Story between Worlds von FeelLikeParadise (Samael und Aurelia) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Ein weiteres Mal träumte Aurelia von einem riesigen, verzweigten, grünen Baum, der inmitten einer wuchtigen, überdimensionalen, aus Stein gemeißelten Halle stand. Sie befand sich auf einem breiten Gang, der geradeaus zu dem Baum führte. Unterhalb von ihr befand sich links und rechts eine dunkelblaue, glasklare Flüssigkeit. Wasser. Sie stand also wieder einmal auf einem Art Steg aus Stein. Auf der Seite ragten hohe Felswände auf und reichten meterweit bis zur Decke, die von dicken, mit Runen versehenen Säulen aufrecht erhalten wurde. In den Rillen der Wand waren schon Ablagerungen von Staub und Eis zu erkennen. Aurelia, die noch immer von dieser Architektur beeindruckt war, setzte sich in Bewegung, schritt über den langen Steg, auf den Baum hinzu. Schon von weitem konnte sie erkennen, dass von oben ein breiter Lichtstrahl auf ihn hinab schien, in dem durch Lichtspiegelungen einige Schneeflocken zu sehen waren, die sich leicht hinab gleiten ließen. Dieser Ort erinnerte Aurelia an die Berichte von Toten, die auf dem Weg ins Jenseits unterbrochen und durch Ärzte wieder ins Leben zurück geholt wurden. Sie hatte gehört, das die meisten sagen, das alles ganz friedlich war, sie in einem dunklen Gang standen und auf das helle, warme Licht am Ende zugegangen waren, bevor sie die Augen aufschlugen und an die kahle, weiße Decke des Krankenzimmers starrten. So kam es ihr auch jetzt vor, nur mit dem kleinen Unterschied, das dies hier alles ein Traum war und sie hoffentlich bald wieder aufwachen würde, da sie schon ahnte was gleich kommen würde. Dennoch schien die ganze Szenerie geradezu in ihrer Pracht zu explodieren. Vorne angekommen, säumten sich drei Stufen vor ihr auf, die sie voller Erstaunen hinauf stieg und kurz danach auch schon im hellen Licht, das von oben herab schien, stand. Gebannt ließ Aurelia den Blick schweifen, fragte sich ob so einen Ort in Wirklichkeit überhaupt existieren könnte. So viele Fragen häuften sich in ihrem Kopf, begleitet von einem vertrauten Gefühl, das ihr der Gedanke gab, schon mal hier gewesen zu sein oder mindestens von dieser Gegend gelesen zu haben. Als sich ihr Blick nach vorne richtete, wurde sie abrupt aus ihren Überlegungen gerissen. Vor ihr stand eine große, kräftige, mit dem Rücken zu ihr gewandte Gestalt. Außer das es ein Mann war, wusste sie nicht wer es war oder was er hier machte. Schlagartig richtete sich ihre ganze Konzentration auf seine Statur. Ein kräftiger Körper, durchtrainierte Beine, schmale Hüften, ein schön geschwungener muskulöser Rücken. Ihre Augen glitten über sein Nacken und blieben in dem, vom Licht erstrahlten, schwarzen Haar haften. Aurelia erinnerten sie an den tiefen, dunklen Nachthimmel, der sich abends vor ihrem Fenster breit machte und das schimmern des Mondes in ihr Zimmer fällt, sie sanft in den Schlaf wog. Aber der Schlaf blieb in letzter Zeit alles andere als ruhig und entspannt. Dann spannten sich seine Muskeln an, drehte den Kopf zur Seite und sah sie über die Schulter an. Ein sofortiges Stechen ließ sie für den Bruchteil einer Sekunde zusammenzucken. Als sie die Augen schließlich wieder öffnete, erblickte sie nur eines: Pupillen, so hell und unruhig wie loderndes Feuer. Einerseits setzten sie in ihr wilde, verstreute und gemischte Gefühle aus, andererseits aber auch schickten sie ihr eine Woge der Wärme und Wohlseins durch ihren Körper, trafen sie bis ins Mark. Aurelia war sich nicht sicher, wie sie reagieren sollte, wusste nicht, was sie machen sollte, aber eines war ihr bewusst: Solche Augen hatte sie noch nie zuvor gesehen, so welche konnte es gar nicht geben. Schließlich wandte er sich ihr ganz zu und ließ damit die ganze Sicht auf seinen Körper frei. Er trug eine schwarze Jeans und hatte ein aufgeknöpftes, graues Hemd an, das seine Muskeln extra schön hervorbrachte. Er sah sie durch seine auffälligen Augen an, allerdings ohne irgendwelche Anzeichen von den Gefühlen, die dieser Ort hervorbrachte. Kleine Schneeflocken wirbelten um ihn herum, ließen sich auf seinen Wimpern nieder. Langsam öffnete er seinen Mund, holte Luft und sprach mit tonloser Stimme: „Jetzt, wenn die Welt von Schatten und Dunkelheit erfüllt ist -.“ Aurelia wachte schweißgebadet in ihrem Zimmer auf. Die Bettdecke hatte sich um ihre Beine gewickelt, die sie sich sofort vom Leibe riss, als würde sie ihre Haut verätzen. Ungeduldig tastete sie nach ihrer Nachttischlampe und knipste sie an. Der Raum wurden augenblicklich in ein warmes, nicht zu starkes Licht gehüllt, sodass ihr das Augen blinzeln erspart blieb. Aurelia setzte sich auf und massierte sich die Schläfen, wobei ihr bewusst wurde, dass sie von Kopf bis Fuß schwitzte. Verzweifelt rieb sie ihre feuchten Hände am Laken ab. Derartige Auslöser hatte sie nach einem Traum noch nie gehabt und sie fing sich an Sorgen zu machen. 'Lass das jetzt, das bringt gar nichts', sagte sie sich und begrub ihre Finger unter ihren Schenkeln, damit sie da blieben, wo sie nichts anrichten konnten. Aber noch mehr beunruhigte sie, das dieser Typ, den sie gesehen hatte, mit ihr gesprochen hatte, was zuvor gar nie der Fall gewesen war. Er war ihr in den letzte Träumen schon begegnet, hatte sich aber ihr niemals von vorne gezeigt geschweige denn ein Wort an sie gewandt. Aurelia schaute an sich hinab. Sie zitterte am ganzen Körper und das nicht wegen der frischen Nachtluft, die durch ihr geöffnetes Fenster hineinkam. 'Es reicht, ich muss hier raus'. Sie hob die Beine über die Bettkante, setzte sie auf dem Fußboden auf. Aber trotz der beheizten Fließen, wollte die Wärme einfach nicht in sie eindringen und spürte sie nur an ihren Fußsolen, wo sie auch blieb. Aurelia erhob sich mit Mühe aus dem Bett und viel umgehend wieder auf ihre Decke. 'Das gibt es doch nicht. Kann ich jetzt nicht mal mehr stehen bleiben?!'. Wütend auf sich selbst riss sie sich abermals hoch und stand einen Moment später sicher in ihrem Zimmer. Sie straffte ihre Schultern und ging auf ihren Kleiderschrank zu. Die kühle Brise die in diesem Augenblick durch den Raum wehte, machte sich auch auch unter ihrem Trägertop bemerkbar und ließ sie schaudern. Sie öffnete den doppelflügligen Schrank, nahm einen dunkelgrünen Pullover mit V-Ausschnitt und eine schwarze Jeans heraus, schlüpfte schnell in beide Sachen, zog die dunkle Lederjacke am Kleiderhaken über die Schultern und schloss den Reißverschluss ihrer Stiefel um die Beine zu. Danach trat Aurelia auf den verlassenen Flur hinaus, durch dessen Fenster helles Mondlicht hineinfiel und ihren Schatten auf den Boden warf. Sie lief den Gang entlang, bog rechts um eine Ecke, als sie auch schon vor der hölzernen Zimmertür ihres Bruders stand. 'Wahrscheinlich schläft er schon. Wieso auch nicht? Immerhin war es fast zwei Uhr'. Hören konnte sie jedenfalls nichts und so, unbeachtet der Tatsache das er nicht mehr wach war, klopfte sie dreimal an die Tür. Totenstille. Aurelia wartete, überlegte ob sie doch einfach wieder in ihr Bett gehen und weiterschlafen sollte. Aber sie brauchte sich nichts einzureden, denn sie wusste ganz genau, dass, das nicht funktionieren würde. Dafür war sie einfach zu aufgewühlt. Ohne noch einen Gedanken an sich selbst zu verschwenden, drückte sie die Tür auf und trat ins das mit Kerzen beschienen Zimmer. 'Kerzen? Willkommen im 21. Jahrhundert, Bruderherz'. Sie hatte ja nichts gegen Kerzen, aber davon gleich ein Dutzend in seinem Zimmer aufzustellen, hielt sie unter normalen Umständen doch etwas merkwürdig. Verwirrt trat sie in den Raum, schloss die Tür hinter sich und erblickte eine Sekunde später Elijah. Durch das trübe Licht konnte sich nicht allzu viel erkennen, doch es reichte aus, damit sie sah wo sich ihr Bruder befand oder besser gesagt lag. Wäre sie mit anderen Gründen hierher gekommen, hätte sie lauthals gelacht, doch jetzt wusste sie nicht was sie sagen sollte. Seine Beine waren über die Rückenlehne eines Stuhls gelegt und baumelten auf der anderen Seite runter. Mit dem Rücken lag er auf der Sitzfläche und sein Kopf hing ungemütlich, so sah es zumindest aus, in der Luft, sodass die Oberfläche seines Schädels nach unten gerichtet war. Die Hände lagen ruhig auf der Brust, Augen waren geschlossen. Aurelia kippte der Mund auf, schloss ihn aber schnell wieder, da die Vorstellung, wie das wohl aussehen mochte, ihr ziemlich verdreht vorkam. „Was...was zum Teufel machst du da?“, fragte sie völlig fassungslos. „Ich meditiere. Siehst du das denn nicht?“, beantwortete er ihre Frage, wobei seine Augen jedoch geschlossen blieben. Als sie darauf schwieg, weil ihr einfach die Worte fehlten, fragte er zurück: „ Was ist los? Stimmt irgendetwas nicht? Sieht das vielleicht blöd aus?“ „Du liegst hier mit dem Kopf zu Boden, auf einem Stuhl, bei dem du deine Beine über die Lehne gelegt hast und fragst mich ob das vielleicht blöd aussieht?“. Er verzog sein Gesicht und meinte: „ Sieht ganz so aus.“ Elijah ließ sich einfach nicht aus der Ruhe bringen. „ Hör zu, der Grund, wegen was ich eigentlich hergekommen bin, ist weil ich dich fragen wollte, ob du mit mir spazieren gehst.“. Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort und meinte dann: „ Ist es das was man neuerdings macht? Um Mitternacht spazieren gehen?“ „ Dann sag du mir, ob es normal ist, dass man mitten in der Nacht meditiert. Dazu noch in so einer Position!“, konterte sie. Er hob die Hände, als ob ihn jemand erschießen wollte. „ Okay, okay. Ich komme ja schon. Gib mir zwei Minuten.“ Aurelia wusste, dass, das die Worte für: Warte vor der Tür, waren, rollte mit den Augen, machte auf dem Absatz kehrt und ging raus in den Flur. Sie lehnte sich ans Fenster, als ihr erneut die Bilder von ihrem Traum vor die Augen kamen. Die riesige Halle, das Eis an den Wänden, der grüne, große Baum, der im hellen Licht des Strahls stand und wahrscheinlich aus übernatürlichen Gründen existierte und schließlich der junge Mann, mit den schwarzen Haaren und seinen Feuer farbigen Augen. Sie hatte seinen Blick so deutlich vor sich, dass sie schon zu glauben begann, diese Augen würden sie jetzt, in diesem Moment verfolgen und nicht mehr los lassen. Aurelia schüttelte den Kopf. 'Das stimmt natürlich alles nicht'. Zitternd schlang sie ihre Arme um sich und wartete im dunklen Flur auf ihren Bruder. Es war nur ein Traum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)