The Return von Alaiya (Die Rückkehr der Tamer) ================================================================================ Kapitel 1: Herbstsonne ---------------------- Die Herbstsonne strahlte warm und hatte bereits den Regen der letzten Nacht getrocknet, während Takato zusammen mit Hirokazu, Kenta und Juri auf dem Spielplatz nur einen Block von ihrer Grundschule entfernt saß. Sie hatten eine Matte vor sich ausgebreitet, auf der nun Digimonkarten lagen, während Takato und Hirokazu gegeneinander spielten. Es war Samstagvormittag und so hatten sie nun endlich einmal wieder Zeit etwas zusammen zu machen, ohne sich dabei um Hausaufgaben oder darum, dass sie zuhause noch helfen mussten, zu machen. „Ich spiele jetzt Devil's Chip auf Metal Greymon“, kündigte Takato an, als sie in die Kampfphase kamen, „und greife damit an.“ „Verdammt“, grummelte Hirokazu. „Ich habe keine Option Card mehr.“ Er sah auf die Anzeige seiner Punkte und seufzte. „Du gewinnst.“ „Du hast gut gespielt, Takato“, meinte Juri und lächelte ihm zu, was den Jungen sogleich erröten ließ. „Danke, Katou-san“, murmelte er. Hirokazu, der gerade dabei war, sein Deck neu zu mischen, bemerkte Takatos Verlegenheit und fing an zu kichern, ehe er Kenta etwas ins Ohr flüsterte. Kenta grinste ebenfalls und wandte sich nun wieder Takato zu, so leise, dass Juri es nicht hörte. „Du bist ja immer noch verliebt“, zischelte er hämisch, was Takatos Wangen noch röter anlaufen ließ. „D-Das ist gar nicht wahr!“, rief er aus und wich zurück. „Was?“, fragte Juri, doch gerade als Hirokazu ansetzte um eine weitere Bemerkung zu machen, hörten sie eine vertraute Stimme. „Hey! Takato! Hirokazu! Kenta! Katou-san!“, rief er, während er vom Rand des Spielplatzes auf sie zurannte und schwer atmend vor ihnen stehen blieb. Er stützte sich auf seinen Oberschenkeln ab, während er verschnaufte. „Ich habe dich gesucht, Takato“, keuchte er schließlich. „Und euch auch.“ „Uns gesucht?“, fragte Kenta verwirrt, während er seine Brille zurechtrückte. „Warum denn?“, ergänzte Hirokazu. Doch während die beiden Jenrya verwirrt ansahen, tat Takatos Herz einen Sprung. Konnte es etwa sein...? So aufgeregt, wie Jenrya war, ohne dabei in irgendeiner Form verzweifelt zu wirken... Noch bevor Takato jedoch seinen Verdacht äußern konnte, antworte Jenrya den beiden anderen: „Mein Vater hat es mir gestern erzählt. Er und Yamaki-san haben es gestern geschafft, ein stabiles Tor zur digitalen Welt zu öffnen.“ Für einen Augenblick herrschte überraschtes Schweigen, so als könnte niemand so ganz glauben, was ihr Freund gerade gesagt hatte. Es war genau das, was Takato vermutet hatte. Ein Tor zur digitalen Welt, ein Weg ihre Partner wieder zu sehen. Er konnte nicht anders, als breit zu grinsen, während sich Hirokazu und Kenta mit leuchtenden Augen ansahen. „Das heißt“, begann Kenta, was Hirokazu sogleich ergänzte: „wir können....“ Die beiden schlugen ihre Hände zusammen. „Unsere Digimonpartner wiedersehen!“ Begierig wandten sie sich wieder Jenrya zu: „Wann brechen wir auf?“ „Ich glaube, dass es nicht so einfach ist“, meinte Juri vorsichtig, als fiele es ihr schwer die Begeisterung der beiden Jungen zu hemmen. „Immerhin müssen wir eigentlich auch zur Schule und ich weiß nicht, ob man es dieses Mal zulässt, dass wir einfach so in die digitale Welt geht. Immerhin sind wir noch immer Kinder.“ „Aber wir sind die Kinder, die Tokyo vor D-Reaper gerettet haben!“, rief Hirokazu aus, doch Kenta legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Das waren eigentlich vorrangig Takato, Jenrya, Ruki und Ryou-san“, meinte er. Hirokazu warf ihm einen beleidigten Blick zu. „Ach was. Wir waren alle zusammen in der digitalen Welt! Und uns ist damals nichts passiert. Außerdem holen wir ja nur unsere Digimonpartner wieder, oder? Was soll dabei schon schief gehen.“ Er gestikulierte wild. „Ich meine, wir gehen in die digitale Welt und dann wieder raus! Das kann doch nicht so gefährlich sein!“ „Langsam, ihr beiden“, meinte nun auch Jenrya und machte eine besänftigende Geste. „Katou-san hat Recht. Ganz so einfach ist es nicht. Yamaki-san und mein Vater brauchen erst eine Erlaubnis, damit wir in die digitale Welt können. Außerdem wollen sie erst eine Nachricht an unsere Partner schicken.“ „Aber wann können wir dann in die digitale Welt zurück?“, fragte Kenta. „Ich weiß es noch nicht“, antwortete Jenrya. „Vielleicht in einer Woche. Vielleicht erst in einem Monat.“ Die beiden ließen die Köpfe hängen. Takato sah zu Juri hinüber, welche tatsächlich ebenfalls erfreut schien. Ihm kam das Verhalten von Hirokazu und Kenta unüberlegt vor. Selbst wenn sie warten mussten: Sie würden ihre Partner wiedersehen. Und er würde Guilmon wiedersehen! Doch Juri konnte Leomon niemals wiedertreffen. „Ein wenig können wir schon noch warten“, meinte er so an die beiden gewandt. „Immerhin wissen wir jetzt, dass es möglich ist und dass wir unsere Partner wiedersehen können.“ „Aber...“, begann Hirokazu, doch Kenta, der offenbar Takatos Blick zu Juri bemerkt und verstanden hatte, versetzte ihm einen Stoß in die Seite. „Takato hat Recht! Ein wenig länger zu warten macht doch nichts!“ Daraufhin seufzte Hirokazu und ließ die Schultern hängen. Juri wandte sich derweil Jenrya zu. „Hast du schon mit Ruki geredet?“ Zur Antwort schüttelte Jenrya den Kopf. „Noch nicht. Ich wollte jetzt zu ihr.“ „Dann komm ich mit.“ Juri stand auf, was Takato dazu brachte, es ihr gleich zu tun. „Ich auch!“ Hirokazu und Kenta blickten sich missmutig an und sahen dann zu den anderen. Schließlich seufzten sie. „Okay, okay. Wir kommen auch mit.“ So kam es dass die Gruppe etwa zwanzig Minuten später durch eine schmale Gasse zwischen zwei Gartenmauern im Nordwesten Shinjukus entlanglief, wo die meisten Häuser flach waren und von für tokyoter Verhältnisse enormen Grundstücken umgeben waren. Dabei war das Haus von Makino Rumiko, vor dem sie bald standen, jedoch eins der mit Abstand edelsten. Da die Tür in der Mauer, die auf das Grundstück selbst führte, wie meistens geschlossen war, mussten sie hier klingeln und warten, dass jemand über die Gegensprechanlage antwortete. Tatsächlich dauerte es fast eine Minute, ehe ein Knistern ihnen verkündigte, dass jemand an der Anlage abgehoben hatte. „Ja, hallo?“, ertönte eine ruhige Stimme, die fraglos Hata Seiko – Rukis Großmutter – gehörte. Als keiner von den anderen etwas sagte, ergriff Takato das Wort. „Hallo? Hier sind Takato, Jenrya und unsere Klassenkameraden. Wir wollten mit Ruki reden!“ „Mit Ruki?“, erwiderte die alte Frau. „Oh je...“ Sie schien zu zögern. „Kommt erst einmal rein.“ Ein Summen ertönte und sagte ihnen, dass die Tür zum Gründstück offen war, so dass sie in den großen, im altjapanischen Stil gehaltenen Garten treten konnten. Hata Seiko, die ganz offenbar ihre bequemsten Sachen angezogen hatte, wartete hier auf sie und lächelte ihnen entgegen. „Kommt erst einmal rein, wenn ihr wollt. Ich fürchte nur, Ruki ist heute nicht da.“ „Was?“ Takato sah sie an. „Aber wieso denn nicht?“ „Sie ist mit ihrer Mutter über das Wochenende nach Kyoto gefahren“, erwiderte Seiko, während die Kinder sich die Schuhe auszogen und auf die Veranda traten. „Oh je“, seufzte Juri. „Gibt es denn einen besonderen Grund, warum ihr mit ihr reden wollt?“, fragte die alte Frau und forderte sie mit einer Geste auf ihr in die Küche zu folgen. „Ja“, begann Jenrya, doch wurde er schon von Hirokazu unterbrochen, bevor er auch nur anfangen konnte zu erklären. „Wir können bald in die digitale Welt zurück!“ Seiko drehte sich zu ihnen um. „Tatsächlich?“ Sie musterte einen nach dem anderen ungläubig, doch als sie kein Anzeichen für einen Scherz erkennen konnte, nickte sie schließlich. „Ich verstehe. Ja, das ist tatsächlich etwas, was sie sofort erfahren sollte.“ Für einen Moment schwieg sie und dachte nach. „Setzt euch erst Mal. Ich bringe euch etwas Tee. Dann schaue ich, dass ich Rumiko auf dem Handy anrufe, damit ihr mit Ruki sprechen könnt.“ Als das Handy ihrer Mutter klingelte, stand Ruki zusammen mit ihrer Mutter, auf der großen Terrasse des Kiyomizu-dera. Sie verdrehte die Augen, als ihre Mutter ihr einen entschuldigenden Blick zuwarf und dann abhob. Wahrscheinlich war es wieder ihr Manager. Es wäre nicht der erste Urlaub, den sie wegen irgendeiner sich ergebenden Möglichkeit abbrechen oder verkürzen mussten. Bei diesem Gedanken war sie umso überraschter, als sie ihre Mutter sagen hörte: „Natürlich. Ja, sie steht neben mir.“ Sie wandte sich zu Ruki um. „Es ist für dich.“ Ruki zog eine Augenbraue hoch und nahm das Handy ihrer Mutter. „Ja, hallo?“, fragte sie, da sie nicht wusste, wer sie anrufen sollte. „Hallo, Ruki“, hörte sie die Stimme von Juri. „Alles in Ordnung, Juri?“, fragte sie sofort etwas besorgt. „Ja, ja, alles in Ordnung“, beruhigte Juri sie. „Es ist alles bestens.“ Doch Ruki war misstrauisch, da sie sich nicht vorstellen konnte, warum Juri sie anrufen sollte. „Wirklich? Ist etwas passiert?“ „Ja“, antwortete Juri. „Aber nichts schlimmes.“ Aus dem Hintergrund am anderen Leitungsende konnte Ruki eine andere Stimme hören, die sie als die Hirokazus erkannte. „Jetzt sag es schon!“ „Was?“, fragte Ruki gereizt und sehr wohl ahnend, dass mehr als nur Juri am anderen Leitungsende mithörten. „Jenrya hat es uns heute gesagt“, meinte Juri. „Sein Vater und Yamaki-san haben es geschafft, das Tor wieder zu öffnen.“ Auf diese Worte wusste Ruki nichts zu erwidern. So lange schon hatte sie die Hoffnung darauf eigentlich schon aufgegeben gehabt. Konnte es wirklich sein? „Ruki?“, fragte nun die Stimme Takatos. „Das ist gut“, presste Ruki schließlich heraus. „Wann brechen wir auf?“ „Das wissen wir noch nicht“, grummelte Hirokazu aus dem Hintergrund. „Jian sagt, wird brauchen erst eine Erlaubnis oder so.“ „Vater und Yamaki-san dürfen uns nicht einfach so losschicken“, meinte Jenryas Stimme. „Nicht während das Tor vom Government Building aus geöffnet wird.“ Natürlich hatte die Sache einen Harken, dachte Ruki. Doch war das nicht ihr einziger Gedanke. Denn gleichzeitig formte sich ein Entschluss in ihrem Geist: Wenn es einen Weg für sie gab, Renamon wiederzusehen, dann würde sie alles dafür tun. Wen kümmerten da schon irgendwelche Politiker oder wer es ihnen sonst verbieten würde. „In Ordnung“, hauchte sie schließlich in das Mobiltelefon. „Ihr... Ihr geht auch nicht ohne mich, oder?“ „Natürlich nicht!“, empörte sich Takatos Stimme sofort. „Gut“, erwiderte sie matt. „Wir sehen uns dann.“ Damit legte sie auf und rieb sich mit einer Hand die Freudentränen von den Wangen. Dabei hasste sie es doch zu weinen. „Ruki? Was ist denn?“, fragte ihre Mutter, während sie ihr das Handy wieder abnahm. Ruki lächelte sie an. „Ich werde Renamon endlich wiedersehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)