The Return von Alaiya (Die Rückkehr der Tamer) ================================================================================ Kapitel 2: Aufbruch ------------------- Dennoch dauerte es zwei Wochen, bis der Tag ihrer neuen Abreise kam. Zuvor hatten sich Yamaki und Janyuu um allerhand gesetzliche Freigaben und politische Einverständnisse und viele andere Dinge kümmern müssen, wovon keines der Kinder besonders viel verstand, noch etwas davon verstehen wollte. Denn alles, an das die Kinder denken konnten, waren ihre Partner, die sie vor fast einem Jahr verloren hatten – ihre Partner, die sie endlich wiedersehen wollten. Doch letzten Endes kam der Tag. Es war ein Samstag und Takato war bereits um kurz vor sechs aufgewacht und hatte kein Auge mehr zubekommen. Der einzige Gedanke, der in seinem Kopf kreiste war: „Heute werde ich Guilmon wiedersehen!“ So konnte er es kaum erwarten, dass seine Eltern ihn endlich zum Metropolitan Government Building begleiteten, wo sie sich alle um neun Uhr treffen wollten. Seine Mutter seufzte schwer, als sie vor dem Aufzug wartete und Takato wusste, dass sie sich wieder Sorgen machte. Natürlich konnte er dies verstehen, denn er – so dachte er sich zumindest – würde sich sicher auch Sorgen manchen, würde er eines Tages Kinder haben, die in eine fremde Welt aufbrechen wollten, doch er selbst hatte keine Angst. „Mach dir keine Sorgen, O-kaa-san“, meinte er deshalb und lächelte sie an. „Wir holen nur unsere Digimon und kommen dann sofort zurück.“ Matsuda Yoshie legte ihm die Hände auf die Schultern. „Ich weiß, ich weiß“ Sie seufzte. „Ich weiß auch, dass es wichtig für dich ist – und ich dich wohl eh nicht davon abhalten könnte... Aber...“ In dem Moment ertönte ein „Pling“, das verkündete, dass einer der Aufzüge im Erdgeschoss angekommen war. „Normal greifen Digimon Menschen nicht an“, versicherte Takato ihr, während sie in den Aufzug stiegen. „Letztes Jahr war es doch auch nur wegen D-Reaper. Also gibt es wirklich keinen Grund sich Sorgen zu machen.“ Er lächelte. „Du wirst sehen, O-kaa-san, morgen sind wir schon wieder da.“ „Ja, vielleicht“, seufzte seine Mutter. Der Aufzug setzte sich in Bewegung und Takatos Vater legte seinen Arm um seine Frau. „Ich bin mir sicher, dass Takato Recht hat.“ Er zwinkerte dem Jungen zu. „Außerdem ist ihnen das letzte Mal auch nichts passiert.“ Noch einmal seufzte Matsuda Yoshie, stemmte dann aber ihre Arme in die Seiten. „Ich weiß, ich weiß, aber man wird sich als Mutter ja wohl noch Sorgen um seinen Sohn machen dürfen.“ Takato lächelte. „Ich verspreche dir, wir sind morgen wieder da!“ Und ehe seine Mutter etwas erwidern konnte, kam der Aufzug mit einem weiteren „Pling“ im 45. Stockwerk des östlichen Turms an. Allerdings war Takato mit seinen Eltern nicht der erste hier. Neben Yamaki, Reika und Megumi – einer jungen Frau mit blond gefärbten Haaren, die ebenfalls für Hypnos arbeitete – waren einige weitere Angestellte Hypnos', sowie die gesamte Familie Lee anwesend. Auch Ruki lehnte gegen irgendeine elektrische Konsole, während ihre Mutter und ihre Großmutter neben ihr standen. Takato kam jedoch nicht dazu jemanden zu grüßen, ehe er auf den Streit zwischen Jenrya und seiner kleineren Schwester aufmerksam wurde. Jenrya stand neben Shuichon und massierte sich die Schläfen. „Wir haben darüber mehr als einmal gesprochen“, seufzte er. „Du bist zu jung. Du bleibst hier. Ich hole Lopmon für dich.“ „Ich komm mit!“, beharrte Shuichon und verschränkte die Arme. „Nein, kommst du nicht“, erwiderte ihr Bruder. Das kleine Mädchen blieb eisern. „Doch!“ Jaarin, die ältere Schwester der beiden, hockte neben Shuichon. „Jian und die anderen werden heute Abend oder morgen früh mit den Digimon wieder da sein. Du musst doch nicht unbedingt mit.“ „Muss ich doch!“, schrie Shuichon und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. „Ich will Lopmon selbst wiederholen!“ „Aber Shuichon“, begann Jenrya. Seine Stimme klang deutlich gereizt, auch wenn er sich ganz offenbar bemühte, sie verständnisvoll klingen zu lassen. „Es macht doch keinen Unterschied, wenn du Lopmon sowieso morgen siehst.“ „Macht es wohl!“ Mit jeder Antwort wurde die Stimme der 8Jährigen lauter. „Ich bin Lopmons Tamer! Ich will meinen Partner selbst wiederholen! Weil ich sein Tamer bin!“ „Aber was macht es denn für einen Unterschied...“, begann Jaarin, die weitaus geduldiger wirkte, als Jenrya, wurde aber von ihrer kleinen Schwester unterbrochen. „Ja, wenn es keinen Unterschied macht, warum kann ich dann nicht mitkommen?“ Das Argument war offenbar gut genug, um ihre beiden älteren Geschwister für einen Moment verstummen zu lassen. Takato fiel dabei auf, dass sich sowohl Janyuu, der selbst noch damit beschäftigt war, irgendetwas in eine Konsole einzugeben, während die Mutter der beiden sich offenbar eher zurückhielt. Er konnte sich denken, dass sie nicht froh darüber war, dass auch nur ein Kind von ihr erneut in die digitale Welt ging. Da ging die automatische Tür zum Raum auf und hindurch kamen Hirokazu und Kenta mit ihren Eltern. Beide waren offenbar bestens gelaunt, trugen Rucksäcke auf ihren Rücken und maschierten im Gleichschritt in den Raum. „Hallo alle miteinander!“, grüßte Hirokazu alle, was Jenrya dazu brachte seinen Blick von seiner Schwester abzuwenden und Ruki dazu, die Augen zu verdrehen. „Guten Morgen“, erwiderte Takato und hatte den Eindruck, dass das Auftreten der beiden den Streit nur etwas verzögert, nicht jedoch verhindert hatte. „Wo ist Katou?“, fragte Kenta, der sich nun im Raum umsah. „Ganz offenbar noch nicht da, Genie“, meinte Ruki und zog eine Augenbraue hoch. Ihre Großmutter legte ihr eine Hand auf die Schulter – offenbar als Geste, dass sie sich beruhigen sollte, hielt das Mädchen damit jedoch nicht davon ab, den beiden Jungen einen weiteren genervten Blick herüber zu werfen. Hirokazu schien drauf und dran, etwas zu erwidern, doch Kenta, der kein Interesse an einem Streit zu haben schien, war schneller darin, etwas zu sagen. „Wann brechen wir denn auf?“ Nun hob Yamaki das erste Mal seit Takato amgekommen war, den Blick und sah zu ihnen hinüber. „Wir müssen noch einige Einstellungen überprüfen“, erwiderte er und Takato bemerkte, dass er sehr müde wirkte. „Außerdem wollt ihr nicht aufbrechen, so lange noch jemand fehlt, oder?“, fragte Reika und hob eine Augenbraue. „Natürlich nicht“, murmelte Kenta und ließ die Schultern hängen. Derweil nutzte Shuichon die Tatsache, dass ihr Bruder abgelenkt war, um ihm die Zunge heraus zu strecken – was allerdings von ihrer Mutter bemerkt wurde. „Shuichon!“, rief diese aus und ging nun auch zu ihrer Tochter, um sich vor sie zu knien. Das Mädchen verschränkte nur die Arme und zog einen Schmollmund, sagte aber nichts. Erneut öffnete sich die Tür zum Saal und Takato, der davon ausging, das es nun Juri sein musste, drehte sich um. „Katou-sa...“ Er brach ab. Denn statt Juri standen dort zwei Kinder, die gerade einmal im Grundschulalter waren, in Begleitung einer älteren Frau, die offenbar ihre Großmutter war. Die Kinder kannte Takato. Es waren Ai und Makoto. Natürlich hatte man auch ihnen Bescheid gesagt, dass Impmon wohl bald zurückkommen würde, doch damit, die beiden hier zu sehen, hatte niemand so wirklich gerechnet. „Endschuldigen Sie bitte alle“, meinte die alte Frau. „Ich fürchte, meine beiden Enkel wollten sich auch noch verabschieden.“ „Verabschieden?“, warf das kleine Mädchen ein. „Wir kommen mit!“, ergänzte ihr Bruder. „Aber, aber, Ai, Mako“, sagte die alte Frau nun, „wir haben doch schon darüber geredet. Ihr seid noch zu jung dafür.“ „Aber wir waren noch nie in der digitalen Welt“, jammerte Makoto. „Und wir wollen Impmon wiedersehen“, stimmte seine Schwester zu. Takato seufzte. Er konnte die Zwillinge sehr gut verstehen, sah bei ihnen aber auch, dass sie nicht nur zu jung waren, sondern auch allein deswegen in Gefahr waren, weil sie nie in der digitalen Welt gewesen waren und am Ende noch in einen Stream landen würden, da sie nicht hören wollten. „Wir werden euch Impmon mit zurück bringen“, meinte er und lächelte den beiden zu. „Ihr werdet sehen: Morgen habt ihr Impmon wieder.“ „Aber“, begannen beide wie aus einem Mund, als Shuichon zu ihnen hinüber ging und beiden jeweils eine Hand auf eine Schulter legte. „Macht euch keine Sorgen“, meinte sie mit hervorschwellender Brust. „Ich werde euch Impmon persönlich zurückbringen.“ „Aber du bist nicht viel älter als wir!“, beschwerten sich beide – erneut synchron. „Natürlich bin ich das!“, erwiderte Shuichon mit erhobenem Finger. „Ich bin schon in der dritten Klasse!“ „Wir sind auch schon in der Grundschule“, erwiderte Ai. „Und du kommst nicht mit!“, rief Jenrya resolut. Bevor nun Shuichon noch etwas erwidern konnte, meldete sich Ruki zu Wort. „Lass sie, Jian“, meinte sie und kam nun auch zu ihnen hinüber. „Was soll schon passieren?“ „Eben das wissen wir nicht“, antwortete Jenrya. „Aber du vertraust doch deinem Vater, oder?“, erwiderte Ruki und sah ihn an. „Ja, aber das heißt nicht...“, begann der junge Chinese, als Takato ihn vorsichtig unterbrach. „Ich bin mir sicher, dass alles gut gehen wird, also lass sie mitkommen. Ich glaube sowieso nicht, dass du sie davon abhalten kannst, sofern sie niemand festbindet.“ Shuichon nickte heftig. Daraufhin suchte Jenrya den Blick seines Vaters, der offenbar mit seiner Arbeit an der Konsole fertig war und nun nickte, was Jenrya zu einem ergebenem Seufzen brachte. Schon setzten Ai und Makoto an um erneut zu protestieren, doch in dem Moment ging die Tür erneut auf und Juri trat in Begleitung ihres Vaters ein. „Katou-san!“, rief Takato aus. Das Mädchen lächelte. „Guten Morgen, alle zusammen. Entschuldigt, dass wir etwas spät sind.“ „Das macht doch nichts“, erwiderte Takato schnell. „Wir sind ohnehin erst gerade fertig geworden“, meinte Janyuu. „Dann geht es jetzt los?“, rief Hirokazu ungeduldig aus. Reika lächelte. „Ja, dann geht es jetzt los. Nur Kenta sah sich verwirrt um. „Aber was ist eigentlich mit Ryou-san?“ „Akiyama Ryou lebt in Kitakyushu. Es ist nicht so einfach, für ihn hierher zu kommen“, meinte Yamaki. „Außerdem hat er durch seinen letzten Aufenthalt in der digitalen Welt einiges an Schulstoff verpasst und kann es sich kaum erlauben, noch einmal zu fehlen.“ „Ja, aber wenn wir doch morgen schon wieder zurück kommen“, begann Hirokazu. „Er kann sich nun wohl kaum her teleportieren“, grummelte Ruki. Daraufhin erwiderten weder Hirokazu noch Kenta etwas und Stille trat ein, während sich die Kinder vor den seltsamen Gerätschaften, die in der Mitte Raumes standen, versammelten. Das größte Stück war eine Art Bühne aus großen weißen Würfeln, bei der einige der offen herumliegenden Kabel zusammenliefen. „Um euch den geplanten Ablauf zu erklären“, begann Janyuu nun. „Wir haben euren Digimon wie bereits im Sommer Nachrichten zukommen lassen, dass ihr sie abholen werdet. Sie sollten auf der physischen Ebene auf euch warten.“ „Wenn ihr eure Partner habt“, fuhr an dieser Stelle Yamaki fort, „schickt ihr uns eine Nachricht und wir öffnen das Tor erneut, um euch mit euren Partnern zurück zu holen. Jenrya-kun hat einen Communicator dabei.“ Jenrya zog diesen aus seiner Tasche und zeigte ihn den anderen. „Wichtig ist, dass ihr euch um zurück zu kommen wieder an derselben Stelle versammelt, an der ihr angekommen seid“, ergänzte Yamaki nun, „da wir keine Möglichkeit haben, eure Position in der digitalen Welt zu orten.“ An dieser Stelle zeigte Kenta auf, als wäre er in der Schule. „Was ist denn?“, fragte Yamaki irritiert. „Was machen wir, wenn unsere Digimon nicht da sind?“, fragte Kenta und es war zugegebener Maßen eine Frage, die sich auch Takato gestellt hatte. „Dann schickt ihr uns sofort eine Nachricht“, antwortete Janyuu. Die Tamer sahen einander an. Jeder von ihnen dachte dasselbe: Sie konnten doch nicht einfach so ohne ihre Partner in die reale Welt zurückkehren. „Takato!“, hörte Takato nun die Stimme seiner Mutter, die mit den anderen Familienmitgliedern, sowie Ai und Makoto, die noch immer nicht besonders begeistert wirkten, an der Wand standen. „Ja?“, fragte Takato unsicher. „Versprich mir, dass ihr sofort zurückkommt, wenn irgendetwas nicht stimmt“, sagte sie und Takato zögerte. „Natürlich“, erwiderte er schließlich. „Ich verspreche es.“ Erneut wechselten die Tamer blicke und sahen zu ihren Eltern hinüber. „Ich verspreche es auch“, murmelte einer nach dem anderen – auch wenn keiner dabei besonders überzeugt klang. Doch zumindest eins wusste Takato: Er wollte nicht, dass sich seine Eltern seinetwegen noch mehr unnötige Sorgen machen würden, dass hatten sie schon im vergangenen Jahr genug. Aber erneut fragte er sich, was denn schon schief gehen sollte, wo sie nun doch kontrollierte Bedingungen hatten. „Wir werden das Tor hier öffnen“, erklärte Reika nun und zeigte auf das, was für Takato wie eine Bühne aussah. „Ihr müsst euch darauf stellen, bevor wir den Prozess einleiten.“ Die Kinder nickten. Noch einmal ging Takato zu seinen Eltern zurück, während auch die anderen zu ihren Eltern oder anderen Familienmitgliedern gingen um sich zu verabschieden. „Mach dir keine Sorgen, Okaa-san“, sagte Takato und lächelte seine Mutter an. „Morgen sind wir wieder da – versprochen.“ Dennoch hatte seine Mutter Tränen in den Augen, als sie ihn noch einmal umarmte. „Seid ja vorsichtig.“ „Natürlich“, erwiderte der Junge. „Und wenn ihr zurückkommt, warten wir mit Guilmon-Brot auf euch.“ Sein Vater klopfte ihm auf die Schulter. Daraufhin musste Takato lachen. „Das wird Guilmon freuen.“ So versammelten sich die Kinder schließlich auf der seltsamen Bühne und winkten ihren Eltern noch einmal zu. „Wir werden jetzt“, begann Yamaki zu erklären, als er die Konsole zu bedienen begann, doch in dem Moment wurde er von einer aufgehenden Tür unterbrochen. „Hey, wartet doch auf mich!“, rief jemand und als sie zur Tür sahen, stand dort Ryou, offenbar in Wandersachen gekleidet und mit einem Rucksack auf den Schultern. „Ich dachte, du kommst nicht“, grummelte Ruki. „Musst du nicht etwas für die Schule machen oder so?“ Ryou lief ohne auf eine Reaktion der Erwachsenen zu warten zu ihnen auf die Bühne. „Dann hättest du mich doch vermisst, Ruki-chan.“ „Sei ruhig!“, zischte das Mädchen und verschränkte – schon wieder – die Arme vor der Brust. „Weiß dein Vater, dass du hier bist, Akiyama-kun?“, fragte Janyuu. „Ja, natürlich“, erwiderte Ryou. „Er konnte mich nur nicht begleiten. Arbeit. Sie verstehen schon, Yamaki-san. Ich bin mit dem Flieger gekommen. Eigentlich sollte ich schon vor einer Stunde hier sein. Aber ich habe es gerade noch geschafft.“ Er machte das Victory-Zeichen mit der Hand und grinste breit. Yamaki sah ihn misstrauisch an und schien ernsthaft zu überlegen, das ganze erst einmal abzubrechen, doch irgendetwas bewog ihn dazu fortzufahren. „Ich leite den Prozess jetzt ein“, sagte er und stellte einige Dinge an der Konsole ein. Dann hörten sie ein lauter werdendes Surren. „Und denkt daran“, ermahnte Janyuu sie noch einmal, „ihr müsst an eure Ausgangspositions zurück, damit wir euch wieder hierher holen können.“ Ein letztes Mal winkten die Kinder ihren Eltern zu. Dann sahen sie auf einmal seltsame Zeichen um sich herumschwirren und im nächsten Augenblick war es, als wären sie von einem Sog erfasst worden, der sie sehr schnell nach unten zog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)