzückt und ich war auch nicht abgeneigt. „Hast du Lust auf ein Spielchen?“, fragte ich sie und sie stimmte sehr frech zu. Diese Schlampe steht darauf, dass man sie stets von hinten nimmt. Ich wollte so gütig sein und ihr es noch ein letztes Mal so richtig besorgen bevor ich ihr meinen Dolch durch den zarten Hals rammte. Diese Weiber wollen nur meine Kohle, aber ich will auch nur meine Triebe stillen. Auf eine feste Bindung habe keine Lust, weil die Ehe mir viel zu lästig ist. Wenn ich mir die anderen Trolle ansehe, die sich permanent das Genörgel von ihrer Weibchen und dann noch das Geplärr von ihren vielen Blagen anhören müssen. Nein, danke. Ich bin lieber frei und ohne Verpflichtungen, doch mein kleiner Bruder Lyrak, der um drei Jahre jünger ist als ich, meint alles romantisieren zu müssen, was schon nervt. Ich bin erst einundzwanzig Jahre alt und möchte noch so viel erleben, aber das Leben bietet so viel, da verstehe ich die meisten Trolle in meinem Alter nicht, die schon ans Heiraten denken und sich jetzt schon eine ganze Schar Welpen zulegen wollen. Er ist sogar noch eine Jungfrau, weil er fest davon überzeugt ist, dass es der richtige Weg ist, weil Vater genauso war. Aber er scheint auch zu vergessen, dass Mutter schon viele Liebhaber vor Vater hatte und ihr Leben in vollen Zügen genossen hat bevor sie daran dachte Welpen zu bekommen. Jedoch muss ich auch daran denken, dass sie ihn auch aufrichtig geliebt hat und ihm auch stets treu war. Da fällt mir gerade ein, dass wieder ein Brief von ihr gekommen ist. Endlich wieder nach so langer Zeit. Sie fehlt uns so sehr, doch der König erlaubt ihr keinen Kontakt zu uns, da wir nur illegitime Sprösslinge sind, die den Tod verdient haben. Wie gut, dass mein Bruder nicht weiß, dass ich ein Mörder bin, der für Geld tötet. Er weiß zwar, dass ich ein sehr hinterhältiger Schurke, der sogar nicht davor zurück schreckt einem alten klapprigem Weibchen die Geldbörse zu klauen, aber nicht, dass ich für Geld Leute um die Ecke bringe. Ich habe inzwischen schon über 20.000 Gold auf meinem Konto in Orgrimmar und es wird immer mehr und ich denke nicht im Traum daran es mit meinen dümmlichen Weibern zu teilen, die den ganzen Tag nur sinnlos herum schnattern. Gerade die menschlichen Frauen sind fürchterliche Plappermäuler. Manchmal kommt es mir so vor, als ob die beim Liebesakt noch nicht die Klappe halten könnten. Eine hat mich mal so stark gereizt, dass ich einfach die Kehle durchgeschnitten habe. Bei den Göttern, konnte die das Labbern nicht sein lassen! Da musste ich etwas tun, weil sonst wäre ich irgendwann ausgerastet. Bei meinem letzten Auftrag musste ich so ein nervtötendes Waschweib um die Ecke bringen. Für die habe ich zwar 200 Gold kassiert, aber die Nerven, die sie mir geraubt hat, kosteten mindestens das Doppelte. Sie war eine mächtige Magierin aus Stormwind. Ihre Zauber waren nicht nur eine Wucht, sondern auch ihr permanentes Gelabber drohte schon mein Ende zu sein. Ich hatte auch stets den Eindruck, dass sie mich überhaupt nicht für voll nahm, da sie mir die ganze Zeit meinte ihre Stickereien zeigen zu müssen, als ob ich ihr Enkelkind wäre. Letztendlich konnte ich sie doch besiegen, da ich ein gutes Gift für meinen Dolch von einem Händler aus Shattrath bekam. 7 April 3021 (12.733) Anna Katharina und ich dürfen wenigsten einmal die Woche nach Shattrath, um dort das zu tun und zu lassen, was wir möchten. Obwohl das Untere Viertel mir sehr unheimlich ist, gehe ich dennoch dorthin, weil dort ein Gemischtwarenhändler ist, der hin und wieder sehr interessante Sachen verkauft. Dieses Mal bin ich auf ein Buch aufmerksam geworden mit dem Titel „Der Schurke von Undercity“. Schon die ersten Seiten zogen mich in den Bann der Geschichte, da mich schon allein die Hauptfigur sehr fasziniert. Obwohl ich nicht jedes Wort verstehe, da es auf Orcisch geschrieben ist, aber weiß ich worum es geht, was meine Fantasie sehr anregt. Schurken gelten zwar als sehr hinterhältig und ehrenlos, aber ich bin doch sehr erstaunt über ihre Fähigkeiten. Ich konnte nicht aufhören zu lesen, weil ich ganz genau weiß, sobald ich wieder zuhause bin, dann kann es eine Ewigkeit dauern bis ich wieder zum Lesen komme. Außerdem durchsucht diese dumme Ganz Dorothea mein Gemach stets nach verdächtiger Literatur, weil Vater es ihr befohlen hat. Seit er meine Büchersammlung entdeckt hat, die absolut nicht seiner Vorstellung entspricht, lässt er auch meine Taschen stets von seinen Männern kontrollieren. Besonders dieser General Arbon, der mit Vater schon seit Jahren befreundet ist, macht sich einen Spaß daraus meine Sachen vor meinen Augen zu entsorgen. „Sag mal, hast du keine Augen im Kopf!“, fauchte mich eine tiefe Stimme an und riss mich abrupt aus meiner Gedankenwelt. Ich bekam einen so heftigen Schreck, dass ich glaubte, dass das Herz in meiner Brust stehen bleiben würde. Reflexartig drückte ich mein Buch an meine Brust. Plötzlich realisierte ich, dass ich jemanden auf dem Fuß getreten bin, was mir sehr unangenehm war, aber ich fürchtete mich schon ein wenig als ich die Person genauer betrachtete. Es ist ein Troll, der sehr groß und kräftig ist. Ich bekam es besonders mit der Angst zu tun als ich den Zorn in seinen glühend roten Augen erfasste. „Bitte verzeiht mir, mein Herr, es war keine Absicht von mir.“, sagte ich schon beinahe flehend. Obwohl er eine furchteinflößende Erscheinung hat, so bin ich auch sehr fasziniert von ihm, weil er für einen Troll auch sehr attraktiv ist. Er ist nicht so extrem muskulös wie die anderen Trolle, seine türkisfarbende Haut und sein rotvioletes Haar lassen ihn so imposant erscheinen, aber seine schwarze Lederrüstung betont das alles noch viel stärker. „Was glotzt du mich so an?!“, bölgte er mich schon herablassend an. Plötzlich wurde ich so wütend auf ihn, dass ich mein Buch nach ihm warf, aber ich erschreckte mich wieder als ich realisierte, was ich getan habe. „Wie kannst du es wagen?! Du törichtes Weib!“ Ich rannte so schnell wie ich konnte vor ihm davon, doch mein Kleid zerrte so stark an meinen Kräften, dass ich schnell nach Luft japste. Eher ich mich versah bekam er mich zu fassen. Er packte mich, drückte mich gegen eine Wand und zwang mich ihn direkt in die Augen zu sehen. Diese roten Augen glühten wie Feuer und machten mir noch mehr Angst. „Dein Schweiß verrät mir, dass du große Angst hast.“, sagte er mit einem hinterhältigem Ton. Es ist wahr und ich habe gerade große Angst vor ihm, aber je länger ich in seine glühend roten Augen blickte desto mehr faszinierte er mich. Dieses Rot leuchtet nicht nur wie Feuer, sondern funkelt auch wie ein seltener Edelstein. Irgendwann schmolz meine Angst dahin, da ich mich nur auf das Funkeln seiner Augenfarbe konzentrierte. Ich spürte zwar seinen festen Griff um meinen Hals, aber ich dachte nur noch an dieses Rot und an seinen kräftigen Körper, der mich schon leicht berührte. Plötzlich spürte ich dieses Gefühl, was sich sehr gut anfühlte. Ich spürte wie mein Atem schwerer wurde. Ich habe schon viele Geschichten über die Trolle gehört. Besonders angetan war ich von denen, worin beschrieben wird, dass diese Wesen auch sehr sanft sein können. Allein der Gedanke ließ einen Impuls in meinem Schoß aufflammen. Plötzlich bemerkte ich, dass er mich sehr irritiert anschaute, woraufhin sein Zorn dahin schmolz und er dann von mir abließ. „Darf ich Eurem Namen erfahren, mein Herr?“, fragte ich ihn sehr höflich. Sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass er jetzt vollkommen überrascht war. „Wie kommt es, dass Ihr plötzlich keine Angst mehr habt?“, fragte er mich fassungslos. „Ich weiß es selbst nicht, aber vielleicht möchtet Ihr es herausfinden.“, sagte ich schon entzückt zu ihm. Plötzlich bekam er ein breites Grinsen, das schon eine hinterhältige Form annahm, aber trotzdem kann ich mich nicht von ihm satt sehen. „Mein Name ist Kelshaar und wer seid Ihr?“ „Anna.“ „Ich möchte Euch zu gerne zum Alten Hof einladen, wäre Euch das Recht?“ Ich nickte zustimmend und begleitete ihn dorthin. Er wollte sich mit mir an die Theke setzen, jedoch erschien mir das nicht besonders nobel, außerdem kann ich mit meinem Kleid schlecht auf einem hohen Hocker Platz nehmen. Zuerst motzte er über meine Ansprüche, doch dann gab er nach und wir setzten und an einen Tisch in einer gemütlichen Ecke. Ich habe schon so viel über diese Gaststätte gehört, aber ich war noch nie hier. Ich wollte schon immer diesen Dornbeerenwein probieren. Kelshaar bestellte sofort eine ganze Flasche. Schon beim ersten Glas bemerkte ich, dass ich leicht angeheitert war. Plötzlich schreckte ich auf, da mir einfiel, dass ich schon viel zu lange hier bin. Vater würde mich wieder hart bestrafen, wenn ich wieder zu spät nach Hause komme. „Wo wollt ihr so schnell hin?“, fragte Kelshaar mich mit viel Charme in seiner tiefen Stimme. Ich war so angetan von seinem Wesen, dass ich mich davon für einen Moment festhalten lies, aber mein Herz sprang schon wieder vor lauter Schreck meiner Kehle hoch und ich wollte nur noch gehen. „Verzeiht mir, mein Herr, aber ich muss nach Hause, sonst wird mein Vater sehr erbost sein.“ „Ihr seid ein wundervolles Wesen.“, sagte er wieder sehr charmant, wodurch ich leicht errötete. Ich setzte mich wieder und hörte ihm gerne zu, da ich es noch nie erlebt habe, dass ein Troll so nett zu mir war. „Hat Euch schon jemand gesagt, dass Euer Haar so wunderbar leuchtet wie das Abendrot vom Himmel?“ „Um ehrlich zu sein, bekomme ich nur gesagt, dass an mir nichts dran wäre.“ „Wer sagt das? Derjenige muss vollkommen blind sein, um die Pracht Eurer Erscheinung nicht zu erkennen.“ „Ich danke Euch sehr, aber ich muss jetzt wirklich gehen.“ „Möchtet Ihr nicht lieber heute Nacht ein Gemach mit mir teilen? Hier gibt es wunderschöne Zimmer und außerdem habe ich Eure Erregung gespürt.“ „Moment mal, ich bin doch keine Hure, die Ihr einfach so kaufen könnt!“ In diesem Moment war ich so angewidert von diesem Wilden, dass ich die Gaststätte verlassen wollte, doch er hielt mich am Arm fest und zog mich zu sich zurück. Er drückte mich an seine Brust. Ich musste mir doch eingestehen, dass sein starker Körperbau mir einen angenehmen Schauer durch den Körper jagte, jedoch siegte mein Verstand und ich wollte mich von ihm lösen. Er packte mit voller Kraft, aber noch sanft mein Kinn mit seinem Zeigefinger und Daumen und zwang mich ihn anzusehen. Da war schon wieder die Faszination für seine rubinfarbenen Trollaugen, die durch seine Sicherheit noch faszinierender wurden. Ich hätte am liebsten seinen Kuss zugelassen, aber gleichzeitig packten mich auch die Wut und der Ekel über Vaters Männer, die stets mir nachstellen. Ich bekam die Weinflasche zu fassen und schlug sie mit voller Wucht auf diesen Troll, wodurch er von mir abließ und ich endlich die Flucht ergreifen konnte. „Warte nur!! Das wirst du mir büßen!!“, brüllte er voller Wut hinter mir her. Ich wollte keine Zeit verlieren und rannte so schnell wie möglich zu dem Portal von Stormwind, wo ich zum Glück vor ihm in Sicherheit war. Ich war so erschöpft, dass ich auf der Straße schon zusammen sackte. Plötzlich stand Arbon vor mir und riss mich zu sich hoch, was den Schmerz durch meinen Leib strömen ließ. „Du bist viel zu spät meine Teure. Mal sehen wie Karlor darauf reagieren wird, wenn er erfährt, dass du wieder zu spät warst.“ „Bitte Arbon, sag ihm nichts.“ Bettelte ich schon. Aber er genoss es sehr dabei zuzuschauen, wenn Vater mich wieder mit seinem Stock verprügelt. Dieses Mal bekam ich dreizehn Schläge. Danach durfte ich in mein Gemach. Ich war zwar zu müde, um wach zu bleiben, aber die Schmerzen waren zu stark, um einzuschlafen. Erst als ich zu schwach war, um wach zu bleiben, da bekam ich erst meinen lang ersehnten Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)