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Gebieter des Feuer und der Leidenschaft

von

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Wie viel Zeit war vergangen?

Fast einen ganzen Tag hatte er sich im Schloss aufgehalten, nur um bei seiner Mutter anzutanzen. Fluchend flog er nun erneut durch die Lüfte und konnte es nicht fassen sich so lange hat aufhalten zulassen. Dabei wollte er schon seit Stunden wieder in seiner Höhle sein, wollte nur dies besprechen. Sein letzter Besuch sollte lediglich nur bei seiner kleinen Schwester, Malatya, sein. Sie hatte sich so gefreut, dass er sein Versprechen ihr gegenüber gehalten hatte. Dabei hielt er immer das, was er versprach. Er könnte nicht wirklich eine Bitte von ihr abschlagen, wenn sie ihn nur mit solchen großen Augen anschaute. Das war vermutlich die einzige Schwäche an ihm, als Bruder war er da einfach aufgeschmissen.

Malatya war nur nicht die Einzige gewesen, die ihn aufgehalten hatte. Raiden hatte ihn im Nachhinein aufgesucht, bevor er wieder verschwand. Wollte erst knurren, aber verkniff es sich, weil es wichtig gewesen war. Schließlich sollten sie ja gemeinsam ins Himmelreich und ein paar Unstimmigkeiten klären. Welche wohl sein Verschulden war. Doch es war auch ein seltsames Gespräch zwischen ihm uns sein Bruder gewesen. Es war nicht ganz das Gespräch gewesen, das er vermutet hätte. So hatte er ihn noch nie erlebt gehabt.
 

Lucien ging gerade den Korridor entlang, um auf dem Hauptplatz zukommen. Er musste los, aber er hatte es gewusst. Schon wieder wurde er aufgehalten und blieb stehen. Ein bekannter Geruch stieg ihm in die Nase. Mehr als bekannt. Hinter ihm kam ein hochgewachsener Mann hinter einer Drachenstatur heraus, die die hohe Decke stützte.

“Raiden?“ sprach er tonlos und drehte sich zu seinem ältesten Bruder nicht um.

“Normalerweise müsste ich dir die Kehle herausreißen, als ich erfahren hatte was du getan hattest.“ klang Raidens Stimme tödlich und gefährlich. Selbst seine Macht konnte er spüren, die er mit Absicht in der Luft verströmte. Es sollte eine Drohung an ihm sein, dabei verstand er nicht so Recht.

Langsam drehte er sich nun zu ihm um und schaute ihn genauso ausdruckslos an, wie er ihn. Schauten sich eine ganze Weile schweigend an. Fechteden Einen geistigen und stillen Kampf aus. Einfach nur per Augenkontakt. Sein Drache bemerkte wie angriffslustig sein Drache war. Irgendwas stimmte da nicht. Was hatte er denn getan, was seine Kreatur so in Rage brachte? Dabei hatte er ihn schon einige Jahre nicht mehr gesehen gehabt. Der Grund lag sicherlich nicht daran, dass sie keinen Kontakt zueinander hatten.

„Was soll das? Was habe ich denn getan, dass du so sauer und gereizt auf mich bist?“ runzelte er finster seine Stirn und ließ ihn nicht aus den Augen, wollte endlich eine Antwort darauf haben.

„Was hast du mit ihr gemacht?“ antwortete Raiden erst nach ein paar Minuten, auch wenn es eine Gegenfrage war und seine Worte eisig klangen. Als erstes verstand er seine Frage nicht. Überlegte und musste an die kleine Elfe denken. Er meinte doch wohl nicht etwa sie? Woher wusste er von ihr? Das gefiel ihm überhaupt nicht. Sie gehörte ihm und niemand anderen.

„Das geht dich einen Scheiß an.“ Konterte Lucien mit eisiger, aber ruhiger Stimme zurück. Raidens Energie traf ihn mit voller Wucht und er bebte vor Zorn. Er musste ihn nicht anschauen, denn er wusste es auch so schon.

„Und ob es mich was angeht.“ Fauchte er zurück und kam einem Schritt auf ihn zu, wobei Lucien dort stehen blieb wo er war. Sein Bruder mochte Macht haben, aber die hatte er auch. Wenn er eines Tages der Anführer der Drachen sein sollte, dann musste er auch die Stärke besitzen. Es mangelte ihm nicht daran diese Kraft zu besitzen. Er könnte sich behaupten, sogar seinem älteren Bruder gegenüber, aber das war im Moment nicht die Sache die er bezweckte. Es ging hier um etwas vollkommen anderes und zwar um eine Frau. Die ihm gehörte. Unbewusst musste er diese Worte in seinen Gedanken immer wieder wiederholen.

„Ich werde sie dir nicht überlassen.“ Gab er nicht nach und er konnte es wirklich nicht. Weswegen auch immer er diese Frau haben wollte, aber sie war ihm etwas schuldig. Solange sie ihre Schuld nicht hatte beglichen, würde er sie auch nicht gehen lassen. Der Stand bei ihm so fest, wie das Amen in einer Kirche. „Wieso bist du überhaupt so versessen darauf?“ sprach Lucien weiter und runzelte nachdenklich mit seiner Stirn. Er wollte es wissen, damit er Gewissheit bekam.

„Gefährtin …“ kam nur ein einziges Wort über seine Lippen und Lucien erstarrte. Seine Augen weiteten sich etwas.

Das dürfte nicht sein. Nicht sie, dachte er entsetzt. Das konnte einfach nicht sein. Dabei wollte er mit ihr spielen, aber wenn es stimmen sollte und die Elfe seine Gefährtin war …dann … Verdammt er wusste überhaupt nicht was er dann machen sollte, denn er hätte dann kein Recht mehr auf sie. Dann musste er sie gehen lassen. Nur einmal im Leben findet man seinen bestimmten Seelengefährten, deswegen existierte ja auch das Gesetz, dass sich niemand zwischen wahre Gefährten stellte. Sollte sich jemand ihnen in den Weg stellen, konnte der Mann erbarmungsloser, brutaler und grausamer werden. Der Beschützerinstinkt und der Trieb, seine Gefährtin zu besitzen, wird nur noch umso mehr verstärkt. Dieser Drang geht soweit, bis die Eine an seiner Seite war. Nichts könnte ihn aufhalten, nur noch der Tod.

Also hatte er kein Recht sich zwischen ihnen zu stellen, auch wenn es in ihm Unbehagen auslöste.

Aber dennoch eine Frage brannte noch auf seiner Zunge. „Woher kennst du diese Elfe?“ schaute er ihn ernst an und wollte darauf eine Antwort bekommen. Er wollte es wissen. War es vielleicht deswegen, wieso er das Gefühl hatte, dass sie schon anderem seiner Art begegnet war? Andere Drachen? War es Raiden gewesen?

Da erkannte Lucien einen kleinen Funken Verwirrung in seinen Augen. „Elfe? Wovon redest du?“ runzelte Raiden nun mit seiner Stirn. Nun wurde alles verwirrender. Anscheinend für sie beide.

„Du meinst nicht die Elfe? Ich habe sonst niemand, der sich zurzeit in meiner Höhle aufhält.“ Verschränkte er seine Arme vor der Brust. Das konnte jetzt wirklich interessant werden. Wenn meinte er dann? Moment, da war noch etwas anderes, was Lucien jetzt einfiel und anders betrachtete. „Der Engel!“ war es eine Feststellung, nicht als Frage formuliert.

Die Bestätigung war ein tiefes Knurren von Raiden. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Raiden und Jesajah? Engel und Drachen waren seid jeher Feinde und nun soll ein Engel die Gefährtin seines Bruders werden? Der bei dem damaligen Krieg intensiv mitgekämpft hatte und unzählige Engel, mit seinen eigenen Händen getötet hatte. Wessen ihn Spaß gemacht hatte und dieses Blut klebte an seinen Händen. „Du hast es echt beschissen getroffen. Ein Engel? Verdammt …“ weiter kam er nicht und er bekam von seinem Bruder einen Fausthieb mitten ins Gesicht, taumelte dabei zurück.

„Du beschissenes Arschloch. Wage es ja nicht, schlecht über meine Gefährtin zu reden. Auch wenn sie ein Engel sein mochte, so werde ich mir sicherlich nicht die Chance entgehen lassen und mich meiner Gefährtin verwehren. Du weißt, dass es nie sicher war, ob einem dieses Glück zuteilwerden lassen könnte. Sie gehört zu mir.“ Brüllte er ihn an. „Ich habe es so satt, das du dich so aufspielst. Du magst eines Tages der Anführer unserer Rasse sein, aber das heißt noch lange nicht, dass du auch dafür geboren bist. Du bist voreingenommen und arrogant. Wie willst du da herrschen?“ bebte Raiden vor Zorn und seine Worte waren eiskalt. Sein Bruder und er waren noch nie richtig miteinander ausgekommen und das fand er auch nicht sonderlich tragisch, aber er hatte Respekt vor ihm und ihn so zusehen, war außergewöhnlich. Es gab nicht viel was seinen Bruder aus der Ruhe bringen konnte. Doch jetzt, es war ihm mehr als wichtig. Egal was sie zu sein schien.

„Verflucht, es tut mir leid!“ entschuldigte er sich und umfasste sein Kinn und bewegte es etwas schmerzhaft. „Ich konnte doch nicht ahnen, Raiden. Wenn ich gewusst hätte, wer sie für dich ist, hätte ich das niemals getan.“ Gab er zu und er meinte es wirklich so. Niemals würde er seinem Bruder seine Gefährtin, die ihm vom Schicksal vorherbestimmt war, vorenthalten.

„Weil du einfach zu hitzköpfig bist, Lucien.“ Vergab er ihm noch immer nicht. „Weißt du was du da angerichtet hast? Du hast mir alles zunichte gemacht, was ich je bei ihr erreicht hatte. Wir stehen kurz davor einen erneuten Krieg herauf zu beschwören. Was hast du da nur getan oder eher dabei gedacht?“ schüttelte er enttäuscht mit seinem Kopf. Das war eine Rüge von ihm und missbilligend.

„Ich kann es nicht mehr ändern.“ Knurrte er nun etwas wütend zurück. „Ich konnte ja wohl nicht ahnen, was sie für dich ist. Gerade, weil sie ein Engel ist.“ Zischte er ihn an.

„Ach, vergiss es! Du wirst es eh nicht verstehen. In drei Tagen, an den nördlichen Grenzen von Tarascon“ Ein Stützpunkt ihres Reiches, welche sich nach Jahrhunderten zu einer kleineren Stadt entwickelt hatte. Für den Schutz. „Sei pünktlich!“ verschwand er einfach.

Lucien knirschte mit seinen Zähnen und es machte ihn wütend, wie herablassend sein Bruder, ihm gegenüber manchmal war. Das war schon von jeher so gewesen.
 

Kein Wunder das seine Laune nur noch dadurch verschlechtert wurde. Der ganze Tag war nicht so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Als erstes wurde er aus seinem tiefen Schlaf gerissen, dann wurde ein Teil seines Schatzes, alles von einer kleinen unbedeutenden Elfe gestohlen und sie weigerte sich, ihm seinen Rubin zurück zugeben. Er mochte vielleicht seinen kostbaren Rubin in den Hintergrund gestellt haben, aber er würde ihn zurückbekommen. Solange bis er mit der Elfe fertig gespielt hatte, denn danach war noch genug Zeit. Was er mit ihr danach noch tat, das würde er in dieser Zeit beschließen. War doch ganz einfach, oder etwa nicht? Ein guter Plan, den er sich vorerst vornahm. Bis auf, dass er noch nicht daran dachte, wenn er vor dem Rat der Engel treten musste. Dafür hatte er noch drei Tage Zeit. Da konnte er sich erst ein wenig vergnügen, bevor die Lage ernst wurde.

Der Himmel war leicht bedeckt und die Sonne hatte durch den leichten Schleier, keine sonderliche Chance ihre Sonnenstrahlen, auf der Erde zu verbreiten. Doch das würde innerhalb weniger Stunden, wieso keine Rolle mehr spielen, denn dann würde die Sonne am Horizont verschwunden sein. Die Abenddämmerung würde sich kurze Zeit später zeigen. Die perfekte Zeit der Drachen.

Ihm blieb nichts unbemerkt, als er verfolgt wurde und es ging ihm langsam sichtlich auf die Nerven, dass man ihn nicht einmal in Ruhe ließ. Er hatte zwar sonst einen bestimmten Teil seiner Zeit diese Ruhe, aber das an einem Tag, wurde ihm doch etwas zu viel. Lucien wusste, dass sich das irgendwann ändern würde. Danach hatte er eine rund um die Uhr Stellung, die ihn dazu zwang Kontakte in Massen zu haben, sogar mit anderen Völkern.

Deswegen musste das jetzt nicht sein, dass er schon wieder verfolgt wurde.

„Was willst du, Jade?“ sendet er per Gedanken eine Nachricht, an dessen Verfolger. Oder viel mehr, Verfolgerin.

„Och, nun sei doch nicht gleich wieder so abweisend und griesgrämig. Immerhin hatten wir uns eine lange Zeit nicht mehr gesehen.“ Wirkte die Stimme etwas gekränkt, was mit Sicherheit nicht so gemeint war, erklang eine weibliche verführerische Stimme in seinem Kopf wieder. Kaum das er zu ihr gesprochen hatte, gesellte sich neben ihm ein weiterer Drache hinzu, nur etwas kleiner, als seine eigene Gestalt. Sie war selbst ein Feuerdrache und ihr Rot leuchtete regelrecht in dem hellen Licht. Ihre Augen waren das leuchtete Grün was er je gesehen hatte. Genau diese Eigenschaft zeichnete Jade aus, eine seiner kleineren Schwestern. Wieso suchten jetzt fast alle seine Geschwister ihn auf? Das an einem Tag.

„Trotzdem besteht die Frage noch was du hier willst.“ Ging er auf seine erste Frage noch einmal ein. Dabei schaute Lucien auf und erblickte langsam seine Höhle. Endlich, musste er sich diese Bemerkung machen. Er hatte das Gefühl, dass es eine Ewigkeit her war, als er das letzte Mal in seinem Heim war. Die Vermutung, die daran lag, war das er es kaum abwarten konnte, mit der Elfe zu spielen. Diesmal kam ihm schon wieder was dazwischen.

“Nun sei mal nicht so mürrisch. Ich habe was Interessantes herausgefunden. Was du ja angeblich wissen wolltest. Schon vergessen?“ knurrte nun seine Schwester zurück, denn sie konnte es selbst nicht leiden, so abgewiesen zu werden. “Ich kann meine Zeit auch anders nutzen.“ fauchte sie leicht und es kam bei ihm an.

“Ist ja gut, ich nehme es zurück! Also was hast du herausgefunden? Ist was an der Sache dran, dass die dunklen Fae …“ auch bekannt unter dem Namen: Feen. „… Intrigen gegen die Elfen planen? Es sollten vielleicht nur Gerüchte sein, aber wir könnten es als eine Art Vorteil betrachten. Sollten sie sich wirklich bekriegen und es bricht ein Krieg aus, würden die Fae mit Sicherheit einen niederschmetternden Verlust hinnehmen müssen. Selbst bei den Elfen.“ Ging er jedes Szenario in seinem Kopf durch. Die dunklen Fae waren machthungrig und schmiedeten gerne Intrigen, gegen andere Völker. Die Gerissenheit und List war für ihren Ruf unverkennbar. Sollte dieses angriffslustige Volk einen einmal im Nacken sitzen, dann waren sie wie Blutegel, die nicht so schnell wieder locker lassen würden. Deswegen war es immer gut die dunklen Fae im Auge zu behalten, man wusste nie.

„Und ob die was planen. Nur sind die Elfen nicht die einzigen Opfer.“ Redete sie in einem Schwall, als würde sie über das Wetter reden. Kein Wunder das sie sich das angeeignet hatte. Jade war eine verdammt gute und gerissene Spionin, denn er kannte niemanden, der sich so gut irgendwo unbemerkt sich untermischen konnte und er wollte ihre Methoden auch nicht wissen. Doch letzten Endes hatte sie sich angeeignet, dass sie nie etwas zu Herzen nahm oder es als etwas Tastbares anzunehmen, welches sie beeinflussen könnte. Seine Schwester war eine hinterlistige Frau, aber hatte eine gute Seele. Sie war ganz und gar ein Drache, die ihrem Volk alle Ehre machte. Dadurch, dass sie ihr Leben so in lebensgefährliche Lagen brachte, zog er seinen Hut vor ihr und er war auch verdammt stolz auf seine kleinere Schwester.

„Wie meinst du das?“ schwang Unverständnis in seiner Stimme mit.

„Sie planen, auch anderer Volker in ihre Spiele mit einzubringen. Nur der Trick dabei ist, dass sie dafür nicht ein einziges Mal ihre Hände schmutzig machen werden.“ War ihre Stimme tonlos und hart geworden. Eine Jägerin, ganz ihrer Natur. Da er schwieg, sprach sie weiter: „Die dunklen Fae werden in andere Völker die Samen der Zwietracht pflanzen. Dies soll ihre Strategie sein. Sehen wir es so, stochere mal mit einem Stock in einem Nest voller Hornissen. Das dann gleich in mehrere, dann wirst du merken welche Auswirkungen das Haben würde.“

„Einen verdammten Krieg!“ fluchte er und hatte somit ihren eigentlichen Gedanken zu Ende gebracht. Sollte das wirklich geschehen, dass dieser Krieg ausbrach, dann war es mehr als hundert prozentiger Wahrscheinlichkeit, dass noch einige andere Völker davon betroffen sein würden. Noch schlimmer, die Schwächeren in der Mythenwelt.

„Sie werden bei den Aggressivsten anfangen. Wobei sie es schon längst getan haben. Der Beginn sind die Lykae und Vampire. Sie sind Totfeinde.“ Welches kein Geheimnis mehr war. Das würde zu einer Katastrophe werden.

„Das ist mir auch schon zu Ohren gekommen, welcher Krieg schon seit einer längeren Zeit so geht. Soll nicht der König der Lykae, Dyade Wisdom, von den Vampiren gefangen genommen worden sein?“ warf er sein weiteres Wissen darüber ein. Das sollte vor einigen Jahrhunderten passiert sein. Niemand wusste wo er war und seither suchten sie nach ihm. Sein Bruder, Kaede Wisdom, wollte einfach nicht aufgeben ihn zu suchen. Obwohl keiner mehr daran glaubte, dass er noch am Leben war.

„Da liegst du auch richtig. Gerade deswegen sind die Lykae auch so angreifbar, weil niemand sie richtig anführt. Sicher ist das eine fantastische Chance, sie anzugreifen. Die Vampire machen sich daraus kein Hehl. Doch fällt dir nicht auf, wie einfach das eigentlich war? So schnell ist Dyade Wisdom nicht zu überwältigen. Die Fae haben mit ihren Plänen schon seit Jahrhunderten angefangen und niemand hatte es bemerkt. Sie tun das so unbemerkt und Präzise. Die Elfen haben in ihren Plänen eine entscheidende Rolle. Nymphen waren seit jeher bei den Elfen ein Dorn im Auge. Sie sehen ihnen sehr ähnlich und werden oft verwechselt. Die Elfen sind nun einmal ein stolzes Volk und lassen sich ihren Ruf nicht schlecht machen, wenn diese Nymphen sich wie sexhungrige Schlampen aufführen. Dafür sind sie ja mehr als bekannt. Wenn ich ehrlich bin, würde ich es auch nicht auf mich sitzen lassen. Die sind ja fast noch schlimmer, als wie die Sukkuben.“ Wirkte ihre Stimme angewidert davon, was ihn genauso anwiderte. Williger konnte man nicht sein. Die Sukkuben waren nur darauf aus, weil sie Lebensenergie aufnehmen mussten. Das geschah halt nur über den Sex mit anderen Wesen. Das war ihre Nahrung, ohne würden sie verhungern. Doch der Nachteil war, dass sie gleich die ganze Lebensenergie aussaugten. Bei den Menschen würde es der Tod bedeuten, aber bei Unsterblichen, war es etwas anders. Sie würden nach einer längeren Zeit ihre Energie wieder aufgefüllt haben. Unsterblichen konnten nicht so schnell getötet werden, da musste man schon schwere Geschütze auffahren. Am effektivsten einfach den Kopf von den Schultern trennen.

Er landete gerade vor seinem Höhleneingang und seine Schwester gleich neben ihm.

„Kannst du sie im Auge behalten? Ich habe das starke Gefühl, dass wir nicht davon verschont bleiben werden. Wir haben genug Feinde.“ Warf Lucien ein. „Oder hast du noch etwas herausgefunden?“

„Sicher werde ich sie im Auge behalten, aber wir können es wirklich als Vorteil nutzen, wenn wir einige vorwarnen. Wir Drachen gelten nicht sehr als kooperativ, aber es würde nichts schaden, wenn wir Verbündete haben. Nie würden wir es mit mehreren Völkern aufnehmen können. Sie würden uns überrollen, trotz unserer Stärke.“ War es keine so schlechte Idee. Er würde darüber nachdenken. „Ich muss einige Informationen noch einholen, um etwas Genaueres zu sagen. Aber ich werde …“ unterbrach sie sich selbst und schaute etwas verwirrt ihren Bruder an.

Lucien war ruhig geworden und horchte. Irgendwas stimmte nicht. Er verwandelte sich zurück. „Hörst du das?“ sagte er wieder laut und seine Miene wirkte verwirrt. Jade verwandelte sich auch zurück und stellte sich neben ihrem Bruder. Auch sie versuchte zu lauschen und ihre Stirn runzelte sich.

„Ich höre nichts!“ lauschte sie noch einmal. „Willst du mich veräppeln. Da ist überhaupt nichts. Kein Geruch und kein Anzeichen von Leben. Außer von den Tieren im Wald.“ Schüttelte sie ihren hübschen Kopf und ihr seidiges goldenes Haar bewegte sich bei der Bewegung elegant mit. Auch sie war eine hübsche Frau.

Nur genau das war es ja. Das Nichts.

„Da stimmt etwas nicht. Das kann nicht sein. Sie sollte da sein und auf mich warten.“ Aber er konnte überhaupt nichts wahrnehmen. Keinen Herzschlag, nur einen ganz schwachen minimalen Duft ihres eigens, der als Nachhall in seiner Höhle lag.

„Sie?“ fragte Jade nach.

„Verflucht, wie stellt sie das nur an?“ Stürmte er sofort los. Wie oft war er jetzt eigentlich so wahnsinnig durch seine Höhle gestürmt? Das kam ihm zu häufig vor. Diese Frau trieb ihn noch in den Wahnsinn und sollte er sie erwischen und wieder eingefangen haben, sie sollte nicht da sein, dann würde er sie ordentlich bestrafen.

„Hey, was ist los, Lucien? Bleib doch mal stehen.“ Folgte seine Schwester ihm in die Höhle.

Wie ein Sturm brauste Lucien durch die Gänge und fand den Weg durch sein Labyrinth, in sein Schlafbereich. Was er sah, entsetzte ihn. Ruckartig blieb er stehen und erstarrte. Seine Augen waren weit aufgerissen und er starrte auf sein Bett. Sie war überhaupt nicht abgehauen. Noch immer war sie angekettet. Jade wäre beinahe in ihn rein gerannt, aber es hätte ihn eh nicht gekümmert. Seine ganze Aufmerksamkeit, war auf die Frau in seinem Bett gerichtet.

„Wieso bleibst du auf einmal so ruckartig stehen? Was ist denn da?“ versuchte sie an ihm vorbei zu schielen. Anscheinend stockte auch ihr der Atem, er konnte es hören.

Keine Sekunde verschwendete er mehr und trat mit großen Schritten an sein Bett heran. Lucien stieß eine Menge Flüche aus und setzte sich aufs Bett. „Verdammt…“ konnte er nicht aufhören weitere Flüche von sich zu geben. Je mehr er versuchte sein Gehör anzustrengen, umso weniger konnte er ihren Herzschlag hören. Wieso nicht? Sie sollte hier liegen und sie lebend vorfinden. Auch seine Augen konnten keine Bewegungen ihres Brustkorbes wahrnehmen. Sie war…tot.

„Wie konnte das nur passieren?“ schrie er auf und rüttelte die Elfe an ihren Schultern. Befahl ihr mit dem Unsinn aufzuhören und ihre Augen zu öffnen, doch es geschah nichts.

Lucien zerrte sie auf seinen Schoss und legte ihren Kopf nach hinten, strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Die Fesseln waren lang genug, dass sie nicht sein Vorhaben daran hinderte. Ein fremdartiges Gefühl stieg in ihm auf, während er sie so betrachtete, wie schlaff sie doch in seinen Armen lag. Leicht zitterte er am ganzen Körper und man könnte meinen, es wäre vor Wut, nur war es keine Wut, die sich in ihm einschlich. Was passierte nur hier?

Etwas grob, aber vorsichtig, strich er über ihr Gesicht und starrte noch immer entsetzt auf sie herab. Oder eher gehetzt und hilflos. Er musste zu klarem Verstand zurückkommen und nachdenken. Was gab es noch für Möglichkeiten? Er akzeptierte nicht, dass sie einfach schlaff und ohne Leben in seinen Armen lag. Sie war verdammt bleich. Kreidebleich. Ihre dünnen blauen Blutäderchen zeichneten sich schon unter ihrer hellen Haut ab, und sie war kalt, eiskalt. Wie lange lag sie hier schon so? War es seine Schuld gewesen? Das sie jetzt in diesem Zustand war? Er konnte es nicht fassen.

„Was hast du mir ihr gemacht?“ konnte er die Stimme seiner Schwester hören, die währenddessen ans Bett herangetreten war.

„Halt die Klappe!“ er musste nachdenken. Was konnte er jetzt machen, in dieser Situation? Bei einem klaren kurzen Verstand, viel ihm etwas ein, legte sie wieder aufs Bett zurück und rannte aus dem großem Höhlenraum und direkt in seine Schatzkammer, wo er alles gehortet hatte. „Wo war es verdammt nochmal?“ da fand er es auch schon. Lucien griff nach einem Handgroßen Stein. Vielmehr ein Edelstein. Bekannt unter dem Namen, Adulareszenz.

Adulareszenz ist vielleicht kein Wort, das man sich leicht merken kann, aber zumindest ist dieser Effekt leicht zu erkennen. Es ist das silbrig oder bläulich-weiß schimmernde Licht, das über die Oberfläche des bezaubernd romantischen Mondsteins gleitet. Die Ursache für diesen Effekt sind Interferenzen. Dabei wird das Licht durch die dünnen Kristallschichten des Steins gestreut. Der Begriff stammt von der in den Alpen vorkommenden Mondstein-Varietät „Adularia“. Bei Opalen wird die Bezeichnung Opaleszenz verwendet.

Diese Edelsteine waren eine seltene Rarität und sie werden durch die Elfen hergestellt. Elfen konnten ihre Macht und Magie, besonders beim vollen Mondschein verwenden, die machtvoller als je zuvor war. Ihre Kräfte entfalteten sich beim Mondlicht besonders, weil es eine heilende und lebenswichtige Lebensenergie enthält. Da sie nicht immer das volle Licht eines Mondes benutzen konnten und weil sie ihre Macht in voller Stärke behalten wollten, erschufen sie diese Adulareszenz, die sie immer bei sich trugen. Es schenkte ihnen Leben.

Also dann war es doch kein Problem es bei dieser Frau zu versuchen, oder? Schließlich war sie eine Elfe, da musste es doch wirken. Lucien war nun wieder voller Zuversicht und begab sich wieder zurück.

Erneut ließ er sich auf das Bett nieder.

„Ist das ein Adulareszenz? Wo hast du den denn her? Ich hatte schon viele Geschichten darüber gehört, aber noch nie einen zu Gesicht bekommen. Die Elfen verbergen die so gut. Verdammt …“ fluchte sie vor erstaunen und ist näher heran getreten und wollte diesen Edelstein noch näher betrachten. Natürlich wollte sie das, auch sie war ein gieriger Drache, die Schätze hortete.

Lucien knurrte besitzergreifend, aber sein Blick blieb auf die totenstille Elfe gerichtet. Aber auf was reagierte er so gereizt? Auf den Edelstein oder war es was anderes? „Verschwinde, Jade!“ verwarf er diese Fragen auch wieder. Er musste sich konzentrieren und musste nachdenken. Seine Gedanken waren darauf gerichtet, wie es noch einmal gewesen war, also half logisches Denken. Die Elfen trugen die Adulareszenz steht’s um ihrem Hals, nahe an ihrem Herzen. Daher kam die Existenz.

Daher legte er ihr den Mondstein auf ihre Brust, zwischen ihren Brüsten. Es musste funktionieren und ihm blieb jetzt nichts anderes übrig, als zu warten. Noch geschah nichts, welche Stirn sich dann in Falten legte. Musste er einen Spruch dazu sagen, damit er wirkte?

Kurze Zeit später, fing der Mondstein in einem funkelnden Licht anzuleuchten, als würden unzählige kleine Diamanten sich daraus bilden. Es war ein magischer Anblick, dieses intensive Leuchten, das ihn und seine Schwester magisch anzog, war wie hypnotisiert.

Es funktioniert.

Dachte er sich zunächst, aber da geschah etwas Unerwartetes. Von einem hellen funkelnden gleißendem Licht, färbte es sich zu Blutrot. Sofort wusste er, dass da was nicht stimmte. Keine Sekunde später seiner Gedanken, zersprang der Edelstein in tausende von Splitter.

„NEIN…“ brüllte er seine Höhle lautstark zusammen und alles erzitterte, wessen Steinwände kleine Steine regnen und Staub rieseln ließen. Seine unbändige Wut hatte ihn gepackt. Noch nie hatte er was davon gehört, dass solch ein mächtiger magischer Mondstein einfach in tausende von Splittern zersprang. Am liebsten würde er alles zertrümmern und stand bebend vor Zorn auf.

„Vielleicht war der Adulareszenz eine Fälschung.“ Meinte sie und hielt sich aber zurück, denn sie wusste, es war sehr unklug ihn weiter zu reizen.

„Erzähle nicht so ein Schwachsinn. Solche Mondsteine kann man nicht fälschen.“ Wandte er sich mit Gold glühenden Augen an sie. Sein Drache stand in seinem Blick an der Oberfläche und am liebsten würde er ausbrechen. Alles und jeden, der ihm in den Weg kam würde er vernichten. „Und nun verschwinde.“ Brüllte er sie an, weil es am besten war, wenn er alleine blieb, im Moment.

„Brülle mich nicht an.“ Brüllte sie zurück. „Was kann ich dafür, wenn sie in deiner Obhut verreckt?“ zeigte sie erst auf die Frau ihm Bett und dann auf ihn. Es war eine Anklage und genau das machte ihn noch wütender.

„Wage es ja nicht, Jade. Überspanne nicht den Bogen. Verpiss dich einfach, bevor ich mich vergesse.“ Kam er einen Schritt auf sie, drohte ihr und sie machte einen Schritt zurück. Lucien wusste, dass es eigentlich unfair ihr gegenüber war, aber sein Verstand war vollkommen benebelt für die Vernunft.

„Ach, fick dich doch!“ wandte sich in Sekundenbruchteil um und brauste davon. „Das lasse ich mir bestimmt nicht von einem verdammten Arsch wie dir bieten.“ War das Letzte was sie gesagt hatte.

Lucien stand an einer Stelle und starrte nur noch vor sich hin. Minuten lang, mussten seine Gedanken ordnen und seine Wut in ihm wenigstens zu einem gewissen Grad unter Kontrolle bringen. Erst da wandte er sich an die junge Elfe zurück. Wenn es wirklich seine Schuld gewesen war, dass sie nun leblos dalag, dann war es mit Sicherheit nicht seine Absicht gewesen. Verflucht, nein! Er wollte mit ihr spielen und noch mehr aus ihr entlocken, hinter ihr angebliches Geheimnis kommen. Und wenn er auch ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er verdammte Vorfreude verspürt, sie wieder zusehen.

Am Bett zurückgekehrt, setzte er sich wieder neben ihr auf die Bettkante und konnte nicht anders, als sie anzuschauen und mit den Rücken seiner Finger zart über ihre weiche kalte Wange zu streicheln. Je mehr er sie so betrachtete, welches er jetzt erst richtig betrachtete, umso hübscher wirkte sie für ihn. Sie war außergewöhnlich hübsch und so zart, wirkte beinahe zerbrechlich. Was ihn am meisten fasziniert hatte, war ihr schneeweißes Haar, wessen er sich jetzt endlich Zeit ließ, es genauer zu betrachten und zu berühren. Bei diesem Weiß musste er an frisch gefallenem Schnee denken, dass gerade lautlos auf den Boden fiel. Ihr Haar fühlte sich so seidig weich an und zerfloss, während er es durch seine Finger gleiten ließ. Solches Haar hatte er noch nie berührt, geschweige davon gesehen. Nicht so rein.

Welche Befürchtung ihn aber noch beschlich, dass er ihre einzigartigen Augen nicht mehr sehen konnte, oder vielmehr keine Möglichkeit mehr dazu hatte. Die so silbern waren. Enttäuschung und ein leichter Verlust machte sich in ihm breit, wog schwer in ihm.

Doch für alles war es zu spät.

Also brachte es ihm überhaupt nichts mehr, darüber nachzudenken, was er hätte gerne mit ihr angestellt. Sie zu berühren, sie zu betrachten, Dinge von ihr herauszufinden, welche er wissen wollte und ihr diese Geräusche, während er sie an sich gezogen hatte und ihr ein Verlangen beschert hatte, zu entlocken. Während ihr Körper sich perfekt an seinen geschmiegt hatte und einfach auf seinen reagiert hatte. Selbst die Küsse die er von ihr rauben konnte, so weich und voll. Es hatte ihn so verrückt gemacht und hatte sich zu ihr hingezogen gefüllt. Sein Verlangen von ihm und dem seines Drachen wollte es auch an ihr Stillen, welches noch immer in ihm tobte. Noch der gleiche Orkan der Lust und Intensivität.

„Verdammt, hör auf damit …“ knurrte er sich schon selbst an, welches an seinen Verstand gerichtet war. Gerade eben erst hatte er gemeint, es brächte nichts mehr darüber nachzudenken. Es war zu spät und seine Dummheit und Leichtsinn, war die Strafe dafür gewesen. Also war nun Schluss damit.

Lucien wollte sich gerade wieder erheben und verschwinden, als er auf ihre Handgelenke schaute. Noch immer trug sie die Fesseln aus Eisen. Da beschloss er sie zu lösen, denn sie waren nicht mehr von Nöten. An das Wort ‘abhauen‘ brauchte er nicht mehr zu denken. Unmöglich!

Nicht umgehend kam er davon, als er noch einmal seine Wut aufwallen ließ und die Eisenketten wutentbrannt von sich schleuderte, die mit einem lauten klirrendem Aufprall gegen die steinernen Höhlenwand donnerten. Es war nur eine kleine Genugtuung, aber es befriedigte ihn nicht. Erst da ging er und konnte nicht länger hier in diesem Raum mit dieser Frau sein, die er erst zu sich geholt hatte. Er musste Jagen und seinen Drache in ihm zur Ruhe bringen. Noch immer war er selbst und sein Drache in voller Aufruhr und es war eine kluge Erwägung sich zu verausgaben. Sich solange an seine Grenzen treiben, dass seine Wut und sein Zorn sich auflösten.
 

Eine unbestimmte Ewigkeit war vergangen, das Emmanline reglos in dem Bett lag. Vollkommen reglos und ohne einen Funken leben in sich. Die eiskalte Dunkelheit umgab sie wie Klauen, die sie einfach nicht loslassen wollten. Erst als ein lauter Nachklang eines Donners in ihrem Kopf dröhnte, man meine es kam von außen, welches Gewitter sich zusammen gebraut hatte, aber etwas in ihrem noch unfähigen Verstand meinte etwas anderes. Es kam nicht gar von einem Gewitter, sondern von ihrem Herzen, das einen harten Ruck in ihrer Brust versetzte.

Ihre Augen wurden weit aufgerissen und ihr Körper bäumte sich wie ein überspannter Bogen auf. Entsetzt schnappte sie einmal nach Luft. Immer wieder gab es einen lauten Donner und mit jedem Schlag ihres Herzen, wurde es qualvoller. Unsagbare, unbeschreibliche Schmerzen machten sich in ihr breit, zogen von ihrer Brust durch ihren ganzen Körper.

Hart schlug ihre rechte Hand auf ihre Brust und krallte sich in ihre Haut, direkt über ihrem Herzen. Krümmte sich zu einer Kugel zusammen und ihr Körper fing an zu zittern, bis sie sich wieder aufbäumte und sich vor Schmerzen auf dem Bett herumwälzte, die Decken und Laken vollkommen durcheinander brachte. Erst nach einigen Minuten rollte sie sich auf den Bauch und die Schmerzen wurden immer unerträglicher und schlimmer. Ihre rechte Hand hatte sich noch immer in ihre Brust gekrallt und ihre Linke vergrub sich nun in die Laken und zerrte daran, dass sie beinahe nachgaben und zu zerreißen drohten. Emmanline versuchte sich etwas aufzurichten, aber es war kaum möglich. Ihr Körper war hart angespannt und das Einzige was sie nun beherrschte, war das ruckartige Ziehen ihres Herzen, welches versuchte neu anfangen zu schlagen. Welches neues Leben in ihrem Körper bringen wollte. Es war egal, welche Qualen sie dadurch erleidet. Irgendwann würde es vergehen, aber bis dahin würde es noch dauern. Viel zu lange. Jeder Herzschlag war aufs Neue unerträglich. Unerträglicher.

Trotz Qualen und Schmerzen, schrie sie nicht. Gab keinen einzigen lauten Laut von sich, wessen Leid es beschrieb, welches sie gerade durchmachte. Außer ein Wimmern konnte sie nicht unterdrücken, dass ihr über die Lippen kam. Langsam versuchte Emmanline ihre Augen zu öffnen, aber schaffte es nur zu einem Spalt. Ihre Augen glänzten von Tränen, brannten, aber machten keine Anstalten sich zu lösen. Ihr Blick wurde immer verschwommener, nicht nur durch die Tränen. Die Schmerzen waren noch immer nicht abgeklungen.

Emmanline musste sich dazu zwingen die Lage um sich herum einzuschätzen, was nicht gerade einfach war, aber sie hatte es lernen müssen. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass sie so etwas durchmachen musste. Deswegen versuchte sie sich zu erinnern. Was geschehen war und wo sie sich befand. Es dauerte ihre Zeit, um zu verarbeiten und ihre Erinnerungen zurückzuholen. Das Ganze fiel nur in den Schatten, als sie bemerkte das ein Leuchten sie umgab. Konnte es von ihrer Hand aufwärts sehen, welche sie ausgestreckt hatte, wo sie in sich die Laken gekrallt hatte. Deswegen wusste sie, dass ihr ganzer Körper davon betroffen war.

Nein! Nein! Nein! Das darf nicht …sein …, ihre Stimme zittrig und geschockt hallte in ihren Gedanken wieder. Entsetzen spiegelte sich in ihren geweiteten Augen wieder und sie versuchte dieses helle Leuchten um sie herum, wieder zum ersticken zu bringen. Niemand durfte es sehen. Niemand durfte dieses Geheimnis, was sie in sich verbarg, sehen. Nicht sehen, was sie in sich verbarg und wer sie in Wirklichkeit war. Dies würde ihr Leben endgültig besiegeln. Das durfte einfach nicht sein. Emmanline hatte es ihrer Mutter schwören müssen, dass sie versuchen müsse, alles von sich selbst zu verbergen. Ihre Mutter hatte alles versucht um sie zu beschützen, weil sie gewusst hatte, welches Leben sie eines Tages führen würde.

Ganz tief in sich grabend, versuchte sie nach dem Täuschungszauber zu greifen, welches Leuchten und Geheimnis sie vor Anderen verbergen sollte. Sowas kam bei ihr selten vor, dass sie entweder die Kontrolle über den Täuschungszauber verlor oder das er sich einfach von alleine ausschaltete. Deswegen versetzte es sie immer in Entsetzen. Sie mochte zwar bisher Glück gehabt haben, dass das niemand mitbekommen hatte, aber dieses Glück würde sie nicht immer haben. Irgendwann könnte sie es nicht mehr verbergen.

Endlich verschwand das Leuchten und sie seufzte einmal dessen erleichtert auf, aber wurde sofort wieder von schmerzhaften Krämpfen durchgeschüttelt. Durch das hin und her wälzen, war sie der Bettkante sehr nahe gekommen und schlug auf den harten Boden auf. Dieser Schmerz war nicht vergleichbar, mit dem sie noch immer zu kämpfen hatte. Wann hörte es endlich auf?

Leise Wimmern konnte sie, aber diese schreie vor Schmerzen die nicht über ihre Lippen kamen, hallten qualvoll und ohne Gnade in ihren Kopf wieder. Innerlich schrie sie verzweifelt und bettelte danach, dass es endlich aufhören möge. Aber half es ihr? Natürlich nicht. Das tat es nie.

Nicht mehr lange und sie würde in eine Art dämmrigen Zustand verfallen, welches der Ohnmacht gleich kam. Das Umfeld mochte verschwunden sein, aber nicht die Schmerzen die noch ihren Körper beherrschten. Sie konnte es schon spüren.
 

Lucien hatte beschlossen die Jagd diesmal in seiner menschlichen Gestalt zu vollziehen. Hatte sich stattdessen angemessen dafür gekleidet. Eine schwarze enge Rangerhose, die bequem und passend saß, an genau den passenden Stellen war der Schnitt perfekt. Ideal zum Jagen und zum Kämpfen, einfach genug Bewegungsfreiheiten. Darüber hatte er sich hohe schwarze Lederstiefel angezogen, die matt beschichtet waren. Alles andere würde nur auffallen. Als Oberteil hatte er sich ein Stretches dunkelbraunes Muskelshirt angezogen, es brachte seine Muskeln erst richtig zur Geltung.

Während er gerade lautlos durch seine Wälder in seinem Territorium lief, konnte er alles wahrnehmen, mit seinen scharfen Sinnen. Die Nacht war hereingebrochen und dies waren seine Zeiten und das derer unzähligen anderen Tiere. Nachtaktive Tiere streiften umher, sowie die Geräusche und Laute von sich gaben. Einige der Arten hatten ihn schon längst bemerkt und verkrochen sich so schnell wie möglich. Dies waren die kleineren Tiere und es zollte nicht seinem Interesse, sie zu verfolgen und zu jagen.

Zum Anfang, als er seine Höhle verlassen hatte, was vor vielleicht zwei Stunden gewesen sein musste, war er einfach nur gerannt. Soweit und so schnell wie möglich, um erst einmal seine zu überschüssige Energie loszuwerden. Für den Rest hatte er die ganze Nacht noch Zeit gehabt. Es ärgerte ihn, dass sich seine Gedanken immer wieder verabschiedeten und auf die junge Frau zurückkamen. Er musste noch überlegen, was er jetzt nun mit ihr anstellte, da sie jetzt noch tot in seiner Höhle lag. Schließlich konnte sie ja nicht ewig da liegen bleiben. So abartig und krank war er auch nun wieder nicht, nur weil er vielleicht ein Interesse an ihr gehegt hatte und sie behalten wollte. Normalerweise warf er die leblosen Körper, wenn er getötet hatte, einfach in eine tiefe Schlucht oder warf sie den Wendigos oder den Ghulen zum Fraß vor, wenn er mal nicht das Bedürfnis hatte sie zu jagen und zu töten. Vor allem wenn sie ihm in diesem Sinne zu nutzen waren. Wendigos waren Kreaturen die Messerscharfe Klauen hatten die so lang, wie seine Oberarme waren. Sie gingen in gebückter Haltung und sie waren abscheuliche Mythenwesen, ernährten sich von Leichen, Blut und Fleisch. Sie konnten nicht anders als fressen und sie würden niemals erfahren, was Sättigung bedeutete. Doch das Schlimmste an diesem Abschaum war, dass wenn sie einen nur den kleinsten Kratzer zufügten oder bissen, würde man infiziert werden. Man würde sich ebenfalls in solche gierigen trachtenden Wendigos verwandeln, angetrieben von der Gier zu töten und zu fressen. Es war egal ob Menschen oder Mythianer, gleichermaßen man damit würde infiziert werden. Sie würden dem Virus verfallen. Also konnte man sie so als eine Art Müllabfuhr bezeichnen, denn es war perfekt dafür. Es wäre ja alles gar kein Problem und alles wäre einfach, wenn seine beschissenen Gedanken mitspielen würden. Etwas sträubte sich dagegen, sie einfach so belanglos in eine Schlucht werfen zulassen oder so maßlos erscheinen und sie den Wendigos zum Fraß vorzuwerfen. Es ging ihm einfach gegen den Strich und das ärgerte ihn maßlos. Und begraben? Verdammt, diese Bloßstellung nahm er sich erst gar nicht. Er hatte noch nie eines seiner Opfer vergraben. Nicht aus seiner eigenen Hand und jetzt würde er mit Sicherheit nicht damit anfangen. Das machte sein Ruf, als der Unbarmherzige oder der Zerstörer, einfach nicht mit. Dabei wollte er so sein und wirken. Solche Gefühle und Gedankenrichtungen wollte er erst nicht aufkommen lassen. Da blieben ihm nur die ersten beiden Varianten. Für eine würde er sich entscheiden und es einfach hinter sich zu bringen. Ja, das würde er so machen und scheiß auf seine Gedanken. Auch das würde vergehen.

Lucien nahm einen übel riechenden und ekelhaften Geruch auf, welches durch seinen empfindlichen Geruchssinn nur noch verstärkt wurde. Übelkeit konnte man es nicht gleich bezeichnen, aber es widerte ihn an. Dieser abartige Geruch kam ihm mehr als bekannt vor, und wenn der Teufel nicht schon am Werk wäre und davon sprach, war es eine kleine Gruppe von Wendigos in der Nähe. Widerwärtiger Abschaum und das in seinem Territorium. Das duldete er nicht.

Seine mörderischen Instinkte wurden geweckt und er war nur noch aufs Töten und Blutvergießen aus. Eine willkommene Ablenkung.

Lautlos pirschte er sich heran und lief gegen den Wind, damit sie ihn nicht riechen konnten. Auch sie hatten einen unfassbar guten Geruchssinn. Die kleine Gruppe bestand aus Fünf. Die Wendigos bekamen ihn nicht mit, welche Wahrscheinlichkeit daran lag, dass sie sich fressend damit begnügten, sich über einen Kadaver eines Tieres herzumachen. Identifizieren konnte er es nicht mehr, dafür war es schon zu sehr auseinandergerissen worden. Auf eine brutale und grausame Art und Weise. Selbst ihm kam es widerwärtig vor. Das selbst für ein Raubtier, wobei er gewisse Manieren beherrschte.

Der Abschaum war zu sehr auf ihr gieriges Fressen konzentriert, als das sie ihn bemerkten. Wenn er es schon sah, wie ihr Speichel nur von ihren langen Reißzähnen hinunter tropfte und sich nach jedem Fetzen Fleisch sich darum stritten, wurde sein Ekel nur weiterhin entfacht und dazu noch ihre schmatzende Laute. Kein Wunder, dass sie der größte Abschaum in der Mythenwelt waren. Dabei waren Ghule noch harmlos gegen sie.

Dabei kamen sie ihm gerade genau richtig, denn so konnte er sich ein wenig abreagieren und ablenken, von den Geschehnissen. Auch wenn es nur für einen kleinen Moment so wäre. Seine Jagd würde ein wenig erfolgreich sein und vielleicht sogar zu etwas klarem Verstand kommen, wenn er leichte Genugtuung verspürte.

Lucien sendete ein unheilvolles und tödliches Knurren in die Nacht des Waldes aus. Sofort unterbrachen die Wendigos ihre Fresssucht und wandten sich in seine Richtung um. Ihre Gesichter waren Blutverschmiert und bleckten ihre großen Reißzähne ihm gegenüber, der blutige Sabber triefend aus dem stinkenden Maul tropftend zu Boden. Er konnte es nach einigen Meter der Entfernung riechen und ihm drehte sich schon der Magen um.

Nun trat Lucien aus den Schatten und stellte sich in den trüben Mondschein, den Wendigos entgegen. Bereit zum Kampf. Die Fünf ließen ihm auch keine Sekunde, da griffen sie ihn auch schon an, aber er brauchte keine Sekunde um zu reagieren. Mit einem animalischen Brüllen stürzte er sich auf sie, darauf bedacht nicht gebissen oder gekratzt zu werden.

Seine Augen hatten sich zu leuchtende goldene Topase verwandelt und seine Pupillen zu Schlitzen verformt. Das Feuer flammte in ihm auf und er konnte es kaum abwarten endlich seine Klauen an ihnen zu wetzen, die sich Rasiermesser scharf aus seinen Fingern herausschossen. Was für ein berauschendes Gefühl, welches in ihm aufstieg. Es gab nichts Schöneres als seine Natur freien Lauf zulassen.

Beim ersten Kontakt mit einem Wendigo, versenkte er seine Krallen in die Kehle und er heulte vor Schmerz auf. Seine Krallen zogen sich blitzartig wieder heraus und konnte die gurgelnden Geräusche hören, wie er versuchte Luft zu bekommen, aber sein Blut ihm daran hinderte. Danach riss er ihm seinen Kopf von den Schultern.

Nummer eins…

Gleich darauf griffen ihm zwei weitere an und er wich seinen Krallen aus und einer wollte gerade nach ihm schnappen, aber er rammte seine Faust stahlhart in sein Gesicht. Er konnte Knochen knacken hören und vermutete, dass seine Kiefer zertrümmert wurde. Welche herrlichen Geräusche. Darauf wurde der Wendigo zurück geschleudert, aber wie zäh diese Hunde auch waren, er stand sofort wieder auf seinen Beinen, wo er ihn heulend vor Wut angriff. Währenddessen griffen auch die weiteren an.

Ohne Probleme schaltete er die nächsten zwei aus und riss ihnen den Kopf von den Schultern. Die sicherste Bestätigung, dass ein Unsterblicher nicht mehr aufstand, war eben ein kopfloser Unsterblicher.

Nummer zwei…

Nummer drei…

Jetzt stoppten die anderen beiden Wendigos und sie wägten ab, ob sie weiter angreifen sollten oder am besten das Weite suchten. Doch sie entschieden sich auf die dumme Weise, aber Lucien hätte sie eh nicht entkommen lassen. Das ersparte ihm seine Jagd, aber es wäre viel spannender und interessanter gewesen, wenn er sie hätte jagen können.

Auf einmal stoppte Lucien und ein unsagbarer Schmerz schoss durch sein Kopf und er musste anhalten und fasste sich an seinem Kopf. Presste seine Hände fest auf seine Schläfen und zischte einmal auf. „Verdammt…“ fluchte er lautstark und schwankte einmal. Es war ihm unerklärlich woher dieser plötzliche dröhnende Schmerz in seinem Kopf kam. Beinahe hätte es ihn auf die Knie gezwungen, obwohl er starke Schmerzen gut unterdrücken konnte. Er war eben einiges gewohnt. Es klang wie ein schmerzhafter Schrei der in seinem Kopf widerhallte und sein eigener war es mit Sicherheit nicht, weil er keine Verletzungen an sich trug.

Ihm blieb nicht die Freiheit darüber nachzudenken. Die Wendigos hatten diese Zögerung von ihm als eine willkommene Einladung angesehen und griffen ihm in diesem Moment an. Gerade noch konnte er den Klauen von ihnen entkommen und das schnappen ihrer Mäuler. Beinahe hätte es ihn getroffen. Da musste er schnellen und einen kurzen Prozess machen, denn ihm beschlich ein Gefühl das es stärker werden würde. Also verlor er keine Zeit und schickte sie in die ewigen Jagdgründe.

Nummer vier…

Nummer fünf…

Erst jetzt gestattete er sich, nachdem er mit seinen Sinnen seine Umgebung auf weitere Gefahren abgesucht hatte, sich an einen Baum zu lehnen.

Was war nur los? Nach Minuten erst, schwächten die Kopfschmerzen ab und er seufzte einmal erleichtert auf. Sein Gefühl sagte ihm er sollte in seine Höhle zurückkehren. Es zog ihn regelrecht dort hin, ein starker Drang ergriff ihn.

Je näher er seiner Höhle kam umso stärker wurde das Gefühl, endlich dort anzukommen. Auch in seinem Heim spürte er den Drang und ging automatisch in eine Richtung die ihn anzog. Es war unvermeidlich und gelangte in sein Schlafbereich, verstand nicht richtig, bis er sah welches Schauspiel sich vor ihm abspielte.

Erneut stand er erstarrt dort am Eingang und konnte es nicht fassen, was er da sah. Das Bett war leer und die Frau lag nicht mehr darin. Merkte erst nach einigen Momenten wie sie auf dem Boden lag und sich krümmte. Vor Schmerzen, wie er vermutete. Sie zitterte am ganzen Leib und er konnte…ihr Herz schlagen hören. Sie lebte, was nicht sein konnte. Er hatte sich doch mehr als einmal davon überzeugt, dass es nicht anders war. Aber sie lebte, lag vor ihm wie sie sich bewegte und die Geräusche die sie ausstieß, bestätigten ihm das sie lebte.

Lucien kniete sich neben sie und zog sie in seine Arme, aber sofort schlug sie um sich und wehrte sich stark gegen seine Umarmung. Er musste sie mit eisernem Griff festhalten und versuchte auf sie einzureden, aber sie reagierte kaum darauf. Ihre Augen waren fest zusammengepresst und sie stöhnte auf, aber er wusste, dass sie durch diese unerträglichen Schmerzen nicht anders konnte. Geschweige das sie wusste was sie tat. Ihr Körper wurden von Krämpfen durchgeschüttelt und er mochte es gar nicht sie so zu sehen, wie sie litt. Es war einfach so, ohne jeglichen Grund, dass er es verstand. Nur war es ihm im Moment sowas von egal.

„Psscht…“ streichelte er nun über ihr weiches weißes seidiges Haar. Er versprach ihr, dass alles wieder in Ordnung kommen würde und der Schmerz verschwinden würde. Auch wenn er es überhaupt nicht wusste. Er würde alles versuchen, um dieses Versprechen einzuhalten.

Langsam hörte sie auf sich weiter zu wehren, je mehr er sie streichelte, aber das Zittern hörte nicht auf. Ihre Augen öffneten sich einen Spalt und blickten ihn mit glasigen und leidvollen Augen an. So viele Emotionen lagen nun in diesen wunderschönen silbrigen Augen.

Die Frau krallte sich in sein Hemd und öffnete den Mund, um ihn sofort wieder zu einem einzigen Strich zusammen zupressen. Anscheinend wollte sie ihm etwas sagen, aber ihre Augen sprachen schon von ganz alleine. Eine stumme Bitte lag in ihrem Blick, es solle aufhören. Es traf ihn unerwartet, selbst seinen Drachen. Er streifte unruhig in ihm herum und kratzte mit seinen Klauen unter seiner Haut. Sein Drache wollte ausbrechen und denjenigen in Stücke reißen, der ihr das angetan hatte.

Lucien konnte nicht anders und legte seine Hand sanft und liebevoll auf ihre Wange und am liebsten würde er ihr die ganzen Schmerzen abnehmen um dies zu ersparen. Doch er konnte es nicht. Sein sanfter Blick traf ihre Augen und welche Geste er von ihr jetzt sah, ließ ihn für einen kurzen Moment seinen Atem anhalten. Er hatte das Gefühl das sie ihre Wange leicht an seine Handfläche schmiegte. Als bräuchte sie Nähe und Trost. Vielleicht sogar die Wärme, die er ausstrahlte. Sie war eiskalt, wie wo sie leblos auf dem Bett gelegen hatte. Ihm schien, als würde sie es nicht kennen, denn auch Unsicherheit spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder. Sie rang sogar mit sich selbst, ob sie es überhaupt zulassen sollte.

Noch einen Moment schaute sie in seine Augen und schloss ihre Augen und ihr Körper erschlaffte in seinen Armen. Ohnmächtig war sie in sich zusammen gesackt. Doch ihr Körper war so steif und angespannt. Selbst im ihrem Unterbewusstsein reagierte sie auf ihr Leid.

Lucien konnte nur seine Stirn runzeln. Er verstand es nicht und er wollte Erklärungen dafür haben, was hier gerade geschieht. Vor nicht einmal zwei drei Stunden war er aus seiner Höhle verschwunden, weil er nicht hierbleiben konnte, wessen eine Frau tot in seinem Bett lag. Welche Frage sich davor auftat, wieso sie tot war. Das war das größte Rätsel von allem, denn dieses unbekannte Phänomen, wie das passierte, brachte ihm nicht auf den Gedanken, dass sie unsterblich war und somit vielleicht automatisch zum Leben erwachen würde. Daran hatte er wahrhaftig nicht gedacht. Sein Verstand hatte sich ausgeschalten, auch weil er nicht wusste was die Ursache war. Auch Unsterbliche konnten durch besondere Phänomene oder besondere Einwirkungen sterben. Deswegen war er auch so unerwartet durcheinander gewesen.

Da er jetzt so darüber nachdachte, fiel ihm noch ein Grund ein. Lucien spürte, dass etwas an ihr anders war, wessen er sich nicht erklären konnte. Seine Neugier war groß und dieser Ungewissheit mit dem Zusammenhang, war eigenartig. Da er auch nicht genau sagen konnte wer sie war, welch Teil sie eine Elfe ist, was dieses Unbekannte etwas Mystisches an sich hatte. Also hatte er letzten Endes nicht den Gedanken gehabt, darüber nachzudenken ob sie wirklich je ihre Augen wieder öffnen würde.

Ihn mochte jetzt ein kleiner Strom von Erleichterung verspüren, der gerade durch seinen Körper floss, aber das Unbehagen war noch immer da. Es würde vermutlich nicht eher verschwinden, bis sie wirklich ihre Augen geöffnet hatte und mit ihm sprach.

Mit ihr gemeinsam aufstehend, legte er sie ins Bett zurück, aber nicht ohne sich selbst. Lucien musste sie nun in seinen Armen halten und ihr die Wärme geben. Er akzeptierte es nicht, dass sie so eisigkalt war. Durch sein Feuer das in ihm brannte, damit würde er sie wärmen. Würde ihr soviel geben wie viel sie davon brauchte.

Die Kissen etwas übereinander gestapelt, legte er sich leicht sitzend hin und zog sie nahe an seinem Körper heran. Drückte sie fest an seine Brust. Weiterhin wirkte sie steif und er wollte ihr diese Anspannung aus dem Körper nehmen und strich immer wieder tröstend seine Hand über ihren Rücken. Rauf und runter, ohne Unterbrechung. Würde es solange durchhalten, bis sie erwachen würde.

Einen Moment lauschte er noch ihrem Herztönen und ihrer Atmung, während er sie bannend anschaute. Erst nach und nach schien sie ihre Anspannung zu lösen und er hoffte es lag auch daran, dass ihre Schmerzen langsam nachließen. Ihr kleiner Körper wurde immer anschmiegsamer und ihr Atem ging nun langsam gleichmäßiger und flacher. Er ließ vor etwas Erleichterung einmal die Luft ausstoßen.

Wieso fühlte er sich nur so erleichtert davon? Sie war soweit eine Fremde die er mal zusammen gerechnet einen Tag kannte. Ihm waren, die er nicht kannte so ziemlich egal. Seid denn er lernte sie auf eine Weise kennen und schien Vertrauen zu hegen. Das geschah selten, aber auch er baute solche Kontakte auf. Die Elfe war alles andere als vertrauenserweckend.

Da er sie zu nichts richtig zuordnen konnte, konnte er sie auch nicht einschätzen. Es war fraglich, da er so dachte, wieso lag sie dann so in seinen Armen? Wieso schien ihm das nicht einfach egal? Würde sie einfach, wie schon gedacht, die Klippe hinabwerfen oder den Wendigos zum Fraß vorwerfen? All das war merkwürdig und er glaubte, er erkenne sich in diesem Moment nicht wieder. Noch nie lag er so mit einer Frau im Bett. Holte sich nur das was er brauchte. Und doch lag er nun hier, mit der Frau im Arm, die er intensiv beobachtete. Das schien ihm nicht normal zu sein.

Nachdenklich starrte er an die Decke und grübelte weiterhin nach, während er sie unbewusst noch etwas näher an sich zog. Darauf schien sie zu reagieren und krallte sich erneut an seinem Shirt, auf seiner Brust. sie passte sich seinem Körper so an, als wäre sie dafür geschaffen. Das war doch ein irrsinniger Gedanke und er verwarf ihn auch gleich wieder.
 

Ihr Körper fühlte sich so schwer an und ihr tat alles weh und konnte sich kaum regen. Es fiel ihr sogar schwer die Augen zu öffnen, da sie nun langsam das Bewusstsein wieder erlangte. Emmanline konnte sich an kaum etwas erinnern, außer an Schmerz und Kälte. Doch für einen Moment hatte sie gedacht, dieser Drache würde sie in den Armen halten und sie liebevoll behandeln und dieser Blick…so voller Sorge und Hilflosigkeit. Sie wusste, dass alles nur ein Traum war und sie war trotzdem irritiert gewesen. Was aber unglaublich war, sie hatte sich gestattet diese unwirklichen Berührungen entgegenzunehmen.

Seine Hand war so warm gewesen. Es hatte sich unglaublich gut angefühlt und seine große Handfläche war beschützend gewesen. Seine ganze Haltung war beschützend gewesen. Dann erst seine Stimme, welche so tief und klar klang. Ständig hatte er ihr versprochen es würde alles wieder gut werden und die Schmerzen würden schnell vergehen, dass er bei ihr wäre und sie in seinen Armen halten würde. Da es nur ein Traum war, hatte sie ihm geglaubt und für einen Moment waren ihre Schmerzen verschwunden gewesen. Aber nur für einen Augenblick wurde sie davon abgelenkt. Aber so schnell die Schmerzen gedämmt waren, so schnell kamen sie auch wieder. Erst da hatte sie ihr Bewusstsein verloren.

Als ihr langsam bewusst wurde, dass sie ihr Bewusstsein wieder erlangte und versuchte sich mühsam bewusst zu werden, was überhaupt geschehen war. Es dauerte eine ganze Weile, bis ihr Verstand den Schleier des Nebels beiseite schob. Es kostete sie große Mühe, da sich ihr Körper schwer anfühlte und noch immer schmerzte ihr Körper von dieser Attacke. Aber sie zitterte nicht mehr und der Schmerz war nicht mehr so stark, wie zu Beginn.

Je näher sie in die Aufwachphase gelangte, umso mehr spürte sie das um sich drum herum. Es war so angenehm warm. Nein mehr als das. Eine Hitze strahle auf sie ein und wärmte sie durch und durch. Es fühlte sich so außergewöhnlich beruhigend an. Fühlte sich sogar wohl und kostete es noch ein wenig mehr aus, bevor sie den Grund davon erfuhr.

Doch etwas war merkwürdig. Wieso fühlte es sich unter ihr so hart an, aber dennoch etwas Weichheit davon ausging? Sie wusste genau, das diese Hitze genau davon aus ging. Neugierig was das sein könnte, versuchte sie ihre Augen zu öffnen. Es kostete sie eine große Anstrengung, denn ihre Augenlider fühlten sich unglaublich schwer an. Schafften es dennoch sich zu erheben.

Auf einmal regte sich etwas unter ihr und dies war genau das, was sie irritierte. Plötzlich fing ihr Herz an zu rasen und mit einem Mal riss sie ihre Augen auf und hielt den Atem an. Noch leicht waren ihre Gedanken wirr und sie brauchte einen kurzen Moment. Tastete sich ab und es durchfuhr sie wie ein elektrischer Schlag. Schlagartig erstarrte sie und zögerte leicht nach oben zu schauen. Sie lag auf einem Körper und eine schlechte Vorahnung beschlich sie, was das anbelangte.

Ein Knurren vibrierte in der Luft und sie musste nach oben schauen, wo sie in Gold glühende Augen blickte, die so intensiv drein schauten. Sie anschauten. Ihre Augen weiteten sich noch mehr und wollte aufspringen, aber er verhinderte es gekonnt, mit seiner unmenschlichen Kraft.

„L…lass mich…los …“ war das ihre Stimme die so krächzend leise klang? Nichts geschah. Sie versuchte sich zu winden und zu zerren, aber keine Chance. Was sollte das?

„Du solltest noch liegen bleiben.“ war es ein Befehl und nichts anderes. Seine Arme waren wie Drahtseile.

Mit einem ’Uff’ wurde sie fester an dem harten heißen Körper gepresst und ihre ganze Luft verließ ihre Lungen. Bei jedem verzweifelten Atemzug, sog sie seinen erdigen Geruch ein. Oh, wie konnte man nur so gut riechen? Das war doch jetzt nicht ihr Gedanke gewesen, oder?

„Bitte, lass mich …los …“ versuchte sie es noch einmal und da wieder das Knurren, diesmal etwas gereizt. Aber die gefühlten Drahtseile seiner Arme lockerten sich um sie und sie nutzte diese Gelegenheit sofort, als sie sich von ihm abdrückte und blitzartig aufsprang.

Emmanline war aus dem Bett gesprungen und musste sich sofort an den unteren Bettpfeiler festhalten. Ein hohes Schwindelgefühl überkam sie und für einen kurzen Moment flackerten schwarze Punkte vor ihren Augen auf. Ein paar Mal blinzelte sie und verdrängte sie und konnte wieder etwas klar sehen und einiger Maße ein Gleichgewicht herstellen. Ihr Aufsprung war einfach zu schnell gewesen und sie war noch nicht ganz in ihrem normalen Zustand gekommen, dass dies halt ein Nebeneffekt war, wessen ganz normal war.

„Ich hatte dich ja gewarnt, du solltest noch etwas liegen bleiben.“ Eiskalt und berechnend klangen diese Worte aus seinem Mund. Natürlich, wie könnte es auch anders sein? Seine Gleichgültigkeit war ihm schon in die Wiege gelegt worden. Es war pure Anmaßung und sie hasste es langsam, dass jeder erdenkliche Drache diese Gabe besaß. Es war einfach nur ärgerlich.

Genau aus diesem Grund wollte sie das alles nicht mehr. Sie hatte sich geschworen, dass sie sich einfach nicht mehr von Drachen herumschupsen lassen würde. Es war schon zu viel passiert, als müsse sie sich vor irgendetwas fürchten, was sie ohnehin nicht schon alles erlebt und durchgemacht hatte. Auch wenn ihr das eine Menge Ärger, Strafen und Schmerzen einbringen würde, aber sie würde nicht blindlinks folgen und sie zu einer ihrer weiteren Marionetten machen. Schließlich waren sie ja bekannt für ihre Herrschsucht.

Emmanline mochte schwach sein und gegen so ein mächtiges Wesen nicht ankommen, aber sie war eisern, wenn es um sich selbst als Person ging. Auch wenn dieser Drache…wie nannten sie ihn doch gleich noch einmal? Egal, das entscheidende dabei war, er schien eine sehr hohe Position in der Rangordnung seines Volkes zu haben. Wie sie auch mitbekommen hatte, von dem Engel Jesaja, das dieser Drache im Bett vor ihr, eines Tages der Herrscher sein würde. Über eine ganze Sippe. Kein Wunder das er so hochmütig und von sich selbst überzeugt ist, wessen er sich denkt, dass er alles tun und lassen konnte was er wollte und wonach ihm gerade ist.

Jetzt wo sie seinen dummen blutroten Rubin, der ihm wirklich wichtig erschien, gestohlen und ihn sogar noch in einen großen tiefen See fallen gelassen hatte. Durch ihre Schusseligkeit. Aber ausgerechnet jetzt musste sie so tollpatschig sein und eines der gefährlichsten Raubtiere bestehlen, die auf der Erde nur existierten. Dabei hatte sie den dümmsten Fehler ihres Lebens begangen und hatte gegen eine Regel verstoßen, die sie so schmerzhaft hatte erlernen müssen. Ihre Mutter hatte es ihr immer wieder eingebläut.

Pass ja auf, meine kleine Emma. Du musst immer unsichtbar bleiben und keine Aufmerksamkeit auf dich erregen. Das ist sehr wichtig. Wenn sie wissen was du bist, werden sie dich weiterhin bis aufs Blut jagen und nicht eher ruhen, bis sie das haben, was sie wollen. Du wirst eines Tages wirklich frei sein. Das verspreche ich dir.

Welche gedanklichen Worte sie immer zu sich gesprochen hatte und so liebevoll, wie herzlich es von einer Mutter nur kommen konnte. Emmanline konnte sich noch an jedes einzelne Wort erinnern, als wäre es erst gestern gewesen. Noch immer hallte diese sanfte Stimme in ihr wieder, aber nur weil sie sich so gut eingeprägt hatte und ganz fest in sich verborgen hielt. Wie ihr eigener und einziger Schatz. Nur das zählte. Dieser Erinnerung ihrer Vergangenheit an ihrer Mutter, war auch mit Schmerzen verbunden und es saß auch tief in ihr verborgen.

Nur letzten Endes hatte sie kläglich versagt und genau das Gegenteil getan, was sie eigentlich sollte. Aus Unsichtbarkeit wurde Sichtbarkeit. Sowas dummes aber auch. Kaum war sie aus dem einen Käfig verschwunden, landete sie schon prompt in dem nächsten.

Besser kann es doch nicht laufen, Emma. Gut gemacht!

Beschimpfte sie sich gedanklich selber und konnte sich dafür nur Ohrfeigen. Doch eins musste sie sich zu gute tun. So dumm hatte sie sich doch nicht ganz angestellt, wenn sie berechnete, wie lange sie erst auf eigenen Beinen stand und in Freiheit lebte.

Zwei Monate. Mensch das ist doch ein riesiger Fortschritt für mein erstes Mal.

Lachte sie im Kopf höhnisch auf. Wie hohl diese Worte doch klangen und es steckte ja überhaupt keine Ironie darin. Wem wollte sie hier eigentlich was vormachen? Sie war nicht wirklich dafür geboren frei zu sein. Aber dann lautete die Frage, wieso bemühte sie sich dann so ab? Um Hoffnung einmal in ihrem Leben zu haben? Welche Hoffnung? Sowas war doch purer Unsinn, dass gab es nicht. Nicht in ihrer Welt. Letzten Ende war sie nur eine Person die als ein Gegenstand betrachtet wurde. Dazu musste sie auch nicht in die Augen dieses Mannes schauen. Schließlich war sie nur der Gegenstand, der ihn zu seinem wertvollen Rubin führte. Wer weiß schon, was er danach mit ihr machte. Vermutlich genau das Gleiche was sie vorher kannte. Also wieso ergab sie sich nicht einfach gleich? Wäre doch alles viel leichter.

Sich einfach nur ergeben…
 

Lucien kam nicht um dessen herum, dass diese Frau in ziemliche Gedankengänge verstrickt war. Wo sie sich wohl gerade befand und worüber sie so nachdachte? Würde er sie fragen, bekäme er vermutlich keine Antwort. Manchmal wusste er nicht wie er sie einschätzen sollte. Sicher er war schon noch etwas erleichtert darüber, dass sie lebte, aber er konnte nicht feststellen ob sie sich ängstlich und ergebend sich irgendwo niederknien und um Gnade betteln sollte, oder gar trotzen und ihre Stärke zeigen. Sie war eine vielspaltende Frau. Auch dies war ein Anzeichen, das seine Vermutungen richtig lagen, welche Erfahrung sie mit seiner Art gemacht hatte. Ihre Verhaltensweisen waren von ihrer Seite unbewusst und doch wusste sie, wie sie sich zu verhalten hatte. Nur wollte er nicht wirklich der Frage nachgehen, welchen Hintergrund das alles hatte. Das wollte er einfach nicht wissen. Sie war eine außergewöhnliche und hübsche Frau…Elfe…aber das war es auch schon.

Drachen und Elfen waren nicht gerade die besten Bündnispartner, aber hatten eine Art Übereinkunft getroffen einander einfach aus dem Weg zu gehen. Ihre Verhaltensweisen waren unterschiedlicher Natur und sie könnten nie miteinander auskommen. Dazu waren sie zu unterschiedlich. Da die Elfen auch ziemlich zurück gezogen lebten, weil sie bei der letzten Kompensation einen heftigen Schlag einstecken mussten, hatte sich ihre Anzahl sehr stark reduziert.

Die Kompensation war eine Ausbalancierung in der Mythenwelt, damit es keinem Übermaß an Unsterblichen gab.

Eine Prophezeiung die immer und immer wieder eintrifft. Es ist wie ein Sturm, der über einem hereinbricht. Einfach schnell und ohne jegliche Vorahnung, wann es geschehen würde. Brutal und ohne Gnade.
 

»Und es wird eine Zeit kommen, da alle unsterblichen Kreaturen des Mythos, von den mächtigen Walküren, Vampiren, Werwesen…bis hin zu Phantomen, Gestaltenwandler, Feen, Sirenen…einander bekämpfen, vernichten sollen. In einer unbestimmten Zeit, bis das Phänomen meint, es sei genug.«
 

Es ist eine Art mystisches System zur gegenseitigen Kontrolle in einer beständigen wachsenden Bevölkerung der Unsterblichen. Es ist ein taktischer Trieb, dem kein Mythenwesen entkommen kann. Egal auf wessen Seite sich jemand befand. Das ist die Kompensation- der Ausgleich zu einer stetigen Ausbalancierung.

Sonst würde alles zu übermächtig werden.

Die letzte Kompensation war vor ungefähr sechshundert Jahren gewesen und konnte sich noch genau an diesen Tag erinnern, als wenn es erst gestern gewesen wäre. Dieses Gemetzel und diese Schreie. Überall lag der Geruch von Blut und Tod in der Luft. In dieser Schlacht gab es keine Gnade. Jeder gegen jeden.

Lucien schüttelte mit seinem Kopf und verdrängte diese Bilder. Er hatte schon viele dieser Kompensationen durchlebt und es war auch nicht einfach das zu verdrängen. Er hatte viele dadurch verloren, Familie, Freunde, Bekannte und sogar seinen Vater, der ihm sehr viel bedeutet hatte und ein großes Vorbild für ihn gewesen war. Er starb durch den Hinterhalt der Lykae und aus diesem Grund waren Drachen und Lykae bis aufs Blut miteinander verhasst. Noch heute kämpfen sie gegeneinander, ohne jegliche Gnade.

Von einem Geräusch, das nach einem Entsetzen klang, wurde er aus diesen blutigen Erinnerungen gerissen und blickte auf die Frau vor ihm. Noch immer saß er und betrachtete sie wieder ausgiebig. Genau da viel ihm das auf, was sie anscheinend so entsetzte. An ihr klebte Blut, aber…sie war doch nicht verletzt gewesen. Oder?

„Wessen Blut ist…das?“ wollte sie misstrauisch wissen und blickte ihn auch so an, aber nicht in sein Gesicht. Eher an ihm hinunter und er folgte ihrem Blick. Seine Kleidung war mit Blut gefärbt, aber schon längst getrocknet. Er verzog angeekelt das Gesicht und dachte daran, woher er das Blut hatte. Natürlich es konnte nur sein, als er die Wendigos unschädlich gemacht hatte.

Sein Blick wieder aufgerichtet schaute er sie an und sah wie sie ihre Hände betrachtete, wo auch etwas Blut dranklebte, als sie sich in ihn festgekrallt hatte. Selbst ihr Gesicht und ihre Haare waren etwas verschmiert, als sie auf seiner Brust leicht gelegen hatte.

Die Elfe wich zurück, als sie anscheinend bemerkte welchen angewiderten Blick er im Gesicht hatte, doch das passte ihm nicht. Genauso wenig, das sie vor ihm zurückwich.

„Nicht Meins und auch nicht Deins.“ Beantwortete er endlich ihre Frage und stand auf, ließ sie nicht aus den Augen. Diesmal wich sie nicht vor ihm zurück.

Sehr gut.

„Wessen dann?“ zögerte sie erst.

„Bevor ich in die Höhle zurückgekommen war, kreuzten ein paar Wendigos meinen Weg.“

„Wendigos?“ kam es flüsternd und erstickt über ihre Lippen, als sie ihr schneeweißes Haar, welches so weich war, in ihre Hände nahm. Welches sie vor ihren Augen drehte und wendete. Es war beschmutzt und färbte ihr Haar leicht rosa.

Unakzeptabel. Es verunreinigte ihr besonderes seltenes Haar. Deswegen packte er sie bei der Hand und wollte sie hinter sich herzerren, aber sie weigerte sich dagegen und stemmte sich gegen ihn. Nur hatte sie gegen ihm keine Chance.

„Entweder du folgst mir oder ich werfe dich wieder über meine Schultern. Was ist dir lieber?“ Wandte er sich zu ihr um und knurrte wütend gegen ihrem Protest. Sofort erstarrte sie und schüttelte nur heftig mit ihren Kopf. „Kluge Entscheidung!“ setzte er seinen Weg wieder mit ihr fort.
 

Emmanline wusste nicht was er mit ihr vorhatte. Sie wusste gerade nicht was hier geschah. Als sie aus ihrem Gedankengang erwacht war, viel ihr auf, das Blut an ihren Händen klebte. Es war nicht viel, aber es reichte aus, dass der Geruch daran Übelkeit in ihr hervor rief. Die Frage war nur, war das ihr Blut oder gar seins? Das durfte nicht sein, denn erinnern konnte sie sich nicht, dass sie sich an irgendwas verletzt hatte, seid denn er hatte ihr etwas angetan. Sofort hatte sie an ihrem Körper hinunter geblickt und abgetastet, aber nichts schien dem Anschein zu haben, dass es von ihr kam. Also würde es bedeuten, dass es seins war. Selbst in ihrem Haar klebte etwas davon und sie bekam eine Gänsehaut davon. Sie hatte kein Problem mit dem Anblick dieser rötlichen klebrigen Flüssigkeit, doch trotzdem wollte sie es nicht an sich kleben haben. Deswegen musste sie nachfragen. Es dauerte ein wenig bis sie eine Antwort bekam, aber wessen Blut es war, wies sie darauf hin, dass es von Wendigos stammte. Sie kannte diese Kreaturen auch gut genug um zu wissen was sich dahinter verbarg. Es war der Abschaum in der Mythenwelt.

Zunächst war er auch aufgestanden und kam ihr erneut bedrohlich nahe, aber diesmal wich sie nicht vor ihm zurück. Etwas Unwissendes stand in seinem Blick und es erschreckte sie leicht.

Der Drache packte sie am Handgelenk und wollte sie schon wieder hinter sich her schleifen. Sie hatte langsam keine Geduld mehr, dauernd so hin und her gezogen zu werden. Wehrte sich wieder, aber diesmal fuhr sie ihn knurrend an, was ihr wohl lieber wäre. Freiwillig mitkommen oder wieder auf seinen Schultern getragen zu werden? Das wollte sie auf keinen Fall und schüttelte hastig mit ihrem Kopf. Deswegen folgte sie ihm, aber sie wollte ihre Hand aus seiner nehmen, was er nicht zuließ. Es war ihr unangenehm, aber er drückte fester zu, damit sie ihm nicht entkam, aber nicht das es ihr wehtat. Wieso hielt er sie noch fest, wenn sie doch nicht abhauen konnte?

„Wohin bringst du mich?“ schaute sie fragend zu ihm auf, auch wenn sie nur auf seinem Hinterkopf starrte. Sein kastanienbraunes Haar glänzte in dem dunklen Schein der flackernden Feuerfackeln die in den Gängen an der Wand hingen. Da gestattete sie sich nur einen Augenblick, ihn etwas genauer zu betrachten. Noch einmal. So groß und muskulös. Sein Oberkörper war kräftig und breit. Sie war diesmal wirklich froh, dass er Kleidung an sich trug. Jedes Mal wenn sie ihn in menschlicher Gestalt gesehen hatte, war er…naja…nackt gewesen. Wie vorprogrammiert flammte wieder Hitze in ihr auf, die in ihr Kopf stieg und sie mit Sicherheit rot erscheinen ließ. Verflucht, was passierte da? Normalerweise reagierte sie auf nichts, aber bei ihm was sehr ungewöhnlich war. Dabei war er auch noch ein Drache, mit welcher Art sie nichts mehr zu tun haben wollte. Zu viele Dinge waren passiert.

„Das wirst du gleich sehen.“ Antwortete er nur etwas schnaubend, was sie doch etwas ärgerlich werden ließ.

„Dann lass wenigstens meine Hand los. Ich kann eh nicht weglaufen.“ War es eine reine Tatsache. Er würde sie sofort wieder einfangen und hinter sich her schleifen.

„Nein, du bleibst schön hier.“ Gab er ihr einen Ruck, dass sie beinahe gegen ihm gestoßen wäre. Sie wusste nicht warum und woher dieses Gefühl kam, aber sie hätte ihn am liebsten angesprungen und ihm die Augen ausgekratzt. Irgendwie brachte dieser Mann ihr Blut ganz schön in Wallung. Nicht nur auf eine Weise, welche Wut in ihr schlummerte. Doch es siegte und wiegte mehr über das Andere unerklärliche Gefühl der Hitze.

So folgte sie in der Stille und leicht brodelnd durch die leicht erleuchtete Höhle. Gut, dass er sich hier auskannte, als sie sah wie viele Abzweigungen diese Gänge hatte, wurde ihr doch leicht mulmig zumute, da sie sich mit einer hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit verlaufen hätte.

Nach einiger Zeit dem hin und her, kamen sie in den Tiefen des Berges an und sie konnte Geplätscher hören. Wasser rauschte und es hallte leicht durch die Höhle. Nun verstand sie was er vorhatte.

Etwas überrascht schaute sie zu ihm rauf. „Du führst mich zu einer Wasserquelle?“

Kamen auch schon gleich an und vor ihr zeigte sich ein kleiner fließender Bach, der sich durch das Gestein und Felsen schlängelte. Das Wasser suchte sich ihren eigenen Weg.

Er ließ ihre Hand los und ging zu dem Bach hin, um sich davor niederzuknien und sich Wasser zu schöpfen, spritzte es sich ins Gesicht und wusch sich.

Etwas verloren stand sie da und beobachtete ihn dabei. Es war sehr verlockend und sie ging darauf zu, aber setzte sich in einem großen Abstand zu ihm weg. Im Wasser konnte sie sich leicht wieder spiegeln sehen, da das Wasser so kristallklar war und jetzt erst besah sie sich und bemerkte wie sie aussah. Ihre Feststellung? Sie sah furchtbar aus. Nicht nur durch das Blut auf ihrem Gesicht und in ihrem Haar.

Ihre Hände tauchten in das Wasser und eine leichte Kühle durchfuhr sie, spritzte sich sofort mit vollen Händen von der Kühle ins Gesicht. Das tat wirklich gut und wusch sich ordentlich und leicht ihr Haar. Normalerweise sollte sie sich richtig waschen, aber mit Sicherheit nicht vor ihm.

"Was ist mit dir da heute passiert? Wieso warst du tot? Obwohl ich dich nur angekettet hatte und ich wusste auch das du keinerlei Verletzungen hattest, bevor ich gegangen war." fragte er und sie Blickte zu ihm rüber. Erst wollte sie nicht, aber sie hatte überhaupt nicht mitbekommen, wie er sich bewegt und auf einen der Felsen gesetzt hatte.
 

Lucien gefiel es nicht wie sie einen großen Abstand zu ihm hielt, aber versuchte nichts dagegen zu unternehmen. Er wollte sie einmal in Ruhe lassen und wandte sich trotzdem zu ihr um. Beobachtete sie während sie sich wusch. Kaum zu glauben, aber es sah schon faszinierend aus. Obwohl das Waschen das normalste der Welt war.

Lautlos setzte er sich neben ihm auf einen Fels und sah sie einfach weiterhin an. Das vielleicht noch ein paar Minuten bis er ihr Fragen stellte, die er erklärt haben wollte. Sie zuckte zusammen und drehte ihren Kopf leicht zu ihm um. Einige Wassertropfen perlten von ihrem Gesicht ab und liefen zu ihrem Kinn runter, wessen Tropfen nur auf ihre bloße Haut oder auf ihrer Kleidung traf. Einen Wassertropfen folgte er mit seinem Blick besonderst, was von ihrem Halsansatz in ihrem Ausschnitt ihres schwarzen Tops zwischen ihren Brüsten lief.

Ein leichtes Stöhnen, welcher Anblick ihm besonders gefiel, konnte er noch unterdrücken. Wieso erregte es ihn so sehr? Mit einem Kopfschütteln verjagte er diese Gedanken wieder und das Verlangen, nicht noch mehr zu tun, als beabsichtigt.

Lucien konnte aus ihrem Blick nichts deuten, was in ihr vorging oder dachte. Ihre silbernen Augen hatten nicht das Warme und das Glänzende in ihnen. Sie waren stumpf und von dem dunkelsten Eisen, wie dessen eines Schwertes. Es war diesmal anders, als zuvor, wo er in ihre Augen geschaut hatte.

„Was interessiert es dich? Es spielt keine Rol…“ war Lucien blitzartig aufgestanden und saß weniger als einer Sekunde vor ihr, als er diese paar Meter zwischen ihnen übersprungen hatte.

Vor ihr kniend, hatte er ihr Kinn gepackt und so gerichtet, dass sie ihren Blick nicht von ihm abwenden konnte. Sein Griff hatte Stärke, aber nicht die seiner Muskeln. „Was mich interessiert oder nicht, lass mal meine Sorge sein. Beantworte einfach meine Fragen.“ Musterte er sie mit verengten Augen.

Ihre Augen hatten sich geweitet und er konnte ihr Herz rasen hören. Anscheinend hatte sie nicht damit gerechnet, dass er so schnell handeln würde. Aber er hatte das Gefühl, es lag nicht daran, dass sie es nicht ersehen konnte, viel mehr das er überhaupt gehandelt hatte. Erkenntnis hatte in ihren Augen für einen Bruchteil einer Sekunde aufgeleuchtet, als hätte er sie an etwas erinnert.

„Nun sprich. Oder soll ich dort weiter machen, was wir letztens unterbrechen mussten?“ zeigte sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht, wobei er nichts dagegen hätte.

„Nein…“ konnte er eine leichte Röte auf ihren Wangen erkennen.

Sie erinnert sich. Sehr gut!

Da sie nicht ihren Kopf bewegen konnte, rutschte sie etwas hin und her, presste ihre Lippen zu einem festen Strich zusammen. Sein Blick wanderte automatisch zu ihrem Mund und Erinnerungsfetzen tauchten vor seinem inneren Auge auf.

Später, redete er sich innerlich immer wieder ein. Jetzt für den Moment wollte er Antworten von ihr bekommen.

„Die Fesseln.“ Antwortete sie ihm kurz und knapp, aber das reichte ihm beim weiten nicht. Damit konnte er nichts anfangen und sie schien es zu wissen, denn sie redete weiter. „Das Eisen darin, hatte meine Energie aus dem Körper gesogen.“

Die Elfe wandte ihren Blick von ihm nicht ab und er konnte auch an weiteren Anzeichen nicht erkennen, das Lügen sie straften. Deswegen durchforstete er sein ganzes Wissen, welches er sich in seinem ganzen Leben angesammelt hatte. Dachte darüber nach, einen Hinweis darauf zu finden, sie mit diesem Hinweis irgendwo zu zuordnen. Ihm ist es nicht bekannt das Elfen eine Eisenschwäche hatten. Da er ohnehin schon wusste, dass noch etwas anderes in ihr steckte, konnte er es nur darauf zuordnen. Doch die Frage ist, was steckt noch in ihr? Lykae reagierten auf Silber, das schloss er aus. Jeder hatte Schwächen auf ihre Art und Weise, aber es gab nicht viele Arten in der Mythenwelt die auf materielle Dinge reagierten und stark verletzbar dadurch wurden.

Die Schwäche der Drachen war aber auch auf materielle Dinge zurück zuführen. Sie reagierten auf Titan, aber da es seltener war, kam es nicht allzu oft vor, das Drachen daran starben. Trotz allem waren auch sie auf andere Arten angreifbar. Kein Mythenwesen war unbesiegbar. In dieser Welt ging es grausam und brutal zu, was das Normalste war. Es war irgendwie eine Tagesordnung in der Mythenwelt gegeneinander zu kämpfen.

„Wieso hast du mir das nicht gesagt?“ wollte er wissen, während er ihr Kinn losließ.

„Oh, natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen?“ grummelte sie sarkastisch vor sich hin. „Das hatte ich versucht dir zu erklären, schon vergessen? Doch du hast mir einfach nicht zugehört. Du bist mehr damit beschäftig, deine Überlegenheit mir gegenüber zu beweisen.“ Warf sie ihm an den Kopf und dachte anscheinend überhaupt nicht darüber nach, vor wem sie saß. Ihre Augen blitzten leicht zornig darüber auf, deswegen gestattete er ihr diese Dreistigkeit.

„Das wusste ich nicht.“ Gestand er und blickte sie aufmerksam an.

„Sicher wusstest du das nicht.“ Wandte sie sich von ihm ab und wusch sich leicht weiter. Angespannt, aber nicht ohne ihn aus den Auge zu lassen.

Klang das etwa ein Funke Spott in ihren Worten mit? Das brachte ihn doch tatsächlich zum Schmunzeln, was ihn erstaunte.

„Was bist du?“ fragte er.

„Das geht dich nichts an.“ Eiskalt und klare Worte. Ihre Stimme wirkte auch eiskalt und da wusste er, sie würde nichts verraten. So beließ er das erst einmal, aber aufgeben würde er nicht. Er würde noch hinter ihr Geheimnis kommen und er war schon gespannt darauf, würde nicht eher ruhen, bis er ihr Geheimnis gelüftet hatte. Das würde ein Spaß werden, worauf er nicht verzichten wird.

„Auch gut! Ich werde es noch herausfinden.“ Zuckte er gleichgültig mit seinen Schultern und sie schnappte entsetzt nach Luft. Er konnte es sehr gut hören, dass sie nicht davon begeistert war.

„Was verstehst du nicht darunter, das dich das nichts angeht? Ihr Drachen nimmt euch immer das Recht heraus, alles zu bekommen was ihr wollt, aber das habt ihr nicht. Also sage ich es dir noch einmal, Das geht dich nichts an!“ zitterte ihre Stimme leicht vor Wut.

Sehr gut. Sie zeigt sowas wie Wut und sie hatte Biss. Es wird ein Vergnügen werden mit ihr zu spielen.

Darum beließ er es wirklich erst einmal. „Da kommen wir doch erst einmal zu meinen entscheidenden Fragen. Wie hast du es geschafft meinen Schutzzauber, die mich vor Neugierigen schützen sollten, zu umgehen? Normalerweise schafft das Niemand, aber da habe ich mich wohl geirrt. Also?“

„Ich kann dir nur die gleiche Antwort geben, die ich zuvor auch gegeben hatte.“ fing sie nach kurzem überlegen an. „Ich. Weiß. Es. Nicht.“ Klang es etwas scharf. „ Ich kann mich daran nicht erinnern, wieso ich überhaupt deinen Rubin gestohlen habe. Ich weiß nur noch, dass ich zuvor an diesem See Rast gemacht hatte und dann beim Nächsten war ich schon auf der Flucht.“ Vertiefte sich ihre Gedanken wieder darum und ihre Stirn runzelte sich dabei. Anscheinend wusste sie das wirklich nicht. Das war wirklich merkwürdig und da runzelte selbst er seine Stirn.

„Ich wusste, dass ich in ein Gebiet eines Drachen kam und wollte mich so gut wie es ging, unsichtbar machen. Das hatte ja auch ganz gut geklappt, bevor ich diese dämliche Tat begangen hatte.“ Senkte sie ihren Kopf und starrte aufs Wasser, auf ihr eigenes Spiegelbild. „Ich verstehe auch deine Wut darüber und ich weiß wie überbehütet Drachen gegenüber ihrem Hort sind. Dafür seid ihr ja mehr als bekannt.“ War sie leiser geworden und sie hatte ihre Hände auf ihrem Schoß gelegt und waren zu Fäusten geballt.

„Gut, nehmen wir mal an ich glaube dir. Woher hattest du gewusst, dass du in ein Gebiet eines Drachen kamst?“ lehnte er sich etwas zurück, damit er sich leicht aufsetzen konnte.

Ihr Kopf drehte sich zu ihm um und sie schaute ihn etwas verwirrt an, als wolle sie sagen, was für eine dumme Frage das sei.

„Ich finde, dass ist nicht sonderlich schwer zu erraten, ob man sich in der Nähe eines Drachen befindet oder nicht. Es gab deutliche Anzeichen. Drachen legen sehr viel Wert auf Ruhe und Unberührtheit. Da ich keine anderen Zeichen an anderen Lebewesen, außer den Tieren in den Wäldern, war es das erste Anzeichen. Das zweite ist dieser Berg. Eins und eins zusammengezählt, wusste ich, dass der Drache nicht weit entfernt sein kann und die Logik darin ist, dass mit großer Wahrscheinlichkeit sein Versteck in der Nähe ist. Anscheinend hatte ich mich nicht geirrt.“ Blickte sie ihn an.

Das schien ihn wirklich zu überraschen. „Das erklärt meine Vermutung, dass du mehr Ahnung von Drachen hast, die man eigentlich annimmt. Habe ich da Recht?“ bemerkte er nur das sie mit ihren Schultern zuckte. Eine eindeutige Bestätigung. Also dann: „Du bist auf jeden Fall schon mindestens einen begegnet. Wer war es? Vielleicht kenne ich ihn ja.“ Wollte er es schon wissen, weil seinen Anschein nach, dieser Drache nicht der freundlichste gewesen war. Dafür wiesen ihr Verhalten mehr eine Zurückhaltung aus und vor allem ihr kühler und teilnahmelose Blick. Das zeigte sich genau in diesem Augenblick, denn es bedurfte kein großes Talent diese Abneigung, Wut und vielleicht sogar Hass in ihren Augen zu erkennen.

Das Silber in ihren Augen wurde Messerscharf und er bekam doch leicht eine Gänsehaut. Nicht weil er eine Art Angst daran verspürte, viel mehr fand er es anziehend. Da sie schon außergewöhnliche Augen hatte, war es nur umso spannender.

Die Elfe weigerte sich ihm Antworten zu geben und er brummte leicht darauf. „Wieso verrätst du es mir nicht?“

„Was interessiert dich das? Ihr Drachen seid wegen eurer Freundlichkeit nicht sehr bekannt und vor allem euer Mitgefühl für andere, oder es geht um eure Spezies allein. Also kann es dir egal sein.“ Wandte sie sich wieder von ihm ab, aber diesmal ließ er es ihr nicht durchgehen.

Seine Arme schnellten nach vorne und er drückte sie auf den Erdboden. Ihr kleiner Aufschrei, bestätigte, dass sie nicht damit gerechnet hatte. Lucien war aber bedacht ihr nicht weh zutun. Er hatte sich über sie gebeugt und schaute mit lodernden Augen auf sie herab. „Das solltest du mal meine Sorge sein lassen, was mich interessiert und was nicht. Das war eine leichte Frage gewesen die du beantworten solltest.“ Stützte er sich mit beiden Händen neben ihr ab. Jetzt wo sie so unter ihm lag, kamen erneute Bilder in ihm auf, die er nicht einfach so ignorieren konnte. Da er sie schon einmal geschmeckt hatte, war die Verführung sehr groß gewesen noch einmal von ihr zu kosten. Als erstes ihre vollen sinnlichen weichen Lippen. Ihre Unterlippe leicht füllig, welche perfekt zum reinbeißen war. Noch einmal wollte er das tiefe Rot ihrer Lippen sehen, wenn er sie vor Verlangen wild geküsst hatte.

Ein Hunger von Begierde stieg in ihm auf und er wollte es stillen, wie er es schon zu Anfang beschlossen hatte. Sie war so anziehend und hatte einen wahnsinnigen schlanken Körper. Sie war nicht sonderlich groß für eine Frau, aber alles saß so, wie es sein sollte. Perfekte Kurven und erst ihre Brüste, zum einladen für bissige Spielchen.
 

Emmanlines Augen weiteten sich vor Entsetzen, dass er ihr schon wieder so Nahe trat. Nun lag sie binnen von Sekunden unter ihm und erneut wusste sie nicht, wie sie darauf reagieren sollte.

Er wollte sie doch nicht wieder...küssen und Dinge mit ihr anstellen, die anzüglich waren? Nein, das wollte sie nicht und sie wehrte sich.

„Geh runter von mir.“ Stemmte sie sich gegen ihn und verbrannte sich wie beim ersten Mal mit ihrer Berührung an ihm. Heiß blitzte es durch ihren Körper, aber diesmal zuckte sie wirklich zurück. Ihre Hände pressten sich auf ihre Brust und wich seinem Blick aus, ihr Kopf zur Seite gedreht. Sie versuchte sich keinen einzigen Millimeter zu bewegen, denn schon beim letzten Mal hatte sie in Erfahrung gebracht, dass er darauf reagierte, wenn er sie in seinen Armen hielt und sie sich bewegt hatte.

Kraftvoll legte er eine Hand auf ihrem oberen Halsansatz und halb ihrem Kinn, damit er ihren Kopf drehen konnte und ihr Gesicht zu ihm gewandt war. Sein Griff tat ihr nicht weh, aber es reichte aus, um seine besitzergreifende und machtvolle Art zu zeigen.

„Was ist los? Hast du Angst, dass ich dich wieder küsse?“ lachte er belustigend auf und kam mit seinem Gesicht ihrem näher. Er lachte sie aus, oder gar verhöhnte sie, wie sie bezüglich auf ihn reagiert hatte. Genau das hatte sie in dem Zeitpunkt vollkommen schockiert, was nun alles wieder in hier hochkam. „Oder das ich dich noch zu weiteren Anregungen verleite?“ machte er einfach weiter.

„Warum?“ versuchte sie zu schlucken, aber dadurch kam nur dieses eine Fragewort erstickt hervor.

Einen Moment schaute er sie einfach nur an und er dachte nach.

„Weil mir danach ist und weil ich es kann.“



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