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Gebieter des Feuer und der Leidenschaft

von

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Seit dem der Drache verschwunden war, wartete Emmanline jetzt nun schon über drei Monate auf ihn. Und er war noch immer nicht von seinem Treffen zurück. Sie wusste nicht wohin er gegangen war und sie wusste auch nicht weswegen er verschwinden musste. Einerseits war es ihr ja egal aus welchem Grund, aber ihr war es nicht egal, da sie auf ihn warten musste. Vorher konnte sie eh nicht von hier verschwinden. Noch immer hatte sie diesen blutroten Rubin von ihm, denn vorher bekam sie die Freiheit nicht zurück. Aber so ganz glaubte sie nicht mehr daran, dass er sie wirklich gehen lassen würde.

Wieso brauchte er nur solange? Dabei hatte er doch versprochen so schnell wie möglich zurück zukommen, um auch alles ein Ende zu setzen. Auch wenn er gesagt hatte, er würde für eine gewisse Zeit auf seinen Rubin verzichten, so würde er ihn eines Tages wiederhaben wollen. Und wenn dieser Augenblick erst einmal da war, dann musste er sie gehen lassen. Schließlich hatte er beim Mythos geschworen. Dann endlich konnte sie gehen.

Denn so langsam wurde sie verrückt hier in diesem Zimmer. Alles war so unrealistisch für sie und ganz wohl fühlte sie sich nicht dabei. Sei es drum wenn dieser Komfort entspannter, bequemer und angenehmer war. Am Anfang schien es ihrer neuen Neugier eine Menge Eindruck verursacht zuhaben, aber jetzt? Jeden Tag mit all diesen Dingen war die reinste Gewöhnungsbedürftigkeit und sie wusste nicht ob sie mit all dem leben wollte. Sie war auf so hohe Standardmöglichkeiten nicht gewöhnt und sie war sich nicht sicher, ob sie sich je an sowas gewöhnen könnte. Was sollte sie mit all dem Zeug anfangen, der ihr nicht erklärte was das war und wie das funktionierte?

Also langsam versauerte sie hier und ihr war eine Gefangenschaft noch nie so erdrückend vorgekommen. Es mochte zwar riesige Unterschiede sein zu den Höhlen von Culebra, aber das Umfeld war genau das Gleiche. Außer Aden bekam sie niemanden zu Gesicht. Doch Moment, Drachenwächter die das Gebiet beschützten. Aber das war es auch schon. Sie flogen eh nur vor ihrem Fenster hin und her, um ihre Rundflüge zumachen.

Das Einzige war, Aden verbrachte eine längere Zeit bei ihr. Kümmerte sich um sie, damit sie genug zu Essen hatte, Trinken und sogar frische Kleidung. Er meinte, sie wären von einer Malatya, der kleinen Schwester von diesem Drachen. Es wäre ihre Größe und er hatte Recht. Sie passten perfekt.

Auch wenn er sich um sie kümmerte, bedarf es nicht gerade viel. Ab und zu ging er mit ihr raus in einem sicheren Wäldchen des Schlosses. Auch wenn es ihm verboten wurde wollte er ihr trotzdem etwas geben und sie war überrascht darüber gewesen und hatte ihm sogar gedankt gehabt.

Und auch das war ein Punkt gewesen. Als Aden sie ab und zu nach draußen geführt hatte, hatte sie nie einen einzigen anderen Drachen zu Gesicht bekommen. Sie waren spurlos verschwunden und am Anfang hatte sie sich wirklich darüber den Kopf zerbrochen. Wollten sie nicht, dass sie keinen von ihnen sah, weil sie vom Feind stammte? Aber das wäre doch zu viel Aufwand für eine unbedeutenden Elfe, oder etwa nicht?

Doch die eigentliche Frage war doch, wie stellten sie das an, dass kein einziger Drachen in diesem Nest zu erblicken waren? Wo versteckten sie sich alle? Selbst die beiden sogenannten Wächter hatte sie nie wieder gesehen, die sie in das Zimmer zurück gebracht hatten. Das war doch alles recht merkwürdig.

Seufzend hatte sie sich wie jeden Tag auf dem Fenstersims bequem gemacht. Vor Beginn, bevor der Drache verschwunden war, hatte sie sich eine Decke genommen, auf das Fensterbrett ausgebreitet und nun hockte sie jeden Tag darauf und starrte zum Horizont hinaus. Beobachtete schon seit Monaten wie die Sonne auf und unter ging. Es war ein wirklich schönes Schauspiel und sie genoss es wahrhaftig. Obwohl es das Gleiche war, so war es doch immer wieder anders. Nie die gleichen Zeiten und nie die gleichen Farben, wie am Vortag. Ach ja, Vögel waren die Einzigen die sie immer besuchten. Einfach so, aber sie freute sich jedes Mal darüber. Unterhielt sich sogar mit ihnen und sie konnte wirklich mit ihnen kommunizieren. Sie erzählten ihr viel von dem was sie sahen und von ihren Reisen. Immer wieder hörte sie gerne zu und lernte.

Doch heute war es irgendwie ruhig und die Luft war irgendwie elektrisch geladen, als würde sich etwas zusammen brauen. Es steckte tief in ihr drinnen, dass dieses erdrückende Gefühl, das etwas passieren würde oder passiert war. Drachen konnten ihr Umfeld mit ihren Emotionen stark beeinflussen. Das hatte schon sei Monaten angefangen und von Tag zu Tag wurde es schlimmer.

Ihre einzige Vermutung, es musste mit ihm etwas zutun haben. Irgendwas muss da passiert sein, seit er weg gegangen war. Irgendwas braute sich da wirklich zusammen.

Nachdenklich, weil sie ja eh keine andere Beschäftigung hatte, lehnt sie sich zurück und legte halb ihren Kopf zur Seite, um verträumt aus dem Fenster zublicken. Wurde aber rausgerissen, als es an der Tür klopfte. Da sie sich angewöhnen musste, ja zu sagen wenn jemand anklopfte, tat sie es. Aden meinte, dies sei eine höffliche Geste die sich von dem Besucher gehörte und nicht einfach in die Privatsphäre eindrangen. Sie hatte ihn wahrhaftig blöd angestarrt, als er ihr das genau erläutert hatte. Das war neu für sie gewesen, denn zuvor hatte sich niemand danach gerichtet. Nicht die Drachen. Deswegen kam es ihr noch mehr unrealistischer vor. Irgendwas stimmte hier nicht.

"Hallo, Emmanline, ich habe dir dein Essen mitgebracht." meinte er in einer lächelnden Begrüßung und stellte den Teller mit Essen auf den Tisch. Jeden Tag brachte er ihr etwas anderes warmes mit. Es roch und sah appetitlich aus, aber essen?

"Du weißt, dass ich keinen Hunger habe." seufzte sie und wandte ihren Blick wieder nach draußen.

"Aber irgendwann musst du mal was essen, Emma. Du isst seit Monaten nicht und das bereitet mir Sorgen." War es jeden Tag das gleiche Gespräch. Jeden Tag sagte er ihr, wie wichtig es sei das sie essen sollte und jeden Tag sagte sie ihm, dass sie es nicht bräuchte. Sich Sorgen machen war eine Sache, aber es so dermaßen auszudehnen, war eine andere.

"Du siehst, dass es mir gut geht. Ich kann eine sehr lange Zeit ohne Essen auskommen. Darüber musst du dir keine Gedanken machen. Ich habe alles was ich brauche." außer ihrer Freiheit.

Nun war es an Aden der aufseufzte und sich geschlagen gab. Um ihr Gesellschaft zu leisten, setzte er sich an den Tisch, beobachtete sie. Denn diese Blicke spürte sie auf sich.

„Du bist ganz schön stur.“ Stellte er fest, aber meinte es mehr spaßig, als genervt oder ernst.

„Ja das höre ich oft.“ Zuckte sie unbedeutend mit ihren Schultern. Was sollte sie auch schon darauf erwidern?

Kurz herrschte eine Stille zwischen ihnen. „Was haltest du davon heute vielleicht eine Runde spazieren zu gehen? Es ist wirklich ein schönes Wetter heute und herrlich warm. Was meinst du?“ schlug er freundlich vor.

Emmanline massierte etwas, erschöpft über alles, ihr Nasenrücken mit Daumen und Zeigefinger.

„Bitte entschuldige, wenn ich unhöflich klinge, aber was soll diese ganze nette Art?“ war ihr Blick ernst und verständnislos, als sie ihn wieder anschaute. „Es ist wirklich aufmerksam von dir, dass du, wenn du Zeit hast, mich besuchen kommst. Aber wofür diese ganze Mühe?“ warf sie weiter ein.

„Weil ich will, das du dich wohl fühlst solange du hier bist. Aber das habe ich dir doch schon oft erzählt.“ Verschwand sein Lächeln und nun war es auch an ihm etwas ernster zu schauen. Und oh ja, dieses Gespräch hatten sie schon tausendmal durchgekaut.

„Aber das ist nicht alles. Es leuchtet mir alles ein das ich hier eingesperrt werde und wofür, aber wieso finde ich es ziemlich merkwürdig, das ich nie einen anderen Drachen von euch zu Gesicht bekomme? Nehmen wir die Wachen draußen vor meinem Fenster mal weg.“ Denn sie hatte eine Menge Fragen. „Liegt es daran, dass ich in Culebras Nähe verbracht hatte?“

„Es ist schwer, Emmanline. Im Moment schlägt eine Zeit an die gefährlich ist und wir müssen darauf achten geben, wenn wir an uns heran lassen. Auch wenn es idiotisch für mein Volk ist, aber sie gehen dir aus dem Weg, weil sie auch befürchten das du eine Spionin sein könntest. Du sollst keine Stärken und Schwächen von uns erfahren, was uns schaden könnte. Nimm es uns nicht übel, dass wir dich so behandeln, aber eigentlich hättest du nicht hier sein dürfen. Lucien hatte einen großen Fehler gemacht. Das weißt du, nicht wahr?“ Klang schon etwas Entschuldigendes in seiner Stimme mit. Und sie starrte ihn einfach nur an.

„Ja, aber ich habe nie darum gebeten hier zu sein. Lieber wäre ich in der Höhle geblieben.“ Wurde ihre Stimme etwas leiserer und tonloser.

„Das kann ich verstehen, nachdem was du hinter dir ha…“

„Lass meine Vergangenheit daraus.“ Unterbrach sie ihn scharf, denn sie hasste es, wenn jeder das vor ihren Augen hielt, wo sie doch gewesen war. Genau aus diesem Grund betrachteten sie sie ja auch als eine Spionin. Sie konnte es ja verstehen, denn es war ihr gutes Recht sich zu schützen, nahm es ihnen auch nicht übel, aber sie wollte verdammt noch mal nicht von den Drachen daran erinnert werden, was Drachen ihr angetan hatten. Wie sah das denn aus? Das war sowas von blödsinnig und widersprüchlich.

„Tut mir leid.“ Entschuldigte er sich sofort und irgendwie wirkte er betroffen.

Ihre Züge wurden wieder entspannter, als sie ihn so betrachtete. Eingestehen musste sie es sich schon, es war nicht fair Aden gegenüber und so ergab sie sich. „Ich habe nichts dagegen einen kleinen Spaziergang zu machen.“ Schwang sie ihre Beine über die Kante des Fenstersimses und sprang elegant und geräuschlos runter. Erst da breitete sich ein Lächeln wieder auf seinem Gesicht aus und stand auf. Bittend hielt er ihr dann auch die Tür auf und sie trat hinaus. Das tat er immer.

Denn Gang entlang war es wieder so still geworden. Anscheinend musste Aden die Anderen vorgewarnt haben, denn erneut war es Mucksmäuschenstill. Keiner wanderte durch die Gänge und keine Stimmen waren zu hören. Irgendwie war es doch idiotisch. Versteckten sich vor einer bedeutungslos Person.

Wieso mussten stille Momente zwischen zwei Person manchmal so erdrückend sein? Das war manchmal kaum zum aus halten. Also musste sie es einmal anders angehen. Dabei hatte sie einige Fragen und die wollte sie beantwortet haben.

„Wann wird er wieder zurückkehren?“ vielleicht war es ja irgendwann demnächst, aber dieses Mal sprach sie laut, klar und deutlich. Ihr war es egal, ob die Anderen es hörten. Nein, sie wollte sogar dass sie sie hörten. Vielleicht bekam sie ja irgendwo eine Antwort. Irgendwo versteckten sie sich hier auch. Die verließen doch nicht jedes Mal das Schloss. Das wäre doch wieder zu viel Aufwand.

„Du weißt, dass ich dir das nicht sagen kann, Emmanline.“ Blickte er sie von der Seite heraus an.

„Ich weiß, aber ich will es trotzdem wissen. Ich habe ein Recht darauf, denn aus diesem Grund scheine ich hier eingesperrt zu sein, weil ich Schuld daran habe.“ War es eigentlich nur eine Vermutung, aber was sie in seinem Gesicht erkannte, da schien ein Funke von Überraschung und Wahrheit drinnen zu sein. „Oh mein Gott, ich habe Recht.“ Blieb ihr doch tatsächlich der Mund offen und tatsächlich auf einem Fleck stehen. „Dabei war es nur eben reine Spekulation gewesen.“

„Wie kommst du darauf? Das ist Unsinn. Wieso sollte es deine Schuld sein?“ blieb er auch stehen und schaute sie unlesbar an. Versuchte er abzulenken?

„Woher soll ich das wissen? Schließlich bin ich diejenige die hier unwissende Fragen stellt. Irgendwas muss ich wahrscheinlich angestellt haben. Liegt es an diesem Rubin oder habe ich etwas gesagt, was ein Geheimnis bleiben sollte? Ich vermute nicht, dass es was mit Culebra zutun hat. Seine Interessen liegen bei weitem nicht daran.“ Verengten sich etwas ihre Augen.

„Woher willst du denn wissen, ob es nicht im Interesse von Culebra liegt an dieser Sache ein Interesse zu zeigen? Schließlich ist er hier der Feind und will uns bluten sehen. Da würde er jede Chance nutzen.“ Knurrte er etwas zornig auf. Da schnitt sie aber ein gefährliches Thema an. Aber Augen zu und durch, wenn sie Antworten wollte.

„Weil mein Gefühl mir es sagt, dass es so ist. Es scheint mir, als wäre, was dieses Treffen betrifft, hat nichts mit etwas wichtigem zu tun, was er nützen könnte. Wobei er im Moment nichts davon weiß. Obwohl alles kann möglich sein. Vielleicht ist das nur für euch von großer Bedeutung." sagte sie es einfach so daher.

Leicht runzelte Aden mit seiner Stirn. "Du weißt doch gar nicht, worin dieses Treffen besteht." schwang Ungläubigkeit und Missgunst in seiner Stimme mit.

"Natürlich weiß ich das nicht, weil es mir niemand sagt. Ich kann es dir nicht sagen warum ich es so fühle. Es kann nur in dem Zeitraum passiert sein, als ich erst von ihm gefangen genommen wurde." dachte sie nach und das tat sich schon seit drei Monaten. "Oh." wirkte sie auf einmal überrascht und ihr kam ein Geistesblitz und erinnerte sich an etwas, was ihr total entfallen war.

"Was ist los?"

"Das hatte ich ja vollkommen vergessen." redete sie mehr mit sich selbst, als mit Aden. "Da war so ein Engel gewesen.“ dachte sie kurz nach. "In den Kerkern von diesem Drachen. Sie schien ganz schön wütend gewesen zu sein und sprach von Menge Konsequenzen." richtete sie nun ihre Worte wieder an ihm, aber schien sie nur stumm anzuschauen. Aus seinem Blick konnte sie überhaupt nichts deuten. Anscheinend hatte sie ins Schwarze getroffen. Das war wirklich interessant, denn wenn sie schlussfolgern würde, dann mussten die Engel sowas wie eine Art Gegenleistung oder gar Strafe verlangt haben. So als eine Art Ausgleich das er jemand aus dem Volk der Engel gefangen gehalten hatte.

Daher wehte auch der Wind, dass sie ihr die Schuld gaben, weil sie die Frau befreit hatte. Das würde natürlich noch einiges mehr erklären. Aber würde das nicht nur eine Herauszögerung sein? Schließlich würde es ihr irgendwann selbst gelingen zu fliehen.

"Aden." klang eine unheilvolle, gefährliche und drohende Stimme wie aus dem Nichts. Jetzt erst bemerkte sie, dass sie nicht mehr alleine waren. Die ganze Luft um ihnen, drückte sie beinahe zu Boden, so ausdrucksstark war sie. Sie traute sich noch nicht einmal sich umzudrehen, denn er lief es eiskalt den Rücken runter. Doch wie dumm sie war, drehte sie sich in diesem Moment um.

Sie blickte in scharfe glühende Augen, die gefährlich auf sie gerichtet waren. Im ersten Moment hatte sie gedacht, er würde vor ihr stehen. Aber da irrte sie sich gewaltig. Er mochte das gleiche kurze dunkel braune Haar haben, die fast exakte gleiche Größe und die Augen, aber er hatte ganz andere Züge und wenn sein Kinn nicht mit Bartstoppeln verziert gewesen wäre, aber er sah auch so verdammt gut aus. Dann war da noch sein Auftreten, das ein wirklich einschüchtern konnte. Aber welcher Drache konnte das nicht?

In seinen Augen loderten so viele Emotionen und Wissen. Er musste uralt sein, aber trotzdem sah er noch sehr jung aus. Aber das bedeutete nie etwas bei Unsterblichen.

Doch letzten Endes was erstaunlich war, endlich zeigte sich jemand anderes vor ihr. Endlich kroch einer aus seinem Versteck, aber wenn sie jetzt darüber nachdenkt, dann hätte er in seinem Versteck bleiben können. Es kostete ihre größe Selbstbeherrschung nicht vor Angst davon zu kriechen. Sie würde ihn unnütze provozieren.

"Raiden, was tust du denn hier?" wurde die angespannte, oh nein, eher erdrückende Stille unterbrochen.

"Verschwinde, Aden. Ich will mich mit dieser Elfe da einmal alleine unterhalten und du störst dabei. Also verschwinde." seine Stimme die sagte, gehorche und lege dich nicht mit mir an.

"Vergiss es. Ich werde sie sicherlich nicht mit dir alleine lassen." knurrte er unerschrocken zurück und stellte sich schützend vor ihr. Als wenn es was nützen würde.

"Ich sage es nur noch einmal, verschwinde." wurde die Stimme des Fremden immer schneidender und er schien eine angriffslustige Anspannung anzunehmen. Wenn nicht jemand was unternahm, würde hier wirklich jemand übel zu Recht gestaucht werden. Und das nicht nur mit Worten. Im wahrsten Sinne von Klauen und Reißzähnen.

"Lass es gut sein, Aden." ihre eigene Dummheit und Lebensmüh sich da einzumischen. Oder gar dazwischen zustellen, zwischen zwei mörderischen Drachen. "Er wird mir nichts tun."

"Was?" drehte sich Aden blitzartig zu ihr um. "Bist du noch bei Sinnen? Natürlich wird er das. Du wurdest mir in die Obhut gegeben und ich werde auch dafür sorgen, dass dir nichts geschieht." allein weil er es schon wollte und nicht auf den Befehl her handelte.

"Mag sein, aber er will etwas von mir, was nur ich weiß." blickte sie den Fremden an, der sie ununterbrochen anstarrte.

"Und das soll was sein?" Informationen die ihm wichtig sein könnten, aber welche?

"Das geht dich nichts an. Und jetzt geh und du wirst mit mir kommen. Jetzt machen wir beide einmal einen kleinen Spaziergang." befahl er und kam zu ihnen rüber, packte sie etwas unsanft am Oberarm, um sie mit zu zerren.

Gerade wollte Aden sich einmischen. "Nein, lass gut sein." bat sie ihn diesmal und schaute ihn ernst an. Sofort blieb er stehen und er war so unschlüssig und angespannt zugleich. Aden musste den Drachen gut genug kennen, um zu wissen was er tun würde und wozu er fähig war.

Draußen wurde sie schlagartig von der Sonne geblendet und sie musste sich ihren freien Arm nach oben vor die Augen halten. Erst nach ein paar Mal blinzeln, gewöhnte sie sich erst daran. Ein Stückchen den Hof entlang, ließ er sie los und dirigierte sie trotzdem noch weiter. Ohne ein Wort zu sagen. Anscheinend wollte er weit genug von unsichtbaren Ohren entfernt sein. Erst mitten in diesem kleinen Wäldchen blieb er stehen.

"Das reicht." sagte er befehlend und sie gehorchte und blieb stehen. "Das war ganz schön dumm von dir anzunehmen ich würde dir nichts antun. Wie kommst du nur auf diese Vermutung?" lachte er amüsierend darauf.

"Wolltest du es denn?" war ihre Stimme tonlos eingeworfen.

"Nein." wusste sie es doch, denn immerhin wollte er etwas von ihr. "Aber das heißt nicht, dass sich das nicht ändern kann." lehnte er sich mit verschränkten Armen an einem Baum. Überhebliche und mit einer überlegenden Haltung.

Kurz blickte sich Emmanline um und musterte ihre Umgebung. In diesem Teil des Waldes war sie noch nicht gewesen. Eine tiefe Lage.

"Du hattest Recht mit deiner Vermutung. Ich will was von dir wissen." fing er endlich an. "Es war auch ganz schön dumm von dir, dass du auf den Gängen so ein Gespräch angesprochen hast. Jeder konnte dich hören und mir beschleicht der Gedanke, dass du das mit Absicht getan hattest." nicht als Frage formuliert, aber wollte anscheinend irgendeine Bestätigung.

"Vielleicht." kurz gesprochen. So viele Worte musste sie nicht verwenden.

"Aber es war auch eine kluge Taktik." was er anscheinend zugeben musste. "Deine ganzen Vermutungen die du aufgestellt hast, sind doch ziemlich nahe an den wahren Tatsachen dran. Normalerweise müssten wir dich bei solchen Mutmaßungen dich zur Verantwortung ziehen. Egal was mein Bruder Lucien sagt oder nicht." ah, ein Bruder. Darum diese Ähnlichkeit. "Aber irgendwie rührt dich niemand an. Das ist unerklärlich, aber nicht ganz verkehrt. Du könntest viele nützliche Informationen besitzen."

Ohne eine Regung ihrer Gefühle zu zeigen, schaute sie ihn an. "Wegen Culebra? Ich kann euch nicht viel über ihn sagen."

"Warum? Weil du ihn etwa verteidigt oder schützt?"

Nicht reizen lassen und keine Schwäche zeigen. "Weil ich nicht viel weiß. Culebra hatte steht's darauf geachtet das niemand von seinen Plänen wusste. Doch wieso ersparen wir uns das nicht, denn mich beschleicht das Gefühl, dass es hier nicht um Culebra geht." setzte sie alles aufs Risiko.

Und er lachte nur. "Ganz schön mutig und jetzt erst kann ich es richtig glauben, dass du dein Leben unter unserer Art verbracht hast. Du scheinst in einiger Situation zu wissen wie du dich verhalten musst. Du bist bedacht keine Reaktionen oder Emotionen zu zeigen. Das erfordert eine Menge Selbstbeherrschung und lange Übung. Das erlernt man nicht eben mal von heute auf morgen.“

Am liebsten hätte sie aufgeseufzt, aber konnte es gerade noch unterdrücken. Endlich konnte sie sich auch von ihrem Fleck wegbewegen und setzte sich auf einen umgefallenen Baumstumpf. Das schien ihr eine längere Unterhaltung zu werden, ihrem Gefühl nach.

„Kann sein. Aber eigentlich geht es hier nicht um mich.“ Blickte sie ihn gerade heraus an.

Sein Grinsen im Gesicht wurde breiter. „Jetzt verstehe ich.“

Musste sie fragen, was er verstand?

„Du bist also diese sogenannte Elfe die Lucien erwähnt hatte.“ Stieß er sich vom Baumstamm ab und kam in einer raubtierhaften Bewegung zu ihr rüber. „Jetzt verstehe ich auch, warum er so besessen darauf war, das er dich behalten wollte. Du scheinst wirklich etwas Ungewöhnliches an dich zu haben.“ Musterte er sie von oben bis unten.

Er war besessen darauf gewesen sie zu behalten? Oh, natürlich sie vergaß. Sie war ein Gegenstand der in seinem Besitz war. Also langsam ging ihr dieses Wort ‘Ungewöhnlich‘ ganz schön auf die Nerven.

„Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Was ich von dir wissen will, ist, als dich Lucien mit in seine Höhle genommen hatte, wo hatte er dich hingebracht?“ kam er endlich auf dem Punkt mit seiner Frage.

„In seinen Kerker.“ Und sie verkniff sich Fragen zu stellen. Jedenfalls nicht zu viele.

„Bist du alleine im Kerker gewesen?“

Leicht runzelte sie die Stirn. Wieso fragte er sie das alles? Er wusste doch mit Sicherheit was da geschehen war. „Nein. Da waren noch ein Engel und zwei Wieselgestaltenwandler.“ Blieb sie auf der Hut.

Der Drache vor ihr, stieß Flüche aus und bedachte sie mit einem finsteren Blick. „Wieso willst du das alles wissen? Ist das nicht schon klar?“

„Dann stimmt es, du warst diejenige die Jesajah befreit hatte.“ Klang seine Stimme irgendwie erleichtert. Oder täuschte sie sich dabei? Aber anscheinend kannte er diesen Engel, aber er schien keinen Hass oder Wut dabei zu verspüren. War ihm diese Frau wichtig? Waren sie nicht verfeindet, so wie sie es mit eigenen Augen gesehen hatte? Als der Drache und dieser Engel in der Höhle sich gegenüber gestanden hatten?

Auch wenn es viele Fragen aufwarf, so stellte sie keine Einzige. „Ja. Dann warte ich wohl auf meine Bestrafung, anscheinend habe ich da was ins rollen gebracht.“

„Nicht von mir, denn du hast mir dadurch einen großen Gefallen getan.“

Kurz blinzelte sie überrascht. Sie hatte was? „Einen Gefallen? Ich verstehe nicht ganz Recht.“

„Natürlich verstehst du das nicht und das musst du auch nicht. Was meine eigentliche Frage ist, was ist zwischen Lucien und Jesajah geschehen?“ seine Stimme die kein Widerwort akzeptierte. Wollte er sie damit einschüchtern? Dann brauchte er nicht mehr viel davon anwenden, denn ihre Nackenhaare waren noch immer aufgestellt vor Anspannung und der Gefahr vorsichtig zu sein.

„Nun ja, sie waren jedenfalls nicht gerade die besten Freunde.“ Eher im Gegenteil. „Der Engel wollte sich für die Gefangenschaft beim dem Drachen rächen und das es Konsequenzen haben würde. Gerade weil zwischen euch anscheinend so eine Art Waffenstillstand bestand.“ Natürlich Vergangenheitsform. „Ich konnte sie schon verstehen dass sie mächtig sauer war. Sie hatte ihn angeklagt und sogar beim Mythos geschworen das sie für die Taten des Drachen, ihn büßen lassen würde.“ Strengte sie sich an, soviel Wissen an diesem Tag des machtvollen Austausches zu erinnern. „Er würde es eines Tages bitter bereuen und sie würde sich auf diesen Tag freuen, wo er bettelnd auf dem Boden liegen würde.“ Bekam sie noch immer eine Gänsehaut, als sie an dieses Grinsen zurück dachte, dass die Frau gezeigt hatte. Es war so unheilvoll gewesen.
 

„Büßen wird er es mit Sicherheit.“ Knurrte Raiden grübelnd vor sich hin und fing an laut mit sich selbst zu reden. „Wenn sie nicht schon dabei sind.“

Raiden zeigte seinem Bruder keinem Mitleid gegenüber, denn er hatte es sichtlich verdient dafür bestraft zu werden. Schließlich ging es hier um seine Seelengefährtin. Jesajah

Alleine bei ihrem Namen, bekam er schon eine Gänsehaut und das Verlangen sie zu sehen, an sich reißen und dort weiter machen, wo sie zuletzt aufgehört hatten.

Jedes Mal musste er zurück denken, wo er diesen wunderschönen Engel zum ersten Mal begegnet war. Es war eines der belanglosen und langweiligen Tage gewesen, die so trostlos in seinem unendlichen Leben ein und ausgingen. Je älter er wurde, umso rastloser wurde er und das Interesse war so gut wie verschwunden. Es gab einfach nichts mehr was seine Neugierde weckte. Verständlich war es schon, wenn man bedachte, er war über dreitausendzweihundert Jahre alt, wo gab es dann die Neuen Dinge, wenn einem schon alles bekannt ist? Er hatte schon alles auf der Welt gesehen oder miterlebt. Nichts hatte er ausgelassen und er hatte jedes Wissen mitgenommen was er konnte. Einfach alles, aber jetzt…jetzt schien ihm alles gleichgültig geworden zu sein.

Aber dennoch, es war in einer Nacht wie jede andere auch gewesen und der fast volle Mond stand oben am Firmament, wo sich um ihn so viele leuchtende Sterne versammelten. Es war eines der klaren Nächte gewesen und die Luft so klar. In diesen Abenden genoss er es vollkommen und kostete diese unendliche Reinheit und unendlichen Stille aus.

Sein Weg hatte in dieser einen besonderen Nacht in eines der Seenreichsten Länder gebracht, dass ziemlich an der Grenze von dem Gebiet der Sirenen lag. Er wusste nicht was es war, aber irgendwas hatte ihn dahin geführt. Als würde ihn etwas anziehen, magisch. Aber er glaubte nicht, dass es die Sirenen waren. Diese Wesen waren zwar dafür bekannt, dass sie durch ihre singenden Klänge ihrer Stimmen einen in den Bann ziehen konnten. Sie bezauberten gerne Männer und beeinflussten sie, damit sie alles taten was sie wollten. Sie waren hinterlistige Miststücke und er kannte zu genüge von ihnen. Nicht das er sich einmal hätte beeinflussen lassen. Er vermied es ihnen zu begegnen.

Sirenen waren eine Mischung aus Mensch und Fisch, welche alle außergewöhnlichen Naturschönheiten waren. Das konnte er nicht bestreiten. Sie wussten wie sie ihre Reize einsetzen mussten und konnten am Land tatsächlich eine vollkommene menschliche Gestalt annehmen. Oft wurden sie mit den Meerjungfrauen verwechselt. Doch...Deswegen hätte er an den Seen Wesen von ihnen entdecken müssen, aber dem war nicht so gewesen. Erstaunlich war jetzt, Raiden sah ein Wesen von außergewöhnlicher Schönheit. Obwohl er nicht so schnell zu beeinflussen und über etwas überwältigt war, dann war es jetzt der Fall. Er gab im wahrsten Sinne des Wortes zu, dass er gebannt war.

Im Augenblick scherte es ihn nicht was vor ihm stand. Er bewunderte nur ihre Schönheit, wie sie im See einen genüsslichen und ausgedehntes Bad nahm. Nackt. Sie hatte so leuchtende perlmutfarbige Haut, was der Mondschein sie in einem funkelnden blauen Schein erleuchten lies. Das Wasser perlte wie Diamanten von ihrem Körper ab. Sie war die reinste und pure erotische Verführung. Ihr Körper...oh ihr Heiligen, sie war perfekt. Ihre kleinen runden Brüste voller Fülle, ihre Brustwarzen von einem dunklen Braun. Er musste es nicht am hellichsten Tag sehen müssen, um die Farbe zu erkennen. Und ihr Hintern erst. So fest und und wölbig. Er wollte zupacken und sie an sich ziehen, während er sie liebkoste. Überall.

Anscheinend hatte sie ihn noch nicht bemerkt und es war seine Chance. Er würde sie nicht gehen lassen, ohne von ihr gekostet zu haben. Er wusste was das bedeuten würde, aber so eine Anziehung hatte er noch nie verspürt und der Drang sie zu nehmen. Was das bedeutete? Oh, erst danach würde er sich Gedanken machen. Erst danach wenn er sie verführt hatte.

Eine Möglichkeit wie er ihre Aufmerksamkeit und Sinne bekommen konnte, kam ihn durchaus. Sie badete gerade in seinem Element und seiner Existenz. Das würde eine Lust aller Sinne werden, er spürte es klar und deutlich…

An all das erinnierte er sich noch klar und deutlich. Als wäre es gestern gewesen. Es verfolgte ihn jede Nacht aufs neue, dass ihn steht's erregen ließ. Dabei war es jetzt mehr als ein Jahrzehnt her, wie er sie berührt und verführt hatte. Jeden verdammten Tag war er auf der Suche nach ihr und der Versuchung verfallen sie zu finden und zu besitzen. Ihm war, nach dem zweiten Moment klar geworden, das sie ein Engel ist, aber ihm fiel direkt auf, dass er nicht der Ablehnung oder Feindseligkeit erlegen war. Auch wenn er im Krieg gegen sie gekämpft hatte.

Denn der dritte Moment, je länger er nach ihr suchte, wurde ihm immer bewusster, sie war seine Seelengefährtin. Die Frau die ihm vom Schicksal vorher bestimmt war.

Je länger er in der Einsamkeit lebte, wurde ihm steht‘s bewusster, dass er sich nicht allzu große Hoffnung machen sollte seine Seelengefährtin zu finden. Aber sollte er es eines Tages sie finden, schwor er sich, niemals sich gegen ihrem Erscheinen wehren. Die Sehnsucht nach seiner anderen Hälfte war zu groß geworden, als wählerisch zu sein. Es war ja nicht so, dass er nicht auch schon mit anderen Frauen verschiedener Spezies zusammen eine Nacht verbracht hatte.

Sicher war ihm nie der Gedanke gekommen, ein Engel würde für ihm vom Schicksal vorbestimmt. Gegen die Bestimmung konnte sich niemand behaupten, egal wie alt und stark einer ist.

Eins war ihm auch bewusst geworden, dass die süßeste Verführung eines Engels, sich so heftig gegen ihn gewehrt hatte. Aber nur solange, bis er seine Verführungskunst eingesetzt hatte. Mit ihr gespielt und sie mit seinem ganzen Sein berührt hatte. Ohne sie nur einmal anzufassen. Trotz das seine Hände nicht ihren Körper gespürt hatte, so war er trotz mit dem Wasser verbunden, was auch ihm über die ganze Haut ging. Die gleiche verführerische Erregung der Streicheleinheiten, ging er mit seiner Verführung solange weiter, bis sie der Versuchung erliegen war und sich leidenschaftlich in seine Arme geschmiegt hatte.

Nie würde er die Leidenschaft zwischen ihnen vergessen oder das sie gar verblassten, denn diese Elektrizität war so übermächtig wie ein Gewitter über sie hereingebrochen. Es bestand überhaupt keine Chance zu entkommen, denn letzten Endes gaben er und sie sich der lustvollen und einzigartigen empfindsamen Begegnung hin. Beide waren sie verloren gewesen. Egal welchem Volk sie angehörten. Egal ob Frieden oder Krieg zwischen ihnen herrschte. Egal wie groß die Selbstbeherrschund war. Sie hatten sich hemmungslos und stürmisch unter einem kleinen Wasserfall im Licht des Mondschein geliebt.

Brutall wurde er aus seiner erotischen und leidenschaftlichen Erinnerung gerissen, als er eine Bewegung verspürte. Sein ganzer Körper spannte sich kampfbereit an. Nun nahm er seine Umgebung voll in seinem Unterbewusstsein wieder wahr. Wie konnte er sich so gehen lassen? Ohne einen Gedanke von Überwachung? Ihm ist es vollkommen entglitten wo er sich befand und vor allem mit wem. Noch nie war er so unvorsichtig gewesen. Nicht einmal im sichersten Terretorium seines Volkes oder seiner eigenen Bleibe.

Er war wütend über sich selber und er könnte sich dafür selbst verurteilen. Deswegen musste er sich zusammen reißen und wieder Klarheit schaffen.

Sein trüber Blick wurde von dem Schleier befreit und bemerkte wie sich die Frau, die er mit sich gerissen hatte, um Informationen zu bekommen, sich aus dem Staub machen wollte.

"Wo soll es denn hingehen?" knurrte er drohend. Eine unkluge Entscheidung abzuhauen.

Die weißhaarige Frau stockte sofort und versteifte sich, drehte sich nicht um und blieb stumm. Bis sie langsam nervös wurde und mit ihren Fingern zappelig an ihrer Kleidung zupfte. Was war mit ihr denn los?

"Was soll das werden?" verlangte er eine Erklärung.

"Ehm..." fing sie an zu stammeln. „Ich...wollte dich alleine lassen." wurde sie wieder etwas gefasster und sagte was sie dachte.

"Ich hatte nichts davon gesagt, dass du mich alleine lassen solltest." runzelte er grimmig seine Stirn. Sie versuchte zu flüchten, während seiner Anwesenheit. Dabei müsste ihr doch bewusst sein, dass sie ihm nicht entkommen könnte.

Irgendwie konnte sie ihn nicht anblicken und sah er etwas wie eine Röte auf ihren Wangen?

"Ich will..."presste sie ihre Lippen fest aufeinander. Also langsam nervte es ihn sichtlich wie sie sich benahm und trotzte. "Ich wollte dich nur mit...das da...alleine lassen. Ich weiß, dass ich nicht fliehen kann. Oh Gott,...was tue ich hier?" wurde ihre Stimme immer rauer und heiserer, während sie mit ihrem Finger auf ihn zeigte. Danach wandte sie sich sofort von ihm ab und vergrub ihr Gesicht in ihre Handflächen.

"Was..." wusste er überhaupt nicht was sie meinte und blickte an sich herunter. Er hatte doch nichts an sich haften. Dann fiel es ihn wie Schuppen von den Augen. Jetzt erst verstand er ihr Verhalten und er traute seinen Augen nicht. Ok, ihm war es nicht peinlich, aber...er stand hier tatsächlich mit einem Steifen. Kein Wunder das sie vor ihm flüchten wollte, weil sie beobachtet, oder mehr mit ansehen musste, wie er vor ihr eine Erektion bekommen hatte.

Das musste alles damit zu tun haben, als er an Jesajah zurück gedacht hatte, wo sie sich das erste Mal begegnet waren. Allein der Gedanke an diesen Engel, mit ihrem goldenen Haar, bereitete seinem Glied das größte Vergnügen sich selbsständig zu machen.

"Glaub ja nicht, dass das deinetwegen ist." knurrte er sexuell frustriert auf und weil sie nicht auf falsche Gedanken kommen sollte.

"Nein, dass sah überhaupt nicht danach aus." klang sie ein wenig hysterisch. "Wie würdest du dich fühlen oder denken, wenn ein Mann vor dir steht, der dich anstarrt mit glühenden Augen, der abwesend ist und einen...oh Gott, ich..." schoss ihr noch mehr Röte ins Gesicht. Dafür dass sie unter seinesgleichen aufgewachsen war, egal ob bei Culebra oder nicht, so war sie ganz schön prüde. Oder auch gar für ihre Unsterblichkeit.

Wie alt war sie eigentlich?

"Nun stell dich mal nicht so an. Ich bin ein Mann und verspüre auch keine Lust darauf einem Mann zuzugucken wie er sein Schwanz nicht unter Kontrolle halten kann." verzog er etwas das Gesicht dabei, denn dieser Gedanke war doch widerlich. Scheiß drauf, wenn es normal unter seiner Art war sich nackt zu zeigen. In einem ruhenden Zustand war es bedeutungslos, aber das Aufrichten ist eine andere Sache.

Entsetzt holte die Elfe tief Luft und sie schien perplex zu sein. "Hör auf damit. Das ist nicht..."

"...witzig?" beendete er ihren Satz lachend. "Nun reg dich nicht auf. Es ist doch nichts passiert oder?"

"Das kann dir egal sein." klang sie empört. "Du hast jetzt alle Informationen von mir und ich weiß nichts mehr. Also kann ich jetzt gehen? Ich würde gerne meine Erinnerungen daran auslöschen." wollte sie wirklich von hier weg. Also sie stellte sich wirklich an.

"Von mir aus. Ja ich bin fertig." brachte er sich wieder vollkommen unter Kontrolle. Egal ob körperlich oder geistisch.

"Super." wandte sie sich sofort von ihm ab und ging den Weg schnurstracks zurück.

Also diese Frau war wirklich eigenartig und irgendwie wurde er nicht aus ihr schlau, aber das musste er auch nicht. Er hatte das was er wollte und war fertig mit ihr. Er wusste nun, was er tun musste. Hoffte er.
 

Emmanline konnte es noch immer nicht fassen. Dieser Anblick hätte ihr erspart bleiben können. Hatten die Drachen denn überhaupt kein Schamgefühl oder Selbstbeherrschung? Obwohl sie wusste, es hatte nicht an ihr gelegen das…nun ja…als sein Körper so eine Reaktion zeigte, aber musste sie es gleich mit eigenen Augen ertragen müssen? Er schien ganz schön in einer Nostalgie gesteckt zu haben, die verdammt realistisch gewesen sein musste.

Oh, verflucht. Am liebsten würde sie ihre Fäuste immer wieder gegen ihre Stirn hauen, auf der Hoffnung all das aus ihrem Kopf zu vertreiben. Das war nicht das Schlimmste. Mit all dem, stieg in ihr eine alte Erinnerung auf.

Diese hatte mit einer bestimmten Person zu tun. Das geschah vor kurzer Zeit. An einem See. Der Beginn ihrer Gefangenschaft. Wie sie mit ansehen musste, wie es hautnah aussah, dass ein Mann sich so impulsiv zeigte. Ein Unterschied bestand mit dem jetzt und damals. Nicht, weil es um unbekleidet und bekleidet ging. Nein, viel mehr hatten diese glühende Blicke ihr gegolten. Von nur diesem einen Mann, der sie hier hatte zurückgelassen.

Emma verfluchte sich selbst, denn genau diese Bilder schossen in ihr Verstand und ließ sie erschaudern vor wohliger Wärme. Ihr Herz raste dabei wie ein wild galoppierendes Pferd, dass in freier Wildbahn war. Alles in ihr schmerzte und sie machte die Erfahrung, dass ihr etwas fehlte. Die ganze Zeit schon, aber sie war nie imstande gewesen sich damit auseinander zusetzen. Wollte es auch nicht. Doch jetzt wurde sie durch diesem schockierenden Moment genau wieder zurück katapultiert.

Das durfte alles nicht wahr sein. Sie hoffte nur, dass er es nicht mitbekam, welche Empfindungen in ihr tobten. Die Peinlichkeit war so schon groß genug.

„Weißt du was ich merkwürdig finde?“ erklang seine dunkle wieder normalisierte Stimme. Sie dankte den Göttern dafür. Es war schon traumatisch genug. Da sie aber nicht antwortete, redete er einfach weiter. ″Ich stelle dir eine Frage nach der anderen die du mir beantworten sollst, aber von dir nehme ich so gut wie keine wahr. Bist du nicht neugierig?″

Sie musste nicht darüber nachdenken was sie sagen wollte. ″Das Wort Neugierde trifft es nicht im Mindesten. Ich denke meine Vorgehensweise ist anders, als unzähliger anderer. Lieber sowenig Fragen stellen wie möglich. Zu viele Informationen können dich schnell einen Kopf kürzer machen. Ich schlussfolgere lieber und stelle meine eigenen Vermutungen auf. Bis jetzt bin ich damit ganz gut zurechtgekommen.″ ging sie einfach den Weg zurück zum Schloss. ″Außerdem versuche ich mich aus allem raus zuhalten. Ich versuche so gut es geht mich unsichtbar zu machen.″

″Scheint nicht sonderlich zu funktionieren.″ amüsierte er sich anscheinend prächtig und konnte mit einer Leichtigkeit Schritt halten.

Etwas säuerlich knurrte sie auf. ″Und wessen Schuld ist das?″ würde sie am liebsten nervig aufstöhnen. Die Drachen konnten ganz schön zermürbend sein. Aber eins musste sie eingestehen und womit sie nicht gerechnet hätte. Der Drache der sie hierher verschleppt hatte, schien sich zu einem minimalen Grad verändert zu haben, als bei ihrer Begegnung. Er hatte sogar versucht ab und zu nett zu sein. Aden war es von vornherein gewesen und nun dieser Drache hier, der ihr folgte. Er sieht bedrohlich aus und hat eine Ausstrahlung, das einem einen eisigen Schauer über den Rücken laufen lassen konnte. Das einen dazu drängt sich irgendwo zu verstecken.

Nur während sie mit ihm sprach, schien er eine ganz andere Verhaltensweise zu zeigen. Sicher machte er es möglich zu unterdrücken, aber ihre Erfahrung mit Drachen sagte ihr, im eigenen Wesen waren sie vollkommen anders, als das Aussehen einen zeigt. Erst wollte sie es nicht sehen, doch ihr wurde es immer bewusster. Auch bei ihrem Entführer war es so. Er zeigte ein ganz anderes Wesen. Hinterher natürlich.

Doch es war eh alles für die Katz gewesen. Sie hatte es wirklich satt hier zu sein. Trotz das sie hier alles hatte, was nach einem normalen Leben aussah, war eigentlich nur ein Schein. Manchmal verspüre sie wirklich den Wunsch, dass sie sich lieber wieder in einer Höhle befand. Ohne alles hier, woran sie sich nicht gewöhnen müsste.

Mit einer abrupten Bewegung blieb sie stehen, als sie eine wunderschöne Frau vor sich stehen sah. Nein, wunderschön war untertrieben. Eher atemberaubend. Sie hatte schwarzes glänzendes Haar, das fast den Boden berührte. Leuchtende grüne Augen, die perfekt zu ihrem inneren Drachen passten. Ihre markanten weiblichen Züge, wirkten bei ihr so majestätisch. Sie strahlte eine solch hohe Persönlichkeit aus und ihr blieb wirklich die Spucke weg. Vielleicht lag es auch daran, wie diese Frau Emma anstarrte. So durchbohrend und wissend, als wüsste sie schon längst was sie mit ihr anstellen wollte. Aber dann richtete sie ihren Blick auf den Mann neben ihr.

„Was hat das alles hier zu bedeuten?“ wollte diese fremde Frau wissen. In ihren Augen jedenfalls.

„Mutter du bist wieder zurück.“ sprach er ehrfurchtsvoll. Aber … Mutter? Na Klasse. Begegnete sie jetzt jedem seiner Familie? Langsam bereitete ihr alles Kopfschmerzen. Sie wirkten alle so bedrückend.

„Was macht sie hier draußen? Hatten wir nicht ausführlich darüber mit Lucien am Tag seiner Abreise diskutiert?“ verurteilte sie ihren Sohn.

Dann schaltete sich eine andere männliche Stimme ein. „Das war meine Schuld, Königin Rhivanna.“ kam Aden aus dem Nichts. Er kniete sich vor ihr mit gesenktem Kopf hin. „Bitte verzeiht mir, aber ich hatte mir vielleicht gedacht, dass ich mit ihr ab und an ein wenig spazieren gehe, damit sie sich nicht ganz so eingesperrt fühlt.“

Das hatte er ehrlich gedacht? Das überraschte sie doch jetzt etwas. Sie konnte gar nicht anders, als ihn anzustarren, welchen Blick er gespürt haben musste, denn jetzt hob er sein Gesicht und bedachte sie mit einem eigenartigen Blick. So impulsiv und durchblickend.

„Ich habe aber dafür gesorgt, dass sie niemals von uns mehr erfahren würde, als wie jetzt.“ versprach er seiner Königin.

„Eigentlich sollte ich dich der Konsequenz aussetzen, da du dich den Befehlen widersetzt hattest, also achte das nächste Mal darauf und ziehe meinen unbändigen Zorn nicht auf dich. Wenn ich wüsste wir brauchen nicht jeden Krieger, hätte ich schon längst meiner Wut freien lauf gelassen. Denke nächstes Mal daran, wenn du versuchst dich zu widersetzt.„ war es eine einmalige Drohung. „Deswegen werde ich dich der Aufgabe, sie im Auge zu behalten, entziehen.“

Emma konnte die Überraschung, oder mehr Entsetzen auf seinem Gesicht sehen. Auch, wenn sein Kopf gesenkt war. „Ich verstehe eure Rangordnungen und Gesetze, aber das finde ich etwas übertrieben ihn gleich der Aufgabe zu entziehen.“ Wieso machte sie ihren Mund auf? War sie wahnsinnig? „Aden war klug und hat doch tatsächlich alle die sich im Schloss befanden, sich für mich unsichtbar gezeigt. Ich konnte nichts von euch in Erfahrung bringen. Das befürchtet ihr doch alle. Oder etwa nicht?“ und wieso konnte sie nicht damit aufhören ihr Mund zu halten?

Ein kaltes Schweigen entstand zwischen allen Beteiligten, als sie, sie anstarrten. Das hatte ja ganz gut funktioniert. Das zum Thema, keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie dachte einfach nicht nach. Kein Wunder das sie in diese neue Lage hereinspaziert ist, wenn sie nicht so leichtsinnig war. Aber sie konnte es irgendwie nicht. Am liebsten wäre sie gerne auf dem Zimmer, denn diese Stille behagte ihr keinesfalls

Doch die eigentliche Frage war doch, wieso setzte sie sich für Aden ein?

„Du solltest deinen Mund nicht aufmachen, Elfe.“ die Stimme der Königin eiskalt und hart. „Du kannst von Glück reden das du noch lebst und nicht schon längst irgendwo in Stücke gerissen wurdest. Allein weil du dich bei Culebra, unseren Feind, aufgehalten hattest. Niemand bestätigt uns, dass du keine Gefahr für uns bist. Dein Verstand sollte soweit gehen, dass wir keine Risiken eingehen und alle beseitigen, die zur Gefahr für uns werden. Ich verstehe nicht, was Lucien davon abhält, dass nicht gleich getan zu haben.“ sprach sie monoton weiter.

Emmanline konnte sie wirklich verstehen und manchmal wünschte sie sich wirklich, sich einfach nur in Luft aufzulösen.

„Doch das können wir jetzt nicht mehr ändern. Auch, wenn du Schuld an dieser ganzen Misere bist. Mein Sohn wird dank deiner Schuld von den Engeln gefangen gehalten. Sie wollen Vergeltung für das was er getan hatte. Sicher, es wäre eines Tages auch so gekommen, aber nicht jetzt. Dir verdanken wir, dass ein verbaler Schlag uns zurück reißt. Auch das ist ein Grund wie gerne sich alle auf dich stürzen wollen. Nichts meiner Verhandlungen mit dem Engel wirkt. Alles ist zum Scheitern verdammt und niemand weiß wie lange es gehen wird.“ und es wurde immer schlimmer. Sie hielt mit großer Mühe der Drachin stand.

„Warum erzählst ihr mir das alles?“ versuchte sie nun gleichgültig zu klingen. „Ihr hättet gleich dafür sorgen können, mich zu eliminieren. Das tut ihr doch so gerne.“ denn nun stieg in ihr eine unbekannte Wut auf, welches ihre Augen silbrig zum Glühen brachten. „Aber sein wir doch mal realistisch. Euer Sohn hätte mich erst gar nicht gefangen nehmen dürfen. Ich mag diesen Rubin gestohlen haben, aber ohne mein Wissen.“ zuckte sie gleichgültig mit ihren Schultern.

Ein sarkastisches Lachen stieg aus dieser Frau vor ihr auf. „Wie naiv du doch bist. Glaubst du jemand verlässt sich auf deine Ausreden?“

„Nein, und das ist mir auch vollkommen egal.“ biss sie fest auf ihre Zähne.

„Du scheinst darauf aus zu sein, dass man dir an die Kehle geht. Mir ist es vollkommen egal, was dich dazu verleitet hat. Aber du wirst für all das noch büßen. Darauf gebe ich dir mein Wort. Aber dann frage ich mich, ob meine Mühe, Geduld und Zeit dem Wert sei?“

„Wisst ihr, …“ schlug Emmanline einen eiskalten Ton an und ihre Augen glühten noch etwas stärker. „Ich muss nicht auf das Geschwätz von euch oder der Anderen anhören. Oder gar was ihr tut. Es ist mir sowas von egal. Von mir aus könnt ihr untergehen. Mir sollte es vielleicht Recht se …“ bekam sie eine schallende Ohrfeige, die sie zur Seite fallen ließ. Hätte Aden sie nicht aufgefangen, wäre sie womöglich hart auf dem Boden aufgekommen. Sie hatte aber auch eine verdammte Kraft, denn nun fing ihre Wange an zu brennen.

Jetzt hatte Emmanline wirklich den Zorn auf sich gerichtet und ein feuerndes Inferno, loderte in den Augen der Königin auf. Sie brannte vor Wut. „Du kleines Miststück. Deine eigene Dummheit wird dir eines Tages dein Leben kosten. Dafür sorge ich. Du weißt überhaupt nicht wo du dich befindest und mit wem du dich anlegst. Du beschwörst den ganzen Zorn meines Volkes auf dich. Da wird es dir nichts mehr nützen was du erlitten hattest, denn so langsam beschleicht mich das Gefühl das du es provozierst.“ Knurrte sie tödlich.

„Mutter es reicht jetzt.“ kam ihr Sohn dazwischen und stellte sich vor ihr, damit sie doch nicht in wenigen Sekunden auf die Elfe stürzt.

Emmanline kochte innerlich vor eisiger Wut, denn so wirklich konnte sie es nicht mehr ertragen. Je weiter es ging und je länger. Sie riss sich von Aden abrupt los und wandte sich von ihm ab.

„Emman…“

„Bring mich zurück.“ schneidet sie Aden scharf seinen Worten ab, während sie sich zu allen umdrehte. Vor allem zu der schwarzhaarigen Frau.

Emmanlines Augen zeigten eine eisige emotionslose Kälte und Ausdruckslosigkeit, dass sie fürchtete unter ihren eigenen Gefühlen unterzugehen. In ihr tobte ein gewaltiger Orkan, der sich schmerzhaft in ihrem Körper ausbreitete und drohte aus ihr heraus zu brechen. Noch nie hatte sie so einen Gefühlsausbruch in sich erlebt. Sie vermutete, es lag daran, dass in ihrem zweihundert siebenundachtzig jährigen Leben alles sich in ihr fest gefressen hatte. Und sie vermutete es kam jetzt dadurch zum Ausbruch, weil sie einmal erleben durfte was es bedeutete frei zu sein und sich eigenständig zu fühlen.

Alles andere um sie herum war ihr so bedeutungslos vorgekommen, dass sie jetzt nicht einfach wieder zurück konnte wo sie vorher gestanden hatte. Stillschweigend und alles über sich ergehend lassend. Auch wenn sie sich geschworen hatte sich aus allem raus zuhalten und sich unsichtbar zu machen, so war es was anderes wenn man sie angriff. Auf mündliche Äußerungen. Sie wollte sich nie wieder als ein hilfloses Opfer fühlen das nicht darum gekämpft hatte. Sei es egal was es sie kostete. Zu verlieren hatte sie nichts. Rein gar nichts. Noch nicht einmal ihr Leben.

„Tut alles wonach ihr euch hinterher besser fühlt. Mir soll es Recht sein. Aber glaubt ja nicht ich werde mich meiner Aussage zurückziehen oder kuschen. Schlagt oder gar foltert mich. Erniedrigt mich, aber es ändert trotzdem nichts daran, dass ich mir für euch Drachen die Strafe dafür wünsche. Egal auf welcher Seite ihr steht, denn im Grunde seid ihr alle gleich. Ich habe vor euch keine Angst. Nicht mehr.“ betonte sie die letzten beiden Worte besonders scharf. Gerade wehte ihr währenddessen eine kleine Brise durch ihr Haar, als wollte er ihre Worte mehr Ausdruck verleihen.

„Aden bring sie weg von hier, bevor ich mich wirklich noch vergesse.“ knurrte Raiden Aden befehlend zu und versperrte noch immer den Weg von seiner Mutter. Bedacht sich dazwischen zustellen, wenn seine Mutter die Vernunft verlor. Das passierte zwar selten, aber seit dem Tod seines Vaters fehlte nicht immer viel dazu.

Drängend packte Aden sie und zerrte sie hinter sich her. Weg von dem Ort und der Situation.

Oben im Zimmer angekommen, war er etwas rapide und schubste sie rein und knallte die Tür lautstark hinter sich zu, dass sie sogar einmal leicht zusammen zucken musste.

„Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen?“ schrie er sie schon förmlich an. Also er war wütend. Eindeutig. „Niemand kann dich hier noch beschützen, wenn du die Königin dazu bringst dich einen Kopf kürzer zu machen.“ baute er sich vor ihr auf, was ihr ein wenig zu nahe war. Kaum das sie einen Schritt zurück gemacht hatte, kam er einen ihr wieder nach. Das machte sie dreimal, bis er sie an den Oberarmen packt und sie an sich zerrte. Sie fest gegen seine Brust drückte und sein Gesicht in ihrem Haar vergrub.

Emmanline blieb im ersten Moment die Luft weg, danach fiel sie in eine schockartige starre und dann kam die Besinnung. „Aden…“ klang Unsicherheit in ihrer Stimme mit. „Lass mich sofort los.“ versuchte sie sich jetzt gegen ihn zu stemmen. Sie hatte keine Chance, seine Umarmung zu eisern.

„Nein, werde ich nicht. Weißt du, wie ich mich dabei fühle, Emma? Willst du es wissen?“

Nein, wollte sie nicht, denn das würde ihr nicht gefallen. Deswegen schüttelte sie mit ihrem Kopf.

„Schön, ich sage es dir trotzdem. Weißt du, wie wütend es mich macht, wie du dein Leben so riskierst? Verdammt wütend macht es mich, wenn ich sehe wie du dein Leben so riskierst. Dabei ist es mir so wichtig, dass du sicher bist. Ich bemühe mich so sehr dir zu helfen, aber kannst du nicht einmal...nur ein einziges Mal Hilfe annehmen? Nur einmal?" wurde seine Stimme immer verbissener und Zweifel schwangen darin mit. So hatte sie noch niemanden sprechen gehört. Ihm war die Tatsache wichtig. Aber für sie lohnte es sich nicht.

„Du verschwendest deine Energie, Aden. Lass mich los.“ fing sie an sich in seinen Armen zu winden, aber seine Umarmung wurde nur noch fester. Es tat ihr nicht weh, reichte aber aus, um ihr die Luft abzudrücken.

„Ich kann nicht.“ sein Atem kam in schnellen Zügen und er hob seinen Kopf, damit er sie anschauen konnte. „Ich kann nichts dagegen tun, Emmanline, aber ich fühle mich wahnsinnig zu dir hingezogen. Ich will dich und nicht an jemand anderen weitergeben. Lass mich dich aus Luciens Fängen herausholen. Ich werde alles dafür tun, aber bitte weise mich nicht so grausam zurück.“ flehte Aden sie an. „Ich liebe dich, Emmanline.“

Ihre Augen weiteten und sie wirkte sehr entsetzt. Nein, sie war es und so fühlte sie sich auch. Das konnte doch wohl nicht sein. Vor allem nicht sein Ernst.

Er-liebte-sie?

Das kann nicht sein und durfte es nicht. Niemand könnte das. "Du irrst dich." krächzte sie die Worte nur heraus und ihre Ungläubigkeit hinderte sie daran, klar zu denken.

"Nein, tue ich nicht. Ich liebe dich schon vom ersten Augenblick an. Auch wenn ich gebraucht habe, bis ich es bemerkt hatte. Erst richtig, als du einfach verschwunden warst. Deswegen habe ich dich überall gesucht und war schrecklich erleichtert, als ich dich hier fand. Alle Last ist mir von den Schultern gefallen." sprach er wahrheitsgemäß.

Oh Gott, das darf nicht sein. „Ich…ich kann das nicht. Hör auf damit.“ Ihr Unbehagen stieg jede Minute steht’s mehr und sie fühlte sich wie ein Tier in die Ecke getrieben. „Nein,…“ wehrte sie sich weiter, gegen seine Umarmung. „Aden…“ wurde ihre Stimme immer leiser und erstickender.

Irgendwas musste er in ihrer Stimme wahrgenommen haben, wo er sie auch losließ und ein paar Schritte nach hinten machte. Doch zusätzlich machte sie Schritte zurück, bis sie an eine Wand anstieß. Keinen Moment ließ sie ihn aus den Augen.

„Verflucht…“ knurrte er frustriert auf und fuhr sich durch sein helles Haar, das schulterlang war. „Bitte entschuldige…ich…“ wischte sich dann mit der Hand übers Gesicht, als wirke er auf einmal vollkommen erschöpft. „Ich habe nicht nachgedacht und das war unangebracht. Gerade in diesem Augenblick habe ich es ausgenutzt, aber ich konnte es nicht länger unterdrücken, Emmanline. Alles was ich gesagt und getan habe, hatte ich für dich getan.“

Sie wusste einfach nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie war vollkommen sprachlos und überfordert damit. „Aber…“ schluckte sie. „…wie…“ sie war einfach nur durcheinander. So schnell kam ihr Verstand nicht mit, all das zu verarbeiten. Hatte er etwa Mitleid mit ihr?

„Schau mich nicht so an, Emmanline. Wenn du jetzt denkst, ich tue das nur aus Mitleid zu dir, weil ich dich so gefunden hatte, dann muss ich dich leider enttäuschen.“ Verengten sich Adens Augen dabei. „Es hat nichts damit zu tun. Du musst mir das glauben.“

„Ich kann…nicht. Das kommt alles vollkommen unerwartet und ich weiß nicht was ich denken soll. Das ist mir einfach zu viel, Aden. Bitte, kannst du mich alleine lassen? Jetzt.“ Wandte sie ihren Blick von ihm ab, denn sie konnte seinen nicht mehr standhalten. Wie denn auch? Weiß er, was er da angerichtet hatte?

Aden stand starr auf einem Fleck und starrte sie einfach nur an, bis er aufgebend seine Augen schloss. „Natürlich. Aber eins solltest du noch wissen bevor ich gehe. Ich werde dich nicht einfach gehen lassen oder dich jemanden anderen überlassen.“ Und danach verschwand er einfach, ohne sich zu verabschieden, wie er es sonst immer getan hatte.

Noch eine ganze Weile starrte sie auf die verschlossene Tür und ihre Gedanken waren das reinste Chaos, welches Aden ihr hinterlassen hatte.

Er liebt mich? Er sagt, er liebt mich.

Dieser drei Worte 'Ich liebe dich.' halten in ihrem Kopf immer wieder und sie war sich dem Ausmaß dieser Worte und welche Gefühle dahinter steckten nicht bewusst. Am liebsten hätte sie sich jetzt gefragt, wie konnte er ihr das nur antun. Aber das überforderte sie.

Emmanline kannte diese Bedeutung nicht wirklich, da sie noch nie das vermittelt bekommen hatte. Sie wusste nicht, wie das war etwas zu lieben. Nur etwas zu schätzen. Ihr war klar, dass ihre Mutter all ihre Wärme und Zuneigung entgegen gebracht hatte wo sie nur konnte, aber so waren doch die Mütter die das taten. Oder etwa nicht?

Die drei Worte waren einfach viel mehr, als wie sie begreifen konnte. Sie hatte es einfach nie gelernt und aus diesem Grund konnte sie Adens Empfindungen nicht nachvollziehen. Wenn sie sich für ihn entscheiden würde und über ihren eigenen Schatten springt, so würde sie ihn dadurch nur verletzen, weil sie mit Sicherheit nicht das geben konnte, was Aden sich wünschte. Es wäre eine Enttäuschung nach der anderen und für niemanden wäre es akzeptabel. Das war alles schon vorher zum scheitern verurteilt.

Schwermütig rutschte sie an der Wand runter, woran sie sich gelehnt hatte, und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände. Es wurde ihr alles zu viel. Wenn man sie einfach nur irgendwo eingesperrt hätte, ohne das jemand zu ihr kam. Wenn sie nur alleine geblieben wäre oder mehr gelassen hätten.

Was also sollte sie jetzt tun? So einfach wird sie nicht aus dieser Situation herauskommen. Nicht so, wie sie sich es vorstellte. Flüchten konnte sie nicht, dass fiel schon einmal weg. Nun blieb ihr dann nur der einzige Weg, sie musste sich damit konfrontieren. Aber irgendwie konnte und wollte sie sich dem nicht stellen. Genau deswegen musste sie etwas finden, oder mehr Gedanken machen, wie sie all das ersparen konnte. Für Aden und sogar für sie. Vielleicht sogar für mehr. Doch wie stellte sie das jetzt an?

Immer mehr kauerte sie sich zusammen, zog ihre Knie fest an ihrem Körper heran, schlang ihre Arme um die Beine, während sie frustrierend ihren Kopf senkte und sich vergrub. Als könnte sich somit selbst einen Schutz bieten. Oft hatte sie so dagesessen, wenn sie in ausweglosen Situationen war. Sie wusste, dass würde sie niemals schützen, aber es gab ihr für einen Augenblick das Gefühl, als könnte sie all dem entkommen. Es war nur dieses Gefühl, welches ihr etwas Trost gab. Einfach nicht da zu sein, aus dem Leben verschwunden.

Emmanline wusste nicht wie lange sie schon so zusammengekauert dasaß, aber was tat sie hier? Sie verlor sich in Selbstmitleid. Das durfte sie nicht zulassen, hatte es sich geschworen. Sie musste stark sein.

„Ich muss einen Weg finden.“ Flüsterte sie in Gedanken zu sich selbst. Wie stellte sie das am besten an? Ihr blieb nichts anderes übrig, als alles was geschehen war noch einmal Revue passieren zu lassen. Ganz von vorne.

Es begann alles damit, dass sie diesen blutroten Rubin aus dem Hort eines Drachen gestohlen hatte, nicht wissend. Den sie durch Dummheit in einen See hatte fallen lassen. Dafür hatte der Drache sie gefangen genommen. Durch einige Konfrontationen hatten sie sich gegenseitig einen Schwur gegeben. Sie könne nicht eher gehen, bis sie ihm diesen Rubin zurückgegeben hatte und er gab ihr das Wort beim Mythos, dass er sie danach gehen lassen würde. Alles nachdem sie drei weitere aus seiner Gefangenschaft verholfen hatte zu fliehen. Genau das war die Zündschnur gewesen, dass sie alles hier in Gang setzte. Er wird vom Engelvolk gefangen gehalten, weil sie diesen Engel befreit hatte. Danach kam eins nach dem anderen und sie war hier gelandet.

„Ich muss einen We…“ unterbrach sie sich selbst und riss ihren Kopf hoch. Ihre Augen waren weit aufgerissen und ihr stockte der Atem. „Das..." klang ihre Stimme heiser.

Die ganze Zeit versuchte sie Puzzelteile zusammen zusetzen, um eventuell eine Möglichkeit zu finden hier heraus zukommen. Die ganzen Monate, seit sie hier ist, dachte sie Tag für Tag nach. Nie kam ihr ein Ausweg in den Sinn. Doch jetzt...alles war anders. Seit heute ist alles anders und einleuchtender geworden. Heute hatte sie etwas erfahren, wo sie nur hatte Vermutungen aufstellen können und bei fast allem hatte sie richtig gelegen.

Alles lag nun klar vor ihren Augen, denn sie hatte eine Möglichkeit gefunden wie sie von hier verschwinden konnte. Sie hatte alle Möglichkeiten dazu. Wenn sie nicht jeden Tag aufs neue überlegt hätte, dann würde sie nie darauf kommen, welche Möglichkeit ihr jetzt offen standen.

Nun ergab auch alles einen Sinn.

Sofort riss sie sich auf die Beine und wanderte im Zimmer auf und ab."Das ist es." bestätigte sie ihre eigenen Gedanken. Doch noch ein paar Mal überdachte sie es erneut, kam aber immer auf das gleiche Endergebnis. "Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen?" blieb sie vor dem Fenster stehen und starrte zum Himmel hinauf, wo leichte Wolken sich vom Wind treiben ließen, während die Sonne sie mit ihren Strahlen begleitete.

"Der Engel. Ich bin ja so dumm. Alles hatte vor meinen Augen gelegen und ich habe das Wichtigste übersehen." tadelte sie sich selbst für ihres nicht Nachdenken. "Ich mag vielleicht diejenige sein die Schuld daran hat, den Engel frei gelassen zu haben, aber alles danach ging selbst seinen Weg. Dieser weibliche Engel ist die Lösung." senkte sie ihren Kopf wieder grüblerisch, wobei sich ihre Stirn vor Konzentration runzelte.

Jetzt musste sie sich nur noch einfallen lassen, wie sie es am besten anstellte. Vielmehr am geschicktesten. Sie konnte nicht einfach auf gutheis handeln und somit ihre einzige Chance verspielen um frei zu kommen.

Nach einem hin und her nahm sie Ideen auf und verwarf sie auch wieder, bis sie sich ziemlich sicher war und entschied. Sie nahm sich noch einen Augenblick der Konzentration und des Mutes. Holte noch einmal tief Luft, bevor sie anfing ihre Forderung einzufordern, welches Recht sie dazu bekommen hatte. Von einem Engel...

"Jesajah." rief sie den Namen klar und deutlich aus. Obwohl es in ihr ein Unbehagen auslöste. "Hiermit fordere ich dich auf, deine Schuld zu begleichen." nahm sie all ihre Kraft zusammen und stellte sich aufrecht mitten ins Zimmer und wartete. Alles um sie herum wurde still. Als hätte jemand alle Geräusche auf stumm geschalten, nur noch ihr Herzschlag war in ihren Ohren wahrzunehmen.

Die Minuten vergingen und sie fragte sich wirklich ob sie kommen würde, ihre Schuld begleichen, als sie ihr geholfen hatte zu fliehen. Also musste sie ihr Versprechen halten und ihre Schuld begleichen. Aber was wusste sie schon von ihr? Da sie eh nicht vertraute sollte sie sich vielleicht auch nicht all zu viele Hoffnungen machen. In so einer Welt wie der Mythos gab es andere Gesetze, als wie in der sterblichen Welt, die absolut keine Ahnung hatten. Die Unendlichkeit musste Gesetze haben, denn anders war es nicht möglich sie unter Kontrolle zu behalten und die Welt und Dimensionen in ein Chaos zu stürzten.

Gerade wollte sie daran nicht mehr glauben, dass der Engel kommen würde, aber sie spürte mit einem Mal eine andere Präsenz und sie schaute vor sich, als eine schimmernde Gestalt vor ihr erschien. Etwas erstaunt starrte sie auf das materealisierte Ebenbild des Engels, welches sie kannte. In all ihrer Schönheit erschien sie vor ihr. Ihr strahlend blondes langes Haar, das geschmeidig ihren Rücken hinunterfiel und fast den Boden berührte. Ihre helle Porzellanhaut, dass im hellscheinendem Licht leicht leuchtete. Die weißen Flügel etwas ausgebreitet, bis sie sich etwas zusammenfalteten. Dann ihre grünen Augen die wie die edelsten Smaragde schimmerten. Diese Frau war einfach eine unglaubliche Schönheit, von dem sie sich nicht abwenden könnte. Es war ihr Erscheinen der außergewöhnlichen Anziehungskraft. Das musste vermutlich auch der Grund sein, weswegen sich so viele in Engel verloren. Aber der Schein konnte trügen, wenn man nicht genau dahinter schaute und das hatte sie schon einmal. Sie wusste wie ihr wahres Wesen war und konnte sich auch umso besser aus diesem Bann befreien.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du meinen Schuldenbegleich so schnell einfordern würdest.“ Klang ihre Stimme wie ein Melodiengesang. „Aber wenn ich betrachte in welcher Lage du dich befindest, könnte ich es mir doch recht gut vorstellen, dass du mich rufst.“ Blickte sie sich um und verzog leicht angewidert das Gesicht, als ihr selbst bewusst wurde, wo sie sich befanden. „Ich vermute, dein Wunsch ist es von hier zu verschwinden? Ich hatte dich ja damals in der Höhle gewarnt gehabt und dich gebeten mit mir zu kommen.“

Doch darum ging es ihr nicht. Nicht in ihren Augen. „Ja das hast du, aber ich habe dich nicht deswegen gerufen um dich zu bitten mich von hier fortzubringen.“ Rekte sie entschlossen ihr Kinn, denn für das was sie jetzt sagen würde, sie wird es auf ewig bereuen, es getan zu haben. Dies war ihre Dummheit, aber wahrscheinlich auch ihre einzige Möglichkeit frei zu kommen, auch wenn es unwirklich erscheinen ließ.

Emmanline entging auch nicht der Blick des Engels, das sie verwirrt und überrascht war. Das konnte sie ihr nicht verübeln, denn sie fühlte das Gleiche.

„Wie bitte? Habe ich dich jetzt richtig verstanden? Du hast mich nicht gerufen um dich aus dieser misslichen Lage zu befreien? Es wäre so ein großer Vorteil für dich. Ich bemerke das sie dich hier gefangen halten, denn das ist nicht zu übersehen.“ Wurde ihr Blick ernst und das schwang auch in ihrer Stimme mit.

„Ja ich meine es ernst. Sicher wäre es eine gute Chance für mich, dass du mich von hier fortbringst, aber das würde mir nichts nützen." sagte sie stattdessen und sie wollte auch nichts genaueres erzählen. Das schien sie auch zu merken und auch nicht recht zu stören.

"Sollte mir ja egal sein. Was ist es, was ich für dich tun sol..." unterbrach sie sich und riss ihren Kopf zur Tür hin. Emmanline fiel auf, wie starr sie geworden war. Mit einem Schlag ist sie ganz still geworden und ein erst entsetzter Blick lag auf ihrem Gesicht zur Tür gerichtet, als er sich zu einem finsteren Blick verwandelte. „Am besten du entscheidest dich schnell. Wir sind bald nicht mehr alleine. Sie haben meine Anwesenheit bemerkt.“ Drängte die Frau sie.

Ohne zu zögern gab sie ihr die Forderung. „Ich will, dass du mich zu deinen Obersten bringst, der sozusagen das Sagen bei euch hat.“

„Wie bitte?“ runzelte der Engel mit ihrer Stirn. „Das ist was ich für dich tun soll? Eine Audienz vom Rat der Engel beschaffen? Das ist unmöglich. Sowas kann ich nicht entscheiden.“

„Natürlich kannst du das nicht, aber du kannst es versuchen.“ Blieb sie entschlossen und was anderes würde sie nicht verlangen.

„Ich verstehe dich nicht.“ Das musste sie auch nicht. „Wie ich sehe, wirst du dich nicht umstimmen lassen.“ Nickte Emma auf die Feststellung des Engels. „Gut, aber ich kann dir nicht sofort eine Zusage geben. Das liegt nicht in meiner Macht, aber ich kann versuchen eine Audienz für dich zu bekommen. Doch das dauert ein Weilchen. Ich werde kurz vor Sonnenuntergang wieder kommen und dir mitteilen ob es dir gestattet wird vor den Rat zu treten oder nicht.“

„Versuche es einfach.“

„Ja, ich muss dann weg. Die Drachen haben meine Anwesenheit bemerkt, ich muss verschwinden.“ Und dann war sie wieder verschwunden und die ganze anziehende Präsenz war verschwunden, mit einem Schlag.

Langsam ging sie zurück zu ihrem Stammplatz, an dem Fenster, wo sie sich wieder bequem machte und aus dem Fenster starrte. Der Engel hatte Recht gehabt, keine zwei Minuten später und das Zimmer wurden gestürmt. Es war immer wieder recht seltsam es anzuschauen, wie sich die Drachen verhielten.

Aden und der Bruder von ihrem Entführer kamen ins Zimmer gestürmt und fraglich schaute sie die Beiden an und sie blickten sich um, aber niemand außer ihr befand sich hier in diesem Raum.

„Wer war hier gewesen, Emmanline? Ich habe eine unbekannte Energie gespürt.“ Blickte er sich mit misstrauischen und wachsamen Blick um.

„Niemand war hier gewesen. Wie sollte es auch anders sein? Ich bin hier in einem Zimmer eingesperrt wo ich nicht raus kann und das jemand fremdes herein kann.“ Und doch hatte es der Engel geschafft, aber vermutlich nur, weil sie sie gerufen hatte. „Hier ist es so gesichert, dass es sich niemand wagt es zu versuchen.“

Nur als ihr Blick zu dem anderen Drachen hinwanderte und ihn mit einem bedachten Augenblick anschaute, wusste sie sofort, dass er wusste wer hier gewesen war. Er wusste es. Aber woher? Waren sie sich schon einmal begegnet? Das müsste nicht gut ausgegangen sein, denn etwas in seinen Augen loderte und das konnte sie nicht definieren. Aber dann. Natürlich ist er diesem Engel schon einmal begegnet. Sonst hätte er sie nicht so ausgefragt oder mehr darauf beharrt, denn sein Interesse an dieser Frau schien groß zu sein.

„Hier ist niemand.“ Schaltete er sich mit tiefer Stimme ein. „Sie hat Recht, dass hier niemand so einfach eindringen kann, dafür sind unsere Maßnahmen zu groß. Niemand würde es wagen, wenn derjenige an seinem Leben hängt.“ Unverwandt schaute er sie an und das jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken. Dieser Mann wusste wie man jemand mit den Blicken durchbohrte. „Lass uns gehen. Wir haben gerade was Wichtigeres zu tun.“ Verengten sich kurz seine Augen, als würde er drohen, er habe sie im Auge. Oh, dass hatte er gewiss.

Mit einem Zögern und ohne dass sie ihr mahnende Blicke zuwarfen, verschwanden beide und ließen sie alleine zurück. Irgendwie ging das für sie zu schnell das sie aufgaben. Das machte sie misstrausich, aber sie konnte nicht wieder zurück. Dazu war es einfach zu spät.

Stunden vergingen und sie blieb die ganze Zeit alleine, denn bis jetzt ist keiner mehr bei ihr gewesen. Vielleicht war es auch besser so, denn so konnte sie den Schein etwas trügen, das nicht geschehen war, aber darauf sollte sie sich nicht verlassen. Das wäre ziemlich dumm.

Wie aus dem Nichts tauchte der Engel mitten im Zimmer wieder auf und Emmanline sprang vom Fensterbrett, wo sie sich keinen Meter entfernt hatte.

"Du hast die Erlaubnis bekommen. Sie wollen dich kennen lernen und sehen wer du bist und das du es geschafft hast einen Drachen zu bestehlen und ihn sogar überlistet. Das schafft nicht jeder so einfach. Lass uns sofort gehen." beschloss sie und kam auf sie zu, wo sie eine Hand auf ihre Schulter legte und keine Zeit verlor sie hier wegzubringen.

Ein Schwindelgefühl machte sich in ihr breit, als sie eben mal von einem Ort zum anderen teleportiert wurde. Es war ihr erstes Mal gewesen und es schlug ihr doch etwas auf dem Magen. Selbst ihr Gleichgewicht wurde leicht durcheinander gebracht und sie hatte mühe sich auf den Beinen zuhalten, als sie sich wieder materialisierten. Das ging ihr doch ein wenig zu schnell und es hatte sie unvorbereitet getroffen gehabt.

Erst nach ein paar Mal tief durchatmen, konzentrierte sie sich auf ihr Umfeld. Sie stand in einer riesigen leeren Halle. Oder viel mehr in einem kreisrunden großen Saal. Riesige weiße Steinsäulen ragten an den Seiten in die Höhe und die Decke war beim Maße ungefähr zwölf Meter hoch. Und jetzt fiel ihr erst auf, durch die Säulen konnte sie direkt nach draußen in den Himmel blicken und ein Schleier von Wolken umgab sie im Kreis herum. Da fiel ihr auch auf, es gab überhaupt keinen Weg, welches sie von hier fortbringen könnte. Es war ein reinster eigenständiger abgeschiedener Ort. Er wirkte für sie so unerreichbar und nicht entkommbar, aber auch so unglaublich. Das war ein Ort, der niemals unerlaubt betreten werden dürfte. Dafür wirkte es so heilig und es passte vollkommen zu dem Volk der Engel. Kein Wunder das solche Geschichten über sie geschrieben und erzählt wurden.

Der Boden wurde ein oder zwei Farbnuancen von den Säulen dunkler gehalten, welcher Boden glänzte. Beinahe könnte sie sich darin wiederspiegeln sehen. In einem Kreis waren hohe Podeste, die viele Sitzmöglichkeiten boten, dass in drei Reihen, wie eine Treppe. Aber ein Platz schien extra hervorgehoben zu sein und schien von den anderen getrennt zu sein. Ihre Vermutung? Dort saß der mit den höchsten Rang und der das Sagen hatte.

Das hier aber war die reinste Verhörstelle, wenn man als Angeklagter in dieser Mitte stehen würde. Vor allem das nicht wissend, wenn man bedachte wer auf diesen einzelnen Plätze saßen. Das jagte ihr einen Schauer über den Rücken und jetzt fragte sie sich: War das wirklich eine gute Idee gewesen?

Doch nun konnte sie nicht mehr zurück. Dafür war es jetzt zu spät.

Die Zeit verging und langsam bekam sie das Gefühl, dass nichts mehr passieren würde. Das niemand erscheinen würde. Dabei hatte sie schon vermutet, dass die Engel auf Zustimmungen Wert lagen oder es gar einhielten. Deswegen wollte sie gerade fragen, wieso niemand erschien, aber diese Frage blieb ihr im Hals stecken, als Lichter um sie herum aufblitzen. Einmal im Kreis herum und sie bekam das Gefühl es würde nicht mehr aufhören. Während ein Licht erleuchtete, entstand das Nächste. Aus Lichtern wurden Gestalten mit weißen Gewändern mit riesigen Flügeln, die sich an ihren Körper schmiegten und sie somit nicht behinderten. Sie konnte niemand daraus erkennen, weil sie alle in einem Kapuzengewand gekleidet waren. Ihre ganzen Gestalten waren verdeckt, aber dieses gewissen Leuchten was sie umhüllten, waren unverkennbar was sie waren. Sie spürte hohe Präsenzen von ihnen ausgehen und sie waren sehr machtvoll. Das musste dieser sogenannte ‘Rat‘ sein, von dem die Frau neben ihr erzählt hatte. So genau konnte sie nicht mehr zählen, so schnell wie sie erschienen, aber es waren mehr als dreißig. Dachte sie.

Nur…nur der eine und höchste Platz blieb leer. Auch nachdem alle Plätze besetzt waren, aber vielleicht war es ihr ganz recht so. Dieses Ausmaß an Mächte reichten ihr vollkommen aus.

Aus ihrem Seitenwinkel sah sie, wie der Engel neben ihr auf die Knie ging. Unschlüssig was sie tun sollte, tat sie es ihr gleich. Immerhin war sie in einem anderen Reich und damit kein Problem bekam, fügte sie sich. Aber das sollte ihr ja nicht allzu schwer fallen.

„Hoher Rat, das ist die Frau die mir zu meiner Flucht verholfen hatte.“ Senkte sie ehrfürchtig ihren Kopf und ihre Stimme klang so respektvoll, nicht wie sie sie zuvor kannte.

„Ist das so, Jesajah?“ meldete sich eine vibrierende männliche Stimme, die wie ein einstimmender Klang war. Sie konnte nicht zuordnen woher sie unter all den Gestalten kam, aber sie wollte es auch nicht herausfinden.

„Wenn dem so ist, kannst du dich jetzt zurückziehen. Du wirst hier nicht mehr gebraucht. Deine Schuld zu dieser Frau ist beglichen.“ Schaltete sich eine weibliche hohe Stimme ein.

„Natürlich.“ Und sie verschwand augenblicklich neben ihr. Na toll, nun war sie die Einzige hier. Damit hatte sie nicht gerechnet, dass sie dem Rat alleine gegenübertreten müsste.

Ein erdrückendes Schweigen herrschte und dann noch die unzähligen Augenpaare auf sie gerichtet.

„Als Jesajah nach einem halben Jahrhundert zu uns zurückgekehrt und sie erklärte wo sie gewesen war, ist verständlich wieso sie ihrer Pflichten nicht nachgehen konnte. Ein Drache der sie im Kerker gefangen hielt und sogar ihren Lichtkristall gestohlen hatte.“ Erhob sich eine Stimme, die eine hohe Priorität ausstrahlte. „Es war pure Ignoranz sich dessen Gefahr in der Umgebung nicht bewusst zu werden und sie hatte für ihren Leichtsinn gebüßt. Wir zeigen in der Hinsicht kein Erbarmen für solche Ignoranz.“ Wurde seine Stimme eiskalt und bestimmend. „Doch es berechtigt nicht die Dreistigkeit des Drachen so hinterhältig zu sein. Er hat gegen einen Pakt verstoßen, der vor zwei Jahrhunderten beschlossen wurde.“

Emmanlines Kopf war gesenkt und sie runzelte ihre Stirn. Wieso erzählte er ihr das alles?

„Du fragst dich sicherlich, wieso ich dir das erzähle. Nicht wahr?“

Erst zögerte sie. „Ja.“

Ein leises lachendes Raunen. „Dachte ich es mir. Ich…nein wir alle waren neugierig und müssen ehrlich zugeben, dass wir etwas anderes erwartet hatten, als uns Jesajah berichtet hatte, wer sie befreit hatte.“ Und anderes Stimmengemurmel klang mit ein, die als Bestätigung zustimmten. „Nicht so eine unscheinbare Elfe, aber du hast dem Drachen die Stirn geboten.“

„Was dumm von mir war.“ Schaltete sie selbst ein.

„In der Tat.“ Eine andere Frauenstimme. „Du hast dem Drachen Lucien de la Cruise etwas aus seinem Hort gestohlen. Das nennt man dumm, aber noch dümmer dort bei ihm zu bleiben. Warum?“

Warum? Warum musste sie sich bei allem und jeden deswegen immer rechtfertigen? „Das kann ich nicht sagen." versuchte sie einmal Luft zu holen, damit sie weiter sprechen konnte. "Es ist etwas persönliches zwischen dem Drachen und mir. Ich muss mich vor niemanden rechtfertigen wieso, weshalb und warum ich das getan hatte."

Dann Schweigen. Wie sie langsam anfing das zu hassen.

"Du scheinst ja ganz schön bewusst deiner Lage zu sein. Verteidigst du etwas den Drachen?" erklang eine neue Frauenstimme.

"Nein, dass tue ich nicht. Es sind allein meine Probleme die ich bewältigen muss, oder würdet ihr eure Probleme anderen weiterreichen, damit sie für euch erledigt werden?" das war doch etwas weit gegriffen von ihren Worten her, denn das könnte sie in Teufels Küche bringen, so wie sie mit ihnen sprach.

"Was fällt dir ein so m..."

"Schweig." unterbach die autoritäre Stimme diese Frau von eben. "Mutig deine Worte und du vergisst wo du dich befindest." legte er ihr das nahe. "Doch du solltest es nicht vergessen, dass du dich nicht in einem Reich befindest, wo du frei sprechen kannst. Aber ich akzeptiere deine Entscheidung und somit kommen wir zum eigentlichen. Warum wolltest du eine Audienz vom Rat der Engel?"

Und genau darauf hatte sie gewartet. Sie konnte nicht gleich zu Anfang direkt heraus sein und musste warten. Wie er schon sagte, sie befand sich in ihrem Reich. "Ich weiß, ich habe kein Recht eine Forderung zu stellen und befinde mich auch nicht in der Lage, aber ich bitte euch, lasst den Drachen gehen." hob sie jetzt ihren Kopf, denn es sollte als Beweis dienen, dass sie es vollkommen ernst meinte und nicht scherzte.

Nicht schon wieder. Stille...

Aber dann, dann Stimmen in einem durcheinander von Protesten. Die Worte, was ihr denn einfiele, welche Dreistigkeit, sie habe kein Recht Forderungen zu stellen. Wie sie es geahnt hatte.

„Das ist unmöglich.“ Schaltete sich der Obere ein. „Lucien de la Cruise hat gegen unsere Abkommen verstoßen. Wir hatten einen Waffenstillstand mit seinem Vater Raziz de la Cruise ausgehandelt und es steht auch so auf Messerschneide. Wir können es nicht hinnehmen, dass die Drachen sich alles herausnehmen können.“ Erwiderte er ihren Blick eiskalt, welches ihr einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. „Er hatte eine Wahl. Entweder büßt er seine Tat oder sein Volk müsste mit einem Krieg rechnen.“

Das war eine Wahl, wo sie wusste, für welche er sich entschieden hatte. Aber wenn sie ehrlich wäre, hätte sie ihn niemals so eingeschätzt. Sie wäre der Meinung gewesen, er würde sich vor nichts zurückziehen, aber nun sitzt er in einem der Kerker oder wer weiß sonst wo hier im Engelreich. Also in dieser Hinsicht hatte sie ihn unterschätzt.

„Könnte es keine andere Übereinkunft geben? Ein neues Abkommen?“ musste sie es doch noch einmal versuchen.

„Nein, die kann es nicht geben.“

„Und wie lange wird er in eurer Gefangenschaft bleiben?“

Der Mann starrte sie die ganze Zeit an, aber sein Gesicht konnte sie einfach nicht erkennen, durch die Kapuze seines Caps. „Solange wir meinen es reicht. Er bekommt seine Strafen.“

Irgendwas an diesen Worten ‘Er bekommt seine Strafen‘ klang für sie in einer Mehrzahl. Das würde bedeuten er wird nicht nur gefangen gehalten, sondern muss auch andere Dinge über sich ergehen lassen. Vielleicht Folter. Es sollte ihr egal sein und das tat es auch. Oder? Sie fühlte sich bei den Gedanken unbehaglich und sie hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Er hatte es verdient gehabt und hatte sie nicht auch einmal zu ihm gesagt gehabt, er wird seine Strafe noch bekommen?

„Ich verstehe nur nicht, warum bist du so bemüht ihn frei zubekommen?“ verengten sich seine Augen und sie fühlte sich so, als würde er tief in sie hinein blicken.

Was sollte sie darauf antworten? Ihr Grund war einfach nur, weil sie ihre Freiheit wieder haben wollte. Aber das wäre kein effektives Argument, damit er freigelassen wird. Entweder ließ sie sich was einfallen oder sie gab gleich auf. Ihre Gedanken rasten schon.

Minuten vergingen, als niemand etwas sagte und sie musste es einfach weiterhin versuchen, aber dazu kam sie nicht mehr. Ein gleißender Blitz schlug direkt auf den großen Podest ein, der frei geblieben war.

Emmanline musste ihre Arme vor Augen halten, damit sie nicht durch das grelle Licht erblindete, was sich jetzt schon leicht schmerzlich bemerkbar machte, weil es einfach aus dem Nichts kam. Als das Licht langsam erlosch, riskierte sie einen Blick und sie wusste nicht warum alle unsterblichen Geschöpfe so unglaublich hübsch waren. Aber diese Gestalt die da oben auf der Anhöhe stand, war unbeschreiblich schön. Eine Frau…

Sie ist eine strahlende Schönheit, ihre hohe schlanke Figur wirkte so grazil, welches seidige hellblaue halb durchsichtige Gewand sich ihrem Körper geschmeidig anpasste. Ihre leuchtenden goldenen Augen waren leicht schräg gelegt und das exotische spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder. Die Haut leicht bräunlich. Ihr Haar das zu einem geflochtenen Zopf über ihrer Schulter lag. Die Haarfarbe konnte sie von ihr nicht genau deuten. Von einem Augenblick schimmerte es weißblond und dann wieder ein helleres blau, als wie ihr Gewand. Als hätte ihr Haar ein eigenes Leben. Nichts an dem sie sah, wirkte wie ein Engel, trotz ihrer großen Flügel, die halb ausgebreitet waren. Aber…

„Verschwindet. Alle zusammen.“ Aber ihre Stimme war umso hypnotisierender und gefährlicher. Das entsprach überhaupt nicht ihrem Erscheinen, aber je mehr sie in ihren Augen blickte, die ihr genauso zurückschauten, steckte ein hohes Wissen und a

Alter darin. Dinge die ihr Leben geprägt haben mussten.

„Göttin Seferati.“ Standen alle Beteiligten um sie herum auf und verneigten sich sofort respektvoll vor ihr und sprachen ehrfürchtige Worte gegenüber dieser Frau. Doch Emmanline konnte überhaupt nichts machen. Konnte nicht aufstehen, da sie noch immer auf dem Boden kniete und sie konnte einfach nicht ihren Blick von ihr abwenden, sowie anscheinbar die Frau auch nicht von ihr.

„Ich hatte augenblicklich gesagt, ihr sollt verschwinden.“ Befahl sie erneut, nur diesmal etwas gnadenloser. Sie schienen alle nun zu gehorchen, als befürchteten sie, die Frau würde alle dessen bestrafen wenn sie nicht gehorchten. Daran hatte sie keine Zweifel, dass sie es nicht tun würde.

„Ja Herrin.“ Und alle verschwanden nacheinander.

Emmanline schaute sich im Kreis um. Und was war nun mit ihr? Sie kam nicht einfach von hier weg. Was würde sie mit ihr jetzt machen?

„Ich kann es nicht fassen.“ Schwang in dem Klang ihrer Stimme was Unglaubwürdiges und Hoffendes mit. Stirnrunzelnd drehte sie ihren Kopf zu ihr um und dieses leuchten in ihren Augen war, als würde sie…als würde sie einen Geist sehen? „Ich traue wirklich meinen Augen nicht.“ Kam sie entrüstet eine Treppe hinunter gestiegen, die an der Seite vom Podest war.

Langsam wurde es ihr auch etwas merkwürdig und auch nicht geheuer. Als wäre sie etwas…dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

„Ihr wisst es.“ Wusste sie nicht, ob sie entsetzt sein sollte oder mehr überrascht. „Ihr wisst was ich bin.“ Und sie war mehr geschockt als alles andere.

„Ja das tue ich, meine Kleine.“ Lächelte sie breit und blieb einen Meter vor ihr stehen. Leicht berührte sie ihr weißes Haar und betrachtet es. „Dieses schneeweiße Haar.“ Hauchte sie, während sie dann in ihre Augen schaute. „Und dann diese Augen. Wie das reinste edelste Silber. Sowas gibt es nur als Einzigartigkeit.“ Wurde sie immer erfreuter und konnte sich kaum bremsen. „Du bist eine von ihnen.“

Ihr Unbehagen stieg von jeder Sekunde mehr. Das durfte nicht sein. Niemand durfte wissen was sie ist und niemand dürfte es wissen. „Woher?“

„Oh, mein Liebes. Du musst keine Angst vor mir haben. Dir wird nichts geschehen. Ich bin die Göttin Seferati und ich lebe nun schon solange wie die Zeit auf dieser Erde.“ Schien sie sehr amüsiert darauf zu sein und umrundete sie. „Da habe ich schon vieles kommen und gehen sehen. Doch nie hätte ich gehofft, dass von deinem Volk noch Überlebende gibt." konnte sie einfach nicht aufhören sie wie ein seltenes Relikt zu bewundern.

"Bedeutet das, es gibt niemanden mehr der so wie ich bin?" bekam sie diese Frage kaum ausgesprochen. Sie wusste steht's was sie war und das war ihr Wesen nun einmal, aber nie hätte sie die Frage ausgesprochen, gäbe es denn noch andere wie sie? Noch nicht einmal gedacht wollte sie die Frage stellen. Doch jetzt stand jemand vor ihr die ihresgleichen kannte. Nur diese Antwort graute ihr schon, weil das Gefühl nichts gutes bedeutete.

Einen Moment lang schaute sie sie nur an und schüttelte mit ihrem Kopf. "Es tut mir leid, Kleines, aber diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Seit über tausenden von Jahren habe ich keine mehr wie dich gesehen. Deswegen bin so aus der Fassung geraten. Du magst kein reines Blut haben, aber es steckt mehr in dir, als wie der Anschein es annimmt. Es besteht kein Zweifel. Oh Liebes, du bist etwas seltenes und einzigartiges."

Emmanline wusste das sie von sich aus alleine war, aber das einzige von ihrer Art zu sein versetzte sie noch in größerer Einsamkeit, als sie es zuvor verspürt hatte. Sie war nicht nur alleine von Personen herum die ihr wichtig waren und umgekehrt. Nein, sie war nun auch allein was ihr Volk betraf. Immer hatte sie gehofft noch andere zu finden, die so wie sie war, aber das wurde hiermit in tausende Scherben zerschlagen, ihre Hoffnung.

"Ich weiß, dass mag entgültig klingen, aber das muss es nicht. Vor dir hätte ich nie den Glauben daran gehofft, aber wer sagt, dass es nicht doch noch welche wie du gibt " doch sie wusste es besser.

"Wenn ihr so alt wie die Zeit seid und es niemand mehr aus meinem Volk gibt, woher soll ich die Gewissheit und Hoffnung nehmen? Allein wenn ihr es mir sagt. Eigentlich hatte ich mir nie die Hoffnung gemacht daran zu glauben es gäbe noch andere wie mich. Vermutlich habt ihr mehr Ahnung von meinesgleichen als ich. Denn ich weiß nichts." und das war schon schlimm genug. Eher enttäuschend. Sie trug zwei verschiedendes Blut in sich und keines der beiden Völker kannte sie. Ihre Mutter konnte sie wohl kaum dazurechnen.

"Irgendjemand hat dich im verborgendem gehalten, sonst hätte ich vermutlich dich spüren können." wenn sie wüsste. "Wo sind deine Eltern? Wer war dein Elternteil, die ein..."

"Meine Mutter." unterbrach sie die Frau und rekte ihr Kinn vor. "Aber das spielt keine Rolle." denn sie wollte nicht über ihre Mutter reden. Das schien der Engel auch zu merken, denn sie fragte darüber nicht weiter nach.

"Ich hatte vernommen, dass du eines meiner Kinder gerettet hattest. Dafür danke ich dir. Es war auch sehr mutig und dumm hier einfach schutzlos aufzutauchen, aber ich bin auch gleichzeitig erfreut." schien sie es noch immer nicht fassen zu können. "Ich habe alles gehört was du mit meinem Rat besprochen hattest und du verlangst wirklich die Freiheit des Drachens der dich gefangen hält?"

Für ein paar Sekunden richtete sie ihren Blick auf den Boden. "Ja das tue ich." was noch immer dumm war. "Ich weiß, dass es unglaubwürdig und dumm ist, aber ich habe meine eigenen Gründe. Die ich euch nicht verraten kann. Es ist eine Sache zwischen mir und ihm, wessen andere ich nicht mit hineinziehen will. Ich bürde meine Probleme keinen anderen auf, denn dafür muss ich gerade stehen." warf sie weiter ein. "Sagt mir nur, was ich tun kann. Wie kann ich euch überzeugen ihn frei zulassen?"

Die Göttin schaute sie schweigend an. Sekunden lang, vielleicht auch Minuten. "Das ist keine so einfache Sache." das wusste sie selbst sehr gut, dass es dies nicht war. "Was ich verlangen könnte, darauf würdest du nicht eingehen. Das ich im Tausch ihn frei lasse, aber du hier bleibst. Für deine Sicherheit. Aber ich sehe selbst, dass du nie zustimmen wirst."

„Nein, tut mir leid.“

„Das muss dir nicht leid tun. Das ist deine Entscheidung. Aber was würdest du bieten oder vorschlagen?“ fragte die Frau stattdessen.

Nun sollte ihr schleunigst was einfallen lassen, überzeugende Arrgumente hervor zubringen.
 

Lucien hatte schon jegliches Zeitgefühl verloren, seit er in den Kerker der Engel geworfen wurde. An einer Mauer angekettet wie ein räudiges Tier. Es waren mit Sicherheit Monate, aber wie viele?

Als er mit Raiden zu diesem Treffen vor dem Rat erschienen war, so hatte er doch tatsächlich die Ehre bekommen, die Gebieterin Seferati zu begegnen. Sofern es als Ehre zu bezeichnen war, denn eine Begegnung war nicht gerade das was er wollte. Sie war eine Göttin und zugleich der Seraphim. Der oberste Rang der Engel, die über das Himmelvolk regierte.

Er hatte schon einiges von ihr gehört. Sie war so alt wie die Zeit und niemand wusste welche Macht sie wirklich besaß. Sie allein hat das Engelvolk erschaffen. Ihr eigenes Volk, aber für Götter war es nicht selten das sie sich ihr eigenes Reich mit Untertanen schafften.

Götter gab es überall auf der ganzen Welt, in anderen Dimensionen und auf anderen Ebenen. Überall existierten sie. Wer weiß wie viele es gab, aber wenn er ehrlich war, wollte er es auch nicht wissen. Jeder der genug Verstand hatte, sollte sich nicht mit Göttern anlegen, denn ihr Zorn hatte bisher jeder zu spüren bekommen, die versuchten etwas Dummes zu tun. Daran sind schon Tausende oder gar Millionen gescheitert und gestorben. Irgendwann sollte man sich als klug erweisen, denn es würde nur hervorrufen, dass ein ganzes Volk ausgelöscht werden könnte. Und das kam zu häufig vor. Früher mehr als heute. Aber trotzdem gab es heute noch immer Idioten die denken, sie könnten Götter bezwingen und töten. Nicht einmal alle Fraktionen von Mythenwesen könnten vereint gegen sie gewinnen. Es gab unzählige Gründe wieso es nie klappen würde. Es war zwar schwer Götter anzugreifen und zu töten, aber jeder wusste, es war nicht unmöglich sie zu töten. Jede Fraktion auf ihre eigene Art.

Zum einem Mal gab es viele Völker die friedlich waren und nicht kämpften. Viele fürchteten sich. Andere hatten nicht die Kraft dazu, was auch gegen ihre Natur entsprach. Dann gab es noch, dass viele die Götter verehrten und dieses Heiligtum und der Respekt hinderte sie daran. Zum Schluss aber, würden niemals alle Fraktionen der Mythenwelt sich miteinander verbünden. Sie alle könnten niemals eine Übereinkunft finden, ohne das es vorher schon Mord und Todschlag geben würde. Viele Völker waren bis zum tiefsten Hass und Blut miteinander verfeindet. Jeder würde jeden ein Schwert in den Rücken rammen, der nicht zu sich selbst gehörte. Genau das ist der Grund das sie nicht einen Hauch einer Chance hätten. Sie vernichteten sich schon alle vorher, bevor der Krieg gegen die Götter begann.

Aber vielleicht war es auch ganz gut so, dass sie keine Chance gegen diese alten Mächte hatten und er fand es auch nicht ganz verkehrt, dass es so war. Die Götter mischten sich, soweit er kannte, sich nicht in die Angelegenheiten anderer Völker ein. Sie erschienen nur, wenn es wichtige Gründe dazu gab oder wenn ihr eigenes Volk gefährlich bedroht wurde.

Deswegen war es auch seine Frage, wieso erschien die Göttin Seferati vor ihm? Er hatte ihr niemals einen Grund geboten solch eine starke Bedrohung zu werden, ein so starkes Volk anzugreifen. Drachen und Engel waren mächtig, aber auch unglaublich gewandt zu wissen was klug und dumm war. Trotz der Kriege. Deswegen, also was war dieser Grund?

Diese Frage ließ er in vielen Gedankengängen immer wieder durchspielen, um einen plausiblen Grund zu bekommen. Aber fluchend und knurrend gab er es immer wieder auf. Er konnte sich keinen Reim daraus machen. Außerdem konnte er eh kaum seine Gedanken lange genug konzentrieren, wenn er steht’s abgelenkt wurde. Dauernd kamen Engelwächter zu ihm und forderten seine Buße, indem sie ihn verhöhnten. Er müsste sich sowas nicht bieten lassen, könnte sich jederzeit zur Wehr setzen, auch wenn es danach seinen Tod bedeuten würde. Es war eine Schmach und Schande, aber er hatte sich der Forderung und dem Schuldenbegleich zugestimmt.

Alles nur, weil er so dumm war und nicht nachgedacht hatte, einen Engel in seinen Kerker zu werfen. Wenn diese…Und genau jetzt lenkten sich seine Gedanken wieder zu der Elfe hin, die auf ihn wartete. In seinen Gemächern. Er hatte ihr gesagt, er würde so schnell wie möglich wiederkehren und er hatte auch schon irgendwie geahnt, dass das nicht so ablief, wie er es vorgehabt hatte.

Lucien hatte Vorschläge aufgetan um zu erreichen, dass er für seine Tat bezahlt, während er bei seinem Volk war. Er hatte ihnen einiges angeboten, selbst Raiden, aber sie blieben bei ihrer Meinung und Sturheit das sie ihn in einen Kerker warfen. Auf unbestimmte Zeit.

Es wäre für ihn wirklich kein Problem zu flüchten, aber sollte er das tun, würde weitaus schlimmeres passieren. Sein ganzes Volk wäre davon betroffen gewesen. Klar dadurch wäre es zu einem Krieg unter ihnen gekommen, aber er konnte nicht der alleinige Grund dafür und verantwortlich sein, wenn sein Volk litt und in Angst lebte.

Das ganze Ausmaß dieser Gefangenschaft und Behandlung könnte zu einem ziemlich großen Problem werden. Lucien war der rechtmäßige Herrscher der Drachen und er saß nun hier im Kerker. Das wird sein Volk nicht lange auf sich sitzen lassen. Er wusste auch dass seine Mutter dem Rat einige Vorenthaltungen gemacht hatte. Versuchte mit ihnen zu handeln, aber anscheinend war es noch nicht mit Erfolg gekrönt. Er musste hieraus kommen. Nicht mehr lange und ein Krieg wird ausbrechen. Selbst die Geduld der Drachen war irgendwann zu Ende.

Wenn nur nicht diese Elfe gewesen wäre. Emmanline war dafür verantwortlich das er nun hier saß und versauern musste. Wer weiß wie lange. Er dachte oft darüber nach was er mit ihr anstellte und wollte sie…ja was? Er wollte sie tatsächlich in seine Arme reißen und dort weiter machen, wo er steht’s unterbrochen wurde. Je länger er von ihr entfernt ist, umso verlangender wurde es wieder zu ihr zurück zukehren. Es irritierte ihn und es machte ihn zugleich wütend, dass er so drängend zu ihr wollte.

Sein Drache in ihm streifte unruhig in ihm umher und würde alles anstellen um zurück zukehren. Doch diese Stahlketten die so dick wie seine Oberarme waren, hinderten in daran. Die Kette war einbetoniert. Es wäre kein Hindernis sie aus der Wand zu reißen, wenn sie nicht mit einem zusätzlichen Zauber versehen worden wären. Er hatte es schon hunderte Male versucht und nichts als blutige Handgelenke war das Endergebnis für seine kläglichen Versuche. Oft verfiel er dadurch in Raserei und brüllte solange bis die Gemäuer erzitterten.

Verdammt sollte alles sein.

Mit einem Mal hörte er ein Klicken und die Tür öffnete sich. Sein Kopf erhob sich Mühsam und starrte wutentbrannt die beiden Wächter an, die auf ihm zutraten. Vier weitere standen an Tür. Alle mit einem angewiderten Blick, den sie ihm zuwarfen. Die zwei Wächter fingen an seine Ketten zu lösen, um gleich darauf Handfesseln um seine Handgelenke angelegt wurden. Natürlich mit einem Zauber versehen.

„Was habt ihr vor?“ knurrte Lucien sie an.

„Uns wurde befohlen dich zum Ratssaal zu bringen.“ Antwortete einer mit einer monotonen Stimme.

Misstrauen wuchs in ihm. „Warum?“ Doch es antwortete ihm niemand. Egal wie oft er nachfragte.

Zwei packten ihn und schliffen ihn die Gänge entlang, die so trist waren. Die vier anderen Wächter liefen hinter ihnen und waren dazu da, damit sie ihn sofort niederstreckten sollte er versuchen zu entkommen. Was ging hier nur vor sich? Doch vor allem, was hatten sie mit ihm vor? Oder viel mehr, wer war es?

Die Wächter führten ihn wieder, oder viel mehr translotierten sie ihn in den Saal zurück, wo er verurteilt wurde. Sofort wurde er auf die Knie gestoßen und kam knallend auf dem harten Boden auf. Er knurrte gefährlich und versuchte sich von ihnen zu entreißen.

"Herrin. Hier ist der Gefangene wie ihr befohlen habt." sprach einer ehrfürchtig, aber alle verbeugten sich. Wonach sie gleich wieder verschwanden.

Da erst erhob er seinen Kopf und schaute sich um. Niemand saß auf den Plätzen. Der Ratssaal war leer. Bis auf eine einzige Person, die mit dem Rücken zu ihm gekehrt dastand.

"Ich mit meinen über dreitausend Jahren auf den Buckel fühle mich doch gleich noch mehr geschmeichelt die Göttin Seferati innerhalb von so kurzer Zeit noch einmal zu begegnen. Wie komme ich nur zu dieser Ehre?" konnte er sich dieses Kommentar einfach nicht verkneifen und leichte Belustigung schwang darin mit.

„Du bist noch immer ein Narr, Lucien de la Cruise.“ Lachte sie leicht höhnisch auf und drehte sich seitlich zu ihm um. „Dabei hätte ich gedacht, deine Vernunft und Klugheit würde nun lehrreicher geworden, nachdem ich dich in eines meiner Kerker geworfen hatte.“

„Meine Dankbarkeit scheint sich in Grenzen zu halten. Nichts für ungut, aber ich bevorzuge doch lieber die Freiheit.“ Kommentierte er es wieder.

„Du solltest aufpassen, mein Lieber. Dein Vater hatte mehr Courage gezeigt und Einverständnis. Und du sollst eines Tages dein Volk regieren?“ schnaubte sie einmal missbilligend auf. „Dann solltest du eine Menge Veränderungen an dir vornehmen. Mehr Kompromisse schließen und wirklich deinen Kopf anstrengen, wenn du nicht willst, dass bekriegen die Folge dafür ist. Du solltest weiträumiger denken.“ Denn es war unbegreiflich.

Lucien knurrte. „Lass meinen Vater daraus. Ich habe eben meine anderen Ansichtsweisen und Vorgehensweisen.“

„Ja die hast du wahrhaftig. Doch du solltest dich glücklich schätzen.“ Wurde ihr Lächeln messerscharf und ihre Augen verengten sich leicht dabei.

Nur er verstand nicht recht. Wieso sollte er sich glücklich schätzen? Weil er hier gefangen war? Das er nicht lache. „Und wieso sollte ich das?“

„Ich zeige Gnade.“

„Gnade? Davon sehe ich in der Zeit wo ich hier bin nicht gerade viel. Ihr wisst selbst, je länger ihr mich hier gefangen hält, desto wütender und kampfbereiter wird mein Volk werden. Sie werden sich für einen Krieg bewaffnen und das Himmelreich angreifen. Ohne Gnade.“ Sprach er rein rational. „Sie wollen meine Freiheit, denn ich bin der Einzige der das Drachenvolk anführen kann. Es ist meine Bestimmen, nachdem mein Vater von den Lykae getötet wurde.“ Sprach Hass und Zorn aus seiner Stimme.

„Das ist mir durchaus bewusst und sollte es dazu kommen, weißt du genauso gut wie ich, dass wir kein Erbarmen zeigen und uns wie Heuschrecken auf euch stürzen.“ Drohte sie ihm und er sollte Acht darauf geben und die Warnung annehmen. „Unsere Völker sind mächtig und stolz. Genau aus diesem Grund wird keiner der beiden Seiten aufgeben. Nicht solange bis der Letzte vernichtet ist. Und das sind keine leeren Drohungen. Als ich dieses Volk erschaffen hatte, hatte ich beschlossen mich nicht einzumischen. Denn ich wollte, dass sie eigenständig handelten. Ich mische mich nur in bestimmten Lagen ein und zeige mich damit sie Ehrfurcht vor mir haben und wissen wer hier die Göttin war, die die Macht besaß.“ Zeigte sie keinerlei Regung.

Fest biss er sich auf seine Zähne und sein Blick glühte vor unbändigem Zorn. Sie hatte Recht und er musste es sich eingestehen. Götter mischten sich soweit nie ein. Seid denn, es forderte Situationen wo es angebracht war. Die Götter könnten mit Leichtigkeit viele Völker auslöschen, aber dadurch würde das Gleichgewicht der Mythenwelt durcheinander gebracht. Doch es hieß noch lange nicht, dass sie Bestrafungen geben konnten. Viele dachten, die Götter seien die Beschützer dieses Planeten und behielten das Gleichgewicht in den Augen. Vielleicht stimmte es auch.

„Ich werde dich freilassen, Lucien de la Cruise.“ Wurde er prompt aus seinen Gedanken gerissen und war verwirrte.

„Was?“ brachte er dieses eine Wort gerade noch so heraus. Hatte er sich da eben verhört?

„Du hast dich nicht verhört. Ich werde dich gehen lassen. Aber nur unter Bedingungen.“

Das war klar gewesen. Was waren das für Bedingungen? „Und die wären?“ blickte er sie misstrauisch an. Wenn er was wusste, dann vertraue niemals einem Gott. Sie spielten nicht wirklich mit fairen Mitteln.

„Jemand hat mich an etwas erinnert und ich muss sagen, in meinem unbestimmten Leben vergisst einer vieles.“ Jemand? „Diese Erinnerungen hatten mich tatsächlich zum nachdenken gebracht. Denn dieser Jemand verlangte deine Freilassung.“ Lachte sie auf, als wäre es ein schlechter Witz.

Dabei versuchte seine Familie nach seiner Freilassung zu verlangen. Aber er wusste, seine Familie war es nicht. Deswegen wollte er gerade fragen wer das denn sein sollte, als ihm plötzlich ein Geruch in die Nase stieg, der ihm so vertraut war, als würde er ihn schon eine Ewigkeit kennen. Auch wenn es nicht wahr war. Wieso hatte er es nicht schon früher gespürt oder ihren besonderen Geruch war genommen?

Sonniges erfüllte die Luft und erfüllte sein ganzes Sein. Es hüllte ihn mit Wärme ein, dass seinen Drachen in ihm aalen ließ. Als würde er sich genüsslich in der Sonne faulenzte. Der frühe Morgen.

„Das kann nicht sein.“ Stockte sein Atem, sein Herz fing leicht schneller anzuschlagen und seine Augen strahlten Ungläubigkeit aus. Das konnte einfach nicht wahr sein. Doch es war wahr, denn genau in diesem Moment tauchte diese unglaublich Faszinierende Frau hinter der Göttin auf. „Emmanline?“ brachte er krächzend ihren Namen heraus. Aber wie?

Emmanline schaute ihn ausdruckslos und musternd an. Sie war es wirklich, wahrhaftig. Ihr schneeweißes Haar fiel in Wellen über Schulter und Rücken, ihre Augen leicht silbrig leuchtend. Ihre grazile, anmutige und feminine Seite, dass durch ihre enge Kleidung sich ihren Körper anschmiegte und alles noch grandioser wirken ließ. Sie wirkte noch schöner als er sie in Erinnerungen hatte. Danach hatte er sich verzerrt. Sie endlich wiederzusehen. In ihrem ganzen Erscheinen. Ihr schmales Gesicht mit diesen unglaublichen bannenden Augen das ihn in die tiefe eines silbrigen Meers versinken ließ.

Wie konnte er sich nur einbilden sich an all das erinnern, wie er sie zuletzt gesehen hatte? War sie etwa noch schöner geworden? „Was tust du hier?“ brachte er endlich die Frage heraus. Er wollte zu ihr, aber irgendwie konnte er sich nicht rühren. Er war unfähig aufzustehen. Kurz schweifte sein Blick zur Göttin hin und er wusste, dass er ihn mental fest hielt. Sofort aber richtete er seinen Blick auf sie zurück. Er wollte sie nicht aus den Augen verlieren. Zu schade irgendwas zu verpassen. Wieso hatte sie nur so eine große Anziehungskraft auf ihn?
 

Emmanline traute ihren Augen nicht, als sie ihn erblickte. Sie versuchte sich gefasst und ungerührt zu bleiben, als sie sah wie er in Handketten gelegt war. Es war was Natürliches wenn man sich in einer Gefangenschaft befindet, aber irgendwas ließ sie in Aufruhr bringen.

Dabei konnte sie es noch immer nicht glauben, dass sie überhaupt die Chance erreicht zu haben, diesen Drachen frei zubekommen. Seine Präsenz hatte sie sofort wahrgenommen, als er in diesem großen Saal auftauchte. Ihr Körper spannte sich erwartungsvoll an und ein prickeln ging ihr über die Haut, dass sich alle Härchen aufstellten. Eine Gänsehaut war das Ergebnis gewesen oder noch immer war. Die ganze Zeit hatte die Göttin ihre Gestalt verborgen und sie konnte auch ihn nicht sehen. Doch sie wollte ihn sehen und konnte nicht anders als hinter der großen schönen Frau aufzutauchen, die sie mindestens zwei Köpfe überragte.

Es verschlug ihr noch immer den Atem. Am liebsten wäre sie zu ihm gegangen, aber was sollte das? War sie wahnsinnig geworden? Solche Sehnsucht hatte sie nun wirklich nicht gehabt. Oder doch? Nein, dass stimmte nicht. Sie war auf ihre eigenen Ansichten aus.

Aber seine Augen loderten regelrecht von seinem inneren Feuer, dass sie zu verschlingen drohte. Er fokussierte sie sehr, dass es ihr den Atem verschlug. Sie konnte sich einfach nicht von seinem Blick lösen. Noch immer fühlte sie sich bei seiner Anwesenheit unwohl, aber es ließ sie vor Erwartung erzittern. Wieso fühlte sie sich so?

„Hatte ich nicht eben erwähnt, jemand verlangte nach deiner Freilassung?“ warf die Göttin ein, die anscheinend nicht gerne etwas zweimal wiederholte.

Auf einmal blitzte etwas Unberechenbares in seinen Augen auf, während er sie weiter musterte. "Dann frage ich mich doch gleich, warum? Wenn ich mich nicht recht entsinne, war sie ziemlich froh mich losgeworden zu sein. Ich glaube nicht wirklich daran dass sie dazu im stande war. Nichts für ungut, Süße, aber ich kann mir keinen Reim daraus machen. Dabei meintest du einmal, dir wäre es im wahrsten Sinne des Wortes scheißegal was mit mir oder meinem Volk geschieht." blickte er sie so an, als hätte sie ihn hintergangen.

Sie wusste überhaupt nicht was sie sagen sollte oder gar reagieren. Irgendwie bereute sie es gerade mächtig darum gebeten und eingesetzt zu haben ihn zu befreien. Jetzt fühlte sie sich erst recht schlecht und irgendwo tief in ihr drinnen traf es sie. Er war wütend und dachte sie hätte ihn hintergangen. Dazu hatte er überhaupt kein Recht und sie hier zu verurteilen. Oder dachte er genauso, sie wäre schuld daran dass er hier fest sitzte?

Endlich konnte sie ihren Blick von ihm abwenden und sich der Göttin widmen. Irgendwie ertrug sie es hier nicht mehr. "Könnt ihr mich bitte dorthin zurück bringen, wo ich herkam?" bat sie. Es war unmöglich und irgendwas musste die Frau in ihren Augen gesehen haben damit sie einwilligte. Kaum darauf verschwand sie und tauchte dort wieder auf, wo sie zuletzt gestanden hatte. Mitten im Zimmer dieses Drachen.

Emmanline wollte gerade erleichtert aufseufzen, weil sie sich erleichtert fühlte den Drachen nicht mehr in ihrer Gegenwart zu spüren, als bedrohliches Knurren die Stille durchbrach. Sofort ließ sie ihre Aufmerksamkeit durch den Raum wandern, als eine hohe Gestalt vor ihr auftauchte. Es war so unerwartet, dass sie nicht die Möglichkeit hatte zurück zu weichen.

Jemand packte sie fest im Nacken und zog sie nahe an sich heran, sodass die Augen auf gleicher Höhe waren. Goldene brennende Augen starrten sie voller Wut an und sie wollte schlagartig davor flüchten. Doch sie riss sich zusammen es nicht zu tun, denn das würde diesen Mann und Drache nur noch wütender machen. Geschweige würde sie eh nicht aus seinem Griff heraus kommen können.

"Wo warst du gewesen?" befahl er ihr lautstark und da erkannte sie, wer vor ihr stand. Es war der Bruder des Drachens, der sie vor Stunden in den Wald geschleppt hatte, damit sie redete. Nur sie brachte kein einziges Wort über ihre Lippen. "Ich habe dich etwas gefragt. " Brüllte er ihr schon fast ins Gesicht

"Einen kurzen Ausflug?" bracht sie etwas unsicher über ihre Lippen.

"Ausflug?" brachte er schallend und höhnisch ein Lachen über seine Lippen. "Halte mich nicht zum Narren. Ich rieche Engelsgestank an dir und..." unterbrach er sich kurz selbst. "...Jesajah." flüsterte er ihren Namen heiser und rau aus. "Also sprich." wurde sein Griff etwas fester und fordender. Seine Geduld schien nahe an seiner Grenze von Wutausbruch zu stehen.

Doch sie konnte noch immer nichts sagen, außer ihn anzustarren.
 

Lucien brüllte auf, als die Elfe vor seinen Augen verschwand. Etwas hatte er an ihr gesehen was wie Enttäuschung aussah. Aber genau konnte er nicht sagen ob es stimmte. Nun aber ist sie einfach verschwunden, weg. Sie hatte die Göttin darum gebeten sie dort zurück zu bringen, wo sie hergekommen war. Aber wohin?

Nervösität machte sich in ihn breit und er wollte zu ihr. Sie suchen und um sich haben. "Lass mich frei." fauchte er grollend und wehrte sich in seinen Ketten.

"Wie dumm du doch bist, Lucien." wies ihn zurecht. "Ich hätte dich für klüger gehalten. Sie riskiert sich in Gefahr zu bringen und hielt ihren Kopf dafür hin dich zu befreien. Und wie dankst du es ihr? Mit Wut und Undankbarkeit." ging sie auf Lucien zu. "Sie hatte auch so gedacht, aber aus irgendeinem Grund hatte sie anders gehandelt. Fragst du dich nicht warum?"

Doch das fragte er sich. Dieses warum. Warum hatte sie das getan? Er gab mittlerweile schon zu das er sie nicht gerecht behandelte und das Unbestimmtheit sich in ihm ausbreitete. Trotz das er so stark auf sie reagierte. Das machte es ja noch schlimmer.

"Ich weiß zwar nicht was zwischen euch ist, und das geht mich auch nichts an. Ich könnte ihr helfen und sie aus deinen Fängen befreien. Diese Macht besitze ich, aber sie will es per du nicht. Ich kann mich nicht gegen ihren Willen stellen und respektiere ihre Entscheidung. Sie will für sich selber kämpfen." fing sie zu erzählen an, als sie sich elegant vor ihn hin hockte damit sie auf gleicher Höhe waren. "Ich gebe dir eine einmalige Drohung, sollte ihr jemals ein Haar gekrümmt werden, bringe ich Unheil über dich und deinem Volk. Höchstpersönlich. Hast du mich verstanden?"

"Wieso sind immer alle darauf behaart ihr dürfe kein Haar gekrümmt werden? Ihr seid so versessen darauf. Auf diese einzige Frau." dabei würde er sie nicht in Gefahr bringen. Er hatte sich selbst geschworen sie zu beschützen. Vor allem und jeden. Sogar vor sich selbst.

"Ich sage dir dies nur einmal. Sie ist etwas Besonderes und einmaliges." wurde ihr Blick immer ausdrucksstarker und fester.

Da wusste er es. "Du weißt was sie ist?"

"Oh, natürlich weiß ich das. Oder glaubst du ich würde wegen einer normalen Frau oder Unsterblichen so ein hehl daraus machen? Wohl kaum. Wenn ich wüsste das du nicht mächtig bist und das Zeug dazu hättest, würde ich sie gegen ihren Willen zu mir holen. Fürs Erste will sie etwas lösen das ich sie notgedrungen dir überlassen muss. Deswegen sei gewarnt, Lucien de la Cruise." strich sie gefährlich mit ihren langen spitzen Nägeln über seinen Hals. Sie könnte in diesem Augenblick alles mit ihm anstellen. "Auch wenn du unglaublich sexy aussiehst, aber es würde dir nichts nützen."

Langsam ekelte er sich davor. "Dann verratet mir ihr Geheimnis und was sie ist. Wie soll ich da wissen womit ich es zutun habe? Ich habe mir selbst geschworen sie zu beschützen und das werde ich mit allen Mitteln." und ob er das tun wird. "Ich muss es wissen."

Einen kurzen Moment starrte die Göttin ihn regungslos an, als sie von ihm abließ, aufstand und ihm den Rücken kehrte um sich von ihm zu entfernen.

"Das werde ich mit Sicherheit nicht."

"Dann verstehe ich eins nicht. Du weißt dass ich auf das Geheimnis von ihr brenne. Du verstärkst nur mein Interesse und dieses Brennen in mir, denn das wird mich ausgiebiger und hartnäckiger machen. Wieso erzählst du mir dann alles?" denn es machte ihn rasend ständig im ungewisseren zu bleiben. Was diese Elfe betraf.

"Damit du daraus lernst." schritt sie den Podest hoch. "Das magst du nicht verstehen, aber vielleicht eines Tages, wenn du darüber nachdenkst." drehte sie sich zu ihm um als sie oben angekommen war. "Nun der Weg steht dir offen. Verschwinde bevor ich es mir anders überlege. Langsam bekomme ich das Gefühl es passt mir nicht dich gehen zu lassen." seufzte sie auf, erhob ihre Hand und löste den Fesselungsbann von ihm.

"Dann lass mich vorher noch eine Frage stellen." stand er auf und baute sich in seiner vollen Größe auf. Die Ketten scheppernd neben ihn auf den Boden fallend. "Wie hatte sie es geschafft dich zu überzeugen mich freizulassen? Keiner hatte es vermocht." wollte er es unbedingt wissen.

"Frage sie doch selbst. Sie wird dir sicherlich eine Antwort geben." zeigte sie ein scharfes Lächeln, was sofort wieder verschwand. "Nimm dich in acht Lucien. In ihr steckt mehr als du ahnst und viel schlechtes. Leid wiegt schwer auf ihrer Seele. Wenn du nicht aufpasst, wird sie früher oder später daran zerbrechen. Nichts und niemand wird sie zurückholen können. Nur ein einziger Schritt und sie wird nie die sein die sie war oder sein könnte. Sie scheint es gut verbergen zu können. Aus diesem Grund sage ich dir das. Tue nichts dummes was du eines Tages bereuen wirst. Das geht manchmal schneller als jemand denkt. Nun gut, ich habe noch wichtigeres zutun."

Danach verschwand sie ins Nichts. "Denk über meine Worte nach." hallte es wie aus weiter Ferne nach.

Gefühlte lange Minuten stand er nur da und die Dinge die die Göttin gesagt hatte, schweiften durch seinen Kopf. Ihm ist es nicht entgangen welchen Schmerz und Leid in ihr ist. Sie mag es wirklich gut verbergen können, aber er hatte Augenblicke von Sekunden etwas in ihren Augen gesehen. Hinter ihrer Fasade steckte mehr, als wie sie es preisgab. Aber auch wenn sie keinen Funken von Gefühl zeigen würde, so konnte er nur darauf schließen, sei in den Fängen von Culebra und du trägst etwas Dunkles in dir mit. Glaubte diese Göttin, er wüsste das nicht? Das klang schon fast wie eine Beleidigung, denn noch immer hatte er auf gewisse Weise Gefühle in sich, welches er nachvollziehen könnte.

Jetzt konnte er keine Sekunde länger hier bleiben. Der Gestand nach diesen Engeln verschaffte ihm Übelkeit. Er musste von diesem Ort verschwinden. Deswegen verwandelte er sich binnen von Sekunden in seine Drachengestalt. Feuer entflammte auf und ein Brüllen mit ausgestreckten Flügeln gegen den Himmel, streckte und dehnte er sich.

Endlich wieder frei. Wie sehr hat es mich entkräftet nicht in meine Drachen zu verwandeln. Endlich bin ich frei.

Sprach er laut in seinen Gedanken. Mit einem brausen stürzte er aus dem offenen Saal in die Lüfte. Ein Brüllen erschütterte alles, die Engel um ihn ignorierend, welche ihn sofort angreifen würde sollte er etwas Dummes tun. Doch er stürzte nur vom Himmel auf die Erde hinunter. Er musste so schnell ins Schloss. Es verlangte ihm danach sie wieder zusehen. Er musste zu ihr.

Wie ein Blitz schoss er durch die Lüfte, dem Horizont entgegen wo die Sonne zu versinken drohte. Rötliche Farben tauchten den Himmel in ein flammendes Meer und dieser Ausblick gefiel ihm. Seinem Drachen gefiel es. Genau am Horizont wartete dass wonach er so sehr verlangte. Schneller...



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