Dangerous Minds von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 10: Solange es noch Kaffee-Plantagen gibt, ist Alles im grünen Bereich. ------------------------------------------------------------------------------- "Tut mir Leid, aber sich von dir unterrichten zu lassen halten sowieso nur die ganz Harten aus", kichere ich. Ich kann mir bildhaft vorstellen, wie die Hälfte der Klasse mit einem Fragezeichen im Gesicht dasitzt, während du mit Fachbegriffen um dich wirfst. Dein Kommentar zu Gotham überrascht mich nicht einmal sonderlich. Seit Batman auf den Plan getreten ist, ist es fast unausweichlich, dass das Fass irgendwann überläuft. "Wahrscheinlich hast du damit recht ... Dann freue ich mich ungemein darauf, von dir abgeholt zu werden. Und auf die Gesichter der Anderen." Ich grinse verschmitzt. "Die machen Augen. Und wie soll ich Daddy erklären, dass wir dieses Arrangement getroffen haben? Die ehrliche Geschichte schon mal nicht." Ich muss lachen. "Ich konnte dir ja auch was beibringen, also schaffe ich das auch bei den Vollidioten deiner Schule. Aber vermutlich werden neunzig Prozent der Kursteilnehmer durchfallen." Ich zucke mit den Schultern bezüglich deiner Frage zu deinem Vater. "Keine Ahnung, denk dir einfach was aus. Du bist ja nicht auf den Mund gefallen. Sag ihm doch einfach, dass ich mich bei ihm einschleimen will." Ich zwinkere dir wieder zu. "Oder meinetwegen, dass ich um deine Sicherheit besorgt bin, weil du meine beste Schülerin bist." Wir passieren ein Schild, welches ankündigt, dass in knapp sechs Meilen die Ausfahrt ist, die wir nehmen müssen. "Das werden die sowieso, auch ohne deine Bemühungen." Zugegeben, ich klinge ein bisschen gehässig. So viele Komplimente auf einmal? Und dann das Zwinkern. Weißt du eigentlich, wie anziehend du sein kannst? Das würde man von dir mit deinem eher unscheinbaren, braven Erscheinungsbild gar nicht erwarten. Ich schaue aus dem Fenster, damit du nichts siehst, dass ich ein bisschen rot werde. "Ich lasse mir was einfallen." Draußen zieht das Schild an uns vorbei, das die Ausfahrt ankündigt. Ich habe noch keine Lust, nach Hause zu gehen. Da erwartet mich nur ein dunkles, leeres Haus, in dem ich Hausaufgaben machen und allein zu Abend essen kann. Wie langweilig. Wie einsam ... Ich versuche, nicht zu betrübt zu sein. Immerhin kann ich mich darauf freuen, demnächst von dir und dem Mustang abgeholt zu werden. "Lass den Wagen in der Straße ruhig richtig schnurren. Damit die dämlichen Vorstadtkids was zu sehen kriegen." Ich werfe dir einen fragenden Blick zu, aber im Grunde kann ich deine Gedanken erahnen. Du freust dich nicht unbedingt auf dein zu Hause. Ich kann es dir nicht einmal verübeln. "Willst du die Nachbarn ärgern? Hältst du das für eine gute Idee? So einfach in deinem jugendlichem Leichtsinn den lieben Frieden riskieren? Ich meine, mir kann es egal sein, aber du musst da noch mindestens zwei Jahre leben." Ich zucke mit den Schultern. "Aber bitte, wenn du das Risiko trägst." Wir erreichen schnell die Ausfahrt und ich biege auf die entsprechende Spur ab. "Macht dein Dad wieder die Nachtschicht?" "Das hat mit jugendlichem Leichtsinn nichts zu tun", sage ich beleidigt. Dann muss ich lächeln. "Na gut. Vielleicht ein bisschen. Schätze, ich hab heute meinen leichtsinnigen Tag." Ich lasse ein bisschen die Schultern hängen, als du Dad erwähnst und nicke nur halbherzig. "Eigentlich wie immer. Er schläft viel zu wenig." Ich werfe dir einen strengen Blick zu. "Das scheint bei euch im GCPD verbreitet zu sein." Es dauert jetzt nicht mehr lange, bis wir bei mir zu Hause ankommen. Ich streiche gedankenverloren über das Armaturenbrett. Eigentlich will ich noch nicht von dir weg. Jetzt, da wir uns wieder verstehen, würde ich gerne noch mehr Zeit mit dir verbringen. Aber ich bin nicht sicher, ab welchem Punkt du meiner überdrüssig werden wirst. "Fährst du dann gleich wieder?", frage ich kleinlaut. Leichtsinnig ist vermutlich sogar weit untertrieben. Es war mehr als leichtsinnig, dich überhaupt auf mich einzulassen. Und ein ganz kleines bisschen tust mir sogar Leid, denn schon in wenigen Monaten wirst du mich in einem ganz anderen Licht sehen. "Mach dir mal um mich keine Sorgen. Ich weiß, was ich mir zumuten kann und was nicht. Und solange es noch Kaffee-Plantagen gibt, ist Alles im grünen Bereich." Bei deiner Frage muss ich dir einen fragenden Blick zuwerfen. "Jetzt sag nicht, dass du möchtest, dass ich jetzt auch noch zu dir ins Haus komme." "Wir könnten ja im Auto sitzen bleiben. Oder in der Nachbarschaft im Kreis fahren", schlage ich mit einem schiefen Lächeln vor. Ich habe tatsächlich Nichts dagegen, dem trostlosen Haus noch ein bisschen fernzubleiben. Allerdings wird es die Nachbarn nun doch ein bisschen zu neugierig machen, wenn wir hier im Wagen bleiben. Die geschwätzige alte Dame von gegenüber würde Dad sicher die unmöglichsten Dinge in den Kopf setzen. Die in diesem Fall gar nicht mal so abwegig sind ... Ich suche krampfhaft nach einem guten Grund, dich in mein Haus zu schleifen, als selbiges bereits von Weitem zu erkennen ist. "Wenn du mit reinkommst, kann ich dir deinen geliebten Kaffee kochen, weißt du. Als Wiedergutmachung, weil ich dir deinen vorhin weggenommen habe ..." Und dann schiebe ich mit einem genervten Stöhnen die Wahrheit hinterher. "Ich hasse es so sehr, allein in diesem Haus zu hocken. Vor allem seit Mom und Jimmy ausgezogen sind." "Mit einem Punkt hast du recht: Du schuldest mir noch einen Kaffee." Ich sehe dich ernst an, als wir auf deine Straße einbiegen. "Es wäre nicht unbedingt eine gute Idee, wenn ich mit rein komme. Was würden denn die Nachbarn sagen? Und dein Dad?" Ich seufze. "Aber gut, für ein Weilchen komme ich rein. Aber meinen Mustang lasse ich auf keinen Fall draußen an der Straße stehen. Ich traue deiner Nachbarschaft nämlich nicht über den Weg. Am Ende klauen die mir den Wagen noch." "Du kannst ihn in die Garage auf Moms alten Platz stellen." Ich schüttele mit gespielter Enttäuschung den Kopf. "Wenn du sogar dem gutbürgerlichen Vorstadtviertel mit den Blumenkästen und Rüschengardinen misstraust, ist die Stadt wirklich nicht mehr zu retten." Ich bin zufrieden. Ich habe dich erfolgreich in mein Haus gelockt. Automatisch denke ich darüber nach, in welchem Zustand ich mein Zimmer zurückgelassen habe. Nicht gerade aufgeräumt, immerhin habe ich nicht mit dir gerechnet. Am besten parke ich dich im Wohnzimmer, solange ich meine Tasche abstellen gehe. Ich würde dir zutrauen, mir eine Standpauke über Ordnung zu halten. Ich schnalle mich ab, sobald du in die Einfahrt einbiegst und steige aus, um dir die Garage aufzumachen. "Ich muss von drinnen aufmachen, den automatischen Toröffner hat Dad. Warte kurz." Ich sprinte ins Haus und betrete die Garage durch die Verbindungstür zur Küche, um die das Tor zu öffnen. Mit einem einladenden Lächeln winke ich dich herein. Ich fahre nur wenige Meter die Einfahrt hoch und halte an, damit du aussteigen kannst. Ich nicke dir zu und sehe dir nach, wie du ins Haus eilst. Nur Sekunden später öffnest du von innen das Garagentor und signalisierst mir, dass ich rein fahren soll. Ich folge deiner Aufforderung und lasse den Wagen langsam in die Garage rollen. Ich stelle den Motor ab, schnalle mich ab und steige aus. "Ich nehme mal an, dass ich die Türen nicht abschließen muss, oder?", frage ich dich mit einem verschmitzten Grinsen. Dann klatsche ich in die Hände und nicke zur Tür. "Ich habe Koffein-Entzug. Zeig mal deine Hausfrauen-Qualitäten." "Nein, brauchst du nicht. Wie soll ich nachher denn sonst an deine Brieftasche kommen?", kontere ich, während ich das Garagentor schließe. Als du mich so antreibst, funkle ich dich angesäuert an. "Vorsicht, mein Lieber. Dein Wagen ist in meiner Gewalt." Ich gehe erhobenen Hauptes an dir vorbei zur Küchentür, halte sie dir aber mit einem freundlichen Lächeln auf. "Dann mal hereinspaziert, auf dass der Junkie seinen Stoff bekommt." In der Küche angekommen hänge ich Tasche und Jacke vorerst über einen Stuhl, um dich zu versorgen, bevor ich dich kurz allein lasse. Ich fülle Wasser in die Maschine und löffle nach eigenem Gutdünken Kaffeepulver in den Filter. Ich trinke nicht oft Kaffee, meistens nur, wenn Dad welchen kocht, weil ich dann etwas Zeit mit ihm verbringen kann. Vor dem Geschirrschrank bleibe ich kurz stehen, um mich für eine passende Tasse zu entscheiden. Ich wähle mein letztes Geburtstagsgeschenk, eine große Tasse mit der Aufschrift »Ich habe mir einen Virus eingefangen« und dem Bild eines Computers mit Schal und Fieberthermometer im USB-Anschluss. Ich stelle die Tasse grinsend vor dir ab. "Kaffee kommt sofort." "Als ob ich dich jemals in die Nähe meiner Brieftasche lasse. Und selbst wenn: Bargeld wirst du keines finden und mit meinen Kreditkarten kannst du nichts anfangen." Ich folge dir grinsend und kopfschüttelnd in die Küche und sehe mich dabei verstohlen um. Captain Gordon lebt nicht gerade auf großem Fuß. Das typische Vorstadt-Häuschen eben. Gerahmte Bilder an der Wand, Tapete mit Bordüren, große, dicke Teppiche mit langen Fransen. Eure Küche beeindruckt mich allerdings schon ein bisschen. Holzfronten, über Eck perfekt an den Raum angepasst, eine freistehende Theke mit Barhockern. Solch ein Mobiliar habe ich dem alten Griesgram gar nicht zugetraut. Ich beobachte dich, wie du mit der Kaffeemaschine hantierst und gewinne den Eindruck, dass du das noch nicht besonders oft gemacht hast. Aber nur durch Übung wird man besser. Als du mir dann die Tasse hinstellst, muss ich grinsen. Nach ein paar Sekunden allerdings fange ich an zu lachen. Die Tasse ist wirklich amüsant. "Geschenk von Daddy?", frage ich und betrachte die Tasse von allen Seiten. Ich bemerke natürlich, wie aufmerksam du das Haus musterst. Es wundert mich nicht, du hast immerhin die Gelegenheit bei Captain Gordon persönlich Mäuschen zu spielen. Ich hoffe nur, dass du einen guten Eindruck von unserem Haus hast. Ich wusste, dass dir die Tasse gefallen würde und ich klopfe mir mental auf die Schulter, weil ich dich zum Lachen gebracht habe. "Ja. Ausgleichende Gerechtigkeit, weil ich ihm ständig Tassen fürs Büro schenke." Ich hopse auf die Anrichte, wie ich es immer tue, wenn ich in der Küche warte, dass etwas zu kochen anfängt oder die Mikrowelle fertig ist. Neben mir gluckert die Kaffeemaschine. Ich mustere dich. Es ist seltsam, dich in meiner Küche stehen zu sehen. Ich deute auf deine Hände, die die Tasse halten. "Willst du die Handschuhe nicht ausziehen? Und den Ausweis kannst du auch ablegen. Ich merke mir schon, wer du bist." Irgendwie gefällt es mir, wie du auf die Anrichte hüpfst. Du scheinst beweglich zu sein, was aber in Anbetracht deines Alters nicht weiter verwunderlich ist. Ich muss grinsen und sehe auf meine Hände. Leider hast du recht mit deiner Anmerkung. Fingerabdrücke werde ich mit und ohne Handschuhe hinterlassen. Ich stelle die Tasse neben dir ab, ziehe die Handschuhe aus und stopfe sie in meine Hosentasche. Meine Kennkarte, die an einem Schlüsselband um meinen Hals baumelt, stopfe ich in die andere Hosentasche. Ich sehe mich interessiert um. "Bekomme ich eine persönliche Führung? Wann habe ich denn schon mal die Möglichkeit, bei Captain Gordon herum zu schnüffeln." Ich zwinkere dir zu, um dir zu zeigen, dass es ein Scherz gewesen ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)