Wer ist schon normal? von Ferun ================================================================================ Kapitel 1: Kein ganz normaler Tag --------------------------------- Eigentlich dachte ich, dass dieser Tag werden würde, wie jeder andere, aber ich irrte mich. Nichts sollte so bleiben wie es war! Midori: „Oh man.. Es ist doch immer das gleiche...“ Ich saß in der Schule, es war Pause und wie immer kam einer meiner Mitschüler zu mir wegen den Hausaufgaben. Das war ganz normal. Niemand in der Klasse, bis auf einige Ausnahmen, machten sie. Akiko: „Midori!“ Midori: „Hm?“, ich drehte mich zu Akiko um. Sie: „Darf ich Mathe von dir abschreiben?“ Es war nervig, aber ich wollte nicht unangenehm auffallen. Akiko fragte erneut: „Also? Darf ich?“ Eine kurze Zeit lang überlegte ich und sagte schließlich dann doch: „Aber sicher doch!“. Freudig antwortete Akiko: „Du bist die Beste!“ Das sagten sie alle immer und immer wieder. „Kein Thema.“ Ich schwieg und blieb zurück an meinem Tisch. Ich fragte mich, seit wann Akiko mit mir redete. Eigentlich ja nur, wenn es um Schule oder Hausaufgaben ging. So wie die meisten hier. Zwei weitere Mitschülerinnen fragten eben falls nach meinen Hausaufgaben. Sie lachten und bezeichneten mich als Streber. Es war zum aus der Haut fahren. Diese Welt war so falsch und oberflächlich, zwei gute Gründe Einzelgänger zu sein. Ich lachte und sagte: „ Das nenn‘ ich doch mal Teamwork, nicht wahr?“ Jedes Mal aufs Neue dachte ich mir, dass ich sie nicht alle töten kann, aber ich kann sie mit einem Lächeln verwirren. Mein Blick schweifte aus den Raum, raus auf die Bäume des Schulgeländes. Ich stützte meinen Kopf auf meine Hand ab und verlor mich in den Blättern der Bäume. Es war seltsam, obwohl ich lieber alleine sein wollte, sehnte ich mich nach jemanden dem ich vertrauen konnte, der mich fest hält. Es kann einen schon ziemlich verfressen, wenn man immer alleine ist. Plötzlich zuckte ich zusammen. Ein kreischender Haufen Mädchen hatte sich auf dem Flur versammelt. „Kyyyaaa! Seht ihr den süßen Typen da?!“ Skeptisch guckte ich zur Klassentüre. „Wow, sieht der gut aus!“ Immer noch kreischten die Mädchen. Ich lief auf den Flur und da sah ich ihn! Dieses Gefühl durchzog mich wie ein Blitz! Er sah wirklich unfassbar gut aus. Er hatte etwas längeren schwarzen Haare und einen lässige Still, außerdem hatte er ein Lippen- und ein Ohrpiercing. Ich bekam eine Gänsehaut und unsere Blicke trafen sich. Ich konnte gar nichts mehr sagen, ich fühlte wie mir die röte ins Gesicht schoss! Ein einziger Blick reichte und meine Beine waren weicher als geschmolzene Schokolade! Währenddessen spekulierten die anderen Mädchen, ob er neu auf der Schule war. Nach Mathe war Pause und ich verzog mich alleine mit meinen Gedanken aufs Gebäudedach. Es war so typisch, dass ich es nicht wert war beachtet zu werden. Langsam frage ich mich, wieso die Typen mich nicht wahrnehmen. Ich wollte grade um die Ecke biegen als ich plötzlich zwei Stimmen hörte. Jemand stritt sich auf dem Dach! Vorsichtig versuchte ich einen Blick auf die beiden Personen zu erhaschen. Es war unglaublich, da stand der Typ vom Flur mit einem recht attraktiven Mädchen! Er schrie: „Lass mich endlich in Ruhe!“, er atmete tief ein und fügte hinzu: „Es ist aus und vorbei!“ Das Mädchen antwortete ihm mit zittriger Stimme: „Aber.. aber das kann doch nicht dein Ernst sein?“ Aufgeregt presste ich die Luft zwischen den Lippen hindurch, mein Herz raste und ich krallte meine Hände in die Mauer. Das Mädchen find an zu weinen und brachte nur schluchzend einige Worte über ihre Lippen: „Bitte..! G-gib uns beiden noch eine Chance! Ich liebe dich doch!“ Allerdings blieb er hart zu ihr: „Nein. Meine Entscheidung steht endgültig fest. Und jetzt versch-... Hm?“ Er stoppte mitten im Satz. Schnell verschwand ich wieder hinter der Mauer und schluckte stark. Ob er mich wohl bemerkt hatte? „Hey! Kannst du dich vielleicht mir zuwenden? Ich habe dir immerhin grade meine Liebe gestanden, du Trampel!“, schimpfte sie ihn aus. Er reagierte gar nicht auf sie und murmelte: „Irgendwie fühle ich mich beobachtet...?!“ Ich wollte unbedingt wissen, wie es weiter ging zwischen den beiden und riskierte einen Blick. Doch schon stand er vor mir. „Buh!“ „Ah!“, ich schreckte auf. „Was hast du hier zu suchen?! Sag bloß, du hast und die ganze Zeit belauscht!“, seine Stimme zitterte vor Aufregung. „Äh.. also.. I-ich wollte nur.. ähm...?“, stammelt presste ich einige Wörter aus meinem Mund. Wieder war da dieses seltsame Gefühle. „DU! Was bist du den für eine blöde Tusse!? Lass gefälligst mich und meinen Schatz in Ruhe, klar!“, das Mädchen nahm eine aggressive Haltung an, ihre Stimme war scharf. Ich konterte: „Naja um es mal genau zu nehmen war das dein Schatz...“ „Wie bitte!? Was fällt dir ein! Willst du dich etwa mit mir anlegen?!“, sie ballte die Faust. „Äh, Leute?“, kleinlaut brachte auch er ein paar Worte raus. Weiterhin beschimpfe mich das Mädchen und weite dabei. „Jetzt sag doch auch mal was! Auf wessen Seite stehst du eigentlich!?“, brüllte sie. „Weiber..“, seufze er, griff nach meiner Hand und zog mich an ihn ran. „Schluss jetzt!“, fügte er hinzu. Diese Berührung fühlte sich komisch an, es war ungewohnt und dennoch fühlte es sich nicht schlecht an, ganz im Gegenteil, ich fühlte mich so wohl, dass es mir angst machte! „Sie ist der Grund, warum ich dich verlasse. Sie ist meine neue Freundin! Also lass sie endlich in Ruhe!“ Ich starrte ihn an und fragte: „Was..?“ Verwirrt schaute ich ihn an. Hatte er tatsächlich Freundin gesagt? Das kann doch nicht sein, was hatte das alles zu bedeuten? „Fahrt zur Hölle! Glaubt ja nicht, dass ihr einfach so damit durch kommt! Ihr werdet noch teuer dafür bezahlen! Darauf könnt ihr Gift nehmen!“, schrie das Mädchen und rannte weinend davon. „Ha! Deine billigen Drohungen kannst du dir sparen…“, seufzte er. „Sag mal spinnst du irgendwie ein bisschen?“, verärgert schnauzte ich ihn zusammen, nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu: „ Ich meine, du benutzt mich hier einfach so als deine Ausrede, dabei kennen wir uns nicht einmal! Außerdem darf ich jetzt den ganzen Mist ausbaden! Ihr Männer seid doch echt das Letzte!“ „Männer…? Ähm.. also eigentlich bin ich ja ein Mädchen..“, sagte sie und schaute zur Seite. Mein Blick wanderte über ihren Körper, kaum zu erkennen waren die scheinbar kleinen Brüste unter dem weiten Hemd. „D-dann.. stehst du also auf.. Mädchen?“, sprach ich und schluckte leicht. Ihr Blick veränderte sich und hörbar ärgerlich mutzte sie mich an: „Hast du etwa ein Problem damit?!“ Zunehmend unangenehmer wurde die Situation, das gefiel mir nicht besonders, dieses Gespräch entwickelte sich in eine Richtung die ganz und gar nicht gut war. „N-nein! Natürlich nicht! Ich.. wollte dir keineswegs zu nahe treten..“, unsicher lachte ich. „Sorry, aber mein Leben ist eben nicht so einfach, wie es vielleicht zu sein scheint..!“, immer noch blickte sie mich böse an. Ich schaute sie an und nach einigen Minuten der Stille traute ich mich dann sie zu fragen, wie sie das meinte. Sie erzählte mir, dass sie eines Abends mit einem Mädchen nachhause kam und sie dachte, dass ihre Mutter schon schlafen würde. Sie und das fremde Mädchen küssten sich im Flur und die Mutter kam aus der Küche und sah die beiden. Ihre Mutter warf sie raus, beschimpfte sie als unnormal und das sie erst wieder kommen solle, wenn sie normal wäre. Als Frau eine Frau zu lieben wäre abnormal und ekelhaft! Dadurch fiel sie in ein tiefes Loch der Verzweiflung. Sie stellte sich viele Fragen und ihre Lösung des Problems war es dann alleine zu bleiben und bloß niemanden zu nah an sich ran zu lassen. „Also wechselte ich die Schule, suchte mir eine eigene Wohnung und verdiene nun mein eigenes Geld, das allerdings kaum ausreicht. Allerdings will ich niemals wieder zurück! Ich will nur einfach alles vergessen.. Für immer!“, erzählte sie weiter und lief zum Geländer des Daches, ich ihr hinterher. „Es heißt doch, dass die Zeit alle Wunden heilt.. aber warum heilen meine dann nicht?“, fragten schaute sie mich an. In ihrem Blick, sah man die Trauer und Einsamkeit. „Aber… das ist ja total furchtbar!“, sagte ich während mir langsam die Tränen kamen. Flüsternd sagte sie: „Müsste ich nicht die Jenige sein, die jetzt heult…?“. „Ach, man muss nehmen was man bekommt. Alleine wohnen ist sowieso wesentlich cooler. Shit happens!“ Mit traurigem Blick schaute ich sie an. Sie tat mir so unendlich leid. Dann sprach sie weiter: „Eins haben ich aber daraus gelernt: Vertraue niemanden, denn sonst bist du verletzlich! Dem einzigen Menschen, dem du trauen kannst, bist du selbst. Alle anderen kommen doch sowieso nur z einem, wenn sie irgendetwas von dir wollen…“ Kaum hatte sie diesen Satz ausgesprochen, kamen mir die zahlreichen Male in den Kopf, an denen die anderen mich um die Hausaufgaben baten und mich dann doch danach wieder ignorierten und über mich herzogen. Sie dachte über die anderen, wie ich es tat. Ich verlor mich kurz in meinen Gedanken, doch sie riss mich aus der Trance. „Aber weißt du, was ich mich schon die ganze Zeit frage?“, sie lächelte mich an. „Hm?!“, verwirrt schaute ich sie an. „Naja, ich frage mich warum ich dir das alles eigentlich erzähle. Es ist, wie gesagt, nicht meine Art und wir kennen uns kaum.. Aber irgendetwas sagt mir, dass du verstehst wovon ich rede und das es auch gut bei dir aufgehoben ist…“, ihr Blick schweifte zurück zu mir: “Verrückt, nicht wahr? Wahrscheinlich flieg‘ ich jetzt wieder auf die Schnauze…“ Sie lachte. Ihr lächeln brachte mir erneut dieses seltsame Gefühl von Wärme. Ich schüttelte den Kopf: „Das ist ganz und gar nicht verrückt… Ich werd’s niemanden erzählen. Lass uns doch Freunde sein! Ich bin Midori. Und du bist…?“, ich streckte ihr meine Hand entgegen. „Freunde? Hatte ich mich eben vor meiner Ex nicht klar genug ausgedrückt…?“, sie grinste frech. Ohne Vorwarnung ergriff sie meine Hand und zock mich ruckartig an sie ran. Plötzlich spürte ich ihre Lippen auf meinen! „Wa-?“ Einen winzigen Moment starrte ich sie an, ihre Augen waren geschlossen und ich kniff meine zusammen. Ich spürte, wie ich begann zu zittern und sie löste den Kuss. Sie ging zurück zur Treppe die nach unten führte, blieb stehen und drehte sich um. „Auf eine erfolgreiche Beziehung. Man sieht sich. Ach, und bevor ich’s vergesse, ich bin Yumi!“, sagte sie und verließ das Dach. Ich verstand die Welt nicht mehr, mit zitternden Beinen und einem komischen Gefühl blieb ich alleine auf dem Dach zurück. Langsam führ ich mir mit dem Zeige- und Mittelfinger über meine Lippen. Kapitel 2: Eine furchtbare Nacht und ein mindestens genauso furchtbarer Tag --------------------------------------------------------------------------- Ring, Ring-Ring~! Eine Hand streckte sich zu dem laut klingelnden Wecker. Ein grummeln kam aus dem Deckenberg. „Wie.. es ist schon Morgen?“, gähnte ich und schob die Decke etwas zurück. „Ich bin total müde..“, seufzte ich und stand langsam auf. Es konnte doch nicht wahr sein, dass ich die ganze Nacht kein Auge zu tat, wegen diesem Mädchen! Ich merkte, wie ich errötete und meine Finger fast wie von alleine auf meine Lippen legten. Das war mein erster Kuss und so hatte ich mir ihn sicherlich nicht vorgestellt! Ich zog mich an und dachte weiter über das Geschehene nach. Erst der Kuss und dann ernennt sie mich quasi zu ihrer Freundin, die spinnt doch einfach! Und dabei bin ich nicht mal lesbisch! Ich fragte mich, warum sie und ihre Geschichte mir trotz alledem so Nahe? Normalerweise ließen mich solche Geschichten immer kalt. „ARGH!“, ich griff mir an den Kopf: „Ich glaube, mein Kopf platzt gleich!“ Schluss jetzt! Ich schüttelte den Kopf und ballte die Faust. Dieses Mädchen will mich doch sowieso nur verarschen! „Ich geh jetzt in die Schule!“, rief ich meiner Mutter zu. „Und dann vergesse ich den ganzen Mist…“, fügte ich flüsternd hinzu. Die Sache mit dem vergessen war allerdings gar nicht so einfach. Kaum war ich in der Schule angekommen, dachte ich wieder an sie. Mein einziger Gedanke war es, ihr jetzt bloß nicht in die Arme zu laufen. Ich lief über den Flur und mein Glück war anscheinend mal wieder im Urlaub, denn ich sah Yumi auf dem Flur. Grade wollte ich mich verziehen, als sie mich plötzlich bemerkte. „Hey, Mido-“, wollte Yumi rufen, doch eine Horde Mädels fing sie ab. Sie kreischend und eine umarmte sie sogar! „Kya! Da bist du ja!“, kreischte Kaori. Seufzend wollte ich mich von dannen machen, aber dann ergriff sie Yumis Hand. Ein komisches Gefühl durchfuhr mich. Kaori fragte:“ Ich will dich unbedingt kennen lernen. Bitte geh mal mit mir aus!“ Ich wollte nur noch das Akiko ihre Hände von Yumi nahm. „Aber immer doch!“, antwortete Yumi mit einem Grinsen. Was? Aber warum kümmert mich das jetzt? Es war doch von Anfang an klar, dass sie das alles nicht ernst meinte mit uns. Wieso schmerzt es denn nun? Yumi fügte hinzu: „Zumindest würde ich das sagen, wenn ich nicht bereits eine feste Freundin hätte!“ „Was?“, erstaunt schaute ich zu Yumi. Hysterisch schrie Kaori: „WAAAAAS?! Wer ist sie? Raus mit der Sprache!“ „Ach ihr kennt sie bestimmt! Es ist…“, noch bevor Yumi ihren Satz vervollständigen konnte, packte ich ihre Hand. „Halt! Bitte komm‘ mal mit mir mit!“, sagte ich und zog sie mit mir mit. „Wir haben da mal etwas zu klären, meine Liebe…!“ „Meine Liebe?“, sagten die drei Mädchen und schauten sich verwirrt an. Akiko warf die Frage in die Runde: „Was hat diese langweilige Streberin mit dem super heißen Typen zu tun?“ Das andere Mädchen antwortete: „Ich habe keine Ahnung…“ Yumi und ich verschwanden in einen freien Raum. Ich schaute sie an:“ Sag mal spinnst du!? Du kannst das doch nicht einfach so in der Schule rum erzählen!“ Yumi schaute mich mit einem Grinsen an und nahm mein Kinn in eine Hand: „Aber es stimmt doch? Wieso wirst du eigentlich so rot?“ „L-lass das…! Du hast Spaß daran mit irgendwelchen Leuten rumzuspielen, nicht wahr…?“, schüchtern schaute ich zur Seite. „Du meinst es ja doch nicht ernst…“, fügte ich kleinlaut hinzu. Plötzlich haute Yumi mit der flachen Hand gegen die Wand und stützte sich so ab. Ich erschrak und zuckte zusammen. Ihr Gesicht kam meinem näher und sie flüsterte: „Ach? Das heißt, wenn ich es Ernst meinen würde, dann wäre es für dich okay?“ „U-Unsinn…!“, presste ich ängstlich zwischen meinen Lippen hervor. Yumi kam näher auf mich zu, ergriff meine Hand und umarmte mich. Sie gab mir einen Kuss auf die Wange, wanderte mit ihrer Hand über die Konturen meines Körpers und küsste, dazu noch meinen Hals. Wieder wurden meine Beine weich und ich atmete schwer. Plötzlich berührte Yumi mich am Oberschenkel und schob dabei meinen Rock etwas hoch, ich zuckte zusammen. „…N-nicht… hör… auf…!“, befahl ich mit zittriger Stimme. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände, mit geschlossenen Augen bewegte sich ihr Gesicht auf meines zu. Ich spürte ihren Atem auf meinen Lippen. „Wa…-?“ Ein lauter Knall halte durch den leeren Raum. „NEIN!“, brüllte ich ihr und stand mit erhobener Hand vor ihr. „Ich… ich bin nicht lesbisch…!“, keuchte ich. „Ich bin normal!“ Kaum hatte ich dies gesagt, bereute ich es auch schon. Yumi lächelte mich traurig an und sagte: „“Normal“… verstehe. Alles andere ist selbstverständlich unnormal und pervers…“ Seufzend fügte sie hinzu: „Ganz ehrlich, so hätte ich dich nicht eingeschätzt, Midori…“ Traurig schaute Yumi zu Boden, drehte sich um und lief weg. „Warte, es war nicht so gemeint…!“, sprach ich schnell. Verdammt, wieso habe ich dies nur gesagt? „Vergiss es. Es war ein Fehler, dir alles zu erzählen. Lebe wohl.“, sagte Yumi noch und verschwand durch die Tür. Ich lief ihr ein Stück hinterher und bat sie so warten, aber sie ignorierte mich und ging einfach. „Verdammt… sowas muss wieder mal mir passieren…“, seufzte ich leise. Der Unterricht begann und ich konnte an nichts anderes mehr denken als an sie. Es tat mir so unsagbar leid, was ich gesagt hatte. Der Lehrer redete über Steigungen und Funktionen, aber dafür hatte ich nun wirklich keinen Kopf. Ich bin so dumm, schoss es mir durch die Gedanken. Ich wusste doch, dass sie darauf empfindlich reagiert… und trotzdem… habe ich ihre Gefühle verletzt… Meine Hand fing an zu zittern, starrte auf mein Blatt und meine Gedanken kreisten weiter um die vergangene Situation. Ding Dong! Endlich war der Unterricht zu ende. „Hey, Midori!“, sagte eine weibliche Stimme. Ich drehte mich um und vor mir stand Kaori: „W-was wollt ihr?!“ Bedrohlich stand Kaori mit ihren Mädels vor mir. Sie sah nicht besonders fröhlich aus. „Was läuft da zwischen dir und dem Neuen? Du denkst wohl, du kannst dich einfach so an ihn ranmachen? Reicht es dir nicht, dass du sowieso schon die besten Noten hast? Niemand mag solche Streber, wie dich. Also halt dich gefälligst von ihm fern!“, meckerte Kaori heftig weiter. „Was ich zu tun und zu lassen habe, entscheide ich immer noch selbst…“, versuchte ich zu kontern. Drohend erhob Kaori die Hand und wollte ausholen: „ Du wagst es…!“ Ich kniff die Augen stark zusammen vor Angst. „Was soll der scheiß!?“, sagte plötzlich eine bekannte Stimme. Es war Yumi! Ich schaute verängstigt an. „Äh… na ja, wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit… hehehe…“, versuchte sich Kaori raus zu reden. „Lass sie in Ruhe, sie hat euch nichts getan!“, sagte Yumi mit verärgerter Stimme. „Wir… ähm… hauen dann mal ab!“, sagte Kaori und schon verzogen sich die drei Mädchen. Stille kehrte ein und wir schauten uns nur an. Ich schaute zu Boden und wollte mich grade entschuldigen als Yumi mir zuvor kam. „Es tut mir leid!“, sagte sie und kratzte sich dabei am Kopf. „Wie?“, ich war erstaunt und irgendwie freute mich, dass Yumi anscheinend doch noch mit mir sprach. „Ich hab dich in die Sachen reingezogen, die nur mich betreffen und für die du rein gar nichts kannst. Außerdem habe ich dich für meine Eigenen Zwecke Benutzt… ohne auf dich und deine Gefühle Rücksicht zu nehmen…“, fügte sie hinzu und lächelte mich an. „Du warst für mich also im Prinzip nichts weiter als ein Spielzeug.“ Während sie dies alles aussprach, bemerkte ich wieder diesen seltsamen Schmerz. „Aber… keine Sorge, ich werde dich nie wieder belästigen. Pass bitte auf dich auf, ja?“, sprach sie und streichelte mir über den Kopf. Yumi drehte sich um und verschwand erneut. Alleine blieb ich zurück und schaute ihr nach. Ich konnte nichts zu all dem sagen. Ich war eine Närrin. Mir war von Anfang an klar, dass sie mit mir spielte. Eigentlich müsste ich jetzt froh sein, sie los zu sein. Aber warum verletzte es mich nun so? „… Bitte… geh… nicht…“, flüsterte ich bevor sie um die Ecke verschwand. Ich schaute zu Boden und plötzlich kamen die Tränen. Sie tropften auf den Boden. Warum tat mein Herz nur so weh…? Kapitel 3: Zerstörerische Vergangenheit --------------------------------------- Ich war nicht immer diejenige, die ich heute zu sein scheine. Meine Mutter wollte immer, dass ich Kleider oder Röcke trage, aber eigentlich fühlte ich mich in diesen Sachen immer unwohl. Alles Mädchenhafte an mir hasste ich einfach! „Yumi! Du siehst in dem Kleid wundervoll aus“, schwärmte meine Mutter. „Mama, muss das denn unbedingt sein?!“, fragte ich sie. „Na klar! Ich habe es dir doch deswegen gekauft!“, ergänzte meine Mutter. Immer wehrte ich mich mit Händen und Füßen gegen allem weiblichen Kram! In den ganzen Jahren wollte meine Mutter nicht wahr haben, dass ich nicht so Mädchenhaft war. Aber so richtig bewusst wurde mir das alles erst, als ich “sie“ traf. Bevor ich die Schule wechselte, war ich auf einer Mädchenschule. Es war Anfang des Schuljahres und meine Laune war endgültig an ihrem Tiefpunkt angelangt. Ich passte einfach nicht in diese Schule und schon gar nicht in diese Welt, das habe ich zu mindestens gedacht. Ich hatte einfach keine Lust mehr auf diese Schule, also zog ich mich zu sehnst zurück und lebte in meiner eigenen Welt. Eines Tages wurde ich dann von ihr angesprochen. „Warum denn so grimmig?“, fragte mich ein Mädchen mit kurzen blonden Haaren. „Was geht dich das an?“, antwortete ich ihr genervt. Sie ging in meine Klasse und sagte mir, dass ich immer so wirken würde, als wäre ich alleine und abwesend. Sie wollte meine Freundin sein und sich nach der Schule mit mir treffen. Ich lehnte ab. Sie fragte, wieso ich das nicht möchte und ich antwortete einfach, dass ich keine Lust hätte mich mit irgendwem zu treffen. „So leicht lasse ich mich bestimmt nicht abwimmeln! Ich gebe nicht eher auf, bis du mir eine Chance gibst!“, sagte sie und irgendwie fand ich das süß. „Na das will ich sehen!“, sagte ich mit einem unsicheren Lächeln. Sie konterte und meinte: „Das wirst du!“ Und so war es dann auch. Sie fing an, mir im Unterricht Zettelchen zu schreiben auf denen Sachen standen wie „Heute treffen nach der Schule?“ oder ähnliches. Sie blieb hartnäckig, obwohl ich nie auf diese Zettel reagierte. Irgendwann begrüßte sie mich morgens und gab mir einen Kuss auf die Wange! Eines Tages trafen wir uns dann auch außerhalb der Schule und aus der anfänglichen Freundschaft wurde schließlich mehr. Wir wurden ein paar und sie sagte mir, dass sie mich liebt. Ich erwiderte Kimikos Gefühle! Seit langer Zeit war ich wieder glücklich, ich fühlte mich unbeschreiblich frei. Doch wie sollte ich meiner Mutter nur alles erklären? Seit Vaters Tod, versuchte sie mehr als zuvor aus mir jemanden zu machen, der ich nicht war: Ein Mädchen, das irgendwann mal in einer heterosexuellen Ehe leben sollte! Einerseits wollte ich sie nicht enttäuschen, aber andererseits machte mich dieses Versteckspiel vor meinem wahren Ich allmählich kaputt! Nach langem hin und her entschied ich mich, dann doch ihr alles zu sagen. Ich dachte mir, dass wenn sie mich wirklich liebt, sie mich bedingungslos lieben würde mit all meinen Fehlern und Macken. Wenn sie mich also aufrichtig liebte, dann akzeptierte sie meine Entscheidung sicher… Also erzählte ich meiner Mutter von Kimiko. „Du, Mama… Ich habe da ein Mädchen kennen gelernt und naja… sie ist lesbisch…“, begann ich. Kaum hatte ich dies ausgesprochen, schrie meine Mutter, dass ich mich gefälligst von diesem Mädchen fern halten solle. Also verleugnete ich nicht nur meine Sexualität, sondern auch die Liebe zu Kimiko, zumindest vor meiner Mutter. Ich hasste meine Mutter dafür, dass sie mir jeden Tag aufs Neue das Gefühl gab “unnormal“ zu sein. Vielleicht war ich aber auch selbst schuld an meinem Unglück. Ich war einfach zu feige, meiner Mutter die Wahrheit zu sagen. Ich wollte nur noch weg von zuhause. Mir ging alles durch den Kopf, vor allem aber, dass ich unbedingt mit Kimiko reden musste. Am liebsten wäre ich mit ihr durch gebrannt. Ich lief zu ihr, doch auf dem Weg dorthin sah ich etwas, was ich lieber nicht gesehen hätte. Ich erwischte Kimiko knutschend auf der Straße mit einem Kerl! Schlimm genug, dass sie mich hinterging, aber dann auch noch mit einem Typen… Das brach mir nun wirklich endgültig das Herz. Trotz dieser Tatsache, konnte ich nicht mit ihr schluss machen. Ich schwieg und nahm etwas Abstand von ihr. Mir wurde schnell klar, dass ich so nicht weiter leben konnte! Und dies auch gar nicht wollte! Niemand mehr sollte auf meinen Gefühlen her rumtrampeln! Also fasste ich einen Entschluss! Ich ließ mir die Haare schneiden, piercte mich und so wurde ich ein anderer Mensch. Mir wurde alles egal, was mir einst wichtig war. Egal ob es meine Mutter oder Kimiko war. Es interessierte mich nicht, was meine Mutter dazu sagte, sei es wenn es um Schule oder um mein Äußeres ging! Es zählten für mich nur noch Dinge, wie Parties, Zigaretten, Alkohol und Sex! Es fühlte sich an wie ein Dauerrausch! Das ich nur vor den Problemen davon lief und mich in irgendwelche Sachen hinein stürzte war mir durch aus bewusst. Allerdings wollte ich nur noch den Schmerz vergessen… Egal wie! Ich wurde Gefühlskalt und ein Zuhause hatte ich gar nicht mehr. Ich übernachtete überall lieber als zuhause! Sei es in Bars, Clubs, Bahnhöfen oder bei den Mädels mit denen ich schlief. Es schien so, als hätte das alles so ewig weiter gehen können, doch ich tat einen riesen Fehler und kehrte eines Nachts doch nachhause zurück. Allerdings war ich nicht alleine. Ich hatte mal wieder eines der vielen Mädchen verführt und nahm diese mit nach Hause. Sie wollte lieber noch oben, doch ich wollte sie gleich im Flur nehmen. Doch dann stand plötzlich meine Mutter im Flur und sah absolut nicht begeistert aus! Sofort brach ich das mit dem Mädchen ab. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Meine Mutter hielt mir einen Stunden langen Vortrag. Sie sagte sagen wie, das sie sich frage, was sie als Mutter alles falsch gemacht habe. Ich wollte immer nur das Beste für dich, sagte sie außerdem noch. Dazu kam dann, dass ich mich verunstaltet hätte und mich nur noch rum treiben würde. Ich wusste, dass sie Recht hatte, aber ich wollte es nicht wahr haben, schließlich tat ich all das nur um Kimiko zu vergessen. „Aber was wirklich die Krönung ist, ist das du es wagst in diesem Haus mit einem MÄDCHEN aufzukreuzen!“, sprach meine Mutter und wütend und schreiend fügte sie hinzu: „Einfach nur widerlich! Du ekelst mich an! Und jetzt geh‘ mir gefälligst aus den Augen! Und komm erst dann wieder, wenn du NORMAL bist!“ Mit diesen Worten, hatte mich meine Mutter dann aus dem Haus geworfen. Ich war endgültig ganz alleine! Eine Zeit lang stand ich noch vor der Haustüre und starrte sie an. Mit gesunkenem Blick lief ich durch die Straßen und landete letzten Endes auf einer Parkbank. Ich wusste nicht mehr, wie lange ich dort gesessen habe und nachdachte. Alles was ich hatte, hatte ich innerhalb weniger Minuten verloren. Umso mehr ich dies alles realisierte, desto mehr wurde mir gleichzeitig bewusst, dass ich nun endgültig frei war! Nun konnte ich mein Leben in die eigenen Hände nehmen. Ich beschloss, dass es Zeit wurde für einen Neuanfang. Also suchte ich mir eine Wohnung und ging auf eine staatliche Schule. Doch der erste Tag, war schon anders als ich es mir vorgestellt hatte! Die Mädchen sahen mich und kreischten laut los. Alle taten sie das, bis auf eines. Sie stand da und schaute mich an. Ihr Blick war voller Leid und Traurigkeit, sie regte sich nicht. Sie stand nur da. Sie sah trotz ihrer traurigen Augen sehr süß aus und die Schuluniform stand ihr gut. Ihre langen Haare trug sie offen und sie hatte einen Pony der ihr in Fransen ins Gesicht hing. Sie war wirklich hübsch, dachte ich mir, doch ich erinnerte mich an das mit Kimiko und schaute schnell weg. Dieses Mädchen durfte nicht in meinen Kopf eindringen und schon gar nicht in mein Herz! Es gab nun wichtigeres als irgendwelche hübschen Mädchen. Ich wollte mit meiner Vergangenheit abschließen und mich auf meinen Job und die Schule konzentrieren, denn die Wohnung musste ich schließlich selber bezahlen. Danach tat ich etwas, was schon längst überfällig war, ich schloss mit Kimiko ab, indem ich mit ihr schluss machte. Doch wie durch einen Zufall, traf ich dieses Mädchen wieder. Aber meine Vergangenheit holte mich schließlich doch immer wieder ein. Ich spielte ein bisschen mit diesem Mädchen und kurze Zeit später sagte sie, sie sei nicht lesbisch… Sie sei “normal“. Und bevor ich noch mehr Unheil anrichten konnte, ließ ich sie lieber in Ruhe und ließ meine Trauer und Wut an mir aus. Ich weinte sogar manchmal, doch diese Tränen sah niemand und sollte auch nie jemand bemerken! Kapitel 4: Seltsame Gefühle und gescheitertes Versteckspiel ----------------------------------------------------------- Es ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Eine männliche Stimme sprach mich an: „M-Midori…?“ Erschrocken führ ich zusammen und drehte mich um. „Sota…?“, ich schaute ihn an. „Was machst du denn noch hier? Der Unterricht ist doch schon längst vorbei…?“, frage er. „Ich… ich hab‘ nur noch ein wenig nachgedacht… nicht so wichtig… Und was treibst du hier?“ Er ergriff plötzlich meine Hände und schaute mich ernst an. „Midori… ich beobachte dich schon länger… und irgendetwas bedrückt dich doch…?“ Verwirrt lächelnd schaute ich in an. „W-Was? So ein Quatsch! Wie kommst du den darauf?!“ War es wirklich so offensichtlich? „Du lügst! Es ist bestimmt wegen Kaori und ihrer gemeinen Truppe! Die machen dich doch schon die ganze Zeit fertig, weil sie neidisch auf deine Noten sind?!“ „Nein… Und selbst wenn, wäre mir das wirklich egal!“, sagte ich und fügte leise hinzu: „Ich bin’s ja gewohnt…“ Er sah irgendwie anders aus als sonst, so angespannt. „Es ist wirklich alles in Ordnung. Aber trotzdem danke, dass du dich so lieb um mich kümmerst.“, sagte ich und hoffte, dass ihn das beruhigen würde. „Midori, ich muss dir etwas sagen“, sprach er plötzlich. Immer noch hielt er meine Hände fest. Ich spürte einen leiten druck. „Ich…“, begann er erneut. Verwirrt schaute ich ihn an. Ich hatte absolut keine Ahnung was er wollte. „Ich… lie…be…“, stotterte er, doch ich wandte mich ab. Irgendwie hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Ich schaute zu der offenen Tür und man konnte kurze schwarze Haare sehen. Yumi! Endlich bekam ich eine Chance mit ihr zu reden! Sofort ergriff ich diese und lief los, während ich das tat rief ich Sota zu: „Entschuldige, Sota! Aber ich muss los“ Verwirrt blieb er zurück. Ich rannte über den Flur. Keuchend sah ich auf den leeren Flur. Niemand war zu sehen. Hatte ich mir das alles nur eingebildet? Langsam fragte ich mich, was ich hier tat. Traurig schaute ich zu Boden und dachte daran, dass ich wohl besser heimkehren sollte um zu lernen. Meine Blick immer noch zu Boden gerichtet lief ich gegen jemanden. „Es tut..!“, ich wollte mich grade entschuldigen, als ich merkte wer da vor mir stand. Es war Yumi, doch sie beachtete mich nicht mal richtig. Sie schaute mich an, drehte sich um und ging. Ich schaute ihr hinterher und fragte mich nur noch warum. Warum war sie so kalt? Wieso redete sie nicht mehr mit mir? Warum vertrautest du mir erst deine Geschichte an, küsstest mich dann, wenn du jetzt so tatst als würden wir uns nicht einmal mehr kennen…? Mir kamen die Tränen. War das alles wirklich nur eine einzige Lüge gewesen? Ich konnte das weder glauben, noch akzeptieren! Und das wollte ich auch nicht! Eine Zeit lang verfolge ich Yumi immer in ein Café namens Beanery. Ich fand heraus, dass sie dort arbeitete und beschloss sie mal näher zu beobachten. Ich wollte unbedingt wissen, woran ich bei ihr dran war. Also verkleidete ich mich als Junge mit zerrissenen Hosen, Brille, einem falschen Schnurrbart und dazu noch eine Mütze. Ich setzte mich an einem Tisch und beobachtete Yumi. Ihre Ex Kaori war seltsamer weiße auch da. Das gefiel mir gar nicht. Was wollte diese Mädchen nur hier in diesem Café? Dachte sie ernsthaft, dass sie noch einmal eine Chance bekommen würde bei Yumi, nachdem sie Yumi so dreckig behandelt hatte? Echt unglaublich! Die beiden unterhielten sich eine kurze Zeit lang und Kaori packte Yumi am Arm. Ich haute mit den Fäusten auf den Tisch und murmelte: „Lass gefälligst deine Pfoten von ihr…!“ Zugleich wunderte ich mich über mein Verhalten. Was war nur los mit mir? Warum war ich in letzter Zeit nur so empfindlich, wenn es um Yumi ging…? Kann es vielleicht sein, dass ich… Nein! Das war voll kommen unmöglich! Weiter beobachtete ich die Beiden. Kaori zog Yumi am Arm und wollte mir ihr raus gehen, soviel konnte ich noch mit hören. Ich haute mir auf die Beine und ballte die Fäuste stark. Nein, es war alles okay. Die beiden passten einfach super zusammen und es war mir verdammt nochmal egal, was mit Yumi war! Die Beiden verließen das Café und ich lief ihnen einige Minuten später nach. Als ich jedoch draußen war, konnte ich sie nicht mehr entdecken. Plötzlich höre ich Yumis Stimme hinter mir sagen: „Kannst du mir mal verraten, was das Theater soll?“ „Yumi?!“, erschrocken fuhr ich rum, sie rauchte und war an die Wand gelehnt. Ich hatte sie nicht bemerkt. „Midori?“ Verzweifelt stammelte ich los: „Ähm…, ich meine… ich weiß nicht, wovon Sie sprechen…? Wer ist Midori?!“ Sie erhob die Hand und griff nach dem falschen Bart und riss ihn mir vom Gesicht. „Aua! … Ach was soll’s“ Ich nahm die Mütze ab und die Brille. „Und… Was ist mit Kaori…?“, frage ich zögernd nach. Yumi presste den Rauch der Zigarette durch ihre Lippen und sagte dann: „Ich hab‘ sie natürlich weggeschickt…“ Ich war erleichtert und brachte nur ein aha über meine Lippen. „Aber trotzdem würde mich noch immer interessieren, was das eben sollte?“, harkte sie skeptisch nach. „Naja… Ich… Ich möchte, dass wir uns bitte wieder vertragen!“, schrie ich ihr schon beinahe ins Gesicht. „Aber… si einfach geht das nicht. Hast du schon vergessen, was vorgefallen ist…?“ „Nein… a-aber… Es gibt da etwas, was mir einfach keine Ruhe mehr lässt… und was ich unbedingt wissen muss, weil… du mir nicht egal bist…“, antwortete ich ihr und merkte nur wie mein Kopf wohl knallrot anlief. Sie sagte nichts. Faste sich nur an den Nacken und dann lächelte sie plötzlich. Ich hoffe, dass sie endlich was sagen würde. Schließlich sagte sie, mit deutlich erheiterten Stimme: „Du bist wirklich süß!“ Während sie dies sagte, streichelte sie mir zärtlich über die Wange. „W-was?“, verdutz sah ich sie an. Mein Herz pochte wie wild. „Wir reden weiter, wenn meine Schicht zu Ende ist, ja? Hast du eventuell Lust auf ‚nen kostenlosen Kaffee?“ Yumi tätschelte mir den Kopf und ging voran. „Ja!“, antwortete ich glücklich. Kapitel 5: Eingestehen ---------------------- „So, da bin ich. Sorry, dass es so lange gedauert hat.“, sprach Yumi und entschuldigte sich dafür, dass ich warten musste. „K-kein Problem! Und… wo gehen wir jetzt hin…?“ „Ehm… ich weiß nicht… Wir könnten zu mir, da wären wir immerhin alleine.“ „Wie…?! G-ganz allein…?“ Wieder schlug mein Herz so schnell. Yumi schaute mich mit einem seltsamen und mir unbekannten Blick an. Was sie wohl dachte? „Denkst du jetzt an versautes Zeug?! So unschuldig bist du dann ja doch gar nicht.“, sagte sie lachend. „Was!? N-Nein!“, kam es mir erschrocken über die Lippen, wie konnte sie nur sowas von mir denken? „Hey. Beruhig dich. War doch nur ein Witz. Und was mich betrifft: Ich tu‘ dir schon nichts. Hab‘ ja gesagt, dass ich dich nicht mehr belästigen werden.“, fügte sie gelassen hinzu. Ich schluckte stark. Zögernd antwortete ich ihr: „Okay… Dann lass uns gehen…“ „Aye aye!“ Warum bin ich nur so schrecklich nervös? Mein Herz schlägt so schnell, wenn ich in ihrer Nähe bin, aber wieso? Ich… ich versteh das alles einfach nicht. Das kann nur eine Einbildung sein. Genau! Nach einigen Minuten laufen, kamen wir dann in eine Straße in der sie wohnt. „Nur herein in die gute Stube. Setzt dich schon mal. Möchtest du was trinken?“, rief sie und zeigte in einen Raum. Ein kleiner Flur war ziemlich schlicht gehalten. Ich ging in den Raum in den sie gezeigt hatte und kam in das helle Wohnzimmer. Es war ebenfalls schlicht eingerichtet, aber trotzdem war es gemütlich. Ich setzte mich auf die Couch. „Danke, ich möchte nichts trinken.“, antwortete ich ihr nach einiger Zeit. „Schau dich nicht zu genau um, es ist nicht aufgeräumt!“ „Ach quatsch, du müsstest mal mein Zimmer sehen.“ Zu Nehmens wurde ich nervöser, Yumi kam mit einer Tasse Kaffee zurück. „Also schieß los! Ich bin ganz Ohr.“, sagte Yumi zu mir. Gedanken verloren presste ich meine Hände auf den Schoss. „Midori…?!“ „Ah! Ehm… Warum hast du mir so viel von dir erzählt, obwohl ich doch nur ein Spielzeug für dich war?!“, fragte ich sie. Ich zitterte stark und sagte dann noch: „War das auch nur Mittel zum Zweck oder ehrlich gemeint…?“ Sie sagte nichts, es schien als würde sie überlegen. Hätte ich doch besser nicht gefragt. Eigentlich kenne ich ihre Antwort ja bereits und trotzdem bin ich so naiv, dass ich es einfach nicht wahr haben will. „Ach das. Das hab‘ ich schon so gemeint.“, antwortete sie schließlich. „A-Aber warum hast du’s ausgerechnet mir erzählt? Es hätte doch jede andere auch sein können?“, harkte ich nach. „Naja ich schätze das liegt daran, dass du einfach anders bist.“ „Anders?“ „Ja. Du drängst dich nicht so in den Vordergrund, wie alle anderen. Du bist einfach ruhiger einfühlsamer und erwachsener als der ganze Rest. Eben anders. Und ich mag Menschen die anders sind.“ Sie mag mich! Meine Augen fingen an zu leuchten. „Aber was das Beste ist: Dank dir konnte ich endlich meine Ex Kimiko loswerden! Hehehe!“ Na toll… „AH! Und sie wird Rache nehmen, dabei bin ich doch komplett unschuldig!“, erinnerte ich mich an Kimikos Worte. „Ach Kimiko sagt viel, wenn der Tag lang ist. Zum Beispiel “ich liebe dich“ und im nächsten Moment springt sie mit ‚nem Typen in die Kiste.“ „Soll das heißen, sie…?“ „Vergiss es! Es tut nichts zur Sache… Viel wichtiger ist, dass du weißt, dass es mir echt wahnsinnig Leid tut. Das alles war einfach total scheiße von mir! Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.“, sprach Yumi und schaute mich an wie ein kleiner Welpe. Yumi, du Idiotin. Wenn du mich mit diesem Hundeblick anschaust, dann kann ich doch gar nicht anders. „J-ja klar. Schließlich hab ich auch Dinge gesagt, die nicht okay waren.“ „Schnee von gestern Lass es uns doch einfach vergessen und von vorne anfangen.“ „O-Okay…“ Wir redeten noch eine Weile zusammen, bis es schließlich Abend war. „Also dann…“, sagte ich und wollte mich verabschieden. „Komm gut nach Hause, ja?“ „Ja… Ciao…“ „Warte!“, sagte sie und hielt mich am Arm fest. „Sehen wir uns dann Morgen in der Schule?“ „Ja! Bis dann.“ Auf dem Weg nachhause dachte ich viel über das nach was heute passiert war. Was machte ich mir eigentlich noch weiter vor? Anscheinend hatte ich mich tatsächlich in Yumi verliebt. Kapitel 6: Geheime Wünsche -------------------------- „Midori, ich muss dich mal was fragen.“ „Ähm… ja klar, was gibt’s denn…?“, antwortete ich Yumi nervös. Ich schaute zu Boden, als sie sanft mein Kinn in ihre Hand nahm. „Du stehst doch auf mich, nicht wahr?“, sprach sie ruhig. “W-Was?“, stammelte ich mit hochrotem Kopf, mein Puls raste! „N-Nein… ich… ich meine d-doch…“ „Sag jetzt nichts mehr…“, erwiderte sie mit ruhiger Stimme und zog mich näher an sich ran. Ihre Lippen bewegten sich auf meine zu. Mein ganzer Körper glühte und zitterte vor Anspannung. Dann endlich berührten sich unsere Lippen. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, denn es fühlte sich einfach zu schön an. Ich krallte mich in ihr Shirt und sie hielt mich in ihren Armen. Stupste meine Lippen mit ihrer Zunge an und dann… RIIIIIIIIIIIIIING ~!!! „Hm?!“, grummelte ich. Langsam öffnete ich die Augen. Was zum?! War das alles nur ein Traum?! Erschreckt fuhr ich auf. Ich war urplötzlich hellwach und saß kerzengrade im Bett. In den Händen knetete ich nervös die Decke. Ich atmete tief ein und schnell wieder aus, dabei ließ ich den Kopf hängen. Jetzt träumte ich sogar schon von ihr. Ich konnte nicht in sie verliebt sein… Niemals! Sie war doch ein Mädchen! Schnell machte ich mich fertig für die Schule. „Also, ich geh‘ dann mal los! Bis später, Mama!“, sagte ich zu meiner Mutter gab ihr einen Kuss auf die Wange und lief los. „Bis später, mein Schatz! Sei bitte zum Essen pünktlich da!“, rief sie mir noch nach. „Okay!“ Auf dem Weg zur Schule machte ich mir einige Gedanken. Vielleicht bewertete ich das Gespräch von gestern zu sehr über, vielleicht waren es doch nur freundschaftliche Gefühle…? Als ich in der Schule war und gerade zu meinem Raum laufen wollte, als ich einen Menschenauflauf sah. Mitten drin stand Yumi! Sie redete mit Kaori. „Bitte! Du musst “Ja“ dazu sagen!“, sagte Kaori zu Yumi. Worüber sie wohl redeten? „Äh.. also ich weiß ja nicht…“, antwortete Yumi ihr. Was wollte Kaori den jetzt schon wieder von ihr? Kann sie nicht einfach mal abhauen? „Midori…?“, sprach Yumi zu mir, doch ich hörte sie nicht. In Gedanken war ich schon wieder bei dem Traum. Wieso musste ich ausgerechnet jetzt daran denken? Geht weg! Lasst mich in Frieden ihr blöden Gedanken! „Hey, alles okay bei dir?“, sagte Yumi zu mir und haute mir leicht mit der Handseite auf den Kopf. Wuah! Ich musste mich zusammen reißen! Sie sollte doch nichts merken. „Ähm.. Also ich…“, stammelte ich. „Midori… Welche Freude, dich zu sehen…“, knurrte Kaori mich an. Sie schob mich zur Seite und wandte sich dann wieder Yumi zu: „Wie auch immer… Du kommst doch, oder? Es wird bestimmt toll!“ Kommen? Wovon redeten die denn nur? „G-Guten Morgen, Midori“, sprach eine Jungenstimme mich an. „Sota?“ „Gehst du auch auf die Party…?“, sagte er und sah dabei ziemlich verkrampft aus. „Party?“, fragte ich verdutzt nach. „Ja, die ganze Oberstufe ist eingeladen.“, antwortete er und gab mir einen Zettel auf dem stand: Oberstufen-Party Wann? Kommenden Freitag Wo? Aula Beginn? 21Uhr Zahle Eintritt, bekomme Alkohol umsonst! Ich starrte auf den Zettel. Ich unterhielt mich weiter mit Sota. Yumi murmelte: „Wer ist der Kerl…?“ „Du meinst Sota? Der geht mit Midori und mir in eine Klasse. Ein totaler Nerd, wenn du mich fragst. Er und sie würden das perfekte Paar ergeben.“, antwortete Kaori Yumi lachend. „Aha…“, sagte sie etwas angespannt und fügte dann hinzu: „Also Kaori, ich denke, dass ich zu deiner Party kommen werde.“ „Was echt?!“, freute sich Kaori. „Aber natürlich nur, wenn Midori auch kommt!“, sprach sie weiter und umarmte mich dabei von hinten.Sota und Kaori blieb der Mund offen stehen und beide riefen: „WAS?!“ Mein Herz raste erneut. Ach Yumi… „Ähm… ich weiß nicht…“, sagte ich verunsichert. „Midori!“, knurrte mich Kaori erneut an. „Okay! Ich komme!“ War es Yumi etwa so wichtig, dass ich auch hin ging…? Es klingelte zum Pausenende. „Oh, der Unterricht beginnt gleich“, sagte Kaori, packte mich am Arm und zog mich hinter sich her. Ich wollte nur zu gerne wissen, was Yumi jetzt dachte. In der Mittagspause ging ich aufs Dach um mich zu entspannen und um in Ruhe Hausaufgaben zu machen. Als eine Mitschülerin zu mir kam und mich um die Physik Mitschriften bat. „Vielen Dank für deine Mitschriften, Midori! Ich wäre sonst für die Klausur echt aufgeschmissen gewesen!“, sagte sie. „Ach, das ist doch kein Problem“, antwortete ich mit einem Lächeln. „Also bye!“ „Ciao…“, alleine blieb ich zurück. „Hahaha! Dumme Kuh!“, rief sie im weg gehen. Als ich Yumi auf dem Dach bemerkte, rauchte sie, wie sie es so oft tat. Ich schluckte stark, als sie auf mich zukam. „Hey. Sag mal, hast du jetzt dann noch was vor?“, sprach sie mich mit einem Lächeln an. „I-Ich wollte jetzt dann eigentlich noch für die Klausur Morgen lernen…“, quetschte ich unter erstaunen durch meine Lippen. Wie peinlich! Hoffentlich hatte sie von vorhin nichts mitbekommen. „Ach komm. So wie ich dich kenne, bist du bestens vorbereitet. Außerdem muss ich heute mal nicht arbeiten.“ Ihre dunkelbraunen Augen funkelten mir entgegen. Bitte hör auf mich so anzuschauen! Dieser verdammte Hunde-… Ach was! Welpenblick! Ich kann so doch unmöglich “Nein“ sagen… „O-okay…“, sagte ich leise. „Super!“, freute sich Yumi. Dass sie mich von sich aus gefragt hatte machte mich irgendwie verdammt glücklich. Nach der Schule trafen wir uns in einem Café. Wir bestellten und unterhielten uns. „Eine Frage: Kommt sowas wie vorhin eigentlich öfter vor…? War ganz schön krass…“, sagte sie schließlich. „Was?“ Sie hatte es also doch mitbekommen! „Ähm… naja. Hin und wieder vielleicht mal. A-Aber das ist wirklich halb so wild! Ich bin’s gewohnt.“, beschämt schaute ich auf meine Tasse. „Aber… ich versteh nicht, warum du das mit dir machen lässt…“, sprach sie nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. Verlegen antwortete ich ihr: „Vielleicht, weil ich irgendwo noch immer hoffe, dass es jemanden gibt, der mich so mag wie ich bin und dem ich auch vertrauen kann… Weißt du, es fiel mir immer schwer auf Menschen zuzugehen. Bereits im Kindergarten war ich allein. Dadurch, dass ich mich so zurückzog, wollte natürlich auch keiner mit mir befreundet sein.“, erzählte ich ihr. „Das nahm mich sehr mit deswegen nahm ich einmal meinen ganzen Mut zusammen und wollte mich in die Gruppe eingliedern. Doch als ich sie fragte, ob ich mitspielen dürfte, wollten sie mich nicht dabei haben. Ich sollte sie alle in Ruhe lassen, weil sie dachten, sie wären nicht gut genug für mich gewesen, dabei war ich einfach nur zu schüchtern und zu ängstlich um auf sie zu zugehen.“, schilderte ich weiter:“ Das ganze hinterließ bei mir so große Spuren, dass ich aus Angst vor Ablehnung, nie wieder einen Schritt auf irgendwen Zutat. Die Schuld suchte ich ausschließlich bei mir. Aber ich konnte trotzdem nicht aus meiner Haut. Deswegen konzentriere ich mich so stark aufs Lernen… Und nun bin ich eben die Streberin, die ab und an mal für die Schulunterlagen herhält… Manchmal, a frage ich mich, warum ich überhaupt noch hier bin. Wenn ich weg wäre, würde es ja sowieso niemanden auffallen… Tut mir leid, das klingt alles total verrückt! Mit mir scheint wohl irgendwas schief zu laufen…“. Ich lachte leise und verunsichert. „Bitte hör auf…“, sagte schließlich Yumi. „W-Wie?“ Oh nein, bestimmt war sie jetzt total genervt! Ich wurde nervös, weil ich Angst hatte vor ihrer Antwort. „Mach dich doch nicht so nieder… Nur weil du schüchtern bist, ist das kein Grund dich so zu behandeln. Was ich sagen will: Mit dir läuft absolut gar nichts falsch… Du bist perfekt so, wie du bist. Also gib‘ dir nicht für alles die Schuld…“ Sie machte mir Mut und Hoffnung mit ihren Worten. Ich hatte das Gefühl, dass mir mein Herz fast vor Freude aus der Brust sprang. „O-Okay… danke“, sagte ich leise. „Was die Strebersache angeht: Lass dich nicht so leicht ausnutzen! Und falls sie dich nicht in Ruhe lassen, können sie was erleben! Dafür werd‘ ich dann höchstpersönlich sorgen!“ „O…okay…“ Warum konnte ich ihr das alles mit so einer Leichtigkeit anvertrauen? Und warum kümmerte sie das überhaupt…? Es ist wirklich zwecklos. Es hat einfach keinen Sinn, wenn ich mir einredete, dass sie nur eine Freundin war. Aber das konnte doch nie und nimmer funktionieren, außerdem wird sie meine Gefühle sowieso nicht erwidern und trotz alle dem machte ich mir ernsthaft Hoffnung. Nach dem Kaffee gingen wir noch in der Stadt etwas spazieren und redeten über allerlei Dinge. „Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht! Ist ja schon fast wieder dunkel!“ „Dunkel…? AH! Verdammter Mist!“, rief ich fast panisch aus. „Was ist los?“ „Meine Mutter hat extra gekocht, ich sollte längst daheim sein!“ „Oh… Tut mir Leid… Ich hab‘ dich schließlich aufgehalten… Schieb‘ die Schuld einfach auf mich. Sag, da gibt’s so ‚ne Verrückte, die heute unbedingt deine Gesellschaft wollte!“, sagte sie mit einem Lächeln. Wieder klopfte mein Herz wie wild. „In Ordnung… aber dann musst du noch mit zu mir kommen!“ Ihr lächeln raubte mir noch den Verstand! Kapitel 7: Schmetterlinge oder doch noch Raupen? ------------------------------------------------ „Du, Midori… Soll ich da jetzt wirklich mit reingehen…?“, verunsichert lief Yumi hinter mir her. „Wieso nicht…?“ „Na ja… Sagen wir’s mal so… Ich bin nicht gerade der Umgang, den sich Eltern für ihre Kinder wünschen würden… Ich will dich einfach nicht schlecht dastehen lassen, verstehst du?“ „Aber… mir egal, was meine Eltern dazu sagen würden. Die Hauptsache ist doch, dass ich dich mag…? U-Und… ich mag dich wirklich sehr gern…“, sprach ich zu ihr und drehte mich um. Sie stand ganz nah an mir dran. Sie streichelte mir zärtlich über dem Kopf. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Oh Gott… Wie soll ich mir da bitteschön keine Hoffnungen machen? „S-Sollen wir dann langsam reingehen?“, erwiderte ich mit zittriger Stimme. „Ja!“ „Wir müssen leise sein…“, flüsterte ich, als wir ins Haus kamen. „Midori! Junges Fräulein! Weißt du eigentlich, wie spät es ist?!“, hörten wir plötzlich eine Frauenstimme. Oh nein, jetzt gibt’s Ärger! „Papa und ich wären beinah‘… oh?!“, find meine Mutter an rum zu motzen als sie plötzlich Yumi sah hörte sie plötzlich auf. „Ähm… Guten Abend, dass Ihre Tochter zu spät ist, ist meine Schuld. Es tut mir wirklich leid, wenn ich Ihnen deshalb Umstände bereitet habe…“, antwortete Yumi ihr ruhig. Yumi… Das hättest du doch nicht machen brauchen. „Ach, na wenn das so ist, kann ich ja gar nicht mehr böse sein! Kommen Sie nur herein, junger Mann!“, sagte sie und ergriff Yumis Hände. „Mama! Das ist kein…!“, rief ich. „Das wird aber auch echt mal Zeit, Midori.“, flüsterte meine Mutter mir zu und fügte laut hinzu: „Sie bleiben doch sicher zum Abendessen?“, sagte meine Mutter freudig. „MAMA!“, brüllte ich. Es ist besser, wenn sie es gleich weiß… „A-Also… es ist so, dass…“, versuchte ich zu erklären. „…dass ich kein Typ, sondern ein Mädchen bin…“, erklärte Yumi weiter. Yumi, obwohl du Angst davor hattest, stellst du dich der Situation und das alles nur für mich. Meine Mutter prustete los. „M-Mama?!“ „Entschuldigt! Das ist mir jetzt aber wirklich peinlich! Naja, ob Junge oder Mädchen, ich freue mich, dass du Anschluss gefunden hast, Midori! Ach und natürlich darf auch sie gern zum Essen bleiben!“, sprach meine Mutter. Jetzt fiel mir wirklich eine Stein vom Herzen. „Vielen Dank, aber ich…“, sprach Yumi und unterbrach ihr reden, weil ich sie am Arm fest hielt. „Midori?“, fragte sie verwundert? „B-Bitte… bleib…“, bat ich sie. Eine Weile lang sagte niemand ein Wort. „Na gut…“, seufzte Yumi. „Juhuuuu!“, rief ich vor Freude aus. Yumi blieb zum Essen und lernte dann noch meinen Vater kennen, der Abend hätte wirklich nicht mehr besser laufen können. Nun war ich tatsächlich mit ihr alleine in meinem Zimmer. Wir saßen auf dem Bett und schwiegen. Mein Herz schlug wie verrückt, als Yumi endlich was sagte: „Deine Eltern sind nett. Sie lieben dich wirklich sehr… Ich hätte auch gerne so eine Familie…“ Ihre Stimme klang etwas traurig und melancholisch. „Na, dann sind wir von nun an einfach deine Familie.“, sagte ich schüchtern. „Pass auf, sonst nehme ich das wohl möglich noch zu Ernst.“, sprach Yumi und strich sich unsicher den Nacken. An ihrem Arm sah ich einige Kratzer, die allerdings nicht wirklich Normal zu sein schienen. Ich griff nach ihrer Hand: „Was… ist passiert…?“ „Gar nichts!“, wich sie mir aus. Sie schaute zu Seite, ihr Blick war voller Schuld und Leid. Es überkam mich einfach und ich umarmte sie. Ich krallte mich regelrecht an sie, ich merkte wie mir die Tränen kamen. „D-Du musst dich dafür nicht rechtfertigen, es ist völlig okay, wenn du nicht darüber reden möchtest.“, sagte ich mit zittriger Stimme. „Ich will einfach nur, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin, wenn irgendwas ist!“, fügte ich mit heiserer Stimme zu. Sie nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. „Nein, schon in Ordnung. Ich denke, ich kann dir vertrauen…“, begann sie. „Weißt du, diese ganze Wut und der ganze Hass hat sich so sehr in mir angestaut, dass ich nicht wusste, wohin damit. Und manchmal fühle ich mich komplett leer… Fast, als wäre ich tot, deswegen ist es der einzige Ausweg, um wieder ins Leben zurückzukehren… Verstehst du? Ich will nicht sterben… Aber bevor ich diesen Druck nicht mehr aushalte, lös‘ ich das besser so.“, erklärte Yumi mir. „U-und was, wenn du die Kontrolle verlierst?“, hackte ich nach. Sie hatte mich inzwischen los gelassen und starrte nun auf ihre Ritzer. „Was dann?! Das wird schon nicht passieren…“ Sie wirkte verkrampft. „Was, wenn doch?!“, brüllte ich ihr ins Gesicht und ich konnte die Tränen nun nicht mehr zurück halten. Mit zitternden Fingern krallte ich mich tiefer in ihr Shirt. „Bitte… Versprich mir, dass du das ab jetzt nicht mehr tust. Komm lieber zu mir, wenn’s dir schlecht geht…“, ich schaute ihr nicht ins Gesicht. Sie nahm meine Hand und ich schaute ihr ins Gesicht. „Na gut. Aber nur, wenn du jetzt aufhörst zu weinen. Ich kann es nämlich nicht ertragen, wenn Mädchen weinen.“, sie nahm mein Gesicht dabei zärtlich in ihre Hände. „O-okay…“, presste ich durch meine Lippen. „Alles wieder gut?“ Sie schaute mir tief in die Augen. Langsam bewegten sich unsere Lippen aufeinander zu. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Doch bevor sich unsere Lippen berührten, schreckte ich zusammen. Von unten hörte man einen lautes Poltern und die Stimme meiner Mutter halte durch das Haus: „Oh verdammter Mist! Diese verflixten Teller!!“ Mit hochrotem Kopf drehte ich mich weg. Sie war mir so nahe gewesen, dass ich ihren Atem auf meinen Lippen spüren konnte. Still saßen wir auf meinem Bett, niemand sagte ein Wort. „Ich… sollte wohl besser langsam mal nach Hause gehen…“, sagte Yumi dann schließlich. „Was…!? Warum?“, erschrocken sah ich zu ihr. Hatte ich was falsch gemacht, schoss es mir nur so durch den Kopf. „Naja… Es ist doch schon relativ spät und außerdem hast du doch Morgen deine Klausur?“ „Ja…“, traurig blickte ich zu Boden, ich wollte nicht, dass sie jetzt schon ging. Ich wollte sie bei mir haben! „Und… ich soll dich wirklich nicht begleiten, bei der Dunkelheit?“, sagte ich als wir im Flur standen. „Nein, ich denke, ich komm‘ schon zurecht! Wie ’n wehrloses Mädchen seh‘ ich ja sowieso nicht aus.“, antwortete sie leise lachend. „Okay… Dann pass bitte trotzdem auf dich auf…“ Ich hätte sie am liebsten nochmal umarmt, aber ich traute mich einfach nicht. Plötzlich schlug sie ihre Arme um mich und umarmte mich. Sie flüsterte mir ins Ohr: „Vielen Dank für den schönen Tag. Schlaf gut und bis Morgen…“ Ich umarmte sie ebenfalls und lächelnd verabschiedete ich mich von ihr. Ich lief in mein Zimmer zurück und war überglücklich. Doch was wäre passiert, wenn meine Mutter die Teller hätte nicht fallen gelassen? Hätten wir uns dann geküsst? Und wenn ja, hätte es eine Bedeutung für Yumi gehabt? Mit diesen Gedanken schlief ich lächelnd ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)