Wer ist schon normal? von Ferun ================================================================================ Kapitel 1: Kein ganz normaler Tag --------------------------------- Eigentlich dachte ich, dass dieser Tag werden würde, wie jeder andere, aber ich irrte mich. Nichts sollte so bleiben wie es war! Midori: „Oh man.. Es ist doch immer das gleiche...“ Ich saß in der Schule, es war Pause und wie immer kam einer meiner Mitschüler zu mir wegen den Hausaufgaben. Das war ganz normal. Niemand in der Klasse, bis auf einige Ausnahmen, machten sie. Akiko: „Midori!“ Midori: „Hm?“, ich drehte mich zu Akiko um. Sie: „Darf ich Mathe von dir abschreiben?“ Es war nervig, aber ich wollte nicht unangenehm auffallen. Akiko fragte erneut: „Also? Darf ich?“ Eine kurze Zeit lang überlegte ich und sagte schließlich dann doch: „Aber sicher doch!“. Freudig antwortete Akiko: „Du bist die Beste!“ Das sagten sie alle immer und immer wieder. „Kein Thema.“ Ich schwieg und blieb zurück an meinem Tisch. Ich fragte mich, seit wann Akiko mit mir redete. Eigentlich ja nur, wenn es um Schule oder Hausaufgaben ging. So wie die meisten hier. Zwei weitere Mitschülerinnen fragten eben falls nach meinen Hausaufgaben. Sie lachten und bezeichneten mich als Streber. Es war zum aus der Haut fahren. Diese Welt war so falsch und oberflächlich, zwei gute Gründe Einzelgänger zu sein. Ich lachte und sagte: „ Das nenn‘ ich doch mal Teamwork, nicht wahr?“ Jedes Mal aufs Neue dachte ich mir, dass ich sie nicht alle töten kann, aber ich kann sie mit einem Lächeln verwirren. Mein Blick schweifte aus den Raum, raus auf die Bäume des Schulgeländes. Ich stützte meinen Kopf auf meine Hand ab und verlor mich in den Blättern der Bäume. Es war seltsam, obwohl ich lieber alleine sein wollte, sehnte ich mich nach jemanden dem ich vertrauen konnte, der mich fest hält. Es kann einen schon ziemlich verfressen, wenn man immer alleine ist. Plötzlich zuckte ich zusammen. Ein kreischender Haufen Mädchen hatte sich auf dem Flur versammelt. „Kyyyaaa! Seht ihr den süßen Typen da?!“ Skeptisch guckte ich zur Klassentüre. „Wow, sieht der gut aus!“ Immer noch kreischten die Mädchen. Ich lief auf den Flur und da sah ich ihn! Dieses Gefühl durchzog mich wie ein Blitz! Er sah wirklich unfassbar gut aus. Er hatte etwas längeren schwarzen Haare und einen lässige Still, außerdem hatte er ein Lippen- und ein Ohrpiercing. Ich bekam eine Gänsehaut und unsere Blicke trafen sich. Ich konnte gar nichts mehr sagen, ich fühlte wie mir die röte ins Gesicht schoss! Ein einziger Blick reichte und meine Beine waren weicher als geschmolzene Schokolade! Währenddessen spekulierten die anderen Mädchen, ob er neu auf der Schule war. Nach Mathe war Pause und ich verzog mich alleine mit meinen Gedanken aufs Gebäudedach. Es war so typisch, dass ich es nicht wert war beachtet zu werden. Langsam frage ich mich, wieso die Typen mich nicht wahrnehmen. Ich wollte grade um die Ecke biegen als ich plötzlich zwei Stimmen hörte. Jemand stritt sich auf dem Dach! Vorsichtig versuchte ich einen Blick auf die beiden Personen zu erhaschen. Es war unglaublich, da stand der Typ vom Flur mit einem recht attraktiven Mädchen! Er schrie: „Lass mich endlich in Ruhe!“, er atmete tief ein und fügte hinzu: „Es ist aus und vorbei!“ Das Mädchen antwortete ihm mit zittriger Stimme: „Aber.. aber das kann doch nicht dein Ernst sein?“ Aufgeregt presste ich die Luft zwischen den Lippen hindurch, mein Herz raste und ich krallte meine Hände in die Mauer. Das Mädchen find an zu weinen und brachte nur schluchzend einige Worte über ihre Lippen: „Bitte..! G-gib uns beiden noch eine Chance! Ich liebe dich doch!“ Allerdings blieb er hart zu ihr: „Nein. Meine Entscheidung steht endgültig fest. Und jetzt versch-... Hm?“ Er stoppte mitten im Satz. Schnell verschwand ich wieder hinter der Mauer und schluckte stark. Ob er mich wohl bemerkt hatte? „Hey! Kannst du dich vielleicht mir zuwenden? Ich habe dir immerhin grade meine Liebe gestanden, du Trampel!“, schimpfte sie ihn aus. Er reagierte gar nicht auf sie und murmelte: „Irgendwie fühle ich mich beobachtet...?!“ Ich wollte unbedingt wissen, wie es weiter ging zwischen den beiden und riskierte einen Blick. Doch schon stand er vor mir. „Buh!“ „Ah!“, ich schreckte auf. „Was hast du hier zu suchen?! Sag bloß, du hast und die ganze Zeit belauscht!“, seine Stimme zitterte vor Aufregung. „Äh.. also.. I-ich wollte nur.. ähm...?“, stammelt presste ich einige Wörter aus meinem Mund. Wieder war da dieses seltsame Gefühle. „DU! Was bist du den für eine blöde Tusse!? Lass gefälligst mich und meinen Schatz in Ruhe, klar!“, das Mädchen nahm eine aggressive Haltung an, ihre Stimme war scharf. Ich konterte: „Naja um es mal genau zu nehmen war das dein Schatz...“ „Wie bitte!? Was fällt dir ein! Willst du dich etwa mit mir anlegen?!“, sie ballte die Faust. „Äh, Leute?“, kleinlaut brachte auch er ein paar Worte raus. Weiterhin beschimpfe mich das Mädchen und weite dabei. „Jetzt sag doch auch mal was! Auf wessen Seite stehst du eigentlich!?“, brüllte sie. „Weiber..“, seufze er, griff nach meiner Hand und zog mich an ihn ran. „Schluss jetzt!“, fügte er hinzu. Diese Berührung fühlte sich komisch an, es war ungewohnt und dennoch fühlte es sich nicht schlecht an, ganz im Gegenteil, ich fühlte mich so wohl, dass es mir angst machte! „Sie ist der Grund, warum ich dich verlasse. Sie ist meine neue Freundin! Also lass sie endlich in Ruhe!“ Ich starrte ihn an und fragte: „Was..?“ Verwirrt schaute ich ihn an. Hatte er tatsächlich Freundin gesagt? Das kann doch nicht sein, was hatte das alles zu bedeuten? „Fahrt zur Hölle! Glaubt ja nicht, dass ihr einfach so damit durch kommt! Ihr werdet noch teuer dafür bezahlen! Darauf könnt ihr Gift nehmen!“, schrie das Mädchen und rannte weinend davon. „Ha! Deine billigen Drohungen kannst du dir sparen…“, seufzte er. „Sag mal spinnst du irgendwie ein bisschen?“, verärgert schnauzte ich ihn zusammen, nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu: „ Ich meine, du benutzt mich hier einfach so als deine Ausrede, dabei kennen wir uns nicht einmal! Außerdem darf ich jetzt den ganzen Mist ausbaden! Ihr Männer seid doch echt das Letzte!“ „Männer…? Ähm.. also eigentlich bin ich ja ein Mädchen..“, sagte sie und schaute zur Seite. Mein Blick wanderte über ihren Körper, kaum zu erkennen waren die scheinbar kleinen Brüste unter dem weiten Hemd. „D-dann.. stehst du also auf.. Mädchen?“, sprach ich und schluckte leicht. Ihr Blick veränderte sich und hörbar ärgerlich mutzte sie mich an: „Hast du etwa ein Problem damit?!“ Zunehmend unangenehmer wurde die Situation, das gefiel mir nicht besonders, dieses Gespräch entwickelte sich in eine Richtung die ganz und gar nicht gut war. „N-nein! Natürlich nicht! Ich.. wollte dir keineswegs zu nahe treten..“, unsicher lachte ich. „Sorry, aber mein Leben ist eben nicht so einfach, wie es vielleicht zu sein scheint..!“, immer noch blickte sie mich böse an. Ich schaute sie an und nach einigen Minuten der Stille traute ich mich dann sie zu fragen, wie sie das meinte. Sie erzählte mir, dass sie eines Abends mit einem Mädchen nachhause kam und sie dachte, dass ihre Mutter schon schlafen würde. Sie und das fremde Mädchen küssten sich im Flur und die Mutter kam aus der Küche und sah die beiden. Ihre Mutter warf sie raus, beschimpfte sie als unnormal und das sie erst wieder kommen solle, wenn sie normal wäre. Als Frau eine Frau zu lieben wäre abnormal und ekelhaft! Dadurch fiel sie in ein tiefes Loch der Verzweiflung. Sie stellte sich viele Fragen und ihre Lösung des Problems war es dann alleine zu bleiben und bloß niemanden zu nah an sich ran zu lassen. „Also wechselte ich die Schule, suchte mir eine eigene Wohnung und verdiene nun mein eigenes Geld, das allerdings kaum ausreicht. Allerdings will ich niemals wieder zurück! Ich will nur einfach alles vergessen.. Für immer!“, erzählte sie weiter und lief zum Geländer des Daches, ich ihr hinterher. „Es heißt doch, dass die Zeit alle Wunden heilt.. aber warum heilen meine dann nicht?“, fragten schaute sie mich an. In ihrem Blick, sah man die Trauer und Einsamkeit. „Aber… das ist ja total furchtbar!“, sagte ich während mir langsam die Tränen kamen. Flüsternd sagte sie: „Müsste ich nicht die Jenige sein, die jetzt heult…?“. „Ach, man muss nehmen was man bekommt. Alleine wohnen ist sowieso wesentlich cooler. Shit happens!“ Mit traurigem Blick schaute ich sie an. Sie tat mir so unendlich leid. Dann sprach sie weiter: „Eins haben ich aber daraus gelernt: Vertraue niemanden, denn sonst bist du verletzlich! Dem einzigen Menschen, dem du trauen kannst, bist du selbst. Alle anderen kommen doch sowieso nur z einem, wenn sie irgendetwas von dir wollen…“ Kaum hatte sie diesen Satz ausgesprochen, kamen mir die zahlreichen Male in den Kopf, an denen die anderen mich um die Hausaufgaben baten und mich dann doch danach wieder ignorierten und über mich herzogen. Sie dachte über die anderen, wie ich es tat. Ich verlor mich kurz in meinen Gedanken, doch sie riss mich aus der Trance. „Aber weißt du, was ich mich schon die ganze Zeit frage?“, sie lächelte mich an. „Hm?!“, verwirrt schaute ich sie an. „Naja, ich frage mich warum ich dir das alles eigentlich erzähle. Es ist, wie gesagt, nicht meine Art und wir kennen uns kaum.. Aber irgendetwas sagt mir, dass du verstehst wovon ich rede und das es auch gut bei dir aufgehoben ist…“, ihr Blick schweifte zurück zu mir: “Verrückt, nicht wahr? Wahrscheinlich flieg‘ ich jetzt wieder auf die Schnauze…“ Sie lachte. Ihr lächeln brachte mir erneut dieses seltsame Gefühl von Wärme. Ich schüttelte den Kopf: „Das ist ganz und gar nicht verrückt… Ich werd’s niemanden erzählen. Lass uns doch Freunde sein! Ich bin Midori. Und du bist…?“, ich streckte ihr meine Hand entgegen. „Freunde? Hatte ich mich eben vor meiner Ex nicht klar genug ausgedrückt…?“, sie grinste frech. Ohne Vorwarnung ergriff sie meine Hand und zock mich ruckartig an sie ran. Plötzlich spürte ich ihre Lippen auf meinen! „Wa-?“ Einen winzigen Moment starrte ich sie an, ihre Augen waren geschlossen und ich kniff meine zusammen. Ich spürte, wie ich begann zu zittern und sie löste den Kuss. Sie ging zurück zur Treppe die nach unten führte, blieb stehen und drehte sich um. „Auf eine erfolgreiche Beziehung. Man sieht sich. Ach, und bevor ich’s vergesse, ich bin Yumi!“, sagte sie und verließ das Dach. Ich verstand die Welt nicht mehr, mit zitternden Beinen und einem komischen Gefühl blieb ich alleine auf dem Dach zurück. Langsam führ ich mir mit dem Zeige- und Mittelfinger über meine Lippen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)