Nachhilfe mit Nebenwirkungen von Thoronris ================================================================================ Kapitel 7: ----------- "Ist bei dir eigentlich alles in Ordnung, Harry?" Mit besorgtem Blick betrachtete Hermine ihren Freund. Nachdem sie ihm die letzten Wochen kaum Aufmerksamkeit geschenkt hatte, stellte sie nun überrascht fest, dass er übermüdet wirkte und nur lustlos in seinem Frühstück herum stocherte. Auch seine Reaktion auf ihre Frage sprach Bände: Seine Schultern sackten noch weiter nach unten, sein Blick wurde verzweifelt. "Es ist Cho", flüsterte er ihr so leise wie möglich zu. Überrascht legte Hermine ihr angebissenes Brötchen zurück auf den Teller: "Aber, ich dachte, ihr wärt am Wochenende in Hogsmeade gewesen zusammen? Ist es nicht so gut gelaufen?" Harry schüttelte nur den Kopf: "Wir waren in diesem furchtbaren Teehaus. Da war alles pink und überall verliebte Pärchen. Das war mir schon unangenehm genug. Aber dann hat Cho angefangen, über Cedric zu reden. Und ... ich wollte halt nicht, weil wir ja auf einem Date waren und so, da wollte ich nicht über ihren Ex-Freund sprechen." "Oh je", kommentierte Hermine mitfühlend, "das fand sie vermutlich nicht so gut?" "Sie ist in Tränen ausgebrochen!", flüsterte Harry erregt, "Aber was erwartet sie denn? Ich dachte, wir gehen auf ein Date. Sie kann doch mit einem Kerl, der in sie verliebt ist, nicht über ihren Ex-Freund reden!" "Harry, du musst versuchen, sie zu verstehen", erklärte sie eindringlich, "Cho ist einfach nur überfordert. Ihr Freund ist gestorben. Ermordet. Und jetzt hat sie sich augenscheinlich in dich verliebt. Aber sie hat den Tod von Cedric noch nicht verarbeitet. Außerdem fühlt sie sich schuldig, weil sie sich in dich verliebt hat, so schnell nach Cedrics Tod. Und sie dachte, gerade mit dir kann sie darüber reden, gerade du würdest sie verstehen." Sie konnte sehen, dass Harry mit ihren Ausführungen überfordert war, und nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob Jungs in ihrem Alter überhaupt zu komplexen Gefühlen fähig waren. Erst Ron, der lieber seinen Hormonen nachgab als seinen Gefühlen, jetzt Harry, der unfähig schien, die Probleme seiner neuen Flamme zu verstehen. "Gib ihr Zeit", war alles, was sie sagen konnte, "sie mag dich wirklich, aber sie braucht Zeit, alles zu verarbeiten. Wenn sie soweit ist, wird sie sich dir auch öffnen. Bis dahin kannst du nur warten." "Aber ich habe schon das ganze letzte Jahr gewartet!", gab Harry frustriert zurück, "Ich habe aus der Ferne zugesehen, wie sie glücklich mit Cedric rumgelaufen ist. Ich kann ja verstehen, dass der Verlust ihr nahe geht, aber wie lange, bitte, soll ich noch warten?" "Wenn du sie ernsthaft magst, wartest du, bis sie bereit ist!", flüsterte Hermine erbost. Sie konnte einfach nicht glauben, wie wenig Einfühlungsvermögen ihre beiden besten Freunde an den Tag legten. Genervt von dem Gespräch ließ sie ihr Frühstück liegen, packte ihre Tasche und verschwand Richtung Unterrichtsraum. Ginny, die ihr Gespräch mit Harry aus den Augenwinkeln verfolgt hatte, stand ebenfalls hastig auf und eilte ihr nach: "Hermine, warte mal!" Seufzend blieb diese stehen, um Ginny die Möglichkeit zu geben, zu ihr aufzuschließen: "Ja?" Ihre rothaarige Freundin lief rot an und fummelte erst an ihrer Uniform rum, ehe sie ein Wort rausbrachte. Hermine beschlich eine Ahnung, woher der Wind wehte: "Du willst wissen, worüber wir geredet haben?" "Ja", gab Ginny verschämt zu, "weißt du, da waren all diese Gerüchte über Harry und Cho Chang ... und ... naja." "Du kannst beruhigt sein, ihr Date lief nicht so gut. Harry ist ein Trottel." "Oh", machte Ginny nur, unfähig zu verbergen, wie sehr sie diese Nachricht freute. Mit einem weiteren Seufzen ließ Hermine ihre schwere Schultasche von der Schulter gleiten und stellte sie auf dem Boden ab. "Hör mal. Du bist doch jetzt schon seit Ewigkeiten in ihn verliebt. Warum sagst du nichts? Du bist doch sonst so selbstbewusst." "Ja, schon", erwiderte Ginny, immer noch hochrot im Gesicht, "aber das ist irgendwie schwierig. Erst war er der große Harry Potter, der Held, unerreichbar für mich. Und jetzt ist er ein guter Freund, der beste Freund von meinem Bruder und ... naja. Ich kenne meine Brüder. Und außerdem hat Harry noch nie Interesse an mir gezeigt. Nicht so zumindest." "Warum sollte er auch?", gab Hermine ernsthaft zu bedenken, "Seit du alt genug bist, hast du immer mal wieder einen Freund. Das kann einen schüchternen Jungen wie Harry auch abschrecken, immerhin bist du bei Jungs offensichtlich beliebt. Er kommt vermutlich gar nicht auf die Idee, dass du Interesse haben könntest." "Oh", war alles, was Ginny dazu sagen konnte, "aber, ich kann doch nicht ewig auf ihn warten. Ich weiß doch gar nicht, ob ich jemals eine Chance haben werde. Soll ich meine Jugend wegwerfen, auf Liebe verzichten, nur in der vagen Hoffnung, dass er sich vielleicht eines Tages für mich interessieren wird?" "Ehrlich, was ist denn mit euch allen los?", erkundigte Hermine sich aufgebracht, "Entweder, du liebst Harry wirklich, dann stellt es kein Problem dar, auf deine Flirtereien zu verzichten. Oder eben nicht, dann solltest du hier nicht so rumheulen. Wenn man liebt, ist man bereit, alle Zeitalter der Welt auf seinen Geliebten zu warten." Verblüfft schaute Ginny ihre ältere Freundin an: So harte Worte hatte sie von Hermine nicht erwartet. "Es liegt eben nicht jedem im Charakter, stumm rumzusitzen und abzuwarten", gab sie giftig zurück, "wenn das für dich in Ordnung ist, bitte. Wir sehen ja alle, wie weit dich das bei Ron gebracht hat." Entsetzt schnappte Hermine nach Luft. Damit war Ginny eindeutig zu weit gegangen und obwohl Hermine sehen konnte, dass es ihr sofort Leid tat, war sie nicht bereit, darüber hinweg zu sehen. Mit einem scharfen "Schön!" packte sie ihre Tasche und ließ ihre Freundin an Ort und Stelle stehen. Offensichtlich hatten alle ihre Freunde über Nacht ein emotionales Fassungsvermögen in der Größe eines Teelöffels entwickelt. oOoOoOo Sie war dankbar, dass ihre erste Stunde an diesem Tag Zaubertränke war, denn diese Stunden waren stets fordernd und würden sie davon ablenken, dass ihre Freunde sich alle daneben benahmen. Entsprechend hatte sie sich auch vorgenommen, nicht mit Ron oder Harry zusammen an einem Trank zu arbeiten, sondern zu sehen, ob Theodore eventuell zur Verfügung stand. Der fragende Blick, den sie ihm durch den Klassenraum hinweg zuwarf, wurde sofort mit einem lächelnden Nicken beantwortet, und so sammelte sie ihre Sachen ein und setzte sich neben ihn. "Keine Lust auf deine Anhängsel heute?", fragte er freundlich. Hermine schnaubte nur und schüttelte den Kopf: "Die sind alle nicht mehr ganz dicht, ehrlich. Und ich habe keine Lust, darüber zu reden. Lass uns einfach mit dem Trank anfangen, ja?" "Euer Wunsch ist mir Befehl, Mylady", antwortete Theo mit einem breiten Grinsen und einer angedeuteten Verbeugung. Das brachte ihm ein weiteres Schnauben ein, doch für den Rest der Stunde arbeiteten sie freundschaftlich und effektiv zusammen. Doch natürlich war ihr das Glück nicht viel länger hold. Kaum war die Stunde vorbei und sie mit gepackter Tasche aus dem Klassenraum getreten, da wurde sie von einer großen, männlichen Hand festgehalten und aus dem Strom der anderen Schüler heraus gezogen. "Noch mal über mein Angebot nachgedacht, Granger?", fragte Draco grinsend. Erschöpft schüttelte Hermine den Kopf - sie hatte wirklich keine Energie mehr für all diese zwischenmenschlichen Auseinandersetzung: "Lass mich in Ruhe, Malfoy." "Aber du hast ihm doch immer noch nicht vergeben. Oder warum sonst hast du heute mit Theo zusammen gearbeitet statt mit einem deiner Jungs?" Müde erwiderte sie nur: "Weil sie nerven." "Bist du sicher, dass es nicht dein gebrochenes Herz ist, das ihren Anblick aus nächster Nähe nicht ertragen kann?" Der herablassende Tonfall in Dracos Stimme ließ Hermines unterdrückte Wut erneut aufflammen: "Könntest du dich bitte um deine Angelegenheiten kümmern?!" "Aber es ist meine Angelegenheit, meine Liebe", erwiderte er stur, "oder willst du etwas sagen, Sex zwischen uns beiden würde mich nichts angehen?" Ungläubig stemmte sie ihre Fäuste in die Hüften: "Ich werde nicht mit dir schlafen, Malfoy!" "Wieso nicht? Willst du wirklich auf diesen Idioten Weasley warten? Denkst du, er kommt von alleine zur Vernunft, wenn du nur lange genug ausharrst?" Irgendwo in Hermine legte sich ein Schalter um und alles, was sie seit Beginn des Schuljahres aufgestaut hatte, sprudelte aus ihr heraus: "Ich liebe ihn! Verdammt, ist das so schwer zu akzeptieren? Wieso tun alle so, als wäre es normal, wenn man seine Liebe aufgibt, nur weil es nicht sofort funktioniert? Zur Liebe gehört eben auch Leiden dazu. Ja, Ron ist ein echter Trottel und ich hasse ihn gerade dafür, dass er so blind ist. Aber das heißt doch nicht, dass ich meine Gefühle einfach abstellen kann. Ich meine es ernst. Selbst wenn ich mich an ihm rächen wollen würde, würde ich sicher nicht mit dem nächst besten Kerl schlafen. Sex ist etwas Besonderes für mich. Dir mag das ja altmodisch erscheinen, aber ich will mein erstes Mal mit jemanden, den ich liebe. Und der mich liebt. Und das ist eben Ron. Da kannst du noch so oft fragen, ich werde mich nicht darauf einlassen. Ich meine es ernst mit ihm und egal, wie wütend und enttäuscht ich gerade von ihm bin, ich werde ihn nicht einfach so aufgeben, nur weil es gerade mal etwas komplizierter wird und nicht so läuft wie ich es mir vorstelle." Heftig atmend hielt Hermine inne. Die Realität dessen, was sie gerade getan hatte, traf sie mit voller Wucht und ließ sie rot anlaufen vor Scham und Zorn. Wieso hatte sie ausgerechnet vor Draco Malfoy ihre Gefühle dargelegt? Und ihm ihre Gedanken über Sex erzählt? Was hatte er an sich, dass er sie stets so provozieren konnte, dass sie ihre Beherrschung verlor? Sie war noch nie gewalttätig gewesen, aber sie erinnerte sich bis heute lebhaft an die Ohrfeige, die sie ihm im dritten Jahr gegeben hatte, und die Erinnerung war befriedigend. Sie hatte gut Lust, die Ohrfeige zu wiederholen. Eine schwere Hand auf ihrer Schulter holte sie in die Gegenwart zurück. Draco hatte sich zu ihr runter gebeugt und schaute sie jetzt auf Augenhöhe direkt an: "Das, Granger, war ziemlich beeindruckend. Wer hätte gedacht, dass der langweilige Bücherwurm so leidenschaftlich sein kann? Es tut mir leid, dir sagen zu müssen, dass deine Schimpftirade bei mir das Gegenteil ausgelöst hat. Jetzt habe ich ernsthaft Lust zu erfahren, wie leidenschaftlich du im Bett sein kannst. Wir könnten eine Menge Spaß zusammen haben, da bin ich mir sicher." "Friss Mist, Malfoy!", war alles, was Hermine darauf erwidern konnte. Der hungrige Blick in seinen Augen verriet ihr, dass er seine Worte tatsächlich ernst meinte - und das machte ihr Angst. Nicht, dass sie sich selbst in der Gefahr gesehen hätte, ihm irgendwann nachzugeben. Aber die Vorstellung, das ganze Jahr über ausgerechnet Malfoy auf ihren Hacken zu haben, war unschön. "Keine Sorge, Granger, für den Augenblick lasse ich dich in Ruhe", kommentierte Draco, der ihren Widerwillen offensichtlich bemerkt hatte. Er klopfte ihr noch einmal kurz auf die Schulter, dann wandte er sich um und schlenderte fröhlich pfeifend davon. oOoOoOo "Du bist heute Abend so fröhlich", bemerkte Theo. Ihm war schon vorher aufgefallen, dass Draco entgegen seiner üblichen Gewohnheiten immer wieder in ein merkwürdiges Grinsen verfiel, ohne dass es dazu einen augenscheinlichen Grund gab. "Oh ja, der Tag war hervorragend." "Darf man fragen, was genau so Tolles passiert ist?", hakte Blaise nach. Bei dieser Frage wurde Dracos Grinsen noch breiter: "Oh ja, und ob du darfst. Gerade du! Ich habe heute nämlich wichtige Fortschritte bei unserer Wette gemacht!" "Bitte?", entfuhr es Theodore entsetzt. Er konnte sich schwerlich vorstellen, dass Hermine aus dem Nichts heraus plötzlich Interesse an seinem besten Freund zeigen würde, zumal sie seines Wissens nach gerade noch an ihrem Liebeskummer mit Weasley knabberte. "Oh, keine Sorge, sie hat noch nicht die Beine breit gemacht", beschwichtigte Draco, "aber sie hat eine sehr interessante Seite gezeigt. Sie ist definitiv leidenschaftlicher als gedacht. Und leidenschaftliche Frauen wollen immer Sex haben. Es ist nur eine Frage der Zeit." "Leidenschaftlich?", erkundigte Blaise sich überrascht, "Du meinst, weil sie dich leidenschaftlich zurück gewiesen hat? Das hat sie nämlich bei mir auch getan." "Nein, nein, leidenschaftlich in ihrer Liebe zu diesem Wiesel. Sie kann richtig brennen für einen Mann." "Ich verstehe nicht, wie das in deinem Kopf positiv für dich sein kann", mischte Theo sich ein, "aber bitte, ich werde deine Traumwelt nicht zerstören." "Ihr habt eben alle nicht so viel Ahnung von Frauen wie ich!", meinte Draco selbstzufrieden. Seine beiden Freunde schüttelten nur den Kopf, doch sie wussten, seiner Selbstsicherheit auf diesem Gebiet war schwer beizukommen. "Wenn du so viel Ahnung von Frauen hast wie du behauptest, dann kannst du mir doch bestimmt auch die allerneuesten Einblicke in Pansys Gefühlswelt liefern, oder?", fragte Theodore in der Hoffnung, von Draco zu erfahren, ob ihr neuester Lerneifer seine Gedanken über sie geändert hatte. "Ach, die gute alte Pansy", murmelte Draco seufzend, ehe er lauter fortfuhr: "Ich bin wirklich überrascht von ihrem Lerneifer. Es gefällt mir. Sie denkt ernster über ihre Zukunft nach, als ich erwartet hätte." "Hatte ich mir gedacht, dass du sie immer nur für ein dummes Mädchen gehalten hast, obwohl so viel mehr in ihr steckt", erwiderte Theodore, um noch mehr aus Draco heraus zu kitzeln. "Ich weiß schon, worauf du hinaus willst", schmunzelte jener, "aber ich muss dich enttäuschen: Pansy ist und bleibt einfach nicht der Typ Frau, den ich mir als ernsthafte Gefährtin vorstelle." Langsam nickte Theodore - er hatte sich das schon gedacht. Er bereute langsam, Pansy auf diese Idee gebracht und so falsche Hoffnungen in ihr geweckt zu haben. Andererseits, einen Versuch war es wert gewesen. Jetzt jedoch lag ihm etwas anderes auf der Seele: "Ich hoffe, dass du ihr keine falschen Signale sendest? Sie wirkte so, als ob du ihr plötzlich sehr zugetan wärst." "Ich wüsste nicht, dass ich etwas getan hätte, was Hoffnungen geweckt hat." "Händchen halten, zum Beispiel?", warf Blaise ein, der das Gespräch am Sonntagabend zwischen den beiden zwar nicht gehört, aber beobachtet hatte. Schuldbewusst zog Draco die Schultern hoch: "Oh, ja, stimmt. War vielleicht nicht so gut. Das kam einfach aus der Situation heraus, irgendwie." Stöhnend vergrub Theodore das Gesicht in seinen Händen. Kein Wunder, dass Pansy sich so gefreut hatte. Die Nachricht, dass Draco trotz allem kein Interesse an ihr hatte, würde sie hart treffen. Und trotzdem befand er, dass es besser wäre, wenn sie das eher früher als später erfuhr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)