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Dreams Come True

von

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Planung und Party

Gut verhüllt in meinem schwarzweißen Jogginganzug kauere ich vor meinem Fenster und verstecke mich ein wenig hinter der bodenlangen Gardine. Mir ist es immer noch total peinlich, dass die anderen mich beim Wichsen gesehen haben und bin wahnsinnig froh, dass niemand wagt es anzusprechen.

„Wir sollten zuerst festlegen, was wir überhaupt zeichnen wollen. Welches Genre zum Beispiel?“, beginnt Nora und schaut in die Runde, während sie elegant mit überschlagenen Beinen auf meinem Bett sitzt. Inzwischen sind auch Irina und Pedro angekommen, die von meinem ungewollten Malheur zum Glück nichts mehr mitbekommen haben.

„Action!“, meint Noel, der verkehrt herum auf meinem Drehstuhl sitzt und sich von einer Seite zur anderen dreht.

„Romantik.“ Irina hat dabei ganz rosige Wangen.

„Fantasy...“, kommt es abwesend von Michail, der in einem meiner Manga liest und sich auf meinem Bett fläzt.

„Ecchi oder besser noch Hentai!“, meint Pedro begeistert. „Mädchen mit riesigen Titten und Tentakelmonster, die es ihnen besorgen!“

„Auf gar keinen Fall!“, meint Nora entschieden. Irina sieht inzwischen aus, als würde ihr Kopf gleich explodieren so rot ist sie im Gesicht.

„Was meinst du, Theo?“, will Nora von mir wissen. Alle sehen mich an und sofort muss ich wieder an meinen ungewollten freizügigen Auftritt im Badezimmer denken. Die sollen mich bloß nicht ansehen!

„Ke-keine Ahnung...“, murmele ich völlig neben der Spur.

„Was kannst du denn zeichnen? Es macht wenig Sinn irgendetwas anzufangen, was du überhaupt nicht zeichnen kannst!“, wendet Nora ein.

„Ich weiß nicht, ich habe immer nur so einfaches Zeug gezeichnet, nichts besonderes...“, gebe ich zu.

„Wir können auch einige Genre verbinden. Zum Beispiel Action und Romantik. Der Held muss seine Geliebte aus den Fängen ihrer Entführer retten und fertig. Beides ist drin...“, meint Michail nebensächlich und widmet sich wieder dem Manga in seinen Händen.

Ich sehe zu ihm und bemerke wie sein Shirt ein wenig hochgerutscht ist. Der Anblick seiner Bauchmuskeln ist gar nicht mal so übel. Mein Blick wandert weiter zu Noel, der gebannt Nora anschaut, welche an ihrem Druckbleistift knabbert, was gar nicht zu ihrem so korrektem Auftreten passt.

Neben ihr sitzen Irina und Stella die gespannt auf den Block in Noras Händen starren, als würde sie irgendein Staatsgeheimnis niederschreiben.

„Wir sollten es mit einer Kurzgeschichte versuchen. 12 bis 16 Seiten müssen für den Anfang reichen. Wir sollten klein anfangen!“, meint Nora und schaut zu mir. „Ich werde eine kurze Geschichte schreiben, die du dann zeichnerisch umsetzt.“

Langsam nicke ich.

„Gut, mir reichen erst mal grobe Skizzen. Kann ich mich hier irgendwo zurückziehen, um zu schreiben?“, fragt Nora in meine Richtung.

„Du kannst in mein Zimmer gehen!“, meint Stella begeistert und zerrt Nora eifrig vom Bett. „I-ich komme mit!“, meint Irina und folgt den beiden Mädchen aus dem Zimmer.

Stille kehrt ein. Ich höre das leise Rascheln des Papiers, wenn Michail die Seiten im Manga umblättert.

Als ich zu Noel sehe, erschrecke ich, denn er beobachtet mich. Ein Arm hängt locker herunter, den anderen hat er auf die Rückenlehne des Drehstuhls gelegt und seinen Kopf seitlich darauf gebettet. Verlegen erwidere ich seinen Blick und greife mit meiner Hand in den Nacken, um meinen Kopf ein wenig am Ärmel zu verstecken.

Noels Blick macht mich nervös. Was geht nur in ihm vor? Denkt er noch an vorhin? Verachtet er mich jetzt?

„Kann ich was trinken?“

Ich schaue auf und zu Michail, der sich aufgesetzt hat und mich erwartungsvoll ansieht. „Si-sicher! Klar doch!“, meine ich hastig und erhebe mich. Ich gehe zur Tür und laufe durch den Flur. Hinter mir höre ich Schritte. Verfolgt Noel mich jetzt etwa? Will er mit mir darüber sprechen? Was sage ich bloß?

Am Ende des Flures bleibe ich stehen. „Also, das war nicht...“

Mir bleiben die Worte im Hals stecken, als ich mich umdrehe. Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht Michail mich an. „Was war nicht?“, fragt er stirnrunzelnd.

Ich presse die Lippen fest aufeinander und starre zu Boden. Wie komme ich da nur wieder raus?

„Habt ihr Bier?“, erklingt plötzlich Pedros Stimme hinter Michail.

„Was? Äh, nein!“, erwidere ich überrascht.

„Mist!“, meint Pedro enttäuscht und geht an mir vorbei in die Küche. Ich folge ihm langsam, während er längst einen Blick in den Kühlschrank wirft.

„Wo sind eigentlich deine Eltern?“, fragt Pedro und sieht, vor dem Kühlschrank hockend, zu mir auf.

„Sie haben ihren Hochzeitstag und wollen mal ein Wochenende alleine sein.“ Mein Blick wandert zu Michail und huscht sofort wieder zu Pedro als Michail mich so interessiert ansieht. Das verwirrt mich nur. „Sie sind gestern weggefahren und kommen morgen früh wieder.“

Pedro sieht mich entgeistert an. „Theo! Du hast sturmfreie Bude und veranstaltest keine Party?“, fragt er mich ungläubig.

Ich zucke mit den Schultern. „Wozu? Außerdem sind Emma und Stella hier, das wäre nichts für die beiden.“

„Leute, das geht doch nicht! Ich gehe los und hole ein paar Getränke und was zum Knabbern!“, meint Pedro entschieden, erhebt sich und wirft die Kühlschranktür krachend zu.

Nun bin ich es der Pedro entgeistert nachsieht. Ich will keine Party feiern! Ich habe mich bei solchen Feten noch nie wohlgefühlt.

Ich laufe Pedro nach, doch der ist längst aus der Wohnung verschwunden. Michail taucht neben mir auf und starrt ebenfalls zur Wohnungstür. „Hm, der meint es wirklich ernst.“
 

„Wie jetzt? Eine Party?“, fragt Nora wenig begeistert, als sie von Pedros Plänen erfährt.

„Wieso nicht?“, wirft Noel ein. „Ist doch eine gute Idee!“

„Was haben wir denn zu feiern?“, frage ich mürrisch und noch weniger begeistert als Nora, die neben mir steht und ebenfalls eine lange Miene zieht.

„Stellt euch nicht so an! Das wird eine Feier zugunsten unseres Zirkels! Sozusagen als Einweihung!“, meint Noel mit einem breiten Grinsen und scheint sehr von seinem grandiosen Einfall überzeugt zu sein.

„Pedro braucht wohl noch eine Weile...“, meint Michail und lehnt lässig an der Wand im Flur. Wie schafft der Kerl das nur? Egal, wo er sitzt und steht er schaut wirklich jedes Mal zum Anbeißen aus. Ein Wunder, dass die Mädchen da noch nicht Schlange stehen. Ich wende schleunigst meine Augen von ihm ab.

„Kein Problem! Wir warten so lange und überlegen uns ein paar Spiele!“, erklärt Noel und legt unerwartet einen Arm um meine Schulter. Augenblicklich spüre ich wie mir ganz warm im Gesicht wird. Sein warmer nackter Arm berührt meinen Nacken und liegt locker auf meiner rechten Schulter. Mein Puls schlägt unterdessen wie ein Presslufthammer.

Noel zieht mich mit in mein Zimmer. Die anderen folgen uns. Wenn er mich noch länger so berührt, macht mein armes Herz nicht mehr lange mit. Auch wenn es mir schwer fällt winde ich mich aus seinem Griff und setze mich aufs Bett. Dass Noel sich direkt neben mir nieder lässt, macht die ganze Sache nicht unbedingt besser.

„Ich sehe nicht ein warum wir ausgerechnet jetzt feiern sollten!“, erklärt Nora und verschränkt die Arme vor der Brust. „Pedro will doch nur seinen Spaß haben und nimmt das alles hier nicht im geringsten ernst!“

„Gibt es jetzt doch eine Party?“, fragt Stella begeistert.

„Kommt schon, Leute! Das wird lustig und ist doch eine prima Idee um uns besser kennenzulernen!“ Noel stützt sich mit beiden Händen auf dem Bett ab und lehnt sich ein Stück nach hinten.

„I-ich denke, das ist eine gu-gute Idee...“, stottert Irina und blickt verlegen zu Boden. „Wir kennen uns ja noch nicht so gut.“

Sprachlos starren alle Irina an. Das ausgerechnet sie einer Party zustimmen würde, damit hat wohl niemand von uns gedacht!

Es klingelt an der Tür. Stella huscht von dannen und wenig später poltert Pedro in die Küche. Wir gehen zu ihm und ich staune nicht schlecht. Wie konnte er all das Zeug in nur so kurzer Zeit auftreiben?

Pedro verteilt die Flaschen an alle und reicht Stella eine Dose Fanta, die sie mit leuchtenden Augen entgegen nimmt und gierig die Lasche aufreißt. Sie stemmt eine Hand in die Hüfte und trinkt einen großen Schluck, um mit uns anderen mithalten zu können, was wir amüsiert mit einem Lachen quittieren.

„Also dann! Lasst uns das Wohnzimmer unsicher machen!“, meint Pedro und zusammen schleppen wir die ganzen Sachen dorthin und machen es uns gemütlich. Ich setze mich neben Irina auf das Sofa, die an ihrer Flasche nippt, aber ich habe keine Ahnung worüber ich mit ihr reden soll, also tue ich es ihr gleich und trinke einen großen Schluck von dem Bier.

Pedro stellt seine leere Flasche auf den Tisch und legt sie hin. „Wir machen ein Frage-Antwort-Spiel!“

Ich sehe ihn überrascht an. Wie konnte er das Bier in so kurzer Zeit trinken? Der Kerl verwundert mich immer mehr.

Die anderen sind jedenfalls einverstanden. Pedro dreht die Flasche. Das älteste Spiel der Welt, aber um einander besser kennenzulernen ist es eigentlich keine so schlechte Idee.

Die Flasche kommt vor Nora zum Stillstand.

„Okay!“, meint Pedro, lehnt sich im Sessel zurück und sieht Nora breit grinsend an. „Hast du einen Freund?“, fragt er direkt drauf los.

Nora sieht ihn entgeistert an. Zu ihrem Leidwesen hängen allerdings so ziemlich alle außer mir an ihren Lippen und warten gespannt auf ihre Antwort.

„Nein!“, meint sie kühl. „Ich wüsste auch nicht, was euch das anginge.“

„Na hör mal!“, wendet Pedro gespielt enttäuscht ein. „Wir wollen uns doch kennenlernen!“

„Ach und das gehört also dazu?“, fragt Nora verstimmt. Statt Nora beginnt Stella einfach die Flasche zu drehen, scheinbar kennt sie die Spielregeln noch nicht. Die Flasche zeigt auf Michail.

„Jetzt musst du ihn was fragen, Nora!“, erklärt Pedro gönnerhaft.

„Ich kenne das Spiel!“, faucht Nora ihn an. Hui, die Dame kann ja richtig zickig werden, stelle ich erstaunt fest.

„Also gut...“, murrt sie. „Ich habe ein paar deiner Zeichnungen im Internet gesehen. Du studierst Architektur, nicht wahr?“

„Das ist doch keine Frage, wenn du es schon weißt!“, meckert Pedro ungehalten.

Nora seufzt. „Machst du das wegen deinem Bruder?“, fragt sie Michail. Ich sehe zu ihm. Sieht er noch verschlossener aus als sonst? Verärgert schaut er Nora an. „Darauf werde ich nicht antworten!“, meint er kurzangebunden und steht auf. Er läuft aus dem Wohnzimmer und lässt uns einfach sitzen.

Ich stehe auf und folge ihm besorgt. Michail befindet sich im Flur und sieht zu mir als er mich bemerkt. Schweigend lehne ich mich neben ihn an die Wand. „Nora ist wohl etwas zu weit gegangen oder?“, frage ich ihn und beobachte Michail von der Seite. Er sieht stur an die Wand gegenüber und antwortet mir nicht.



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