Creepypasta Extra 2: Somnia von Sky- (Sally kehrt zurück) ================================================================================ Kapitel 4: Somnia ----------------- Während des Fluges schliefen Sally und Viola tief und fest zusammen und machten einen wirklich rührenden Eindruck. Sie hatten einen kurzfristigen Nachtflug noch erwischen können, was dem lichtscheuen Anthony besonders zugute kam. Dieser hatte sich schon vorher Spezialkleidung aus einem lichtdichten Gewebe anfertigen lassen. Eine sehr gute Schutzkleidung für Menschen mit einer schweren Lichtallergie. Zusätzlich trug er eine Sonnenbrille, um seine Augen zu schützen. Etwas nervös im künstlichen Licht des Fliegers war er schon, aber in weiser Voraussicht hatte er ein paar Beruhigungstabletten eingenommen, um sich zu entspannen. Thomas las in einem Notizbuch, welches Vincent ihm mit auf den Weg gegeben hatte. Dort drin stand alles, was Vincent über die Traumdimension und die Macht des Dream Weavers herausgefunden hatte. Auch, was es mit dem Traumfresser auf sich hatte, der aus einem Alptraum des Dream Weaver geboren wurde, hatte er aufgeschrieben. Die Wartezeit wollte Thomas nutzen, um so viele Informationen wie möglich zu sammeln, damit er auf alles vorbereitet war. Schließlich wurde er kurz abgelenkt, als Sally sich von ihrem Sitz erhob und zu eine der Stewardessen ging. Diese reichte ihr ein Glas Wasser und damit ging Sally wieder zurück zu ihrem Sitz. Der Flug verlief sehr ruhig, es gab nur aufgrund einer kräftigen Windböe kleinere Turbulenzen. Dabei wachte Viola auf und geriet in Panik, doch Sally und Anthony konnten sie beruhigen und schließlich landeten sie endlich am Berliner Flughafen. Viola war völlig aus dem Häuschen, als sie gelandet waren und wäre beinahe verloren gegangen, hätte Thomas sie nicht am Kragen festgehalten. „Wir bleiben schön zusammen und keiner haut einfach so ab.“ „Aber… ach menno…“ „Thomas hat Recht“, sagte Sally schließlich und nahm sie an der Hand. „Berlin ist groß und wenn du verloren gehst, kannst du auch nicht einfach so nach dem Weg fragen. Hier spricht jeder nur Deutsch.“ Am Flughafen drängte sich alles dicht an dicht und Sally musste sich an Anthonys Arm festhalten, damit sie und Viola nicht verloren gingen. Sie machten einen kurzen Stopp in einem Cafe, aßen dort eine Kleinigkeit und danach kümmerte sich Thomas um einen Mietwagen. Anthonys Beruhigungstabletten ließen nach und obwohl er Schutzkleidung trug, fühlte er sich nicht wohl und wurde zunehmend nervöser. Kein Wunder, denn er war solche Menschenmengen einfach nicht gewöhnt und deswegen völlig überfordert mit der Situation. „Von hier aus dauert es sicher noch eine ganze Weile, bis wir Somnia erreichen, oder?“ fragte Sally schließlich und trank einen Schluck Tee, den sie sich bestellt hatte. Anthony nickte. „Mit zwei Stunden Fahrt dürfen wir rechnen. Hast du schon den Standort auf der Karte eingekreist, damit ich weiß, wo wir ungefähr suchen müssen?“ „Na klar, hab ich schon.“ Sally breitete die Karte aus und zeigte Anthony einen roten Kreis, der klar erkennbar war. Der Ort lag tatsächlich vollkommen abgeschieden. Dorthin führten nicht einmal Autobahnen oder Landstraßen, sondern nur kleine Stolperwege, die mit dem Auto nur sehr schwer befahrbar waren. Zwar hatte es vor Ewigkeiten mal ein oder zwei vernünftige Straßen gegeben, aber diese waren im Laufe der Jahre durch Bombenangriffe oder durch Witterungen zerstört worden. Da sich niemand um diese Straßen kümmerte, waren sie von Unkraut, Gras und Moos überwuchert worden und unmöglich zu befahren. „Was mich bei der ganzen Sache stört ist, dass wir problemlos hierher gekommen sind. Das geht mir ein wenig zu einfach.“ „Ich vermute, dass sich Helmstedter sicher ist, dass wir nicht nach Somnia gelangen, oder aber er greift erst dort an, weil er in der Traumdimension wiederum im Vorteil ist. Hier in der realen Welt sind wir wiederum kräftemäßig im Vorteil, weil ich bei weitem mächtiger bin als Helmstedter.“ Das leuchtete Anthony ein und er gab zu, dass das eigentlich am logischsten klang. Und genau das bereitete ihm Sorgen. In der anderen Dimension war er zwar in der Lage, einen gewissen Einfluss auszuüben, allerdings konnte Thomas rein gar nichts ausrichten. Zwar war dieser ebenfalls Konstrukteur, jedoch war er nicht in der Lage, seine Kräfte bei anderen anzuwenden. Und Sally konnte zwar Menschen töten, aber nicht so einfach wieder zurückholen, solange diese Traumwelt bestand. Wenn sein werter Halbbruder so weit gedacht hatte, dann konnte er sich sehr gut vorstellen, dass dieser sich gute Siegesschancen in Somnia ausrechnete. Das Schlimmste aber war vor allem, dass sie durch Viola gebremst wurden. Sie war zwar die Einzige, die einen Zugang zu Somnia öffnen konnte, aber er konnte sie doch schlecht in dieser Einsamkeit alleine zurücklassen. Außerdem bestand ein kleines aber dennoch bestehendes Risiko, dass Helmstedter Viola verschleppen könnte, wenn er dahinter kam, dass sie ein Medium des Dream Weavers war. „Was weißt du alles über den Dream Weaver, Sally?“ „Nun ja, ich weiß, dass es mehr als nur einen gibt. Mit diesen Wesen verhält es sich ähnlich wie bei antiken Religionen: Es gibt eine große Zahl in einer festgelegten Hierarchie und es wird gesagt, dass die Dream Weaver die ersten Wesen mit einem eigenständigen Bewusstsein und einer höheren Intelligenz waren. Es gibt einen uralten Kult, der daran glaubt, dass die Dream Weaver durch uns erst wirklich leben und wir sozusagen ihre Traumavatare sind. Und wenige Auserwählte können sogar die Macht der Dream Weaver einsetzen. Sie sind größtenteils friedlich und nehmen eigentlich niemals am Weltgeschehen teil. Wie viele es gibt, weiß ich nicht, aber wahrscheinlich ist Viola die Einzige, die noch mit einem Dream Weaver verbunden ist.“ „Wow, dann weißt du ja viel mehr als wir.“ „Naja, ich hab das Glück gehabt, dass ich einige Seelen hinüberbegleitet habe, die sich mit dem Kult beschäftigt hatten. Wenn ich schon so viele Tote auf die andere Seite bringe, kann man ja wenigstens ein bisschen mit ihnen plaudern.“ Violas Augen wurden groß, als sie das hörte und sofort fragte sie, wie viele Seelen Sally auf die andere Seite gebracht hatte. Aber Sally konnte keine Zahl nennen und erklärte, dass es so viele seien wie Sand am Meer. „Und wie kannst du mit ihnen reden, wenn Menschen von der ganzen Welt zu dir kommen?“ „Nach dem Tod gibt es so etwas wie individuelle Sprachen und Kulturen nicht mehr. Nach dem Tode werden alle gleich und zu einem weißen Blatt Papier, das neu beschriftet wird. Im Grunde ist der Tod vergleichbar mit der Geburt, nur umgekehrt. Die Menschen verlieren ihre Erinnerungen, ihre Identität und damit alles, was sie im Leben ausgemacht hat. Der Mensch besteht im Grunde aus drei lebenswichtigen Dingen: Einen festen Körper, eine Seele und damit sozusagen die Lebensenergie und einem Geist. Der Geist ist der Verstand, die Erinnerung und das ganze Denken insgesamt. Nach dem Tode des Körpers löst sich die Lebensenergie und kehrt zu ihrem Ursprung zurück, den wir als Jenseits bezeichnen. Wenn sie die Grenze überschritten haben, löse ich also den Geist von der Seele und lösche ihn sozusagen.“ „Tut das weh?“ „Nein, bis jetzt sind alle glücklich über die Grenze gekommen. Aber es ist gefährlich, wenn der Geist weiterexistiert und keine Ruhe findet. Ich bin das beste Beispiel dafür. Nach meinem Tod sollte sich mein Geist von der Seele lösen, aber ich war so voller Groll und Hass gegen die Menschen, dass sowohl meine Seele als auch mein Geist unabhängig voneinander existieren konnten. Meine Seele wurde in mehreren Generationen wiedergeboren, während mein Geist zu Happy Sally wurde. Zum Glück ist es mir dann doch gelungen, meinen Frieden zu finden und wieder zu einem Ganzen zu werden… obwohl immer noch ein Teil von mir in der Zwischenwelt weiterexistiert und den Job als Fährmann macht.“ Viola verstand zwar nicht alles, aber sie war fasziniert von Sallys Erzählungen und was sie alles wusste. Schließlich kam Thomas mit dem Mietwagen zum Cafe und nachdem sie bezahlt hatten, konnte die Reise weitergehen. Aus Rücksicht auf Anthony hatte Thomas extra ein Auto mit getönten Scheiben gemietet, damit nicht ganz so viel Licht hineinfiel. Während der Fahrt erzählte Sally mehr von dem, was sie von ihren „Klienten“ über die Dream Weaver erfahren hatte. „Woher kommen die Dream Weaver eigentlich?“ „Tja, das ist eine gute Frage. Der Kult geht davon aus, dass die Dream Weaver ähnlich wie Gott am Anfang existiert und somit die Träume in die unzähligen Welten gebracht hatten. Mit den Träumen kamen aber auch Alpträume, aus denen schreckliche Monster entstanden sind. Ein solches Beispiel ist der Traumfresser, den ihr getötet habt. Die lebenden Alpträume versuchen, die Dream Weaver zu töten und die reale Welt ins Chaos zu stürzen, während die Dream Weaver ihrerseits sich ausschließlich für die Traumwelten interessieren und eigentlich niemals in das reale Geschehen eingreifen.“ „Und sind alle Dream Weaver gleich stark?“ „Das weiß ich leider nicht. Ich weiß nicht einmal, wie alt diese Wesen eigentlich sind. Aber Tatsache ist, dass man glaubt, die ersten Dream Weaver haben bereits vor dem Universum existiert. Ich glaube, je älter sie sind, desto mächtiger sind sie.“ Das machte Sinn. Problem war jetzt nur, dass es einen menschlichen Dream Weaver gab und nun stellte sich die Frage, was für Auswirkungen das auf die Realität haben konnte. „Wenn unsere Welt fortbestehen konnte, weil sich die Dream Weaver nur um die Träume kümmern, könnte das mit einem Menschen mit solchen Kräften zum Problem werden. Ich will dir nicht zu nahe treten Thomas, aber Noah könnte zu einer Gefahr werden.“ „Das weiß ich selbst“, murmelte der Auftragskiller und sein Blick verdüsterte sich. „Das bereitet auch mir Sorgen. Vielleicht gelingt es uns, das Mittel aufzutreiben, das Hannah geheilt hat. Womöglich kann es auch Noah helfen.“ Viola wirkte ein klein wenig bedrückt und schien etwas Angst zu haben vor dem, was auf sie wartete. Sally nahm sie tröstend in den Arm und versprach ihr, dass sie gut auf sie aufpassen würde. „Keine Angst, es wird schon alles gut werden, da bin ich mir sicher.“ Doch die Fahrt schien kein Ende nehmen zu wollen und alle wurden zunehmend angespannter, je näher sie ihrem Ziel kamen. Schließlich verließen sie die Autobahn und es ging über die Landstraße weiter. Kaum, dass sie diese erreicht hatten, beschlich Viola ein seltsames Gefühl. Sie konnte es nicht genau beschreiben aber ihr war, als würde sie in ihrem Unterbewusstsein so etwas wie eine fremdartige Energie wahrnehmen. So ähnlich, wie als wenn sich in der Nähe ein Kraftwerk befand und man die Spannung quasi auf der Haut fühlen konnte. Aber es spielte sich tief in ihrem Kopf ab und Viola glaubte, in weiter Ferne ein Geräusch wahrzunehmen, das nur sie hören könnte. Und es wurde langsam aber dennoch stärker, je näher sie Somnia kamen. Als sie schließlich die Landstraße verlassen mussten und auf einen kleinen, unebenen Weg einschlugen, hörte Viola es deutlich. Es klang wie ein Schlagen, ja ein rhythmisches hohles Schlagen. „Hört ihr das auch?“ fragte sie und sah abwechselnd zu Anthony, der auf dem Beifahrersitz saß und zu Sally neben ihr. Doch sie beide sahen sie nur verwundert an und fragten „Was meinst du?“ „Na dieses Ticken… das klingt doch wie das Pendel einer Standuhr!“ „Sorry, aber wir hören nichts.“ „Aber ich höre doch ganz deutlich eine Uhr!“ Sally sah interessiert aus und begann gleich zu überlegen. „Vermutlich hängt es damit zusammen, dass wir Somnia näher kommen.“ Viola konzentrierte sich mehr auf dieses Geräusch in ihrem Kopf und glaubte, dass im Hintergrund noch mehr zu hören war. Neben dem dominanten Ticken der Standuhr hörte sie das leise Ticken unzähliger Uhren. Es klang, als wäre sie in einem Uhrenhaus… Seltsam, warum hörte sie diese Geräusche bloß? Tick… tick… tick… Es hörte einfach nicht auf und je näher sie Somnia kamen, desto klarer wurden diese Geräusche. Schließlich, als sie den Trampelpfad hinter sich gelassen hatten und nun aussteigen mussten, klang es wie eine gigantische Halle voller tickender Uhren in Violas Kopf. Sie stiegen aus dem Mietwagen und das Wetter war grau bewölkt und kalt. Anthony hatte seine Kapuze aufgezogen und trug seine Sonnenbrille, um sich vor dem Licht zu schützen, Sally streckte sich gähnend und wirkte ein wenig erschöpft von der Reise. Vor ihnen befand sich rein gar nichts. Weder Häuser noch Bäume. Es war eine vollkommen leere Fläche, die sich über Kilometer erstreckte. Zumindest sahen drei von ihnen nichts, denn Viola konnte etwas erkennen. Ganz transparent und nur sehr schwer erkennbar, aber dennoch sah sie so etwas wie Häuser und Bäume, wie hinter einem dichten Nebel verborgen und nur zu erahnen. „Ich sehe rein gar nichts. Sind wir hier überhaupt richtig?“ fragte Thomas und sah sich die Karte genauer an. „Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“ „Natürlich bin ich mir sicher“, rief Sally und zeigte Thomas die rote Markierung. „Wir sind genau hier und dort liegt auch Somnia. Wir sind richtig!“ „Schön, aber ich sehe hier überhaupt nichts, was wie ein Portal oder ein Eingang aussieht.“ „Ich sehe etwas“, sagte Viola schließlich und ging langsam auf diese geisterhafte Erscheinung zu, die man genauso gut für eine sehr schwache Luftspiegelung oder eine Halluzination halten konnte. Aber sie spürte, dass sie da war. Von dieser Erscheinung ging eine merkwürdige Anziehungskraft aus, die eine Faszination auf Viola auslöste. Wie von unsichtbaren Fäden gezogen ging das kleine Mädchen zu ihr hin. Anthony, Thomas und Sally folgten ihr. „Sally, was hat das zu bedeuten?“ „Viola kann es sehen. Sie kann die Stadt in der anderen Welt sehen und wird sozusagen von ihr angezogen.“ Der Weg führte sie weiter auf das scheinbar leere Feld, bis Viola schließlich stehen blieb und es ganz deutlich erkannte: Sie befanden sich an der Grenze zu Somnia. Vorsichtig streckte sie die Hand danach aus und glaubte so etwas wie einen leichten Sog zu spüren, als ziehe es sie wie einen Magneten hinein. „Ich glaube, wir können da durch“, sagte sie etwas zögernd und hielt Sallys Hand fest. Diese ergriff nun Anthonys Hand, an dem sich wiederum Thomas festhielt. Viola schloss die Augen, atmete tief durch und auf „drei“ gingen sie gemeinsam hindurch. Kaum, dass sie die Grenze überschritten, riss sie eine gewaltige Kraft nach vorne und sie wurden von den Füßen gerissen. Viole fiel zu Boden und ertastete unter sich einen harten und sehr glatten Boden, außerdem war das rhythmische Ticken der Uhren nun auch in ihren Ohren zu hören. „Ich glaub, ich spinne…“ Viola sah auf und konnte ihren Augen nicht trauen. Sie waren in Somnia, so viel wusste sie schon mal, aber die ganze Stadt war völlig verändert. Sie sah aus, als wäre sie ein gigantisches Uhrwerk. Unter den Gehäusen die wohl die Fassaden der Häuser darstellten, drehten sich unzählige Zahnräder von unterschiedlichster Größe. Silberne filigrane Zahnräder und goldene, die so riesig waren wie Mühlensteine. Wirklich alles bestand aus Getrieben und Zahnrädern. Selbst die Bäume und Autos, die Laternen und Böden, ja sogar die Sonne und die Wolken. Als wären sie im Inneren einer gigantischen Spieluhr gelandet. Selbst Sally blieb der Mund offen stehen, denn noch nie in ihrem 212 Jahre langen Leben hatte sie so etwas gesehen. „Unglaublich, das wird mir zuhause niemand glauben.“ Auch Thomas konnte seinen Augen nicht trauen, als sich ihm dieser Anblick bot, der wie aus einem Märchen oder einem Traum entsprungen zu sein schien. Sogar Anthony war sprachlos, denn dies hier war bei weitem unwirklicher und fantastischer zugleich als das Labyrinth des Traumfressers. „Wie um alles in der Welt hat Helmstedter das bloß angestellt?“ „Das sieht mir nicht danach aus, als hätte hier ein Konstrukteur gewütet“, erwiderte Anthony und sah sich das Getriebe eines Apfelbaumes an, der in der Mitte eines Kreisverkehres wuchs. Selbst die Äpfel, die an ihm hingen, besaßen unter dem Gehäuse eine Vielzahl an Zahnrädern. „Hier scheint jemand ein riesiger Fan von Uhrwerken zu sein.“ Wirklich alles in Somnia schien mechanisch zu sein. Die Pflanzen, die Häuser und Straßen, selbst sogar die Tiere. Fasziniert und zugleich beunruhigt sah sich die Gruppe um und hörte in der Ferne das leise Ticken von hunderten oder sogar Millionen von Uhren. Ganz Somnia war zu einem gigantischen Uhrwerk geworden. Viola klammerte sich nun mehr an Sally und wirkte etwas unruhig. „Wo sind wir hier?“ „In Somnia.“ „Das sieht mir aber nicht wie eine richtige Stadt aus. Mir gefällt es hier nicht…“ „Es wird schon gut gehen, wir sind ja bei dir.“ Anthony blieb bei dem Apfelbaum stehen und sah ihn sich genauer an. Er war fasziniert von dieser Konstruktion und von den unglaublich vielen Details. Wer auch immer die ganze Stadt zu einem Uhrwerk gemacht hatte, der hatte ganze Arbeit geleistet. Schließlich aber entdeckte er etwas Interessantes, was er sich genauer ansah. Etwas war in eines der vergoldeten Zahnräder eingraviert worden, eine Art Widmung: Bel. Arc. Das waren wohl die Initialen des „Künstlers“, der diese gewaltige Konstruktion geschaffen hatte. „Anthony, wir wollen weiter!“ Sofort ging er wieder zur Gruppe zurück, doch die Sache mit den Initialen behielt er vorerst für sich. Er wollte die anderen nicht beunruhigen und bislang sah er auch keinen Grund, ihnen von dieser Entdeckung, die vielleicht gar nicht von Bedeutung war, zu erzählen. Ein plötzlicher Ruck ging durch den Boden, der wie ein Erdbeben über sie kam. Sally verlor fast das Gleichgewicht und hielt sich an Thomas fest. Ein weiterer Ruck, dieses Mal um einiges heftiger, ließ die ganze Stadt erzittern und dann brach der Boden direkt unter ihnen auf. Viola rutschte ab und versuchte verzweifelt, sich irgendwo festzuhalten, doch auf dem spiegelglatten Metallboden, der sich immer weiter herabsenkte und zu einer Art tödlichen Rutsche wurde, fand sie keinen Halt. Sally hielt sie am Arm fest, rutschte aber auch durch das Gewicht Violas in die Tiefe und rief um Hilfe. Doch das ganze Gelände wurde zu einer einzigen Fallgrube. Thomas gelang es noch, sich an einen der Bäume festzuhalten und hielt Anthonys Bein fest, der wiederum seinerseits Sallys Hand zu fassen bekam. Unter ihnen tat sich eine gewaltige pechschwarze Leere auf und es sah aus, als würde sie ins Nichts führen. „Was passiert hier?“ „Keine Ahnung, aber offenbar versucht man uns loszuwerden. Bloß nicht loslassen!!“ Aber für Sally in diesem schmächtigen Körper war es nicht einfach, Anthony festzuhalten, wenn sie an der anderen Seite Violas Gewicht am Arm hatte. Aber sie hielt beide fest und biss die Zähne zusammen vor Anstrengung. Aber derjenige, der am meisten zu kämpfen hatte, war Thomas, denn er musste sich festhalten und dabei noch Thomas, Viola und Sally halten, damit sie nicht abstürzten. Doch dann spürte er etwas Glattes und sich Bewegendes an seinem Handrücken, der sich an dem Baum festhielt, welcher jetzt in einem 90° Winkel zum Abgrund stand. Er sah hinauf und entdeckte eine kleine Schlange mit feuerroten Augen, die das einzige Tier war, das nicht aus Zahnradgetrieben bestand. Das Tier schlängelte sich langsam vorwärts, dann öffnete es sein Maul und biss Thomas ins Handgelenk. Der Schmerz war so ungeheuer und die Muskeln hörten für einen kurzen Moment zu arbeiten auf. Er konnte sich nicht mehr festhalten und so stürzten sie in die Tiefe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)