Der Feuerkönig von LynethNightmare (Hao Asakura x OC) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- „Kaori sei vernünftig.“, brüllte Yo im Kampfgetümmel und hielt mich eisern fest an seinen Oberkörper gedrückt. Ich zappelte wie wild um mich herum und versuchte mich aus seinen Armen zu stemmen, doch er hatte eine unglaubliche Stärke. „Ich werde dieses Schwein…“, keuchte ich wütend. „Lass mich los!“, fügte ich zischend hinzu. „Ohne Ruka bist du völlig hilflos. Bring dich nicht in Gefahr.“, keuchte auch Yo, dessen Kräfte langsam, aber sicher zu Ende gingen. „Ich werde ihm seinen verquerten Kopf wieder geraderücken.“, fauchte ich und schaffte es endlich aus dem Griff zu entkommen. Als ich gerade zum Sprint ansetzten wollte stellten sich mir Yos Freunde in den Weg. „Beruhige dich erst, du Sturkopf. Mit Wut erreichst du gar nichts.“, meinte Ren schlicht. „Nein, ich kann nicht dabei zusehen.“ Wie konnte er nur drei unschuldige Schamanen, die noch dazu völlig wehrlos waren, einfach umbringen? Das war mein Kampf gewesen. Er hatte nicht das Recht einzugreifen. Durchzugreifen. Sie einfach zu beseitigen. Mein Magen zog sich zusammen, als ich an die Kälte dachte, mit der er es getan hatte. „Wir werden ihn aufhalten, aber zusammen. Bring dich bitte nicht in Gefahr.“, versuchte Yo noch einmal sein Glück. Ich seufzte schwer. Hao war mit Opacho bereits zu unserem Unterschlupf vorgegangen, als mich Yo und seine Freunde vor dem Stadium abgefangen hatten. „Ich halte mich zurück. Ich verspreche es.“, gab ich kleinlaut von mir. Zum Abschied umarme mich Yo noch einmal stumm und zusammen mit seinen Begleitern schritt er die Straße hinab. Bevor die Türe, die nach draußen führte, aufgetan wurde hörte ich bereits ihre Gedanken klar und deutlich. Sie hatte mal wieder vergessen ihre geistige Barriere zu errichten. Ein leichtes Grinsen drang von meinen Lippen, als ich ihre Gedanken las, wie ein offenes Buch. Oftmals erzählten sie mir Geschichten und Dinge, die mich begeisterten. Ich wusste nicht wieso, aber sie hielt mich in ihrem Kopf gefangen. Vorsichtig wurde die Türe aufgetan und sofort fiel mir der fliederlilane Haarschopf ins Auge. Fast könnte man glauben Ayume wäre zurück, doch ihre Haare waren bei Weitem nicht so lange. Ihre blauen Augen noch lange nicht so voller Weisheit und Stolz. Noch blickten sie naiv und neugierig in die Welt. Ihr Wille war noch lange nicht so stark, wie der Ayumes und die Bewegungen erinnerten an ein kleines Mädchen, welches sie auch noch war. Lediglich das Denken und der Charakter waren derselbe. Das waren die beiden Seiten, Ayume und Kaori. Sie brauchte noch viel Training und vor allem aber ihre Erinnerungen, um ihre alte Stärke zurück zu erlangen. Doch heute, bei diesem Kampf, da war sie kurz zurückgekehrt. Ihre anmutige Bewegung, wie die einer Raubkatze, ihre weißen klugen Augen, als Symbol, dass sie mit der Geisterwelt verschmolzen war. Ihre erwachsene kühle Stimme. Ein Frösteln packte Hao alleine bei dem Gedanken, dass diese mächtige Kriegerin in diesem harmlosen Mädchen schlummerte. Eine ernst zu nehmende Bedrohung, doch er war völlig machtlos. Nicht im Stande ihr auch nur ein Haar zu krümmen. Plötzlich schnitten ihre rot unterlaufenen Augen meinen Blick und für einen kurzen Moment hielt mein Denken inne. Ich hatte mich getäuscht, ihre Augen waren ebenfalls noch dieselben. Vielleicht lag es auch an ihren neu gewonnenen Erinnerungen, oder an dem Hass, der im Moment in ihr tobte, dass sie Ayume immer mehr zu gleichen beginnt. Opacho warf mir einen fragenden Blick zu, als ich ihm meine Hand flach auf den Kopf legte. „Wärst du so nett und würdest etwas für das Abendessen einkaufen?“, meinte ich schlicht. Der Junge nickte prompt, packte einige Silberstücke in seine Tasche und rannte eilig aus der Türe hinaus. Wie eine gefangene Raubkatze blickte sie mich an, schritt auf der Stelle auf und ab, begab sich dann jedoch zum Fenstersims und blickte der untergehenden Sonne entgegen. Ihre Gedanken waren wieder verstummt, doch ich wusste, dass sie noch eine unbändige Wut in sich trug. Vielleicht konnte ich diese Wut benutzen, um eine wichtige Erinnerung zu erzeugen. Vorsichtig machte ich einige Schritte auf sie zu, doch sie blickte, auch wenn sie meine Spiegelung im Fenster sah, nicht auf. „Warum hast du diese Schamanen getötet? Sie waren wehrlos, keine Gefahr mehr für dich.“, drang ihre eiskalte Stimme an meine Ohren. Es war, als würde sich die Zimmertemperatur um einige Grad herunter kühlen. Bitterkeit lag in ihrem Gesicht, das sich in einem warmen Orange im Fenster spiegelte. Dieselbe Bitterkeit, die einst Ayume in ihrem Blick hatte. Kurz überdachte ich tatsächlich meine Worte, ehe ich teilnahmslos zurückgab: „Sie haben dich angegriffen, deswegen habe ich gehandelt. Sie haben es nicht verdient die neue Welt zu beschreiten.“ Ihr schönes zartes Gesicht verdunkelte sich, als sie sich in den Raum zurück wandte und ihr Blick den meinen traf. „Wer gibt dir das Recht darüber zu entscheiden?“ Mit diesem Satz schritt sie bedrohlich nahe an mich heran. Ich hielt stand, flüchten vor einer Frau kam absolut nicht in Frage, auch wenn mir ihre Kälte auf der Haut brannte. Da war die Macht in ihr. Die Macht eines Onmyoji. Da sie sich in diesem Leben mehr um ihre Schamanenfähigkeiten gekümmert hatte, so würde sie, falls sie sich restlos erinnerte, nahezu unbesiegbar werden. Schamanin, sowie Medium der höchsten Klasse. Das war genau mein Ziel. „Was ist schon Recht in dieser Welt?“, bemerkte ich kühl. Sie biss sich auf die Unterlippe, zögerte und machte einen kleinen Schritt zurück, ehe sie sich fing, mit der Hand ausholte und ich einen brennenden Schmerz an der Wange fühlte. Kurz warf mich diese Handgreiflichkeit aus der Bahn, ehe ich den zweiten Schlag abfing und ihre Hand fest in meiner hielt. Eine einzelne Träne lief aus ihrem Auge und floss geradewegs ihre weiße Wange hinab, hielt kurz an ihrem Kinn inne und tropfte dann zu Boden. „Du elender Mistkerl.“, hauchte sie, völlig unfähig sich zu beruhigen. Ich schmunzelte über diesen Zug von ihr, auch wenn die Wange immer noch brannte. „Ayume, der Tod dieser Schamanen war essentiell wichtig auf unseren Weg an die Macht. Der erste Schritt in unsere neue Welt.“, reizte ich sie weiter. Mal sehen, ob mein Plan aufgehen würde. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Unsere neue Welt? Ich werde einen Teufel tun und deine Verbrechen unterstützen.“, knurrte sie. Ich zog sie näher an mich heran und nahm ihr Kinn zwischen meine Finger, sodass sie mich ansehen musste. „Du hast keine andere Wahl.“ Ich sah, wie ihre Gedanken kreisten und an meiner Brust fühlte ich, wie ihr Amulett zu vibrieren begann. Ihre Augen nahmen langsam eine hellgraue Farbe an und schon war sie wie in Trance, eine Puppe in meinen Händen. Wieder begann ich ihren Gedanken zu lauschen. Ayumes Erinnerung: Eine friedliche Welt, eine Welt im Einklang mit der Natur. Ein Nehmen und Geben, doch zu welchem Preis? Warum mussten so viele dieser Schamanen für seinen Wahn das Leben lassen. So ehrenvoll sein Ziel schien, so unbarmherziger waren seine Methoden dies zu erreichen. Und inmitten stand er, Blut verschmiert, wie ein Racheengel, der über die Köpfe der Menschen hereingebrochen war. Ein Schauer überkam mich, als seine kalten Augen auf mich trafen. Ich, die noch immer am Rande dieser Szene stand und auf mein Ende wartete. Kraftlos sank ich auf meine Knie, die Hand, in der ich die Perlenkette hielt zitterte, wie Espenlaub. Ich hatte zu viel Kraft verbraucht für diesen Kampf. Die Schwärze umhüllte langsam meinen Kopf und nur noch verschwommen bekam ich mit, wie er auf mich zuschritt, dann fiel ich ins Nichts. Als ich aufwachte waren meine Glieder schwer, wie Blei. Das zeigte mir, dass dies kein Traum gewesen war. Gestern Nacht, waren Schamanen aus anderen Ländern, die sich für das Turnier qualifiziert hatten, hinter mir her. Sie trieben mich durch den Wald bis vor die Klippe, an der dann ein gnadenloser Kampf begann. Ich hatte sie von Anfang an unterschätzt und merkte schnell, dass ich alleine keine Chance gegen diese Übermacht hatte. Warum sie mich beseitigen wollten, war mir nicht klar. Vielleicht lag es daran, dass mein Name mittlerweile sehr bekannt war. Vielleicht war ich eine zu große Gefahr? Ich sah den Hagel an Angriffen auf mich zukommen. Meine Kraft war am Ende, vergebens hatte ich versucht sie aufzuhalten. An ihr Gewissen zu appellieren. Ihre Kraft zu entziehen, ihre Geister zu verjagen. Alles war umsonst. Ruka ging neben mir auf die Knie. Wir konnten nichts mehr ausrichten, nur noch auf den Tod warten. Doch ein Surren erfüllte die Luft, die sofort unter einer gewaltigen Hitzewelle zu flimmern begann. Ein riesenhafter roter Geist landete vor mir auf dem Boden, unter seinen Beinen erzitterte die Welt, so schien es. Ein junger Mann mit langen braunen Haaren stieg von seiner Hand. Ein Austausch von wenigen Sätzen, ein kurzer Schlagaustausch und er stand dort. In Blut getränkt mit einer grausamen Macht um sich herum. Er löste das Oversoul, die mächtigste Schamanenbeschwörung und wandte seinen Blick mir zu. Der Atem stockte mir noch, ehe ich das Bewusstsein komplett verlor. Mein Blick fiel auf seinen Rücken, denn den hatte er mir zugewandt und blickte auf etwas, was er in seiner rechten Hand hielt. Ich richtete mich ein wenig auf und griff mir instinktiv an die Brust. Mein Medaillon! Er hatte mich bemerkt und wandte sich herum. „Du bist erwacht.“, ein feines Grinsen lag auf seinen schmalen Lippen. „Gib mir das Medaillon.“, versuchte ich ruhig zu bleiben. Wenn er begriff, dass dies der einzige Weg war, um meine Mediumsfähigkeiten zu beherrschen, dann würde er es sicherlich zerstören. „Welchen Wert hat es?“, hakte er nach, da er meinen Gesichtsausdruck sah. „Gib es mir!“, forderte ich dieses Mal energischer. „Ich schlage einen Tausch vor.“, begann er und mir wurde schon heiß und kalt zugleich. „Deine Gedanken gegen dieses Amulett.“ Das siegessichere Grinsen stand ihm, wie eine Trophäe ins Gesicht. Ich seufzte und setzte mich neben ihn auf den Rand des Futons. Immerhin hatte er mir, warum auch immer, das Leben gerettet und mit diesem Gedanken öffnete ich meine Barriere. Sein Blick wurde leer, er verirrte sich in den unendlichen Gängen meiner Gedanken. Er folgte ihnen, wie ein Fisch in der Strömung, ließ sich treiben auf den Wogen meines Seins. Eine kurze Zeit fühlte ich mich ihm so nahe, wie nie zuvor. Wir waren keine Feinde, wir waren eins. In diesem Moment, als er mein Innerstes kennen lernte. Ein Traum, der seinem sehr ähnlich war. Der Traum vom Frieden. Einer Welt, die Hand in Hand mit der Natur lebt. Glückliche Gesichter, kein Hass keine Lügen mehr. Reinheit. Ich senkte den Blick unfähig diesen einen Gedanken zu beschreiben. Unfähig überhaupt zu sagen, was nun in mir vorging. Stille, bedrückende Stille lag, wie eine lästige Dunstglocke über unseren Köpfen. Zögernd erhob ich mich vom Futon und stellte mich ihm gegenüber. Mein warnendes Gewissen, Ruka, ignorierend nahm ich ihm mein Amulett aus der Hand und hing es mir wieder um den Hals. Die Kälte auf meiner Haut beruhigte mich. Langsam schloss ich seinen Zugang zu meiner Welt und fing seinen Blick ein. Lange und intensiv forschte er in meinem Gesicht, ehe er schmunzelte. „Wir sind uns ähnlicher, als du denkst, Ayume.“ „Warum hast du mich gerettet?“, schob ich das andere Thema beiseite. „Ich habe dir schon oft gesagt, dass dein Tod völlig sinnlos ist.“ Ich nickte. „Wir könnten zusammen eine perfekte Welt erschaffen.“, fügte er hinzu. „Nein. Dafür unterscheiden wir uns zu sehr. Solange du nicht von deinem Denken abweichst, Unschuldige in den Tod zu reißen, solange bist du für mich kein Herrscher für eine perfekte Welt.“, gab ich zurück. Er hob den Blick und fixierte einen Punkt weit über meinen Kopf. „Dann Onmyoji des Wassers, zeig mir einen besseren Weg.“ Ich dachte lange nach, ehe ich ihm antwortete. „Es gibt keinen Weg.“ Ein heiseres Lachen entkam seiner Kehle, ehe er sich erhob und vor mir zum Stehen kam. „Denkst du, ich hätte in meinem Leben nicht schon einmal den Weg des Verständnisses eingeschlagen? Den Weg der Freundschaft, der Hilfe und des Großmutes? Was blieb? Verspottung. Verachtung. Verstoßung. Der einzige Weg hin zu unserem Ziel ist der Weg des Gerichts, indem jeder, der nicht in diese Welt passt, seinen Untergang findet.“ Ich fühlte seine Verbitterung bis tief in meine Knochen. Ich konnte seinen Hass brennend auf meiner Haut spüren, dann legte er mir seine Hand unter mein Kinn und hob meinen Blick. „Ich wurde von einem Menschen verraten, dem ich mein Leben in die Hand legte und du, großes Medium aus der Familie der Oneko bist auf dem besten Weg, dass dir dasselbe geschieht. Der Rat hat entschieden, dass deine Vorgehensweise unzuverlässig ist. Du bist eine Gefahr, zu gutmütig. Du benutzt deine Kräfte nicht gegen deine Feinde, versuchst zu verhandeln, statt die Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Ayume, der Rat, dem du blind folgst, befiehlt dir Menschen zu töten, die ihnen ein Dorn im Auge sind. Er befiehlt dir so zu werden, wie ich. Er verhandelt noch, wie deine Strafe aussehen wird. Sie haben dich im Auge. Sie wissen was du tust, wo du bist. Verräterin.“, das letzte Wort hauchte er mir entgegen. Geschockt wich ich zurück, stieß jedoch mit dem Rücken gegen eine Wand. Woher wusste er das? Woher wusste er von dem hohen Patcheerat, der mir meine Aufgabe zugewiesen hatte? Er konnte Gedanken lesen. Vor meinen Augen begann mein Weltbild zu zerbrechen. Hatte er recht? War alles, was ich tat genau dasselbe, wie Hao vorging? Hatte ich viele Schamanen, die eine Gefahr für die Welt waren zu Unrecht einem Urteil unterzogen? War ich nur eine Schachfigur der Patchees? Meinen inneren Kampf beobachtend blickte er mir starr in die Augen. „Wenn du die ganze Wahrheit erfahren willst, dann frag Ruka. Deinen lieben Schutzgeist. Sie wird dir alles erklären und wenn du bereit bist, dann folge mir, oder töte mich.“, flüsterte er nur noch, ehe sich seine Lippen auf die Meinen senkten. Sie wich schreckhaft vor mir zurück und hielt sich ihr schlagendes Herz. „Das ist eine Lüge.“, keuchte sie. „Du hast mich damals umgebracht.“, ihre Augen wurden immer heller und selbst aus ihren Haaren wich die Farbe. „Du hast meinen ältesten Bruder und dann mich getötet.“, entkam es ihr, während sie sich verwirrt die Hände an den Kopf legte. Eine unbändige Kälte strömte in den Raum, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „Ich tötete dich, weil das der Plan war. Der Plan damit du erneut wiedergeboren wirst.“, erklärte ich ihr. Ihre Seele war ein einziges Trümmerfeld. In ihrem Kopf stritten die Gedanken und die Erinnerungen um Beachtung. Sie war beinahe vollkommen zurück. Ayume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)