Lust'n'Needs von Anemia ================================================================================ Kapitel 17: Ready And Waiting ----------------------------- Ready And Waiting     Mittlerweile litt Martin sogar schon an Schnappatmung. Und nicht nur das: Er verschluckte sich beinahe, aber selbst das konnte seine Lachsalven nicht eindämmen. Wahrscheinlich hätte er sogar noch kurz vor dem Verrecken gefeiert wie ein Verrückter, und so wie es aussah, sollte es bald so weit sein. Sein Kopf war puterrot angelaufen und er hatte sich setzen müssen, weil er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Jamie hatte dafür nur ein Kopfschütteln übrig. Er hätte nicht geglaubt, dass Martin wegen dieser albernen Karte so abgehen würde und hatte sich nichts dabei gedacht, sie ihm zu zeigen und seine Meinung über den Absender dieser schlüpfrigen Zeilen einzuholen. Doch allen Anscheins nach hatte das Ding exakt seinen Sinn für Humor getroffen, während Jamie das Ganze alles andere als witzig fand. Zum gefühlten hundertsten Mal klappte er die Karte auf und beäugte sie skeptisch. Das Foto eines blauen Planeten klebte neben der Schrift, die besagte: "I want a rendezvous with ur anus. Your ready and waiting valentine." Anscheinend sollte dies sein Wortspiel darstellen, eine perfide Zweideutigkeit, zu der der arme Planet Uranus hinzugezogen wurde. War es das, was Martin so lustig fand? Oder doch eher die Tatsache, dass Jamie solch ein eindeutiges Angebot erhalten hatte? Die Aufnahme der Gesangsparts würde heute wohl flach fallen, denn Martin, ihr Produzent, war nicht mehr in der Lage, zu arbeiten. Er war vollkommen hinüber. Vielleicht sollte man ihm den Gnadenschuss verpassen. Er quälte sich schließlich nur noch.   "Glaub mir, du würdest nicht so lachen, wenn du so eine Karte erhalten hättest", meinte Jamie schließlich trocken und schmiss den Wisch auf den nächstgelegenen Tisch. Dann blickte er mit weit aufgerissenen Augen hinüber zu dem sich langsam etwas beruhigenden Martin. "Jemand will mich in den Arsch ficken! Ich glaub, nun werd ich auf meine alten Tage auch noch paranoid...denn der Typ könnte an jeder Ecke lauern, so wie er es angedroht hat." "Ja, du solltest dir vielleicht besser einen Keuschheitsgürtel anlegen", schlug Martin vor, seine Stimme zitterte allerdings noch immer und man sah nur zu deutlich, wie er gegen das Lachen ankämpfte. "Haha, sehr witzig", keifte Jamie, der nun jedoch beschloss, nicht zu viel Wert auf die olle Karte zu legen. Wahrscheinlich hatte sich ohnehin nur jemand einen Spaß erlaubt. Womöglich hatten seine Bandkollegen auch solch eine eindeutige Einladung zum Analsex erhalten. Leider war er noch nicht dazu gekommen, sie zu fragen. Denn keiner der drei war bisher im Studio aufgetaucht. "Wenn die nicht bald auf der Matte stehen, fangen wir ohne die an", beschloss der Sänger und wollte gerade fortfahren, als er die Vibration seines Handys in der Hosentasche spürte. "Jetzt sagen die bestimmt ab, weil sie zu besoffen sind. Wetten?" Doch da irrte er sich. Auf dem Screen stand ein einziger Satz, der allerdings nichts mit irgendeiner Entschuldigung zu tun hatte. Im Grunde sagte er überhaupt nichts Genaues aus. Jamie konnte lediglich beurteilen, dass die Nachricht wohl von Cari kam. "Komm mal raus, hinter das Haus." Was für ein dummer Reim. Und was zum Henker führte der Kerl im Schilde? Wieso konnte er nicht einfach reinkommen? Bestimmt hatte es etwas mit diesem bescheuerten Valentinstag zu tun, an welchem alle immer so schrecklich geheimnisvoll taten, um schließlich alberne Blümchen zu streuen und große Liebe zu heucheln. In Jamies Augen diente dieser Tag nur dem Kommerz, und die dummen Leute, die ernsthaft an so etwas wie die ewig währende Liebe glaubten, folgten den Anweisungen der Medien wie brave Lämmchen und kauften artig Unmengen von Süßigkeiten. Vielleicht war seine Einstellung diesbezüglich einer der Gründe, wieso er in diesem Jahr erst gar keine Freundin hatte. Aber im Grunde war er ganz froh darüber, denn so blieb ihm der Horror größtenteils erspart. Doch wie gesagt lediglich größtenteils. Denn Jamie hatte sich tatsächlich dazu entschlossen, Caris Anweisung Folge zu leisten und ihm einen Besuch hinter dem Haus abzustatten. Er erwartete alles und nichts. Inständig hoffte er, dass sein bester Kumpel nicht vor ihm auf die Knie fallen und ihm seine Liebe gestehen würde. Doch das erschien ihm als wenig wahrscheinlich. So war Cari nicht. Oder doch? Man konnte sich so sehr in Menschen täuschen...   Jamie staunte schließlich nicht schlecht, als er nicht nur Cari hinter dem Haus vorfand, sondern auch noch Tim und Rikki, die ihn allesamt vielsagend anlächelten, als sie von seiner Anwesenheit Notiz genommen hatten. Sie alle ließen ihn nicht mehr aus den Augen, und Jamie ahnte nun, dass hier ein Spiel gespielt wurde, in das er nicht eingeweiht worden war. Am liebsten hätte er sich gleich wieder vom Acker gemacht, aber andererseits interessierte er sich doch für das, was nun folgen sollte.   "Was drückt ihr euch hier herum?", wollte er wenig begeistert wissen. "Und hört auf so zu gucken wie Geheimniskrämer, ich hasse Geheimnisse. Also?" "Och, Jamie, jetzt sei doch nicht so unromantisch", maulte Tim, der sich nun wie die anderen auch vor Jamie aufbaute. "Heute ist doch-" "Schnauze", murrte der Sänger nur und rührte mit dem Fuß auf dem Boden herum. "Nein, heute ist nicht 'Schnauze'", korrigierte Rikki trocken. "Heute ist der Tag, an dem sich Menschen mit kleinen Karten und Pralinen zeigen, wie gern sie sich haben." Er legte den Kopf schief und schaute Jamie erwartungsvoll an. Dieser aber stierte grimmig auf den Boden. "Ich hasse diesen Tag", eröffnete er den anderen schließlich, die allerdings hätten wissen müssen, was Jamie vom 14. Februar hielt. "Jetzt fangt ihr bitte nicht auch noch damit an." "Aber Jamie", meinte Cari beschwichtigend. "Es kann dir doch nicht egal sein, dass wir dir sagen - oder besser zeigen - wollen, wie gern wir dich haben." Jamie konnte es kaum fassen. Irgendjemand schien seinen Kumpels eine Gehirnwäsche verpasst zu haben. Sie waren schlichtweg zu sentimentalen Idioten mutiert. Vielleicht wollten sie ihn aber auch nur verarschen. Falls ja: Es war ihnen gänzlich gelungen.   "Jamie..." "Ja, ja, ich weiß, wie ich heiße." Am liebsten hätte er die Hände Tims, die sich nun auf seine Schultern legten, abgeschüttelt, doch in seinem romantischen Taumel hätte dieser ihm das sicher ziemlich übel genommen. Also ließ er es stumm über sich ergehen. "Wir wissen ja, dass du den Tag nicht leiden kannst", fuhr der Gitarrist fort. "Und deswegen schenken wir dir auch keine Blümchen oder Pralinchen oder was auch immer." Irgendetwas schien Jamie verpasst zu haben. Seit wann waren seine Bandkollegen gleichzeitig seine Lover? Hatten sie im Suff etwas Derartiges beschlossen und Jamie konnte sich nur nicht mehr daran erinnern? Wie dem auch sei: Es war beängstigend. Nein, es war mehr als das. "Hast du unsere Karte nicht bekommen?", fragte Rikki schließlich, und da endlich schaute Jamie auf und kniff die Augenbrauen irritiert zusammen. "Karte? Nee, oder? Sagt bloß, das Planetending war von euch?" Sie alle drei nickten grinsend. Und Jamie stand kurz vor einer Ohnmacht. "Gott, das war ja so romantisch, ich hätte beinahe geweint", meinte er letztlich jedoch nur sarkastisch. "Martin hat sogar wirklich geweint. Vor Lachen." "Du hast sie ihm gezeigt?", wollte Cari entgeistert wissen. "Das geht ihn doch gar nichts an." "Irgendjemandem muss man sich ja anvertrauen, wenn man Post von Perversen bekommt." Schweigen machte sich zwischen ihnen breit. Und Jamie kotzte es zunehmend an, dass sie sich einfach nur doof anglotzten. "Ja, und nun?", kam es ihm letztlich entnervt über die Lippen. "Wie gesagt, wir sind ready and waiting", zuckte Tim die Schultern. "Von mir aus kanns losgehen." Jamie machte große Augen. "Das Rendezvous mit Anus, oder was?" "Ja. Unsere Schwänze würden sich ganz gern mal mit deinem Arsch treffen. Romantisch, mh?" "Ja. Sehr." "Das dachten wir uns", fuhr Cari fort. "Und hey: Wenn wir nur ficken, zeigen wir dem Kommerz den Stinkefinger. Das willst du doch so." "Mh." Na ja, selbst Jamie konnte nicht von der Hand weisen, dass die einzige Möglichkeit, einen gelungenen Valentinstag zu gestalten, darin bestand, ihn im Bett zu verbringen. Und das am besten nicht allein. "Ist ja gut, wir gehen zu mir", schlug er deswegen vor, woraufhin seine Kumpels gefällig lachten und sich schon mächtig auf das Rendezvous freuten.   Wenn das mal kein romantischer Valentinstag war... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)