Dangerous Minds von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 7: Du hast keine Ahnung, mit wem du dich hier anlegst ... ----------------------------------------------------------------- "Ach, du liebe Güte, Edward!" Allmählich nervt mich dein abweisendes Gehabe. Ich gebe mir doch so viel Mühe, auf dich einzugehen und du behandelst mich, als würdest du viel besser wissen, wie es in mir aussieht. Besten Dank, Eddie! Vielleicht sollte ich dich tatsächlich offiziell meinem Vater vorstellen. Ihr würdet euch sicher blendend verstehen. "Ich habe es kapiert, okay? Glaubst du wirklich, ich würde dir so hinterhältig in den Rücken fallen und versuchen, deine Karriere zu ruinieren?" Ich schüttle enttäuscht den Kopf. Es tut weh, dass du so von mir denkst. Hast du kein bisschen Vertrauen in mich? "Ich sage dir, dass ich weiter mit dir befreundet sein möchte, weil ich dich gern habe und du drohst mir, weil du erwartest, dass ich dich ... ausliefere! Wie zum Teufel kommst du denn auf den Mist?" Ich bin ein bisschen lauter geworden, als ich eigentlich wollte. Hoffentlich hat niemand mein Geschrei gehört und kommt auf die Idee, nachzusehen, was in der IT-Abteilung vor sich geht. Um mich zu beruhigen sammle ich die schmutzigen Tassen zusammen, rupfe dir sauer deinen kalten Kaffee aus der Hand und stapfe in die Küche, wo ich die Tassen eine nach der anderen in die Spüle pfeffere. Ich habe stumm deinem kleinen Vortrag gelauscht. Ich bin sogar überrascht, wie aufbrausend du werden kannst. Für ein Mädchen deines Alters kannst du erstaunlich gut deinen Standpunkt klar machen. Gegen meinen Willen bin ich tatsächlich beeindruckt. Und als du mir fast die Kaffeetasse aus der Hand reißt und mit ihr und den anderen Tassen verschwindest, muss ich grinsen. Die kleine Barbara Gordon hat tatsächlich Eier in der Hose! Ich folge dir in die kleine Küche, bleibe im Türrahmen stehen und lehne mich mit der Schulter an. Man merkt dir mehr als deutlich an, dass du aufgebracht bist. Und ich bin nicht unschuldig daran, schließlich waren meine Worte für deine jungen Ohren nicht unbedingt nett. Aber ich nenne die Dinge gern beim Namen und ich werde mich sicherlich nicht dafür entschuldigen. "Was macht dich so sauer? Dass ich ehrlich zu dir bin oder dass du etwas Anderes von mir erwartest? Ich habe nie von mir behauptet, dass ich die netteste Person der Welt bin und ich habe dich vor mir gewarnt. Was überrascht dich jetzt also so?" Ich raufe mir kurz die Haare und lege den Kopf schief. "Aber um des Friedens Willen bin ich zu einem Kompromiss bereit. Wenn du das nächste Mal bis spät abends hier rumhängst, fahre ich dich nach Hause. Dann kannst du meinetwegen den Rücksitz ausprobieren." Ich halte kurz inne und atme scharf ein, als ich deine Worte höre. Dann drehe ich ruckartig den Wasserhahn auf und lasse heißes Wasser über die Tassen laufen. Lieblos kippe ich etwas Spülmittel dazu und beginne, das Geschirr zu schrubben. "Um des Friedens Willen ...", äffe ich dich nach. "Du hast sie ja wohl nicht mehr Alle! Mich macht sauer, dass DU nichts anderes von MIR erwartest! Du reitest darauf herum, was ich deiner Meinung nach wollen könnte und wie ich meinen Willen durchsetzen will. Und - Warum zur Hölle wasche ich eigentlich dein Geschirr ab?!" Ich pfeffere deine Kaffeetasse wieder in das Abwaschwasser und drehe mich zu dir um, um dich anzusehen, wie du da im Türrahmen stehst und dein Friedensangebot machst. Wieso entscheidest du eigentlich darüber, wann Zeit für harsche Worte ist und wann man wieder Frieden schließen soll? Ich habe ja wohl ein Recht, wütend zu sein. "Ich versuche Streit zu vermeiden und komme dir brav entgegen und du hältst mir Vorträge. Und dann hast du es geschafft, mich zur Weißglut zu treiben und plötzlich bist du kompromissbereit!" Zugegeben, ich rede mich hier ein bisschen in Rage und sehe die Sache vielleicht sogar zu eng. Mit einem angestrengten Seufzen füge ich hinzu: "Im Augenblick würde ich dich gern auf deiner Rückbank übers Knie legen, Edward ..." Als du mich anblaffst und anfängst, die benutzten Tassen abzuwaschen, fange ich tatsächlich an zu lachen. Es amüsiert mich, wie du dich in die ganze Sache hinein steigerst. Und - auch wenn ich es nie zugeben würde - du bist süß, wenn du wütend bist. Frauen, die wissen, was sie wollen und das auch durchsetzen können, interessieren mich mehr, als Frauen, sie zu allem ja und Amen sagen. Es würde mich jetzt nicht einmal wundern, wenn du mir eine Ohrfeige gibst. Auf eine gewisse Art und Weise hatte ich das auch verdient. Ich kann manchmal sehr unsensibel sein. Allerdings muss ich dann dich übers Knie legen. Aber vermutlich hast du nicht einmal etwas dagegen. Wenn du doch nur ein paar Jahre älter wärst ... "Ich habe keine Ahnung, was dich dazu inspiriert, dich hier haushaltstechnisch auszutoben, aber bitte: Tu dir keinen Zwang an, wenn dir das hilft, wieder von deinem Trip runter zu kommen." Ich grinse dich provozierend an, wohlwissend, dass du vermutlich gleich richtig auf der Palme bist. "Mit übers Knie legen habe ich bereits vielfältige Erfahrungen gesammelt und mein Interesse daran hält sich diesbezüglich in Grenzen. Aber ich könnte dir da sicher den einen oder anderen Tipp geben." Mein erster Impuls ist, dir eine der blöden Kaffeetassen an den Kopf zu schmeißen. Aber das wäre eine sehr unreife Reaktion. Deswegen beschränke ich mich darauf, mich weiterhin aufzuführen, wie eine hysterische Giftschlange. "Von meinem Trip?! VON MEINEM TRIP?!", fauche ich dich an und stampfe empört mit dem Fuß auf. "Du bist ja wohl nicht mehr ganz bei Trost, du Idiot!" Ich stapfe wütend an dir vorbei, schiebe dich dazu zur Seite, weil du die Tür versperrst. Zum verrückt werden. Ich wusste bereits, dass du eine sehr hohe Meinung von dir hast und zuweilen die Arroganz in Person bist, aber normalerweise finde ich das eher amüsant. Jetzt könnte ich dir dafür jedoch an die Gurgel gehen. "Wenn du alle Frauen, die du gerade erst flachgelegt hast, so behandelst, wundert mich deine vielfältige Erfahrung gar nicht!", zetere ich und verpasse deinem Stuhl einen Tritt, obwohl der völlig unschuldig an der ganzen Situation ist. Er rollt zur Seite und stößt gegen einen Tisch, auf dem sich Aktenordner stapeln. Ich muss noch breiter grinsen, als du wütend mit dem Fuß aufstampfst. Auch als du mich einen Idioten schimpfst, kann ich nicht mit dem Grinsen aufhören. Auf diese Art und Weise lasse ich mich gern so nennen. Es war zumindest reizvoller als die Art, wie es mein Vater immer getan hatte. Ich bin sogar schwer versucht, dir einen Klaps auf den Hintern zu geben, als du dich an mir vorbei drängst. "Du brauchst mir jetzt nicht den schwarzen Peter zuschieben, meine Liebe. Wer wollte denn hier unbedingt flachgelegt werden? Du konntest es doch gar nicht erwarten, aus den Klamotten rauszukommen, also brauchst du dich jetzt auch nicht beschweren. Und wenn ich mich richtig an die ganzen Dinge erinnere, die nur mir ins Ohr gestöhnt hast, hast du erst recht keinen Grund, dich zu beschweren." Grinsend komme ich langsam auf dich zu und setze mich auf die Kante meines Schreibtisches. Ich starre dich mit offenem Mund an. So viel Dreistigkeit sollte eigentlich auf der Stelle mit einem Blitzschlag bestraft werden. Bedauerlicherweise sitzt du noch genauso unverschämt grinsend auf deinem Schreibtisch wie vorher. Ich kann nicht fassen, dass du dich kein bisschen um meine Schimpftiraden scherst. Im Gegenteil. Ich kann sehen, wie sehr dir das gefällt. Mit einem leichten Kopfschütteln klappe ich den Mund wieder zu. Dich jetzt noch weiter anzuschreien, würde nur bedeuten, dir zu geben, was du willst. Ich habe nicht vor, zu resignieren. Aber weiter krampfhaft zu versuchen, meinen Standpunkt durchzusetzen, würde erst recht bedeuten, als Verliererin aus dieser Auseinandersetzung hervorzugehen. Also zwinge ich mich innerlich zur Ruhe und ringe mir ein Lächeln ab. "Du hast natürlich recht. Allerdings würde ich gemessen daran, dass du dich geziert hast wie ein jungfräuliches Schulmädchen, eher sagen, dass ICH DICH flachgelegt habe. Kein Wunder, dass du dich jetzt in deiner Ehre gekränkt fühlst und zickig bist." Ich unterdrücke den Drang, dir die Zunge herauszustrecken und schlendere zu dem Stuhl, den ich weggetreten habe, um es mir bequem zu machen. Ich verschränke die Arme vor der Brust, setze eine perfekte Kopie deines selbstgefälligen Lächelns auf und warte ab, wie mein Taktikwechsel ankommt. Eigentlich dürfte ich es nicht, aber ich genieße es sehr, dir den Wind aus den Segeln genommen zu haben. Wie du mich absolut sprachlos ansiehst, ist wie die Kirsche auf der Sahne. Allerdings fällt mein Grinsen ein wenig in sich zusammen, als du die Sprache wiedergefunden hast. Ich fixiere dich über den Rand meiner Brille und balle die Hände zu Fäusten. Was fällt dir eigentlich ein? Du kleines, besserwisserisches Miststück! Du hältst dich wohl für was Besseres, was? Aber den Zahn werde ich dir schon noch ziehen und ich werde es genießen! Betont langsam komme ich zu dir und bleibe direkt vor dir stehen. Ich stütze mich an den Armstützen des Stuhles ab und beuge mich zu dir runter. "Pass auf, was du sagst, oder ich werde andere Saiten aufziehen. Du hast keine Ahnung, mit wem du dich hier anlegst. Wenn ich will, kann ich dir dein wohlbehütetes Vorstadtleben und deine kleine Familienidylle zur Hölle machen. Gib mir auch nur einen beschissenen Grund und ich werde dafür sorgen, dass du nie aus diesem korrupten Drecksloch raus kommst." Ich rutsche in meinem Stuhl ein bisschen in mich zusammen, als du dich so bedrohlich über mich beugst. Vorhin habe ich es genossen, unter dir gefangen zu sein, jetzt jagt es mir aus einem ganz anderen Grund einen Schauer über den Rücken. Unfassbar, dass du dich erdreistest, mich derart zu bedrohen. Und mir solche Dinge an den Kopf zu werfen. "Du hast doch keine Ahnung, wovon du redest, Edward." Ich beiße die Zähne zusammen und versuche zu verhindern, dass ich jetzt vor dir in Tränen ausbreche, aber meine Augen brennen. Ich drehe den Kopf zur Seite und starre die Wand an. "Du weißt nichts über mich und mein ach so behütetes Leben." Ich spüre den Ärger in mir hochkochen und diesmal ist es nicht einfach die Empörung über deine Worte, sondern blanke Wut auf meine gesamte Lebenssituation. "Schauen wir doch mal ...", zische ich. Noch immer sehe ich starr in die andere Richtung. "Meine leiblichen Eltern, die ich über alles geliebt habe, sind seit zwei Jahren tot. Meine Adoptiveltern, die zu meiner neuen Familie geworden sind, haben sich gerade scheiden lassen. Die Frau, die meine Mutter ersetzt hat, ist mit meinem kleinen Bruder über alle Berge. Dad - und für mich IST er mein Dad, nicht mehr mein Onkel - führt nach wie vor einen aussichtslosen Kampf gegen besagtes korruptes Drecksloch und vergisst darüber sich und alle Anderen! Und ich bin völlig machtlos und muss mir Alles gefallen lassen. Und dann schaffe ich es einmal, die Dinge in die Hand zu nehmen und vergesse mal den ganzen Scheiß um mich herum und dann kommst du und benimmst dich wie der letzte Arsch!" Mein Kopf fährt nun wieder zu dir herum, sodass wir Nase an Nase sind. "Also erzähl mir Nichts von meinem beschissenen behüteten Leben." Normale Menschen würden sich jetzt vermutlich bei dir entschuldigen. Entschuldigen, weil sie dich zum Weinen gebracht haben. Mich berührt das aber ziemlich wenig. Sollte ich mir deswegen Sorgen machen? Mein Therapeut würde ja sagen. Ich halte es für eine gesunde Distanz. Meine Haltung ändert sich nicht, während du mir deine traurige Lebensgeschichte erzählst. Warum auch? Ganz ehrlich gesagt tangiert es mich peripher mit sekundärer Relevanz, was bei dir zuhause los ist. Ich habe genug eigene Probleme, die mir wichtiger sind, als deine Teenager-Probleme. "Soll ich dir mal was verraten, Miss Gordon?", frage ich gefährlich leise mit einem ironischen Grinsen, während du mich ansiehst. "Du erzählst mir nichts Neues. Das wusste ich schon vorher. Ich kenne die dunkelsten und schmutzigsten Geheimnisse von jedem dieser nichtsnutzigen Trottel, die sich Polizeibeamte nennen. Ich kenne deine Lebensgeschichte, ich weiß von der Affäre von unserem oberkorrekten Captain Gordon. Ich weiß, was Branden für Dreck am Stecken hat. Ich weiß auch, was unser Bürgermeister und Commissioner Loeb hinter verschlossenen Türen treiben." Ich mache eine kurze Pause. "Und erzähl mir ja nichts von einer beschissenen Kindheit, klar?!", blaffe ich dich an. "Du hast doch gar keine Ahnung, was es heißt, eine richtig beschissene Kindheit zu haben! Einen Vater, der dich und deine Mutter im Suff krankenhausreif prügelt und dir bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Gürtel überzieht! Der deine Mutter in den Selbstmord treibt und sich einen Dreck um seinen eigenen Sohn schert! Also erzähle mir nicht, dass du auch nur den Hauch einer Ahnung hast, was es wirklich heißt, aus dem Bodensatz der Gesellschaft zu kommen!" Mir ist mittlerweile vollkommen egal, dass ich dich anschreie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)