Wer ist schon normal? von Ferun ================================================================================ Kapitel 7: Schmetterlinge oder doch noch Raupen? ------------------------------------------------ „Du, Midori… Soll ich da jetzt wirklich mit reingehen…?“, verunsichert lief Yumi hinter mir her. „Wieso nicht…?“ „Na ja… Sagen wir’s mal so… Ich bin nicht gerade der Umgang, den sich Eltern für ihre Kinder wünschen würden… Ich will dich einfach nicht schlecht dastehen lassen, verstehst du?“ „Aber… mir egal, was meine Eltern dazu sagen würden. Die Hauptsache ist doch, dass ich dich mag…? U-Und… ich mag dich wirklich sehr gern…“, sprach ich zu ihr und drehte mich um. Sie stand ganz nah an mir dran. Sie streichelte mir zärtlich über dem Kopf. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Oh Gott… Wie soll ich mir da bitteschön keine Hoffnungen machen? „S-Sollen wir dann langsam reingehen?“, erwiderte ich mit zittriger Stimme. „Ja!“ „Wir müssen leise sein…“, flüsterte ich, als wir ins Haus kamen. „Midori! Junges Fräulein! Weißt du eigentlich, wie spät es ist?!“, hörten wir plötzlich eine Frauenstimme. Oh nein, jetzt gibt’s Ärger! „Papa und ich wären beinah‘… oh?!“, find meine Mutter an rum zu motzen als sie plötzlich Yumi sah hörte sie plötzlich auf. „Ähm… Guten Abend, dass Ihre Tochter zu spät ist, ist meine Schuld. Es tut mir wirklich leid, wenn ich Ihnen deshalb Umstände bereitet habe…“, antwortete Yumi ihr ruhig. Yumi… Das hättest du doch nicht machen brauchen. „Ach, na wenn das so ist, kann ich ja gar nicht mehr böse sein! Kommen Sie nur herein, junger Mann!“, sagte sie und ergriff Yumis Hände. „Mama! Das ist kein…!“, rief ich. „Das wird aber auch echt mal Zeit, Midori.“, flüsterte meine Mutter mir zu und fügte laut hinzu: „Sie bleiben doch sicher zum Abendessen?“, sagte meine Mutter freudig. „MAMA!“, brüllte ich. Es ist besser, wenn sie es gleich weiß… „A-Also… es ist so, dass…“, versuchte ich zu erklären. „…dass ich kein Typ, sondern ein Mädchen bin…“, erklärte Yumi weiter. Yumi, obwohl du Angst davor hattest, stellst du dich der Situation und das alles nur für mich. Meine Mutter prustete los. „M-Mama?!“ „Entschuldigt! Das ist mir jetzt aber wirklich peinlich! Naja, ob Junge oder Mädchen, ich freue mich, dass du Anschluss gefunden hast, Midori! Ach und natürlich darf auch sie gern zum Essen bleiben!“, sprach meine Mutter. Jetzt fiel mir wirklich eine Stein vom Herzen. „Vielen Dank, aber ich…“, sprach Yumi und unterbrach ihr reden, weil ich sie am Arm fest hielt. „Midori?“, fragte sie verwundert? „B-Bitte… bleib…“, bat ich sie. Eine Weile lang sagte niemand ein Wort. „Na gut…“, seufzte Yumi. „Juhuuuu!“, rief ich vor Freude aus. Yumi blieb zum Essen und lernte dann noch meinen Vater kennen, der Abend hätte wirklich nicht mehr besser laufen können. Nun war ich tatsächlich mit ihr alleine in meinem Zimmer. Wir saßen auf dem Bett und schwiegen. Mein Herz schlug wie verrückt, als Yumi endlich was sagte: „Deine Eltern sind nett. Sie lieben dich wirklich sehr… Ich hätte auch gerne so eine Familie…“ Ihre Stimme klang etwas traurig und melancholisch. „Na, dann sind wir von nun an einfach deine Familie.“, sagte ich schüchtern. „Pass auf, sonst nehme ich das wohl möglich noch zu Ernst.“, sprach Yumi und strich sich unsicher den Nacken. An ihrem Arm sah ich einige Kratzer, die allerdings nicht wirklich Normal zu sein schienen. Ich griff nach ihrer Hand: „Was… ist passiert…?“ „Gar nichts!“, wich sie mir aus. Sie schaute zu Seite, ihr Blick war voller Schuld und Leid. Es überkam mich einfach und ich umarmte sie. Ich krallte mich regelrecht an sie, ich merkte wie mir die Tränen kamen. „D-Du musst dich dafür nicht rechtfertigen, es ist völlig okay, wenn du nicht darüber reden möchtest.“, sagte ich mit zittriger Stimme. „Ich will einfach nur, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin, wenn irgendwas ist!“, fügte ich mit heiserer Stimme zu. Sie nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. „Nein, schon in Ordnung. Ich denke, ich kann dir vertrauen…“, begann sie. „Weißt du, diese ganze Wut und der ganze Hass hat sich so sehr in mir angestaut, dass ich nicht wusste, wohin damit. Und manchmal fühle ich mich komplett leer… Fast, als wäre ich tot, deswegen ist es der einzige Ausweg, um wieder ins Leben zurückzukehren… Verstehst du? Ich will nicht sterben… Aber bevor ich diesen Druck nicht mehr aushalte, lös‘ ich das besser so.“, erklärte Yumi mir. „U-und was, wenn du die Kontrolle verlierst?“, hackte ich nach. Sie hatte mich inzwischen los gelassen und starrte nun auf ihre Ritzer. „Was dann?! Das wird schon nicht passieren…“ Sie wirkte verkrampft. „Was, wenn doch?!“, brüllte ich ihr ins Gesicht und ich konnte die Tränen nun nicht mehr zurück halten. Mit zitternden Fingern krallte ich mich tiefer in ihr Shirt. „Bitte… Versprich mir, dass du das ab jetzt nicht mehr tust. Komm lieber zu mir, wenn’s dir schlecht geht…“, ich schaute ihr nicht ins Gesicht. Sie nahm meine Hand und ich schaute ihr ins Gesicht. „Na gut. Aber nur, wenn du jetzt aufhörst zu weinen. Ich kann es nämlich nicht ertragen, wenn Mädchen weinen.“, sie nahm mein Gesicht dabei zärtlich in ihre Hände. „O-okay…“, presste ich durch meine Lippen. „Alles wieder gut?“ Sie schaute mir tief in die Augen. Langsam bewegten sich unsere Lippen aufeinander zu. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Doch bevor sich unsere Lippen berührten, schreckte ich zusammen. Von unten hörte man einen lautes Poltern und die Stimme meiner Mutter halte durch das Haus: „Oh verdammter Mist! Diese verflixten Teller!!“ Mit hochrotem Kopf drehte ich mich weg. Sie war mir so nahe gewesen, dass ich ihren Atem auf meinen Lippen spüren konnte. Still saßen wir auf meinem Bett, niemand sagte ein Wort. „Ich… sollte wohl besser langsam mal nach Hause gehen…“, sagte Yumi dann schließlich. „Was…!? Warum?“, erschrocken sah ich zu ihr. Hatte ich was falsch gemacht, schoss es mir nur so durch den Kopf. „Naja… Es ist doch schon relativ spät und außerdem hast du doch Morgen deine Klausur?“ „Ja…“, traurig blickte ich zu Boden, ich wollte nicht, dass sie jetzt schon ging. Ich wollte sie bei mir haben! „Und… ich soll dich wirklich nicht begleiten, bei der Dunkelheit?“, sagte ich als wir im Flur standen. „Nein, ich denke, ich komm‘ schon zurecht! Wie ’n wehrloses Mädchen seh‘ ich ja sowieso nicht aus.“, antwortete sie leise lachend. „Okay… Dann pass bitte trotzdem auf dich auf…“ Ich hätte sie am liebsten nochmal umarmt, aber ich traute mich einfach nicht. Plötzlich schlug sie ihre Arme um mich und umarmte mich. Sie flüsterte mir ins Ohr: „Vielen Dank für den schönen Tag. Schlaf gut und bis Morgen…“ Ich umarmte sie ebenfalls und lächelnd verabschiedete ich mich von ihr. Ich lief in mein Zimmer zurück und war überglücklich. Doch was wäre passiert, wenn meine Mutter die Teller hätte nicht fallen gelassen? Hätten wir uns dann geküsst? Und wenn ja, hätte es eine Bedeutung für Yumi gehabt? Mit diesen Gedanken schlief ich lächelnd ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)