Gebieter des Feuer und der Leidenschaft von PaiSakuraKurai ================================================================================ Kapitel 13: ------------ Es war kein langer Gang, bis sie ins Zelt ankamen, wo der Verwundete auf einem provisorischen Bett lag. Der Mann kämpfte mit Krämpfen und er wälzte sich hin und her. Der Lykae hatte fürchterliche Schmerzen, die ihn von jeder Minute zur Minute qualvoller wurden. Die Parasiten in ihm, schienen ihn förmlich von innen heraus zu zerfressen. Emmanline versuchte sich zu dem Mann hinzubewegen, aber sie wurde sofort am Oberarm gepackt. „Ich werde vorgehen.“ Schaute der Drache grimmig drein, als er seinen Blick auf den Lykae richtet. Er schien noch immer der Vorsicht bedacht zu sein. Vermutlich hatte er Skepsis, dass er in diesem Rausch sie angreifen könnte. Sie musste sich da zurückhalten, auch wenn es sie drängte ihm sofort helfen zu wollen. Sie hatte es ihm versprochen. Langsam folgte sie ihm, als er sich der Bettstelle näherte. Sein Körper war angespannt und er war jederzeit bereit zum Angriff über zu gehen. Erneut bemerkte sie, wie bedacht er für ihre Sicherheit sorgte. Es sollte sie ärgern, weil er sich manchmal grob und ungehobelt zeigte, aber auf der anderen Seite, empfand sie es als angenehm, dass er ihr solch eine Sicherheit zugestand. Seine Bemühungen waren wirklich vollkommen klar und sie sah es auch endlich ein, er wollte nichts anderes, als sie nur zu beschützen. „Wir werden dir helfen, Garett.“ Fing er an zu sprechen, während seine Stimme als ein Knurren und gleichzeitig als eine Drohung rüber kam. Er bedachte auch, dass er ihn verstand. „Wage nur eine falsche Bewegung zu machen und ich schwöre, du wirst es bereuen.“ Ein verächtliches und krächzendes Schnauben kam von dem Lykae. „Als wenn ich jetzt eine Chance gegen dich hätte. Ich werde krepieren, da musst du mir nicht drohen.“ Hustete und krümmte er sich erneut vor Schmerzen, als er die Worte des Drachens einfach abtat. So als wäre sein Leben hiermit beendet. Da reichte es Emmanline und sie trat um ihn herum. „Er wird mir nichts tun.“ Versuchte sie ihn zu beschwichtigen. „Er hätte mir schon längst schaden können, aber hatte es nicht getan. Er würde nicht. Nicht wahr?“ Blickte sie fragend zu dem fremden Mann. Das lange Schweigen von ihm bestätigte ihre Vermutung und es reichte aus, dass sie ihm endlich helfen konnte. Sie wusste, dass der verwundete Mann ihr nicht traute und keinerlei Hoffnung hegte, könnte er je geheilt werden. Mit einem kräftigen Luftholen, legte sie ihre Hände auf seine Brust, die sich wie glühende Kohle anfühlte. Er schien sehr hohes Fieber zu haben und es würde schlimmer werden. Langsam senkten sich ihre Lider und sie konzentrierte sich allein auf ihre Fertigkeit zu heilen. Emmanline bemerkte, eine Krankheit oder gar etwas unnatürliches, wie diese Parasiten, was vollkommen anderes war, schwerer war, als wenn sie nur Verletzungen heilte. Kaum hatte sie die Erfahrungen darüber und wusste, wenn sie ehrlich war, dass sie unbeholfen mit ihrer Gabe war. Auch wenn es ihr im Blut und von der Natur gegeben wurde, musste sie erst lernen und beherrschen. Mehr als versuchen konnte sie nicht, aber sie hatte Bedenken, sie würde es nicht schaffen, auch wenn sie es großspurig versprochen hatte, sie könne es. Vorher war sie so zuversichtlich gewesen, aber jetzt kamen in ihr Zweifel auf. Hände legten sich auf ihre Schultern und sie zuckte unter dieser Berührung zusammen. Sie wusste, von wem sie waren und sie musste nicht ihre Augen öffnen, um es zu sehen. Der Mann und Drache gaben ihr Unterstützung und den Willen, sie könnte es schaffen. Es brachte ihren Herzschlag zum schnelleren Tempo. Mit einem Seufzen ließ sie sich gehen, in ihrem ganzen Sein. Eine glühende Wärme durchströmte sie und riss sie in Wellen mit. Es war fast, als würde sie geleitet werden. Sie fühlte sich schwerelos und etwas in ihr öffnete sich, worin sie im ersten Augenblick keinen Sinn empfand. Nach kurzem konnte sie erkennen, was sie leitete und es war nichts anderes, als ihre zweite Natur. Wie ein grelles Licht strömte es durch ihren Körper und versuchte sich zu dessen Körper des Mannes Bahn zu machen. Als würde das Licht ihn reinigen wollen. Jetzt verstand sie auch, die Parasiten in diesem Mann nagten sich überall hindurch und die Helligkeit verschlang alles ungebetenes. Eine einzige flutende Lichtquelle strömte aus ihr und fuhr in dem Körper des Lykae. Es ging alles so schnell, dass sie keine Ahnung hatte, was sie genau tat. Mit einem Mal zog sich das Licht und deren eingeschlossene lebendige Gift in ihr zurück. Ein heftiger Ruck durchfuhr ihren Körper, dass sie nach hinten gedrückt wurde. Sie prallte an etwas hartem und sofort schlangen sich wie eine Art warme Fesseln um sie. Sie müsste Gefahr verspüren, aber es war alles andere als das. Wie von selbst schmiegte sie sich in dessen festen Fesseln und hartem. Es gab ihr die Stütze und Kraft auf beiden Beinen stehen zu bleiben. Nachdrücklich wurde immer wieder ihr Namen ins Ohr geflüstert und erst jetzt öffnete sie langsam ihre Lider wieder. „Oh meine Götter, Emmanline.“ Wurde ihr nun bewusst, dass er sie in seine Arme gerissen hatte. Es war so tröstend und warm, dass sie ein müdes Seufzen nicht unterdrücken konnte. Jetzt kam sie auch langsam zur Besinnung. „Mir geht es gut.“ Schmiegte sie sich voller wohliger Gemütlichkeit an ihn. Ohne sich was dabei zu denken. Doch da kam sie noch mehr zur Besinnung und schreckte zurück. „Habe ich es geschafft?“ Wirkte sie nervös und zugleich hoffnungsvoll. Er schaute über sie hinweg und blickte auf den fremden Mann. „Drehe dich um.“ Schlug er ihr vor. Erst zögerlich, aber vor reiner Neugierde, ob sie es geschafft hatte, drehte sie sich um. Ihr stockte der Atem und sie wirkte erstaunt, als sich der Lykae auf dem Bett aufsetzte. Noch immer unter Schmerzen verzog er sein Gesicht zu einer verzerrten Grimasse. Dennoch wusste sie nicht, ob sie ihm wirklich helfen konnte. Plötzlich hob er seinen Kopf und ihre Blicke trafen sich. Emmanline wollte einen Schritt zurück machen, konnte es aber nicht, als sie eine harte Brust an ihrem Rücken verspürte. Sie war dankbar dafür, dass er hinter ihr stand und sie dadurch stützte. „Du.“ Kam ein Krächzen aus dem Mund des Mannes. Verwirrt schien er seine Stirn in Furchen zu ziehen, als er sie wie eine Beute anschaute. „Was hast du gemacht?“ „Dich geheilt.“ Hoffte sie. „Nur ich kann dir nicht die Schmerzen nehmen. Fühlst du dich besser oder schlechter?“ Musste sie es langsam wissen. Je weiter sie unter seiner Beobachtung stand, umso mulmiger wurde es ihr, aber sie ließ sich nichts anmerken, wie nervös sie eigentlich war. Warum antwortete er ihr nicht? Warum starrte er sie weiterhin nur stumm an? Kurz schaute sie ihn noch an, als sie sich von ihm abwandte und ihre Aufmerksamkeit dem Mann hinter sich gab. „Ihr solltet miteinander reden. Ich werde zurück gehen und...“ Suchte sie nach richtigen Worten „...etwas helfen.“ Ging sie an ihm einfach vorbei, ohne auf seine Antwort zu warten. „Emmanline?“ Drang eine tiefe Stimme in ihr Geist, dass sie am Eingang des Zeltes zum stillstand brachte, bevor sie den Stoff zur Seite schieben konnte. „Danke für deine Hilfe und passe auf dich auf.“ Wie versteinert stand sie da und bedachte seine Worte in ihrem Geist. Noch einmal drehte sie sich zu ihn um und sie konnte ihn nur anschauen. Mit einem kleinen Nicken verschwand sie einfach. Was sie aber am meisten überraschte und wunderte, war, dass in seinen Worten kein Funken von einem Befehl mitschwangen. Er hatte ihr lediglich zu verstehen gegeben, wie sehr er sie schätzte. Sie hatte es aus seiner Stimmer heraus gehört. So was belangloses brachte doch nicht ihr Herz ins stolpern, oder? Dennoch raste ihr Herz in Dauergalopp. Sie veränderte sich und sie konnte es nicht mehr wagen ihre Gefühle zu missachten. Sie konnte ihrer Widerspenstigkeit nicht mehr trauen, denn je mehr sie mit diesem Mann zusammen war, umso schwerer fiel es ihr sich von ihm zu trennen. Zwischen ihnen herrschte eine magische Anziehung, dass sie immer mit einen Sog erfasste, wenn sie sich sahen. Mitten auf dem Weg zum Lager blieb sie stehen und war in einem wirren Knäuel der Gefühle befangen. Sie wollte nicht, aber sie konnte nicht. Eingestehen musste sie es sich, denn sie fühlte sich wahrhaftig in seinen Armen wohl und behütet. Wenn er nicht bei ihr war, fühlte sie eine unsagbare Leere in sich und sobald er bei ihr war und sie einfach nur anschaute, fühlte sie dieses kribblige Gefühl, was sich in ihren Magen ausbreitete. Als würde irgendwas darin herum flattern. Danach wurde sie nervös und eine Art Vorfreude packte sie schlagartig, was sie veranlasste in seine Arme zu rennen. Da kam ihr eine Erkenntnis und sofort fühlte sie, wie ihre Wangen glühend heiß wurden. Um Gottes Willen, genau das hatte sie getan. Sie hatte vor allen Leuten, die hier in diesem Lager waren, sich in seine ausgebreiteten Arme geworfen. Alle hatten sie beobachtet. Allein der Gedanke daran zurück, wie sie sich da gefühlt hatte, war so übermächtig gewesen. Ein großer Drang war in ihr aufgekommen, dass sie zu ihm rennen musste. Es waren so viele Eindrücke gewesen, dass sie wirklich und schlagartig in sich Trost gesucht hatte. Doch sie konnte sich dies nicht selbst geben, dann war er dagewesen und sie hatte nicht anders gekonnt, als zu ihm zurennen. Seine starken Arme hatten sich ohne zu zögern um sie geschlungen und in seinem Blick hatten so viele Emotionen gebrannt, dass es sie beinahe versengt hätte. All diese Emotionen hatten allein ihr gegolten, was sie wusste. Oder hatte es gespürt, weil nichts anderes ausschlaggebender war, als dieser eine kleine Augenblick. Es hätte ihr peinlich sein sollen, aber warum konnte sie es nicht damit abtun, dass es so war? Nein, stattdessen fühlte sie sich erwärmt und sogar...glücklich. Tatsache glücklich. Wie konnte das einfach passieren? Wie hatte er sie so schnell eingenommen? Aber zum ersten Mal verspürte sie Glück in ihrem Leben. Wirkliches Glück. Emmanline hatte fürchterliche Angst. Nicht vor ihm oder der anderen Drachen. Viel mehr vor ihren eigenen Gefühlen und das überwältigende daran, je weiter diese Gefühle gingen, umso weniger konnte sie sich dagegen wehren und umso weniger konnte sie sich ihm entziehen. Wie oft hatte sie sich gewünscht vor ihm fliehen zu können? Wie oft hatte sie Pläne gehabt wie sie entkommen konnte? Nach und nach hatte sie sich immer weniger Gedanken darum gemacht und hatte wirklich alles wie ein Schwamm in sich aufgesogen was er ihr gab. Es waren keine materiellen Dinge, die ihr auch nicht wichtig waren, aber er hatte ihr alles gegeben, was sie sehen konnte, mit eigenen Augen. Dies war viel mehr, als er ihr wirklich geben konnte. Sie wusste, dass er das tat, weil er sich schuldig dafür fühlte, was sie unter dem Volk der Drachen hatte erleiden müssen. Jeden Tag hatte sie daran denken müssen, was sie durchmachen musste. Nur kamen die Gedanken immer weniger auf. So viel mehr wollte sie von ihm und er genauso. Seine feurigen Augen verrieten ihn immer. Wie glühende heiße Kohlen entzündete sie selbst in heißes Feuer. In tobendes Feuer, was sie innerlich verbrannte. Es schmerzte nicht, aber es verlangte. Es verlangte nach diesem Mann, dass er ihr mehr gab und das er die Lösung ihres Leiden war. Nur er konnte dieses tiefe hohe brennende Feuer in ihr stillen. Woher sie es wusste? Sie wusste es einfach, ohne eine wirkliche Antwort darauf zu haben. Eine kleine Erinnerung aus ihrer Vergangenheit kehrte zurück. Flüsternde Worte der weichen und warmen Stimme ihrer Mutter hallten in ihrem Kopf wieder. Es waren Worte gewesen, die sie nun im ganzen verstand. Das brachte ihr Herz und ihr Atem zum stocken. „Eines Tages wirst du jemand finden, der dir viel bedeuten wird. Verschließe dich nicht davor, egal was kommen mag. Verschließe dich nicht vor etwas, was dir einmal alles bedeuten könnte. Zeige keine Angst und Scheu, eines Tages wird es jemand für dich geben, der dich beschützt und gut behandeln wird. Sei mutig, mein Schatz." Das waren die Worte ihrer Mutter gewesen. Sie war damals ein kleines Mädchen und nie verstanden, was sie damit sagen wollte, aber jetzt? Ihr Verstand setzte ein Stück nach dem anderen zusammen. Ich werde jemanden finden, der mir viel bedeuten würde. Der für mich mehr als alles andere sein könnte. Egal was kommt, ich soll keine Angst und Scheu zeigen. Weder mich davor verschließen. Der mich beschützt und gut behandelt. All das tat er für mich. Dieser Mann tut alles für mich und ich versuche mich davor zu verschließen. Ich tue alles, was Muttern mir verboten hatte. Soll ich es wirklich wagen? Da kam ihr noch mehr Worte in den Sinn. „Eines Tages wirst du hier rauskommen und frei sein. Erfahrungen machen die dich prägen werden. Etwas Gutes wird für dich bereit stehen, nur für dich alleine und du wirst jemanden finden, dem du alles anvertrauen kannst.“ Soll es das sein, was ich wagen soll? Jemanden finden, dem ich alles anvertrauen kann? Ihre Gedanken rasten durch ihren Kopf. Angst fing an Besitz von ihr zu ergreifen. Sie durfte es nicht zulassen, dass die Angst über sie siegte. Dabei solle sie doch keine Angst und Scheu bekommen, wie ihre Mutter es ihr gesagt hatte. Wenn es wirklich stimmen sollte, könnte sie sich ihm anvertrauen? Es war irgendwie widersprüchlich, dabei hatte ihre Mutter immer geraten, sie solle niemand von ihrer wahren Natur erzählen und doch wollte sie gleichzeitig, dass sie genau das tat. Sie sollte ihr Geheimnis dem anvertrauen, der ihr mehr bedeuten könnte. Der für sie mehr als alles andere bedeuten könnte. Aber am Ende war es doch gleich. Woher sollte sie wissen, ob sie ihm alles anvertrauen konnte? Emmanline stand immer alleine mit ihrem Gewissen und ihrem Geheimnis da, welches sie zu ersticken drohte. Es war schon schwer genug, musste sie ihr zweites Ich immer unterdrücken. Es hatte überhaupt keine Chance zu leben. Dabei hatte sie damals zu große Worte gespuckt, als sie Malatya geraten hatte, niemals zu zulassen, seine wahre Natur zu unterdrücken. Aber genau das tat sie selbst. Einen unterschied gab es dabei, dass sie es nicht durfte. Nein, sie durfte sich von all den widersprüchlichen Gedanken nicht beeinflussen lassen. Sie musste sich ablenken und es kam ihr sehr recht, Hilfe in diesem Lager anzubieten. Genau das war es was sie jetzt brauchte. Ablenkung. Noch einen kurzen Augenblick schaute Lucien Emmanline nach, bis er ihre Präsenz sich von ihm entfernte. Er wollte ihr nach, sie besänftigen und trösten. Sie war verwirrt gewesen und was sie da gemacht hatte, erstaunlich. So was zuvor hatte er noch nie gesehen. Um Emmanline hatte eine sonderbare Ausstrahlung geherrscht, denn er hatte das gespürt. Seine Hände hatten auf ihren Schultern geruht und es hatte ihn getroffen wie ein Schlag, als plötzlich heiße Wärme durch seinen Körper floss. Sein Atem war ausgeblieben und er hatte gebebt. Es war nichts unangenehmes, aber unbeschreiblich vom Gefühl her. Eindeutig war sie anders und was besonderes. Lucien konnte sich von seinen Gedanken losreißen, als er sich Garett widmete und er trat auf ihn zu. Er holte aus und verpasste ihm einen harten Schlag ins Gesicht, dass er vom Bett nach hinten flog. Sicher hatte er nicht damit gerechnet und er verspürte eine kleine Zufriedenheit dabei. Aber es war bei weitem nicht genug. „Wage es noch einmal sie so anzuschauen und so zu behandeln, dann schwöre ich dir, da bleibt es nicht nur bei einem Schlag.“ Drohte er ihm mit einem finsteren Blick. „Cyrill, folge ihr und habe ein Auge auf sie.“ Bat er seinen alten Freund, der sofort einstimmte und das Zelt verließ. Nun waren nur noch Garett und er hier. Sofort wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Garett zu, der das Blut von seinen Mund wischte und sich aufrichtete. „Konntest du ihr nicht einfach die Frage beantworten und sagen, dass sie dir helfen konnte? Oder ihr ein Danke zusprechen?“ Verschränkte er seine Arme vor der Brust. „Verflucht.“ Stieß Garett ein Knurren aus. „Ok, die habe ich wohl verdient. Das hätte ich tun sollen, aber mir ist so was noch nie begegnet. Man hat mir versichert, nichts und niemand könnte mich heilen, aber da kam diese Frau daher und hat genau dieses Wunder vollbracht. Ohne Probleme, einfach so.Wie würde das für dich rüber kommen?“ Erklärte er mit einem Grummeln. Da gab er ihm ausnahmsweise Recht. „Denk einfach an meine Warnung und mache das nie wieder.“ „Ja ja, ich habe es kapiert.“ „Du kannst froh sein, dass noch niemand über dich hergefallen ist, da sie wissen das du hier bist. Es herrscht eine tödliche Stille hier, weil sie denken, dass es dein Volk gewesen war.“ „Wir haben überhaupt nichts getan. Warum sollten wir das tun? Wir sind uns immer aus dem Weg gegangen.“ Widersprach er seine Worte. „Genau das ist auch meine Meinung. Warum sollten wir euch angreifen, wenn wir uns doch immerhin aus dem Weg gehen.“ Bestätigte Lucien. Garetts blick verfinsterte sich schlagartig. „Was hat die Frau damit gemeint, wir sind auf einem Täuschungszauber hereingefallen und was hat das mit den Fae zu tun?“ „Schon seit längerer Zeit lasse ich die Fae aus spionieren, weil sie mehr Unruhe in der Mythenwelt verbreiten, als alle anderen. Sie waren für mehrere Kriege verantwortlich, wie das die Elfen sich komplett zurück gezogen hatten, oder das ihr einen unerbittlichen Krieg mit den Dämonen führt. Du weißt selbst, Fae legen keinen großen Wert an Zurückhaltung und sie sind Giftmischer. Es war nicht meine Klinge gewesen, das dein Herz durchbohrt hat. Jemand muss sich als mich ausgegeben haben und ich habe niemals einen Anschlag auf dein Volk geplant. Glaubst du etwa, ich will unschuldiges Blut an meinen Händen kleben haben? Wohl kaum.“ Schnaubte er verächtlich darauf, als er nur einen kurzen Gedanken daran hegte. Aufmerksam hatte Garett ihm zugehört. „Warum sollte ich das glauben, dass du mir da die Wahrheit sagst? Woher willst du wissen, ob daran etwas stimmt? „Weil ich es weiß, Garett. Meine Quellen kommen aus erster Hand und es sind schon lange keine Gerüchte mehr. Fae waren schon immer hinterlistig und feige gewesen, die Schwächen anderer Völker aus zu nutzten. Sie nutzen die Chance andere Völker gegeneinander auf zu bringen. Es wäre nichts einfacher, als andere für sich kämpfen zu lassen, damit sie sich ihre Hände dabei nicht schmutzig machen müssen. Darum weiß ich es mit Gewissheit, dass wir auf sie hereingefallen sind, ohne es auch nur zu bemerken.“ Berichtete er alles, was er wusste und dachte. „Wir sollten den Fae keine weitere Genugtuung geben, sie hätten gewonnen. Oder das sie sich schlauer gegeben haben, als wie wir beide es gewesen waren.“ Verengten sich seine Augen, weil er solch einen Zorn auf die Bastarde verspürte, die versucht hatten ihn und sein Volk zu täuschen und zu vernichten. Sowie noch ein anderes Volk. „Was schlägst du da vor?“ Schien der Anführer der Lykae alles genau abzuwägen, was ihm richtig erschien. Ein wissendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Das wir zusammenarbeiten und diesen hinterhältigen Hurensöhnen alles mit hundertfacher Münze heimzahlen werden. Lass uns ihnen zeigen, was es bedeutet sich mit Drachen und Lykae anzulegen, ohne über Konsequenzen nachzudenken.“ Klang so große Gewissheit und ein Versprechen mit, wie ernst er jedes seiner Worte meinte. „Ich will Rache für all das, was sie uns angetan haben.“ „Du schlägst wahrhaftig einen Pakt vor?“ Breitete sich ein tödliches Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Gut, lass uns in der Zeit ein weiteren Friedenspakt eingehen und ich will genauso Rache haben, wie du es willst. Ich will jeden einzelnen vor mir knien sehen und wenn sie um ihr Leben betteln, wie es Kinder und Frauen getan haben, als sie um Gnade hatten betteln müssen. Sie sollen dafür büßen, was es heißt sich mit Lykae anzulegen. Es wird blutig und grausam sein.“ Jedes einzelne Wort war ein hochheiliger Schwur, dass genau das eintreten würde, was hier und jetzt im Zelt gesagt wurde. Alle heiligen Götter waren Zeugen dafür. Lucien reichte Garett seine Hand und er schlug ein. „Dann lass uns ein paar Ärsche aufreißen. Aber vorher müssen wir alle anderen beruhigen. Wir müssen unseren beiden Völker klar machen, dass kein Drache oder Lykae an diesen Leid und Tod von uns schuldig sind.“ Stimmte Garett ihm zu. Es würde eine sehr lange Zeit dauern, bis alle dies begreifen würden, aber ihm blieb keine andere Wahl. Drachen und die Lykae waren hier die Opfer und niemand würde mehr schaden haben wollen. Also konnte er nur eine Zusammenarbeit vorschlagen. Es würde auch eine sehr lange Zeit dauern, bis sie sich ein gewisses Vertrauen entgegen bringen konnten. Wer weiß, ob meine Entscheidung richtig war, aber ich muss das Risiko eingehen. Allein meinem Volk gegenüber. „Lucien?“ Unterbrach Garett seinen kurzen Gedankengang. „Du hattest eben gemeint, wir würden einer Täuschung verfallen sein, weil die Fae ihre Finger im Spiel hatten. Sind sie auch für den Krieg von uns und den Dämonen verantwortlich?“ Sofort wusste Lucien, worauf Garett aus war. Allein sein Blick sprachen unausgesprochene Worte, welcher Hass und Zorn in ihm wohnte. Er wusste, sein Bruder Dyade war im Krieg gegen die Fraktion der Dämonen. Noch immer herrschte eine unerbittliche Schlacht zwischen ihnen. Niemand wusste wo er sich zurzeit befand. Kein Wunder, dass er jetzt in ihm ein Kampf der Gefühle tobte. Selbst Garett wäre gerne in dieser Schlacht dabei. Ihm würde es genauso ergehen, aber der Lykae wurde dadurch gezwungen, das Reich zu schützen. Selbst er würde das nicht jeden anvertrauen. Es gäbe auch nur wenige unter seinen Geschwistern, ihnen diese große Verantwortung zu geben. „Ja, dass habe ich gemeint. Gerade du solltest es wissen. Ich kann dir nicht wirklich genau sagen, dass sie dafür verantwortlich sind, aber ich würde es ihnen zutrauen“ Beantwortete er seine Frage nach einem Augenblick. „Wie lange wusstest du schon davon?“ Knurrte er zornig auf. „Eine längere Weile.“ Gab er zu. „Ich hätte es dir schon viel eher mitteilen sollen, aber auch ich hatte viel um die Ohren gehabt.“ „Also bedeutet das, dass ich noch einen Grund mehr habe, die Fae auszulöschen. Das werden sie bitter bereuen.“ Sprach großer Hass aus ihm heraus. Lucien trat auf ihn zu und legte eine Hand auf seine Schulter. „Wir werden unsere Rache bekommen. Vielleicht kannst du herausfinden, wo dein Bruder sich befindet. Du musst ihm berichten was hier geschieht. Vielleicht können wir mehr als nur das vermeiden.“ Meinte er und es wunderte ihn nicht, dass er überrascht war, wo er seinen Bruder erwähnt hatte. „Warum schaust du mich so an? Glaubst du, dass weiß niemand, das Dyade in einem nicht endenden Krieg gezogen ist? Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie du dich fühlst. Ich kenne das, wenn man gegen unendlich viel ankämpfen muss.“ Was er wirklich tat. Vor ziemlich langer Zeit, war es ihm und seiner Familie genauso ergangen, als ein Angehöriger einfach spurlos verschwand. Es war sein Bruder Alastar gewesen, der wie vom Erdboden verschluckt war. Es war ein Wunder, dass er überhaupt lebend zurück kam. Fast dreihundert Jahre vergeblicher Suche und kein einzigen Hinweis darauf wo er sein könnte. Es war einen schmerzhafter Kampf gewesen. Auf einmal, ohne damit je gerechnet zu haben, stand er vor den Toren des Schlosses. Alle waren überrascht und gleichzeitig überwältigt gewesen. Nur Alastar hatte sich vollkommen verändert. Er war verschlossen, kalt und abweisend, als wäre er gestorben und gleichzeitig von den Toten auferstanden. Ein komplett anderer Mann. Sein Bruder lebte zwar, aber ihm interessierte sein Leben vollkommen wenig. Vermutlich würde er in einem sehnsuchtsvollen Todesrausch verfallen, wenn er nicht eine Aufgabe bekommen hätte. Vater hatte es damals gewusst. Ein Jäger zu sein und Abtrünnige seiner Art zu jagen, war ein grausames Unterfangen. Doch so war es der einzige Weg gewesen, ihn am Leben zu erhalten. Solange Alastar leben würde, solange würde er auch sein Volk beschützen, dass wusste er. Auch wenn er den Tod niemals ausweichen würde. Darum, was hatte er alles erleiden müssen? Was musste sein Bruder über sich ergehen lassen, dass solch ein starker Krieger und Mann, sein Leben vollkommen aufgab? Seinen Sinn und seinen Mut zum Leben? Dabei hatte er Pläne gehabt, aber kein Funken war davon übrig geblieben. Es war traurig mit ansehen zu müssen, wie leblos er durchs Leben ging. Mit kalten Augen und seine Gefühle in einer riesigen Eisschicht vergraben. Niemand hatte Zugang zu ihm, nicht einmal Mutter, Lya oder Malatya. Selbst Vater nicht. Mit einem Kopfschütteln wehrte er die aufkeimende und schlechten Erinnerungen zurück. Solange Alastar einen Grund hatte am Leben zu bleiben, konnten sie ohnehin nicht mehr tun. Vielleicht eines Tages würde jemand kommen und ihm alles wieder geben, was er verloren hatte. Vielleicht würde jemand ihm seine Lebenslust wieder geben und seine Seele heilen. Auch wenn es nur zu einem Teil war, Hauptsache er lebte weiter. „Wir sollten uns jetzt Gedanken darüber machen, wie wir unsere beider Völker beruhigen können, bevor alles wirklich zu spät ist.“ Lenkte Lucien von seinen düsteren Gedanken ab. „Das Beste ist, wenn ich zurückkehre und das fürs Erste unter uns regle und du unter deinen. Danach sollten wir so schnell wie möglich uns erneut zusammen setzen. Das wird erst der Anfang des großen Gipfels sein.“ Schlug Garett vor und er musste ihm Recht geben. Je länger er hier im Lager blieb, wo sie so verwundbar waren, musste er gehen. Es hatte ihn so auch schon große Mühe gekostet, ihn so nahe ans Lager zu bringen. Das hätte er nicht tun dürfen, was ein großer Fehler war. Er würde mit Sicherheit einige Schwierigkeiten hier im Lager bekommen, wenn er vor seinen Leuten trat. Ihre Wut und ihren Zorn würde auf ihn einströmen, wenn er daran dachte, wie schwer es sein würde, es ihnen klar zu machen. Das werden sie mit Sicherheit nicht gut heißen, im Gegenzug was sie verloren hatten. Das würde verdammt schwierig werden und ihm große Probleme bereiten. So würde es Garett vermutlich selbst ergehen. „Umso eher, desto besser.“ Mussten sie es versuchen. So einigten sie sich auch und ihre Wege mussten sich hier trennen. Plötzlich, mit einem Blitz, empfing er in Gedanken eine schockierende Nachricht. Er fluchte lautstark und blickte Garett finster an. „Hast du eine Garnison aufgestellt, die uns angreifen soll, wenn du nicht zurückkehrst?“ Musterte Lucien ihn finster. Grimmig schaute sein Gegenüber drein, als wüsste er überhaupt nicht wovon er sprach. „Nein habe ich nicht. Ich bin alleine gekommen.“ „Warum wurde mir dann berichtet, das eine halbe Armee von Lykae hier unterwegs sind? Dein Oberoffizier ist an vorderster Spitze.“ Da knurrte und fluchte Garett. „Verdammt nochmal. Ich hatte Gaias verboten auch nur einen Finger zu rühren, mir zu folgen, wenn ich längere Zeit verschwunden wäre.“ Verengten sich seine Augen und er dachte darüber nach. Anscheinend war sein oberster Offizier davon überzeugt, er müsste seinen vorzeitigen Herrscher aus den Klauen der Drachen befreien. Das gefiel Lucien absolut nicht. „Du musste sie davon abhalten, Garett.“ Verfinsterte sich Luciens Gesicht. „Mit Garantie.“ Stürmte er aus dem Zelt und er selbst folgte ihm. Selbst er musste mit, denn es könnte passieren, je näher diese Armee der Lykae dem Lager näherten, desto schneller würde seine verborgene Kämpfer sie angreifen. Es war kein Befehl gewesen, aber sie würden alles tun, um seinesgleichen zu beschützen. Verboten hätte er es niemals und es war richtig, sollten sie sich dem Lager nähern. Es geht hier schließlich um den Schutz ihres Volkes. Darum musste er mit gehen, damit kein weiteres Blutvergießen gab und damit er auch seine eigenen Leute zurück halten konnte. All das musste verhindert werden und er hoffte inständig, sie würden rechtzeitig kommen. Lucien schnappte sich ein paar Krieger und zogen blitzschnell los, damit sie keine Zeit verloren. Auch wenn er schweren Herzen Emmanline einfach so zurück lassen musste. Ohne seinen Schutz, aber er vertraute Cyrill, den er für ihren Schutz zurück gelassen hatte. Dies war nun einmal wichtig und es hängte viel davon ab, selbst der Schutz von Emmanline. Das musste er sich gewahr nehmen. Durch den besten Freund des Drachens, hatte sie erfahren, das er blitzartig verschwinden musste, als sie ihn suchen wollte. Anscheinend musste er wegen einer Notsituation das Lager schnell verlassen. Es hätte ihr wirklich mehr bedeutet, wenn er es ihr persönlich gesagt hätte. Auch wenn es nur per Gedanken gewesen wäre, aber anscheinend war es von hoher Dringlichkeit. Darum verschwendete sie keinerlei weiteren Gedanken darüber, weil es sie nichts anginge und weil es nun einmal wichtig war. Er hatte ein ganzes Volk zu beschützen und das verlangte eine Menge ab. Nie würde sie sich davor schieben, denn dieses Recht hatte sie nicht dazu. Nicht wenn sie all die Kinder hier sah, die um sie herum waren. Genauso wie jetzt. Viele der Kleinen waren ihr vertrauensvoll näher gekommen und versuchten bei ihr Halt zu suchen. Dabei wäre es doch realistischer gewesen, wenn sie bei ihren Verbundenen gingen. Doch sie war von kleinen Kindern umzingelt. Da konnte sie sie einfach nicht zurückweisen. Gütige Götter, sie mochte es sogar. Allein diese Unschuld und sie wollte ihn die Sorgen nehmen und diesen Blick von Schmerzen, die aus ihren kleinen Augen kamen. Es machte ihr das Herz schwer und darum beschäftigte sie sich mit ihnen. Doch eins wunderte sie etwas, dass die Erwachsenen sie gewähren ließ, sich um ihren Nachwuchs zu kümmern. Zuvor hatte sie noch einige Verletzungen geheilt gehabt, bis ihr angeblicher Aufpasser, sie dazu gezwungen hatte, eine Pause einzulegen. Dabei fühlte sie sich wirklich gut. Kam trotzdem nicht drumherum. Jetzt saß sie halt zwischen einer ganzen Schar von kleinen Kindern. „Stimmt es wirklich, das du eine Elfe bist?“ Fragte ein kleiner Junger, der ungefähr ein Aussehen von sechs Jahren hatte. Sanft legte sie ihm eine Hand auf sein weiches braunes Haar. „Ja es stimmt, Jack.“ Kannte sie jeden einzelnen Namen von ihnen. Ohne es wieder zu wollen, konnte sie all diese Namen aussprechen. Sie tat es auch, weil sie bezüglich ihrer eigenen Personen es brauchten, dass man sie direkt ansprach. Auch wenn sie ihnen nicht die ganze Wahrheit sagen konnte, aber belügen würde sie sie niemals. „Ich habe noch nie eine Elfe gesehen. Dürfen wir deine Ohren sehen?“ Klang eine mädchenhafte Begeisterung auf. „Cassy sei nicht so unhöflich.“ Ermahnte eine Frau das Kind streng, die sofort entschuldigend den Kopf einzog. Diese Stimme gehörte zu der Schwester des Drachen und deren Gefährten sie gerettet hatte. Erst war sie darüber erstaunt gewesen, aber empfand es doch nicht als schlimm. „Schon in Ordnung.“ Nahm sie ihr Haar von beiden Seiten und hielt es sich nach hinten. Dadurch das ihre Ohren durch ihr langes weißes verborgen lag, zeigten sich jetzt zwei Ohren, die zu einer Spitze führten. Überraschte Laute kam über die Lippen der Kleinen. „Ich habe noch nie eine Elfe gesehen.“ Warf ein Kind ein. „Ich auch nicht.“ Ein anderes. Alles fühlte sich im ersten Augenblick ungewöhnlich an, aber niemand zeigte eine Abscheu ihr gegenüber. Es war nur reine Neugierde und Bewunderung. Es ließ sie Erleichterung verspüren und ein wenig Druck verließ ihren Körper, wo sie sich etwas entspannen konnte. Die Kinder stellten ihr noch einige Fragen, was sie ihnen beantworten konnte, aber den Göttern sei Dank nichts schlimmes aus ihrer Vergangenheit. Solange sie etwas Gutes tun konnte und um Ablenkung zu verschaffen, damit sie von all dem Grauen ihren Blick abwandten. Sie ließ sogar ein Teil ihrer Fähigkeit präsentieren, als sie Pflanzen und Blumen wachsen ließ. Selbst die Älteren waren erstaunt darüber. Es brachte den Kleinen eine große Freude und Lachen, was ihr Herz erwärmte. Es gab wirklich nichts schöneres, als die fröhlichen Gesichter und das freudige Lachen der Kinder zu hören. Es steckte voller Leben und Energie, das sie unbeschwert erscheinen ließ. Emmanline hatte das alles nie erfahren, aber darum war es ihr jetzt unheimlich wichtig, das andere Kinder eine Kindheit hatten. Wie diese Kleinen hier. Den Mädchen und den Jungen. Je länger sie ihre Zeit miteinander verbrachten, je schneller brach die Nacht herein,, umso schneller schlief ein Kind nach dem anderen ein, durch ihre Ermüdung. Sanft streichelte sie über ein paar Köpfe, während sie ihnen beim Schlafen zu schaute. „Vielen Dank.“ Erklang eine volle und tiefe Männerstimme. „Das Ihr euch so sehr um unsere Kinder kümmert.“ Emmanline schaute auf und blickte in warme braune Augen, die ihrem Aufpasser galten. Ihr entrang sich nur ein kleines Nicken. „ Sie mögen Euch. Wir hätten nicht damit gerechnet, das wir sie so leicht hätten ablenken können. Das gibt uns eine größere Zuversicht, sie werden es gut überstehen.“ Lächelte er sie an. Einen Augenblick hielt sie seinen Blick stand, als sie sich von ihm abwandte und die schlafenden Kinder um sich anschaute. „Sie sind so unschuldig und niemand sollte ihnen solch ein Leid zu fügen. Ich habe es gerne gemacht.“ Die letzten Worte kamen leise über ihre Lippen. „Ihr habt eine gute Seele.“ Kam es nach einer kurzen Stille, wo sie ihn wieder anschauen musste. Seine Worte schienen ernst gemeint zu sein und es machte sie wirklich verlegen. Konnte deswegen nichts darauf erwidern. „Würdest du kurz einen Moment auf die Kinder aufpassen? Ich würde gerne noch einmal durch das Lager gehen und schauen, ob jemand noch Hilfe braucht. Das würde meinen Beinen sicherlich auch gut tun.“ „Ich sollte dich begleiten.“ Stand er mit ihr auf, als sie auf beiden Beinen sich aufgerichtet hatte. „Nein, schon gut.“ Denn sie würde gerne auch einen kleinen Moment für sich selbst haben, was er jetzt zu verstehen schien. Der Mann nickte kurz und setzte sich wieder hin. Er schien trotzdem noch sehr skeptisch zu sein, weil es ihm missfiel . „Ich werde im Lager bleiben.“ Was sie tun würde. Das schien ihn etwas zu beruhigend, erkannte es an seiner Körpersprache. Weiter anschauend. „Du bleibst im Lager.“ War es fast schon ein Befehl. Mit einem Nicken verschwand sie und wanderte wirklich bei ihrer ersten Runde, um zu sehen, ob wirklich alles in Ordnung war. Erstaunlich war, ein paar schienen sie zu begrüßen oder anzulächeln. Es war ungewöhnlich für sie, aber es steckte wirkliche Ehrlichkeit in ihnen. Unsagbare Gefühle stiegen in ihr auf, die immer unkontrollierbarer wurden. Mitten in der Nacht durch das Lager laufend, lauschte sie, den Waldgeräuschen, den Stimmen, das Knistern des Lagerfeuers und der unzähligen anderen. Es war eine Ruhe in diesem Lager eingekehrt, was nicht mehr von klagenden Lauten erfühlt wurde. Es machte einiges leichter, auch wenn noch immer die traurige und leidvolle Atmosphäre herrschte. Am Lagerfeuer vorbeigehend, was lodernd und machtvoll aufleuchtete, strömte Hitze aus. Kurz blieb sie stehen und schaute gebannt ins Feuer. Sie bemerkte, das sich zwei Krieger vor dem Feuer hingesetzt hatten und sich ausgiebig unterhielten. Sie wollte nicht lauschen und wollte gerade weiter gehen, als sie Worte vernahm, die sie erstarren ließen. Empfindungen und Erinnerungen stürmten wie eine Welle über sie herein, das sie mitreißen ließ. Die Luft wurde immer dünner, ihr Inneres schwerer und wahrhaftig rutschte ihr Herz in die Hose. Große Panik machte sich in ihr breit, was sie leicht zum Zittern brachte. „Nicht mehr lange und er wird es schon merken was er davon hat. Er wird dem nicht entkommen können und wenn es so weit ist, wird es ein leichtes Spiel sein. Darauf legt er es nur an. Ich freue mich schon, wenn der Zeitpunkt kommt, wo es zu Ende geht.“ Berichtete ein Mann mit tiefer und grummeliger Stimme, die nicht von Begeisterung herrührte. Es war nicht seine Stimme, was sie so aus der Fassung brachte, aber seine Worte. Da tauchte ein Bild nach dem anderen in ihrem Kopf auf. Blitzartig mit rasender Geschwindigkeit, das sie leicht schwanken ließ. Der andere Mann lachte abwertend darüber. „Das wird wohl auf eines hinaus führen.“ Sprach er, aber sie hörte schon gar nicht mehr richtig zu. Ihre Panik und Angst wurde immer größer, als sich mehr Fetzen in ihrer Erinnerungen zusammen fügten. Sie konnte sich erinnern. Da war etwas, was sie zutiefst schockierte, was sich tief in ihr vergrub. Ein unsagbarer Schmerz in ihrer Brust machte sich breit, während sie versuchte Sauerstoff in ihre Lungen zu bekommen. „Oh ihr gütigen Götter.“ Krächzte sie heiser, mit Schreck geweiteten Augen. Sofort lief sie hektisch durch das Lager und suchte vergebens jemanden, aber sie wusste nicht warum, aber sie wusste mit hoher Wahrscheinlichkeit das diese Person nicht mehr hier im Lager war. Etwas schreckliches würde passieren und dies verspürte sie in einen unsagbaren Schmerz. Stattdessen rannte sie los. Sie konnte nur noch rennen und hoffen, sogar beten. Ihre Beine trugen sie von ganz alleine, ihr Verstand meilenweit weg. Nein. Nein. Nein, das darf nicht sein. Kam es wie ein Mantra. Cyrill konnte nicht mehr genau sagen, wie lange er nun schon hier bei den Kindern saß, aber es fühlte sich wie eine kleine Ewigkeit an, als er auf Emmanline wartete. Zurzeit hatte sie viel mitgemacht und für sie war es nicht leicht, was er sehr gut nachvollziehen konnte. Alles was Lucien ihm erzählt hatte, konnte er es mehr als verstehen, wie schwer es sie hatte. Dieser Frau wurden eine Menge unsagbare Schmerzen zugefügt, was nur durch das Volk der Drachen kam, seinem Volk. Normalerweise müsste sie von Hass erfüllt sein, doch trotz allem half sie wo sie konnte. Niemand hätte es von ihr verlangt, wobei viele ihr gegenüber misstrauisch oder sogar feindlich gesinnt waren. Nur schien ihr das auch nicht sonderlich was auszumachen, da sie es kannte. All das Gute tat sie unbewusst, er konnte es spüren. Trotz der Qual, Verlust, Schmerz und Leid, war ihre Seele immer noch vorhanden. Bei wie vielen konnte man behaupten, die in grausamer Gefangenschaft gewesen waren, das sie guten Wesens wieder dort heraus kamen? Das lag verdammt gering. In dieser Frau steckte eine Kriegerin, die nicht so schnell gezähmt werden konnte. Behauptend schlug sie sich sehr gut, nichts nachgebend und doch auf der Hut. Alles lag in ihren Augen, der silberne Blick, wenn sie vor schärfe einer Klinge sprühten. Eine Schärfe, das alles durchschneiden könnte. Wahnsinnige Augen und ihre Ausstrahlung war bannend, als würde sie etwas in sich bergen, was wie ein Magnet war. Es zog an, wie das Licht die Motten. Sie das Licht und alles um sie herum die Motten, in Scharen kommend. Selbst er verspürte diesen Drang sich ihr zu nähern. Es ging ihm da nicht alleine so, allein die Kinder fühlten sich bei ihr wohl und genossen es. Emmanline strahlte etwas aus, was sie am dringendsten brauchten, das Licht in der Dunkelheit. Genau das war sie in dieser Stunde der Dunkelheit. In dieser Grausamkeit von Gewalt und Blut. Sie war das Licht und der Wegweiser. Es mag irrsinnig und blödsinnig klingen und völlig verrückt. Er klang schon fast wie ein Geistlicher, der über Licht und Dunkelheit nachdachte. Darum kam es ihm merkwürdig vor, dass sie noch immer weg war. Er musste nach ihr schauen. Sollte ihr etwas geschehen, würde Lucien ihn zerlegen. Emmanline war seine Seelengefährtin und er wollte sich im mindestens nicht ausmessen, was er mit ihm machen würde, sollte ihr auch nur ein Kratzer zugefügt werden. Er wäre da lediglich erledigt. „Lya, könntest du mal eben auf die Kleinen aufpassen? Ich will schauen wo sie steckt.“ Stand er auf, wandte sich an die Frau neben ihm, die sich vor einiger Zeit zugesetzt hatte. „Sicher.“ Antwortete sie sofort. Keine Zeit verlierend schritt er durch das Lager, sein Blick schweifend und nach ihren Geruch gehend. Cyrill blieb da stehen, wo er ihren Duft am stärksten war. Am Lagerfeuer schaute er sich um, aber konnte sie nirgendwo sichten. „Hey Péer. Molnar. Habt ihr vielleicht die Elfe gesehen?“ Machte er kurzen Prozess, und fragte nach. Die beiden Männer unterbrachen ihr Gespräch und drehten sich zu ihm um. „Vor kurzem war sie noch hier gewesen.“ Antwortete Molnar als erstes. „Als wir sie bemerkt hatten, sah sie ziemlich bleich und schockiert aus. Als wäre ihr ein Geist über dem Weg gelaufen. Wo wir sie ansprechen wollten, was los sei, ist sie wie der geölte Blitz davon gerannt.“ Gab Péer ein. Cyrill hatte das Gefühl, als würde sein Herz in die Hose rutschen und eine sehr schlechte Vorahnung beschlich ihn. Sie würde doch wohl nicht? „Wohin?“ Krächzte er. „Wo ist sie hingelaufen?“ „Richtung Wald.“ Nickten sie in dessen Richtung. „Verfluchte Scheiße. Warum habt ihr sie nicht aufgehalten?“ Schrie er die Beiden an, die sich jetzt vor ihm duckten, was eine wahnsinnig kluge Entscheidung war. Ohne noch weiter darüber nach zu denken, rannte er los. Stürmte in den Wald und hoffte, betete zu den Göttern, er möge sie finden. Wie konnte er nur darauf vertrauen, sie würde nicht aus dem Lager verschwinden? Dabei meinte er es zu Anfang nur gut, weil sie danach ausgesehen hatte, das sie mal ein paar Minuten für sich brauchte. Es schien eine Menge von ihr abzuverlangen und es war zu viel, was sie hier tat. Deswegen wollte er ihr den Freiraum geben, seine Enttäuschung groß und die Panik, das er sie nicht wieder finden würde. Er folgte ihren Duft schon, aber er kam sich vor, als würde dieser zarte Duft schon eine lange Weile in der Luft zu hängen, das er kaum noch tragbar war. Hatte sie so viel Vorsprung? Je weiter er in den tiefen dunklen Wald rannte, umso mehr bekam er einen schrecklichen Verdacht. Sie würde doch wohl nicht? Stellte er sich diese Frage zum zweiten Mal. Wenn es stimmte und sie war diesen Weg gegangen, dann...Konnte ein Herz noch tiefer sinken, als in die Hose? Dies war die Richtung, woher sich die Lykae näherten. Sollte da was schief laufen, würde es dort eine kriegerische Auseinandersetzungen geben, die nicht ohne Blutvergießen ging. Emmanline wäre in all dem Gemetzel mitten drinnen und Gnade den Göttern, er würde dafür schwer büßen müssen, mit seinem Leben. Einen weiteren Zahm legte er zu und rannte wie ein besessener durch den Wald, alles um sich ausblendend. Seine einzige Sorge und sein einziges Ziel, war, Emmanline so schnell wie möglich zu erreichen und in Sicherheit zu bringen. Bevor noch etwas furchtbares passierte. Würde ihr etwas geschehen, dann betraf es auch seinen König. Niemand verlor seine vorhergesehene Seelengefährtin, ohne nicht selbst darunter zu leiden. Ihr Tod, würde seinen auch bedeuten. „Verfluchte Scheiße.“ Kamen ihm immer wieder Flüche über die Lippen, während er gleichzeitig zu den Göttern betete. Was für eine hoffende Kombination. Es durfte einfach nichts geschehen. Kaum zu glauben, aber ihre Lungen brannten wie Feuer und vor mangelnden Sauerstoff. Stets wenn sie so frei laufen konnte, verspürte sie nie eine Atemnot, aber jetzt umso deutlicher. Außer Atem, ihr Hals trocken und brennend, rannte sie unaufhörlich weiter. Ihr Herz schlug schmerzhaft in ihrer Brust, welch einer schnellen Trommel glich. Laut und schnell. Ohne Pause und Gnade. Trotz allem durfte sie nicht aufgeben, nichts was sie gerade in Erfahrung gebracht hatte. Nicht welche Erinnerungen in ihr aufgestiegen waren. Ohne zu wissen woher diese furchtbare Angst und Panik kam, aber sie wusste, wem sie galt. Ihm, dem Drachen. Alles zwang sie sich dazu, zu ihm zu rennen, ihn warnen, es würde etwas schreckliches passieren. Was furchtbares. Sie hoffte nur und bat selbst zu den Göttern, sie möge nicht zu spät kommen. Natürlich konnte sie sich nicht sicher sein, es würde sofort geschehen oder egal in welchen anderen Zeittraum. Nur eines musste sie tun, egal ob es jetzt, morgen oder wann anders war, sie musste ihn warnen. Vor der Gefahr in der er schwebte. Emmanline eilte weiter voraus, ohne sich umzublicken, ohne nach Gefahr zu schauen, was in unsagbarer Nähe war. Es war sehr gefährlich, aber daran konnte sie nicht denken. Nicht wenn sie die furchtbaren Bilder vor Augen hatte. Außer Atem rannte sie aus dem Wald und kam vor einem riesigen offenen Feld zum stehen. Was sie hier sah, nahm ihr den letzten Atem. Blutrünstige Kreaturen kämpften ohne Erbarmen miteinander. Zerfetzten sich mit Klauen. Reißen und beißen mit ihren scharfen Reißzähnen. Der schwere Geruch von Blut hing greifbar in der Luft. Die Kämpfenden waren in einen Wirrwarr eines Knäuels von Körper verbunden. Staub und Dreck verschlechterten ihr die Sicht, als sie ihren Blick durch die Menge schweifen ließ. Atemlos suchte sie vergeblich, lief hin und her, schaute weiter. Immer weiter, bis sie endlich ihr Ziel ausgemacht hatte. Mitten all der Schlacht stand er, ragte über alle heraus. Wie könnte sie ihn da nur übersehen, wie machtvoll er doch war. Sogar machtvoll strahlte. Jedes Mal verschlug es noch immer ihr Atem, wenn sie ihn sah, vollkommen von ihm eingenommen. Für einen Augenblick bemerkte sie eine kleine blitzende Bewegung außerhalb der Schlacht. Schlagartig wurde ihr Körper von Eiseskälte überschüttet, ihr Körper selbst reagierend und ihr Verstand vollkommen leer. Wie in Zeitlupe, aber keine Sekunde zögernd, rannte sie und schrie. Schrie so laut sie konnte. Immer und immer wieder, bis sie heiser werden würde. Doch je mehr sie versuchte zu ihm zu kommen, nach ihm zu schreien oder seine Aufmerksamkeit zu bekommen, wusste sie, es war längst zu spät. Sie würde nicht mehr rechtzeitig ankommen. Ein bedrohlicher Mann stand außerhalb des Schlachtfeldes, die Waffe bedrohlich auf dem König der Drachen gerichtet. Nein. Nein. Nein. Weiter nahm sie nichts mehr wahr, als plötzlich die tiefe Dunkelheit über sie hinein brach. Die Hitze, der Schmerz verursachte und das schreckliche laute mörderische Gebrüll in weiter Ferne. Ihre Kraft und Lungen versagten ihr langsam den Dienst. Es war zu spät gewesen, als Lucien mit Garett auf seine Garnison trafen. Sie hatten noch gehofft, sie würden rechtzeitig ankommen, bevor eine verdammte Schlacht ausbrach. Doch zu spät, schön längst waren Drachen und Lykae aufeinander losgegangen. Blutrünstige Kreaturen wie sie waren, kämpften sie erbarmungslos. „Wir müssen sofort was unternehmen.“ Schwang ein Knurren in Garetts Stimme mit. Sofort willigte Lucien ein und sie stürmten in die Menge. Jeden versuchten sie auseinander zu reißen, zu befehlen, sie haben aufzuhören. Es war verdammt schwer sie von sich zu bringen, weil immer wieder welche aufeinander los gingen. Es waren zu viele, als sie von sich zu bekommen, weil selbst er und Garett angegriffen wurden. Jetzt kämpften beider Seiten stärker, weil der Anführer und König inmitten dieser Schlacht waren. Schleunigst mussten sie sich was anderes einfallen lassen. Zwischen all der Lautstärke, des Kampfes und des Gebrülls, nahm er etwas bekanntes wahr. Eine Stimme und ein Gefühl, was sein Herz vor Schmerz zusammenziehen ließ. Nein, kann es sein? Nach allen Seiten umdrehend, blickte er mit seiner Größe über alle hinweg. Nein, es durfte nicht sein. Sie konnte doch nicht hier sein. Und doch sah er sie. Emmanline, die schreiend zu ihm gerannt kam. Einen Arm ausstreckend, als wollte sie ihn so schnell wie möglich erreichen. Gerade wo er zu ihr eilen wollte, blieb er wie angewurzelt stehen, etwas unsagbares aus ihrem Mund hörend. „Lucien. Lucien. Lucieeeen.“ Schrie sie seinen Namen immer und immer wieder. Ohne Unterbrechung, ihn vor Angst und Panik anschauend. Was war mit ihr geschehen? Ein Grund mehr, zu ihr zu gelangen. Immer mit ihrem Kopf schüttelnd, versuchte sie all der Gefahr auszuweichen. Für immer wieder wurde er abgelenkt, weil er dauernd gegen Lykae ankämpfen musste. Er musste sich durcharbeiten. Jede Sekunde zählte, um endlich bei ihr an zu gelangen. Selbst ihren Namen schreiend und das sie von hier verschwinden sollte, aber nichts. Sie tat es einfach nicht. Warum hatte sie so eine Panik und Angst? Erneut wurde er wieder in einem Kampf verwickelt. Er tötete nicht, sondern schaltete sie nur aus. Dann ging alles viel zu schnell. So schnell konnte er nicht reagieren. Danach verlief alles in Zeitlupe. Sein Herz blieb stehen, die Geräusche um ihn belanglos und stumpf. Entsetzten und purer Schmerz breitete sich in seiner Brust aus, die immer weiter durch seinen Körper wanderte. Nein. Nein. Nein. Ein Körper prallte gegen seine Brust, die durch eine Wucht nach hinten geschleudert wurde. Ein gewaltiges Brüllen stieg seiner Kehle empor, das zu einem mörderischen anwuchs, welches seine Lippen verließ. „Nein. Nein. Nein.“ Wie eine Endlosschleife, was er dauernd wiederholte. „Nein. Nein. Nein.“ Als Lucien sich wieder zu ihr umdrehen wollte, sah er, wie ein Pfeil auf ihn zugeschossen kam, als sich die Menge etwas lichtete. Gerade als der Pfeil sich ihm blitzartig näherte, warf Emmanline sich in letzter Sekunde vor ihn. Die Spitze sich in ihrer Brust bohrend, die Wucht sie nach hinten reißend. In seinen Armen auffangend, sackte sie in sich zusammen. Mit ihr auf die Knie gehend, kauerte er über sie. Schützte sie vor weiteren Gefahren. Sein Blick richtete sich auf ihr Gesicht, ihre Augen geschlossen, ihr Atem stoßweise. Sein Blick ihren Körper hinab wandernd, sah er den Pfeil mitten in ihrer Brust, der tief saß. Blut benetzte ihre Haut und es tränkte ihre Kleidung. Ihr süßer Blutgeruch, der seine ganzen Sinne erfühlten. Es sah furchtbar schlimm aus. Nackte Angst und Panik breitete sich in seinem Körper aus, bis er vollkommen eingenommen war. Sein Körper zitterte vor eisiger Kälte, sein Herz stockte in seiner Brust. Schmerzhaft schlug es, ein Verlust spürend. „Emmanline. Nein, das darf nicht sein.“ Strich er über ihr Haar, ihrer Stirn, ihrer Wangen. Überall wo er sie spüren konnte. Er durfte sie nicht verlieren. Sie musste bei ihm bleiben. Langsam flatterten ihre Augenlider und mit verschleierten Blick schaute sie zu ihm empor. Ihre Lippen bewegten sich kaum merklich, aber ein Flüstern kam darüber. „Pssscht...“ Strich er beruhigend über ihr Haar. Lucien wusste, sein Gesicht war vor Schmerz verzerrt, wie er sich fühlte. „Du wirst bei mir bleiben.“ Befahl er ihr streng, aber sie schaute ihn nur voller Sanftheit an. „Verräter...Culebra...“ Krächzte sie, das Sprechen schien schwer für sie zu sein. Sein Gesicht näherte sich ihrem, als er ihr tief in die Augen schaute. „Nicht sprechen, meine Silvahdin.“ Kamen zum ersten Mal wieder ein Wort seiner eigenen Sprache über seine Lippen. Unsagbar lange sprach er keine Worte mehr aus der alten Drachensprache. Zu lange her, das er sich noch daran erinnerte. Seit dem Tod seines Vaters hatte er sich dagegen geweigert, ohne auch nur wirklich einen Grund zu haben. Doch jetzt, jetzt konnte er es. Silvahdin war das Wort, was Seelengefährtin bedeutete. Emmanline war die Seine und er machte einfach kein Hehl mehr daraus, was sie ihm bedeutete. Ganz offen hatte er preis gegeben, wie nahe sie ihm lag. Tiefer in seinem Herzen, als alles andere. Seine Seelengefährtin. Leicht schüttelte Emmanline mit ihrem Kopf. „Aufpassen...Gefahr...Verräter...“ Flüsterte sie schon vor mehr Anstrengung. Lucien sah, wie schwerer sie sprechen konnte und das ihre Augen immer wieder zu fielen, während sie versuchte ihm etwas zu sagen. Nur vereinzelte Worte konnte er von ihr aufschnappen, trotz seines guten Gehörs. Es durfte einfach nicht sein, er durfte sie nicht verlieren. Nicht wo er sie endlich gefunden hatte, akzeptiert er sie als die Seine. Es war ihm schon länger bewusst gewesen, aber nie so klar und deutlich, wie in diesen einen Augenblick. Diese Frau in seinen Armen war sein ein und alles. Sie war sein einziger Tod, den er je im wirklichen Ausmaß spüren konnte. Egal in welchen Arten er sterben konnte, aber ihr Verlust war der größte und schmerzvollste. „Du raus...ich wieder...“ Kamen ihr die letzten Worte über die Lippen, als sie ihre Augen endgültig schloss und sie leblos in sich zusammen sackte. Ihr Herz zum letzten Schlag ausholte, bevor es in ihrer Brust zum Stillstand kam. Genau da war sie, die unsagbare Leere in seinem Körper, seiner Seele. Ein entrissener Teil, das ihn vor Trauer und Schmerz laut aufbrüllen ließ. Lucien hatte keine Chance, als sich von dieser Welle mitreißen zu lassen. Die Welle der Wut und Trauer. Unbeschreibliche Stille war über ihn hereingebrochen, als er aufblickte. Seine Augen glühten voller Zorn und Wut, das er am ganzen Körper bebte. Er wollte den Schuldigen und ihn leidvoll in tausende von Stück reißen. Das Kampfgetümmel hatte schon längst sein Ende gefunden, als sein Gebrüll die Luft und Erde zum Beben gebracht hatte. Nichts würde vor seinen Zorn und Trauer Erbarmen finden. Er war blind für Vernunft und Verständnis. Man nahm ihm seine Seelengefährtin und er hatte das verdammte Recht, Rache zu nehmen. Niemand rührte je eine Silvahdin an, nicht wenn derjenige auf seinen eigenen Tod aus war. „Wo ist derjenige?“ Brüllte er zornig, sein Drache im Vordergrund. „Ich will ihn zwischen meinen Klauen.“ Fauchte und zischte er. Gerade da teilte sich die Menge und ein blutüberströmte Mann wurde einige Meter vor ihm auf die Knie gerissen. Sein Kopf hing hängend vornüber. Doch er konnte es nicht glauben, wen er vor sich sah. Entsetzt und schockiert zugleich schaute er auf. Sein Blick traf sich mit Cyrill seinen, der ihn zuerst anschaute, aber blitzschnell seinen Blick abwandte. Schmerz, Schuld und Verrat standen ihm ins Gesicht geschrieben. Von seinem Krieger wandte er sich wieder dem Mann zu, der vor ihm auf den Knien saß. Noch immer nicht fassend, aber der vor ihm kniete, es war ein Schock. Wut flackerte wieder in ihm auf, seine Augen verengten sich. „Bei allem was mir heilig ist, du Arokh?“ Es war jemand aus seinem eigenen Volk, der sich zu einem Verräter entlarvt hatte. Es war Arokh gewesen, der Zwillingsbruder und genaue Ebenbild von Cyrill. Jetzt verstand er auch, warum sein Freund und Krieger solch eine Pein verspürte. Seinem König gegenüber, denn dieser Schmerz und diese Schuld hatte nicht nur ihm selbst gegolten, sondern seinem König gegenüber. „Bringt ihn aus meinen Augen. Werft ihn in den Kerker, bis ich mir die Zeit für ihn nehme. Du hast dich hiermit zum Tode verurteilt, Arokh. Du wirst dafür angeklagt, versucht deinen eigenen König zu töten und auf den Angriff auf dessen Seelengefährtin und Frau. Deiner Königin, die du zu Tode brachtest.“ Lucien konnte von allen Beteiligten um ihn herum hören, wie sie entsetzt nach Luft schnappten. „Dir wird kein Widerrufsrecht zugesprochen. Allein der Tod wird dich ereilen, bis nichts mehr von dir übrig bleibt.“ Verurteilte er Arokh aufs äußerste. Sein Urteil war gepfählt und niemand könnte es rückgängig machen. Jeder wusste, das bei dieser Tat es kein Erbarmen gab. Nicht einmal sein Bruder könnte es. Selbst Cyrill wusste, was seinem Bruder erwartete. Egal wie schmerzhaft es enden würde. Bei einem letzten hasserfüllten Blick auf dessen Verrat, wusste er, er hatte sein selbstgefälliges Grinsen aus seinem Gesicht gewischt, als er das gnadenlose Urteil pfählte. Seine Rache würde grausam sein, als er in aller Öffentlichkeit beteuert hatte, dass Emmanline seine vorherbestimmte Seelengefährtin war. Diese Erkenntnis war schockierender, als alles andere. Arokh wusste das es sein Tod bedeutete, aber nicht auf dieser Art und Weise, welches Ausmaß das ganze bedeutete. Es war sein gutes Recht des Gesetztes, dass er das Urteil auswählen konnte, wie er den Mörder und Verräter bestrafte. Selbstverständlich pfählte er die letzte Strafe aller Strafen, das Todesurteil. Endlich wurde der Verräter aus seinen Augen geschafft, denn eine Sekunde länger, und er hätte ihn hier und jetzt seinem Todesurteil verpasst, was nicht dramatisch gewesen wäre. Doch er wollte Arokh keine schnelle Erlösung bescheren, die hatte er nicht verdient. Keinesfalls. Auf Emmanline herabblickend, spürte er Trauer und Schmerz. Vor allem eine tiefe Leere in sich, die er nicht bekämpfen konnte. Sie war verloren und es überraschte ihn nicht, dass er so empfand. Mit einen wütenden Knurren, betrachtete er den Pfeil in ihrer Brust, der noch immer in ihr steckte. Erneut stieg sein unsagbarer Zorn in ihm hoch, das er nach dem Pfeil griff, ihn ruckartig herausriss und trotzdem bedacht, ihren Körper nicht zusätzlich zu verunstalten. Er wollte sie perfekt und rein haben, um sie trauern, wie er sie sah. Nun war es soweit. Wahrhaftig trauerte er um sie. Blitzartig stand er auf, mit ihr auf seinen Armen, sein Blick auf ihr Gesicht gerichtet, das nur aussah, als würde sie schlafen. Dem war aber nicht so. Lucien konnte hunderte Blicke auf sich spüren, die ihm langsam zuwider wurden. Sie sollten woanders hin glotzen. Ein tödliches Knurren verließ seine Lippen, als er sich zu ein wenig Vernunft und Klarheit besinnen musste. Es war zum Wohl seines Volkes. „Zieht euch zurück.“ Ein harter mörderischer Ton, der keine Verweigerung duldete, wenn keiner Konsequenzen haben wollte. „Zurück zum Sammelpunkt und wartet auf andere Anweisungen.“ Sofort gehorchten sie dem König und zogen sich schnellst möglichst zurück. Niemand würde seine Stimmungslage noch weiter provozieren. Er wandte seinen Kopf leicht geneigt zu Garett, während er ihn kalt anschaute. „Von dir Garett, erwarte ich, dass wir eine Vereinbarung zwischen uns finden.“ „Sicher.“ Antwortete er sofort. Ohne noch unnötig Zeit zu verschwenden, verwandelte er sich zu seinen Drachen, der eine monströse Größe angenommen hatte. Er stand regelrecht in Flammen, das er sich kaum noch unter Kontrolle halten konnte. Er musste schleunigst hier weg, bevor er noch größeren Schaden anrichtete, das zuvor herrschte. Emmanline lag behutsam und reglos in seinen Krallen, als er einen kurzen Blick zu ihr warf. Behutsam und beschützend, presste er sie an seine Drachenbrust. Mit einem kräftigen Stoß preschte er in die Luft, auf den Weg zurück. Nicht ins Lager, sondern ins Schloss zurück. Lucien musste mit ihr alleine sein und er wusste, die Wucht seines Schmerzes würde erst dann richtig zum Leben erweckt werden, wenn er den wirklichen Schockzustand überwunden hatte, wo genau er wusste, es würde nicht mehr lange dauern. Bevor er die Selbstbeherrschung über sich verlor, musste er so schnell wie möglich ins Schloss zurück, in seine Gemächer. In ihre Gemächer. Alleine... Garett stand wie angewurzelt da und wusste nicht was er denken oder wie er handeln sollte. Dies war alles eine verdammte Scheiße, die immer beschissener wurde. Was eben hier passiert war, war eine verkackte Scheiße. Er hätte vielleicht mit vielen gerechnet, bei all diesem Chaos, aber das? Auf keinen Fall. Mit Lucien war er in diese Schlacht gestürzt, aus dem Grund, weil sie die Kämpfenden auseinander bringen wollten. Er war verwirrt und musste jedes Puzzleteil erneut zusammensetzen. Es stieg ihm vieles zu Kopf und wie sollte er bitteschön alles wieder in Ordnung bringen? Zurzeit war zu viel passiert und wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er mit seinem Leben schon längst abgerechnet. Sein Körper war schon am Ende gewesen und es hätte nicht viel gefehlt, bis der letzte Hauch Leben aus ihm verschwunden wäre. Ihm war bewusst, er wurde vergiftet und tot sicher, Lucien war es gewesen, aber was hier jetzt alles passierte, da war er sich überhaupt nicht mehr so sicher. Das schlimmste an der ganzen Sache war die, das er dem Drachen wirklich Glauben schenkte. Aus irgendeinen Grund tat er das wirklich und das machte ihn fix und fertig. Darum war es nur eine vollkommene verkackte Scheiße, welcher Haufen immer größer wurde. Unter hoher Spannung, dachte er an die Geschehnisse zurück. Erst die Angriffe in seinem Reich, dann der Anblick vom angeblichen Drachenkönig, welches Schwert sich in seine Brust bohrte. Die vergeblichen Versuche sein Leben zu retten, die Rache er sich geschworen hatte und auch ausführte, aber nicht bis zum Ende kam. Diese Frau an Luciens Seite, die eindeutig eine Elfe war. Dies war wirklich merkwürdig, aber waren die Elfen nicht vor einer verdammt langen Zeit von der Bildfläche verschwunden? Niemand hat seit Jahrhunderten keine Elfen mehr gesichtet. Es gab unzählige Gerüchte über dieses Volk, dass sie schon längst ausgerottet wurden, oder sich ein Leben zu ihrem eigenen Gefängnis auserkoren hatten. Wie dümmlich, aber es war doch ziemlich klug gewesen. Lieber ins Exil gehen, anstatt ausgelöscht zu werden. Eine reine und formelle Überlebensstrategie. Dann blieb ihm also die Frage, aus welchem Loch kam diese Elfe gekrochen? Trotz allem hatte diese Frau es geschafft ihn zu retten, obwohl nichts und niemand sein Leben hätte retten können. Selbst die stärksten Hexen waren dazu nicht in der Lage gewesen, was schon was heißen sollte. Es gab nicht vieles, wofür es kein Gegenmittel gab, doch existierten solche Dinge. Der langsame und herannahende Tod. Auf schmerzhaften Sohlen und niemand würde es bemerken. Was für ein verfluchter Tod das war und wie elendig. Es war nicht so, er wäre undankbar, das er noch lebte. Es erschreckte ihn nur ein wenig, mit welcher Leichtigkeit diese Elfe ihn von dem Gift in seinem Körper befreien konnte. Schockiert hatte er sich gefühlt und konnte in dem Zelt kein einziges Wort über seine Lippen bringen, so fixiert hatte er sie. Was dann zu Tage kam, war weitaus schockierender. Sein Volk, die Lykae, waren in einen gestrickten Krieg verwickelt worden. Selbst die Drachen, die sich gegenseitig auslöschen sollten. Alles durch die kleinen Bastarde von Fae, die einfach nicht ihren Arsch aus Dingen heraus halten konnten, die ihnen nichts angingen. Mit diesem Anschlag begingen sie einen verdammten Fehler, den sie hätten nicht begehen dürfen. Rache und nach Blut trachtend, war eine ganz schlechte Kombination eines Lykae, was nur zum Tod führte. Keine Chance zu entkommen. Einmal Blut geleckt, immer Blut geleckt. War die Devise. „Garett?“ Erklang eine respektvolle Stimme hinter ihm, die ihm mehr als vertraut vorkam. Wut stieg in ihm auf, seine Fäuste geballt, dass er sich blitzartig umdrehte und diesem Mann einen harten Schlag ins Gesicht verpasste, der ihn zu Boden riss. „Bist du komplett bescheuert, Gaias? Habe ich dir nicht einen ausdrücklichen Befehl gegeben, dich nicht einzumischen?“ Brüllte er seinen Oberoffizier wütend an. Am liebsten würde er ihm noch eine reinhauen. Er hatte sich seinem Befehl eindeutig widersetzt. Sein Ziel war es gewesen, alleine ins Drachenreich aufzubrechen, weil sein Leben eh verwirkt gewesen war. Es war ein Rachefeldzug, der am Ende zum Tod geführt hätte. Egal durch die Klauen eines Drachen, oder dem Gift in seinem Körper. Gaias wischte sein Blut von seinen Mundwinkeln. „Klar, als wenn ich dich dem Tod ausgeliefert hätte.“ Schnaubte er. „Pass auf was du da sagst. Ich wäre eh krepiert, aber ich habe die Schnauze voll, dass du dich dauernd widersetzt. Ist dir in den Sinn gekommen, das du einen großen Fehler gemacht hast?“ Wandte er sich von ihm ab und fixierte jeden einzelnen Krieger mit einem tödlichen Blick. Die sich sofort einen Kopf kleiner machten. Garett verstand keinen Spaß, wenn man sich ihm aufbegehrte. „Dir scheint weit davon entfernt zu sein, zu krepieren. Was ist geschehen?“ Wollte sein Oberoffizier wissen. Kurz überlegte er. „Die Drachen haben mir geholfen.“ Konnte er nur die Wahrheit aussprechen, obwohl es ihm ein wenig widerstrebte. Überraschung zierte die Gesichter seiner Krieger, die er gut nachvollziehen konnte. „Warum sollten die das tun?“ „Auch wenn es mir widerstrebt es zu sagen, aber sie waren es nicht gewesen, die uns angegriffen haben.“ Gab Garett von sich. Entsetztes und wütendes Knurren schnitten scharf durch die Luft. „Nicht gewesen? Wir haben sie gesehen. Drachen die unsere abgeschlachtet haben, das wie Vieh war.“ Verachtende und hasserfüllte Worte, die er sehr gut nachempfinden konnte. „Dann sagt mir, wart ihr es gewesen, die jetzt Dörfer von den Drachen angegriffen haben? Wart ihr es, die genauso solche abgeschlachtet haben?“ Glühten seine Augen voller Zorn, alle schreckten einen Schritt zurück. Garett war kurz vor der Grenze seine Kontrolle zu verlieren. „Was habt ihr getan, als ihr hierher eingedrungen seid? Ich will eine verfluchte Erklärung.“ Schwere Stille, die ihm langsam zu viel wurde, als das er noch auf einem Fleck stehen bleiben konnte. Er brauchte dringende Bewegung, ein Auf- und Abgang war eine minimale Lösung dafür. Das Schweigen hielt solange an, bis sein Gaias etwas sagte. „Wir haben nichts dergleichen getan. Wir sind nicht wie diese vermaledeiten Drachen.“ „Genau das ist es.“ Hörte er nicht auf, seinen Gang zu unterbrechen. „Ich war in der Nähe von ihrem Lager gewesen. Sie wurden wirklich angegriffen. Es hat nach Tod und Blut gerochen. Außerdem hatte ich ein Gespräch mit Lucien gehabt. So ungern ich es wirklich sage, waren sie es nicht gewesen. Nicht die Drachen sind unsere Feinde, sondern die Fae. Sie stecken hinter all den Anschlägen. Sie haben uns und die Drachen getäuscht, damit wir uns bekriegen. Die Fae hatten es so aussehen lassen, das Drachen uns angegriffen haben. Genauso war es umgedreht auch. Sie haben uns hereingelegt und ich soll verflucht sein, wenn ich meine Rache nicht bekommen werde.“ Hätte er am liebsten voller Zorn und Hass gebrüllt. „Ihr hättet niemals hier sein dürfen, Gaias. Das war genau das, was die Bastarde wollten. Sie waren es auch gewesen, die mich vergifteten. Mit tödlichen Parasiten. Ich wäre auch beinahe daran krepiert, wenn mich jemand nicht geheilt hätte.“ Wollte er noch nicht ganz ins Detail gehen. „Bitte verzeiht unseren dummen Fehler.“ Fielen alle auf die Knie vor ihm, aber die Worte sprach Gaias mit gesenkten Haupt. Stumm schaute er all seine Krieger an. Er mochte es überhaupt nicht, wenn sie sich ihm so untergraben. Als König wurde er nicht geboren und er würde es niemals sein wollen. Dieser Platz gehörte seinem Bruder Dyade, sonst niemanden. Es nervte ihn tierisch, dass sein Bruder ihn damals dazu gezwungen hatte, er sollte, solange er weg war, den Platz für ihn einnehmen. Zu Anfang hatte er sich mehr als gewehrt und ihn maßlos wütend gemacht, wo sein Bruder berichtete, er müsse in den Krieg ziehen. Dabei sein wollte er und nicht hier Aufpasser spielen. Langsam fing er an seinen Bruder dafür zu hassen. Zumal hörte man kein Sterbenswörtchen von ihm, als wäre er vom Erdboden verschluckt. Sein Gefühl sagte ihm, er lebte noch. Aber wo? Es war nur eine Frage der Zeit, bis er selbst etwas unternehmen würde und um ihn zu finden. Langsam hielt er es nicht aus. Der Posten als König war auf keinem Fall etwas für ihn, darum sollte Dyade sofort seinen Arsch hierher bewegen. Wenn er wüsste, was sich hier abspielte und geschah, würde er einen Anfall bekommen. Toben wäre wohl der beste Begriff, wenn er nur daran dachte, dass er mit den Drachen einen Pakt eingegangen war. Was hätte er sonst tun sollen? Es gefiel ihm genauso wenig, aber es musste etwas logisches und vorteilhaftes passieren. „Das hier ist noch lange nicht vorbei. Zieht euch alle zurück und wir werden eine große Schlacht planen. Seid bereit dafür.“ Gab es einen Schlachtruf. „Seid bereit für unsere unerbittliche Rache.“ Ein weiter Ruf, der niemals ein Mitglied des eigenen Stammes in Stich lassen würde. Egal ob tot oder lebendig. „Betet zu unseren Göttern. Hell, Göttin des Todes, und Tyr, dem Gott des Kampfes und Sieges. Sie werden an unserer Seite weilen und uns die Kraft und Mut geben. Wir werden als Sieger hervorgehen.“ Brüllte er voller Tatendrang. Sein Blut pulsierte in ihm, als würde der Strom durch seine Adern fließen. Sein Herz schlug stark in der Brust, voller Vorfreude endlich seine wahre Natur heraus zulassen. Auch er wollte endlich einen Krieg, nicht nur Dyade. Alle wollten ihn und der würde kommen, unentwegt. Sollen sie alle kommen, sie würden warten und bereit sein. „Kehrt zurück.“ Befahl er seinen Kriegern. „Wir müssen uns auf das Bevorstehende vorbereiten. Sammelt so viele Krieger wie möglich zusammen.“ Stimmten alle ein, während sie sich alle zurückzogen. Bis auf er und Gaias. „Sollten wir wirklich einen Krieg beginnen, solange König Dyade davon nichts weiß?“ Entgegnete sein Oberoffizier nach einer Stille. „Wenn du weißt wo er ist, bitteschön. Seit nun mehr als fünf Jahren hören wir von ihm kein einziges Wort. Wir wissen nicht, wo er sich befindet oder wann er zurückkehren wird. Ich weiß überhaupt nichts. Da fragt sich dann, sollten wir solange warten, bis er da ist? Ich will keine weiteren Verluste und wir sind kein Volk, das sich untergraben lässt. Wir sind Lykae und in uns steckt nun einmal das Tier, was immer wieder frei gelassen werden muss. Irgendwann werden wir verrückt.“ Fuhr er sich grummelig mit seiner Hand durch sein kurzes dunkles Haar. In diesem Augenblick war er voller Energie geladen und er würde es willkommen heißen, endlich seine überschüssige Energie los zu werden. Er steht schon viel zu lange unter Strom. Ein Blitzableiter wäre da genau das richtige. Dieser Krieg kam wie gerufen. Seit den fünf Jahren, war er nur dafür verpflichtet gewesen, Ordnung im Königreich zu halten, Dinge, die er nur auf dem Anwesen erledigen durfte. So eingeengt zu sein, war einfach die Hölle. Sein Raubtier in ihm fühlte sich wie in einem Käfig, das knurrend und wütend hin und her lief. Es wollte ausbrechen und das tun, wozu er geboren wurde. Jagen und Töten, was ein Raubtier auszeichnete. Wahrlich jagen, wie ihm das gefallen und gut tun würde. Gaias widersprach ihm nicht. „Ich werde dich dafür beauftragen ein Heer von Kriegern aufzustellen. Bereite sie auf alles vor. Sammle alle zusammen, aus all den Ebenen und Welten. Wir brauchen jeden Krieger, den wir finden können.“ „Natürlich. Ich werde mich sofort darum kümmern.“ „Gut.“ Blieb er kurz still. Seine Gedanken rasten in seinem Kopf. Da beschloss er etwas. „Ich habe noch einen anderen Auftrag für dich. Suche die besten Fährtenleser aus, die sich auf die Suche nach dem König machen sollen. Auch wenn ich nicht weiß wo er sich gerade befindet, vielleicht ist es besser, Dyade weiß davon.“ Was vielleicht für ihn zum großen Vorteil zukommen würde. Wenn sein Bruder zurück kam, dann könnte er endlich den Posten auf dem Thron abgeben. „Sie sollen ihm eine Nachricht überbringen. Vielleicht wäre es ein guter Trumpf im Ärmel, wenn wir von hinten Verstärkung bekommen würden. Aus Sicherheit, auch wenn wir es vielleicht nicht brauchen. Ich will nur auf eine Nummer sicher gehen. Beginne jetzt damit.“ Wandte er sich von Gaias ab, als er das Schlachtfeld betrachtete. Er musste nicht eins und eins zusammen zählen, nur um zu meinen, das war erst der Anfang vom Ganzen. Diese Schlacht zwischen Lykae und Drachen war viel zu schnell zustande gekommen. Ein erschreckendes Bild und eine Menge Verluste zu beklagen. Auf beiden Seiten. Als Garett sich wieder umwandte, Gaias war verschwunden. Ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen. Er war ein sehr guter Krieger und er hatte den Rang als Oberoffizier mehr als verdient. In vielen Schlachten gekämpft und sich in allem behauptet. Er besaß die Kraft und den Trieb zu einem guten Anführer einer Streitmacht. Noch einmal wollte sich Garett dem Schlachtfeld zuwenden, um einen letzten Eindruck davon zu bekommen, als ihm der Pfeil im Seitenwinkel auffiel. Der Pfeil, der sich in die Brust dieser Elfe gebohrt hatte. Es war so schnell gegangen, niemand hätte es vorausgesehen. Ein Zorn erfülltes Brüllen hatte die Umgebung erschüttert, das alle in ihrer Schlacht aufgehört hatten. Es war erschreckend gewesen, wie qualvoll es klang. Eine Qual die nur vom Verlust herrührte. Einen herzzerreißenden Verlust. Kaum darauf wusste er auch warum, denn diese Frau war die Seelengefährtin von Lucien gewesen. Das schien alle schockiert zu haben, selbst die Drachenkrieger. Das hieß überhaupt nichts Gutes. Lucien hatte seine vorherbestimmte Gefährtin gefunden und auch wieder verloren. Es passierte durchaus, das der Drachenkönig seinen Verstand verlieren würde. Kein gebundener Gefährte, würde es je verkraften ohne sein Gegenstück weiter zu leben, ohne bei Verstand zu bleiben. Könnte er Lucien da noch vertrauen schenken? Das würde kein gutes Ende nehmen und er war sich jetzt nicht mehr sicher, diesen Pakt einzugehen. Doch er hatte ihm kurz zuvor ein Versprechen gegeben, sie würden eine Vereinbarung finden. Daraus musste er erst einmal was nehmen, bevor er wirklich noch anders entscheidet. Bedacht hob er den Pfeil auf, woran immer noch Blut haftete. Es war schon getrocknet, aber es war noch immer intensiv und frisch. So süßlich und...Da runzelte er mit seiner Stirn, als sich etwas verdorbenes mit der Süße vermischte. Er kannte diesen Geruch. Da schlug es ein wie ein Blitz. Er wusste es. „Ach du Scheiße.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)