Der Feuerkönig von LynethNightmare (Hao Asakura x OC) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- „Unglaublich, jetzt soll ich doch tatsächlich noch die Babysitterin für diese Rotzgöre spielen.“, murrte ich vor mich hin, als ich über den unebenen Waldboden stolperte. Wie weit konnte sie schon gerannt sein? Vielleicht war sie einfach abgehauen, ich sollte umkehren und Meister Hao sagen, dass sie über alle Berge war. Genervt blieb ich stehen und blickte mich suchend um, als ich die fliederfarbenen Haare zu Gesicht bekam. Da saß sie, wie ein Häufchen Elend zusammengekauert unter einem Baum. Es gab wesentlich Schlimmeres, als von dem mächtigsten Onmyoji gefragt zu werden, ob man den Platz als seine Königin einnehmen will. Ich verstand die ganze Aufregung nicht. Als ich näher kam sah ich, dass sie einen seltsamen Anhänger in der Hand hielt und leise flüsterte. Ich wusste doch, dass sie noch andere Fähigkeiten besaß. Sicherlich war sie gerade dabei Meister Hao mit einem Hinterhalt anzugreifen. Ich musste das verhindern, koste es, was es wollte. „Warum zeigst du mir nicht, was in dir steckt? Wie soll ich ihn aufhalten, wenn all die Geheimnisse vor mir verborgen bleiben?“ Ein seltsames Scharren und Knacken der umliegenden Äste ließ mich aufhorchen. War mir etwa jemand gefolgt? Forschend hob ich meinen Blick und versuchte durch das Dunkel des Dickichts etwas zu erkennen. Eine Weile noch lauschte ich in den stillen Wald, ehe ich mich erhob und den Rückweg antreten wollte. Plötzlich ein hässliches reißendes Geräusch und der Baum, an dem ich gerade noch gesessen hatte fiel mit einem ohrenbetäubenden Knall zu Boden. Vor mit stand ein Schutzgeist, der einem Roboter glich. Er war überwiegend weiß. Wem mochte er nur gehören? Dieses Mal stürzte er direkt auf mich zu und rang mich zu Boden, sodass mir kurz der Atem fehlte. „Stopp. Ich habe mich nur verlaufen. Ich wollte nichts Verbotenes tun.“, versuchte ich mich zu retten, doch der Schutzgeist war nicht aufzuhalten, wieder stürzte er auf mich zu. Nur mit viel Glück konnte ich seiner spitzen rechten Hand ausweichen, die mich andernfalls aufgespießt hätte, wie einen Schweinebraten. Was hatte ich nur getan? Noch wichtiger, was konnte ich tun, um ihn aufzuhalten. Ohne Ruka war ich seiner Macht vollkommen ausgeliefert. Wieder entging ich seinem Schlag nur um wenige Zentimeter, doch dieses Mal packte er meinen Kopf und schleuderte mich gegen einen massiven Baumstamm. Der Aufprall dröhnte in meinen Ohren wieder. Eine schreckliche Übelkeit überkam mich, als ich mich am Boden krümmte. Die Welt begann sich um mich zu drehen, alle Geräusche kamen nur noch gedämpft bei mir an. „Sieh einer an. Der Besuch versucht sich davon zu stehlen, oder war das ein Versuch den Meister hinterrücks in eine Falle zu locken?“, fauchte eine Stimme bitter. Nur verschwommen erkannte ich die Silhouette mit den langen blauen Haaren. „Kanna?“, beim Versuch ihren Namen auszusprechen merkte ich, wie meine Lippen anschwollen und mir das Blut aus der Nase tropfte. Kraftlos sank ich wieder zu Boden. „Ohne deinen Schutzgeist bist du wohl doch nicht so gefährlich und mächtig? Was würde der Meister zu diesem bemitleidenswerten Häufchen Elend wohl sagen?“ Nun beugte sie sich direkt zu mir herab und fing meinen benommenen Blick ein. „Sag mir, welche Abscheulichkeit hast du geplant? Was wolltest du uns antun mit deiner stillen Flüsterei?“, fragte sie süßlich. „Ich… ich fragte mich nur, was das Geheimnis hinter diesem Medaillon ist.“, quälte ich hervor und schaffte es mich auf die Knie zu hieven. Noch immer schwankte die Umgebung und die Bilder verschoben sich ineinander. „Sehe ich so dumm aus, dass du erwartest ich würde dir diesen Schwachsinn abkaufen?“, knurrte sie. „Schon gut.“, lässig strich sie sich ihre Haare hinter das rechte Ohr. „Ashcroft! Zeig ihr, dass sie sich nicht einfach gegen uns wenden kann.“ Der Schutzgeist schritt auf mich zu. Panik überkam mich, was sollte ich nur tun? Ich war verloren. „Kanna? Hör mir zu.“, flehte ich. Doch meine Stimme brach immer wieder ab. Sie musste mir zuhören, ich sage doch die Wahrheit. „Kanna. Bitte.“ Ich spürte einen eisernen Griff an meiner Kehle und schon wurde ich in die Luft gehoben. Keuchend versuchte ich die Luft in meine Lunge zu pressen, doch ich war zu schwach, oder der Griff war zu fest. „Ich habe dir bereits gesagt, solltest du mir im Wege stehen, oder versuchen einem von meinem Team etwas anzuhaben, dann werde ich dich beseitigen, ungezogenes Mädchen.“, drang Kannas Stimme nur noch gedämpft zu mir vor. Plötzlich ließ der Griff nach, ich rauschte zu Boden, wo ich hart aufschlug. Ich japste nach Luft und hielt mir gleichzeitig die brennende Kehle. „Kanna bist du übergeschnappt? Du sollst sie zurückbringen und nicht umbringen.“, entkam es Mathilda, die bereits über mir kniete und meinen Oberkörper hoch stemmte. „Was macht ihr denn hier? Ich sagte doch, ich schaffe das alleine.“, fauchte Kanna wütend. „Das sehen wir. Du kannst sie doch nicht mit deinem Schutzgeist angreifen, sie ist wehrlos.“, maßregelte Marion ihre Freundin, die immer noch, wie vom Donner gerührt auf ihrem Platz stand. „Sie wollte Meister Hao töten. Sie hat etwas geflüstert zu ihrem Amulett.“, verteidigte sich Kanna. „Sie gehört doch jetzt zu uns. Sie hat nichts gemacht. Sie hat nicht einmal einen Schutzgeist. Kanna, sei vernünftig.“, keuchte Mathilda, die mich noch immer in ihren Armen hielt. „Auf wessen Seite steht ihr eigentlich?“, brüllte Kanna und riss sich von Marion los, die ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. „Es gibt zwei Seiten? Wir stehen auf der Seite von Meister Hao. Genauso wie Kaori.“, gab Marion zurück. „Ich… wollte uns nur beschützen.“, redete sich Kanna erneut raus. „Was ist nur los mit dir?“, kam es nun wieder von Mathilda. Die Blauhaarige sank auf ihre Knie, mitten auf den matschigen Waldboden. „Kanna, beruhige dich. Meister Hao hat ihr jede Macht genommen. Sie kann uns nichts tun.“, redete Marion beruhigend auf ihre aufgelöste Freundin ein und nahm sie wieder in den Arm. Währenddessen lehnte mich Mathilda an einen nahe stehenden Baum und reichte mir ein Tuch um das Blut aus dem Gesicht zu wischen. „Geht es dir gut?“, befragte sie mich mit ernsthafter Sorge in der Stimme. Ich nickte nur leicht und hielt mir das Tuch unter die Nase. „Wir müssen sie zurück bringen und Meister Hao alles erklären.“, bemerkte Marion murmelnd. Mathilda nickte betroffen. „Meister Hao.“, meinte Kanna abfällig. „Meister Hao ist schwach geworden. Seit ich mich erinnern kann redet er nur von Emotionen sind für Schwachlinge. Doch aus seinem Mund hört man nichts anderes, als Yo und Kaori. Ich bin stolz auf ihre Fortschritte. Ich bin erstaunt von ihrer Macht. Yo. Kaori.“, setzte sie hinterher. Marion blickte sie verwirrt an. „Du weißt doch, dass der Meister Yo für seinen Weg auf den Thron braucht und du hast selbst gesagt, dass Kaori gefährlich sei.“, bemerkte Mathilda schlicht. „Wann merkt er endlich, dass wir es sind, die ihm den Weg ebnen? Dass wir es sind, die ihm loyal bis zum Ende folgen werden?“, hinterfragte Kanna. „Er ist sich dessen bewusst.“, meinte Mathilda schlicht. Sie blieb ungewohnt sachlich. „Nichts ist er sich bewusst. Er ist fanatisch auf der Suche gewesen nach diesem Mädchen. Er nimmt ihr die Macht und trotz allem ist sie so viel besser als wir.“, widersprach Kanna. „Warum hat er so viel Interesse an dir? Was ist dein Geheimnis, das ihn so gefangen hält?“, richtete sich die Blauhaarige nun direkt an mich. Ich verkrampfte mich augenblicklich. „Kanna.“, setzte ich an, brauchte aber eine kurze Pause, um meine Stimme wieder zu finden. „Ich bin der Feind. Ich bin es, die ihn schon einmal fast getötet hätte und ich würde es wieder tun.“ Nun lagen drei verständnislose Augenpaare auf mir. „Warum bist du ihm dann so wichtig?“, schrie sie mir jetzt beinahe entgegen. „Ich bin seit Jahren in seinen Diensten, führe jede Arbeit aus, die er mir aufträgt, versuche ihn von mir zu überzeugen. Ich bin die Stärkste in dieser Gefolgschaft.“, brach es aus ihr heraus, während auch die ersten Tränen aus ihren Augen flossen. „Ich bin keine Maschine, ich bin ein einfaches Mädchen, das darum kämpft, dass er sie bemerkt. Dann kommst du. Er schenkt dir seine gesamte Aufmerksamkeit. Du erntest seine Worte, seine Beachtung. Ich hasse dich.“ Erst jetzt, da sie mir dies alles an den Kopf warf wurde mir auch klar, warum sie so eine Verachtung gegen mich hegte. Sie war einfach ein verliebtes und zurückgewiesenes Mädchen. Hao sah Emotionen und Gefühle als Schwäche an. Er würde sich niemals darauf einlassen. „Kanna, das reicht jetzt. Du bist nicht mehr ganz bei dir. Ich bringe sie zurück, du nimmst Kaori mit dir.“, wies Marion Mathilda an, die sofort einen Arm um mich legte und mich vorsichtig auf die Beine hievte. Am Waldesrand stand Opacho, der mit seinem Blick in die Ferne starte. „Das wird dem Meister nicht gefallen.“, bemerkte er schlicht und kam auf mich zugelaufen. Mathilda setzte mich vor ihm auf den Boden, während sich der kleine Junge bereits emsig daran machte die Verletzungen, vor allem im Gesicht, zu untersuchen. „Mit etwas Eis sollte es schnell wieder in Ordnung sein.“, gab er von sich, schon packte mich Mathilda wieder an der Hüfte und zog mich wieder auf die Beine. „Bring sie schon einmal zu ihrem Nachtlager, ich komme, sobald ich Meister Hao davon berichtet habe. Kanna senkte schuldig den Kopf, als der Junge schon zwischen den Felsen verschwand. Nun trat die Blauhaarige direkt vor mich. „Kanna.“, meinte Mathilda warnend. „Schon gut. Ich weiß nicht was über mich gekommen ist, Kaori, es tut mir leid. Das soll keine Friedenserklärung sein. Du bist nach wie vor der Feind.“, meinte sie störrisch und schritt an mir vorbei. Ein feines Schmunzeln lag auf meinen Lippen. Vielleicht waren die Menschen hier nicht, wie sie schienen. Zumindest einige von ihnen schienen auch noch andere Gefühle, außer Hunger und Durst zu besitzen. Mit dieser Erkenntnis reicher, ein paar Prellungen und schrecklichen Kopfschmerzen, wurde ich auf mein Nachtlager abgesetzt. „Ich entschuldige mich hier noch einmal für Kanna.“, gab Mathilda von sich, ehe sie aufblickte, den Kopf senkte und schnell verschwand. In meinem Blickfeld erschien Opacho, der eine kleine Schale mit Wasser trug, in der einige Leinentücher eingelegt waren. Ich bedachte den kleinen Jungen mit einem freundlichen Blick, als auch er nach Oben blickte und etwas lächelte. Mein Blick folgte dem seinen und ich erkannte den Grund für Mathildas schnelles Verschwinden. Hao saß wieder auf dem Felsen über meinem Nachtlager. „Ein Ort fernab der Gruppe, hm? Ein guter Platz, um alles zu überblicken.“ Ich runzelte die Stirn, als sein Blick mich traf. „Der perfekte Platz um ein wachsames Auge auf dich zu werfen.“, fügte er kühl hinzu. Ich seufzte schwer und ließ es zu, dass Opacho mein Gesicht mit einer seltsam duftenden Salbe eincremte. Danach legte er die kühlenden Leinen auf meine Stirn und Wangenknochen. „Morgen sollte das Schlimmste wieder abgeklungen sein.“, sagte er leise zu mir. Ich neigte nur den Kopf vor dem kleinen Wunderheiler. Kokett lächelte er mir zu, ehe er seine Sachen packte und in Richtung seines Nachtlagers verschwand. Am nächsten Morgen schreckte ich hoch, als ich eine Bewegung neben mir wahrnahm. Zuerst waren in meinem Blickfeld nur ein paar Beine, doch als ich mich aufsetzte erkannte ich Hao, der neben mir stand. „Es ist Zeit. Wir brechen auf.“, schnitt seine Stimme durch die morgendliche Stille und sofort schossen die ersten aus ihren Nachtlagen hoch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)