Eine beschwerliche Reise von Kawaii_Fruit (Kratos & Anna) ================================================================================ Kapitel 1: Eine seltsame Begegnung ---------------------------------- Anna erschrak als die Zellentür mit lautem Scheppern gegen die Mauer schlug. Panisch sprang sie auf die Beine und sackte sogleich wieder zusammen. Angsterfüllt starrte sie in das Gesicht des Mannes, der die Zelle betreten hatte. Er war hochgewachsen und seine eisigen, dunklen Augen starrten durchdringend auf sie hinab. Sie wagte es nicht einen Ton hervorzubringen. „Testsubjekt A012, folge mir.“, forderte er. „Und wage es nicht, etwas Dummes anzustellen.“, ergänzte er mit schneidender Kälte in seiner Stimme. Anna stützte sich auf ihre schwachen Arme und erhob sich vorsichtig vom Boden. Seitdem ihre Nahrungsration gekürzt worden war, hatte sie endgültig alle Kräfte verloren. Der Mann packte sie am Arm und zerrte sie aus der Zelle. Widerwillig, aber unfähig sich zu wehren, folgte sie ihm durch den langen, schmalen Gang. Immer wieder entdeckte sie Desians, die salutierten, als sie mit schnellen Schritten an ihnen vorüber hasteten. Panik stieg in ihr auf und schnürte ihre Kehle zu, als sie realisierte, dass es sich bei dem Mann scheinbar um ein hohes Tier handeln musste. Was planten die Desians? War der Tag gekommen, an dem sie ihr den Exsphere entfernen wollten? Sie hatte häufig die Gespräche von Wärtern und Forschern belauscht. Immer wieder war das Wort Exsphere gefallen. Sie hatte viele Informationen aufgeschnappt. Dass die Exspheres einem besondere Kräfte verliehen, wenn man sie zu nutzen wusste. Dass sie in menschlichen Körpern kultiviert wurden. Und dass sie von der Lebensenergie ihres Trägers gespeist wurden. Das hatte unweigerlich den Tod zur Folge. Es war ihr schon lange bewusst, doch bisher hatte sie diesen Gedanken erfolgreich verdrängt und darauf gehofft einen Ausweg aus diesem Gefängnis zu finden. Der Mann blieb schlagartig stehen. Anna hob den Kopf und blickte in einen großen, runden Raum. In der Mitte befand sich ein breiter Schreibtisch, welcher von Akten bedeckt war. Alles wirkte steril und kalt, wie der Rest der Anlage. Dies musste das Büro des Mannes sein. Erschrocken stolperte sie in das Zimmer, als er sie ruckartig nach vorne stieß. Mit einem Aufschrei landete sie auf allen Vieren. Mit gesenktem Kopf verharrte sie, während sich mit leisem Zischen die große metallische Schiebetür schloss. Panische Angst lähmte ihren schmalen, bebenden Körper. „Steh auf!“, befahl der Mann mit harscher Stimme. „Jemand möchte dich begutachten, mein Schätzchen.“ Die Gehässigkeit in seiner Stimme beschleunigte ihren Herzschlag. Dennoch machte sie keine Anstalten sich zu bewegen. Schwere Schritte erklangen neben ihr, als der Mann sie umrundete und vor ihr in die Knie ging. Mit einem Mal wurde ihr Gesicht nach oben gerissen. Der feste Griff einer rauen, großen Hand umklammerte ihr Kinn. Panisch starrte sie in das Gesicht ihres Peinigers und erhob sich widerwillig vom Boden. „Hör auf, Kvar.“ Anna zuckte zusammen. Im selben Moment lockerte sich der Griff um ihr Kinn und sie stolperte zwei Schritte rückwärts. Verwundert wandte sie sich in Richtung der Stimme. Erst jetzt bemerkte sie den jungen Mann, der scheinbar die ganze Zeit an der Wand gelehnt und die Situation beobachtet hatte. „Übertreib es nicht, oder willst du das Angelus Projekt gefährden?“ Er bedachte Annas Peiniger mit einem warnenden Blick. „Aber in der Forschungsabteilung hieß es, Stress beschleunige den Proze-“ „Willst du dich mir widersetzen?“, unterbrach ihn der Fremde. Kvar knirschte wütend mit den Zähnen und schwieg. Anna musterte den jungen Mann mit einer Mischung aus Interesse und Furcht. Auch sein Blick war kalt und emotionslos. Doch er hatte sie soeben vor Schlimmerem bewahrt. Nun näherte er sich ihr mit langsamen Schritten. Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, bis er in greifbarer Nähe stand. Er verengte die Augen und beugte sich nach unten, um ihr Gesicht besser in Augenschein nehmen zu können. Anna kniff die Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander. Sie erwartete das Schlimmste. Doch nichts geschah. Als sie zögerlich die Augen wieder öffnete, hatte er sich aufgerichtet und an Kvar gewandt. „Ihr habt sie im Hochsicherheitstrakt untergebracht.“ Kvar nickte stumm. „Bringt sie zurück dorthin.“ Und mit diesen Worten schritt der Mann davon. Anna blickte ihm verständnislos nach. Die bisherigen Untersuchungen ihres Exsphere waren in keinster Weise mit dieser vergleichbar. Sie war sich nicht einmal sicher, ob dieser Mann den Exsphere überhaupt betrachtet hatte. Mit einem leisen „Tzz…“ packte Kvar sie am Arm und zerrte sie zurück in ihre Zelle. Völlig perplex ließ sie sich auf den Boden sinken und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Als Kvar sein Büro erreichte, war sein Vorgesetzter bereits verschwunden. Fassungslos über das was er gesehen hatte, hatte er die Menschenfarm verlassen. Es war der Wunsch Martels gewesen eine Welt zu schaffen, in der es keine Diskriminierung, keinen Hass auf das ‚Anders-Sein‘, gab. Die Desians hingegen verachteten die Menschen mit jeder Faser ihres Köpers. Es war grässlich. Gedankenverloren ließ er sich auf einen Stein sinken und kraulte Noishes große Ohren. Wenn es dazu käme, und es sah beängstigend danach aus, dass das Angelus Projekt tatsächlich einen Erfolg erzielte, so würde Mithos seinem verwerflichen Ziel ein großes Stück näher kommen. Doch mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie er dies verhindern konnte. Oder besser gesagt: Wie er es verzögern konnte. Die Vorstellung allein etwas gegen Mithos ausrichten zu können war ohnehin pure Selbstüberschätzung. Doch er fühlte sich schuldig. Er schuldete es den vielen Menschen, die aufgrund seiner Blindheit hatten leiden müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)