Gebieter des Feuer und der Leidenschaft von PaiSakuraKurai ================================================================================ Kapitel 25: ------------ Zwei Tage waren vergangen, seit Emmanline und die Anderen von der Insel zurückgekehrt waren. Seitdem hatte sich auch nichts geändert und es wirkte alles normal, wie bisher auch. Keiner behandelte sie anders oder man sperrte sie ein, wie sie es vielleicht befürchtet hatte, als sie ihr größtes Geheimnis um ihre wahre Gestalt preisgegeben hatte. Lucien hatte also Recht behalten. Er beschützte sie mit allem und sie sollte ihm nun wirklich glauben schenken. Bisher war sie noch etwas misstrauisch gewesen, als sie wieder ins Schloss zurückgekehrt waren und wieder aufgewacht war und Lucien sie beim Rückflug in Trance versetzt hatte. Zwar hatte sie wieder den Schutzzauber eingesetzt, die ihr Leuchten vor allen Anderen verbarg, aber sie war trotzdem noch vorsichtig vor allem anderen Drachen. Sie war sich einfach nicht sicher gewesen. Erst nach ein paar Tagen verflog dieses Gefühl und sie konnte Luft holen. „Habe ich dir nicht gesagt, wenn wir alleine sind, dass du dich nicht mit deinem Schutzzauber zurückhalten musst?“, umarmte Lucien sie von hinten und küsste sie seitlich am Hals, was sie fast dahinschmelzen ließ. Sie mochte es, wenn er sie berührte. „Ich bin es noch nicht gewohnt, Lucien“, schmiegte sie sich an ihn. „Ich mache das immer noch automatisch, das ich mein Leuchten unterdrücke“, löste sie ihren Schutzzauber auf, da sie unter sich waren. Ansonsten hätte sie es nicht getan und wenn tat sie es auch nur, wenn sie in Luciens Arbeitszimmer war, oder wenn sie in ihren privaten Räumen waren. Mit einem Lachen drückte er sie noch einmal an sich, bevor er sie losließ. „Du hattest wirklich Recht gehabt, was es mit Hel auf sich hatte und kaum zu glauben, aber er hat wirklich zugesagt. Er wird mein Buchhalter und auch Rennie hat zugestimmt hierzubleiben. Sie wird ein Platz als Anführerin einer Garnison bekommen. Sie wirkte recht zufrieden“, zog er sein Hemd aus, da sie sich in ihrem Zimmer befanden und er sich ein anderes anziehen wollte. Automatisch richtete sie ihren Blick auf seine muskulöse Brust und sie wurde bei dem Anblick schon schwach. Je mehr sie in seiner Nähe war, umso mehr reagierte sie auf ihn und umso schwächer wurde sie für ihn. Da konnte sie einfach nichts machen. Als hätte der Drache ein Zauber auf sie gelegt, gegen den sie nichts mehr tun konnte. „Hörst du mir überhaupt noch zu?“, hörte sie Belustigung in seiner Stimme, als sie aus ihren Gedanken gerissen wurde. „Natürlich. Hal und Rennie arbeiten jetzt für dich“, wiederholte sie zu hastig seine Worte, das er lachen musste. „Ja, das auch, aber danach habe ich noch was anderes gesagt“, kam er ihr wieder bedrohlich nahe und sie konnte die Hitze seines Feuers spüren. „Ich habe gesagt, das ich dich an etwas erinnern möchte und das ich dir etwas geben will.“ Überrascht von seinen Worten, beobachtete sie ihn einfach nur, als er sich wieder von ihr entfernte. Lucien ging zu einer Kommode und holte eine kleine glänzende schwarze Holzschatulle. Sie erkannte sie, weil sie die schon einmal in den Händen gehalten hatte. Und sie wusste auch, was in ihr drinnen war. Nur hatte sie nicht mehr an sie gedacht, in all der Zeit, was geschehen war. Zumal war ihr diese Schatulle und was darin war, auch so nicht mehr in den Sinn gekommen. Emmanline wusste noch ganz genau, wie der Kristalldolch, aus dem reinsten Diamant, ausgesehen hatte, der in dieser Schachtel auf dem weichen weinrotem Samt lag. Die Klinge formte sich in zwei Wellen und war aus dem klarsten Kristall. Der Griff, breiteten sich zwei Drachenflügel auseinander und am Schaft schlängelten sich wie eine Schlange nach oben, zu einem Drachenkopf zusammen, der sein Maul weit aufgerissen hatte, als würde er jeden Augenblick Feuer speien. „Diesen Dolch habe ich damals selbst geschmiedet. Für meine vorherbestimmte Seelengefährtin. Ich wusste damals noch nicht, wer oder was sie sein wird. Ich habe diesen Kristalldolch aus reinsten Diamant und aus meinen eigenen Feueratem erschaffen“ holte er das wertvolle Stück aus der Schatulle heraus und betrachtete es mit Bewunderung. „In unserem Volk ist es Tradition, das wir unseren Seelengefährten ein seltenes Geschenk zu Ehrung machen. Wir wissen nicht aus welchen Grund, aber wir tun es. Ich verstand damals nicht, warum eine so schöne gefährliche und tödliche Waffe, wie diese hier, wenn meine Gefährtin sich doch verteidigen könnte. Heute weiß ich es besser und irgendwas in mir musste schon gewusst haben, warum ich genau diesen Gegenstand ausgewählt habe“, blickt Lucien jetzt tief in Emmanlines Augen. „Dieser Dolch soll dich beschützen und auch verteidigen, wenn ich es nicht kann. Trage ihn ab heute immer bei dir. Immerhin hast du ihn angenommen, Emmanline.“ Sprachlos, was sie da hörte, starrte sie erst Lucien eine Weile an und dann auf den Kristalldolch. „Ich werde dich mit allen Mitteln beschützen und immer in deiner Nähe sein, wenn wir außerhalb sind vom Schloss. Alleine schon, wenn Culebra und seine Anhänger noch da draußen sind und nach dir suchen, aber ich will kein Risiko eingehen, dass du vielleicht unbewaffnet bist. Ich weiß, du trägst vielleicht keine Waffen, aber dann nimm wenigstens diese hier, was ein Geschenk von mir ist und was eigentlich nicht zum Töten gedacht ist. Es geht lediglich nur zur Verteidigung und das ich beruhigt bin. Den Rest übernehmen wir“, war es denn wirklich so einfach, wie Lucien es behauptete? Sie müsste diesen Dolch einfach nur tragen und nichts weiter damit tun? Dabei hatte sie noch niemanden getötet oder je eine Waffe benutzt. Es lag ihr vielleicht sogar gegen jeder Natur eine Waffe zu benutzen. Was wusste sie schon von ihrem wahren Wesen, welches sie solange verdrängt hatte. „Ich kann ihn annehmen und tragen, Lucien, aber ich weiß nicht, ob ich den Dolch je benutzen werde“, meinte sie darauf. „Das ist mir egal. Hauptsache du hast ihn“, lächelte Lucien nur und legte den Dolch in ihre Hände. „Mehr verlange ich auch nicht.“ Emmanline verstand nicht ganz was er damit bezweckte, aber sie nahm es fürs Erste einfach hin, dass er ihr das Geschenk gemacht hatte und das es ihm so wichtig erschien. Vor allem, wenn es ihn so beruhigte. Weil sie auch wusste, sie hatten noch eine große Reise auf sich und er würde sie auch nicht ohne weiteres ziehen lassen. Also ging sie da gerne ein kleines Arrangement ein und vor allem, da Lucien jetzt auch ihr größtes Geheimnis kannte. Sie musste ihm etwas entgegen kommen. Immerhin beschützte er sie jetzt. Den Tag darauf, ging alles ziemlich schnell und alle Vorbereitungen für eine Abreise waren abgeschlossen. Sie hätte nicht gedacht, wie viele Vorkehrungen getroffen wurden und an was da alles gedacht werden musste, aber da alles geregelt war, waren sie alle Abreise fertig. In der Luft ging es vermutlich alles schneller und sie wusste, sie war der Grund dafür, das sie auf dem Boden und mit Pferden reisten mussten. Was auch viel mehr Zeit in Anspruch nahm. Dennoch würden, sowie Lucien ihr erzählt hatte, Kundschafter vorausfliegen und die Lage kontrollieren und checken. In geregelten Abständen und im Verborgenen. Jeder hier hatte seine Aufgaben und jeder verrichtete sie gewissenhaft. Emmanline stand etwas außerhalb vom Schlossplatz und beobachtete das ganze Geschehen. Auch wie Lucien noch die letzten Anweisungen gab. Da fiel ihr noch jemand anderes auf, den sie schon seit längerer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Ohne es zu bemerken, ging sie auf ihn zu. Vermutlich hätte sie es nicht getan, wenn er nicht alleine dagestanden hätte. „Hallo, Aiden“, begrüßte Emmanline ihn freundlich und vorsichtig, als er gerade sein Pferd sattelte. Ihr war es nicht entgangen, dass er sich versteift hatte, als sie zu ihm sprach. „Hey, Emmanline“, antwortete Aiden ihr. „Wie geht es dir?“, wollte sie schon gerne wissen, da sie ihn schon eine lange Zeit nicht gesehen hatte. „Bestens.“ „Wir haben uns eine lange Zeit nicht mehr gesehen und ich dachte, dir wäre schon etwas passiert.“ „Nein, mir geht es bestens, Emmanline. Ich hatte nur viel zu tun gehabt, das ist alles“, wirkte er irgendwie abweisend zu ihr und drehte sich kein einziges Mal zu ihr um, damit er sie nicht beim sprechen anschauen konnte, sondern machte mit seiner Arbeit einfach weiter. Es klang alles irgendwie auch verletzend. „Oder kann es sein, dass du mir einfach aus dem Weg gehst, Aiden?“, wollte sie schon gerne wissen, denn diese Art, wie er war, gefiel ihr nicht. Denn so abweisend und kühl war Aiden normalerweise nicht. „Ich gehe dir nicht aus dem Weg. Was willst du von mir hören, Emmanline? Dass mich das alles total nervt, wenn ich euch beide zusammen sehe? Oder wie eifersüchtig mein Drache und ich sind? Willst du all das hören?“, drehte er sich endlich um und seine Augen loderten vor Leidenschaft und sie zuckte vor Erschrockenheit zurück, denn damit hatte sie nicht gerechnet. „Ich weiß nicht“, war sie wie erstarrt und blickte in seine glühenden Augen, weil sie sich davon nicht abwenden konnte. „„Doch, das weißt du. Ich hatte dir damals versprochen, dass ich dich da herausholen werde, aber ich kann mein Versprechen so nicht halten. Du bist seine vorherbestimmte Seelengefährtin und das beinhaltet mehr als ein paar Rechte. Wenn ich sehen würde, dass du nicht glücklich wärst oder er dir wehtun würde, würde ich jederzeit mein Versprechen einhalten und dich zu mir holen, aber so kann ich es nicht. Wenn ich dann noch so sehe, dass du jetzt lächelst und lachst, kann ich gar nichts tun. Ich bin machtlos dagegen“, knurrte er und sein Gesicht verfinsterte sich zunehmend, während sich seine Kiefermuskeln immer mehr anspannten. So erkannte sie ihn keinesfalls wieder. Oder gar, dass er innerlich vor Wut kochte. Sie konnte seine Wut greifbar spüren. Vielleicht nicht auf sie ausgerichtet, aber dennoch war sie auf jemanden ausgerichtet. Dabei hatte sie doch die ganze Zeit gewusste, welche Gefühle Aiden für sie empfunden hatte, aber konnte sie nie wirklich nach empfinden oder erwidern, weil sie selbst nie solche Gefühle, wie die Liebe verspürte. Vielleicht konnte sie diese Gefühle jetzt besser nachempfinden und den Schmerz, den sie in Aidens Augen wahrnahm. Jetzt sah sie, wie sehr er doch für sie fühlte und sie war vorher nie in der Lage gewesen, es nachzuempfinden oder zu deuten. Aiden war derjenige gewesen, der all in der Zeit gelitten hatte und sie hatte es nicht mitbekommen. Dabei war er von Anfang an ehrlich und offen zu ihr gewesen. Mit sich selbst und seinen Gefühlen. „Es tut mir leid, Aiden“, wusste sie kaum, was sie darauf sagen sollte, so schwer wog all das auf ihr. Darauf schnaubte Aiden nur. „Du musst dich nicht entschuldigen und ich will es auch nicht hören. Wenn du glücklich bist und es dir gut geht, beruhigt es mich auch und das du in Sicherheit bist. Ich habe es verstanden und solange du mich nicht selbst drum bittest, werde ich mich zurückziehen.“ Emmanline wusste, was das alles bedeutete und auch, warum er all diese Worte mit bedacht wählte. Aiden würde es nie als glücklich empfinden, sie so zu sehen, wie sie jetzt mit Lucien war, denn eigentlich wollte er an seiner Stelle sein. Ihr war es in diesem Augenblick zum ersten Mal wirklich bewusst von seinen wahren Gefühlen zu ihr. Es mag daher stimmen, dass es ihn vielleicht erleichterte, sie war glücklich und auch in Sicherheit, aber es verletzte sie, ihn so zu sehen. Dabei wollte sie ihn nicht so verletzt und leiden sehen. Sie hatte es auch nicht gewollt und es war mehr ungewollt passiert. „Es tut mir leid, Emmanline, aber ich muss jetzt weiter machen“, neigte er seinen Kopf und ging einfach, ohne eine Antwort von ihr abzuwarten. Er ließ sie einfach stehen. Nicht das sie ihm böse war, aber in ihr herrschte jetzt ein eigenartiges Gefühlschaos und ein durcheinander, was sie zuvor noch nicht verspürt hatte. Sie leugnete nicht, sie mochte Aiden, aber es war nicht auf diese Art und Weise, was sie für Lucien empfand. Aiden war ihr irgendwo auch schon wichtig, weil er ihr auch geholfen hatte und sie wollte auch niemanden etwas nachstehen. Außerdem besaß Aiden eine zu gute Seele, was sie herausgefunden hatte, da konnte sie ihm nicht böse sein. Oder gar wütend oder hassen. „Ist mit dir alles in Ordnung, Emmanline?“, legten sich zwei große Hände sanft und warm auf ihre Schultern. Sie wusste, zu wem sie gehörten und musste sich nicht einmal dafür umdrehen. „Ja, aber ich habe das Gefühl, ich habe etwas falsch gemacht, Lucien“, seufzte Emmanline etwas enttäuscht auf. „Aiden sah so traurig und verletzt aus. Ich konnte nichts dagegen tun, obwohl ich wusste, was er für mich fühlt und ich hatte es stets ignoriert. Es war nicht richtig, dem immer aus dem Weg zu gehen.“ „Es war aber von ihm richtig, sich aus der ganzen Sache herauszuhalten, Emmanline. Damals hatte Aiden mir eine Drohung gemacht, ich solle dir nicht wehtun und gut zu dir sein. Ich wusste um die Gefühle von ihm zu dir, aber hatte sie ignoriert, bis ich herausfand, dass du meine Seelengefährtin bist. Das hat natürlich einiges geändert. Geschieht das, muss sich jeder zurückziehen, weil geprägte Paare die Chance erhalten müssen, eine Bindung einzugehen. Seelengefährten, so eine Chance bekommt man nur einmal im Leben. Wenn überhaupt und jeder wäre dumm genug, sie nicht zu ergreifen, seinen Seelenpartner zu nehmen“, erklärte Lucien ihr. „Dann verstehe ich deinen Onkel aber nicht“, runzelte sie leicht ihre Stirn. „Darius hat doch seine Seelengefährtin gefunden, aber wie ich gesehen habe, sind sie keine Bindung eingegangen. Ich habe es jedenfalls bei der Ratssitzung beobachten können, das etwas zwischen ihnen ist, aber etwas hält sie auf, bis ich Lya einmal gefragt hatte, das sie Seelengefährten sind. Warum?“ „Komplizierte Sache, aber es gibt sogar Ausnahmen“, meinte er und zuckte nur mit den Schultern. „Es kommen sogar Prägungen zustande, wo keine Liebe oder Einigkeit stattfindet. Manches passt nicht. Vermutlich wird das bei meinem Onkel der Fall sein, aber das kann ich nicht genau sagen. Er redet nie darüber und wenn er es nicht tut, geht es uns auch nichts an.“ Das konnte Emmanline verstehen und wenn Darius nicht darüber sprechen wollte. Nicht jeder konnte über Gefühle sprechen und wie es in einem aussah. Sie war vermutlich eines der perfekten Beispiele. „Ja, da hast du Recht“, stimmte sie ihm zu und ging auf ihn zu, damit sie sich von ihm umarmen lassen konnte. Sie wusste nicht, seit wann sie ständig das Bedürfnis hatte, sich immer und überall von ihm in den Arm nehmen zu lassen, aber es war so. Seit jener Nacht bekam sie ständig den Drang bei Lucien zu sein und bei niemand anderen, ob sie es eingestehen wollte oder nicht. „Los komm, wir werden gleich aufbrechen und da will ich dich bei mir haben“, küsste er sie noch einmal, bevor er sie losließ. Zusammen gingen sie zu der Truppe versammelter Mannschaft, wo sie heute zu den Bergen aufbrechen werden, wo sie ein Bruchteil ihres Lebens verbracht hatte. Sie wollte nicht an die Zeit dran denken und was sie dort erlebt hatte, aber sie kehrte dorthin zurück, allein zuliebe, weil Lucien Hilfe brauchte. Sie alle waren zügig vorangekommen, hatten trotzdem fast sechs Tage bis zu den Agrargebirgen gebraucht. Natürlich hatte Charia erwähnt, sie bräuchten auf dem Boden das Doppelte an der Zeit, aber Lucien hatte die richtige Entscheidung getroffen. Als er die zwei Beobachter vorausgeschickt hatte, die die Lage kundschaften sollten, hatte ihm sein schlechtes Gefühl nicht verlassen. Auch wenn Culebra die Höhle schon längst verlassen hatte, lässt er sie noch immer bewachen. Oder da musste noch etwas sein, welchen Grund sie herausfinden mussten. So oder so, war es eine interessante Sache, was Culebra da suchte und für ihn noch wichtig erschien. Anscheinend hatte er es noch nicht gefunden und was auch immer er in diesen Höhlen suchte, Culebra fand es anscheinend nicht. „Lucien, wir haben all die ausgeschaltet, die sich außerhalb der Höhle aufgehalten hatten. Es waren ungefähr sechs gewesen“, meldete sich seine Schwester Charia, die auf ihn zugekommen war. Sie hatten etwas außerhalb, im tieferen Wald, ihr Lager aufgeschlagen. Es war verborgen und nicht leicht zu erkennen, was selbst vor gute Augen nicht leicht sichtbar war. „Gut. Sind die Anderen bereit?“, wollte er wissen. „Ja, aber mich würde interessieren, warum hier noch so viele Anhänge von diesem Bastard sind. Als wir letztens hier gewesen waren, war es wie ausgestorben“, klang seine Schwester nachdenklich. „Das werden wir noch herausfinden. Das heißt, nur, das mein und Emmanlines Gefühl uns nicht geirrt hatten und wir auch die richtige Entscheidung getroffen haben. Wären wir den direkten Weg durch die Luft gekommen, wären wir ihnen direkt in die Arme geflogen und wir wissen nicht, was in den Höhlen ist. Auch da müssen wir vorsichtig sein. Ich will, dass ihr alle aufpasst und die Augen offen haltet und auch auf die Ratschläge von Emmanline hört. Sie hat in den Höhlen gelebt. Auch wenn ich es ungern zugeben möchte“, graute es ihn immer noch davor, wenn er daran dachte, es nun mit eigenen Augen zu sehen, wo Emmanline gelebt hatte. Wo sie leiden musste. „Wir haben verstanden“, nickte sie und entfernte sich. Danach suchte Lucien Emmanline, weil er sie nicht im Lager fand, wo sie sich eigentlich aufhalten sollte. Er fand sie ein Stückchen außerhalb, zwischen ein paar Bäumen, als sie gerade empor blickte und er fragte sich des Öfteren, welche Gedanken sie hatte. Allein ihr Blick, den sie im Gesicht hatte, sprach manchmal gar nichts, aber dann wieder so vieles, was er nicht deuten konnte. Diese Frau war ein Buch von über tausend Siegel. „Du darfst das Lager nicht so weit und alleine verlassen, Emmanline. Wenn hier noch Anhänger von Culebra lauern, können wir dich nicht beschützen“, kam er auf sie zu. „Ich hatte nicht gewusst, das so ein ruhiger und schöner Ort, direkt vor der Höhle war“, senkte Emmanline ihren Kopf und wandte ihren Blick zu ihm hin, was seinen Atem stocken ließ. „Außerdem war ich nicht alleine gewesen, Lucien. Bis eben, als du kamst, war Cyrill noch in meiner Nähe gewesen und hatte Acht auf mich gegeben. Ich weiß, dass du das nicht zulassen würdest, das ich alleine bin und er ist kurz darauf gegangen, als du kamst“, lächelte sie ihn leicht an. Kaum zu glauben, aber Emmanline hatte genau das getan, was ihn beruhigte und zufrieden machte. Sie hatte sich genau an die Regeln gehalten, auch wenn er sie zuvor nicht gestellt hatte. Denn, wenn er jetzt die verschiedenen Gerüche in der Luft filterte, nahm er auch den von Cyrill wahr. Er war hier gewesen und hatte auf sie Acht gegeben, wie Emmanline es gesagt hatte. Schließlich war er ihr Leibwächter und wie sie es besprochen hatten, hatte sein alter Freund seine Aufgabe erfüllt. „Ja, du hast Recht. Entschuldige“, erwiderte er ihr Lächeln. „Ich war nur etwas erschrocken, das du nicht da warst und ich kann nun einmal nichts dafür und reagiere nun einmal so. Das ist nun einmal mein Drang in mir, dich so zu beschützen und wenn wir in so in einer gefährlichen Situation sind, dann ist es auch noch was anderes.“ „Ja, ich weiß es, Lucien. Seit dem ich euch mein Geheimnis verraten habe, akzeptiere ich es und ich habe mich doch daran gehalten. Cyrill wird mich stets begleiten, sollte ich mich außerhalb der Grenzen begeben. Wie ich es dir versprochen habe“, kam sie auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Sanft berührte sie seine Wange und er genoss es sichtlich, wie sie ihn berührte. So sanftmütig, wie ihr inneres Wesen und jetzt verstand er auch, warum sein Drache sich berührt von ihr fühlte. Eines war es ihr warmes Ausstrahlen ihrer silbernen Augen, dann ihr sanftes Lächeln und ihre zarten Berührungen. Er könnte es ewig genießen. Wenn er es könnte und auch die Zeit dazu hätte, aber die blieb ihm nicht immer. Sowie jetzt und es ärgerte ihn manchmal maßlos. Dennoch würde er nicht zulassen, egal was kommen mag, das sich etwas zwischen sie drängte. „Kehren wir wieder zurück. Wir wollen alle gleich in die Höhle. Sofern du auch bereit bist, Emmanline?“, fragte er. „Bereit oder nicht, Lucien, wir müssen in diese Höhle und eure Großtanten finden. Angenommen, dass sie noch in dieser Höhle leben, wie deine Großmutter es meinte“, sprach sie und wollte sich langsam auf dem Rückweg begeben. Doch Lucien schnappte sich ihr Handgelenk und hielt sie auf. Verwundert schaute sie zu ihm auf und wartete darauf, dass er etwas sagte. „Bevor wir zurückkehren, Emmanline, muss ich dir noch was sagen und geben. Eigentlich wollte ich es schon auf dem Schloss, aber irgendwie hatte sich nie die passende Gelegenheit geboten“, meinte er schließlich. Fragend blickte sie ihn an. „Und du glaubst, jetzt ist der richtige Augenblick, mir etwas wichtiges zu sagen und zu geben?“ „Nein, das vielleicht nicht, aber ich will es nicht aufschieben“, schmunzelte er leicht. „Zumal du selbst entscheiden sollst, was du tust.“ „Nun rede schon, Lucien. Was ist los? Worum geht es, was du nicht aufschieben willst?“ Ein kurzes Schweigen herrschte zwischen ihnen, als er beiden Hände von ihr nahm. „Das mein Bruder Raiden solange abwesend war, hatte einen Grund. Ich hatte ihn mit einem Auftrag fort geschickt, der beinhaltete, einen wichtigen Brief an den König der Elfen zu überbringen.“ Das ließ Lucien in der Luft schweben und auf Emmanline einwirken, denn sie starrte ihn unentwegt an. Natürlich musste das ungewöhnlich für sie vorkommen, aber er musste ehrlich und offen zu ihr sein. Wenn es bedeutete, sie wäre wütend oder schockiert. Das Einzige was er nur sein musste, war, ihr gegenüber aufrichtig zu sein. „Aber waren nicht alle Elfen von dieser Welt verschwunden? Oder gar ausgelöscht?“, klang ihre Stimme verwirrt. „Ja, angenommen und das haben die Elfen auch sehr gut hinbekommen. Sie sind nach dem vernichtenden Schlag der Fae und Nymphen von der Bildfläche einfach verschwunden. Das würde vermutlich jede kluge Anführer tun. Doch ich hatte eine geheime Quelle, die mir verriet, wo ich einen Anhaltspunkt finden konnte, wo sich die Elfen aufhalten könnten. Es war zwar nur eine vage Vermutung, die sich als Wahrheit herausstellte. Es war nicht leicht, aber mein Gedanke war einfach nur, das du es vielleicht wissen willst“, zuckte er kurz mit seinen Schultern und blickte ihr tief in die Augen, weil sie ihn selbst noch anschaute und genau zuhörte. „Du hast immer davon geredet, das du nie weißt, zu wem du gehörst. Da du deine Mutter schon verloren hast, wollte ich vielleicht versuchen, etwas über dein Volk herauszufinden. Über deinem Vater wäre am Anfang doch etwas zu viel gewesen, aber das jetzt wäre ein Anfang gewesen, damit du vielleicht eine kleine Zugehörigkeit hast. So würdest du auch vielleicht ein Familienmitglied finden, wenn du in deinem Volk wärst und ob noch jemand existiert. Oder vielleicht auch Antworten findest.“ Emmanline war sprachlos und schockiert zugleich, was sie von Lucien da vernahm. Sie konnte auch nicht recht glauben, was ihre Ohren da wahrnahmen. Die ganze Zeit hatte sie gedachte, niemand würde mehr existieren und sie wäre alleine. Dabei stimmte es die ganze Zeit nicht? In Wahrheit weilten die Elfen noch immer unter ihnen? Nur irgendwo im Verborgenen? Etwas neben sich und mit ihren Gedanken so durcheinander, befreite sie sich von Lucien und wandte sich von ihm ab. Mit ein paar Schritte ging sie von ihm weg und blickte in den tiefen Wald hinein.Sie musste kurz nachdenken und zu Verstand kommen. Das war nicht richtig, was hier geschah, aber es wahr nicht änderbar. Am Anfang hätte sie Lucien dafür verurteilt, das es ihm nichts anging, aber sie spürte, er habe es nur für sie getan, damit sie einen Platz fand, wo sie hingehörte. Sie fühlte es klar und deutlich. Sie hatte es in seinen Augen lesen können. Er hatte nichts böses damit deuten wollen. Sie konnte ihn nicht dafür verurteilen, nur weil er ihr helfen wollte, einen Ort in dieser Welt zu finden, den sie nicht einmal in dieser Welt hatte. Dabei hatte er ihr den schon längst angeboten. Diesen einen Ort, wo sie bleiben könnte, wenn sie keinen hatte, wo sie hin konnte. Bei dem Drachen selbst. Bei ihm. „Was hat Raiden heraus gefunden?“, hörte sie sich stattdessen fragen. Anstatt weiter darüber nachzudenken. „Vermutlich mehr, als ich gedacht hätte“, begann Lucien. Verwirrt über diese Worte, drehte sich Emmanline zu ihm um. „Wie meinst du das?“ „Ich könnte es dir erzählen und es wäre einfacher, aber vielleicht willst du die Wahrheit auch einfach nur lesen“, blickte er ihr tief in die Augen und sie konnte ihm nicht entkommen. „Was meinst du, mit lesen?“ „Als Raiden zurückkehrte, kam er mit einem Brief zurück. Vom Elfenkönig. Er ist auch mit an dich gerichtet, Emmanline.“ „An mich?“, klang sie etwas verwirrt. „Wie kann er von mir wissen, wenn zuvor keine Möglichkeit bestanden hatte?“ „Schon vergessen, ich hatte Raiden mit einem Auftrag fortgeschickt. Er sollte mit einen Brief und einer Audienz zu dem Elfenkönig gehen. In diesem Brief stand alles drinnen, was er wissen musste. Doch das solltest du selbst sehen“, holte er einen weißen Brief aus eines seiner Taschen heraus und überreichte ihn ihr. Für einen Augenblick zögerte sie noch, bevor sie ihn entgegen nahm. Es war ein komisches Gefühl, etwas in den Händen zu halten, was ein Teil von ihr war. Von den Elfen, wovon sie gedacht hatte, sie wären ausgelöscht. Sie hatte immer gedacht, sie wäre alleine auf dieser Welt. Die Einzige die übrig geblieben war. Es war nicht so, das sie stets angelogen wurde, aber sie hatte es stets geglaubt und es hatte sich immer so angefühlt. Sie hatte nie jemanden gehabt. Außer ihre Mutter. Der Brief war schon einmal geöffnet gewesen und er hatte eine gewissen Inhalt, was sie wunderte. Es musste etwas unebenes sein, was sie ertasten konnte. „In dem Brief ist noch ein kleiner Briefumschlag und er ist nur für dich. Ich habe ihn aber noch nicht geöffnet. So stand es jedenfalls in dem Brief“, meinte Lucien zu ihr, als sie so abwesend war. „Und du warst nicht so misstrauisch ihn zu öffnen?“, wollte sie wissen. „Nein, weil ich wusste, das du es lieber selbst machen wolltest. Außerdem wärst du mir böse geworden“, lag keine Belustigung in seiner Stimme und sie schaute auf und konnte auch nichts amüsantes in seinem Gesicht erkennen. Lucien war vollkommen ernst. „Ja, danke dir“, nahm sie das Papier aus dem Umschlag heraus. Es waren einige Seiten. Sie konnte die fremde Schrift erkennen und die vielen Zeilen darauf. Es war in einer schönen und ordentlichen Handschrift geschrieben. „Wenn du willst, kann ich es dir auch vorlesen. Es ist in der Elfensprache geschrieben und ziemlich kompliziert“, schlug Lucien vor. „Nein, schon in Ordnung. Ich kann es lesen“, konzentrierte sie sich auf ein Wort auf das andere. Sie hatte zwar noch große Mühe zu lesen, aber sie schaffte das schon. „Du kannst das Lesen? Seit wann?“, konnte sie Luciens Verwunderung nicht überhören. Kurz schaute sie vom Geschriebenen auf. „Seit Hal dein Angestellter ist“, huschte ein kleines Lächeln über ihr Gesicht. „Ich habe ihm darum gebeten, mir das beizubringen und er hatte es mir mit Freuden beigebracht. Er meinte, ich lerne schnell. Ich wollte dich überraschen.“ „Das ist dir in der Tat gelungen“, konnte sie Stolz in seinen Augen erkennen. „Noch nicht ganz gut, aber ich strenge mich an“, wandte sie sich wieder dem Text zu. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie ihn durchgelesen hatte und es entsetzte sie zutiefst, was sie gelesen hatte. Hin und wieder setzte ihr Herz aus. Wenn es wirklich stimmte, was in diesem Brief stand, dann war der Elfenkönig ihr Vater. Jetzt konnte sie es nicht abwarten und musste den beigelegten kleinen Brief öffnen. Sie musste wissen was darin war. Dies war DAS was so uneben war. Ihr Herz schlug immer schneller in der Brust und sie konnte es nicht abwarten. Ihre Hände fingen immer mehr an zu zittern, je mehr sie das Papier vom Brief aufriss. Wie konnte sie nur so nervös sein? Zum ersten Mal in ihrem Leben erfuhr sie mehr von ihrem Leben und ihrer Familie? Wer sie war und wohin sie gehörte. Stimmte das alles wirklich? „Emma...“ War das alles Realität? „Emmanline.“ Wurde sie aus den Gedanken gerissen? Sie schaute in warme braune Augen, die sie schon oft geerdet hatte. „Beruhige dich“, sprach Lucien sanft und umfasste ihr Gesicht sanft mit seinen großen warmen Händen. „Egal was ist und dich erwartet, ich werde nicht zulassen, dass dich jemand mir wegnimmt. Hast du verstanden?“, war er herrisch, wie es ein Drache nur sein konnte. Nur mit einem Nicken antwortete sie ihm und atmete einmal tief durch. Erst danach ließ er sie wieder los und sie konnte sich wieder auf den kleinen Umschlag mit Inhalt konzentrieren. Diesmal schaffte sie es zu öffnen, ohne das sie zögerte. Aber was sie dann herausholte, schockierte sie zutiefst. In Emmanlines Hand lag eine schneeweiße Haarsträhne und sie wusste ganz genau, es war nicht die ihre. Zu tiefst getroffen, starrte sie auf die eine Locke auf ihrer Handfläche und das Gesicht ihrer Mutter tauchte vor ihrem geistigen Geiste auf. All was in diesem Brief drinnen gestanden hatte, war wahr gewesen. Dieser Elfenkönig war ihr unbekannter Vater, den sie zuvor nie gesehen und gekannt hatte. Auf einmal hatte sie einen Namen. Alarion Fenegan. All die Jahre hatte ihre Mutter ihr alles verschwiegen und hatte stets gefragt warum. Irgendwann hatte sie aufgegeben danach zu fragen, weil sie es irgendwann auch nicht mehr wollte. Schließlich war er auch nie gekommen, um sie zu holen. Darum war es ihr egal gewesen. Doch jetzt wollte er ein Anrecht und seine Tochter zurück. Er forderte sie sogar vom Drachenkönig zurück, wie er es im Brief geschrieben hatte. Als wäre es teilweise eine Drohung an Lucien. Sorgsam legte sie die schneeweiße Haarsträhne ihrer Mutter wieder in den Umschlag zurück und faltete ordentlich den Brief wieder zusammen. Einen Moment schaute sie auf das Anschreiben und erst dann schaute sie zu Lucien auf. Natürlich hatte er sie die ganze Zeit beobachtet. Wie könnte es auch anders sein? „Wenn all das der Wahrheit entspricht, was in dem Brief steht, dann ist der Elfenkönig wirklich mein Vater?“, fragte Emmanline ihn. „Nach dem Siegel und der Unterschrift zu urteilen, dann ja. Ich war selbst überrascht und hätte es nicht für möglich gehalten. Anscheinend hast du noch einen weiteren Beweis erhalten“, meinte er zu ihr. „Ja, es ist eine Haarsträhne von meiner Mutter. Entweder waren sie wirklich Gefährten gewesen, oder ansonsten weiß ich nicht, wie er zu dieser Strähne gekommen sein soll“, zuckte sie leicht mit ihren Schultern und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Dies war ihr gerade etwas zu viel. Sanft nahm Lucien sie in die Arme. „Ich weiß, wie schwer das jetzt alles für dich ist und wie viele Gedanken jetzt in deinem Kopf sein müssen. Aber du darfst das Alarion, deinem Vater, nicht schwer machen. Er hatte von dir nichts gewusst und vermutlich wusste er auch nicht, wo du und deine Mutter euch aufgehalten habt. Ansonsten hätte er euch sofort befreit. Immerhin hatte er mir im Brief missverständlich klar gemacht, er will dich zurück haben.“ Leicht schmiegte sich Emmanline an ihn, weil sie es genoss in seinen Armen zu sein und weil sie sich bei ihm beschützt fühlte. „Aber es ändert nichts daran, dass er dir gedroht hat. Er weiß gar nichts und wenn wir wieder auf dem Schloss sind, werde ich darauf antworten. In der Zwischenzeit werde ich darüber nachdenken“, hatte sie es beschlossen. „Emmanline“, betonte er belustigend ihren Namen. „Wenn du so ablehnend deinem Vater gegenüber bist, wird er mir gegenüber noch sehr böse werden. Er versucht dich nur zu beschützen.“ „Nein, das tut er nicht. Das Einzige, was er hier nur versucht, ist eine Wiedergutmachung meiner Mutter gegenüber einzulösen, weil er sich schuldig fühlt und sie nicht beschützen konnte. Wie will er mich beschützen, wenn er mich nicht einmal kennt? Er hat mich kein einziges Mal gesehen und weiß nicht einmal, wie ich aussehe. Ich würde es genauso tun und ich nehme es ihm nicht einmal übel. Solange er all das aus Liebe zu meiner Mutter getan hatte. Das würde mir schon genügen“, schloss sie kurz die Augen und sah das Gesicht ihrer Mutter vor sich. „Du hast eindeutig ein zu großes Verständnis. Ich wüsste nicht, ob ich sie besitzen würde. Vermutlich macht genau das dich so einzigartig und großherzig. Genau das fehlt manchmal in meinem Volk, wenn es um das Seltene und Wesentliche geht, was du bist. Alleine schon von deinem Wesen her“, sprach Lucien. „Vielleicht, oder vielleicht auch nicht. Das Entscheidende ist doch, du würdest immer genau das tun, was du für richtig hältst und dich auch nicht verstecken. Ihr Drachen seid ein zu stolzen und edles Volk, als würdet ihr euch irgendwo ins Verborgene zurückziehen“, sprach Emmanline gedankenverloren weiter. „Ihr würdet niemals zulassen oder jemanden gestatten, euch so in die Enge treiben zu lassen, das sie euch aus dieser Welt verbannen. Ihr habt scharfe Klauen und Reißzähne, die ihr jeden entgegen fletscht, die euch nur zu nahe komme würden, wenn sie euren Liebsten nur schaden würden. Ihr besitzt diese Macht, wie kein Anderer“, schaute sie plötzlich in die Ferne. Was Emmanline da sagte, stimmte schon alles und die Drachen würden niemals zulassen, dass jemand sie in die Enge trieb. Sie wusste es, weil sie unter seines Gleichen aufgewachsen war. Nicht gar unter der ihren, wie es sich gehörte. Manchmal fragte er sich, wie sie wäre, wenn sie unter ihresgleichen aufgewachsen wäre. Oder ob er sie dann überhaupt auch kennengelernt hätte? Wenn die Elfen und die Einhörner so in dieser Welt nicht mehr existierten, was wäre dann? Emmanline war seine vorherbestimmte Seelengefährtin. Wäre er ihr ansonsten niemals begegnet? Er konnte sich das alles niemals vorstellen, weil sie hier bei ihm war und er wollte sie auch niemals verlieren und missen wollen. Dafür war sie ihm so unendlich wichtig geworden. Sie hatte sich in sein Herz und Leben gebrannt. „Ist mit dir alles in Ordnung, Lucien?“, blickte Emmanline mit ihren warmen silbernen Augen zu ihm auf. Einen Augenblick erwiderte er ihren Blick. „Ja, es ist alles genau so in Ordnung, wie es sein sollte“, lächelte er sie an, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie leidenschaftlich, wie er es oft bei ihr tat. „Lass uns langsam zurück gehen und beginnen.“ „Ja“, erwiderte Emmanline mit einem leichten Nicken, wohin sie gemeinsam zum Lager zurückkehrten. Als sie im Lager ankamen, erfuhr er eine schlechte Nachricht, worüber er nicht sonderlich begeistert war und es verstimmte ihn ein wenig. Finster schaute er seinen alten Freund Cyrill an, der ihm diese Nachricht überbracht hatte. „Wie lange ist es her, das meine Schwester und ihre Truppe in diese Höhle gegangen sind?“, wollte Lucien wissen. Charia war ohne seine Erlaubnis und das sie grünes Licht bekommen hatten, in die Höhle gegangen. Es war noch nicht einmal alles abgesichert. Natürlich war seine Schwester eine ausgezeichnete Befehlshaberin und Kriegerin, aber sie musste auch auf die Befehle gehorchen, wenn man ihr welche gab. Und er hatte noch keinen gegeben, die Höhle zu stürmen. „Vor ungefähr sieben Minuten. Sie wollte nicht auf mich hören, als ich sie aufhalten wollte. Immerhin war sie schon einmal in diesen Höhlen drinnen gewesen und kenne sich aus, meinte sie“, antwortete Cyrill ihm. „Wir müssen ihr nach, Lucien. Ich weiß nicht, wenn sie weiter in die Höhle vordringt, ob sie der Fallen bewusst ist. Das ist meine größte Sorge“, schien Emmanline irgendwie nervös zu sein und ihr Blick ging in die Tiefe der Höhle hinein. Das wiederum machte ihn etwas nervös sie so zu sehen. So war sie sonst nicht. „Cyrill, trommle alles Männer zusammen und versammle sie alle vor dem Höhleneingang. Wir werden in fünf Minuten aufbrechen. Sofort!“, befahl er und sofort war sein Freund verschwunden, um seinen Befehl auszuführen. „Was ist los, Emmanline? Irgendwas beunruhigt dich“, wandte er sich zu ihr um. „Ich habe so ein merkwürdiges Gefühl, es wird etwas passieren. Ich verstehe nicht warum deine Schwester nicht auf uns gewartet hat und einfach vorgegangen ist. Dabei habe ich doch vor den verborgenen Gefahren gewarnt. Ich meine es ernst, Lucien“, schaute sie ihn besorgt an. „All diese Fallen und Zauber waren grausam und kalt. Ich sehe es noch heute vor mir. Vor allem höre ich noch immer diese Schreie“, hatte sie ihre Augen fest geschlossen und ihre Arme um ihren Körper geschlungen. Lucien konnte es nicht mehr ertragen sie so zu sehen und musste sie in seine Arme schließen und fest an sich drücken. Vor allem brauchte sie es jetzt. Er wusste es und spürte es tief in sich. Allein die Verbundenheit, die sie miteinander verband, konnte er dadurch spüren. Emmanline war ein andersartiges Wesen und fühlte ganz anders als er oder jemand anderes. Jetzt verstand er es auf einer Ebene, wie er es noch nie zuvor getan hatte. Diese Frau war etwas einzigartiges und galt zu beschützen. Doch was ihn besonders stolz machte und glücklich, sie gehörte ihm. Ihm ganz allein. Das sprach sein Besitzanspruch deutlich heraus und es prahlte nur so regelrecht. All das machte ihm nichts aus, so zu denken oder es gar auch deutlich auszusprechen. Als Cyrill all seine Leute vor dem Höhleneingang versammelt hatte, hatte Emmanline sich soweit auch wieder beruhigt. Auch wenn sie nicht sagte, wussten beiden, was zwischen ihnen gesagt war. Normalerweise würde sie sich zu viele Gedanken darüber machen und was das aus ihnen werden würde, aber diesmal wollte sie es so sein lassen, wie es war. Lucien war ein besonderer Mann und sie schätzte ihn sehr. Er tat alles für sein Volk und was er konnte. Sie konnte spüren, wie besorgt er um seine Schwester und um die Anderen war. Aber auch wütend, das sie seine Befehle missachtet hatten. Sie konnte es verstehen, trotz all der Gefahren, die in diesen Höhlen lauerten und niemand sah sie. Sie lagen tief verborgen. In der Höhle erkannte sie vieles wieder und fühlte die eisige Kälte tief in sich. Trotz das sie mehr Kleidung an sich trug, wie damals, als die paar Fetzen, bevor Aiden und Charia sie da raus geholt hatte. Es war die Erinnerung, die sie noch immer in sich verspürte und die sie nicht so schnell vergessen konnte. Egal wie sehr sie sich anstrengte es zu vergessen. Doch sie bemühte sich es zu unterdrücken. Sie hatte jetzt andere Sorgen und Gedanken. Lucien lief mit Cyrill und ein paar anderen Drachen weiter vorne, während sie etwas besprachen. Hinter ihr gingen andere Drachenkrieger. Auch wenn sie gerade alleine ging, wäre sofort jemand zur Stelle, um sie zu beschützen. Aus den Gedanken gerissen, stieß Hal zu ihr und riss sie mit seiner freundlichen und männlichen Stimme heraus. „Jetzt verstehe ich, aus welchen Grund du die Bibliothek aufgesucht hast“, war es kein Vorwurf, sondern eine einleuchtende Erkenntnis seinerseits. Emmanline wandte ihren Kopf zu ihm, damit sie ihn anschauen konnte, aber er schaute nur geradeaus. „Ich habe nur versucht, etwas über die Geschehnisse von damals zu erfahren, als Luciens Großtanten verschwanden.“ „Ja, ich weiß und die Informationen habe ich dir gegeben. Doch eines verstehe ich nicht und was ich mich seitdem frage“, schaute er sie nun auch an und sie liefen trotzdem weiter. „Das wäre.“ „Nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich so neugierig bin, aber ich muss dies fragen. Doch, all das was du mich gefragt hast, was nützt dir das, mit dem verbunden, was wir hier tun? Dabei ist es doch was vollkommen anderes. Es hat vermutlich nichts mit der Vergangenheit zu tun und dennoch glaubst du da gibt es was. Was ist es?“, schien er das wissen zu müssen. Ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Es ist nicht unbedingt der Zusammenhang den ich suche, sondern einfach nur, was in der Vergangenheit passiert ist. Mag sein, das es keine Verbundenheit gibt, aber es gibt einen Grund, warum Luciens Großtanten sich ins Exil zurückgezogen haben und das er wichtig gewesen war. Diesen werden wir vermutlich auch erst einmal nicht auf den Grund gehen oder erfahren können. Hauptsache wir werden sie lebend und gesund finden. Allein du müsstest es doch am besten wissen, das es für alles ein gewissen Grund gibt, für was man gewisse Dinge tut. Nicht wahr?“, lächelte sie einfach wissend weiter, weil sie wusste, sie hatte Recht und sie sprach auch auf seine fortlebende Seele an. „Ich glaube, bei dir sollte ich mich besonders in acht nehmen, wenn ich mich mit dir unterhalte. Du tust und siehst Dinge, die mir sehr nahe liegen und ich muss nur danach greifen. Es ist ziemlich interessant deine Gedankengänge zu verfolgen und ich verstehe auch warum Lucien dich gerne in seiner Nähe hat und aus welchen ersichtlichen Grund er dich auch beschützen will. Nicht nur weil du seine geliebte Seelengefährtin bist oder eine verschollene Elfe“, konnte sie das unmissverständliche Lächeln in seinem Gesicht erkennen. Ab da an wusste sie, was er dachte und wusste. „Du weißt es?“, flüsterte sie. „Was du in Wirklichkeit bist?“, machte er eine kleine leise Bemerkung, das nur sie es hören konnte. „Ja, ich weiß es. Ich wusste es schon seit dem Zeitpunkt, als ich deine silbernen Augen und dein schneeweißes Haar gesehen habe. Nur musste ich tatsächlich erst einmal überlegen, wann ich zuletzt solch ein Wesen gesehen hatte. Ich kann mein Erstaunen und Begeisterung besser im Zaum halten.“ „Du hast die ganze Zeit so getan, als wüsstest du es nicht“, schaute sie wieder nach vorne und suchte nach Lucien, den sie auch sofort unter allen fand. Noch immer redete er mit Cyrill und den Anderen. Er war in ernste Gespräche verwickelt. Einerseits sollte sie es nicht wundern, denn wie viele Seelen und Leben durchwanderte er jetzt schon? Er müsste ein enormes Wissen inne haben und es müsste sie nicht im geringsten wundern, wenn er über ihre Art nichts wissen würde. „Ich hatte das Gefühl, es wäre vielleicht besser so und du wolltest es nicht, das niemand weiß, was und wer du bist. Immerhin verschwand dein Volk spurlos von dieser Welt“, meinte er und hatte Recht damit. Doch so vieles hatte sich geändert und nun weiß Lucien davon. Selbst seine Geschwister, Darius und sogar Cyrill. Sie wusste, alle würden ihr Geheimnis bewahren und ihr niemals schaden. Würde das Hal auch tun? „Ja, es stimmt. Ich hätte es so gewollt. Aber wenn jemand weiß, wer ich wirklich bin und einer verheimlicht es mir, ist vermutlich noch schlimmer“, stellte sie fest. „Trotzdem darf das niemand erfahren, ohne das ich davon weiß.“ „Niemand weiß davon. Ich habe niemanden davon erzählt. Du hast mein Ehrenwort“, versprach er. „Solange du mein Geheimnis auch gut bewahrst, wird deines bei mir genauso gut aufgehoben sein.“ Kurz dachte sie darüber nach und schaute ihm tief in die Augen. Sie glaubte ihm und nickte nur als Einverständnis und das es ihr genüge. „Niemand wird dein Geheimnis erfahren“, fanden sie eine Übereinkunft. Auch wenn es merkwürdig klingen mag, aber sie glaubte ihm wirklich. Auch wenn sie ihn überhaupt nicht kannte. „Weiß er mittlerweile, was du bist?“, fragte Hal nach kurzer Stille zwischen ihnen. „Ja, Lucien weiß es und auch seine Geschwister. Selbst dein Sohn Cyrill“, schaute sie ihn von der Seite an, weil sie auf seine Reaktion gespannt war. Hal schien überrascht darüber zu sein und blickte sie auch so an. „Ich hätte nicht damit gerechnet, das Cyrill davon wüsste.“ „Nein, sicherlich nicht, aber ich habe ihn zu meinem Leibwächter gemacht und sollte ihm vertrauen. Er wird mich vermutlich öfters begleiten und Dinge erfahren, die ich nicht so schnell geheim halten kann. Bei Cyrill habe ich auch das Gefühl, ihm kann ich es zutrauen und auch vertrauen. Zumal er auch ein sehr guter Freund von Lucien ist. Sie stehen sich sehr nahe. Also hatte ich auch euren Sohn angefragt. Das es jetzt mir Arokh passiert, tut mir wirklich leid und es ist wirklich eine Schicksalsfügung, das es so zusammen passt“, machte sie eine kurze Pause. „Wenn es Cyrill dabei hilft über alles hinweg zu kommen, helfe ich ihm gerne dabei, aber ich kann nicht wirklich etwas für ihn tun, als nur das zu geben, wie ich kann. Den Rest und den Wunsch zu leben, all das muss er alleine in die Hand nehmen. Lucien und ich können ihm nur den Grund geben. Das solltet ihr auch tun. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, wann Lucien vor hat, eurem Sohn die gerechte Strafe zuzuführen. Zurzeit scheint nicht alles nach dem Plan zu laufen, wie es Lucien sich vorstellt und es ist auch nicht so einfach, aber er gibt sich die größte Mühe in allem. Ich sehe es jeden Tag.“ „Ich finde es erstaunlich...“, sagte Hal nach längerem Überlegen, als er die ganze Zeit seinen Sohn betrachtet hatte. „...wie sehr du dir den Kopf darüber machst, was aus Andere wird. Aber ich gebe dir vollkommen Recht. Wir machen uns Sorgen, um unseren Sprössling und was aus ihm wird. Natürlich, wird es uns tief treffen, wenn wir Arokh verlieren, auch wenn er Verrat begangen hatte. Trotz allem bleibt er noch immer unserer Sohn und die Erinnerungen an ihm werden ewig bleiben. Egal was kommen mag. Egal wie wir es drehen und wenden werden, für Rennie und für mich wird es nicht leicht werden, aber wir müssen weiter machen. Allein schon für unsere anderen Kinder und Aufgaben.“ „Ja, das verstehe ich“, konnte sie nur darauf sagen. Sie beide sprachen eine Weile nicht miteinander und gingen einfach nur nebeneinander her. Sie kam ohnehin auch nicht mehr dazu Hal etwas zu fragen, weil jemand nach ihm rief, er sich bei ihr entschuldigte und sich von ihr entfernte. So war sie auch wieder alleine. Sie empfand es nicht als schlimm, denn so konnte sie darüber nachdenken, wie sie es gerne tat und um es zu verarbeiten. Was sie am Ende gerne tat. Doch bei ihrer kurzen Grübelei verlor Emmanline die kurze Übersicht auf Lucien, denn er war plötzlich verschwunden. Nur noch Cyrill und die anderen Drachen, mit denen Lucien zusammen gewesen war, waren vor ihr. Aber er war spurlos weg. Auch wenn sie zurück blickte, er war nicht da. Stirnrunzelnd machte sie sich leichte Gedanken und sandte eine Nachricht an ihn: „Lucien, wo steckst du?“, klang leichte Besorgnis in ihrer Stimme mit, denn sie wusste, welche Gefahren in dieser Höhle lauern konnte. Zumal traute sie keinen Winkel in diesen eisigen Felsen, wo Culebra gehaust hatte. Zu viel Tücke steckt in diesem Mann und Drachen, als das man ihm über dem Weg trauen könnte. „Mir geht es gut“, versicherte er ihr und da entdeckte sie ihn auch schon. Als Emmanline gerade den Höhlengang weiter entlang ging, entdeckte sie einen kleinen Eingang, wo Lucien stand. Mit seiner massigen und hochgewachsen Gestalt, füllte er ihn fast komplett aus, dass sie fast nicht hinein blicken konnte. Aber sie musste nicht an ihm vorbei schauen, um zu wissen, welcher Höhlenraum es war. Sie kannte ihn nur zu gut und besser als jeder andere. Es war der Raum, in dem sie all die Jahre und Leben verbracht hatte. Ausgerechnet diese Kammer fand Lucien. „Ich war noch nie in dieser Höhle gewesen, aber diesen Raum erkenne ich wieder“, schwang ein leichtes wütendes Knurren in seiner Stimme mit. Sanft berührte Emmanline ihn am Unterarm und blickte zu ihm auf. „Lass dich nicht von meinen schlechten Erinnerungen leiten, Lucien. Lass es nicht zu, das es dich beherrscht.“ „Es ist nicht so einfach, wenn ich daran denke, wie sie dich behandelt haben und was ich gesehen habe. Es ist nicht so einfach, alles abzustellen und jetzt an dem Ort zu stehen“, spannte sich leicht sein Körper vor unterdrückten Zorn an. „Lucien, du musst damit aufhören“, würde ihre Stimme etwas ernster und mahnender. „Ich bin jetzt hier bei dir und du hast selbst gesagt, ich soll nicht in meiner Vergangenheit leben. Dann solltest du es auch nicht tun. Vor allem nicht in meiner“, befahl sie ihm. Leise knurrte er, aber sein Körper entspannte sich wieder. „Ja, du hast ja Recht. Ich sollte das nicht tun“, blickte er sie an. „Aber wenn es um dich geht, vergesse ich jede Vernunft. Jeder der dir weh tun will oder weh getan hatte, zieht nur noch meinen Zorn auf sich.“ Es rührte sie wirklich, wie sehr er sie verteidigte und beschützte. Sogar an sie dachte. Ja wirklich, aber Lucien steigerte sich manchmal zu sehr hinein, dass sie das Gefühl hatte, er würde sich darin verrennen. „Lass es gut sein“, sprach sie sanft und berührte ihn mit ihrer Hand an der rauen Wange, während sie ihn tief in die Augen schaute. Darin konnte sie den Drachen erkennen, wie er wütete. „Ich bin dir dankbar dafür, wie sehr du dir Gedanken um mich machst, aber wir haben jetzt wichtigeres zu tun. Wir müssen deine Schwester und die Anderen finden. Denn mich beschleicht das Gefühl, dass etwas passieren wird. Also beruhige dich. Bitte, tue es für mich“, lächelte sie ihn leicht an. Lucien schenkte ihr ein Lächeln zurück. „Ich habe vorhin bemerkt, dass du dich mit Hal unterhalten hast. War es wichtig gewesen?“, fragte er. „Nur, das er von Anfang an wusste, was und wer ich bin. Er wusste über mein Geheimnis Bescheid“, erzählte sie und ihre Hand legte sich auf seine Brust, wonach er griff. „Er wusste darüber Bescheid? Sollte ich mit Hal reden?“, wurde Lucien etwas ernst. Leicht schüttelte Emmanline mit ihrem Kopf. „Nein, solange wir sein Geheimnis bewahren, so wird er auch meines hüten. So versicherte er es mir. Ich glaube ihm auch, denn so schätze ich ihn auch ein“, meinte sie nach kurzen Bedenken. „Nur eines will ich gerne vermeiden.“ „Das wäre?“, schien Lucien wissen zu wollen. „Hal ist ein Historiker und ein Schreiber. Er verpflichtet sich dafür, dass nichts in Vergessenheit gerät. Ich würde, das es gerne so bleibt, wenn nichts nennenswertes über mich und meine Art in irgendeiner Form und Art irgendwo in Büchern oder auf Papier steht. Ich weiß nicht, was noch alles passieren wird und weshalb nichts existiert, aber es soll so bleiben, wie es momentan ist.“ „Ich verstehe, was du meinst. Ich würde vermutlich auch so handeln, wie du, wenn ich an deiner Stelle wäre. Ich werde mit Hal darüber sprechen.“ „Danke dir“, lächelte Emmanline und schmiegte sich kurz an seine Brust. Gerade als sie da standen, ging ein kleiner Ruck durch die Höhle. Der Boden und die Wände fingen leicht an zu beben. Sie wussten, irgendwas stimmte nicht und etwas musste ausgelöst worden sein. Mit leichten Entsetzten und Unbehagen wandten Lucien und Emmanline sich um und stürmten aus dem Höhlenraum, in dem sie ihren größten Teil ihres Leben verbracht hatte. „Was war das gewesen?“, wandte Lucien sich an Cyrill, der es genauso gespürt hatte. Wie alle Anderen auch. „Keine Ahnung! Aber es muss aus dem hinteren Teil der Höhle kommen“, antwortete Cyrill und zeigte ins innere Teil. Kaum das Emmanline in diese Richtung schaute, bekam sie noch ein unbehaglicheres Gefühl und sie stürmte davon. Sie hörte zwar noch, wie Lucien nach ihr rief, sie sollte warten, aber sie musste laufen und nachsehen. Was ihr klar war, Lucien würde sie einholen und auf aufhalten, wenn er es wollte, aber er tat es nicht. Sondern rannte nur neben ihr her. Als sie um eine Ecke bogen, sahen sie, was geschehen war und Emmanlines Befürchtung war eingetroffen. „Fasst ihn nicht an!“, schrie Emmanline im Eifer des Gefecht und rannte auch schon weiter. Aiden lag ohnmächtig auf dem Boden und sie konnte sehen, wie leichte magische Blitze durch seinen Körper strömten. Er musste eines der magischen Fallen an den Wänden berührt und ausgelöst haben, vor denen sie so gewarnt hatte. Gerade wollte Luciens Schwester Charia ihn auf der Brust berühren, aber es war keine gute Idee, denn es könnte passieren, dass diese Fallen, egal was sie beinhalteten, sich dem anderen übertrugen. Jede Falle, die hier in der Höhle verborgen lag, war anders. Keine glichen der Anderen und konnte auch nicht so behoben werden. Oft genug hatte sie es gesehen und auch Stimmen gehört, wenn sie davon sprachen. „Warum nicht? Was ist mit ihm?“, schaute Charia auf, die nicht so recht wusste, was sie machen sollte. „Er hat einmal aufgeschrien und ist dann einfach so umgekippt. Jetzt scheint er nicht mehr zur Besinnung zu kommen.“ Emmanline kniete sich neben Aidens bewusstlosen Körper, der anscheinend noch immer unter den magischen Strom stand. „Aiden hat eine von den verborgenen magischen Fallen berührt, vor denen ich euch die ganze Zeit gewarnt hatte“, beantwortete sie die Frage nebenbei, aber untersuchte Aiden weiterhin. Leicht ließ sie ihre Hände über seinen Körper schweben und versuchte durch ihre inneren magischen Sinne herauszufinden, was ihm fehlte. Dabei schloss sie für einen Augenblick die Augen. Es war nicht sonderlich leicht, denn irgendwas mächtiges und dunkles schien in Aiden inne zu wohnen. Sie konnte spüren, wie sein Drache versuchte dagegen anzukämpfen und er tobte voller Zorn und Gebrüll. Es war so laut, das sie es in sich hören konnte. Sofort öffnete Emmanline ihre Augen auf, riss ihre Hände zurück und ihr fiel das Atmen schwer. „Oh, ihr heiligen Götter!“, flüsterte sie voller Entsetzen. Nun erkannte sie, was sie vor sich sah, denn sie hatte es schon einmal voller Grauen mit ansehen müssen, was hier passierte. „Was ist los, Emmanline? Was geschieht hier?“, wandte sich Lucien an sie. Gedankenverloren drehte sie ihren Kopf zu ihm um, aber schaute ihn kaum an, weil sie an das Grauen von damals zurück dachte. „Es ist ein Fluch, der auf ihm lastet und er ist wirklich grausam.“ „Er ist doch nur ohnmächtig, oder nicht? Er sieht nicht so aus, als ob er Schmerzen hat“, meinte Charia. „Das wird noch kommen und er wird furchtbar leiden. Als erstes ist sein Drache dran und er leidet jetzt schon unter diesem Fluch“, klang sie leicht abwesend. „Der Fluch hat die Wirkung, das sich Kreatur und Mensch voneinander trennen. Die Kreatur wird erbarmungslos ausgelöscht und der Mensch wird unendliche Qualen erleiden. Solange, bis er elendig stirbt. Ich habe es schon einmal gesehen und es war furchtbar. Das wünsche ich keinem und vor allem Aiden nicht“, zitterte ihre Stimme leicht, als sie in Aidens Gesicht schaute. Er sah friedlich schlafend aus und nicht so in einer bedrohenden Lage. „Wie schrecklich“, flüsterte auf einmal eine andere Stimme im Hintergrund und andere Stimmengemurmel stimmten mit ein. „Was kann man dagegen tun? Kannst du etwas dagegen tun, Emmanline?“, fragte Lucien, der neben ihr hockte. Mit einem Kopf schütteln antwortete sie ihm: „Nein, ich kann dagegen nichts tun. Das kann nur der Zauberer oder die Hexe, die diesen Fluch gelegt oder ausgesprochen hat. Ich bin gegen solche Flüche und Zauber machtlos, weil sie zu dunkel und mächtig sind. Alles kann ich auch nicht bewältigen, trotz meiner Herkunft. Es tut mir leid“, senkte sie machtlos und enttäuscht den Kopf. „Es muss dir nicht leid tun, Emmanline. Du hast alles getan und auch versucht. Danke dir“, legte Lucien dankend eine Hand auf ihren Rücken. „Wo sollen wir denn diesen Zauberer oder Hexe finden, die diesen Fluch gelegt haben?“, fragte Cyrill nebenbei. „Ich weiß nicht, wo sich alle befinden und wo Culebra jetzt steckt. Und ich weiß auch nicht, wer genau diesen Fluch ausgesprochen hat. Aber ich habe vielleicht eine Idee, wie wir den Fluch für eine gewisse Zeit aufhalten können“, schaute Emmanline sich erst um und blieb dann bei Luciens warmen braunen Augen hängen. „Was für eine Idee?“ „Deine Fähigkeit als König der Drachen“, sprach sie die Worte in seinen Gedanken aus, weil sie nicht wusste, ob sie das vor allen sagen durfte. Vor allem, ob jeder über Luciens wichtigste Fähigkeit Bescheid wusste und was er im Notfall anrichten konnte. „Du meinst?“, schien Lucien etwas schockiert und gleichzeitig überrascht zu sein. Doch nicht darüber, dass sie über seine Fähigkeit wusste. „Ja, du musst deine Gabe einsetzen und den Drachen in Aiden verbannen. Wenn der Fluch...“ „...die Kreatur nicht finden kann, kann er sie nicht zerstören und den Menschen dann auch nicht angreifen“, führte Lucien ihren Gedankengang weiter. „Das wäre ein Versuch wert und zu verlieren haben wir nichts. Noch schlimmer, als das wird es nicht.“ „Wenn es klappen sollte und er wieder erwacht, wird er nicht begeistert darüber sein, dass ich seinen Drachen verbannt habe. Besteht die Möglichkeit, das wir es wieder rückgängig machen können?“, wollte er wissen. Kurz dachte sie nach. „Nein, ich glaube, dass würde den Fluch fortsetzen. Nur derjenige, der den Fluch ausgesprochen hat, kann ihn wieder auflösen. Den müssten wir finden. Nur dann ist Aiden davon wirklich befreit.“ „Ich muss es versuchen“, sprach Lucien diese Worte diesmal laut aus, als würden ihre letzten Worte ihm vollkommen ausreichen seine Entscheidung zu treffen. Bisher musste Lucien, seit er König der Drachen war, noch nie seine Fähigkeit anwenden oder andere in seine Schranken weisen müssen. Er war dankbar dafür, aber dennoch wusste er, die Zeit würde kommen, er musste es tun. Auch wenn es heute das erste Mal für ihn war, war es nicht so, wie es vorherbestimmt war. Dennoch war es eine richtige Entscheidung. Er wusste es und tat es für das Wohl eines Mitgliedes seines Volkes. Sogar eines Freundes. Auch wenn er ihn zurzeit nicht so behandelt hatte, weil Aiden Gefühle für Emmanline besaß und ein Teil in ihm es nicht zuließ. Es war seine reine Eifersucht gewesen. Trotz allem konnte er ihn nicht leiden und sterben lassen. Aiden war ein treugesinnter Krieger und brauchte ihn auch weiterhin. Das Emmanline von seiner Fähigkeit wusste, wunderte ihn nicht mehr sonderlich und bereitete ihn auch keine Sorgen. Er wusste, sie würde nichts verraten oder an andere weitergeben, was er nicht wollte. Alleine schon, das sie in der Sekunde so vorsichtig gewesen war, als sie von sein Geheimnis sprach und mit ihm in einem mentalen Kontakt getreten war. Jeder andere hätte es vermutlich nicht getan und würde einfach handeln. Er bewunderte sie wirklich für ihre Feinfühligkeit. Doch er konnte jetzt nicht weiter in Gedanken schwelgen, sondern musste handeln. Je weiter er wartete, je mehr litt der Drache von Aiden. Auch er konnte es spüren, wie wild er um sich schlug. Noch nie hatte er so etwas derartiges gespürt, dass eine Bestie ausholte und sich verzweifelt wehrte, als ging es um sein Leben. Es musste furchtbar sein und er konnte sich nicht vorstellen mit welcher Qual sein Drache darunter litt. Darum fand er an dieser Entscheidung nichts verkehrtes, worum Emmanline ihn bat, wenn es darum ging, Aiden Linderung zu verschaffen und um eine Lösung zu finden. Luciens innere Drache sendete einen schallenden lautlosen Schrei aus, den nur Aidens Drache wahrnehmen konnte. Schließlich war dies ein Befehl an ihn gerichtet und an keinen anderen. Ohne weiteres und ohne das die Bestie sich widersetzte, zog sie sich ins tiefste Innere von Aidens Bewusstsein zurück. Lucien konnte es spüren, wie die Anwesenheit von Aidens Wesen immer schwächer wurde. Er wusste, sollte sein Freund und Krieger aufwachen, würde er ihm das nie verzeihen, aber es war zu seinem besten, wenn es für sein Leben galt. Dann sollte er ihn dafür hassen. „Ist es möglich, das sie ihn jetzt wieder berühren können?“, stellte Lucien Emmanline diese Frage. Emmanline schien das kurz zu überprüfen und nickte dann zögernd. „Gut. Charia, ich will das einer von deinen Leuten Aiden nach draußen ins Lager bringt. Er hat hier nichts mehr verloren.“ Ohne ein Wort und weil seine Schwester sich kein Wiederpart ihm gegenüber mehr leisten konnte, handelte sie einfach nach seinem Befehl hin. Sofort kam nach einer Handbewegung ein Krieger aus einer Gruppe und hob den bewusstlosen Krieger auf. Lucien hatte den fremden Krieger schon einige Male aus der Garnison seiner Schwester gesehen, aber noch nie mit ihm zu tun gehabt. Aber anscheinend kannte er Aiden sehr gut, denn er redete gute Worte auf ihn ein, die auch ziemlich vertraulich wirkten. „Lasst uns weiter gehen“, befahl Lucien an alle, als Aiden verschwunden war. „Und wir werden uns später noch einmal unterhalten, wenn das alles vorbei ist, Schwester“, sendete er die letzten Worte seiner Schwester mental, bevor er an ihr vorbei ging, ohne sie noch einmal anzuschauen. All das hätte verhindert werden können, wenn sie keine Befehle missachtet hätte. Einfach nur einmal hören und abwarten. Einmal. Geraume Zeit später standen sie vor einer eisigen Wand und kamen nicht weiter. Als wären sie in einer Sackgasse gelandet. Lucien konnte spüren, wie rätselhaft es für Emmanline war. „Merkwürdig. Normalerweise geht es hier weiter. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass hier eine Wand war“, runzelte sie auf ihre gewohnte Art und Weise ihre Stirn, wenn sie grübelte und nachdachte. Er mochte es und wenn nicht so viele um ihn herum gestanden hätten, dann hätte er sie in den Arm genommen und ihre Stirnfalten weg geküsst. Vielleicht sogar noch andere Dinge mit ihr angestellt, weil er es verdammt sexy an ihr empfand. Aber er zügelte sich. „Vielleicht gibt es einen anderen Weg dorthin“, schlug er selbst vor. „Nein, ich irre mich nicht“, schüttelte sie beharrlich den Kopf. „Ich weiß, es gibt nur einen Weg in Culebras Bereiche. Er hat stets darauf geachtet, das es nie andere Eingänge gab. Irgendwas ist hier verkehrt“, sprach sie es direkt aus. Lucien dachte über ihre Worte nach und betrachtete die eisige Mauer. Je mehr er die Begrenzung anschaute, da kam er auf eine Idee. „Ich kann die eisige Mauer mit meinem Feuer wegschmelzen lassen, wenn sie im Weg ist. Nur ein Feueratem und sie ist weg“, meinte er. „Das wäre vielleicht keine so kluge Idee, mein König“, widersprach Hal. „Die Mauer wäre eventuell weg, aber es könnte durchaus passieren, das die Höhle auch einstürzt und wir alle begraben. Das Risiko wäre zu groß.“ „Nicht, wenn zeitgleich Eisdrachen die Wände mit ihren Eisatem stabil halten würden“, schlug Lucien weiterhin vor. Hal überdachte das Ganze noch einmal und betrachtete die Wände und Mauern der eisigen Höhlen. Selbst Emmanline tat es. „Vielleicht könnte es funktionieren.“ „Wenn es nur einen Weg gibt, wie Emmanline behauptet, bleibt uns nur diese eine Möglichkeit. Vor allem eine schnellere Lösung gibt es keine. Was sagst du dazu, Emmanline? Glaubst du, es könnte klappen?“, wandte er sich an sie. Er mochte es, wenn er Zustimmung von ihr hörte. Vor allem sein Drache, weil es eine Art Zufriedenheit in ihm hervorruft. Verstehen glomm in ihren Augen auf. „Das könnte durchaus funktionieren. Und es scheint keine negative Ausstrahlung davon auszugehen, als könnte ein Fluch oder Zauber darauf lasten. Die Höhle ist groß genug für euch Drachen, das ihr euch frei bewegen könntet.“ „Prima. Dann sollen sich die Asgorath Brüder hier blicken lassen und du wirst einen gewissen Abstand halten. Ich will nicht, das dir etwas passiert, sollte ich mich um das Problem kümmern“, gab er den Befehl nebenbei, aber Lucien blickte Emmanline besorgt an. Er machte sich nur Sorgen um sie, weil er befürchtete, ihr könnte dabei etwas passieren. Während Emmanline in Luciens Augen schaute, verstand sie ihn nicht recht. Sie konnte Besorgnis erkennen, was sie noch verstand, aber eines verstand sie keinesfalls. Erkannte sie so was wie eine Art Vorfreude? „Lucien, tue mir bitte einen Gefallen. Ich werde deiner Aufforderung nachgehen, aber übertreibe es nicht“, seufzte sie. Einerseits konnte sie verstehen, wie sehr es ihn drängte sich in seinen Drachen zu verwanden und sein inneres Feuer zu entfesseln. Nicht umsonst hatte sie ihr ganzes Leben unter seinesgleichen verbracht. Sie verstand ihn besser, als wie jeder andere hier in der Höhle auch. Lucien gehörte den Feuerdrachen an. Er war das Inferno selbst. „Ich übertreibe es nie“, lächelte er sie an. Sie schaute ihn etwas an, schüttelte kurz den Kopf und wandte sich dann einfach um, damit sie zu Cyrill und den Anderen gehen konnte. Sie wusste, bei ihnen war sie sicher und das wollte Lucien ja schließlich. In dem Augenblick, als sie sich neben Cyrill und Hal gestellt hatte, kamen zwei weitere Krieger aus der Gruppe heraus, die sie noch nicht kannte. Geschweige noch nie gesehen hatte. Beide waren groß, aber nicht so hochgewachsen wie Lucien oder Cyrill. Sie hatten kurzgeschnittenes Haar. Der eine schien es etwas länger zu tragen, als der andere. Aber was sie am meisten faszinierte, war ihre Haarfarbe. Sie war hellblau, als wären sie in der Sonne gebleicht. Der eine Drache war etwas älter als der andere. Sie konnte es sehen und ihre Ähnlichkeit war nicht zu verfehlen. Anscheinend waren das die Brüder, die Lucien beauftragt hatte erscheinen zu lassen. Dann mussten das Eisdrachen sein und sie würde sich nicht wundern, wenn sie solch stark ausgeprägte Merkmale an sich hätten. Kurz unterhielten Lucien sich mit ihnen, um ihnen zu erklären, was sie zu tu hatten. „Das sind die Asgorath Brüder, Tull und Tovar“, sprach Cyrill neben ihr, als er anscheinend ihren neugierigen Blick bemerkt hatte. Sie konnte es an sein Lächeln erkennen, das er es bemerkt hatte. „Haben alle Eisdrachen so gebleichte Haare?“, musste sie einfach die Frage stellen. „Nicht alle, aber es ist ein typisches Merkmal“, lachte Cyrill leicht amüsiert auf ihre Frage, was sie wiederum nicht sonderlich lustig fand. Gerade wollte sie was sagen, da spürte sie eine große Energieaufwallung, wie Lucien und die anderen beiden Krieger sich in ihre Drachengestalten verwandelten. Es war immer wieder was erstaunliches, auch wenn sie es unzählige Male gesehen hatte. Doch bei Lucien konnte sie nie den Blick abwenden, so anziehend fand sie seine Kreatur. Obwohl sie unter Drachen aufgewachsen war und nicht sonderlich auf ihre Gestalten reagierte, war es doch bei Lucien etwas anderes. Lag es allein nur daran, weil sie Seelengefährten waren, wie es Lucien bezeugte? Egal was es war, sie konnte ihren Blick einfach nicht von seinem Wesen abwenden. Sie konnte nicht bestreiten, wie majestätisch und machtvoll er doch war. Ohne zu warten, fingen sie auch schon an. Lucien spie sein Feueratem, was jetzt nicht so mächtig war, sonst würde er gleich alles zum schmelzen bringen. Sie wusste, er zügelte sich. Emmanline konnte selbst bei weiterer Entfernung die Hitze seines Feuerartems spüren. Doch gleichzeitig, während Lucien sein Feuer das Eis zum schmelzen brachte, welches sie alle behinderte, verhärteten die beiden Eisdrachenbrüder die Wände, damit nichts einstürzte. Es war von Lucien eine kluge und wohl geschätzte Entscheidung, darüber nachgedacht zu haben. Vor allem, weil er ihre Vermutung nicht einfach abgetan hatte, es wäre der einzige Weg. Was es auch war, denn Culebra hatte es nie gerne gehabt, mehr als einen Eingang zu seinen Privatbesitzen zu haben. So war er nie mehr angreifbar, als nötig. Auch wenn er nie einen Fluchtweg besaß, hatte er immer Asse im Ärmel. Sie hatte es immer gewusst. Innerhalb von Sekunden war die Eiswand, die ihnen den Weg versperrt hatte, geschmolzen und dahinter lag ihnen nun ein Gang frei. Wie sie es ihnen alle voraus gesagt hatte. „Komm her zu mir“, bat Lucien mental zu ihr und sie folgte ihm auf unerklärliche Weise, als der Weg sicher für sie war. Jetzt konnte sie auch seine tiefen und intensiven glühenden Augen auf sich spüren. „Bleibst du in deiner Drachengestalt?“, fragte sie, als sie näher trat. „Stört es dich denn?“, wollte er wissen und er beugte sich mit seinem Drachenkopf zu ihr herunter. Emmanline schüttelte mit ihrem Kopf. „Nein, natürlich nicht. Nicht mehr und das weißt du“, berührte sie seine Drachenschnauze. Am liebsten hätte sie sich noch an ihn geschmiegt, aber sie wollte es nicht vor allen Anwesenden tun. Das war ihr zu privat. Selbst ihr inneres Wesen wollte diese Zärtlichkeiten. Auch wenn Lucien ein Raubtier war und sie nicht. „Ich weiß nicht was uns dahinter noch erwartet und ich werde uns so besser beschützen können.“ „Ich verstehe.“ „Du wirst dich in der Nähe von Cyrill aufhalten, damit er besser auf dich aufpassen kann, falls etwas ist“, meinte er jedes Wort ernst zu ihr und er erwartete auch keinen Widerspruch von ihr. Typisch Drache. Wieder musste sie leicht mit ihrem Kopf schütteln. „Cyrill ist zwar mein Leibwächter, den ich mir selbst erwählt habe, aber glaube ja nicht, dass du mich herumkommandieren kannst, wie du es willst.“ „Ich kommandiere dich nicht herum, sonder sorge mich nur um dich“, knurrte er in ihren Gedanken und das machte das nicht besser. Aber sie konnte nicht anders, als diese fürsorgliche Seite an ihm zu mögen. Ob sie es wollte oder nicht. Ihr Einhorn, was sich so selten in ihr regte, war derselben Ansicht. Es mochte und wollte beschützt werden. Zu lange und zu oft hatte sie gelitten. Wie gerne würde sie jetzt sorglos und friedlich leben, wie es ihrer Natur entsprach. Und Lucien wusste das ganz genau, was sie manchmal ärgerte. „Sei einfach nur vorsichtig, Lucien. Ich weiß nicht, was dahinter alles noch lauert. Ich möchte nicht, das dir das gleiche wie Aiden widerfährt oder irgendwas anderes. Culebras Fallen und Heimtücken sind zu gefährlich, als sie sehen zu können. Pass also auf dich auf“, musste sie es einfach sagen, weil sie sich genauso solche Sorgen um ihn machte, wie er sich Sorgen um sie machte. Sie konnte nicht anders. Da schmiegte sich sein Drachenkopf einfach an ihren Körper, wobei sie es vorher, vor allen anderen vermieden hatte. Zu Anfang war sie etwas überrascht, aber genoss es sichtlich, das sie seine Zuneigung bekam. „Keine Sorge, Vahdin. Ich werde auf mich aufpassen“, gab er ein innerliches Brummen von sich, was sie zur Bestätigung hinnahm. Aber sie hatte schon seit langen nicht mehr das Kosewort für sie vernommen, wie er sie eins genannt hatte. Sie mochte es, wenn er sie in seiner eigenen Sprache, Liebste, nannte. Es gab ihr eine tiefe Verbundenheit, die sie auf einer Ebene berührte, wie es keiner vermochte. Damit sie weiter konnte, musste sie sich von ihm widerwillig lösen. Emmanline ging wieder zu Cyrill und Hal zurück, damit sie, wie immer, notfalls beschützen konnten. Auch wenn es eher Cyrill war, der mehr Krieger war, als Hal. Das spielte keine Rolle, aber sie wusste, Hal würde ihr genauso helfen, das wusste sie. Sowie jeder andere Krieger, der hinter ihr war. Aus unempfindlichen Grund fühlte sie sicher. „Du tust ihm wirklich gut“, machte Hal die kleine Bemerkung mit einem kleinen Lächeln auf dem Lippen, als sie weitergingen. Etwas verwundert schaute Emmanline zu ihm auf und merkte wie er seine typische Bewegung mit seiner Brille machte und sie zurechtrückte. Dies machte er recht oft. „Was meint du?“, wollte sie wissen. „Ich meine unserem König“, lächelte Hal unbedacht weiter. „Und auch seinen Drachen. Er fühlt sich in deiner Nähe wohl. Man sieht es ihm an, wie gerne er in deiner Nähe ist und auch danach sucht.“ „Das liegt doch sicherlich auch daran, weil ich seine vorherbestimmte Seelengefährtin bin. Da fühlen sich die Wesen doch automatisch zueinander hingezogen und auch wohl, oder etwa nicht?“, blinzelte sie ein paar Mal, bei seiner Feststellung. „Ja sicher, aber nicht immer unbedingt“, antwortete Cyrill auf ihre Frage, der zu ihrer anderen Seite lief. „Es gibt auch geprägte Gefährten, die nicht zueinander finden. Sie folgen nicht immer ihrer Natur.“ „Wie meinst du das?“, wollte sie das genauer wissen. „Sie weigern sich entweder ihren wahren Seelengefährten anzunehmen, weil sie ihn nicht akzeptieren, oder sie tun es aus rein emotionalen Gründen heraus nicht.“ „Aber ich dachte immer, wenn man den wahren Seelengefährten gefunden hat, kann man sich nicht mehr dagegen wehren. Gegen diese Macht wäre jeder machtlos“, stellte sie fest. „Eigentlich ist es auch so. So bestimmte es die Natur und der Drang in der Mythenwelt auch. Es ist ein heiliges Ritual und was es eigentlich so einzigartig macht. Jeder sollte Glück dabei verspüren, aber tut es dennoch nicht. Manche sehen es als Last oder Fluch an und wollen dem aus dem Weg gehen“, sprach Hal mit seiner Weisheit. „Doch egal wie lange Paare sich manchmal gegen eine Prägung wehren, sie finden nicht zueinander, weil die Natur es nicht zulässt, ohne das Gegenstück auszukommen. Dies ist ein Gesetz, was in der Mythenwelt fest verankert ist und wogegen niemand ankommt.“ „Kann man so eine Bindung nicht lösen?“, fragte sie, auch wenn sie die Antwort vielleicht auch schon wusste. „Nur der Tod selbst kann es“, beantwortete Cyrill ihr wieder die Frage. „Das würde ja bedeuten, das man ja immer den eigenen Tod voraus sehen würde“, war sie leicht entsetzt darüber, wenn eine Prägung daraus hinaus läuft. „Immerhin folgen Seelengefährten dem anderen in den Tod, sollte der andere sterben.“ Hal schüttelte bedacht seinen Kopf. „Nein, solange geprägte Gefährten nicht miteinander verbunden sind, dann nicht. Nur die Anziehung ist stärker und oft hat man nicht die Wahl, was die natürlichen Instinkte uns sagen. In dieser Sache würde es keinen anderen oder andere mehr geben. Wir wären ewig an diesen einzigen Partner gebunden. Egal ob mit oder ohne Bindung“, erklärte er weiter und sie hörte ihm aufmerksam zu, während sie weiter gingen. Was schrecklich wäre. Dabei hatte sie gehört, das es nur einen vorherbestimmten Seelengefährten für jeden existierte. Doch da kam ihr noch ein anderer Gedanke und ein weiteres Mal deutete Luciens bester Freund ihren Gesichtsausdruck. „Würde das bedeuten? Ihr meint doch nicht etwa?“, wurde ihr Gesicht noch bleicher, als sie ohnehin schon war und sie sah schockiert aus. Mit einem Nicken bekräftigte Cyrill es. „Es kommt durchaus vor, das sie ihren wahren Seelengefährten töten, weil sie keinen Gefährten wollen. Sie gehen dem ganzen aus dem Weg.“ Bei seinen Worten wurde es ihr übel und sie konnte es nicht verstehen, wie manche es vermochten ihren eigenen Seelengefährten umbringen zu können, der für sie existierte. Wenn sie daran dachte, Lucien würde sie aus solch einen banalen Grund töten oder sie ihn, lief es ihr eiskalt den Rücken runter. Auch wenn sie nicht sterben konnte. Alleine der Gedanke reichte ihr dabei aus. Seit sie so stark fühlte, war es ihr zuwider daran zu denken Lucien auch nur etwas anzutun. Oder denjenigen, denen ihm etwas bedeuteten. Sie wusste, es würde ihm genauso solche Schmerzen bereiten und das wollte sie nicht. Auch wenn sie zuvor nie gedacht hätte, zu solchen Gefühlen imstande zu sein, könnte sie trotz allem Lucien kein Schaden zu fügen. „Wir wissen, das du Lucien nie etwas antun würdest und aus diesem Grund vertrauen wir dir auch“, war es Cyrill der sprach, aber ohne das er sie anschaute. Sie vertrauen ihr? „Ihr vertraut mir in der Hinsicht?“, fragte sie etwas irritiert. „Warum? Dabei bin ich doch eine Fremde in eurem Volk. Oder liegt es daran, was ich offenbart habe?“, versuchte sie die Fragen so zu legen, damit keiner ihr Geheimnis heraushörte. Sie wusste, wie gut ein Drachengehör sein konnte, wenn jemand etwas mitbekam. Niemand durfte ihr Geheimnis ihrer wahren Existenz erfahren. „Es stimmt schon, wahre Seelengefährten können einander etwas antun“, meinte Hal mit einem ernsten und wissenden Blick, den sie noch nie gesehen hatte. „Aber keiner zweifelt an eurer Bindung zueinander. Beobachtet man euch beide und wie beide ihr auch agiert, weiß jeder das ihr füreinander bestimmt seid. Keiner würde es euch streitig machen und sich Lucien in den Weg stellen. Vor allem wie er dich anschaut. Sein Drache würde am liebsten sofort einen Anspruch auf dich erheben und es jedem mitteilen, damit es jeder weiß, das du ihm gehörst. Du musst es ja am besten wissen, das Drachen Wesen sind, die nicht gerne teilen. Vor allem, wenn es um ihre Gefährten oder Gefährtinnen geht. Da sind wir gnadenlos“, funkelten selbst die Augen des Gelehrten bedrohlich und sie wusste, das er am liebsten den Blick auf seine Gefährtin gerichtet hätte. Damit er selbst weiß, ihr ging es gut. Ja, sie wusste zu genau wie die Drachen waren und wie ihre schlechte Angewohnheit mit dem teilen war. Aber das es eine so ernste Sache mit der wahren Seelengefährten unter ihnen war, das hatte sie nicht gewusst. Das es eine tiefe Verbundenheit hatte schon, aber das sie so stark auf den Partner reagierten, das vielleicht nicht ganz. „Wir sind nicht immer leicht. Vor allem nicht die Männer, aber wenn es um unsere Frauen und Nachwuchs geht, beschützen wir es mit allem Mitteln und kämpfen dafür. Das liegt in unserer Natur und unser Drache in uns will schützen. Wir sind nicht geboren um alleine zu sein und darum leben wir zusammen. Wir haben schon lange fest gestellt, das es nicht wegen der Stärke willen, wir zusammen bleiben müssen, um zu überleben, sondern, weil wir die Nähe des anderen brauchen.“ Das was Hal ihr jetzt erzähle und ihr durch den Kopf ging, machte ihr mit einem Mal mehr Sinn, als alles andere. Und je mehr sie darüber nachdachte und was sie in der ganzen Zeit auf dem Schloss erlebt und gesehen hatte, konnte sie auch nicht abstreiten. Alle gingen liebevoll miteinander um, als wären sie Familienmitglieder. Selbst im Dorf, wo sie gewesen war. Alle achteten aufeinander und dies hatte sie unter Culebra nicht erfahren. Es war alles anders, als was sie von Drachen eigentlich kannte. War das ihre eigentliche und natürliche Seite, wie Hal es jetzt bezeugte? Schließlich musste es ja so sein. Alle hatten so glücklich ausgesehen. Auch die Kinder und die sollten es sein, mit denen sie gespielt hatte. Was sie zuvor nie gekannt hatte. „Befürchtet ihr denn nie, dass ich euren König je etwas antun könnte? Oder geschweige etwas plane?“, musste sie das stellen. „Könntest DU denn je jemanden etwas antun? Geschweige deine Natur könnte es?“, wollte Cyrill es wissen. Emmanline musste nicht lange darüber nachdenken, um seine Frage zu beantworten und ihr wurde das Herz dabei schwer, wenn sie auch nur daran dachte, jemanden weh zu tun. „Nein, ich könnte es nicht“, war ihre Antwort klar und deutlich. Ab da verstand sie Lucien, und weswegen er ihr in so vielen Dingen vertraute. Und warum er ihr auch unbedingt alles erzählen wollte. Wie er ihr auch schon oft erzählte, keine Geheimnisse mehr vor seiner Seelengefährtin zu haben. Selbst wenn er weiß, wo sie ihr ganzes Leben verbracht hatte. „Ich störe euch nur ungern bei eurer Unterhaltung, aber das solltest du dir unbedingt einmal anschauen, Emmanline“, drang Luciens Stimme in ihren Kopf ein und irgendwas stimmte da nicht, denn er hörte sich fordernd und ernst an. Erst ab da bemerkte sie, das seine massige Drachengestalt schon weit voraus gegangen war. War ich so sehr in das Gespräch vertieft gewesen, das ich nicht mehr mitbekommen habe, wie weit Luciens Drache sich von mir entfernt hatte? Mit schnellen Schritten, sie kannte die Höhle nur zu genau, folgte sie den Gang und kam zu einer Höhlenkammer, in der sie schon einige Male gewesen war. Hier fingen Culebras Quartiere an, die sonst niemand ohne seine Erlaubnis betreten durfte. Wer es dennoch tat, wurde schwerstes bestraft. Oder gar, wenn seine Laune so übel war, mit dem Leben bezahlt. Er war ein grausamer und brutaler Drache und Mann, der vor nichts halt machte. Es erschauderte sie immer noch vor seinen Taten, auch wenn sie nicht mehr unter seiner Herrschaft lebte. Emmanline betrat den Raum und musste feststellen, das nichts mehr so war, wie sie es in Erinnerung hatte. Alles sah verwüstet aus, als hätte jemand wie ein wildes Tier gewütet. An den Eiswänden waren tiefen Kratzspuren und die wenigen Habseligkeiten, die sich hier befanden, waren alle zerstört. Davon war nichts mehr zu retten oder zu gebrauchen. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, welche Handschrift das gewesen war und wer hier so wild gewütet hatte. Culebra war genau diese wilde Bestie, die in ihm steckte und es änderte nichts daran, wie offen es für aller Augen gelegt wurde. Auch nicht daran, welche entsetzten Laute sie hinter sich hörte, als sie den Höhlenraum betraten und das Chaos entdeckten. „Das ist das Werk von einem unberechenbaren Drachen und Mann, der keine Ehre und Stolz in sich trägt. Wenn er nicht aufgehalten wird, wird er überall solch ein Chaos und Zerstörung verbreiten“, kam die Worte kalt über ihre Lippen und ging einfach weiter. Sie wusste, es war die reinste Wahrheit und jeder der ihre Worte gehört hatte, würde sie nicht bestreiten können. Schon lange hatte der Wahnsinn Culebra gepackt und kaum einer hatte etwas dagegen unternommen. Sie hatte nie das Gefühl gehabt, es war so gewesen. In den anderen Räumen, wo er sich aufgehalten hatte, sah es genauso aus, totale Verwüstung und blankes Chaos. Selbst Eisbrocken, waren manchmal aus den Wänden herausgebrochen, solch eine Zerstörung war hier am Werk gewesen. Wie es ein mächtiger Drache konnte, mit all seiner Kraft und Gewalt, die sie verliehen bekommen hatte. „Emmanline...“, grollte Lucien mit seiner Drachenstimme zu ihr und sie musste sich umschauen. Als sie ihn nicht sah, ging sie in einen weiteren Höhlenraum Sie vertraute ihm, das keine Gefahr drohte, zumal er schon überall gewesen war. Er würde sie nicht einfach so in Gefahr bringen. Das wusste sie mittlerweile. „Lucien, was ist denn lo...“, unterbrach sie sich selbst, als sie es mit eigenen Augen sah. Für einen Augenblick setzte ihr Herz einen Schlag aus und ihre Augen weiteten sich für einen Moment. Fassungslos starrte sie auf das Bild vor sich. Vor ihr lag ein brauner Drache in Eis eingefroren. Sie wusste nicht, ob er schlief oder tot war. Dennoch sah beides friedlich aus. „Ist der Drache …?“, zögerte sie erst zu fragen. „Nein, sie schläft nur. Ich kann einen leisen Herzschlag hören“, meinte er zu ihr und sie konnte nur erleichtert aufatmen. „Sie? Ist das etwa eine deiner Großtanten?“, schaute sie verwundert zu Luciens große Drachengestalt auf, als sie neben ihm stand. Wie natürlich das für mich geworden ist, so neben seinem Drachen zu stehen. „Ja, ich kann es spüren. Diese Verbundenheit mit ihr, ist, als würde ich in der Nähe von meiner Großmutter sein. Es besteht kein Zweifel, sie muss eine meiner Großtanten sein.“ „Warum ist sie im Eis eingeschlossen?“, runzelte sie mit ihrer Stirn, während sie weiter auf die eingeschlossene Drachin schaute. „Wenn ich das wüsste“, klang er genauso ahnungslos wie sie. „Glaubst du, wir können sie einfach so daraus befreien, ohne das etwas passiert? Wenn ich daran denke, das dies Culebras Werk ist, macht mich das rasend vor Wut“, konnte sie all seinen Zorn spüren. Es machte ihr keine Angst, denn sie konnte es nachvollziehen, das er so zornig war, weil jemand einer seiner Familienangehörigen angegriffen hatte. „Oh, ihr heiligen Götter, steht mir bei“, klang hinter ihr entsetze Laute und sie wandte sich kurz um und sah in Charias schockiertes Gesicht. „Ist das etwa?“, nur Luciens Knurren reichten als Bestätigung, als ihr Gesichtsausdruck wieder ernst und gefasst wurde, nickte sie. Mit einem kurzem Blick wandte sie sich wieder an Lucien. „Ich werde schauen, ob irgendwo verborgene Fallen stecken, bevor wir eure Großtante befreien“, meinte sie zu ihm und wollte zu der eingefrorenen Drachin gehen, aber plötzlich schlang sich ein Drachenschwanz um ihre Hüfte und zog sie zurück. Emmanline gab ein erschreckten und überraschten Laut von sich. „Was soll das, Lucien?“, klang sie etwas empört, aber sie spürte, wie schnell ihr Herz in der Brust schlug. Sie konnte ein leises Lachen in ihrem Kopf hören und es sollte sie ärgern, das er sich darüber amüsierte, wie sehr er sie mit seiner Reaktion überrascht hatte. „Ich wollte dir nur sagen, das du aufpassen sollst. Ich traue dem Ganzen nicht“, verengten sich seine Drachenaugen, als sie zu ihm aufgeschaut hatte. „Keine Sorge, ich passe schon auf. Ich weiß das du unmittelbar in meiner Nähe bist, sollte etwas sein. Ich schaue nur nach, mehr nicht“, vergewisserte sie ihm. Seit Emmanline das Gespräch mit Hal und Cyrill hatte, sah sie Lucien mit ganz anderen Augen und sie begriff langsam, warum er sich andauernd solche Gedanken um sie machte. Sie sah es jetzt selbst in seinen Augen. Diese Sorge und Angst, ihr könnte etwas passieren, oder gar verlieren. Sicher hatte er das schon öfters in Worte gefasst, aber ihr kam die Bedeutung all dessen jetzt erst richtig rüber. Sollte es irgendwann soweit sein, würde auch Lucien ihr Untergang sein. Auch wenn sie nicht sterben kann. Sie würde lediglich zugrunde gehen. Es würde die grausamste Folter ihres Lebens sein, sollte er eines Tages sterben. Ob sie es nun akzeptierte oder nicht. Dieser Mann und Drache war ihr vom Schicksal vorher bestimmt. Es war unveränderbar, wie es Hal und Cyrill angedeutet hatten. Und sie war nun einmal kein Wesen, die jemanden töten konnte, um immer frei zu sein. Zumal konnte sie es nicht, weil sie langsam für diesen unausstehlichen Mann und Drachen Gefühle entwickelte. Er sorgte sich um sie. Beschützte sie. Tat alles für sie, damit es ihr gut ging. Sie fühlte sich sicher und geborgen, sowie ihr Wesen. Wie sollte sie sich also da nicht ergeben? Geschweige wieder etwas fühlen, woran sie nicht gedacht hätte, es zu besitzen? Diese beiden zusammen waren eisern und hartnäckig zugleich, weil sie nicht aufgegeben hatten und es rührte sie zutiefst. Sie war dadurch schwach geworden und es hatte ihre Mauern eingerissen, die nie wieder aufgebaut werden konnten. Erst als Lucien davon überzeugt war, sie meine es ernst und würde acht geben, setzte er sie wieder ab. Einerseits fand sie diese Seite seines Wesens anziehend und aufregend, was überhaupt nicht zu ihm passte und total widersprüchlich war. Genau das mochte sie an ihm, dieses unpassende. Am Ende stellte sich heraus, dass auf die schlafende Drachin im Eis keine verborgene Fallen lagen und Lucien sie mit seinem Feuer ungehindert aus dem Eis befreien konnte. Als sie frei war, klang es fast wie eine Erleichterung und sie konnte es nachempfinden, durch den Druck und der Kälte, die sie umgeben hatte. Doch Luciens Großtante wachte nicht auf. Emmanline konnte es nicht sagen, ob es daran lag, das sie solange im Eis eingeschlossen war oder weil sie so entkräftet war. Oder ob sie überhaupt je aufwachen würde. Sie konnte überhaupt nichts sagen. Unerwartet, kurz bevor Luciens Großtante aus dem Eis befreit wurde, verwandelte sie sich in ihre menschliche Gestalt zurück. Reglos lag die nackte Frau auf dem eisigen Boden und Emmanline war die Erste, die zu ihr hinging, bevor Lucien ihr folgte. „Wie geht es ihr?“, meinte er zu ihr. „Sie ist unterkühlt und muss unbedingt gewärmt werden“, antwortete sie ihm und strich ihr eine feuerrote Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ansonsten scheint sie unversehrt zu sein.“ Lucien machte eine Handbewegung und jemand brachte eine warme Decke, worin Lucien sie einwickelte. Er tat es so behutsam und sanft, was sie rührte. Und wieder einmal bewies es, wie fürsorglich sie untereinander umgingen und sich umeinander sorgten. Danach nahm Lucien sie auf seine starken Arme und trug die bewusstlose Frau aus der eisigen Höhle. Sie musste hier raus, da sie wusste, das sich niemand mehr in der Höhle aufhielt. Nicht einmal seine zweite Großtante, was recht eigenartig war. Im Lager erkundigte Emmanline sich auch wegen Aiden, aber auch er selbst war noch nicht aufgewacht und sie wurde noch nach ihm schauen, sobald sie Luciens Großtante ordnungsgemäß versorgt hatte. In eines der Zelte, auf eine Lagerstätte gebettet, wurde Luciens Großtante in warme Decken gehüllt. Sie deckte sie selbst gerade noch oben am Halsansatz zu, als Lucien sich jetzt mit seiner Schwester Charia, Darius, Hal und Rennie unterhielt. „Wir müssen Havanna unbedingt ins Schloss zurückbringen. Sowie Aiden auch. Beide sind immer noch bewusstlos und angeschlagen“, sprach Darius in die Runde. „Er hat Recht. Wer weiß, wie lange Havanna schon in diesem Eis eingesperrt war und wann sie aufwachen wird. Es kann ein Tag dauern. Tage, Wochen, sogar Monate. Wenn überhaupt“, schüttelte Hal betrübt seinen Kopf. Darauf gab sie Hal Recht, denn niemand konnte sagen, wann die Frau wieder erwachte und was ihr widerfahren war. Nur sie selbst alleine konnte all diese Antworten geben. „Auch um Aiden müssen wir uns jetzt Gedanken machen. Diesen Fluch, wenn er aufwacht und seinen Drachen nicht mehr spürt, wird er toben und wahnsinnig werden“, wandte Charia ein, die ihn anscheinend besser kannte, als jeden hier. „Er wird alles wissen wollen und ich weiß nicht, ob er begeistert davon sein wird, das wir das getan haben, ohne ihn auch nur gefragt zu haben.“ Lucien knurrte. „Was sollten wir tun? Ihn vorher leiden lassen, bevor es zu spät ist? Du hattest doch Emmanline gehört gehabt, was dieser Fluch beinhaltet. Außerdem hättet ihr ohne meine Zustimmung nie vorher da reingehen dürfen. Warum hast du meine Befehle missachtet?“, funkelte er seine Schwester finster und grimmig an, weil er eine Erklärung von ihr hören wollte. Emmanline konnte bis hier sehen, wie sie leicht geknickt aussah, was mit Aiden passiert war, aber die harte Unterweisung von ihren eigenen Bruder ließ sie bitter auf schlucken. „Du lässt dich manchmal solange aufhalten und ich hatte nicht daran geglaubt, dass wirklich solche derartigen Fallen existieren“, gestand Charia widerwillig, bis sie es anscheinend mit eigenen Augen gesehen hatte. „Nicht geglaubt?“, brüllt Lucien sie beinahe an. „Muss jetzt von deiner Ungläubigkeit Aiden leiden? Oder lag es einfach nur daran, dass es für dich noch etwas zu schwer ist, von mir Befehle anzunehmen?“ Es waren harte Worte von Lucien, die selbst sie die Luft einziehen ließ. Auch wenn sie zugeben musste, es war ein Fehler und Missachtung von Charia als Befehlshaberin gewesen, dass sie einfach in die Eishöhle gegangen war, ohne auf Luciens Einverständnis zu warten. Und hätte Charia wirklich darauf vertraut, was sie die ganze Zeit gesagt hatte, wäre das mit Aiden vielleicht nicht passiert. „Ich weiß deine Fertigkeiten zu schätzen und du bist gut, in dem was du tust. Doch egal was es ist Charia, aber es ist deine Schuld, das Aiden jetzt in dieser Lage steckt, weil du diejenige warst, die heute Ungeduld gezeigt hatte. Die Mythenwelt ist ein einziges Rätsel und sie steckt voller Geheimnisse und gefährlicher Gefahren. Das weißt du. Es war verantwortungslos von dir gewesen. Du hättest darauf vertrauen müssen“, wies Lucien sie weiterhin zurecht, was alle anderen verstummen ließ. Keiner sagte ein Wort. „Ich weiß, das ich heute einen Fehler gemacht habe und ich stehe dazu“, knirschte Charia wütend mit den Zähnen. „Es wird auch meine Aufgabe sein, ihm alles zu erklären, wenn ...“ „Nein, das brauchst du nicht zu tun“, unterbrach Lucien seine Schwester hart. „Das ist meine Aufgabe als König, weil ich derjenige war, der seinen Drachen verbannt hatte. Ich muss ihm erklären, aus welchem Grund ich das getan habe und warum das normalerweise geschieht, wobei Aiden sich nichts zu schulden hat kommen lassen. Ich muss ihm erklären, warum das die richtige Entscheidung gewesen war. Er wird es nicht verstehen und wird toben vor Wut. Das würde ich auch tun, wenn ich aufwachen würde und mein inneres Wesen wäre nicht mehr da. Hast du schon jemals an die Konsequenzen gedacht, die dadurch entstehen könnten?“ „Ich habe es schon verstanden, Lucien. Es wird nicht wieder vorkommen und ich kann auch nicht das gut machen, was Aiden jetzt verloren hat, aber ich kann ihm dabei helfen, es wieder zu finden. Damit wir ihn retten können“ wirkte Charia ziemlich entschlossen. Emmanline wusste, es war keine leichte Aufgabe seiner Schwester gegenüber so hart zu sein, aber sie konnte auch verstehen, dass er gewisse Verantwortung allen gegenüber trug. Je mehr sie es beobachtete, je mehr verstand sie es. Und seine Bürde, die er als Drachenkönig tragen musste. Nur verstanden ihn am Anfang nicht immer alle, wie sehr er sich bemühte und was er eigentlich alles tat. „Gut. Lasse mich später nicht Dinge tun, die ich irgendwann bereuen müsste. Du weißt so gut wie ich, mir liegt es genauso am Herzen, was mit dir geschieht, oder mit jedem anderen aus unserem Volk. Ich versuche ein genauso guter König zu sein, wie unser Vater, damit alles gerecht bleibt und alle friedlich leben können. Ich folge auch einige Ratschläge und habe gesehen, wie Vater regierte. Er war kein schlechter König gewesen. Nur, das Einzige was ich nicht versuche, ist, nicht in Vaters Fußstapfen zu treten, weil ich meinen eigenen Weg finden will“, schüttelte Lucien seinen Kopf bedenkenlos. „Das musst du nun einmal akzeptieren, ob du es willst oder nicht.“ „Das akzeptiere ich ja“, meinte Charia es auch ehrlich. „Ich habe schon längst bemerkt, das du es anders als Vater versuchst. Ich akzeptiere auch, du musst deinen eigenen Weg gehen. Vermutlich hätte ich es genauso getan, wenn ich an deiner Stelle gestanden hätte.“ Ab da wusste Emmanline auch, Luciens Schwester stand nicht gerne in irgendjemandes Schatten. Aber Lucien hatte dies nie von Charia verlangt und auch nie ihre Autorität als Befehlshaberin untergraben. Sie schien es zu wissen und doch hatte sie heute eine Grenze überschritten. Vermutlich würde sie die nicht wieder überschreiten, aber diese Lehre hatte sie erst machen müssen. In Luciens Regiment und in seinen Augen. Nicht weil sie wissen wollte, wie er darauf reagierte. Immerhin wollte Charia genauso wenig, das jemand zu Schaden kam. „Woher wusstest du eigentlich, wie du reagieren musstest? Vor allem, was du tun musstest?“, wollte Rennie es wissen Lucien schien sie einen Augenblick anzuschauen, bevor er antwortete: „Ich wusste es nicht, sondern Emmanline hatte mich darauf gebracht. Es spielt außerdem keine Rolle, denn das ist keine Lösung für Aiden, weil dieser Fluch noch immer existiert. Er wird weiterhin darunter leiden und es wird ihn verändern. Was bedeuten wird, das wir ihn im Auge behalten müssen, wenn wir ihn nicht verlieren wollen“, schaute Lucien seine Schwester an. Für einen Augenblick schloss Emmanline die Augen und wieder einmal erkannte sie, wie großherzig Lucien doch war. Er machte sich wirkliche Gedanken, wenn es um sein Volk ging und auch um jeden einzelnen, den er kannte und wertschätzte. Nie hätte sie es für möglich gehalten, das Drachen zu so etwas fähig wären und so ein großes Herz in ihrer Brust schlug. Vor allem so tiefe familiärische Bande besaßen. Kein Wunder, dass sie diesem Drachen und Mann so verfallen war. „Ich will, das ihr alle Vorbereitungen für morgen trefft, damit wir wieder früh aufbrechen können. Es wird wieder eine längere Reise werden. Selbst mit unserer Großtante wird es kompliziert werden“, meinte Lucien. „Ich werde mich darum kümmern“, sprach Darius zu ihm und nickte auch kurz. „ Und ich werde ihm dabei helfen“, beschloss Cyrill entschlossen, was Darius entgegen nahm. „Gut, dann sind wir fertig und ich entlasse euch hiermit“, war es schon ein knapper Befehl eines Königs. Als soweit alle verschwunden waren, waren nur noch Lucien, sie und seine Großtante in diesem Zelt, die bewusstlos dalag. Er sah erschöpft aus, sowie er sich mit seiner Hand über sein Gesicht fuhr. „War ich zu streng und hart mit meiner Schwester ins Gericht gegangen?“, wollte er anscheinend von ihr wissen und er klang müde. Emmanline stand von ihrem Platz auf und ging zu ihm rüber, damit sie ihn anschauen konnte. „Charia ist sich selbst ihrer Fehler bewusst und was sie getan hatte, bereut sie selbst. Ich glaube, sie versuchst selbst jetzt Wiedergutmachung zu leisten, indem sie jetzt Hilfe leistet. Sie hat ein gutes Herz und hatte es nicht böse gemeint, indem sie sich deinem Befehl widersetzt hatte, aber du hast nicht das Verkehrte getan, Lucien. Sie musste nur darauf hingewiesen werden, das es manchmal nicht der gerade Weg ist ans Ziel zu kommen. Und das es mehr zu sehen gibt, als die Dinge, die es augenscheinlich gibt“, lächelte sie leicht bedrückt, auch wenn sie es sich anders gewünscht hätte, es wäre anders gekommen. Ohne Verletzte. Sanft berührte er ihre Wange mit seinen Fingerknöcheln. Es war eine Liebkosung und tröstend „Ja, wahrscheinlich. Auch wenn es andere dadurch verletzt, muss es dennoch geschehen. Sie wird es verstehen, weil sie eine harte Kriegerin ist“, lächelte er sie leicht an. „Ja, das ist sie in der Tat“, schmiegte sie sich an ihn und genoss die Wärme seines Körpers. Vor allem den erdigen Geruch seines Körpers, den sie so lieben gelernt hatte. Am nächsten Morgen brachen sie alle sehr früh auf und nichts wurde zurück gelassen, was auf sie hätte zurückführen können. Darauf achtete Lucien speziell und es war ihm wichtig, weil er nicht wollte, dass irgendwas von ihnen in die Hände von Culebra oder seinen Handlangern gelangte. Emmanline war stets in seiner Nähe und er wirkte zufrieden. Zumal beruhigte es ihn auch. Was gestern geschehen war, hatte ihn verstimmt und durcheinander gebracht. Zu Anfang wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte, mit der ganzen Situation, aber er war wütend auf seine Schwester gewesen. Trotz allem hatte er sich zur Vernunft gerufen, um ruhig zu bleiben. Schließlich konnte er es sich nicht leisten die Kontrolle zu verlieren. Es reichte schon, wenn andere es taten, was ihn manchmal zur Verzweiflung brachte. „Du grübelst schon wieder zu viel nach“, sprach Emmanline in Gedanken zu ihm. „Du musst damit aufhören.“ Verblüfft schaute er sich nach ihr um. „Woher weißt du, das ich zu viel nachdenke?“, wollte er wissen und er konnte ihr leises Lachen in seinem Kopf hören. Es war schon so normal und vertraut geworden. Er liebte es. „Erstes, sehe ich deine tiefen Falten in deiner Stirn, was auf nichts anderes hindeutet. Zweitens, ziehst du eine finstere düstere Miene, was die Anderen selbst anspannt. Und drittens, deine ganze Körperhaltung verrät dich. Mittlerweile kenne ich dich gut genug, um die Anzeichen zu erkennen, wann du grübelst oder nicht. Du denkst schon wieder zu viel nach“, meinte sie entschlossen. Luciens Gesichtszüge würden weicher und er konnte nicht anders, als sie kurz anzuschauen, wie sie auf der braunen sanften Stute neben ihm her ritt. Sie war eine erstaunliche Frau, mit dem schneeweißem Haar und ihrem außergewöhnlichem Wesen in sich. Kurz blickte sie mit ihrem strahlend silbernen Augen zu ihm rüber und konnte sich ein weiteres Lächeln nicht verkneifen und seine ganze Anspannung, die in seinem Körper gesteckt hatte, war aus ihm verschwunden, wie sie es angedeutet hatte. Er konnte es kaum abwarten, wieder mit ihr alleine zu sein. Vor allem wenn er daran dachte, sie beobachtete ihn genau. Es dauerte noch drei weitere Tage, bis sie alle auf dem Schloss zurückkehrten und Malatya war die Erste, die sie begrüßte. Vor allem ihn und Emmanline, was ihn wirklich freute. Es schien etwas Gutes für Emmanlines Seele zu sein, wenn er die Beiden zusammen sah. Seine Großtante Havanna ließ er auf eines der freien Gästezimmer bringen, damit sie ungestört war. Egal wie lange es dauern würde, sie würden warten müssen, bis sie aus ihrem Schlaf erwachte. Oder sie müssten sich irgendwann was anderes einfallen lassen, woran es vielleicht liegen könnte. Sollte Havanna irgendwann erwachen, würden sie es wissen. Mit Gewissheit, denn dann würde sie sich bemerkbar machen. Doch bis dahin … mussten sie ungeduldig warten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)